Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose

Die Seite wird erstellt Florian Barth
 
WEITER LESEN
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
www.herbstzeitlose-magazin.de          Ausgabe 09.2018 · September · Oktober · November

 Gra  tis
   itnehmen
zum M

  BühneausfKrulteuir,
  für Größen
                      litik
  Gesellschaft und Po

   Fest der lebendigen Buchkultur: 23. Literatur Tage Lauf 2018
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
2   HERBSTZEITLOSE
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
EDITORIAL

                                                                      Foto: Andreas Roch
                            Stephan Bühring und Michael Kniess (r.)

Liebe Leserinnen und Leser,

„Ist das eine Hitze“ – wie oft ist dieser Satz nicht in den vergangenen Wochen ob der
Temperaturen in diesem Sommer gefallen. Flächenbrände, sinkende Pegelstände, massive
Ernteausfälle – das sind die Folgen der monatelangen Trockenheit in Deutschland. For-
scher warnen bereits eindringlich vor einer „Heißzeit“ auf der Erde – selbst im Fall eines
Einhaltens der Pariser Klimaziele. Das Wetter hat seit dem Erscheinen der Juniausgabe
unserer Herbstzeitlosen wahrlich für Gesprächsstoff gesorgt.
   Auch wir haben dies zum Anlass genommen, um unsere Heftplanung ein wenig anzu-
passen. Zwar ist die Herbstzeitlose kein tagesaktuelles Magazin, dennoch sind wir natür-
lich immer bemüht, auch aktuelle Themen aufzugreifen. In unserer Titelgeschichte haben
wir uns deshalb allerlei Gedanken über das belebte und belebende Element Wasser ge-
macht, statt uns wie ursprünglich geplant dem fränkischen Holzkamm zu widmen. Aber
keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser, das wird natürlich nachgeholt – versprochen.
   Und auch sonst haben wir wieder ein buntes Potpourri an unterhaltsamen und in-
formativen Artikeln für Sie zusammengestellt. Wissen Sie beispielsweise, welcher Begriff
aus den griechischen Wörtern „Paraskave“ und „Dekatria“ abgeleitet wird? Das erfahren
Sie in der Septemberausgabe genauso, wie wir auf das Jubiläum eines ganz besonderen
fränkischen Verlags blicken, der sich seit 30 Jahren der Lebenskunst verschrieben hat.
Selbstredend haben wir auch sonst wieder Wissenswertes und Informatives rund um die
Themen „Gesundheit“, „Sicherheit“, „Reisen“ und Co. zusammengestellt.
   Wir hoffen, dass Sie nach Lektüre dieser Herbstzeitlosen mit Freunden, Bekannten
und Familie nicht nur über das Wetter ins Gespräch kommen, sondern vielleicht ja auch
über den ein oder anderen unserer Artikel.

Herzlichst,

Stephan Bühring                  Michael Kniess
Herausgeber                      Redaktionsleitung
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
INHALT AUSGABE HERBST // SEPTEMBER · OKTOBER · NOVEMBER 2018

                                            Inhalt

10 Titel                                                  38 Reise und Erholung
10 Über ein kostbares und gefährdetes Gut                 58 Auf dem Meer zu Hause
                                                          41 Herbstzeit am schönen Achensee
13 Aktuelles
13 Der rasche Zerfall einer einstigen Macht               42 Ratgeber
14 Im Fall des Falles gut gerüstet                        42 Sicherheitstipps Ihrer Polizei
16 Gemeinsam fit durchs ganze Leben
18 „Wir dürfen weder das eine noch das                    45 Film & Fernsehen
   andere als Selbstverständlichkeit                      45 „Stadt, Land, Haus –
   ansehen“                                                  So wohnt Deutschland“
20 Teilhabe auf Augenhöhe
22 Zehn Jahre Landkreis Erzgebirgskreis                   46   Unterhaltung
                                                          46   Kurzgeschichte
23 Modernes Leben                                         49   Buchtipp
23 Kein Tag, um im Bett zu bleiben                        50   Raten & Knobeln
24 Die große Freiheit spüren und
   die Welt entdecken                                     53 Kultur
27 Der Generalschlüssel für                               53 Regionale Verankerung und
   behindertengerechte Toiletten                             ein offener Blick auf die Welt
28 Viel mehr als nur Gesang                               56 Bühne frei für Größen aus Kultur,
30 Gockel Hans vertreibt die Einsamkeit                      Gesellschaft und Politik

32 Gesundheit und Sport                                   58   Veranstaltungen & Termine
32 Lückenfüller im Überblick                              58   Die Erlebnismesse im Herbst
34 Rehabilitation mit Kompetenz, Qualität                 58   Vom Geheimtipp zum Pflichttermin
   und Menschlichkeit                                     59   Veranstaltungskalender
36 „Wir brauchen auch auf dem Land                        66   Der kleine Herbstzeitlose-Kalender
   Pflege-Angebote vor Ort“

Impressum: Herausgeber (V. i. S. d. P.): Stephan Bühring Verlag: Stephan Bühring Verlag, Bayreuther Straße 1,
91054 Erlangen, Telefon 09131.53020-85, Fax 09131.53020-89, www.herbstzeitlose-magazin.de, info@herbstzeitlose-
magazin.de Redaktionsleitung: Michael Kniess Redaktion: Stephan Bühring, Carolin Nagel, Patrick Sandner, Silke
Bobbert Autoren: Johann Meixner Anzeigen: Christine Lippitsch, Hella Schröder, Frank Lippitsch, Telefon
09131.53020-88 Produktion: bühring werbeagentur, Erlangen. Die Herbstzeitlose erscheint vier Mal im Jahr und
wird im Landkreis Nürnberger Land verteilt. Es gelten die AGB des Stephan Bühring Verlags und die Anzeigenpreis-
liste vom 01.01.2018

4   HERBSTZEITLOSE
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
HERBSTZEITLOSE   5
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN

                                 Meldungen

                                                                              Projekt vor und betonte, dass möglichst
                                                                              viele Menschen erreicht werden sollen um
                                                                              gemeinsam und generationsverbindend
                                                                              die Kinoleinwand neu zu erleben. Die
                                                                              Filmauswahl orientiert sich an den Interes-
                                                                              sen der Zielgruppe und den Ergebnissen
                                                                              des Filmbeirats von Silberfilm. Neben
                                                   Foto: LRA/Julia Hoffmann

                                                                              Nürnberg sind bislang Hersbruck mit dem
                                                                              Nikolaus-Selnecker-Haus und das Kulina-
                                                                              rio in Hartenstein im Landkreis beteiligt.
                                                                              Nach den Vorstellungen der Organisatoren
                                                                              von „Silberfilm“ sollen durch den Aufbau
Informationsveranstaltung zum Projekt „Kulturnetz-                            lokaler Allianzen in Zusammenarbeit mit
werke Silberfilm“: Werner Schramm (Aischtaler
                                                                              den Kommunen bald noch mehr Spielorte
Filmtheater e.V.), Veronika Nette (Seniorenbeauf-
tragte Gemeinde Burgthann), Sonja Arnold (Silber-                             im Landkreis Nürnberger Land entstehen.
film), Angelika Feisthammel (Behindertenbeauf-                                Die nächste Veranstaltung findet am 11.
tragte), Ulrike Schramm (Aischtaler Filmtheater e.V.),
                                                                              Oktober mit der Vorführung der Komödie
                                                                              „Alte Jungs“ in Hartenstein statt. u
Anja Gruhl (Koordinationsstelle Seniorenarbeit), Sa-
bine Distler (Silberfilm), Herbert Schlittenbauer
(Lichtspielfreunde City-Kino Hersbruck e.V.) (v. l.).
                                                                              „Manege frei“: Ausstellung
Kino nicht nur für ein                                                        junger Künstler im Landratsamt
„silbernes“ Publikum                                                          „Manege frei“ heißt es für 40 farbenfrohe
Zu einer Informationsveranstaltung zum                                        Zirkusclownsbilder, gemalt von Schülern
Projekt „Kulturnetzwerke Silberfilm“ be-                                      der Grundschulen in Behringersdorf und
grüßte Anja Gruhl, Leiterin der Koordina-                                     Schwaig. Die Ausstellung im ersten Stock
tionsstelle für Seniorenarbeit, Verantwort-                                   des Landratsamts ist noch bis zum 5. Ok-
liche, Organisatoren, Interessierte und Se-                                   tober zu den üblichen Öffnungszeiten zu
niorenbeauftragte im August im Landrats-                                      besichtigen. Die Kinder im Alter von fünf
amt in Lauf. Ziel des Projektes ist es, Kino                                  bis elf Jahren erstellten die Zeichnungen
und damit kulturelle Teilhabe wohnorts-                                       im Rahmen eines Mitmach-Zirkusprojekts.
näher anzubieten. Das Angebot richtet                                         Die schönsten Arbeiten wurden prämiert,
sich insbesondere an Senioren, Menschen                                       das Gewinnermotiv auf T-Shirts für alle
mit Assistenzbedarf, Angehörige und Be-                                       Kinder gedruckt. Landrat Armin Kroder
gleiter. Sabine Distler ist Gründerin von                                     und Bürgermeisterin Ruth Thurner freuten
„Curatorium Altern gestalten“ und Pro-                                        sich bei der Eröffnung über die farbenfro-
jektleiterin von „Silberfilm“. Sie stellte das                                hen Werke und bewunderten deren Detail-

