Journal - Topthema Sicherheit Wie wir uns schützen - BWA-deutschland

 
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Journal - Topthema Sicherheit Wie wir uns schützen - BWA-deutschland
Ausgabe 1/2017

                               Journal
Themen aus Politik & Wirtschaft sowie News und Aktivitäten des BWA Deutschland

          Herausgegeben vom Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA)
                                    Bild: MSC / Kuhlmann

                                Topthema Sicherheit
                                                                    Wie wir uns schützen
Journal - Topthema Sicherheit Wie wir uns schützen - BWA-deutschland
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BWA

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Journal - Topthema Sicherheit Wie wir uns schützen - BWA-deutschland
Inhaltsverzeichnis

                                             Editorial

                                             		      Begrüßung durch den Präsidenten
                                             		      und den Vorstandsvorsitzenden.......................................... 4
                                             		      Rudolf Weiler und Dirk Bormann

                                             Zentrale / Kommissionen

                                             		      Offenheit und klare Regeln................................................. 6
Bundepräsident a.D. Christian Wulff beim     		      Christian Wulff und Martin Kind beim Neujahrsempfang des BWA
Neujahrsempfang des BWA
                                             		      Digitalisierung jetzt!
                                             		      Wie kommen Innovationen in den Mittelstand?.................. 8
                                             		      Politisches Frühstück der Allianz der Verbände im Haus der Commerzbank

                                             		      Gelingende Integration schafft Sicherheit.......................... 13
                                             		      Empfehlungen der BWA-Kommission „Fachkräftesicherung und Bildung“

                                             Schwerpunkt Sicherheit

                                             		      „Da machen Sie sich mal keine Sorgen“........................... 14
                                             		      Interview mit Wolfgang Bosbach, MdB
Bundesminister Sigmar Gabriel,
Bild: W+M/Ralf Succo                         		      „Wer die Fakten kennt...“................................................ 16
                                             		      Interview mit Marcus da Gloria Martins, Pressesprecher der Polizei München

                                             		      Wie sicher sind unsere Informationen wirklich?................. 20
                                             		      Gastbeitrag des Sicherheitsexperten Michael Voigt

                                             Außenwirtschaft

                                             		      Initiative Junge Transatlantiker und BWA kooperieren....... 29
                                             		      Auftaktveranstaltung in Augsburg

                                             		      Lingang District Konferenz................................................ 30
Schwerpunktthema Sicherheit, Interview mit   		      BWA-Veranstaltung in Hamburg
Wolfgang Bosbach, Bild: www.wobo.de
                                             		      Sondierungsgesprächen in Hong Kong.............................. 31
                                             		      Treffen mit InvestHK und Cyril Fung

                                             Aus den Landesverbänden.......................................................... 32

                                             kurz notiert / Ansprechpartner / Impressum............................... 49

BWA Landesverband Schweiz gegründet

                                                                                                                                     BWA

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Journal - Topthema Sicherheit Wie wir uns schützen - BWA-deutschland
Editorial

                             Sehr geehrte Damen und Herren,
                                   Mitglieder und Leser
                                    des BWA Journals,
                                              das Gefühl der Unsicherheit immer mehr in         sich in diesem Haushalt/Industriebereich ein
             Rudolf Weiler                    unsere lebensbestimmenden Abläufe ein. Die        noch wesentlich größerer Markt entwickeln.
                                              Bekämpfung solcher Entwicklungen ist im-
                                              mer schwieriger und wird der Allgemeinheit        Bei allen technischen Mitteln und noch so
                                              immer teurer. Wie lange hat der riesige Wald-     weit entwickelten Geräten steht im Mittel-
                                              brand in Südamerika gedauert und welcher          punkt immer der Mensch. Was kann sich alles
                                              Aufwand wird an jedem Flughafen der Welt          nur aus dem Rest einer noch leicht glühenden
                                              für die Sicherung der Passagiere betrieben.       Zigarette entwickeln. Wie leicht wird es den
                                              Vorsorgliches Verhalten und das Vorhersehen       Betrügern an der Haustüre gemacht. Warum
                                              von kritischen Gefahren bestimmen heute           sind wir hier nicht vorsichtiger? Wie oft sehen
                                              in allen Bereichen die Entwicklung und die        wir oder sind Teil von Handlungen gegen
                                              Innovation. Alle Arten von Technologien           unsere Mitmenschen und sei es nur durch das
                                              werden für diese Vorsorge herangezogen.           bewusste Wegschauen. Hier hilft keine Sirene,
                                              Wohl bemerkt, die Mauer zwischen Mexiko           kein Satellit und erst recht keine Mauer - hier
                                              und den USA hat mit Sicherheit etwas mit          gilt nur der gesunde Menschenverstand und
                                              total verfehlter Politik zu tun aber nichts mit   ein großes Herz.
                                              Sicherheit in „des Wortes klarer Bedeutung“.
                                                                                                In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen
                                              In der Kommission „Innovation“ und in vie-        sicheren Verlauf des schon arg gebeutelten
                                              len, uns angeschlossenen Instituten und Fir-      Jahres 2017. Mögen Sie es managen können,
                                              men beschäftigen wir uns sehr intensiv mit        dass sowohl privat als auch geschäftlich Ihre
                                              vorausschauender Sicherheitsanalyse. Hier         Sicherheit nie zu kurz kommen wird.
 Rudolf Weiler, seit mehreren Jahren          werden z.B. Warnsignale für alle Arten von
 Präsident des BWA, ist mit seiner mit-       Brand, Rauch, Vandalismus, Sektionsalarm
 telständischen Firma in der industriel-      für Feuertüren und Einbruch entwickelt.
 len Elektroakustik tätig. Die Produkte       Alleine eine Kombisirene für Feueralarm
 werden in allen industriellen Applikati-     mit Signalton und Blitz darf heute nur nach
 onen, wie z. B. Automotive, Verkehr und      einer aufwendigen und sehr teuren Freiga-
 Brandmeldung, eingesetzt. Mit eigenen        bezertifizierung der zuständigen Normen-
 Produktionsniederlassungen in Asien          stelle eingebaut und genutzt werden. Alle, in
 erwarb er sich Kenntnisse und Ansehen        der Brandprotektion und Alarmierung zum
 im internationalem Geschäft und ist          Einsatz kommenden, Teile unterliegen dieser       Ihr Rudolf Weiler
 Träger des ersten Preises der Deutschen      Normung. So schützt sich ein moderner Staat
 Außenwirtschaft. Vor Jahren gründete er      schon im Vorwege gegen schlechte, billige
 den immer noch sehr aktiven „German          und unzuverlässige Sicherheitskomponenten.
 Indian Round-Table“ und war Initiator        Nicht weniger aufwendig ist die Früherken-
 vieler Delegationsreisen nach Asien, unter   nung von Großbränden über Satelliten. Spezi-
 anderem Reisen wie: „Mittelstand goes to     ell entwickelte Detektoren sind in der Lage z.
 India“. Im Präsidium des BWA vertritt er     B. jedes einzelne Feuer zur Mittsommernacht
 die, in der Namensgebung durch das „A“       aus dem Orbit in Position, Größe und Inten-
 bestimmte, Außenwirtschaft.                  sität zu analysieren. Zudem wird durch die
                                              Beobachtung der Ausbreitungskriterien eine
                                              Steuerung der Löschung ermöglicht.
Als Gründer und Inhaber einer Firma für
sicherheitsrelevante Geräte und Kompo-        Schutz von Heim und Hof haben bei fast allen
nenten werde ich täglich mit dem Thema        von uns ein totales Umdenken zum Thema
Sicherheit konfrontiert. Neben der großen     Sicherheit gebracht. Die Rauchmelder, schon
Politik beschäftige ich mich stark mit den    per Gesetz weit verbreitet, sind nicht nur eine
technischen Fragen rund um Sicherheit. In     gute Einnahmequelle für die Hersteller, son-
Zeiten von Terror, Vandalismus, Meldungen     dern ein echter Schutz für Leben und Eigen-
über Einbruch und Mordserien oder einfach     tum in unserer Gesellschaft. Als Ergänzung zu
nur Unachtsamkeit im täglichen Leben greift   einer vernünftigen Eigentumssicherung wird

       BWA

                                                                   |4|
Journal - Topthema Sicherheit Wie wir uns schützen - BWA-deutschland
Editorial

                                    Liebe Mitglieder,
                         verehrte Senatorinnen und Senatoren,
                           sehr geehrte Leserinnen und Leser,
                                                                                                            Dirk Bormann

