Kommunale Beteiligungssteuerung in der digitalen Transformation für nachhaltige Daseinsvorsorge
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Kommunale Beteiligungssteuerung in der digitalen Transformation für nachhaltige Daseinsvorsorge Befunde zur Informationsnutzung und Perspektiven für die Softwaregestaltung (K-BIT) Prof. Dr. Ulf Papenfuß Lehrstuhl für Public Management & Public Policy Zeppelin Universität Friedrichshafen
K-BIT-Studie Studie vom Lehrstuhl für Public Management & Public Policy, Zeppelin Universität Friedrichshafen für die Saxess AG: Die Erstellung dieser Studie wurde von der Saxess AG gefördert, die als Softwareunternehmen auf die Analyse und Visualisierung von Unternehmensdaten und durch die Bereitstellung von Fachanwendungen für das Beteiligungsmanagement in Banken, Beteiligungsgesellschaften und Kommunen spezialisiert ist (www.saxess-ag.de). Autoren und Autorinnen: Prof. Dr. Ulf Papenfuß Inhaber des Lehrstuhls für Public Management & Public Policy, Zeppelin Universität Friedrichshafen Kristin Wagner-Krechlok Wiss. Mitarbeiterin, Lehrstuhl für Public Management & Public Policy, Zeppelin Universität Friedrichshafen Mitarbeit: Marc Hessel und Lucas Steger Stud. Mitarbeiter, Lehrstuhl für Public Management & Public Policy, Zeppelin Universität Friedrichshafen Bitte zitieren als: Papenfuß, U./Wagner-Krechlok, K. (2021): Kommunale Beteiligungssteuerung für nachhaltige Daseinsvorsorge in der digitalen Transformation - Befunde zur Informationsnutzung und Perspektiven für die Softwaregestaltung (K-BIT), Friedrichshafen. https://doi.org/10.13140/RG.2.2.22840.06400/1 Kontakt: Lehrstuhl für Public Management & Public Policy Zeppelin Universität (ZU) Friedrichshafen Am Seemooser Horn 20 88045 Friedrichshafen Tel.: 07541 6009 1442 puma@zu.de puma.zu.de Studienprogramme der ZU (u.a. „Public Management & Digitalisierung″): zu.de/studium- weiterbildung ZU|kunftssalon Public Corporate Governance an der Zeppelin Universität (ZU) Friedrichshafen. Weitere Informationen unter: www.puma.zu.de 2
K-BIT-Studie Zusammenfassung Executive Summary Kommunen sind ein maßgeblicher Ort für die Nachhaltigkeit und Performance bei der Gestaltung der Demokratie und besitzen Steuerung und Aufsicht von kommunalen zentrale Bedeutung in der internationalen Unternehmen zu liefern und hieraus Diskussion um nachhaltige Entwicklung. Perspektiven für die Gestaltung einer Fach- Themen wie nachhaltige Daseinsvorsorge, software für die kommunale Beteiligungs- Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, steuerung abzuleiten. Hierfür veranschau- digitale Transformation, demographischer licht die Studie die Ergebnisse einer deutsch- Wandel und die Nachhaltigkeitsziele der landweiten Online-Befragung (n=337) von Vereinten Nationen / Sustainable Develop- kommunalen Handlungstragenden aus ment Goals (SDGs) stellen Kommunen vor Politik und Verwaltung. große wie drängende Herausforderungen. Nachhaltige Städte und Regionen, integrierte Übergreifend zeigen die Befunde, dass Stadtentwicklung und „Smart City″ sind vorliegende Informationen noch nicht aufgrund der vermehrten Aufgabenübertra- ausreichend als Unterstützung empfunden gung auf kommunale Unternehmen ohne werden. Weiterhin werden trotz des in deren leistungsstarke Steuerung und Aufsicht Gesetzen und Konzepten betonten öffent- nicht anforderungsgerecht möglich. Aktuell lichen Auftrags kommunaler Unternehmen ist die zentrale Wichtigkeit von Verwaltungs- mehr finanzielle als nicht-finanzielle Kenn- reformen für Staat und Demokratie durch zahlen genutzt. Zudem werden Kennzahlen Schwachstellen bei der Digitalisierung rund in den einzelnen Dimensionen von Nachhal- um die COVID-19-Pandemie auch in Politik tigkeit – ökonomisch, ökologisch und sozial – und Öffentlichkeit zusätzlich ins Bewusstsein sehr unterschiedlich stark genutzt, was u. a. gerückt. in der Diskussion um nachhaltige Stadtent- wicklung bedeutsam ist. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wahrneh- Eine Fachsoftware zur kommunalen Beteili- mung und Nutzung von Informationen zu gungssteuerung ist bisher wenig im Einsatz. 3
K-BIT-Studie Zwar planen einige Städte deren Einführung, wortliche aus Stadt- oder Gemeinderäten wodurch die Aktualität des Themas unterstri- können direkten Zugriff auf relevante Infor- chen wird, doch gibt eine Mehrheit der mationen für ihre Arbeit erhalten. Dabei kann Städte an, das Thema noch nicht diskutiert zu die Nutzung von besonders für die Nachhal- haben. Demnach müssen die Chancen einer tigkeit relevanten Informationen gefördert situationsgerechten Fachsoftware Beteili- werden. Ein Public Corporate Governance gungssteuerung noch besser vermittelt Kodex bietet im Wechselspiel mit einer werden. kontextgerechten Fachsoftware Beteiligungs- steuerung zur Klärung von Rollen und Infor- Für die Gestaltung der digitalen Transforma- mationsbedarfen sehr große Potenziale. tion im Kontext der Beteiligungssteuerung Übergreifend kann die Realisierung von nimmt eine Fachsoftware Beteiligungssteue- Software-Innovationen in Kommunen die rung eine Schlüsselrolle ein. Diese wird notwendige und chancenreiche Entwicklung vielfach die einzige realistische Chance sein, von einer passiven Beteiligungsverwaltung den wachsenden Anforderungen und hin zu einer aktiven Beteiligungssteuerung Aufgaben mit den verfügbaren Personalres- substanziell unterstützen. sourcen gerecht werden zu können und die Steuerungschancen auszuschöpfen. Zudem hat das Thema das Potenzial, die Infor- mations- und Entscheidungskultur in der kommunalen Demokratie grundlegend zu verbessern: Politische Entscheidungsverant- 4
K-BIT-Studie Inhaltsverzeichnis Executive Summary 03 Inhaltsverzeichnis 05 Abbildungsverzeichnis 06 1. Motivation und Ziel der Studie 07 2. Grundsachverhalte und Definitionen 09 2.1. Kommunale Unternehmen und ihre Bedeutung für nachhaltige Stadtentwicklung und digitale Transformation 09 2.2. Relevanz Beteiligungssteuerung, Beteiligungsmanagement und Beteiligungsverwaltung für nachhaltige Daseinsvorsorge, Vertrauen in den Staat und digitale Transformation 10 2.3. Einsatz einer Fachsoftware Beteiligungssteuerung als besonders relevanter Faktor für nachhaltige Daseinsvorsorge im Übergang von passiver Beteiligungsverwaltung zu aktiver Beteiligungssteuerung 13 2.4. Relevanz Organisationsmodell Beteiligungsmanagement 16 2.5. Relevanz Public Corporate Governance Kodex zur Klärung von Rollen und Informationsbedarfen im Wechselspiel mit Fachsoftware Beteiligungssteuerung 17 3. Methodik der Studie 20 4. Befunde zur Informationsnutzung und Perspektiven für die Gestaltung einer Fachsoftware Beteiligungssteuerung 21 4.1 Überblick über das Befragungssample 21 4.2 Befunde zur Informationsnutzung und Gestaltungsperspektiven für eine Fachsoftware Beteiligungssteuerung 22 4.3 Aktuelle Situation des Einsatzes von Standardsoftware und Fachsoftware Beteiligungssteuerung 30 5. Handlungsperspektiven 38 5.1 Zusammenspiel von Public Corporate Governance Kodex und Fachsoftware Beteiligungssteuerung bei Entwicklung zu aktiver Beteiligungssteuerung 38 5.2 Perspektiven für die Einführung und Gestaltung einer Fachsoftware Beteiligungssteuerung 40 6. Fazit und Ausblick 43 Literaturverzeichnis 45 5
