Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
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LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Dokumentation zur 8. Informations- und Fortbildungsveranstaltung der Reihe „Historische Gärten und Parks in privater Hand“, 25. Oktober 2014 auf Schloss Dyck, Jüchen Lebendiges Gartenerbe Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern
Eine Veröffentlichung des Landschaftsverbandes Rheinland, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V., Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., herausgegeben von der Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke
Lebendiges Gartenerbe Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern Dokumentation zur 8. Informations- und Fortbildungsveranstaltung der Reihe „Historische Gärten und Parks in privater Hand“, 25. Oktober 2014 auf Schloss Dyck, Jüchen
Impressum Redaktion: Eva-Maria Beckmann, Claudia Feldhaus, Rita Hombach, Almuth Spelberg Titelbild: Jüchen, Schloss Dyck. Parkanlagen. Foto: Silvia Margrit Wolf, LVR-ADR. © 2017 LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Alle Rechte vorbehalten. Die Mitteilungen des LVR- Amtes für Denkmalpflege im Rheinland sind Teil seiner Öffentlichkeitsarbeit. Sie werden kostenlos abgegeben und sind nicht zum Verkauf bestimmt. Layout: Stefanie Hochum, LVR-Druckerei, Ottoplatz 2, 50679 Köln Druck: LVR-Druckerei, Ottoplatz 2, 50679 Köln Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, FSC-Zertifiziert
Inhalt Grußwort 7 Andrea Pufke Grußwort 9 Jens Spanjer Grußwort 11 Rita Hombach Die Entwicklung der Stiftung Schloss Dyck 13 Jens Spanjer Europäisches Gartennetzwerk – European Garden Heritage Network (EGHN) 18 Jens Spanjer „Grüne Mittel“: Fundraising für Gartendenkmale 24 Steffen Skudelny Grundlagen der steuerlichen Abschreibung 33 Andreas Jardin
Forschungsprojekt zur Erhaltung historischer Buitenplaatsen der Provincie Limburg 38 Marion Ellen Plieger Schlosspark Egeskov – vom historischen Park zur internationalen Attraktion 48 Henrik Neelmeyer Fachliche Beratung von privaten Gartenbesitzerinnen und -besitzern in der Schweiz – ein Erfahrungsbericht 53 Brigitte Frei-Heitz Autorenverzeichnis 62
Grußwort Andrea Pufke, Landeskonservatorin und Leiterin des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland Meine sehr geehrten Damen zu sein. In einer Zeit schwindender und Herren, Mittel läuft besonders das gestal- liebe Gartenfreunde tete Gartenerbe Gefahr, nur noch als pflegeleichtes Grün behandelt zum achten Mal treffen wir uns zur zu werden. Das ist in Schloss und Informations- und Fortbildungsver- Park Dyck nicht so! Umso wichti- anstaltung zu den „Historischen ger ist es, dass wir uns heute über Gärten und Parks in privater Hand“. verschiedene Erhaltungs- und Si- In diesem Jahr tagen wir hier im cherungsstrategien für dieses Erbe wunderschönen Schloss Dyck, um verständigen. über das lebendige Gartenerbe un- sere Erfahrungen auszutauschen. Ich danke der Deutschen Ge- Ich begrüße Sie alle im Namen des sellschaft für Gartenkunst und LVR-Amtes für Denkmalpflege im Landschaftskultur e.V., Frau Dr. Rheinland sehr herzlich und freue Hombach, sowie dem Rheinischen mich, dass auch die diesjährige Ta- Verein für Denkmalpflege und Land- gung wieder so viele Interessierte schaftsschutz, Herrn Mertens, sehr und Gartenbegeisterte angespro- herzlich für Ihre Unterstützung und chen hat. die hervorragende Zusammenar- beit für diese Tagung. Mein ganz Schloss Dyck mit seinem Zentrum persönlicher Dank gilt meinen Kol- für Gartenkunst und Landschafts- leginnen im Amt, die die Tagung so kultur sowie seinem herrlichen großartig inhaltlich und strukturell Landschaftsgarten ist ein idealer organisiert haben: Herzlicher Dank Ort, um über die rein praktische Frau Engelen und Frau Trimborn! Erhaltung historischer