Krisenmanagement FOKUSTHEMA - 40_ Pius-Förderung: Gut für das Klima Nachhaltigkeit
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04|05.2021 Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain A 4836 | Jahrgang 144 FOKUS THEMA Krisenmanagement 40_ Pius-Förderung: 46_ Metropolregion: 62_ Fairer Wettbewerb: Gut für das Klima Nachfrage steigt weiter Gesetz in Kraft Nachhaltigkeit Rechenzentren Anti-Abmahngesetz www.frankfurt-main.ihk.de
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VO RWO R T 3 Liebe Leserinnen und Leser! Die Corona-Pandemie hat uns mitten in einer Phase soliden Wirtschaftens abrupt den Stecker gezogen. Auch wenn der Staat mit immensem Mitteleinsatz versucht, die Auswirkun- gen für die Betriebe so gut es geht abzumildern, und die IHKs alle Kräfte aufbieten, um Betroffenen mit Rat und Tat zur Sei- „ te zu stehen, bleibt es dabei: Die Umsatzausfälle und Schlie- ßungen über viele Monate hinweg hinterlassen tiefe Kratz- spuren in den Kennzahlen. So traurig es ist: Wir müssen uns auf eine Welle an Unternehmensinsolvenzen einstellen, die das Maß normaler Zeiten bei Weitem übersteigt. Die vergangenen Monate hinterlassen tiefe Kratzspuren in den Kennzahlen“ Der Lockdown macht zudem deutlich: Unser Wirtschaftssys- tem ist fragil. Es hängt zuvorderst davon ab, dass Lieferketten funktionieren, Geldströme fließen, Menschen ihrer Beschäfti- gung nachkommen können. Hakt es an der einen oder ande- ren Stelle, kann jede Krisensituation sehr schnell existenzbe- drohend sein. Für eine Pandemie gilt dies allemal. Was jetzt gefragt ist: ein gut ausgeklügelter Notfallplan, der hilft, das Geschäft weiter zu führen. Um sich für die Zu- kunft zu wappnen, muss das Portfolio überprüft, müssen Geschäftsprozesse optimiert oder auch von Grund auf neu gedacht werden. Dennoch muss der Blick auch nach vor- ne gehen, müssen gerade jetzt aus dieser schlimmen Lage die richtigen Lehren gezogen werden. Die aktuellen Engpäs- se überwinden, dann noch bessere Vorsorge treffen, Wider- standsfähigkeit erhöhen, Resilienz stärken: Das sind die Ge- bote der Stunde. Wenn uns Corona eines deutlich aufgezeigt hat, dann dieses. Ich wünsche Ihnen alles Gute! Stefanie Kaulich Vizepräsidentin, IHK Frankfurt IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
4 INH A LT 0 4 | 0 5 . 2 1 40 23 34 04|05_ Fokusthema Krisen management In jeder Unternehmensgeschich- te gibt es für die Verantwortli- chen immer auch Krisen zu meis- tern. Die Corona-Pandemie hat schonungslos offengelegt, dass in vielen Unternehmen deutlicher Nachholbedarf insbesondere bei der Liquiditätssicherung und Digi- talisierung besteht. 38 50 56 IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
INH A LT 0 4 | 0 5 . 2 1 5 INHALT 04|05.21 3_ Vorwort 6_ Kurzmeldungen Fokusthema Krisenmanagement 10_ Corona-Pandemie: Kühler Kopf in der Krise 22_ Interview mit Wirtschaftsphilosoph Anders Indset 26_ Änderungen im Überblick: Corona und das Insolvenzrecht 28_ Science Birds: Nur kurz ausgebremst 30_ Liquidität: Nachhaltige Finanzierung Unternehmensreport 32_ Carl Friederichs: Nachhaltig in die Zukunft 34_ D-Champs: Fit fürs Homeschooling Unternehmenspraxis 38_ Business Energieeffizienz-Netzwerk: „Wertvolle Kontakte“ 40_ Pius-Fördersystem: Gut für das Klima Metropolregion FrankfurtRheinMain 44_ Serie Immobilienstandort: Hofheim 46_ Rechenzentren: Nachfrage steigt weiter 49_ Außenhandel: Stabilitätsanker Binnenmarkt 50_ Digitalisierung: „Ein stetiger Prozess“ IHK intern 54_ IHK Business Club: Ein Ort der Begegnung Aus- und Weiterbildung 56_ Landesbestenehrung: Leidenschaft für Autos 58_ Fachwirt im E-Commerce (IHK): Neuer Fortbildungsberuf Recht und Steuern 60_ Jahressteuergesetz: Umsatzsteuer und Versandhandel 62_ Wettbewerbsrecht: Anti-Abmahngesetz in Kraft Hinweis: In der IHK Frankfurt werden die coronabedingten Kontaktbeschränkungen sowie die Abstands- und Hygieneregeln beachtet, auch bei Fotoshootings. Dennoch kann es sein, dass Sie in dieser Ausgabe vereinzelt Fotos sehen, die vor Inkrafttreten der coronabedingten Abstandsregelungen gemacht wurden. Gleiches gilt für die ver- wendeten Fotos aus Bilddatenbanken. Hierfür bitten wir um Verständnis. IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
6 KUR ZMEL D UN GEN IHK IN T ER N Frankfurt: Kommunalwahl-Check Anlässlich der Kommunalwahlen in Hes- Foto: Jürgen Heine sen hatte die IHK Frankfurt wirtschafts- politische Positionen erarbeitet. Sie bil- den in der neuen Legislaturperiode die Legitimationsbasis der Industrie- und Handelskammer für Positionierungen zu wirtschaftspolitischen Themen, die vor- nehmlich die Kommunalpolitik betreffen. Gemeinsam mit der Handwerkskam- mer Frankfurt-Rhein-Main (HWK) hatte die IHK Frankfurt zudem per Livestre- am zu einem Kommunalwahl-Check zur Frankfurter Kommunalwahl 2021 einge- laden. HWK-Präsidentin Susanne Haus (vordere Reihe, 1. v. r.) und IHK-Präsident Ulrich Caspar (vordere Reihe, 1. v. l.) diskutierten mit den Spitzenkandidaten (hintere Reihe v. l.) Annette Rinn (FDP), Michael Müller (Die Linke), Martina Feldmayer (Bündnis 90 / Die Grünen), Patrick Schenk (AfD), Dr. Nils Kössler (CDU) und Mike Josef (SPD). UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G S TA ND O R T P O L I T IK Frankfurter Gründerpreis: Gestaltungsrichtlinie für jetzt bewerben Frankfurter Altstadt Foto: Picture Alliance / Zoonar / Firn Die Wirtschaftsförderung Frankfurt ruft zur Bewerbung für den Frankfurter Gründerpreis 2021 auf. Start-ups und Grün- der:innen unterschiedlichster Branchen, die 2020 im Frankfur- ter Stadtgebiet gegründet oder mit ihrem Kundengeschäft begonnen haben, können sich noch bis 15. April bewerben. Zu gewinnen sind Preisgelder in Höhe von insgesamt 30 000 Euro. www.frankfurt-business.net Frank furter Gründerpreis AUS B IL D UN G Nachteilsausgleich für Menschen mit Behinderung Die Gestaltungsrichtlinie für die Frankfur- ter Altstadt wurde von der Stadtverordne- tenversammlung beschlossen und ist am Menschen mit Behinderungen haben laut § 64 Berufsbil 1. März in Kraft getreten. Ziel der Richt- dungsgesetz ein Recht auf Nachteilsausgleich in Ausbildung linie ist es, das Stadtbild im besonders und Prüfung. Ein Handbuch des Bundesinstituts für Berufs schützenswerten Bereich der Frankfurter Altstadt ge- bildung (BIBB) bietet eine Fülle von Informationen zu Behinde- stalterisch zu ordnen. Sie regelt beispielsweise Lage, rungsarten und geeigneten Formen des Nachteilsausgleichs. Größe und Gestaltung von Außengastronomieflächen, Fallbeispiele zeigen konkrete Lösungsmöglichkeiten und hel- Warenauslagen und Werbeaufstellern sowie die Stra- fen so bei der praktischen Umsetzung des gesetzlichen Ge- ßenraumgestaltung. bots. www.bbib.de IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