K-BIT-Studie Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrnehmung der Aufgabenunterstützung durch Informationen 22 Abbildung 2: Persönliche Nutzung von Performance-Kennzahlen für verschiedene Nutzungszwecke 23 Abbildung 3: Nutzung von finanziellen und nicht-finanziellen Kennzahlen im organisatorischen Kontext 24 Abbildung 4: Individuelle Voraussetzungen für den Umgang mit Performance- Kennzahlen 28 Abbildung 5: Status quo des Software-Einsatzes für die Beteiligungssteuerung 31 Abbildung 6: Stand der Planungen zur Einführung einer Fachsoftware Beteiligungssteuerung 32 Abbildung 7: Wahrgenommene Aufgabenunterstützung durch Software-Einsatz 33 Abbildung 8: Einsatz erfolgsbezogener / variabler Vergütungsbestandteile 35 Abbildung 9: Bemessung der variablen Vergütung anhand von Kennzahlen zum öffentlichen Auftrag 36 Abbildung 10: Akzeptanz von Software im Berufsalltag 37 6
K-BIT-Studie Motivation & Ziel der Studie 01 In der Debatte über nachhaltige Daseinsvor- nehmen in der öffentlichen Daseinsvorsorge sorge, Gleichwertigkeit der Lebensverhält- und für die Implementierung politischer nisse, digitale Transformation, demogra- Maßnahmen große Bedeutung beigemessen phischen Wandel, Klimaschutzziele, die (Deutscher Städtetag, 2017; OECD, 2015; Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen / Papenfuß, 2013). Sustainable Development Goals (SDGs) sowie die Staats- und Verwaltungsmodernisierung Kommunen erbringen einen Großteil der ist eine anforderungsgerechte Steuerung und öffentlichen Leistungen für die Bürger/-innen Aufsicht von öffentlichen Unternehmen von und ihre Handlungsfähigkeit ist von essenzi- zentraler Bedeutung (Expertenkommission eller Bedeutung. Für die Gestaltung des D-PCGM, 2021; Papenfuß, 2019; Papenfuß & demokratischen Gemeinwesens sind Kom- Wagner-Krechlok, 2021). Dabei steht die munen ein maßgeblicher Ort, an dem viele Steuerung der öffentlichen Aufgabenerfül- Handlungstragende unmittelbar für nachhal- lung im Fokus (Hilgers, 2008) und ist tige Daseinsvorsorge und Demokratie aufgrund der vermehrten Übertragung der arbeiten. Weiterhin sind Kommunen die Erbringung öffentlicher Aufgaben auf zentralen Akteurinnen bei der Umsetzung kommunale Unternehmen insbesondere für politischer Nachhaltigkeitsziele in allen drei die Beteiligungssteuerung von großer Dimensionen – ökonomisch, ökologisch und Relevanz. Ihr wird aufgrund der Anzahl und sozial (Die Bundesregierung, 2021; Europä- des hohen Stellenwerts kommunaler Unter- ische Kommission, 2016; Rat für Nachhaltige 7
K-BIT-Studie Entwicklung, 2020). Gleichzeitig stehen die 2015; Korac et al., 2019), doch gibt es trotz Kommunen in der COVID-19-Pandemie der Relevanz noch keine empirischen Studien angesichts sinkender Steuereinnahmen sowie im Kontext öffentlicher Unternehmen und steigender Zuschussbedarfe an die kommu- Beteiligungssteuerung. Zur Schließung dieser nalen Unternehmen vor vielfältigen und für Wissenschaft und Praxis relevanten drängenden Herausforderungen. Neben Forschungslücke möchte die Studie beitragen. strukturellen Themen treten bei öffentlichen Unternehmen aktuelle Herausforderungen Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, in der bei der Liquiditäts- und Risikosteuerung Diskussion um kommunale Daseinsvorsorge, hinzu. Nachhaltigkeit und Bewältigung der Auswir- kungen der COVID-19-Pandemie, wissen- Vor diesem Hintergrund sowie im Kontext der schaftliche Erkenntnisse zur Wahrnehmung digitalen Transformation ist die Befassung mit und Nutzung von Informationen zu Nachhal- situationsgerechten Software-Lösungen struk- tigkeit und Performance in Politik und turell und aktuell drängend (Deutscher Verwaltung bei der Steuerung und Aufsicht Städtetag, 2017). Kommunen benötigen ein von kommunalen Unternehmen zu liefern. strategisches Informationssystem, in dem Aus diesen Erkenntnissen werden Perspek- auch die erforderlichen Daten der kommu- tiven für die Gestaltung einer Fachsoftware nalen Unternehmen enthalten sind. Ein für die Beteiligungssteuerung in Kommunen wichtiger Teil dieses Informationssystems ist abgeleitet. Für dieses Ziel veranschaulicht die eine Fachsoftware für die kommunale Beteili- Studie die Ergebnisse einer deutschland- gungssteuerung, die speziell das Beteili- weiten Online-Befragung (n=337) von gungsmanagement unterstützt. Als Schlüs- kommunalen Handlungstragenden in Politik selthema gehört hierzu bspw. die Betreuung und Verwaltung. von Mandatstragenden aus der Politik in den Unternehmensorganen und die Entschei- Die Studie ist wie folgt aufgebaut: Nachfol- dungsvorbereitung für die Spitzen von Politik gend werden in Abschnitt 2 Grundsachver- und Verwaltung, die nur über den Einsatz halte und Definitionen erläutert. Anschlie- einer Fachsoftware Beteiligungssteuerung ßend wird in Abschnitt 3 die Methodik der bestmöglich gestaltet werden kann. Vor zugrundeliegenden Befragung ausgeführt. diesem Hintergrund ist eine Fachsoftware Dann werden in Abschnitt 4 die Befunde der Beteiligungssteuerung ein Schlüsselfaktor für Befragung veranschaulicht. In Abschnitt 5 die Verbesserung der politisch-administra- werden Handlungsperspektiven formuliert. tiven Steuerung und ist relevant für die Abschnitt 6 schließt mit einem Fazit und Gestaltung der kommunalen Demokratie. Ausblick. Im Kontext von Software- und Technologie- Einsatz wird in der Wissenschaft ein Bedarf gesehen, die Nutzung von Informationen zu untersuchen (de Sousa et al., 2019; Schmit- huber, Maresch, & Ginner, 2020). Zur Infor- mationsnutzung in der öffentlichen Verwal- tung liegen bereits einige Studien vor (Kroll, 8
