Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 11 BACKSTAGE

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Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 11 BACKSTAGE
kons
                  Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums

4                  8                   11
    ENTRADA            PORTRÄT               BACKSTAGE
    KONZERTFACH        FRANZ BAUR            WOLFGANG
    AKADEMISCH                               LAUBICHLER

                                                      Heft Nr. 21
                                                           III / III
                                                     Herbst 2018
Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 11 BACKSTAGE
Impressum
                                                               Herausgeber:
                                                                     Tiroler
                                                     Landeskonservatorium
                                                   Paul-Hofhaimer-Gasse 6
                                                             6020 Innsbruck
                                                 Tel.: +43(0)512 / 508-6852
                                               Fax: +43(0)512 / 508-746855
                                                           www.konstirol.at
                                              Email: kons.redaktion@tsn.at

                                                                  Redaktion:
                                                  Mag. Sebastian Themessl
                                                   Mag. Dr. Gabriele Enser
                                                           Dr. Stefan Hackl
                                                              Harald Pröckl
                                                                Jakob Köhle
                                                            Elias Praxmarer
                                                Dir. Dr. Nikolaus Duregger

                                           Grafikkonzept: Theresa Neuner
                                                  Grafik: Manfred Gruber

                                             Titel: Konzept und Gestaltung
                                Mag. Sebastian Themessl & Manfred Gruber
                                              Für den Inhalt verantwortlich:
                                                Dir. Dr. Nikolaus Duregger

                                                              Druck: studia

2   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 11 BACKSTAGE
Editorial / Inhalt

Wir sind Haus der Musik!

Bewundert viel und
                                                                                                                                                          Entrada:
viel gescholten, HdM!
Glanzvoll die Eröff-
                                                                                                                                                          Konzertfach akademisch 4
nung, grandios seit-
her die Konzerte, in-
spiriert und getragen
von architektonischer
Grandezza und meis-
terhafter Akustik. Seine zentrale Präsenz
                                                                                                                                                          Im Porträt:
verkörpert die Musik inmitten der Stadt,
preist sich und sie. Froh nährt sein Klang
                                                                                                                                                          Franz Baur                          8
die Bewunderung. Kritik und Schelte ver-
stummen, denn das Gemeine geht klang-
los zum Orkus hinab. Das TLK gefällt
sich darin, den guten Geist des Hauses
zu befördern und es im Unterrichtsalltag
wie auch im Konzert zu erfreuen. Und
                                                                                                                                                          Backstage:
ein solches und sehr besonderes erwartet
Sie am 3. Dezember, wenn „konstellation“,
                                                                                                                                                          Wolfgang Laubichler               11
unser auf zeitgenössische Musik spezia-
lisiertes Ensemble, den schon hungrig
harrenden Konzertsaal mit neuer und
neuester Musik speist. Aber erst mit Ih-
nen als doppelt, nämlich HdM- und mu-
sikneugierigem Publikum ist die Kons-                            Akkordeon                     6
                                                                   Basstuba
                                                                  Blockflöte
                                                                                           5
                                                                                                           9                                              Terminkalender                    16
tellation perfekt! Neu wie das Haus der                            Cembalo
                                                                  Dirigieren
                                                    Diatonische Harmonika
                                                                               1
                                                                                       4
                                                                                           5

Musik ist auch die Kooperation des TLK
                                                                      Fagott                           8

                                                                                                                                                          Jahresbericht17/18                17
                                                                     Gesang
                                                                     Gitarre                                                                         33

mit der mdw (Universität für Musik und
                                                                  Hackbrett            4
                                                                       Harfe                               9
                                                                       Horn                                     12

darstellende Kunst Wien), die unseren
                                                                  Klarinette                                                          24
                                                                     Klavier                                                               28
                                                               Komposition                         7

Studierenden zukünftig akademische
                                                                 Kontrabass                                    11
                                                                       Oboe                5
                                                                       Orgel                       7
                                                                   Posaune

Abschlüsse auch im Konzertfach ermög-
                                                                                                                           19
                                                                  Querflöte                                                                     30
                                                                  Saxophon                                          13
                                                         Schlaginstrumente                                                                      30

licht. kons21 informiert darüber und über             Steirische Harmonika
                                                                  Trompete
                                                                       Viola
                                                                                   2

                                                                                                   7
                                                                                                                                           28

manches mehr und rundet darüber hin-                                 Violine                                              18
                                                                 Violoncello
                                                                 Volksharfe                    6
                                                                                                                         17
                                                                                                                                                          genius loci                       33
aus unsere Zweihundertjahrjubiläums-
                                                                      Zither                                    12
                                                                 Alte Musik        2
                                                       Blasorchesterleitung                                                      22

konsTrilogie und en passant auch das ers-
                                                                        EMP                                                     21

                                                                                                                                                          Forum                             39
                                             Jazz und improvisierte Musik                                           13

te Jahrzehnt konsExistenz ab. Ehre, wem
Ehre gebührt!
                                                                                                                                                          Fermate                           42
                        Nikolaus Duregger

                                                                                                                                                                        Heft Nr. 21 | Herbst 2018   3
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    1818
    2018

Konzertfach akademisch
TLK kooperiert mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

                       Dem manchmal milden, mitunter wilden          zu autonomen Universitäten machte, noch
                       Wandel der Zeiten kann sich niemand und       verstärkt und gleichsam einbetoniert. Bit-
                       nichts entziehen. Für die Kunst sind Wan-     ter für Tirol und das TLK: Der National-
                       del, Suche, Experiment, Vorwärtsschreiten     ratsbeschluss aus dem Jahr 1998, in Inns-
                       konstitutive Merkmale, gewünscht also         bruck eine Kunstuniversität zu errichten
                       und gewollt. Für die profaneren Teile un-     (deren Teil das TLK gewesen wäre), wurde
                       seres Daseins sind sie freilich oft Mühsal    vom Bund – wiederum aus Kostengrün-
                       und Qual, unwillkommen und verhasst.          den – nicht umgesetzt. Nachdem auch
                       Von dieser Art sind die Änderungen der        die leidenschaftlichen Bemühungen des
                       Rahmenbedingungen, die die letzten fünf       Landes Tirol, an der Leopold-Franzens-
                       Jahrzehnte für die Konservatorien in Ös-      Universität eine Kunstfakultät einzurich-
                       terreich brachten – und sie in die Krise      ten (als „kleine Lösung“ einer Kunstuni-
                       stürzten. Das Tiroler Landeskonservato-       versität) scheiterten, stand das TLK vor
                       rium war und ist leider deshalb unmittel-     der schicksalhaften Frage: Quo vadis? Die
                       bar davon betroffen, weil es im Jahr 1969     Konservatorien in Linz und Wien lösten
                       knapp nicht gelang, das damalige Konser-      das Problem, indem sie Privatuniversi-
                       vatorium der Stadt Innsbruck in den Sta-      täten wurden. Tirol wählte den Weg der
                       tus einer „Akademie“ (nach dem Vorbild        Kooperation.
                       der Musikakademien in Wien, Salzburg          Seit 2006 gibt es eine solche mit der Uni-
                       und Graz) zu heben. Das Bundesminis-          versität Mozarteum Salzburg. Diese Ko-
                       terium für Unterricht und Kunst lehnte        operation ermöglicht es dem TLK, „sei-
                       das Ansinnen schließlich als „zu teuer“       nen“ IGP-Studierenden (formal sind es
                       ab. 1970 wurden die Akademien in Wien,        freilich Mozarteumsstudierende) einen in-
                       Salzburg und Graz durch das Kunsthoch-        ternational gültigen (Bologna-konformen)
                       schulorganisationsgesetz zu Hochschulen.      Bachelor-Abschluss anzubieten. Vertrag-
                       Dadurch, vor allem aber auch durch das        lich geregelt, deckt das TLK den gesamten
                       Kunsthochschulstudiengesetz (1983), das die   künstlerischen Teil der Ausbildung ab, der
                       akademische Graduierung der Musikstu-         wissenschaftlich-didaktische wird vom
                       dierenden ermöglichte und gegen den ve-       Mozarteum getragen, die Kostenlast zur
                       hementen Widerstand der Konservatorien        Gänze vom Land Tirol.
                       durch“gesetzt“ wurde, gerieten die Kon-       Fruchtlos blieben dagegen jahrelange Be-
                       servatorien gegenüber den Musikhoch-          mühungen des TLK, den Kooperationsver-
                       schulen in einen gravierenden, entschei-      trag auch auf das Konzertfach auszudeh-
                       denden (Wettbewerbs-)Nachteil. Dieser         nen. Das große Interesse, ein Konzertfach
                       wurde durch den sog. Bologna-Prozess          mit akademischem Abschluss anzubieten,
                       (Akademisierung der Lehrberufe) und die       begründet sich für das TLK wie folgt:
                       schließlich im Jahr 2002 gestaltete Univer-   • Das TLK verfügt über hervorragende
                       sitätsreform, die die Musikhochschulen        Professorinnen und Professoren, Tirol