6   HERBSTZEITLOSE
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN

reichtum und Ausdruckskraft. Die fröhli-       wickelt. „Wir wollen die Anliegen unserer
chen und strahlenden Kinderaugen so-           Bürger möglichst effizient bearbeiten und
wohl bei der Zirkusshow als auch bei der       immer besser werden“, betonte Landrat
Vernissage waren für Schulleiterin Petra       Armin Kroder. „Diese Prozessoptimierung
Götz das Zeichen, dass das Projekt bei den     ist erforderlich, um Abläufe in unserem
Kids sehr gut angekommen ist. u                Amt bestmöglich digital abbilden zu kön-
                                               nen.“ Die Mitarbeitenden und der Perso-
Eine Million Senioren                          nalrat werden in diesen kontinuierlichen
über 85 leben alleine                          Verbesserungsprozess ebenso eingebunden
Die Zahl der Single-Haushalte in Deutsch-      wie die Kreispolitik. „Steigende Aufgaben-
land wächst weiter – und immer mehr Alte       fülle, Arbeitsverdichtung und Digitalisie-
leben allein. Laut Statistischem Bundesamt     rung, die zur bisherigen analogen Welt zu-
gab es im vergangenen Jahr 17,3 Millionen      sätzlich hinzukommt, stellen ein dynami-
Single-Haushalte – 430.000 (2,55 Prozent)      sches, herausforderndes Umfeld für die
mehr als 2016. Besonders stieg die Zahl al-    Mitarbeitenden dar, in dem wir ihnen Si-
lein lebender Senioren. In 5,77 Millionen      cherheit und Orientierung bieten wollen“,
Single-Wohnungen waren die Bewohner            so Armin Kroder. u
über 65. Zehn Jahre zuvor (2007), lag die
Zahl noch bei 5,36 Millionen. In 1,08 Mil-
lionen Ein-Personen-Haushalten waren die
Bewohner sogar schon über 85 Jahre alt.
Das sind 29 Prozent mehr als 2007, mit da-
mals 837.000 Haushalten über 85-Jähriger.
Auch interessant: Mehr als ein Drittel (36,4
Prozent) aller Single-Haushalte lebte von
Rente beziehungsweise Pension. u

Führungskräfte beschäftigen
sich mit Prozessoptimierung
Die Abläufe für Bürger verschlanken und
beschleunigen – diesem Ziel haben sich
die Führungskräfte des Landratsamts zu-
sammen mit Landrat Armin Kroder ver-
schrieben. Auf dem Führungskräftedialog
im Dehnberger Hoftheater im Juli stellte
die Firma i-Sys dazu ihr Konzept vor. Dem-
nach wird es ein Pilotsachgebiet geben,
dessen Abläufe bei der Leistungserbrin-
gung für die Bürger analysiert und weiter
optimiert werden. Daraus wird ein modell-
haftes Vorgehen für kontinuierliche Pro-
zessoptimierungen im gesamten Haus ent-

                                                                             HERBSTZEITLOSE   7
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN

                                                       gen. In den letzten Jahren haben osteuro-

                                          Bild: BIGE
                                                       päische Pflegerinnen, Betreuungskräfte
                                                       oder Haushaltshilfen diese Aufgaben ver-
                                                       mehrt übernommen. Sie leisten Tätigkei-
                                                       ten der Grundpflege, wie Waschen oder
                                                       Anziehen und leben im Haushalt des hil-
                                                       febedürftigen Menschen. Viele Pflegebe-
                                                       dürftige und auch viele Angehörige wissen
„Glückliche Kinder brauchen                            oft jedoch nicht, was sie beachten müssen,
beide Eltern – und Oma und Opa“                        um eine solche Hilfe legal zu beschäftigen.
Die Bundesinitiative Großeltern (BIGE) for-            Tipps liefert dazu die Zentrale Auslands-
dert ein neues, zeitgemäßes Familienrecht              und Fachvermittlung (ZAV) in Bonn, Tele-
für Deutschland. „Glückliche Kinder brau-              fon 0228 7132132 oder E-Mail an
chen beide Eltern – und Oma und Opa“,                  zav.haushaltshilfen@arbeitsagentur.de. u
sagt die Vorsitzende Annemie Wittgen.                  www.zav.de
„Auch nach Trennung und Scheidung.“ Die
BIGE unterstützt die entsprechende derzeit             Repräsentative Studie:
laufende Petition vor dem Deutschen Bun-               Deutsche wissen zu wenig
destag für das gesetzliche Leitbild der Dop-           über Alzheimer-Erkrankung
pelresidenz (Zwei-Zuhause-Modell). „Das                Nachholbedarf bei der Alzheimer-Aufklä-
Schlimmste für die Kinder ist ein komplet-             rung: Jeder zweite Deutsche fühlt sich
ter Kontaktabbruch“, warnt Vorstand Ingo               nicht ausreichend über die Alzheimer-
Botterbrodt eindringlich. „Und das betrifft            Krankheit informiert. Davon gaben 41
auch Omas, Opas, Tanten und Onkel.“                    Prozent an, dass sie weniger gut informiert
150.000 Kinder verlieren jährlich den Kon-             seien, weitere neun Prozent berichteten,
takt zu ihrer ausgegrenzten Familie. „Mit              dass sie gar nicht gut Bescheid wissen. Das
dieser Gerichtspraxis muss nun endlich                 zeigt eine repräsentative Umfrage im Auf-
Schluss sein“, fordert Annemie Wittgen. „Es            trag der gemeinnützigen Alzheimer For-
ist das natürliche Recht der Kinder, auch              schung Initiative e.V. (AFI).
mit den Großeltern gemeinsam eine schöne                  Mit ihrer Aufklärungsarbeit schafft die
Zeit zu verbringen.“ 60 Persönlichkeiten aus           AFI Abhilfe, um den Anteil derer, die sich
Wissenschaft, den Professionen und der Ge-             informiert fühlen (47 Prozent), weiter zu
sellschaft haben daher die Petition für ein            erhöhen. Dazu informiert die AFI mit kos-
modernes Familienrecht gestartet. Unter-               tenlosen Ratgebern und Broschüren wie
schriftenlisten gibt es im Internet. u                 dem Titel „Die Alzheimer-Krankheit und
www.doppelresidenz.org                                 andere Demenzen“. Ergänzt wird das An-
                                                       gebot durch die Webseite www.alzheimer-
Betreuungskräfte aus dem In-                           forschung.de und die telefonische Bera-
und Ausland legal beschäftigen                         tung unter 0211 – 86 20 66 0. Alle Bro-
Plötzlich ein Pflegefall in der Familie: Oft           schüren können über die Webseite und te-
können Angehörige Pflegebedürftige                     lefonisch bestellt werden. u
nicht allumfassend betreuen und versor-

