Klimawandel als Herausforderung - Beiträge aus dem Programm KLIMOPASS L Risiken verringern, Chancen nutzen, handeln - KEA-BW
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Heidelberg Heilbronn Karlsruhe Pforzheim Aalen Stuttgart Reutlingen Ulm Freiburg Ravensburg 1900 1950 2000 2050 Klimawandel als Herausforderung L Risiken verringern, Chancen nutzen, handeln Beiträge aus dem Programm KLIMOPASS
VO RWO RT Die Folgen des globalen Klimawandels sind auf das Land war die Erprobung erster Anpas- auch in Baden-Württemberg spürbar. So ist die sungsmaßnahmen ein weiterer Schwerpunkt Durchschnittstemperatur zwischen 1881 und des Programms. 2015 um 1,3° C gestiegen. Der Klimawandel bringt viele Herausforderungen mit sich. Des- Im Jahr 2016 wurde KLIMOPASS einer Evalu- halb ist engagierter Klimaschutz so wichtig, um ierung unterzogen, die die Grundlage für die die Treibhausgase zu begrenzen. Gleichzeitig Weiterentwicklung zu einem Förderprogramm müssen wir uns auch an die unvermeidbaren bildete, das sich seitdem verstärkt mit der Um- Folgen des Klimawandels anpassen. setzung von Anpassungsmaßnahmen befasst. Das Klimaschutzgesetz von 2013 hat die beiden Insgesamt wurden im Zeitraum von 2011 bis Säulen der Klimapolitik im Land verankert. Das 2016 über 80 Projekte mit etwa 7,5 Millionen Gesetz schreibt verbindliche Klimaschutzziele Euro unterstützt. Alle Projekte wurden von fest. Gegenüber dem Jahr 1990 sollen die Treib- einem ressortübergreifenden Projektrat sowie hausgasemissionen bis 2020 um 25 % und bis externen Expertinnen und Experten bewertet 2050 um 90 % reduziert werden. Das Integrierte und ausgewählt und von der Landesanstalt für Energie und Klimaschutzkonzept (IEKK) zeigt Umwelt Baden-Württemberg LUBW fachlich dabei den Weg auf, wie die ehrgeizigen Ziele betreut und begleitet. In dieser Broschüre erreicht werden können. Gleichzeitig wurde die werden die Ergebnisse ausgewählter Projekte Entwicklung einer Strategie zur Anpassung an dargestellt. die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels im Klimaschutzgesetz verankert. Die Auswirkungen des Klimawandels werden in Baden-Württemberg bereits seit den 1990er Franz Untersteller MdL Jahren im Rahmen verschiedener Forschungs- Minister für Umwelt, Klima vorhaben beobachtet. Im Jahr 2011 wurde und Energiewirtschaft schließlich das Programm „Klimawandel und des Landes Baden-Württemberg modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg“ (KLIMOPASS) ins Leben gerufen. Aufgrund des großen Themenspektrums der Klimaanpassung wurde KLIMOPASS als ressortübergreifendes Programm angelegt. Neben praxisnaher For- schung zu den Auswirkungen des Klimawandels
Zu den förderfähigen Themenfeldern zählten alle neun Handlungsfelder der Anpassungs- strategie. KLIMOPASS war somit sehr breit aufgestellt. Bei Bedarf wurden in Workshops mit Expertinnen und Experten aus Wissen- schaft und Praxis spezielle Schwerpunktthemen benannt. Der KLIMOPASS-Projektrat nahm die Aufgabe wahr, aus den vielen und fachlich teilweise sehr unterschiedlich gelagerten Projektanträgen VORWORT geeignete KLIMOPASS-Projekte auszuwählen. Die LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden- Die LUBW organisierte das Verfahren zur Württemberg) unterstützt seit mehr als acht Jah- Qualitätskontrolle dieser Anträge. Hierfür leitete ren die über 80 Projekte im Programm KLIMO- sie ein Bewertungsverfahren mit externen PASS bei dessen Konzeption, Organisation und Gutachterinnen und Gutachtern aus Praxis, Koordination. Wissenschaft und Verwaltung und legte dem Projektrat die Ergebnisse vor. Die Entscheidung In KLIMOPASS wird der Klimawandel mit des Projektrats setzte die LUBW verwaltungs- seinen Folgen untersucht. Darüber hinaus technisch um und begleitete die laufenden werden aber auch Möglichkeiten zur Anpassung Projekte fachlich, z. B. durch die Bereitstellung in den Handlungsfeldern der Anpassungsstrate- von Daten oder Unterstützung bei Projekt- gie des Landes erarbeitet. Mit den Projekten veranstaltungen. Die Abschlussberichte der sollen anwendungsorientierte Fragestellungen einzelnen Projekte wurden von ihr veröffentlicht bearbeitet werden, so dass die Ergebnisse helfen und stehen im Publikationsdienst der LUBW zur können, Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln Verfügung. und auch umzusetzen. Beispielweise werden Fragen zur zukünftigen klimawandelgerechten Nach über acht Jahren KLIMOPASS sollen die Stadtplanung, zur Tierhaltung in der Landwirt- Projekte mit dieser Broschüre einem breiteren schaft oder zur Vulnerabilität der Wirtschaft des Publikum kurz und verständlich präsentiert Landes bearbeitet. werden. Aus der großen Bandbreite und Vielzahl der Themen haben wir einige Projekte ausge- Bisher haben sich zahlreiche Partner aus wählt und stellen Ihnen an dieser Stelle deren Wissenschaft und Forschung beteiligt. Da sich Ergebnisse in 24 Beiträgen vor. Für weitergehen- der Klimawandel insbesondere auch auf der de Informationen möchte ich auf das Interne- regionalen und lokalen Skala auswirkt und hier tangebot der LUBW verweisen. Dort stehen Anpassungsmaßnahmen direkt greifen können, die Berichte aller abgeschlossenen Projekte zur spricht KLIMOPASS auch zunehmend die Ak- Verfügung. teurinnen und Akteure vor Ort an, insbesondere Kommunen. Für jedes Förderjahr erstellte die LUBW thematische Ausschreibungen, in deren Rahmen Eva Bell Projektanträge gestellt werden konnten. Hierfür Präsidentin der Landesanstalt für wurde der aktuelle Forschungsstand und For- Umwelt Baden-Württemberg schungsbedarf von ihr ausgewertet.