4   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
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über einen hochbegabten musikalischen
Nachwuchs; es liegen also beste Voraus-
setzungen für ein exzellentes Konzert-
fachstudium vor!
• Ein akademisches Konzertfach be-
deutet das Ende eines eklatanten Wettbe-
werbsnachteils. Die das TLK umgebenden
Ausbildungsplätze (München, Salzburg,
Linz, Bozen) sind samt und sonders „aka-
demisch“ handlungsfähig.
• Der Status, das Image, das Prestige des
TLK verbessert sich in der Außenwahr-
nehmung enorm, wenn das TLK in der
„Champions-League“ spielt.
• In der Innenwahrnehmung hat das
Konzertfach eine wichtige Rolle als Qua-
litätsvorreiter am Haus (es strahlt positiv,
leistungsfördernd auf das IGP-Studium
und die Vorbereitungsstudien aus, die da-
mit im Übrigen auch automatisch aufge-         des Kooperationsvertrages besiegelt wur-         Das Hauptgebäude
wertet werden).                                                                                 der Universität
                                               den. Dieser Kooperationsvertrag, abge-
                                                                                                für Musik und
• Attraktives Angebot für Tiroler Studie-      schlossen mit einer Musikuniversität der         darstellende Kunst Wien
rende; es soll (zumindest zum Teil) deren      absoluten Weltklasse (im Worldranking            Foto: Martin Moravek
Abwanderung verhindern! Die Studen-            der Musikuniversitäten fand sich die mdw
tenvertretung fordert aus diesem Grund         2017 an zweiter Stelle!), bedeutet für das
schon seit Langem vehement dieses „aka-        TLK gleichsam den Ritterschlag. Rektorin
demische“ Konzertfachangebot!                  Ulrike Sych lobt auch ausdrücklich die
• Attraktives Angebot TLK für Studie-          hohe Qualität des TLK. Sie betont, dass sie
rende von außen.                               als Rektorin der größten österreichischen
• Aufwertung des Universitätsstandor-          Musikuniversität Verantwortung für ganz
tes Tirol (Innsbruck)                          Österreich empfinde und alles daranset-
                                               zen wolle, vor dem Hintergrund des enor-
Im Herbst 2017 führte das TLK Gespräche        men internationalen Konkurrenzkampfes
mit der Universität für Musik und darstel-     den österreichischen Nachwuchs best-
lende Kunst Wien (mdw), die von Anfang         möglich zu fördern – eben auch jenen im
an höchst erfreulich verliefen, konsequent     Westen Österreichs! Das TLK wird alles
und konstruktiv vorangetrieben und be-         tun, um diesen Vertrauensvorschuss zu
reits im Juli 2018 mit der Unterzeichnung      rechtfertigen.

                                                                                      Heft Nr. 21 | Herbst 2018   5
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                       Die finanzielle Regelung dieser Kooperati-    • Der Unterricht im zentralen künst-
                       on ist äußerst einfach und von mdw-Seite      lerischen Fach (zkF) im Rahmen dieser
                       äußerst großzügig: Sie verrechnet dem         Kooperation erfolgt ausschließlich durch
                       Land Tirol keine Kosten, die ihr durch die-   Lehrende des TLK, die durch die mdw
                       se Kooperation entstehen!                     zertifiziert wurden.
                       Der Kooperationsvertrag mit der mdw tritt     • Die Curricula werden an jene der mdw
                       mit sofortiger Wirkung in Kraft. Das heißt,   angepasst.
                       das bereits im heurigen Wintersemester        • Alle Studienleistungen bis zur Dip-
                       Studierende des TLK mit dem neuen Kon-        lomprüfung am TLK, insbesondere der
                       zertfachstudium beginnen können.              künstlerische Unterricht, sind am TLK zu
                       Zu beachten ist, dass die mdw ihr Kon-        erbringen.
                       zertfachstudium in zwei Modi anbietet:        • Das TLK führt eine interne Zulassungs-
                       1. Diplomstudium – betrifft alle Orches-      prüfung durch.
                       terinstrumente; der erste Studienabschnitt    • Im Verlauf der ersten beiden Studi-
                       endet nach acht Semestern (zunächst) mit      enjahre haben sich die so ausgewählten
                       der ersten Diplomprüfung; nach weite-         Studierenden an der mdw in einem bera-
                       ren vier Semestern erfolgt der Abschluss      tenden Vorspiel zu präsentieren. Dadurch
                       „Mag. art“.                                   erhalten die Studierenden ein wichtiges
                       2. Bachelorstudium – betrifft „Klavier        Feedback!
                       Konzertfach“, „Klavier-Vokalbegleitung“,      • Am Ende des 7. Semesters (Toleranzse-
                       „Orgel Konzertfach“, „Cembalo Konzert-        mester sind möglich) erfolgt an der mdw
                       fach“ und „Gesang“; schließt nach acht        eine künstlerische Zulassungsprüfung.
                       Semestern (zunächst) mit der Bachelor-        Studierende, die dadurch ihre künstleri-
                       Prüfung ab; nach weiteren vier Semester       sche Eignung für das jeweilige Studium
                       ist der Master-Abschluss möglich.             an der mdw nachgewiesen haben, werden
                       Die Kooperation zwischen mdw und TLK          zum Studium an der mdw zugelassen. Sie
                       betrifft in beiden Varianten den ersten       sind im dann folgenden finalen (dem 8.)
                       Studienabschnitt und damit die Abschlüs-      Semester Studierende sowohl der mdw als
                       se „1. Diplomprüfung“ und „Bachelor“;         auch des TLK. In diesem Semester stehen
                       die Abschlüsse „Mag. art“ bzw. „Master“       den Studierenden im Diplomstudium kei-
                       können nur an der mdw gemacht werden.         nerlei Studienangebote an der mdw zur
                       Natürlich haben Kooperationsstudieren-        Verfügung (vom ersten bis zum letzten
                       de nach dem Abschluss des ersten Studi-       Semester werden alle curricularen Fächer
                       enabschnitts keine Verpflichtung, an der      ausschließlich von Lehrenden des TLK
                       mdw weiterzustudieren. Ihnen stehen alle      unterrichtet!). Das Semester dient ledig-
                       Möglichkeiten der Welt offen.                 lich der Abwicklung der administrativen
                       Hier die wichtigsten Punkte des Koopera-      Belange. Für Studierende der Bachelor-
                       tionsvertrages:                               studien „Klavier Konzertfach“, „Klavier-

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Vokalbegleitung“, „Orgel Konzertfach“,      Qualität sicherzustellen, sind punktuelle        Die Protagonistinnen
„Cembalo Konzertfach“ und „Gesang“ ist                                                       und Protagonisten des
                                            Qualitätskontrollen und Beratungsange-
                                                                                             Kooperationsvertrages:
in diesem Semester eine Lehrveranstal-      bote von Lehrenden der mdw vorgesehen.           Rektorin Mag.a Ulrike
tung zu belegen, aus der eine Bachelorar-   Dieses Ziel soll erfüllt werden durch den        Sych und Landesrätin
beit gemäß den curricularen Vorgaben zu     regelmäßigen fachlichen Austausch zwi-           Dr.in Beate Palfrader
                                                                                             im Kreise von Direktor
verfassen ist.                              schen relevanten Lehrenden. Dazu eignen          Dr. Nikolaus Duregger,
• Alle Zeugnisse des TLK über die the-      sich beispielsweise das schon erwähnte           Landesmusikdirektor
oretischen Fächer werden von der mdw        „beratende Vorspiel“, Hospitation von Un-        Helmut Schmid und
pauschal anerkannt.                         terricht, Klassenabenden und Prüfungen.          Prof. Erich Rinner
• Nach erfolgter Anerkennung treten die     Als ein weiteres Instrument der Vernet-
Studierenden zur 1. Diplomprüfung bzw.      zung können Meisterklassen fungieren.
zur Bachelorprüfung an der mdw an. (Die     Jedem Anfang wohnt nicht nur ein Zauber
künstlerischen Abschlussprüfungen sind      inne (© Hermann Hesse), sondern natur-
also separat zunächst am TLK und dann       gemäß auch ein Gefühl der Unsicherheit.
an der mdw zu absolvieren.)                 Ich bin überzeugt, dass sich die Dinge sehr
Das alles entscheidende Vorzeichen dieser   schnell einspielen. Die Chancen, die viel-
Kooperation ist „Qualität“! Wie erwähnt,    fältigen Möglichkeiten der Vernetzung,
konzediert die mdw dem TLK diese Qua-       die diese Kooperation mit der mdw bietet,
lität, und es ist der unbedingte Ehrgeiz    wollen genützt sein. Die Voraussetzungen
des TLK, diese Einschätzung in der Re-      sind geschaffen, die Umsetzung liegt an
alität zu beweisen. Um in allen Phasen      uns. Mutig in die neuen Zeiten!
der Kooperation diese notwendige hohe                                 Nikolaus Duregger

                                                                                   Heft Nr. 21 | Herbst 2018   7
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Porträt