8   HERBSTZEITLOSE
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN

Kreisarbeitsgemeinschaft Multi-
resistente Erreger (KARE) tagte
Im Juli trafen sich im Landratsamt Nürn-
berger Land Vertreter von Krankenhäusern,
Alten- und Pflegeheimen sowie des Ge-
sundheitsamts zum Erfahrungsaustausch
im Umgang mit besonders widerstandsfä-
higen Keimen. Seit der Gründung der
Kreisarbeitsgemeinschaft Multiresistente
Erreger (KARE) im Jahr 2009 findet die Ver-
anstaltungen einmal jährlich zu aktuellen
Themen des Infektionsschutzes statt. Die
gleichbleibend hohe Teilnehmerzahl zeigt
das unverändert hohe Interesse. Auch bei
der zehnten Veranstaltung konnten die Re-
ferenten durch ihre Vorträge mit anschau-
lichen Beispielen aus der Praxis für das
Thema der Hygiene sensibilisieren.
    Professor Richard Stangl von den Sana
Kliniken Rummelsberg informierte etwa
über das dort praktizierte Konzept zur Ver-
hinderung des Einschleppens von resisten-
ten Erregern in die Einrichtung. So wird
jeder Patient vor der stationären Aufnahme
einer orientierenden Untersuchung unter-
zogen. Dadurch können mögliche Besiede-
lungen mit Problemkeimen erkannt und er-
forderliche Gegenmaßnahmen eingeleitet
werden. Im anschließenden praktischen
Übungsteil konnten die Teilnehmer die
Qualität ihrer eigenen Händehygiene über-
prüfen und Fragen im Gespräch mit Katja
Rösch von den Kliniken Nürnberger Land
oder Armin Mergl und Jürgen Imschloß
vom Gesundheitsamt klären. Abschließend
beantwortete Uwe Drochner vom Gesund-
heitsamt Nürnberger Land die zur Veran-
staltung eingereichten Fragen. Auch hier
steht im Umgang mit hygienischen Proble-
men die Beratungsfunktion der Behörde im
einvernehmlichen Vorgehen mit allen Be-
teiligten im Vordergrund. u

                                              HERBSTZEITLOSE   9
Bühne frei für Größen aus Kultur, Gesellschaft und Politik - Gratis - Herbstzeitlose
TITEL

         Über ein kostbares
        und gefährdetes Gut
                      Zum Wasser drängt, am Wasser hängt doch alles –
                         Gedanken zu einem besonderen Element

W
           asser ist Leben. Ohne Wasser ist    bensnotwendig. Das Lebenselixier über-
           die Erde, wie wir sie kennen,       nimmt wichtige Funktionen. Es transpor-
           unvorstellbar. Wir Menschen         tiert Nährstoffe und Abbauprodukte, es ist
bestehen zu mehr als 60 Prozent aus H2O.       Bestandteil von Zellen und reguliert un-
Wassermangel bedeutet Tod. Als belebtes        sere Körpertemperatur. Eineinhalb Liter
und belebendes Element spielt Wasser           sollen wir laut Deutscher Gesellschaft für
auch in Religionen und Kulturen eine           Ernährung (DGE) im besten Fall trinken.
wichtige Rolle – bis in die Gegenwart.         Wenn wir Sport treiben oder bei heißen
Doch was wissen wir eigentlich über H2O?       Temperaturen mehr schwitzen, erhöht
Klar, ausreichendes Wassertrinken ist le-      sich diese Menge entsprechend.
                                                  „Die außergewöhnlichen Eigenschaften
                                               des Wassers haben wichtige Folgen für die
                                               Dynamik der Meere und der Atmosphäre
                                               und spielen ohne Zweifel eine Schlüssel-
                                               rolle bei der Entstehung des Lebens auf un-
                                               serem Planeten“, schreiben die Autoren
                                               des „Thesaurus der exakten Wissenschaf-
                                               ten“. Das fängt schon mit uns an. Bei allen
                                               Lebewesen macht Wasser etwa 70 Prozent
                                               ihrer Zellmasse aus; die meisten bio-che-
                                               mischen Reaktionen der belebten Welt fin-
                                               den im Wasser statt.
                                                  Soweit so bekannt. Doch das Element
                                               Wasser besitzt einzigartige, höchst erstaun-
                                               liche Eigenschaften. Wasser, bestehend aus
                                               zwei Atomen, Wasserstoff, gebunden an

                                               Wasser ist lebensnotwendig: 1,5 Liter sollen wir laut
                                               Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) im bes-
                                               ten Fall pro Tag trinken.

10   HERBSTZEITLOSE
TITEL

ein Sauerstoffatom, ist ein „Dipol“. Was
bedeutet, dass mit Wasser zwei gegensätz-
liche Reaktionsweisen möglich sind, mit
negativ wie positiv geladenen Teilchen.
Bedingt durch die räumliche Struktur, ver-
mögen sich Wassermoleküle sowohl mit
Fetten wie mit Flüssigkeiten zu verbinden.
Das macht H2O, so die chemische Kurzfas-
sung, zu einem fast universalen Lösungs-
mittel, das nicht nur für die industrielle
Wissenschaft interessant ist.

           –––––––––––––––
 Faszinierende Eigenschaften und
 vielfältige Einsatzmöglichkeiten              Bei uns sprudelt das kostbare Nass aus dem Wasser-
                                               hahn. In Afrika südlich der Sahara dauert es zu einer
           –––––––––––––––                     Wasserquelle im Durchschnitt mehr als 30 Minuten.

Vom Wasser handeln auch die religiösen
Schriften, Erzählungen und Mythen der
Menschheit, heilige Texte und sakrale Vor-     Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“
schriften. Als belebt und belebend gilt Was-   Wir auf Erden haben ebenfalls nah am Was-
ser häufig als Aufenthaltsort von Göttern      ser gebaut, wie der „Thesaurus“ bemerkt:
und Geistern sowie anderen Mächten. Viele      „Man schätzt die Menge des Oberflächen-
Mythologien berichten von einer Entste-        wassers der Erde auf etwa 1.400.000 Kubik-
hung der Welt aus dem Urmeer, das die an-      kilometer, 97 Prozent davon in den Ozea-
deren kosmischen Elemente hervorbringt.        nen und etwa zwei Prozent in den Eiskap-
Und auch im ersten Buch der Bibel geht es      pen und Gletschern.“ Eigentlich ganz
los mit Wasser: „Im Anfang erschuf Gott        schön viel, könnte man auf den ersten Blick
Himmel und Erde. Die Erde war wüst und         denken. Doch das täuscht. Ein Mensch in
wirr und Finsternis lag über der Urflut und    Deutschland verbraucht jeden Tag etwa 130

                                                                                    HERBSTZEITLOSE   11
TITEL

Liter Wasser. Das beginnt morgens mit Zäh-    südlich der Sahara zu einer Wasserquelle
neputzen und Duschen, Anziehsachen            im Durchschnitt mehr als 30 Minuten.
frisch aus der Waschmaschine, einem           Ungerechtigkeit des Schicksals: Auch die
Frühstück auf sauberem Geschirr.              Erderwärmung trifft die Kontinente der
    Schon nach dem Frühstück haben in         Südhalbkugel härter als die „Nordwestli-
Deutschland Lebende mehr sauberes Was-        che Welt“. Große Dürreperioden und an-
ser verbraucht, als Menschen in vielen Re-    schließende Starkregenfälle führen welt-
gionen Afrikas für den ganzen Tag zur Ver-    weit zu Überschwemmungen und Zerstö-
fügung haben. Zwei Drittel der Weltbevöl-     rung. Vieles deutet darauf hin, dass Starre-
kerung leben in Gebieten, die mindestens      gen auch in Deutschland mit dem Klima-
einen Monat pro Jahr von Wasserknapp-         wandel bereits häufiger geworden ist und
heit betroffen sind. Knapp zweieinhalb        weiter zunehmen wird.
Milliarden Menschen haben keinen Zu-             Als „Wasser-Problemzone“ muss mitt-
gang zu guten sanitären Verhältnissen. In     lerweile auch das Mittelmeer bezeichnet
Burkina Faso bahnt sich aktuell die wohl      werden, Europas Urlaubsregion Nummer
schlimmste Hungerkatastrophe der vergan-      eins. Alleine in der dritten Juniwoche sind
genen Jahre an. Die Felder sind vertrock-     geschätzt 220 Menschen im Mittelmeer er-
net, der Regen bleibt aus, die Lebensmittel   trunken auf ihrer Flucht vor Verfolgung
werden knapp. Kein Wasser aber bedeutet       wegen Rasse, Religion, Nationalität, politi-
kein Essen, kein Wasser bedeutet Konflikt     scher Überzeugung oder Zugehörigkeit zu
und Krieg, kein Wasser bedeutet Flucht.       einer bestimmten sozialen Gruppe. Bis
    Nicht nur Papst Franziskus sieht im Zu-   Menschen die Möglichkeit haben, auf le-
gang zu sicherem Trinkwasser „ein grund-      galem und sicherem Weg in Europa Schutz
legendes, fundamentales und allgemeines       suchen zu können, gilt: Schwimmen (kön-
Menschenrecht“. Dieses „Recht für alle“ zu    nen) kann Leben retten.
gewährleisten und einzulösen, fordern            In erster Linie für die ungezählten Ver-
auch internationale Organisationen. 663       zweifelten Und Hoffnungsvollen, die sich
Millionen Menschen auf der Welt, so           auf die riskante Überfahrt nach Europa be-
schätzen das Kinderhilfswerk der Verein-      geben. Doch auch hierzulande schwindet
ten Nationen UNICEF und die Weltge-           das Bewusstsein von der existenziellen
sundheitsorganisation (WHO), haben            Notwendigkeit des Schwimmenkönnens,
noch immer keinen Zugang zu sauberem          beklagen etwa die Lebensretter der Deut-
Trinkwasser. Dreckiges Wasser sei damit       schen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG).
die häufigste Menschenrechtsverletzung.       Immer mehr Menschen ertränken bei Ba-
Die verheerenden Folgen: Daten der Ver-       deunfällen. Bei aller Gefahr, die von ihm
einten Nationen zufolge sterben jährlich      ausgeht bleibt Waser aber vor allem eines:
rund 3,4 Millionen Menschen an den Fol-       ein Element mit faszinierenden Eigenschaf-
gen von Krankheiten, die durch verunrei-      ten und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.
nigtes Wasser verursacht werden.              Wasser kann Gesteine sprengen, Gebirge
    Während bei uns das kostbare Nass nur     abtragen, Täler einschneiden. Es kann
ein Drehen am Wasserhahn in Küche oder        ganze Landstriche überschwemmen und
Bad entfernt ist, dauert der Weg in Afrika    andere fruchtbar machen. u HZL

