Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder

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Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Lehrstuhl Städtebau und Entwerfen

Koserow 2020+
Workshop vor Ort 11. - 16. Juni 2017

Workshop (Stegreif)
Sommersemester 2017
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Brandenburgische
Technische Universität
Cottbus - Senftenberg

Konrad-Wachsmann-Allee 4
03046 Cottbus

Lehrstuhl Städtebau und Entwerfen
Professor Heinz Nagler

Wissenschaftliche Mitarbeiter
Dipl.-Ing. Christoph Dieck B.Sc.

Redaktion
Christoph Dieck
Nora Kokert

Cottbus, September 2017
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Vorwort                                       Inhalt

Im Sommer 2017 bot sich für Studenten         01 Ortsbild / Ortsentwicklung        5
der BTU Cottbus-Senftenberg die Gele-         Nora Kokert, Nils Ruf
genheit, im Ostseebad Koserow konkrete
Ideen zu verschiedenen Themen und Pro-        02 Wegekonzepte / Besondere Orte     11
blemlagen - ausgehend vom Konzept Ko-         Gerburg Brilling, Johannes Bruns,
serow 2020 - zu entwickeln. Damit wurde       Claudia Lehmann, Tobias Sommer,
die bereits 2006 begonnene Kooperation        Maximilian Springer
zwischen der Gemeinde und der Universi-
tät fortgesetzt. Teilgenommen haben Stu-
denten der beiden Masterstudiengänge
                                              03 Ortsbild und Identität            19
Architektur und Stadt- & Regionalplanung.
                                              Sarah Szonn, Annalena Janßen,
In interdisziplinären Arbeitsgruppen wur-
                                              Fenja Pagel, Moritz Unger
den innerhalb einer Woche vor Ort anhand
der analysierten Problemlagen mehre-          04 Ortseingang                       29
re Themenschwerpunkte entwickelt und          Nils Lampen, Lasse Schmalfuß
diese, zusammen mit den von der Ge-
meinde benannten, ausgearbeitet. Im Er-
                                              05 Seebrückenvorplatz                34
gebnis wurden 6 Themenschwerpunkte
                                              Maja Kerber, Timo Treuner
herauskristallisiert. Diese setzen sich mit
dem Ortsbild und der Ortsentwicklung,
der Wegesituation und den besonderen          06 Kurwald Koserow                   40
Orten, dem Erscheinungsbild der öffent-       Katharina Picker, Lorenz Mollweide
lichen Räume, dem Ortseingangsbereich
am Kreisverkehr, dem Bereich des See-
brückenvorplatzes sowie dem Küstenwald
zwischen Ostsee und Ortslage auseinan-
der.
Die vorliegende Broschüre fasst die erar-
beiteten Ergebnisse zusammen und do-
kumentiert das breite Ideenspektrum. Die
Bandbreite reicht dabei von der großen
Vision bis zu konkreten Maßnahmen, vom
großmaßstäblichen Leitbild bis zur klein-
maßstäblichen Intervention.

Ich bin mir sicher, dass die vorliegenden
Arbeiten dazu geeignet sind, die Diskussi-
on zu diesen wichtigen Themen zu berei-
chern als auch neue Denkanstöße für die
Entwicklung des Ostseebades Koserow
zu geben.

Heinz Nagler, Cottbus im September 2017
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
01
                     Ortsbild / Ortsentwicklung
                     Ränder definieren, verknüpfen und stärken

                     Nora Kokert, Nils Ruf

Das folgende Projekt befasst sich mit den natürlichen und baulichen Rändern des Ostsee-
bads Koserow und somit einer gesamtörtlichen Betrachtung und Einordnung.
Koserow befindet sich an der schmalsten Stelle der Insel Usedom und birgt dadurch be-
sondere Potenziale. Der Ort wird bandartig von natürlichen Rändern gesäumt. Im Nord-
osten begrenzen die Ostsee mit ihrem breiten Sandstrand und dem dahinter liegenden
Küstenwald den Ort. Im Südwesten ist der Ortsrand durch das Achterwasser, große Wald-
strukturen sowie Wiesenlandschaften geprägt. Zudem wird die Gemeinde Koserow durch
die Bundesstraße B 111 und die Bahntrasse der Usedomer Bäderbahn (UBB) räumlich
getrennt.
Der Bereich des südlichen Ortseingangs ist durch gewerbliche Strukturen geprägt (Tank-
stelle, Kaufhaus Stolz, Netto - Markt sowie Karls Erlebnisdorf). Die Anbahnung der An-
siedelung eines großen Vollsortimenters (REWE - Markt) würde den Standort im Südos-
ten Koserows als Schwerpunkt für Einzelhandel und Nahversorgung auf Usedom weiter
stärken. Aufgrund der baulichen Struktur werden diese Räume in dieser Untersuchung
eigenständig betrachtet.

Ziel der Arbeit ist es die Ränder der Ortslage Koserow zu definieren, mit den angren-
zenden Naturräumen zu verknüpfen und dadurch zu stärken. Die schon vorhandenen
Ankerfunktionen am Achterwasser und der Ostsee bieten dabei eine gute Grundlage die
verschiedenen Ränder zu verbinden. Außerdem gilt es die verkehrliche Barriere der Bahn-
trasse und Bundesstraße mitzudenken und im Ortsgefüge zu integrieren. Durch einen
gestärkten Rand kann sich Koserow im Sinne einer eindeutigen Außenwahrnehmung den
ankommenden Gästen sowie passierenden Reisenden mit einem klareren Ortsbild prä-
sentieren.
Da sich dem Rand Koserows von zwei Seiten angenähert werden kann, ist bei dieser
Untersuchung die Betrachtungsperspektive stets parallel, von innen und außen, einzu-
nehmen.

                                                       SEEBRÜCKE

                                                                  KURMUSCHEL

                                                                              OSTSEEBLICK

                                                                                          STRECKELSBERG

                                                                                            BARRIEREFREIER
                                                                                                   ABSTEIG

                    ACHTERWASSER
                    HAFEN

Konzeption
                                                                                                             5
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Analyse der Ränder / Problemstellung

                                           Die Ränder einer Stadt, eines Ortes oder einer
                                           Gemeinde bilden die Schnittstelle zwischen Be-
                                           bauung und Landschaft. Sie sind oft vergessene
                                           Räume, dennoch ebenso wichtig und müssen
                                           dementsprechend klar definiert werden.
                                           Ränder sind wichtige Räume der Identität, da sie
                                           das Ortsbild und das Ankommen im Ort prägen.
                                           Das räumliche Leitbild zeigt die Problemstellen
                                           von Koserow auf und setzt mit baulichen und
                                           landschaftlichen Mitteln an, den äußeren Rand
                                           zu definieren.
                                           Das Ostseebad hat sich vom historischen Dorf-
                                           kern, welcher ursprünglich zum Achterwasser
                                           ausgerichtet war, in Richtung Ostsee baulich
                                           entwickelt. An einigen Stellen (vgl. rote Linien
                                           im Plan “räumliches Leitbild“) bildet der Ort kei-
                                           nen klaren Rand und birgt dementsprechend
                                           Flächen mit Optimierungspotential, welche sich
    Bestand - Sicht von außen nach innen
                                           teilweise auch gezielt zur baulichen Entwicklung
                                           eignen.
                                           Darüber hinaus ist mit den zunehmenden Be-
                                           sucherzahlen (Bade- und Kurgäste) im süd-
                                           östlichen Bereich der Gemeinde Koserow ein
                                           Einzelhandels- und Nahversorgungszentrum
                                           entstanden welches über die lokalen Einzugs-
                                           bereich hinaus wirkt. Die nutzungstypische
                                           Baustruktur mit ihren großflächigen Einzel-
                                           baukörpern wirkt gegenüber dem insgesamt
                                           charmant-dörflichen Charakter des Ostseebads
                                           fremdkörperartig.
                                           Diese gewerblichen Besuchermagnete müs-
                                           sen als Chance verstanden werden und kön-
                                           nen durch gezielte Maßnahmen in die bauliche
                                           Struktur der Gemeinde integriert werden und so
                                           für einen attraktiven Auftakt und Ortseingang
                                           sorgen.
    Bestand - Sicht von innen nach außen

                                                                              räumliches Leitbild
6
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Konzept

Das Konzept stärkt und definiert die Ränder
durch bauliche und landschaftliche Mittel und
verknüpft diese gleichzeitig mit den schon vor-
handenen Ankerpunkten von Koserow. Als An-
kerpunkte werden die bestehenden besonderen
Orte wie die Seebrücke, die Kurmuschel, die
Ausblicke von der Steilküste auf die Ostsee, der
Streckelsberg, der barrierefreie Abstieg und der
Hafen am Achterwasser verstanden. Der Kose-
rower Ortskern funktioniert dabei als Gelenk und
Mittelpunkt von dem die Anker abgeleitet werden
(vgl. Konzeptskizze).
Durch bauliche und landschaftliche Eingriffe
wird der Ortsrand eindeutiger ausformuliert.
Baumalleen leiten in den Ort und stärken die
Ortseingangssituation. Des weiteren verknüpfen
sie Ankerpunkte wie beispielsweise den Hafen       Qualifizierung der Ränder
am Achterwasser über die Verlängerung der
Triftstraße.