Von der Frage zur Erweiterung
Kompositionslehrer Franz Baur im Porträt

                       Seit elf Jahren leitet Franz Baur die Kom-    Gewohnten oder ihrer persönlichen Vor-
                       positionsklasse am Tiroler Landeskonser-      lieben sind. Somit können sie stets eine
                       vatorium. Seither haben Absolventinnen        gewisse Affinität für aktuelle Musik ent-
                       und Absolventen seiner Klasse zahlrei-        wickeln und gleichzeitig mögliche Kom-
                       che Uraufführungen im In- und Ausland         ponenten in ihren eigenen Stil oder ihre
                       verantwortet. Wer seinen umfassenden          Arbeitsweise einfließen lassen.“
                       Unterricht sowie seine herzliche und hu-      Franz Baur bezeichnet sich selbst nicht als
                       morvolle Art genießt, weiß auch um die        Künstler. Für ihn ist Musik etwas grund-
                       Relevanz der Philosophie im Leben des         sätzlich Selbständiges mit eigenen Geset-
                       Kompositionsprofessors: Nicht selten          zen und Parametern. „Im Komponieren
                       münden scheinbar einfache musikthema-         steht über dem oft zu beobachtenden vor-
                       tische Fragen an die versammelte Klasse       dergründigen ‚Schein‘ das ‚Sein‘ – und
                       in stundenlange Diskussionen, die viel-       dieses ist kein gehirnakrobatischer, elfen-
                       leicht keine endgültige Antwort bringen,      beinerner Turm, ist niemals Haschen nach
                       aber eine große Erweiterung im Bewusst-       Erfolg. Als wesentlich erachte ich auch die
                       sein bewirken.                                Verbindung von rationalem und emotio-
                       Großen Wert legt Franz Baur in seinem         nalem Denken und vor allem, dass nicht
                       Unterricht auf die Ausbildung handwerk-       für die Schublade geschrieben wird. Im-
                       licher Fähigkeiten – unter anderem auf        mer sollte mitbedacht werden, dass Mu-
                       den Gebieten der Instrumentation, histo-      sik idealerweise eine innere Beziehungen
                       rischen Satztechniken oder der Harmonie-      zwischen dem Komponisten, den Inter-
                       lehre: „Als Kompositionslehrer ist es mir     preten und dem Publikum schaffen kann.
                       sehr wichtig, dass meine Studierenden         Gelingt das, lebt sie und wird weitergetra-
                       verschiedene Stile und auch traditionelle     gen.“
                       Methoden beherrschen. Erst dann ist es        Baur belegte Philosophie und Musikwis-
                       aus meiner Sicht möglich und sinnvoll,        senschaft an der Leopold-Franzens-Uni-
                       sich in eine eigene, individuelle Stilistik   versität Innsbruck, des Weiteren Klavier
                       zu vertiefen. Dieses Prinzip fand nicht       und Komposition am Tiroler Landeskon-
                       umsonst jahrhundertelang Anwendung            servatorium (Klasse Prof. Dr. Günther
                       im Kompositionsunterricht.“                   Andergassen). Neben anderen Kompo-
                       Gerade der komplexe Unterricht im Fach        sitionspreisen erhielt er im Jahr 2011 den
                       Komposition bringt einige Herausforde-        Tiroler Landespreis für Kunst, den wich-
                       rungen mit sich. „Trotz der notwendigen       tigsten Kunst-Preis des Landes Tirol, in
                       Rücksicht auf Individualität ist es mir       „Anerkennung hervorragender künstleri-
                       ein Anliegen, dass sich meine Studentin-      scher Leistungen“. Sein Oeuvre umfasst
                       nen und Studenten auch mit musikologi-        zahlreiche Werke für unterschiedliche Be-
                       schen Erscheinungen auseinandersetzen,        setzungen, u.a. Chorwerke, Kammermu-
                       die außerhalb des ihnen Vertrauten, des       sikwerke, groß besetzte Orchesterwerke,

8   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 11 BACKSTAGE
Porträt

Kompositionen für Soloinstrumente und
Liedvertonungen. Besonders hervorzu-
heben sind seine umfangreichen Oratori-
en (Offenbarung des Johannes, Genesis,
Amartema, Kataklysmos), die von der
Akademie St. Blasius unter der Leitung
von Karlheinz Siessl uraufgeführt wur-
den. Zuletzt war das Auftragswerk „An
die Musik“ für Solo-Bariton, Chor und
Orchester nach Texten von Rainer Maria
Rilke und Johann Wolfgang von Goethe
beim Festakt der Eröffnung des Hauses
der Musik Innsbruck im dortigen großen
Konzertsaal als Uraufführung zu erleben.
Baurs Werke folgen immer einem strengen
formalen Konzept und sind nicht selten
nach mathematischen Reihen oder Struk-
turen ausgearbeitet.
Die Familie bildet für Franz Baur eine
wichtige Inspirationsquelle und auch ei-
nen Ruhepol, wenn sein enormes Arbeit-
spensum ihn an manchen Tagen an die
Grenzen seiner Energie führt. Derzeit
arbeitet er unter anderem an einer Oper,
die im Rahmen des Tiroler Dramatikerfes-
tivals 2020 ihre Feuertaufe erlebt. Für die
kommende Zeit sind umfangreiche Pro-
jekte seiner Kompositionsklasse geplant.
So werden anlässlich der Gedenkfeier
zum 500. Todestag von Kaiser Maximili-
an am 30. Juni 2019 in Innsbruck verschie-
denartige Werke seiner Studierenden an
unterschiedlichen interessanten Orten in
Innsbruck uraufgeführt.
                            Elias Praxmarer

                                     Franz Baur
               Foto: Die Fotografen – Innsbruck

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Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 11 BACKSTAGE
Nachruf

I’m Steppin’ Out
In memoriam Martin Nitsch (1970 - 2018)

                        Der Jazzlehrgang des TLK verlor im           schichtigkeit und unterschiedlichen The-
                        Mai einen seiner profiliertesten Dozen-      men. Ein Highlight jedes Jahr stellten seine
                        ten. Martin Nitsch verstarb am 19. Mai       Stageband Kurse dar. 2015 erhielt Nitsch
                        2018 an Krebs. Der folgende persönliche      den BTV Jazzpreis der Stadt Innsbruck.
                        Nachruf erinnert an seine Lehrtätigkeit      Tiefgehende Gespräche, nicht nur von
                        am Konservatorium.                           musikalischer Natur, festigten das Band
                                                                     zwischen ihm und seinen Studenten, und
                        Der 1970 in Schweden geborene Martin         nicht selten kam es vor, dass aus Studen-
                        Nitsch kam nach mehreren familiären          ten enge Freunde wurden. Umso stärker
                        Umzügen nach Tirol. Gefesselt von den        wurde dieses Band, als Martin Ende 2016
                        Alben der legendären Rockbands der 70er      an Krebs erkrankte. Viele Freunde und
                        Jahre brachte er sich das Gitarrenspiel ab   Studenten besuchten ihn, so oft es ging.
                        seinem zehnten Lebensjahr zunächst au-       Am 19. Mai 2018 verstarb Martin im Krei-
                        todidaktisch bei. Der Aspekt der Impro-      se seiner Familie. Das Konservatorium
                        visation fesselte Nitsch dabei besonders.    veranstaltete im Beisein der Familie eine
                        1993 ging er nach Linz um dort Jazz am       Gedenkfeier am Schloss Mentlberg, in de-
                        Bruckner-Konservatorium, der heutigen        ren Rahmen auch Martins Kompositionen
                        Anton-Bruckner-Universität, zu studie-       gespielt wurden.
                        ren. In dieser Zeit lernte er auf Sessions   Martin Nitschs Tod hinterlässt eine un-
                        Mitmusiker kennen, die ihn dann sein Le-     fassbare Lücke in der Lehrerschaft der
                        ben lang begleiten sollten, wie etwa Mar-    Jazzabteilung. Seine Kompetenzen als
                        tin Ohrwalder.                               Pädagoge und sein Einfluss werden aber
                        1998 wurde Nitsch Dozent am damals neu       dankbar ins Haus der Musik weitergetra-
                        eingerichteten Jazz-Lehrgang am TLK.         gen und auf ewig ungebrochen sein.
                        Schnell baute er sich einen exzellenten
                        Ruf unter Studierenden und Musikern          Für mich persönlich war Martin nicht nur
                        auf. Für ihn war Unterrichten mehr Beru-     mein musikalischer Mentor, er verhalf mir
                        fung als Beruf. Er verstand es, seine Stu-   dazu, mein Selbstbewusstsein zu stärken, um
                        denten in ihren Stärken zu fördern, jedoch   so meine eigene musikalische Stimme zu fin-
                        auch immer in gewisser Weise zu fordern,     den. Die vielen Unterrichtsstunden und fast
                        um neue musikalische Ufer zu erkunden.       schon Vater-Sohn-artigen Gespräche mit ihm
                        Nicht nur bei Gitarristen war bald klar:     formten mich zu dem Musiker und vor allem
                        „Geh auf jeden Fall mal zum Martin, da       zu dem Menschen, der ich heute bin.
                        lernst du, was dich weiterbringt.“ Seine     Dafür werde ich Martin auf ewig dankbar sein.
                        Impro-Kurse waren strukturiert und dem
                        jeweiligen Semester der Studenten ange-      So long my friend,
                        passt, die Theoriekurse Jazzgeschichte       time is the enemy.
                        und Eartraining berühmt für ihre Viel-                                   Christian Hauser

