Kommunen & Mobilfunk Anregungen für kommunale Akteure zur Verbesserung der Versorgungslage - Umwelt.NRW
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Vo r w o r t 2 Mobilfunkgestützte Kommunikation und Fachanwendungen für Die Netzbetreiber beklagen noch immer schleppende und zeitauf- Unternehmen und Privatpersonen werden immer wichtiger. Die wändige Verfahren zur Standortsuche und -genehmigung. Dies Technologie entwickelt sich schnell weiter und ermöglicht neue liegt nicht nur an restriktiven Auflagen aus verschiedenen Fach- Nutzungen. Dementsprechend steigt seit Jahren das benötigte mo- ressorts, sondern auch an teilweise unklaren Zuständigkeiten und bile Datenvolumen deutlich an, und zwar so schnell, dass der erfor- komplexen Verfahren. Zum Leidwesen aller Beteiligten und zum derliche Auf- und Ausbau der Infrastruktur nicht überall mithält. Nachteil der Endkunden und Endkundinnen dauert es so häufig sehr lange von der Bedarfsfeststellung neuer Sendestandorte bis Dies kann ein Grund für die Wahrnehmung sein, dass die Mobil- zu deren Inbetriebnahme. funkversorgung trotz eines immensen Infrastrukturausbaus nicht besser wird, sondern teilweise sogar schlechter. Unternehmen sind Dies soll sich ändern! Kommunale Akteure sollten die Chance aber auf eine gute Mobilfunkversorgung angewiesen, um Chancen nutzen, den Mobilfunkausbau fundiert, vorausschauend und der Digitalisierung ergreifen zu können. Auch aus dem privaten systematisch zu begleiten. Nur dann können sie eigene konkrete Bereich ist die Mobilfunknutzung nicht mehr wegzudenken. Eine Versorgungsziele einbringen und dazu beitragen, dass die Mobil- flächendeckende und leistungsstarke Mobilfunkversorgung ist funkversorgung bedarfsgerecht und zügig verbessert wird. damit ein wichtiger Standortfaktor für Kommunen. Wie können kommunale Akteure eine solche aktive Rolle im Um den steigenden Anforderungen und dem vermehrten Daten- weiteren Mobilfunkausbau noch intensiver einnehmen? Die verkehr gerecht zu werden, ist grundsätzlich der weitere Ausbau vorliegende Broschüre liefert entsprechende Handlungsemp- der Mobilfunkinfrastruktur durch die Netzbetreiber erforderlich. fehlungen. Zwar sind Kommunen inzwischen stärker in die Planungen der Netzbetreiber eingebunden als früher. Dennoch reagieren sie eher einzelfallbezogen auf Anfragen. Dr. Olaf Gericke Markus Lewe Landrat des Kreises Warendorf Oberbürgermeister der Stadt Münster Christian Schulze Pellengahr Dr. Martin Sommer Dr. Kai Zwicker Landrat des Kreises Coesfeld Landrat des Kreises Steinfurt Landrat des Kreises Borken
Inha lt 3 I. Einführung – Mobilfunk im Münsterland 4 1. Hintergrund & Projektziele 4 2. Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen 5 II. Unternehmensbefragung zum Mobilfunk im Münsterland 7 1. Vorgehensweise 7 2. Ausgewählte Ergebnisse 7 III. Mobilfunk – wichtige Fakten und Zusammenhänge 9 1. Die „Anbieterlandschaft“ 9 2. Die Mobilfunkgenerationen 9 3. Aufbau eines Mobilfunknetzes 10 4. Wichtige Effekte bei der Funkausbreitung 11 5. Versorgungsauflagen und politische Vereinbarungen zur Mobilfunkversorgung 13 6. Einflussfaktoren im Umfeld der Nutzer und Nutzerinnen 14 IV. Was können Kommunen tun? 15 1. Zum Mobilfunkausbau bekennen 15 2. Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern verbessern 15 3. Die Versorgungslage analysieren 17 4. Handlungserfordernisse ableiten 20 5. Verbesserungsmaßnahmen abstimmen 22 6. Die Standortsuche unterstützen 23 7. Genehmigungsverfahren vereinfachen und beschleunigen 25 8. Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen unterstützen 26 9. Interessen der Kommunen aktiv vertreten 26 10. Mobilfunkkoordination stärken 27 V. Ausblick: Was bleibt zu tun? 28 Anhang 29 Nützliche Links 29
I. Einführung – Mo b ilfu nk im M üns t er la nd 4 1 . H i n te r g r u n d & P r o jekt z iele Aufklärungskampagne zu den Engpassfaktoren der Mobilfunk- zu den Mobilfunkstandards bzw. -genera- 1 tionen siehe Kap. III.2. versorgung im Münsterland 2 Auch ein 5G-Ausbau wird außerhalb Durchgeführt haben dieses Projekt die vier Münsterlandkreise größerer Städte in den nächsten Jahren Wie sieht eigentlich die Mobilfunkversorgung im Münsterland tat- zunächst überwiegend auf LTE-Sendein- Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie die Stadt Münster sächlich aus? Wie kommt es zu der Diskrepanz zwischen tatsächli- frastruktur basieren. von August 2019 bis April 2021. Ziel war es, typische Probleme der cher und gefühlter Versorgungslage? Und was können Kommunen, Mobilfunkversorgung zu identifizieren und Verbesserungsmög- Unternehmen und Privatpersonen tun, wenn die Versorgung nicht lichkeiten aufzuzeigen. Ein Teil der erarbeiteten Handlungsemp- so gut ist, wie sie sein sollte? fehlungen richtet sich an Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe (Handreichung "Unternehmen & Mobilfunk"). Zusätzlich Um diese Fragen zu beantworten, wurden unter dem Obertitel wurde die mögliche Rolle der Kommunen in den Fokus genom- „Mobilfunk im Münsterland“ zwei Projekte durch das Ministerium men. Ergebnis sind die hier vorliegenden Empfehlungen. Daneben für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des wurde der Dialog mit den Mobilfunknetzbetreibern gesucht, um die Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV NRW) gefördert. Schließung vereinzelter Funklöcher anzustoßen. Untersuchung zur Verbesserung der Mobilfunkversorgung im Beide Projekte arbeiteten sehr eng zusammen. Ihr Hauptfokus lag ländlich geprägten Raum auf der Telefonie über GSM sowie auf dem LTE-Standard1, da LTE Das Projekt, das vom Breitbandkompetenzzentrum NRW als In- im Münsterland aktuell die größte Bedeutung für mobilfunkbasier- Institut der Fachhochschule Südwestfalen durchgeführt wurde, te Anwendungen hat2. hatte das Ziel, zu einem umfassenden und realistischen Bild der Versorgungslage im Münsterland zu gelangen. Hierzu wurden zahl- reiche vorhandene Daten zur Mobilfunkversorgung analysiert und Hinweis: die unterlegten Stellen im Text Die Projektergebnisse und die eigene vertiefende Messungen durchgeführt. Die Ergebnisse gaben weisen auf eine weiterführende Informa- beiden Broschüren sind zu finden tion im jeweils folgenden farbigen Text- Hinweise auf tatsächliche Versorgungslücken sowie verschiedene feld hin. auf der Website: Verbesserungsansätze, welche im zweiten geförderten Projekt auf- gegriffen wurden. www.mobilfunkstudie-muensterland.de
I. Einführung – Mo b ilfu nk im M üns t er la nd 5 2 . Z us a m m e n f a s s u n g d er H a ndl un g s e m p f e h lu n g e n Eine gute Mobilfunkversorgung ist ein wichtiger Standortfaktor. c) Die Versorgungslage analysieren Daher sollte es im Interesse der Kommunen sein, frühzeitig in Eine Vielzahl unterschiedlicher Datengrundlagen kann Hinweise auf Planungen der Netzbetreiber einbezogen zu werden und sich aktiv nicht ausreichend versorgte Gebiete liefern. Diese sollten miteinan- einzubringen. Eine Stärkung von Dialog und Transparenz, eine der abgeglichen werden. Sie können ggf. durch gezielte Messungen strukturierte Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Netz- untermauert werden. betreibern sowie abgestimmte Prozesse innerhalb der Verwaltung können für beide Seiten Vorteile bringen. Ansätze hierfür sind im d) Handlungsbedarfe ableiten Folgenden zusammengefasst: Kommunen sollten die aktuelle Versorgung und die Ausbaupläne der Netzbetreiber mit eigenen Versorgungszielen abgleichen. Auch a) Zum Mobilfunkausbau bekennen wenn die langfristigen Ausbaustrategien der Netzbetreiber nicht Ein entsprechendes politisches Bekenntnis in den Kommunen ist grundsätzlich beeinflusst werden können, können durch entspre- die Grundlage für zielgerichtete Aktivitäten zur Unterstützung eines chende Hinweise in Einzelfällen substanzielle Verbesserungen er- bedarfsgerechten Mobilfunkausbaus. reicht werden. Auf der anderen Seite können auch die Netzbetrei- ber ihre Bedarfe in die Gespräche mit den Kommunen einbringen. b) Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern verbessern Diese können sich auf notwendige Flächen für Mobilfunkstandorte, Kommunen können für Netzbetreiber wichtige Partner sein. Ihre benötigte Infrastruktur zur Erschließung dieser Standorte oder Ortskenntnis und ihr Wissen um konkrete Interessenslagen vor Ort auch konkrete einschränkende Faktoren beziehen. können die Arbeit der Netzbetreiber ebenso erleichtern wie eine Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit. Eine verbesserte Koordi- e) Verbesserungsmaßnahmen abstimmen nation verwaltungsinterner Abläufe kann notwendige Verfahren Im Gespräch mit den Netzbetreibern können Maßnahmen zu Ver- beschleunigen. Auf der anderen Seite können Kommunen eigene besserung der Mobilfunkversorgung besprochen werden. Hierzu Bedarfe in den Dialog einbringen. Voraussetzung für diese Zusam- gehören insbesondere menarbeit ist, dass sich Kommunen sowohl fachlich als auch orga- • Netzoptimierung, nisatorisch als Partner qualifizieren. Das Verständnis technischer • Ergänzung/Umbau bestehender Masten, Zusammenhänge sowie das Wissen um die jeweiligen Interessen • neue Sendestandorte. und Möglichkeiten des Gegenübers sind hierfür wichtige Grund- lagen.