Gemäß der oben definierten Ziele werden vier
Leitmotive formuliert:

• Ränder durch Anker verknüpfen
• den Ort in zwei Richtungen denken
• Grün leitet und inszeniert
• innerörtliche Flächenpotentiale nutzen

Handlungsbedarf zur Ausbildung eindeutig ge-
stalteter Orstränder wird am Übergang zum
Küstenwald (Waldstraße) sowie am südwestli-
chen Ortsrand gesehen. Während im Nordos-
ten die konkrete Gestalt des Straßenraums der
Waldstraße wichtig ist geht es auf der anderen
Seite des Ortes um die Außenwahrnehmung
Koserows. Derzeit ist dieser Teil des Ortes eher
                                                   Ränder stärken

Konzept - Lineare Landschaftsstrukturen
                                                                               7
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Konzept Erweiterung der Waldstruktur

    von innen her gedacht und entwicklelt und prä-             die Bundesstraße nahezu unsichtbar.
    sentiert sich als eindeutige Rückseite. Von den            Die linearen Baumstrukturen wirken als Binde-
    hoch frequentierten Tangentialstrukturen der               glied über die Barrieren Bahntrasse und Bun-
    Bundesstraße und der Bahn aus ist das jedoch               desstraße hinweg. Sie stärken zum einen die
    ein von außen einsehbarer Bereich und für den              Blickbeziehungen vom Ort zum Achterwasser,
    Vorbeifahrenden eine der Hauptansichten von-               zum anderen inszeniert sich der Ort für pas-
    Koserow.                                                   sierende Reisende durch gezieltes Verdecken
    Vor diesem Hintergrund werden zwei Alternati-              und Zeigen des baulichen Randes. Der Raum
    ven zur Ausbildung des südwestlichen Ortsran-              südwestlich der Ortschaft wird folglich bis zum
    des diskutiert.                                            Ufer des Achterwassers gelesen. Das Ostsee-
                                                               bad hat durch den minimalen Eingriff weiterhin
                                                               das Potenzial baulich zu wachsen.
    Konzept - Lineare Landschaftsstrukturen

    Die erste Variante zur Stärkung des südwest-               Konzept - Erweiterung der Waldstruktur
    lichen Ortsrandes interpretiert den Land-
    schaftraum der Wiesen und Felder neu. In                   Die zweite Alternative setzt sich mit dem starken
    Fortführung der bestehenden linearen land-                 Rand des Waldes auseinander. Die Waldstruktur
    schaftlichen Strukturen, die sich aus dem Gra-             wird bis an den bebauten Ortsrand herangeführt
    bensystem westlich der B111 ergeben, werden                und dieser somit klar definiert. Dadurch wäre der
    lineare Baumstrukturen ergänzt und lassen ei-              Ort auf seiner Westseite in Gänze von Waldflä-
    nen Landschaftsraum mit eigenständigem Cha-                chen begrenzt. Diese Variante würde den heu-
    rakter entstehen. Der Ort selbst lässt sich mit            te bestehenden baulichen Rand festschreiben.
    dem Reiz des Verborgenen dahinter erahnen.                 Eine spätere baulich räumliche Ausbreitung in
    Gleichzeitig wird von der Innensicht des Ortes             diesem Bereich wäre stark eingeschränkt.

                      Ränder im Bestand - positives Beispiel                  Baumallee leitet zum Achterwasser (Hafen)
8
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Neues Quartier Süd

Auf einem etwa drei Hektar großen größtenteils
unbebauten Baufeld am südöstlichen Ortsrand
soll zwischen Siemensstraße und Kölpinseer
Weg ein neues Wohnquartier entstehen. Als ori-
ginäre Ortserweiterung rundet es das Siedlungs-
gebiet im Südosten ab.

An dieser Stelle entstehen demnach 39 neue
Grundstücke mit einer Größe von etwa 600 –
1000 Quadratmetern. Über eine Verlängerung
der örtlichen Hauptachse Vinetastraße soll die
neue Wohnsiedlung an das örtliche Straßennetz
angebunden werden. Gleichzeitig wird dadurch
eine Angliederung der östlich liegenden Wohn-
siedlung „Am Waldwinkel“ an den Ortskern voll-
zogen.
                                                     Konzept - Neues Quartier Süd Erschließung
Bezüglich der Randlage des Quartiers ergibt
sich hier eine Stärkung der Gesamtstruktur im
südöstlichen Bereich. Die Schließung der Lücke
entlang der Ortskante wirkt sich ebenfalls positiv
auf den nun stärker definierten Rand aus.

                                                     Konzept - Neues Quartier Süd Morphologie
                                                                                          Triftstraß
                                                                                             e

                                                                                                       Siemensstraße

                               H
                                au
                                   pt
                                     st
                                        ra
                                          ße

                                                            Kölpin
                                                                  seer W
                                                                        eg

Entwurf - Neues Quartier Süd
                                                                                                                       9
Koserow 2020 Workshop vor Ort 11 - Juni 2017 - Workshop (Stegreif) Sommersemester 2017 - Usedomer Bernsteinbäder
Zusammenfassung                                      Leitsystem und eine fußgänger- und radfahrer-
                                                          freundliche Wegeführung wären erste Lösungs-
     Das Ostseebad Koserow hat durch die besonde-         ansätze welche in einer weiteren Arbeit präzi-
     re landschaftliche Lage gegenüber den weiteren       siert werden.
     Ostsee- und Kaiserbädern auf der Insel Usedom
     vielseitige Potenziale, die nur weiter ausgebaut     Wichtig ist der Ausbau der Promenade vom
     und genutzt werden müssen.                           Seebrückenvorplatz bis zum Ende der Förster-
                                                          Schrödter-Straße. Hauptschwerpunkt dabei ist
     Der Waldabschnitt, der Küste und Ort vonein-         es ein Nebeneinander der unterschiedlichen
     ander trennt, ist für Koserow ein Alleinstellungs-   Nutzergruppen (Radfahrer und Fußgänger) zu
     merkmal mit hohem Potenzial für Besucher und         organisieren. Eine räumliche Trennung und kla-
     Bewohner. Mit diesem Thema (Klimawald, Kur-          re Definierung der entsprechenden Wege kann
     wald) beschäftigt sich im Konkreten eine weitere     hier für ein probates Mittel sein. Die teilweise un-
     Arbeit.                                              übersichtlichen besonderen Orte an der Küste,
                                                          wie beispielsweise der Kurplatz oder der Platz
     Um das Potenzial des beidseitigen Zugangs            am Ende der Förster-Schrödter-Straße, können
     zum Wasser profitieren zu können ist die An-         durch bessere Organisation und Raumauftei-
     bindung des Hafens am Achterwasser an den            lung ebenfalls profitieren.
     historischen Ortskern zwingend notwendig.
     Damit einhergehend ist die Einbeziehung der          Insgesamt wäre es wünschenswert deutlichere
     Bundesstraße in die Wahrnehmung des Ortes            Verbindungen zum Wasser herzustellen. Der
     wichtig. Sichere Übergänge für Fußgänger und         Eindruck in einem Ostseebad zu sein, stellt sich
     Radfahrer müssen geschaffen werden. Sowohl           eigentlich erst dann ein, wenn man bereits an
     die Schulstraße als Verbindung über den Bahn-        der Küste angekommen ist. Durch intelligente
     hofsvorplatz als auch die Achterstraße müssen        Wegeführungen und Leitsysteme, wie Straßen-
     gestärkt werden und als südliche Hauptverbin-        leuchten und Bänke im maritimen Stil auf den
     dungen ausgestaltet werden.                          Hauptachsen der Förster-Schröter-Straße oder
                                                          der Lindenstraße etc., können dazu beitragen.
     Darüber hinaus gilt es den Besucherströmen der       Diese Lösungsansätze präzisiert eine weiter stu-
     örtlichen Nahversorgungszentren sowie „Karls         dentische Arbeit.
     Erlebnishof“ einen attraktiven Ortsauftakt zu ge-
     währleisten. Die grobkörnigen Gewerbestruktu-        Zusammenfassend muss das Ostseebad Kose-
     ren stellen durch ihre räumlich offene Situation     row vorhandene Potenziale stärken und ausbau-
     und die starke Präsenz der Parkierungsanlagen        en. Insgesamt gilt es den individuellen Charakter
     keinen attraktiven Ortseingang dar. Ein grünes       Koserows in Szene setzen.