EIN F Ü HR U N G INH ALT Klimafolgenforschung in Baden-Württemberg 6 Leitplanken der zukünftigen Klimaänderungen 8 Anpassungsstrategie 10 K L IMAF O L G EN / M ONI TOR I NG Ein Klimamonitoring für die Modellregion Freiburg 12 Regionale Klimaänderungen und ihre Folgen 14 Klimaanpassung im Naturpark 16 G ES U N DHEIT Wie warnt man am besten vor großer Hitze? 18 Besonders gefährlich: Das Hitzerisiko bei älteren Menschen 20 Wärmeres Klima – unerwünschte Stechmücken 22 STADT- / R EG IO NA LP LA NUNG Mit Mathematik zu einer nachhaltigen Stadt 24 Unsere Städte werden immer heißer – was tun? 26 Siedlungsverdichtung und Bauen im Zeichen der Klimaerwärmung 28 Abhilfe für Karlsruher Hitze-Hot-Spots 30 Wie anpassungsfähig ist eine Stadt? 32 Mit Grün gegen den Klimawandel 34 Begrünte Dächer – besseres Klima 36 Klimagerechte Landschaftsplanung: Das Beispiel Unteres Remstal 38 4 INHALT
NATU RSCHUTZ / BIOD IVERS ITÄT Wie Flora und Fauna auf den Klimawandel reagieren 40 WASSERHAUSHALT Gibt es künftig noch genug Trinkwasser? 42 Wie verwaltet man den Wassermangel? 44 WIRTSCHAFT Wie verwundbar ist die Wirtschaft im Land? 46 LAN DWIRTSCHAFT Werden wir künftig mehr ernten? 48 Bodenwasser: Mal zu wenig, mal zu viel 50 Von Kirschen und Schweinen 52 FORSTW IRTSCHAFT Wald und Klima: Ohne Bewusstseinswandel geht es nicht 54 Wie klimagestresste Wälder besser wachsen 56 Wald im Wandel 58 RE SÜ MEE UND W EITER EN TW IC K L U N G 60 PRO J EKTÜBERSICHT 62 I MPRESSUM & BILDNAC HW EIS 71 I N H A LT 5
E IN F ÜHRUNG Klimafolgenforschung in Baden-Württemberg L Der Klimawandel bedeutet nicht nur neue Gefahren. Für einige Bereiche können sich auch Chancen ergeben. Doch welche Entwicklungen sind wahrscheinlich? Mögliche Antworten kann die Klimafolgenforschung geben. Baden-Württemberg hat früh begonnen, die auf weitere Handlungsfelder vergrößert. Hierzu Folgen des Klimawandels zu erforschen. Das zählen u. a. die menschliche Gesundheit, der bislang letzte Glied in der Kette der program- Tourismus, die Land- und die Forstwirtschaft. Es matischen Klimafolgenforschung ist das wurde untersucht, welche klimatischen Ände- Programm KLIMOPASS. Es steht für „Klima- rungen zu erwarten sind und welche Verwund- wandel und modellhafte Anpassung in barkeiten je Handlungsfeld eintreten können, Baden-Württemberg“. Am Beginn der Kette beispielsweise die Zunahme an Hitzeereignissen. steht das Programm KLIWA „Klimaveränderung Für die menschliche Gesundheit bedeutet das und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft“. In die Verschärfung der thermischen Belastung. KLIWA wird seit 1999 in Kooperation mit den Eine besonders verletzliche Bevölkerungsgruppe Ländern Bayern und Rheinland-Pfalz sowie dem sind die älteren Menschen, bei denen das Risiko deutschen Wetterdienst gezielt der Wassersektor hitzebedingter Todesfälle ansteigt. untersucht. Mit den folgenden Programmen KLARA (Klimawandel – Auswirkungen, Risiken, WI S S E NS LÜC K E N S C H LI E S SE N Anpassung) und „Herausforderung Klimawandel Die Folgen des Klimawandels sind mittlerweile in Baden-Württemberg“ wurde der Blickwinkel vielfach gut einschätzbar. Umso stärker rücken 6 E INF Ü H RU N G
Fragen nach geeigneten Anpassungsmaßnah- Das Ministerium stellt jährlich ein Förderbudget men und ihrer Umsetzung in den Vordergrund. von rund einer Million Euro zur Verfügung. Im KLIMOPASS wurde ins Leben gerufen, um Durchschnitt konnte damit bisher fast die Hälfte genau an dieser Stelle anzusetzen. Es sollen der beantragten Projekte gefördert werden. anwendungsorientierte Fragestellungen bearbei- tet werden, die helfen, gezielt Anpassungsmaß- EIN MA LI GE S FÖR D E R KONZ E P T UND nahmen zu entwickeln und pilothaft umzuset- PO S IT I V E R AUS B LI C K zen. Dementsprechend beschäftigen sich die Die thematische Vielfalt und kontinuierliche Projekte beispielsweise damit, wie und wo sich Fördermöglichkeit lassen KLIMOPASS auf Län- unsere Städte aufheizen und was dagegen getan derebene als bislang einmalig erscheinen. Die werden kann. Aber auch wie effektiv vor Hitze hohe Zahl von insgesamt 174 Anträgen unter- gewarnt werden kann, ist ein Thema. Möglich ist streicht sowohl den bestehenden Forschungs- auch die Analyse positiver Effekte, zum Beispiel bedarf als auch die Bedeutung des Themas auf den landwirtschaftlichen Ertrag. Auch bei der Klimaanpassung im Land. Das Ministerium hat Entwicklung und pilothaften Umsetzung von daher beschlossen, KLIMOPASS ab dem Jahr Anpassungsmaßnahmen können Akteurinnen 2018 eine Förderrichtlinie zu geben. Mit der und Akteure unterstützt werden. Richtlinie wird das Programm verfestigt und stärker auf die Umsetzung von Anpassungsmaß- 81 PRO J EKTE VON 2011 - 2 01 6 nahmen ausgerichtet. Weiterhin soll aber auch Zwischen 2011 und 2016 wurden 81 Projekte bedarfsorientiert eine Begleitforschung erfolgen. bewilligt, die sich zehn Handlungsfeldern zu- ordnen lassen. Häufig weisen KLIMOPASS- Projekte Querbezüge auf und können deshalb mehreren Handlungsfeldern zugeordnet werden. Im Auftrag des Umweltministeriums organisiert und koordiniert die LUBW das Programm und begleitet die einzelnen Projekte fachlich. Die Förderentscheidung trifft ein interministerieller Projektrat. Vorangestellt ist ein Bewertungsver- fahren, das die Qualität der Projektanträge prüft. EI N F Ü H R U N G 7
E IN F ÜHRUNG Leitplanken der zukünftigen PROJ E K T Zukünftige Klimaentwicklung in Baden-Württemberg Klimaänderungen LUBW Berichts-ID 201308021 L Klimaforscherinnen und -forscher nutzen viele unterschiedliche Klimamodelle, um das Klima der Zukunft zu berechnen. Jedes Modell besitzt Stärken und Schwächen bei der Simulation des komplexen Klimasystems. Deswegen werden in der Klimaforschung mittlerweile mehrere Modelle in einem „Ensemble“ eingesetzt, um möglichst solide Informationen über das Klima der Zukunft zu erhalten. In einem Forschungsprojekt hat die LUBW wahrscheinlich verlaufen wird. Diese Bandbreite 29 Simulationen regionaler Klimamodelle für stellt die Leitplanken der zukünftigen Klimaver- einen nahen Zukunftszeitraum bis 2050 und änderungen in Baden-Württemberg dar. für einen fernen Zukunftszeitraum bis 2100 ausgewertet. Für insgesamt 28 Klimakennzahlen, I N JE D E M FA LL wie die Jahresmitteltemperatur, die Anzahl der Je nach untersuchtem Klimaelement variieren Frosttage, die Anzahl der Sommertage, die Jah- die Ergebnisse unterschiedlich stark, aber mit resniederschlagssumme und die Anzahl der Tage großer Sicherheit zeigen alle Modelle eine mit Starkniederschlag, wurde die Entwicklung deutliche Wärmezunahme für die Zukunft. Die für die Zukunft untersucht. Durch den Einsatz Jahresmitteltemperatur in Baden-Württemberg vieler Modelle wird die Bandbreite aufgezeigt, könnte demnach von heute 8,4 °C in der nahen innerhalb der die klimatische Entwicklung Zukunft (2021 – 2050) um 0,8 °C bis 1,7 °C und 8 E INF Ü H RU N G
