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DAS MAGAZIN DER KUNSTSTOFFBRANCHE Ausgabe 2 - Juni 2021 KREISLAUFWIRTSCHAFT ALS GAMECHANGER EU-Vorgaben verändern Wertschöpfungskette Seite 4 WEITERE THEMEN: Extrusion, Leichtbau, Forschung und Ausbildung Bild: Kruschitz GmbH www.kunststoff-cluster.at
KC INSIDE Anwendungsgebiete Struktureller Elektronik sind Sensoren oder Displays in Geräten oder deren Komponenten. Bild: LCM Qualifizierung mit System Wir erleben eine rasante Entwicklung von Produktionsverfahren, die eine Integration von leichter, dünner, flexibler und robuster Elektronik ermöglichen. Das Qualifizierungsnetzwerk SymSysSE bringt branchen- und bundesländerübergreifend Mitarbeiter von 26 Unternehmen zu diesem Thema auf den neuesten Wissensstand. Ziel von SymSysSE (Symbiotische Syste- arbeiter das Gelernte in ihre Arbeitspraxis Ausblick me für Strukturelle Elektronik) ist es, den oder bilden Forschungsallianzen. Das genaue Ausmaß der Innovationskraft Mitarbeitern der teilnehmenden Unter- von Struktureller Elektronik ist wohl noch nehmen kompakt und praxisnah das nö- Wissen über intelligente Bauteile nicht genau abschätzbar. Doch so viel ist tige Wissen über relevante Technologien Unter der wissenschaftlichen Leitung des sicher: Die dabei entstehenden Funktiona- zu vermitteln, die für eine wettbewerbsfä- Linz Center of Mechatronics in Kooperation litäten werden die Qualität der Technolo- hige und innovative Produktentwicklung mit der Smart Plastics Initiative „Plastics gienutzung im Alltag auf das nächste Level notwendig sind. Das Projekt läuft 18 Mo- meet Electronics“ (www.smart-plastics. heben. SymSysSE leistet dazu einen wert- nate. Neben dem gesamtheitlichen Wis- com) entstand mit SymSysSE ein Pilotpro- vollen Beitrag. sensaufbau stehen F&E-Transferprojekte jekt, das Wissen über Integration von Intelli- zur Überführung in Innovationsprojekte im genz in Bauteile interdisziplinär bündelt und SymSysSE wird im Rahmen des Program- Mittelpunkt. für Innovationen verfügbar macht. Intelli- mes „Forschungskompetenzen für die gente Bauteile spielen eine zentrale Rolle für Wirtschaft” vom BMDW (Bundesministe- Know-how erforderlich autonomes oder automatisiertes Fahren, rium für Digitalisierung und Wirtschafts- Die Integration von Elektronik wie Senso- für integrierte Displays mit Logistikintelli- standort) gefördert. ren oder Anzeigemodule in Kunststoff- genz bis hin zu medizinischen Anwendun- bauteile boomt. Sie ist ein Grundstein gen oder Zustandsmonitoring. für die Verbreitung und Umsetzung von „Industrial Internet of Things“-Lösungen Begeisterte Stimmen (IIoT). Die Entwicklung dieser sogenannten Insgesamt nehmen 26 Unternehmen am Strukturellen Elektronik (SE) bedarf jedoch Projekt teil, das deren Mitarbeitern wertvol- vielseitiger Kenntnisse über Materialeigen- le Inputs und neue Denkanstöße liefern soll. schaften, Sensorik, drahtlose Übertragung, „Wir legen sehr großen Wert auf die stetige Energieversorgung oder die Herstellung Qualifizierung unserer Mitarbeiter. SymSysSE von gedruckter Elektronik. Eine speziell auf bietet unseren technischen Spezialisten die diesen Bereich fokussierte Ausbildung gab Möglichkeit, sich gezielt fachlich weiterzuent- es bisher nicht. wickeln – kombiniert mit einem wertvollen Austausch mit Industrie und Forschung“, sagt „Symbiotische Strukturelle Elektronik Neuer Ausbildungslehrgang vernetzt Barbara Etzelsberger, HR Training & Develop- wird dem IIoT einen entscheidenden SymSysSE schließt jetzt diese Lücke und ment Specialist bei der KTM AG. „NEVEON vernetzt die Industrie mit einem diszipli- ist Teil des Greiner Unternehmensverbunds. Schub verleihen. Als renommierter nenübergreifenden Forschungsnetzwerk. SymSysSE ist für uns eine perfekte Plattform, Umsetzer in der Branche freuen wir Mitarbeiter aus Forschungs- und Entwick- um von hervorragenden Experten zu lernen, uns, dass wir in diesem Lehrgang den lungsabteilungen von ausgewählten In- neue und spannende Technologien mit viel Industriepartnern durch die Vermittlung dustrieunternehmen aus ganz Österreich Potenzial kennenzulernen und dabei unser notwendiger Kompetenzen zu neuen nehmen an diesem Lehrgang teil. Wis- Wissen in diesen Bereichen zu erweitern“, Produkten verhelfen können.“ senstransfer wird dabei großgeschrieben. ergänzt Norbert Hessenberger, Innovation & DI Gerald Schatz, Geschäftsführer der Linz Center of In Transferprojekten übertragen die Mit- Development Manager bei NEVEON. Mechatronics GmbH Bild: LCM 2 KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021
EDITORIAL INHALT KC INSIDE Qualifizierung mit System 2 EDITORIAL Back 2 Life: Impressum 3 Bewährtes stärken – Neues nutzen COVERSTORY Nachdem wir uns im Jänner 2021 das Motto „Mehr live als online“ verordnet haben, war im Kreislaufwirtschaft als Gamechanger 4 Februar klar, dass das nicht zu halten ist. Also hieß es, wieder alles digital, remote und virtuell. Ein weiter Weg zum richtigen Pfad 6 Trotz der erschwerten Rahmenbedingungen liefen das Netzwerken sowie der Aufbau von For- schungsallianzen und Kooperationsprojekten sehr positiv: Das KC-Team konnte unglaubliche KREISLAUFWIRTSCHAFT 18 Projekte mit 70 Firmen und Forschungspartnern initiieren, mitkoordinieren oder betreuen. Mülltonne aus Recyclingkunststoff 8 PET in der Kreislaufwirtschaft 10 Als Unternehmer*in haben Sie die Aufs und Abs noch mehr zu spüren bekommen. Die schwer Lehrkräfte auf die Schulbank 12 einzuschätzende Corona-Situation. Die im Jänner im aktuellen Ausmaß noch nicht absehbare Fit in Sachen Kunststoffrecycling 14 Verknappung der Materialien und massiven Preissteigerungen. Trotzdem erlebten wir bei vielen Im Zerkleinern ganz groß 15 Gesprächen große Zuversicht und einen positiven Blick auf 2021. Geprägt von enormer Dynamik Smarter Kunststoffkreislauf 16 wird dabei nicht aufs Forschen und Entwickeln vergessen, denn morgen ist heute schon gestern, So läuft es richtig rund 16 das gilt in der globalen Welt mehr denn je. Faserverstärkte Bauteile 17 Wiederverwertbare Wahlplakate 18 Auch wir widmen uns aktuell der Zukunft sowie der Transformation der Fertigung und Bauteil- Geballte Forschungskompetenz 19 entwicklung durch Digitalisierung, den wesentlichen Herausforderungen für kreislaufgeführte Kunststofffertigung und damit den Kohlenstoffkreisläufen. Damit verbunden und notwendig BIOÖKONOMIE sind branchenübergreifende Entwicklungsprojekte zum Erreichen der Klimaziele, wo Kunststoffe Bioökonomie und Kunststoffe 20 eine zentrale und positive Rolle spielen werden. rPET im Lebensmittelkontakt 21 Diese Ausgabe von „KC-aktuell“ fokussiert die Innovationsvielfalt unserer Partner und Projekte in EXTRUSION den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Extrusion und Leichtbau. Wir empfehlen Ihnen, nicht nur zu Rezyklate in Neuwarequalität 22 lesen, sondern Kontakte zu nutzen. Kunststoffprofile in drei Tagen 22 extrunet setzt auf Nachhaltigkeit 23 Maschine und Software im Einklang 23 LEICHTBAU Formstabil und leicht 24 Lichtdurchlässige Akustikpaneele 24 Lösungen für Thermoformverfahren 24 Transfer von Datenpaketen 25 Serientaugliches Aluminiumwerkzeug 26 FORUM.Werkzeugbau 27 Ing. Wolfgang Bohmayr DI Thomas Gröger Cluster-Manager Büro Linz Cluster-Manager Büro St. Pölten VORSCHAU KC-Veranstaltungen 28 Treffpunkt Kunststoffrecycling 28 IMPRESSUM & OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDIENGESETZ Blattlinie: Informationen über Aktivitäten des Kunststoff-Clusters und seiner Partnerunternehmen sowie News aus der Kunst- stoff-Branche. Der Kunststoff-Cluster ist eine Initiative der Länder Oberösterreich und Niederösterreich. Träger sind die regio- nalen Standortagenturen Business Upper Austria und ecoplus. Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH, Redaktionsadresse: Hafenstraße 47-51, 4040 Linz, Telefon: +43 732 79810 – 5115, E-Mail: kunststoff-cluster@biz-up.at, www.kunststoff-cluster.at. Für den Inhalt verantwortlich: DI (FH) Werner Pamminger, MBA, Redaktion: Ing. Wolfgang Bohmayr, Mag.a Petra Danhofer, Mag.a Tamara Gruber-Pumberger, Mag. Markus Käferböck, Ullrich Kapl, DI Hermine Wurm-Frühauf. Grafik/Layout: Generative III GmbH, Umsetzung: Business Upper Austria. Bildmaterial: Alle Bilder, wenn nicht anders angegeben: Business Upper Austria/Kunststoff-Cluster. Gastbeiträge müssen nicht notwendigerweise die Meinung des Herausgebers wiedergeben. Beigelegte Unterlagen stellen ent- geltliche Informationsarbeit des KC für die Partner dar. Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung ist ausgeschlossen. Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Aus Gründen der besseren Leserlichkeit verzichten wir teil- weise auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen beziehen sich auf alle Ge- schlechter in gleicher Weise. KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021 3
COVERSTORY Bild: Kruschitz GmbH Kreislaufwirtschaft als Gamechanger Eigentlich klingt es ganz einfach: Materialien werden nach ihrer Lebens- und Gebrauchsdauer samt scheinbar unbrauchbaren Komponenten zu Erzeugnissen transformiert, die denselben oder einen neuen Zweck erfüllen. Aber warum der ganze Aufwand? Prognosen für das Müllaufkommen im Jahr 2025 zeigen: Wenn wir nicht rasch etwas tun, werden wir in unserem Müll ersticken. Nach Berechnungen der Weltbank steigt terreich zehn Recyclingbetriebe mit 550 anpassen muss, um mehr recycelte Kunst- die Müllmenge der OECD-Staaten auf vor- Mitarbeitern mit Kunststoffrecycling be- stoffe zu verwenden. In der Folge wird die aussichtlich 1,7 Mio. Tonnen pro Tag. Welt- schäftigt. Um eine nachhaltige Kreislauf- Nachfrage nach qualitativ hochwertigen weit sogar auf 6 Mio. Tonnen. Pro Kopf hie- wirtschaft zu etablieren, will die EU auch Rezyklaten deutlich steigen. Durch legis- ße das bis 2025 rund 1,42 kg Müll täglich. die Verwendung von recyceltem Plastik bei lative Maßnahmen wie Ökomodulation Dazu kommt, dass asiatische Länder nicht der Herstellung neuer Produkte fördern. bei Verpackungslizenzentgelten oder eine länger die Müllkippe Europas sein wollen. Die Europäische Kommission wird voraus- Herstellerabgabe (Plastic Tax) wird Neu- Beim Kunststoffabfall als nicht unwesent- sichtlich bis 2022 verpflichtende Mindest- ware-Kunststoff künstlich verteuert. Dazu lichem Teil dieser Müllmenge wird – in quoten zwischen 15 und 30 Prozent für kommt, dass eine Zunahme des Bedarfs Anbetracht des Volumens – vor allem in die Verwendung von Rezyklaten in neuen an Rezyklaten auch zu Preissteigerungen Malaysia verstärkt auf Umweltschutz und Produkten einführen. führt. Nachhaltigkeit gesetzt. China hat selbst Probleme, den im Land anfallenden Plas- Herausforderungen für Kunststoffbetriebe Recyclingbetriebe tikmüll zu entsorgen oder zu recyclen. Des- Das Erreichen dieser Ziele wird große In- als Übernahmekandidaten halb wurden Lieferverträge gekündigt oder vestitionen in der gesamten Kunststoff- Das haben auch große Unternehmen er- ausgesetzt. Wertschöpfungskette erfordern. Die Um- kannt und stellen sich auf die neuen Rah- setzung der vorgegebenen Ziele könnte menbedingungen durch den Zukauf von Hohe Ziele bis 2025 die Abfallwirtschaft, das Recycling und Recyclingunternehmen ein. Aus eher klei- Um die von der EU vorgegebene Recycling- die Kunststoffproduktionsindustrie erheb- nen Nischenbetrieben sind begehrte Über- quote in der Kunststoffsparte zu erreichen lich umgestalten. So wird die Einführung nahmekandidaten geworden. „GoodCom- (50 % bis 2025), muss das Recycling ver- von Quoten dazu führen, dass die kunst- panies“, die früher einen Nischenmarkt doppelt werden. Insgesamt sind in Ös- stoffverarbeitende Industrie ihre Produktion bedienten, sind inzwischen Objekte der 4 KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021
COVERSTORY Begierde von Konzernen. Im Fokus stehen dabei die drei „R” des „United Nations Envi- ronment Programme” (UNEP): Reduce, Re- use und Recycling, um durch eine längere Produktlebensdauer weniger Materialver- schwendung und somit weniger Abfall zu erzeugen. Innovationen für alternative Pro- duktzyklen sind gefragt. EU-Regeln mit Folgen Auch für die Abfallmanagement- und die Kunststoffindustrie werden die EU-Rege- Das Regranulat steht derzeit im Fokus vieler Unternehmen – Kreislaufwirtschaft ist das Geschäftsmodell von morgen. Bild: Kruschitz GmbH lungen wohl erhebliche Folgen mit sich bringen. Die höhere Nachfrage nach recy- auch in der Technologie. Firmen geraten Österreich und einem Standort in Deutsch- celtem Kunststoff dürfte sich etwa positiv zunehmend unter Zugzwang, qualitativ land. Im Mittelpunkt steht überall das Ar- auf Sortierunternehmen auswirken, weil hochwertige Rezyklate in ausreichender beiten an innovativen Recyclinglösungen der Bedarf, Kunststoff von Restmüll zu Menge anbieten zu können. für verschiedenste Kunststoffe. Erzeugt trennen, stark steigen wird. Hersteller von werden Kunststoffgranulate in hochwerti- Neuware hingegen sollten ihre Unterneh- „Übernahmeschlacht“ entbrannt ger, bedarfsgerechter Qualität, die in einer mensstrategie überdenken. Denn der zu- Einige Beispiele illustrieren die „Übernah- Vielzahl von Produktionsanwendungen nehmende Einsatz von Rezyklaten könnte meschlacht“: Die OMV hat Borealis zur eingesetzt werden. Ziel ist es, verschiede- ihre Marktanteile sinken lassen. Gänze übernommen und wirbt jetzt mit der ne Stoffströme nachhaltig wiederzugewin- Strategie von Borealis, die wiederum mtm- nen und in den Kreislauf zurückzuführen. Kunststoff-Wertschöpfungskette plastics und Ecoplast gekauft hat. Darüber Die Kruschitz GmbH wurde erfolgreich von Den größten Mehrwert durch nachhalti- hinaus gibt es auch das ReOil-Projekt (che- Werner