Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg

 
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Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg
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            3/2020

Ursberger
Josefsbote
Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg
Impressum
Erscheinungsweise: 3x pro Jahr
Herausgeber: St. Josefskongregation Ursberg
                                                                       Kostbare Zeit
Redaktion Ursberger Josefsbote:
c/o Referat Öffentlichkeitsarbeit, 86513 Ursberg                        Gast-Freundschaft leben. Zeit mit Freunden, mit         und Verunsicherung. „Social Distancing“, Abstand-
Redaktionsteam: Pater Benedikt Grimm OFM, Christian Pagel,              Fremden verbringen. Da schwingen „Bewegung“,            halten um die Gesundheit zu schützen, kann auch
Manuel Liesenfeld, Sr. M. Lucia Tremel CSJ, Sr. M. Katharina           „Begegnung“ und „Beziehung“ mit. Den einen zieht         krank machen.
Wildenauer CSJ , Werner Bisle                                           es zum anderen hin. Miteinander essen und trin-         Denn wir sind auf Beziehung hin geschaffen. Aber
Grafik: Werner Bisle                                                    ken. Lange Gespräche. Einander am Leben teilha-         jetzt fehlt die unbeschwerte Gemeinschaft. Die Le-
Druck: Deni Druck & Verlags GmbH, Thannhausen                           ben lassen. Begleiten. Trösten. Sich beistehen. Mit-    bensqualität für Kinder, Schüler, für alt gewordene
Versand/Vertrieb: Brigitte Milik, Tel. 08281 92-3026,                   und aneinander freuen. Freundschaft leben. Eine         Menschen und für Menschen mit Behinderung. Je
E-Mail: BMilik.csj@ursberg.de                                           wunderbare Vorstellung.                                 länger er dauert, umso tragischer ist dieser Zustand
Bezugspreis: Durch Spenden abgegolten                                   Wie kostbar und unersetzlich Gemeinschaft ist, ist      für unsere Gesellschaft.
Bilder: Seite 2 – 4 , pixabay.com • Seite 7, wikiart.org • Seite        uns im letzten halben Jahr schmerzhaft bewusst          Wenn man dieser Pandemie überhaupt etwas Posi-
9, pixabay.com • Seite 10, P. Benedikt Grimm OFM • Seite                geworden. Die Corona-Pandemie – das haben wir           tives abringen möchte, dann vielleicht das, dass wir
11, wikiart.org • Seite 12–16, stock.adobe.com • Seite 17, Sr.          längst gemerkt – nimmt uns das, was für uns so          unsere Prioritäten neu ordnen. Sie zeigt uns, was
M. Katharina Wildenauer CSJ • Seite 18 , stock.adobe.com                überlebenswichtig ist: Menschliche Nähe, Bewe-          wichtig ist und was wir vor dem Ausbruch von Co-
• Seite 21, Sieglinde Jörg • Seite 22 , stock.adobe.com • Seite         gung, Begegnung, Beziehung. Unsere tägliche Do-         vid-19 als so selbstverständlich betrachtet haben:
23, Werner Bisle • Seite 24, Matthias Guck• Seite 26, wikiart.org       sis Corona-Zahlen wirkt wie Seelengift: Der Besuch      Die Möglichkeit zur Gemeinschaft miteinander,
• Seite 28 – 29, Martina Höfle• Seite 30 – 31, Sr. M. Katharina Wil-    am Krankenbett, die Ferienreise, der Stammtisch,        wann und wo immer wir wollen.
denauer CSJ, stock.adobe.com • Seite 32, Sr. M. Lucia Tremel CSJ        die Enkelkinder – sie sind zur möglichen Gesund-        Wunderbar ist es, zu erleben, wie kreativ Mitmen-
• Seite 33, stock.adobe.com • Seite 34, Christian Pagel • Seite         heitsgefahr geworden. Dieses Virus mag die Lunge        schen seit Ausbruch der Krise versuchen, Gemein-
36– 39, stock.adobe.com • Seite 40 – 41, Sr. M. Lucia Tremel CSJ        befallen. Es befällt vor allem aber unsere Beziehun-    schaft über die Distanz hinweg herzustellen. So
• Seite 42 – 43, Bernd Schiebler • Seite 45, stock.adobe.com            gen.                                                    viele engagieren sich ehrenamtlich für Menschen
• Seite 48, Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ • 49, stock.adobe.          Kostbar und unersetzlich ist die Zeit, die wir mitei-   in Heimen, die zur Risikogruppe gehören. Die Mit-
com • Seite 50 – 53, Bonifaziuswerk • Seite 55, stock.adobe.com         nander verbringen dürfen. Dass diese Zeit ein wert-     arbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflege- und Behin-
• Seite 56, Sr. M. Lucia Tremel CSJ • Seite 57, stock.adobe.com         volles, fragiles Geschenk ist, wird uns an jedem        derteneinrichtungen arbeiten unablässig und täg-
• Seite 58 – 59, pixabay.com • Seite 61, Sr. M. Lucia Tremel CSJ        Pandemietag mehr bewusst. Denn was wurde aus            lich daran, einen Ausgleich herzustellen zwischen
                                                                        unseren Beziehungen, weil sowohl Bewegungen             den verordneten Abschottungsmaßnahmen und
Für unaufgefordert zugesandte Artikel besteht kein An-                  als auch Begegnungen eingeschränkt, teilweise so-       der lebenswichtigen Kommunikation von Mensch
spruch auf Rücksendung!                                                 gar verboten waren? Fern-Beziehungen. Mindest-          zu Mensch. Ihnen gebührt Anerkennung für ihren
                                                                        abstände zwischen Menschen. Masken verbergen            unermesslich wertvollen Dienst!
Spendenkonten                                                           unsere Identität. Für viele bedeutet es Einsamkeit      Noch brauchen wir Geduld, Disziplin, Hoffnung
                                                                                                                                und – ja auch – Mut, Entscheidungen selbstbe-
St. Josefskongregation                                                                                                          stimmt zu treffen. In dieser Zwischen-Zeit kann
                                                                                                                                Vorfreude wachsen. Die Freude auf die Zeit nach
IBAN DE97  7509  0300  0000  1217  62
                                                                                                                                der Pandemie. Die Freude auf das Wiederentde-
BIC GENODEF1M05
                                                                                                                                cken unbeschwerter Gemeinschaft, die wir in die-
                                                                                                                                ser Ausnahmezeit so sehr vermissen. Die Freude
Stiftung Dominikus-Ringeisen-Werk                                                                                               auf eine neue Gast-Freundschaft.
Einrichtung für Menschen mit Behinderung
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                                                                                                                                                                                       1
Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg
INHALT
             Gaststätten als Orte gläubiger Begegnung ................................................ 4
             Gäste zur Corona-Zeit ................................................................................. 13
             Gaststätte – ein Geschenk des Miteinander.............................................
                                           Miteinander............................................. 14
             Corona schränkt die Gastfreundschaft ein ............................................... 17
             Gaststätte Krankenhaus .............................................................................. 18
             Das etwas andere Café! ............................................................................. 20
             2. November 2020........................................................................................
                         2020........................................................................................ 23
             Eine „Oase des Lebens“ in Unterfranken .................................................. 24
             OVID, menschliches Miteinander .............................................................. 26
             Leichtigkeit und Freude ergibt Inklusion ................................................... 28
             Franziskustag ................................................................................................ 30
             Die andere Gaststätte! - Eine Gast-Stätte in Breitbrunn! .......................... 32
             Gastfreundschaft – gerade an Weihnachten ........................................... 33
             Der Lehrer als Koch ...................................................................................... 34
             Eine besondere Gast-Stätte in Ursberg ..................................................... 40
             Unsere Lehrküche in Coronazeiten ............................................................ 42
             Leibspeise ..................................................................................................... 44
             bon appétit...................................................................................................
                 appétit................................................................................................... 46
             Die heiße Schlacht am kalten Buffet..........................................................
                                          Buffet.......................................................... 48
             Räume des Glaubens eröffnen...................................................................
                                eröffnen................................................................... 50
             Gastfreundschaft im Klostergasthof Holzen!.
                                                Holzen!.............................................. 56
             Im Gedenken.
                Gedenken................................................................................................ 58
             Aus Sr. M. Lucias Fundgrube ....................................................................... 61