K-BIT-Studie Definitionen Grundsachverhalte und Definitionen 02 In den folgenden Unterabschnitten werden 2.1 Kommunale Unternehmen und ihre die dieser Studie zugrundeliegenden Grund- Bedeutung für nachhaltige Stadtentwick‐ sachverhalte und Definitionen erläutert. lung und digitale Transformation Zunächst geht Unterabschnitt 2.1 auf die große gesellschaftliche Bedeutung kommu- Öffentliche Unternehmen sind unmittelbar naler Unternehmen ein und Unterabschnitt oder mittelbar von einer Gebietskörperschaft 2.2 betrachtet die hieraus erwachsenden oder mehreren Gebietskörperschaften Anforderungen an die Beteiligungssteuerung beherrschte Unternehmen, entweder durch im Kontext der digitalen Transformation. Mehrheitseigentümerschaft oder durch Hierauf aufbauend diskutieren die Unterab- anderweitige Ausübung eines gleichwertigen schnitte 2.3 und 2.4 die Chancen des Einflussgrades (Expertenkommission D-PCGM, Software-Einsatzes sowie die Relevanz des 2021; Grossi, Papenfuß, & Tremblay, 2015; Organisationsmodells in der Beteiligungs- OECD, 2015; Papenfuß, 2013). Sie haben eine steuerung. Abschließend führt Unterab- hohe gesellschaftspolitische und ökono- schnitt 2.5 aus, wie ein PCGK zur Klärung von mische Bedeutung, wie empirische Studien Rollen und Informationsbedarfen im Wech- zeigen. Weltweit erwirtschaften öffentliche selspiel mit einer Fachsoftware Beteiligungs- Unternehmen ca. 10% des globalen BIP steuerung beiträgt. (Bruton et al., 2015). In Deutschland gibt es derzeit etwa 18.500 öffentliche Unter- nehmen, die wichtige Aufgaben der 9
K-BIT-Studie Daseinsvorsorge und im Feld kritischer Infra- informieren, an deren Sitzungen teilzu- struktur übernehmen und wichtige öffent- nehmen und Unterlagen einzusehen. Die liche Arbeitgeber sind. Auf kommunaler konkreten Aufgaben des Beteiligungsmanage- Ebene sind die Hälfte der öffentlich Beschäf- ments umfassen die Realisierung von Aufgaben des tigten nicht in der Kommunalverwaltung, Konzeptionen und Zielstellungen zur Beteiligungs- sondern in kommunalen Unternehmen tätig. kommunalen Beteiligungsstrategie, die managements Über 54% der Investitionen der öffentlichen Analyse der Wirtschaftspläne und die Hand erfolgen über öffentliche Unternehmen Abstimmung der Wirtschaftspläne mit der Das Beteiligungsmanage- (Statistisches Bundesamt, 2020). In anderen Gesellschafterin, die Erarbeitung, die Prüfung ment unterstützt die Betei- Ländern zeigt sich eine ähnlich große und der Vorschlag von Gesellschaftsver- ligungssteuerung durch Bedeutung (Andrews et al., 2020; Bernier, trägen, Satzungen und Geschäftsordnungen, Entscheidungsvorberei- Florio, & Bance, 2020; Bruton et al., 2015). die haushaltsmäßige Abwicklung in Bezug tung und -kontrolle. auf die Beteiligungen, das Führen von Betei- 2.2 Relevanz Beteiligungssteuerung, ligungsakten, das Führen von Beteiligungs- Beteiligungsmanagement und Beteili‐ übersichten sowie der Anstellungsverträge gungsverwaltung für nachhaltige der Geschäftsführung, die Empfehlung von Daseinsvorsorge, Vertrauen in den Staat Prüfungsschwerpunkten bzw. ergänzenden und digitale Transformation Prüfungsinhalten an den Aufsichtsrat im Rahmen der Erteilung des Prüfungsauftrages Mit Beteiligungssteuerung werden vielfach an den / die Abschlussprüfer/-in, die Erstel- die Aufgaben und Tätigkeiten des politisch lung von Stellungnahmen zu den Aufsichts- zuständigen Organs und der Verwaltungs- ratsunterlagen, die Erteilung von Gutachter- spitze bezeichnet (z. B. Deutscher Städtetag, oder Prüfungsaufträgen in Beteiligungs- 2017). Bestandteile der Beteiligungssteuerung fragen, die Koordination und Überwachung sind u. a. die Wahrnehmung der Gesellschaf- der Rechte und Pflichten für die Gesellschaf- terfunktion wie z. B. organisations-politische terin, das Mitzeichnen sämtlicher Vorlagen Überlegungen und die Entwicklung strate- der Ämter der Stadtverwaltung (Papenfuß, gischer Ziele. Die gesetzlichen Anforde- Maier, & Keppeler, 2019). Weiterhin gehören rungen an die Beteiligungssteuerung ergeben die Erstellung des Beteiligungsberichts, die sich aus den Kommunalverfassungen. Information, Beratung und fachliche Vorbe- Demnach haben Kommunen ihre kommu- reitung von Sitzungen des zuständigen poli- nalen Unternehmen wirksam zu steuern und tischen Organs und seiner Ausschüsse, die zu kontrollieren, damit die Erfüllung des Information und Beratung der kommunalen öffentlichen Zwecks und die Erreichung der Vertreter/-innen in den Unternehmens- strategischen Ziele sichergestellt werden. organen sowie die Bereitstellung von Ange- boten für deren Qualifizierung und Weiter- Das Beteiligungsmanagement unterstützt die bildung im Rahmen des aus ihrer Tätigkeit Beteiligungssteuerung durch Entscheidungs- resultierenden Bedarfs in betriebswirtschaft- vorbereitung und -kontrolle. Das Beteili- lichen und rechtlichen Fragen und schließlich gungsmanagement ist befugt, soweit dem die Einrichtung eines strategischen Beteili- keine anderen Rechtsvorschriften entgegen- gungscontrollings und Risikomanagements stehen, sich jederzeit über die Angelegen- zu den Aufgaben des Beteiligungsmanage- heiten der kommunalen Unternehmen zu ments (Papenfuß et al., 2019). 10
K-BIT-Studie Public Corporate Governance bezeichnet City Ziele zu allen drei Nachhaltigkeitsdimen- den rechtlichen und faktischen Ordnungs- sionen (Butzlaff, 2020): Es soll qua Nutzung rahmen für die Steuerung, Überwachung und digitaler Technologien die Beteiligungssteue- Leitung von Organisationen der öffentlichen rung ökonomisch und effizient gestalten, die Hand mit selbstständiger Wirtschaftsführung Responsivität der kommunalen Unter- (Papenfuß, 2019). Ebenso schließt die Public nehmen auf die Bedürfnisse der Bürger/- Corporate Governance die Umsetzung bzw. innen erhöhen und bei der Realisierung die praktizierte Steuerung, Leitung und ökologischer Nachhaltigkeit unterstützen. Aufsicht bzw. Verhaltensweisen von Hand- lungstragenden ein (Papenfuß, 2019; Ruter & Im Zuge der digitalen Transformation sind Müller-Marqués Berger, 2005; Schedler, kohärente Digitalstrategien von Verwaltung Müller, & Sonderegger, 2016). Vereinfachend und kommunalen Unternehmen im Konzern befasst sich Public Corporate Governance mit und Netzwerk Stadt erforderlich. Es gilt, die Spielregeln guter Organisationsführung und Digitalisierung und digitale Angebote zu deren praktizierter Umsetzung bzw. Einhal- optimieren, ineffizienten Ressourceneinsatz tung. Mit den Begriffen Beteiligungssteue- zu vermeiden und Entwicklungen bei der rung und Beteiligungsmanagement besitzt digitalen Daseinsvorsorge und digitalen Public Corporate Governance sehr hohe Geschäftsmodellen strategisch abzustimmen. Schnittmengen. Teilweise werden die Bezeichnungen auch synonym verwendet. Auch bei der Realisierung von Digitalisie- Public Corporate Governance kann als der rungsmaßnahmen und Digitalinnovationen rechtliche und regulative Ordnungsrahmen ist ein so ausgestaltetes, gemeinsames verstanden werden, innerhalb dessen sich Agieren im Konzern Kommune besonders Beteiligungssteuerung und Beteiligungs- nützlich. Verwaltung und kommunale Unter- management bewegen. nehmen können z. B. gemeinsam den Umgang mit Daten in Kollaborationsnetz- Nachhaltige Städte und Regionen, integrierte werken lernen und testen. Das kann zu Effek- Stadtentwicklung und „Smart City″ sind ohne tivitäts- bzw. Effizienzzugewinnen bei Digita- leistungsstarke Public Corporate Governance, lisierungsentwicklungen im Sinne von Nach- aktive Beteiligungssteuerung und Beteili- haltigkeit in der Daseinsvorsorge beitragen, gungsmanagement nicht anforderungs- indem z. B. realisierte Innovationsleistungen gerecht möglich. einzelner Organisationen in andere Bereiche der Gebietskörperschaft transferiert werden. Im Kontext des Begriffs der Smart City, der Auch ein institutionell abgesicherter, regel- eine digitale Vernetzungs- und Koordinie- mäßiger Erfahrungsaustausch zwischen rungsstrategie bezeichnet (Butzlaff, 2020), verantwortlichen Führungskräften aus den schafft ein smartes Beteiligungsmanagement Digitalisierungsbereichen von Kernverwal- die intelligente Vernetzung und Koordinie- tung und kommunalen Unternehmen, z. B. rung von Aufgaben, Verantwortlichkeiten den Chief Digital Officers o.