KUR ZMEL D UN GEN Architektonisches Meisterwerk IMMOBILIE DES MONATS RHEINGAU-TAUNUS-KREIS R ECH T OBJEKT ID: 1543 PREIS: 2.490.000 EURO Besonderer Sachverstand gefragt Bundesweit gibt es knapp 8 000 öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige in mehr als 280 Sachgebie- ten. Von der IHK Frankfurt sind derzeit beinahe 120 Sach- verständige öffentlich bestellt und vereidigt. Die öffentli- che Bestellung und Vereidigung ist das öffentlich-rechtli- che Qualitätssiegel für Sachverständige, die Ansehen und großes Vertrauen bei Justiz, Verwaltung und Wirt- schaft genießen. Sie werden im bundesweiten Sachver- ständigenverzeichnis www.svv.ihk.de geführt. Wer in seinem Fachgebiet über herausragende Kenntnisse und ca. 925 m2 ca. 412 m2 7 5 4 7 praktische Erfahrungen verfügt oder bereits Gutachten Bedarfsausweis, 28,09 kWh/(m2 · a), A+, Gas/ Brennstoffzellentechnik, Bj. 2019 erstellt, sollte eine öffentliche Bestellung durch die IHK durchaus in Erwägung ziehen. Weitere Infos: Robertina Haben wir Ihr Interesse für diese Dimitrieska, Telefon 0 69 / 21 97-13 16, E-Mail r.dimitries einzigartige Immobilie geweckt? ka@frankfurt-main.ihk.de, www.frankfurt-main.ihk.de Sachverständiger werden Dann rufen Sie einfach Jennifer Peters in unserem Frankfurter Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine Email an jennifer.peters@ppsir.de. KULT UR Ikonenmuseum neu eröffnet Sie möchten Ihre Immobilie zeitnah verkaufen und u.a. hier bewerben? Nach über einjähriger Foto: lumenphoto.de Umbau- und Renovie- Dann rufen Sie einfach Olivier Peters in unserem Frankfurter rungsphase ist das Iko- Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine Email an olivier.peters@ppsir.de. nenmuseum in Frank- furt mit neuer Ausstel- lungsarchitektur und inhaltlicher Neukonzep- Wir freuen uns auf Sie! tion wiedereröffnet wor- den. „Zum ersten Mal seit seiner Eröffnung vor 30 Jahren hat das Iko- nenmuseum eine derart MEHRFACH AUSGEZEICHNETER SERVICE umfangreiche Moder- Vorverkündigung am Brunnen (Russland, 19. Jahrhundert). nisierung erfahren. Mit seinem neuen Präsen- CAPITAL tations- und Raumkonzept bereichert es nicht nur die Frank- FOCUS furter Museumslandschaft, sondern unterstützt auch die Ver- ständigung in unserer multikulturellen Stadt“, so Kulturdezer- DIE WELT nentin Dr. Ina Hartwig. Unter der Direktion von Prof. Matthias Wagner K und der kuratorischen Leitung von Konstanze Run- SOTHEBY'S INTERNATIONAL REALTY ge rückt das Museum das Verhältnis zwischen Menschen und Ikonen in das Zentrum seiner komplett erneuerten Aus- stellung. www.museumangewandtekunst.de Danziger Straße 50 a Arndtstraße 24 Louisenstraße 84 65191 Wiesbaden 60325 Frankfurt 61348 Bad Homburg 0611 - 89 05 92 10 069 - 23 80 79 30 06172 - 94 49 153 peters-sothebysrealty.com
8 KUR ZMEL D UN GEN TO UR I S MUS IMPR E S S UM Mitteilung der Industrie- und Handelskammer Parkporträts: ins Grüne Frankfurt am Main Im vergangenen Jahr war der von der Foto: Stadt Bad Soden Unternehmermagazin für die Region KulturRegion FrankfurtRheinMain ver- FrankfurtRheinMain öffentlichte Garten- und Parkführer Herausgeber „Parkporträts: Ins Grüne“ stark nach- Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main Börsenplatz 4 gefragt. Viele Outdoor-Begeisterte 60313 Frankfurt am Main nutzten ihn als Orientierungshilfe, um Telefon 0 69 / 21 97- 0 Fax 0 69 / 21 97-14 24 die Parks, Gärten, grünen Oasen und Internet www.frankfurt-main.ihk.de auch noch viele unentdeckte Orte in Verantwortlich für den Inhalt der Metropolregion zu erkunden. Die Reinhard Fröhlich, Geschäftsführer, Unternehmenskommunikation, kostenfreie Broschüre liegt nun im Sodina-Tempel im Bad Sodener Quellenpark. IHK Frankfurt Nachdruck vor und präsentiert knapp Chefredakteurin 120 Parkanlagen und Gartenschätze in der RheinMain-Region. www.krfrm.de Petra Menke Telefon 0 69 / 21 97-12 03 E-Mail wirtschaftsforum@frankfurt-main.ihk.de Nachdruck, auch auszugsweise, und elektronische Vervielfältigung von Artikeln und Fotos nur nach Rücksprache und mit Quellenangabe. Nachdruck ME T R O P O L R EGI O N von Namensbeiträgen nur mit der Genehmigung des Verfassers. Belegexemplar erbeten. Die mit Namen des Verfassers gekennzeichneten Hessen-à-la-carte-Auszeichnungen Artikel geben die Meinung des Autors, aber nicht unbedingt die Meinung der Industrie- und Handels- Der Landgasthof Saalburg (Bad Homburg), die Löwenherz-Gastrono- kammer Frankfurt am Main wieder. mie (Wehrheim), der Landgasthof Ziegelhütte (Weilrod), das Land- Titelbild: Getty Images / Klaus Vedfelt Verlag gasthaus Kastanienhof (Eppstein) sowie das Gasthaus Zum Hauben- Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG tal (Idstein) und damit fünf Restaurants aus dem Verbandsgebiet des Sontraer Straße 6 60386 Frankfurt am Main Taunus Touristik Services sind kürzlich mit dem Hessen-à-la-carte-Zertifikat aus- Geschäftsführung Ralf Zarbock gezeichnet worden, das für hervorragende regionale Küche steht. Für die Gas- www.zarbock.de/wifo tronomiebranche, die durch die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Anzeigenleitung Ralf Zarbock Folgen stark beroffen ist, eine gute Nachricht in schwierigen Zeiten. Telefon 0 69 / 42 09 03-75 E-Mail verlag@zarbock.de Grafik Druck- und Verlagshaus Zarbock Anzeigenpreisliste S TA ND O R T P O L I T IK Nr. 122 vom 1. November 2020 Druck Societätsdruck, Frankfurt Außengastronomie: Sonderregelung verlängert Die Stadt Frankfurt verlängert Picture Alliance / Chromorange / Karl-Heinz Spremberg Das Magazin wird auf umweltfreundlichem FSC®-zertifizierten Papier gedruckt. die großzügigeren Regelungen für bereits bestehende Außen- Der Bezug des IHK-Magazins erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen Beitragsp flicht als Mitglied der gastronomie bis 31. Dezember. IHK. Das IHK W irtschaftsForum ist für Mitglieds- Alle Gastronomiebetriebe, die unternehmen der IHK Frankfurt am Main kostenlos. Nichtmitglieder können das U nternehmermagazin im Besitz einer gültigen Son- für FrankfurtRheinMain abonnieren. Das Jahres- dernutzungserlaubnis sind, dür- abo kostet für Nichtmitglieder 30 Euro. Das IHK W irtschaftsForum erscheint sechsmal pro Jahr. fen weiterhin die öffentlichen Ausgabedatum Verkehrsflächen nutzen, sofern 1. April 2021 straßenrechtliche Belange nicht Vollbeilagen berührt wurden. Wer im Besitz einer Sondernutzungserlaubnis für eine Außengas- Lendico Deutschland GmbH, Berlin Wortmann AG, Hüllhorst tronomie ist, kann diese mit der jetzigen Regelung ohne Antrag erweitern. Weitere Infos und Merkblatt: www.ase-frankfurt.de IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
