KOMMKOMM - Bundesfachgruppe Informations- und ...

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KOMM
      KOMM
      02/ 2022  WWW. T K- I T. VERDI. DE
 T E L E KOM

                                                                                                                                       Foto: ©Andreas Prott – stock.adobe.com
  Startschuss
  zur Tarifrunde

Wir fordern 6 Prozent!
Am 8. April geht es los, ver.di trifft sich mit den Telekom-Arbeitgebern zur                  Richtschnur Telekom-Konzern
ersten Verhandlungsrunde in der Tarifrunde 2022. Die gewerkschaftlichen                       Direkt in die beginnende Tarifrunde ein-
Forderungen hatte die Konzern-Tarifkommission Mitte Februar beschlossen.                      bezogen sind die ver.di-Mitglieder der
Der Tarifabschluss soll für zwölf Monate gelten.                                              Deutschen Telekom AG, inklusive der
                                                                                              Auszubildenden und dual Studierenden.
Kernforderung der Gewerkschaft sind          stärken“, sagt Frank Sauerland, ver.di-          Verhandelt wird auch für die Telekom
sechs Prozent mehr Geld für die Beschäf-     Verhandlungsführer. „Die aktuell steigen-        Deutschland GmbH, DT Technik GmbH,
tigten. Da eine Erhöhung, die sich pro-      den Lebenshaltungskosten belasten die            DT Service GmbH, DT Außendienst GmbH,
zentual aus den bestehenden Gehältern        vorhandenen Einkommen erheblich. Dies            DT ISP GmbH, GKV GmbH, DT BS GmbH,
berechnet, höhere Einkommen bevorzugt,       gilt es abzufangen.“                             DT IT GmbH.
soll es einen Ausgleich geben. Deshalb                                                           In diesem Jahr stehen aber noch für
fordert ver.di eine „Komponente“ zur          Gute Geschäfte                                  weitere Telekom-Gesellschaften Tarifver-
Steigerung der Einkommensgerechtigkeit.       Die Telekom ist wirtschaftlich stark. Sie ist   handlungen zum Gehalt an. ver.di erhebt
                                              nicht nur gut durch die Pandemie gekom-         auch für die DeTeFleet, IoT, PVG, DT SE,
Jugend im Fokus                               men, sondern hat ihre eigenen Erwartun-         DFMG, Buy In analog diese Forderungen.
Besonders berücksichtigt werden sollen        gen sogar übertroffen. Dies wurde – wie-
auch die Auszubildenden und dual Stu-         der einmal – deutlich bei der Vorstellung       Gesprächsbedarf
dierenden. Für sie fordert ver.di pauschal    des Berichts zum Geschäftsjahr 2021.            Die Telekom ist besonders gut durch die
80 Euro mehr Geld im Monat. Auch die         „Deshalb geht es uns auch um die finan-          Pandemie gekommen und muss daher
Unterhaltsbeihilfe soll steigen.             zielle Anerkennung und Teilhabe der Be-          besondere Krisenverantwortung über-
                                              schäftigten, die diese guten Ergebnisse         nehmen. Dies gilt auch mit Blick auf die
Aufschlag nötig                               erarbeitet haben“, betont Frank Sauer-          Anzahl der Ausbildungs- und Studien­
Ein Aufschlag auf die Einkommen der           land. „Die, die dies überhaupt erst er-         plätze. Zu diesem Thema hat ver.di drin-
­Beschäftigten ist dringend nötig. „Wir       möglicht haben, dürfen nicht leer ausge-        genden Gesprächsbedarf! (siehe Seite 9)
wollen die Reallöhne unserer Mitglieder       hen.“                                                  Weiterlesen auf den Seiten 4+5
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         I N HA LT
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	ver.di IT-Netzwerkkonferenz                    ver.di IT-Netzwerkkonferenz 2022
  2022
                                                 KI – Veränderung der Arbeitswelt
	Termine der
  ­Betriebsgruppen                               ■   13. bis 15. Juli 2022
                                                 ■   Leipzig

 Betriebsratswahlen
	
 DTSE SE:
 ver.di-Liste erfolgreich                                                                       Foto: geralt/pixabay

     3         Editorial                                                                         Sie sind online zu finden unter:
                                                                                                 https://tk-it.verdi.de/
                                                                                                
     4          arifrunde Telekom
               T                                                                                 Service
               Wer hat es erwirtschaftet? Ihr!                                                   Treffpunkte

     5	Wir brauchen einen                                                                                  Oder einfach den
        ­Lohnaufschlag!                                                                                      nebenstehenden
                                                                                                            QR-Code scannen
       Telekom
     6	
       Überraschend schnelle Fusion

       Media Broadcast GmbH
     7	
       Respektloses „Angebot“                        B ETR IEB SRATSWAHLEN

8 Gewerkschaften helfen!                         DTSE SE: ver.di-Liste erfolgreich
	DGB ruft zu Spenden für
                                                 Die ver.di-Liste hat bei den Betriebsrats-
  ukrainische Geflüchtete auf
                                                 wahlen bei der Deutsche Telekom Ser-
  Ausbildung
9	                                              vices Europe SE (DTSE SE) zehn von 19
  Hallo Telekom: Das war nix!                    Sitzen gewonnen. „Wir gratulieren den
                                                 Kolleginnen und Kollegen zur wichtigen
     10/11	ver.di                               ver.di-Mehrheit im Betriebsrat“, sagt
            Arbeitszeit fair gestalten           ver.di-Bundesfachgruppenleiter IKT,
                                                 ­Florian Haggenmiller. Erstmals habe die
                                                  ver.di-Liste die Mehrheit bei den Betriebs-
                                                  ratswahlen der DTSE SE erzielt. ver.di
                                                  gehe davon aus, dass die ver.di-Spit-

                                                                                                                                       Foto: privat
                                                  zenkandidatin Elvi Wildmann nun Vorsit-
                                                  zende des Gremiums werde.

     Foto: ©Ursula Deja – stock.adobe.com

     12        Kyndryl                              VER.DI BUNDESFACHGRUPPE IKT
                Neuer Konzern im Tarif
                                                     GOES SOCIAL MEDIA
               Tarifrunde 2022
                                                                                     Folge uns für Tweets und Posts über die Themen,
     13         itbestimmung
               M                                          FOLLOW US!                 die die IT- und TK-Branche bewegen.
               Gemeinsam für Fairness
               und Transparenz                               #verdiIKT
                                                            https://www.facebook.com/verdiikt
        IT-Sicherheit
     14	
        Kein Masterplan für                                  #wirsindverdiIKT
        sichere Netze                                       https://www.instagram.com/verdiikt/

        Altersteilzeit Beamt:innen
     15	                                                    @verdiikt
        Beförderungsverbot                                  https://twitter.com/verdiikt/
        gestrichen
                                                            ver.di_TK.IT zur Netzpolitik
        ver.di
     16	
                                                            https://twitter.com/verdi_Netzpol
        Petition: Minijobs sind Gift
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 E DI TO R I A L

Diese Ausgabe ...
... wirft einen Blick auf die Konfliktlinien mit den Arbeitgeber:in-   wendig. Wir sind gespannt, wie die erste Verhandlungsrunde
nen. Der Streit mit der Telekom zur Zahl der Ausbildungsplätze         am 8. April verläuft.
ist noch nicht beigelegt. Dabei hatten wir noch im Dezember            Während die Redaktion in Berlin die neue Ausgabe produzierte,
die Hoffnung, dass die Telekom ein-                                                            griff der russische Präsident Wladimir
lenkt und doch mehr jungen Menschen                                                            Putin die Ukraine an. Der bis dahin si-
einen guten Start ins Berufsleben er-                                                          cher geglaubte Frieden in Europa zer-
möglicht. Dies hatte Telekom-Personal-                                                         fiel. Am Berliner Hauptbahnhof kamen
vorständin Birgit Bohle bei der Konfe-                                                         die ersten ukrainischen Geflüchteten an,
renz der Betriebsräte angedeutet. ver.di                                                       in Russland wurden tausende Menschen
kam zum Termin und musste feststel-                                                            festgenommen, die gegen den Krieg
len, dass sie zwar reden, aber nichts                                                          protestierten. Und eine Kollegin berich-
ändern wollen. Kommentar von                                                                   tete erschüttert von einer digitalen Kon-
ver.di-Bundesfachgruppenleiter Florian                                                         ferenz der internationalen Gewerk-
Haggenmiller: „Ich bin stinksauer.“ Dem                                                        schaften. Daran nahmen auch Vertre-
haben wir nichts hinzuzufügen.                                                                 ter:innen der Ukraine teil, die sich mit-
Ob bei der jetzt anstehenden Tele-                                                             ten im Kriegsgebiet befinden. Unserer
kom-Tarifrunde die Arbeitgeber:innen                                                           ver.di-Kollegin liefen die Tränen, wäh-