Kruschitz aufgebaut. Im Jahr 2019 ges Wirtschaften werden künftig diejeni- misches Recycling), das von der OMV in hat der strategische Investor Steinbeis gen europäischen Unternehmen erzielen, Zusammenarbeit mit Borealis vorangetrie- Holding das Unternehmen übernommen. die ihre Geschäftsmodelle getreu dem ben wird. Damit ist die OMV nicht allein auf Prinzip „Reduzieren, Wiederverwenden, weiter Flur: Fast jeder Öl- und Gaskonzern Neuer biochemischer Recyclingansatz Recyceln“ umgestalten. Große Konzerne richtet den Fokus auf Recycling. Die 35 Angestellten des 2011 gegründeten wie Borealis, die Schwarz Gruppe rund um Start-ups Carbios in Frankreich könnten den Diskonter LIDL, die Steinbeis Gruppe Recycling-Pionier die gesamte Recyclingbranche auf den und andere Big Player im Verpackungsbe- Die deutsche Steinbeis Gruppe hat den Kopf stellen. Grund ist ein bakterielles En- reich wie ALPLA haben den aufstrebenden größten Kunststoffrecycler Österreichs, die zym, das als Katalysator wirkt: Es zerlegt Markt erkannt und vor- bzw. nachgelagerte Kruschitz GmbH aus Kärnten, gekauft. Kru- die langen Polymerketten, die Polyethylen- Unternehmen zugekauft. Recycling spielt schitz arbeitet seit 30 Jahren an Lösungen terephthalat (PET) eigen sind, auf natürli- mittlerweile eine sehr große Rolle, sowohl für ein zeitgemäßes Recycling von Abfäl- che Weise in ihre Bestandteile. Die Carbi- im Marketing – sprich Imagepflege – als len. Produziert wird an zwei Standorten in os-Biologen haben das Enzym nicht selbst erfunden. Sie untersuchten Tausende von Mikroorganismen auf einer Mülldeponie und entdeckten schließlich einige, die En- zyme entwickelt hatten, die PET abbauen können. Der natürliche Prozess verlief langsam, durch Mutationen ist es gelun- gen, den Abbau so stark zu beschleunigen, dass es eine PET-Flasche binnen zehn Stunden zu 90 Prozent abbauen kann. Innovative Technologie Sind die Kunststoffpolymere einmal zer- legt, beginnt die Wiederaufbauarbeit. Aus den Molekülen werden Plastikkörner ge- formt. Dieses Granulat stellt ein neues Plastik dar, ist also kein recycelter Stoff. Aus einer grün gefärbten PET-Flasche kann ein rotes T-Shirt fabriziert werden, aus schwarzem Polyester eine durchsich- tige Lebensmittelverpackung. Ohne dass ein Tropfen Erdöl verwendet wird, entste- hen neue PET-Flaschen, Plastikbehälter für Die Reststofftechnik GmbH rezykliert unter anderem Rohrabfälle. Bild: Pixabay Lebensmittel oder Polyesterfasern. KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021 5
COVERSTORY Vollgas bei der Rohrsammlung Sammlung aller in Österreich anfallenden und führt es seit 2008 im Zwei-Schicht- Die im Besitz von Peter Daniell Porsche ste- Kunststoffrohrabfälle beauftragt. Betrieb durch. hende und von Geschäftsführer Rafael Wal- ter geleitete PDP Holding GmbH hat sich bei Neues Trennverfahren Erfolgreich in Nischenmärkten den Beteiligungen auch den ökologischen Zusammen mit zahlreichen Entsorgungs- Die wenigen verbliebenen unabhängigen Re- Umgang mit Ressourcen auf die Fahnen ge- partnern werden jährlich ca. 1.600 Tonnen cycler bedienen vor allem regionale Märkte heftet. Seit 2017 ist PDP Alleineigentümer Rohrabfälle einer Verwertung zugeführt. und Nischen, die sie sich selbst erarbeitet der Reststofftechnik GmbH, die zu Europas Dabei setzt PDP auf eine Recyclinganlage, haben. Die MGG Polymers als Teil der MG Leitbetrieben im Bereich ressourcenscho- die weltweit einzigartig ist. Sie kann die Gruppe hat sich durch Spezialisierung gut nender Abfallwirtschaft zählt. Der Unter- Kunststoffgruppen vollautomatisch sortie- und innovativ aufgestellt. Walter Kunststoffe nehmensverbund ist seit 2007 vom ÖAKR ren und jeweils einer Wiederverwertung als aus Gunskirchen ist einer der letzten verblie- (Österreichischer Arbeitskreis Kunststoff- Rohstoff zuführen. Dieses Trennverfahren benen unabhängigen Recycler. Aber auch bei rohrhersteller) mit der flächendeckenden hat das Unternehmen selbst entwickelt ihm klopften schon die großen Konzerne an. Bernhard Baumberger von der Walter Kunststoffe GmbH im Gespräch Ein weiter Weg zum richtigen Pfad Die Firma Walter Kunststoffe ist einer der wenigen unabhängigen Familienbetriebe in der Recyclingbranche. Im Interview spricht Bernhard Baumberger, einer der beiden Geschäftsführer, über die Probleme und Chancen der Kunststoffbetriebe. tierung, der Einsatz von Monomaterial und eine Aufbereitungstechnik, die den neuerli- chen Einsatz etwa im Lebensmittelkontakt zulässt. Mit welchen Herausforderungen ist Ihre Branche künftig konfrontiert? Um Kreislaufwirtschaft und lokale Wert- schöpfung zu ermöglichen, müssen enor- me Anstrengungen entlang der gesamten Kette unternommen werden. Das große Problem dabei ist, dass beim Ausfall auch nur eines Gliedes die gesamte Kette nicht funktioniert. Die Wahl der Rohstoffe wird ebenso entscheidend sein wie das Pro- duktdesign. Schafft es die Industrie, sich auf eine dramatische Reduktion der Mate- rialtypen, Verbunde, Einfärbungen, Drucke, Stabilisierungen zu einigen, so ist man „Bis zur Kreislaufwirtschaft ist es ein weiter steiniger Weg, den es zwar lohnt zu schon einen wichtigen Schritt weiter. beschreiten, der aber voll von komplizierten Kreuzungen und Umwegen sein wird.“ Bernhard Baumberger, Geschäftsführer der Walter Kunststoffe GmbH Bild: Business Upper Austria Welche Rahmenbedingungen sind dafür erforderlich? Wie sieht aus Ihrer Sicht die künftige Wert- Trend der letzten Jahrzehnte wieder zu ei- Monomaterialien müssen priorisiert und schöpfungskette bei Kunststoff aus? ner lokalen Wertschöpfung kommen. soweit wie möglich gesetzlich genormt wer- Kunststoff bietet – entgegen der öffentli- den. Der anfängliche Mehraufwand muss chen Meinung – ein enormes Potenzial, zur Wie funktioniert die Kreislaufwirtschaft im langfristig abgesichert werden, um entspre- Nachhaltigkeit und zum Erreichen unserer Idealfall? chende Investitionen tätigen zu können. Klimaziele beizutragen. Wichtig ist, Kunst- Ziel kann nur sein, die Wertstoffe so lan- Hier darf keine Abkehr vom System stattfin- stoffe nach deren Nutzung als Wertstoff zu ge wie möglich im Kreislauf zu halten. Wir den, sobald etwa die Neuware wieder unter betrachten und der breiten Masse das auch müssen danach trachten, so viel wie mög- 1.000 Euro pro Tonne fällt. Neue Sortier- so zu vermitteln. Erst wenn jeder wahr- lich über nachhaltige Rohstoffe abzubil- und Recyclingverfahren müssen entwickelt nimmt, dass die Verpackung ein wichtiger den: Verwendung, Entsorgung, Sammlung, werden, die das herkömmliche mechani- Rohstoff ist und die richtige Sammlung und Sortierung, Upcycling und im Idealfall der sche Recycling ergänzen und unterstützen. Trennung vielleicht noch honoriert wird, neuerliche Einsatz im Ursprungsprodukt. Wenn dieses Gleichgewicht zwischen dann entsteht ein anderer Bezug zum The- Beim PET etwa gibt es bereits ein sehr gut Materialanfall und Wiederverwendung her- ma. Stehen diese Rohstoffe sauber getrennt etabliertes, nachhaltiges System. Haupt- gestellt werden kann, dann ist die Circular zur Verfügung, dann kann es entgegen dem gründe dafür sind die gute Sammlung, Sor- Economy ein realistisches Szenario. 6 KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021