ä., kann zur und Entscheidungsprozessen im Kontext der gemeinsamen Entwicklung von Zukunftsper- Steuerung und Aufsicht kommunaler Unter- spektiven beitragen und helfen, Silos und nehmen. Dabei verfolgt das smarte Beteili- Silodenken zu vermeiden. gungsmanagement ebenso wie die Smart 11
K-BIT-Studie „Nachhaltige Städte und Regionen, integrierte Stadtentwicklung und „Smart City″ sind ohne leistungsstarke Public Corporate Governance, aktive Beteiligungs- steuerung und Beteiligungsmanagement nicht anforderungsgerecht möglich.“ Weitere Handlungsoptionen in den Anstren- fähiges Beteiligungsmanagement sowie eine gungen um digitale Transformation sind in Public Corporate Governance mit ganzheit- einem entsprechenden Rahmen adäquat lichem Blick auf die Kommune in ihrer gesteuerte Kompetenzstellen für Digitalisie- Gesamtheit. rung, z. B. als Shared-Service-Center innerhalb eines in der Kommune schon Public Corporate Governance, Beteiligungs- etablierten kommunalen Unternehmens. steuerung und Beteiligungsmanagement Diese verfügen in einigen Bereichen über sind neben den aufgezeigten Aspekten auch mehr rechtliche Möglichkeiten als Verwal- deshalb von außerordentlicher Relevanz, da tungen (z. B. bei der Einstellung und empirische Studien neuralgische Problem- Vergütung von hochqualifiziertem Personal). lagen und nicht ausgeschöpfte Chancen Zudem können solche Shared-Service- zeigen (z. B. Daiser, 2018; Expertenkommis- Center durch besondere Kompetenzbünde- sion D-PCGM, 2021; Papenfuß, 2013, 2019; lungen dazu beitragen, die digitale Transfor- Papenfuß & Wagner-Krechlok, 2021). mation für alle Organisationen gleicher- maßen voranzubringen. In der Praxis lässt In der wissenschaftlichen Literatur sind häufig sich zudem beobachten, dass zunehmend Aussagen mit Beispielen wie folgt zu finden: sogenannte Digitalunternehmen in verschie- „Die Liste öffentlicher Unternehmen, die in denen Rechtsformen neu gegründet werden, den letzten Jahren in Skandale verwickelt meist mit der öffentlichen Hand als alleiniger waren, ist lang und die Anzahl – im Vergleich Gesellschafterin bzw. als Möglichkeit zur zu der weitaus höheren Grundgesamtheit Realisierung von interkommunalen Koopera- privatwirtschaftlich gelisteter Unternehmen – tionen mit mehreren Kommunen als Gesell- unverhältnismäßig hoch.″ Bekannte Beispiele schafterinnen. Dies bietet einerseits die sind die Pannen beim Flughafen Berlin Bran- genannten Chancen bzw. Vorteile, erfordert denburg, die Kostenexplosion der Elbphilhar- gleichzeitig jedoch umso mehr ein leistungs- monie und des Bahnprojektes Stuttgart 21, 12
K-BIT-Studie die in die Krise geratenen Landesbanken 2.3 Einsatz einer Fachsoftware Beteili‐ Bayern LB, West LB und HSH Nordbank, die gungssteuerung als besonders relevanter Insolvenz der Stadtwerke Gera und des Faktor für nachhaltige Daseinsvorsorge im Nürburgringbetreibers oder der Betrugs- Übergang von passiver Beteiligungsver‐ skandal bei den Brandenburger Stadtwerken. waltung zu aktiver Beteiligungssteuerung Solche Schlagzeilen führen zur Unzufrieden- heit vieler Bürger/ -innen und werfen Um die Leistungserbringung und -fähigkeit natürlich die Frage auf, ob die staatlichen der Verwaltung und auch der kommunalen Anteilseigner ihren treuhänderischen Pflichten Unternehmen sowie die ganzheitliche nach- ausreichend nachkommen. haltige Steuerung zu verbessern, ist die Nutzung von Performance-Informationen Die FAZ hat in ihrem Beitrag „Ein Knigge für zentral. Der Einsatz einer Fachsoftware für öffentliche Unternehmen″ formuliert: die kommunale Beteiligungssteuerung ist für „Affären in kommunalen Betrieben schüren die Erhebung, Aufbereitung und Nutzung in der Bevölkerung schnell den Verdacht, in von Performance-Informationen zu kommu- den Hinterzimmern öffentlicher Unter- nalen Unternehmen notwendig und vielfach nehmen würden oft allzu leichtfertig gut alternativlos, um die Anforderungen mit den bezahlte Versorgungspöstchen für Partei- zur Verfügung stehenden personellen freunde auf Kosten der Steuerzahler Ressourcen zu realisieren. geschaffen. Die Schlagzeilen über Vettern- wirtschaft in der Frankfurter Arbeiterwohl- Als Fachsoftware Beteiligungssteuerung fahrt, der Dauerskandal um den Bau des werden im Kontext dieser Studie Programme Berliner Hauptstadtflughafens und das verstanden, die auf einem Computer bzw. in Postengeschacher bei der Besetzung des einem Internetbrowser ausgeführt werden Chefpostens des Kölner Stadtwerke- können und Aufgaben aus dem Beteili- Konzerns haben das Vertrauen in öffentliche gungsmanagement zu lösen haben. Zu Unternehmen nicht gerade gefördert.″ diesen Aufgaben gehören u.a. Beteiligungs- verwaltung, Beteiligungscontrolling, Gremien- Ein aktuelles breit diskutiertes Beispiel ist der verwaltung, Mandatsbetreuung, Geschäfts- Wirecard-Fall, in dessen Rahmen viele führungsangelegenheiten (z. B. Vergütung Corporate Governance Reform-Notwendig- im Vergleichsumfeld; Bemessung von keiten diskutiert werden, die auch für öffent- variablen Vergütungen, Berichtswesen und liche Unternehmen von neuralgischer Analysefunktionen) (Deutscher Städtetag, Relevanz sind. Übergreifend ist nach empi- 2017; Papenfuß, 2013). Eine Fachsoftware rischen Studien im Feld der Public Corporate Beteiligungssteuerung ist abzugrenzen von Governance ein zentrales Problem, dass die Standardsoftware wie bspw. Microsoft Office, Steuerung von öffentlichen Verwaltungen die nicht für spezifische Aufgabenbereiche, und Unternehmen zu wenig integriert sondern allgemein für Bürotätigkeiten wie gedacht verläuft und Potenziale im Mitei- bspw. die Textverarbeitung verwendet wird, nander zwischen Verwaltung und kommu- und darüber hinaus nicht veränderbar ist. nalen Unternehmen nicht systematisch ausgeschöpft werden (Deutscher Städtetag, Als Performance-Informationen werden alle 2017; Papenfuß, 2013, 2019). Arten von Informationen in Kennzahlenform 13