10
02
                         Wegekonzepte / Besondere Orte
                         Entwicklung von Rundwegen und Einbeziehung besonderer Orte
                         Gerburg Brilling, Johannes Bruns, Claudia Lehmann,
                         Tobias Sommer, Maximilian Springer

Ostsee, Streckelsberg, Achterwasser - das Zusammentreffen dieser drei landschaftlichen
Situationen macht das Ostseebad Koserow zu einem besonderen Ort auf der Insel Use-
dom. Um Koserow und seine Umgebung besser erfahrbar zu machen sollen diese Räume
mit einem Rundweg verbunden werden. Darüber hinaus gilt es ein breit gefächertes An-
gebot für Bewohner und Besucher des Ostseebads zu schaffen. Hierfür wird das Potential
des Rundweges im Detail betrachtet und sein Verlauf auf die örtlichen Begebenheiten
abgestimmt. Es stehen zum einen die Verknüpfung prägnanter Punkte und zum anderen
die spezifische Nutzung des Weges im Mittelpunkt.
An drei ausgewählten Orten werden Ideen entwickelt, welche die Qualitäten des konkre-
ten Ortes stärken und auf diese Weise der Thematik Rundweg(e) einen räumlichen Bezug
gegenüberstellen.

Übersichtsplan Konzeption Wegenetz
                                                                                         11
Rundwegesystem Koserow

                                        Aufbauend auf in weiten Teilen bestehenden
                                        Wegen wird für Koserow ein Konzept von Wege-
                                        systemen mit unterschiedlichen Charakteren für
                                        unterschiedliche Nutzungen und Anforderungen
                                        entwickelt. Der die gesamte Ortlage umgeben-
                                        de große Rundweg verbindet die einzelnen be-
                                        sonderen Orte und zeigt die unterschiedlichen
                                        Facetten des Ortes auf. Daran angelagert bzw.
                                        verknüpft werden der Skaterweg, der Dorfweg
                                        sowie der Küstenweg. Für alle Wege ist ein ab-
                                        gestimmtes Wegeleitsystem erforderlich.

                                        Großer Rundweg / Nutzergruppe Radfahrer

                                        Der ortsumgebende Rundweg folgt im nordöst-
     Bestand - Uferkante Achterwasser   lichen Abschnitt zwischen Steilküste und Atelier
                                        Niemeyer-Holstein dem Küstenverlauf der Ost-
                                        see. Im südwestlichen Bereich wird er am Ach-
                                        terwasser entlang geführt. Im Südosten wird der
                                        Rundweg durch den Wald geführt. Auf diesem
                                        Rundweg sind die vielseitigen landschaftlichen
                                        Strukturen wie der Küstenwald, die Steilküste,
                                        die Wiesen- und Ackerlandschaft, der Schilfgür-
                                        tel des Boddengewässers, die ruhige Seite des
                                        Achterwassers sowie unterschiedliche Waldge-
                                        biete erfahrbar.
                                        Diese Wegführung ist aufgrund der Länge als
                                        auch der Variabilität mit ihren unterschiedlichen
                                        Beschaffenheiten und Situationen in besonde-
                                        rem Maße der Nutzung durch Radfahrer zuge-
                                        ordnet.
                                        Hierbei wird größtenteils die schon vorhande-
                                        ne Infrastruktur in die Planung einbezogen.
                                        Abschnittsweise ist die Befestigung noch nicht
                                        geeigneter Wege zur Schließung des Wegesys-
       Bestand - Wege im Buchenwald

                                                                         Lageplan Rundwege
12
tems erforderlich. Die auszubauenden Wegeab-
schnitte für die Realisierung des vorgeschlage-
nen großen Rundwegs sind hier zum einen der
Deich am Achterwasser auf dessen Krone sich
ein geteerter Radweg empfiehlt sowie ein Teil
des schon bestehenden Wegenetzes im Wald-
gebiet um den Streckelsberg.

Skaterweg

Um einer weiteren, für das Ostseebad Kose-
row wichtigen Nutzergruppe geeigneten Be-
wegungsraum zu bieten, gilt es eine für Skater
geeignete Strecke festzulegen. Hier sollen Teile
des großen Rundwegs mit genutzt werden da
der dort geplante Bodenbelag die erforderli-
che Qualität besitzt. Der Skaterrundweg befin-
det sich im Bereich westlich der B111. Die für     Skaten auf dem Deich
diesen Weg wichtigsten Bestandteile sind der
Abschnitt auf dem Deich am Achterwasser so-
wie die Zufahrt zum Forsthaus Damerow. Zur
Verbindung der beiden Strecken dienen neu
angelegte befestigte Wege an der Stelle von
derzeitig unbefestigten Feldwegen. In einer
zweiten Planungsphase und abhängig von der
Auslastung wäre eine Erweiterung des Skater-
weges entlang des Achterwassers in Richtung
Loddin zu diskutieren.

Dorfweg

Um die vielfältigen Facetten des Ortes in Bezie-
hung zueinander zu setzen wird eine Route in-
nerhalb des Ostseebades Koserow vorgeschla-
gen. Hauptaugenmerk liegt hier zum einen auf
der Nutzbarkeit für Tagesgäste als auch mobili-
tätseingeschränkte Personen, zum anderen auf       Bestand - Lindenstraße
der Verknüpfung der für den Ort Koserow rele-
vanten Bezugspunkte. Hier erscheint ein linea-
res System sinnvoll, da es besser zum Bewe-
gungsmuster der genannten Nutzer passt und
die kürzest möglichen Wege bietet. In diesem
System fungiert die Hauptstraße als Verteiler zu
den Bezugspunkten, welche hier das historische
Dorfzentrum, die Seebrücke sowie die verschie-
denen Strandzugänge sind.

Küstenweg

Als weiteres Wegesystem soll, aufbauend auf
der schon vorhandenen Promenade, ein Küsten-
weg von der Seebrücke bis über den Streckels-
berg hinweg entwickelt werden. Dieser wäre im
nördlichen Bereich barrierefrei, im weiteren
                                                   Bestand - Uferpromenade

Bestand - Waldkreuzung
                                                                             13
Verlauf aufgrund der bestehenden Topografie
                                         durch die Steilküste aber eher als Aktivweg wei-
                                         terzuführen.
                                         Der Küstenweg orientiert sich an den bereits be-
                                         stehenden Wegestrukturen. Die weitestgehend
                                         unbefestigten Abschnitte bedürfen keiner nach-
                                         träglichen Instandsetzung. Sie bieten aktiven
                                         Besuchern ein abwechslungsreiches Angebot
                                         zum Spazieren und aktiven Laufen.

                                         Fuß- und Radwegbrücke

                                         Koserow genießt den einzigartigen Vorteil an der
                                         Engstelle zwischen Ostsee und Achterwasser zu
                                         liegen. Diese Engstelle stellt gleichzeitig eine to-
                                         pographische Torsituation da, welche räumlich
                                         allerdings nicht ausformuliert ist und somit auch
                                         kaum wahrnehmbar ist.
                                         Die hohe Frequentierung der Bundesstraße be-
                                         hindert die Vernetzung des Achterwassers mit
                                         der Ostsee und teilt die Landschaft in zwei Teile.