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    Ein Haus als Multiplikator und Experiment
                                                                   Wolfgang Laubichler im Gespräch

Mit 1. September 2017 wurde Wolfgang
Laubichler zum Direktor für das Haus der
Musik Innsbruck bestellt. Der gebürtige
Salzburger studierte an der Universität
Mozarteum Chor- und Orchesterleitung
sowie Klavierpädagogik. Anschließend
absolvierte er an der Universität Linz
ein Studium in Betriebswirtschaftsleh-
re und Kulturmanagement. Nach seiner
Tätigkeit als Geschäftsführer des „Ös-
terreichischen Ensembles für Neue Mu-
sik“ leitete er von 2007 bis 2011 als Ge-
schäftsführer die Salzburger Biennale.
Bis zu seiner Bestellung in Innsbruck
war er als geschäftsführender Intendant
des Stuttgarter Kammerorchesters tätig.
Im Interview mit kons sprach Wolfgang
Laubichler über Vorstellungen und Plä-
ne für das neue Haus der Musik.

kons: Herr Laubichler, vielen Dank, dass Sie
sich Zeit für unser Gespräch nehmen. Begin-
nen wir vielleicht mit meiner unangenehmsten        hen, sind von großer Bedeutung für das
Frage: Innsbruck hat sich in letzter Zeit einige    kulturelle Leben nicht nur in Innsbruck,
teure und einige sehr teure Baustellen geleistet.   sondern weit darüber hinaus. Ebenso die
Nicht wenige Steuerzahler sehen das mit gro-        Rentabilität: Musik ist für Österreich die
ßem Unmut. Was entgegnen Sie Kritikern des          Marke Nummer eins im Ausland; hier
neuen Hauses?                                       nicht zu investieren wäre ein großer Feh-
W. Laubichler: Mit dem Bau selbst habe ich          ler. Salzburg ohne die Festspiele ist kaum
persönlich freilich nichts zu tun. Dass die-        zu denken.
ses Haus an dieser Stelle so gebaut wurde,          kons: Könnten Sie die Struktur der Verwaltung
ist die Folge eines jahrzehntelangen politi-        des Hauses ein wenig näher erklären? Und
schen Prozesses, der nun letztlich zu die-          welche Kosten sind nun tatsächlich angefallen?
ser Form gefunden hat. Die Notwendig-               W.L.: Die veranschlagten Kosten lagen
keit des Hauses stand und steht ja außer            bei 58 Millionen, geworden sind es letzt-
Zweifel. Die Begründung für das Haus ist            lich konjunkturbedingt 62,7. Aber diese
sehr leicht zu argumentieren, all diese In-         Summe ist wirklich gut investiertes Geld.
stitutionen, welche heute das Haus bezie-           Hinzu kommt die Verwaltungsstruktur,

                                                                                              Heft Nr. 21 | Herbst 2018   11
Backstage

                        welche durch Synergieeffekte mit dem            kommen. Klatschen darf man immer!
                        Landestheater sehr günstig ausfällt, und        Kons: Welche konkreten Pläne gibt es für die
                        das langfristig. Fragen wie etwa Marke-         nahe Zukunft?
                        ting, Technik und Personal laufen über          W.L.: Die Größe des Saals hat mich ei-
                        das Landestheater.                              nerseits zum Format der „Akademien“
                        kons: Wem gehört eigentlich das Haus?           geführt. Noch Mozart hat in seinen Kon-
                        W.L.: Eigentümer ist die „Innsbrucker Im-       zerten die Gattungen gemischt; d.h. es
                        mobiliengesellschaft“ (IIG), welche mit         wurden abwechselnd verschiedene Be-
                        allen Nutzern Mietverträge unterhält. In        setzungen dargeboten. Für dieses Format
                        einem Betreibervertrag mit der „Tiroler         eignet sich Repertoire von der Frühklas-
                        Landestheater Innsbruck und Orchester           sik bis zur Frühromantik. Wenn etwa ein
                        GmbH Innsbruck“ verpflichtet sich jene          Solist als Leiter eines Ensembles auftritt,
                        zum künstlerischen Betrieb des Hauses.          kann er auch die Rolle der Moderation
                        Bis 2020/21 sollte das Haus im Vollbetrieb      übernehmen und tritt in Dialog mit dem
                        laufen. Darüber hinaus sind aber zahlrei-       Publikum. Damit gibt es sehr gute Erfah-
                        che andere musikbezogene Institutionen          rungen. Aber auch zeitgenössische Mu-
                        untergebracht, woraus sich viele weitere        sik ist in diesem Format in allen Formen
                        Synergieeffekte ergeben.                        denkbar. Weiters eignet sich der Raum
                        kons: Wie war Ihr erster Eindruck von Inns-     für Film und Video bestens. Angedacht
                        bruck und Tirol aus der Sicht eines künftigen   sind also etwa Stummfilme mit Orchester,
                        Veranstalters? Welche Pläne haben sich da-      und eine Kooperation mit dem Leo-Kino
                        durch gebildet?                                 ist in Entwicklung. Filmmusik per se ist
                        W.L.: Ich war ehrlich überrascht, was es        auch ein interessantes Thema: Man kann
                        alles gibt und wie reichhaltig das kultu-       sich beispielsweise dem Medium Film
                        relle Angebot speziell in Innsbruck und         über Musik nähern und entdeckt die Wir-
                        Umgebung ist. Daher stellt sich die Auf-        kungsweise des Klangs völlig neu. Auch
                        gabe, Formate zu entwickeln, die in dieser      Projekte mit performativem Charakter un-
                        Form nicht von anderen angeboten wer-           ter Einbeziehung des Raums sind möglich:
                        den. Überlegungen zur Nutzung des Saa-          wir planen im Moment „Ghost Opera“ für
                        les sind freilich zentral: die Größe ist sehr   Streichquartett und „Pipa“ des chinesisch-
                        interessant. Wir haben 500 Sitzplätze. Mu-      amerikanischen Komponisten Tan Dun.
                        sik bis zur Zeit Mozarts und Beethovens         Kons: Kann man langfristig ein neues Publi-
                        wurde auch für Säle bis zu maximal die-         kum für das Haus gewinnen?
                        ser Dimension geschrieben. Hinzu kom-           W.L.: „Publikum“ als Menge wird überall
                        men technische Aspekte des Raumes und           komplexer und diverser, auch flexibler.
                        nicht zuletzt die Kommunikation mit dem         Aber ich denke, das HdM hat in dieser
                        Publikum: Ich würde gerne in manchen            Hinsicht viele Vorteile: einen ganz beson-
                        Reihen das strenge Applausritual wegbe-         deren neuen Saal, eine zentrale Lage in ei-

12   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Backstage

nem urbanen und historisch großartigen         W.L.: Das kommt vor allem auf die Grö-
Umfeld. Hinzu treten die vielen verschie-      ße an. Für große Konzerte ist hier kein
denen Institutionen mit ihrem wertvollen       Platz. Kleine Formate sind kein Problem,
Input aus allen Richtungen, das finde ich      wobei ich mich an sich nicht in das Feld
sehr interessant. Ich sehe das Haus als ei-    des Treibhauses mischen will. Aber Jazz
nen Multiplikator und als ein ständiges        ist für mich auf jeden Fall sehr wichtig,
Experiment, chronisches work-in-pro-           auch das Publikum. Grundsätzlich stehe
gress sozusagen; man trifft sich ganzjäh-      ich allem offen gegenüber, und überhaupt
rig im Haus, im Restaurant hier oder auf       möchte ich natürlich das Konservatorium
diesem Vorplatz mit seinem unvergleichli-      und seine Studierenden herzlich einladen,
chen Ambiente. Und dann haben wir noch         sich mit Ideen an mich zu wenden!
den Vorteil, kein kommerzieller Veranstal-     Kons: Wie gefällt Ihnen ganz persönlich die
ter zu sein. Das sollte doch viele Entwick-    Architektur des Hauses, auch im Kontext der
lungen ermöglichen.                            Umgebung?
Kons: Was darf die Neue-Musik-Szene in Ti-     W.L.: Persönlich finde ich die Architektur
rol, also speziell die Schaffenden, vom HdM    überwältigend und atemberaubend schön.
erwarten?                                      Natürlich sind ästhetische Urteile subjek-
W.L.: Die Neue Musik ist mir grundsätz-        tiv. Nur die Kritik, dass das Haus hier nicht
lich sehr wichtig, ich komme auch teil-        ins Gebäudeensemble passe, halte ich für
weise aus diesem Feld, und wir erarbeiten      unberechtigt. Passen denn Congress und
auch Kooperationen mit Ensembles. Für          Landestheater zu den Renaissance-Bau-
eigene Aufträge und generell Neues ist al-     ten Hofburg und Hofkirche besser? Ein
lerdings mein Budget recht begrenzt. Was       gelungener Stilpluralismus ist doch das
mich sehr interessiert, ist, jene „Kultur-     Faszinierende an modernen Städten, und
nomaden der Neuen Musik“ anzuziehen,           Innsbruck hat mit dem HdM und dem
welche an ganz verschiedenen Orten an-         entstehenden Vorplatz ein neues urbanes
zutreffen sind. Ideen sind freilich herzlich   Zentrum gewonnen. Ich bin begeistert.
willkommen.                                    Kons: Vielen Dank für das Gespräch!
Kons: Wie stehen Sie zu Rock- und Popkonzer-
ten?                                                                     Sebastian Themessl