in der fernen Zukunft (2071 – 2100) um 2,5 °C Belastender für Mensch und Natur könnte die AU F D EN PU N K T bis 3,6 °C ansteigen. Entwicklung der Heißen Tage mit mindestens • Für solide Informationen werden 30 °C sein. Diese steigen möglicherweise von mehrere Klimamodelle in Anschaulicher wird es, wenn die Zunahme der heute landesweit durchschnittlich vier Tagen „Ensembles“ eingesetzt. Sommertage mit mindestens 25 °C betrachtet in der nahen Zukunft um einen bis neun Tage • Die Auswertung eines Ensembles wird. Heute werden landesweit durchschnittlich an. Bis 2100 wird von einem Anstieg zwischen mit 29 Simulationen bestätigt 30 Tage gezählt. Für die nahe Zukunft muss im fünf bis 28 zusätzlichen Tagen ausgegangen. Die die weitere Erwärmung in Baden- Württemberg. Landesschnitt mit zusätzlichen 4 bis 18 Tagen Änderungen werden in den einzelnen Landes- und in der fernen Zukunft mit 20 bis 44 Tagen regionen jedoch unterschiedlich stark ausfallen. • Bis Ende des Jahrhunderts ist gerechnet werden. Der Oberrheingraben und der Rhein-Neckar- im Landesschnitt ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um 3,6°C Raum werden wohl auch weiterhin die wärmsten auf 12°C möglich. Regionen des Landes bleiben. • Die Anzahl der Sommertage wird Beobachtete Temperaturentwicklung Zukunftsszenario deutlich ansteigen und kann sich 12 bis zum Ende des Jahrhunderts verdoppeln. 11 2071 – 2100 10 Temperatur [°C] 9 2021 – 2050 8 7 1901 – 2015 6 2000 2005 1900 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 2065 2070 2075 2080 2085 2090 2095 1905 1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2100 2015 1910 2010 Gemessene Werte; 30-jähriger gleitender Mittelwert, nach Daten des DWD berechnet Bandbreite des 30-jährigen Mittelwertes Untere Bandbreite Median Obere Bandbreite Entwicklung der Durchschnittstemperatur in Baden-Württemberg bis 2015 und Bandbreite der möglichen zukünftigen Entwicklung bis 2100 (Quelle LUBW) EI N F Ü H R U N G 9
E IN F ÜHRUNG Anpassungsstrategie L Mit dem Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg hat der Landesgesetzgeber auch der Anpassung an den Klimawandel einen gesetzlichen Rahmen gegeben. Die unvermeidbaren Auswirkungen sollen im Rahmen einer landesweiten Strategie durch vorsorgende Anpassungsmaßnahmen begrenzt werden. DER W EG ZU R ANPAS S UNGS - STR ATEG IE Im Juli 2015 hat die Landesregierung eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Baden-Württemberg verabschiedet, die sich mit den neun Handlungsfeldern Wald und Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Boden, Natur- schutz, Wasserhaushalt, Tourismus, Gesundheit, Stadt- und Raumplanung sowie Wirtschaft und Energiewirtschaft befasst. Damit werden zahlreiche Bereiche des menschlichen Handelns und unserer Umwelt angesprochen, die durch Überflutete Straße mit Warnschild den Klimawandel beeinflusst werden. Aufgrund dieser breiten Betroffenheit soll mit der Strategie ein gesamtgesellschaftlicher Anpassungsprozess angestoßen werden. 10 EINF Ü H R U N G
Von Beginn an wurden Betroffene aus den U MS E T Z UNG verschiedenen Handlungsbereichen in die In den kommenden Jahren gilt es nun, die Erstellung der Strategie eingebunden. In einem Anpassungsstrategie mit Leben zu füllen. Die ersten Schritt wurde gemeinsam mit den zu- Umsetzung liegt dabei häufig nicht nur im ständigen Ressorts sowie Fachgutachterinnen direkten Handlungsbereich des Landes, sondern und -gutachtern die klimainduzierte Verwund- auch auf kommunaler und regionaler Ebene. barkeit (Vulnerabilität) der Handlungsbereiche Daneben gibt es Anpassungsmaßnahmen, die aufgezeigt. Dabei standen Fragen im Mittelpunkt von privaten Akteurinnen und Akteuren um- wie: Welche Auswirkungen hat Hitze auf ältere gesetzt werden müssen, die aber vielfach durch Menschen? Wie müssen die Städte der Zukunft staatliche Maßnahmen begleitet und unterstützt aussehen? Welche Bäume müssen heute ge- werden können. Das Land möchte durch Aus- pflanzt werden, die auch noch in 100 Jahren weisung verschiedener Handlungsschwerpunkte wachsen können? Wie werden sich Extremwet- die verschiedenen Akteurinnen und Akteure zur terereignisse entwickeln und welche Vorkehrun- Anpassung zusammenbringen. Dazu zählen die gen könnten getroffen werden? Weiter wurden Bewusstseinsbildung und die Sensibilisierung Anpassungsziele erarbeitet und Maßnahmenvor- von Betroffenen. KLIMOPASS konnte dank des schläge auf einem Kongress diskutiert. anwendungsbetonten Charakters des Programms eine wichtige Brücke von der Wissenschaft zur Die wichtigsten Ergebnisse dieses Prozesses Praxis schlagen. Ein weiterer wichtiger Baustein sind in der „Strategie zur Anpassung an den ist das Monitoring zur Anpassungsstrategie, Klimawandel in Baden-Württemberg“ zusam- das mit einem ersten Bericht im Jahr 2017 und mengefasst. Für jedes Handlungsfeld werden danach alle drei Jahre erfolgt. Es soll helfen, die Auswirkungen des Klimawandels dargestellt die Klimafolgen auf das Land darzustellen und und bis zu zehn Maßnahmenempfehlungen möglichst zeitnah erfolgreiche und weniger gegeben. erfolgreiche Ansätze in der modellhaften An- passung an den Klimawandel zu identifizieren. Nicht zuletzt wird auch weiterhin ein Schwer- punkt sein, die jeweiligen Akteurinnen und Akteure durch die Bereitstellung von Informatio- nen oder Fortbildungen zu sensibilisieren. EI N F Ü H R U N G 11
K LIM AFOLGEN/ MO NITORING Ein Klimamonitoring für die Modellregion PROJ E K T 1 Entwicklung eines Konzepts zum Monitoring von Klimafolgen und An- Freiburg passungsmaßnahmen anhand eines Modellraums in Baden-Württemberg L Ohne Anpassungsmaßnahmen wird der Klimawandel nicht zu bewältigen Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, sein. Um aber den Erfolg solcher Maßnahmen beurteilen und gegebenenfalls Professur für Landespflege LUBW Berichts-ID U13-W03-N12 nachjustieren zu können, bedarf es eines gezielten Monitorings. Wie das aussehen kann, zeigt ein Projekt am Beispiel der Modellregion Freiburg. PROJ E K T 2 Etablierung eines regionalspezifi- schen Monitorings von Klimafolgen und Anpassungsmaßnahmen im Modellraum Freiburg / Dreisamtal Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Professur für Landespflege WAR U M R EG IO N A LE A NPAS S UNGS - flexible Strategie muss zudem nachjustiert, LUBW Berichts-ID U13-W03-N13 STR ATEG IEN ? also an künftige ökologische, ökonomische Der Klimawandel betrifft die verschiedenen und soziale Entwicklungen angepasst werden Regionen Deutschlands in unterschiedlichem können, die im Zuge des sich dynamisch ent- Maße. Entsprechend müssen Anpassungsmaß- wickelnden Klimawandels zu erwarten sind. Eine nahmen an die veränderten klimatischen Bedin- wichtige Voraussetzung hierfür ist die kontinu- gungen auf regionale Erfordernisse zugeschnitten ierliche Erfassung klimarelevanter Indikatoren werden. Baden-Württemberg stellt einen sehr sowie ein Prüf- und Kontrollsystem für die vielfältigen Lebensraum dar. Daher ist eine an vorgenommenen Anpassungsmaßnahmen. die jeweilige Region angepasste Strategie er- forderlich, die aus Bausteinen mit Maßnahmen unterschiedlicher Priorität besteht. Diese 1 2 K L IM A FO LG EN /M O N ITO RIN G