Gärten zu diskutieren und darüber hinaus Und abschließend danke ich Ihnen, auch für das Verständnis für den Herr Spanjer, als Vorstandsvorsit- Zeugniswert dieser lebenden Denk- zenden der Stiftung Schloss Dyck, male zu werben. Dass Parks und dass Sie uns so großzügig Schloss Gärten einer kontinuierlichen Pfle- und Park Dyck für unsere gemein- ge bedürfen, um ihr besonderes Er- same Veranstaltung geöffnet haben. scheinungsbild zu erhalten, scheint, Aus meiner Tätigkeit im Stiftungsrat wie auch die Frage nach dem finan- von Schloss Dyck weiß ich, dass Sie ziellen Rückhalt für diese Pflege nur mit jedem Cent rechnen müssen. vordergründig selbstverständlich Dass wir hier heute kostenfrei sein 7
dürfen, weiß ich sehr zu schätzen. des LVR-Amtes für Denkmalpflege Immerhin tun wir etwas für die Be- im Rheinland“ erschienen und steht sucherstatistik. Ihnen hier kostenfrei, aber auch als Download auf unserer Homepage Abschließend will ich Ihnen die zur Verfügung. frisch erschienene Tagungsdoku- mentation unserer letzten Garten- Ich wünsche uns allen interessan- tagung auf der Festung Ehrenbreit- te Vorträge und gute Gespräche, stein in Koblenz kurz präsentieren. vielen Dank für Ihre Aufmerksam- Sie ist in der Reihe der „Mitteilungen keit! Jüchen, Schloss Dyck, Parkanlage mit der Orangerieparterre im Hintergrund. Foto: Silvia Margrit Wolf, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. 8
Grußwort Jens Spanjer, Vorstand der Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur Ich freue mich, Sie zur Informations- dung der Stiftung im Jahre 1999 ein veranstaltung Lebendiges Garten- Parkpflegewerk beauftragt wurde. erbe – Historische Gärten in privater Hand begrüßen zu dürfen. Vor diesem Hintergrund freue ich mich besonders, dass Schloss Dyck Ich bedanke mich insbesondere als Veranstaltungsort gewählt wur- beim LVR-Amt für Denkmalpflege de und die Stiftung Schloss Dyck im Rheinland, bei der Deutschen bei der Programmgestaltung mit- Gesellschaft für Gartenkunst und wirken konnte. Ich hoffe, dass Sie Landschaftskultur e.V. (DGGL Rhein- heute nicht nur positive Beispiele land) und beim Rheinischen Ver- aus den Nachbarländern kennen- ein für Denkmalpflege und Land- lernen, sondern auch etwas über schaftsschutz e.V., die gemeinsam unsere Stiftung und die Anlagen in die Initiative für diese wichtige Ver- Schloss Dyck erfahren. anstaltung ergriffen haben. Die gro- ße Teilnehmerzahl bestätigt, dass Mit der Gründung der Stiftung der Umgang mit historischen Gärten Schloss Dyck konnte auch deshalb ein Thema ist, das auch heute viele ein zukunftsweisender Weg für private Besitzer beschäftigt. eine Kultureinrichtung beschritten werden, weil öffentliche und private Die Zukunft des fast 50 ha gro- Stifter gemeinsam ein Projekt ent- ßen bis dahin privaten Englischen wickelt haben, das bis heute einiges Landschaftsgartens in Schloss an Erfolgen vorzuweisen hat. Mit Dyck war vor rund 15 Jahren alles der Stiftungsgründung und dem andere als gesichert. Das Beispiel Stiftungszweck Zentrum für Gar- der daraufhin gegründeten Stiftung tenkunst und Landschaftskultur Schloss Dyck zeigt, dass es sich war die Idee verbunden, eine Ein- lohnt, zukunftsfähige Konzepte zu richtung zu schaffen, die nach einer entwickeln. Immerhin war es das Aufbauphase ohne regelmäßige Zu- LVR-Amt für Denkmalpflege im schüsse für den laufenden Betrieb Rheinland, das die Idee der Stif- auskommt. tung Schloss Dyck als Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur Dieses Ziel kann heute als weitest- Ende der 1990er Jahre erstmalig gehend erreicht betrachtet werden, formuliert hat und sich zudem dafür obwohl die Erträge aus der Verzin- eingesetzt hat, dass noch vor Grün- sung des Stiftungskapitals in den 9