                                                                                        Heft Nr. 21 | Herbst 2018   13
Vorschau

10 Jahre Ensemble konstellation
Einsatz für die Neue Musik am TLK

                        Das TLK sieht seine Pflicht darin, die Stu-   ble erstmals im Haus der Musik Innsbruck.
                        dierenden praxisnah auszubilden und           Neben drei Uraufführungen der Kom-
                        dabei dezidiert auch die Charakteristika      ponisten Alexander Eberhard, Hannes
                        der verschiedenen Musikepochen (Spiel-        Kerschbaumer und Manuel Zwerger
                        techniken, Phrasierung, Zeitgeist …) zu       finden sich Simon Steen Andersens Stu-
                        berücksichtigen. Daher wurden vor zehn        dy for String Instrument No 1 und Georg
                        Jahren zum schon seit eh und je existen-      Friedrich Haas‘ mikrotonales Werk Open
                        ten großen Orchester, das sich schwer-        Spaces für 12 Streicher und Schlagwerk auf
                        punktmäßig der Literatur der Romantik         dem abwechslungsreichen Programm.
                        widmet, zusätzliche Kammerorchester           Während Eberhard für Streicher und
                        und Ensembles etabliert, und zwar: kons-      Elektronik und Kerschbaumer für präpa-
                        Barock, konsKlassik und konstellation.        rierte Streichinstrumente komponierten,
                        Die beiden erstgenannten definieren sich      schrieb Zwerger für Solo-Tubax (Kont-
                        selbst, und konstellation steht für Neue      rabass-Saxophon in Es), Streicher und
                        Musik!                                        Schlagwerk. Manuel Zwerger, selbst Ab-
                        Seit Anfang leitet Ivana Pristašová das       solvent des TLK und ehemaliger Student
                        Ensemble. Sie ist als langjähriges Mitglied   in der Kompositionsklasse von Franz
                        des „Klangforum Wien“ und anderer En-         Baur, betitelt seine auf Technobeats ba-
                        sembles, die sich der Musik unserer Zeit      sierende Komposition mit „LONG LIVE
                        verschrieben haben, nicht zuletzt auch        THE ¼ - TIME!“. In dieser werden (ein-
                        als Geigensolistin, die schon viele Werke     fache) four-on-the-floor-Takte oder ganze
                        aus der Taufe gehoben hat, prädestiniert      Passagen rhythmisch gedehnt, gestaucht
                        dafür. In wechselnden Konstellationen –       oder verzerrt, bis sie kaum mehr wieder-
                        nomen est omen – macht sie Studentin-         erkennbar sind. Als Solist wird Michael
                        nen und Studenten unterschiedlichster         Krenn, Professor der Saxophonklasse am
                        Instrumentengattungen des Konservato-         TLK, zu hören sein.
                        riums mit zeitgenössischen Kompositio-        Ergänzend zu den Darbietungen der Mu-
                        nen, avantgardistischen Spieltechniken        sikstücke präsentieren Sarah Dragovic
                        und moderner Aufführungspraxis ver-           und Anna-Lena Obermoser (DODA) eine
                        traut. Es ist eine zehnjährige Erfolgsge-     Auswahl an Texten und verbinden dabei
                        schichte: konstellation hat sich als nam-     Spoken Word, Prosa und Improvisation.
                        haftes Spezialistenensemble etabliert.        Seit der Gründung vor zehn Jahren kon-
                        Spektakuläre Konzertdarbietungen bei          zertiert das Ensemble konstellation auch
                        den Klangspuren Schwaz oder bei der           regelmäßig in der ORF-Konzertreihe
                        Galerie St. Barbara/Musikplus in Hall in      „Musik im Studio“. Dabei wurden und
                        Tirol geben Zeugnis davon. Der Blick ist      werden ausschließlich Werke aus der
                        aber nach vorn gerichtet: Am 3. Dezem-        Kompositionsklasse Franz Baur gespielt.
                        ber 2018, 19.30 Uhr, gastiert das Ensem-      Das ermöglicht den jungen Kompositi-

14   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Vorschau

onsstudentinnen und -studenten einer-       unter der Aufsicht von Franz Posch neue
seits die Aufführung ihrer neuen Werke      Werke für Volksmusikinstrumente.
für unterschiedlichste Besetzungen, an-     Am 7. Mai 2019 wird das Konzertpro-
dererseits die äußerst lehrreiche Erfah-    gramm anlässlich „Musik im Studio“ an
rung, die Proben- und Aufführungspra-       das zehnjährige Jubiläum des Ensembles
xis eigener Werke unmittelbar zu erleben.   konstellation erinnern. Neben Urauffüh-
Die Besetzungen der neu geschriebenen       rungen der aktuellen Kompositionsstu-
Kompositionen variierten vom klassi-        denten Benjamin Buchberger, Benedikt
schen Streichquartett bis zu außerge-       Huber, Jaeseong Han, Michael A. Leitner,
wöhnlichen, großen, gemischten Ensem-       Elias Praxmarer, Josef Schiechtl und Noah
bles mit bis zu zwei Schlagwerkern. Mit     Thomsen werden sämtliche Absolventin-
Genuss werden unübliche Wege beschrit-      nen und Absolventen des Kompositions-
ten. Hervorzuheben ist in dieser Hin-       studiums bei Franz Baur eingeladen, kur-
sicht die Zusammenarbeit mit der Firma      ze Werke für diesen Anlass zu schreiben.
Grassmayr, die für das Konzert im Mai       Neben den dargebotenen Werken ver-
2015 den Komponierenden für ihre neuen      spricht die Präsentation dokumentierter
Stücke eine Auswahl an verschiedenen        Bild- und Audioaufzeichnungen vergan-
Klangschalen zur Verfügung stellte. Als     gener Konstellationskonzerte und -pro-
weitere Besonderheit schufen die Kom-       ben einen spannenden Konzertabend!
positionsstudentinnen und -studenten                                    Elias Praxmarer

                                                                                   Heft Nr. 21 | Herbst 2018   15
Termine

Termine – Veranstaltungen des TLK

                                  Sa., 17.11.2018, 10.00 bis 20.00 Uhr              Sa., 22.12.2018, 16.00 und 19.15 Uhr
                                  Doppelrohrblatt-Tag                               J. S. Bach: „Weihnachtsoratorium”
                                  Ein Tag rund um die Doppelrohrblatt-              Wiltener Sängerknaben
                                  instrumente                                       16.00 Uhr: Kantaten 1-3
                                                                                    19.15 Uhr: Kantaten 4-6
                                                                                    Basilika Wilten

                                  Mi., 28.11.2018, 19.00 Uhr                        Sa., 05.01.2019, 17.30 und 19.00 Uhr
                                  Pour le piano „Die Kunst der Sonate“              Fest der 1000 Lichter in Kufstein
                                  Die besondere Konzertreihe der Klavierklassen     Konzert der Wiltener Sängerknabenn
                                  Shao-Yin Huang & Sebastian Euler
                                  Sonaten für Violine/Klavier, Klarinette/Klavier
                                  und zwei Klaviere
                                  von Malcolm Arnold, Beethoven, Brahms und
                                  Mozart

                                  Mo., 03.12.2018, 19.30 Uhr                        Fr., 11.01.2019, 20.00 Uhr
                                  Open Spaces                                       Musik des Mittelalters
    Wenn nicht                    Ensemble konstellation                            Crawford Young, Laute (Solokonzert)
  anders ange-                    unter der Leitung von Ivana Pristašová
                                  Werke von: Alexander Eberhard, Hannes             11., 12. u. 13.01.2019, 09.00 - 16.00 Uhr
  geben, finden                   Kerschbaumer, Manuel Zwerger, Simon Steen-
 die Veranstal-                   Andersen und Georg Friedrich Haas.                Workshop mit Crawford Young, Laute
                                  Featuring Sarah Dragovic und Anna-Lena            Musik des Mittelalters
      tungen im                   Obermoser
    Konzertsaal
     des Tiroler
Landeskonser-                     Fr., 07.12.2018, 16.30 und 18.00 Uhr              Sa., 23.02.2019 19.00 Uhr
 vatoriums bei                    Weihnachtskonzert                                 Liliom
          freiem                  Konzert der Wiltener Sängerknaben                 Oper von Johanna Doderer (Premiere)
                                  am Weihnachtsmarkt Kitzbühel Hinterstadt          Unter Mitwirkung der Wiltener Sängerknaben
   Eintritt statt.                                                                  Tiroler Landestheater
Informationen
    zu weiteren
 Veranstaltun-
      gen (Klas-
     senabende,                   Di., 18.12.2018, 19.30 Uhr                        Sa., 09.03.2019, 17.00 Uhr
 Vortragsstun-
                                  Weihnachtskonzert                                 „Matthäuspassion“ von J. S. Bach
 den) des TLK                     der Klasse Maria Erlacher-Forster                 Academia Jacobus Stainer
     entnehmen                                                                      Chor und Solisten der
        Sie bitte                                                                   Wiltener Sängerknaben
                                                                                    Leitung: Johannes Stecher
        unserer                                                                     Basilika Wilten
     Homepage
    konstirol.at