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Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg
Gaststätten als Orte
    gläubiger Begegnung
    Nicht nur in Bayern lässt sich beobachten, wie oft     für Tiere. Oft wird ein Haus einfach dadurch zum
    Kirche und Wirtshaus in unmittelbarer Nachbar-         Gasthaus, dass dort ein gastfreundlicher Mensch
    schaft auf Besucher*innen warten. Vor allem für        lebt, der seine Freude daran hat, einen Reisenden
    die Männer gehörte es seit Jahrhunderten zum be-       aufzunehmen und zu bewirten.
    währten Programm des Sonntags, dass man sich           Nicht nur der Herrgottswinkel in alten bayerischen
    nach dem Besuch des Hochamtes im nahen Wirts-          Wirtshäusern erinnert daran, dass Gastfreundschaft
    haus traf. Dort wurden bei einer Maß Bier die Ereig-   ein wichtiges Thema in der jüdisch-christlichen
    nisse der vergangenen Woche ebenso fachkundig          Tradition darstellt. „Vergesst die Gastfreundschaft
    besprochen wie die Predigt des Pfarrers. Es hatte      nicht!“ mahnt der Brief an die Hebräer (13,2). An
    schon einen tiefen Sinn, dass so die Gemeinschaft      einigen prominenten Beispielen kann gezeigt wer-
    der Eucharistiefeier in der Kirche ihre Fortsetzung    den, wie viele Gesichter Gastfreundschaft anneh-
    im zivilen Bereich erfuhr. Dann gab es noch Got-       men kann gerade im Land Jesu. Menschen, die in
    tesdienste, die selbstverständlich ihre Fortsetzung    der Steppe leben oder in der Wüste, erweisen sich
    im Gasthaus verlangten: Nach Requiem und Be-           bis auf den Tag als besonders gastfreundlich.
    erdigung traf man sich im Gasthaus zum Leichen-
    schmaus. Nach der Feier der Erstkommunion              Orientalische Gastfreundschaft
    oder einer kirchlichen Hochzeit und erst recht an      Die Begegnung Abrahams mit den drei Männern
    Kirchweih konnte man gar nicht anders, als das         gehört zu den klassischen Geschichten, in denen
    kirchliche Fest im Gasthaus zu vollenden.              die Gastfreundschaft der Beduinen mit einer gro-
                                                           ßen Liebe zum Detail geschildert wird.
    In den vergangenen Jahrzehnten ist es zu einem re-     Der HERR erschien Abraham bei den Eichen von
    gelrechten Wirtshaussterben auf dem Land gekom-        Mamre, während er bei der Hitze des Ta-ges am
    men. Schuld daran sind die veränderten Lebens-         Eingang des Zeltes saß. Er erhob seine Augen und
    und Konsumgewohnheiten der Menschen. Man               schaute auf, siehe, da standen drei Männer vor ihm.
    verbringt die abendliche Freizeit eher bei einem       Als er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes
    Bier daheim vor dem Fernsehgerät. Die gesteigerte      aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte:
    Mobilität macht es möglich, nach Feierabend auch       Mein Herr, wenn ich Gnade in deinen Augen gefun-
    schnell noch in die nahe gelegene Stadt zu fahren.     den habe, geh doch nicht an deinem Knecht vorü-
    So haben sich die Gasthäuser vielfach nicht mehr       ber! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr
    gelohnt. Die Coronapandemie hat diesen Prozess         euch die Füße waschen und euch unter dem Baum
    der sozialen Verarmung zusätzlich beschleunigt.        ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen, dann
    Das Wort „Gaststätte“ kommt so in der Bibel nicht      könnt ihr euer Herz stärken, danach mögt ihr wei-
    vor. Eine Gaststättenkultur, wie sie sich später im    terziehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem
    Abendland entwickelt hat, gibt es nicht. Aber es       Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten: Tu, wie du
    gibt Einrichtungen, die man im weiteren Sinn so        gesagt hast! Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara
    bezeichnen könnte, Häuser, in denen Gäste vorü-        und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Knete es und
    bergehend Unterkunft fanden, Herbergen, in denen       backe Brotfladen! Er lief weiter zum Vieh, nahm ein
    Platz war für Reisende und ihre Begleitung, auch       zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Knecht,