BAUTEILENTWICKLUNG GREENenvironment GREENservices ZUKUNFT PROGRAMM SELBSTVERSTÄNDNIS arburgGREENworld NACHHALTIGKEIT GREENproduction VORREITER GREENmachine Wir fühlen uns der Zukunft unseres Planeten verpflichtet. Schon seit Generationen! Mit unseren Angeboten sorgen wir für Hightech in der Kunststoffverarbeitung. Und gleichzeitig für mehr Energie- und Produktionseffizienz, Ressourcenschonung, CO2-Reduktion, Recycling und Kreislaufwirtschaft. Das ist unser Programm: arburgGREENworld. www.arburg.at KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021 7
KREISLAUFWIRTSCHAFT Eine saubere Sache: Mülltonne aus Recyclingkunststoff Das Projekt bin-up.AT ist im Herbst 2019 gestartet – mit dem Ziel, aus Mülltonnen echte Wertstofftonnen zu machen. Die Behäl- ter sollen zu 100 Prozent aus Post-Consumer-Kunststoffrezyklat hergestellt werden, das regional gesammelt und rezykliert wird. Die Bilanz nach rund eineinhalb Jahren Materiallücke schließen Projektarbeit: Ziel erreicht! Nun geht es Abfallströme aus Hart-Polyethylen (HDPE) darum, die entwickelte Recyclingtonne so schienen zunächst ideal, um die Material- weit zu etablieren, dass sie sich bei der öf- lücke zu schließen. Hier sind vorrangig fentlichen Beschaffung durchsetzt. Hohlkörper-Waren wie beispielsweise Kanister verfügbar, die aber mengenmä- Recycling von Alttonnen ßig nicht ausreichen, im Schmelzindex Die Nachhaltigkeit von Wertstofftonnen zu niedrig liegen und außerdem kritische wurde im Projekt genau unter die Lupe Mengen (> 4 %) an Verunreinigungen aus Bin genommen. Rezyklat-Gehalte aus Pro- Polypropylen (PP) enthalten. Mit HDPE- duktionsabfällen oder externen Industrie- Flaschenkappen liegt das Problem am abfällen stellen keine langfristige Lösung nicht vermeidbaren, noch höheren PP- dar. Ebenso die Rückführung von alten Anteil. HDPE-Kistenwaren aus dem Spritz- Wertstofftonnen, die zwar Post-Consu- guss wären ebenso geeignet, sind aber am mer-Qualität hätten, aber nur maximal 20 Sekundärmarkt schon völlig vergriffen. Prozent des nötigen Materialstromes ab- decken würden. Die restlichen 80 Prozent Compoundierung und Upcycling Produkte aus Weich-Polyethylen wie etwa mussten somit durch geeignete Post-Con- Die Lösung konnte somit nur im Erschlie- Verpackungen oder Agrarfolien. LDPE- sumer-Abfallströme und deren Compoun- ßen von weitläufig vorhandenen Post-Con- Abfälle stehen praktisch in allen Regionen dierung gedeckt werden. Dafür wurden in sumer-Abfällen liegen. Die Projektpartner Europas zur Verfügung. Ebenso wie spe- einem ersten Schritt die Materialströme Walter Kunststoffe GmbH und M2 Consul- zielle Abfallfraktionen aus Lebensmittel- beim Projektpartner LAVU GmbH gesich- ting GmbH richteten deshalb ihr Augen- Barrierefolien, weshalb die Projektgruppe tet und sondiert. merk auf LDPE-basierte Folienabfälle, also auch diese ins Portfolio mitaufgenommen hat. Mithilfe chemisch reaktiver Upcycling- Methoden, die die Projektpartner bereits Wertschöpfungsfootprint einer 240-Liter-Mülltonne im vorangegangenen Kooperationsprojekt „ecoprint“ erfolgreich erarbeitet hatten, P: EU-Ausland P: Österreich P: Österreich wurden letztlich Werkstoffeigenschaften M: EU-Ausland M: EU-Ausland M: Österreich generiert, die sämtliche Spezifikations- MA: Neuware MA: Neuware MA: Rezyklat anforderungen des Projektpartners Euro- plast erfüllten. „Als besonderes Highlight 2,0 wurde sogar noch erreicht, dass in diese Relative lokale Wertschöpfung in €/€ Regranulat-Matrix ein sehr spezieller mi- 1,5 neralischer Recycling-Füllstoff bis zu ei- ner Menge von 20 % eingearbeitet werden 1,0 relative Wert- konnte, ohne die Schlagzäheigenschaften schöpfung: -1,92 0,5 wieder zu verringern. Wie sich zeigte, tru- Anteil Steuern: gen diese mineralischen Additive auch -0,3 % 0 relative Wert- relative Wert- noch zur optimalen Dispergierung aller schöpfung: 0,70 schöpfung: 1,97 Komponenten während des Compound- -0,5 Anteil Steuern: Anteil Steuern: ings und Upcyclings bei“, berichtet DI Han- 31,2 % 16,4 % nes Meier von der M2 Consulting GmbH. -1,0 Kompatibel mit REACH -1,5 Parallel widmete sich die Projektgrup- pe auch der EU-Chemikalienverordnung -2,0 REACH. LDPE-Abfallfraktionen verfügen nämlich über ein gewisses Spektrum an Abb.: Wertschöpfungsfootprint oder relative lokale Wertschöpfung einer 240-Liter-Mülltonne Komponenten und Eigenschaften. Beson- in Abhängigkeit der Materialarten und -ströme. ders der Schwermetall-Gehalt, z. B. durch Abkürzungen: P … Produktionsland, M … Materialherkunft, MA … Materialart. Cadmium aus alten Pigmenten, kann im 8 KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021
KREISLAUFWIRTSCHAFT Minimaler Carbonfootprint Anhand der erarbeiteten Rezepturen und der absehbaren Logistik-Wege der Materi- alströme wurden in einem weiteren Schritt Carbonfootprints der Recycling-Müllton- nen im Vergleich zu ihren Neuware-Pen- dants errechnet. Das Ergebnis: Durch Um- stellung auf Recycling-Mülltonnen lassen sich ca. 80 % CO2 gegenüber der Neuware einsparen. Lokale Wertschöpfung nachgewiesen Beinahe die gesamte Wertschöpfung der im Projekt entwickelten Recycling-Müll- tonne passiert in Österreich. Nur knapp ein Prozent der Wertschöpfung fließt unvermeidlich ins Ausland ab. Diese mi- nimale Lücke ist laut Meier durch die ein- „Kreislaufwirtschaft ist die einzige nach- gesetzten Additive – insbesondere durch haltige Form der Produktherstellung in Stabilisatoren – im Upcycling-Prozess zu der Zukunft. Mit diesem Projekt konn- erklären. Entsprechende Berechnungen ten wir einen bedeutenden Beitrag dazu zeigten: Erster entscheidender Punkt für leisten.“ das Erzielen maximaler lokaler Wert- DI Hannes Meier von M2 Consulting GmbH schöpfung ist die Beschaffung bei einem Bild: M2 Consulting GmbH österreichischen Hersteller, unmittelbar gefolgt von der Entscheidung zur Mate- Recyclingstrom noch immer erhöht sein. rialart „Rezyklat“. Hannes Meier bringt es Diese Schwermetalle sind nur mit speziel- auf den Punkt: „Eine in Österreich aus dem ler Röntgen-Analysetechnik quantitativ zu Kreislauf hergestellte 240-Liter-Mülltonne erfassen. Kaum ein Labor eines Recycling- hinterlässt 1,97 Euro pro 1 Euro Verkaufs- Unternehmens verfügt jedoch über eine wert – also fast genau ihren doppelten so teure Gerätetechnik. Trotzdem können Wert – als Wertschöpfung im Land. Die- einige Institute im Umfeld diese Analysen se Erkenntnis sollte eigentlich für jede relativ einfach vornehmen. öffentliche Beschaffung ein wichtiges Kriterium werden.