16    Heft Nr. 21 | Herbst 2018
kons
JAHRESBERICHT
      2017/2018
Studienangebot

 Studienangebot

                                   BERUFSSTUDIEN                                  LEHRG

                            IGP                                      JAZZ UND IMPRO
                            Instrumental- und Gesangspädagogik       6 Semester
                            (Ausbildung zum Lehrberuf
                            an Musikschulen - in Kooperation mit
                            der Universität Mozarteum Salzburg)      ELEMENTARE MU
                            8 Semester                               6 Semester

                            KÜNSTLERISCHES DIPLOM                    VOLKSMUSIK
                            (Ausbildung für Tätigkeiten in den       6 Semester
                            Berufsfeldern SolistIn, Orchester,
                            Kammermusik, Opern- und Konzertgesang,
                            Dirigieren, Komposition in Kooperation
                            mit der Universität für Musik            BLASORCHESTE
                            und darstellende Kunst Wien)             4 Semester
                            8 Semester                               (2 bis 4 Semester Basi

                                                                     CHORLEITUNG
                            MEISTERKLASSE                            4 Semester
                            (Perfektionierung, Probespieltraining)   (2 bis 4 Semester Basi

 18   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018
                                                         Studienangebot

GÄNGE                        VORBEREITUNG

OVISIERTE MUSIK       MUSIKGYMNASIUM

USIKPÄDAGOGIK         VORBEREITUNG
                      BERUFSSTUDIUM

                      JUNGE BEGABUNGEN
                      (Begabtenförderung)

ERLEITUNG             WILTENER SÄNGERKNABEN

islehrgang am TMSW)

                      SONSTIGE
                      (Elementares Musizieren,
islehrgang am TMSW)   KursteilnehmerInnen)

                                                    Heft Nr. 21 | Herbst 2018   19
Statistik

Instrumente 2018
fächerspezifisch

                                                      IGP                      Konzertfach        Vorbereitung
                     Fächer
                                           StZKF StSP m w I             A    St m w I A         St m w I A
                         Akkordeon           1     -    1 - 1           -     - - - - -          5 3 2 5 -
                           Basstuba          1     -    1 - 1           -     1 1 - 1 -          3 3 - 3 -
                          Blockflöte         1     2    - 3 3           -     1 1 - 1 -          5 - 5 5 -
                           Cembalo           1     -    1 - 1           -     - - - - -          - - - - -
                          Dirigieren         -     -    - - -           -     4 2 2 2 2          - - - - -
            Diatonische Harmonika            5     -    4 1 4           1     - - - - -          - - - - -
                              Fagott         2     -    - 2 2           -     2 2 - 2 -          4 - 4 3 1
                             Gesang          6     2    2 6 4           4    13 6 7 8 5         22 9 13 21 1
                             Gitarre         9     1    4 6 7           3     9 6 3 7 2         14 3 11 14 -
                          Hackbrett          1          - 1 1           -     - - - - -          3 - 3 3 -
                               Harfe         1     -    - 1 1           -     1 - 1 1 -          7 1 6 7 -
                               Horn          2     -    1 1 1           -     - - - - -         10 4 6 6 4
                          Klarinette         5     -    3 2 5           -     9 4 5 9 -         10 1 9 10 -
                             Klavier         9     4    2 11 4          9     3 1 2 2 1         12 7 5 11 1
                       Komposition           -     -    - - -           -     7 7 - 4 3          - - - - -
                         Kontrabass          2     1    2 1 3           -     2 2 - - 2          6 3 3 6 -
                               Oboe          1     1    - 2 1           1     - - - - -          3 - 3 3 -
                               Orgel         3     1    2 2 3           1     - - - - -          3 2 1 2 1
                           Posaune           5     -    5 - 4           1     7 6 1 7 -          7 7 - 7 -
                          Querflöte          9     -    3 6 7           2     7 3 4 5 2         14 1 13 13 1
                          Saxophon           4     -    2 2 3           1     1 1 - 1 -          8 4 4 7 -
                 Schlaginstrumente           8     -    8 - 7           1     8 8 - 6 2         14 14 - 14 -
              Steirische Harmonika           -     -    - - -           -     - - - - -          2 1 1 2 -
                          Trompete           9     1    7 2 7           2     7 7 - 5 2         11 10 1 10 1
                               Viola         1     -    1 - -           1     3 3 - - 3          3 - 3 2 1
                             Violine         7     1    2 6 2           6     2 - 2 1 1         10 1 9 10 -
                         Violoncello         5     -    - 5 4           1     1 - 1 1 -         11 3 8 9 2
                         Volksharfe          1     -    1 1 -           -     - - - - -          5 1 4 5 -
                              Zither         3     -    1 2 2           1     8 2 6 7 1          1 - 1 1 -
                         Alte Musik          -       2 1 1 1             1    - - - - -          - - - - -
               Blasorchesterleitung          -      22 17 5 17          5     - - - - -          - - - - -
                                EMP          -      21 6 15 16          5     - - - - -          - - - - -
     Jazz und improvisierte Musik            -      10 5 5 8             2    - - - - -           3 3 -     3 -
StZKF: Studierende Zentrales künstlerischens Fach; StSP: Studierende Schwerpunktfach; St: Studierende;
m: männlich; w: weiblich; I: InländerInnen; A: AusländerInnen, LG: Lehrgang; B: BewerberInnen; Abs: AbsolventInnen

20   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018
                                                                                                               Statistik

                                                                             Instrumente 2018
                                                                                                                            gesamt

                    Akkordeon                      6
                      Basstuba                 5
                     Blockflöte                                9
                      Cembalo      1
                     Dirigieren            4
       Diatonische Harmonika                   5
                         Fagott                            8
                        Gesang                                                                                                43
                        Gitarre                                                                          33
                     Hackbrett             4
                          Harfe                                9
                          Horn                                      12
                     Klarinette                                                           24
                        Klavier                                                                28
                  Komposition                          7
                    Kontrabass                                     11
                          Oboe                 5
                          Orgel                        7
                      Posaune                                                  19
                     Querflöte                                                                      30
                     Saxophon                                           13
            Schlaginstrumente                                                                       30
         Steirische Harmonika          2
                     Trompete                                                                  28
                          Viola                        7
                        Violine                                               18
                    Violoncello                                              17
                    Volksharfe                     6
                         Zither                                     12
                    Alte Musik         2
          Blasorchesterleitung                                                       22
                           EMP                                                      21
Jazz und improvisierte Musik                                            13

                                                                                                          Heft Nr. 21 | Herbst 2018   21
Statistik

Zahlen erzählen

Lehrgänge (detailliert)              St   m    w     I   A
Blasorchesterleitung (BOL)           15   12   3    14   1
Chor- und Ensembleleitung             6    3   3     6   0
Elementare Musikpädagogik (EMP)      14    3   11   13   1
Alpenländische Volksmusik (VM)        6    1    5    4   2
Jazz und improvisierte Musik (JiM)   38   29    9   33   5

Studien                    Studierende
IGP                                110
A2                                   1
Konzertfach                         97
Vorbereitungsstudium MG            118
Vorbereitungsstudium                84
Wiltener Sängerknaben              120
Musikalische Früherziehung          58
Meisterklasse                        6
LG JiM                              38
LG VM                                6
LG EMP                              14
LG Chor                              6
LG BOL                              15
KursteilnehmerInnen                 10
Außerordentliches Studium            4
Anzahl Studien:                    687
Anzahl Studierende:                625

228 Vortragsstunden, Klassenabende,Workshops und Konzerte

22   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018
                                 Musikpraxis

                   Bilder erzählen

                                      „Die lustigen
                                      Nibelungen“;
                                      Lea Bodner als
                                      Kriemhild
                                      Foto: edifilm75

                            Heft Nr. 21 | Herbst 2018   23
Musikpraxis

Die lustigen Nibelungen, Fotos: edifilm75

24    Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018
                                 Musikpraxis

                            Heft Nr. 21 | Herbst 2018   25
Musikpraxis

Szenenfotos aus „Die lustigen Nibelungen“, Fotos: edifilm75

26    Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018
                                 Musikpraxis

                            Heft Nr. 21 | Herbst 2018   27
Musikpraxis

Oratorium „Elias“:
Maria Erlacher-Forster, Gabriele Erhard, Paul Schweinester, Daniel Schmutzhard (Elias), Dirigent Dorian Keilhack; Fotos: C. Sigl