K-BIT-Studie (formal / schriftlich und informal / mündlich) finanziellen Kennzahlen gemessen. Für den verstanden (Polzer, 2010). Die Performance Erfolg des Performance Management und kommunaler Unternehmen ist mehrdimensi- insbesondere des Nachhaltigkeitsmanage- onal und umfasst neben der Erreichung ments ist somit die Nutzung von finanziellen öffentlicher Werte wie Gerechtigkeit, Stabi- und nicht-finanziellen Nachhaltigkeits- bzw. lität, Offenheit und Transparenz auch die Performance-Informationen gleichermaßen Quantität und Qualität von Leistungen, die wesentlich. mit den Leistungen erzielten Wirkungen sowie Effektivität und Effizienz (Hilgers, 2008; Für die Erhebung, Aufbereitung und Van Dooren, Bouckaert, & Halligan, 2015). Nutzung von Informationen ist der Einsatz Kommunale Unternehmen sind durch ein einer Fachsoftware Beteiligungssteuerung duales Zielsystem mit Leistungs- bzw. Sach- vielfach notwendig und chancenreich. Im zielen und Finanz- bzw. Formalzielen charak- Zentrum steht der sachgerechte, wechselsei- terisiert (Papenfuß, 2013). Dabei bezieht sich tige Austausch von Daten bzw. deren das Leistungs- bzw. Sachziel auf die Erfüllung Auswertung als Grundlage eines strate- des öffentlichen Auftrags in Form von Art, gischen Informationssystems. Unter einem mengen- und zeitmäßiger Ausprägung von strategischen Informationssystem wird ein Leistungen, während sich das Finanz- bzw. computergestütztes bzw. browserbasiertes Formalziel auf die Rentabilität und die Kosten- Anwendungssystem verstanden, das die deckung und -minimierung bezieht (Hilgers, Verwaltungsführung bei der Durchführung 2008; Papenfuß, 2013). In den Gemeinde- strategischer Aufgaben unterstützt. Ein ordnungen, Public Corporate Governance weiterer häufig verwendeter Begriff ist Kodizes (PCGKs) und Beteiligungsrichtlinien Führungsinformationssystem. Eine Fachsoft- Software- wird die Wichtigkeit des öffentlichen Auftrags ware Beteiligungssteuerung als ein Teil dieses einsatz stark betont. Allerdings findet sich vielfältige strategischen Informationssystems steuert Kritik, dass der Fokus bei der Steuerung und sämtliche Informationen zum Beteiligungs- Für die Erhebung, Aufbe- Aufsicht häufig überproportional stark auf portfolio einer Gebietskörperschaft bei und reitung und Nutzung von Finanzziele und finanzielle Performance- liefert damit die Grundlage zur aktiven Betei- Informationen ist der Ein- Kennzahlen gerichtet ist und Leistungs- / ligungssteuerung. Eine Fachsoftware Beteili- satz einer Fachsoftware Wirkungsziele und nicht-finanzielle Perfor- gungssteuerung integriert Datenbestände Beteiligungssteuerung mance-Kennzahlen stärker berücksichtigt der Verwaltung und kommunalen Unter- vielfach notwendig und werden sollten (Expertenkommission nehmen (Data Warehouse) und stellt idealty- chancenreich. D-PCGM, 2021; Papenfuß, 2013). pisch eine einheitliche und konsistente Datenbasis (single point of truth) dar, die Die Dualität bzw. Ambiguität von Zielen über Benutzeroberflächen zur Entschei- spiegeln sich auch im Kontext der Nachhal- dungsunterstützung von Führungskräften tigkeit wider. Diese umfasst dem Verständnis nutzbar gemacht wird. internationaler Organisationen folgend die drei Dimensionen der ökonomischen, ökolo- Diese Benutzeroberflächen können einerseits gischen und sozialen Nachhaltigkeit (Vereinte den kommunalen Unternehmen zugänglich Nationen, 2015). Die Erreichung der diesbe- gemacht werden, damit diese die gefor- züglich formulierten Ziele wird sowohl derten Daten aufwandsarm eingeben mithilfe von nicht-finanziellen als auch von können und der Austausch mit dem 14
K-BIT-Studie Beteiligungsmanagement bspw. in Form von integriertes Personalmanagement leisten Fristerinnerungen, Kommentaren und Rück- (Papenfuß & Keppeler, 2018). Ein modernes fragen erleichtert wird. Andererseits ermög- Personalinformationssystem (Human Resource lichen Benutzeroberflächen den Handlungs- Information System) sollte für alle Organisati- tragenden in Politik und Verwaltung, die onseinheiten im Konzern Kommune die für Mandate in Aufsichtsorganen kommunaler ein modernes Personalmanagement in Unternehmen innehaben, einen direkten einem Konzern relevanten Informationen Zugriff auf für die Mandatsausübung enthalten. Hierzu zählen z.B. im Bereich relevante Informationen wie bspw. Sitzungs- Personalgewinnung, -bindung, und -entwick- unterlagen, Berichte zu finanziellen und lung Daten zu Ausbildungsquoten, Kenn- nicht-finanziellen Performance-Kennzahlen, zahlen zu Personalfluktuation, Vergütung, Analysen und Stellungnahmen des Beteili- Job-Rotation, bzw. -zufriedenheit und vieles gungsmanagements. Aufgrund der gewach- mehr. Fähigkeitsprofile des Schlüssel- senen Anforderungen und weiter zuneh- personals, Informationen für ein Talent- menden Fragen sind in einer Fachsoftware management oder Personalentwicklungs- Beteiligungsteuerung bzw. über Schnitt- maßnahmen wie Coaching- bzw. Mentoring- stellen auch Vergütungsdaten zu den Mit- Partnerschaften zwischen Personen in gliedern in den Geschäftsführungsorganen Verwaltung und kommunalen Unternehmen. Insgesamt können über Software viele Prozesse wie bspw. die Berichterstellung automatisiert werden und zu einem Zeitgewinn sowie zu einer Kostenreduktion beitragen. erforderlich, um die Vergütung im Vergleichs- Auch im Kontext von Diversity-Management umfeld einschätzen zu können (Papenfuß & kann eine Fachsoftware Beteiligungssteue- Schmidt 2021). Zudem sind Vergütungsdaten rung wesentliche Beiträge zur Informations- auch unterjährig mindestens einmal im Jahr nutzung leisten. Als Beispiel sind Daten und pro Geschäftsführungsorganmitglied z. B. als Auswertungen zum Anteil von Frauen oder Orientierungspunkt für die Festlegung von Personen mit Migrationshintergrund in Kennzahlen für die erfolgsbezogene / variable Führungspositionen in den verschiedenen Vergütung oder im Rahmen von jährlichen Organisationseinheiten zu nennen (Papenfuß, Zielvereinbarungen erforderlich wie nützlich. Schmidt, & Schoneweg, 2021). Ein weiteres Insgesamt können über Software viele Beispiel ist eine fundierte Grundlage an Prozesse wie bspw. die Berichterstellung Vergütungsdaten für Debatten z. B. hinsicht- automatisiert werden und zu einem Zeit- lich des Gender-Pay-Gaps, welche die gewinn sowie zu einer Kostenreduktion Differenz des durchschnittlichen Bruttover- beitragen. dienstes von Frauen und Männern im Verhältnis zum Bruttoverdienst der Männer Eine Fachsoftware Beteiligungssteuerung bezeichnet. So können neben der Erfüllung kann weiterhin sehr relevante Beiträge für ein der Informationsbedarfe der Spitzen von 15
