Klimawandel in den Schweizer Alpen - Center for Security ...
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CSS Analysen zur Sicherheitspolitik Nr. 290, September 2021 Klimawandel in den Schweizer Alpen Der Klimawandel wird den Lebensalltag in der Schweiz immer stärker beeinflussen. Schon jetzt schädigen der deutliche Temperaturanstieg, extreme Niederschläge und damit verbundene Naturgefahren Ökosysteme, Infrastrukturen, Gesundheit und Existenzgrundlagen. Um diese Entwicklung einzudämmen und zu bewältigen, sind Zusammenarbeit und schnelles Handeln gefragt. Von Christine Eriksen und Andrin Hauri Der Klimawandel ist keine abstrakte Be- drohung, die uns irgendwann in ferner Zu- kunft betreffen wird. Die Folgen sind be- reits weltweit spürbar, wie der Sechste Sachstandsbericht des zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel der Verein- ten Nationen belegt. Laut dem Coperni- cus-Klimawandeldienst war 2020 das hei- sseste je in Europa gemessene Jahr – min- destens 0,4 Grad wärmer als die fünf bisherigen Rekordjahre, die übrigens alle nach 2010 auftraten. Binnenregionen er- wärmen sich schneller als Küstenregionen, da ihnen die kühlende Wirkung des Mee- res fehlt. Ferner häufen sich die Hinweise darauf, dass sich höher gelegene Gebiete schneller erwärmen als tiefere Lagen. Des- Schlamm in einem Weinberg neben dem Fluss Losentze nach einer Sturzflut in Chamoson in der halb sollten wir den Auswirkungen des Schweiz im August 2019. Denis Balibouse / Reuters Klimawandels in Gebirgen wie den Alpen besondere Beachtung schenken. In der Schweiz hat die Jahresdurch- dingungen, mit welchen klimatischen Ver- Sommermonaten abnehmen, ebenso die schnittstemperatur um fast 2 Grad Celsius änderungen bis im Jahr 2060 respektive Anzahl an Regentagen, während die Ver- zugenommen seit der industriellen Revo- Ende des Jahrhunderts zu rechnen ist. dunstung zunimmt. Dadurch trocknen Bö- lution – das ist fast doppelt so viel wie der den und Gewässer schneller aus. Da wär- mittlere globale Temperaturanstieg. Doch Ohne gemeinsame Anstrengungen zur Re- mere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen der Klimawandel bringt noch weitere we- duktion von Treibhausgasemissionen ist kann, wird es andererseits das ganze Jahr sentliche Konsequenzen mit sich: Extreme ein weiterer Anstieg der Durchschnitts- über vermehrt zu Starkniederschlägen Wetterereignisse werden häufiger, intensi- temperatur in der Schweiz um 2 bis 3 Grad kommen wie diesen Sommer in Teilen Eu- ver und unterliegen starken Schwankun- bis 2060 möglich. Das bedeutet häufigere ropas. Die Wintermonate werden durch- gen. Die vom Swiss National Centre for Cli- und extremere Hitzewellen und heisse schnittlich bis zu 3,5 Grad wärmer sein als mate Services (NCCS) erstellten Schweizer Tage im Sommer, die durchschnittlich bis heute. Die Nullgradgrenze wird bis zu Klimaszenarien CH2018 prognostizieren zu 4,5 Grad wärmer sein werden als heute. 650 Meter nach oben klettern. Es wird we- unter Berücksichtigung verschiedener Be- Im Mittel werden die Niederschläge in den niger Schneefälle und weniger geschlosse- © 2021 Center for Security Studies (CSS), ETH Zürich 1