KUR ZMEL D UN GEN 9 AUS B IL D UN G Land fördert Azubis im Gastgewerbe Auszubildende im Gastgewerbe können in diesem Frühjahr Foto: Picture Alliance / Keystone / Ennio Leanza kostenlose Vorbereitungskurse auf ihre IHK-Abschlussprü- fung besuchen. Vermittelt werden insbesondere praktische Kenntnisse, da dieser Teil der Ausbildung wegen der Corona- Pandemie nicht im üblichen Umfang stattfinden konnte. „Die Landesregierung wendet mit 930 000 Euro erhebliche Mittel auf, um die Qualität der Berufsausbildung auch unter den Be- dingungen der Pandemie aufrechtzuerhalten“, sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Das Angebot richtet sich vor allem an Auszubildende in den Berufen Koch, Hotelfach- leute, Restaurantfachleute und Fachkräfte im Gastgewerbe. Infos und Anmeldung: www.dehoga-hessen.de B R A N CHEN R ECH T Einzelhandelskampagne: anfassbar gut Neuer Aushang Jugend schutzgesetz Mit der Gemeinschaftsinitiative „Anfassbar gut.“ möchten der Handelsverband Deutschland (HDE) und Signal Iduna Aufgrund einer Ergänzung im Jugendschutzgesetz einen Beitrag dazu leisten, die Lust auf einen Einkauf in der musste die Aushangvorlage „Auszug Jugendschutzge- Innenstadt zu erhöhen und den stationären Handel zu unter- setz“ geändert werden. In § 11 wurden die Vorgaben zu stützen. Gestartet ist dazu eine bundesweite Kampagne unter Werbung für Tabakwaren und alkoholische Getränke im dem Motto: „Nicht nur klicken, auch anfassen – erlebe deine Rahmen von Filmveranstaltungen präzisiert. Nach dem Stadt.“ Die Kampagne stellt die Vorzüge des lokalen Einzel- Jugendschutzgesetz ist das Gastgewerbe verpflichtet, handels und das Einkaufserlebnis als sinnliche Erfahrung – am Auszüge aus dem Jugendschutzgesetz in einem deut- Parfüm riechen, den Pullover anfassen – in den Fokus. Händ- lich sichtbaren und gut lesbaren Aushang bekannt zu ler, die sich beteiligen möchten, können kostenfreie Materia- machen. Download unter www.frankfurt-main.ihk.de lien wie Plakate oder Social-Media-Posts im Downloadportal Jugendschutzgesetz abrufen. www.anfassbargut.com/nichtnurklicken Liebe Mitglieder der IHK Frankfurt, nach und nach werden wir immer mehr Services und Informationen für unsere Mitglieder vom Post- auf den E-Mail-Versand umstellen. Daher benötigen wir Ihre aktuelle E-Mail-Adresse. Sie erhalten von uns dann zukünftig Informationen zu wichtigen Gesetzesänderungen oder Umfragen zu Wirtschaftsthemen per E-Mail. So können wir Ihre Meinung als Unternehmerin oder Unternehmer schnell und unkompliziert einholen und in unsere Positionen gegenüber Politik und Verwaltung einfließen lassen. Möchten Sie gerne darüber hinaus Veranstaltungseinladungen der IHK Frankfurt am Main per E-Mail erhalten? Dann teilen Sie uns Ihr Einverständnis in unserem neuen Onlineformular „Einwilligung“ mit! Link zum Onlineformular: www.frankfurt-main.ihk.de/einwilligung Alternativ können Sie das Onlineformular über den QR-Code öffnen. Industrie- und Handelskammer Ihre IHK Frankfurt am Main Frankfurt am Main IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
10 FO KUS T HEM A Fotos: Gettyimages / sorbetto Fokusthema Krisenmanagement IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
K risenmanagement 11 CO R O N A-PA ND EMIE Kühler Kopf in der Krise Viele Unternehmen befinden sich seit einem Jahr im Krisenmodus: Die Corona- Pandemie legte schonungslos offen, dass bei Themen wie Liquiditätssicherung, Digitalisierung und Personal nicht selten deutlicher Nachholbedarf besteht. Einmal im Monat begibt sich Michael Pachmajer auf eine spannende Spurensuche. „ In seinem kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie gestarteten Podcast „Der Moment der Wahrheit“ spricht der Unternehmer ausführlich mit Vertreter:innen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Von ihnen will er wissen, was genau deren Be- reitschaft ausgelöst hat, einen Veränderungsprozess in Gang zu setzen. Für Unter- Es gibt nicht genügend Heroes“ nehmer:innen bedeutet das: „Mit welchen Geschäftsmodellen sind wir im digitalen Zeitalter genauso erfolgreich wie in der Vergangenheit? Auf diese Frage müssen alle Unternehmen schnell eine Antwort finden“, glaubt der Gründer und Geschäfts- führer von D.Quarks, Frankfurt, der seit Anfang 2020 eine Plattform für die unter- nehmerische und gesellschaftliche digitale Transformation betreibt und Kunden vom Kleinstunternehmen über Konzerne bis zur öffentlichen Hand berät. Digitale Transformation ist Chefsache Gesprochen hat Pachmajer auch mit Michael Rüffer, Geschäftsführer Technik und Betrieb der Verkehrsgesellschaft Frankfurt. Mit zahlreichen innovativen digita- len Mobilitätslösungen beweist das Verkehrsunternehmen, wie wichtig Verände- „Digitale Transformation ist kein Tech Change, sondern ein People Change. Und die Verantwortung dafür ist Chefsache.“ Michael Pachmajer, Gründer und Geschäftsführer, D.Quarks IHK O NL INE Ausführliche und aktuelle Infos zum Thema Krisen- rungsbereitschaft ist, um erfolgreich die Mobilitätswende zu schaffen. Für Pach- management finden Sie majer geht es aber nicht nur darum, neue Technologien einzuführen und Prozes- auf der Homepage der se zu automatisieren, sondern, was für ihn wesentlich wichtiger ist, die Kultur im IHK Frankfurt unter: Unternehmen zu verändern. „Das wird sehr oft unterschätzt. Digitale Transforma- tion ist kein Tech Change, sondern ein People Change. Und die Verantwortung da- www.frankfurt-main.ihk.de/ für ist Chefsache.“ Mit der digitalen Transformation besetzt D.Quarks eines der unternehmenskrisen IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
