Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 11 BACKSTAGE
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kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums 4 8 11 ENTRADA PORTRÄT BACKSTAGE KONZERTFACH FRANZ BAUR WOLFGANG AKADEMISCH LAUBICHLER Heft Nr. 21 III / III Herbst 2018
Impressum Herausgeber: Tiroler Landeskonservatorium Paul-Hofhaimer-Gasse 6 6020 Innsbruck Tel.: +43(0)512 / 508-6852 Fax: +43(0)512 / 508-746855 www.konstirol.at Email: kons.redaktion@tsn.at Redaktion: Mag. Sebastian Themessl Mag. Dr. Gabriele Enser Dr. Stefan Hackl Harald Pröckl Jakob Köhle Elias Praxmarer Dir. Dr. Nikolaus Duregger Grafikkonzept: Theresa Neuner Grafik: Manfred Gruber Titel: Konzept und Gestaltung Mag. Sebastian Themessl & Manfred Gruber Für den Inhalt verantwortlich: Dir. Dr. Nikolaus Duregger Druck: studia 2 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Editorial / Inhalt Wir sind Haus der Musik! Bewundert viel und Entrada: viel gescholten, HdM! Glanzvoll die Eröff- Konzertfach akademisch 4 nung, grandios seit- her die Konzerte, in- spiriert und getragen von architektonischer Grandezza und meis- terhafter Akustik. Seine zentrale Präsenz Im Porträt: verkörpert die Musik inmitten der Stadt, preist sich und sie. Froh nährt sein Klang Franz Baur 8 die Bewunderung. Kritik und Schelte ver- stummen, denn das Gemeine geht klang- los zum Orkus hinab. Das TLK gefällt sich darin, den guten Geist des Hauses zu befördern und es im Unterrichtsalltag wie auch im Konzert zu erfreuen. Und Backstage: ein solches und sehr besonderes erwartet Sie am 3. Dezember, wenn „konstellation“, Wolfgang Laubichler 11 unser auf zeitgenössische Musik spezia- lisiertes Ensemble, den schon hungrig harrenden Konzertsaal mit neuer und neuester Musik speist. Aber erst mit Ih- nen als doppelt, nämlich HdM- und mu- sikneugierigem Publikum ist die Kons- Akkordeon 6 Basstuba Blockflöte 5 9 Terminkalender 16 tellation perfekt! Neu wie das Haus der Cembalo Dirigieren Diatonische Harmonika 1 4 5 Musik ist auch die Kooperation des TLK Fagott 8 Jahresbericht17/18 17 Gesang Gitarre 33 mit der mdw (Universität für Musik und Hackbrett 4 Harfe 9 Horn 12 darstellende Kunst Wien), die unseren Klarinette 24 Klavier 28 Komposition 7 Studierenden zukünftig akademische Kontrabass 11 Oboe 5 Orgel 7 Posaune Abschlüsse auch im Konzertfach ermög- 19 Querflöte 30 Saxophon 13 Schlaginstrumente 30 licht. kons21 informiert darüber und über Steirische Harmonika Trompete Viola 2 7 28 manches mehr und rundet darüber hin- Violine 18 Violoncello Volksharfe 6 17 genius loci 33 aus unsere Zweihundertjahrjubiläums- Zither 12 Alte Musik 2 Blasorchesterleitung 22 konsTrilogie und en passant auch das ers- EMP 21 Forum 39 Jazz und improvisierte Musik 13 te Jahrzehnt konsExistenz ab. Ehre, wem Ehre gebührt! Fermate 42 Nikolaus Duregger Heft Nr. 21 | Herbst 2018 3
Entrada 1818 2018 Konzertfach akademisch TLK kooperiert mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Dem manchmal milden, mitunter wilden zu autonomen Universitäten machte, noch Wandel der Zeiten kann sich niemand und verstärkt und gleichsam einbetoniert. Bit- nichts entziehen. Für die Kunst sind Wan- ter für Tirol und das TLK: Der National- del, Suche, Experiment, Vorwärtsschreiten ratsbeschluss aus dem Jahr 1998, in Inns- konstitutive Merkmale, gewünscht also bruck eine Kunstuniversität zu errichten und gewollt. Für die profaneren Teile un- (deren Teil das TLK gewesen wäre), wurde seres Daseins sind sie freilich oft Mühsal vom Bund – wiederum aus Kostengrün- und Qual, unwillkommen und verhasst. den – nicht umgesetzt. Nachdem auch Von dieser Art sind die Änderungen der die leidenschaftlichen Bemühungen des Rahmenbedingungen, die die letzten fünf Landes Tirol, an der Leopold-Franzens- Jahrzehnte für die Konservatorien in Ös- Universität eine Kunstfakultät einzurich- terreich brachten – und sie in die Krise ten (als „kleine Lösung“ einer Kunstuni- stürzten. Das Tiroler Landeskonservato- versität) scheiterten, stand das TLK vor rium war und ist leider deshalb unmittel- der schicksalhaften Frage: Quo vadis? Die bar davon betroffen, weil es im Jahr 1969 Konservatorien in Linz und Wien lösten knapp nicht gelang, das damalige Konser- das Problem, indem sie Privatuniversi- vatorium der Stadt Innsbruck in den Sta- täten wurden. Tirol wählte den Weg der tus einer „Akademie“ (nach dem Vorbild Kooperation. der Musikakademien in Wien, Salzburg Seit 2006 gibt es eine solche mit der Uni- und Graz) zu heben. Das Bundesminis- versität Mozarteum Salzburg. Diese Ko- terium für Unterricht und Kunst lehnte operation ermöglicht es dem TLK, „sei- das Ansinnen schließlich als „zu teuer“ nen“ IGP-Studierenden (formal sind es ab. 1970 wurden die Akademien in Wien, freilich Mozarteumsstudierende) einen in- Salzburg und Graz durch das Kunsthoch- ternational gültigen (Bologna-konformen) schulorganisationsgesetz zu Hochschulen. Bachelor-Abschluss anzubieten. Vertrag- Dadurch, vor allem aber auch durch das lich geregelt, deckt das TLK den gesamten Kunsthochschulstudiengesetz (1983), das die künstlerischen Teil der Ausbildung ab, der akademische Graduierung der Musikstu- wissenschaftlich-didaktische wird vom dierenden ermöglichte und gegen den ve- Mozarteum getragen, die Kostenlast zur hementen Widerstand der Konservatorien Gänze vom Land Tirol. durch“gesetzt“ wurde, gerieten die Kon- Fruchtlos blieben dagegen jahrelange Be- servatorien gegenüber den Musikhoch- mühungen des TLK, den Kooperationsver- schulen in einen gravierenden, entschei- trag auch auf das Konzertfach auszudeh- denden (Wettbewerbs-)Nachteil. Dieser nen. Das große Interesse, ein Konzertfach wurde durch den sog. Bologna-Prozess mit akademischem Abschluss anzubieten, (Akademisierung der Lehrberufe) und die begründet sich für das TLK wie folgt: schließlich im Jahr 2002 gestaltete Univer- • Das TLK verfügt über hervorragende sitätsreform, die die Musikhochschulen Professorinnen und Professoren, Tirol 4 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Entrada über einen hochbegabten musikalischen Nachwuchs; es liegen also beste Voraus- setzungen für ein exzellentes Konzert- fachstudium vor! • Ein akademisches Konzertfach be- deutet das Ende eines eklatanten Wettbe- werbsnachteils. Die das TLK umgebenden Ausbildungsplätze (München, Salzburg, Linz, Bozen) sind samt und sonders „aka- demisch“ handlungsfähig. • Der Status, das Image, das Prestige des TLK verbessert sich in der Außenwahr- nehmung enorm, wenn das TLK in der „Champions-League“ spielt. • In der Innenwahrnehmung hat das Konzertfach eine wichtige Rolle als Qua- litätsvorreiter am Haus (es strahlt