                                         Um die Ostsee mit dem Achterwasser zu verbin-
                                         den und gleichzeitig einen bauliche Torsituation
                                         an der Gemeindegrenze einzuordnen empfiehlt
                                         sich eine Brücke, die von Deich zu Deich ge-
                                         spannt wird. So gelangt man problemlos fußläu-
                                         fig, mit dem Rad oder als Skater von der Ostsee
                                         zum Atelier Otto-Niemeyer-Holstein und zum
                                         Achterwasser. Gleichzeitig ist die Brücke ein
                                         wichtiges Bindeglied auf dem neu angelegten
                                         großen Rundweg.
                                         Zusätzlich schafft dieser markante Punkt ein
                                         weiteres Postkartenmotiv, welches eine Marke
                                         für den Ort Koserow darstellen kann. Eine an-
                                         gedachte Aussichtsplattform durch eine Aufwei-
                                         tung auf der Brücke bietet auch die Chance ei-
                                         nen einzigartigen Ausblick zu genießen. Dieser
                                         ermöglicht einen Rundumblick zwischen Ostsee
                                         und Achterwasser.
     Perspektive Fuß- und Radwegbrücke

                        Uferpromenade

                                                                                     Lageplan
14
Aussichtspunkt Streckelsberg

Der Streckelsberg stellt mit einer Höhe von 59m
die höchste Erhebung Usedoms an der Ostsee-
küste dar und bietet somit einen einzigartigen
Ausblick zum Meer. Durch den schützenden
Küstenwald, der sich von der höchsten Stel-
le herab zur Mitte der Insel erstreckt, bleiben
weitere Ausblicke jedoch bislang verwehrt. Um
den Wald in seiner Beschaffenheit und Funkti-
on zu erhalten und gleichzeitig das vorhandene
Potential des Aussichtspunkts in unmittelbarer
Nähe zur schmalsten Stelle der Insel nutzbar
zu machen, wird der Bau eines Aussichtsturms
vorgeschlagen. Ausgehend von diesem soll ein
360°-Rundumblick über die Insel vom Achter-
wasser bis zur Ostsee ermöglicht werden. Nach-
folgend sind zwei denkbare Vorschläge für die
Ausformulierung des Turmes beschrieben.

Die Etagen des Waldes

Die Idee dieses Aussichtsturms setzt sich neben
der Funktion der Aussicht mit dem Thema des
Waldes auseinander, der auf den unterschied-
lichen Plattformen auf jeweils andere Weise
erlebbar wird und immer neue Perspektiven er-
öffnet. Ausgehend von den Wurzeln bis hin zur      Perspektive Turm „Etagen des Waldes“
Baumkrone und den Blättern kann dem Besu-
cher das Ökosystem Wald so authentisch nä-
hergebracht werden. Die eingeschobenen Platt-
formen bieten weiterhin die Möglichkeit auf dem
Weg nach oben innezuhalten und zu verweilen.
Der Entwurf kann überdies die Installation funk-
technischer Anlagen auf dem Dach beinhalten,
welche die Finanzierung des Projekts durch ei-
nen entsprechenden Investor erleichtern könnte.

Die Doppelhelix

Ausgehend von der Erhebung des Streckels-
bergs, welcher den Küstenverlauf in zwei Teile
zu schneiden scheint, betont dieser Entwurf den
besonderen Ort des Aufeinandertreffens der an-
kommenden Wege in Form einer Doppelhelix.
Die Küstenwege, welche aus Richtung Koserow
und Kölpinsee auf der Kuppe des Streckels-
bergs zusammentreffen winden sich ineinander
und bilden so die markante Struktur des Aus-
sichtsturms. Durch die aufsteigende rotierende
Bewegung wird der Besucher des Aussichts-          Ansicht Turm „Etagen des Waldes“
turms unwillkürlich dazu angeregt die gesamte
Umgebung wahrzunehmen. Oben angekommen
eröffnen sich sämtliche Perspektiven über die
Insel, das Achterwasser und die Ostsee.

                                                   Ansicht Turm „Doppelhelix“
                                                                                          15
Die Seebrücke

                                               Der Neubau der Seebrücke bietet der Gemeinde
                                               Koserow die einzigartige Gelegenheit ein neues
                                               Wahrzeichen mit überregionaler Bedeutung für
                                               den Ort zu schaffen. Vor diesem Hintergrund
                                               wird der besondere Stellenwert des Projekts
                                               deutlich. Denkt man an das Thema der Seebrü-
                                               cke so kommen einem zunächst die klassischen
                                               Motive der Kaiserbäder bzw. englischer Vorbil-
                                               der in den Sinn. Durch die Abgrenzung von die-
                                               sen kann es gelingen ein Alleinstellungsmerkmal
                                               mit nachhaltigem Erinnerungswert zu generie-
                                               ren. Auf Grundlage des bestehenden Entwurfs
                                               wird die Seebrücke in zwei Varianten weiterent-
                                               wickelt und versucht ihre Qualitäten zu stärken.
                                               Hierbei spielt neben der dezenten Optimierung
                                               des Steges vor allem der Brückenkopf in seiner
                                               Funktion als weithin sichtbarer Blickfang eine
                                               entscheidende Rolle.

      Perspektive Seebrücke „Die Wellenform“
                                               Die Wellenform

                                               Die gegebene Wellenform des bestehenden
                                               Entwurfs stellt für diese Idee das Gesamtkon-
                                               zept dar. Ziel muss es sein die benötigten Funk-
                                               tionen in eine schlüssige harmonische Form
                                               zu bringen. Um den Bewegungsfluss der Wel-
                                               lendynamik aufrechtzuerhalten und dabei die
                                               Funktion der Aufenthaltsorte im Brückenverlauf
                                               zu integrieren, werden die dafür notwendigen
                                               Plattformen durch eine subtile Aufweitung der
                                               einzelnen Bogensegmente ermöglicht. Am Ende
                                               der Brücke wird aus dieser Bewegung der Kopf-
                                               bau entwickelt an dessen Rückwand sich der
                                               Schiffsanleger als umlaufender Weg in die Ge-
                                               samtfigur eingliedert. Auf dem Dach der Gewer-
                                               beeinheit befindet sich auch hier eine Terrasse
                                               mit Ausrichtung zum Sonnenuntergang.
                                               Ein Rundbogen, der als Windschutz fungiert,
                                               gibt den Besuchern Rückendeckung und bildet
     Dachaufsicht Seebrücke „Die Wellenform“
                                               den „krönenden Abschluss“ des Körpers. Das
                                               Dach wird durch eine Treppe erschlossen.

                                               Das Segel

                                               Als Inspirationsquelle für die Gestaltung des
                                               Brückenkopfes dient in diesem Fall das Segel.
                                               Zwei ineinandergreifende Formen scheinen aus
                                               dem Wasser empor zu steigen, bilden das Dach
                                               der Gewerbeeinheit und bieten auch außerhalb
                                               des Gebäudes Schutz vor Wind und Wetter.
                                               Durch den Zwischenraum der beiden Schalen
                                               an der Rückseite des Gebäudes gelangt man
                                               auf das Dach, welches in Richtung der unterge-
                                               henden Sonne abgetreppt ist und damit für eine
                                               ganz eigene Aufenthaltsqualität sorgt. Über die
                                               fließende Form des Dachzugangs ist ein Aus-
                                               blick in alle Richtungen möglich.
          Ansicht Seebrücke „Die Wellenform“

                                                                  Lageplan Seebrücke „Die Wellenform“
16
Perspektive Seebrücke „Das Segel“   Dachaufsicht Seebrücke „Das Segel“

Ansicht Seebrücke „Das Segel“

Perspektive Seebrücke „Das Segel“
                                                                         17
Erholungsort Achterwasser

                                     Das kilometerlange, mit Reet umsäumte Ach-
                                     terwasser bietet die Möglichkeit, Natur in seiner
                                     Grundessenz wahrzunehmen. Als Naturschutz-
                                     gebiet verspricht es Entspannung und Erholung
                                     und stellt gleichzeitig einen Gegenpol zu den
                                     quirligen Kaiserbädern dar.

                                     Auch kulturell offeriert das Achterwasser eini-
                                     ges. Seit Jahrhunderten wird von hier Schilf für
                                     die inseltypische Reetdachdeckung geerntet,
                                     getrocknet und weiterverarbeitet.

                                     Steganlage

                                     Der Entwurfsgedanke begründet sich auf der
                                     Verzweigung der verschiedenen Becken der
                                     Bootshäfen. Dieser menschliche Eingriff in
                                     den natürlichen Uferverlauf bricht seine lineare
       Lageplan Steg zur Erholung    Struktur und sticht durch seine eigenwillige Form
                                     heraus. Im Gegensatz zu den vom Schilfgürtel
                                     versteckten privaten Hafenbecken macht der
                                     schwimmende Steg das Achterwasser für die
                                     Öffentlichkeit zugänglich und greift durch die
                                     Spiegelung dieser Verzweigung wie ein Arm in
                                     das Achterwasser hinaus.
                                     Durch die Verästelung entstehen mehrere
                                     schmalere Stege die an ihrem Ende jeweils ein-
                                     zelne Ruhepunkte bilden. Jeder dieser Rück-
                                     zugsorte ist individuell ausgerichtet und hat ei-
                                     nen eigenen Zugang zum Wasser.