CSS Analysen zur Sicherheitspolitik Nr. 290, September 2021 Folgen des Klimawandels in der Schweiz ne Schneedecken geben. In den Alpen be- hilfreich, diese Veränderungen als «sich ge- Brandgefahr nimmt zu und die Wald- schleunigen die ganzjährig wärmeren genseitig verstärkende Probleme» und brandsaison dauert länger – nicht nur auf Temperaturen den Gletscherrückgang und «Kaskadeneffekte» zu verstehen. der Alpensüdseite, wo es seit jeher öfter zu das Auftauen des Permafrosts. Waldbränden kommt, sondern auch in den So sorgt beispielsweise die Aufgabe land- nördlichen Alpen. Dadurch steigen Risiko, Aus der näheren Untersuchung, wie sich wirtschaftlicher Betriebe in den Alpen seit Häufigkeit und Intensität unkontrollierba- diese Klimaszenarien in den Alpen ausprä- Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer all- rer Waldbrände, deren wirtschaftlichen gen könnten, lassen sich Erkenntnisse für mählichen Ausbreitung von Wald. Gleich- Folgen Leben und Lebensgrundlagen zer- den Katastrophenschutz und den Lebens- zeitig führt der soziale Wandel dazu, dass stören können. Hitze und Rauchpartikel, alltag in der Schweiz ableiten. Eine solche mehr Menschen in den Bergen immer die sich über weite Gebiete ausbreiten, Untersuchung zeigt auch welche Bewälti- mehr und neue Freizeitaktivitäten ausüben. schaden wiederum der Gesundheit. gungsmechanismen auf lokaler, regionaler Je mehr aufgegebene Höfe und je mehr und internationaler Ebene verfügbar sind. Waldflächen, desto mehr entflammbare Durch Dürre und Waldbrände geschwäch- Vegetation; je mehr Freizeitaktivitäten, te Berghänge büssen an Stabilität ein. Hier Naturgefahren nehmen zu desto grösser die Gefahr, dass ein Brand kommt es bei stärkeren Niederschlägen In einem gebirgigen Land wie der Schweiz entfacht wird. Zu diesen sich gegenseitig leichter zu Bodenerosion, Erdrutsch und macht sich der Druck der Erderwärmung verstärkenden Problemen kommen Ket- Steinschlag. Geröll und grosse Wassermen- besonders bemerkbar. So wird der Klima- tenreaktionen hinzu. gen (in Form von Starkregen, Hagel oder wandel die Häufigkeit und Intensität von Schnee) setzen tiefer liegende Gebiete Ge- Naturgefahren in den Alpen unmittelbar Der Klimawandel führt dazu, dass ein Er- fahren aus. In Wassereinzugsgebieten dro- beeinflussen. Hinzu kommen gesellschaft- eignis ein weiteres bedingt oder damit in- hen Flutwellen und Überschwemmungen. liche Entwicklungen, die die oben genann- teragiert und so einen Dominoeffekt aus- ten Klimaeffekte mit der Zeit noch verstär- löst. In einem wärmeren, trockeneren Ein anderes Szenario, das parallel zu den ken. Für eine Veranschaulichung der Klima trocknen Vegetation und Böden beschriebenen Veränderungen entsteht, ist konkreten Folgen des Klimawandels ist es schneller aus, Wasser wird knapper, akute die Ausbreitung schädlicher Organismen, © 2021 Center for Security Studies (CSS), ETH Zürich 2
CSS Analysen zur Sicherheitspolitik Nr. 290, September 2021 Krankheiten sowie fremder oder invasiver wirtschaft öfters zu Ausfällen führen prognostizierten Klimaauswirkungen bis Arten. Höhere Temperaturen, die abneh- werden. Allerdings verlängern die höheren Mitte und zwei Drittel bis Ende des mende Schneedecke und die hohe Zahl von Durchschnittstemperaturen auch die Vege- 21. Jahrhunderts verhindert werden. Menschen, die in den Alpen unterwegs ist, tationsperiode und fördern bei ausreichen- bieten ideale Bedingungen für ihre Aus- der Bewässerung das Pflanzenwachstum. Als Unterzeichnerstaat und vom Klima- breitung. In der Folge steigt das Seuchenri- wandel besonders betroffenes Alpenland siko bei Mensch und Tier (beispielsweise Der Rückgang der Gletscher und des Per- sollte