“ Bei der künftigen Pro- Leistbare Prüfmethoden duktvermarktung werden erstmals auch Schwieriger wird es da mit SVHC-Stoffen Wertschöpfungsfootprints auf den Da- gemäß der ECHA-Kandidatenliste. Die- tenblättern angeführt. Deren Errechnung se umfasst zurzeit 207 Stoffe und kein erfolgt über die JKU Linz im Rahmen einer einziger davon darf dabei mit mehr als 0,1 Zertifizierung für „Circular-Bins“. Gewichtsprozent in Regranulaten vorhan- den sein. Entsprechend aufwändig ist auch Gütezeichen „Circular-Bins“ ihre Prüfung und nur wenige Institute euro- Zur Kennzeichnung der Kreislaufwirt- paweit können das in vollem Umfang abde- schaftsmülltonnen entwickelte die Pro- Die Recyclingmülltonnen halten auch dem Stapeltest cken. Zusammen mit dem Institut für Che- jektgruppe ein eigenes registriertes problemlos stand. Damit ist ein sicherer Transport von mische Technologie Organischer Stoffe bis zu 13 gestapelten Tonnen möglich. Gütezeichen. Eine Digitalisierung des ge- Bild: EUROPLAST der JKU Linz entwickelte die Projektgruppe samten Kreislaufes befindet sich über die geeignete Kurzmethoden, anhand derer Das Kooperationsprojekt „bin-up.AT“ erstellte Website www.circular-bins.eu in relativ rasch entschieden werden kann, ging Ende April nach 18-monatiger Umsetzung. Mit ihr sollen Materialströme ob man sich mit dem Regranulat in einem Laufzeit erfolgreich zu Ende. Als Pro- eindeutig identifizierbar bleiben und auch kritischen Bereich befindet oder nicht. „Mit- jektpartner waren dabei: Zertifizierungen künftig möglich sein. hilfe von Extraktionen mit verschiedenen • M2 Consulting GmbH Lösemitteln, anschließender Beschallung (Projektkoordinator) www.circular-bins.eu in einem beheizbaren Ultraschall-Bad so- • Walter Kunststoffe GmbH wie genauer Verwiegung der extrahierten • Europlast Kunststoffbehälter- und getrockneten Regranulate konnten wir industrie GmbH vergleichsweise einfache Methoden aus- • LAVU GmbH arbeiten, die in einem Recycler-Labor gut • JKU Linz – Institut für Chemische Platz finden können und für die auch kein Dieses Projekt wurde aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und For- Technologie Organischer Stoffe schungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ sowie vom Land großes Investment nötig ist“, erklärt Meier. Kärnten gefördert. KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021 9
KREISLAUFWIRTSCHAFT PET hat bei geringem Gewicht ein hohes Leistungspotenzial, wie es für sicherheitsrelevante Anwendungen von Umreifungsbändern zur Transportsicherung von Gütern erforderlich ist. Im Vergleich zum Stahlband weist ein PET-Umreifungsband eine höhere Schockreserve bei Schlagbeanspruchung auf, korrodiert nicht und bildet bei Bruch oder Durchtrennung keine gefährlich scharfen Kanten aus. Bild: Teufelberger Mehr als nur Flaschen: PET in der Kreislaufwirtschaft PET – ein weithin bekannter Werkstoff zur Verpackung von Getränken – eignet sich sehr gut zum Recyceln. Führende österrei- chische Unternehmen aus der Kunststoff- und Recyclingbranche haben im Projekt RePETitio neue Wege erkundet, PET-Verpa- ckungen jenseits der PET-Flaschen im Wirtschaftskreislauf zu halten. Die Möglichkeiten sind vielfältig, wie sich zeigte. Die Forderung nach recyclingfähigen Ver- für seine PET-Umreifungsbänder bereits PET-Getränkeflaschen. Eine farbliche Un- packungen steigt und mit ihr auch das seit 1997 als Rohstoff einsetzt, sind mitt- terscheidung wurde nicht vorgenommen. Interesse an recyceltem Rohmaterial aus lerweile auch in anderen Märkten sehr Typische Teile dieser Fraktionen sind Fla- PET-Getränkeflaschen. Bisher waren vor begehrt. Ziel war deshalb, hochwertiges schen für Joghurtdrinks und Schlagobers, allem die Faserindustrie, die Folienindus- rPET aus anderen Abfallfraktionen zu ge- braune oder gelbe Getränkeflaschen, trie sowie die Verpackungsindustrie im winnen und für die Verarbeitung zu Umrei- Speiseöl- und Essigflaschen, Waschmit- Non-Food-Bereich Hauptabnehmer von fungsbändern, Dosen und Tiefziehteilen telgebinde, Wurst-, Käse- und Fleischver- PET-Flocken, sogenannten Flakes. zugänglich zu machen. Beim Recycling ka- packungen sowie Mehrschichtfolien mit men ausschließlich Anlagen und Ausrüs- mehrheitlichem PET-Anteil. Die ARA-Spe- Bottle-to-Bottle-Recycling tungen zum Einsatz, die kommerziell aus zifikation erlaubt hier bis zu fünf Prozent Dank Weiterentwicklungen im Recycling- PET-Flaschen rPET-Granulate erzeugen. Gewichtsanteil an Polyolefinen. Die PET- prozess ist es mittlerweile auch möglich, Verpackungen wurden anschließend für das Material so gut aufzubereiten, dass es Neue Quellen für hochwertiges rPET die weitere Verwendung gewaschen und gefahrlos wieder für Lebensmittelverpa- Das zu verarbeitende Material bei den geshreddert. ckungen wie z.B. PET-Flaschen eingesetzt ersten Testläufen stammte aus dem ARA- werden kann. Das sogenannte Bottle-to- Haushaltssammelsystem und findet sich Probe aufs Exempel Bottle-Recycling hat an Bedeutung gewon- typischerweise im „Gelben Sack“ bzw. Die Testläufe haben gezeigt, dass ge- nen und damit die rPET-Rohstoffbasis für in der „Gelben Tonne“. Die verwendeten mischte PET-Abfälle für Produkte wie Um- andere Anwendungen geschmälert. spezifischen Materialfraktionen entste- reifungsbänder aber auch für Dosen und hen als Sortierfraktion in automatischen thermogeformte Tassen für Non-Food- Heiß begehrt Sortieranlagen und beinhalten Teile, die Anwendungen eingesetzt werden können. Die Recycling-Flakes aus PET-Getränkefla- mittels NIR (Nah-Infrarot-Erkennung) als Besonders stolz ist die Projektgruppe auf schen, die der Projektpartner Teufelberger PET erkannt werden – ausgenommen die Tatsache, dass trotz aller Verunrei- 10 KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021
KREISLAUFWIRTSCHAFT PET-Abfälle nach der NIR-Sortierung Waschen und Shreddern der PET-Abfälle mittels Heißwäsche bei 60 °C Bild: Michael Heinzlreiter e.U. Bild: Michael Heinzlreiter e.U. nigungen – es waren teilweise Flakes mit für waren einerseits die ausgesprochen nicht lösbaren Etikettenresten und hohen spröden PET-Tassen, andererseits ließen Anteilen an Polyolefinen darunter – eine sich teilweise die Etiketten nicht vollstän- Steigerung des IV-Wertes von 0,66 dl/g dig ablösen. Fazit: Ein neuerlicher Einsatz auf 0,73dl/g gelungen ist. Diese IV-Wert- im Lebensmittelkontakt ist angesichts die- Steigerung ist zudem sehr konstant, was ser Verunreinigungen nicht möglich. wiederum der Verarbeitbarkeit und – im Fall der Umreifungsbänder – der mechanischen Ziel erreicht Leistungsfähigkeit zugutekommt. „Selbst Dank des Know-hows, der Fähigkeiten Dosen im Spritz-Streck-Blas-Verfahren und des Engagements der beteiligten Un- konnten ohne wesentliche Umstellungen ternehmen war das Projekt RePETitio ein gefertigt werden. Die eingesetzte LSP- Erfolg: rPET wurde wieder so weit ver- Technologie von NGR entlastete außerdem edelt, dass daraus kommerziell verwertba- die Sortierung, weil dieses Verfahren relativ re rPET-Produkte erzeugt werden konnten. unempfindlich gegenüber Anteilen an PET-G „Nun braucht es weitere Untersuchungen ist“, erklärt Ing. Thomas Pichler, geschäfts- zur Effizienzsteigerung beim Waschen und führender Gesellschafter bei NGR - Next Shreddern, denn Etikettenklebstoffe ma- „Es ist uns gelungen zu zeigen, dass Generation Recyclingmaschinen. chen hier noch Probleme, da sie sich nicht man mit Rezyklaten heute schon mehr restlos ablösen. Design4Recycling ist ge- realisieren kann, als vielfach behauptet Testläufe mit transparenten PET-Tassen fragt“, merkt Pichler abschließend an. wird.