letzten Jahren kontinuierlich und den Heritage Network, aufbauen für viele Stiftungen bedrohlich ge- können, ein ursprünglich von der sunken sind. Europäischen Union gefördertes Netzwerkprojekt für Parks und Besucherzahlen und selbst er- Gärten, das heute auch in enger wirtschaftete Erträge der Stiftung Zusammenarbeit mit dem Land- Schloss Dyck haben sich bei uns schaftsverband Rheinland stetig in den letzten Jahren zunehmend wächst. Wir werden heute einige positiv entwickelt. Gelungen ist die- Beispiele aus dem Netzwerk ken- ses, weil es Stifter und Stiftung ge- nenlernen, und ich hoffe, dass Sie meinsam geschafft haben, Schloss von den Erfahrungen anderer ge- Jüchen, Schloss Dyck, Dyck regional, überregional und nauso profitieren werden, wie wir es Orangerieparterre. auch international gut zu positio- in den letzten Jahren getan haben. Foto: Silvia Margrit nieren. Internationale Bekanntheit Wolf, LVR-Amt für hat die Stiftung Schloss Dyck über Denkmalpflege im ein weit verzweigtes Europäisches In diesem Sinne wünsche ich allen Rheinland. Gartennetzwerk, das European Gar- eine erfolgreiche Tagung. 10
Grußwort Rita Hombach, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. Landesverband Rheinland Meine sehr geehrten Damen und besteht. Die heutigen Beiträge aus Herren, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark sollen uns zeigen, welche ich begrüße Sie herzlich im Namen Maßnahmen in den Nachbarländern der Deutschen Gesellschaft für Gar- ergriffen werden, um zur Erhaltung, tenkunst und Landschaftskultur Pflege und Entwicklung unseres (DGGL) Rheinland. Wir freuen uns Gartenerbes beizutragen. sehr, die nunmehr achte Informa- tions- und Fortbildungsveranstal- Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, tung „Historische Gärten und Parks einen historischen Garten in seiner in privater Hand“ wieder mit gestal- Substanz und in seiner Gestaltungs- ten und unterstützen zu dürfen. konzeption für die Nachwelt zu be- wahren – gerade auch im Hinblick Die Förderung der Gartenkultur ist auf die reduzierten Denkmalför- seit der Gründung der DGGL im Jahr dermittel. Doch nach wie vor gibt 1887 eines ihrer wichtigsten Ziele. es finanzielle Möglichkeiten bei der Als gemeinnütziger, bundesweit Unterhaltung denkmalgeschützter tätiger Verein, dessen Mitglieder Gärten und Parks. Zwei Tagungsbei- ehrenamtlich tätig sind, setzen träge werden sich heute mit dieser wir uns unter anderem für die Er- Thematik auseinandersetzen. haltung von historischen Gärten und Parks ein, unterstützen den Da der internationale Austausch Austausch und die Vermittlung bei der diesjährigen Tagung einen von Fachwissen und fördern das thematischen Schwerpunkt bildet, Bewusstsein für den Wert unseres bot sich Schloss Dyck mit seinen gartenkulturellen Erbes. Hierfür europaweiten Aktivitäten als Ver- ist die Veranstaltungsreihe des anstaltungsort besonders an. Ge- LVR-Amtes für Denkmalpflege im nannt sei hier nur das Projekt des Rheinland ein besonders geeignetes europäischen Gartennetzwerkes – Instrument. In ihrer Konzeption zur European Garden Heritage Network gezielten fachlichen Unterstützung (EGHN) – mit seiner stetig anwach- von Privateigentümern ist sie ein- senden Zahl von Partnern. Als wir im zigartig in Deutschland und die seit letzten Jahr mit den Vorbereitungen Jahren konstant hohen Teilnehmer- begannen, wussten wir allerdings zahlen machen deutlich, dass ein noch nicht, dass Jens Spanjer heute Bedarf vorhanden ist und Interesse zwei Veranstalter vertreten würde: 11