12   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

         Der rasche Zerfall einer
            einstigen Macht
       Vor 100 Jahren wurde das Ende der österreichisch-ungarischen
                           Monarchie besiegelt

E
      s ist noch gar nicht so                                     nisse. Binnen weniger Tage
      lange her, da war Öster-                                    löste sich die habsburgische
      reich neben Russland                                        Herrschaft in Österreich nach
die größte Macht auf dem eu-                                      fast 640 Jahren auf. Nach
ropäischen Kontinent. Über                                        dem Tod von Kaiser Franz Jo-
Jahrhunderte machten die                                          seph I. am 21. November
Habsburger durch Eroberung,                                       1916 – mitten im Ersten Welt-
Erbschaft, Tausch, Kauf und                                       krieg – hatte dessen Großneffe
Verkauf aus dem an sich recht                                     als Kaiser Karl I. von Öster-
kleinen Österreich einen riesi-                                   reich und als König Karl IV.
gen Vielvölkerstaat aus mehr                                      von Ungarn die Regierung des
als einem Dutzend Nationen.                                       Reiches übernommen. Im Ok-
                                   Kaiser Franz Joseph I.
Die „Österreichisch-Ungari-                                       tober 1918 stand Österreich
sche Monarchie“ oder auch                                         an der Seite von Deutschland
kurz „Doppelmonarchie“ war 1914 mit                 kurz vor der endgültigen Niederlage im Ers-
676.615 Quadratkilometer Fläche nach                ten Weltkrieg. Die nichtdeutschen Nationa-
Russland der zweitgrößte aller europäischen         litäten im Vielvölkerstaat Österreich-Un-
Staaten. Die Gesamtbevölkerung wuchs                garn nutzten nun die Gelegenheit, sich aus
zwischen 1869 und 1914 von rund 34 Mil-             der Donaumonarchie zu lösen.
lionen auf 53 Millionen Einwohner an.                   Auch ein letzter verzweifelter Aufruf des
    Mit seinen reichen Bodenschätzen,               Kaisers an die verschiedenen Nationalitä-
fruchtbaren Böden, guten Verkehrswegen              ten konnte daran nichts mehr ändern. In
und günstigen Meereshäfen war Österreich-           Prag riefen die Tschechen eine unabhän-
Ungarn ein äußerst leistungsfähiger Wirt-           gige Republik aus, die Ungarn erklärten
schaftsraum, der sich bestens selbst versor-        ihre Unabhängigkeit. Dasselbe taten die
gen konnte. Dennoch blieb der Vielvölker-           südslawischen Gebiete und schlossen sich
staat ein sehr instabiles Staatswesen, in dem       dem Königreich der Serben, Kroaten und
es häufig zu Krisen kam. So war es nur eine         Slowenen (dem späteren Jugoslawien) an.
Frage der Zeit, bis sich dieses künstliche Ge-      So kam es, dass das riesige Habsburgerreich
bilde in seine Bestandteile auflösen würde.         innerhalb von nur wenigen Wochen auf
    Doch in den letzten Oktobertagen des            seine deutschsprachigen Gebiete zusam-
Jahres 1918 überschlugen sich die Ereig-            menschrumpfte. u Michael Kniess

                                                                                   HERBSTZEITLOSE   13
AKTUELLES

Im Fall des Falles gut gerüstet

                      Informationsveranstaltungen zu Vorsorgevollmacht
                                  und Patientenverfügung

W
            as wird, wenn ich meine Ange-       Denn Lebensbereiche, für die man Vor-
            legenheiten nicht mehr selbst       sorge treffen sollte, gibt es viele: angefan-
            regeln kann? Wer entscheidet        gen von Vermögenssorge, Aufenthalt und
dann für mich? Oft ist man schneller in         Unterbringung über die Vertretung vor Ge-
dieser Situation, als man sich vorstellen       richten und bei Wohnungs- und Mietan-
kann. Eine plötzliche Krankheit, ein            gelegenheiten bis zur Gesundheitssorge.
Schlaganfall oder ein Herzinfarkt treffen       „Unabdingbar ist in jedem Fall, dass ein
einen mitten im Leben. In diesen Fällen         uneingeschränktes Vertrauensverhältnis
hilft die frühzeitige Regelung durch eine       zu demjenigen besteht, dem man eine sol-
Vorsorgevollmacht und Patientenverfü-           che Vollmacht erteilt“, betonte Franz Her-
gung. Denn wenn ein Mensch nicht mehr           mann. „Man muss sich hundertprozentig
selbst entscheiden kann, muss ein anderer       sicher sein, dass der Bevollmächtigte im
für ihn sprechen und für ihn entscheiden.       Ernstfall nach den eigenen Vorstellungen
Vollmachten können helfen, damit dies           handelt, denn in der Ausübung der Voll-
im eigenen Sinne geschieht. Denn damit          macht wird der Bevollmächtigte nur von
kann jeder schon in gesunden Tagen vo-          einem selbst kontrolliert.“
rausschauend entscheiden.                          Franz Hermann macht vor diesem Hin-
   Was dabei alles zu beachten ist, ist         tergrund zudem auch auf etwas anderes
Thema von mehreren Informationsveran-           aufmerksam: „Nach deutschem Recht kön-
staltungen des Landratsamtes Nürnberger         nen Ehepartner oder Angehörige nicht au-
Land in Kooperation mit dem Diakonie            tomatisch die rechtliche Vertretung über-
Betreuungsverein und dem Verein „Leben          nehmen. Ohne Vorsorgevollmacht dürfen
in Verantwortung“. Ende Juli gab Franz          Ehepartner oder Kinder nicht für sie han-
Hermann vom Verein „Leben in Verant-            deln. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig
wortung“ im vollbesetzten großen Sit-           eine Vorsorgevollmacht und eine Patien-
zungssaal des Landratsamtes einen umfas-        tenverfügung zu erstellen.“
senden Einblick in dieses wichtige und zu-         Den Unterschied zwischen Vorsorge-
gleich komplexe Thema. „Jeder Mensch            vollmacht und Betreuungsverfügung
sollte sich frühzeitig Gedanken darüber         machte Franz Hermann ebenfalls deutlich:
machen, wer für ihn bei Krankheit oder im       Mit der Vorsorgevollmacht legt man den
Alter die Entscheidungen treffen darf und       Bevollmächtigten fest, der mit Unter-
dies schriftlich festlegen“, betonte der So-    schrift unter die Vollmacht „volle Macht“
zialpädagoge.                                   für den Vollmachtgeber erhält. Eine Voll-