I. Einführung – Mo b ilfu nk im M üns t er la nd 6 f) Die Standortsuche unterstützen i) Interessen der Kommunen aktiv vertreten Kommunen können die Standortsuche für Mobilfunkinfrastruktur Kommunen sollten ihre Interessen in Abstimmungsprozesse zur unterstützen, indem sie den Bedarf der verschiedenen Netzbe- weiteren Rahmensetzung für den Mobilfunkausbau aktiv einbrin- treiber mit geeigneten Flächen und Gebäuden sowie Masten in gen. Hierzu gehört beispielsweise die Ausgestaltung von Förder- öffentlichem Eigentum abgleichen. Potenziale für eine Mitnutzung programmen. bestehender und neuer Standorte sollten ausgeschöpft werden. Vorhandene Förderprogramme sollten sofern möglich genutzt j) Mobilfunkkoordination stärken werden. Technisch können die Versorgungsanalyse und die Suche Eine Mobilfunkkoordination auf Kreis- oder auf sonstiger überört- nach geeigneten Liegenschaften für Sendeinfrastruktur in einem licher Ebene kann unter anderem die vorgenannten Aktivitäten kommunalen GIS-Projekt umgesetzt werden. Neben öffentlichen steuern. Sie dient als Schnittstelle zwischen allen involvierten Potenzialstandorten können - unter Wahrung des Datenschutzes - Akteuren der Verwaltung, übergeordneten Stellen, den Netzbetrei- auch private Angebote einbezogen werden. bern, Tower Companies und als Kontaktstelle für Unternehmen Um eine aktive planerische Flächenvorsorge zu betreiben, sollten und Bürgerschaft. künftige Flächenbedarfe bereits bei der Planung neuer Baugebiete berücksichtigt werden. Bestehende Restriktionen, z.B. in Bebau- ungsplänen oder Gestaltungssatzungen sollten geprüft werden. g) Genehmigungsverfahren vereinfachen und beschleunigen Zwar werden einzelne Kommunen nicht die langfristigen Ausbau- Durch eine verbesserte verwaltungsinterne Koordination können strategien der Netzbetreiber beeinflussen: Als Wirtschaftsunter- die aktuell teilweise sehr zeitaufwändigen Genehmigungsverfahren nehmen bauen diese in erster Linie die Bereiche aus, in denen es beschleunigt werden. Hilfreich sind hierbei die Benennung einer sich für sie ökonomisch lohnt und bei denen sie möglichst effizient konkreten Ansprechperson und die Einrichtung eines zentralen die Versorgungsauflagen erfüllen. Die Versorgung dünn besiedel- Serviceportals. Bei Vereinfachungen von Verfahren liegen die Zu- ter Gebiete verursacht Kosten, ohne dass zusätzliche Einnahmen ständigkeiten allerdings auch oft auf anderer Ebene. Diese werden generiert werden – selbst dann, wenn die passive Infrastruktur zur u.a. in der Mobilfunkstrategie der Bundesregierung angesprochen. Verfügung gestellt wird. h) Kommunikation mit Bürgerschaft und Unternehmen Beispiele aus dem Münsterland und Gespräche mit den Netzbe- unterstützen treibern im Projekt zeigen dennoch: Kommunen können in einigen Eine transparente Kommunikation und Information für Privatper- Fällen den Ausbau beschleunigen und die Versorgung dadurch sonen und Unternehmen sind wichtig, um Probleme und Bedarfe substanziell verbessern. zu ermitteln, Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Vorbehalte gegenüber dem Mobilfunk abzubauen. Hierzu können Aktivitäten des Bundes, der Länder und der Netzbetreiber auf kommunaler Ebene unterstützt werden. Wissenschaftlich untermauerte Infor- mationen können aufbereitet oder zugänglich gemacht werden.