28    Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018
                                 Musikpraxis

                            Heft Nr. 21 | Herbst 2018   29
Musikpraxis

30   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
Jahresbericht 2017 / 2018
                                 Musikpraxis

                            Heft Nr. 21 | Herbst 2018   31
Gratulation

Grumiaux-Wettbewerb
Großer Erfolg für Erik Zehn Mayr

                        Erik Zhen Mayr (*2001), der bereits mit          eingeladen zu werden.
                        10 Jahren als geigerische Hochbegabung           kons: Diese Eingangshürde hast du offenbar
                        ans Tiroler Landeskonservatorium (Klas-          brillant übersprungen. Wie ist der Wettbewerb
                        se Ivana Pristašová) gekommen ist, hat           strukturiert?
                        schon vielfach sein grandioses Können            E.M.: Es gibt vier verschiedene Alters-Kate-
                        bewiesen. Sich nun auch mit der interna-         gorien: bis 10 Jahre, bis 13 Jahre, bis 17 Jahre
                        tionalen Konkurrenz auf höchster Ebe-            und bis 21 Jahre. In meiner Kategorie C (bis
                        ne zu messen ist nur ein konsequenter            17 Jahre) gab es zwei Runden, nämlich eine
                        Schritt. Im März dieses Jahres nahm er           Vorrunde (preliminary) und das Finale. In
                        am berühmten Concours Grumiaux in                der Kategorie C waren insgesamt 14 Teil-
                        Brüssel teil und erspielte sich den hervor-      nehmer aus 13 Ländern.
                        ragenden 3. Preis. kons sprach mit ihm.          kons: Mit welchem Progamm hast du dich der
                                                                         strenger Jury gestellt?
                        kons: Erik, du hast heuer beim renommierten      E.M.: Mein Programm in der Vorrunde
                        „Grumiaux-Wettbewerb“ in Brüssel mitge-          bestand aus Bach Partita 3, Präludium; Pa-
                        macht. Erzähl uns etwas über diesen Wettbe-      ganini Caprice op. 1 Nr. 4 und Vieuxtemps
                        werb.                                            Rondino, das ich aus zwei Pflichtstücken
                        E.M.: Dieser jährlich stattfindende internati-   ausgewählt habe. Nach der Vorrunde blie-
                        onale Wettbewerb ist nach dem belgischen         ben neun Kandidaten für das Finale übrig.
                        Geiger Arthur Grumiaux (1921 - 1986) be-         Im Finale spielte ich dann Kreislers Recita-
                        nannt. Er war nicht nur einer der weltweit       tivo und Scherzo und Waxmans Carmen
                        bedeutendsten Geiger seiner Zeit, sondern        Fantasy. Ich erhielt schließlich den 3. Preis.
                                                   auch ein berühm-      kons: Ein großer Erfolg. Wie hast du dich auf
                                                   ter Dirigent. Am      den Wettbewerb vorbereitet?
                                                   Wettbewerb neh-       E.M.: Ich habe mich die drei Monate nach
                                                   men Violinisten       der Anmeldung vollkommen auf den Wett-
                                                   aus der ganzen        bewerb konzentriert und habe dafür noch
                                                   Welt teil. Die vie-   zwei neue Stücke einstudiert. Ein Wettbe-
                                                   len     Bewerbun-     werb dieser Art bedeutet in der Tat sehr
                                                   gen werden einer      harte Arbeit und viel Vorbereitung sowohl
                                                   strengen Vorselek-    für mich als auch für meine Professorin
                                                   tion unterzogen,      Ivana Pristašová. Aber ich finde, die Vorbe-
                                                   die auf Basis der     reitung hat sich sehr ausgezahlt, und man
                                                   eingereichten Vi-     macht auch große Fortschritte in dieser
                                                   deo-Präsentatio-      kurzen Zeit und hat währenddessen auch
                                                   nen erfolgt. Es ist   immer ein gutes Ziel vor Augen, auf das
                                                   schon ein großer      man hinarbeiten kann.
                                                   Erfolg, überhaupt     kons: Herzliche Gratulation!

32   Heft Nr. 21 | Herbst 2018
genius loci IV

                                     Der Leopold und das Haus

Wann kommt er zurück, der Leopold auf        Und frisch geputzt soll er sein, entstaubt,
seinem Pferd? Obwohl zurück stimmt           restauriert. Pferd und Reiter in Pose – ein
nicht ganz. Verschoben haben sie ihn wie-    Kunststück – und ganz original echt, zur
der einmal, verschoben ebenso wie Oce-       Zeit allerdings verharrt es frischluftlos
anus, Diana, Amphitrite oder die Moos-       samt Reiter in Wien, bis es versichert und
göttin mit ihrem Kranich, die bronzenen      damit erlöst wird. Die vorbeiziehenden
Brunnen-Figuren, die ja eigentlich in den    Touristenscharen freuen sich trotzdem
Tiroler Landesmuseen unter Schutz ge-        und fotografieren sich am Brunnenrand
stellt wurden, also hier draußen als echt    sitzend.
Unechte, fake, der Witterung trotzend, po-   Hinter dem (noch?) leeren Sockel steht
sieren.                                      jetzt das neue Haus. Rötlich schimmert
                                             es zuweilen in der warmen Herbstsonne.
                                             Seine klaren Linien und Strukturen kon-
                                             trastieren das wunderbar kreative Astge-
                                             wirr der Baumriesen auf dem Vorplatz.
                                             Das Haus will sich nicht einfügen in sei-
                                             ne Umgebung, es nimmt sie auf und spielt
                                             selbstbewusst mit Öffnungen, Aussich-
                                             ten, Spiegelungen und wechselnden Far-
                                             ben. Die Fassade? Schon seit geraumer
                                             Zeit wird sie von der Bevölkerung mehr
                                             oder weniger liebevoll mit allerhand as-
                                             soziativen Wortgebilden bedacht und
                                             immer geht es dabei um die vermeintlich
                                             schwarze Außenhaut – doch schwarz ist
                                             sie eigentlich nie, wenn man sie genau in
                                             den Blick nimmt. Eher ähnelt die glasierte
                                             Keramik ganz gewollt einem samtig-chan-
                                             gierenden Theatervorhang, sagt Archi-
                                             tekt und Wettbewerbssieger Erich Strolz.
                                             Gemeinsam mit dem Vorarlberger Büro
                                             Dietrich / Untertrifaller und in vielfälti-
                                             gen Diskussionen mit diversen Beiräten,
                                             Planungs- und Steuerungsgruppen wur-
                                             de lange nach einem geeigneten Stoff ge-
                                             sucht. Die nunmehr ausgeführte Variante
                                             wirkt stimmig. Die drei verschiedenen,
                                             gegeneinander versetzt verbauten Press-

                                                                                    Heft Nr. 21 | Herbst 2018   33
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                         profile sollen sogar auf Musikalisches ver-    Sammlungen unterschiedlicher Instituti-
                         weisen; man spricht von analogen Bezü-         onen zusammenzuführen, eins werden
                         gen zu einer Vierteltriole in Tanzabfolge      zu lassen (s. folgende Seiten). In der Nähe
                         und sogar von Material gewordenen Ter-         der Probesaal, den Tiroler Landeskonser-
                         zen und Quarten.                               vatorium und Universität Mozarteum ge-
                         Betritt man das Haus durch den westlichen      meinsam nutzen – endlich genug Platz für
                         Haupteingang scheint im lichtdurchflute-       größere Chor- und Orchesterprojekte und
                         ten, grandios wirkenden Treppenhaus der        für den Gesamtchor der Wiltener Sän-
                         Übergang vom Außen- in den Innenraum           gerknaben. Ganz im Westen öffnen vier
                         noch schwebend, unentschieden. Die Ke-         Unterrichtszimmer für Jazz und improvi-
                         ramikfassade setzt sich fort und definiert     sierte Musik ihre raumhohen Fenster zur
                         zwei große Blöcke, die künstlerischen          Hofburg, ein vertikal rhythmisierter Aus-
                         Herzstücke des Hauses: großer Konzert-         blick, den die beweglichen Keramiklamel-
                         saal rechts und kleiner Konzertsaal bzw.       len produzieren. (Wir freuen uns alle mit
                         Kammerspiele links. Innen erwärmen seit        Stephan Costa über den neuen Steinway-
                         der offiziellen Eröffnung Anfang Oktober       Flügel.)
                         Eichenholz, fabelhafte akustische Verhält-     Die Terrasse daneben bietet tagsüber freies
                         nisse und ein freier Blick auf die herrliche   Panorama auf den bald mit neuem Boden
                         Aststruktur der Säuleneiche bzw. Rotbu-        ausgestatteten Vorplatz, auf flanierende
                         che.                                           oder hektisch fotografierende Menschen
                         Richtig lebendig und offen ist es alltags      und auf den leeren Leopoldsockel.
                         allerdings an anderen Orten. Die neuen         Früher einmal blickte der Leopold brun-
                         Bewohnerinnen und Bewohner der obe-            nenlos zumindest mit dem rechten Auge
                         ren Stockwerke, vorwiegend Studierende         schon fast in die Herren-Gasse, in seinem
                         und Lehrende, Musizierende und Büro-           Rücken das alte Comedienhaus, später
                         angestellte, betreten das Haus von Südos-      Hof- bzw. Nationaltheater, dann ab 1846
                         ten. Das Treppenhaus hier lädt nicht zum       das neue Stadttheater. Erst 1893 verschob
                         Verweilen ein; man will schnell weiter, ins    man ihn anlässlich der Eröffnung der Ti-
                         Übezimmer, die Bibliothek, die Vorlesung,      roler Landesausstellung vor die damali-
                         zum Unterricht, an den Arbeitsplatz. Ge-       gen Stadtsäle und verpasste ihm die nass-
                         dankenverloren Stiegen steigend findet         laute Umgebung. Er sei damit „zu einer
                         man sich zuweilen im falschen Stockwerk        Garten-Decoration degradiert“ – die aus-
                         wieder; besser man fährt zielgenau mit ei-     führlichen Polemiken bzw. Diskussionen
                         nem der zwei sprechenden Lifte z.B. in den     in den Innsbrucker Nachrichten von 1893
                         fünften Stock, wo sich auch „unsere“ neu-      zur Neuaufstellung des ehernen Leopolds
                         en Räume befinden, allen voran die Mu-         über seinem Brunnen wirken wie ein Dé-
                         sikbibliothek. Hier ist es erstaunlicherwei-   jà-vu. Apropos: Die Bilder von Max Wei-
                         se wirklich und wahrhaft gelungen, drei        ler aus dem früheren Stadtsaal sucht man