positiv, leistungsfördernd auf das IGP-Studium und die Vorbereitungsstudien aus, die da- mit im Übrigen auch automatisch aufge- des Kooperationsvertrages besiegelt wur- Das Hauptgebäude wertet werden). der Universität den. Dieser Kooperationsvertrag, abge- für Musik und • Attraktives Angebot für Tiroler Studie- schlossen mit einer Musikuniversität der darstellende Kunst Wien rende; es soll (zumindest zum Teil) deren absoluten Weltklasse (im Worldranking Foto: Martin Moravek Abwanderung verhindern! Die Studen- der Musikuniversitäten fand sich die mdw tenvertretung fordert aus diesem Grund 2017 an zweiter Stelle!), bedeutet für das schon seit Langem vehement dieses „aka- TLK gleichsam den Ritterschlag. Rektorin demische“ Konzertfachangebot! Ulrike Sych lobt auch ausdrücklich die • Attraktives Angebot TLK für Studie- hohe Qualität des TLK. Sie betont, dass sie rende von außen. als Rektorin der größten österreichischen • Aufwertung des Universitätsstandor- Musikuniversität Verantwortung für ganz tes Tirol (Innsbruck) Österreich empfinde und alles daranset- zen wolle, vor dem Hintergrund des enor- Im Herbst 2017 führte das TLK Gespräche men internationalen Konkurrenzkampfes mit der Universität für Musik und darstel- den österreichischen Nachwuchs best- lende Kunst Wien (mdw), die von Anfang möglich zu fördern – eben auch jenen im an höchst erfreulich verliefen, konsequent Westen Österreichs! Das TLK wird alles und konstruktiv vorangetrieben und be- tun, um diesen Vertrauensvorschuss zu reits im Juli 2018 mit der Unterzeichnung rechtfertigen. Heft Nr. 21 | Herbst 2018 5
Entrada Die finanzielle Regelung dieser Kooperati- • Der Unterricht im zentralen künst- on ist äußerst einfach und von mdw-Seite lerischen Fach (zkF) im Rahmen dieser äußerst großzügig: Sie verrechnet dem Kooperation erfolgt ausschließlich durch Land Tirol keine Kosten, die ihr durch die- Lehrende des TLK, die durch die mdw se Kooperation entstehen! zertifiziert wurden. Der Kooperationsvertrag mit der mdw tritt • Die Curricula werden an jene der mdw mit sofortiger Wirkung in Kraft. Das heißt, angepasst. das bereits im heurigen Wintersemester • Alle Studienleistungen bis zur Dip- Studierende des TLK mit dem neuen Kon- lomprüfung am TLK, insbesondere der zertfachstudium beginnen können. künstlerische Unterricht, sind am TLK zu Zu beachten ist, dass die mdw ihr Kon- erbringen. zertfachstudium in zwei Modi anbietet: • Das TLK führt eine interne Zulassungs- 1. Diplomstudium – betrifft alle Orches- prüfung durch. terinstrumente; der erste Studienabschnitt • Im Verlauf der ersten beiden Studi- endet nach acht Semestern (zunächst) mit enjahre haben sich die so ausgewählten der ersten Diplomprüfung; nach weite- Studierenden an der mdw in einem bera- ren vier Semestern erfolgt der Abschluss tenden Vorspiel zu präsentieren. Dadurch „Mag. art“. erhalten die Studierenden ein wichtiges 2. Bachelorstudium – betrifft „Klavier Feedback! Konzertfach“, „Klavier-Vokalbegleitung“, • Am Ende des 7. Semesters (Toleranzse- „Orgel Konzertfach“, „Cembalo Konzert- mester sind möglich) erfolgt an der mdw fach“ und „Gesang“; schließt nach acht eine künstlerische Zulassungsprüfung. Semestern (zunächst) mit der Bachelor- Studierende, die dadurch ihre künstleri- Prüfung ab; nach weiteren vier Semester sche Eignung für das jeweilige Studium ist der Master-Abschluss möglich. an der mdw nachgewiesen haben, werden Die Kooperation zwischen mdw und TLK zum Studium an der mdw zugelassen. Sie betrifft in beiden Varianten den ersten sind im dann folgenden finalen (dem 8.) Studienabschnitt und damit die Abschlüs- Semester Studierende sowohl der mdw als se „1. Diplomprüfung“ und „Bachelor“; auch des TLK. In diesem Semester stehen die Abschlüsse „Mag. art“ bzw. „Master“ den Studierenden im Diplomstudium kei- können nur an der mdw gemacht werden. nerlei Studienangebote an der mdw zur Natürlich haben Kooperationsstudieren- Verfügung (vom ersten bis zum letzten de nach dem Abschluss des ersten Studi- Semester werden alle curricularen Fächer enabschnitts keine Verpflichtung, an der ausschließlich von Lehrenden des TLK mdw weiterzustudieren. Ihnen stehen alle unterrichtet!). Das Semester dient ledig- Möglichkeiten der Welt offen. lich der Abwicklung der administrativen Hier die wichtigsten Punkte des Koopera- Belange. Für Studierende der Bachelor- tionsvertrages: studien „Klavier Konzertfach“, „Klavier- 6 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Entrada Vokalbegleitung“, „Orgel Konzertfach“, Qualität sicherzustellen, sind punktuelle Die Protagonistinnen „Cembalo Konzertfach“ und „Gesang“ ist und Protagonisten des Qualitätskontrollen und Beratungsange- Kooperationsvertrages: in diesem Semester eine Lehrveranstal- bote von Lehrenden der mdw vorgesehen. Rektorin Mag.a Ulrike tung zu belegen, aus der eine Bachelorar- Dieses Ziel soll erfüllt werden durch den Sych und Landesrätin beit gemäß den curricularen Vorgaben zu regelmäßigen fachlichen Austausch zwi- Dr.in Beate Palfrader im Kreise von Direktor verfassen ist. schen relevanten Lehrenden. Dazu eignen Dr. Nikolaus Duregger, • Alle Zeugnisse des TLK über die the- sich beispielsweise das schon erwähnte Landesmusikdirektor oretischen Fächer werden von der mdw „beratende Vorspiel“, Hospitation von Un- Helmut Schmid und pauschal anerkannt. terricht, Klassenabenden und Prüfungen. Prof. Erich Rinner • Nach erfolgter Anerkennung treten die Als ein weiteres Instrument der Vernet- Studierenden zur 1. Diplomprüfung bzw. zung können Meisterklassen fungieren. zur Bachelorprüfung an der mdw an. (Die Jedem Anfang wohnt nicht nur ein Zauber künstlerischen Abschlussprüfungen sind inne (© Hermann Hesse), sondern natur- also separat zunächst am TLK und dann gemäß auch ein Gefühl der Unsicherheit. an der mdw zu absolvieren.) Ich bin überzeugt, dass sich die Dinge sehr Das alles entscheidende Vorzeichen dieser schnell einspielen. Die Chancen, die viel- Kooperation ist „Qualität“! Wie erwähnt, fältigen Möglichkeiten der Vernetzung, konzediert die mdw dem TLK diese Qua- die diese Kooperation mit der mdw bietet, lität, und es ist der unbedingte Ehrgeiz wollen genützt sein. Die Voraussetzungen des TLK, diese Einschätzung in der Re- sind geschaffen, die Umsetzung liegt an alität zu beweisen. Um in allen Phasen uns. Mutig in die neuen Zeiten! der Kooperation diese notwendige hohe Nikolaus Duregger Heft Nr. 21 | Herbst 2018 7