I I . U nte rne hme ns be fragung zum Mo b ilfu nk im M üns t er la nd 7 1 . Vo rg e h e n s w e is e Diese „Störpunkte“ wurden von den Teil- 3 nehmenden auf einer interaktiven Karte markiert. Die Abfrage erfolgte differenziert nach Netzbetreiber und Art der Störung. Das Projekt begann im November 2019 mit einer umfangreichen Die Mobilfunkversorgung hat sich in der Wahrnehmung der be- Die FH Südwestfalen nutzte sie für den Unternehmensumfrage im Münsterland. Die Online-Befragung fragten Unternehmen kaum verändert bzw. eher verschlechtert Abgleich mit vorhandenen Netzabde- ckungskarten und als Grundlage für ihre wurde über verschiedene Institutionen an Unternehmen aller (vgl. Abb. 1). Messfahrten und Einzelmessungen. Branchen gerichtet. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) 4 Weitere Ergebnisse sind in der Aus- wertung der Unternehmensumfrage unter NordWestfalen, die Handwerkskammer (HWK) Münster, der West- www.mobilfunkstudie-muensterland.de fälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV), die Kreishandwer- dargestellt. 5 Landwirtschaftliche Betriebe sind durch kerschaften sowie die Wirtschaftsförderungen der Kreise und der Wahrgenommene Veränderung der Versorgungslage ihre Lage im Außenbereich häufig beim Stadt Münster schrieben insgesamt ca. 10.000 Unternehmen an. in den vorangegangenen beiden Jahren (n=1.041) Mobilfunkausbau benachteiligt, obwohl auch in der Landwirtschaft die Digitalisie- 1.017 der 1.041 eingegangenen Datensätze konnten ausgewertet rung sowie mobilfunkbasierte Anwen- werden. dungen immer stärker an Bedeutung 11,6 % gewinnen. Der Grund: Eine Mobilfunk- versorgung im Außenbereich erfasst nur Erfasst wurden unter anderem die Zufriedenheit mit der Mobil- verbessert wenige Haushalte. Die Zahl der versorgten funkversorgung und wahrgenommene Versorgungslücken3. An- Haushalte war aber lange Zeit eines der wesentlichen Zielkriterien des Mobilfunk- gaben zu Anbietern, Tarifen und verwendeten Endgeräten lieferten ausbaus und bestimmt die Wirtschaftlich- Hinweise auf konkrete Probleme. Abgefragt wurde zudem die aktu- keit der Ausbaumaßnahmen deutlich mit. elle Nutzung von betrieblichen Anwendungen auf Mobilfunk-Basis. 67,5 % nicht verändert 2 . A u sg e w ä h lt e E r g e b n is s e Die vorab wahrgenommene geringe Zufriedenheit mit der Mobil- funkversorgung spiegelt sich auch in den Antworten der Unter- 20,7 % verschlechtert nehmensumfrage wider. Einzelne Ergebnisse werden im Folgenden 0,2 % präsentiert4. keine Angabe Insgesamt erhält die Mobilfunkversorgung im Münsterland die Schulnote 3,8. Die Landwirtschaftsbetriebe vergeben sogar nur die Note 4,3. Grund dafür ist vermutlich die Lage der Betriebe im Abb. 1: Veränderung der Mobilfunkversorgung aus Sicht der Unternehmen im Außenbereich, wo ein geringerer Versorgungsgrad herrscht5. Münsterland (eigene Darstellung)
I I . U nte rne hme ns be fragung zum Mo b ilfu nk im M üns t er la nd 8 Dies verwundert zunächst, da in den letzten Jahren ein massiver Neben der Telefonie und der Internetnutzung über Mobilfunk sind 6 siehe Auswertung Unternehmensumfra- ge und Handreichung "Unternehmen & Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur erfolgt ist. auch für Unternehmen im Münsterland unterschiedliche mobilfunk- Mobilfunk" unter www.mobilfunkstudie- basierte Anwendungen bereits jetzt wichtig6. Gleichzeitig zeigen muensterland.de die individuellen Rückmeldungen: Einige Unternehmen fühlen sich Im Sommer 2018 trat der Mobilfunkpakt zwischen dem Land NRW und den Mobilfunkbetreibern in Kraft. Seitdem sind bis Ende 2020 in NRW: aufgrund der als nicht ausreichend wahrgenommenen Mobilfunk- versorgung in ihren Entwicklungsmöglichkeiten beschnitten. Ins- • 1212 LTE-Mobilfunkstandorte neu gebaut worden. besondere Mängel bei der mobilen Telefonie verursachen Unmut • 4708 bestehende Standorte erstmals mit LTE ausgerüstet worden. (siehe Zitate). • 6946 Standorte in ihrer LTE-Kapazität erweitert worden. Eine Erklärung für diese Wahrnehmung hängt mit den gestiegenen Ansprüchen an eine zuverlässige Mobilfunkversorgung zusammen, „Die flächendeckende Versorgung, vor allem im Be- welche sich u.a. in einem starken Anstieg des genutzten Datenvolu- mens äußern, wie in der folgenden Abbildung zu erkennen ist. reich der mobilen Telefonie, hat sich hier im länd- lichen Raum deutlich verschlechtert. Das ist ein 5,2 Mrd. GB + 52,9% ECHTER Wettbewerbsnachteil und mittlerweile dra- Abb. 2: matisch.“ Wachstum des Nutzerdatenvolumens (eigene Darstellung basierend auf Daten des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (vatm)) „Wir leben in einem digitalen Entwicklungsland. Das bestehende Mobilfunknetz lässt sich auf dem Land Hinweis: die kursiv gestellten Bereiche quasi nicht nutzen. Fahrten müssen unterbrochen im Text weisen auf einen direkten Link zu 3,4 Mrd. GB Gesamtvolumen pro Jahr + 50,4% werden, damit das Mobilfunknetz nicht abreißt.“ einer Internetseite hin (siehe unten). Durchschnittliches Datenvolumen pro SIM-Karte und Monat 2,3 Mrd. GB Nicht immer liegen Empfangsprobleme jedoch an einer schlechten + 64,7% Funknetzabdeckung. Die Umfrage zeigt, dass einige Mängel auch durch die Unternehmen selbst behoben werden können. Ent- sprechende Hinweise werden in den Handlungsempfehlungen für Handlungsempfehlungen 1,4 Mrd. GB + 50,8% Endkunden aufgegriffen. für Endkunden 0,6 Mrd. GB 0,9 Mrd. GB + 58,3% + 45,6% 0,4 GB 0,6 GB 0,87 GB 1,41 GB 2,06 GB 3,0 GB + 39,8% + 47,5% + 46,0% + 62,0% + 46,5% + 45,4% 2015 2016 2017 2018 2019 2020
III. Mo b ilfunk – wic htig e Fak te n u nd Zus a m m enhä nge 9 Die Frage, ob eine ausreichende Mobilfunkversorgung vorliegt, ist 2. Die M obilfunkgen erati on en Eine Übersicht über die den verschiede- 7 nen Netzbetreibern zugeordneten „Resel- nur scheinbar leicht zu beantworten, denn die tatsächliche Emp- ler“ ist in der Handreichung "Unternehmen fangsqualität hängt von zahlreichen Einflüssen ab. Viele dieser & Mobilfunk" enthalten – siehe www. Jeder der drei derzeitigen Betreiber verwendet in seinem Netz vier mobilfunkstudie-muensterland.de. Faktoren können die Netzbetreiber in der Planung nur mit gewis- unterschiedliche Mobilfunkstandards: 2G, 3G, 4G und 5G. Jede 8 Bei der M2M-Kommunikation geht es sen Wahrscheinlichkeiten berücksichtigen. Außerdem variieren sie darum, dass Anlagen/Geräte/Maschinen nachfolgende Generation ist leistungsfähiger als ihre Vorgängerin. ohne menschlichen Auslöser Daten aus- zeitlich und räumlich stark. tauschen. Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) ist eine Weiterentwicklung. Bei der ersten bis dritten Mobilfunk-Generation standen die von Es vernetzt internetbasiert viele Endgerä- Für Kommunen ist es wichtig, die grundlegenden Zusammenhänge Menschen direkt genutzten Kommunikationsanwendungen im Vor- te/“Dinge“ miteinander. der Mobilfunkversorgung zu verstehen, um vorliegende Daten ana- dergrund: Telefonie, Kurzmitteilungen, Internet-Recherche, E-Mail, lysieren zu können und Handlungsoptionen einzuschätzen. Daher Video. werden im Folgenden die wichtigsten Zusammenhänge erläutert. 4G (LTE) nahm zusätzlich die Kommunikation zwischen Maschinen bzw. Dingen in den Blick: Machine-to-Machine (M2M), Internet of 1 . D i e „ A n b ie t e r la n d s c h aft “ Things (IoT)8. In Deutschland gibt es derzeit drei Mobilfunk-Netzbetreiber: Telekom Bei 5G wurde die Leistungsfähigkeit gerade in Hinblick auf dieses Deutschland GmbH, Vodafone GmbH und Telefónica Germany GmbH Anwendungsfeld noch einmal deutlich gesteigert - mit höheren & Co. OHG. Die restlichen Anbieter nutzen eines der drei bestehen- Datenraten, geringeren Reaktionszeiten, höherer Zuverlässigkeit den Netze7. Für den 5G-Bereich kommt zukünftig der Netzbetreiber der Datenübertragung und mehr vernetzten Dingen pro Fläche. 1&1 Drillisch AG hinzu. 1G 2G 3G 4G 5G ab 1990 ab 2000 ab 2010 ab 2020 C-Netz GSM/EDGE UMTS/HSPA LTE/LTE-A IMT-2020 Telefonie, SMS, Fax, wie 2G und www, wie 3G und höhere wie 4G, aber schneller, geringe Datenraten E-Mail, Bilder, Video,... Datenraten, M2M, IoT plus "industrielle" Anwendungen Abb. 3: Generationen von Mobilfunksystemen (eigene Darstellung)