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übrigens im Haus vergeblich. Sie werden
irgendwo (zwischen-?)gelagert und war-
ten auf Rampenlicht. Hoffentlich teilen sie
nicht das Geschick anderer Kulturgüter
wie das Tirol-Relief von Johann Schuler
aus dem Pädagogium-Garten; doch das ist
eine andere Geschichte.
Man darf gespannt sein, wie Haus und
Bewohner bzw. Bewohnerinnen zusam-
menwachsen werden. Digitalisierung,
Bildschirme, ein Schließsystem sollen der
Nutzung dienen; dazu gehört die Verlage-
rung der Sichtbarmachung von zeitlichen
und räumlichen Strukturen in die virtuel-
le Welt, so will es das Konzept. Provisori-
sche Pinnwände in den Gängen sind eine
deutliche Herausforderung für den Blick
des Architekten beim Rundgang. Der
zweimalige geführte Weg durch das Haus        ins neue Haus oder in das Brahms, das
(Architekt Erich Strolz und Projektleiter     schöne Restaurant zu ebener Erde. Ein
Georg Preyer, Innsbrucker Immobilien          klingender Gastgarten sollte es für die
GmbH sei hier herzlich dafür gedankt)         Speisewilligen werden, daher bekiest mit
macht deutlich, dass den vielen Verei-        Steinen, die farblich mit den neuen Boden-
nen, Ausbildungsinstitutionen und Ver-        platten abgestimmt sind. Das Pferd spitzt
anstaltern mit diesem Gebäude auch die        die Ohren (Kies?) und wird sich wieder
Ermöglichung gemeinsamer, integrativer        erheben, agil wie immer in Courbette oder
Projekte zu Füßen gelegt wird, Vorbild-       Levade (uneinig sind die ExpertInnen da-
wirkung inklusive. Die Wege sind kurz.        rob), jedenfalls Vorderbeine luftig oben in
Neue Kulturinitiativen warten bereits auf     barockem Schwung. Von drinnen dringt
ihren Auftritt.                               kein Laut an die Ohren. Wenn drüben in
Ein paar Meter mussten sie den Leopold        der Hofburg schon lang die Kronleuchter
und sein Pferd also wieder verschieben.       ausgeschaltet sind, kann man hüben an
Jetzt, wenn er denn zurückkommt, hört er      hell erleuchteten Fenstern Menschen ne-
nicht nur Wasserplätschern und das            ben und an Instrumenten agieren sehen:
Raunen und Rauschen der imposanten            Musizieren in der Stadt, ein schönes Bild
Naturdenkmäler Rotbuche, Säuleneiche          und ein gesellschaftspolitisch wichtiges
und Schwarzkiefer, sondern auch die Be-       Signal.
sucherinnen und Besucher auf dem Weg                                        Gabriele Enser

                                                                                      Heft Nr. 21 | Herbst 2018   35
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Die Symbiose der Bücher
Die neue Musikbibliothek im Haus der Musik Innsbruck

                         Das Haus der Musik Innsbruck ist ein          Leiter der Bibliothek Lorenz Benedikt und
                         zunächst räumlicher Zusammenschluss           sein Team in Zukunft Öffnungszeiten von
                         unterschiedlicher musikalischer Instituti-    09.00 bis 20.00 Uhr anbieten.
                         onen und die neue Musikbibliothek der         Der Raum thront im fünften Stock im
                         augenfälligste Ort möglicher Symbiosen.       Nordosten des Hauses, der übermäßi-
                         Das Department für Musikerziehung der         gen Sonneneinstrahlung abgewandt, die
                         Universität Mozarteum, das Institut für       die Buchrücken vergilben ließe. Auf 606
                         Musikwissenschaft der Universität Inns-       Regalmetern wird etwa ein Drittel des
                         bruck und das Tiroler Landeskonserva-         Gesamtbestandes quasi zum Angreifen
                         torium haben ihre Bibliotheken zu einer       präsentiert, momentan noch getrennt zwi-
                         einzigen zusammengeführt, offiziell nun       schen Wissenschaft rechts und Noten und
                         Teil der Universitäts- und Landesbiblio-      Pädagogischem links. Das ist noch der
                         thek Tirol. Das ergibt dann eindrucksvolle    unterschiedlichen Herkunft der Bücher
                         Zahlen: 120.000 Bücher und Noten, 12.000      geschuldet. Die Zukunft und der ideelle
                         CDs, 16.000 Schallplatten. Und für die        Kern dieses Raumes ist aber die Vermi-
                         Zukunft ist auch finanziell gesorgt mit ei-   schung dieser Systeme. Die Buchdeckel
                         nem Budget, das ebenfalls mehr ist als die    sollen sich näherkommen, und auf so
                         Summe seiner bisherigen drei Teile.           manche inspirierende Nachbarschaft darf
                         Damit daraus eine einzige, geordnete und      man sich schon freuen. Den mäandernden
                         überschaubare Bibliothek wird, bedarf es      Blick und das Näherkommen der Nutzer
                         umfangreicher Vorbereitungen und Um-          kann man sich erhoffen und wünschen.
                         stellungen, die auch noch nach der Eröff-     Der übrige Bestand befindet sich auf 1800
                         nung weiter gehen werden; seit 2014 lie-      Regalmetern im Keller des Hauses, auf
                         fen die Verhandlungen und Planungen:          diesen wird per Online-Katalog zugegrif-
                         So müssen beispielweise alle Medien in        fen.
                         ein einheitliches Bibliothekssystem einge-    In der großzügig bemessenen und licht-
                         pflegt werden. Man hat sich für das neue      durchfluteten Lounge gibt es 24 Arbeits-
                         österreichweite Alma-System entschieden,      plätze, drei davon mit PC ausgestattet.
                         damit wird der Erwerb, die Katalogisie-       Hier kann man lesen, lauschen, studieren,
                         rung und die Ausleihe organisiert. Vieles     forschen und eben auch verhandeln oder
                         wird in der neuen Bibliothek automati-        man lässt sinnierend den Blick hinüber
                         siert ablaufen: von den WLAN-gesteuer-        zur Jesuitenkirche schweifen. Momentan
                         ten Schließfächern bis zu den Scannern,       gilt: vormittags bestellen und nachmit-
                         die für Ausleihe und Rückgabe zuständig       tags abholen, und umgekehrt. Der Zugriff
                         sind; wie im modernen Supermarkt inklu-       auf Datenbanken mit Büchern und Musik
                         sive einer lautstarken Diebstahlsicherung,    wird angeboten, ebenso WLAN und ein
                         und die Mahngebühren kann man auch            Medienraum für Video- und Audio-Bear-
                         gleich abbuchen lassen. Damit können der      beitungen.

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genius loci V

                                              1818
                                              2018

Offen ist die neue Bibliothek für alle: für
Studierende, interessierte Konzertbesu-
cher und andere Neugierige. Zur Auslei-
he benötigt man lediglich den Bibliothek-
sausweis der Universität Innsbruck.
                             Harald Pröckl

 Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
 Bibliothek Haus der Musik Innsbruck – Fachbereich Musik
 Universitätsstraße 1 | 5. OG
 Tel.: +43 512 507 25752 bzw. 25753
 E-Mail: ulb-hdmi@uibk.ac.at
 https://bibsearch.uibk.ac.at

 Öffnungszeiten:
 Mo. - Fr. von 09.00 - 17.00 Uhr
 (Es laufen Bemühungen, die Öffnungszeiten
 bis 20.00 Uhr zu verlängern.)

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