zählen wie Naturschutz und Biodiversität, aber AU F D EN PU N K T auch innerstädtische Grünflächen, Gesundheit, • Das Fortschreiten des Klimawan- Bevölkerung und Arbeitsschutz sowie der Tou- dels sowie der Erfolg von Klima- rismus. Von einer Vielzahl möglicher Indikatoren anpassungsmaßnahmen sollten im Zuge eines regionalen Monitoring- wurden bereits 72 in das regionalbezogene systems überwacht werden. Monitoringsystem integriert. 36 Indikatoren wurden bisher verworfen, 184 werden noch • Ein solches System ist auch erfor- derlich, um gegebenenfalls bei geprüft. Dabei gibt es sowohl Einflussindikato- den Maßnahmen nachjustieren zu ren, die klimawandelbedingte Veränderungen können. aufzeigen, als auch Anpassungsindikatoren, mit • Das in der Modellregion Freiburg denen sich die Wirkungen von Anpassungs- erarbeitete Indikatorsystem mit Anpassungsindikator Wasserhaushalt: Stand Ausbau des maßnahmen des jeweiligen Sektors beschreiben Einfluss- und Anpassungsindika- technischen Hochwasserschutzes toren stellt eine gute Basis für das lassen. Monitoring dar. EIN V IE LFÄLTIGER M O DEL L R AU M Im Gesundheitssektor gelten beispielsweise • Die Erkenntnisse lassen sich mit Anpassungen auch auf andere Wie ein solches Monitoring aussehen könnte, die Anzahl der Heißen Tage, der Tropennächte Regionen übertragen. hat eine Arbeitsgruppe der Universität Freiburg sowie der Tage mit schwüler Hitze als Ein- untersucht: „Entwicklung eines Konzepts zum flussfaktoren. Auch Fallzahlen hitzeinduzierter Monitoring von Klimafolgen und Anpassungs- Erkrankungen oder gar Todesfälle gehören dazu. maßnahmen anhand eines Modellraums in Anpassungsindikatoren sind in diesem Sektor Baden-Württemberg“ hieß das Initialprojekt, etwa das Funktionieren von Hitze-Frühwarn- dem sich ein Folgeprojekt zur Etablierung dieses systemen oder von baulichen Maßnahmen zur regionalspezifischen Monitorings im Modell- Hitzeminderung in öffentlichen Gebäuden. raum Freiburg / Dreisamtal anschloss. Die ausge- Teilweise bestanden im Untersuchungsgebiet wählte Region reicht vom Gipfel des Feldbergs bereits solche Systeme. So gibt es beispielsweise entlang des Flusses Dreisam bis zur Rheinaue in der Forstwirtschaft ein institutionalisiertes, und repräsentiert eine Vielzahl landschaftlich intensives Monitoring, zu dem auch die Waldzu- und klimatisch unterschiedlicher Lebensräume. standsberichte gehören. Im Gesundheitswesen Diese sind einerseits aus Sicht des Naturschutzes werden dagegen viele Daten erhoben, diese sind und des Tourismus wertvoll, andererseits werden allerdings noch nicht in wünschenswerter Weise sie wirtschaftlich in vielfältiger Weise genutzt. räumlich miteinander verknüpft. Im Bereich Wasserhaushalt gilt die Errichtung von Hochwas- Die wichtigste Basis für die Entwicklung des serschutzmaßnahmen als Pflicht der Kommune. Monitoringsystems waren Experteninterviews Als Anpassungsindikator im Rahmen eines vor allem mit Vertreterinnen und Vertretern Monitorings werden solche Maßnahmen häufig der zuständigen Fachbehörden im Regierungs- nicht erfasst. präsidium Freiburg, in der Stadt Freiburg sowie in den Landratsämtern der Landkreise Das in Freiburg erarbeitete Monitoringsystem Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen. dürfte sich im Hinblick auf das methodische Darüber hinaus gab es Gespräche mit dem Vorgehen mit entsprechenden Anpassungen Staatlichen Weinbauinstitut, der Forstlichen und gegebenenfalls weiteren Indikatoren gut Versuchs- und Forschungsanstalt sowie der auf andere Kommunen übertragen lassen. Schutzgemeinschaft Libellen. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus der Erar- beitung dieses Projekts flossen in den ersten GUTES INDIKATORSYSTEM Monitoringbericht zum Klimaschutzgesetz Neun Handlungsfelder haben die Autorinnen Baden-Württemberg Teil 1 „Klimafolgen und und Autoren der Studie bearbeitet, wozu Was- Anpassung“ 2017 ein. serhaushalt, Land- und Forstwirtschaft ebenso K LI MA FO LG EN / MO NI TO R I N G 1 3
K LIM AFOLGEN/ MO NITORING Regionale Klimaände- rungen und ihre Folgen PROJ E K T L Wenn man Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel planen und Ensembles hoch aufgelöster regio- naler Klimasimulationen zur Analyse durchführen will, muss man wissen, welches Klima künftig auf die betreffende regionaler Klimaänderungen in Region und ihre Bewohnerinnen und Bewohner zukommt. Einen solchen Blick Baden-Württemberg und ihre Aus- wirkungen in die Zukunft ermöglichen Simulationen mit numerischen Klimamodellen. Karlsruher Institut für Technolo- gie, Institut für Meteorologie und Klimaforschung LUBW Berichts-ID U41-W03-N13 EN S EMB L ES B R IN GE N E I NE H ÖH E R E Bandbreite möglicher Klimaentwicklungen zu S IC HER HEIT erfassen, reicht eine Simulation nicht aus, viel- Die Entwicklung des Klimas hängt von vielen mehr muss eine ganze Reihe von Simulationen Faktoren ab. Zu diesen Faktoren gehören in durchgeführt werden (ein sogenanntes Ensemble jüngster Zeit vor allem die von den Menschen von Simulationen, siehe Beitrag „Leitplanken verursachten Treibhausgas-Emissionen. Deren der zukünftigen Klimaänderungen“). Damit Entwicklung wiederum hängt von der demo- werden Aussagen über die Wahrscheinlichkeit graphischen, politischen und wirtschaftlichen einer vorausgesagten Klimaänderung möglich: Entwicklung ab, welche nur innerhalb gewisser Je größer die Ensemblekonsistenz, also die Über- plausibler Grenzen und auf dem derzeitigen einstimmung der einzelnen Ensemblemitglieder Wissensstand abschätzbar ist und als Ergebnis ist, desto sicherer ist die Aussage. Als Faustregel sogenannte Klimaszenarien liefert. Daneben gibt gilt, dass man bei einer Ensemblekonsistenz von es noch weitere, durch den Charakter des Klima- über 50 Prozent von einer „wahrscheinlichen systems bedingte zufällige Faktoren, welche die Änderung“ sprechen kann. Entwicklung des Klimas beeinflussen. Um diese 1 4 K L IM A FO LG EN /M O NITO RIN G