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Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg
der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham            und ihr Mann ist alt. Da befahl er: Ruf sie herein!                                                         Der Weg von Jerusalem hinab nach Jericho in die
    Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten      Er rief sie und sie blieb in der Tür stehen. Darauf                                                         Jordansenke war gefährlich. Er war eng und steil,
    lassen, und setzte es ihnen vor. Er selbst wartete ih-   versicherte ihr Elíscha: Im nächsten Jahr um diese                                                          man kam nur langsam voran und hinter jedem Fel-
    nen unter dem Baum auf, während sie aßen. (Gen           Zeit wirst du einen Sohn liebkosen. (2 Kön 4, 8 – 11.                                                       sen und jeder Biegung konnten Räuber lauern. Der
    18,1- 10)                                                14 – 16a)                                                                                                   Überfall ist nichts Ungewöhnliches, auch nicht, dass
    Abraham führte das Leben der Beduinen. Sie hatten        Es handelt sich um eine vornehme Frau. Ihr Name                                                             die Räuber den Mann halbtot am Weg liegen lassen.
    keine festen Häuser. Sie mussten immer weiterzie-        wird nicht genannt. Sie erkennt in Elischa einen                                                            Ein Priester und ein Levit kommen vorbei - sie se-
    hen, wenn an einem Platz in der Steppe das karge         Propheten, einen Gottesmann. Diese Erkennt-                                                                 hen den Mann liegen und gehen weiter.
    Gras abgeweidet war. Das Zelt ist ihr Haus. Auffäl-      nis hat zur Folge, dass für Elischa ein großzügi-                                                           Man kann es den beiden nicht verdenken, dass sie
    lig ist, dass Abraham die Besucher kniefällig bittet,    ges gemauertes Appartement eingerichtet wird.                                                               schnell weiter gingen. Die Räuber könnten noch in
    seine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen.            Der Prophet möchte sich für die überaus großzü-                                                             der Nähe sein und sie auch überfallen. Sicher haben
    Dann setzt er seine ganze Infrastruktur in Bewe-         gige Gastfreundschaft der Frau erkenntlich zeigen.                                                          sie auch einen wichtigen Termin, den sie nicht ver-
    gung. Es kann ihm gar nicht schnell genug gehen,         Durch seinen Diener Gehasi wird er daran erinnert,                                                          passen dürfen. Ein Mann aus Samarien aber bleibt
    bis er alles organisiert hat, damit sich seine Gäste     dass die Frau kinderlos ist und wohl auch bleiben                                                           stehen, leistet, wie wir heute sagen würden, Erste
    wie daheim fühlen. Obwohl seine Gäste unange-            wird. Daraus erwächst Elischas Zusicherung, dass                                                            Hilfe und bringt den Verwundeten in eine Herber-
    meldet vor dem Zelteingang stehen, ändert er seine       sie in einem Jahr ein Kind haben werde. Es wird                                                             ge. Er bleibt noch eine Nacht bei ihm und gibt dann
    Tagespläne und hat viel Zeit für sie. Er dient ihnen     nicht betont, ob es ihr sehnlichster Wunsch war.                                                            dem Wirt Geld, damit der sich weiter um ihn küm-
    mit ganzem Einsatz. Erst später stellt sich heraus,      Wichtig erscheint, dass sich der Prophet an Groß-                                                           mert. Die Herberge wird zum Hospital für den Ver-
    dass seine Gäste Engel waren. Das heißt: Abraham         herzigkeit von ihr nicht übertreffen lässt.                                                                 wundeten, zu einem Lazarett, in dem sei-ne Wun-
    war nicht gastfreundlich, weil er Engelsbesuch hat-                                                                                                                  den heilen können und er wieder in Sicherheit ist.
    te. Jeden anderen Gast hätte er genauso herzlich                                                                                                                     Hospital bzw. Spital (von lateinisch hospitalis ‚gast-
    bewirtet. Der Besuch endet mit einer Verheißung,         Gaststätten in der Verkündigung Jesu                                                                        freundlich, zum Gastwirt gehörend‘, abgeleitet von
    die das Leben Abrahams und seiner Familie auf den        Das Herbergswesen in Palästina ist Jesus vertraut.                                                          hospes‚ Gastfreund, Gastwirt; Gast‘) wird später
    Kopf stellt: Sara, seine Frau, wird im hohen Alter       So spielen sich seine Begegnungen mit den Men-                                                              zur Bezeichnung für Pflegeheime und Altenheime.
    noch ein Kind bekommen.                                  schen wiederholt in Gaststätten ab und er bringt                                                            Ursprünglich handelt es sich um eine meist christ-
    Auch in der folgenden Geschichte aus dem 2. Buch         wie selbstverständlich Herbergen in seiner Verkün-                                                          lich geführte Pilgerherberge.
    der Könige verbindet sich Gastfreundschaft mit ei-       digung ins Spiel:                                                                                           Gaststätten werden dort gebaut und eingerichtet,
    ner großen Verheißung:                                   Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab                                                              wo viele Menschen vorbeikommen, etwa an Markt-
    Eines Tages ging Elíscha nach Schunem. Dort lebte        und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten                                                            plätzen. Man kann sich gut vorstellen, dass Jesus
    eine vornehme Frau, die ihn dringend bat, bei ihr zu     ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie                                                            von einem Gasthaus aus an einem Marktplatz Kin-
    essen. Seither kehrte er zum Essen bei ihr ein, sooft    weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein                                                         dern beim Spiel zuschaut. Die einen haben immer
    er vorbeikam.                                            Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging                                                           neue Ideen für ein Spiel, aber die anderen haben
    Sie aber sagte zu ihrem Mann: Ich weiß, dass             vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle;                                                           keine Lust mitzuspielen. Das erinnert Jesus an eine
    dieser Mann, der ständig bei uns vorbeikommt,            er sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter aber, der                                                        persönlich-bittere Erfahrung mit seinem Volk: Man
    ein heiliger Gottesmann ist. Wir wollen ein klei-        auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte                                                         kann es nie allen recht machen. Sie wollen sich ein-
    nes, gemauertes Obergemach herrichten und                Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine                                                        fach nicht auf seine Botschaft einlassen.
    dort ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und einen        Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein                                                            Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie
    Leuchter für ihn bereitstellen. Wenn er dann zu          eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und                                                         gleicht Kindern, die auf den Marktplätzen sitzen und
    uns kommt, kann er sich dorthin zurückziehen.            sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei                                                           anderen zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte
    Als Elíscha eines Tages wieder hinkam, ging er in        Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge                                                            gespielt und ihr habt nicht getanzt; wir haben die
    das Obergemach, um dort zu schlafen. Und als er          für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde                                                           Totenklage angestimmt und ihr habt euch nicht an
    seinen Diener Géhasi fragte, was man für die Frau        ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. (Lk 10,                                                          die Brust geschlagen. Denn Johannes ist gekommen,
    tun könne, sagte Géhasi: Nun, sie hat keinen Sohn        25-37)                                                      Rembrandt van Rjin, Der Barmherzige Samariter   er isst nicht und trinkt nicht und sie sagen: Er hat
                                                                                                                     El Greco,
                                                                                                                     Christus vertreibt die Wechsler aus dem Tempel
                                                                                                                     1600, National Gallery, London
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einen Dämon. Der Menschensohn ist gekommen,                 Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen:
     er isst und trinkt und sie sagen: Siehe, ein Fres-ser      ...Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt,
     und Säufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! (Mt          erkundigt euch, wer es wert ist, euch aufzunehmen;
    11,16 – 18).                                                 bei ihm bleibt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn
     Der Menschensohn teilt das alltägliche Leben der            ihr in ein Haus kommt, dann entbietet ihm den
     Menschen, er begegnet ihnen auch in einem Wirts-           Gruß. Wenn das Haus es wert ist, soll euer Friede
     haus, und schon hat er seinen Stempel weg, der              bei ihm einkehren. Wenn das Haus es aber nicht
    „Fresser und Säufer“.                                        wert ist, dann soll euer Friede zu euch zurückkehren.
     Die folgende Geschichte entnimmt Jesus auch aus             Und wenn man euch nicht aufnimmt und eure Wor-
     der Welt der Gasthäuser. Er war eingeladen zu ei-           te nicht hören will, geht weg aus jenem Haus oder
     nem Fest in einem gastlichen Haus:                          aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren
     Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze         Füßen! (Mt 10,5-14)
     aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte       Die Jünger sollen nichts mitnehmen. Sie sollen sich
     zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit            auf die Gastfreundschaft der Menschen verlassen,
     eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn        bei denen sie einkehren werden. Er erwartet, dass
     es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der          die Menschen, die ein Ohr für die Botschaft ha-
     vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber,         ben, auch bereit sind, Gastfreundschaft zu prakti-
     der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu             zieren und seine Jünger aufzunehmen. Sie sollen
     dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst be-        sich darüber im Klaren sein, dass Gott so für sie
     schämt und müsstest den untersten Platz einnehmen.          sorgen wird. Doch rechnet er auch damit, dass sie
     Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm         keine Aufnahme finden. Dann sollen sie ihre Ent-
     den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir        täuschung und ihren Ärger durchaus zum Ausdruck
     kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das        bringen.
     wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen.
     Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer      Gastfreundschaft und Eucharistie
     sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. (Lk 14,7-11)   Auf vielfältige Weise bereitet Jesus seine Zuhö-
     Jesus wird Zeuge, wie sich die Gäste einer Hochzeit        rer*innen auf die Eucharistie vor, das Geheimnis
     die besten Plätze aussuchen, die Plätze in der Nähe        seiner Gegenwart im heiligen Brot:
     des Brautpaares etwa, wo man bevorzugt bedient             Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf und
     wird und nicht zu lange warten muss. Diese Gäste           sagten zu ihm: Schick die Leute weg, damit sie in
     hoffen, dass es der Gastgeber nicht merkt und dass         die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort
     die später kommenden so bescheiden sind, dass              Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen;
     sie den Verstoß gegen die Anstandregeln nicht zur          denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort. Er
     Sprache bringen. Wenn doch, dann ist die Blamage           antwortete ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sag-
     groß, man muss den Platz räumen und mit einem              ten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei
     Platz ganz hinten zufrieden sein.                          Fische; wir müssten erst weggehen und für dieses
     Jesus hatte mit seinen Jüngern keinen dauerhaften          ganze Volk etwas zu essen kaufen. Es waren näm-
     Wohnsitz. Einmal beklagt er, dass der Menschensohn         lich etwa fünftausend Männer. Er aber sagte zu sei-
     keinen Ort habe, wo er sein Haupt hinlegen könnte.         nen Jüngern: Lasst sie sich in Gruppen zu ungefähr
     So bedenkt er auch ausführlich mit den Jüngern das         fünfzig lagern! Die Jünger taten so und veranlass-
     Problem der Unterkunft, als er sie aussendet, um in        ten, dass sich alle lagerten. Jesus aber nahm die fünf
     seinem Namen die Frohe Botschaft zu den Menschen           Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf,
     zu bringen:                                                sprach den Lobpreis und brach sie; dann gab er sie