Kaum eine Debatte wird so emotional ge-          chen so sachlich und geduldig auf die Fragen
führt, wie die aktuellen Diskussionen zum        der Journalisten antwortete. Und schließlich
Thema „Sicherheit“. Der BWA hat sich             haben wir auch Experten für Sicherheit und       Dirk Bormann, Vorstandsvorsitzender des
bereits im vergangenen Jahr mit dem Satz         Sicherheitstechnik aus dem Kreise unserer        BWA, ist freiberuflicher Unternehmer und
„Deutschland ist sicher“ klar positioniert und   Verbandsmitglieder gebeten, das Thema aus        berät große Unternehmen aus dem Bau-
sich damit einmal mehr für Besonnenheit in       ihrer Sicht zu beleuchten und auf diese Weise    bereich. Dem Vorstand des BWA gehört
aufgeregten Zeiten ausgesprochen. Tatsäch-       auch unternehmerische Facetten von Sicher-       Bormann bereits seit 2009 an. Zuvor war
lich ist niemandem damit geholfen, wenn          heit zu zeigen - nicht nur aus Deutschland,      der erfahrene Manager u.a. für die Philipp
Ängste geschürt und bedrohliche Szenarien        sondern auch international. Herausgekom-         Holzmann AG Berlin, für die mittelständi-
an die Wand gemalt werden, noch bringen          men ist ein vielfältiger Blick auf ein Thema,    sche Ingenieurbau GmbH, für die Hochtief
Schuldzuweisungen und Sündenböcke uns            das den Wahlkampf der kommenden Mo-              AG sowie im Vorstand der Wayss & Freytag
weiter. Gleichwohl sind viele Menschen in        nate prägen wird – das jedenfalls ist sicher!    Schlüsselfertigbau AG tätig.
Deutschland und Europa verunsichert.
                                                 Auch auf der internationalen Bühne über-
Kurz vor Weihnachten ereignete sich – nur        schlugen sich die Ereignisse in den ver-        dieser Ausgabe über die vielfältigen Aktivi-
einen Steinwurf von der BWA-Bundesge-            gangenen Monaten. Der neue amerika-             täten, die im BWA auf lokaler, regionaler,
schäftsstelle entfernt – der schreckliche An-    nische Präsident etwa liefert täglich neuen     landesweiter und internationaler Ebene, im
schlag am Berliner Breitscheidplatz. Lagen       Gesprächs- und Diskussionsstoff, auch           Senat und in den Kommissionen fortwäh-
wir also falsch? Können wir wirklich behaup-     in Europa erstarken nationalistische und        rend laufen.
ten, Deutschland sei sicher? Wir meinen: ja.     rechtspopulistische Parteien. Ein halbjähr-
In dieser Ausgabe haben wir uns bemüht,          lich erscheinendes Magazin wie das BWA-         Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre
den faktischen und nüchternen Blick auf das      Journal kann darauf freilich nicht tages-
Thema zu legen und uns dafür an Experten         aktuell reagieren. Dennoch haben wir uns
gewandt. Wir haben mit dem Kriminologen          bemüht, Meinungen zu sammeln und so die
Thomas Feltes über tatsächliche und gefühl-      Diskussionen, die in unserem Verband statt-
te Risiken gesprochen, den Innenpolitiker        finden, abzubilden. Unter der neuen Rubrik
Wolfgang Bosbach nach wirksamen poli-            „Meinungen“ ist ab sofort ein neues Forum
tischen Maßnahmen gegen die Bedrohung            geschaffen worden, das sich ganz explizit an
durch sogenannte Gefährder gefragt. Wir ha-      Sie, verehrte Leser richtet, um Ihren Meinun-
ben mit dem Pressesprecher der Münchener         gen und Kommentaren einen Platz zu bieten.
Polizei Marcus da Gloria Martins geredet, der    Nutzen Sie dies!
in der Nacht nach dem Amoklauf in Mün-           Wie in jedem Heft berichten wir auch in         Ihr Dirk Bormann

                                                                                                                                                BWA

                                                                     |5|
Journal - Topthema Sicherheit Wie wir uns schützen - BWA-deutschland
Zentrale / Kommissionen

                                      Offenheit und klare Regeln
                 Christian Wulff und Martin Kind beim Neujahrsempfang des BWA
Es war ein gelungener, ein kurzweiliger und
von inhaltlichen Bekenntnissen geprägter
Abend am 24. Januar 2017 in Großburgwedel.
Erstmals führte der BWA seinen Neujahrs-
empfang in einem Landesverband, in Nieder-
sachsen, durch. Der dortige Jahresauftakt ist
schon seit Jahren eine feste Größe im Veran-
staltungskalender des Landesverbandes. Mehr
als 120 Unternehmerinnen und Unternehmer
erfreuten sich am festlichen Ambiente des
Hotels Kokenhof, das der Unternehmer und
Fußballpräsident Martin Kind dem Verband
für diesen Abend zur Verfügung gestellt hatte.

Martin Kind war es dann auch, der nach ei-
nigen einleitenden Worten des Vorstands-
vorsitzenden Dirk Bormann und der Lan-
desgeschäftsführerin Silvia Schüller die ersten
inhaltlichen Akzente setzte. Sein Bekenntnis
zum Mittelstand, zu Familienunternehmen
und zur Offenheit unserer Gesellschaft auf
allen Ebenen fand großen Anklang. Seine               v.l.n.r.: Dirk Bormann, Silvia Schüller, Christian Wulff, Michael Schumann, René Leibold
Beispiele machten deutlich, dass der Unter-
nehmer Martin Kind nach einem sehr gu-            einen klaren Appell an die Anwesenden, ihre      Kraft für den Welthandel, für Freihandelsab-
ten Jahr 2016 für die deutsche Wirtschaft         Vorbildrolle wahrzunehmen. In den Firmen,        kommen und für den Abbau von Hürden und
durchaus auch positive Aussichten für das         aber auch im Privaten gelte es, sich zu be-      Grenzen einsetzen und jedem Protektionis-
Jahr 2017 sieht. Er sehe es als seine Aufga-      kennen und auch einmal zu widersprechen,         mus oder gar Nationalismus entgegentreten,
be, die Menschen auch auf dem Weg in die          wenn „dummes Zeug“ erzählt werde. „Jede          so Wulff weiter.
Digitalisierung „mitzunehmen“ und ihnen           Generation muss sich die Demokratie und
Perspektiven aufzuzeigen.                         die Freiheit neu erkämpfen. Demokratie ist       Dabei gelte es allerdings auch, neben der Of-
                                                  nicht selbstverständlich“, so der ehemalige      fenheit auch auf die Einhaltung klarer Regeln
Bundespräsident a.D. Christian Wulff richtete     Bundespräsident deutlich. Er blickte in die      zu bestehen. Dies gelte nach außen wie im In-
in seiner Festansprache in gleichem Sinne         Geschichte und machte klar, dass die Weima-      neren. Im Dialog mit den Teilnehmern nahm
                                                  rer Republik daran gescheitert sei, dass sich    er Bezug auf sein Zitat „Der Islam gehört
                                                  zu wenige für sie eingesetzt hätten. Das dürfe   zu Deutschland“ und betonte, dass er schon
                                                  nicht noch einmal passieren: „Die Demokra-       seinerzeit betont habe, dass dies natürlich
                                                  tie klingelt nicht, wenn sie geht. Sie ist mit   nur dann und wie für alle anderen Religionen
                                                  einem Mal weg“, so Wulff weiter. Mit Blick auf   und Weltanschauungen gelte, wenn die kla-
                                                  die aktuelle Situation zitierte er Franz Kafka   ren Regeln des Zusammenlebens in unserer
                                                  und sagte „Wir können nicht den Sonnenun-        Gesellschaft eingehalten würden. „Offenheit
                                                  tergang bestaunen und uns dann wundern,          und Law and Order“, so Wulff abschließend,
                                                  dass es dunkel ist.“                             das sei die Erfolgsformel, die zu befolgen es
                                                                                                   gerade in diesen Tagen gelte.
                                                  Gelinge es aber, zum Beispiel durch konse-
                                                  quentes Wählengehen aller konstruktiven          Vor der mit viel Applaus honorierten Rede
                                                  Kräfte, die offene Gesellschaft zu erhalten      des Alt-Bundespräsidenten war durch die
                                                  und zu stärken, habe Deutschland auch in         Vorstandsmitglieder René Leibold und Mi-
                                                  den derzeit unruhigen Zeiten gute Chancen,       chael Schumann die Kooperation mit der
                                                  führend zu bleiben. Gemeinsam mit China,         Austrian Asian Association feierlich auf dem
                                                  mit Russland, im Schulterschluss mit seinen      Podium begangen worden. Daneben wurde
                                                  europäischen Partnern gäbe es durchaus neue      Stefan Griesemann, Geschäftsführer der Thie-
                                                  und weitere Möglichkeiten. Ein Land, das         me GmbH & Co. KG als neues Präsidiums-
Unternehmer und Fußballpräsident                  einen Exportüberschuss von mehr als 300          mitglied in Niedersachsen geehrt und in den
Martin Kind                                       Milliarden Euro habe, müsse sich mit aller       Präsidiumskreis aufgenommen.