                                                                                             Foto: ver.di
euren Einsatz bei der Pandemie vergü-                                                          rend die Kolleg:innen in der Ukraine von
ten wollen, wird sich zeigen. Ange-                                                            ihrer verzweifelten Situation berichte-
sichts massiv gestiegener Lebenshal-                                                           ten. Unsere Bitte an euch: Wenn ihr
tungskosten wird ver.di sich nicht mit den Brotkrümeln vom             helfen möchtet, spendet an die DGB-Initiative (Seite 8) oder an
Tisch der Aktionär:innen zufriedengeben können. Sechs Prozent          Hilfsorganisationen bei euch vor Ort. Unser aller Wunsch: Möge
mehr Geld, 80 Euro monatlich mehr für die Auszubildenden und           der Wahnsinn ein Ende haben!
dual Studierenden sind wirtschaftlich machbar und auch not-            	                                Die KOMM-Redaktion

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Foto: ©Dennis – stock.adobe.com
 TA RI F RU N D E T E L E KOM

Wer hat es erwirtschaftet? Ihr!
„Erwartungen übertroffen.“ So knapp, aber treffend fasst die Telekom ihren                                     den, im vierten Quartal um 2,3 Prozent
Bericht zum Jahresabschluss 2021 zusammen. Der Gesamtumsatz des Kon-                                           gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
zerns stieg um 7,7 Prozent auf 108,8 Milliarden Euro. Dabei legten die Ser-                                       Das operative Segment Deutschland
vice-Umsätze um 6,5 Prozent auf 84,1 Milliarden Euro zu. Beim bereinigten                                      steigerte den Gesamtumsatz im Ge-
EBITDA AL gab es im Vorjahresvergleich ein Plus von 6,6 Prozent auf 37,3                                       schäftsjahr 2021 gegenüber dem Vorjahr
Milliarden Euro.                                                                                               um 1,6 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro.
                                                                                                               Das bereinigte EBITDA AL wuchs noch
VON SILKE LEUCKFELD
                                                                  vier Cent. „Wir lassen nicht nach“, ver-     stärker: um 3,6 Prozent auf 9,5 Milliarden
                                                                  sprach Tim Höttges, Vorstandsvorsitzen-      Euro.
Auf Basis der für die Prognose 2021 zu-                           der der Deutschen Telekom. „Unsere Ge-
grunde gelegten konstanten Wechselkur-                            winne wachsen in allen Bereichen. Der        Nicht vom Himmel gefallen
se übertraf der Konzern mit 38,2 Milliar-                         Konzern bleibt auf Erfolgskurs.“             „Dieses gute Ergebnis haben die Beschäf-
den Euro seine erst im November angeho-                                                                        tigten erwirtschaftet“, sagt Frank Sauer-
bene Planung für das Ergebnis vor Zinsen,                         Deutschland zieht an                         land, ver.di-Verhandlungsführer. Nicht der
Steuern, Abschreibungen und bereinigt                             Wachsende Kundenzahlen und starke Er-        Vorstand oder die Aktionär:innen hätten
von Sondereffekten (EBITDA AL). Davon                             gebnisse habe die Telekom auf ihrem Hei-     die Kund:innen gewonnen oder neue
sollen auch die Aktionärinnen und Aktio-                          matmarkt erwirtschaftet, steht in dem        Glasfaserkabel verlegt. Deshalb stehe ih-
näre profitieren, der Hauptversammlung                            Bericht. Im Breitbandgeschäft seien          nen auch ihr Anteil zu. Ob die Telekom
am 7. April wird eine Dividende von 0,64                          360 000 neue Kund:innen gewonnen             bereit ist, diese Selbstverständlichkeit an-
Euro je Aktie vorgeschlagen, ein Plus von                         worden, der Marktanteil damit 2021           zuerkennen, werden die Tarifverhandlun-
                                                                  deutlich gestiegen. 17,2 Millionen           gen zeigen. Am 8. April findet die erste
                                                                  Kund:innen hätten zum Jahresende einen       Verhandlungsrunde mit den Telekom-Ar-
                                                                  glasfaserbasierten Anschluss genutzt.        beitgeber:innen statt. ver.di hat die Ent-
                                                                  Dies seien 1,2 Millionen mehr als ein Jahr   gelttarifverträge bereits im Januar gekün-
                                                                  zuvor.                                       digt. Dazu zählen auch die Vergütungs­
                                                                     Im Mobilfunk gäbe es einen Zuwachs        regelungen für Auszubildende und dual
                                            Foto: Maichel Dutta

                                                                  bei den Vertragskunden unter eigenen         Studierende.
    Silke Leuckfeld                                               Marken um 666 000 im Gesamtjahr 2021.
    freie Journalistin                                            Die klare Marktführerschaft bei den mo-      Aktuelle ver.di-Infos:
                                                                  bilen Service-Umsätzen sei bestätigt wor-     www.telekom.verdi.de
                                                                                                               
KOMMKOMM - Bundesfachgruppe Informations- und ...
5                                                                                                           KOMM 02/2022

                                      TA RI F R U N D E T E LE KOM

                                     Wir brauchen einen Lohnaufschlag!
                                                                     Die Inflationsrate in Deutschland wird jährlich bemessen. Die aktuellen Monatswerte sind besorgnis­
                                                                     erregend. Gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – lag sie im
Foto: ©freshidea – stock.adobe.com

                                                                     Januar 2022 bei +4,9 Prozent, teilte das Statistisch Bundesamt im Februar mit. Im Dezember 2021
                                                                     habe sie sogar bei +5,3 Prozent gelegen. Wir haben uns die ­Preise für Lebenmittel, Mieten und Sprit/
                                                                     Heizkosten genauer angeschaut. Putins Krieg gegen die Ukraine ist noch nicht in diesen Zahlen erfasst.
                                                                     Um die Kosten für die Bürger:innen einzudämmen, diskutiert die Bundesregierung Hilfspakete. Vom
                                                                     Kabinett wurde ein Heizkostenzuschuss für Haushalte mit geringem Einkommen beschlossen. Geprüft
                                                                     wird außerdem, ob die EEG-Umlage bereits zum ersten 1. Juni wegfallen kann. Auch eine erhöhte
                                                                     Pendlerpauschale ist im Gespräch, dies lehnen aber Bündnis 90/Die Grünen ab.

                                     Lebensmittel                                       Das Handelsblatt berichtete bereits im ver-
                                     Die Erzeugerpreise, also die Preise, die die       gangenen Jahr, dass die Lebensmittelprei-
                                     Hersteller gegenüber den Händlern für              se steigen werden. Die großen Lebensmit-

                                                                                                                                                                              Foto: ©wifesun – stock.adobe.com
                                     ihre Produkte verlangen, schießen in die-          teleinzelhändler wie Edeka wurden von
                                     sen Monaten in die Höhe. Für landwirt-             den Lebensmittelherstellern mit Preiserhö-
                                     schaftliche Produkte lagen sie im Dezem-           hungen konfrontiert. Dr. Oetker forderte
                                     ber 2021 um 22,1 Prozent höher als im              demnach einen Preisaufschlag von 8,9
                                     Dezember 2020. Dies ist der höchste                Prozent, Maggi 15,7 Prozent und die
                                     Preisanstieg gegenüber einem Vorjahres-            ­Nudelhersteller Birkel (19,3 Prozent) und
                                     monat seit Juli 2011, teilte das Statisti-          Buitoni 25,1 Prozent. Diese Zahlen sind
                                     sche Bundesamt mit. Einige Beispiele:               nicht aktuell, auch das Statistische Bun-    Quellen: Statistisches Bundesamt
                                     Raps (+68,2 Prozent), Speisekartoffeln              desamt hat noch nicht die wirtschaftlichen    https://kurzelinks.de/57rv
                                                                                                                                      
                                     (+60,2 Prozent), Pflanzen und Blumen                Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine    Handelsblatt
                                     (+18,2 Prozent), Milch (+22 Prozent).               und der Sanktionen berücksichtigt.            https://kurzelinks.de/n1qx
                                                                                                                                      

                                     Mieten                                             die bundesweite Steigerung bei sieben
                                     Nach Zahlen des Statistischen Bundes-              Prozent. Suchende müssen in Deutsch-

                                                                                                                                                                              Foto: ©Robert Kneschke – stock.adobe.com
                                     amts lebten rund 20 Prozent der Bevölke-           land mit durchschnittlich 705 Euro netto
                                     rung in Deutschland im Jahr 2020 in                kalt für die 70qm-Referenzwohnung kal-
                                     Haushalten, die durch Wohnkosten über-             kulieren. Die Referenzwohnung stellt eine
                                     belastet waren, das heißt, sie mussten             statistische Größe dar, um die Mietpreise
                                     mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren              zu vergleichen.
                                     Einkommens für Wohnen ausgeben. Stei-                 In Berlin zogen die Mietpreise mit
                                     gende Mietpreise bestätigt das Internet-           sechs Prozent für Wohnungen im Be-
                                     portal immobilienscout24.de in sei-               stand am meisten an, der Quadratmeter-
                                     nem „ImmoScout24 WohnBarometer“ für                preis lag demnach bei 10,59 Euro. In
                                     das Jahr 2021. Für Bestandswohnungen               Düsseldorf wurden 10,38 Euro gefordert,       Statistisches Bundesamt
                                     zogen demnach die Mieten um durch-                 in Köln durchschnittlich 11,04 Euro und        https://kurzelinks.de/3d9o
                                                                                                                                      
                                     schnittlich 4,1 Prozent gegenüber dem              in Hamburg 12,04 Euro pro Quadrat­            WohnBarometer
                                     Vorjahr an. Für Neubauwohnungen lag                meter.                                         https://kurzelinks.de/vtp9
                                                                                                                                      