die Schweiz sicherstellen, dass sie die durch die Verbreitung von Zecken und mafrosts zusammen mit der Verschiebung Pariser Klimaziele im Inland erreicht oder Krankheiten, die sie übertragen), die Arten- der Nullgradgrenze werden die Infrastruk- sogar übertrifft, sich jedoch auch auf inter- vielfalt schwindet, und Land- und Forst- tur beeinträchtigten. Bodenabsenkungen nationaler Ebene dafür einsetzen. Auf je- wirtschaft werden beeinträchtigt (etwa an wärmeren Berghängen gefährden Ge- den Fall muss sich die Schweiz der Frage durch das Baumsterben aufgrund von Bor- bäude, Bahnstrecken und Strassen. Sedi- stellen, wie gut sie momentan auf die er- kenkäferbefall). Die einzigartige Biodiver- mente, Nähr- und Schadstoffe aus Boden- warteten Folgen des Klimawandels vorbe- sität alpiner Ökosysteme ist besonders ver- erosion und Oberflächenabtragung verur- reitet ist und wie sie darauf reagieren und letzlich gegenüber invasiven Arten und sachen ebenfalls Probleme, wenn sie sich in sie abmildern kann. dem Verlust von Lebensraum durch stei- aquatischen Ökosystemen ansammeln. Da- gende Temperaturen, weniger Schnee und rüber hinaus können Strom- und Gaslei- In der Schweiz ist der Zivilschutz das die Verschiebung der Nullgradgrenze. Des- tungen, die die Schweiz mit Energie aus wichtigste Instrument für den Umgang halb ist es umso wichtiger, den verbleiben- dem In- und Ausland versorgen, durch mit natürlichen, technologischen und ge- den Lebensraum zu schützen und wieder Erdrutsche und Bodenabsenkungen be- sellschaftlichen Gefahren. Er ist als Ver- zu zusammenhängenden Flächen zu ver- schädigt werden. Ein Vorteil des Rück- bundsystem aufgebaut, das fünf Partneror- binden, da sich intakte, vernetzte Lebens- gangs von Schnee und Eis sind hingegen ganisationen zusammenbringt: Polizei, räume besser an den Klimawandel anpassen sinkende Kosten für Winterdienste und Feuerwehr, Gesundheitswesen, technische können. Strasseninstandhaltung. Dienste und Zivilschutz. Für die regionale Organisation sind die Kantone zuständig. Konsequenzen für die Gesellschaft Je nachdem, wie hoch unsere CO2-Emissi- Der Bund übernimmt die Koordinierung Schon bald werden sich die vom Klima- onen in den kommenden Jahren ausfallen, und leistet spezialisierte Unterstützung. wandel ausgelösten Kettenreaktionen nicht wird im Jahr 2100 etwa 63 bis 94 Prozent Dieses System hat sich in der Vergangen- mehr nur gelegentlich in den Alpen zeigen, des Gletschervolumens in den Alpen ver- heit bewährt. In absehbarer Zukunft wird sondern sich in der gesamten Schweiz dau- schwunden sein. Dies ist nicht nur ein bit- sich der Schweizer Bevölkerungsschutz je- erhaft auf unser tägliches Leben auswirken. terer Verlust für das ökologische Erbe der doch mit den genannten neuen und sich Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen Schweiz und schadet dem Tourismus, son- häufenden klimabedingten Gefahren kon- durch Hitze und Rauchbelastung werden dern es bedeutet auch, dass wichtige Was- frontiert sehen, zu denen er nur über be- weit gravierender sein als punktuelle Un- serspeicher verloren gehen und die ausglei- grenzte theoretische Kenntnisse, prakti- annehmlichkeiten in unserem Tagesablauf. chende Wirkung der Gletscher auf den sche Erfahrungen und Kapazitäten verfügt. Sie werden das Gesundheitssystem belas- Ablauf in tiefer gelegenen Gewässern ent- ten und die Sterblichkeitsrate ansteigen fällt. Zwar mögen die