III. Mo b ilfunk – wic htig e Fak te n u nd Zus a m m enhä nge 10 3 . A u fb a u e in e s M o b ilf unknet z es Für die Funkversorgung einer Fläche sind die Mobilfunkstandorte Ein Handover von 4G zu 3G zu 2G funk- 9 tioniert - der von 2G zu 3G kann ebenfalls entscheidend. Im Münsterland gibt es ca. 900 solcher Standorte. funktionieren, der von 3G zu 4G allerdings Um hohe Datenraten weiterzuleiten, müssen sie an das Kernnetz nicht. In seinem groben Aufbau besteht ein Mobilfunknetz aus folgender angeschlossen sein über hochleistungsfähigen Richtfunk oder bes- Hardware: ser noch über Glasfaser. Eine Mobilfunkantenne hat üblicherweise einen Strahlungswinkel von 120 Grad (Sektor). Drei Antennen schaffen eine kreisförmige Endgeräte Funkzelle um den Sendestandort. Die verfügbaren Datenraten in einer Funkzelle teilen sich alle Nutzer und Nutzerinnen der gleichen • Smartphones Funkzelle. Auch wenn in benachbarten Funkzellen Teilnehmer und • Tablets Teilnehmerinnen aktiv sind, stört dies die Versorgung. • Funkmodule für Steuerungszwecke Bei Bewegung des Endgeräts z. B. im Fahrzeug wird die bestehende Verbindung automatisch von Funkzelle zu Funkzelle weitergereicht (Handover). Um dabei eine lückenlose Versorgung zu garantieren, Funknetz sollten sich die Funkzellen verschiedener Standorte überlappen. • Standorte von Mobilfunkantennen auf Wichtig: Ein Handover zwischen Funkzellen mit unterschiedlichen - Hausdächern Mobilfunkstandards ist in der Regel nur vom besseren zum - Masten schlechteren Standard möglich – nicht andersherum9! • zugehöriges elektronisches Equipment Wo Lücken zwischen Funkzellen wahrnehmbar sind, indem ein Verbindungsaufbau gar nicht möglich ist, spricht man von „Funk- löchern“. Kernnetz • Router Mit dem Begriff „Mobilfunkstandort“ meinen wir in dieser Broschüre so- • Server genannte Makrostandorte, d.h. Türme, Masten, Dächer oder sehr hohe • Datenbanken Gebäude, an denen Antennen angebracht sind. Im Zusammenhang mit • … 5G werden zusätzlich sogenannte Kleinzellen (Small Cells) mit Installationen z.B. an Gebäudefassaden oder Straßenlaternen an Bedeutung gewinnen. Abb. 4: Elemente eines Mobilfunknetzes (eigene Darstellung)
III. Mo b ilfunk – wic htig e Fak te n u nd Zus a m m enhä nge 11 4 . W i c h t ig e E f f e kt e b e i der So benötigt z. B. 5G neben den 10 Daten- eigentlichen 5G-Frequenzen zusätzlich rate Funka u s b r e it u n g sogenannte LTE-Ankerfrequenzen mit hoher Sendereichweite. 11 Bei hohen Frequenzen sinkt die erzielbare Datenrate mit wachsender Entfernung rasch, so dass Die deutschen Mobilfunkanbieter verfügen über acht verschiede- dann die niedrigeren Frequenzen Vorteile ne Frequenzbänder, die sie je nach Einsatzzweck nutzen – auch in bringen (siehe Abb. 5). Grundsätzlich gilt: Sendet ein Endgerät („uplink“), sind erziel- Kombination miteinander10. Je höher die verwendeten Frequenzen bare Datenraten im Allgemeinen geringer, sind, als wenn es empfängt („downlink“). Der Grund: Die Sendeleistung des Endgeräts ist deutlich geringer als die der Basissta- • desto geringer ist ihre Reichweite, tion am Mobilfunkstandort. • desto höher sind die möglichen Datenraten11 , Abstand • desto schlechter ist die Durchdringung von dämpfenden Materialien. hohe Frequenzen: viel Kapazität / geringe Reichweite niedrige Frequenzen: wenig Kapazität / hohe Reichweite Abschwächung von Funksignalen Abb. 5: Frequenzen, Reichweite und Kapazität (eigene Darstellung) Entfernung: Mit zunehmender Entfernung vom Sender werden die Signale auch ohne Hindernisse schwächer. Transmission: Entfernung – Schwächung durch Freiraumausbreitung Durchdringen Funkwellen Hindernisse wie Wände, werden sie im Allgemeinen deutlich schwächer – die Funksignale werden 1 Beugung 2 Reflexion gedämpft. Hohe Dämpfungen treten insbesondere bei dickeren Betonwänden bzw. Stahlbetondecken, metallischen Hüllen sowie starke Wärmeschutzverglasung auf. 1 Abschattung Ablenkung: Transmission 2 Funkwellen gelangen auch „auf Umwegen“ (durch Reflexion und Transmission Beugung, siehe Abb. 6) zu einem Empfänger. Dabei werden sie al- lerdings deutlich geschwächt. Wie stark, ist abhängig von Frequenz und Winkel. Abb. 6: Effekte der Funkausbreitung (eigene Darstellung)
III. Mo b ilfunk – wic htig e Fak te n u nd Zus a m m enhä nge 12 Diese und weitere Effekte werden durch die Netzbetreiber berück- Bestehende Auflagen wurden 2019 gelockert, so dass eine Verbes- sichtigt, wenn sie ihre Funknetze planen. Wichtig sind hierfür auch serung der Situation möglich ist. Es besteht allerdings der Eindruck, Daten zur Verteilung der Nutzenden und zum zugehörigen Daten- dass hier nach wie vor Zurückhaltung herrscht. Ein Grund hierfür aufkommen. wird sein, dass neue Standorte nahe der Grenze oft nur wenige zu- sätzliche Kunden und Kundinnen erschließen. Bei Verwendung glei- Die versorgte Fläche pro Mobilfunkstandort hängt von folgenden cher Frequenzen können zudem Störungen zwischen deutschen Faktoren ab: und niederländischen Funkzellen zu Beeinträchtigungen führen und müssen dann unverzüglich beseitigt werden. • den verwendeten Frequenzen • den Funkausbreitungsbedingungen Beim Handover zwischen deutschen und niederländischen Netzen (z. B. Topografie, Vegetation, bauliches Umfeld) kommt es vereinzelt zu Problemen. Bei der Telefonie über 4G/LTE • der Installationshöhe der Antennen ist ein grenzüberschreitender Handover derzeit noch nicht möglich. • der technisch und auflagenbedingt begrenzten Stärke des Sendesignals Im ländlichen Raum werden zur Flächenversorgung Frequenzen unter 1 GHz eingesetzt. Damit lassen sich teilweise bis zu 50 km² und mehr über einen einzigen Maststandort abdecken. In Städten sind es in der Regel nur 2 km², teilweise sogar weniger. Sonderfall Grenzregionen Im Münsterland betrifft dieser Sonderfall vor allem den Kreis Bor- ken mit seiner über 100 km langen Grenze zu den Niederlanden. Hier haben sich die deutschen Netzbetreiber in der Vergangenheit aufgrund von international vereinbarten Auflagen der Bundes- netzagentur (BNetzA) mit ihrem Ausbau entlang der Grenze eher zurückgehalten. So bestehen in Grenznähe teilweise noch unver- sorgte Bereiche oder solche, die nur mit niederländischem Netz versorgt sind.