                                                                                                                                                                              Foto: ©studio v-zwoelf – stock.adobe.com

                                     Energie/Sprit                                      ökonomie und Konjunkturforschung der
                                     Tanken, heizen und auch Strom – die Prei-          Hans-Böckler-Stiftung errechnet. Beson-
                                     se erreichen immer neue Höhen. Dabei               ders hart sind Pendler betroffen. Seit
                                     muss man genau hinschauen: Für die pri-            Weihnachten seien die Spritpreise um 15
                                     vaten Haushalte sind die Gaspreise in              Prozent gestiegen, meldete der ADAC An-
                                     Deutschland im Januar 2022 um durch-               fang März. Bei Super E10 betrage der
                                     schnittlich 19,2 Prozent (Erdgas ein-              Anstieg fast 24 Cent je Liter, das ist eine
                                     schließlich Umlage) beziehungsweise um             Steigerung von rund 15 Prozent. Diesel
                                     19,9 Prozent (Gas insgesamt) gegenüber             koste jetzt 25 Cent (16 Prozent) mehr. Der    ADAC
                                     dem Vorjahresmonat gestiegen. Ohne                 ADAC hat errechnet, dass dies bei einer        https://kurzelinks.de/lgeo
                                                                                                                                      
                                     Umlage verteuerte sich Erdgas um 32 Pro-           Tankfüllung von 40 Litern bis zu zehn         IMK Hans Böckler Stiftung
                                     zent, dies hat das Institut für Makro­             Euro mehr koste.                               https://kurzelinks.de/44v2
                                                                                                                                      
KOMMKOMM - Bundesfachgruppe Informations- und ...
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 T E L E KO M

Überraschend schnelle Fusion
Seit zwei Jahren prägt die Corona-              „Es kommt zusammen, was zusammen
Pandemie Arbeitswelt und Gesell-                gehört! Ich bin schon sehr überrascht
schaft. Das hat unter anderem für               über die Kurzfristigkeit der Maßnahme,
einen enormen Digitalisierungsschub             welche jedoch eine schnelle Integration
gesorgt, den auch die IKT-Beschäftig-           der Betriebe ermöglicht und Grenzen
ten der DT Geschäftskunden-Vertrieb
                                                damit endgültig auflöst. Ich bin auch
GmbH (DT GKV) und in der DT Busi-
ness Solutions GmbH (DT BS) bewäl-
                                                umso mehr erfreut, dass es in diesem
tigen müssen. Und nun plant der                 kurzen Zeitfenster – Dank ver.di
­Arbeitgeber auch noch eine rasche               – gelungen ist, größtmögliche Siche-
 Fusion der Geschäftskundeneinhei-              rungen über einen LOI und einen neuen
 ten des Deutschlandsegments.                   Zuordnungstarifvertrag zu vereinbaren.

                                                                                                                                           Foto: privat
                                                Damit ist erfreulicherweise eine not-
Der Arbeitgeber hat entschieden, die Ge-        wendige Stabilität in den Mitbestim-
sellschaften DT BS und die Geschäftskun-        mungsstrukturen festgelegt worden,
denbereiche der TDG bereits zum 1. Janu-        die uns auch weiterhin die erfolgreiche
ar 2023 in die DT GKV zu überführen.            betriebsrätliche Arbeit fortsetzen lässt.“
Damit kommt die von Beginn an erwarte-
te Fusion nun doch überraschend und             Thomas Schneegans, Gesamtbetriebsratsvorsitzender,
schnell. Bisher hatte der Arbeitgeber be-       Deutsche Telekom Business Solutions GmbH
tont, zwar ein gemeinsames Geschäfts-
modell zu etablieren – das B2B Power-
house – die formalen Legaleinheiten           negative Auswirkungen zu verhindern. Die      derzeitigen Beschäftigten der DT GKV und
jedoch beizubehalten. Auch die nun
­                                             Konditionen der übergehenden Beschäf-         der DT BS werden sich die wesentlichen
­geplante Integration der Steuerungsfunk-     tigten sind durch unterschiedliche Bedin-     Konditionen verschlechtern – im Gegen-
 tionen aus der Telekom Deutschland           gungen gefährdet. Und erfahrungsgemäß         teil, die neue harmonisierte Tarifsystema-
 GmbH mit immerhin rund 1000 Beschäf-         sind bei Umstrukturierungen zusätzliche       tik, die bereits im Januar 2022 von ver.di
 tigten war so bisher nicht abzusehen. Die    arbeitgeberseitige Rationalisierungsmaß-      und den Arbeitgebern verhandelt und für
 Maßnahme wird umgehend auf den Weg           nahmen zu befürchten.                         die Fusion bestätigt wurde, sorgt für Siche-
 gebracht. Der Arbeitgeber hat zum 7. Feb­                                                  rung und bei vielen Beschäftigten für Ver-
 ruar 2022 eine gemeinsame Betriebslei-       ver.di schafft Sicherheit im Wandel           besserungen. Und ver.di hat erreicht, dass
 tung für die deckungsgleichen Regionen       ver.di ist es gelungen, negative Auswirkun-   auch für die Beschäftigten der Telekom
 der DT GKV und DT BS beschlossen und         gen der geplanten Fusion weitestgehend        Deutschland GmbH dieses hohe Schutz­
 sie zu drei Gemeinschaftsbetrieben zu-       abzuwenden. Die ver.di-Arbeitnehmerver-       niveau für bisherige Konditionen gilt.
 sammengeführt.                               treter:innen in den Aufsichtsräten und            Die Mitbestimmung wird durch die Be-
                                              ver.di als zuständige Tarifvertragspartei     triebsratswahlen, die bereits in der ge-
Wie ist das zu bewerten?                      haben erreicht, dass verbindliche, schüt-     meinsamen Betriebsstruktur durchgeführt
Die Fusion der Legaleinheiten ist aus ge-     zende Leitplanken für die Beschäftigten       werden, geschützt und tarifvertraglich so
schäftlicher und arbeitsorganisatorischer     und ihre Konditionen und der Erhalt einer     ausgestattet, dass die Betriebsräte der
Sicht durchaus sinnvoll, denn die Beschäf-    guten betrieblichen Mitbestimmungsstruk-      Herkunftsbereiche die Interessen ihrer Kol-
tigten arbeiten bereits heute in vielen Be-   tur mit dem Arbeitgeber verabredet wor-       leg:innen im Fusionsprozess gut vertreten
reichen in einer gemeinsamen Struktur.        den sind. Das bedeutet: Bei keinem der        können.RED
Wichtig ist aber, Rahmenbedingungen
und Konditionen für Beschäftigte und die
Auswirkungen auf betriebliche Mitbestim-
mungsstrukturen zu klären und mögliche
                                                „Dass der Zusammenschluss kommt,
                                                war uns allen klar, lediglich der Zeit-
                                                punkt überrascht.
  Ab 1. Januar 2023 gelten einheit­             Die Entscheidung hat der Arbeitgeber
  liche Tarifverträge in der DT Ge-             getroffen. Nun gilt es nach vorne zu
  schäftskunden-Vertrieb GmbH und               schauen und uns möglichst gut
  DT Business Solutions GmbH. Zu den            ­aufzustellen, damit die Kolleginnen
  Details hat ver.di ein umfangreiches           und Kollegen eine starke Vertretung
  Tarifinfo veröffentlicht.                      haben.“
  Link zum Download:
                                                                                                                                           Foto: privat

  https://kurzelinks.de/ybgf                 Michael Hennemann, Gesamtbetriebsratsvorsitzender,
                                                Deutsche Telekom Geschäftskunden-Vertrieb GmbH
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7                                                                                                                           KOMM 02/2022