höheren Durch- Mehr Austausch und eine intensivere Zu- lassen, vor allem bei älteren und besonders schnittstemperaturen den Tourismus im sammenarbeit mit anderen Ländern im gefährdeten Mitgliedern der Gesellschaft. Sommer begünstigen – Wintersport wird Bereich Bevölkerungsschutz wären daher dagegen angesichts der dürftigen Schnee- von Vorteil. Bereits 2001 schufen die EU- Bei Hitzewellen staut sich die Wärme in verhältnisse an Erholungswert und Wirt- Mitgliedstaaten das EU-Katastrophen- tiefer gelegenen und urbanen Gebieten. schaftlichkeit einbüssen. Die Herstellung schutzverfahren UCPM, eine multilaterale Infolgedessen steigt der Energieverbrauch von Kunstschnee ist energie- und wasser- Initiative zur Stärkung der grenzüber- für Kühlung während den Sommermona- intensiv und stellt allenfalls eine kostspieli- schreitenden Zusammenarbeit bei der Ka- ten, in denen ohnehin ein Rückgang der ge, ökologisch aber nicht nachhaltige tastrophenvorsorge und -bewältigung. Wasserkraftproduktion infolge Wasser- Übergangslösung dar. Tiefer gelegene Hierbei bündeln die Mitgliedstaaten frei- knappheit erwartet wird. Die Hitze und Wintersportorte stecken schon heute in willig ihre nationalen Ressourcen, um Län- Wasserknappheit werden zudem mehr Be- diesem Dilemma. der in Not zu unterstützen. Ein weiteres schränkungen des täglichen Wasserver- Ziel des UCPM ist die Verbesserung des brauchs in Haushalten erforderlich ma- Umgang mit dem Klimawandel Katastrophenschutzes und der Vorsorge chen. Die milderen Winter mit weniger Wie können wir diese düsteren Zukunfts- durch Wissenstransfer, den Austausch von Schnee, stärkeren Regenfällen und einer szenarien verhindern oder wenigstens teil- Best Practices und die Stärkung der Zusam- Zunahme extremer Niederschlagsereignis- weise entschärfen? Wissenschaftliche Er- menarbeit durch gemeinsame Übungen. se sorgen indes für eine höhere Wasser- kenntnisse belegen eindeutig, dass eine Auch Nicht-EU-Länder können gegen kraftproduktion bei geringerem Heizener- Verringerung der Treibhausgase den Kli- eine jährliche Gebühr dem UCPM beitre- giebedarf in den Wintermonaten. mawandel wirksam bremsen könnte. Das ten. Für die Schweiz würde eine Teilnahme Übereinkommen von Paris von 2015 soll Vor- und Nachteile sowie langfristige Steigende Wassertemperaturen werden vie- diese Reduktion fördern und so die globale Chancen eröffnen, aber auch Risiken ber- len Fischen und Flusskrebsen zum Ver- Erwärmung auf nicht mehr als 2 Grad ge- gen (siehe CSS-Bericht). hängnis, während trockene Böden und genüber vorindustriellen Werten begren- günstigere Bedingungen für Schädlings- zen. Wenn die Unterzeichnerstaaten die Bilaterale Abkommen können ebenfalls und Krankheitsbefall auch in der Land- Reduktionsziele erreichen, könnten nach eine Absicherung für den Katastrophenfall wirtschaft, im Weinbau und in der Forst- Schätzungen des NCCS die Hälfte der bieten. Derzeit hat die Schweiz mit allen © 2021 Center for Security Studies (CSS), ETH Zürich 3