“ Bei weiteren Testläufen mit manuell sor- Ing. Thomas Pichler, geschäftsführender Gesellschafter tierten, transparenten PET-Tassen ist es NGR - Next Generation Recyclingmaschinen Bild: NGR gelungen, sehr gut verarbeitbares rPET herzustellen. Lediglich die Ausbeute an Kooperationsprojekt „rePETitio“ Flakes beim Waschen und Shreddern war Dieses Projekt wurde aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und For- Projektlaufzeit: Mai 2019 - März 2021 schungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ sowie vom Land noch nicht zufriedenstellend. Ursache da- Kärnten gefördert. Projektpartner: • Altstoff Recycling Austria AG, www.ara.at • Greiner Packaging GmbH, www.greiner-gpi.com • Kruschitz Gesellschaft m.b.H, www.kruschitz-plastics.com • Next Generation Recyclingmaschi- nen GmbH, www.ngr-world.com • O.Ö. Landes-Abfallverwertungsunter- nehmen GmbH, www.lavu.at • Teufelberger GmbH, www.teufelberger.com • Transfercenter für Kunststofftechnik GmbH, www.tckt.at KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021 11
KREISLAUFWIRTSCHAFT Die Lehrmittelbox beinhaltet umfangreiches Anschauungsmaterial. Bild: Business Upper Austria Was Lehrkräfte über Kunststoff wissen sollten Ein Fortbildungsseminar gab Lehrkräften einen Einblick in verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten in der Kunststoffbranche. Dabei wurden Kreislaufwirtschaft, Verpackung und Nachhaltigkeit veranschaulicht. „Pädagogen auf die Schulbank“ hieß es tätig. Derzeit bildet Greiner 105 Lehrlinge und vergrößern, in die Teile hineingehen am 13. April in Linz. Veranstaltet wurde in sieben Lehrberufen aus, 50 Prozent da- oder einen virtuellen Maschinenrundgang das Seminar von der Fachvertretung der von im Lehrberuf Kunststofftechnik. Da- machen. „Unsere Lehrlinge sind begeistert Kunststoffverarbeiter in der WKOÖ und rüber hinaus aber auch in Metalltechnik, davon“, sagt Klampferer. dem Kunststoff-Cluster. Das Ziel: Kunst- Elektrotechnik, Mechatronik, Prozesstech- stoff soll aus einem objektiven und fach- nik, Konstruktion und IT-Technik. Nachhaltige Kunststoffverpackungen lich fundierten Blickwinkel betrachtet und für die Lebensmittelbranche konstruktiv diskutiert werden. Virtuelle Lernerlebnisse Stephan Laske, Leiter der Forschung und Greiner gestaltet die Ausbildung in mehr Entwicklung bei Greiner Packaging, be- Karriere mit Lehre als 70 Modulen. Im Fokus stehen Digita- schäftigt sich seit 15 Jahren mit nachhal- Wie eine moderne Lehrlingsausbildung lisierung und Automatisierung. „Die Lehr- tigen Verpackungslösungen. Das Thema in der Kunststoffbranche aussieht, stell- linge nutzen moderne Maschinen und Ge- benötigt eine ganzheitliche Betrachtungs- te Bruno Klampferer vom Greiner Aus- räte für die Ausbildung, denn sie müssen weise. Der Experte sieht vier Lösungsan- bildungszentrum vor. Greiner mit Sitz in ja später auch mit den neuen Maschinen sätze: Materialeinsparung, CO2-Einspa- Kremsmünster ist ein weltweit führender umgehen können“, erzählt Klampferer. Um rung, Einsatz von Recyclingmaterial und Anbieter von Kunststoff- und Schaum- die Digitalisierung voranzutreiben, rüstet die Verbesserung der Recyclingfähigkeit. stofflösungen. Unter dem Dach der Grei- Greiner alle Lehrlinge seit 2019 mit Lap- Greiner arbeitet intensiv an der Entwick- ner AG sind die vier operativen Sparten tops aus. Für ein völlig neues Lernerleb- lung von Verpackungen, die möglichst Greiner Packaging, Greiner Bio-One, NEVE- nis sorgen Mixed-Reality-Anwendungen wenig Rest-Füllgut zulassen. Größte CO2- ON (ehemals Greiner Foam) und Greiner in der Ausbildung. Die Lehrlinge können Einsparungen sind durch den Einsatz von Extrusion in unterschiedlichsten Branchen mit Hololens-Brillen virtuell Teile ansehen nachwachsenden Rohstoffen möglich, 12 KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021
KREISLAUFWIRTSCHAFT wobei Greiner Primärfrüchte ablehnt und jährlich die Hälfte des österreichischen Kunststoff in der Zirkulärwirtschaft auf Abfallmaterial wie Stroh oder Baum- Altreifenaufkommens wiederaufbereiten. Wie Materialien möglichst lange im Kreis- rinde setzt, damit keine Konkurrenz zu Le- Aus dem Gummi werden Granulate für An- lauf gehalten werden, ist ein Forschungs- bensmitteln entsteht. wendungen wie Gummimatten in Autos, thema von Univ.-Prof. Dr. Erik G. Hansen Bodenbeläge, Kunstrasen, Dämmmatten vom Institut für Integrierte Qualitätsge- Reststoffe erfolgreich wiederaufbereitet oder auch Kugelfanggranulat für Schieß- staltung an der JKU Linz. Ziel muss sein, Kunststoffe sind nicht „böse“. Richtig ge- anlagen hergestellt. aus gemischten Plastikabfällen des gel- sammelt, sortiert und aufbereitet sind sie ben Sackes wieder hochwertige Produkte ein wichtiger Baustein für eine nachhalti- Plastik einsparen herstellen zu können. Ein wichtiger Hebel, ge Wirtschaft. Das sind die Kernaussagen Wurden in den 1950er-Jahren noch mehr um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, von Bernhard Baumberger, Geschäftsfüh- als 40 Prozent des Haushaltsbudgets für ist das Produktdesign – Stichwort „Design rer der Walter Kunststoffe GmbH. Er be- Lebensmittel ausgegeben, sind es derzeit for Recycling“. „Viele Produkte müssen in schrieb im Detail den Prozess des Folien- nur mehr rund elf Prozent. Früher wurden Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft völ- recyclings am Standort in Wels. Produkte Grundnahrungsmittel eingekauft und im lig neu entwickelt werden. Dies kann nur wie Scheinwerfergehäuse für Premium- Haushalt verarbeitet. Durch den gesell- gelingen, wenn die gesamte Wertschöp- fahrzeuge, Kunststoffpaletten, Kanister, schaftlichen Wandel greifen Haushalte fungskette gemeinsam an einem Strang Mehrwegtaschen oder Müllsäcke werden jetzt vermehrt auf vorverarbeitete Lebens- zieht“, ist Hansen überzeugt. aus den Recyclingkunststoffen der Walter mittel zurück. Verpackungen sind deshalb Kunststoff GmbH hergestellt. essenziell geworden. „Selbstbedienung, Zentrale Faktoren für Verpackungen, um Lebensmittelschutz und Frische sind im die