12 FO KUS T HEM A Corona-Checkliste Die Corona-Checkliste der hessischen Industrie- und Handelskammern unterstützt beim Umgang mit den aktuellen Herausforderungen in Unternehmen und gibt wichtige Hinweise auf Maßnahmen im Betrieb sowie finanzielle Fördermöglichkeiten. www.hihk.de Corona- Checkliste verlängerte Hilfs- und Stützungsmaß- nahmen für die Wirtschaft beschlossen. Darüber hinaus wurde vorübergehend die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt für pandemiebedingt überschuldete Fir- men, deren Vermögen also nicht mehr ausreicht, um alle bestehenden Verbind- lichkeiten zu decken, sowie für eben- falls pandemiebedingt zahlungsunfähige Unternehmen (befristet bis 30. Septem- Topthemen der aktuellen Krise. Und aufrechterhalten, indem sie die Mit- ber 2020), die mehr als zehn Prozent doch ist sie nur eine von zahlreichen He- arbeiter motivieren und binden. Wäh- ihrer fälligen Verbindlichkeiten in abseh- rausforderungen, die die Führungskräfte rend die Umsätze sinken oder sogar barer Zeit (in der Regel binnen drei Wo- zeitgleich managen müssen. wegbrechen, gilt es, die Liquidität zu chen) nicht begleichen können. Immer sichern und Geschäftsmodelle anzupas- noch sind überschuldete Unternehmen Geschäftsmodelle anpassen sen. Gleichzeitig sind offene oder frei bis Ende April 2021 von der Antrags- gewordene Stellen zu besetzen. Last, pflicht befreit, vorausgesetzt, dass ihre Millionen Mitarbeiter wechselten von but not least, verlangen ständig neue Krise pandemiebedingt ist und sie mit jetzt auf gleich ins Homeoffice. Die Regeln zu Lockdowns von light über Coronahilfen rechnen können. Chefs müssen seitdem auch auf Dis- hart bis sehr hart oder Vorschriften zum tanz führen, dabei die Produktivität Arbeitsschutz höchste Flexibilität. Vermeintliche Sicherheit Noch herrscht in Deutschland die Ruhe Für Matthias Beck, Geschäftsführer IHK-Services vor dem Sturm. Trotz des massiven der BeckConsult Steuerberatungsge- Konjunktureinbruchs sind die Insolven- sellschaft, Kelkheim, und Senior Advi- • Publikationen, Broschüren und zen im vergangenen Jahr laut Creditre- sor bei der Wirtschaftsprüfungs- und Checklisten • Finanzierungs- und Fördersprechtage (gemeinsam mit der WIBank) „Durch die Finanzhilfen und Insolvenzregeln sind viele Zombie- • Sprechtage Unternehmensnachfolge Firmen am Markt geblieben, die eigentlich gar nicht mehr über- • Team Unternehmensförderung: lebensfähig sind. Ich rechne mit einer großen Pleitewelle.“ Telefon 0 69 / 21 97-20 10, E-Mail Matthias Beck, Geschäftsführer, BeckConsult Steuerberatungs- gesellschaft unternehmensfoerderung@frank- furt-main.ihk.de Weitere Infos unter www.frank form um 13,4 Prozent auf 16 300 Fälle Steuerberatungsgesellschaft Falk, furt-main.ihk.de/unterneh gesunken. Um die Pandemie abzufe- Frankfurt, steht fest: „Durch die Finanz- mensfoerderung dern, hatte die Bundesregierung zahl- hilfen und Insolvenzregeln sind viele reiche mehrfach bis ins laufende Jahr sogenannte Zombie-Firmen am Markt IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
K risenmanagement 13 PRAXISTIPPS geblieben, die eigentlich gar nicht mehr überlebensfähig sind. In diesem Jahr rechne ich deshalb mit einer großen Pleitewelle.“ Die Aufhebung der Insol- So können Sie Ihre Finanzierung auf eine breitere Basis stellen: venzantragspflicht ist aus Sicht des Re- • Bei Darlehensaufnahmen darauf achten, dass zu viele Fälligkeiten zu einem Zeitpunkt strukturierungsexperten vom Gesetz- vermieden werden. geber zwar gut gemeint gewesen, habe aber manche Unternehmer:innen in ver- • Separaten Aval-Kreditrahmen einräumen; der Kontokorrentkreditrahmen bleibt dadurch frei. meintlicher Sicherheit gewogen, in der • Kreditlinien entlasten, indem Avalkredite auf Kreditversicherer ausgelagert werden oder Annahme, die Insolvenzantragspflichten Leasing genutzt wird. seien bedingungslos ausgesetzt. Nicht • Wo immer möglich, öffentliche Förderkredite mit Haftungsfreistellungen und / oder tilgungs- zuletzt deshalb, weil infolge der häufi- freien Zeiten einsetzen. gen Änderungen von Fristen und Vor- • Factoring (Forderungsverkauf) als Finanzierungsalternative prüfen. aussetzungen nicht jedem Unternehmer klar sei, was auf seinen Betrieb zutreffe. Liquidität sichern die dritte Phase der Finanzhilfen ein Ex- Branchen, die schon vor der Pande- perten-Desk angekündigt wurde, der mie mit ihren Geschäftsmodellen unter „Und auch in dieser Zeit gilt es, die sich schriftlich äußert. „Wir behelfen Druck geraten waren, wie der statio- Liquidität durch geeignete Maßnah- uns, indem wir Aktenvermerke den An- näre Einzelhandel, der nicht gleich- men bestmöglich zu sichern, gegebe- trägen beifügen, in denen wir unsere zeitig E-Commerce betreibt, oder auf nenfalls mit den staatlichen Hilfspake- Rechtsauffassung gegenüber Bewilli- Verbrennertechnologie ausgerichtete ten.“ Doch da steckt der Teufel oftmals gungsstellen offenlegen.“ Automobilzulieferer, aber auch die Tou- im Detail. „Einerseits soll es natürlich ristik, die zu den größten Krisenverlie- schnell gehen, andererseits macht man Großer Restrukturierungsbedarf rern gehört. „Seit Jahresbeginn bie- sich schnell strafbar, wenn die Anträge tet zudem das Stabilisierungs- und Re- falsch ausgefüllt werden.“ Der Haken: Der Wirtschaftsprüfer sieht großen strukturierungsgesetz (Starug) mit sei- Zweifelsfragen, insbesondere zu ver- Restrukturierungsbedarf vor allem in nen erweiterten finanzwirtschaftlichen bundenen Unternehmen, würden von der Hotline des Bundeswirtschaftsmi- nisteriums nicht verbindlich beantwor- tet. Als positiv bewertet Beck, dass für Notfallhandbuch für Unter- nehmen Was, wenn der Chef oder die Chefin plötz- lich ausfällt? Um den Betrieb vor unnötigem Schaden zu bewahren, sollte es für diesen Fall im Unternehmen einen Not- fallkoffer geben, der mit Vollmachten, Vertretungsplan und wichtigsten Doku- menten gefüllt ist. Die hessischen IHKs haben ein Notfall-Handbuch erstellt, das aufzeigt, was in den Notfallkoffer gehört. Es ist Anregung, Orientierung und Werkzeug zugleich, damit im Falle eines Falles Vertrauenspersonen hand- lungsfähig bleiben. IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