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den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten.      Es ist eine der wunderbaren Ostergeschichten, die       stätte. Der Rahmen wird nicht näher beschrieben,
     Und alle aßen und wurden satt. Als man die üb-             erzählt von der Weggemeinschaft des Auferstande-        nur von einem Tisch ist noch die Rede, Der Tisch
     rig gebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es           nen mit den beiden Jüngern, die nach Emaus unter-       ist der Ort der Begegnung, der Ort des Gesprächs,
     zwölf Körbe voll. (Lk 9,12 - 17 )                          wegs sind:                                              der Ort des gemeinsamen Mahles. Zunächst sind
     In der Auslegung der Geschichte von der wunder-            So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs        es die Jünger, die ihn einladen. Dann ist plötzlich
     baren Brotvermehrung wird zumeist der Hinweis              waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie    Jesus der Gastgeber. Am Brotbrechen erkennen sie
     übergangen, dass die Leute in den umliegenden              drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es        ihn. Da gingen ihnen die Augen auf – im Rahmen
     Dörfern „Unterkunft finden“ sollen. Es kommt also          wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da          einer Erfahrung der Gastfreundschaft.
     darauf an, dass sie aufgenommen werden, dass               ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und
     sie sich hinsetzen können, dass sie ein Dach über          es geschah, als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er
     dem Kopf haben, dass sie etwas zu essen bekom-             das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es
     men. Jesus offenbart sich als Gastgeber, als er in         ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie er-
     einer eucharistischen Geste die Brote nahm, zum            kannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und
     Himmel aufblickte, den Lobpreis sprach, die Brote          sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in
     brach und sie austeilen ließ.                              uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den
     Gastfreundschaft lebt von der Vorbereitung. Jesus          Sinn der Schriften eröffnete? (Lk 24,28.32).
     versteht sich nicht als Alleinunterhalter. Er will, dass
     sich die Jünger an der Vorbereitung des Festsaales
     beteiligen. Die Umständlichkeit, mit der der Pro-
     zess der Vorbereitung geschildert wird, lässt schon        „Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben“,       Verweigerte Aufnahme
     etwas erahnen von der besonderen Bedeutung des              vielleicht war es das Haus des einen Jün-gers, viel-   Die Herbergsuche gehört zu den Standardthemen
     Mahles, das da gefeiert werden wird. Jesus ist der          leicht aber war es auch eine Herberge, eine Gast-      der volkstümlichen Weihnachtsgestaltung. Die Leu-
     Herr des Mahles, er ist der Gastgeber:                                                                             te, die sich in Betlehem registrieren lassen mussten,       ihn nicht auf. Schon vor der Geburt kündigt sich eine
     Dann kam der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem                                                                    nahmen alle Unterkunftsmöglichkeiten in Anspruch.           bittere Wirklichkeit an: Der menschgewordene Gott
     das Paschalamm geschlachtet werden musste. Jesus                                                                   Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus        wird nicht erkannt und für ihn ist kein Platz. Sein Weg
     sandte Petrus und Johannes aus und sagte: Geht                                                                     den Befehl erließ, den ganzen Erd-kreis in Steuerlis-       endet schließlich draußen, vor der Stadt, am Kreuz.
     und bereitet das Paschamahl für uns vor, damit wir                                                                 ten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste;          Die Abneigung zwischen Juden und Samaritern be-
     es essen können! Sie fragten ihn: Wo sollen wir es                                                                 damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging        ruhte auf Gegenseitigkeit. Man wollte nichts mitei-
     vorbereiten? Er antwortete ihnen: Siehe, wenn ihr                                                                  jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So       nander zu tun haben, mied jedwedes Zusammen-
     in die Stadt kommt, wird euch ein Mann begegnen,                                                                   zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf      treffen und erzählte sich die übelsten Geschichten
     der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm in das Haus, in                                                              nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt;         von der Bosheit der jeweils anderen Gruppe. Jesus
     das er hineingeht, und sagt zu dem Herrn des Hau-                                                                  denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.             durchbricht diese Spirale des Hasses.
     ses: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum,                                                               Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Ver-      Es geschah aber: Als sich die Tage erfüllten, dass er
     in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm es-                                                                   lobten, die ein Kind erwartete. Es geschah, als sie dort    hinweggenommen werden sollte, fasste Jesus den
     sen kann? Und der Hausherr wird euch einen gro-                                                                    waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären soll-   festen Entschluss, nach Jerusalem zu gehen. Und er
     ßen Raum im Obergeschoss zeigen, der mit Pols-                                                                     te, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie        schickte Boten vor sich her. Diese gingen und kamen
     tern ausgestattet ist. Dort bereitet es vor! Sie gingen                                                            wi-ckelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe,      in ein Dorf der Samariter und wollten eine Unterkunft
     und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte,                                                                 weil in der Herberge kein Platz für sie war. (Lk 2,1-7)     für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil
     und bereiteten das Paschamahl vor. Als die Stunde                                                                  Maria und Josef stehen vor verschlossenen Türen.            er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Ja-
     gekommen war, legte er sich mit den Aposteln zu                                                                    Angesichts der nahen Geburt des Kindes eine auch            kobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sol-
     Tisch. Und er sagte zu ihnen: Mit großer Sehnsucht                                                                 menschlich anrührende Situation. Theologisch wird           len wir sagen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie
     habe ich danach verlangt, vor meinem Leiden die-                                                                   sie im Johannesevangelium auf den Nenner gebracht:          verzehrt? Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
     ses Paschamahl mit euch zu essen. (Lk 22, 7-12).                                                                   Er kam in sein Eigentum, aber die Seinigen nahmen           Und sie gingen in ein anderes Dorf. (Lk 9, 51-56)

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Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg
Er macht keinen großen Bogen um samaritisches
     Gebiet, wie es fromme Juden zu tun pflegten. Und er
     erzählt auch keine Schauermärchen über die Samari-
                                                               In unserer Zeit
                                                               ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig.
                                                               Gastfreundschaft ist zum Geschäft geworden, das
                                                                                                                       Gäste zur Corona-Zeit
     ter. Und doch wollen die Samariter Jesus nicht durch      Recht auf Urlaub gehört fast zu den Menschenrech-
     ihr Gebiet lassen, sie nehmen Jesu Angebot der Ver-       ten. Einzelheiten sind vertraglich geregelt und Gast-
     söhnung nicht an. Jesus aber urteilt nicht über sie, er   stätten, Hotels, wo die Wirtsfamilie mit einer ganz     herzlich begrüße ich alle				            miteinander
     verurteilt sie nicht. Er weiß, wie schwer es ist, tief    persönlichen Betreuung sind eher die Seltenheit
     verwurzelte Feindschaften zu heilen. Er will den Gra-     angesichts der Größenordnung der entsprechen-           rücken Sie nicht zu nahe				              aneinander
     ben des Hasses nicht noch tiefer graben. Er lässt den     den Immobilien. Aber dieser Wunsch, nicht nur als
     Hass der Gegenseite nicht in sein Herz, und somit         zahlender Fremder behandelt zu werden, sondern
     kann ein Schimmer des Friedens aufleuchten inmit-         als gern gesehener Freund, mit dem man ein Stück
                                                                                                                       dem Abstand entsprechend 			            auseinander
     ten der Dunkelheit. Seine Jünger aber, die einen Blitz    des eigenen Lebens, der eignen Sorgen und Hoff-
     der Vernichtung fordern, weist er scharf zurecht.         nungen teilen kann, ist nicht verschwunden.             sind Sie trotzdem nett					                zueinander
                                                                                          P. Benedikt Grimm OFM        und sorgen Sie gut					                   füreinander
                                                                                                                       reden Sie nicht zu viel					            voneinander
                                                                                                                       und nichts Beschämendes				              voreinander
                                                                                                                       nehmen Sie Rücksicht					 aufeinander
                                                                                                                       und halten Sie zusammen				            untereinander
                                                                                                                       essen Sie nicht alles 				            durcheinander
                                                                                                                       und trinken Sie nicht alles 			            ineinander
                                                                                                                       bleiben Sie nicht zulange			             beieinander
                                                                                                                       beim Rausgehen laufen Sie			          hintereinander
                                                                                                                       immer schön brav					                  nacheinander
                                                                                                                       und fallen Sie auf der Treppe nicht    übereinander
                                                                                                                       auf dem Heimweg gehen Sie		           nebeneinander
                                                                                                                       aber Achtung: Corona geht		             umeinander!