als Vorstand die Stiftung Schloss Gärten im Stil des Englischen Land- Dyck und außerdem die DGGL, zu schaftsgartens in Europa. deren Präsident er vor drei Wochen gewählt wurde. Hierzu noch einmal Wichtige Impulse wirken oft grenz- unseren herzlichen Glückwunsch! überschreitend. In der Gartenkunst- geschichte verbreiteten sich bei- Der Austausch zwischen den Län- spielsweise neue Stilrichtungen weit dern spielt jedoch nicht nur aktuell, über ihr Ursprungsland hinaus, wie sondern auch bereits in der Entste- der Italienische Renaissancegarten, hungsgeschichte des Parks von der Französische Barockgarten oder Schloss Dyck eine zentrale Rolle. der Englische Landschaftsgarten. Sein Begründer, Fürst Joseph zu In jüngster Zeit werden in Deutsch- Salm-Reifferscheidt-Dyck (1773– land entwickelte, innovative Kon- 1861), ein anerkannter Botaniker, zepte der Pflanzenverwendung als verfügte über ein internationales „New German Garden Style“ im Aus- Netzwerk für den Austausch von land rezipiert. In der Gartendenk- Wissen und von Pflanzen, das er zum malpflege stellte zum Beispiel das Aufbau seines Botanischen Gartens Internationale Komitee für Histo- nutzte. Seine Ehefrau, die französi- rische Gärten ICOMOS-IFLA 1981 sche Schriftstellerin Constance de mit der „Charta von Florenz“ die Salm (1767–1845), die in Paris einen Weichen für einen neuen Umgang literarischen Salon führte, wirkte an mit historischen Gärten und Parks. der Gartengestaltung mit. Als Land- schaftsarchitekt verpflichteten sie Damals wie heute kann das Ge- Thomas Blaikie (1751–1838), einen spräch mit dem Nachbarn und der gebürtigen Schotten, der als Pflan- Blick über den Gartenzaun inspi- zensammler die Alpen bereist und rieren, bereichern und die Sicht in Frankreich viele Gärten gestaltet weiten. So bin ich gespannt auf hatte. So entstand in Zusammenar- die heutigen Beiträge aus dem In- beit mit rheinischen Gärtnern und und Ausland und freue ich mich auf Pflanzenspezialisten einer der be- neue Erkenntnisse und anregende deutendsten privaten Botanischen Gespräche. Vielen Dank. Jüchen, Schloss Dyck, Magnolienwiese in der Parkanlage. Foto: Jürgen Gregori, LVR- Amt für Denkmalpfle- ge im Rheinland. 12
Die Entwicklung der Stiftung Schloss Dyck Jens Spanjer Im 19. Jahrhundert beauftragte 1991 ging die mehr als 900-jährige Fürst Joseph zu Salm-Reiffer- Geschichte des Hauses Dyck zu- scheidt-Dyck den schottischen nächst in eine ungewisse Zukunft. Landschaftsarchitekten Thomas Die Weitsicht und das gartenkul- Blaikie damit, seine europaweit turelle Interesse der damaligen einzigartige Sammlung von Pflan- Erbin von Schloss und Park Dyck, zen einer Ordnung zuzuführen. In Marie-Christine Gräfin Wolff Met- den Jahren 1819 und 1820 entstand ternich, der ältesten Tochter von der Englische Landschaftsgarten Fürstin Cecilie, führten 1999 zur in Schloss Dyck, der rund um die Gründung der Stiftung Schloss Schlossanlage als Gesamtkunst- Dyck. Auf Grundlage eines Kon- werk bis heute vollständig erhal- zeptes des Landschaftsverbandes 1. Jüchen, Schloss ten blieb. Rheinland traten das Land Nord- Dyck. Blickachse als rhein-Westfalen, der Rhein-Kreis dem Landschaft- Mit dem Tode von Fürstin Cecilie zu Neuss, die Gemeinde Jüchen, der garten. Foto: Jens Salm-Reifferscheidt-Dyck im Jahr Landschaftsverband Rheinland und Spanjer. 13
später die Sparkasse Neuss sowie Wichtige Aktivitäten der mehr als die RWE AG dieser Idee bei. 10-jährigen Aufbauphase der Stif- tung waren die Landesgartenschau Mit dem Stiftungszweck „Zentrum 2002 mit der Präsentation neuer für Gartenkunst und Landschafts- moderner Gärten in Zusammen- kultur“ sollte das gartenkulturelle hang mit der Inwertsetzung des Erbe von Schloss Dyck gesichert Englischen Landschaftsgartens werden und vor allem eine an die und die Eröffnung von Ausstel- Historie anknüpfende inhaltliche lungen zur Gartenkunst im Jahr Funktion bekommen. Bereits bei 2003 in den bis dahin sanierten der Stiftungsgründung stand der Schlossbereichen. Die rund 70 ha Grundsatz fest, dass nach einer Park- und Gartenanlagen und Anfangsfinanzierung mit öffentli- die Ausstellungsbereiche auf den chen Mitteln ein sich selber tra- Schlossinseln bilden die Basis des gender Stiftungsbetrieb aufzubauen heutigen Zentrums für Gartenkunst sei. Jetzt, wo