Recyclingfähigkeit zu erhöhen sind Das zweite Leben der Autoreifen Lebensmittelhandel ohne Kunststoff der- laut Stephan Laske: „Früher waren Altreifen ein Entsorgungs- zeit nicht denkbar. Man kann Kunststoff • Materialvielfalt reduzieren – ideal wäre problem und wurden deponiert“, berichtete zwar einsparen, aber nicht vermeiden“, Monomaterial Christian Zirgoi, Geschäftsführer der KIAS erklärte Lukas Wiesmüller, Leiter des Be- • Automatisch trennbare Kompositionen Recycling GmbH. KIAS betreibt in Ohls- reichs Nachhaltigkeit bei SPAR Österreich. im Recyclingprozess wählen, anstatt die dorf die einzige Altreifen-Recyclinganlage Spar will bewusst kein „Raus aus Plastik“, Trennung vom Konsumenten zu fordern Österreichs und kann mit 30.000 Tonnen will aber gemeinsam mit Konsumenten • Anstelle von Metallbeschichtungen bei Plastik einsparen. Und zwar so: Überver- Kunststoffverpackungen (z.B. bei Chips packungen vermeiden, Materialstärken re- oder Kaffee) neue Lösungen mit ande- duzieren und recyclingfähige Verpackun- ren Barriereschichten entwickeln gen forcieren. • Bedenkliche Stoffe wie etwa toxisch Druckfarben aus den Recyclingströmen eliminieren • Recyclingfähigkeit bereits beim Produkt- design mitdenken – Design for Recycling Der Kunststoff-Cluster bietet für Lehr- kräfte und Lehrlingsausbildner eine Lehrmittelbox an, die zeigt, welche Produkte aus Kunststoffen gefertigt werden können. Die kostenlose Box kann im Büro des KC im TechCenter Linz abgeholt werden. „Wir möchten Menschen aus dem Bil- Info: Jürgen Bleicher, dungsbereich dafür sensibilisieren, juergen.bleicher@biz-up.at, dass Kunststoff ein hervorragender, Mobil: +43 664 81 86 581 universell einsetzbarer und nachhalti- ger Werkstoff ist, wenn man mit ihm „Mit dieser Veranstaltung wollen wir richtig umgeht und ihn als Wertstoff aufzeigen, dass die Kunststoffbranche erkennt. Kreislaufwirtschaft ist in un- zahlreiche hochqualifizierte, zukunfts- serer Branche kein Lippenbekenntnis, trächtige und zudem spannende Beru- sondern Realität.“ fe bietet.“ Jürgen Bleicher, Projektmanager im Kunststoff-Cluster Erika Lottmann, WKOÖ Fachvertretung der Kunststoff- Bild: Business Upper Austria verarbeiter Bild: Starmayr KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021 13
KREISLAUFWIRTSCHAFT Fit in Sachen Kunststoffrecycling Der Kunststoff-Cluster und die LIT Factory der Johannes Kepler Universität Linz haben ein FFG-Qualifizierungsseminar einge- reicht. Mit Erfolg. Zehn Unternehmen peppen gerade ihr Wissen zum Thema Kunststoffrecycling auf. Damit erhält ein Zukunfts- thema der Branche weiteren Auftrieb. Zehn Unternehmen erhalten seit Anfang • Walter Kunststoffe GmbH Juni insgesamt 40 Stunden maßgeschnei- • Solutions4Science GmbH derten Unterricht zu Fokusthemen wie Kunststoff-Abfallwirtschaft, Shreddern, Re- 2-Tagesseminar im Oktober zyklatqualität, Regulatorien, Compounding, Wer Interesse an einer Schulung zum The- Qualitätskontrolle, Machine Learning oder ma Kunststoffrecycling hat, kann am 5. und Digitalisierung im Recyclingprozess. 6. Oktober 2021 das Seminar „Kunststoffre- cycling in Theorie und Praxis“ in der LIT Maßgeschneidertes Seminar Factory in Linz besuchen. Schulungsinhalte Bereits im Vorfeld konnten die teilnehmen- sind Grundlagen Kunststoffrecycling, Me- den Unternehmen ihre Wünsche und Anre- chanisches Kunststoffrecycling, Anlagen gungen an die Seminarleitung übermitteln, und Prozesstechnik, Zusammensetzung, sodass nun ein für alle gewinnbringendes Eigenschaften und Qualität. Wahlweise Seminar stattfinden kann. kann an beiden oder nur an einem Tag teil- „Der Schlüssel zum Erfolg der Kreislauf- genommen werden. Dabei gilt der erste Tag wirtschaft liegt in der Qualität von Kunst- Folgende Betriebe sind dabei: den Grundlagen und der zweite Tag dem stoffrezyklaten. Das Seminar liefert ein • AGRU Kunststofftechnik GmbH vertiefenden Wissensaufbau. solides Fundament auf den Gebieten • APC Advanced Polymer Compounds GmbH Werkstoff- und Prozesswissen sowie im • Ambach Entsorgung GmbH Bereich der Digitalisierung. Die Teilneh- Anmeldung: • Doing Circular GmbH mer sollen ein Verständnis für Qualität • Greiner Packaging GmbH und deren Steuerung erlangen.“ Dieses Projekt wird im Rahmen • Kruschitz GmbH des Programms „Forschungs- kompetenzen für die Wirtschaft“ Assoz. Prof. DI Dr.mont. Jörg Fischer vom Institute of • RDG Plast GmbH der FFG durchgeführt und mit Polymeric Materials and Testing an der JKU leitet das • Semadeni GmbH Mitteln des BMDW gefördert. Seminar. Bild: Privat WE DRIVE THE BESUCHEN SIE unseren virtuellen Showroom ShowHello! CIRCULAR ECONOMY. Ob Inhouse-, Postconsumer oder Bottle-Recycling: Nur wenn Maschinen perfekt auf die jeweilige Anforderung abgestimmt sind, gelingt es Kreisläufe präzise und profitabel zu schließen. Vertrauen Sie dabei auf die Nummer 1-Technologie von EREMA: Über 6000 unserer Maschinen und Systeme produzieren so jährlich rund 14,5 Mio. Tonnen hochwertiges Granulat – hocheffizient und energiesparend. CHOOSE THE NUMBER ONE. 14 2101019ERE_KC_aktuell.indd KC-aktuell 1 | Ausgabe 2 - Juni 2021 28.01.21 10:27
KREISLAUFWIRTSCHAFT Der Micromat 1500 wurde der LIT Factory als Leihgabe für Forschungszwecke zum Thema Kunststoffrecycling zur Verfügung gestellt. V.l.: Stefan Scheiflinger-Ehrenwerth (Lindner Recyclingtech), Jörg Fischer (Institute of Polymeric Materials and Testing, JKU Linz), Christian Marschik (Institute of Polymer Extrusion and Compounding, JKU Linz), Christian Koller (Lindner Recyclingtech) Bild: JKU Linz Im Zerkleinern ganz groß Als Spezialist in der Zerkleinerungstechnik produziert die Lindner-Recyclingtech GmbH zukunftsweisende Lösungen für die Abfallverarbeitung und setzt zugleich kontinuierlich Maßstäbe mit technologischen Innovationen. Das Familienunternehmen Lindner bietet kosten gewinnbringend produzieren zu erfolgreich wieder in den Kreislauf bringt, seit Jahrzehnten innovative und erfolgs- können, bietet Lindner das volle Programm weiß auch der chilenische Kunststoffrecyc- bewährte Zerkleinerungslösungen. An an modernen Shreddern sowie Wasch- und ler und Circular-Economy-Pionier Comber- den Produktionsstandorten in Spittal an Sortierkomponenten aus einer Hand. „Ge- plast. Ein Micromat 1500 shreddert dort der Drau und Feistritz an der Drau fertigt paart mit der langjährigen Erfahrung unseres seit gut einem Jahr alte Fischernetze und Lindner Maschinen und Anlagenkomponen- Engineering-Teams werden perfekt aufein- Leinen, die an den Küsten Patagoniens ein- ten, die in fast einhundert Länder der Welt ander abgestimmte Maschinen zu hochpro- gesammelt werden. Die großen Mengen an exportiert werden. duktiven Lösungen, die Kunststoffabfälle entsorgten Kunststoffmaterialien werden perfekt für die Extrusion vorbereiten und so zu innovativen Produkten für die Agrar- und Umfangreiches Portfolio den