14 FO KUS T HEM A lieferer für die Automobilindustrie eben- Krisen und Insolvenzen vermeiden so wie Kunststoffproduzenten, die von explodierenden Rohstoffpreisen getrof- Die Beratungspraxis zeigt, dass in kleinen Unternehmen Risiken oder Bedrohungen häufig fen wurden. „Dieser Kreis ist viel grö- spät bemerkt werden oder gar unentdeckt bleiben. Höchste Not herrscht dann, wenn aus ßer, als man denkt.“ Und für alle gilt: einem theoretischen Risiko ein wirklicher Schadens- oder Notfall wird, der den Fortbestand „Cash is King, man darf nicht illiquide des Unternehmens gefährdet. Der Leitfaden „Probleme erkennen“ soll Unternehmen eine werden.“ In guten Zeiten wisse jeder Hilfestellung geben, damit aus Problemen keine Krisen werden, die dann zur Insolvenz Unternehmer beim Blick auf sein Konto führen. www.frankfurt-main.ihk.de/publikationen Leitfaden aus dem Bauch heraus, ob die Liquidität stimmt. „Aktuell ist das definitiv nicht der richtige Weg.“ Sanierungsinstrumenten die Chance, zierung, Bad Kreuznach, kommt es ohne Insolvenzverfahren in die Restruk- während der Krise vor allem auf Offen- Außenstände einfordern turierung zu gehen“, ergänzt Beck. heit, Kommunikation und Transparenz 75 Prozent der betroffenen Gläubiger an. Wie die Unternehmen ihre Liquidi- „Eine möglichst aktuelle und detaillier- müssten zustimmen, Akkordstörer kön- tät sichern können, das ist sein Thema. te Liquiditätsplanung mit allen Verpflich- nen überstimmt werden. Mit dem Ge- „Engpässe treffen ja nicht nur Firmen, tungen, seien es zu erwartende Steuer- setz sollen die Nachteile einer Insolvenz die direkt etwa vom Lockdown betrof- nachzahlungen aus den guten Jahren vermieden werden, etwa ein drohender fen sind“, sagt er. Zu seinen Mandanten 2018 und 2019 oder fällige Tilgungen, Reputationsverlust durch Forderungs- zählen Dienstleister, die zum Beispiel ist unerlässlich“, warnt der Berater. Mit ausfälle bei Lieferanten, hohe Kosten für die Kulturbranche arbeiten, oder Zu- seinen Mandanten geht der Finanzie- oder auch Einschränkungen bei der Ent- scheidungsfreiheit der Geschäftsfüh- rung. „Wer nicht schreit, kriegt auch nichts.“ „Cash is King“ Rainer Langen, Inhaber, Rainer Langen und Partner Mittelstandsfinanzierung Für Rainer Langen, Inhaber der R ainer Langen und Partner Mittelstandsfinan rungsexperte alle Maßnahmen durch, die in der Krise helfen können. Sein Rat: „Wer nicht schreit, kriegt auch nichts.“ Langen ist immer wieder erstaunt, wie hoch die Außenstände bei vielen klei- nen und mittelständischen Unterneh- men (KMU) sind. Das Geld komme schon, man wolle seine Kunden ja auch nicht vergraulen, das hört er immer wie- der. Er rät zu Anrufen in der Buchhal- tung, zur Verkürzung von Zahlungszie- len, zum Einholen von Bonitätsauskünf- ten und als äußerstes Mittel auch zur Vereinbarung einer Ratenzahlung. „So bekommt man zumindest etwas.“ Gleichzeitig empfiehlt er, bei Bedarf mit allen Gläubigern wie Banken, Vermie- tern, Finanzamt, Lieferanten über eine Stundung von Zahlungen zu sprechen, falls nötig. „Reden ist Silber, Schwei- gen ist Gold“, diese Weisheit hat für ihn in der Krise keinen Bestand. Langen IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
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16 FO KUS T HEM A Beratungsförderungen zur Unternehmenssicherung Das Beratungsförder- programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ ermög licht die Bezuschussung eines Berater- einsatzes. Mit dem Modul „Unter- nehmen in Schwierigkeiten“ ist ein Zuschuss in Höhe von 90 Prozent des Beraterhonorars möglich. Zuständig für die Umsetzung des Programms ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr- kontrolle (Bafa). macht viel mehr die Erfahrung, dass 90 Prozent der Beteiligten gesprächsbe- reit sind. Da macht sich dann auch eine aktuelle transparente Liquiditätsplanung bezahlt. „Wer eine Stundung gewähren existierende Strukturen aufsetzen, um eine Bilanzsumme von mehr als zehn soll, will vernünftige Zahlen sehen und schnell handeln zu können“, sagt der Millionen Euro auswiesen und zwi- nicht den Eindruck bekommen, dass Jurist. Mit insgesamt rund einer Milliar- schen mehr als zehn und maximal 50 sein Gegenüber schon vor Corona fast de Euro unterstützte das Förderinstitut Millionen Euro umsetzten oder zwi- pleite war“, sagt der Unternehmer. im Auftrag des Landes hessische Unter- schen 50 und 249 Mitarbeitende be- nehmen sowie Gesundheitseinrichtun- schäftigten. Während Unternehmer:in- Digitale Kreditvergabe gen seit Beginn der Corona-Pandemie nen bei den Finanzhilfen des Bundes im März 2020 in Form von Treuhand- wie November- und Dezemberhilfe Gute Erfahrungen macht Langen aktuell Darlehen, Krediten, Zuschüssen, Bürg- oder Überbrückungshilfen über zu viel mit der digitalen Kreditvergabe. Die Kre- schaften und Beteiligungen. Bürokratie, komplizierte Einzelfallrege- ditnehmer müssten bei den Onlinean- bietern zwar oft höhere Zinsen in Kauf nehmen, hätten aber den Vorteil, dass „Auch nach der Coronakrise brauchen die Unternehmen Liquidi- sie schnell ihren Cashflow verbessern tät, um die Transformation der Wirtschaft weiter voranzutreiben.“ könnten, um in der Krise gegenzusteu- Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung, Wirtschafts- ern. Wichtig sei es dabei, die Modalitä- und Infrastrukturbank Hessen ten für eine vorzeitige Rückzahlung zu klären. Last, but not least, rät Langen seinen Mandanten, teure Kontokorrent- kredite in günstigere Tilgungskredite Hilfsprogramme des Landes lungen, nachträgliche Zugangsänderun- umzuschulden. gen und insbesondere die schleppende Um auch 2021 handlungsfähig zu blei- Auszahlung klagen, scheinen die von Dr. Michael Reckhard sorgt mit der ben, haben das Land Hessen und die der WIBank nach Ausbruch der Pande- Wirtschafts- und Infrastrukturbank WIBank im Dezember 2020 den Hes- mie gestarteten Landes-Hilfsprogram- Hessen (WIBank) im Auftrag des Lan- senfonds aufgelegt. Für Bürgschaf- me die Wirtschaft deutlich schneller zu des dafür, dass die Unternehmen auch ten stehen bis zu fünf Milliarden Euro erreichen. in der Krise liquide bleiben. „Uns war zur Verfügung, für stille Beteiligungen es vor allem wichtig, dass wir in engs- bis zu 500 Millionen Euro. Der Fonds „Bei dem Programm Hessen-Mikroli- ter Abstimmung mit Wirtschaftsförde- dient zur Stabilisierung von Unterneh- quidität etwa wurden die Hilfen anfangs rern, IHKs, Handwerkskammern, Land men, die im letzten abgeschlossenen nach rund zwölf Tagen bewilligt, kurze und Hausbanken Hilfsprogramme auf Geschäftsjahr vor dem 1. Januar 2020 Zeit später schon nach fünf bis sechs IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