                                                                                                                                                              Sr. M. Lucia Tremel CSJ

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Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg
Eine Gaststätte ist ein Ort, wo Menschen gegen          Köstlichkeiten, der nicht alles fassende Kühlschrank,
                       Bezahlung Speisen und Getränke zum sofortigen           die sorgsame Lagerung der Getränke, das Kochen,
                       Verzehr erhalten. Neben der Gastronomie wird ge-        Braten und Backen ….. . Als Gastgeben wollen wir
                       legentlich in Gastzimmern eine Beherbergung an-         uns auf die Bedürfnisse unserer Besucher einstellen.
                       geboten. Eine Gaststätte ist damit ein gewerblicher
                       Betrieb, der auf Gewinn angelegt ist. So eine sach-      Menschen beherbergen
                       liche Bezeichnung für Gaststätte.                       – ein Werk der Barmherzigkeit
                       Ein Gastwirt will aber neben dem Gewinn, der zum         Schwierig wird es vielleicht, wenn Spontangäste
                       Erhalt des Betriebes und damit auch der dort wir-        kommen. Darin bewährt sich Menschenfreundlich-
                       kenden Mitarbeiter beiträgt, einen Ort der Gastlich-     keit! Gaststätte sein für alle, das ist die Herausforde-
                       keit anbieten. Es zählt nicht nur das Geld, sondern      rung! Wir wollen keine geschlossene Gemeinschaft
                       das Ambiente, die Qualität der Speisen und Geträn-       sein, die exklusiv für den eigenen Profit lebt! Papst
                       ke, die Art und Weise des Services, der den Gast         Franziskus betont in seiner neuen Enzyklika die so-
                       willkommen heißt. Die Menschen sollen sich wohl         ziale Freundschaft und spricht gegen eine Kultur der
                       fühlen an diesem Ort und wiederkommen wollen.            Mauern. Wir Menschen sollen offene Türen und
                                                                                Herzen füreinander haben, niemanden ausschlie-
                        Zu Gast sein                                            ßen, damit universelle Gemeinschaft möglich werde.
                        Nicht nur der Gastgeber, auch der Gast sollte sich      Kein Land sollte den Bedürftigen Hilfe verweigern.
                        mit Respekt auf die Menschen einlassen, die ihn
                       „bedienen“. Es heißt zwar, der Kunde sei König, aber     Gaststätte sein
                        ein König hat auf das Wohl der Menschen zu achten.     – ein Wechselspiel zwischen Geben und Nehmen
                        Wenn wir eine Gaststätte besuchen wollen, so las-      Wenn wir uns auf Menschen einlassen, sie teilha-
                        sen wir uns neben den Räumlichkeiten auf die Spei-      ben lassen an uns und unserem Lebensumfeld, dann
                        sekarte ein. Wir prüfen, ob das Angebotene uns          weitet sich unser Blick. Wir erhalten Einblick in das
                        schmecken wird und ob wir über die erforderlichen       Leben anderer, in das Leben uns fremder Kulturen.
                        Geldmittel verfügen. Bei der Bestellung „liefern wir    Das bereichert! Die Vielfalt macht das Leben bunt!
                        uns aus“ – dem Koch, der Köchin, den Gastgebern.       Wir feiern Feste, von denen wir bislang vielleicht gar
                        Wir werden beobachtet. Die Kellner und Kellnerin-       nicht wussten, dass es diese gibt. Wir teilen Sorgen.
                        nen achten darauf, ob wir noch etwas Zusätzliches       In unserem Mutterhauskonvent leben seit zwei Jah-
                        bestellen wollen, ob wir zufrieden sind. Dabei wer-     ren indische Schwestern einer anderen Ordensge-
                        den wir auch in unserem Verhalten registriert. Mit      meinschaft. Sie bringen viel Lebensfreude, Fröhlich-

        Gaststätte
                        geübten Blicken wird erkannt, ob wir uns als Tisch-     keit, aber auch Aufmerksamkeit für uns und unsere
                        gemeinschaft etwas zu sagen haben, mit welcher         Anliegen. Gastlichkeit heißt offen sein für die an-
                        Achtung wir den Speisen begegnen und ob unsere          deren, mit ihnen sprechen und zuhören, mit ihnen
                       Tischsitten entsprechen.                                 leiden und lachen. Es muss nicht immer die offene
                                                                                Haustüre sein, sondern das offene Herz ist gefragt.

     – ein Geschenk    Gaststätte – ein Ort der Menschlichkeit
                       Zu Festtagen laden wir gerne ein – in eine Gaststät-
                       te oder in unser Haus, das dann ein Haus der Gast-
                       lichkeit sein soll. Hier wird nicht auf den Gewinn
                                                                                Eine Kultur, ein Land, eine Familie, eine Ordensge-
                                                                                meinschaft kann sich durch Gastlichkeit auszeich-
                                                                                nen – oder auch nicht. Gastfreundschaft ist ein
                                                                                Element aller Religionen. „Vergesst die Gastfreund-

     des Miteinander   geachtet, sondern auf die Freundschaft. Für die
                       Gastgeber kann so eine Einladung durchaus eine
                       logistische Herausforderung sein. Der Einkauf der
                                                                                schaft nicht, denn so haben Menschen schon Engel
                                                                                beherbergt, ohne es zu ahnen!“ mahnt der Apostel
                                                                                Paulus.

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Josefsbote - St. Josefskongregation Ursberg
Gastlichkeit heißt den Gast willkommen                   Gelebte Gastlichkeit aus Freundschaft
     Duldungs-, Aufenthalts-, Bleibe- oder Asylrecht          Gastfreundschaft erfolgt nicht nur aus moralischen
     sind keine Worte, die von Gastfreundschaft spre-         oder religiösen Gesichtspunkten. Sie sollte „All-
     chen. Die Menschen werden nicht willkommen               tagskultur“ aus gegenseitiger Wertschätzung sein
     geheißen, sondern als auszugrenzende Fremdkör-           und in unserer mobilen und globalen Zeit zur Nor-
     per, die in unwirtlichen Unterbringungslagern und        malität gehören.
     Asylheimen ihr Leben fristen und sich allenfalls mit     Der Gastgeber gibt sich selbst, seine Lebensmit-
     ungastlichen Gastgeschenken begnügen müssen.             tel, sein Zuhause und seine Lebenszeit. Ein Gast-
     Ein Gast ist in diesem Fall ein Fremder, kein An-        mahl muss nicht kostspielig und luxuriös sein. Ein
     gehöriger, aber er kann ein Freund, ja Angehöriger
     werden.
                                                              schlichtes Mahl, eine gemeinsame Tasse Tee oder
                                                              Kaffee, Offenheit füreinander ohne Vorurteile kann

                                                                                                                                               k t  d i e
     Bereits Kant forderte „das Recht eines Fremdlings,       so viel geben, kann aus der Isolierung führen, kann

                                                                                                                                       h r ä n
                                                                                                                                     c
     seiner Ankunft auf dem Boden eines Anderen               Freundschaft schenken.
     wegen, von diesen nicht feindselig behandelt zu

                                                                                                                           n   a   s              f t e i n
                                                                                                                         o                     a
     werden“. Würden alle Menschen sich gegenüber                                Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ
     Gästen, Fremden und Ausländern gastfreundlich
     verhalten, wäre die Welt für alle ein friedlicher Ort!

                                                                                                                    Co r              d s  c h
                                                                                                                          t f r e u n
                                                                                                                    Ga  s

                                                                                                                    Sprach ich im letzten Josefsboten noch von offenen Türen im Kloster, so litt in den
                                                                                                                    letzten Monaten unsere Gastfreundschaft.
                                                                                                                    Dies liegt nicht an einem neuen Kurs, sondern an dem Alter meiner Mitschwestern.
                                                                                                                    Würden wir unbegrenzt Gäste ins Haus lassen, so wüchse auch die Gefahr, die Türen
                                                                                                                    für das Virus zu öffnen. Denn wenn es da wäre, dann würden diesem Virus so viele
                                                                                                                    zum Opfer fallen.
                                                                                                                    So kommt es im Moment nicht auf die offenen Türen, sondern auf die offenen Herzen
                                                                                                                    an. Die Schwestern danken allen, die weiterhin uns zur Seite stehen, aber sie denken
                                                                                                                    auch an alle, die unter den Konsequenzen des Virus leiden.

                                  willkommen
                                                                                                                    In den Herzen der Schwestern haben diese Menschen einen Platz und werden täglich
                                                                                                                    in das Gebet eingeschlossen. Wenn auch die Berührungen untereinander und das sich
                                                                                                                    in die Augenschauen seltener wird, so sind diese Menschen in Gedanken und Gebeten
                                                                                                                    unsere Gäste.