Porträt Von der Frage zur Erweiterung Kompositionslehrer Franz Baur im Porträt Seit elf Jahren leitet Franz Baur die Kom- Gewohnten oder ihrer persönlichen Vor- positionsklasse am Tiroler Landeskonser- lieben sind. Somit können sie stets eine vatorium. Seither haben Absolventinnen gewisse Affinität für aktuelle Musik ent- und Absolventen seiner Klasse zahlrei- wickeln und gleichzeitig mögliche Kom- che Uraufführungen im In- und Ausland ponenten in ihren eigenen Stil oder ihre verantwortet. Wer seinen umfassenden Arbeitsweise einfließen lassen.“ Unterricht sowie seine herzliche und hu- Franz Baur bezeichnet sich selbst nicht als morvolle Art genießt, weiß auch um die Künstler. Für ihn ist Musik etwas grund- Relevanz der Philosophie im Leben des sätzlich Selbständiges mit eigenen Geset- Kompositionsprofessors: Nicht selten zen und Parametern. „Im Komponieren münden scheinbar einfache musikthema- steht über dem oft zu beobachtenden vor- tische Fragen an die versammelte Klasse dergründigen ‚Schein‘ das ‚Sein‘ – und in stundenlange Diskussionen, die viel- dieses ist kein gehirnakrobatischer, elfen- leicht keine endgültige Antwort bringen, beinerner Turm, ist niemals Haschen nach aber eine große Erweiterung im Bewusst- Erfolg. Als wesentlich erachte ich auch die sein bewirken. Verbindung von rationalem und emotio- Großen Wert legt Franz Baur in seinem nalem Denken und vor allem, dass nicht Unterricht auf die Ausbildung handwerk- für die Schublade geschrieben wird. Im- licher Fähigkeiten – unter anderem auf mer sollte mitbedacht werden, dass Mu- den Gebieten der Instrumentation, histo- sik idealerweise eine innere Beziehungen rischen Satztechniken oder der Harmonie- zwischen dem Komponisten, den Inter- lehre: „Als Kompositionslehrer ist es mir preten und dem Publikum schaffen kann. sehr wichtig, dass meine Studierenden Gelingt das, lebt sie und wird weitergetra- verschiedene Stile und auch traditionelle gen.“ Methoden beherrschen. Erst dann ist es Baur belegte Philosophie und Musikwis- aus meiner Sicht möglich und sinnvoll, senschaft an der Leopold-Franzens-Uni- sich in eine eigene, individuelle Stilistik versität Innsbruck, des Weiteren Klavier zu vertiefen. Dieses Prinzip fand nicht und Komposition am Tiroler Landeskon- umsonst jahrhundertelang Anwendung servatorium (Klasse Prof. Dr. Günther im Kompositionsunterricht.“ Andergassen). Neben anderen Kompo- Gerade der komplexe Unterricht im Fach sitionspreisen erhielt er im Jahr 2011 den Komposition bringt einige Herausforde- Tiroler Landespreis für Kunst, den wich- rungen mit sich. „Trotz der notwendigen tigsten Kunst-Preis des Landes Tirol, in Rücksicht auf Individualität ist es mir „Anerkennung hervorragender künstleri- ein Anliegen, dass sich meine Studentin- scher Leistungen“. Sein Oeuvre umfasst nen und Studenten auch mit musikologi- zahlreiche Werke für unterschiedliche Be- schen Erscheinungen auseinandersetzen, setzungen, u.a. Chorwerke, Kammermu- die außerhalb des ihnen Vertrauten, des sikwerke, groß besetzte Orchesterwerke, 8 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Porträt Kompositionen für Soloinstrumente und Liedvertonungen. Besonders hervorzu- heben sind seine umfangreichen Oratori- en (Offenbarung des Johannes, Genesis, Amartema, Kataklysmos), die von der Akademie St. Blasius unter der Leitung von Karlheinz Siessl uraufgeführt wur- den. Zuletzt war das Auftragswerk „An die Musik“ für Solo-Bariton, Chor und Orchester nach Texten von Rainer Maria Rilke und Johann Wolfgang von Goethe beim Festakt der Eröffnung des Hauses der Musik Innsbruck im dortigen großen Konzertsaal als Uraufführung zu erleben. Baurs Werke folgen immer einem strengen formalen Konzept und sind nicht selten nach mathematischen Reihen oder Struk- turen ausgearbeitet. Die Familie bildet für Franz Baur eine wichtige Inspirationsquelle und auch ei- nen Ruhepol, wenn sein enormes Arbeit- spensum ihn an manchen Tagen an die Grenzen seiner Energie führt. Derzeit arbeitet er unter anderem an einer Oper, die im Rahmen des Tiroler Dramatikerfes- tivals 2020 ihre Feuertaufe erlebt. Für die kommende Zeit sind umfangreiche Pro- jekte seiner Kompositionsklasse geplant. So werden anlässlich der Gedenkfeier zum 500. Todestag von Kaiser Maximili- an am 30. Juni 2019 in Innsbruck verschie- denartige Werke seiner Studierenden an unterschiedlichen interessanten Orten in Innsbruck uraufgeführt. Elias Praxmarer Franz Baur Foto: Die Fotografen – Innsbruck Heft Nr. 21 | Herbst 2018 9
Nachruf I’m Steppin’ Out In memoriam Martin Nitsch (1970 - 2018) Der Jazzlehrgang des TLK verlor im schichtigkeit und unterschiedlichen The- Mai einen seiner profiliertesten Dozen- men. Ein Highlight jedes Jahr stellten seine ten. Martin Nitsch verstarb am 19. Mai Stageband Kurse dar. 2015 erhielt Nitsch 2018 an Krebs. Der folgende persönliche den BTV Jazzpreis der Stadt Innsbruck. Nachruf erinnert an seine Lehrtätigkeit Tiefgehende Gespräche, nicht nur von am Konservatorium. musikalischer Natur, festigten das Band zwischen ihm und seinen Studenten, und Der 1970 in Schweden geborene Martin nicht selten kam es vor, dass aus Studen- Nitsch kam nach mehreren familiären ten enge Freunde wurden. Umso stärker Umzügen nach Tirol. Gefesselt von den wurde dieses Band, als Martin Ende 2016 Alben der legendären Rockbands der 70er an Krebs erkrankte. Viele Freunde und Jahre brachte er sich das Gitarrenspiel ab Studenten besuchten ihn, so oft es ging. seinem zehnten Lebensjahr zunächst au- Am 19. Mai 2018 verstarb Martin im Krei- todidaktisch bei. Der Aspekt der Impro- se seiner Familie. Das Konservatorium visation fesselte Nitsch dabei besonders. veranstaltete im Beisein der Familie eine 1993 ging er nach Linz um dort Jazz am Gedenkfeier am Schloss Mentlberg, in de- Bruckner-Konservatorium, der heutigen ren Rahmen auch Martins Kompositionen Anton-Bruckner-Universität, zu studie- gespielt wurden. ren. In dieser Zeit lernte er auf Sessions Martin Nitschs Tod hinterlässt eine un- Mitmusiker kennen, die ihn dann sein Le- fassbare Lücke in der Lehrerschaft der ben lang begleiten sollten, wie etwa Mar- Jazzabteilung. Seine Kompetenzen als tin Ohrwalder. Pädagoge und sein Einfluss werden aber 1998 wurde Nitsch Dozent am damals neu dankbar ins Haus der Musik weitergetra- eingerichteten Jazz-Lehrgang am TLK. gen und auf ewig ungebrochen sein. Schnell baute er sich einen exzellenten Ruf unter Studierenden und Musikern Für mich persönlich war Martin nicht nur auf. Für ihn war Unterrichten mehr Beru- mein musikalischer Mentor, er verhalf mir fung als Beruf. Er verstand es, seine Stu- dazu, mein Selbstbewusstsein zu stärken, um denten in ihren Stärken zu fördern, jedoch so meine eigene musikalische Stimme zu fin- auch immer in gewisser Weise zu fordern, den. Die vielen Unterrichtsstunden und fast um neue musikalische Ufer zu erkunden. schon Vater-Sohn-artigen Gespräche mit ihm Nicht nur bei Gitarristen war bald klar: formten mich zu dem Musiker und vor allem „Geh auf jeden Fall mal zum Martin, da zu dem Menschen, der ich heute bin. lernst du, was dich weiterbringt.