        BWA

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Journal - Topthema Sicherheit Wie wir uns schützen - BWA-deutschland
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                  Ostdeutsches Wirtschaftsforum erfolgreich
                                 BWA unterstützt „Davos am Scharmützelsee“
„Liegt denn Davos nun am Scharmützel            unserer Zeit und kommentierte auch die          nikmesse in München verzeichne man bereits
See?“ Mit dieser Frage begann die Festan-       Präsidentschaftswahl in den USA.                einen deutlichen Rückgang von Besuchern
sprache von Sigmar Gabriel, im Oktober                                                          aus Fernost.
2016 noch als Bundeswirtschaftsminister,        Das sehr aufmerksame Fachpublikum, ca.
heute Außenminister, anlässlich des ersten      120 Teilnehmer, hatte zum Schluss der Rede      Das ostdeutsche Wirtschaftsforum fand vom
Ostdeutschen Wirtschaftsforums (www.            die Möglichkeiten zur Fragestellung und         20. bis 22. Oktober 2016 im Bad Saarower
owf2016.de) in Bad Saarow.                      nutzte diese Gelegenheit intensiv. Von Seiten   Hotel Arosa statt. Neben dem Festvortrag
                                                des BWA, Kooperationspartner der Veran-         von Bundesminister Gabriel gab es ein viel-
Der Vergleich mit Davos war von den Veran-      staltung, wurde an Minister Gabriel das The-    seitiges und gut besetztes Programm. Hierzu
staltern erwünscht. So ging der Minister auch   ma: „Wie sehen andere Nationen, besonders       waren fast alle mittel- und ostdeutschen Mi-
sehr intensiv auf diesen Vergleich ein und      aus Asien, die persönliche Sicherheitslage      nisterpräsidenten sowie ranghohe Wissen-
versuchte, eine Brücke zwischen den Zielen      für ausländische Besucher in Deutschland“,      schaftler und Wirtschaftsexperten angereist.
von Davos und Bad Saarow zu schlagen. Dass      herangetragen. Eine zentrale Frage, für die     Alle Teilnehmer und die Veranstalter zogen
dabei der Unterschied zwischen den Zielset-     der BWA bereits die Bundesregierung in          eine positive Bilanz und setzen darauf, dass
zungen noch gewaltig ist, liegt auf der Hand.   Berlin angeschrieben hat und auf einen ent-     diese wichtige Initiative zu einer regelmäßi-
Man konnte jedoch auch erkennen, dass das,      sprechenden Dialog setzt.                       gen Einrichtung werden wird. Der Termin
was Davos für die europäische Wirtschafts-                                                      für dieses Jahr, der 17. bis 20. Oktober, steht
entwicklung bedeutet, bei Bad Saarow eine       Im Vorfeld zu Gabriels China-Besuch bat         jedenfalls bereits ebenso fest wie die Tatsa-
wichtige Position für die Entwicklung in Ost-   BWA-Präsident Weiler ihn, dieses Thema          che, dass der BWA erneut Kooperationspart-
deutschland und Osteuropa werden könnte.        dort besonders anzusprechen. Für beson-         ner sein wird.
                                                ders wichtig halte der BWA eine deutsche
Der Minister beschrieb dann auch die Chan-      Reaktion auf die Befürchtungen in Asien,
cen und Probleme in den genannten Gebie-        Deutschland sei kein sicheres Reiseland
ten, schlug den Bogen zu den internationa-      mehr, im Übrigen auch im Hinblick auf den
len Wirtschaftskrisen und Entwicklungen         Messestandort Deutschland. Bei der Elektro-

                                                                                      Bundesminister Sigmar Gabriel, Bild: W+M/Ralf Succo

                                                                                                                                                  BWA

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                        Digitalisierung jetzt!
              Wie kommen Innovationen in den Mittelstand?
          Politisches Frühstück der Allianz der Verbände im Haus der Commerzbank
Die Bedeutung des Themas Digitalisierung
dokumentiert allein die Anzahl der Veran-
staltungen, die aktuell im politischen Berlin
stattfinden. Die Allianz der Verbände be-
leuchtete mit ihrem politischen Frühstück
das Thema Digitalisierung aus einer Perspek-
tive, die häufig vernachlässigt wird, nämlich
mit einem klaren Fokus auf den Mittelstand.

Dass der Mittelstand besondere Beachtung
verdient, unterstrich Joachim Köhler, Leiter
des Startup & Digital Hub Berlin der Com-
merzbank. Die Berliner Startup-Szene ent-
wickelt sich in atemberaubender Geschwin-
digkeit, doch die Förderung beschränke sich
im Wesentlichen auf die DAX-30-Konzerne.
Der breite Mittelstand fehle, so Köhler. Der
Mittelstand sei dabei aber einer Doppelbe-
lastung ausgesetzt: Er müsse eine Investition
stemmen und zugleich auch ggf. dem Druck         Digitale Kompetenz sei entscheidend im            in der Vergangenheit“, so Fischer. Um Inno-
neuer, konkurrierender Geschäftsmodelle          internationalen Wettbewerb, dessen Kräf-          vationen als einen Transformationsprozess
standhalten. Kooperation sei in diesem Um-       teverhältnisse sich gegenwärtig verschieben.      für alle Unternehmensbereiche zu begreifen
feld ein zentraler Erfolgsfaktor.                Studien, die gerade einmal 30-35 % der Un-        und voranzutreiben, bedürfe es Investitions-
                                                 ternehmen in Deutschland als „digital ready“      bereitschaft in einen Prozess, dessen Ausgang
Tankred Schipanski, Obmann der CDU/              einstufen, mahnten zu dringender Besserung:       nicht vollständig absehbar sei. Innovationen
CSU-Fraktion im Ausschuss Digitale Agen-         „Digitalisierung ist nicht mehr nur ein Stück     müssten einfach verständlich und mit ausrei-
da, unterstrich die Bedeutung von Praxisbei-     Software, dass ich einkaufe, um meine Prozes-     chenden Projektressourcen ausgestattet sein.
spielen, die Digitalisierung greifbar machen     se zu verbessern. Digitalisierung ist die Frage   Mit einem klar definierten Projektteam und
und zur Umsetzung inspirieren können. Die        wie und womit verdiene ich zukünftig mein         einer gewissenhaften Umfeld- und Risikoana-
aktuell zehn Mittelstand 4.0-Kompetenzzen-       Geld?“ Nichts werde offline bleiben, unter-       lyse ließen sich Innovationsprozesse planvoll
tren sollen diese Aufgabe mit ihren unter-       strich Frese, denn der Trend zum Internet         vorantreiben.
schiedlichen Themenschwerpunkten leisten.        der Dinge wird in den nächsten Jahren die
Flankierend müssten auch die Rahmenbe-           industrielle Produktion deutlich verändern.       In seinem Kommentar ging Bastian Kneissl,
dingungen für Innovationen im Mittelstand        Auch die Beständigkeit von Geschäftsmo-           CEO der MapCase Media GmbH, besonders
verbessert werden. Dazu zählten eine konse-      dellen wird sich verringern. Wirtschaftli-        auf den Aspekt der digitalen Kompetenz
quente Fachkräftesicherung, ein flächende-       chen Erfolg definiert sich zukünftig über         ein. Viele Unternehmen betrieben bereits
ckender Ausbau des digitalen Hochgeschwin-       Reaktionsschnelle und Anpassungsfähigkeit.        Onlinekanäle, die wertvolle Daten generie-
digkeitsnetzes sowie verbesserte Sicherheit      Mittelständischen Unternehmen attestiert          ren. Doch die bewusste Verknüpfung dieser
und Schutz von IT-Systemen. Ferner soll          Frese diese Fähigkeit im Grundsatz.               Kanäle zur Analyse bzw. zur Voraussage von
mit dem Open-Data-Gesetz Unternehmen                                                               Kundenverhalten finde kaum statt. Grund
der Datenschatz des Bundes geöffnet wer-         Das Thema Anpassungsfähigkeit griff auch          hierfür ist in Kneißls Augen ein mangelndes
den. Daten, der Rohstoff der Zukunft, sollen     Christian Fischer, kaufmännischer Leiter          Bewusstsein für das enorme Potenzial. So-
zukünftig auch im Mittelstand innovative         der TecArt GmbH auf. Innovation sei nicht         gar kleine Unternehmen könnten aus ihren
Geschäftsmodelle vorantreiben.                   nur etwas technologisches, sondern betreffe       Kundendaten entscheidende Informationen
                                                 die gesamte Bandbreite von Organisations-,        ziehen. Für Kneissl ist der Mittelstand in
Oliver Frese, als Vorstand der Deutschen         Produktions- und Vermarktungsprozessen.           dieser Hinsicht zu langsam und so mahnte
Messe AG verantwortlich für die CeBIT,           Erfolgreiche Organisationen denken diese          er eine höhere Risikobereitschaft an.
unterstrich, dass Chancen und Risiken der        Prozesse neu, verkürzen sie, bauen sie um
neuen digitalen Ära noch schwer abzuschät-       und verknüpfen sie mit Menschen. „Es ist          Die Kritik Kneissls, dass Unternehmen
zen seien. Die aktuell gut gefüllten Auftrags-   verrückt, die gleichen Dinge zu tun, die man      bzw. Entscheider nicht in der Lage seien,
bücher mögen darüber hinwegtäuschen, was         schon immer getan hat, und dabei zu erwar-        Innovationen zu verstehen und deren un-
mittelfristig auf Unternehmen zukomme.           ten, dass man andere Ergebnisse erzielt als       ternehmerische Chancen zu nutzen, wurde