                                                                                                                                                                         Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ

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GASTSTÄTTE
     KRANKENHAUS
     In diesem Jahr war ich mehrmals im Krankenhaus zu       und die Beschwerden, die einen ja zu diesem Auf-
     Gast – allerdings unfreiwillig bzw. notwendigerweise.   enthalt an der ungeliebten Gaststätte zwingen.
     Das Krankenhaus ist eine Stätte, in der niemand         Wie gerne verlassen wir – hoffentlich geheilt, be-
     gern zu Gast ist. Dabei sind alle dort arbeitenden      schwerdefrei und voll Zuversicht auf weiteres gu-
     Menschen bemüht, zum Wohle des Gastes zu wir-           tes Leben – diese Stätte!
     ken. Das Krankenhaus ist ein Ort, der uns auf un-       Aber während des Aufenthalts sollten wir nicht ver-
     sere Verletzlichkeit, Grenzen und Sterblichkeit ver-    gessen, dass niemand uns quälen will. Die dort ar-
     weist.                                                  beitenden Menschen wollen uns helfen und alles
     Diese Erfahrungen schieben wir alle gerne zur Sei-      zu unserem Wohle tun?
     te. Was wünschen uns so viele Menschen zum Ge-          Auch sie haben ihre Grenzen. Und wir „müssen“
     burtstag oder Jahreswechsel: „Gesundheit!“              dieses Ausgeliefertsein in einem weiteren Raum se-
     Ist man in einem Krankenhaus zu Gast, verliert          hen, es akzeptieren. Sagt uns unser Glaube doch,
     man – auch wenn man noch beweglich und selb-            dass Gott mit uns diesen Gastaufenthalt durchsteht.
     ständig ist – die Selbstbestimmung und erlebt sich      Unsere Grenzen hier auf Erden lassen sich nicht
     ausgeliefert. Das beginnt mit dem typischen Ge-         abschütteln. Gut, wer dann auf dieser Wanderung
     ruch, der so ein Haus durchweht, führt über die         durchs Leben Halt im Glauben findet und dank-
     Zimmergenossinnen bzw. Zimmergenossen hin zu            bar zwischendurch Gaststätten findet, die auf dem
     den manchmal unvermittelt hereinschwebenden             Weg stärken – auch wenn sie nicht so angenehm
     Pflegerinnen und Pflegern, Reinigungskräften oder       und gemütlich sind, wie gewünscht!
     Ärztinnen und Ärzten.
     Da ist die ungewisse Warterei auf die Ergebnisse,                          Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ

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Das etwas andere Café!
     Im Schuljahr 2009/2010 entwickelte Frau Spindler, Lehrerin am Förderzentrum mit Förderschwerpunkt       Aber was ist denn nun das Besondere an diesem Café?
     Geistige Entwicklung, zusammen mit ihren damaligen Berufsschulstufenschülern die Idee und die dazuge-
     hörigen Hilfsmittel für das Café Martini. Es kann also dieses Jahr sein 10jähriges Bestehen feiern.     Es ist in den Räumen der Schule in St. Martin unter-     schaftsunterricht von den Schülern gebacken und
                                                                                                             gebracht und wird von Schülern der Berufsschulstufe      hergestellt. Oft werden die Schüler für die angebote-
                                                                                                             mit Unterstützung der jeweiligen Lehrer während der      nen Köstlichkeiten gelobt oder werden nach Rezep-
                                                                                                             Unterrichtszeit organisiert und betrieben. Die Jugend-   ten gefragt. So ist die Motivation immer sehr hoch,
                                                                                                             lichen sollen die anfallenden Arbeiten weitgehend ei-    gute Qualität zu bieten. Dank eines neuen Kaffeeau-
                                                                                                             genverantwortlich übernehmen und erledigen. Doch         tomates gibt es unterschiedliche Kaffeesorten wie Es-
                                                                                                             wie geht das, wenn einzelne Schüler nicht lesen und      presso, Cappuccino und Latte macchiato.
                                                                                                             schreiben können oder sich keine mündliche Bestel-       Besucher des Café kommen sowohl aus der Schüler-
                                                                                                             lung merken können? Auch einige der Gäste besitzen       schaft wie auch von „außen“. Bewohner von Wohn-
                                                                                                             keine Lautsprache und Lesekenntnisse, wollen aber        gruppen genießen ebenso das Angebot wie unsere
                                                                                                             dennoch selbständig ihre Wünsche äußern und ihre         Hausmeister und die Schulleitung, die sogar Stamm-
                                                                                                             Bestellung aufgeben. Das spezielle Bestellsystem         gäste sind.
                                                                                                             (Foto) leistet hier wertvolle Dienste und erleichtert    Mit dem Betrieb des Cafés kann sich die Schule nach
                                                                                                             den Gästen und dem Personal die Arbeit im Café.          außen öffnen und die Schüler können sich in unter-
                                                                                                             Angeboten werden wechselnde Kuchen, Cremespei-           schiedlichen Bereichen versuchen und ihre jeweiligen
                                                                                                             sen, Sandwich und versch. Getränke. Die Kuchen           Stärken einbringen. Ein wertvoller Beitrag zur Inklusion!
                                                                                                             und Cremespeisen werden vormittags im Hauswirt-
                                                                                                                                                                                                                Sieglinde Jörg

                                                                                                             Die Gäste am Sonnenplatz möchten ein Orangen-            Am grünen Smilieplatz wurden ein Cappuccino, ein
                                                                                                             saftschorle, ein Spezi, eine Cremespeise und ein         Espresso und zwei Kuchen bestellt.
                                                                                                             Sandwich.

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2. NOVEMBER 2020
                                                         Ich sitze an meinem Küchentisch und gestalte die drit-
                                                         te Ausgabe des Ursberger Josefsboten 2020. Heute
                                                         ist der erste Ferientag der Herbstferien und auch der
                                                         erste Tag des „Lockdown light“. Das Thema dieser
                                                         Ausgabe wurde in unserem Redaktionsteam schon
                                                         im Dezember 2019 festgelegt. Diese Redaktions-
                                                         sitzung erscheint für mich, als wäre sie Lichtjahre
                                                         entfernt. Corona war noch ein kleines Aufflackern im
                                                         fernen China – kaum einen Gedanken wert.
                                                         Ich sitze hier und sehe Bilder von leckerem Essen,
                                                         lächelnden Kellnern und lese Texte über Gastlichkeit
                                                         und Gastfreundschaft. Bilder und Texte aus einer
                                                         scheinbar anderen Welt. Es wirkt surreal, sich gera-
                                                         de heute mit diesem Themenkomplex auseinander
                                                         zu setzen. Alles, über das wir berichten, ist (wieder)
                                                         geschlossen.
                                                         Es fällt mir schwer, mich auf meine Aufgabe zu kon-
                                                         zentrieren. Mich mit dem im Moment Unmöglichen
                                                         zu beschäftigen. Ich denke an Anni. Eine gute Freun-
                                                         din, die in Augsburg ein Café betreibt. Ich denke an
                                                         die wenigen Gespräche, die wir in den letzten Mo-
                                                         naten hatten. An die Mühen, die sie und ihre An-
                                                         gestellten in das Café gesteckt haben, um die vor-
                                                         geschriebenen Hygienemaßnahmen zu erfüllen. Ich
                                                         denke an die Zeit, in der ich selbst noch als Kellner
     Vergesst die Gastfreundschaft nicht.                dort gearbeitet habe. Eine unbeschwerte Zeit. Das
                                                         Café war damals mein zweites Zuhause und ist es
        Denn durch sie haben einige,                     ein Stück weit noch immer. Mein Herz hängt an die-
                                                         sem Café. Und jetzt habe ich Angst, mich bei Anni
                                                         zu melden. Ich weiß nicht, was ich ihr zum Trost
              ohne es zu ahnen,                          sagen soll. Ich bin sprachlos.
                                                         Die Maßnahmen, die die Regierung ergriffen hat,
              Engel beherbergt!                          sind richtig. Aber es nimmt mir ein Stück meiner Ge-
                                                         schichte und meiner Heimat. Kann das Café überle-
           Paulus im Brief an die Hebräer (Hebr. 13,2)   ben? Ich hoffe es und ich sehne mich nach „Norma-
                                                         lität“. Mein Kopf schwirrt. Ich frage mich: „Warum
                                                         mussten wir gerade das Thema Gaststätte wählen“.
                                                         Sicher – aktueller geht es kaum. Aber der Spagat ist
                                                         für mich anstrengend, wie so vieles in dieser Zeit.
                                                         Man möchte sich kneifen und sagen: „Wach einfach
                                                         auf und alles ist vorbei…“.
                                                         Ich stehe jetzt auf und rufe Anni an…

                                                                                                  Werner Bisle

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Eine „Oase des Lebens“
     in Unterfranken
     In
      n der bayerischen Vorrhön liegt das Kloster Maria Bildhausen – Stammsitz des Dominikus-Rin-
     geisen-Werks Unterfranken seit 1897. Doch bereits seit dem 12. Jahrhundert steht das ehemalige
     Zisterzienserkloster für Gastlichkeit und Menschlichkeit.