III. Mo b ilfunk – wic htig e Fak te n u nd Zus a m m enhä nge 13 5 . Ve rs o r g u n g s a u f la g e n und Das Land NRW hatte bereits vorher im 12 Mobilfunkpakt mit den Netzbetreibern po l i ti s c h e Ve r e in b a r u n gen vereinbart, bis Ende 2019 insgesamt 99 % der Haushalte in NRW mit verlässlicher zur Mo b ilf u n kv e r s o r g u ng Sprachtelefonie sowie mit schnellem mobilem Internet durch mindestens einen Anbieter zu versorgen. 13 Die geforderten Datenraten beziehen Bei der Versteigerung von Frequenzen hat die BNetzA den Netzbe- Die Kriterien für den Status „versorgt“ lassen allerdings einige sich nur auf den Empfang im Freien – bei treibern Versorgungsauflagen erteilt. Die verbindlichen Vorgaben Spielräume offen. Dadurch sind beispielsweise die tatsächlich er- einer Person in einer Funkzelle und ohne Störung von Funkzellen untereinander. bezogen sich allerdings zunächst nur auf Anteile versorgter Haus- zielbaren Datenraten durch die Nutzer und Nutzerinnen deutlich halte und auf bedeutende Verkehrswege. geringer als die in den Auflagen genannten13. Damit wurden ländlich geprägte, dünn besiedelte Gebiete benach- teiligt. Eine Versorgung der Fläche ist aber hier ebenfalls wichtig - Zur Umsetzung der Mobilfunkstrategie der Bundesregierung wurde Ende 2020 die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG) gegründet. Sie unabhängig von Haushaltszahlen. Auch Anwendungen im Touris- hat ihren Sitz in Naumburg (Sachsen-Anhalt). Die MIG soll insbesondere mus sowie der Land- und Forstwirtschaft benötigen Mobilfunk. das Bundesförderprogramm von 1,1 Mrd. Euro betreuen. Ihr kommen Das Gleiche gilt für Mitarbeitende im Außendienst, die unterwegs u.a. die folgenden Aufgaben zu: kommunizieren. Aufgrund der Siedlungsstruktur im Münsterland befinden sich zudem produzierende Betriebe häufig im Außenbe- • Erfassung der aktuellen Versorgungssituation, von öffentlichen reich. Liegenschaften und mitnutzbaren Infrastrukturen • Festlegung von Suchkreisen in Förderprojekten für mögliche Mobilfunk-Standorte im Dialog mit den Netzbetreibern Flächenbezogene Ausbauziele wurden erst im Rahmen der Mobil- • Abstimmung von Nutzungsbedingungen und Musterverträgen funkstrategie der Bundesregierung angesprochen (vgl. Tab. 1). • Unterstützung von Kommunen bei der Schließung weißer Flecken Häufig ist der Ausbau in dünn besiedelten Gebieten für die Netz- mit Fördermitteln des Bundes in weitgehend standardisierten betreiber nicht wirtschaftlich, sodass hier unter Umständen ein Prozessen • Koordinierung von privatwirtschaftlichen und geförderten Marktversagen vorliegt. Dies kann eine öffentliche Förderung recht- Ausbauaktivitäten in einem institutionalisierten Austausch mit fertigen. Mithilfe eines Förderprogramms soll daher nun auch in Netzbetreibern, Ländern und Kommunen solchen Gebieten eine Mobilfunkversorgung hergestellt werden. Das Förderprogramm befindet sich aktuell zur Notifizierung bei der Europäischen Kommission. Zuständig für die Umsetzung soll eine neu gegründete Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG) sein. Insgesamt sollen auf diesem Wege ca. 5.000 zusätzliche Standorte realisiert werden. Ziel ist die Versorgung von insgesamt 99,95 % der Haushalte und 97,5 % der Fläche12.
III. Mo b ilfunk – wic htig e Fak te n u nd Zus a m m enhä nge 14 Datenrate DL / Versorgte Versorgte Versorgte Bis wann? Mbit/s Haushalte Fläche Verkehrswege Auktion 2015 50 97 % - Autobahn, Schiene Ende 2019 100 - Autobahn, Schiene (stark genutzt) Ende 2022 100 Bundesstraßen (stark befahren) Ende 2022 Auktion 2019 98 % 100 andere Bundesstraßen Ende 2024 50 Landes-/Staatsstraßen Ende 2024 Mobilfunkstrategie 100 99 % 97 % „ Ende 2024 Bundesregierung Förderprogramm Mobilfunkstrategie 100 99,95 % 97,5 % „ Ende 2024 (+ 5.000 Standorte) Mobilfunknetze Tab. 1: Versorgungsauflagen und angestrebte Versorgungsziele der Bundesregierung (BNetzA, BNetzA, BMVI) 6 . E i n fl u s s f a kt o r e n im U m feld Mobilfunkmonitoring der BNetzA de r N u t z e r u n d N u t z e r innen Nicht alle Faktoren, die die Güte des Mobilfunkempfangs bestim- men, werden durch die Netzbetreiber bestimmt. Auch Nutzerinnen und Nutzer können in einigen Fällen selbst zur Verbesserung des Mobilfunkempfangs beitragen. Auf diese Faktoren und Möglichkeiten geht die Handreichung Unternehmen & Mobilfunk ein. Mobilfunkstrategie des BMVI
IV. Wa s k ö nnen Ko m m unen t un? 15 Eine gute Mobilfunkversorgung ist aus unserer Sicht als Standort- Bebauungsplänen oder Gestaltungssatzungen - stark einschrän- 14 Da der Fokus des Projektes insbesonde- re auf 4G/LTE lag, wird im Folgenden auf faktor und als Element zur Erreichung gleichwertiger Lebensver- kende Auflagen gebe, die auch über Anforderungen in den Bau- Bedarfe für neue sogenannte Makrostand- hältnisse sehr wichtig. ordnungen und Fachgesetzen hinausgingen. Ferner dauere es orte eingegangen (Dachstandorte und frei- stehende Masten mit Sendeleistungen von durchschnittlich zwei Jahre von der Bedarfsfeststellung bis zur In- mehr als 10 Watt EIRP). Kleine Antennen, Daher sollten Kommunen einen konstruktiven Beitrag zu einem betriebnahme einer solchen Anlage. Dies sei u. a. auf eine Vielzahl die vor allem im künftigen 5G-Ausbau für die Nutzung hoher Frequenzbereiche in bedarfsgerechten und zügigen Mobilfunkausbau leisten. Im Gegen- von Vorschriften bzw. einzubeziehender Fachbereiche mit teilweise hoher Zahl notwendig sein werden, haben satz zur bisher dominierenden einzelfallbezogenen und reaktiven konkurrierenden Zielsetzungen zurückzuführen. Zudem fehle es andere Standortanforderungen. Die Akquise, der Aufbau und das Vorgehensweise, sollten sie dabei eine aktive Rolle einnehmen. Die häufig an einer verwaltungsinternen Koordination und an einem 15 Management der passiven Infrastruktur folgenden Handlungsempfehlungen zeigen auf, wie dies funktionie- zentralen Verantwortlichen. wird seitens der Netzbetreiber zunehmend ren kann. ausgelagert an sogenannte Tower Com- panies (z.B. Deutsche Funkturm GmbH, Auf der anderen Seite beklagen kommunale Akteure oft eine nicht Vantage Towers AG, Telxius, Eubanet ausreichende Einbeziehung in die Ausbauplanungen der Netzbe- GmbH, u.v.m.). Diese vermieten die passive Infrastruktur an die Netzbetreiber, treiber sowie örtliche Versorgungslücken. die dort ihre Funktechnik installieren. 