K risenmanagement 17 D R EI FR AGEN A N Melanie Nolte, Vizepräsidentin der IHK Frankfurt, über Auswirkungen der Coronakrise für die Unternehmen Frau Nolte, wie ist es Ihnen als Worüber haben Sie sich besonders Sehen Sie mittlerweile Licht am Kommunikationsberaterin in der geärgert? Tunnelende? Krise ergangen? Dass die Politik zwar Hilfe für alle ver- Wir hoffen auf die Impfung, aber fi- Ich hatte Glück mit meinen Auftrag- sprochen hatte, die spezifische Situa- nanziell läuft für viele Kollegen die Zeit gebern. Aber viele Kollegen meiner tion Soloselbstständiger aber nicht auf davon. Neuerdings gibt es zwar die Branche nicht, da Budgets enorm ge- dem Radar war. Fast alle Programme Neustarthilfe für Soloselbstständige, kürzt wurden. Der Cut im Frühjahr decken nur betriebliche Fixkosten ab, aber der Betrag ist gering. So bleibt 2020 war für viele abrupt, im Sommer die bei uns kaum ins Gewicht fallen. vielen nur die Grundsicherung. Wenn kamen nur zögerlich Aufträge, seit No- Dass wir ohne Umsatz auch unseren man bisher am Markt erfolgreich war, vember herrscht wieder Stillstand. Lebensunterhalt verlieren, hat man ist das mehr als frustrierend. nicht bedacht. Die Fragen stellte Dr. Matthias Schoder, IHK Frankfurt. Rechtsberatung rund um meine Immobilie? Dafür habe ich jemanden: Alles, was Eigentüm Haus & Grund Frankfurt am Main e.V.! und Vermiete er r wissen müssen, lese n sie in PRIVATES EIG dem Mitglie EN TUM, dermagazin Haus & Grund von Frankfurt am Main. Je tzt unverbin dlich kostenl Probeabo be oses stellen per M willkommen ail an: @haus-grund Betreff: Prob .org eabo / Wirtsc haft Haus & Grund Frankfurt am Main e. V. unterstützt Sie mit erfahrenen Rechtsanwälten und Fachanwälten für Miet- und Wohnungseigentumsrecht bei allen rechtlichen Fragen rund um Vermieten, Verwalten und Wohnungseigentumsgemeinschaft. Mehr als 10.500 Mitglieder im Rhein-Main-Gebiet vertrauen auf unsere Kompetenz. Fragen Sie uns. Wir freuen uns auf Sie. Beratung und Unterstützung für Vermieter, Hausbesitzer und Wohnungseigentümer Haus & Grund Frankfurt am Main e. V. Grüneburgweg 64, 60322 Frankfurt am Main Telefon: (069) 95 92 91 - 0 E-Mail: willkommen@haus-grund.org www.haus-grund.org
18 FO KUS T HEM A Zeitalter zu entwickeln. Soll das gelin- PRAXISTIPPS gen, müssen Unternehmen aus Sicht von Transformationsberater Pachmajer in den Aufbau der vier Kompetenzfelder So können Sie Krisen rechtzeitig erkennen und erfolgreich gegensteuern: „Kultur, Innovation, Plattform / Technolo- • Beobachten Sie kontinuierlich die Entwicklung Ihres Unternehmens, um Krisen frühzeitig gie und Netzwerk“ investieren. Konkret zu erkennen und zu vermeiden. seien zum Beispiel Punkte wie vertrau- • Auch für kleine und mittlere Unternehmen ist ein Controllingsystem unabdingbar. ensvolle, agile Zusammenarbeit, Kom- munikation auf Augenhöhe, gegenseiti- • Reagieren Sie bei ersten Anzeichen einer Fehlentwicklung und warten Sie nicht ab. ge Information, Fördern von Kreativität • Überprüfen Sie alle Geschäftsfelder; identifizieren Sie Produkte, Leistungen und Ressourcen, und Innovation, Umgang mit Fehlern, die den Erfolg gefährden. technologische Grundlagen, modulare • Klären Sie rechtzeitig Mitarbeiter, Geschäftspartner, Banken und Institutionen über eine IT-Strukturen sowie Aufbau von fairen Schieflage auf und binden Sie diese ein. Partnerschaften in Angriff zu nehmen. • Nutzen Sie frühzeitig die Hilfe Dritter. Die IHKs verschaffen Ihnen den Zugang zu Beratungs- Prioritäten setzen angeboten und Beratungsförderprogrammen. Die lange To-do-Liste zeigt: Der Prozess Tagen“, betont Reckhard. Gewährt wer- Hessen haben wir Förderangebote für braucht Zeit. „Neben dem Commitment den Darlehen in Höhe von maximal Unternehmen jeder Größenordnung und der Führungsspitze muss sich deshalb 35 000 Euro, die KMU unter Einbindung sind damit sehr gut aufgestellt“, unter- ein spezielles Team dauerhaft mit dem der Kooperationspartner der WIBank, streicht Reckhard, der damit rechnet, Aufbau dieser Fähigkeiten und der Zu- wie zum Beispiel der IHK Frankfurt, dass das Land besser als zunächst be- kunft des Unternehmens beschäftigen“, über ein Onlineportal beantragen kön- fürchtet durch die Krise kommt. ist er überzeugt. Schließlich sei es un- nen. Die Liquiditätshilfe für hessische erlässlich, Prioritäten zu setzen und da- KMU, ein gleichfalls unmittelbar nach Wie gut sich die Wirtschaft künftig bei seine Ressourcen im Blick zu behal- Start der Pandemie aufgelegtes neues entwickelt, hängt nicht zuletzt von de- ten. Als Beispiel aus der eigenen Praxis Produkt, vergibt seit April 2020 Nach- ren Fähigkeit ab, erfolgreiche nachhal- nennt der d.quarks-Inhaber einen Mittel- rangdarlehen bis zu 500 000 Euro. „In tige Geschäftsmodelle für das digitale ständler aus der Lebensmittelbranche. Perspektivenberatung des Landes Hessen Hessischen Unternehmen, die sich in einer bedrohlichen Lage befinden, bietet das RKW Hessen eine Perspektivenbe- ratung an. Unternehmensverantwort- liche werden dabei unterstützt, in Krisensituationen abzuwägen, was in einer Krisensituation getan werden kann und welche Hilfen kurzfristig zur Verfügung stehen. Das RKW Hessen wird von Unternehmen, Kammern, Verbänden, Gewerkschaften, Universi- täten und der Landesregierung getragen und ist sozialpartnerschaftlich orga- nisiert. Die Perspektivenberatung kann bis zu 59 Prozent über das Land Hessen und die EU (Efre) gefördert werden. www.rkw-hessen.de Perspektivenberatung IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
Der neue SEAT Tarraco e-HYBRID. ab 264 € mtl.1 Exklusiv für Gewerbekunden. Neuer Antrieb für dein Business. Der neue SEAT Tarraco e-HYBRID bringt dich in deinem Business nachhaltig voran. Mit zukunftsweisenden e-HYBRID Technologien und vielen Vorteilen wie halbierter Dienstwagenbesteuerung. SEAT FOR BUSINESS Autohaus Brass Frankfurt GmbH & Co. KG 60488 Frankfurt-Rödelheim, Guerickestraße 9 60314 Frankfurt am Main, Hanauer Landstr. 263–265 Geht’s ums Auto, geh’ zu brass. 