                      Das Kloster Maria Bildhausen ist ein      Klosterakademie mit vielen Angeboten
                      ganz besonderer Ort, eingebettet in       Wer die Klosteranlage mit ihren vielschichtigen
                      die sanfte Hügellandschaft                Facetten erleben möchte, besucht die Klosteraka-
                      des Bäderlandes Bayerische Rhön. In-      demie. Unter dem Motto: „Kunst – Spiritualität
                      mitten der historischen Klosteranlage     – Natur“ finden Interessierte hier abwechslungs-
                      leben Menschen mit Behinderung.           reiche Veranstaltungen, Seminare und Konzerte.
                      Und hier werden auch Gäste getreu         Verschiedene Wanderwege, Gästeführungen oder
                      des selbst gestellten Anspruchs in ei-    ein Spaziergang durch den historischen Obst- und
                      ner „Oase des Lebens“ empfangen.          Bienengarten laden zum Verweilen ein.
                      Im Jahr 1899 errichtete Pfarrer Domi-
                      nikus Ringeisen den Kloster-Gasthof,      Produkte aus der Klostergärtnerei
                      der seit jeher ein beliebter Treffpunkt   und der Kaffeerösterei
                      für Ausflügler, Gäste, Einheimische       Der Klostergasthof ist nicht nur Begegnungsstätte für
     und Mitarbeitende des Dominikus-Ringeisen-Werks            Menschen mit und ohne Behinderung, sondern auch
     ist. Beim Besuch in Maria Bildhausen lernen Gäste          ein Arbeitsbereich der Werkstatt des Dominikus-Rin-
     das Kloster und seine Bewohner kennen. Gleichzeitig        geisen-Werks. Dabei steht den gut geschulten und
     bietet der Klostergasthof Gelegenheit, die Vielzahl der    hoch motivierten Mitarbeitenden mit Handicap ein
     im Dominikus-Ringeisen-Werk liebevoll hergestellten        engagiertes Team von Assistenten zur Seite. Gemein-
     Produkte zu genießen.                                      sam sorgen sie dafür, dass die Gäste ihren Aufenthalt
                                                                in vollen Zügen genießen können. Ein eigens entwi-
     Behutsam renoviert und modernisiert                        ckeltes Bestellsystem erleichtert die Kommunikati-
     Neben den besonderen Räumlichkeiten für Einkehr            on. Deshalb liegen auf den Tischen Zettel mit denen
     und Feiern im Klostergasthof stehen im Klosterhotel        Gäste Getränke und Essen unter Angabe der Anzahl
     sieben Einzel- und 18 Doppelzimmer zur Verfügung.          und der Tischnummer ganz einfach bestellen können.
     Im ehemaligen Konventgebäude Haus St. Maria wur-           Serviert werden in der urigen Klosterstube und der
     de in den vergangenen Jahren der Klausurbereich der        festlichen Abtsstube sowie während der Sommerzeit
     St. Josefskongregation mit großer Sorgfalt und Behut-      im Biergarten regionale und gutbürgerliche Gerichte
     samkeit renoviert und modernisiert. Diese Räume sind       mit saisonalen Spezialitäten und Produkten aus der
     barrierefrei, liebevoll und teilweise bewusst asketisch    eigenen Klostergärtnerei und der Kaffeerösterei.
     ausgestattet. Einige der historischen Gästezimmer
     sind entsprechend der klösterlichen Abgeschiedenheit       Weitere Informationen finden Sie unter
     „offline“, ohne Internetzugang und Fernseher gehal-        www.bildhausen.de.
     ten. So findet jeder Gast entsprechend seiner Vorstel-
     lung Ruhe und Inspiration in besonderer Atmosphäre.                                              Matthias Guck

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OVID,
                                                  menschliches
                                                  Miteinander
                                                  Im 8. Buch der Metamorphosen schildert der römische Dichter Ovid, wie
                                                  Jupiter mit seinem Begleiter Merkur in sumpfigem ödem Gelände auf der
                                                  Suche nach einer Herberge ist. Alle Bewohner weisen die in Menschen-
                                                  gestalt daherkommenden Götter ab – nur ein armes, sehr altes Paar na-
                                                  mens Philemon und Baucis öffnet den Fremden seine bescheidene Hütte,
                                                  schürt das Feuer im Herd, breitet Decken für ein Lager aus, unterhält sie
                                                  und tischt ihnen auf:

                                                                       „Oliven der keuschen Minerva,
                                                        Doppelgefärbte, dann herbstliche Kornelkirschen, in flüss'ge
                                                               Hefe gelegt, Endivien und Rettich, Käse und Eier,
                                                       Die man nur leicht in nicht mehr glühender Asche gewendet,
                                                    Alles in irdnen Gefäßen. (...) dann holt man vom Herde das warme
                                                        Essen; den Wein – er besitzt nicht eben ein höheres Alter -
                                                      Trägt man ein wenig beiseite: der Nachtisch erhält seine Stelle.
                                                       Da gibt's Nüsse und Feigen, vermischt mit runzligen Datteln,
                                                          Pflaumen sind da und duftende Äpfel, gebettet in weiten
                                                   Körbchen, und Trauben, von purpurnen Reben gepflückt; in der Mitte
                                                         Prangt eine glänzende Wabe von Honig. Zu allem gesellen
                                                    Freundliche Mienen sich bei und ein guter, nicht geizender Wille.“

                                                        Erst als der sich leerende Weinkrug sich immer neu füllt,
                                                    bemerken die beiden Alten das Wunder und erkennen die göttlichen
                                                                                  Gäste.

                                                  In diesem Mythos, den Ovid etwa zu Beginn unserer Zeitenwende er-
                                                  zählt, beschreibt er die ungeschriebenen Gesetze des menschlichen Mit-
                                                  einanders. Sie regeln nicht nur unser Verhältnis zu sozial entwickelter
                                                  Gastlichkeit, die wir Freunden und Auserwählten entgegenbringen. Sie re-
                                                  geln ebenso unser Verhältnis zum Anderen, zum Fremden, der Herberge,
                                                  vorübergehende Aufnahme oder nur Ansprache sucht. Das Paar schenkt
                                                  Wärme, Bewirtung, Obdach und Schutz, ein Lager und Aufnahme in die
                                                  Gemeinschaft, ins menschliche Gespräch.
     Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis
     Adam Elsheimer, 1609 - 1610                                                          Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ

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Leichtigkeit und Freude     Das inklusive „Café Nimm Platz“ in Krum-
                                 bach hat sich verändert und legt ganz gro-
                                 ßen Wert auf selbsthergestellte Gerichte. Das
                                                                                                 reitet und serviert werden unsere Köst-
                                                                                               lichkeiten von einem fröhlichen, inklusi-
                                                                                             ven Team, zu dem mittlerweile bereits zwei