CSS Analysen zur Sicherheitspolitik Nr. 290, September 2021 schen Bevölkerungsschutzes dar, deren henden Herausforderungen besser meis- «Waldbrand 2020» rechtzeitige Aktualisierung zentral ist. tern kann. Einzelpersonen, Gemeinschaf- Als Reaktion auf die nachlassende Schaden- ten, Organisationen und Unternehmen stoleranz der Gesellschaft und der prognosti- Anpassung und Innovation können mit den richtigen Entscheidungen zierten Zunahme von Waldbränden infolge des Klimawandels entwickelte der Kanton 2012 verabschiedete der Bundesrat die und Massnahmen einen wesentlichen Bei- Tessin das Konzept «Waldbrand 2020». Es zweiteilige Strategie «Anpassung an den trag dazu leisten, den Klimawandel einzu- definiert Grundsätze und Ziele im Umgang Klimawandel in der Schweiz», um Chancen dämmen – von Abfallrecycling, sparsamer mit Waldbränden in vier Handlungsfeldern: des Klimawandels zu nutzen, Risiken abzu- Wassernutzung, Stromerzeugung über Fo- 1) Unter «Prävention» sollen unter anderem die Gesellschaft sensibilisiert und waldbauli- mildern und die Anpassungsfähigkeit von tovoltaikanlagen und Strategien für nach- che Massnahmen getroffen werden; sozioökonomischen und ökologischen Sys- haltige Investitionen bis hin zur Förderung 2) «technische und organisatorische temen zu verbessern. Im ersten Teil der der Biodiversität mit Bienenstöcken in Massnahmen» regeln die Organisation aller Strategie werden Ziele, Herausforderungen Gärten oder auf Dächern. Ermutigung und in die Brandbekämpfung involvierten Dienste sowie die Bereitstellung der erforderlichen und Handlungsfelder für Wasserwirtschaft, Unterstützung von offizieller Seite tragen Infrastrukturen im und um den Wald; 3) Umgang mit Naturgefahren, Land- und zum Erfolg solcher Massnahmen bei. «Löschaktion» zielt darauf, die durch Waldwirtschaft, Energie, Tourismus, Bio- Waldbrände direkt verursachten Personen- diversitätsmanagement, Gesundheit und Ausblick und Sachschäden zu minimieren; und 4) das «Post-Brand-Management» ermittelt Raumentwicklung definiert. Der zweite Der Klimawandel hat bereits zu zahlrei- Massnahmen wie nach einem Brand Teil besteht aus zwei Aktionsplänen mit chen Veränderungen geführt und stellt die wiederaufgeforstet werden kann. konkreten Anpassungsmassnahmen, die je- Schweiz vor eine alles umfassende Heraus- Das Konzept beruht auf der langen Tradition weils in den Zeiträumen 2014 – 2019 und forderung, die sämtliche Gesellschafts- des Kantons in der erfolgreichen Umsetzung 2020 – 2025 umzusetzen sind. schichten, Sektoren und Regionen betref- von absoluten Feuerverboten an Tagen mit fen und prägen wird, insbesondere in den akuter Brandgefahr und in der Bekämpfung Bis 2020 wurden 14 Massnahmen umge- Alpen. Diese Entwicklung kann nicht von Waldbränden. Hinzu kam die Erkenntnis, dass der Klimawandel die Brandgefahr setzt, 28 waren in Arbeit, 19 befanden sich mehr verhindert werden. Wir können nur verschärfen wird. Die Vorgaben gelten im in der Anfangsphase, und 2 wurden ver- noch versuchen, das Ausmass und die Fol- ganzen Kanton, sodass die Planung, schoben. Eine Bewertung ergab, dass die gen durch raschen Wandel, Abschwächung Umsetzung und Evaluation der Massnahmen Strategie nicht nur einen gemeinsamen und Anpassung zu begrenzen. nach einheitlichen Standards erfolgen kann. Rahmen für koordinierte Massnahmen von Bund und Kantonen geschaffen, sondern Doch die Schweiz steht diesen Herausfor- auch die für die Zielbereiche zuständigen derungen nicht alleine gegenüber. Ge- Bundesstellen durch Sensibilisierung zum meinsames Engagement auf nationaler Handeln gezwungen hat. So arbeitet etwa und internationaler Ebene ist wichtig, um Nachbarländern Abkommen abgeschlos- das Bundesamt für Raumentwicklung an den ungebremsten Klimawandel aufzuhal- sen, die die Rechtsgrundlage für gegenseiti- raumplanerischen Instrumenten zur Re- ten. Bilaterale