                                     Reetweg

                                     Um das Achterwasser mit dem prägenden
                                     Schilfgürtel für die Besucher wahrnehmbar zu
                                     machen wird, ausgehend vom Deich, ein höl-
                                     zerner Steg mit einer charakteristisch runden
                                     Form in den Uferbereich des Achterwassers
     Perspektive Steg zur Erholung
                                     eingeordnet. Dieser Reetweg bietet als Rund-
                                     weg eine fast kontemplative Erfahrbarkeit des
                                     Achterwassers und hat das Potenzial als Beson-
                                     derheit über Koserow hinaus wahrgenommen zu
                                     werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit
                                     schwimmende Ferienhäuser für einen behutsa-
                                     men Tourismus am Steg einzuordnen.

             Perspektive Reetweg

                                                                       Lageplan Reetweg
18
03
                         Ortsbild und Identität
                         Gestaltung der Straßenräume

                         Sarah Szonn, Annalena Janßen, Fenja Pagel, Moritz Unger

Im Rahmen des Workshops kristallisierte sich schnell heraus, dass es innerhalb der Ge-
meinde größtenteils an einheitlichen und identitätsstiftenden Elementen im Straßenraum
fehlt. Ein Durcheinander verschiedenster Baustile als auch Ausstattungselemente im öf-
fentlichen Raum wie Straßenlaternen, Bänke und Werbeschilder dominiert das Bild und
verhindert eine intuitive Orientierung innerhalb des Ortes. Als Gemeinde, die hauptsäch-
lich vom Tourismus profitiert, ist es allerdings essentiell wichtig, den Besuchern Orientie-
rung zu geben, die Urlauber während der Hauptsaison innerhalb des Ortes zu verteilen,
auf direkten Wegen zu den Attraktionen zu leiten und somit die gedrängte Situation ent-
lang der Hauptstraße zu entzerren.
Im Folgenden wird auf verschiedene Maßnahmen eingegangen, die mit wenig Aufwand
für ein harmonisches Straßenbild sorgen und die Hauptverkehrswege des Seebades als
solche kennzeichnen und miteinander in Bezug setzen.
Hierbei war es wichtig, nicht nur in Richtung Ostsee zu denken, sondern auch das Achter-
wasser und den angelegten Klimawald als Naturraum mit hoher Qualität zu verstehen und
an das Zentrum von Koserow anzubinden.

Übersichtsplan Hauptachsen innerhalb des Seebades
                                                                                               19
Bestandsanalyse Stadtmobiliar

                                    Im Sinne einer Grundlagenermittlung wurde
                                    das bestehende Stadtmobiliar innerhalb Kose-
                                    rows dokumentiert. Das Hauptaugenmerk wur-
                                    de hierbei auf Beleuchtungstypen und Bänke
                                    gelegt.

                                    Als einzige einheitliche Bereiche können der
                                    historische Ortskern einschließlich der Haupt-
                                    straße mit einer grünen Schinkel-Leuchte und
                                    dazu passenden historisierenden grün-braunen
                                    Parkbänken sowie der Promenadenbereich mit
                                    weißer Lichtstele und weißen Holzbänken ge-
                                    nannt werden. Ergänzend finden sich entlang
                                    der Promenade immer wieder Holzpergolen als
                                    Kennzeichnung besonderer Ausblicke.

     Bestand - Beleuchtungstypen    Die restlichen Straßen verfügen über eine
                                    Vielzahl der unterschiedlichsten Leuchten und
                                    Bänke. So ist von der Rostocker Straßenleuch-
                                    te (RSL) aus der DDR bis hin zu rein funktiona-
                                    len Beleuchtungstypen alles vertreten, teilwei-
                                    se mit mehreren Stilen innerhalb einer Straße.
                                    Weiterhin sind neben der Lindenstraße meh-
                                    rere Ansätze von Alleebepflanzungen zu er-
                                    kennen welche aber kein Konzept erkennen
                                    lassen.
                                    Durch die Vermischung verschiedenster Ele-
                                    mente ist keine Hierarchie der Straßen im Ort
                                    zu erkennen. Auch die Straßenbreiten variieren
                                    stark und stehen in keinem Verhältnis zur Hier-
                                    archie der Straßenräume.

                                    Konzept Hauptachsen

                                    Aus der genauen Bestandsanalyse ergab sich
     Konzept - Beleuchtungstypen    das Konzept die Straßenräume hinsichtlich
                                    ihrer Bedeutung in Haupt- und Nebenachsen
                                    auszubilden. Die Hauptachsen innerhalb der
                                    Gemeinde sollen durch die Einordnung eines
                                    einheitliches Stadtmobiliars gestärkt werden
                                    und sich in ihrer Ausgestaltung von den Ne-
                                    benachsen unterscheiden. Im Charakter eines
                                    Wegeleitsystems wird dadurch die Orientierung
                                    im Ort Koserow erleichtert.

                                    Für die Hauptstraße sowie den Ortskern wird
                                    die Beibehaltung der Schinkel-Leuchte mit zu-
                                    gehöriger Bank vorgeschlagen. Modelle die
                                    nicht diesem Stil entsprechen sollten ausge-
                                    tauscht werden.

                                    Alle Achsen, die zu einem besonderen Ort wie
                                    beispielsweise dem Strandzugang, dem Stre-
                                    ckelsberg oder dem Achterwasser führen, wer-
           Bestand - Sitzmobiliar   den mit den weißen Promenaden-Stelen sowie
                                    weißen Holzbänken ausgestattet und leiten so-
                                    mit den Besucher zu diesen besonderen Orten.
                                    An markanten Kreuzungspunkten leiten Pergo-
                                    len mit historischen Bildern und einem Wegwei-
                                    ser in die Straßen ein und bieten durch Blickbe-
                                    ziehungen eine bessere, intuitive Orientierung.
                                    Innerhalb des Waldes bestimmen wie bisher
                                    Vollholzbänke das Bild und fügen sich mit ihrem
                                    rustikalen Charakter harmonisch in die Umge-
                                    bung ein.

                                    Zusätzlich werden je nach Straßenbreite ein-
                                    seitige oder zweiseitige Lindenalleen entlang
                                    der Hauptachsen angelegt oder der Baum-Be-
                                    stand ergänzt.

                                    Zusätzlich zu den genannten Maßnahmen wer-
                                    den die Straßen - abgesehen von der Haupt-
           Konzept - Sitzmobiliar
20
straße - zu Mischverkehrsflächen umgestaltet.
Hierbei wird das Stadmobiliar auf einem Funk-
tionsstreifen eingeordnet. Der Belag zoniert die
Fläche und gibt den Verkehrsteilnehmern über
die Flächengestaltung Hinweise zu Lauf- bzw.
Fahrbereichen.

Konzept Nebenachsen

In den Nebenstraßen werden die Leuchten und
Sitzmöglichkeiten vereinheitlicht und, sofern
noch nicht geschehen, Mischverkehrsflächen
geschaffen. Hier könnten die Anwohner ein ein-
heitliches Straßenbild gemeinsam erarbeiten
und umsetzen.

Gegenüberstellung von Vorher Nachher -              Belagsvarianten Mischverkehrszonen
Situationen

Die folgenden Bilder verdeutlichen den großen
Effekt, den diese punktuellen Eingriffe im Stra-
ßenraum vorweisen.

Kriegerdenkmal

Am Kriegerdenkmal werden die weißen Ele-
mente, die eigentlich zum Gestaltungsreper-
toire der Promenade gehören, entfernt und
durch die dazu passenden historisierende Bän-
ke ersetzt. Zusätzlich werden die Fahnenmas-
ten in Grün gestrichen.
Durch die Anpassung der Farben und Ausstat-
tungsstile tritt das Stadtmobiliar in den Hinter-
grund und lenkt nicht mehr vom Denkmal ab.

                                                    Kriegerdenkmal Vorher
Förster-Schrödter-Straße

In der Förster-Schrödter-Straße fasst die Lin-
denallee den Straßenraum und übernimmt eine
wichtige Leit- und Gestaltungsfunktion. Die
heterogene Baustruktur der Straße tritt in den
Hintergrund.
Die weißen Stelen und Bänke heben sich im
angenehmen Kontrast vom Grün der Bäume ab
und machen die Verbindung zur Ostsee kennt-
lich. Durch die wiederkehrenden Elemente wird
intuitiv durch die Straße geleitet.