die in erster Linie mit und Landschaftskultur in Schloss Mitteln des Landes Nordrhein- Dyck. Zusätzlich stützen regionale, Westfalen und des Rhein-Kreises landesweite, nationale und interna- Neuss geförderte Sanierung von tionale Projekte zur Gartenkultur, Schloss und Park weitestgehend wie z. B. die Offene Gartenpforte 2. Jüchen, Schloss abgeschlossen sind, ist auch das im Rheinland, die Landesarbeits- Dyck. Orangeriepar- Ziel der sich selber tragenden gemeinschaft Gartenrouten NRW terre mit Rasenachse. Kultureinrichtung in Schloss Dyck und die Gründungsmitgliedschaf- Foto: Jens Spanjer. weitestgehend erreicht. ten in der Straße der Gartenkunst 14
zwischen Rhein und Maas sowie kulturpädagogische Programme im Gartennetz Deutschland, die und durch Veranstaltungen, wie Funktion des Zentrums. Eines der die nächtliche „Illumina“ im Park wichtigsten Projekte des Zentrums und die etablierte Oldtimerveran- für Gartenkunst und Landschafts- staltung Classic Days, durch Kon- kultur ist die seit 2003 betriebene zertreihen, durch die Gartenlust und Entwicklung des Europäischen die Schlossweihnacht erweitert und Gartennetzwerkes EGHN (European machen Architektur und Schlossat- Garden Heritage Network). mosphäre für viele Zielgruppen erlebbar. Darüber hinaus werden Im Rahmen des von der Stiftung ge- in Verbindung mit der Gastrono- tragenen Netzwerks wird neben der mie Räume für gesellschaftliche Präsentation von inzwischen weit Veranstaltungen und Tagungen mehr als 150 Gärten seit 2010 der angeboten. Europäische Gartenpreis in drei Kategorien jährlich verliehen. An Wichtigste Aktivität der Stiftung Fachveranstaltungen haben sich die Schloss Dyck bleibt aber der Be- jährlich stattfindende Baumpraxis sucherbetrieb, der das kulturelle und ein Parkmanagementsym- Erbe von Schloss Dyck erlebbar posium etabliert. Parallel zu den macht. Ein Besuch der sanierten genannten Projekten wurde durch Schlossanlage mit Kapelle, Vor- eine stetige Steigerung von Qualität burgen, Wirtschaftshof und der und Angeboten in Park und Gärten Orangeriehalbinsel sowie des Parks vor allem ein erfolgreiches, viele und der Gartenanlagen gewährt Besucher anziehendes Veranstal- nicht nur einen Blick in vergange- tungsprogramm entwickelt. ne Jahrhunderte, sondern auch in die zeitgenössische Garten- und Gestartet ist die Stiftung mit einer Landschaftskultur. Zum Schutze Besucherzahl von 31.000 Besuchern des im Volksmund „Dycker Länd- im Jahr 2001. Im Jahr 2003, dem chen“ genannten Territoriums, ersten Jahr nach der Landesgar- das bis heute als einzigartiges tenschau, lag die Besucherzahl Stück Kulturlandschaft erkennbar bei 78.000. Heute besuchen mehr ist, existierte nämlich schon 1094 als 200.000 Besucher Park, Gär- eine einfache Befestigungsanlage. ten, Schloss, Ausstellungen und Nach der erheblichen Beschädigung Veranstaltungen in Schloss Dyck. im 30-jährigen Krieg entstand an Bei der Steigerung der Besucher- ihrer Stelle die heutige repräsen- zahl spielten nicht nur die Qualität tative frühbarocke Residenz, die im von Gärten, Park und Ausstellun- ausgehenden 18. Jahrhundert zur gen eine Rolle, ebenso wichtig war Rokoko-Residenz höchsten Ranges ein äußerst intensives Marketing, avancierte. Die als museale Einrich- welches durch medienwirksame tung zugänglichen Räume beeindru- Veranstaltungen unterstützt wurde. cken mit feinsten Tapeten, Decken- gemälden und Stuckarbeiten. In der Die Angebote von Park, Gärten Schlossbibliothek erzählen biblio- und Ausstellungen werden durch phile Kostbarkeiten im Rahmen von 15