14   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

macht schließt eine gerichtliche Betreu-       tigen und gewünschten Handlungsbereiche
ung grundsätzlich aus. Das Gericht darf        erfasst werden und eine zweifelsfreie Aner-
dann keinen Betreuer mehr bestellen.           kennung im Rechtsverkehr gewährleistet
    Mit einer Betreuungsverfügung legt         ist.“ Und die Patientenverfügung? „Sie ist
man dagegen fest, wer Betreuer werden          im Gegensatz zur Vorsorgevollmacht und
soll. Das ist eine ganz andere Rechtsposi-     Betreuungsverfügung kein Instrument zur
tion als die eines Bevollmächtigten: Eine      rechtlichen Vertretung“, hob Franz Her-
Betreuungsverfügung ist im Unterschied         mann hervor. „In einer Patientenverfügung
zur Vollmacht gerade nicht „rechtsverbind-     können Wünsche und Anweisungen für die
lich“. Der Text alleine berechtigt den Be-     gesundheitliche Behandlung niederge-
treuer nicht zu irgendwelchen Entschei-        schrieben werden, die im Fall der Einwilli-
dungen. Das Gericht muss immer entschei-       gungsunfähigkeit beachtet werden sollen.“
den, ob der (unverbindlich) vorgeschla-            Fazit des informativen Nachmittags:
gene Betreuer überhaupt genommen wird,         Rechtzeitige Vorsorge hat viele Vorteile:
das heißt das Gericht kann den Betreuer        Man kann selbst seine Zukunft gestalten,
ablehnen oder bestätigen. Bei Ablehnung        festlegen, wer im Ernstfall für einen han-
muss es einen anderen Betreuer bestellen.      deln darf und bestimmen, wie man in der
„Außerdem kann die Betreuungsverfügung         letzten Lebensphase medizinisch und pfle-
auch dann noch aufgeschrieben werden,          gerisch behandelt werden möchte. u HZL
wenn man nicht mehr voll geschäftsfähig
ist“, so Franz Hermann. „Dies ist der große
Vorteil gegenüber der Vorsorgevollmacht,
wo dies nicht mehr möglich ist.“
    So oder so: „Wichtig ist, dass man seine
Wünsche so genau wie möglich auf-
schreibt“, betonte Franz Hermann. „Bei der
Abfassung der Vollmacht sollte fachkundi-
ger Rat eingeholt werden, damit alle wich-

 Die Vortragsreihe Vorsorgevollmacht
 findet zweimonatlich im Landratsamt
 Nürnberger Land, Waldluststraße 1 in
 Lauf im großen Sitzungssaal in der 1.
 Etage statt. Die kommenden Termine
 dort sind: der 20.09., und 15.11.2018
 jeweils um 15.30 Uhr. Eine weitere Ver-
 anstaltung findet zusätzlich im südli-
 chen Landkreis am 08.11.2018 um
 16.00 Uhr in der Bürgerhalle Schwar-
 zenbruck, Johann-Degelmann-Straße
 7a in Schwarzenbruck statt.
AKTUELLES

                Gemeinsam fit
              durchs ganze Leben
             Eberhard Gienger diskutierte über die Bedeutung des Sports
                                für die Gesellschaft

                                        Text: Michael Kniess

E
      r ist vielfacher Deutscher Meister,                tragsveranstaltung mit dem Sportexperten
      mehrfacher Europameister, Welt-                    und Politiker teilgenommen hatten unter
      meister, Olympia-Drittplatzierter,                 anderem auch Marlene Mortler, CSU-Bun-
und hat sein Wirken auch nach der akti-                  destagsabgeordnete und Drogenbeauf-
ven Karriere dem Sport verschrieben: Eber-               tragte der Bundesregierung, der CSU-Land-
hard Gienger. Unter dem Motto „Sport                     tagsabgeordnete Norbert Dünkel sowie die
kennt kein Alter. Gemeinsam fit durchs                   stellvertretende Landrätin und CSU-Kreis-
ganze Leben“ diskutierte der ehemalige                   tagsfraktionsvorsitzende Cornelia Trinkl.
deutsche Kunstturner und CDU-Bundes-                     Eingeladen hatten die CSU Röthenbach
tagsabgeordnete im Juli in der Röthenba-                 und der TSV 1899 Röthenbach.
cher Seespitzturnhalle über die Bedeutung                   Eberhard Gienger plädierte vor allem
des Sports für die Gesellschaft. An der Vor-             für eines: möglichst frühzeitig damit anzu-
                                                                     fangen, Sport zu treiben. „Es
                                                                     wäre angebracht, bereits in der
                                                                     Grundschule eine tägliche
                                                                     Sportstunde einzuführen und
                                                                     diese bis ins Seniorenalter bei-
                                                                     zubehalten“, so der 67-jährige
                                                                     sportpolitische Sprecher und
                                                                     Vorsitzender der Arbeitsgruppe
                                                                     Sport und Ehrenamt der
                                                                     CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
                                                                     Denn, so die Argumentation
                                                                     Eberhard Giengers, wer Sport
                                                                     treibe, sei auch geistig fitter.
                                                                     „Vor 20.000 Jahren haben un-
                                                                     sere Vorfahren als Jäger und
„Es gibt keinen Grund, nicht auch im Alter sportlich aktiv zu blei-
ben“: Der Sportexperte und Politiker Eberhard Gienger diskutierte    Sammler noch täglich rund 30
in Röthenbach über die Bedeutung des Sports für die Gesellschaft.    Kilometer zu Fuß zurückgelegt.

16   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

Heute schaffen die meisten kaum mehr als         Zeit, und er schützt uns durch Vereine vor
1.000 Meter. Dass diese Entwicklung zu           der Einsamkeit.“
vermehrten Herz-Kreislauf-Erkrankungen              Genauso wertvoll sei in diesem Zusam-
oder Demenz führt, ist kein Wunder.“             menhang das Ehrenamt: „Die Hilfestel-
   Deshalb, so Eberhard Giengers Wunsch,         lung für Menschen, die sich bewegen wol-
der auch heute noch sportlich aktiv ist          len, in den Vereinen als Trainer oder
und sich in vielen Funktionen für den Ver-       Übungsleiter ist nur ein kleiner Bereich, in
einssport engagiert: „Auch ältere Men-           dem sich Ehrenamtliche engagieren. 50
schen sollten sich stets vor Augen halten,       Milliarden Euro spart sich der Staat durch
dass die Muskeln von 80-Jährigen genauso         das Ehrenamt in Vereinen, in politischen
trainierbar sind, wie die von 30-Jährigen.       Parteien, in der Kultur oder bei der Feuer-
Es gibt keinen Grund, nicht auch im Alter        wehr.“ Seine Forderung deshalb: „Der Wert
sportlich aktiv zu bleiben.“ Den deutschen       des Ehrenamts muss in Deutschland besser
Schriftsteller, Erzähler, Lyriker, Kabarettis-   als bislang dokumentiert und honoriert
ten und Maler Joachim Ringelnatz zitie-          werden.“ Am Ende war es aber vor allem
rend, hob Eberhard Gienger dabei auch die        ein Appell, den Eberhard Gienger den Gäs-
hohe Bedeutung von Sport und Vereinen            ten mit auf den Weg gegeben hat: „Von
für die Gesellschaft hervor: „Sport stärkt       der Wiege bis zur Urne, turne, turne,
Arme, Rumpf und Beine, kürzt die öde             turne.“ u

                                                                                HERBSTZEITLOSE   17
AKTUELLES

       „Wir dürfen weder das eine
           noch das andere als
     Selbstverständlichkeit ansehen“

                      Freiheit vs. Sicherheit – Podiumsdiskussion
                         zu einem besonderen Spannungsfeld