AU F D EN PU N K T Anzahl Tage • In Klimaszenarien werden auf 9 Grundlage von Annahmen zur 8 künftigen Entwicklung der Treib- hausgaskonzentration mögliche 7 klimatische Zustände für die Zukunft mit Klimamodellen 6 berechnet. Bei Ensemble-Berech- nungen wird eine Reihe von 5 Simulationen durchgeführt, um die 4 Bandbreite der möglichen Klimaän- derungen zu erfassen. 3 • Die Qualität der Simulationen wird 2 durch den Vergleich mit den 1 Klimabeobachtungen der jüngeren Vergangenheit (1971 – 2000) 0 überprüft. • Für Baden-Württemberg steht Änderung der mittleren Anzahl von Heißen Tagen pro Jahr (Tagesmaximaltemperatur >= 30°C) nun ein Ensemble von Klimasimu- zwischen 1971 - 2000 und 2021 - 2050 (Quelle: Karlsruher Institut für Technologie) lationen mit einer räumlichen Auflösung von 7 Kilometern für die beiden Zeiträume 1971 – 2000 und KL IMASIMULATIONEN F Ü R WÄR M E R UND M E H R STA R K R E GE N 2021 – 2050 zur Verfügung. BAD E N -WÜRTTEM BERG Die regional differenzierten Simulationen • Die Simulationen zeigen für die Für das Projekt „Ensembles hoch aufgelöster zeigen, dass im Land in naher Zukunft sowohl nahe Zukunft (2021 – 2050) Zunah- regionaler Klimasimulationen zur Analyse regio- die mittleren Jahrestemperaturen als auch die men der Jahresmitteltemperaturen naler Klimaänderungen in Baden-Württemberg minimalen und maximalen Tagestemperaturen sowie der Tagesmaxima und -minima der Temperatur. und ihre Auswirkungen“ hat das Institut für steigen werden. Für das gesamte Bundesland Meteorologie und Klimaforschung (IMK-TRO) kann es, jahreszeitlich variierend, zwischen etwa • Deutlich häufiger werden extreme am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 0,5 und 1,5 °C wärmer werden – wobei die Niederschläge sowie, vor allem in tieferen Lagen, die Kombination ein Ensemble von zwölf Simulationen mit der stärkste Zunahme im Spätsommer, Herbst und aus heißen und trockenen Extrem- sehr hohen räumlichen Auflösung von 7 km, Winter stattfindet. Dazu passend zeigen wetterperioden auftreten. zugeschnitten auf unsere Region, berechnet. die Szenarien mehr heiße und weniger kalte Verwendet wurde das regionale Klimamodell Extreme. Im Sommer und im Frühherbst wird COSMO-CLM, das ein Modell für die Atmo- den Berechnungen zufolge die solare Einstrah- sphäre mit einem Boden-Vegetationsmodell lung – eine Kombination aus diffuser und kombiniert. Simuliert wurde die nahe Zukunft, direkter Strahlung – zunehmen und in der Zeit also die Zeit zwischen 2021 und 2050. Um von Dezember bis Mai abnehmen. Die Nieder- die Qualität der Simulationen einschätzen zu schläge werden im Sommer leicht abnehmen, können, und um einen Vergleich für künftige im Winter aber stärker zunehmen, so dass über Klimaentwicklung zu haben, wurde zusätzlich das ganze Jahr gesehen eine leichte Zunahme zu die jüngere Vergangenheit, d. h. der Zeitraum erwarten ist. Ähnliches gilt auch für die klimati- von 1971 bis 2000 gerechnet. sche Wasserbilanz. Insgesamt zeichnen sich aber bei Mittelwerten von Parametern wie Nieder- schlag, Bodenfeuchte und Windgeschwindigkeit keine großen Änderungen ab. Änderungen fin- den sich dagegen bei extremen Niederschlägen, die in naher Zukunft deutlich häufiger werden können, und auch die Kombination aus heißen und trockenen Extremwetterperioden wird den Menschen verstärkt zu schaffen machen. K LI MA FO LG EN / MO N I TO R I N G 1 5
K LIM AFOLGEN/ MO NITORING Klimaanpassung im Naturpark PROJ E K T L Ein Naturpark lebt vom Miteinander von Natur und wirtschaftendem Mensch, Landschaft im Klimawandel – Anpassungsstrategie für den der diese Landschaft geprägt hat. Sollen solche Regionen auch in Zeiten des Naturpark Südschwarzwald Klimawandels erhalten werden und touristisch attraktiv bleiben, sind Anpassungs- Naturpark Südschwarzwald e.V. maßnahmen an die sich ändernden Lebensbedingungen unerlässlich. LUBW Berichts-ID U83-W03-N24 R EIZVO L L E L AN D S C H A FT Darüber hat sich ein Team aus Forscherinnen Rund 400 000 Hektar Fläche umfasst der Na- und Forschern in enger Zusammenarbeit mit turpark Südschwarzwald und ist damit einer der dem Naturpark Südschwarzwald und sechs land- größten Schutzflächen dieser Art in Deutsch- und forstwirtschaftlichen Betrieben Gedanken land. Sicher ist, dass sich durch den Klimawan- gemacht. Erklärtes Ziel war, „Erkenntnisse aus del auch in dieser Region die Bedingungen für den Handlungsfeldern Boden, Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz Wald, Landwirtschaft auf den Naturraum und und Tourismus ändern werden. Was aber kann die dortigen land- und forstwirtschaftlichen Be- man tun, um trotz der sich bereits abzeich- triebe zu übertragen“ (Projektbericht, S. 2) – und nenden Veränderungen diese strukturreiche darauf aufbauend, eine integrierte Klimaanpas- Landschaft mit Wald, extensiv genutzten Weide- sungsstrategie für den Naturpark zu entwickeln. flächen und Mähwiesen zu erhalten? 1 6 K L IM A FO LG EN /M O NITO RIN G
W IE B E D ROH T S I ND D I E B E T R I E B E ? AU F D EN PU N K T Der außergewöhnlich trockene Sommer im • Der Klimawandel wird auch für Untersuchungszeitraum 2015 hat auch die land- den Naturpark Südschwarzwald und forstwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen deutliche Folgen haben. und Betriebsleiter für die Folgen des Klima- • Für die land- und forstwirtschaft- wandels sensibilisiert. Und das nicht ganz zu lichen Betriebe ist zumeist eine unrecht: Über alle Betriebe und Nutzungsarten moderate, in Einzelfällen stärkere Gefährdung zu erkennen. Teilweise hinweg zeigt sich für vier von sechs Betrieben gibt es auch Verbesserungen. eine stärkere Gefährdungstendenz. Die größ- ten Gefahren durch Hitzestress, Sonnenbrand, • Eine gute Ertragskraft der Betriebe ist eine wesentliche Vorausset- erhöhtem Schädlingsdruck und anderen Folgen zung, um die typische Naturland- Teil der Untersuchung: Höfe mit Mutterkuhhaltung der Klimaerwärmung ergaben sich dabei für den schaft Südschwarzwald zu auf 1.000 m Meereshöhe erhalten. Beeren- und Obstbau. Auch beim Getreidean- bau – außer beim Dinkel – sowie beim Waldbau • Mögliche ertragssteigernde (Klima- DAS G E FÄHRDUNGSPOTEN ZIAL – Risikofaktor Fichte – wurden Gefährdungs- anpassungs-)Maßnahmen sind der Anbau neuer Sorten und Arten und BE WE RTEN potenziale festgestellt. Demgegenüber könnten die Bewässerung. Um die Folgen des Klimawandels bewerten zu Ackerflächen und Wiesen von verlängerten können, muss man eine ganze Reihe von Fakto- Vegetationsperioden und höheren Temperaturen