1 . Z um M o b ilf u n ka u s b a u bekennen Der aktuelle Prozessablauf von der Bedarfsfeststellung bis zur In- In vielen Kommunen existieren noch Beschlüsse, die einen Mobil- betriebnahme eines neuen Mobilfunkstandortes ist in der Grafik funkausbau einschränken. In manchen Orten sollen z. B. Netzbe- auf der folgenden Seite dargestellt (Abb. 7). treibern keine kommunalen Liegenschaften zur Verfügung gestellt werden. Es können aber auch restriktive Regelungen in Bebauungs- Das Abstimmungsverfahren für den Mobilfunkausbau wurde zum plänen oder z.B. Gestaltungssatzungen sein, die eine Errichtung einen bereits durch Vereinbarungen der Netzbetreiber mit den kom- Vereinbarungen der Netzbetreiber munalen Spitzenverbänden verbessert: Kommunen werden seitdem mit den kommunalen Spitzenver- von Mobilfunkinfrastruktur verhindern oder erschweren. In sol- bänden chen Fällen muss zunächst die politische Voraussetzung geschaffen bei Ausbauvorhaben vorab in Form einer sogenannten „Such- werden, um die weiteren Punkte sinnvoll angehen zu können. kreismeldung“ informiert. Diese Meldung enthält den möglichen Bereich für einen neuen Mobilfunkstandort sowie Vorschläge für die konkrete Verortung. In der Folge kann die Kommune alternati- ve Standorte innerhalb des Suchkreises empfehlen. Diese werden 2 . Z us a m m e n a r b e it m it den Net z - dann vorrangig geprüft und realisiert, wenn sie funktechnisch und wirtschaftlich geeignet sind. be tre i be r n v e r b e s s e r n Allerdings scheinen Suchkreismeldungen bei Kommunen nicht im- Die Netzbetreiber berichteten in Projektgesprächen von Proble- mer aktiv bearbeitet zu werden. Ein Grund dafür ist möglicherwei- men, geeignete neue Standorte für Mobilfunksendeanlagen zu se, dass Zuständigkeiten und Ansprechpersonen nicht eindeutig ge- akquirieren14. Liegenschaften für neue Mobilfunkstandorte seien klärt und bekannt sind. Bei Anfragen privater Infrastrukturanbieter schwer zu bekommen. Zudem könnten oft eigentlich geeignete sind Kommunen zudem teilweise unsicher, wie sie damit umgehen Grundstücke oder Gebäude nicht genutzt werden, weil es – z.B. in sollen15. Teilweise treten solche „Tower Companies“ gegenüber den
IV. Wa s k ö nnen Ko m m unen t un? 16 Kommunen sehr forsch und fordernd auf und suggerieren Mitwir- Bedarfsfeststellung 16 Aktuelle Hinweise über die baurecht- 1. liche Beurteilung von Mobilfunkanlagen kungspflichten, die tatsächlich nicht bestehen. Häufig ist auch nicht • Analyse Netzbetreiber: Netzmonitoring, Versorgungsauflagen, finden sich beispielsweise unter https:// Beschwerden/-anfragen von Kund:innen, Vertragskündigung eindeutig, ob sie direkt im Auftrag der drei Mobilfunknetzbetreiber www.informationszentrum-mobilfunk. Alt-Standort, Kapazitätserweiterung de/politik-recht/gesetzgebung/baurecht handeln oder nicht. Werden Liegenschaften von Privatpersonen • Anfrage Kommune: Neubaugebiet, Schließen von Funklöchern, sowie in folgendem Dokument der Bau- zur Verfügung gestellt, suchen Netzbetreiber offenbar nicht immer Versorgungswunsch ministerkonferenz: file:///C:/Users/830103/ AppData/Local/Temp/7/42323125.pdf. Das die Vorab-Abstimmung. Dann erfolgt eine kommunale Beteiligung Standortsuche Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau erst im Baugenehmigungsverfahren, sofern erforderlich16. und Gleichstellung NRW (MHKBG) erarbei- 2. • Einrichtung Suchkreis (Funknetzplanung) • Anzeige Suchkreise an Kommune: Ansprechperson entweder benannt tet aktuell darauf aufbauende Hinweise. Insgesamt entstand der Eindruck, dass Prozesse und Strukturen oder Hauptverwaltungsbeamter/-beamtin (erste kommunale Abstim- der Zusammenarbeit noch verbessert werden können, um einen mung); Kommune darf Standortvorschläge machen bedarfsgerechteren und zügigeren Mobilfunkausbau zu unterstüt- • Standortakquisition inkl. Vorprüfung auf Hemmnisse durch Standortakquisiteur (bis zu 4 Wochen) zen. • Eignungsprüfung durch Funknetzplanung Wir gehen davon aus, dass von einer systematischen, dialogorien- Standortanzeige tierten Zusammenarbeit auf Augenhöhe beide Seiten profitieren 3. • Anzeige des geplanten Standortes an die Kommune (zweite kommunale Abstimmung); Kommune darf alternative Standortvorschläge machen können! Standortsicherung Hierauf wird im Folgenden eingegangen. Wichtig ist zunächst, dass 4. • Bautechnische Begehung durch Standortakquisiteur: Vermessung, Prüfung durch Bauunternehmung, Entwurfsplanung die kommunalen Akteure sich selbst ein Bild von der tatsächlichen • Vertrag Gebäude-/Flächeneigentümer und Standortakquisiteur: Versorgungslage machen und Funklochmeldungen von Bürgern Nutzungsdauer, Pachtzins, Zutritt und Bürgerinnen sowie Unternehmen möglichen Ursachen zuord- • Prüfung Energie- und Glasfaserversorgung nen können. Bauantrag 5. • Bauantrag durch Bauunternehmung: Statik, Abstand, Höhe, Erhaltung des Orts- und Stadtbildes • inklusive Behördenbeteiligung: Kampfmittelprüfung, Natur-/Gewässer- schutz, Denkmalschutz, Straßenbaulastträger, Flugsicherung • ggf. Baugenehmigung • Antrag Immissionsschutz bei der BNetzA Standorterrichtung 6. • Energie- und Glasfaserversorgung • Fundament und Antennenträger • Antennentechnik Abb. 7: Prozessablauf für neuen Mobil- funkstandort (eigene Darstellung auf Inbetriebnahme Basis von verschiedenen Quellen und Anbietergesprächen, Abweichungen 7. • Standortbescheinigung durch BNetzA (Immissionsschutz) • Inbetriebnahme (Netzdefinition) im Einzelfall möglich)
IV. Wa s k ö nnen Ko m m unen t un? 17 3 . D i e Ve r s o r g u n g s la g e analy s ieren Der Projektbericht der Fachhochschule 17 Südwestfalen geht detaillierter auf die jeweiligen Inhalte der Datengrundlagen und deren Aussagekraft ein. Die einzelnen Kommunen können unterschiedliche Datengrundlagen zur Analy- Quellen geben jeweils nur Hinweise auf se der Versorgungslage heranziehen. Die im Folgenden aufgeführ- „Funklöcher“ können unterschiedlicher Ausprägung sein: schlecht bzw. nicht versorgte Bereiche. Etwa die Hälfte der Störmeldungen aus der ten Quellen ergeben in ihrer Zusammenschau Hinweise auf noch Unternehmensumfrage konnte sich über Weißer Fleck: Das Gebiet ist weder mit UMTS noch mit LTE versorgt, d.h. nicht ausreichend versorgte Bereiche. 17 die Netzabdeckungskarten erklären lassen es ist keiner der Anbieter vertreten. In manchen Fällen ist nicht einmal (bei Hinzunahme eines Puffers von 200 m eine GSM-Abdeckung vorhanden. Dies ist besonders kritisch, weil dann um die Funklöcher laut Abdeckungskarte). Notrufe nicht abgesetzt werden können (der Notruf nutzt unabhängig 18 siehe Kap. III.2. 19 Für eine Indoor-Versorgung muss eine a) Bestehende Quellen nutzen vom Anbieter jedes verfügbare Netz). Solche weißen Flecken gibt es im höhere Signalstärke vorliegen, da das Münsterland derzeit kaum bzw. sind sie sehr klein. Sollte ein Notruf Funksignal zusätzlich dämpfende Materia- Verschiedene bestehende Quellen sollen die vorhandene Netzab- tatsächlich nicht abgesetzt werden können und kein Festnetzanschluss lien durchdringen muss; siehe Kapitel III.4. vorhanden sein, ist in der Regel nur wenige Meter weiter zumindest deckung aufzeigen: eines der Netze erreichbar. Die weißen Flecken stehen im Fokus der künftig über die MIG organisierten Ausbaubestrebungen. Modellbasierte Netzabdeckungskarten der Netzbetreiber Die Netzbetreiber veröffentlichen sogenannte Netzabdeckungskar- Grauer Fleck: Nur ein Anbieter kann eine zuverlässige Mobilfunkversor- ten für ihre jeweiligen Mobilfunknetze in digitaler Form auf ihren gung bieten. Für dauerhaft ansässige Nutzer und Nutzerinnen ist hier eine passende Anbieterwahl die Lösung, für Durchreisende und Gäste Internetseiten. nicht. Die Mobilfunknutzung soll jedoch auch an solchen Standorten für alle Mobilfunknutzer und -nutzerinnen ermöglicht werden. Deshalb Netzabdeckungskarten: • Telefónica haben die Netzbetreiber im Januar 2021 eine Zusammenarbeit zur Be- • Telekom seitigung grauer Flecken vereinbart. • Vodafone Störungen zwischen Funkzellen und Handover-Probleme: Diese werden oft als „Funkloch“ wahrgenommen, auch wenn die Versorgung in den Die Kartenanwendungen zeigen durch Färbungen an, wo eine einzelnen Funkzellen eventuell gut ist. Solche technisch bedingten Pro- Telefónica Netzabdeckung gegeben ist. Basis hierfür sind die modellbasierten bleme können in der Regel durch eine Funknetzoptimierung der An- Versorgungsberechnungen der Netzbetreiber. Dabei kann jeweils bieter angegangen werden. ausgewählt werden, welcher Mobilfunkstandard18 angezeigt wird. Die Karten beziehen sich auf eine Versorgung außerhalb von Ge- Um „Funklöcher“ zu melden, können verschiedene Möglichkeiten ge- nutzt werden. Diese sind in der Handreichung Unternehmen & Mobilfunk bäuden. Die Karte der Telefónica unterscheidet darüber hinaus angesprochen. zwischen Outdoor- und Indoor-Versorgung19. Telekom Vodafone