T
       errorismus, Anschläge, Amokläufe,         lasst, diesen Ort zu meiden“, betonte die in
       aber auch Kriminalität im Internet        Berlin lebende Katharina Nocun. Ihr Ein-
       und Hackerangriffe haben im letz-         wand: „Ich finde es grundsätzlich schwierig,
ten Jahrzehnt zu einer Kompetenzerweite-         Technologien einzusetzen, die es potenziell
rung des Staates und der Polizei geführt.        ermöglicht, Menschen verdachtsunabhän-
Die Folgen: eine verschärfte Gesetzeslage,       gig komplett durchzurastern.“
für die sinnbildlich das neue Polizeiaufga-
bengesetz in Bayern steht, und eine zu-                     –––––––––––––––
nehmende Überwachung durch Kameras                      Echte Sicherheit nur in
und Datensammlung. Vor diesem Hinter-                     wirklicher Freiheit
grund rückte eine Podiumsdiskussion der                     –––––––––––––––
Georg-von-Vollmar-Akademie in der Kul-
turwerkstatt Auf AEG im Juli die Frage in        Sie wolle nicht in einer Gesellschaft leben,
den Mittelpunkt, wie es momentan um              in der womöglich jeder, der ein öffentliches
das sensible Verhältnis zwischen „Sicher-        Verkehrsmittel nutzt oder an einer Straßen-
heit“ und „Freiheit“ bestellt ist. Darüber       ecke steht, durch eine Rasterfahndung läuft.
diskutierten auf Einladung der SPD-nahen         „Es darf nicht sein, dass in unserem Land
politischen Bildungseinrichtung die bun-         nachfolgende Generationen von Klein auf
desweit bekannte Netzaktivistin und Blog-        anerzogen bekommen, möglichst angepasst
gerin Katharina Nocun sowie Bernhard             zu sein, um nicht alleine durch ein atypi-
Egger, Leiter der Abteilung Cybercrime           sches Verhalten ins Visier der Sicherheitsbe-
beim bayerischen Landeskriminalamt.              hörden zu gelangen“, so die Bürgerrechtle-
   Als Einstieg wählte Daniel Urban, der im      rin und ehemalige politische Geschäftsfüh-
Bildungsmanagement der Georg-von-Voll-           rerin der Piratenpartei Deutschland.
mar-Akademie tätige Politologe moderierte           Eine Angst, die für ihn durchaus ver-
die Diskussion, ein Thema, das allenthalben      ständlich sei, machte Bernhard Egger deut-
für Gesprächsstoff sorgt: das Pilotprojekt der   lich. Für den Polizeibeamten sind deshalb
Videoüberwachung mit moderner Gesichts-          zwei Dinge entscheidend: „Es ist immer
erkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz.          eine Frage, wo eine solche Technik einge-
„Diese Maßnahme, hat mich dazu veran-            setzt wird. An besonders gefährdeten Orten,

18   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

wie Flughäfen, macht es zum Schutz vor At-
tentaten natürlich Sinn, zu erfassen, wenn
sich jemand auffällig verhält.“ Außerdem
ist für ihn wichtig, was mit den Daten pas-
siert. Diese seien immer nur ein erster
Schritt polizeilicher Maßnahmen. „Im Kern
arbeiten wir damit genauso, wie wir es
immer schon getan haben: Wir gleichen
das Gesehene mit unserer Erfahrung ab und
ziehen daraus entsprechende Rück-
schlüsse“, so der Leitende Kriminaldirektor.   Sie diskutierten, wie es um das sensible Verhältnis
                                               zwischen „Sicherheit“ und „Freiheit“ bestellt ist: die
    Überhaupt sei der Einsatz biometrischer    Netzaktivistin Katharina Nocun und Bernhard Egger,
Gesichtserkennung nichts Neues: „Wir ar-       Leiter der Abteilung Cybercrime beim bayerischen
beiten damit bereits seit zehn Jahren. Die     Landeskriminalamt.

meisten Fotos bekommen wir aber nicht
durch Videoüberwachung, sondern von            Und dann ist da noch die Überwachung
Opfern oder finden sie im frei zugängli-       digitaler Lebenswelten, die für Katharina
chen Internet.“ Die neue und sich stetig       Nocun einen erheblichen Angriff auf die
weiter entwickelnde Fahndungsmethode           Freiheit des Einzelnen darstellt. Ihr Argu-
ist für ihn dabei ein Garant für mehr Si-      ment: „Das Wissen, dass inzwischen die
cherheit: „Das bayerische Landeskriminal-      technische Möglichkeit besteht, genau
amt konnte 2018 bereits 78 zuvor unbe-         nachverfolgen zu können, wo und wie
kannte Tatverdächtige durch biometrische       lange sich jemand an einem Ort aufhält,
Gesichtserkennung identifizieren.“ In der      mit wem er kommuniziert oder welche
Diskussion kommt für Bernhard Egger            Seiten er im Internet besucht, reicht aus,
vielmehr etwas anderes zu kurz: „Es stört      um zu verunsichern.“ Sie wolle nicht da-
mich, dass immer nur auf die Einschrän-        rüber nachdenken, wie viele Menschen
kung der Freiheit durch Polizei und Sicher-    schon nicht einmal mehr den Gang zu
heitsbehörden hingewiesen wird, auf der        den Anonymen Alkoholikern gewagt
anderen Seite aber vergessen wird, was         haben, alleine aufgrund der Angst, theore-
Konzerne mit unseren Daten machen.“            tisch überwacht und in der Folge gesell-
    Im „Internet der Dinge“, das physi-        schaftlich stigmatisiert werden zu können.
schen und virtuellen Gegenständen er-             Kein Wunder, dass Katharina Nocun
möglicht, miteinander in Verbindung zu         schlussendlich dafür plädierte, dass es
stehen, sieht er zudem weiteres Gefahren-      echte Sicherheit nur in wirklicher Freiheit
potenzial. „Die enorme Anzahl vernetzter       geben könne. Und auch Bernhard Egger
Gegenstände bringt naturgemäß mehr             warb dafür, mit beiden Gütern sensibel
Schwachstellen mit sich“, gab er zu beden-     umzugehen: „Wir dürfen weder das eine
ken. „Was passiert, wenn unsere vernetzte      noch das andere als Selbstverständlichkeit
Energieversorgung angegriffen wird oder        ansehen und müssen sowohl auf unsere
sich Herzschrittmacher durch Sicherheits-      Freiheit als auch auf unsere Sicherheit gut
lücken lahmlegen lassen?“                      Acht geben.“ u Michael Kniess

                                                                                     HERBSTZEITLOSE   19
AKTUELLES

                 Teilhabe auf Augenhöhe
                                                       „Inklusion in Mittelfranken“ – Podiumsdiskussion
                                                              mit VdK-Präsidentin Verena Bentele

O
        b beim Einkaufen, am Arbeits-                                            tragte der Bundesregierung und derzeitige
        platz, in der Schule, auf Veranstal-                                     Präsidentin des Sozialverbands VdK schil-
        tungen, in Vereinen oder im Kreis                                        derte, dass ihre gesamte Ausbildung in
der Familie. Jeder wird von der Gesell-                                          Schule und Beruf stark durch ihre Sehbe-
schaft so akzeptiert, wie er ist, und kann                                       hinderung geprägt war. Zwar habe sie in
ein Leben ohne Barrieren führen. Beim                                            den jeweiligen Zentren für blinde Men-
Thema Inklusion lautet die Devise: „Mit-                                         schen eine hervorragende individuelle För-
tendrin statt nur dabei.“ Doch wie ist es                                        derung erfahren. Diese sei jedoch immer
um die gleichberechtigte Teilhabe in Mit-                                        mit dem Verlust von familiärer Bindung
telfranken bestellt? Diese Frage stand im                                        und von Freundschaften am Wohnort ver-
Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstal-                                         bunden gewesen, da diese Einrichtungen
tung der SPD-Ortsvereine Nürnberg und                                            oftmals nicht wohnortsnah waren.
Rückersdorf in der Aula der Rückersdorfer                                           Verena Bentele, die auf Initiative ihrer
Blindeninstitutsstiftung im Juli.                                                langjährigen Freundin Kerstin Gardill, der
   In einem Einführungsvortrag ging zu-                                          SPD-Landtagskandidatin im Wahlkreis
nächst Verena Bentele auf ihre persönli-                                         Nürnberg-Ost nach Rückersdorf gekommen
chen Erfahrungen ein. Die mehrfache Welt-                                        war, machte deutlich, dass Inklusion für sie
meisterin und Olympiasiegerin im Skilang-                                        mehr ist als nur die Teilhabe von Menschen
lauf und Biathlon bei den Paralympischen                                         mit Behinderung am gewohnten Leben. Sie
Spielen sowie ehemalige Behindertenbeauf-                                        betonte: „Inklusion ist für mich auch die
                                                                                 uneingeschränkte gesellschaftliche Akzep-
                                                                                 tanz von Minderheiten“. Auch die Einbin-
                                                                                 dung von Betroffenen in demokratische
                                                                                 Prozesse hat für sie einen hohen Stellen-
Foto: SPD Rückersdorf/Klaus Sponsel

                                                                                 wert: „Niemand darf wegen seiner gesund-
                                                                                 heitlichen Probleme von demokratischen
                                                                                 Wahlen ausgeschlossen werden. Was in an-
                                                                                 deren Bundesländern bereits Alltag ist,
                                                                                 sollte auch in Bayern möglich sein.“
                                                                                    In der anschließenden, vom SPD-Be-
                                                                                 zirkstagskandidaten für den Wahlkreis
In der engagiert geführten Diskussionsrunde beton-
ten alle Teilnehmer, dass Inklusion nur gelingen                                 Nürnberg-Ost Hans-Dieter Brückner mo-
könne, wenn diese auf Augenhöhe stattfinde.                                      derierten Podiumsdiskussion, berichteten

