Klimawandel und Auswirkungen auf den Weinbau
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
BIODIVina Klimawandel und Auswirkungen auf den Weinbau Zusammengestellt von: Dr. Barbara Köstner (LandCare gGmbH) DAS-Projekt BIODIVina Bildungsmodule zur Bedeutung der Biodiversität bei der Anpassung des Weinbaus an den Klimawandel (67DAS149B) Gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel © BIODIVina 2021
Langfristige Entwicklung der Lufttemperatur in Sachsen © BIODIVina 2021 Quelle: J. Franke, LfULG, Statuskolloquium Klima 2021 2
Langfristige Entwicklung der Niederschläge in Sachsen Szenario mit starker Reduktion der Emissionen Szenario ohne Reduktion der Emissionen Der abnehmende Trend entspricht den zukünftig erwarteten Niederschlagsdefiziten (graue Linien der Klimaprojektionen). Das Trockenjahr 2018 zeigt ein Defizit von -33%. © BIODIVina 2021 Quelle: J. Franke, LfULG, Statuskolloquium Klima 2019 3
Langfristige Entwicklung des Niederschlags im April in Sachsen © BIODIVina 2021 Quelle: J. Franke, LfULG, Statuskolloquium Klima 2021 4
Klimadiagramm Station Hosterwitz Klimadiagramm der DWD-Station Hosterwitz (Deutscher Wetterdienst) Beobachtungszeitraum 1991-2020 © BIODIVina 2021 Quelle: Eigene Darstellung / Daten: ReKIS, DWD 5
Klimaänderungen bei Vergleich mit einem Referenzzeitraum Bereits erfolgte Klimaänderung an der DWD-Station Hosterwitz Vgl. 1991-2020 (Deutscher Wetterdienst) mit 1961-1990 © BIODIVina 2021 Quelle: Eigene Darstellung / Daten: ReKIS, DWD 6
Klimadiagramm Hosterwitz und Meißen Hosterwitz (Deutscher Wetterdienst) Beobachtungszeitraum Meißen (Agrarmeteorologische Station, LfULG) 2011-2020 10,9 °C 626 mm 11,4 °C 537 mm © BIODIVina 2021 Quelle: Eigene Darstellung / Daten: ReKIS, DWD, LfULG 7
Zunahme von Extremereignissen in Sachsen Trockenheitsereignisse haben vor allem in der Vegetationsperiode I (April-Juni) zugenommen. > Vorzeitige Abnahme von Bodenwasservorräten, fehlende Wiederauffüllung bis zum Frühjahr Starkregenereignisse haben in der Häufigkeit und in der Intensität zugenommen > Zunahme der Gefahr von Bodenerosion © BIODIVina 2021 Quelle: J. Franke, LfULG, Statuskolloquium Klima 2017 11
Anpassungskapazität Die Vulnerabilität des Weinbaus in einer Region gegenüber dem Klimawandel ist neben der Intensität von Klimaänderungen und Auswirkungen auf die Standorte (und möglichen Entwicklungen in anderen Regionen) auch abhängig von der Anpassungskapazität von Weinbau und Weinbaubetrieben. Folgende Punkte sind für die Anpassungskapazität bedeutsam • Risiken erkennen, Bereitschaft zum Lernen und Handeln • Verfügbarkeit von Wissen, Praxiserfahrung, Erfahrung durch erlebte Wetterextreme • Verfügbarkeit von Technologien, natürlichen und finanziellen Ressourcen • Unterstützung durch institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen Anpassung ohne spezielle Mittel + Anpassung mit speziellen Mitteln Erhöhung der Robustheit, Nutzung spezieller Technologien Stärkung der Intaktheit und und grundsätzlichere Änderung Leistungskapazität des des Systems; meist mit bestehenden Systems Investitionen verbunden „gute/optimierte Praxis“ „erweiterte/neue Praxis“ Förderung von Zum Beispiel Bodenfruchtbarkeit Einsatz von Bewässerung Lebensgemeinschaft Wetterschutz Strukturvielfalt Sortenänderung ausgeglichenem Mikroklima Standortwechsel natürlichem Verdunstungsschutz Neue Einkommensquellen © BIODIVina 2021 Fotos: © R. Achtziger, B. Köstner 12
Extreme Wetterereignisse - Ahrtal Flutkatastrophe Winzer im Ahrtal schwer getroffen Durch die mit dem Klimawandel veränderten atmosphärischen Bedingungen (höhere Temperaturen, höhere absolute Luftfeuchte, veränderte Wetterlagen) können Extremereignisse auftreten, wie wir sie bisher nicht gekannt haben! © BIODIVina 2021 Quelle: dpa, tagesschau.de, 30.07.2021 13
Extreme Wetterereignisse im Juli 2021 Extreme Niederschlagsereignisse hängen von der Regenintensität ab (Schwellenwert ab 20 mm/h) und von der Geschwindigkeit des Durchzugs eines Tiefdruckgebietes. (Je langsamer, desto mehr Regen fällt auf das selbe Gebiet.) Karten der regionalen Niederschlagssummen am 13. und 14. Juli 2021 (DWD) Berliner Wetterkarte 14. Juli 2021 0 Uhr UTC (https://berliner-wetterkarte.de) © BIODIVina 2021 Quelle: Kreienkamp et al. 2021, World Weather Attribution 14
Extreme Hitzesommer Blockierte Großwetterlagen - Ursache für anhaltende Witterungsextreme Situation in 2010 2003: H über Frankreich 2010: H über Russland 2018: H über Deutschland © BIODIVina 2021 Quelle: Potsdam Institute, PIK, Video; Petoukhov et al., PNAS, 2013 15