“ Seine Dafür werde ich Martin auf ewig dankbar sein. Impro-Kurse waren strukturiert und dem jeweiligen Semester der Studenten ange- So long my friend, passt, die Theoriekurse Jazzgeschichte time is the enemy. und Eartraining berühmt für ihre Viel- Christian Hauser 10 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Backstage Ein Haus als Multiplikator und Experiment Wolfgang Laubichler im Gespräch Mit 1. September 2017 wurde Wolfgang Laubichler zum Direktor für das Haus der Musik Innsbruck bestellt. Der gebürtige Salzburger studierte an der Universität Mozarteum Chor- und Orchesterleitung sowie Klavierpädagogik. Anschließend absolvierte er an der Universität Linz ein Studium in Betriebswirtschaftsleh- re und Kulturmanagement. Nach seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des „Ös- terreichischen Ensembles für Neue Mu- sik“ leitete er von 2007 bis 2011 als Ge- schäftsführer die Salzburger Biennale. Bis zu seiner Bestellung in Innsbruck war er als geschäftsführender Intendant des Stuttgarter Kammerorchesters tätig. Im Interview mit kons sprach Wolfgang Laubichler über Vorstellungen und Plä- ne für das neue Haus der Musik. kons: Herr Laubichler, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unser Gespräch nehmen. Begin- nen wir vielleicht mit meiner unangenehmsten hen, sind von großer Bedeutung für das Frage: Innsbruck hat sich in letzter Zeit einige kulturelle Leben nicht nur in Innsbruck, teure und einige sehr teure Baustellen geleistet. sondern weit darüber hinaus. Ebenso die Nicht wenige Steuerzahler sehen das mit gro- Rentabilität: Musik ist für Österreich die ßem Unmut. Was entgegnen Sie Kritikern des Marke Nummer eins im Ausland; hier neuen Hauses? nicht zu investieren wäre ein großer Feh- W. Laubichler: Mit dem Bau selbst habe ich ler. Salzburg ohne die Festspiele ist kaum persönlich freilich nichts zu tun. Dass die- zu denken. ses Haus an dieser Stelle so gebaut wurde, kons: Könnten Sie die Struktur der Verwaltung ist die Folge eines jahrzehntelangen politi- des Hauses ein wenig näher erklären? Und schen Prozesses, der nun letztlich zu die- welche Kosten sind nun tatsächlich angefallen? ser Form gefunden hat. Die Notwendig- W.L.: Die veranschlagten Kosten lagen keit des Hauses stand und steht ja außer bei 58 Millionen, geworden sind es letzt- Zweifel. Die Begründung für das Haus ist lich konjunkturbedingt 62,7. Aber diese sehr leicht zu argumentieren, all diese In- Summe ist wirklich gut investiertes Geld. stitutionen, welche heute das Haus bezie- Hinzu kommt die Verwaltungsstruktur, Heft Nr. 21 | Herbst 2018 11
Backstage welche durch Synergieeffekte mit dem kommen. Klatschen darf man immer! Landestheater sehr günstig ausfällt, und Kons: Welche konkreten Pläne gibt es für die das langfristig. Fragen wie etwa Marke- nahe Zukunft? ting, Technik und Personal laufen über W.L.: Die Größe des Saals hat mich ei- das Landestheater. nerseits zum Format der „Akademien“ kons: Wem gehört eigentlich das Haus? geführt. Noch Mozart hat in seinen Kon- W.L.: Eigentümer ist die „Innsbrucker Im- zerten die Gattungen gemischt; d.h. es mobiliengesellschaft“ (IIG), welche mit wurden abwechselnd verschiedene Be- allen Nutzern Mietverträge unterhält. In setzungen dargeboten. Für dieses Format einem Betreibervertrag mit der „Tiroler eignet sich Repertoire von der Frühklas- Landestheater Innsbruck und Orchester sik bis zur Frühromantik. Wenn etwa ein GmbH Innsbruck“ verpflichtet sich jene Solist als Leiter eines Ensembles auftritt, zum künstlerischen Betrieb des Hauses. kann er auch die Rolle der Moderation Bis 2020/21 sollte das Haus im Vollbetrieb übernehmen und tritt in Dialog mit dem laufen. Darüber hinaus sind aber zahlrei- Publikum. Damit gibt es sehr gute Erfah- che andere musikbezogene Institutionen rungen. Aber auch zeitgenössische Mu- untergebracht, woraus sich viele weitere sik ist in diesem Format in allen Formen Synergieeffekte ergeben. denkbar. Weiters eignet sich der Raum kons: Wie war Ihr erster Eindruck von Inns- für Film und Video bestens. Angedacht bruck und Tirol aus der Sicht eines künftigen sind also etwa Stummfilme mit Orchester, Veranstalters? Welche Pläne haben sich da- und eine Kooperation mit dem Leo-Kino durch gebildet? ist in Entwicklung. Filmmusik per se ist W.L.: Ich war ehrlich überrascht, was es auch ein interessantes Thema: Man kann alles gibt und wie reichhaltig das kultu- sich beispielsweise dem Medium Film relle Angebot speziell in Innsbruck und über Musik nähern und entdeckt die Wir- Umgebung ist. Daher stellt sich die Auf- kungsweise des Klangs völlig neu. Auch gabe, Formate zu entwickeln, die in dieser Projekte mit performativem Charakter un- Form nicht von anderen angeboten wer- ter Einbeziehung des Raums sind möglich: den. Überlegungen zur Nutzung des Saa- wir planen im Moment „Ghost Opera“ für les sind freilich zentral: die Größe ist sehr Streichquartett und „Pipa“ des chinesisch- interessant. Wir haben 500 Sitzplätze. Mu- amerikanischen Komponisten Tan Dun. sik bis zur Zeit Mozarts und Beethovens Kons: Kann man langfristig ein neues Publi- wurde auch für Säle bis zu maximal die- kum für das Haus gewinnen? ser Dimension geschrieben. Hinzu kom- W.L.: „Publikum“ als Menge wird überall men technische Aspekte des Raumes und komplexer und diverser, auch flexibler. nicht zuletzt die Kommunikation mit dem Aber ich denke, das HdM hat in dieser Publikum: Ich würde gerne in manchen Hinsicht viele Vorteile: einen ganz beson- Reihen das strenge Applausritual wegbe- deren neuen Saal, eine zentrale Lage in ei- 12 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Backstage nem urbanen und historisch großartigen W.L.: Das kommt vor allem auf die Grö- Umfeld. Hinzu treten die vielen verschie- ße an. Für große Konzerte ist hier kein denen Institutionen mit ihrem wertvollen Platz. Kleine Formate sind kein Problem, Input aus allen Richtungen, das finde ich wobei ich mich an sich nicht in das Feld sehr interessant. Ich sehe das Haus als ei- des Treibhauses mischen will. Aber Jazz nen Multiplikator und als ein ständiges ist für mich auf jeden Fall sehr wichtig, Experiment, chronisches work-in-pro- auch das Publikum. Grundsätzlich stehe gress sozusagen; man trifft sich ganzjäh- ich allem offen gegenüber, und überhaupt rig im Haus, im Restaurant hier oder auf möchte ich natürlich das Konservatorium diesem Vorplatz mit seinem unvergleichli- und seine Studierenden herzlich einladen, chen Ambiente. Und dann