20                                    HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

die Teilnehmer über ihre Erfahrungen mit       rokratischen Hürden. Leider ist es oftmals
der Inklusion und brachten ihre jeweilige      der Gesetzgeber, der mit verstaubten Rege-
Sichtweise über die praktische Umsetzung       lungen weiterhin eine Trennung betreibt –
in Mittelfranken zum Ausdruck. Neben Ve-       so der Tenor.
rena Bentele nahmen auch Mechthild                Insbesondere Verena Bentele brachte
Gabler, die Leiterin des Blindeninstitut       zum Ausdruck, dass sie es leid sei, dass die
Rückersdorf, SPD-Bezirksrätin und Beauf-       maßgeblichen gesetzlichen Regelungen
tragte des Bezirkes Mittelfranken für die      nur mit Kann- statt mit Muss-Bestimmun-
Belange von Menschen mit Behinderung,          gen ausgestattet sind. „Solange sich hier
Amely Weis, sowie das Mitglied der Ge-         nichts Grundsätzliches ändert, ist es für
schäftsführung      der    Rummelsberger       die Inklusion noch ein langer steiniger
Dienste für Menschen mit Behinderung,          Weg“, so die VdK-Präsidentin. Hier könne
Volker Deeg, auf dem Podium Platz. Darü-       man von den Kindern lernen, die in der
ber hinaus der Vorstand der Lebenshilfe        Praxis völlig offen auf einander zugehen.
im Nürnberger Land, Gerhard John, der          Ihr Fazit: „Wenn dieser Inklusionsprozess
Bereichsleiter Psychiatrie beim Caritasver-    erfolgreich weiter betrieben werden soll,
band Nürnberger Land, Michael Schubert         müssen vor allem die Barrieren in den
sowie der SPD-Kandidat für den Bezirkstag      Köpfen fallen.“ u
im Wahlkreis Landkreis Nürnberger Land,
Jens Bürkle, der selbst auf den Rollstuhl
angewiesen ist.

            –––––––––––––––
      Ein langer, steiniger Weg
            –––––––––––––––

Sie alle betonten, dass Inklusion nur gelin-
gen könne, wenn diese auf Augenhöhe
stattfinde. Einen breiten Raum in der en-
gagiert geführten Diskussion nahm die
Frage ein, wie weit Inklusion gehen kann,
beziehungsweise muss. Mechthild Gabler
machte deutlich, dass für sie eine spezifi-
sche Förderung für schwerstbehinderte
Kinder, wie sie in ihrer Einrichtung ange-
boten wird, auch zukünftig unerlässlich
ist. Konsens herrschte zudem darüber, dass
sich nicht nur die Grundschulen für be-
hinderte Kinder öffnen müssen, sondern
auch die Fördereinrichtungen einen Zu-
gang für „normale“ Schüler bieten sollten.
Oftmals scheitere dies immer noch an bü-

                                                                              HERBSTZEITLOSE   21
AKTUELLES

Zehn Jahre Landkreis Erzgebirgskreis

       Sächsischer Partnerlandkreis des Nürnberger Lands feiert Jubiläum

A
        nfang August feierte der Landkreis              dingen (Baden) und auch aus Taiwan fei-
        Erzgebirgskreis – sächsischer Part-             erten alles gemeinsam mit ihren Gastge-
        nerlandkreis des Nürnberger Lands               bern. Alle Landräte, zum Teil auch deren
– sein zehnjähriges Jubiläum. Zum Festwo-               Vertreter, Fraktionsvorsitzende und Bür-
chenende luden die Erzgebirger Vertreter                germeister waren dabei.
sämtlicher Partnerlandkreise ein. Für das                   Höhepunkte waren die Festveranstal-
Nürnberger Land nahmen Landrat Armin                    tung am Samstagnachmittag in der Bal-
Kroder, sein Stellvertreter Norbert Reh, Alt-           dauf-Villa in Marienberg mit dem Sächsi-
landrat Helmut Reich, die Kreisrätinnen                 schen      Ministerpräsidenten    Michael
Gabriele Drechsler und Ingrid Kroder                    Kretschmer und anschließend der Große
sowie die Kreisräte Georg Schweikert und                Bergmännische Zapfenstreich auf dem
Achim Dobbert teil.                                     Marktplatz in Annaberg-Buchholz, eben-
   „Unsere Gastgeber haben die drei Tage                falls mit dem Ministerpräsidenten und 450
zu einem tollen Erlebnis für uns gestaltet“,            Musikern und Habitträgern.
waren sich die Delegationsmitglieder einig.                 Auf dem Marktplatz in Annaberg betei-
„Sie haben uns alle gemeinsam mit einer                 ligte sich das Nürnberger Land mit einem
Herzlichkeit empfangen, die kaum zu über-               Informations- und Verkaufsstand sowie
bieten ist.“ Die Delegationen aus den Land-             dem Burgthanner Bauernfünfer, die mit
kreisen Ansbach, Neustadt/Aisch-Bad                     Volksmusik aus Franken und Bayern das
Windsheim, Nürnberger Land, Emmen-                      Publikum begeisterten. Daniela Schneider
                                                        warb auf ihrem Ausstellungsstand für ku-
                                                        linarische Produkte aus dem Nürnberger
                                                        Land, die in der Entdecker-Kiste zusam-
                                                        mengestellt sind: Brände, Nudeln, Aufstri-
                                                        che und andere leckere Köstlichkeiten aus
                                                        dem Landkreis. Bernd Hölzel, Leiter der
                                                        Kreisentwicklung, und seine Kollegin
                                                        Carla Seyerlein warben für die Tourismus-
                                                        region Nürnberger Land, verteilten eifrig
                                                        Prospekte und beantworteten Anfragen.
Sie nahmen für das Nürnberger Land am Jubiläum              Den Landkreis Erzgebirgskreis gibt es
teil: Altlandrat Helmut Reich, Kreisrätin Ingrid Kro-   seit 1. August 2008. Aus den vier Altland-
der, Kreisrat Georg Schweikert, Gastgeber Landrat       kreisen Annaberg, Aue, Mittlerer Erzge-
Frank Vogel, Kreisrat Achim Dobbert, Landrat Armin
Kroder, Kreisrätin Gabriele Drechsler, Stellvertreter   birgskreis und Stollberg wurde einer von
des Landrats Norbert Reh (v. l. n. r.).                 zehn Landkreisen im Freistaat Sachsen. u

22   HERBSTZEITLOSE
MODERNES LEBEN

Kein Tag, um im Bett zu bleiben

       Freitag, der 13.: Eine ARAG Umfrage zeigt, dass die Deutschen
                    erstaunlich wenig abergläubisch sind

S
      ie hat sogar einen Namen: Paraskave-
      dekatriaphobie heißt die abergläubi-
      sche Angst vor ihm, dem Unglückstag
„Freitag, der 13.“. Abgeleitet wird der Be-
griff aus den griechischen Wörtern „Paras-
kave“ (Freitag) und „Dekatria“ (13). Und
obwohl statistisch längst bewiesen ist, dass
dieses spezielle Datum keinen Einfluss auf
die Unfallhäufigkeit hat, verzichten Hotels
auf Zimmernummer 13, Airlines auf Sitzrei-
hen der Nummer 13, und es gibt Men-
schen, die sich besonders vorsichtig durch
einen Freitag, den 13. bewegen. In einer ak-
tuellen repräsentativen Umfrage hat ARAG-
Versicherungskonzerns gemeinsam mit
dem Meinungsforschungsinstitut Kantar
TNS einmal genauer geschaut, wer das ist.
   Das Fazit: Die Mehrheit bleibt unaufge-     onszugehörigkeit liegt es nicht. Denn in
regt. 90,7 Prozent der Befragten ändern ihr    Nordrhein-Westfalen, wo die meisten Ka-
Verhalten nicht, wenn der 13. auf einen        tholiken Deutschlands leben, schert man
Freitag fällt, was übrigens ein- bis dreimal   sich wenig um diesen vermeintlichen Un-
pro Jahr geschieht. Und mit 3,7 Prozent ist    glückstag. Nur 2,7 Prozent der Befragten
der Anteil der abergläubischen Deutschen       sind hier abergläubisch, wenn es um die-
erwartungsgemäß klein. Überraschend hin-       sen Kalendertag geht.
gegen ist die Tatsache, dass es offenbar die      Unter Fußballern, die bekannt sind für
30- bis 39-Jährigen sind, die sich an diesem   ihre Marotten, gibt es viele, die kein Pro-
Kalendertag bewusst anders verhalten: 7,6      blem mit der Zahl 13 oder einem Freitag,
Prozent dieser Altersgruppe ist vorsichtiger   den 13. haben. So begann David Beck-
und meidet sogar gefährliche Situationen.      ham seine Karriere bei Los Angeles Galaxy
   Am meisten Angst vor einem Freitag,         an einem Freitag, den 13. Auch Thomas
den 13. haben mit 5,8 und 5,0 Prozent of-      Müller trug in Russland wie immer die 13
fenbar die Menschen in Baden-Württem-          auf seinem Trikot. Unnötig zu erwähnen,
berg und Bayern. Doch bevor jetzt falsche      dass ihm das diesmal kein Glück gebracht
Schlüsse gezogen werden: An der Religi-        hat. u