ren heranziehen. Dazu zählen typische klima- profitieren. tische Parameter wie Durchschnittstemperatur, Spät- und Frühfrostgefahr, Heiße Tage, Stark- Auch wenn zu bedenken ist, dass die Studie nur regen und Dürreperioden. Aber auch Faktoren 431 Hektar (0,1 Prozent) der Naturparkfläche ab- wie Bewirtschaftungsweise, Ertrag, Produkt- deckt, so dürfte sie doch Signalwirkung für den qualität und die Risiken durch Schädlinge wie gesamten Naturpark Südschwarzwald haben. Da Pilze, Insekten und andere Schaderreger, sind zu die Land- und Forstwirtschaft in dieser Kultur- berücksichtigen. Hinzu kommen der Stand- und Naturregion eine prägende Wirkung hat, ist ort – Höhe, Hangneigung, Beschaffenheit und es wichtig, sie zu erhalten – und damit auch die Speicherfähigkeit der Böden – sowie die mit der Ertragskraft der Betriebe. Daher geben die Lage verbundenen klimatischen Grundbedin- Autorinnen und Autoren der Studie zu beden- gungen. Damit ergeben sich für die einzelnen ken, dass auch in einem Naturpark ertrags- Betriebe ganz individuelle Bewertungen. So sind steigernde Bewirtschaftungsformen wichtig zum Beispiel im Zuge des Klimawandels bei werden können. Dazu zählen das Experimen- einem Waldgebiet ein zunehmender Hitze- und tieren mit neuen Arten und Sorten, wie mit Trockenstress für Fichtenbestände im Hoch- dem Rhabarberanbau beispielhaft demonstriert sommer und ein damit verbundener erhöhter werden konnte. Auch die Bewässerung von Befallsdruck, durch Schadinsekten zu erwarten. Wiesen sowie eine partielle Umnutzung von Bei Grünlandflächen zeichnen sich dagegen Flächen können eine wichtige Rolle in der neben negativen Folgen auch durchaus posi- Zukunft spielen. Ihre Schlussfolgerung: „In dem tive Effekte ab: So wird die Produktivität durch Bestreben, die Betriebe vor dem Hintergrund höhere Temperaturen und eine längere Vege- des Klimawandels zu stärken, sollte eine wichtige tationszeit zunehmen. Andererseits wird der Komponente der Anpassungsstrategie des Befallsdruck durch Mäuse und Pilze, z. B. Naturparks Südschwarzwald an den Klima- Schneeschimmel wachsen, was sich negativ auf wandel liegen“ (Projektbericht, S. 80). Ertrag und Qualität auswirken wird, genauso wie Trockenheit im Sommer und mehr Nässe im Winter. K LI MA FO LG EN / MO N I TO R I N G 17
GESUNDHEIT Wie warnt man am besten vor großer Hitze? PROJ E K T L Durch die Kessellage ist Stuttgart sehr windarm. Zusammen mit der dichten Optimierung der Hitzewarnung in Stuttgart (HITWIS) Bebauung führt dies im Sommer häufig zu großer Hitzebelastung. Die Landes- Landeshauptstadt Stuttgart, hauptstadt machte sich deshalb schon früh Gedanken, wie man die Bevölkerung Amt für Umweltschutz, Abteilung Stadtklimatologie am besten vor einer drohenden Hitzewelle warnen kann. Doch dazu muss man LUBW Berichts-ID U50-W03-N11 die Menschen auch auf den richtigen Wegen erreichen. DER HITZES O MM E R 20 03 UND DIE F O L G EN Die große Hitzewelle im Jahr 2003 hat auch in Stuttgart zu einem Umdenken geführt: Bei rechtzeitiger Warnung und geeigneten Gegen- maßnahmen hätte es damals vermutlich weniger Hitzetote gegeben. In der Folge entwickelte die Landeshauptstadt als eine der ersten Städte ein Klimawandel-Anpassungskonzept. Besonders wichtig dabei: die Bevölkerung rechtzeitig zu warnen, wenn extrem heiße Tage drohen. Mit dem Projekt „Optimierung der Hitzewarnung Hitzeflyer Stuttgart mit Gesundheitstipps und in Stuttgart (HITWIS)“ hat die Abteilung Verhaltenshinweisen bei Hitze Stadtklimatologie des städtischen Umweltamtes (Quelle: Landeshauptstadt Stuttgart) 18 GES U N D H EI T
AU F D EN PU N K T • Zielgruppenspezifische Hitze- warnungen auf unterschiedlichen Medienkanälen erreichen viele Menschen. • Schwierig erreichbar sind ins- besondere ältere alleinstehende Menschen. • Ein kommunales Kompetenzteam sowie ein Netzwerk „Hitze“ sind wichtige Voraussetzungen für Smartphone-App zur Hitzewarnung in Stuttgart (Quelle: Landeshauptstadt Stuttgart) das bereits bestehende Konzept überprüft und im Internet (www.stuttgart.de/hitze) aktuelle Verbesserungen angeregt. Informationen. Social Media wie Facebook, Instagram und Twitter wie auch lokal angepasste W IE ERREICHT M AN D IE MEN S C HEN ? Hitze-Apps für Smartphones erreichen immer Eine Umfrage der Stadtklimatologinnen und mehr Menschen. Wichtig ist auch das große -klimatologen ergab, dass Krankenhäuser und Display am Pragsattel, einer der am stärksten Seniorenheime auf Hitzewellen inzwischen recht befahrenen Kreuzungen in Stuttgart, das alle gut vorbereitet sind. Hingegen gibt es im Schul- Autofahrerinnen und Autofahrer auf gefährliche bereich keine allgemeinen Richtlinien. Beson- Hitzetemperaturen aufmerksam macht. ders problematisch ist dies für ältere allein- stehende Menschen: Sie sind nur schwer zu O HN E KOM P E T E NZ -NE T Z WE R K erreichen, stellen aber eine besondere Risiko- G EHT E S NI C H T gruppe dar, die zudem wegen der demographi- Eine wichtige Voraussetzung, dass dies alles auch schen Entwicklung noch größer werden wird. umgesetzt wird und Hitzewarnungen rechtzeitig Auf diesem Gebiet, so ergab das Projekt, sollte an die Bevölkerung ergehen, ist der Aufbau ei- in Zukunft mehr getan werden, etwa ein Hitze- nes zunächst kommunalen Kompetenzteams und telefon für alleinstehende Seniorinnen und Seni- dann eines Netzwerkes „Hitze“. Dazu gehören oren organisieren und betreuen. Zudem sind gut kommunale und externe Institutionen, wie etwa bestehende Wärmesysteme wie das Hitze- der Deutsche Wetterdienst, aber auch Pflege- warnsystem des Deutschen Wetterdienstes in der dienste und Stadtteilorganisationen. Allerdings Bevölkerung noch nicht genügend bekannt. ergab die Untersuchung, dass die Umsetzung manch einer wünschenswerten, aber komplexen I NFO R MATION AUF ALL EN K AN ÄL EN Maßnahme, gar nicht so einfach ist, weil sich die Gedruckte Flyer und Infobroschüren sind ein Zusammenarbeit verschiedener Institutionen bewährtes Mittel, Menschen auf Gefahren und schwierig gestaltet. Gleichwohl lohnt sich der Zusammenhänge aufmerksam zu machen. Vor Aufwand: Schließlich geht es um Menschen- allem im Hinblick auf die Risikogruppe der – leben. Stuttgart jedenfalls ist gewillt, dies zu größtenteils nicht internetaffinen – Älteren wird tun – und hat aus den bisher gewonnenen dieses Kommunikationsmittel auch in Zukunft Erkenntnissen eine Liste mit Empfehlungen unerlässlich sein. Andere Bevölkerungsgruppen für andere Städte zusammengestellt. Beson- lassen sich mit CityCards erreichen, die kurze ders wichtig dabei sei, so die Autorinnen und Hitze-Informationen liefern und beispielsweise Autoren der Studie, „Hitzeinformationen und in Restaurants und Bars ausliegen. Auf elek- Hitzewarnungen zielgruppenspezifisch weiterzu- tronischem Wege liefert die Hitze-Homepage geben“ (Projektbericht, S. 6). G ES U N D H E I T 19