3. Jüchen, Schloss Dyck. Blick vom Teehausgarten zum Schloss. Foto: Jens Spanjer. Dauer- und Wechselausstellungen sich seinen Besuchern dank einer deren wechselvolle Geschichte. behutsamen Restaurierung Anfang Liebhaber der Fotografie können des 21. Jahrhunderts wieder in sei- sich im Hochschloss an jährlich nem ursprünglichen Zustand: ge- wechselnden Ausstellungen groß- schwungene Waldwege und schat- formatiger zeitgenössischer Land- tige Alleen, weite Wiesen, sanft schaftsfotografien unter dem Titel modellierte Hügel und Wasserflä- Gartenfokus erfreuen. chen, Baumgruppen und Solitäre von seltener Größe und Schönheit. Der rund 53 ha große, malerische Neben einer Hortensiensammlung, Englische Landschaftsgarten, in die mit 350 Sorten aus vielen Teilen dem noch Bäume aus dem 18. Jahr- der Erde zu den größten Deutsch- hundert zu finden sind, präsentiert lands zählt, schaffen weitere saiso- 16
nale Blüherlebnisse ein abwechs- Parkpflegewerkes nachzudenken. lungsreiches Farbenspiel zu jeder Dieses auch vor dem Hintergrund, Jahreszeit. dass durch weitere Archivarbeiten der Stiftung von Zeit zu Zeit neue Angelegt wurde der Park zwischen Erkenntnisse über Details, früherer 1820 und 1835 im Geiste der Auf- Planungen und Maßnahmen gewon- klärung. Mit der Gestaltung beauf- nen werden. tragte der damalige Schlossherr und passionierte Botaniker und Kontraste zum historischen Park Pflanzensammler, Fürst Joseph bilden die Themen- und Mustergär- zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, den ten in der Gartenpraxis am Park- schottischen Gartenarchitekten eingang. Die von Landschaftsar- Thomas Blaikie. chitekten und Landschaftsgärtnern angelegten Schaugärten bieten Be- Die Sanierung der denkmalge- suchern Tipps und Anregungen für schützten Parkanlage erfolgte in die Gestaltung des eigenen Haus- enger Abstimmung mit der Gar- gartens. Ergänzend dazu zeigt das tendenkmalpflege und nach einem 24 ha große Dycker Feld entlang Ende der 1990er Jahre erstellten einer 200-jährigen Esskastanienal- Parkpflegewerk. Mittlerweile ist lee zwischen Schloss und Nikolaus- ein Großteil der im Parkpflege- kloster erlebbare und großräumig 4. Jüchen, Schloss werk beschriebenen Maßnahmen angelegte Landschaftsarchitektur Dyck. Tulpenwiese umgesetzt, und es wäre an der mit weiten Rasenachsen in einem Blickachse. Foto: Zeit, über eine Fortschreibung des Meer aus Chinaschilf. Jens Spanjer. 17
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Europäisches Gartennetzwerk – European Garden Heritage Network (EGHN) Jens Spanjer Die Geschichte der Gartenkunst lung zeitgenössischer Gärten und in Europa ist seit Jahrhunderten Parkanlagen in fast allen Ländern durch einen intensiven Austausch Europas ein angesagtes Thema. In kultureller Strömungen geprägt. der Regel stehen dabei heute eher Beispiele hierfür lassen sich in soziale Aspekte in urbanen Zu- nahezu allen gartenkünstlerischen sammenhängen oder Ansätze zur Stilrichtungen finden. Besonders Förderung der Biodiversität und gut ist dies an den Englischen des Klimaschutzes im Vordergrund. Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts ablesbar. Diese Ob Neuanlage oder das Wiederent- verbreiteten sich in fast allen Tei- decken und Restaurieren histori- len Europas. Interessant ist, dass scher Anlagen, eine Stärkung des sich dabei ganz unterschiedliche Bewusstseins für die kulturelle Be- Ausprägungen entwickelten, je deutung unserer Parks und Gärten nach politischen, kulturellen oder fördert die europäische Gartenkul- klimatischen Bedingungen sowie tur. Netzwerke helfen dabei, eigene nach Auftraggeber und Zeitpunkt Potentiale zu erkennen, durch den der jeweiligen Gestaltung. Die Zeit Erfahrungsaustausch in Pflege, der Aufklärung brachte nicht nur Weiterentwicklung, Management neue Gestaltungsideen. Beeinflusst und Vermarktung voneinander zu durch Bildungs- und Entdeckungs- lernen, Entscheidungsträger zu reisen sowie die Sammelleiden- überzeugen oder schlichtweg mehr schaft für Pflanzen aus aller Welt Besucher zu erreichen. hielt eine beeindruckende neue Pflanzenvielfalt Einzug in unsere Mit diesen Zielen wurde das Euro- Gärten und Parks. päische