        BWA

                                                                      |8|
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                                                                                                dass Bürger und Unternehmen besser an das
                                                                                                Thema herangeführt werden müssen. Gerade
                                                                                                im Hinblick auf Datenschutz und Automa-
                                                                                                tisierung müssten große Ängste abgebaut
                                                                                                werden. Besonders im Bereich Big Data dürfe
                                                                                                aber dennoch nicht zu stark reguliert werden,
                                                                                                um keine Hindernisse für neue Geschäftsmo-
                                                                                                delle aufzubauen, so Schipanski weiter.

                                                                                                Die Allianz der Verbände ist ein Projekt füh-
                                                                                                render mittelständischer Unternehmensver-
                                                                                                bände, die es sich zum Ziel gesetzt haben,
                                                                                                brennende Fragen für den Mittelstand ge-
                                                                                                meinsam anzugehen. Als Koalition vereint
                                                                                                die Allianz unterschiedliche Perspektiven
                                                                                                auf und aus dem Mittelstand und entwickelt
                                                                                                diese zu einer gemeinsamen, branchenüber-
                                                                                                greifenden Position.
in der anschließenden Diskussion mehrfach        Deutschland hinke in der Fachkräfteausbil-
aufgegriffen. Aufträge für Startups kämen        dung massiv hinterher. Kontaktpunkte, wie
so erst gar nicht zustande, so Kneissl weiter.   die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren, seien
Aus Startup-Perspektive wurde im Plenum          ein wichtiger erster Schritt, um Unternehmen
angemerkt, sei auch bei öffentlichen Auf-        an die Möglichkeiten der Digitalisierung
traggebern ein Mangel an Mut zu beklagen.        heranzuführen. Oliver Frese bestätigte, dass
Eine Kooperation mit Startups würde oft          dieser Bedarf an Kontaktpunkten kontinuier-
aufgrund der unklaren Aussichten in der          lich wachse. Auch die CeBIT müsse sich an
Geschäftsentwicklung oftmals nicht in einge-     diese neuen Bedürfnisse anpassen. Besucher
gangen. Eine weitere Sorge, die mehrfach aus     erwarten konkrete und greifbare Beispie-
dem Plenum geäußert wurde, ist der enorm         le und möchten die Messe mit konkreten
hohe Ausbildungs- und Beratungsbedarf.           Lösungsansätzen verlassen. Aus politischer

                                                          Tankred Schipanski, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss Digitale Agenda

                                                                                                                                                BWA

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                                                    Chefs am Limit
                                 BWA-Kaminabend mit Gerhard Nagel in Berlin
Auf Initiative des BWA fand im Haus Cum-         Gruppe und einer Einleitung von BWA-           Grenzbereiche sind. Dabei wurde klar, dass
berland in Berlin ein Kaminabend mit dem         Vorstandsmitglied René Leibold, begann         Höchstleistung und Emotion untrennbar ver-
Sachbuch-Bestseller-Autor und Coach Ger-         Gerhard Nagel seinen mehr als einstündigen     bunden sind und der Versuch, sich selbst „zu
hard Nagel statt. In Kooperation mit Satellite   Vortrag darüber, wie und warum „Chefs“ auf     managen“ dauerhaft kaum zu realisieren ist.
Office waren Senatorinnen und Senatoren des      allen Ebenen immer wieder an ihre „Limits“
BWA eingeladen worden, um den Change-            stossen. Stetiges Nicken des Publikums mach-   Zahlreiche Geschichten erzeugten bei den
Manager Gerhard Nagel zum Thema „Chefs           te deutlich, dass Gerhard Nagel - seit 2014    Gästen Momente des „Wiedererkennens“
am Limit“ zu hören. Der ursprünglich ange-       Mitglied des BWA - ins Schwarze traf mit den   im eigenen Unternehmertum und auch ei-
dachte Teilnehmerkreis von 12 Gästen musste      Berichten aus unternehmerischer Erfahrung      nige „Aha“-Momente, die in der folgenden
schon nach 2 Tagen auf 20 Teilnehmer erwei-      und Analysen der Situationen. Der versierte    Diskussion lebhaft erörtert wurden. So be-
tert werden, die sich in gemütlicher Runde in    Coach machte deutlich, welche Muster an        gann ein intensiver Dialog, bei dem fast alle
den ausgesucht schönen Räumen des Business       die Grenzen und auch über die Grenzen der      Teilnehmer Beiträge leisteten, Fragen stellten
Center am Kurfürstendamm trafen.                 Belastung hinaus typisch sind für viele Füh-   und eigene Erfahrungen einbringen konnten.
                                                 rungskräfte. Er zeigte anhand anschaulicher    Abgerundet wurde der Abend von einem ku-
Nach einigen Begrüßungsworten von Ani-           Beispiele auf, welche Symptome eindeutige      linarischen get together bei bester Stimmung.
ta Gödiker, Inhaberin der Satellite Office       Zeichen für das Erreichen der persönlichen

                          Nachhaltiges Bauen weltweit fördern
                            BWA fordert mehr Engagement der Bundesregierung
Auf dem Eco2 Cities Forum des Bundesver-         Auf dem Eco2 Cities Forum des BWA dis-         Eco2 City Masterplan der nordchinesischen
bandes für Wirtschaftsförderung und Außen-       kutierten Vertreter aus Wirtschaft und Dip-    Stadt Anshan. Die Veranstaltung wird von
wirtschaft (BWA) im Berliner Waldorf Astoria     lomatie anhand von Beispielen aus Theorie      der DU Diederichs AG unterstützt, einer der
Hotel forderte Professor Bernd Bötzel, Vor-      und Praxis Konzepte nachhaltiger Stadtent-     führenden Projektmanagementgesellschaf-
stand DU Diederichs AG, Gründungsmitglied        wicklung. Schwerpunkte in diesem Jahr wa-      ten in den Bereichen Stadtentwicklung und
der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges      ren der neue Smart City Development Index      komplexe Bauvorhaben und Vorreiter bei der
Bauen (DGNB) und Leiter der BWA Fach-            der Unternehmensberatung Roland Berger         Gestaltung der Entwicklung des Nachhaltigen
kommission Architektur, Stadtentwicklung         und der von LCS Holdings entwickelte           Bauens in Deutschland.
und Gebäudetechnik, mehr Engagement der
Bundesregierung bei der Propagierung deut-
scher Standards für eine nachhaltige Stadt-
entwicklung im Ausland. Es sei bedauerlich,
dass deutsche Zertifizierungssysteme wie die
des DGNB gegenüber ihren angelsächsischen
Pendants LEED und BREEAM im Ausland
kaum zur Geltung kämen.