K-BIT-Studie Politik und Verwaltung auch für Gleichstel- Kämmerei bzw. dem Finanzbereich unter- lungsbeauftragte relevante Informationen stützt werden (Papenfuß et al., 2019). aufwandsarm zur Verfügung gestellt werden. Daneben gibt es u.a. ein dezentrales, duales Eine Fachsoftware Beteiligungssteuerung ist Modell für das Beteiligungsmanagement. ein wesentliches Element für die erforderliche Hier übernehmen die Fachbereiche bzw. integrierte Gleichstellungsarbeit im Konzern Dezernate nicht nur die Funktion eines Zuar- Kommune, die sowohl Verwaltung als auch beitens von Informationen und fachliche kommunale Unternehmen betrachten muss. Ansprechpartnerfunktion, sondern ihnen In der Gesamtschau ist eine situationsgerecht werden die Steuerungskompetenz und der gestaltete und implementierte Fachsoftware direkte Kontakt mit den jeweiligen Unter- Beteiligungssteuerung ein ganz wesentlicher nehmen zugeordnet (Schedler et al., 2016). Schlüssel für die zukunftsfähige Aufstellung Dies wird in der Regel um ein zentrales einer Kommune in der Debatte um nachhal- Element ergänzt, welches das Beteiligungs- tige Daseinsvorsorge, integrierte Stadtent- management fachbereichsübergreifend koor- wicklung und digitale Transformation. diniert, z. B. an der Verwaltungsspitze oder als Teil der Kämmerei bzw. des Finanzbe- 2.4 Relevanz Organisationsmodell Beteili‐ reichs. Der Dezentralisierungsgrad kann hier gungsmanagement unterschiedlich ausgeprägt sein. Im Wesent- lichen bestehen die nachfolgend in Tabelle 1 Es ist wichtig, in den vorangehend aufge- dargestellten Optionen für die Organisati- zeigten Feldern und bei den Überlegungen onsmodellentscheidung. Zu beachten ist, zur Einführung einer Fachsoftware Beteili- dass in der Praxis natürlich auch eine Reihe gungsteuerung auch das Organisationsmo- an Mischvarianten existiert. dell für das Beteiligungsmanagement und die Personalausstattung mitzudenken. Der Eine empirische Studie aus dem Jahr 2019 Deutsche Städtetag formuliert hierzu: „Eine zeigt, dass das Beteiligungsmanagement in hinreichende Ausstattung des Beteiligungs- Kommunen sehr häufig in der Kämmerei managements mit den erforderlichen bzw. im Finanzbereich angesiedelt ist, Ressourcen ist notwendig, um den Heraus- während dezentrale Modelle, externe Gesell- forderungen strategischer Beteiligungssteue- schaften und Stabstellenlösungen weniger rung gerecht werden zu können″ (Deutscher häufig verbreitet sind (Papenfuß et al., 2019). Städtetag, 2017, S. 34). In der Diskussion um Teilweise gibt es z. B. bereits zusätzliche Organisationsmodelle wird in der Praxis Holding-Varianten oder Entwicklungen in häufig die Anforderung formuliert, das Betei- diese Richtung. Auch wenn Ausgliederungs- ligungsmanagement nahe an der Spitze der varianten bzw. Stabsstellen noch die Aus- Verwaltung organisatorisch zu verorten nahme zu sein scheinen, können diese in der (Papenfuß et al., 2019). Dies wird u. a. mit der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Ein strategischen Bedeutung, fachbereichsüber- weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist greifenden Potenzialen bzw. Durchsetzungs- darüber hinaus die sehr knappe und sehr möglichkeiten und auch einer möglichen unterschiedliche Personalausstattung im kom- Signalwirkung begründet (Deutscher munalen Beteiligungsmanagement (Papen- Städtetag, 2017). Die Stabstelle kann von der fuß et al., 2019). 16
K-BIT-Studie Dezentrales / Zentrales Beteiligungsmanagementmodell Interne Organisationsmodelle Externe Organisationsmodelle Stabstelle auf höchster Leitungsebene Extern(e) Gesellschaft / Betrieb Stabstelle auf niedrigerer Leitungsebene Holdingmanagementgesellschaft Teil der Kämmerei / des Finanzbereichs Einbindung in Gesamtcontrolling Was ist ein Tabelle 1: Übersicht Organisationsmodelle Beteiligungsmanagement (Eigene Abbildung nach Papenfuß et al., 2019) PCGK? Ein PCGK ist eine Zusam- 2.5 Relevanz Public Corporate Gover‐ berichten und Instrumenten sowie zu Beru- menstellung von Grund- nance Kodex zur Klärung von Rollen und fungsrichtlinien, Merkblättern, Erklärung zu sätzen zur verantwor- Informationsbedarfen im Wechselspiel Interessenkonflikten, etc. (Expertenkommission tungsvollen Steuerung, mit Fachsoftware Beteiligungssteuerung D-PCGM, 2021; Papenfuß, 2019). Leitung und Überwa- chung von und in öffent- Im Wechselspiel mit einer kontextgerechten Eine Beteiligungsrichtlinie ist explizit kein lichen Unternehmen und Fachsoftware Beteiligungssteuerung bietet Ersatz für einen PCGK. Ein PCGK richtet sich Organisationen der öffent- ein Public Corporate Governance Kodex insbesondere auch an die Geschäftsfüh- lichen Hand mit selbstän- (PCGK) zur Klärung von Rollen und Informati- rungs- und Aufsichtsorgane der Unter- diger Wirtschaftsführung, onsbedarfen sehr große Potenziale. Ein PCGK nehmen und formuliert Grundsätze verant- die sich einschlägig be- ist eine Zusammenstellung von Grundsätzen wortungsvoller Public Corporate Governance währt haben. zur verantwortungsvollen Steuerung, Leitung sowie Wertmaßstäbe. Demgegenüber und Überwachung von und in öffentlichen formuliert eine Beteiligungsrichtlinie admi- Unternehmen und Organisationen der nistrative Hinweise für die Verwaltung und öffentlichen Hand mit selbständiger Wirt- die von der öffentlichen Hand entsandten / schaftsführung, die sich einschlägig bewährt benannten Vertreter/-innen und hat eher haben (Papenfuß, 2019; Papenfuß & Haas, den Charakter einer „Behördenanweisung″ 2021). In jeder Gebietskörperschaft ist eine mit noch detaillierteren und formalrecht- übersichtliche und widerspruchsfreie Konzep- licher geprägten Regelungen. Ein zentraler tion der Public Corporate Governance erfor- Unterschied ist ferner das comply-or-explain derlich. Hierfür wird zunächst ein Dachdoku- Prinzip, welches anforderungsgerecht und ment „Grundsätze guter Unternehmens- und für alle Adressatengruppen (z. B. auch Beteiligungssteuerung″ benötigt. Dieses Geschäftsführungsorgane) nur in einen PCGK enthält an erster Stelle einen PCGK. Daran integriert werden kann (Expertenkommission anschließend kann eine Beteiligungsrichtlinie D-PCGM, 2021; Papenfuß, 2019). Das folgen. Dahinter sind als Anlagen u. a. zweck- comply-or-explain Prinzip ermöglicht es mäßig: Muster zu verschiedenen Verträgen, kommunalen Unternehmen, von den Satzungen, Geschäftsordnungen für Auf- Empfehlungen in einem PCGK abzuweichen, sichts- / Geschäftsführungsorgane, Quartals- unter der Voraussetzung, dass 17