Gartennetzwerk – European Garden Heritage Network (EGHN) Die Einflüsse dieser Entwicklung zwischen 2003 und 2008 im Rahmen reichen bis in die heutige Land- eines von der Europäischen Union schaftsarchitektur. Selbst wenn geförderten INTERREG-Projekts wir den Begriff der Gartenkunst ins Leben gerufen und entwickelt. für aktuelle Planungen nicht länger Neben der oben beschriebenen Seite gegenüber: verwenden und auch der Umgang Netzwerkidee sollte eine besu- 1. Dänemark, mit der pflanzlichen Vielfalt heute cherorientierte Informationsver- Schlosspark Egeskov. weniger mutig erscheint als noch mittlung im Vordergrund stehen. Foto: Schlosspark vor 200 Jahren, ist die Entwick- Hierzu wurden unter anderem re- Egeskov. 19
2. England, Tatton gelmäßig Plakate und Informations- Erläuterung mit Wissenswertem Park. Foto: Jens broschüren gedruckt und gemein- zur Geschichte, zu dendrologischen Spanjer. same Messeauftritte organisiert. Besonderheiten, zu Blühereignis- Darüber hinaus wurden überge- sen etc., zur umgebenden Kultur- ordnete mehrsprachige Konzepte landschaft oder zu Eintrittspreisen für Besucherleitsysteme in Parks und Führungsangeboten. Insgesamt und Gärten sowie Bildungsangebote wird das EGHN damit zu einer gar- für Schulen entwickelt. tentouristischen Plattform mit ho- hem Informationsgehalt, die den Zentrales Element des EGHN war Zugang in die Gartenregionen ent- und ist jedoch ein mehrsprachiger weder über regionale Gartenrouten, Internetauftritt (www.eghn.eu), über interaktive Karten oder über der die Anlagen des Netzwerks Themenbereiche ermöglicht. Das international präsentiert.1 Für die Neue an der damaligen Projekt- Besucher der Anlagen sind damit idee war, dass diese Themen über Informationen abrufbar, die über die klassischen Bereiche der Gar- den Informationsgehalt üblicher tenkunstgeschichte hinausgehen Gartenreiseführer hinausgehen. sollten. So finden Besucher heute So findet man neben einer allge- den Zugang zu den Gärten nicht nur meinen Einführung (Prolog) für geografisch oder über die Geschich- jeden Garten eine ausführliche te der Gartenkunst, sondern auch 20
über Themen wie „Gärten berühm- Während der EU-geförderten Auf- ter Persönlichkeiten“, „Fruchtbare bauphase war das Europäische Gärten“, „Zeitgenössische Gärten“ Gartennetzwerk auf England, und „Grüne Stadtentwicklung“. Frankreich, Belgien, Niederlande und Nordwestdeutschland be- Ansatz des EGHN ist es, einen ganz- schränkt. Nach 2008 wurde es in der heitlichen Blick auf die Gartenkunst Trägerschaft der Stiftung Schloss zu richten, also auch zeitgenössi- Dyck mit Sitz in Jüchen nahe Düs- sche Anlagen zu präsentieren und seldorf weiterentwickelt. So sind nicht nur die großen, sondern auch heute rund 190 Gärten aus 14 Län- die kleineren, oft versteckt liegen- dern Europas Partner in dem sich den und geheimnisvollen Anlagen mittlerweile selber tragenden Netz- erlebbar zu machen. Das EGHN ist werk zusammengeschlossen und nicht, wie manchmal vermutet, als die internationale Netzwerkarbeit Netzwerk zur Gartendenkmalpflege wird langsam, aber kontinuierlich angelegt. Auch wenn viele der An- ausgebaut. lagen des EGHN Gartendenkmäler und einige sogar Weltkulturerbe- Mit dem Projekt Hybrid Parks hat stätten sind, ist das Netzwerk in sich von 2012 bis 2014 ein Teil der erster Linie ein Zusammenschluss Partner im Rahmen eines von der 3. Frankreich, Gärten von Eigentümern und Betreibern Europäischen Union geförderten IN- von Kerdalo in der einzelner Anlagen sowie von garten- TERREG-Projekts intensiv mit neu- Bretagne. Foto: Jens touristisch bedeutsamen Regionen. en Anforderungen und Nutzungen Spanjer. 21