GESUNDHEIT Besonders gefährlich: Das Hitzerisiko bei PROJ E K T Risiken von Raumtemperatur bei Hitze für ältere Menschen älteren Menschen in Stuttgart Robert-Bosch-Gesellschaft für L Die Menschen werden immer älter, mögliche Hitzeperioden wegen der medizinische Forschung mbH Klimaerwärmung häufiger. Umso wichtiger wird es, dass ältere Menschen LUBW Berichts-ID U50-W03-N13 zum Beispiel auch in Einrichtungen des Betreuten Wohnens bei Hitze optimal versorgt werden. Aber wie lässt sich das erreichen? VIER TEIL PRO J EK T E Verhalten bei Hitze befragt und in ein medizini- Klar, bei heißem Wetter zieht man sich luftig sches Untersuchungsprogramm aufgenommen. an. Und man trinkt viel. Aber machen das ältere Darüber hinaus sollte das Projekt „Risiken von Menschen auch tatsächlich? Dieser Frage ging Raumtemperatur bei Hitze für ältere Menschen eine Arbeitsgruppe der Robert-Bosch-Gesell- in Stuttgart“ weitere Erkenntnisse liefern: Wie schaft für medizinische Forschung, die am Stutt- kann man Seniorenheime klimatisch besser garter Robert-Bosch-Krankenhaus tätig ist, nach. bauen und ausrüsten? Was können die Einrich- Um die individuellen Risikofaktoren bei Hitze tungen bei Hitze tun? Und wie hilfreich sind herauszufinden, konnten im Sommer 2015 rund Kühlwesten? 80 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 81 Jahren, die in insgesamt zehn Einrichtungen B E LAST E ND E H I T Z E des Betreuten Wohnens leben, für das Projekt Das Fazit der Studie ist eindeutig: „Insgesamt ist gewonnen werden. Sie wurden nach ihrem festzustellen, dass die zwei Hitzewellen im Juli 2 0 GES U N D H EI T
und August 2015 die befragten Bewohner des Potenzial zur Optimierung“ (Projektbericht, AU F D EN PU N K T Betreuten Wohnens in Stuttgart sehr belastet S. 52). Wichtig wäre zum Beispiel, einen Verant- • Hitze belastet ältere Menschen haben“ (Projektbericht, S. 41). Offenkundig wortlichen zu benennen, der bei einer Warn- in vielfältiger Weise. ist, dass neben direkten gesundheitlichen meldung einen Aktionsplan in Gang setzt. • Oft trinken ältere Menschen nicht Beschwerden die älteren Menschen körperlich Dieser sollte auch sicherstellen, dass jede genug – auch weil trotz Hitze das weniger aktiv sind und die „soziale Teilhabe“ Bewohnerin und jeder Bewohner erreicht wird, Durstgefühl fehlt. deutlich abnimmt. Schwächere Personen, die beispielsweise über Hauspost. Weiteres Potenzial • Einrichtungen für Betreutes durch eine geringere Gehgeschwindigkeit iden- zur Optimierung der Situation älterer Menschen Wohnen sollten strukturierte Hand- tifiziert werden können, sind hier besonders be- im Betreuten Wohnen sind bauliche Maß- lungspläne bei Hitze entwickeln troffen (siehe Grafik). Abgeschlagenheit und An- nahmen. Dazu zählen klimatisierte Räume zur und umsetzen. triebslosigkeit – das waren häufige Beschwerden. Hitzeentlastung, die von jeder Bewohnerin und • Kühlwesten können bei Hitze in Trotz der Hitze empfand nicht einmal die Hälfte jedem Bewohner genutzt werden können – die akuten Fällen helfen. der Befragten mehr Durst. Und nur etwa ein aber nach den vorliegenden Erkenntnissen noch Drittel nannte vermehrtes Trinken als Maß- weitgehend fehlen. Hilfreich sind auch Vorrich- nahme gegen Hitze. Umso wichtiger ist es, dass tungen, mit denen sich die Wohnräume bei Angehörige und Betreuungspersonal immer Hitze automatisch beschatten und lüften lassen. wieder darauf hinweisen, doch bei Hitze mehr zu trinken. Dabei können Trinkprotokolle hilf- HEL F E N K ÜH LWE ST E N? reich sein, um die tatsächlich getrunkene Flüssig- Im Rahmen der Studie wurden versuchsweise keitsmenge zu dokumentieren. 20 Kühlwesten ausgewählten Einrichtungen als Akutmaßnahme zur Verfügung gestellt. Fazit: Weiterhin hat die Studie ergeben, dass schwä- Die Westen senken die Köpertemperatur um chere Personen bei Hitze schwerer von einem durchschnittlich 0,2 °C, sind also wirksam. Auch Stuhl aufstehen können und mehr Mühe haben, die Westenträgerinnen und -träger waren in den das Gleichgewicht zu halten – womit gerade meisten Fällen zufrieden, bemängelten allerdings auch bei Hitze die Sturzgefahr wächst. Interes- teilweise, dass die Westen zu schwer seien und sant ist, dass der Blutdruck mit zunehmenden nicht lange genug kühlen würden. Für viele Temperaturen sinkt. Dies stellt aber in vielen hitzegeplagte Seniorinnen und Senioren sind die Fällen keine Belastung dar. Dabei hat die Studie Westen somit bei entsprechender Einweisung gezeigt, dass Blutdruck regulierende Medika- eine Möglichkeit, akute Beschwerden zu lindern. mente generell zur Stabilisierung des Blutdrucks Allerdings wirkt diese Maßnahme nur kurzfris- auch bei Hitze beitragen. Eine Anpassung der tig und kann im Zweifelsfall eine zusätzliche Medikation bei Hitze wird nach Möglichkeit ärztliche Betreuung nicht ersetzen. empfohlen. 18 Soziale Teilhabe (WHO-Score) WAS D IE SENIORENHEIME TU N 16 KÖ NN E N Inzwischen dürften die meisten Einrichtungen 14 dank der Warnungen des Deutschen Wetter- dienstes sowie kommunaler Institutionen wissen, 12 < 22 22 - 23 24 - 25 26 - 27 >27 wenn eine Hitzewelle im Anmarsch ist. Doch Temperaturbereich (°C) die Konsequenzen lassen offenbar noch oft zu wünschen übrig: „Zusammenfassend ist zu alle höhere Geschwindigkeit niedrigere Geschwindigkeit vermuten, dass im Betreuten Wohnen kaum Soziale Teilhabe älterer Menschen und Beziehung zu strukturierte Handlungspläne für den Umgang Gehgeschwindigkeit und Temperatur mit einer Hitzewelle existieren“, heißt es in der (Quelle: Robert-Bosch-Gesellschaft für medizinische Studie. Damit aber besteht ein „erhebliches Forschung mbH) G ES U N D H E I T 2 1