haben wir noch sich mit Ideen an mich zu wenden! den Vorteil, kein kommerzieller Veranstal- Kons: Wie gefällt Ihnen ganz persönlich die ter zu sein. Das sollte doch viele Entwick- Architektur des Hauses, auch im Kontext der lungen ermöglichen. Umgebung? Kons: Was darf die Neue-Musik-Szene in Ti- W.L.: Persönlich finde ich die Architektur rol, also speziell die Schaffenden, vom HdM überwältigend und atemberaubend schön. erwarten? Natürlich sind ästhetische Urteile subjek- W.L.: Die Neue Musik ist mir grundsätz- tiv. Nur die Kritik, dass das Haus hier nicht lich sehr wichtig, ich komme auch teil- ins Gebäudeensemble passe, halte ich für weise aus diesem Feld, und wir erarbeiten unberechtigt. Passen denn Congress und auch Kooperationen mit Ensembles. Für Landestheater zu den Renaissance-Bau- eigene Aufträge und generell Neues ist al- ten Hofburg und Hofkirche besser? Ein lerdings mein Budget recht begrenzt. Was gelungener Stilpluralismus ist doch das mich sehr interessiert, ist, jene „Kultur- Faszinierende an modernen Städten, und nomaden der Neuen Musik“ anzuziehen, Innsbruck hat mit dem HdM und dem welche an ganz verschiedenen Orten an- entstehenden Vorplatz ein neues urbanes zutreffen sind. Ideen sind freilich herzlich Zentrum gewonnen. Ich bin begeistert. willkommen. Kons: Vielen Dank für das Gespräch! Kons: Wie stehen Sie zu Rock- und Popkonzer- ten? Sebastian Themessl Heft Nr. 21 | Herbst 2018 13
Vorschau 10 Jahre Ensemble konstellation Einsatz für die Neue Musik am TLK Das TLK sieht seine Pflicht darin, die Stu- ble erstmals im Haus der Musik Innsbruck. dierenden praxisnah auszubilden und Neben drei Uraufführungen der Kom- dabei dezidiert auch die Charakteristika ponisten Alexander Eberhard, Hannes der verschiedenen Musikepochen (Spiel- Kerschbaumer und Manuel Zwerger techniken, Phrasierung, Zeitgeist …) zu finden sich Simon Steen Andersens Stu- berücksichtigen. Daher wurden vor zehn dy for String Instrument No 1 und Georg Jahren zum schon seit eh und je existen- Friedrich Haas‘ mikrotonales Werk Open ten großen Orchester, das sich schwer- Spaces für 12 Streicher und Schlagwerk auf punktmäßig der Literatur der Romantik dem abwechslungsreichen Programm. widmet, zusätzliche Kammerorchester Während Eberhard für Streicher und und Ensembles etabliert, und zwar: kons- Elektronik und Kerschbaumer für präpa- Barock, konsKlassik und konstellation. rierte Streichinstrumente komponierten, Die beiden erstgenannten definieren sich schrieb Zwerger für Solo-Tubax (Kont- selbst, und konstellation steht für Neue rabass-Saxophon in Es), Streicher und Musik! Schlagwerk. Manuel Zwerger, selbst Ab- Seit Anfang leitet Ivana Pristašová das solvent des TLK und ehemaliger Student Ensemble. Sie ist als langjähriges Mitglied in der Kompositionsklasse von Franz des „Klangforum Wien“ und anderer En- Baur, betitelt seine auf Technobeats ba- sembles, die sich der Musik unserer Zeit sierende Komposition mit „LONG LIVE verschrieben haben, nicht zuletzt auch THE ¼ - TIME!“. In dieser werden (ein- als Geigensolistin, die schon viele Werke fache) four-on-the-floor-Takte oder ganze aus der Taufe gehoben hat, prädestiniert Passagen rhythmisch gedehnt, gestaucht dafür. In wechselnden Konstellationen – oder verzerrt, bis sie kaum mehr wieder- nomen est omen – macht sie Studentin- erkennbar sind. Als Solist wird Michael nen und Studenten unterschiedlichster Krenn, Professor der Saxophonklasse am Instrumentengattungen des Konservato- TLK, zu hören sein. riums mit zeitgenössischen Kompositio- Ergänzend zu den Darbietungen der Mu- nen, avantgardistischen Spieltechniken sikstücke präsentieren Sarah Dragovic und moderner Aufführungspraxis ver- und Anna-Lena Obermoser (DODA) eine traut. Es ist eine zehnjährige Erfolgsge- Auswahl an Texten und verbinden dabei schichte: konstellation hat sich als nam- Spoken Word, Prosa und Improvisation. haftes Spezialistenensemble etabliert. Seit der Gründung vor zehn Jahren kon- Spektakuläre Konzertdarbietungen bei zertiert das Ensemble konstellation auch den Klangspuren Schwaz oder bei der regelmäßig in der ORF-Konzertreihe Galerie St. Barbara/Musikplus in Hall in „Musik im Studio“. Dabei wurden und Tirol geben Zeugnis davon. Der Blick ist werden ausschließlich Werke aus der aber nach vorn gerichtet: Am 3. Dezem- Kompositionsklasse Franz Baur gespielt. ber 2018, 19.30 Uhr, gastiert das Ensem- Das ermöglicht den jungen Kompositi- 14 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Vorschau onsstudentinnen und -studenten einer- unter der Aufsicht von Franz Posch neue seits die Aufführung ihrer neuen Werke Werke für Volksmusikinstrumente. für unterschiedlichste Besetzungen, an- Am 7. Mai 2019 wird das Konzertpro- dererseits die äußerst lehrreiche Erfah- gramm anlässlich „Musik im Studio“ an rung, die Proben- und Aufführungspra- das zehnjährige Jubiläum des Ensembles xis eigener Werke unmittelbar zu erleben. konstellation erinnern. Neben Urauffüh- Die Besetzungen der neu geschriebenen rungen der aktuellen Kompositionsstu- Kompositionen variierten vom klassi- denten Benjamin Buchberger, Benedikt schen Streichquartett bis zu außerge- Huber, Jaeseong Han, Michael A. Leitner, wöhnlichen, großen, gemischten Ensem- Elias Praxmarer, Josef Schiechtl und Noah bles mit bis zu zwei Schlagwerkern. Mit Thomsen werden sämtliche Absolventin- Genuss werden unübliche Wege beschrit- nen und Absolventen des Kompositions- ten. Hervorzuheben ist in dieser Hin- studiums bei Franz Baur eingeladen, kur- sicht die Zusammenarbeit mit der Firma ze Werke für diesen Anlass zu schreiben. Grassmayr, die für das Konzert im Mai Neben den dargebotenen Werken ver- 2015 den Komponierenden für ihre neuen spricht die Präsentation dokumentierter Stücke eine Auswahl an verschiedenen Bild- und Audioaufzeichnungen vergan- Klangschalen zur Verfügung stellte. Als gener Konstellationskonzerte und -pro- weitere Besonderheit schufen die Kom- ben einen spannenden Konzertabend! positionsstudentinnen und -studenten Elias Praxmarer Heft Nr. 21 | Herbst 2018 15