                                                    Kriegerdenkmal Nachher

                                                    Förster-Schrödter-Straße Vorher      Förster-Schrödter-Straße Nachher
                                                                                                                            21
Lindenstraße

                                                  Im Bereich der Lindenstraße wird der Bereich
                                                  der bisherigen Fahrbahn als Mischverkehrsflä-
                                                  che ausgebildet. Die Flächen der derzeitigen
                                                  (ohnehin sehr schmalen) Bürgersteige werden
                                                  zu Grünstreifen umgestaltet. Durch die versi-
                                                  ckerungsfähigen Flächen werden die Linden
                                                  besser mit Regenwasser versorgt.

                                                  Das Stadtmobiliar orientiert sich an der Gestal-
                                                  tung der Promenade und leitet somit von der
                                                  Hauptstraße zum Kurplatz hin.

                                                  Achterstraße

                                                  Durch das Einfügen der Gestaltungselemente
     Lindenstraße Vorher   Lindenstraße Nachher   aus den wichtigen Straßen des Ortes verwan-
                                                  delt sich der Zugang zum Achterwasser vom
                                                  Feldweg in eine attraktive Allee.

                                                  Die Pergola mit historischem Bild stellt den Be-
                                                  zug zur Ostsee-Promenade her und verweist
                                                  bereits von Weitem auf den Zugang zum Hafen
                                                  am Achterwasser.

                                                  Waldstraße

                                                  Die Waldstraße stellt einen Sondertyp innerhalb
                                                  der Gemeinde dar, da sie einen Verbindungs-
                                                  raum zwischen Ortsrand und Wald darstellt.

                                                  Aus diesem Grund bleibt auf der Waldseite ein
                                                  Teil der unbefestigten Wegefläche bestehen
                                                  und wird so hergerichtet, dass er für Radfah-
                                                  rer befahrbar wird. Im gegenüberliegenden
                            Achterstraße Vorher   Randbereich ersetzt eine neue Befestigung die
                                                  bestehenden Betonplatten und bildet die Vorzo-
                                                  ne vor den Grundstücken. Der Waldsaum wird
                                                  von Unterholz beräumt und bietet Platz für die
                                                  Einordnung der rustikalen Vollholzbänke. Diese
                                                  leiten in das im Küstenwald zum Einsatz kom-
                                                  mende Mobiliar über.
                                                  In diesem Bereich ist es denkbar die Rostocker
                                                  Straßenleuchten zu erhalten und wo nötig zu
                                                  ergänzen.

                           Achterstraße Nachher

     Waldstraße Vorher      Waldstraße Nachher
22
Promenadenplatz am „Wald und Meer“

Im Bereich des Promenadenplatzes am „Wald
und Meer“ teilen sich momentan Fußgänger
und Radfahrer einen unbefestigten Weg durch
den Wald. Vor dem Hintergrund der geplanten
Verlängerung der bestehenden Promenade bis
zu diesem Ort wird ein den Fußgängern zuge-
wiesener Bereich parallel zum Radweg einge-
ordnet. Um die Unfallgefahr zu mindern und die
Bewegungsströme besser leiten zu können soll
auch hier das Leitsystem aus weißer Promena-
den-Stele in Verbindung mit weißen Holzbän-
ken zur Differenzierung der beiden Bereiche
eingefügt werden.
Somit leiten die Stelen die Fußgänger sicher
von der Förster-Schrödter-Straße in den Be-
reich der Promenade und machen zeitgleich
Fahrradfahrer darauf aufmerksam, dass sie        Promenadenplatz Vorher
einen belebteren Bereich passieren. Unterstüt-
zend wird ein Belagswechsel vom unbefestig-
ten Weg zum gepflasterten Vorplatz eingesetzt.
Anstelle der Pergolen-Aussichtsfenster kann
hier mit gezielten Baumpflanzungen eine natür-
liche Rahmung den Blick auf die Ostsee lenken.
Zugleich wird eine durchlässige Abgrenzung
zum Radweg geschaffen welche das Ende der
Promenade einfasst.

                                                 Promenadenplatz Nachher

Übersichtsplan Promenadenvorplatz
                                                                           23
Kreuzung Promenade und Radweg

                                         Der Abzweig der verlängerten Strandpromena-
                                         de vom Radweg ist bisher lediglich durch ein
                                         Fußgängerschild markiert und lädt die Touris-
                                         ten nicht dazu ein, dem Weg zu folgen.

                                         In Weiterführung des zuvor beschriebenen
                                         Konzeptes zum Promenadenplatz am „Wald
                                         und Meer“ verläuft der neu angelegte Fußgän-
                                         gerbereich zunächst parallel zum Radweg und
                                         biegt dann in Richtung Ostsee/Strandpromena-
                                         de ab.

                                         Auch hier differenziert das weiße Beleuch-
                                         tungs- und Banksystem die Flächen und weist
                                         Fußgängern den Weg zum Wasser. Bänke
                                         und Bäume grenzen die unterschiedlichen
           Bestand - Radweg Promenade    Verkehrsbereiche (Radweg und Promenade)
                                         voneinander ab und sorgen somit für mehr Si-
                                         cherheit.

     Bestand - Abzweigung Fußgängerweg

                                                           Übersichtsplan Promenadenkreuzung
24
Beschilderung und Werbung

Der erste Eindruck von Koserow besteht ent-
lang der Hauptstraße zunächst aus einer Reiz-
überflutung in Form eines fast undurchsichtigen
„Schilderwaldes“ aus den unterschiedlichsten
Wegweisern, Straßenschildern, Werbeplakaten
an Zäunen, Aufstellern und etlichen Plakaten
für bevorstehende Veranstaltungen.
Dem Betrachter fällt es schwer, sich auf eine
spezifische Information zu konzentrieren. Als
Resultat wird kein Schild mehr aktiv wahrge-
nommen. Jegliche Information geht in der Mas-
se schlichtweg unter.

Nicht selten kann man beobachten wie Perso-
nen, aus den Nebenstraßen kommend, nicht
wissen, wohin sie sich wenden sollen und ori-
entierungslos innehalten.                         „Schilderwald“ Hauptstraße            positives Bestandsbeispiel         Bestandsbeispiel „erweitert“

Dabei wird das ursprünglich geplante Grund-
prinzip mit den hohen vierarmigen Wegweiser,
die in Grün den Straßennamen tragen und
darunter in Weiß auf Lokalitäten oder Ferien-
häuser verweisen, durchaus als positiv gese-
hen. Dieser Ansatz sollte unbedingt wieder die
Grundlage für die Einordnung von Schildern
und Hinweisen werden. Der Straßenraum wird
dadurch aufgeräumter und die Inhalte der Be-
schilderung wieder wahrnehmbar.
Ebenfalls denkbar wäre es, die Wegweiser
oder auch Laternen entlang der Hauptstraße
für die kommerzielle Werbung zu nutzen und
somit übergroße Aufsteller auf den Gehwegen
zu vermeiden.

Entlang der Promenade präsentiert sich eben-
falls ein Durcheinander aus verschiedensten
Wegweisern, die oftmals sogar unmittelbar ne-     Kreuzung Fischerstraße Vorher                          Kreuzung Fischerstraße Nachher
beneinander stehen. Teilweise verweisen die-
se Hinweisschilder sogar auf die gleichen Orte
oder sind nicht mehr lesbar.

So kollidieren zum Beispiel beim Promenaden-
platz am „Wald und Meer“ die Bewegungsflä-
chen von Bank und Informationstafel. Von der
Bank aus ist das Schild nicht lesbar. Benutzt
allerdings jemand die Bank, kann man die Tafel
nicht mehr lesen, ohne den Sitzenden unange-
nehm nahe zu treten.
Als Lösungsansatz würde ein zentraler Schil-
dermast, möglicherweise auch mit verschiede-
nen Schildarten, die Situation deutlich entzer-
ren und übersichtlicher machen.