GESUNDHEIT Wärmeres Klima – unerwünschte Stech- PROJ E K T 1 Untersuchung der Einschleppung, Ausbreitung und Bekämpfung des mücken Japanischen Buschmoskitos Gesellschaft zur Förderung der L Milde Winter und warme Sommer: So liebt es die Asiatische Tigermücke. Stechmückenbekämpfung e.V. - GFS Trockene Sommer gefallen der Japanischen Buschmücke sehr. Im Zuge der LUBW Berichts-ID U51-W03-N12 Klimaerwärmung haben sich beide bereits bei uns eingenistet. Damit aber PROJ E K T 2 wächst die Gefahr, dass sie neue Krankheiten übertragen. Klimatische und infrastrukturelle Risikoanalyse für kommunale Maßnahmen in Bezug auf die Etablierung von Aedes albopictus in Baden-Württemberg EXOTIS C HE K R AN K H E I T S ÜB E RT R ÄGE R Nun sind Stechmücken allein schon wegen der Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung e.V. - GFS Im Jahr 2000 ist die Japanische Buschmücke unangenehmen Stiche eine Plage. Bei diesen LUBW Berichts-ID U50-W03-N15 (Ochlerotatus japonicus) in Europa angekom- beiden Moskitoarten aber kommt ein weit men, höchstwahrscheinlich mit Zierpflanzen größeres Problem hinzu: Sie können gefähr- oder Blumenvasen aus China. Seither hat sie liche Krankheiten übertragen. So überträgt sich auch in Baden-Württemberg ausgebreitet. die Tigermücke Viren, die für Dengue- sowie Ebenfalls auf dem Vormarsch ist die Asiatische Chikungunya-Fieber-Ausbrüche auch in Europa Tigermücke (Aedes albopictus), die sich inzwi- verantwortlich gemacht werden – Krankheiten, schen im Land fortgepflanzt und damit etabliert gegen die es keine Medikamente gibt. Die hat. Jedenfalls wurden im Frühjahr 2016 in Buschmücke wiederum kann unter anderem das Freiburg als auch in Heidelberg erstmals Eier West-Nil-Virus und verschiedene Erreger von gefunden, aus denen Larven geschlüpft sind. Gehirnentzündungen übertragen. 2 2 GES U N D H EI T
offensichtlich Friedhöfe zu den attraktivsten AU F D EN PU N K T Lebensräumen für diese Mücken – genauer • Milde Winter und warme Sommer die Wasserbecken sowie die Grabvasen, in die begünstigen die Ausbreitung sie bevorzugt ihre Eier ablegen. Im direkten exotischer Stechmücken in Baden-Württemberg. Siedlungsbereichen scheint sich die Mücke aller- dings nicht wohl zu fühlen, stark bebuschte und • Die Japanische Buschmücke und bewaldete Gebiete sind ihr lieber. Ferner sind die Asiatische Tigermücke können gefährliche Krankheiten übertragen auch Regentonnen beliebt, um dort Eier abzule- und sollten daher frühzeitig be- gen. Sicher ist, dass die Buschmücke inzwischen kämpft werden. weite Teile Baden-Württembergs erobert hat • Japanische Buschmücken pflanzen – was für die Tigermücke (noch) nicht gilt: Sie sich vor allem in kleinen Wasser- Kupfer in Blumenvasen oder Regentonnen ist nämlich, anders als die Buschmücke, auf das behältern auf Friedhöfen fort. zerstört effektiv die Mückeneier milde Klima des Oberrheingrabens angewiesen. • Gegen die Buschmücken helfen Bti-Präparate sowie das Besprühen DE N STECHM ÜCKEN AU F DER S PU R DER KA M P F GE GE N D I E M ÜC K E N von Grabvasen mit Kupferspray; Wasserbecken sollten im Winter Beide Moskitoarten stellen somit eine bedeu- Um den traditionellen Moskitoplagen Herr zu gereinigt und Regenfässer dicht tende Gefahr für die Gesundheit der Menschen werden, haben die Biologinnen und Biologen abgedeckt werden. dar. Grund genug, sich mit ihnen intensiv in den vergangenen Jahren eine Reihe von zu beschäftigen, wie das die Gesellschaft zur Bekämpfungsmaßnahmen entwickelt. Die Japa- Förderung der Stechmückenbekämpfung e.V. nische Buschmücke lässt sich momentan wohl (GFS) tut. „Untersuchung der Einschleppung, am besten mit Bti-Tabletten, einem bewährten Ausbreitung und Bekämpfung des Japanischen biologischen Abwehrpräparat, in Schach halten, Buschmoskitos“, heißt das Projekt, dem sich das auf der für Mückenlarven tödlichen Wirkung die Studie „Klimatische und infrastrukturelle des Bacillus thuringiensis israelensis beruht. Risikoanalyse für kommunale Maßnahmen in Im Rahmen des Projekts wurde aber noch eine Bezug auf die Etablierung von Aedes albopictus andere interessante Methode erfolgreich getestet: in Baden-Württemberg“ anschloss. Dabei werden Wenn man Friedhofsvasen mit Kupferspray nicht nur die Fundorte der exotischen Mücken einsprüht oder einfach Kupfermünzen in die kartiert, sondern es wurde auch nach Möglich- Vase gibt, beispielsweise eine fünf Cent-Münze, keiten gesucht, diese lästigen und potenziell haben die dort lebenden Mückenlarven kaum gefährlichen Insekten erfolgreich zu bekämpfen eine Überlebenschance. Und die im Spätsom- und sie so gut wie möglich in Schach zu halten. mer in Wasserbecken abgelegten Eier lassen sich durch gründliche Reinigung der Behälter FR IED HÖFE BELIEBT vernichten. Teure Aktionen mit organisierten Nachdem früher nur zwei getrennte Populatio- Bekämpfungsteams halten die Expertinnen und nen des Buschmoskitos in Baden-Württemberg Experten derzeit aufgrund der nur geringen bekannt waren, wurde nun im Rahmen Populationsdichten der Buschmücken innerhalb des Projekts eine mittlerweile großflächige der Siedlungsbereiche nicht für erforderlich. Verbreitung im Land nachgewiesen. So ist nun der gesamte Schwarzwald betroffen. Die enorme Verbreitungsgeschwindigkeit des Moskitos ent- spricht der Geschwindigkeit der Verbreitung in den USA. Allerdings braucht der Buschmoskito nicht unbedingt Wärme. Wichtiger sind offen- bar Veränderungen beim Niederschlag, wobei insbesondere trockene Sommer vorteilhaft für die Buschmücken sind. Zudem gehören ganz G ES U N D H E I T 2 3
STADT-/ R EG IONALPLANUN G Mit Mathematik zu einer nachhaltigen Stadt PROJ E K T L Immer mehr Menschen leben in Städten. Umso wichtiger ist es, diese dicht Klimawandel, Stadtklima und Gebäudeenergieeffizienz: Wechsel- besiedelten Gebiete an den Klimawandel anzupassen – und zudem den Energie- wirkungen und Handlungskonzepte bedarf der Gebäude für das Heizen und Kühlen zu senken. Dazu müssen aber für eine nachhaltige Stadt – KLISGEE zunächst die bestehenden Stadtstrukturen möglichst detailgenau erfasst werden. TU Dortmund, Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen LUBW Berichts-ID U83-W03-N27 B EL IEB TE STÄDT E NE UE M E T H OD I S C H E A NS ÄT Z E Der Trend zur Stadt wird ungebrochen bleiben: Umso wichtiger ist es, diese dicht besiedelten Laut Weltklimarat IPCC werden im Jahr 2030 Gebiete an den Klimawandel anzupassen – und mehr als die Hälfte der Menschen in Städten zudem den Energiebedarf der Gebäude für das wohnen. Sie werden für 75 Prozent des Ener- Heizen und Kühlen zu senken. Dazu müssen gieverbrauchs und für 80 Prozent der gesamten aber zunächst einmal die Zusammenhänge Treibhausgasemissionen verantwortlich sein. zwischen dem Außen- und Innenraumklima Ein erheblicher Teil dieser Energie wird für das detailgenau erfasst werden. Für die Stadtplanung Heizen und Kühlen von Gebäuden benötigt. ist es wichtig, eine Vorstellung zu bekommen, Andererseits beeinflussen die Gebäudestruk- welche Wechselwirkungen zwischen dem künf- turen ganz wesentlich das Stadtklima, für das tigen Energiebedarf von Gebäuden und dem beispielsweise Wärmeinseln typisch sind. umgebenden Stadtklima im Wandel verantwort- lich sind und wie diese durch planungsrelevante Entscheidungen beeinflusst werden. Dies ist das übergreifende Ziel des Projekts „Klimawandel, 2 4 STAD T- /REG I O N A LPL AN U N G
Sie können auch lesen