 ME DI A B R OA D CAST G M B H

    RESPEKTLOSES
    „ANGEBOT“

                                                                                                                                                           Foto: ©berlin2020 – stock.adobe.com
Die Tarifverhandlungen sind unter-                                 ­anheben. Auszubildende sollen zu die-       hoffentlich echten – 5-Sterne-Bewertun-
brochen, weitere Termine wurden                                    sen Terminen 1,6 Prozent und im zwei-        gen beim Jobportal kununu.com gibt
nicht vereinbart. Das „Angebot“ der                                ten Schritt 1,7 Prozent mehr Geld er­        es auch dort Kritik an der Unterneh-
Arbeitgeber:innen am 24. Februar                                   halten.                                      menskultur und der Bezahlung: „Eigent-
hätte ­bedeutet, dass erst am 1. März                                 In der Summe zu wenig, die Einkom-        lich ordentliches Gehalt, aber kaum Ent-
2025 erneut über Tariferhöhung ver-                                men würden bei der aktuellen Inflations-     wicklungsmöglichkeiten nach oben“.
handelt werden könnte. Dies war für                                rate (siehe Seite 5) real deutlich sinken.
die ver.di-Verhandlungskommission                                  Fast schon dreist ist die von den Arbeit-    Bitteres Fazit
nicht hinnehmbar.                                                  geber:innen vorgeschlagene Laufzeit des      „Die Laufzeit ist eine Frechheit. Hätten
                                                                   Tarifvertrags: Erst 36 Monate nach Ab-       wir das Angebot an dem Tag angenom-
VON SILKE LEUCKFELD                                                schluss der Verhandlungen soll erneut        men, würde die Laufzeit erst nach 43
                                                                   verhandelt werden.                           Monaten, am 28. Februar 2025, enden“,
„Dieses sogenannte Angebot ist eine                                   ver.di hat die Forderung im Herbst        sagt Tim Feise. Anscheinend hätten die
Frechheit“, stellt Tim Feise, ver.di-Ver-                          2021 erhoben und fordert für die Be-         Arbeitgeber:innen kein Interesse an ei-
handlungsführer, fest. Für dieses Jahr ist                         schäftigten 4,8 Prozent mehr Geld, bei       ner Einigung. Hermann „Teo“ Greß, Mit-
die Geschäftsführung lediglich bereit,                             einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf   glied der ver.di-Verhandlungskommis­
einmalig 250 Euro an die Beschäftigten                             Monaten.                                     sion, fand deutliche Worte:„Ich persön-
zu zahlen. Die Einkommen sollen erst ab                                                                         lich war entsetzt und enttäuscht von so
Januar 2023 um 1,6 Prozent steigen. Ab                             Guter Arbeitgeber?                           wenig Entgegenkommen. In Zeiten, in
Januar 2024 wollen sie dann die Entgelt-                           Angesichts dieses „Angebots“ mutet es        denen Nachhaltigkeit und Generations-
gruppen 1– 6 um 1,7 Prozent und die                                fast bizarr an, wie die Media Broadcast      gerechtigkeit eine immer größere Rolle
Entgeltgruppen 7 – 10 um 1,5 Prozent                               GmbH um Fachkräfte wirbt: „Deine Ex-         spielen, sind Einmalzahlungen und aus-
                                                                   pertise ist bei Media Broadcast gut auf-     bleibende Erhöhungen der Gehaltstabel-
                                                                   gehoben und kann sich bei uns optimal        len einfach nicht akzeptabel.“
                                                                   weiterentwickeln.“ Unter der Überschrift        Die Media Broadcast GmbH sollte ih-
                                                                   „Das bieten wir“ wird unter anderem da-      ren eigenen Werbeslogan „Immer auf
                                                                   rauf verwiesen, dass das Unternehmen         Empfang“ ernst nehmen und auf die kla-
                                                                   einen Betriebsrat hat und tarifgebunden      ren Signale von ver.di mit einem akzep-
                                             Foto: Maichel Dutta

                                                                   ist. Im Klartext: Media Broadcast GmbH       tablem Angebot reagieren.
    Silke Leuckfeld                                                wirbt mit den ver.di-Tarifverträgen, ist
    freie Journalistin                                             aber nicht bereit, eine angemessene Ta-      ver.di zu Media Broadcast:
                                                                   riferhöhung zu zahlen. Jenseits der –         https://kurzelinks.de/23nw
                                                                                                                
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 G E WE RKSC H A F T E N H E LF EN !

DGB ruft zu Spenden für
ukrainische Geflüchtete auf
Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften verurteilen
den russischen Einmarsch in die Ukraine auf das Schärfs-              Spendenkonto: Gewerkschaften helfen e.V., Nord LB
te. Unter der Aggression von Präsident Putin haben Zivil-
bevölkerung, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,                      IBAN: DE40 2505 0000 0151 8167 90
aber besonders Frauen und Kinder zu leiden.                           BIC: NOLADE2HXXX

Unsere Solidarität ist stärker                                        Stichwort: Gewerkschaftliche Ukraine-Hilfe
Die Solidarität der internationalen Gewerkschaftsbewegung gilt
den Menschen in der Ukraine und denen in Russland, die sich
kritisch zur Politik ihres Präsidenten äußern und gegen den Krieg   Unsere politische Botschaft bleibt klar: Russland muss die
stellen.                                                            Kampfhandlungen sofort beenden. Es muss weiter mit Hoch-
    Den Geflüchteten muss Europa umfassende humanitäre Hilfe        druck an diplomatischen Lösungen gearbeitet werden. Die Bun-
leisten. Jetzt gilt es, Solidarität zu zeigen!                      desregierung hat hierfür eine besondere Verantwortung. Sie
    Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften rufen ihre Mit-       muss sich mit allem Nachdruck für eine tragfähige europäische
glieder deshalb zu Spenden auf, damit den vor Krieg und politi-     Friedensordnung einsetzen.
schen Repressionen Geflüchteten geholfen werden kann.                  Spender:innen, die eine Spendenquittung erhalten möchten,
    Der Verein „Gewerkschaften helfen e.V. “ hat dafür ein Spen-    geben bitte direkt in der Überweisung ihren vollständigen Na-
denkonto unter dem Stichwort „Gewerkschaftliche Ukraine-­           men und ihre Adresse an. Die Spendenquittung wird Anfang des
Hilfe“ eingerichtet.                                                nächsten Jahres zugestellt.

                                                                                                                                    Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de
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9                                                                                                                             KOMM 02/2022
Foto: ©Krakenimages.com – stock.adobe.com

                                             AUS BI L D U N G

                                            Hallo Telekom: DAS WAR NIX!
                                            Im Dezember hatte die Telekom-­
                                            Personalvorständin Birgit Bohle Ge-
                                            sprächsbereitschaft zur Ausbildungs-
                                            quote signalisiert. Am 10. Februar
                                            fand das Treffen mit ver.di dann
                                            statt: Ergebnis: Schön, dass wir uns
                                            gesehen haben, aber die Planung
                                            bleibt, wie sie ist!

                                            VON SILKE LEUCKFELD

                                            „Die Deutsche Telekom hält weiterhin an
                                            ihren Planungen zur drastischen Ab­
                                            senkung der Ausbildungsquote fest“, sag-
                                            te ver.di-Bereichsleiter Tarifpolitik Frank
                                            Sauerland nach dem Gespräch. Ein Ein-
                                            lenken sei nicht zu erkennen gewesen.
                                            Die Telekom will die Zahl der angebote-

                                                                                                                                                                                                           Foto: privat
                                            nen Ausbildungsplätze von bisher 2150
                                            kürzen. Ab diesem Jahr sollen nur noch
                                                                                                                    „Die Themen Ausbildungs- und
                                            1820 Auszubildende und dual Studieren-
                                            de eingestellt werden – also 330 weniger.
                                                                                                                    Übernahmequote gehören für uns
                                            Immerhin konnte ver.di im vergangenen                                   zum Beipackzettel der Tarifrunde“
                                            Jahr erreichen, dass darin auch 100 Aus-                                Florian Haggenmiller,
                                            bildungsplätze bei der T-Systems enthal-                                ver.di-Bundesfachgruppenleiter IKT
                                            ten sind. Dort wollte die Telekom eigent-
                                            lich gar nicht mehr ausbilden.
                                               Ab 2023 soll sich die Zahl der Ausbil-                           Beschäftigte bedeutet also weniger Aus-      halten“, stellt Florian Haggenmiller,
                                            dungsplätze prozentual an der Summe                                 zubildende und dual Studierende. Im Jahr     ver.di-Bundesfachgruppenleiter IKT, fest.
                                            der Beschäftigten errechnen. Weniger                                2019 arbeiteten noch 94 111 Menschen         Damit stünde für ver.di fest, dass das
                                                                                                                für die Telekom in Deutschland, 2020 wa-     Thema Ausbildungsplätze auch in der
                                                                                                                ren es nur noch 89 032. Gegen diese Plä-     jetzt anlaufenden Tarifrunde Thema sein
                                                                                                                ne macht die ver.di-Jugend unter dem         wird. Dies ist zwar eine Tarifrunde, in der
                                                                                                                Hashtag #unFAIRhandelt unter anderem         es um mehr Geld für die Beschäftigten
                                                                                                                bei Instagram mobil.                         geht, aber auf bohrende Nachfragen darf
                                                                                                                   „Es war für uns eine ganz große Ent-      sich die Telekom-Verhandlungsdelegation
                                                                                          Foto: Maichel Dutta

                                                                                                                täuschung, dass die Telekom erst Ge-         schon mal einstellen. „Die Themen Aus-
                                                Silke Leuckfeld                                                 sprächsbereitschaft signalisiert, sie dann   bildungs- und Übernahmequote gehören
                                                freie Journalistin                                              aber zum Termin kommen und an der            für uns zum Beipackzettel der Tarifrun-
                                                                                                                Reduzierung der Ausbildungsplätze fest-      de“, kündigte Florian Haggenmiller an.
KOMMKOMM - Bundesfachgruppe Informations- und ...
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 VE R. DI