                                                  „Schilderwald“ Promenadenvorplatz Vorher

                                                  „Schilderwald“ Promenadenvorplatz Nachher
                                                                                                                                                          25
Gestaltungsfibel oder Gestaltungssatzung             widersprochen werden. Reetdachdeckung,
                                                          weiße Fassaden und eine kleinteilige Baustruk-
     Ebenso heterogen wie die Ausstattung der             tur in bäuerlichem Charakter mit Scheunenbau-
     öffentlichen Räume ist auch die Situation der        ten im Hinterhof treten vermehrt auf.
     Bebauung. Unterschiedliche Giebelausrichtun-
     gen, Dachformen, Geschossigkeit oder knallige        Dieser Baustil könnte in moderner Fassung
     Farbkontraste ergeben ein sehr uneinheitliches       Grundlage für das Ortsbild sein. Beispielge-
     Bild. Diese sorgen zwar für ein hohes Maß an         bend kann hier eine Ferienhaussiedlung im
     Individualität, konkurrieren im Straßenraum          Nordosten Koserows sein. Reetgedeckte Häu-
     aber miteinander und erzeugen ein unüber-            ser mit weißen Putzfassaden hinter einer Ein-
     sichtliches Durcheinander, das die Orientierung      friedung aus Feldsteinmauern und Heckenro-
     zusätzlich erschwert.                                sen ergeben ein einheitliches Straßenbild.
     Stark verspringende und unterschiedliche Ein-        Für Neubauten sollte unbedingt eine Gestal-
     friedungen verstärken diesen Effekt und lassen       tungssatzung diskutiert und mit den Bürgern
     das Ortsbild noch unübersichtlicher und unein-       gemeinsam erarbeitet werden.
     heitlicher wirken.                                   Diese Satzung sollte neben den Gebäuden
                                                          auch die Einfriedungen der Bestandsgebäude
     Die meisten Gebäude könnten überall ste-             thematisieren und einen Vorschlag für eine be-
     hen und deuten in keinster Weise darauf hin,         hutsame Erneuerung und Verbesserung darle-
     dass man sich in einem Kurort unmittelbar an         gen.
     der Ostseeküste befindet. Nach Aussage der
     Einwohner habe Koserow keinen typischen              Bauen sollte nicht nur Selbstverwirklichung
     Baustil. Bei eingehender Betrachtung der Be-         bedeuten, sondern auch Identifikation mit der
     standsgebäude, insbesondere entlang des              Gemeinde und der Nachbarschaft in der man
     historischen Ortskerns, muss dieser Aussage          wohnen wird.

                                                                              positiv Beispiel Ferienhaussiedlung

                                  Komplimentärkontraste                           negatives Einfriedungsbeispiel
26
Identität                                          Bernsteinhexen-Pfad) platziert werden. Im Stile
                                                   von Geocaching hätten dabei auch die jüngeren
Besonderheiten, die man nur in Koserow findet      einen Anreiz, Koserow zu durchwandern, um
und nirgendwo sonst auf Usedom, sollten für die    alle Skulpturen zu finden.
Präsentation des Ortes genutzt werden.

Koserow als Gemeinde braucht sich nicht hin-
ter einem Erdbeer-Kreisel verstecken, sondern
kann beispielsweise durch das Wappen der Ge-
meinde bereits am Ortseingang auf seine Vorzü-
ge aufmerksam machen.
Denkbar wären hier ein neues Willkommens-
schild, das nicht hinter der offiziellen Bundes-
straßenbeschilderung und Baumreihen ver-
schwindet oder eine neue Kreiselgestaltung, die
das Logo thematisch als Bepflanzung aufgreift.

Weiterhin könnte die „Bernsteinhexe“ eine Mög-
lichkeit bieten, sich mit dem Ort auseinander zu
setzen und ihn zu erkunden.
Angelehnt an die Waldmöpse in Brandenburg an
der Havel können in Kooperation mit dem Atelier
Otto Niemeyer-Holstein verschiedenste Skulp-
turen der Bernsteinhexe erarbeitet und an den
vorgeschlagenen Orten (siehe Übersichtsplan        Die Bernsteinhexe
                                                                                                     Das Logo der Gemeinde Kose-
                                                                                                     row zeigt die drei prägnanten
                                                                                                     Merkmale des Ortes:
                                                                                                     1. Zugang zum Wasser (Ostsee
                                                                                                     und Achterwasser)
                                                                                                     2. der Spreckelsberg als höchs-
                                                                                                     te Erhebung Richtung Ostsee
                                                                                                     3. die Möglichkeit von der See-
                                                                                                     brücke aus den Sonnenunter-
                                                                                                     gang zu beobachten
                                                                                                     Zusätzlich erinnert der Gelb-
                                                                                                     ton bereits an die Färbung von
                                                                                                     Bernstein.

Übersichtsplan „Bernsteinhexen-Pfad“                                                                 Logo Gemeinde Koserow

                                                                                                                                 27
Zusammenfassung                                       Viele Probleme können unter dem Gesichtspunkt
                                                           „Weniger ist mehr“ bereits gelöst werden. Weniger
     Der derzeit vorherrschende Gesamteindruck des         Werbung, weniger Beleuchtungstypen, weniger
     Ortes Koserow ist von einer großen Heterogenität      Banktypen, weniger verschiedene Baustile, weni-
     geprägt. Langfristiges Ziel sollte es sein, dieses    ger Zauntypen und weniger halbherzige Gestal-
     Durcheinander zu ordnen und bei neuen Projekten       tungsversuche. Gute Ansätze wie beispielsweise
     von Vornherein zu vermeiden.                          Allee-Pflanzungen und grüne Wegweiser entlang
                                                           der Hauptstraße sollten bis zum Ende gebracht
     Der Ort muss als Großes Ganzes gedacht werden,        werden.
     um ein ganzheitliches Ortsbild konsequent umset-
     zen zu können. Gestaltung darf nicht im Kleinen       Die hier beschriebenen Maßnahmen sind punktu-
     aufhören. Selbst zur Beleuchtung passende Müll-       elle Eingriffe, die durch wenig Aufwand eine große
     eimer können viel ausmachen.                          Wirkung erzielen und die Orientierung innerhalb
     Weiterhin besteht die Gemeinde aus mehr als der       des Ortes erheblich erleichtern. In Verbindung mit
     Hauptstraße. Es lohnt sich, auch in die nord-östli-   einer Gestaltungssatzung für den Ort und behutsa-
     che und südwestliche Richtung zu denken, da dort      men Eingriffen im Bestand (Stichwort Einfriedun-
     noch viele ungenutzte Potentiale gesehen werden.      gen) kann viel erreicht werden.

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04
                          Ortseingang
                          Gestalterische Aufwertung des Ortseinganges / Einordnung eines
                          möglichen REWE-Marktes
                          Nils Lampen, Lasse Schmalfuß

Der südliche Ortseingang Koserows ist durch das Zusammentreffen zentraler Funktionen
(Einkaufsmärkte, Erdbeerhof, Bahnhof etc.) und der hohen Frequentierung der tangie-
renden Bundesstraße eine wichtige Visitenkarte des Ostseebades. Derzeit wird der Orts-
eingang Koserows durch alleinstehende Großstrukturen dominiert, welche ohne Bezug
zum Ortskern eingeordnet sind. Dazu gehören die Kaufhauskette Stolz, ein Netto-Markt,
ein Getränkemarkt, eine Tankstelle und der südlich der B111 am Kreisverkehr gelegene
Erdbeerhof der Firma Karl. Diese Einrichtungen haben eine große Anziehungskraft für den
gesamten Tourismus auf der Insel Usedom und sind hochfrequentiert.

Zusätzlich gibt es seitens der Gemeinde Überlegungen einen REWE-Markt am Ortsein-
gang zu positionieren. Das Ziel der Bearbeitung der vorliegenden Thematik liegt darin,
die bestehenden Einzelstrukturen zu verbinden, neue Elemente in eine Gesamtform zu
integrieren und eine stärkere Bindung zum Ortskern des Bernsteinbades Koserows auf-
zubauen.

Übersichtsplan Konzeption Ortseingang
                                                                                           29
Ortseingang

                                        Die Eingangssituation des Ostseebades Kose-
                                        row ist durch isolierte Großstrukturen und groß-
                                        flächiges Parkplatzangebot geprägt. Der Mangel
                                        einer wahrnehmbaren zusammenhängenden
                                        Gestaltidee erzeugt einen fragmentierten Ge-
                                        samteindruck der Eingangssituation. Für die
                                        Besucher der Kaufhausketten sowie von Karls
                                        Erdbeerhof besteht derzeit keine Motivation ih-
                                        ren PKW abzustellen und weiter in den Ort zu
                                        laufen. Für den Unkundigen entsteht bei seinem
                                        Aufenthalt keinerlei Beziehung zum Ostseebad.
                                        Um das touristische Potenzial auf das Ortsin-
                                        nere zu erweitern, muss ein einzigartiges Bild
                                        erzeugt werden, welches die Besucher mit Ko-
                                        serow in Verbindung bringen.