IV. Wa s k ö nnen Ko m m unen t un? 18 Für die Darstellung der Netzabdeckungskarten durch die Netzbe- Crowd-basierte Funklochkarte der Bundesnetzagentur 20 Siehe Kap. III.4 treiber selbst gibt es keine einheitlichen Kriterien wie zum Bei- Crowd-basierte Anwendungen verwenden Daten, die durch eine spiel: große Anzahl von Nutzern und Nutzerinnen (die „crowd“) bereit- gestellt werden. Hierzu installieren diese in der Regel entspre- • Größe und Form der dargestellten Rasterfelder chende Apps auf ihrem Endgerät. Die Apps zeichnen Daten auf • Mindestflächenanteil eines Rasterfeldes, der „versorgt“ sein und übermitteln sie an den App-Betreiber. Aus den gesammelten muss, damit das gesamte Rasterfeld als „versorgt“ angezeigt Daten werden dann Karten erstellt. Im Breitband-Monitor stellt die wird BNetzA eine solche interaktive Funkloch-Karte bereit. Dort sind die • Mindest-Grenzwerte der Signalstärke oder der verfügbaren Ergebnisse von Netzverfügbarkeitserfassungen mithilfe der Breit- Datenraten, um das Kriterium „versorgt“ zu erfüllen bandmessung/Funkloch-App der BNetzA zusammengestellt. Wer die kostenlose App auf sein Endgerät lädt, kann die lokal zur Verfügung Dadurch sind die Aussagen der einzelnen Karten nicht immer stehende Datenübertragungsrate messen – anbieter- und techno- vergleichbar. Zudem führt die modellbasierte Erstellung20 dazu, logieunabhängig. dass sie nicht immer die tatsächliche Versorgung vor Ort wieder- geben. Hinzu kommen die in den Handlungsempfehlungen für Weitere crowd-basierte Apps zur Versorgungsdatenerfassung Versorgungskarten Endkunden benannten Faktoren, die bestimmen, ob tatsächlich und -auswertung ein ausreichender Mobilfunkempfang vorliegt. Dennoch bieten Zur crowdbasierten Erfassung und Darstellung der Mobilfunkver- die vorhandenen Karten wertvolle Hinweise zur Versorgung, die sorgung gibt es viele verschiedene Apps. Zum Beispiel: ggf. verifiziert oder vertiefend untersucht werden müssen. • CellMapper: Diese Datenbank liefert Informationen zur Versorgungskarten der BNetzA Netzabdeckung sowie zu Mobilfunk-Sendestandorten. Seit Dezember 2020 stellt die BNetzA im Rahmen des Mobilfunk- • Network Cell Info: Die kostenpflichtige App für Android- Funkloch-Karte Monitorings ebenfalls Versorgungskarten zur Verfügung – ähnlich Endgeräte bietet eine Übersicht der Netzinformationen von den Netzabdeckungskarten der Betreiber. Die BNetzA-Versor- bis zu zwei Mobilfunknetzen und einem WLAN-Netz. Gezeigt gungskarten beruhen grundsätzlich auf Angaben und Berechnun- werden Details zum eigenen Empfang wie das verwendete gen der Netzbetreiber. Dadurch, dass für eine bessere Transparenz Frequenzband, der Übertragungsstandard und die Signalstärke und Vergleichbarkeit methodische Anpassungen vorgenommen sowie eine Karte mit Orten, an denen ein besserer Empfang wurden, weichen sie aber teilweise von den Netzbetreiber-Karten gegeben ist. Breitbandmessung/Funkloch-App ab. • Open Signal: Dies ist eine iOS- und Android-App, mit welcher der BNetzA man den Mobilfunk-Netzempfang am eigenen Standort messen und anzeigen kann. Die Messdaten werden in einer Karte dargestellt.
IV. Wa s k ö nnen Ko m m unen t un? 19 Funklochmelder Davon zu unterscheiden sind sogenannte Funklochmelder, in denen Im Landkreis Bad Kissingen wurde durch den Mitarbeiter der Kompetenz- Nutzer und Nutzerinnen selbst wahrgenommene Funklöcher oder stelle Digitalisierung „Breitband und Mobilfunk“ ein Messrucksack ent- wickelt, mit dem die Mobilfunkversorgung im Landkreis erfasst werden andere Probleme beim Mobilfunkempfang in Karten eintragen soll. Der Rucksack begleitet die Kollegen und Kolleginnen aus dem können. Die Qualität der aus solchen Funklochmeldern generier- Landratsamt bei Dienstfahrten in der Region auf dem Beifahrersitz und ten Informationen hängt sehr stark davon ab, wie differenziert die misst mit drei handelsüblichen Endgeräten die tatsächliche Versorgung Abfrage der Störmeldungen erfolgt. Damit sie nutzbare Informatio- durch die drei Netzbetreiber. Die Daten werden anschließend in eine nen liefern, müssen solche Abfragen sehr detailliert sein, was die Karte im Internet übertragen. So entstehen tagesgenaue Abbildungen Cellmapper Anwender und Anwenderinnen schnell überfordern kann. Auch in der tatsächlichen Versorgung – und damit wichtige Informationen für den Landkreis, die kreisangehörigen Kommunen, Bürger und Bürgerin- der Unternehmensumfrage in diesem Projekt wurde die Möglich- nen sowie die Netzbetreiber. keit einer kartenbasierten Störungsmeldung gegeben. Dennoch raten wir generell von solchen einfachen, häufig vor allem politisch motivierten Funklochmeldern ab. Im Projekt haben die Meldungen nur in der Zusammenschau mit vielen weiteren Informationen zur Ver- den Netzbetreibern abzustimmen, damit die Ergebnisse auch nutz- sorgungsermittlung beigetragen. bar sind. Tiefergehende professionelle Messungen sind eher dann angebracht, wenn konkrete Probleme vertieft untersucht werden sollen - u.a. weil sie mit zusätzlichen Kosten verbunden sind. b) Eigene Messungen der Versorgungssituation vor Ort durch- führen Auch im Münsterland gibt es Unternehmen, die Messungen für Kommunen anbieten. Für die Suche nach solchen Unternehmen Eigene Messungen können dazu dienen, vorliegende Informationen empfiehlt sich ein Blick in die von der WFG für den Kreis Borken zur Versorgung zu verifizieren oder die Lage vor Ort tiefergehend mbH in Zusammenarbeit mit der IHK Nord Westfalen und der HWK zu analysieren. Die FH Südwestfalen hat dazu Messfahrten unter- Münster initiierte Datenbank „digi[x]“. digi[x] nommen sowie Vor-Ort-Messungen an ausgewählten Standorten im Münsterland durchgeführt. c) verfügbare Informationen zusammenführen Messungen, die eine große räumliche Abdeckung erzielen sollen, können durch Kommunen beispielsweise aus Fahrzeugen heraus Hilfreich ist die Anlage eines Projektes in einem Geoinformations- durchgeführt werden, die regelmäßig flächendeckend unterwegs system (GIS), in dem alle Informationen zusammengeführt werden sind (Müllabfuhr, Straßenmeisterei u. ä.), siehe Beispiel Bad können. So hat beispielsweise der Kreis Borken in einem GIS-Pro- Kissingen. Über eine Kartendarstellung können Veränderungen jekt zunächst die Versorgungskarten der Betreiber und die Ab- der Versorgungssituation dargestellt werden. Die Wirkungen von deckungskarten der BNetzA mit den Störungsmeldungen aus der Maßnahmen zum Ausbau oder zur Optimierung des Mobilfunknet- Unternehmensumfrage sowie den Messergebnissen der Fachhoch- zes können so ebenfalls erfasst werden. Wichtig ist es, die Kriterien schule überlagert. Auf diesem Weg hat er Hinweise auf unterver- und Methoden zur Problemerfassung und -beschreibung vorab mit sorgte Bereiche bekommen.