Termine Termine – Veranstaltungen des TLK Sa., 17.11.2018, 10.00 bis 20.00 Uhr Sa., 22.12.2018, 16.00 und 19.15 Uhr Doppelrohrblatt-Tag J. S. Bach: „Weihnachtsoratorium” Ein Tag rund um die Doppelrohrblatt- Wiltener Sängerknaben instrumente 16.00 Uhr: Kantaten 1-3 19.15 Uhr: Kantaten 4-6 Basilika Wilten Mi., 28.11.2018, 19.00 Uhr Sa., 05.01.2019, 17.30 und 19.00 Uhr Pour le piano „Die Kunst der Sonate“ Fest der 1000 Lichter in Kufstein Die besondere Konzertreihe der Klavierklassen Konzert der Wiltener Sängerknabenn Shao-Yin Huang & Sebastian Euler Sonaten für Violine/Klavier, Klarinette/Klavier und zwei Klaviere von Malcolm Arnold, Beethoven, Brahms und Mozart Mo., 03.12.2018, 19.30 Uhr Fr., 11.01.2019, 20.00 Uhr Open Spaces Musik des Mittelalters Wenn nicht Ensemble konstellation Crawford Young, Laute (Solokonzert) anders ange- unter der Leitung von Ivana Pristašová Werke von: Alexander Eberhard, Hannes 11., 12. u. 13.01.2019, 09.00 - 16.00 Uhr geben, finden Kerschbaumer, Manuel Zwerger, Simon Steen- die Veranstal- Andersen und Georg Friedrich Haas. Workshop mit Crawford Young, Laute Featuring Sarah Dragovic und Anna-Lena Musik des Mittelalters tungen im Obermoser Konzertsaal des Tiroler Landeskonser- Fr., 07.12.2018, 16.30 und 18.00 Uhr Sa., 23.02.2019 19.00 Uhr vatoriums bei Weihnachtskonzert Liliom freiem Konzert der Wiltener Sängerknaben Oper von Johanna Doderer (Premiere) am Weihnachtsmarkt Kitzbühel Hinterstadt Unter Mitwirkung der Wiltener Sängerknaben Eintritt statt. Tiroler Landestheater Informationen zu weiteren Veranstaltun- gen (Klas- senabende, Di., 18.12.2018, 19.30 Uhr Sa., 09.03.2019, 17.00 Uhr Vortragsstun- Weihnachtskonzert „Matthäuspassion“ von J. S. Bach den) des TLK der Klasse Maria Erlacher-Forster Academia Jacobus Stainer entnehmen Chor und Solisten der Sie bitte Wiltener Sängerknaben Leitung: Johannes Stecher unserer Basilika Wilten Homepage konstirol.at 16 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
kons JAHRESBERICHT 2017/2018
Studienangebot Studienangebot BERUFSSTUDIEN LEHRG IGP JAZZ UND IMPRO Instrumental- und Gesangspädagogik 6 Semester (Ausbildung zum Lehrberuf an Musikschulen - in Kooperation mit der Universität Mozarteum Salzburg) ELEMENTARE MU 8 Semester 6 Semester KÜNSTLERISCHES DIPLOM VOLKSMUSIK (Ausbildung für Tätigkeiten in den 6 Semester Berufsfeldern SolistIn, Orchester, Kammermusik, Opern- und Konzertgesang, Dirigieren, Komposition in Kooperation mit der Universität für Musik BLASORCHESTE und darstellende Kunst Wien) 4 Semester 8 Semester (2 bis 4 Semester Basi CHORLEITUNG MEISTERKLASSE 4 Semester (Perfektionierung, Probespieltraining) (2 bis 4 Semester Basi 18 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018 Studienangebot GÄNGE VORBEREITUNG OVISIERTE MUSIK MUSIKGYMNASIUM USIKPÄDAGOGIK VORBEREITUNG BERUFSSTUDIUM JUNGE BEGABUNGEN (Begabtenförderung) ERLEITUNG WILTENER SÄNGERKNABEN islehrgang am TMSW) SONSTIGE (Elementares Musizieren, islehrgang am TMSW) KursteilnehmerInnen) Heft Nr. 21 | Herbst 2018 19
Statistik Instrumente 2018 fächerspezifisch IGP Konzertfach Vorbereitung Fächer StZKF StSP m w I A St m w I A St m w I A Akkordeon 1 - 1 - 1 - - - - - - 5 3 2 5 - Basstuba 1 - 1 - 1 - 1 1 - 1 - 3 3 - 3 - Blockflöte 1 2 - 3 3 - 1 1 - 1 - 5 - 5 5 - Cembalo 1 - 1 - 1 - - - - - - - - - - - Dirigieren - - - - - - 4 2 2 2 2 - - - - - Diatonische Harmonika 5 - 4 1 4 1 - - - - - - - - - - Fagott 2 - - 2 2 - 2 2 - 2 - 4 - 4 3 1 Gesang 6 2 2 6 4 4 13 6 7 8 5 22 9 13 21 1 Gitarre 9 1 4 6 7 3 9 6 3 7 2 14 3 11 14 - Hackbrett 1 - 1 1 - - - - - - 3 - 3 3 - Harfe 1 - - 1 1 - 1 - 1 1 - 7 1 6 7 - Horn 2 - 1 1 1 - - - - - - 10 4 6 6 4 Klarinette 5 - 3 2 5 - 9 4 5 9 - 10 1 9 10 - Klavier 9 4 2 11 4 9 3 1 2 2 1 12 7 5 11 1 Komposition - - - - - - 7 7 - 4 3 - - - - - Kontrabass 2 1 2 1 3 - 2 2 - - 2 6 3 3 6 - Oboe 1 1 - 2 1 1 - - - - - 3 - 3 3 - Orgel 3 1 2 2 3 1 - - - - - 3 2 1 2 1 Posaune 5 - 5 - 4 1 7 6 1 7 - 7 7 - 7 - Querflöte 9 - 3 6 7 2 7 3 4 5 2 14 1 13 13 1 Saxophon 4 - 2 2 3 1 1 1 - 1 - 8 4 4 7 - Schlaginstrumente 8 - 8 - 7 1 8 8 - 6 2 14 14 - 14 - Steirische Harmonika - - - - - - - - - - - 2 1 1 2 - Trompete 9 1 7 2 7 2 7 7 - 5 2 11 10 1 10 1 Viola 1 - 1 - - 1 3 3 - - 3 3 - 3 2 1 Violine 7 1 2 6 2 6 2 - 2 1 1 10 1 9 10 - Violoncello 5 - - 5 4 1 1 - 1 1 - 11 3 8 9 2 Volksharfe 1 - 1 1 - - - - - - - 5 1 4 5 - Zither 3 - 1 2 2 1 8 2 6 7 1 1 - 1 1 - Alte Musik - 2 1 1 1 1 - - - - - - - - - - Blasorchesterleitung - 22 17 5 17 5 - - - - - - - - - - EMP - 21 6 15 16 5 - - - - - - - - - - Jazz und improvisierte Musik - 10 5 5 8 2 - - - - - 3 3 - 3 - StZKF: Studierende Zentrales künstlerischens Fach; StSP: Studierende Schwerpunktfach; St: Studierende; m: männlich; w: weiblich; I: InländerInnen; A: AusländerInnen, LG: Lehrgang; B: BewerberInnen; Abs: AbsolventInnen 20 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018 Statistik Instrumente 2018 gesamt Akkordeon 6 Basstuba 5 Blockflöte 9 Cembalo 1 Dirigieren 4 Diatonische Harmonika 5 Fagott 8 Gesang 43 Gitarre 33 Hackbrett 4 Harfe 9 Horn 12 Klarinette 24 Klavier 28 Komposition 7 Kontrabass 11 Oboe 5 Orgel 7 Posaune 19 Querflöte 30 Saxophon 13 Schlaginstrumente 30 Steirische Harmonika 2 Trompete 28 Viola 7 Violine 18 Violoncello 17 Volksharfe 6 Zither 12 Alte Musik 2 Blasorchesterleitung 22 EMP 21 Jazz und improvisierte Musik 13 Heft Nr. 21 | Herbst 2018 21
Statistik Zahlen erzählen Lehrgänge (detailliert) St m w I A Blasorchesterleitung (BOL) 15 12 3 14 1 Chor- und Ensembleleitung 6 3 3 6 0 Elementare Musikpädagogik (EMP) 14 3 11 13 1 Alpenländische Volksmusik (VM) 6 1 5 4 2 Jazz und improvisierte Musik (JiM) 38 29 9 33 5 Studien Studierende IGP 110 A2 1 Konzertfach 97 Vorbereitungsstudium MG 118 Vorbereitungsstudium 84 Wiltener Sängerknaben 120 Musikalische Früherziehung 58 Meisterklasse 6 LG JiM 38 LG VM 6 LG EMP 14 LG Chor 6 LG BOL 15 KursteilnehmerInnen 10 Außerordentliches Studium 4 Anzahl Studien: 687 Anzahl Studierende: 625 228 Vortragsstunden, Klassenabende,Workshops und Konzerte 22 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018 Musikpraxis Bilder erzählen „Die lustigen Nibelungen“; Lea Bodner als Kriemhild Foto: edifilm75 Heft Nr. 21 | Herbst 2018 23
Musikpraxis Die lustigen Nibelungen, Fotos: edifilm75 24 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018 Musikpraxis Heft Nr. 21 | Herbst 2018 25
Musikpraxis Szenenfotos aus „Die lustigen Nibelungen“, Fotos: edifilm75 26 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018 Musikpraxis Heft Nr. 21 | Herbst 2018 27
Musikpraxis Oratorium „Elias“: Maria Erlacher-Forster, Gabriele Erhard, Paul Schweinester, Daniel Schmutzhard (Elias), Dirigent Dorian Keilhack; Fotos: C. Sigl 28 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018 Musikpraxis Heft Nr. 21 | Herbst 2018 29
Musikpraxis 30 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018 Musikpraxis Heft Nr. 21 | Herbst 2018 31