Arbeitszeit fair gestalten
Arbeitszeitfragen sind Lebenszeitfra-         Dauer krank. Potenziale für eine Verkür-
gen: Zeit ist eine endliche Ressource,        zung der Normalarbeitszeit ohne Entgelt-
der Tag hat nur 24 Stunden und die            einbußen – ver.di hat dazu bereits vor
Woche nur sieben Tage. Um Orien-              einigen Jahren das Konzept „Kurze Voll-
tierung zur Arbeitszeitgestaltung im          zeit“ entwickelt – müssen gerade ange-
Sinne Guter Arbeit zu bieten, hat der         sichts der digitalisierungsbedingten Pro-
ver.di-Bundesvorstand im Herbst               duktivitätsgewinne ausgelotet werden.
2021 Leitlinien als gemeinsame                Die durchaus großen Spielräume für mehr
ver.di-Position verabschiedet.                Einfluss und Souveränität, die das Arbeits-
                                              zeitgesetz erlaubt, müssen im Sinne der
VON ASTRID SCHMIDT                            Beschäftigten ausgestaltet werden.
                                                 Arbeitszeitgestaltung kann aber nur
Die Arbeitswelt verändert sich aufgrund       dann gut und wirksam sein, wenn auch
von Digitalisierung und Globalisierung.       die anderen Bedingungen stimmen. Dazu
Flexibilisierungsstrategien der Arbeitge-     gehört eine gute Arbeitsorganisation.
ber:innen zielen auf immer umfassendere       Stehen ausreichende personelle, materi-
Verfügbarkeit der Beschäftigten ab. Über-     elle und finanzielle Ressourcen zur Verfü-
lange Arbeitszeiten, immer größere Ar-        gung? Gibt es ein vorausschauendes Aus-
beitsmengen und kurzfristige Änderun-         fall- und Vertretungsmanagement, mit
gen der Arbeitszeit sind Realität für viele   dem dann übrigens auch besser auf un-
Beschäftigte. Arbeitszeitfragen haben         erwartete Krisen reagiert werden kann?
aber auch gesellschaftspolitisch einen ho-    Werden die besonderen Rahmenbedin-
hen Stellenwert. Wünsche und Forderun-        gungen berücksichtigt, wie beispielsweise     zung – und wie stellt man sicher, dass
gen nach mehr Einfluss auf die Arbeits-       unternehmens- und zeitzonenübergrei-          diese der Leistungsbemessung zugrunde
zeitgestaltung, bessere Planbarkeit sowie     fende Teams? Und werden die Beschäf-          gelegt wird? Welche Rolle spielt die Be-
mehr Zeit für das Privatleben werden ver-     tigten gesundheitlich wie beruflich geför-    triebskultur, welche Bedeutung kommt
stärkt von den Beschäftigten artikuliert.     dert? Nur wenn das ganze Bild stimmt, ist     Führungskräften zu?
   Die Rahmenbedingungen und Gestal-          Gute Arbeit möglich.                             Ein Lösungsansatz ist, den Einfluss und
tungsspielräume in den Dienstleistungs-                                                     die Mitsprache bei Personalausstattung
branchen sind sehr unterschiedlich. Das       Passt die Arbeitsmenge zur                    und Personalbemessung durch tarifver-
Ziel bleibt jedoch gleich: Eine humane        Arbeitszeit?                                  tragliche und gesetzliche Regelungen zu
Arbeitszeitgestaltung, die die Gesundheit     Arbeitsstress und Arbeitshetze sind für       erhöhen. Gleiches gilt für die Mitbestim-
erhält und fördert, gute Vereinbarkeit mit    viele Beschäftigte Realität. Wer immer        mungsrechte von Beschäftigten und be-
dem Privatleben ermöglicht und die je-        mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen     trieblichen Interessenvertretungen bei
weiligen Gestaltungspotenziale im Sinne       soll, mehrere Projekte parallel zueinander    Fragen rund um Leistungssteuerung. Ziel-
der Beschäftigten ausschöpft. Dazu            bearbeitet oder mit überambitionierten        vereinbarungen sollten durch Rahmen­
braucht es in der Gestaltung gute Quali-      Ergebniserwartungen umgehen muss, ist         regelungen flankiert werden, die Über-
tät, Souveränität und Schutz gleicherma-      in hohem Maße gefährdet. Dies kann auf        prüfung und etwaige Anpassung sicher-
ßen. Um sicherzustellen, dass die beson-      Kosten der arbeitsfreien Zeit gehen und       stellen. Ein weiterer Ansatz ist, durch
deren Bedingungen der einzelnen Bran-         der physischen wie psychischen Gesund-        tarif­
                                                                                                 liche Regelungen sicherzustellen,
chen berücksichtigt werden, wurden in         heit schaden. Eine Kernfrage guter Ar-        dass in die verpflichtende, vollständige
einem gemeinsamen Diskussionsprozess          beitszeitgestaltung ist deshalb, ob die       Gefährdungsbeurteilung nach Arbeits-
mit den ver.di-Fach- und Querschnittsbe-      Leistungserwartungen angemessen sind          schutzgesetz die psychosozialen und phy-
reichen Leitlinien entwickelt.                und in der vertraglich vereinbarten Ar-       sischen Belastungsfaktoren (wie Leis-
                                              beitszeit erfüllt werden können. Die beste    tungsanforderungen, Mengen oder Zeit-
Qualität und gute Arbeitsorganisation         Arbeitszeitvereinbarung läuft ins Leere,      vorgaben) umfassend einbezogen wer-
Arbeitszeitgestaltung findet auf Basis des    wenn die Arbeitsmenge nicht passt. Denn       den. Und auch eine Verknüpfung von
Arbeitszeitgesetzes statt, das Mindest-       – und das wird unter dem Schlagwort
standards und Spielräume definiert – und      „indirekte Steuerung“ seit Jahren disku-
dabei ein hohes Maß an Flexibilität er-       tiert und problematisiert – wenn die Ver-         Astrid Schmidt
laubt. Hier gilt es, gute und verbindliche    antwortung für das Gelingen der ge-                  Referentin im
Regelungen zu verabreden. Mindest­            wünschten Arbeitsleistung auf die Be-                ver.di-Bereich
                                                                                                                                         Foto: Kay Herschelmann

anforderungen aus arbeitsmedizinischer        schäftigten übertragen und nur das Er-             Innovation und
Sicht – wie beispielsweise die Ruhezeiten     gebnis beurteilt wird, übt das enormen                 Gute Arbeit
zwischen zwei Arbeitstagen oder die Ta-       Druck aus. Hebel müssen auf verschiede-               sowie in der
geshöchstarbeitszeit – dürfen nicht unter-    nen Ebenen ansetzen. Wie kommt man                Fachgruppe IKT
miniert werden. Denn das macht auf            zu einer realistischen Aufwandseinschät-
11                                                                                                                                                 KOMM 02/2022

                                                                                                                                      den und möglichen negativen Auswirkun-
                                                                                                                                      gen entgegengewirkt wird. Hier müssen
                                                                                                                                      vier Ebenen berücksichtigt werden. Die
                                                                                                                                      tätigkeitsbedingten Belastungsfolgen, die
                                                                                                                                      negativen Auswirkungen fehlender Plan-
                                                                                                                                      barkeit, die reale Diskriminierung von Teil-
                                                                                                                                      zeitkräften und die potenziellen negati-
                                                                                                                                      ven Beschäftigungswirkungen u. a. auf-
                                                                                                                                      grund der Digitalisierung.

                                                                                                                                      Zusätzliche Freizeit gefordert
                                                                                                                                      Viele Beschäftigten in den ver.di-Bran-
                                                                                                                                      chen leisten durch ihre Arbeit gesell-
                                                                                                                                      schaftlich notwendige Dienstleistungen,
                                                                                                                                      halten Infrastrukturen am Laufen und
                                                                                                                                      leisten einen wichtigen Beitrag zur Da-
                                                                                                                                      seinsvorsorge. Das geht in vielen Fällen
                                                                                                                                      mit atypischen Arbeitszeiten einher wie
                                                                                                                                      Schicht-, Wochenend- oder Nachtarbeit.