„Fast jeder Entwickler in Asien zieht eine
Zertifizierung nach LEED dem DGNB Stan-
dard vor.“, ergänzte Claus Treppte, CTO des
Planungsbüros und Projektentwicklers LCS
Holdings aus Shanghai. „Kein Wunder, wenn
LEED Platinum-Auszeichnungen vergibt.
Wer will schon ein DGNB Gold-Zertifikat
für nachhaltiges Bauen, wenn er auch Pla-
tin haben kann.“ Schlechtes Marketing und
mangelnde politische Unterstützung seien
die Hauptgründe für die fehlende Durch-
setzungskraft deutscher Sustainable Building
Standards im Ausland. Hier sei die Bundes-                              Links: Prof. Bernd Bötzel / Rechts: Claus Treppte bei ihren Vorträgen
regierung gefordert.                                               „Smart Citis – Lebenszeit und Kosten sparen“ bzw. „Eco² Stadtentwicklung“

        BWA

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Zentrale / Kommissionen

              Neue Experten für die „Denkfabrik“ des BWA
                     Fünf Senatoren beim BWA-Abend in Stromberg inthronisiert
Gleich fünf neue Senatoren bereichern den      BWA-Vizepräsident Dr. Jan Schröder ge-             In der Diskussion über die umstrittenen
BWA ab sofort mit ihrem Wissen und ihren       leitete Arbeitsgruppe „Fachkräftesicherung         Handelsabkommen CETA und TTIP erin-
Erfahrungen. BWA-Präsident Rudolf Wei-         und Bildung“ aktuell ein Neun-Punkte-Papier        nerte der rheinland-pfälzische Justizminister
ler und BWA-Vorstandsmitglied Wolfram          vorgelegt, das die Voraussetzungen für eine        Herbert Mertin daran, welchen positiven
Nowsch verliehen den neuen Senatoren im        gelingende Integration von Flüchtlingen ver-       Einfluss ein reger Außenhandel in der Regel
Rahmen eines Diskussionsabends in Strom-       deutliche. „Wir sollten insbesondere mit Blick     auf die Wirtschaft eines Landes habe. „Dar-
berg (Kreis Bad Kreuznach) ihre Urkunden.      auf den Fachkräftemangel die Chancen und           auf beruht auch unser Wohlstand, insofern
Gastgeber des Abends in dem Restaurant         Potenziale sehen und konsequent nutzen, um         sägen wir bei diesem in Deutschland schlecht
„Le Val d‘Or“ des bekannten Sternekochs        eine Gewinnsituation für Flüchtlinge und           besetzten Thema an dem Ast, auf dem wir alle
Johann Lafer war Thomas Sapper, BWA-Vi-        Wirtschaft zu erzeugen“, so Sapper. Vor allem      sitzen.“ Angst sei auch in dieser Debatte ein
zepräsident und Präsident des Europäischen     die Verwaltungsprozesse müssten beschleu-          schlechter Ratgeber.
Fertigbauverbands (EFV).                       nigt und dereguliert werden, um Unterneh-
                                               men unkompliziert die Beschäftigung von            China Tours-Geschäftsführer Liu Guosheng
Dem Senat des BWA gehören führende Per-        Flüchtlingen zu ermöglichen. Doch damit            nahm die Tischgäste gedanklich mit auf eine
sönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft,    sei es nicht getan: „Aus eigener Erfahrung bei     Reise in das Reich der Mitte, erklärte anek-
Medien und Kultur sowie Repräsentanten aus     der DFH kann ich sagen: Ohne Spracherwerb          dotenreich bislang weniger bekannte Beson-
Politik, Diplomatie und dem öffentlichen Le-   und soziale Eingliederung geht es nicht. Wir       derheiten und richtete sich schließlich mit
ben an. Aufgabe der Senatoren ist es, Wissen   dürfen Flüchtlinge nicht sich selbst überlassen,   einem herzlichen Appell an die Zuhörer:
und Erfahrungen aus ihren Bereichen in die     wenn wir sie erfolgreich in den Arbeitsmarkt       „Deutschland ist sehr hoch angesehen in
Verbandsarbeit einzubringen und den BWA        integrieren möchten.“                              China. Deshalb ergeben sich für deutsche
in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.                                                          Unternehmen dort enorme Chancen“, meinte
                                               Die Tischgäste stimmten dem einhellig zu.          der gebürtige Chinese. Auch Mittelständler
Zu den weiteren Gästen des Abends zählten      Bislang seien selbst bei Migranten, die sich       sollten nicht davor zurückscheuen, die Auf-
Herbert Mertin, Justizminister in Rheinland-   bereits seit vielen Jahren oder Jahrzehnten        nahme von Geschäften in China anzustreben.
Pfalz, Simmerns Stadtbürgermeister Dr.         in Deutschland aufhielten, häufig Verständi-
Andreas Nikolay sowie Marco Hepp, Ge-          gungsschwierigkeiten vorhanden. Insbeson-          Nach weiteren Diskussionsbeiträgen zu den
schäftsführer des Trocken- und Innenausbau-    dere im direkten Kundenkontakt, etwa bei           Themen Außenhandel und Innovationsförde-
spezialisten Hepp. Gemeinsam mit Gastge-       Handwerkern, seien Deutschkenntnisse aber          rung klang der Abend aus. „Jetzt freuen wir
ber Thomas Sapper nutzten BWA-Präsident        unerlässlich. In vielen anderen Bereichen gehe     uns auf die weitere Zusammenarbeit mit den
Rudolf Weiler und BWA-Vorstandsmitglied        es auch ohne Wirtschaftsenglisch kaum. Der         fünf neu ernannten Senatoren“, so Gastgeber
Wolfram Nowsch zum Auftakt des Abends die      Spracherwerb sei daher einer der wichtigsten       und BWA-Vizepräsident Thomas Sapper.
Gelegenheit, Aufgabenbereiche und Ziele des    Faktoren für eine gelingende Integration.
BWA näher darzustellen. „Wir ebnen für unse-
re Mitglieder Wege, sprechen Empfehlungen
an Politiker aus, unterstützen Innovationen
und fördern die Außenwirtschaft“, so Weiler.

In insgesamt sieben Kommissionen seien Mit-
glieder aktiv, um gemeinsam Positionen zu
den wichtigsten Themen, die Unternehmer
betreffen, zu erarbeiten und Vorschläge für
die Verbesserung von Rahmenbedingungen
auszusprechen – immer orientiert am Leitbild
einer ökosozialen Marktwirtschaft. „Unser
Alleinstellungsmerkmal ist, dass im BWA
mehrheitlich Unternehmer vertreten sind“,
ergänzte Nowsch. „Wir können mit unserem
Netzwerk mehr Nutzen erzeugen, als manche
Nichtmitglieder vielleicht denken.“

Nach Übergabe der Urkunden an die neuen
Senatoren leitete Gastgeber Sapper zu ak-
tuellen Diskussionsthemen aus der BWA-
Kommissionsarbeit über. So habe die von                               Gastgeber des Abends war BWA-Vizepräsident Thomas Sapper. Foto: DFH

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Zentrale / Kommissionen

                     Gelingende Integration schafft Sicherheit
           Empfehlungen der BWA-Kommission „Fachkräftesicherung und Bildung“
                                                  schläge von Würzburg und Ansbach sowie die          ebenso für die längst überfällige Einführung
           Dr. Jan Schröder                       vereitelten Anschlagspläne auf einen Berliner       eines Integrationsgesetzes.
                                                  Flughafen senden beunruhigende Signale aus.
                                                                                                      Empfehlungen der BWA-Kommission “Fach-
                                                  Es entsteht eine schwierige Gemengelage:            kräftesicherung und Bildung“ zielen zudem
                                                  Unionsfraktionsvize Michael Fuchs betonte           darauf ab, regionale Wirtschaftspolitik en-
                                                  anlässlich der Übergriffe im Februar 2016           ger mit arbeitsmarktpolitischen Ansätzen zu
                                                  „Diese widerlichen Anfeindungen gegen               verzahnen:
                                                  Flüchtlinge sind für das deutsche Image im
                                                  Ausland Gift.“ Spiegel-online titelte am 07. Juli    • Verstehen Sie Geflüchtete als Kunden-
                                                  2016 „Die Willkommenskultur verabschiedet            gruppe und nutzen Sie das Wissen Geflüch-
                                                  sich.“ Grundlage ist eine Studie der Uni Bie-        teter über die Konsumgewohnheiten ihrer
                                                  lefeld und der Mercatorstiftung, welche die          Landsleute. Über eine Million Menschen
                                                  ambivalente Haltung der Bevölkerung zur              bauen sich in den kommenden Jahren bei
                                                  Integration Geflüchteter widerspiegelt.              wachsender Kaufkraft eine Zukunft in
                                                                                                       Deutschland auf. Damit sind eine Fülle an
                                                  Schaut man jedoch genauer hin, kann man              Erstanschaffungen der neuen Haushalte ver-
                                                  feststellen, dass das Engagement von Wirt-           bunden.
                                                  schaft und Gesellschaft weiterhin ungebro-           • Suchen Sie gemeinsam mit den Kam-
                                                  chen ist. ProBeruf ermöglicht in Baden-Würt-         mern nach Wegen, Spracherwerb, Ausbil-
                                                  temberg das Kennenlernen handwerklicher              dung und Erwerbsarbeit Geflüchteter pa-
                                                  Berufe, die reDI-School setzt in Berlin auf          rallel zu führen. Geflüchtete sind oftmals
 Dr. Jan Schröder ist mit seinem Beratungs-       Digitale Integration, das „Welcome Integrati-        nicht mehr in der Altersgruppe, die noch
 unternehmen seit über zwei Jahrzehnten           on Network“ unterstützt in Potsdam Betriebe          drei Jahre die Schulbank drückt. Viele müs-
 in der Gestaltung sozial-ökonomischer            bei der Integration. Diese drei Beispiele ste-       sen Schlepper oder Familiennachführung
 Innovationen aktiv. Schwerpunkte des Un-         hen für viele andere. Das Hessische Projekt          finanzieren. Frühzeitige Möglichkeiten der
 ternehmens liegen in der Beratung und            „Chance Arbeitsmarkt“ wird in diesem Heft            Erwerbsarbeit verhindern das Abdriften in
 Gestaltung von Governance-Netzwerken             näher vorgestellt.                                   Graubereiche des Arbeitsmarktes.
 an der Schnittstelle von Arbeitsmarkt,                                                                • Regen Sie gezielt Arbeitsmarktaktivitä-
 regionaler Wirtschaft und nachhaltiger           Dieses Engagement gilt es zu erweitern, denn         ten in regionalen Schlüsselbranchen mit ab-
 Gesellschaftspolitik.                            im gelebten Miteinander entsteht Sicherheit          sehbarer Fach- und Arbeitskräfteknappheit
                                                  - Sicherheit im Umgang miteinander und               an. Es wird erhebliches Potential verspielt,
                                                  Sicherheit, dass gemeinsam der oft mühsame           wenn Geflüchtete im Niedriglohnsektor
Unsicherheit über den einzuschlagenden            Weg gelingender Integration bewältigt wer-           hängenbleiben.
Kurs – dies prägt die Integrationspolitik in      den kann. Hierfür engagiert sich der BWA,
Deutschland. Das Integrationsgesetz sendet
widersprüchliche Signale. Der Zugang zu
Ausbildungen und qualifizierter Arbeit wird
durch die 3+2 Regelung erleichtert. Auf der
anderen Seite werden 100.000 Ein-Euro-Jobs
geschaffen. Hierzu meint Ronald Bachmann
vom Rheinisch-Westfälischen Institut für
Wirtschaftsforschung (RWI) „Öffentlich
geförderte Arbeitsgelegenheiten erscheinen
nicht als der richtige Weg, Flüchtlinge in Ar-
beit zu bringen“.