Klima im Weinberg und in Weinbergslandschaften Das Klima an einem Standort wir nicht nur von global und regional wirkenden Prozessen bestimmt, sondern auch von lokalen Geländeklima Gegebenheiten. Diese beziehen sich vor allem auf die Geländeform, Das lokale Klima von auf große Gewässer und in der Landschaft vorherrschende Weinbergen in Steillagen wird Landnutzungstypen wie Wald, Ackerland oder Siedlungen. insbesondere von der Hangneigung und Exposition Kleinräumig schaffen die Strukturen im Weinberg selbst ein eigenes geprägt. Auch Talformen, Mikroklima. Dies entsteht durch den Wechsel von Licht und Oberflächengewässer und die Schatten, durch windexponierte und -geschützte Lagen, Erwärmung vorherrschende Landnutzung und Abstrahlung von Strukturen und Verdunstung. beeinflussen das Geländeklima. Mikroklima Die kleinräumig wechselnden Klimaverhältnisse, die durch den Einfluss belebter und unbelebter Strukturen entstehen, werden in der Ökologie Mikroklima genannt. Im Weinberg sind solche Strukturen zum Beispiel die Laubwand der Reben, Begleitpflanzen, Steinriegel und Trockenmauern. © BIODIVina 2021 Foto: © R. Achtziger 16
Klimaerfassung im Weinberg Die Temperatur-, Feuchte- und Strahlungsverhältnisse, Lokale Ausprägung des Klimawandels denen Reben oder andere Lebewesen im Weinberg Die Wirkung des Klimawandels kann durch ausgesetzt sind, können aufgrund der Effekt von Gelände- Gelände- und Mikroklima lokal verstärkt oder abgeschwächt sein. Es gilt, die Einflüsse von und Mikroklima deutlich von den Werten abweichen, die Gelände und Weinbergsstrukturen zur Min- an standardisierten Klimastationen erfasst werden. derung extremer Klimaverhältnisse zu nutzen. Auch an einer Klimastation im Weinberg wird die Lufttemperatur standardmäßig belüftet und im Schatten gemessen. Zur Erfassung des Mikroklimas, wie es Pflanzen und Tiere erleben, werden ungeschützte Sensoren eingesetzt. Sie können z.B. auf Mauern oder in Mauerspalten plaziert werden. Klimastation im Weinberg Messung von Temperatur und Luftfeuchte auf Mauern und in Mauerfugen © BIODIVina 2021 Fotos: © R. Achtziger, B. Köstner 17
Vergleich von Temperaturen an Mikrostandorten Messungen mit Miniloggern, Friedstein, 27.07.2020 bis 30.07.2020 55,000 °C 50,000 °C Durchgezogene Linien: Messfühler an oder auf Mauer 51°C Gepunktete Linien: Messfühler in Mauerspalte 45,000 °C 40,000 °C Lufttemperatur [°C] 35,000 °C 30,000 °C 30°C 25,000 °C 25°C 20,000 °C 15,000 °C 13°C 10,000 °C Uhrzeit [h:m:s] 909661 611433 909663 611428 909664 608377 909665 608699 909662 608365 608373 909660 © BIODIVina 2021 Quelle: Köstner, Achtziger, eigene Messung und Darstellung 18
Mikroklima: Oberflächentemperaturen im Weinberg Beispiele kleinräumiger Variabilität gleichzeitig auftretender Oberflächentemperaturen Temperaturen an der Temperaturen an der Temperaturen an Temperaturen von Temperaturen am Schattenseite der besonnten Laubwand: unbewachsener Dickblattgewächsen an Boden: Laubwand: 24,0-24,4° bis 28,9-30° Trockenmauer: Terrassenböschung: bewachsen: 27-36° Rebholz: 28,7° Rebholz: bis 33,8° 36,5-38,8° 39,2-46,6° offen: bis 52,6° Friedstein, 30.07.2020 Lufttemperatur um 13.00 h MEZ Mittlere Oberflächentemperaturen 12.00-13.00 h MEZ In der Rebgasse: 28,0°C Laubwand: 26°C Mauer: 41°C Böschung: 38°C Oberhalb der Laubwand: 27,5°C © BIODIVina 2021 Quelle: M. Killinger, Projektarbeit, Meteorologie, TU Dresden 19
Zusammenfassung von Veränderungen und Auswirkungen • Zunahme der mittl. Lufttemperatur bis 2020 bereits > 1 °C, letzte Dekade extrem • Zunahme der Temperaturspannen (Tmin-Tmax) innerhalb der Monate; • große Temperatursprünge zwischen aufeinanderfolgenden Monaten im Frühjahr (Unterschied der Monatsmittel bis 7°C). • Trend der Frosttage regional unterschiedlich > Verfrühung der Vegetationsentwicklung > Spätfrostschäden weiterhin möglich; Abnahme von Eistagen • Zunahme von Heißen Tagen und Tropennächten (> nächtl. Verdunstung) • Zunahme von Sonnenstunden (Anstieg Heliothermalindex), bis zu 70 % in einzelnen Monaten, 20-30% im Jahresdurchschnitt, aber größere Schwankungen zwischen den Monaten • Abnahme der Jahresniederschläge, vor allem Frühjahr bis Frühsommer (Apr.-Juni), letzte Dekade generelle Abnahme > Zunahme von Trockenheit • Zunahme von Starkregenereignissen im Sommer > höhere Erosionsgefahr © BIODIVina 2021 Quelle: u.a. LfULG 2021, Kompendium Klima, Foto: © R. Achtziger 20
Sie können auch lesen