Gratulation Grumiaux-Wettbewerb Großer Erfolg für Erik Zehn Mayr Erik Zhen Mayr (*2001), der bereits mit eingeladen zu werden. 10 Jahren als geigerische Hochbegabung kons: Diese Eingangshürde hast du offenbar ans Tiroler Landeskonservatorium (Klas- brillant übersprungen. Wie ist der Wettbewerb se Ivana Pristašová) gekommen ist, hat strukturiert? schon vielfach sein grandioses Können E.M.: Es gibt vier verschiedene Alters-Kate- bewiesen. Sich nun auch mit der interna- gorien: bis 10 Jahre, bis 13 Jahre, bis 17 Jahre tionalen Konkurrenz auf höchster Ebe- und bis 21 Jahre. In meiner Kategorie C (bis ne zu messen ist nur ein konsequenter 17 Jahre) gab es zwei Runden, nämlich eine Schritt. Im März dieses Jahres nahm er Vorrunde (preliminary) und das Finale. In am berühmten Concours Grumiaux in der Kategorie C waren insgesamt 14 Teil- Brüssel teil und erspielte sich den hervor- nehmer aus 13 Ländern. ragenden 3. Preis. kons sprach mit ihm. kons: Mit welchem Progamm hast du dich der strenger Jury gestellt? kons: Erik, du hast heuer beim renommierten E.M.: Mein Programm in der Vorrunde „Grumiaux-Wettbewerb“ in Brüssel mitge- bestand aus Bach Partita 3, Präludium; Pa- macht. Erzähl uns etwas über diesen Wettbe- ganini Caprice op. 1 Nr. 4 und Vieuxtemps werb. Rondino, das ich aus zwei Pflichtstücken E.M.: Dieser jährlich stattfindende internati- ausgewählt habe. Nach der Vorrunde blie- onale Wettbewerb ist nach dem belgischen ben neun Kandidaten für das Finale übrig. Geiger Arthur Grumiaux (1921 - 1986) be- Im Finale spielte ich dann Kreislers Recita- nannt. Er war nicht nur einer der weltweit tivo und Scherzo und Waxmans Carmen bedeutendsten Geiger seiner Zeit, sondern Fantasy. Ich erhielt schließlich den 3. Preis. auch ein berühm- kons: Ein großer Erfolg. Wie hast du dich auf ter Dirigent. Am den Wettbewerb vorbereitet? Wettbewerb neh- E.M.: Ich habe mich die drei Monate nach men Violinisten der Anmeldung vollkommen auf den Wett- aus der ganzen bewerb konzentriert und habe dafür noch Welt teil. Die vie- zwei neue Stücke einstudiert. Ein Wettbe- len Bewerbun- werb dieser Art bedeutet in der Tat sehr gen werden einer harte Arbeit und viel Vorbereitung sowohl strengen Vorselek- für mich als auch für meine Professorin tion unterzogen, Ivana Pristašová. Aber ich finde, die Vorbe- die auf Basis der reitung hat sich sehr ausgezahlt, und man eingereichten Vi- macht auch große Fortschritte in dieser deo-Präsentatio- kurzen Zeit und hat währenddessen auch nen erfolgt. Es ist immer ein gutes Ziel vor Augen, auf das schon ein großer man hinarbeiten kann. Erfolg, überhaupt kons: Herzliche Gratulation! 32 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
genius loci IV Der Leopold und das Haus Wann kommt er zurück, der Leopold auf Und frisch geputzt soll er sein, entstaubt, seinem Pferd? Obwohl zurück stimmt restauriert. Pferd und Reiter in Pose – ein nicht ganz. Verschoben haben sie ihn wie- Kunststück – und ganz original echt, zur der einmal, verschoben ebenso wie Oce- Zeit allerdings verharrt es frischluftlos anus, Diana, Amphitrite oder die Moos- samt Reiter in Wien, bis es versichert und göttin mit ihrem Kranich, die bronzenen damit erlöst wird. Die vorbeiziehenden Brunnen-Figuren, die ja eigentlich in den Touristenscharen freuen sich trotzdem Tiroler Landesmuseen unter Schutz ge- und fotografieren sich am Brunnenrand stellt wurden, also hier draußen als echt sitzend. Unechte, fake, der Witterung trotzend, po- Hinter dem (noch?) leeren Sockel steht sieren. jetzt das neue Haus. Rötlich schimmert es zuweilen in der warmen Herbstsonne. Seine klaren Linien und Strukturen kon- trastieren das wunderbar kreative Astge- wirr der Baumriesen auf dem Vorplatz. Das Haus will sich nicht einfügen in sei- ne Umgebung, es nimmt sie auf und spielt selbstbewusst mit Öffnungen, Aussich- ten, Spiegelungen und wechselnden Far- ben. Die Fassade? Schon seit geraumer Zeit wird sie von der Bevölkerung mehr oder weniger liebevoll mit allerhand as- soziativen Wortgebilden bedacht und immer geht es dabei um die vermeintlich schwarze Außenhaut – doch schwarz ist sie eigentlich nie, wenn man sie genau in den Blick nimmt. Eher ähnelt die glasierte Keramik ganz gewollt einem samtig-chan- gierenden Theatervorhang, sagt Archi- tekt und Wettbewerbssieger Erich Strolz. Gemeinsam mit dem Vorarlberger Büro Dietrich / Untertrifaller und in vielfälti- gen Diskussionen mit diversen Beiräten, Planungs- und Steuerungsgruppen wur- de lange nach einem geeigneten Stoff ge- sucht. Die nunmehr ausgeführte Variante wirkt stimmig. Die drei verschiedenen, gegeneinander versetzt verbauten Press- Heft Nr. 21 | Herbst 2018 33
genius loci IV profile sollen sogar auf Musikalisches ver- Sammlungen unterschiedlicher Instituti- weisen; man spricht von analogen Bezü- onen zusammenzuführen, eins werden gen zu einer Vierteltriole in Tanzabfolge zu lassen (s. folgende Seiten). In der Nähe und sogar von Material gewordenen Ter- der Probesaal, den Tiroler Landeskonser- zen und Quarten. vatorium und Universität Mozarteum ge- Betritt man das Haus durch den westlichen meinsam nutzen – endlich genug Platz für Haupteingang scheint im lichtdurchflute- größere Chor- und Orchesterprojekte und ten, grandios wirkenden Treppenhaus der für den Gesamtchor der Wiltener Sän- Übergang vom Außen- in den Innenraum gerknaben. Ganz im Westen öffnen vier noch schwebend, unentschieden. Die Ke- Unterrichtszimmer für Jazz und improvi- ramikfassade setzt sich fort und definiert sierte Musik ihre raumhohen Fenster zur zwei große Blöcke, die künstlerischen Hofburg, ein vertikal rhythmisierter Aus- Herzstücke des Hauses: großer Konzert- blick, den die beweglichen Keramiklamel- saal rechts und kleiner Konzertsaal bzw. len produzieren. (Wir freuen uns alle mit Kammerspiele links. Innen erwärmen seit Stephan Costa über den neuen Steinway- der offiziellen Eröffnung Anfang Oktober Flügel.) Eichenholz, fabelhafte akustische Verhält- Die Terrasse daneben bietet tagsüber freies nisse und ein freier Blick auf die herrliche Panorama auf den bald mit neuem Boden Aststruktur der Säuleneiche bzw. Rotbu- ausgestatteten Vorplatz, auf flanierende che. oder hektisch fotografierende Menschen Richtig lebendig und offen ist es alltags und auf den leeren Leopoldsockel. allerdings an anderen Orten. Die neuen Früher einmal blickte der Leopold brun- Bewohnerinnen und Bewohner der obe- nenlos zumindest mit dem rechten Auge ren Stockwerke, vorwiegend Studierende schon fast in die Herren-Gasse, in seinem und Lehrende, Musizierende und Büro- Rücken das alte Comedienhaus, später angestellte, betreten das Haus von Südos- Hof- bzw. Nationaltheater, dann ab 1846 ten. Das Treppenhaus hier lädt nicht zum das neue Stadttheater. Erst 1893 verschob Verweilen ein; man will schnell weiter, ins man ihn anlässlich der Eröffnung der Ti- Übezimmer, die Bibliothek, die Vorlesung, roler Landesausstellung vor die damali- zum Unterricht, an den Arbeitsplatz. Ge- gen Stadtsäle und verpasste ihm die nass- dankenverloren Stiegen steigend findet laute Umgebung. Er sei damit „zu einer man sich zuweilen im falschen Stockwerk Garten-Decoration degradiert“ – die aus- wieder; besser man fährt zielgenau mit ei- führlichen Polemiken bzw. Diskussionen nem der zwei sprechenden Lifte z.B. in den in den Innsbrucker Nachrichten von 1893 fünften Stock, wo sich auch „unsere“ neu- zur Neuaufstellung des ehernen Leopolds en Räume befinden, allen voran die Mu- über seinem Brunnen wirken wie ein Dé- sikbibliothek. Hier ist es erstaunlicherwei- jà-vu. Apropos: Die Bilder von Max Wei- se wirklich und wahrhaft gelungen, drei ler aus dem früheren Stadtsaal sucht man 34 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