63075 Offenbach, Mühlheimer Straße 311, brass-gruppe.de Kraftstoffverbrauch für den SEAT Tarraco XCELLENCE e-Hybrid 180 kW (245 PS) (Benzin) kombiniert: 1,8 l / 100 km · Stromverbrauch kombiniert: 14,5 kWh / 100 km · CO2-Emissionen in g / km kombiniert: 41 · Energieeffizienzklasse: A+ 1 264 € (zzgl. MwSt.) mtl. Leasingrate für den SEAT Tarraco XCELLENCE e-Hybrid 180 kW (245 PS) mit 6-Gang DSG, Airbag für Fahrer und Beifahrer mit Knieairbag u. Beifahrer-Airbag-Deaktivierung, Hy- brid-Antriebssystem PHEV, Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ mit City-Notbremsfunktion, Elektron. Differential-Sperre (EDS/ABS), Parklenkassistent mit Ultraschall-Einparkhilfe vorn und hinten, Tagesfahrlicht mit Assistenzfahrlicht und coming home Funktion, Automatische Distanzregelung ACC bis 210 km/h, Climatronic (3-Zonen), Rückfahrkamera, Ladekabel Mode 2 Typ2 / E+F (10A) u.v.m. Berechnet auf Grundlage der UPE von 36.949,58 € bei 36 Monaten Laufzeit und jährlicher Laufleistung von bis zu 10.000 km. ( UPE = Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers inkl. Lieferneben- kosten für Überführung und Aufbereitung. Liefernebenkosten für Bereitstellung werden gesondert in Rechnung gestellt.) Ein Angebot der SEAT Leasing, eine Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig, für die das Autohaus Brass als ungebundener Vertreter tätig ist. Dieses Angebot ist nur für gewerbliche Kunden ohne Großkundenvertrag und nur bis zum 30.05.2021 gültig. Bonität vorausgesetzt. Einmalige Sonderzahlung: 4.500 €. Kann auch beantragte und bewilligte BAFA Prämie sein: Du hast die Möglichkeit, den BAFA-Umweltbonus in Höhe von 4.500 € beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), Referat 422, Frankfurter Straße 29-35, 65760 Eschborn, www.bafa.de, zu beantragen. Die Auszahlung des BAFA-Umweltbonus erfolgt bei Er- füllung der Voraussetzungen und nach Zulassung des Fahrzeuges. Der Umweltbonus endet mit Erschöpfung der bereitgestellten Fördermittel, spätestens am 31.12.2025. Ein Rechtsanspruch besteht nicht. Nähere Informationen bei uns oder unter www.bafa.de. Effektiver Jahreszins: 0,01 % = Sollzinssatz (gebunden) p.a. SEAT CARE (optional): 25 € (zzgl. MwSt.) mtl. Servicerate für die Dienstleistung: Wartung & Verschleiß bei einer Gesamtlaufleistung von bis zu 30.000 km. Dieses Angebot ist nur bis zum 31.03.2021 gültig und nur für gewerbliche Kunden mit und ohne Großkundenvertrag. Ausgenommen sind Taxi-/Mietwagenunternehmen und Fahrschulen. Abbildung zeigt Sonderausstattung. Auch andere Motorisierungen und Ausstattungen sind lieferbar. Irrtümer und Druckfehler vorbehalten.
20 FO KUS T HEM A ist die Coronakrise für alle Manager glei- chermaßen mit enormen Herausforde- rungen verbunden. Die verstärkte vir- tuelle Zusammenarbeit stellt hohe An- sprüche an die Kommunikationsfähigkeit und die Transparenz der Führungskräfte. „Manche Mitarbeiter haben ihre Chefs noch nie so oft gesehen wie in den Zei- ten der Videokonferenzen“, beschreibt Laubner-Peters den Idealfall. Für die Ex- geniam-Chefin kommt es vor allem da- rauf an, trotz der Distanz Nähe und Em- pathie für den Einzelnen, aber auch für seine Familie zu zeigen. Mit den Mit- arbeitern müsse regelmäßig, offen und transparent kommuniziert werden, um deren Motivation aufrechtzuerhalten, sie an das Unternehmen zu binden und letztlich die Produktivität sicherzustel- len. „Das wird sich nach der Krise aus- Der nutzt die Krise, um neue digitale fortgeschrittenen Unternehmen zu ver- zahlen.“ Wege in der Kundenkommunikation zu flachen, suchen wir, falls das bei der beschreiten. Statt ausschließlich dem ausgeschriebenen Position möglich ist, Arbeitgebermarke stärken Handel dieses Feld zu überlassen, geht auch in Branchen, die schon mehr Erfah- der Produzent jetzt via Onlinemarketing rung in der digitalen Transformation ha- Denn der Fach- und Führungskräfte- direkt auf seine Kunden zu, um so eine ben.“ Wurde eine Führungskraft gefun- mangel bleibt ein Topthema. Die Attrak- größere Bindung zu erreichen, etwa den, gilt es, die nächste Hürde zu meis- tivität eines Arbeitgebers hänge schließ- über Koch-Communitys und Influencer. tern: das Onboarding, das am ersten lich nicht zuletzt davon ab, wie die Orga- Arbeitstag in der Regel vor Ort stattfin- nisation aufgestellt sei, welche Haltung Recruiting in Coronazeiten Für Sigrid Laubner-Peters hat das Ge- „Die Mitarbeiter wollen zunehmend wissen, welchen Beitrag schäftsjahr trotz Corona-Pandemie gut sie zum Unternehmenserfolg leisten können – in der Krise und begonnen. Zu den Kunden der auf Exe- danach.“ cutive Search spezialisierten Berate- Sigrid Laubner-Peters, persönlich haftende Gesellschafterin, rin gehören neben der stark leidenden Exgeniam Executive Search Personalberatung Touristik die von der Krise kaum betrof- fenen Infrastruktur- und Konsumgüter- industrien im In- und Ausland. „Für sie det, sich dann aber zumindest teilweise sie zeige und wie sie sich dem Gemein- suchen und gewinnen wir aktuell vor in den digitalen Raum verlagert. „Auch wohl verpflichtet fühle. „Die Mitarbei- allem technische und kaufmännische beim Hybrid-Modell kommt es darauf ter wollen zunehmend wissen, wel- Geschäftsführer, Onlinemarketing- und an, dass sich der neue Mitarbeiter ab- chen Beitrag sie zum Unternehmens- Vertriebsspezialisten sowie Experten für geholt und aufgehoben fühlt. Gelingen erfolg leisten können, in der Krise und die Digitalisierung“, sagt die Geschäfts- kann das nur, wenn er in klar strukturier- danach“, ist Laubner-Peters überzeugt. führerin der im Jahr 2009 gegründeten te Prozesse eingebunden wird, um Kol- Nicht nur für die Mitarbeiter, auch für Exgeniam Executive Search Personalbe- legen, interne Abläufe und die Unterneh- die Führungskräfte hat die Coronakrise ratung, Kronberg. menskultur kennenlernen zu können“, die Frage nach dem „Warum“ stärker sagt die Expertin. in den Fokus der Karriereplanung ge- Doch vor allem die Digitalisierungs- rückt. Laut einer Ende 2020 veröffent- profis sind nicht leicht zu bekommen. Nähe trotz Distanz lichten Studie der auf Executive Search „Es gibt nicht genügend Heroes“, spezialisierten Personalberatung Od- stellt die studierte Betriebswirtin fest. Unabhängig von den verschiedenen gers Berndtson belegte zwar der „Ein- „Um die Lernkurve in digital weniger Industrie- oder Dienstleistungszweigen satz der persönlichen Stärken und IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