         Luftbild Ortseingang Koserow
                                        Bestandsanalyse

                                        Die Bundesstraße 111 durchquert als Hauptver-
                                        bindung den südlichen Ortseingang Koserows.
                                        Auf der östlichen Seite sind parallel zur Bundes-
                                        straße ein Fahrradweg sowie eine Schallschutz-
                                        mauer angeordnet. Die westliche Seite ist durch
                                        Karls Erdbeerhof und eine große Brachfläche
                                        mit Zwischennutzung für die Pferdehaltung des
                                        Erdbeerhofes geprägt. Direkt am Orsteingang
                                        befindet sich der Kreisverkehr der Bundesstra-
                                        ße mit Abzweigungen zu Karls Erdbeerhof und
                                        zum Ostseebad Koserow. Die Sichtachse der
                                        Autofahrer aus Richtung Südosten liegt auf dem
                                        Kreisverkehr und der anschließenden Wasch-
                                        anlage der Tankstelle. Bäume befinden sich
                                        ausschließlich auf der östlichen Seite, jedoch
                                        in keiner klaren Form oder Struktur. Die Park-
                                        plätze des Erdbeerhofs sind auf der westlichen
     Perspektive Ortseingang Koserow

                                                                    Vision für den Ortseingang
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Seite der Bundesstraße auf der Höhe des Kreis-
verkehrs eingeordnet. Das Parkplatzangebot ist
offensichtlich nicht ausreichend, sodass zeitwei-
lig die Brachfläche zur temporären Parkierung
genutzt wird.

Konzept

Um die Eingangssituation zu stärken werden
Baumreihen auf der westlichen, sowie auf der
östlichen Seite der Bundesstraße vorgesehen.
Durch die neuen Baumreihen werden die Besu-
cher nach Koserow geleitet. Durch die Ansiedlung
des REWE-Marktes auf der westlichen Seite be-
steht die Möglichkeit den gesamten Bereich neu
zu ordnen und in einer einheitlichen Gestaltung
auszuformulieren. Erdbeerhof und REWE-Markt
werden als ein Objekt zusammengefasst. Die           Perspektive Ortseingang ohne Waschanlage
Einfassung und der Rand werden zusammen-
hängend gestaltet. Hühnengras und Strandhafer
bilden eine Pufferzone zur Bundesstraße und
stellen einen Bezug zur Ostsee her.
Um einen einzigartigen und auf Koserow bezoge-
nen Ortseingang zu etablieren wird eine abstrak-
te Segelskulptur an der Stelle der Waschanlage
eingeordnet. Alternativ ist die Positionierung auf
der Kreiselinnenfläche denkbar. Die Segelskulp-
tur akzentuiert den Ortseingang, leitet in den Ort
und setzt einen Beziehungspunkt zu der Seebrü-
cke an der Küste. Bereits hier soll den Besuchern
das Gefühl des „Ostseebades“ vermittelt werden.
Das durch Parkplätze zerrissene, durch isolierte
Einzelbausteine und Restflächen geprägte Areal
wird durch die Maßnahmen geordnet. Es entsteht
eine neue Eingangssituation im Flair eines Bern-
steinbades.

                                                     Bestand Kreisverkehr
Wegekonzept

Durch die bisherige Wegeführung am Kreisver-
kehr werden die Besucher, welche vom Erd-
beerhof Richtung Ortskern gelangen wollen, ge-
zwungen, den äußeren Weg des Kreisverkehrs
zu nutzen. Um sich zwischen dem Gelände des
Erbeerhofs und dem Einzugsgebiets der Kauf-
hausketten zu bewegen muss man somit zwei
Abzweigungen der Kreisverkehrs überqueren.
Für den Besuchern wirkt der Weg umwegig und
unverständlich und daher unattraktiv und ab-
schreckend. Die offensichtlichere und direktere
Verbindung auf der Ostseite des Kreisverkehrs
ist nicht ausgebaut.

Gerade vor dem Hintergrund der weiteren Ent-
wicklung des Areals südlich der Bundesstraße
erscheint der Ausbau des westlichen Abzweigs         Neues Wegekonzept
vom Kreisverkehr mit einer Querungsmöglich-
keit unerlässlich. Der Übergang wird auf Höhe
der neuen Segelskulptur eingeordnet und si-
chert somit eine direkte Verbindung zwischen
den beiden Seiten.
Der Platzbedarf für die Querungsmöglichkeit
ist gegeben. Im weiteren Verlauf ist für die An-
bindung an den vor der Tankstelle endenden
Gehweg ebenfalls Platz vorhanden. Eventuelle
Optimierungen im Bereich der Waschanlage er-
scheinen möglich.

Eine direkte Verbindung würde die Besucher
anregen sich fußläufig zwischen den Bereichen
zu bewegen. In der Folge würde sich auch die
Bereitschaft erhöhen das Auto stehen zu lassen
und sich zu Fuß in das Ostseebad Koserow zu
bewegen.
                                                                                                31
Luftbild von Osten auf den Ortseingang

                                Option Kölpinseer Weg und Hauptstraße                   Mögliche Position des REWE

     Positionierung des REWE-Marktes                         steigen. Die vor dem Gebäude befindlichen Stell-
                                                             plätze würden den Eingang des Bernsteinbades
     Im Süden des Ostseebades Koserow soll das               noch stärker als ohnehin schon beeinträchtigen.
     bestehende Einzelhandelsangebot durch einen             Zudem würden bei jeglicher Positionierung auf
     Vollsortimentler in Form eines REWE-Marktes mit         der Fläche erhebliche Restflächen entstehen, die
     1600 m² Verkaufsfläche ergänzt werden. Mit An-          keine bis geringe Qualitäten aufweisen. Ungelöst
     lieferung und Lager beträgt die gesamt bebaute          wäre hier auch die Einordnung der 270 weiteren
     Grundfläche ca. 2600 m².                                Stellplätze. Diese müssten separat südlich der
     Zudem werden für den Markt 80 Parkplätze be-            B111 untergebracht werden müssten. Dies hätte
     nötigt. Das bestehende Parkplatzangebot des             eine weitere räumliche Trennung der einzelnen
     Erdbeerhofes soll in diesem Zusammenhang um             Strukturen zur Folge. Mögliche Synergieeffekte
     270 Parkplätze erweitert werden. Insgesamt wer-         aufgrund von Mehrfachbelegung wären aus-
     den für die 350 neuen Parkplätze eine Fläche von        geschlossen. Andererseits wäre dadurch Karls
     rund einem Hektar benötigt. Vor diesem Hinter-          Erdbeerhof in seiner Insellage vor Koserow mani-
     grund hat die ortsverträgliche Unterbringung der        festiert und würde den Bezug mit dem Ort weiter
     Parkplätze Priorität. Eine Verschlechterung der         verlieren.
     ohnehin problematischen Eingangssituation wäre          Aufgrund der schwierigen Ausgangssituation und
     nicht zu vertreten.                                     der entstehenden Konfliktpunkte wird diese Vari-
     Zur Prüfung der Einordnung des REWE-Marktes             ante in der weiteren Bearbeitung ausgeschlossen.
     wurden zwei Potenzielle Standorte untersucht.

                                                             Variante 2: Integration des REWE-Marktes in
     Variante 1: Zwischen Hauptstraße und                    einem Gesamtgefüge mit Karls Erdbeerhof
     Kölpinseer Weg
                                                             Bei der zweiten Standortoption wird der REWE-
     Bei diesem Standort würde der REWE-Markt                Markt in einer gestalterischen Großform ein-
     gegenüber der Esso Tankstelle angeordnet wer-           schließlich der benötigten Parkplätze zusammen
     den und somit an die Bebauung des Waldwinkel            mit Karls Erdbeerhof südlich zwischen der B111
     angrenzen. Hierfür wären die Überplanung eines          und der Ostseebahntrasse eingeordnet. Bereits
     privaten Grundstücks sowie eine Parzellenzu-            jetzt ist Karls Erdbeerhof einer der Hauptanzie-
     sammenlegung notwendig.                                 hungspunkte Koserows. Die bereits bestehenden
     Positiv zu bewerten wäre die räumliche Nähe zum         Parkplätze reichen jedoch nicht aus. Unbefestigte
     bestehenden Netto-Markt, auch die 80 Parkplät-          Stellflächen werden auf der angrenzenden Wie-
     ze könnten problemlos untergebracht werden.             se angeboten. Diese beeinträchtigen jedoch das
     Jedoch würde aufgrund der Anlieferungssituati-          Ortsbild erheblich.
     on, die derzeit schon beim Netto-Markt beklagte         Die Zusammenlegung von Erdbeerhof und dem
     Emissionsbelastung für die Anwohner erheblich           REWE-Markt ermöglicht die Konzentration der
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