                                                                                               Foto: ©Ursula Deja – stock.adobe.com
                                                                                                                                      Und das belastet. ver.di plädiert dafür,
                                                                                                                                      atypische Arbeitszeiten – wenn sie nicht
                                                                                                                                      vermeidbar sind – so zu gestalten, dass
                                                                                                                                      sowohl die psychische und physische Ge-
                                                                                                                                      sundheit erhalten als auch die Teilhabe
                                                                                                                                      am sozialen Leben ermöglicht wird sowie
                                                                                                                                      „atypische Arbeitszeitlagen“ durch zu-
                                                                                                                                      sätzliche Freizeit zu honorieren. Auch gilt
                                                                                                                                      es, Planbarkeit hinsichtlich der täglichen
Zeitwertkonten und Arbeitszeitgestaltung        bunden sind. Produktivitätsgewinne                                                    und wöchentlichen Arbeitszeiten zu
mit Personaleinsatzplanung, um zum Bei-         durch technologischen Fortschritt und                                                 ­gewährleisten und kapazitätsorientierte
spiel Vertretungsressourcen aufzubauen,         Digitalisierung ebenso wie damit einher-                                               Arbeitszeiten klar zurückzuweisen.
kann ein wirksamer Lösungsansatz sein.          gehende Flexibilisierungspotenziale müs-
                                                sen den Beschäftigten zugutekommen.                                                   Zeit für Bildung
Souveränität statt Entgrenzung                  Perspektivisch gilt es, kollektive Arbeits-                                           Gute Arbeitszeitgestaltung sichert Be-
Viele Beschäftigte wünschen sich erwei-         zeitverkürzung als eine Option zu nutzen,                                             schäftigung. Dazu gehört für die betrieb-
terte Entscheidungs- und Handlungsspiel-        um diese Gewinne zu teilen. Potenziellen                                              liche Umsetzung von Qualifizierungsbe-
räume hinsichtlich der Arbeitszeitgestal-       Risiken wie einer Entgrenzung, zum Bei-                                               darfen zeitliche Ressourcen einzuplanen.
tung, damit diese zur individuellen Anfor-      spiel durch ständige Erreichbarkeitser-                                               ver.di tritt für eine geförderte Bildungsteil-
derung und zum Privatleben passen:              wartungen, ist präventiv entgegenzuwir-                                               zeit ein, um Arbeitsplätze in der neuen
Einfluss auf den Anfang und das Ende der        ken. Dazu braucht es schützende, belast-                                              Arbeitswelt zu sichern. Arbeitszeitverkür-
täglichen Arbeitszeit, Unterbrechungen          bare Leitplanken. Denn die Rahmenbe-                                                  zung sollte als Instrument für eine ge-
des Arbeitstags und Einfluss auf die Lage       dingungen sind in den seltensten Fällen                                               rechte Verteilung von Arbeit und Beschäf-
der Pausen. Das umfasst auch die Mög-           optimal, wie die durchgängig hohe Ar-                                                 tigungssicherung genutzt werden.
lichkeit, die wöchentliche/tägliche Ar-         beitsintensität in allen Dienstleistungs-                                                Die ausführlichen Leitlinien sind ange-
beitszeit entsprechend der Lebensphasen         branchen belegt. Ein wichtiger Hebel ist                                              reichert durch Praxisbeispiele und Forde-
anzupassen und nicht auf ein Modell             die ohnehin obligatorische Arbeitszeiter-                                             rungen aus den ver.di-Branchen, eine
(Vollzeit/Teilzeit) festgelegt zu sein. Ange-   fassung, die nachweislich positiv wirkt.                                              Chronologie der Arbeitszeitentwicklung
sichts eines immer höheren Renten­              Beschäftigte der IKT-Branche ohne Ar-                                                 und einen Überblick über wichtige Geset-
eintrittsalters gilt es, alternsgerechte        beitszeiterfassung arbeiten länger und                                                ze und Regelungen zum Thema.
­Modelle mit Entlastungspotenzialen zu          kommen vor allem deutlich häufiger auf
 etablieren. Angesichts einer gesell­           faktische Wochenarbeitszeiten über 48
 schaftspolitisch angestrebten partner-         oder gar über 60 Stunden als diejenigen,                                               ver.di-Leitlinien für
 schaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und       bei denen die Arbeitszeit erfasst wird (vgl.                                           Gute Arbeitszeitgestal-
 Sorgearbeit braucht es über alle Le-           ver.di-Studie Arbeitszeit und Belastung,                                               tung
 bensphasen hinweg Modelle, die das             2016).                                                                                 https://kurzelinks.
 fördern und ermöglichen.                                                                                                                de/wi3w
    Zentrale Anforderung ist, niemanden         Schutz als Ressource
 auszuschließen. Auch wenn die Möglich-         Arbeitszeitgestaltung soll die Beschäftig-                                             ver.di-Studie zu Arbeits-
 keiten je nach Branche und Beruf sicher-       ten schützen – nicht im Sinne kleinteiliger                                            zeit und Belastung im
 lich sehr unterschiedlich sind, gilt es,       Vorgaben und Kontrollen, sondern indem                                                 Dienstleistungssektor
 auch denjenigen mehr zeitliche Entschei-       die strukturellen gesellschaftspolitischen                                             https://kurzelinks.
 dungsspielräume zu verschaffen, die an         und tätigkeitsbedingten Rahmenbedin-                                                     de/7kb4
 einen Arbeitsort und ein Zeitregime ge-        gungen vorausschauend mitgedacht wer-
12
                              K YN DRY L

                             Neuer Konzern im Tarif
                             Zum 1. September 2021 wurde der                führt wird – ich behaupte, dass wir die      die neue Tarifgruppe 9 fallen ver.di-Mit-
                             Servicebereich von der IBM abge-               Beschäftigungsbedingungen sogar ver-         glieder mit einem Tarifgehalt von monat-
                             spalten. Das neue Unternehmen                  bessert haben“, sagt Birgit Freund-Ger-      lich 7310 Euro. Geändert wurden die
                             Kyndryl startete in Deutschland mit            ken, Mitglied der ver.di-Verhandlungs-       Regelungen zur pauschalen Mehrarbeit.
                             rund 1000 Beschäftigten in vier Ein-           kommission. Die bei der Kyndryl Deutsch-     Künftig kann für die temporäre individu-
                             zelgesellschaften. ver.di hat für sie          land GmbH dann geltenden Tarifverträge       elle Mehrarbeit die Wochenarbeitszeit auf
                             jetzt eine Tarifeinigung ausgehan-             ­sollen auch bei den anderen Kyndryl-Ge-     maximal zwölf Monate befristet um drei
                             delt, die weitgehend auf den bereits            sellschaften in Deutschland angewandt       Stunden in der Woche erhöht werden.
                             bestehenden Regelungen bei der                  werden. Erleichtert äußerte sich Felix      Dies geht nur, wenn die Beschäftigten
                             IBM fußt. Allerdings gibt es auch ei-           Koop, Kyndryl-Konzernbetriebsrats­vor­      zustimmen und der Betriebsrat informiert
                             nige Verbesserungen für die Be-                 sitzender und ebenfalls Mitglied der        wird. Die Mehrarbeit wird nun entspre-
                             schäftigten.                                  ­ver.di-Verhandlungskommission: „Mit          chend dem bisherigen Einkommen abge-
                                                                             diesem Tarifabschluss bekommen wir in       golten.
                                                                             der ­Kyndryl Deutschland GmbH endlich
                                                                             die Tarifverträge auch wieder zur Gel-      Was bestehen bleibt
                                                                             tung. Wie wichtig das werden kann, ha-      Unverändert werden die IBM-Tarifverträ-
                                                                             ben wir vor dem Betriebsübergang gese-      ge zur Entgeltumwandlung, zur Altersteil-
                                                                             hen, als IBM im letzten Jahr Kündigun-      zeit, zur Qualifizierung, über die betrieb-
Foto: Robert Jones/Kyndryl

                                                                             gen angedroht hat.“                         liche Sonderzahlung und zur Vereinbar-
                                                                                                                         keit von Beruf und Familie übernommen.
                                                                           Was sich ändert                               Wichtig ist, dass der Kündigungsschutz
                                                                           „Mit diesem Tarifabschluss haben wir es       im Kern erhalten bleibt. Für das betrieb­
                                                                           nach langer Zeit geschafft, eine zusätz­      liche Gesundheitsmanagement wurde ein
                                                                           liche Tarifgruppe oberhalb der bisherigen     besonderes Budget in Höhe von 220 000
                             „Durch den Abschluss können wir auch          Gruppe 8 zu etablieren. Damit werden bei      Euro für das Jahr 2022 vereinbart. SIL
                             in Zukunft gewährleisten, dass das über       mir im Betrieb für fast ein Viertel der Be-
                             viele Jahre erarbeitete hohe Tarifvertrags­   schäftigten die Tarifverträge zukünftig
                             niveau der IBM auch bei Kyndryl fortge-       direkt gelten“, betont Felix Koop. Unter       WECHSEL A N D ER SPIT ZE

                             Tarifrunde 2022

                                                                                                                                                                       Foto: Burkhard Gillmann
                             Die 2021 abgeschlossenen Gehaltsabkommen laufen gleichzeitig im IBM-
                             und Kyndryl-Konzern aus. Die ver.di-Betriebsgruppen in den Konzernen IBM
                             und Kyndryl diskutieren in diesen Wochen die Tarifforderungen. Aus den
                             Chefetagen von IBM und Kyndryl gab es in den vergangenen Wochen bereits
                             Signale, dass sie bereit sind, die Einkommen anzuheben.
                                                                                                                          Am 27. Januar 2022 wurde Wolfgang
                             Bei IBM war die Ertragslage des letzten       ginnt nun am 1. April und läuft bis März.      Zeiher zum IBM-Konzernbetriebsrats-
                             Quartals hervorragend. Die Gross Profit       Chief Financial Officer David Wyshner          vorsitzenden gewählt. Wolfgang Zei-
                             Margin, also die Rohertragsmarge lag bei      macht in dem Reporting allerdings auch         her war bereits von 2011 bis 2018
                             sehr guten 58 Prozent. IBM-Chef Arvind        erste Andeutungen und spricht von Fort-        Vorsitzender dieses Gremiums. Als
                             Krishna stellte vor dem Hintergrund die-      schritten zu „revenue growth and increa-       Stellvertreter wurden Stephen Barr
                             ser Zahlen am 26. Januar 2022 die Pläne       sed profitability and help people see how      und Uwe Kraus gewählt. In der Inter-
                             für die Gehaltsrunde 2022 vor: „We will       we’re running Kyndryl for long-term suc-       essenvertretung stehen weiterhin
                             have an employee salary plan with increa-     cess.” Er erwartet also ein Umsatzwachs-       wichtige Aufgaben auf der Agenda. Es
                             ses starting May 1st.“ Er geht also davon     tum und höhere Rentabilität. Immerhin          geht darum, die Geltungsbereiche der
                             aus, dass zum 1. Mai die Einkommen an-        gab Maryjo Charbonnier, Welt-Personal-         Tarifverträge auszuweiten, eine neue
                             gehoben werden.                               chefin von Kyndryl, ihre Pläne für ein Ge-     betriebliche Altersversorgung einzu-
                                Für Kyndryl liegen noch keine be­          haltsprogramm bei Kyndryl in einer             führen und in der anstehenden Tarif-
                             lastbaren Zahlen vor, aus denen sich ein      Rundmail vom 15. Februar 2022 be-              runde Forderungen durchzusetzen.
                             klarer Trend ablesen ließe. Erst einmal       kannt: „We are planning a salary pro-          „Ich setzte auf eine weiterhin gute
                             hat das Unternehmen, das nicht müde           gram early in the second half of 2022.“        Zusammenarbeit mit dem Konzern­
                             wird, sich selbst als den weltgrößten Ser-    Danach plant sie Gehaltserhöhungen in          betriebsratsvorsitzenden“, sagte Bert
                             viceanbieter für IT-Infrastruktur zu beti-    der zweiten Hälfte des Jahres 2022             Stach, ver.di-Konzernbetreuer für IBM.
                             teln, das Geschäftsjahr verändert. Es be-     ein.                                 RED
13                                                                                                                    KOMM 02/2022