K risenmanagement 21 Begabungen“ mit gut 62 Prozent unter Arbeitgeber punkten.“ Ihr Tipp: Mut bei den Karrieremotivatoren Platz eins. Auf der Auswahl von Führungskräften be- Rang zwei folgte aber schon die „Sinn- weisen, auch ungewöhnlichen Profilen haftigkeit der eigenen Aufgabe“, die in und Quereinsteigern eine Chance ge- den Vorjahren nur Platz vier oder fünf ben. belegt hatte. Nicht aus den Augen verlieren dür- „Nach der Krise ist vor der Krise“ fe man die Zeit nach Ende der Krise, unterstreicht Reckhard. „Auch dann Auch die Erwartungen an Agilität und brauchen die Unternehmen Liquidität, Flexibilität hätten enorm zugenommen, um die Transformation der Wirtschaft beobachtet Laubner-Peters: „Nach der weiter voranzutreiben.“ Finanzierungs- Krise ist vor der Krise. Die Arbeitswelt experte Langen rechnet damit, dass verändert sich in einer immer schnel- im zweiten Halbjahr die Wirtschaft leren Taktung.“ Darauf müssten die wieder größtenteils normal läuft: D IE AU TO R IN Unternehmen mutig und zügig reagie- „Geht die Inzidenz weiter zurück, ren. Als Beispiel nennt die Personalbe- wird der Druck immer größer, die Be- raterin einen Klienten, der binnen kür- schränkungen zurückzunehmen.“ Re- zester Zeit seine Produktion von der Al- strukturierungsexperte Beck glaubt koholherstellung auf die Produktion von allerdings: „So schön wie vor Corona Desinfektionsmitteln umgestellt habe mit niedriger Arbeitslosigkeit, stabilem und sich damit gleichzeitig für das Ge- Wachstum und ausgeglichenem Haus- Eli Hamacher meinwohl engagiere. „So kann das halt wird die Wirtschaftswelt dann Freie Journalistin, Berlin Unternehmen auch noch als attraktiver nicht mehr sein.“ eh@elihamacher.de IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
22 FO KUS T HEM A K R I S ENM A N AGEMEN T „Der Chef ist tot“ Ein Gespräch mit Anders Indset, Wirtschaftsphilosoph und B estsellerautor, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft und Unternehmenskulturen sowie den bevorstehenden digitalen Tsunami. Herr Indset, die Corona-Pandemie hat Wir reden über digitale Transforma- uns vor Augen geführt, wie fragil unser tion, künstliche Intelligenz. Dabei tun global vernetztes Wirtschaftssystem wir so, als verstünden wir, worum es ist. War das für Sie eine wirklich überra- geht. Aber zu was transformieren wir schende Erkenntnis? uns eigentlich? Und ist Intelligenz künst- Nein, ganz und gar nicht. Seit einem lich, wenn sie von Menschen geschaf- halben Jahrhundert befinden wir uns in fen wurde? Kaum jemand kann diese einem großen Nickerchen. Nach dem Begrifflichkeiten tatsächlich definieren – Zweiten Weltkrieg gab es zunächst das wir leben daher in einer Art Pseudo- deutsche Wirtschaftswunder, in den wissensgesellschaft. Das ist keine gute „ Siebzigern sollte die Welt globaler wer- Ausgangssituation, denn die eigentliche den. Lange war Deutschland zwar un- exponentielle technische Beschleuni- anfechtbarer Exportweltmeister. In der gung, der digitale Tsunami, steht noch Coronakrise bekam ganz Europa aber bevor. Nur weil wir uns jetzt mit Zoom umso schmerzlicher zu spüren, was verbinden können oder einen Online- Wir brauchen mehr Unternehmer, die als Hand lungshelden mit positivem Beispiel vorangehen“ es heißt, dass wir hier zum Teil lebens- shop aufgebaut haben, ist das noch kein wichtige Produkte nicht mehr selbst digitaler Wandel. Da braucht es ganz herstellen. In dieser Phase konnten wir andere Ansätze. Unternehmen müssen die negativen Symptome der Globalisie- sich mit der Welt auseinandersetzen: rung nicht wie gewohnt mit Anästhesie Was passiert gerade? Welche innovati- ausblenden. Die Corona-Pandemie hat ven Technologien, welche Megatrends uns gelehrt, dass wir in einem Weltdorf gibt es? Nur darauf lassen sich tragfähi- leben und in einer Interdependenz mit- ge Geschäftsmodelle der Zukunft auf- einander verbunden sind. Daher können bauen. Viele Unternehmer haben das wir die posthumanistische Zukunft nur bisher vernachlässigt. Schlussendlich gemeinsam gestalten. wird es keine Initiative geben, die Unter- nehmen mit überholten Geschäftsmo- Seit Monaten ist in den Medien zu le- dellen retten wird. Das ist schade, aber sen und zu hören, dass die Coronakrise die Dinosaurier starben auch aus. einen Digitalisierungsschub auch in der Wirtschaft ausgelöst hat. Teilen Sie die- Kleine und mittelständische Unterneh- se Ansicht? men sind in puncto Digitalisierung nicht IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
K risenmanagement 23 Foto: David Hagemann Anders Indset, Wirtschaftsphilosoph: „Der digitale Tsunami steht noch bevor. Nur weil wir uns jetzt mit Zoom verbinden können oder einen Onlineshop aufgebaut haben, ist das noch kein digitaler Wandel.“ selten überfordert und können mit Glo- Neues, das stärker ist als die Summe Künftig werden nicht mehr diejenigen bal Playern kaum Schritt halten. Wo se- einzelner Teile. Unternehmen erfolgreich sein, die hier- hen Sie dennoch besondere Zukunfts- archisch organisiert sind und deren Ma- chancen? Welche Führungsqualitäten müssen nager autoritär an starren Denk- und Lö- Mittelständische Unternehmen müs- Manager in Zukunft mitbringen, um auf sungsmustern festhalten oder Besitz- sen erkennen, wo sie stark sind, aber diesen vielschichtigen Wandel ange- stände wahren wollen, sondern diejeni- auch klar definieren, was ihre Daseins- messen reagieren zu können und vor gen, die ihren Mitarbeitenden genügend berechtigung ist. Sie können nicht allem Mitarbeiter in diese Prozesse ein- Raum geben, damit sich Kollaboration schlicht von anderen kopieren, son- zubinden? und Co-Kreation entfalten sowie die dern müssen ihre eigene Intelligenz Niemals zuvor gab es eine solche Wis- Weisheit der Erfahrenen und das frische und Problemlösungskompetenz vor- sensexplosion wie heutzutage, erwor- Wissen der Jungen miteinander paaren weisen. In der Ökonomie der Zukunft benes Wissen veraltete noch nie so ra- können. müssen sich Unternehmen im Sinne sant. Deshalb müssen sich Unterneh- von Sharing Economy mehr öffnen, men alle fünf bis zehn Jahre komplett Wird die Corona-Pandemie unsere Ge- auch für Partnerschaften mit Wett- neu erfinden, mit Folgen für das Leader- sellschaft und das Wirtschaftssystem bewerbern: Es geht um Kooperatio- ship: Denn der selbsternannte Exper- nachhaltig verändern? nen, also Kollaboration, und ein ge- te, der Chef, ist tot. Der einzige Chef im Vermutlich nicht, dafür war die Corona- sundes Miteinander von strategischen Unternehmen ist das Projekt, an dem Pandemie – anders als die Spanische Partnern. Gerade der Mittelstand hat gemeinsam in Teams gearbeitet wird. Grippe oder die beiden Weltkriege – Chancen, wenn er mit seiner Kompe- Sie bringen dort ihr Know-how und ihre nicht tiefgreifend genug. Allenfalls hat tenz und Kreativität an große, digitale Kreativität ein und gehen danach wie- sie uns vorübergehend wachgerüttelt. Ökosysteme andockt und die eigene der auseinander. Es geht nicht mehr da- Denn wenn wir eines aus der Geschich- Ebene an Intelligenz darauflegt. Dann rum, Mitarbeiter mitzunehmen, sondern te gelernt haben, ist es, dass die Men- entsteht das Kollektive, etwas großes voneinander und miteinander zu lernen. schen auch sehr schnell wieder verges- IHK Wir t schaf t s FORUM 04|0 5 . 21
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