Recycling-Kreislauf in Gang setzen“, er- Bergbauindustrie verarbeitet oder in grüne Das Portfolio umfasst neben stationären klärt Scheiflinger-Ehrenwerth. Paletten für eine internationale Brauerei und mobilen Zerkleinerungsmaschinen für umgewandelt. die Abfallverwertung auch komplette Sys- Vielfach engagiert teme für das Kunststoffrecycling sowie für Die Lindner Recyclingtech – seit Anfang des die Aufbereitung von Ersatzbrennstoffen Jahres Partner im Kunststoff-Cluster – ist und Altholz. Zu den Anwendungen gehören bei einigen innovativen Kooperationsprojek- Hausmüll, Gewerbe- und Industrieabfälle, ten beteiligt. In einem aktuell laufenden Pro- Altholz, Kunststoffe, Verpackungsmaterial, jekt wurde beispielsweise ein Shredder aus Papier und Leichtschrott. „Die Quoten für der neuesten Micromat-Serie als Leihgabe Recycling und die Qualitätsanforderungen für Forschungszwecke in der LIT Factory im an das Endmaterial steigen stetig. So ar- Linz Institute of Technology (LIT) installiert, beiten auch wir stets daran, neue Systeme um dort Kunststoffe für die Weiterverarbei- zu entwickeln, die es unseren Kunden er- tung zu zerkleinern. Damit kann die Lern-, möglichen, diesen Anforderungen gerecht Lehr- und Forschungsfabrik große Teile des zu werden“, sagt Stefan Scheiflinger-Ehren- gesamten Kunststoffrecyclingprozesses werth, Leiter des Produktmanagements bei abbilden. Im bundesländerübergreifenden Lindner. Projekt CIRCUMAT hat Lindner gemeinsam mit anderen Leitbetrieben und Forschungs- Kreislaufwirtschaft ins Laufen bringen einrichtungen entlang der gesamten Kunst- Julio JR Compagnon, CEO von Comberplast, freut sich über den optimalen Output des Lindner Micromat 1500 Die schlüsselfertigen Systemlösungen für stoff-Wertschöpfungskette verschiedene für den weiteren Recyclingprozess. Bild: Lindner-Recyclingtech GmbH das Kunststoffrecycling von Lindner liegen Anwendungen aus Post-Consumer-Rezyk- schwer im Trend. Nur mit hochwertigen laten entwickelt. Rezyklaten lässt sich eine funktionierende Kreislaufwirtschaft realisieren. Dazu braucht Shreddern für ein sauberes Chile es aber das richtige Ausgangsmaterial. Um Wie man entsorgte Kunststoffmaterialien dieses mit möglichst geringen Gestehungs- mit Technologie aus dem Hause Lindner KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021 15
KREISLAUFWIRTSCHAFT Smarter Kunststoffkreislauf PreZero Polymers ist in Europa ein führender Hersteller von Kunststoffrezyklaten. Für die Schwarz Gruppe übernimmt das Unternehmen eine besondere Rolle in der Schließung des Kunststoffkreislaufs. Seit 2019 zählt PreZero Polymers zum ßen“, sagt Robert Lackner, Head of Opera- international tätigen Umweltdienstleister tions bei PreZero Polymers und erklärt den PreZero und ist damit Teil der Schwarz Prozess in fünf Schritten: Gruppe mit den Handelssparten Lidl und Kaufland. Die Schwarz Gruppe ist weltweit 1. PreZero Dual ist Lizenzgeber für Ver- die erste und einzige Unternehmensgrup- kaufsverpackungen und stellt sicher, dass pe, die den gesamten Kunststoffkreislauf möglichst viel des recycelbaren Materials schließen kann: Vom Dualen System in zurück in den Kreislauf geführt wird. Aus recyceltem PP-Granulat werden Haushaltswaren. Deutschland, den Wertstoffhöfen, der Ab- 2. PreZero sammelt und sortiert Kunststoff- Bild: PreZero fallerfassung, den Sortieranlagen, dem Re- verpackungsabfälle aus privaten Haushal- „Wir sind davon überzeugt, dass dieser cycling bis hin zur Herstellung von Produk- ten in gelben Säcken. ganzheitliche Ansatz entlang der gesamten ten, die in den Filialen von Lidl und Kaufland 3. PreZero Polymers verarbeitet Kunst- Wertschöpfungskette sowie unser Wille zur dem Kunden angeboten werden. stoffverpackungsabfälle zu recyceltem PP- Veränderung entscheidend für den Erfolg Granulat. von Produkten aus Kunststoffrezyklat sind. Geschlossener Kreislauf 4. Externe Hersteller produzieren aus dem re- Nur so kommen wir unserem Ziel näher, glo- „Unser neues Portfolio an Haushaltswaren cycelten PP-Granulat neue Haushaltswaren. balen Kunststoffabfällen ein neues Leben aus recyceltem Material ist eines von vielen 5. Lidl und Kaufland bieten diese Haushalts- zu schenken“, sagt Lackner. Beispielen, wie wir den Kunststoffkreislauf waren aus Kunststoffrezyklat in ihren Filia- innerhalb der Unternehmensgruppe schlie- len in Europa an. www.prezero-international.com So läuft es richtig rund Auf den ersten Blick mag es wie ein Detail wirken, kann aber auf das Recycling große Auswirkungen haben: das Etikett auf einer Verpackung. Das Unternehmen CCL Label beschäftigt sich seit Jahren damit, wie Etiketten den Recyclingprozess von Verpa- ckungen ideal unterstützen. Um Kunststoffe wie etwa PET-Flaschen zu kannte Marken aus dem Supermarkt mit ge- raus entstehen neue Folien für Stretch Slee- 100 % zu recyceln, ist es wichtig, dass sich nau diesen nachhaltigen Lösungen. „Slee- ves, die zu fast 100 % aus dem ursprüngli- das Etikett im Prozess rückstandslos löst, ves haben einen weiteren ökologischen chen Material bestehen. damit die reinen PET-Flocken wiedergewon- Vorteil – sie kommen ohne Klebstoffe aus. nen werden können. „Deshalb sind Etiketten Außerdem sind unsere Stretch Sleeves sehr www.ccllabel.com oder Sleeves aus Polyolefin-Material wie dünn, bedürfen also weniger Material und unsere EcoStretch Sleeve-, EcoStream- und schonen Ressourcen. Der CO2-Fußabdruck EcoFloat-Lösungen ideal, da sie aufgrund ist um ein Vielfaches kleiner als es bei an- ihrer geringeren Dichte im Schwimm-Sink- deren Lösungen der Fall ist“, sagt Wolfgang Verfahren der Recycler aufschwimmen. So Plösch, Business Development Director in trennen sie sich sauber von den schwereren Völkermarkt. PET-Flocken, die auf den Boden des Wasch- beckens sinken. Die sortenreine Trennung Recycelte Etiketten führt zur Gewinnung von qualitativ hoch- In Zukunft möchte CCL noch einen Schritt wertigen PET-Flocken, die wieder zu neuen weiter gehen und das Etikett an sich recy- PET-Flaschen verarbeitet werden können celn. Das gestaltet sich so: Ist die Getränke- – es läuft also rund“, erklärt Marika Knorr, flasche leer, wird sie vom Kunden zurück in Head of Sustainability and Communication den Laden gebracht, wo sie gesammelt und Sleeve-Etiketten von CCL unterstützen den Recycling- bei CCL Label. wieder zum Abfüller gebracht wird. Dieser prozess. Bild: CCL schneidet den Sleeve von der Flasche und Zwei Etikettenwerke in Österreich schickt ihn zurück an CCL. Dort werden die Beide CCL-Werke in Völkermarkt und Sleeves gewaschen, eingeschmolzen und Hohenems sind auf Schrumpf- und Stretch zu neuen Pellets geformt, die wieder in den Sleeves spezialisiert und beliefern viele be- Extruder zurückgeführt werden können. Da- 16 KC-aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2021
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