genius loci IV übrigens im Haus vergeblich. Sie werden irgendwo (zwischen-?)gelagert und war- ten auf Rampenlicht. Hoffentlich teilen sie nicht das Geschick anderer Kulturgüter wie das Tirol-Relief von Johann Schuler aus dem Pädagogium-Garten; doch das ist eine andere Geschichte. Man darf gespannt sein, wie Haus und Bewohner bzw. Bewohnerinnen zusam- menwachsen werden. Digitalisierung, Bildschirme, ein Schließsystem sollen der Nutzung dienen; dazu gehört die Verlage- rung der Sichtbarmachung von zeitlichen und räumlichen Strukturen in die virtuel- le Welt, so will es das Konzept. Provisori- sche Pinnwände in den Gängen sind eine deutliche Herausforderung für den Blick des Architekten beim Rundgang. Der zweimalige geführte Weg durch das Haus ins neue Haus oder in das Brahms, das (Architekt Erich Strolz und Projektleiter schöne Restaurant zu ebener Erde. Ein Georg Preyer, Innsbrucker Immobilien klingender Gastgarten sollte es für die GmbH sei hier herzlich dafür gedankt) Speisewilligen werden, daher bekiest mit macht deutlich, dass den vielen Verei- Steinen, die farblich mit den neuen Boden- nen, Ausbildungsinstitutionen und Ver- platten abgestimmt sind. Das Pferd spitzt anstaltern mit diesem Gebäude auch die die Ohren (Kies?) und wird sich wieder Ermöglichung gemeinsamer, integrativer erheben, agil wie immer in Courbette oder Projekte zu Füßen gelegt wird, Vorbild- Levade (uneinig sind die ExpertInnen da- wirkung inklusive. Die Wege sind kurz. rob), jedenfalls Vorderbeine luftig oben in Neue Kulturinitiativen warten bereits auf barockem Schwung. Von drinnen dringt ihren Auftritt. kein Laut an die Ohren. Wenn drüben in Ein paar Meter mussten sie den Leopold der Hofburg schon lang die Kronleuchter und sein Pferd also wieder verschieben. ausgeschaltet sind, kann man hüben an Jetzt, wenn er denn zurückkommt, hört er hell erleuchteten Fenstern Menschen ne- nicht nur Wasserplätschern und das ben und an Instrumenten agieren sehen: Raunen und Rauschen der imposanten Musizieren in der Stadt, ein schönes Bild Naturdenkmäler Rotbuche, Säuleneiche und ein gesellschaftspolitisch wichtiges und Schwarzkiefer, sondern auch die Be- Signal. sucherinnen und Besucher auf dem Weg Gabriele Enser Heft Nr. 21 | Herbst 2018 35
genius loci V Die Symbiose der Bücher Die neue Musikbibliothek im Haus der Musik Innsbruck Das Haus der Musik Innsbruck ist ein Leiter der Bibliothek Lorenz Benedikt und zunächst räumlicher Zusammenschluss sein Team in Zukunft Öffnungszeiten von unterschiedlicher musikalischer Instituti- 09.00 bis 20.00 Uhr anbieten. onen und die neue Musikbibliothek der Der Raum thront im fünften Stock im augenfälligste Ort möglicher Symbiosen. Nordosten des Hauses, der übermäßi- Das Department für Musikerziehung der gen Sonneneinstrahlung abgewandt, die Universität Mozarteum, das Institut für die Buchrücken vergilben ließe. Auf 606 Musikwissenschaft der Universität Inns- Regalmetern wird etwa ein Drittel des bruck und das Tiroler Landeskonserva- Gesamtbestandes quasi zum Angreifen torium haben ihre Bibliotheken zu einer präsentiert, momentan noch getrennt zwi- einzigen zusammengeführt, offiziell nun schen Wissenschaft rechts und Noten und Teil der Universitäts- und Landesbiblio- Pädagogischem links. Das ist noch der thek Tirol. Das ergibt dann eindrucksvolle unterschiedlichen Herkunft der Bücher Zahlen: 120.000 Bücher und Noten, 12.000 geschuldet. Die Zukunft und der ideelle CDs, 16.000 Schallplatten. Und für die Kern dieses Raumes ist aber die Vermi- Zukunft ist auch finanziell gesorgt mit ei- schung dieser Systeme. Die Buchdeckel nem Budget, das ebenfalls mehr ist als die sollen sich näherkommen, und auf so Summe seiner bisherigen drei Teile. manche inspirierende Nachbarschaft darf Damit daraus eine einzige, geordnete und man sich schon freuen. Den mäandernden überschaubare Bibliothek wird, bedarf es Blick und das Näherkommen der Nutzer umfangreicher Vorbereitungen und Um- kann man sich erhoffen und wünschen. stellungen, die auch noch nach der Eröff- Der übrige Bestand befindet sich auf 1800 nung weiter gehen werden; seit 2014 lie- Regalmetern im Keller des Hauses, auf fen die Verhandlungen und Planungen: diesen wird per Online-Katalog zugegrif- So müssen beispielweise alle Medien in fen. ein einheitliches Bibliothekssystem einge- In der großzügig bemessenen und licht- pflegt werden. Man hat sich für das neue durchfluteten Lounge gibt es 24 Arbeits- österreichweite Alma-System entschieden, plätze, drei davon mit PC ausgestattet. damit wird der Erwerb, die Katalogisie- Hier kann man lesen, lauschen, studieren, rung und die Ausleihe organisiert. Vieles forschen und eben auch verhandeln oder wird in der neuen Bibliothek automati- man lässt sinnierend den Blick hinüber siert ablaufen: von den WLAN-gesteuer- zur Jesuitenkirche schweifen. Momentan ten Schließfächern bis zu den Scannern, gilt: vormittags bestellen und nachmit- die für Ausleihe und Rückgabe zuständig tags abholen, und umgekehrt. Der Zugriff sind; wie im modernen Supermarkt inklu- auf Datenbanken mit Büchern und Musik sive einer lautstarken Diebstahlsicherung, wird angeboten, ebenso WLAN und ein und die Mahngebühren kann man auch Medienraum für Video- und Audio-Bear- gleich abbuchen lassen. Damit können der beitungen. 36 Heft Nr. 21 | Herbst 2018
genius loci V 1818 2018 Offen ist die neue Bibliothek für alle: für Studierende, interessierte Konzertbesu- cher und andere Neugierige. Zur Auslei- he benötigt man lediglich den Bibliothek- sausweis der Universität Innsbruck. Harald Pröckl Universitäts- und Landesbibliothek Tirol Bibliothek Haus der Musik Innsbruck – Fachbereich Musik Universitätsstraße 1 | 5. OG Tel.: +43 512 507 25752 bzw. 25753 E-Mail: ulb-hdmi@uibk.ac.at https://bibsearch.uibk.ac.at Öffnungszeiten: Mo. - Fr. von 09.00 - 17.00 Uhr (Es laufen Bemühungen, die Öffnungszeiten bis 20.00 Uhr zu verlängern.) Heft Nr. 21 | Herbst 2018 37
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