und multilaterale Abkom- ge Hilfeleistungen im Fall eines grösseren duktion von Stauhitze und zur Verbesse- men in den Bereichen Bevölkerungsschutz, Notfalls bilden. Sie regeln Dinge wie die rung der Aufnahmekapazität von Nieder- Katastrophenbewältigung und Umwelt- grenzüberschreitende Zusammenarbeit, schlägen durch mehr Frei- und Grünflä- schutz unterstützen vorhandene Kapazitä- gemeinsame Vorsorgemassnahmen mit chen in Städten. Ergänzende Anstrengungen ten dabei, mit jenen Auswirkungen zurecht Übungen und Lehrgängen oder die Integ- der fünf Partnerorganisationen des Schwei- zu kommen, die sich nicht mehr verhin- ration grenzüberschreitender Notfalldiens- zer Bevölkerungsschutzes zu Anpassungen dern lassen. Aufgrund ihrer Geografie so- te auf verschiedenen Verwaltungsebenen. und Innovationen auf Kantonsebene kön- wie den damit zusammenhängenden sozi- Mit Ausnahme von Liechtenstein nehmen nen gleichfalls dazu beitragen spezifische alen Herausforderungen und konkreten alle Nachbarländer am UCPM teil. In den Risiken und konkrete Auswirkungen des Kettenreaktionen täte die Schweiz gut da- vergangenen zwei Jahrzehnten haben sie Klimawandels zu reduzieren. Die kantona- ran, bestehende und neue Bemühungen gemeinsame Standards und Abläufe für len Behörden im Tessin haben beispielswei- zur Eindämmung des Klimawandels ent- grenzüberschreitende Einsätze in der EU se in Zusammenarbeit mit der Eidgenössi- schieden zu unterstützen. entwickelt – ein Prozess, an dem die schen Forschungsanstalt für Wald, Schnee Schweiz nicht beteiligt war. Deshalb ist für und Landschaft (WSL) das Konzept die Nachbarländer der Anreiz, gemeinsame «Waldbrand 2020» entwickelt, um die Häu- Übungen mit der Schweiz durchzuführen figkeit und Folgen von Waldbränden zu ver- Für mehr zu Sozio-technischer Resilienz und und den Austausch von ExpertInnen und ringern (siehe Textbox). Katastrophenvorsorge, siehe CSS Themenseite. Know-how zu formalisieren, inzwischen geringer, da sie dies innerhalb des UCPM Neben diesen offiziellen Bemühungen auf viel breiterer Basis tun können. Den- können regionale und lokale Initiativen Christine Eriksen und Andrin Hauri sind Senior noch stellen die bilateralen Abkommen ein und Projekte als Anreize oder Vorbilder Researcher im Team Risiko und Resilienz am entscheidendes Element des schweizeri- dienen, wie die Gesellschaft die bevorste- Center for Security Studies (CSS) der ETH Zürich. Die CSS Analysen zur Sicherheitspolitik werden herausgegeben vom Zuletzt erschienene CSS-Analysen: Center for Security Studies (CSS) der ETH Zürich. Das CSS ist ein Kompetenz- Irak: Die Vergangenheit bleibt präsent Nr. 289 zentrum für schweizerische und internationale Sicherheitspolitik. Jeden Christlicher Nationalismus in den USA Nr. 288 Monat erscheinen zwei Analysen auf Deutsch, Französisch und Englisch. COVID-19: Deutschland reformiert Bevölkerungsschutz Nr. 287 Europa und der Atomwaffenverbotsvertrag Nr. 286 Redaktion: Névine Schepers Hyperschall-Technologie: bewaffnet und überbewertet Nr. 285 Korrekturlesung: Benno Zogg Geostrategischer Sturm über dem Indischen Ozean Nr. 284 Layout und Grafiken: Miriam Dahinden-Ganzoni Feedback und Kommentare: analysen@sipo.gess.ethz.ch © 2021 Center for Security Studies (CSS), ETH Zürich Weitere Ausgaben und Abonnement: www.css.ethz.ch/cssanalysen ISSN: 2296-0236; DOI: 10.3929/ethz-b-000500123 4
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