 MITBESTIMMUNG

Gemeinsam für Fairness und
Transparenz
Nach dem Gesetz finden vom 1.  März bis zum 31. Mai 2022 die turnus­
mäßigen Betriebsratswahlen statt. Sie sind wichtig für die demokratische
Mitbestimmung und zur betrieblichen Wahrung der Interessen von Arbeit-
nehmer:innen. Betriebsratswahlen sind auch ein starker Impuls an Beschäf-
tigte, ihren Anliegen eine Stimme zu geben. Doch Initiativen, um erstmalig                   GERMAN
                                                                                               AND
                                                                                             ENGLISH
einen Betriebsrat zu gründen, haben keinen zeitlich festgelegten Rahmen,                     VERSION

sie finden ganzjährig und meist anlassbezogen statt. Bei den Techworkern
nehmen diese Gründungsinitiativen auffällig zu.

                                             also ohne gewerkschaftliche Unterstüt-               GEMEINSAM FÜR FAIRNESS
VON CHRISTINE MUHR
                                             zung und ohne erfahrene Strategiebera-               UND TRANSPARENZ!
                                                                                                  Warum ein Betriebsrat deine beste Wahl ist.

Das Image der Tech-Branche steht für         tung – ist oft zum Scheitern verurteilt.
hochqualifiziert, flexibel und grenzenlos.      Der Betriebsrat kann gemeinsam mit                TOGETHER FOR FAIRNESS
Ebenso für gut ausgebildete und inter-       ver.di viel erreichen. Wir haben einige              AND TRANSPARENCY!
                                                                                                  Why a Works Council Is Your Best Choice.
national vernetzte Fachkräfte. Sie sind in   Themen herausgegriffen, die für die Be-
kleinen Start-ups, mittelständischen Un-     schäftigten wichtig sind. Hier kann ein
ternehmen oder in großen Konzernen           Betriebsrat oder ver.di über Tarifverhand-                                                         Bundesfachgruppe
                                                                                                                                                Informations- und
                                                                                                                                                 Kommunikationstechnologie

beschäftigt. Die Hierarchien sind ent­       lungen viele erreichen.
weder flach, starr oder global definiert.
Das vermeintlich kollegiale „Du“ hat sich    Gesundheit                                     den, nicht nur national sondern auch in-
durchgesetzt, doch bei der innerbetrieb-     Stress ist allgegenwärtig. Mehr arbeiten,      ternational.
lichen Mitbestimmung hakt es oft. Fair-      schneller sein, viele parallele Projekte und
ness, demokratische Prozesse und Trans-      lange Zeiten der Erreichbarkeit und            Gerechtigkeit und Transparenz
parenz werden hier zunehmend ver-            gleichzeitig drohen Personalabbau oder         Den Beschäftigten geht es um Gerechtig-
misst. Die Handlungsmöglichkeiten            Auslagerung. Arbeit und Privatleben ver-       keit und transparente Arbeitsbedingun-
­werden reflektiert, thematisiert und ein-   schwimmen, diese Entgrenzung führt zu          gen. Für hohe Leistungsbereitschaft wer-
 gefordert.                                  einem hohen Gesundheitsrisiko. Chroni-         den Anerkennung, verbindliche Regelun-
                                             sche Erschöpfungszustände sind weit ver-       gen von Arbeitszeiten, Qualifizierung und
Starthilfe von ver.di                        breitet.                                       Sicherheiten eingefordert. Es geht um
ver.di erreichen vermehrt Unterstüt-                                                        respektvollen Umgang mit der erbrachten
zungsanfragen zu Betriebsratsgründun-        Geld                                           Lebensarbeitszeit und um planbare Pers-
gen aus dem Techworker-Umfeld. Der           Im Tech-Bereich lässt sich anfänglich          pektiven.
Titel des neuen ver.di-Flyers „Fairness      recht schnell und gut verdienen. Auf
und Transparenz“ ist angelehnt an diese      ­einen guten Einstieg folgen meist lang­       Gemeinsam erfolgreich
Bedürfnislage. Ebenso gehen wir mit           same, aber stetig sich verschlechternde       Diesen Entwicklungstrend für mehr Mit-
dem bilingualen Ansatz, englisch/             Gehaltsentwicklungen. Mehr Geld erhält        sprache und das Einfordern von demokra-
deutsch, auf die zunehmende Internati-        man meist nur durch einen Jobwechsel.         tischen Prozessen unterstützen wir durch
onalisierung und Mehrsprachigkeit an          Zudem sind viele Entgeltbestandteile ten-     diese neue Publikation. Es ist ein Einstieg
deutschen Betriebsstandorten ein. In          denziell undurchsichtig und schlecht be-      für mehr Gerechtigkeit in einer nicht re-
dem Flyer werden knackige erste Infor-        einflussbar. Bei gleichbleibend hohen         gulierten Branche.
mationen auf dem Weg hin zur Betriebs-        Anforderungen an Leistungsbereitschaft
ratsgründung vermittelt. Dazu zählt           und Flexibilität ist das ein demotivieren-    Link zum neuen Flyer:
auch, wie gemeinsam vorgegangen wer-          der Zustand.                                  https://kurzelinks.de/
den kann und welcher Schutzrahmen für                                                          dafx
die Initiator:innen besteht. Auch ein        Globale Konkurrenz
grober Ablauf einer Betriebsratswahl         So spannend globale Arbeit ist, kann sie
wird beschrieben. Wir informieren auch       aber auch globale Konkurrenz bedeuten.             Christine Muhr
darüber, was der Betriebsrat gemeinsam       Neben dem ständigen Erreichbarkeitsan-              IT-Koordinatorin
mit ver.di für die Beschäftigten erreichen   spruch, am besten über alle globalen Zeit-       Bundesfachgruppe
kann.                                        zonen hinweg, ist auch der finanzielle                 IKT & Landes­
   Der Flyer ist eine wichtige Hilfestel-    Druck ein Drohpotenzial. Arbeit soll kos-               fachbereichs­
lung, wie eine risikobehaftete Betriebs-     tengünstig und am besten mit wenig                 sekretärin DV/IT,
                                                                                                                                                                             Foto: privat

ratsgründung erfolgreich durchgeführt        ­regulierten Standards sein. Techworker         Baden-Württemberg
werden kann. Denn der Alleingang –            können gegeneinander ausgespielt wer-
14
                    I T- S I C H E R H E I T

                   Kein Masterplan für sichere Netze
                   Die Europäische Union (EU) hat seit
                   Jahren die Sicherheit von IT-Syste-
                   men in kritischen Infrastrukturen
                   ganz oben auf der Agenda. Entspre-
                   chende Maßnahmen sind in der
                   Richtlinie zur Netzwerk- und Infor-
                   mationssicherheit (NIS) beschrieben.
                   Sie wurde 2016 verabschiedet und
                   muss in nationale Gesetze umge-
                   setzt werden. In Deutschland erfolg-
                   te das erst 2021 durch das IT-Sicher-
                   heitsgesetz. Nun geht es an ein
                   Update, die NIS-Richtlinie 2.0. Prob-
                   lem von nationaler Tragweite ist,
                   dass viele Betreiber von kritischen

                                                                                                                                                             Foto: ©Alexander Limbach – stock.adobe.com
                   Infrastrukturen gar nicht in der Lage
                   sind, die sogenannte Cybersicherheit
                   zu gewährleisten.