An die Seite der Unsicherheit tritt ein gerüt-
telt Maß Verunsicherung - bei der hiesigen Be-
völkerung ebenso wie bei Geflüchteten. Mehr
als 360 Verletzte bei Angriffen auf Geflüchtete
und ihre Unterkünfte dokumentieren pro Asyl
und die Antonio Amadeu Stiftung seit Anfang
2015. Die Silvesternacht in Köln, die An-

        BWA

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Zentrale / Kommissionen

                           Aus Flüchtlingen werden Fachkräfte
                                – Impulse aus der Praxis
     Erste Erfahrungen aus dem Lahn-Dill-Kreis und dem Landkreis Limburg-Weilburg
Seit Herbst 2015 werden im Projekt „Chance
Arbeitsmarkt“ Wege der bestmöglichen beruf-
lichen Integration von Flüchtlingen entwi-
ckelt. Inzwischen liegen erste Erfahrungen aus
der Praxis vor. Die Gruppe der Geflüchteten
ist sehr heterogen in Bezug auf Herkunfts-
land, Stadt/Land, ethnische Zugehörigkeit,
Religion, Geschlecht und Bildungsstand.
Rund 70% der Projektteilnehmenden sind
zwischen 18 und 40 Jahre alt und stellen ein
großes Potenzial an Arbeitskräften dar. Die
Mehrheit der Geflüchteten wird mittelfris-
tig in Deutschland leben. Die Bereitschaft
der Betriebe, Flüchtlinge in Betriebspraktika
aufzunehmen, ist weiterhin groß. Dem steht
aktuell eine relativ geringe Anzahl von Aus-
bildungs- und Arbeitsverträgen im Anschluss
an das Praktikum gegenüber.

Im September 2016 waren bundesweit
687.000 offene Stellen gemeldet. Gesucht
werden Fachkräfte für Verkehr und Logistik,
Verkauf, Personen mit technischen Qualifi-       tenzial gesucht. Der Bedarf auf Helferniveau    Die aufgeführten Nachqualifizierungsmög-
kationen und Gesundheitsberufe. Im August        wird weiter sinken. Flüchtlinge über 27 Jahre   lichkeiten bestehen grundsätzlich bereits – bis
waren 20.000 Einstellungen von Geflüch-          legen ihre Priorität auf Erwerbsarbeit, nicht   auf die Variante für die Vermittlung des the-
teten bei der Bundesagentur für Arbeit er-       auf eine Ausbildung im dualen System. Die       oretischen Parts. Um individuell zugeschnit-
fasst: Schwerpunkte liegen bei Zeitarbeit, der   vorhandenen Deutsch-Kenntnisse wären auch       tene Lernpläne umzusetzen, die inhaltlich
Logistikbranche und dem Reinigungs- und          eine zu große Hürde, um den theoretischen       den betrieblichen Anforderungen – auch
Gastgewerbe.                                     Anforderungen in der Berufsschule folgen        Schichtplänen – entsprechen, ist jedoch nur
                                                 zu können.                                      eine auf den einzelnen Betrieb zugeschnittene
Die Betriebe treffen zu einem sehr hohen An-                                                     Variante erfolgversprechend. Für die Vermitt-
teil auf motivierte und interessierte Bewerber   Notwendig ist daher eine Gesamtstrategie        lung der theoretischen Inhalte im Betrieb sind
und Bewerberinnen. Meist fehlt eine fun-         mit flexiblen modularen Programmen zum          externe Unterstützungsleistungen notwendig
dierte systematische Kompetenzfeststellung       Berufseinstieg und zur Qualifizierung, die      (Finanzierung durch Wirtschaftsministerium,
der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters,      auf mehrere Jahre angelegt sind.                Arbeitsagentur, Jobcenter…). Das kann über
die den Personalverantwortlichen eine Vor-                                                       staatliche Zuschüsse erfolgen. Eine weitere
stellung über das Potenzial erlauben würde.      Kern ist dabei der Ausbau der berufsbeglei-     Option wäre ein bei den Kammern angesie-
Die Anzahl der Schulbesuchsjahre lässt nur       tenden bzw. berufsintegrierten Nachqualifi-     delter Fachkräfte-Pool – wie Seniorkräfte.
bedingte Rückschlüsse auf den Bildungsstand      zierung mit folgenden Elementen:
zu. In unserem Berufsbildungssystem gehen                                                        Der Zugang zu dieser arbeitsintegrierten Qua-
wir in der Regel von Qualifikationsnachwei-       • Berufsbezogene Deutschförderung mit          lifizierung sollte allen Interessierten offen ste-
sen aus, die durch Abschlüsse belegt sind.          beruflicher Qualifizierung – vorrangig       hen: bereits Beschäftigten, Arbeitssuchenden/
Das ist bei Menschen aus Ländern wie Sy-            im Arbeitsprozess – verbinden                Erwerbslosen und auch Geflüchteten.
rien, Irak, Iran, Somalia oder Eritrea nur bei    • Qualifizierungsmodule in Arbeitsver-
Hochschulabschlüssen der Fall. Etwa 70 % der        hältnisse integrieren
Flüchtlinge können diesen Nachweis nicht          • Zertifizierung der Qualifizierungs-
führen. Die Anerkennung informell erwor-            abschnitte durch die Kammern
bener beruflicher Kompetenzen ist je nach         • Ermöglichen externer Berufsabschlüsse
Branche und Einsatzgebiet noch im Aufbau.           durch das Absolvieren von Qualifizie-
                                                    rungsmodulen
Aus betrieblicher Sicht werden Mitarbeiter        • Theoretische Qualifizierungsinhalte im
und Mitarbeiterinnen mit Entwicklungspo-            Lernort Betrieb vermitteln