              ergibt Inklusion
                                 Café möchte ein „Wohlfühlort der Begegnung“              Mitarbeiterinnen der Ursberger Werkstätten
                                 für seine Gäste sein.                                  gehören – und sehr gerne schaffen wir hier noch
                                 Wunderschön, direkt am Marktplatz der Krum-            weitere Arbeitsplätze dieser Art, z.B. für unse-
                                 bacher Innenstadt gelegen, strahlt unser „Lieb-        ren geplanten Lieferservice innerhalb Krumbachs.
                                 lingsplatz“ nach umfangreichen Veränderungen,          Wir verstehen uns als Wohlfühlort der Begegnung,
                                 tatkräftig unterstützt durch die Ursberger Domi-       wozu unter anderem die unserem Café angeglie-
                                 nikus-Ringeisen-Betriebe Elektro, Malerei, Bau, in     derte Förderstätte für Menschen mit erworbener
                                 neuem Glanz.                                           Hirnschädigung stark beiträgt. Hier bei uns findet
                                 Mit der optischen Veränderung ging auch die Neu-       ein unkompliziertes, lustiges Miteinander statt, in
                                 konzeption des gastronomischen Angebotes einher        dem jeder einfach sein darf – Gäste, Mitarbeiter
                                 – so bietet unser „Café Nimm Platz“, neben täglich     und Betreute gleichermaßen.
                                 wechselnden, frisch zubereiteten Mittagsgerichten,     Die handwerklichen Arbeiten unserer Förderstät-
                                 feinen selbstgebackenen Kuchen (ausschließlich         ten, sowie vielfältige Produkte der Ursberger Werk-
                                 mit Dinkelmehl), knusprige Röstbrote mit verschie-     stätten (Tonarbeiten, Holzarbeiten, Besen, Bürsten
                                 denen Belägen nun auch eine tolle Auswahl an Früh-     usw.) präsentieren und verkaufen wir in unserem
                                 stücksvariationen an (Montag bis Freitag ab 8.30       extra dafür neu eingerichteten „Shop in Shop“-Be-
                                 Uhr). Plus verschiedene Specials, wie z.B. fruchtige   reich.
                                 Smoothies, und Trendgetränke wie Chai-, Kurku-         Es lohnt sich also auf jeden Fall, uns in unserem
                                 ma-, Matcha- oder Pumpkinspice-Latte. Alle dafür       hübschen, heimeligen Café zu besuchen, sich ver-
                                 benötigten Sirupe, unsere sehr beliebten Café-Kek-     wöhnen und von der leichten, fröhlichen Atmo-
                                 se wie auch unser Kräutersalz, Suppenwürze, Pesto      sphäre anstecken zu lassen.
                                 usw. stellen wir direkt vor Ort selbst her, deshalb    Inklusion macht uns Spaß – Macht doch einfach mit!
                                 nennen wir uns auch gerne „Genusswerkstatt“.
                                 Mit ganz viel Liebe, Spaß und Engagement zube-              Martina Höfle, Leiterin des „Café Nimm Platz“

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Alle Jubilarinnen mit dem Bischof
                                               FRANZISKUSTAG
                                               Am Erntedanksonntag, 4. Oktober, feierten die
                                               Schwestern mit Bischof Dr. Bertram Meier den Fran-
                                               ziskustag und das 65.- und 60. jährige Professjubilä-
                                               um von zehn Schwestern.

                                               Gemeinsam in einem Boot
                                               Zehn unterschiedliche Schwestern mit zehn ver-
                                               schiedenen Lebenswegen seien einander verbun-
                                               den in dem großen Wunsch, die Freundschaft mit
                                               Gott zu leben, so fasste Bischof Bertram nach ei-
                                               nem Blick auf das Leben der Jubilarinnen zusam-
                                               men.
                                                                                                       60 Jahre Leben als Ordensschwester
                                               Alles beginnt mit sich trauen                           • Sr. M. Passithea Primbs
                                               Eine Frau, die den Schritt in eine Ordensgemein-        • Sr. M. Hieronyma Zappel
                                               schaft wage, setzt ihr Leben ganz auf Gott! Die Ju-     • Sr. M. Canisia Maurer
                                               bilarinnen haben sich zu den Josefsschwestern ge-
                                               traut. Dort wollen Sie Gott suchen und finden.

                                               Vertrauen
                                               Liebe ist nicht statisch – so auch die Liebe zu Gott.
                                               Liebe heißt sich immer wieder neu auf das Leben
                                               einzustellen und dabei auch den Mut zum Verlas-
                                               sen vertrauter Wege zu wagen.
                                               Gottvertrauen trägt auch in schweren Zeiten.
                                               Nicht nur wir Menschen vertrauen uns Gott an,
                                               sondern Gott vertraut uns Menschen. Sein Vertrau-
                                               en auf uns geht unserem Vertrauen voraus.

                                               635 Jahre Treue
                                               Jubiläum feiern heißt die Treue zu feiern. 3 x 60 und
     Der Bischof überreichte zum Zeichen       7 x 65 Jahre ergeben 635 Jahre Treue.
     des Lichts seins Gottes für unser Leben   Treue macht die Größe und Würde des Menschen            65 Jahre Leben als Ordensschwester
     und zum Zeichen                           aus.                                                    • Sr. M. Alwine Dehm
     für unseren Lebensauftrag:                „Treue braucht Wurzeln und Flügel zugleich. Weil        • Sr. M. Bonaventura Schmidt
     Licht für die Menschen zu sein, jeder     Gott uns die Treue hält, können auch wir treu sein,     • Sr. M. Evangelista Höfer
     Jubilarin eine Kerze.                     allen Widerwärtigkeiten und Versuchungen zum            • Sr. M. Gunda Gruber
     (Bischof Dr. Bertram Meier                Trotz“, so der Bischof in seiner Ansprache.             • Sr. M. Stefanie Seidl
     und die ehemalige Generaloberin                                                                   • Sr. M. Francesco Holzmann
     Sr. M. Gunda Gruber)                                          Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ     • Sr. M. Samuela Degmayr

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Die andere Gaststätte!                                                                                                                                           Gast-
     - Eine Gast-Stätte in Breitbrunn!
     Hat die St. Josefskongregation auch in Breitbrunn
     eine Gaststätte? Jein!
                                                           Ein Haus für Gäste, die Urlaub machen, die Tage
                                                           der Ruhe und Erholung suchen.
                                                                                                              See vom Anlegesteg in Breitbrunn.
                                                                                                              Herrliche Ausflugsziele mit einer guten Bus- und
                                                                                                                                                                      freundschaft
                                                                                                                                                                      – gerade an Weihnachten
     Wo denn? In der Seestraße, oder der Münchener         Unsere Gäste sind Schwestern aus unserer Kongre-   S-Bahnverbindung sind z. B. Kloster Andechs, Klos-
     Straße?                                               gation, Mitglieder anderer Ordensgemeinschaften    ter St. Ottilien, Starnberger See und München.          Wir besuchen unsere Verwandten oder landen sie
     Ein kleiner Konvent mit drei Schwestern wohnt         und manchmal auch deren Verwandte oder Be-         Und nun, was meinen Sie?                                ein. Logistisch kann diese eine Herausforderung
     nahe der Einrichtung für Menschen mit Behinde-        kannte.                                            Ist das eine Gast-Stätte, das Haus St. Josef im Klos-   sein, wenn zu den Feiertagen all unsere Lieben zu-
     rung in der Münchener Straße 1.                       Was können wir bieten?                             ter, wie es in Breitbrunn genannt wird?                 sammen sind und verköstigt werden wollen. Wir
     Wir Schwestern leben hier in ruhiger, idyllischer     Natürlich Übernachtung mit Vollverpflegung. Wir    Es ist ein Haus für Gäste, eine Gast-Stätte, wenn       backen und kaufen Wagenladungen von Köstlich-
     Lage. Das Haus, in dem früher ein größerer Kon-       laden auch ein, unsere große Terrasse zu nützen,   auch anderer Art, ein Gästehaus                         keiten für die Zubereitung leckerer Mahlzeiten ein.
     vent wohnte, ist groß genug, dass auch Gäste dort     ob zur Erholung im Liegestuhl oder beim gemein-    f ü r Ordensleute, m i t Ordensleuten!                  Der Kühlschrank fasst die Herrlichkeiten kaum.
     wohnen können. Das haben wir uns auch zur Auf-        samen Grillen.                                                                                             Getränke lagern im Kühlen. Was tun, wenn dazu
     gabe gemacht.                                         Die Gäste können den großen Garten genießen                                 Sr. M. Edith Schlachter CSJ    noch unerwartete Spontangäste kommen! Bleiben
     Das Haus verfügt über einige Ferienzimmer, die        und von unserem Steg aus im Ammersee baden.                                                                wir locker und halten wir die Türen offen, denn
     hell und geräumig sind. Alle Zimmer sind mit Du-      Herrliche Abendstimmungen schenken Freude und                                                              das Erlebnis willkommen zu sein, lässt alle Spei-
     sche ausgestattet, die meisten haben einen Zugang     Entspannung. Gerne können Gäste an den Gottes-                                                             sen – selbst die Suppe – zu Köstlichkeiten werden!
     zum Balkon.                                           diensten in unserer Hauskapelle teilnehmen.
     Unser Haus beherbergt einen Speiseraum für Gäs-       Was bietet die Umgebung?                                                                                                      Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ
     te, einen Aufenthaltsraum zum Fernsehen, Spielen,     Sie lädt zu Spaziergängen in den Fluren und Wäl-
     zur Unterhaltung usw.                                 dern ein, am Ammersee entlang, zur Europakapelle
     Das Haus St. Josef möchte ein gastliches Haus sein:   am Königsberg oder zu einer Schifffahrt auf dem

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