                   VON CHRISTOPH HEIL

                   Die Richtlinie zur Netzwerk- und Informa-
                   tionssicherheit (NIS-Richtlinie) will die Wi-
                   derstandsfähigkeit des öffentlichen und
                   privaten Sektors insgesamt, aber insbe-
                   sondere in den kritischen Infrastrukturen,
                   verbessern. Die Maßnahmen zur IT-Sicher-        Hacker bedrohen Daseinsvorsorge              fentlichen Sektors, wie zum Beispiel bei
                   heit sollten mit NIS 2.0 auch auf kleinere      Betreiber kritischer Infrastrukturen sind    den Betreibern der kritischen Infrastruk-
                   Unternehmen der klassischen KRITIS-Sek-         genauso lukrative Angriffsziele für Atta-    turen. Gerade die kommunalen oder re-
                   toren (Energie, Wasser, Ernährung, Ge-          cken aus dem Internet wie kapitalstarke      gionalen Unternehmen und Verwaltun-
                   sundheit, Verkehr, Finanzwesen, digitale        Großkonzerne. Gerade weil sie ein beson-     gen sind mit der Einführung digitaler
                   Infrastruktur) sowie auf zusätzliche Sekto-     ders hohes Schadenspotenzial in Bezug        Prozesse und Dienstleistungen überfor-
                   ren wie Abfallwirtschaft und andere aus-        auf die Daseinsvorsorge, also für die Ver-   dert. Sie brauchen Angebote für die Kon-
                   gedehnt werden. Der IKT-Branchenver-            sorgung der Menschen, besitzen. Hier         zeptionierung, Planung, Einführung und
                   band Bitkom kritisiert daher zu Recht in        kann man aber nicht mit einer Verord-        am Ende auch für die Absicherung ihrer
                   seiner Stellungnahme: „Allerdings muss          nung alles regeln, was notwendig wäre.       Systeme. Nicht jedes Bürgeramt, jede
                   mit mehr Augenmaß vorgegangen wer-              Besser wäre es, zielgenau den Betreibern     Schule oder jedes Krankenhaus muss die
                   den.“ Die Absicherung digitalisierter Pro-      kritischer Infrastrukturen Instrumente und   Digitalisierung neu erfinden. Hier braucht
                   zesse und Dienstleistungen kann man             Beratungsangebote zur Verfügung zu           es einen Dirigenten und eine Partitur. So
                   nicht mit einer Richtlinie regeln. Die Digi-    stellen.                                     kann die Digitalisierung in Deutschland
                   talisierung ist in den jeweiligen Branchen                                                   beschleunigt und auf einem hohen Qua-
                   sehr unterschiedlich fortgeschritten. Viele     Teuer und Fachkräftemangel                   litätsniveau bestmögliche Sicherheit für
                   Betriebe, Verwaltungen oder Institutionen       Die Pflege und ständige Überprüfung von      die Daseinsvorsorge gewährleistet wer-
                   tun sich extrem schwer – schon bei der          IT-Sicherheitssystemen sind teuer und        den. Die neue Bundesregierung ist hier in
                   Einführung digitalisierter Prozesse. Mit der    komplex. Zudem fehlen allenthalben ent-      der Pflicht!
                   Absicherung ihrer Systeme vor Hackeran-         sprechende Fachleute. Hier konkurrieren
                   griffen sind sie dann komplett überfordert.     kommunale Unternehmen im öffentlichen
                                                                   Sektor, wie zum Beispiel in der Gesund-      Weitere Informationen zur NIS-Richtlinie:
                                                                   heitsversorgung oder in der Abfallwirt-
                                                                   schaft, mit kapitalstarken Konzernen der     Bundesamt für Sicherheit
                                                                   Industrie oder der IT-, TK- und Finanz-      in der Informationstechnik
                                               Christoph Heil      branche. Aber selbst sie beklagen seit         https://kurzelinks.de/
                                                                                                                
                                               ver.di-Bereich      Jahren einen akuten Fachkräftemangel.          n8fr
                                               ­Mitbestimmung
Foto: Sven Guski

                                                und                Es braucht einen Masterplan                  Branchenverband Bitkom
                                                Branchenpolitik    Deutschland braucht ein strategisches         https://kurzelinks.de/
                                                                                                                
                                                                   Vorgehen bei der Digitalisierung des öf-       v3az
15                                                                                                                                            KOMM 02/2022

 ALT E R ST E I LZ E I T B E A M T: IN NEN

Beförderungsverbot gestrichen
Eine Beförderung in der                                                                                                                         Sie sei weder ein Eig-
Aktivphase der Alters­                                                                                                                          nungsmerkmal noch ein
teilzeit (ATZ) ist ohne                                                                                                                         ergänzendes Hilfskriteri-
zeitliche Einschränkung                                                                                                                         um. Damit eine Beförde-
möglich. Das Beförde-                                                                                                                           rung versorgungswirksam
rungsverbot, wonach                                                                                                                             wird, ist es wichtig, dass
zwei Jahre vor dem                                                                                                                              die Passiv­phase noch min-
Wechsel von der Aktiv­                                                                                                                          destens 24 Monate um-
phase in die Passivphase                                                                                                                        fasst. Die Zeit der Aktiv-
nicht mehr befördert                                                                                                                            und Passivphase zählt zu
werden durfte, ist ge-                                                                                                                          90 Prozent als ruhegehalt-
kippt. Das hat das Bun-                                                                                                                         fähige Dienstzeit.
desverfassungsgericht
(BVerfG) am 12. Juli                                                                                         Umsetzung ohne
2019 anlässlich eines                                                                                        Restdienstzeit
einstweiligen Rechts-                                                                                        Die Telekom AG hat
schutzes in einem Eil­                                                                                       schnell reagiert und die
verfahren entschieden.                                                                                       Führungskräfte aufgefor-

                                                                                                    Foto: ©Jeanette Dietl – stock.adobe.com
Mit Rundschreiben vom                                                                                        dert, Stellungnahmen für
14. Januar 2022 hat das                                                                                      die Beförderungsrunde
Bundesministerium des                                                                                        2022 nachzuliefern. Bis-
Inneren und für Heimat                                                                                       lang war darauf für Be-
(BMI) diese Rechtsposi­                                                                                      amt:innen, die nach dem
tion nun umgesetzt.                                                                                          ersten September 2022 in
                                                                                                             weniger als 24 Monate in
VON ANITA SCHÄTZLE                                                                                           die Passivphase wechseln,
                                                                                                             verzichtet worden.
Somit gilt das Beförde-                                                                                         ver.di kritisiert, dass die
rungsverbot zwei Jahre vor der Passiv­       derung zwei Jahre vor Beginn der Passiv­     Telekom für diejenigen, die ab 1. Dezem-
phase der ATZ oder vor dem Ruhestand         phase der ATZ, aus Altersgründen und         ber 2021 und danach in die Passivphase
nicht mehr. Das ist eine bemerkenswerte      wenn der Ruhestand in Sichtweite ist.        gewechselt sind oder wechseln, keine
Korrektur bisheriger Rechtsauffassung: Es       Künftig ist jede Beamtin, jeder Beamte    adäquate Lösung bereitstellen will.
gibt jetzt keine Verbote mehr einer Beför-   ohne jegliche zeitliche Beschränkung in          ver.di kritisiert auch, dass die Telekom
                                             das Auswahlverfahren des Beurteilungs-       am Beschluss des Bundesverwaltungs­
 K IND ERERZ I EH U N G S Z EI TEN           und Beförderungsprozesses einzubezie-        gerichts aus dem Jahr 1996 festhält. Die-
                                             hen. Dabei gilt nach wie vor der Grund-      ser ist aber mit der Entscheidung des
 In der KOMM 1/2022 haben wir                satz der Bestenauslese.                      BVerfG vom Juli 2019 überholt. Aufgrund
 darauf hingewiesen, dass die Kinder-                                                     der besonderen Beförderungssystematik
 erziehungszeiten jetzt besser bewer-        Kriterium Leistungsprinzip                   bei der Telekom AG, können Beförderun-
 tet werden. Dazu erreichte uns eine         Die Auswahlentscheidung für eine Beför-      gen ohne vorherige Erprobung auf einem
 E-Mail einer Leserin. Sie hatte bereits     derung ist allein nach Eignung, Befähi-      ­höherwertigen Arbeitsposten erfolgen.
 im August 2020 einen entsprechen-           gung und fachlicher Leistung zu treffen.      Dazu gibt es mittlerweile Rechtspre-
 den Antrag gestellt. Eine Antwort           Diesen Grundsatz hat das BVerfG in sei-       chung, zuletzt aus 2020. ver.di hat die
 steht von der Bundesanstalt für Post        ner Entscheidung deutlich herausgeho-         Telekom aufgefordert, das Beförderungs-
 und Telekommunikation noch immer            ben. Es widerspreche Art. 33 Abs. 2 GG,       verbot nicht durch unangemessene Rest-
 aus. Unser dringender Hinweis in            bei der Auswahlentscheidung für eine          dienstzeit in unzulässiger Weise zu um­
 solchen Fällen: Wir empfehlen,              Beförderung einen/eine Bewerber:in von        gehen.
 schriftlich an die Bearbeitung zu erin-     vornherein auszuschließen. Das schränke
 nern und eine Kopie des Antrags und         das Prinzip der Bestenauslese ein. Im Üb-
 weiterer Unterlagen beizufügen. Dies        rigen fehle es für Ausnahmen vom Leis-
 sollte mit Einschreiben/Rückschein          tungsgrundsatz und für Eingriffe in den
 geschehen. ver.di-Mitglieder, die           Leistungsgrundsatz an einer (parlaments-)
 nach spätestens drei Monaten noch           gesetzlichen Grundlage, so das BVerfG.
 immer keine Antwort erhalten haben,         Das betreffe unter anderem die soge-               Anita Schätzle
 wenden sich bitte an ver.di:                nannte Restdienstzeit, die noch verblei-           Gewerkschafts­
                                                                                                                                                                         Foto: privat

 https://kurzelinks.de/d09p               bende Verweildauer während der Aktiv­               sekretärin i. R.
                                             phase bis zum Eintritt in die Passivphase.
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