                                                                                                                                                      BWA

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Schwerpunkt Sicherheit

                     „Da machen Sie sich mal keine Sorgen“
                                     Interview mit Wolfgang Bosbach, MdB
                                             BWA-Journal: Ist die Welt, ist Europa aus       wir nie Freiheit und Sicherheit gegeneinan-
       Wolfgang Bosbach                      Ihrer Sicht unsicherer als vor zehn Jahren?     der ausspielen. Freiheit und Sicherheit sind
                                             Und inwieweit ist es damit auch Deutsch-        zwei Seiten derselben Medaille. Aktuell geht
                                             land?                                           es um eine bessere personelle und technische
                                                                                             Ausstattung unserer Sicherheitsbehörden
                                             Wolfgang Bosbach: Vergleicht man die ak-        und eine bessere internationale Vernetzung
                                             tuelle weltweite Sicherheitslage mit der von    der Daten und Erkenntnisse über die grenz-
                                             2006 muss man leider feststellen, dass die      überschreitende, organisierte Kriminalität,
                                             meisten Regionen nicht friedlicher, nicht       nicht nur beim Kampf gegen den Terror.
                                             stabiler geworden sind und dass die Zahl der    Alleine in nationalen Grenzen lassen sich
                                             Krisenherde stetig größer wird. Der anhal-      diese Herausforderungen nicht mehr erfolg-
                                             tende Konflikt in der Ost-Ukraine oder die      reich bewältigen.
                                             humanitäre Tragödie in Syrien sind hierfür
                                             nur zwei Beispiele von vielen. Über 60 Mil-     Ist mehr Videoüberwachung eigentlich not-
                                             lionen Menschen sind zurzeit weltweit auf       wendig oder ist das eher symbolisch für das
                                             der Flucht. Eine so hohe Zahl hatten wir seit   Gefühl sicher zu sein?
                                             dem Zweiten Weltkrieg noch nie.
                                                                                             Gezielte Videoüberwachung an Gefahren-
Bild © CDU Rheinisch-Bergischer Kreis        Welche Sorgen müssen wir uns als Staat          schwerpunkten ist im wahrsten Sinne des
                                             machen und welche als Bürger? Wo können         Wortes notwendig. Aus der Erfahrung wis-
Geboren am 11. Juni 1952 in Bergisch         wir weiterhin „sorglos“ sein?                   sen wir, dass der gezielte Einsatz dieser Tech-
Gladbach; römisch-katholisch; verheiratet;                                                   nologie helfen kann Straftaten zu verhindern,
drei Kinder.                                 Deutschland ist seit langer Zeit Teil eines     aber auch Straftaten aufzuklären und Straf-
                                             weltweiten Gefahrenraumes und wird seit         täter zu überführen. Eine flächendeckende
1968 Mittlere Reife; Ausbildung zum Ein-     Jahren immer wieder ausdrücklich als po-        Videoüberwachung ganzer Stadtteile – wie
zelhandelskaufmann bei der Konsumge-         tentielles Anschlagsziel des islamistisch-mo-   in London – ist bei uns weder notwendig
nossenschaft Köln eG/COOP West AG;           tivierten Terrors genannt. Mit Sorglosigkeit    noch sinnvoll oder gar geplant. Beim The-
Supermarktleiter; Besuch der Rheinischen     sollte man diesen Gefahren nicht begegnen.      ma „Videoüberwachung“ sollte man diffe-
Akademie in Köln mit Abschluss „Staatlich    Wir brauchen immer beides: Aufmerksam-          renzieren zwischen der Beobachtung und
geprüfter Betriebswirt“; Abitur auf dem      keit und Entschlossenheit beim Kampf ge-        Aufzeichnung, das sind zwei verschiedene
zweiten Bildungsweg; Studium der Rechts-     gen den Terror und gegen die Kriminalität       Sachverhalte, die leider immer wieder mitei-
wissenschaften an der Universität Köln;      in all ihren Erscheinungsformen, aber auch      nander vermengt werden. Wenn durch den
1988 erstes und 1991 zweites juristisches    ein gewisses Maß an Gelassenheit im Alltag.     Einsatz dieser Technik Gefahrenräume für
Staatsexamen.                                Wenn wir einmal damit beginnen, unser           die rechtstreue Bevölkerung zurückerobert
                                             Leben aus Angst vor dem Terror grundlegend      werden können und wenn sich dadurch das
Seit 1991 Rechtsanwalt in der Kanzlei        zu ändern, dann haben die Terroristen ge-       Sicherheitsgefühl der Bevölkerung verstärkt,
Winter, Jansen & Lamsfuß in Bergisch         wonnen. Diesen Triumph sollten wir ihnen        wäre dies eine gute Entwicklung.
Gladbach.                                    nicht gönnen.
                                                                                             Ist der Preis, Freiheitsrechte und Privat-
2000 bis 2006 Mitglied im Kuratorium         Welche Maßnahmen kann die Politik ei-           sphäre einzuschränken, nicht zu hoch ge-
der Stiftung „Erinnerung, Verantwor-         gentlich ergreifen, um sich gegen Terror        genüber den eigentlichen Erfolgen vieler
tung und Zukunft“; Mitglied im Verein        zu schützen? Was muss aus Ihrer Sicht jetzt     Maßnahmen?
„Gegen Vergessen - für Demokratie e.V.“;     aktuell getan werden?
Mitglied des Gesellschaftsausschusses der                                                    Bei jeder einzelnen Maßnahme müssen wir
Bayer 04 Sportförderung GmbH; Präsi-         Die Politik hat seit dem 11. September 2001     sehr genau abwägen zwischen einem zusätz-
dent der KG „Große Gladbacher von 1927       nicht nur in Deutschland eine ganze Fülle       lichen Gewinn an Sicherheit und einem
e.V.“; Verdienstorden Bul le mérite vom      von Maßnahmen zur Stärkung der inneren          möglichen Verlust oder einer möglichen
Bund deutscher Kriminalbeamter; Lehrer-      Sicherheit beschlossen – organisatorisch        Einschränkung von Freiheit. Zugegeben:
Welsch-Preis des Vereins Deutsche Sprache;   und gesetzgeberisch. Wir haben systema-         Die aufwändigen Personen- und Gepäckkon-
Orden für Zivilcourage und Charakter         tisch Schutzlücken geschlossen, ohne dabei      trollen an Flughäfen sind zeitraubend, teuer
der Bürgergesellschaft Köln-Thielenbruch;    Maß und Mitte aus den Augen zu verlieren.       und verkomplizieren den Reiseverkehr nicht
Auszeichnung für Zivilcourage des Freun-     Für uns gilt nach wie vor: Wir wollen so viel   unerheblich – aber aufgrund der bitteren Er-
deskreises Heinrich Heine in Düsseldorf.     Freiheit wie möglich – aber auch so viel Si-    fahrungen der Vergangenheit bei Anschlägen
                                             cherheit wie nötig. Vor allen Dingen sollten    gerade auf den Luftverkehr wissen wir alle,

      BWA

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Schwerpunkt Sicherheit

                                                    Wolfgang Bosbach (CDU) ist seit 1994 Mitglied des deutschen Bundestags, Foto: Tobias Koch

dass diese Maßnahmen notwendig sind und           großen Vorteil, dass man schon vor der Ein-
bleiben. Leider.                                  reise die Identität und Nationalität der po-                        Vita
                                                  tentiellen Antragsteller prüfen könnte, auch
Was würden Sie einem ausländischen Un-            zur Beantwortung der Frage, ob überhaupt
ternehmer sagen, der in Deutschland in-           Schutzbedürftigkeit besteht – oder nicht.         Seit 1972 Mitglied der CDU; 1975 bis
vestieren möchte und durch die Vorkomm-           Die meisten Antragsteller stammen zwar            1979 Mitglied im Kreistag des Rheinisch-
nisse im letzten Sommer verunsichert ist?         aus Krisengebieten, kommen jedoch nicht           Bergischen Kreises; 1979 bis 1999 Mitglied
                                                  über Kriegsgebiete – sie kommen über aus-         des Rates der Stadt Bergisch Gladbach;
Da machen Sie sich mal keine Sorgen! Wir          nahmslos sichere, verfolgungsfreie Staaten.       1994, 1998, 2002, 2005 und 2009 im
haben in den letzten Monaten viele Anstren-       Deshalb sollten wir möglichst rasch wieder        Rheinisch-Bergischen Kreis direkt in den
gungen unternommen, um zu verhindern,             zur konsequenten Anwendung des geltenden          Deutschen Bundestag gewählt; April 2003
dass sich die Ereignisse vom Sommer 2016          Rechtes zurückkehren. Bis zur Stunde ist das      bis März 2005 stellvertretender Vorsitzen-
noch einmal wiederholen können. Deutsch-          nicht der Fall.                                   der der CDU Nordrhein-Westfalen; 2000
land war, ist und bleibt ein attraktiver Stand-                                                     bis 2009 stellvertretender Vorsitzender der
ort, auch ein attraktiver Investitionsstandort.   Der BWA regt dringend an, auf allen Ebe-          CDU/CSU-Bundestagsfraktion für das
                                                  nen in das deutsche Image - auch in Sachen        Ressort Innen- und Rechtspolitik.
Würden Sie zustimmen, dass inzwischen             Sicherheit - im Ausland zu investieren. Neh-
vieles getan wurde, aber die „Botschaften“        men auch Sie dort einen Handlungsbedarf           November 2009 bis September 2015 Vorsit-
nicht ausreichend bei den Menschen an-            wahr?                                             zender des Innenausschusses des Deutschen
kommen?                                                                                             Bundestages.
                                                  Auch hier gilt, was in der Politik ganz allge-
Ja! Es wurde in den letzten Monaten nicht         mein immer Gültigkeit hat: Auch wenn vieles
nur „vieles getan“, es wurde in der Flücht-       getan wurde und vieles getan wird, gibt es       Sie sollten sich nicht nur als Teil der Wirt-
lingspolitik eine umfangreiche Kurskorrek-        nichts, was man nicht noch intensiver, noch      schaftsordnung und als Teil des wirtschaftli-
tur vorgenommen, die allerdings von Amts          besser, noch wirkungsvoller machen könnte.       chen Lebens unseres Landes sehen, sondern
wegen nicht so genannt wird. Die Asylpakete       Das gilt auch im Hinblick auf Werbung für        auch als relevante gesellschaftliche Akteure,
I und II, die Erweiterung der Liste der si-       den Investitionsstandort Deutschland, und        und die dadurch entstehende gesellschaftli-
cheren Herkunftsstaaten, das Integrations-        da spielt Sicherheit für die Investoren eine     che Verantwortung auch aktiv wahrnehmen.
gesetzt – mehr an Kurskorrekturen war in          wichtige Rolle.
der Kürze der Zeit kaum möglich. Sinnvoll
wäre auch die Einrichtung von sogenannten         Was kann die Wirtschaft, was können die
Transitzentren in Grenznähe gewesen, das          Unternehmen und Verbände noch weiter
allerdings hat der Koalitionspartner SPD          tun, um zu verhindern, dass sich Menschen
strikt abgelehnt. Diese Zentren hätten den        in unserem Land radikalisieren?