IV. Wa s k ö nnen Ko m m unen t un? 20 Leider liegen noch nicht alle Informationen in einem Format vor, Bereits in der politischen Diskussion auf Bundesebene wurde 21 In der Handreichung "Unternehmen & Mobilfunk" wird detailliert auf diese Lö- das in einem GIS verarbeitet werden kann. Im Rahmen des Projek- darauf hingewiesen, dass Bedarfe in Bezug auf eine Mobilfunk- sungsmöglichkeiten eingegangen. tes erfolgte eine entsprechende Aufbereitung durch die FH Süd- versorgung räumlich durchaus variieren können: In manchen westfalen. Da dies sehr aufwändig ist, wäre eine GIS-kompatible Gebieten ist eine Grundversorgung für mobile Telefonie mögli- Datenbereitstellung durch die jeweiligen Akteure sehr hilfreich. cherweise ausreichend oder von einzelnen Bevölkerungsgruppen Dies betrifft auch alle im weiteren Ablauf genutzten Daten (siehe sogar ausdrücklich erwünscht. An anderen Stellen, z. B. bei sehr Kap. IV.5 und IV.6). vielen Nutzern und Nutzerinnen auf engem Raum, werden hohe Datenraten benötigt oder sind geringe Reaktionsgeschwindigkei- ten erforderlich. 4. Handlungserfordernisse ableiten Zur Ermittlung von tatsächlichen und künftigen Versorgungsbe- darfen sind strukturierte Abfragen sowie Gespräche mit Unter- Um Handlungserfordernisse abzuleiten, muss zunächst ein Ein- nehmen und privaten Endkunden und Endkundinnen hilfreich. druck vom tatsächlichen Versorgungsbedarf gewonnen werden. Wie die Unternehmensumfrage im vorliegenden Projekt zeigt, können solche Erfassungen, wenn sie ausreichend differenziert Allerdings haben Kommunen und Netzbetreiber unterschiedliche erfolgen, auch Hinweise auf Lösungsansätze für die Endkunden Vorstellungen davon, wann ein Gebiet „versorgt“ ist. Auch wird und Endkundinnen selbst liefern21. die Relevanz von Versorgungslücken teilweise unterschiedlich ein- geschätzt. Dass es auch zwischen der Bundes-/Landesebene und Hinzu kommen Versorgungsziele der Kommunen selbst. Solche den Kommunen unterschiedliche Einschätzungen geben kann, Ziele ergeben sich z. B. aus Sicht der Daseinsvorsorge oder der zeigt sich beispielsweise bei Betrachtung der Versorgungsaufla- Wirtschaftsförderung. Sie definieren ebenfalls Anforderungen an gen der Bundesnetzagentur und der angedachten Förderkriterien die (künftige) Mobilfunkversorgung, die zum Teil (noch) nicht im zur Versorgung „weißer Flecken“. Fokus der Netzbetreiber oder der aktuellen Versorgungsauflagen liegen. Einige Beispiele führen wir exemplarisch im Folgenden auf:
IV. Wa s k ö nnen Ko m m unen t un? 21 Versorgung dünn besiedelter touristischer Ziele Versorgung aller Verkehrswege bzw. Flächen für den Rettungs- 22 AR = Augmented Reality (erweiterte Rea- lität): Dies meint die computergestützte Er- Für die touristische Entwicklung der Schlösser- und Burgenregion dienst weiterung der Realitätswahrnehmung. AR Münsterland sollen QR-Codes auf weiterführende touristische In Teilen des Münsterlandes ist kürzlich das System des Telenotarz- kann alle menschlichen Sinne ansprechen. Informationen sowie AR22-Anwendungen weiterleiten. Auch das tes eingerichtet worden: Rettungskräfte im Rettungswagen können Verleihsystem des MünsterlandRad erfordert eine Mobilfunkver- über Mobilfunk durch einen zentralen Notarzt unterstützt werden. bindung. Zwar kann eine Verbindung eventuell auch über einen Um eine dauerverfügbare Mobilfunkanbindung zu gewährleisten, WLAN-Hotspot bereitgestellt werden oder es können Informa- muss das System aktuell SIM-Karten aller drei Netzbetreiber mit- tionen vorab heruntergeladen und dann offline genutzt werden. führen. Das System könnte um datenintensive Anwendungen Dies würde aber weitere Maßnahmen und Absprachen bzw. eine ergänzt werden, wenn flächendeckend entlang aller Verkehrswege entsprechende Gästeinformation erfordern. In jedem Fall ist bei die Mobilfunkversorgung besser wäre. Eine Ausweitung auf alle MünsterlandRad solchen Planungen eine Auseinandersetzung mit der vorhandenen Flächen wäre notwendig, wenn Rettungskräfte oder auch Ersthelfer Mobilfunkversorgung und ggf. den Ausbauplänen der Netzbetrei- und Ersthelferinnen direkt am Einsatzort unterstützt werden sollen. ber sinnvoll. Dies zeigt, wie stark interdisziplinär das Thema auf kommunaler Seite gedacht werden sollte! LTE-M (Long Term Evolution for Machines) und NB-IoT (Narrowband Versorgung land- und forstwirtschaftlicher Flächen Internet of Things) ermöglichen die Vernetzung einer großen Zahl von Mobilfunkbasierte Anwendungen in der Land- und Forstwirtschaft „Dingen“ untereinander und mit dem Internet (Internet der Dinge/ stellen sehr unterschiedliche Anforderungen an die Funkversor- Internet of Things). Sie basieren auf dem 4G-Standard, belegen aber nur ein ganz schmales Frequenzband mit sehr hohen Reichweiten und ge- gung. Teilweise müssen lediglich geringe Datenmengen kontinu- ringem Energiebedarf. Auch LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) ierlich übertragen werden. Dies lässt sich auch über LTE-M oder zeichnet sich durch hohe Reichweiten und geringen Energiebedarf aus, Narrow Band IoT realisieren – oder sogar ohne Mobilfunk mittels basiert aber auf einer eigenen Infrastruktur (Sensoren, Gateways und eigenständiger LoRaWAN-Netze . 5G-basierte Anwendungen im Netzwerkserver) und ist zugeschnitten auf die Übertragung kleiner Bereich „Smart Farming“ dagegen machen die Übertragung großer Datenpakete. Datenmengen erforderlich – und dies teilweise in Echtzeit. Tenden- In den Kreisen Borken und Steinfurt wird aktuell der Aufbau von LoRa- ziell wird eine Digitalisierung der Landwirtschaft in Zukunft mit stei- WAN-Netzen geplant bzw. umgesetzt. genden Anforderungen an die Mobilfunkversorgung einhergehen. Bei LoRaWAN kann man also flexibel und autark unabhängig von den großen Netzbetreibern agieren. Allerdings ist die Leistungsfähigkeit geringer als bei LTE-M oder NB-IoT.
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