K-BIT-Studie Aufsichtsorgan und Geschäftsführungsorgan dieser Informationen ist eine Fachsoftware dies jährlich in der Entsprechenserklärung Beteiligungssteuerung von entscheidender veröffentlichen und die Abweichung bzw. die Bedeutung. Sie stellt Performance-Kenn- stattdessen gewählte Lösung nachvollziehbar zahlen aufwandsarm zur Verfügung und begründen. Wie z. B. auch der Deutsche ermöglicht adressatenorientierte Aufberei- Städtetag betont: „Der Kodex kann durch tungen. Über Benutzeroberflächen ermög- Beteiligungsrichtlinien ergänzt werden″ licht es eine Fachsoftware Beteiligungssteue- (Deutscher Städtetag, 2017, S. 14). rung zudem, dass die für die Kennzahlenbil- dung erforderlichen Daten auf Unterneh- Zur Erreichung der mit Public Corporate mensseite aufwandsarm erfasst und für die Governance verbundenen Ziele werden die Handlungstragenden in Politik und Verwal- Erfordernisse und Chancen von PCGKs in den tung zielgruppengerecht ausgewertet und Gebietskörperschaften einschlägig betont berichtet werden können. Somit wird die (Budäus & Srocke, 2003; Expertenkommis- Erfüllung der von PCGKs formulierten Infor- sion D-PCGM, 2021; Papenfuß & Schmidt, mationsanforderungen durch eine Fachsoft- 2021). PCGKs sollen Grundcharakteristika des ware Beteiligungssteuerung wesentlich Public Corporate Governance Systems erleichtert. Dies gilt insbesondere auch im kompakt zusammenfassen und so verständ- Feld Nachhaltigkeit, die zu einem ganz lich machen, Rollenkonformität stärken sowie wesentlichen Anwendungsbereich für Soft- regelmäßig auftretende Governance-Fragen, ware geworden ist (de Sousa et al., 2019). Unklarheiten oder Lücken in Gesetzen gezielt Nachhaltigkeitsorientierte Software-Innovati- adressieren und damit unterstützende Hinweise onen bieten das Potenzial, die Entschei- geben (Expertenkommission D-PCGM, 2021; dungskultur im Sinne politischer Nachhaltig- Papenfuß, 2019). Für Smart City bzw. die keitsziele entscheidend zu unterstützen. digitale Stadt, integrierte Stadtentwicklung und die nachhaltige Entwicklung in Städten Übergreifend kann ein PCGK dazu und Regionen ist ein PCGK notwendig und verwendet werden, um Rollen und Informati- chancenreich (Deutscher Städte- und onsbedarfe im Wechselspiel mit einer Fach- Gemeindebund, 2020; KGSt, 2020). software Beteiligungssteuerung zu klären. In den verschiedenartig vorstellbaren Prozessen Die in PCGKs enthaltenen Grundsätze können ein PCGK und eine Fachsoftware in betreffen häufig auch Regelungen, die verschiedenen Konstellationen zusammen- unmittelbar Einfluss auf die Informationsnut- wirken. Hier ist eine entscheidende Frage, ob zung nehmen. So enthalten PCGKs vielfach in der Kommune schon ein PCGK vorliegt Regelungen zur Berichterstattung z. B. im oder zeitnah ohnehin eingeführt werden soll. Rahmen von Quartalsberichten und des Jahresabschlusses. Hierbei sollten idealty- Idealtypisch wird vielfach betont, zunächst pisch auch finanzielle und nicht-finanzielle die Organisationsstruktur und die Informati- Performance-Kennzahlen berichtet werden, onsabläufe in der Beteiligungssteuerung vor die insbesondere auch den Aspekt der Nach- der Einführung einer Software festzulegen. In haltigkeit berücksichtigen sollten (Experten- diesem Kontext hat der Deutsche Städtetag kommission D-PCGM, 2021; Rat für Nachhal- in seiner Handreichung formuliert: „Mit tige Entwicklung, 2021b). Für die Nutzung weiter fortschreitender Technisierung ist 18
K-BIT-Studie zunehmend den Einstellungen in der Stan- kann dann im Verlauf bei entsprechendem dardsoftware oder der Software für das politischen Willen ein PCGK eingeführt Beteiligungsmanagement besondere Auf- werden, der die Rollen und Informationsbe- merksamkeit zu widmen, weil hier die Vorein- darfe ergänzend regelt. Auch kann eine stellungen („Customizing″) oft eine größere Fachsoftware Beteiligungssteuerung im Bindungswirkung entfalten als die Alltag Prozessmöglichkeiten aufzeigen und Vorschriften. Mit der Einführung von vermitteln, wie ein bestehender PCGK dv-gestützter Vorgangsbearbeitung wird das verbessert werden kann, und Impulse für Erfordernis einer Geschäftsprozessmodellie- eine Evaluation mit Blick auf Entwicklungen rung auch für das Beteiligungsmanagement und Möglichkeiten im Software-Kontext offensichtlich″ (Deutscher Städtetag, 2017, S. liefern. Andersherum geben der PCGK und 34). Ist dieses Vorgehen jedoch beispiels- insbesondere auch der Deutsche Public weise aufgrund noch andauernder politischer Corporate Governance-Musterkodex (D-PCGM) Abstimmungen oder aufgrund von Ressour- wertvolle konzeptionelle Anstöße, zur Reali- cenknappheit nicht möglich und liegt kein sierung welcher Anforderungen eine Fach- PCGK vor, können Organisationsabläufe aber software Beteiligungssteuerung beitragen auch aus der eingesetzten bzw. einzufüh- sollte. renden Software-Lösung abgeleitet werden. Für die Festlegung einer Organisations- struktur und von Informationsabläufen bzw. für eine Modellierung der Geschäftsprozesse in der Beteiligungssteuerung fungiert ein anforderungsgerechter PCGK idealtypisch als konzeptioneller Überbau. Neben der Klärung von Rollen und Informationsbedarfen spiegelt sich in diesem auch das Eigentümer- verständnis der jeweiligen Kommune wider (Papenfuß & Wagner-Krechlok, 2021). Insbesondere bei sehr geringer Personal- kapazität im kommunalen Beteiligungsmana- gement kann es auch zweckmäßig sein, zunächst eine Fachsoftware Beteiligungs- steuerung einzuführen, die mit ihren Struk- turen dann auch die Einführung eines PCGK erleichtert. In dem Fall hilft die Fachsoftware Beteiligungssteuerung der Kommune die Prozesse aufzusetzen und macht im Alltag erlebbar, wie die Anforderungen an das Beteiligungsmanagement mit realistischem personellem Ressourcenaufwand sehr gut erfüllbar sind. Aus den ersten Erfahrungen mit einer Fachsoftware Beteiligungssteuerung 19
K-BIT-Studie Vorgehensweise Methodik der Studie 03 Für die Studie wurde im März und April 2021 Alle oben genannten Funktionen repräsen- eine Online-Befragung durchgeführt. Die tieren die wichtigsten Handlungstragenden, Online-Umfrage wurde per E-Mail an Bürger- die in den Gebietskörperschaften für die meister/-innen, Leitungen von Beteiligungs- Steuerung und Kontrolle der kommunalen management und Rechnungsprüfungs- Unternehmen verantwortlich sind. Die ämtern sowie Fraktionsvorsitzende in Stadt- Befragung wurde erfolgreich an 2.917 E- und Gemeinderäten von Städten in Deutsch- Mail-Adressen zugestellt, die von den land mit mindestens 30.000 Einwohnerinnen Webseiten der Gebietskörperschaften und und Einwohnern versandt. In den Fällen, in politischen Parteien gesammelt wurden. denen auf der Webseite einer Stadt kein separates Beteiligungsmanagement identifi- zierbar war, wurde stattdessen die Kämmerin / der Kämmerer angeschrieben. Bei den Frak- tionsvorsitzenden in den Stadt- und Gemein- deräten wurden nur solche von Parteien berücksichtigt, die auch im Deutschen Bundestag vertreten sind. Dies waren zum Zeitpunkt der Befragung CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen. 20