                                                                                                                                                   BWA

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Schwerpunkt Sicherheit

                                            „Wer die Fakten kennt...“
         Interview mit Marcus da Gloria Martins, Pressesprecher der Polizei München
Während und nach dem Attentat im ver-               Haben Sie für uns dazu ein Beispiel?            Also „Erst denken, dann handeln?“ Was
gangenen Sommer in München war er „das                                                              wäre ein Ansatz?
Gesicht“ der Münchner Polizei und machte            In der Tat gibt es Handlungsweisen, die wir
seinen Job so gut, dass er im Herbst sogar          über Bord werfen müssen, weil zum Beispiel      Auch das ist das Reich des Wunschdenkens,
zum „PR-Mann des Jahres“ gekürt wurde. Der          die digitalen Medien ein anderes Vorgehen       wenn es um Massenkommunikation geht. Es
Pragmatiker und Realist Marcus da Gloria            erfordern und - das ist ganz wichtig - auch     gibt zwei „Aggregatszustände“, über die wir
Martins stellte sich den Fragen des BWA-            ermöglichen. Wir können heute ganz anders       sprechen müssen: Das eine sind die Themen
Journals rund um das Thema Sicherheit im            auf eine vorhandene Angstlage eingehen.         aus Alltagssituationen. Da hat jeder eine
Polizeipräsidium München.                           Da hatten wir vieles auf dem Schirm, aber       gefestigte Meinung, das Thema polarisiert
                                                    neu ist, dass wir das jetzt neu vernetzen und   von allein.
BWA-Journal: Herr da Gloria Martins, Sie            größer aufziehen. Der richtige Tweet kann
haben im Nachgang zum Attentat in Mün-              Hunderttausende erreichen. Aber davor           All diesen Themen ist gemein, dass es so eine
chen im vergangenen Sommer, das sich ja             steht: Welche Information ist stichhaltig?      Art Grundvereinbarung gibt, wie wir über
am Ende als die Tat eines Einzeltäters her-         Insbesondere wenn es um Gerüchte geht.          diese Themen reden und sie verbreiten. Das
ausstellte, gesagt, die Informationsflut heute      „“Bad news are good news“ gilt als Nach-        gilt so aber nur in Alltagssituationen. Und
sei ein „Teufelskreis“. Was haben wir darunter      richtentreiber. Eine Whatsapp-Nachricht         auch dort natürlich innerhalb der Schwan-
zu verstehen?                                       verbreitet sich zehn Mal häufiger, wenn sie     kungen, die wir als Gesellschaft abbilden, das
                                                    einen dramatischen Inhalt hat, als wenn         heißt zum Teil auch emotional oder unsach-
„Die Informationsflut heute ist so, wie sie ist.    es zum Beispiel um ein nettes Urlaubsfoto       lich eingefärbt.
Das klingt sehr fatalistisch, aber wir sind in      geht, das Sie in eine Gruppe posten. Für
der Tat noch immer in einer der intensivsten        uns ist es wichtig, so früh wir möglich einen   Der zweite „Aggregatzustand“ ist die Krise.
Nachbereitungen, die die Münchner Polizei je        „digitalen“ Fuss in die Tür der Gerüchtever-    Sobald Sie wirkliche Angst haben, fallen Sie
nach einem Einsatz betrieben hat. Und genau         breitung zu bekommen, um hier einwirken         auf Ihr archaisches Verhaltensmuster zurück.
das zeichnet uns aus. Wir setzen uns akribisch      zu können. Das geht nur, wenn man zu den        Da ändert die Angst auch das Kommunikati-
mit Erfahrung auseinander. Wir tun dies auch        Fäden im Netz auch Kontakt hat.                 onsverhalten komplett. Spätestens in diesem
und gerade in diesem Fall, bei dem mit Blick                                                        Moment sind alle Vereinbarungen zum „ru-
auf den Einsatz der Polizei vieles gut gelaufen     Dann stellen wir uns auch ganz bewusst          hig bleiben“, aber auch zum Durchhalten der
ist. Der Einsatz ist als sicherheitsvermittelnd,    gegen ein Gerücht, wenn es sein muss, auch      eigenen Meinung, hinfällig.
als positiv wahrgenommen worden. Die Men-           sehr plakativ. Das ist oft nicht leicht, aber
schen haben die Arbeit der Einsatzkräfte als        eben unsere Aufgabe. Das ist Arbeit, die        Eine Selbstregulierung des Einzelnen funk-
stabilisierend und zielführend empfunden.           in diesen Tagen nötig ist. Das ist für uns      tioniert nicht mehr in der Krise. Es braucht
Natürlich ist es aber so, dass wir weiter lernen.   ein neues, auch untypisches Beispiel für        da Korrektive, die Klarheit schaffen. Aber
Die Steuerung von Informationsmassen, sei           Polizeiarbeit.                                  auch das ist schwer. Die Herausforderung
es extern oder auch im eigenen Hause ist ein                                                        liegt darin, dass Sie jemanden brauchen, der
zentraler Teil dieses Lernens.                      Was können denn wir als Bürgerinnen und         Orientierung vermittelt. Diese Rolle ist uns
                                                    Bürger anders und besser machen?                als Polizei bei der OEZ-Lage (im Münchner
Der genannte „Teufelskreis“ ist von uns dabei                                                       Olympia-Einkaufs-Zentrum OEZ fand das
nicht grundlegend zu ändern, es gilt auch hier      Hier gibt es natürlich Wunschdenken, aber       Attentat im Sommer statt) zugefallen und ge-
das Sprichwort: Wenn Du das Problem nicht           das hilft uns nicht weiter. Wir alle haben      lungen. Ob das wieder gelingt, ist die Frage.
ändern kannst, ändere Deine Einstellung. Wir        heute „Messenger“- Dienste auf unseren          Wären wir nicht in dieser Lücke gewesen,
können also dafür Sorge tragen, dass unsere         Smartphones. Was Teilen unserer Bevöl-          wäre niemand da gewesen.
Prozesse, unsere Handlungsweisen passen.            kerung nicht bewusst ist, was nicht gelernt
Da sind wir dabei zu prüfen, wie wir noch           wurde, ist ein verantwortungsbewusster          Was man in so einer Situation braucht, sind
strukturierter und wo möglich auch automa-          Umgang mit alarmierenden Nachrichten.           Meinungsinstanzen, deren Autorität nicht
tisierter Informationen erfassen, steuern und       Da kommt dann zur Nachricht noch die            in Frage gestellt ist - ein Orientierungsange-
bewerten können. Nach „außen“ - im Bereich          Wertung dazu. „Schon wieder“ ist so eine        bot. Klingt sehr theoretisch, ist aber wich-
der Medien und der Verbreitung von Gerüch-          typische Wertung, die schaden kann. Wir         tig. Konkret nutzt diese Orientierung eine
ten - besteht da großer Handlungsbedarf. Wir        leben in Zeiten der „Stillen Post 2.0“. Nach-   Sprache, die die Menschen in der Krise auch
versuchen, mit Technologien, aber auch durch        richten bekommen eine Dramatik, die Mas-        verstehen und begreifen können.
andere Prozesse, den Finger an den Puls der In-     senwirkung, mindestens aber Gruppenwir-
formation zu bekommen. Und auch innerhalb           kung entfaltet. Das Problem ist dabei nicht     Der jetzt gewählte Bundespräsident
der Polizei und in Zusammenarbeit mit den           das Gerät, sondern der „User“.                  Frank-Walter Steinmeier hat zuletzt gesagt
anderen Einsatzkräften ist uns „gut“ nicht „gut                                                     „Diejenigen, die die scheinbar einfachen
genug“. Und das im übrigen seit Jahrzehnten.                                                        Antworten haben, haben meist gar keine

         BWA

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