                                                                             HERBSTZEITLOSE   23
MODERNES LEBEN

Die große Freiheit spüren
 und die Welt entdecken
        Wie eine Familie aus Nürnberg den Traum vom Aussteigen lebt

E
      inmal im Leben dem Alltag entflie-     Schmitt: Die 39-jährige Steuerfachange-
     hen, eine lange Reise machen, in an-    stellte aus Nürnberg hat schon immer lie-
     dere Länder eintauchen, grenzenlose     ber in Reiseführern geschmökert als in
Freiheit spüren. Diesen Traum hegen viele.   Steuergesetzen. „Die Lust am Reisen wurde
Doch die allermeisten belassen es beim       mir von meinem Vater in die Wiege ge-
bloßen Gedankenspiel. Anders Michaela        legt“, sagt sie. „Mit der Zeit haben mir aber
                                             drei oder vier Wochen nicht mehr ausge-
                                             reicht. Ich wollte länger unterwegs sein.“
Michaela und Thorben Schmitt
haben zwei Laster: einen alten,
knallgrünen Mercedes-Kurzhau-
ber namens Frosch und das Rei-
sen. 2015 sind sie als Familie im
Expeditions-LKW von Alaska
nach Feuerland gefahren.
MODERNES LEBEN

    Um dafür mehr Freiraum zu haben, den
einem die sechs Wochen Jahresurlaub
einer Angestellten nicht bieten, macht sich
Michaela Schmitt selbstständig und erfüllt
sich 2009 einen Traum. Gemeinsam mit
ihrem Mann Thorben fährt sie in einem
alten Mercedes 319, der fast ein halbes
Jahrhundert auf dem Buckel hat, auf dem
Landweg nach Indien. Nach der viermona-
tigen Reise soll ein neuer Lebensabschnitt
als Mutter beginnen. So der Plan. Doch Mi-
chaela Schmitts Abenteuerlust ist längst
nicht gestillt. Kaum in Südindien ange-
kommen ist ihr erster Gedanke: „Mensch,
das war wieder viel zu kurz.“
Noch in Indien kaufen die beiden Nürnber-
ger anderen Reisenden einen alten, ausge-
bauten Bundeswehrgrenzschutz-LKW ab,
ihren knallgrünen „Frosch“, und bereiten
diesen und sich sechs Jahre lang auf ihren
großen Ausbruch vor: 2015 treten Michaela
und Thorben Schmitt den Beweis an, dass
sich Langzeitreisen abseits der touristischen
Pfade und Kinder nicht ausschließen. Ganz
im Gegenteil. Im ausgebauten Expeditions-
LKW verlassen sie ihre Komfortzone, um
auf acht Quadratmetern Wohnfläche die
große Freiheit zu spüren und die Welt zu
entdecken. Gemeinsam mit ihrer damals
einjährigen Tochter Romy reisen sie ent-
lang der Panamericana von Alaska nach
Feuerland in Argentinien.

            –––––––––––––––
Der erste Schritt in ein Leben hinaus
 aus der gewohnten Komfortzone
            –––––––––––––––

Es folgen 19 Länder und knapp 100.000 Ki-
lometer ehe sie zwei Jahre später im Som-
mer 2017 vom amerikanischen Superkonti-
nent nach Deutschland zurückkehren – zu
viert. Neben der Geburt ihres Sohnes Levi,
MODERNES LEBEN

zur Welt gekommen in der mexikanischen          chaela und Thorben Schmitt auch eine an-
Karibik, den beeindruckenden Landschaf-         dere Einstellung zum Leben zurück mit
ten und einer vielfältigen Tier- und Pflan-     nach Deutschland genommen. „Wir sind
zenwelt hat Michaela Schmitt insbesondere       sehr günstig gereist und führen dieses
eines im Reisegepäck: die Erinnerung an die     Leben auch in Deutschland fort. Bereits vor
Menschen, auf die sie unterwegs getroffen       unserem Aufbruch haben wir unnütze
sind. „Wir wurden in jedem Land herzlich        Dinge aus unserem Haushalt verkauft, um
empfangen und haben keinerlei schlechte         die Reise zu finanzieren“, sagt Michaela
Erfahrung machen müssen.“                       Schmitt. „Materielles ist für uns seitdem
   Die erlebte Gastfreundschaft und der         nicht mehr wichtig. Auch wenn es abge-
unverstellte Blick auf eine Welt, die in der    droschen klingt, weniger ist manchmal
Realität gar nicht so schlecht ist, wie         mehr. Wir haben nicht mehr das Verlan-
einem die Schlagzeilen von Gewalt und           gen, immer dem neusten Markentrend hin-
Tod oft Glauben lassen, ist der eine Schatz,    terherzulaufen. Es ist befreiend, sich von
der geblieben ist. Der andere: „Es ist nicht    unnötigem Hab und Gut zu entledigen.“
wichtig, wohin man reist. Für uns ging es           Statt in ein neues Auto, eine 10.000-
darum, die Freiheit zu spüren, als Familie      Euro-Küche oder den innovativsten Flach-
selbst über unsere Lebenszeit entscheiden       bildschirm stecken Michaela und Thorben
zu können. Das ist heutzutage sonst leider      Schmitt ihr Geld deshalb auch jetzt einmal
kaum mehr möglich, weil jeder zu sehr in        mehr in ihre Reisekasse. 2019 wollen sie
seinem von Arbeit und Verpflichtungen           als Familie wieder mit ihrem „Frosch“ auf-
bestimmten Alltag gefangen ist.“                brechen: Anderthalb Jahre soll es entlang
   Neben der gemeinsamen Zeit, die ihnen        der Seidenstraße, durch Russland, die
keiner mehr nehmen kann, haben Mi-              Mongolei und China gehen. Und danach?
                                                „In einem Bogen über Schweden, Norwe-
                                                gen und Finnland hoch zum Nordkap
     Das Buch zur Reise                         würde mich genauso reizen, wie eine Reise
     Über ihre Reise ent-                       zur Arabischen Halbinsel bis in den
     lang der Panameri-                         Oman“, sagt Michaela Schmitt.
     cana von Alaska nach                           Einmal im Leben dem Alltag entflie-
     Feuerland in Argenti-                      hen, eine lange Reise machen, in andere
     nien hat Michaela                          Länder eintauchen, grenzenlose Freiheit
     Schmitt ein Buch ge-                       spüren. Michaela Schmitt lebt gemeinsam
     schrieben, das im Ei-                      mit ihrer Familie diesen Traum. Sie ist
     genverlag erschienen                       überzeugt: „Meist liegt es weniger am
     ist. Unter dem Titel „Ausreisser –         Geld, warum Menschen nicht reisen. Viel-
     Abenteuer Panamericana“ hat sie alle       mehr fehlt ihnen der Mut, den ersten
     Erlebnisse in Wort und Bild festgehal-     Schritt in ein Leben hinaus aus der ge-
     ten. Einen Teil des Erlöses wird sie zu-   wohnten Komfortzone, in der man es sich
     gunsten einer Hilfseinrichtung in Bo-      bequem gemacht hat, zu wagen. Ist dieser
     livien spenden. u www.hippie-trail.de      erste Schritt getan, schafft man alles an-
                                                dere auch.“ u M. Kniess

26   HERBSTZEITLOSE
Sie können auch lesen