K-BIT-Studie Ergebnisse Befunde zur Informationsnutzung und Perspektiven für die Gestaltung einer Fachsoftware Beteiligungssteuerung 04 4.1 Überblick über das Befragungssample verteilung ist repräsentativ für die Gesamt- heit der angeschriebenen Personen. Im 337 Befragte aus 239 Städten haben alle für Vergleich der beiden Geschlechter unter- diese Studie relevanten Fragen aus der scheidet sich die Teilnahmequote nur gering- Befragung beantwortet. Dies entspricht einer fügig. Rücklaufquote von 11,6%. In Anbetracht der zeitlichen Alltagsanforderungen - auch unter Die Befragungsteilnehmenden sind im den erhöhten Herausforderungen im Zuge Durchschnitt etwa 54 Jahre alt. Insgesamt der COVID-19-Pandemie - und der hochran- haben 7,8% eine Promotion, 37,1% einen gigen Zielgruppe der Befragung in der Universitätsabschluss, 35,0% einen Fach- Politik- und Verwaltungs-Hierarchie liefern hochschulabschluss und 14,8% einen ander- die 337 Antworten in diesem Umfeld einen weitigen Abschluss oder eine berufliche umfassenden und für die Ziele der Studie Ausbildung. 5,3% der Befragungsteilneh- sehr aufschlussreichen Datensatz. menden haben keine Angabe zu ihrem Bildungshintergrund gemacht. 53,4% der Folgend wird ein Überblick über die Befra- Befragungsteilnehmenden haben mehr als gungsteilnehmenden nach soziodemogra- drei Jahre berufliche Erfahrung in der Privat- phischen Merkmalen gegeben. 76,9% der wirtschaft und 52,8% mehr als drei Jahre Befragungsteilnehmenden sind männlich Berufserfahrung in der Politik. und 22,6% sind weiblich. Diese Geschlechter- 21
K-BIT-Studie 209 Befragungsteilnehmende (62,0%) gehören Aussage zu, sich unterstützt zu fühlen. Bei der Funktion „Politik″ an – d.h. sie sind als 30,0% zeigt sich ein gemischtes Bild und (Ober-) Bürgermeister/-in oder Fraktionsvor- knapp 20,0% stimmen der Aussage eher sitzende/-r in einem Stadt- oder Gemein- nicht bzw. überhaupt nicht zu. derat tätig. 128 Befragungsteilnehmende (38,0%) gehören der Funktion „Verwaltung” Nach den Befunden empfinden die Befra- an – d.h. sie sind als Leitung von Beteili- gungsteilnehmenden Informationen noch gungsmanagement bzw. Kämmerei und nicht ausreichend als Unterstützung und es Rechnungsprüfungsämtern tätig. bedarf für die Erfüllung der Aufgaben im Kontext Beteiligungssteuerung noch einer 4.2 Befunde zur Informationsnutzung und Weiterentwicklung der Verfügbarkeit und Gestaltungsperspektiven für eine Fach‐ Aufbereitung von Informationen zu kommu- software Beteiligungssteuerung nalen Unternehmen. Dies könnte auf Heraus- forderungen bzw. einen Bedarf bei der Um einen ersten Eindruck von der Verfüg- Personalentwicklung bzgl. Software- und barkeit und Aufbereitung von Informationen Technologieakzeptanz und evidenzba- zu gewinnen, wurden die Befragungsteilneh- siertem Management hindeuten. Bitte geben Sie an, inwieweit Sie der folgenden Aussage zustimmen: Ich fühle mich bei der Wahrnehmung meiner Aufgaben im Kontext öffentlicher Unternehmen durch entsprechend verfügbare und aufbereitete Informationen unterstützt. N=337; Mittelwert am Ende des Balkens 3,4 stimme überhaupt nicht zu (1) stimme eher nicht zu (2) teils/teils (3) stimme eher zu (4) stimme voll und ganz zu (5) Abbildung 1: Wahrnehmung der Aufgabenunterstützung durch Informationen menden gefragt, wie sie die Unterstützung Insgesamt bleibt die Nutzerzentrierung eine durch Informationen bei ihren jeweiligen zentrale Voraussetzung dafür, dass die Funk- Aufgaben im Kontext kommunaler Unter- tionen von Software und die über Software nehmen wahrnehmen. Die Antworten der bereitgestellten Informationen als nützlich Befragungsteilnehmenden werden in empfunden und genutzt werden. Für die Abbildung 1 veranschaulicht. Im Durchschnitt Gestaltung einer Fachsoftware für die fühlen sich die Befragungsteilnehmenden kommunale Beteiligungssteuerung impli- durch Informationen nur teilweise unter- zieren die Befunde einen Bedarf für die stützt. Insgesamt stimmen mehr als die Hälfte Erhebung der Informationsbedarfe der der Befragungsteilnehmenden (51,0%) der zentralen Handlungstragenden und die 22
K-BIT-Studie Berücksichtigung bei der Einrichtung und Vergleich fallen die Unterschiede des Ausgestaltung von Analyse- und Berichts- Nutzungszweckes Personalentscheidungen funktionen. So kann es nützlich sein, die zu den übrigen Nutzungszwecken auf. So Software-Nutzenden in der Verwaltung und erreicht dieser Nutzungszweck mit 2,4 den insbesondere im Beteiligungsmanagement geringsten Wert und die Anzahl derjenigen, von Beginn an in den Prozess der Software- die der Aussage überhaupt nicht bzw. eher Einführung einzubinden und im Verlauf des nicht zustimmen, ist deutlich höher. Bei den Prozesses auch an Funktionstests zu betei- anderen Nutzungszwecken sind die Werte ligen. Ferner sollten sie nach erfolgter Einfüh- dagegen sehr ähnlich verteilt. Die Befunde rung in die Weiterentwicklung der Software sind im Grundsatz ähnlich wie sie in interna- einbezogen werden, um diese nutzungszen- tionalen Studien mit den gleichen Fragebo- triert weiterzuentwickeln. In Bezug auf die genskalen berichtet werden (Dimitrijevska- Software-Nutzenden in der Politik ist bei der Markoski & French, 2019). Insgesamt werden Software-Einführung und insbesondere bei Performance-Kennzahlen in mittlerer Inten- der Einrichtung der entsprechenden Benut- sität genutzt und für die Erfüllung der zeroberfläche aufgrund des Zeitdrucks Aufgaben im Kontext der Beteiligungssteue- besonders zentral, die einfache und über- rung im Sinne eines evidenzbasierten sichtliche Zugänglichkeit zu gewährleisten Managements besteht noch nicht ausge- und diese für die jeweilige Entscheidungs- schöpftes Potenzial (vgl. Kroll & Küchler- situation bspw. in Sitzungen mit anspre- Stahn, 2009). Insbesondere für die poli- chender und verständlicher Aufbereitung zur tischen Entscheidungsverantwortlichen, die Verfügung zu stellen. überwiegend ehrenamtlich tätig sind, sind entsprechende Schulungsangebote und ad Im Folgenden betrachtet Abbildung 2 die hoc Erläuterungen zu Kennzahlen im Kontext persönliche Nutzung von Performance- von Berichten vielversprechend. Auch sollte Kennzahlen. Über alle Nutzungszwecke der Umgang mit Performance-Kennzahlen in hinweg liegt die angegebene persönliche der Personalentwicklung in der Verwaltung Nutzung bei einem Wert von 2,9. Im ein noch wichtigeres Thema werden. Bitte geben Sie an, inwieweit Sie der folgenden Aussage zustimmen: Ich nutze Performance-Kennzahlen für ... N=254-291; Mittelwert am Ende der Balken Berichterstattung 3,0 Budgetplanung 3,1 Evaluation 3,1 Personalentscheidung 2,4 Projektplanung / Verbesserungen 3,1 Vergleiche 2,8 stimme überhaupt nicht zu (1) stimme eher nicht zu (2) teils/teils (3) stimme eher zu (4) stimme voll und ganz zu (5) Abbildung 2: Persönliche Nutzung von Performance-Kennzahlen für verschiedene Nutzungszwecke 23
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