für Parks und Gärten in Europa be- Abschließend ist festzuhalten, schäftigt. Im Vordergrund standen dass der Erfolg eines Netzwerkes hier soziale, kulturelle und ökologi- immer auch von den Aktivitäten der sche Fragestellungen im Umgang Netzwerkpartner abhängig ist. Wie mit Parks und Gärten.2 vermutlich in jedem Netzwerk, gibt es auch im EGHN eine große Zahl Seit dem Jahr 2010 verleiht das eher passiver Partner im Verbund EGHN jährlich den Europäischen mit einzelnen Partner, die das Netz- Gartenpreis in vier Kategorien.3 Eine werk sehr aktiv für sich nutzen. Für international besetzte Jury bewertet Letztere gibt es äußerst positive dabei die „beste Weiterentwicklung Beispiele, die von Mitarbeiterqua- eines historischen Gartens“, das lifizierungen durch Austausch von „innovativste Konzept oder Design Fachkräften über gemeinsame Prä- eines zeitgenössischen Gartens“, sentationen auf Messen und Flower das „beste großräumige Grünkon- Shows, Konferenzen und Workshops zept“ und entscheidet über einen bis hin zu praktischen Fragen der Sonderpreis der Stiftung Schloss Pflege von besonderen Gartensitua- Dyck mit jährlich wechselndem tionen reichen. Schließlich bietet das Themenschwerpunkt. Netzwerk auch die Möglichkeit, die Gartenkultur in Europa touristisch Nicht zuletzt dank des Europäischen zu erkunden. Immerhin reicht das Gartenpreises werden stets neue EGHN mit seinen rund 190 Partnern Gärten oder Gartenregionen in Eu- von den Sommergärten in Sankt ropa auf das EGHN aufmerksam und Petersburg bis nach Monserrate treten dem Netzwerk bei. Im Jahr im portugiesischen Sintra oder von 2014 nutzte die Bretagne das EGHN Arley Hall in Cheshire bis zur Villa dazu, eine gartentouristische Route Bardini in Florenz. zu entwickeln und diese mehrspra- chig auf der EGHN Website zu platzie- Und es gibt nicht nur bekannte und ren und in der Reihe der regionalen bereits gut erschlossene Garten- Gartenführer zu publizieren.4 Im Jahr kultur mit herausragenden Gärten 2016 führte die schwedische Regi- wie Hestercombe, Egeskov, Het Loo on um Göteborg das internationale oder Herrenhausen zu entdecken. Gartenfestival „Gothenburgs Green Ein Ansatz des EGHN ist es, auch World“ durch und präsentierte dabei Gärten mitzunehmen, die erst am vier ganz unterschiedliche Gärten im Anfang eines Weges stehen. Ein Bei- Rahmen des EGHN.5 Insgesamt sind spiel hierfür ist die noch recht junge von 2014 bis 2016 rund 30 Gärten aus Anlage des Schlesischen Botani- sechs Ländern dem EGHN Netzwerk schen Gartens in Mikolów, Polen. beigetreten. Ein Wachstumstempo, Ein botanischer Garten neuen Stils, welches im Sinne der Projektträ- welcher die Idee einer ganzheitli- ger ist, zumal die Stiftung Schloss chen Umweltbildung vorbildlich um- Dyck als gemeinnütziger Träger des setzt. Die Gärten von Kerdalo in der Netzwerkes keine wirtschaftlichen Bretagne sind ein bemerkenswertes Interessen mit dem EGHN verfolgen Beispiel dafür, wie es gelingen kann, muss. einen außergewöhnlichen Künstler- 22
4. Portugal, Palast und Park von Mon- serrate. Foto: Jens Spanjer. garten in eine gesicherte Zukunft zu ten seinen Beitrag leisten. Wichtig führen. In Georgien wiederum war ist, dass diejenigen, die sich um die das EGHN im Jahr 2016 über eine Gartenkultur bemühen, „an einem Tagung daran beteiligt, das Potential Strang ziehen“ und sich für unsere nahezu vergessener Gärten entlang Parks und Gärten einsetzen. Gar- der ehemaligen Seidenstraße auf tenkunst in Europa ist ein Stück die kulturpolitische und touristische kulturelle Identität unseres so viel- Agenda des Landes zu heben. fältigen Kontinents. Deshalb bleibt zu hoffen, dass das Jahr 2018, als Die Gartenkunst in Europa ist viel- „Europäisches Jahr des kulturel- fältig, und es gibt noch Vieles zu len Erbes“ der Europäischen Union, entdecken und weiterzuentwickeln. auch den Blick für die Gartenkunst Das EGHN wird hierzu auch in Zu- schärft und so Impulse setzt, die kunft im Rahmen seiner Möglichkei- weit in die Zukunft ausstrahlen. Anmerkungen 1 URL: http://www.eghn.org 3 URL: http://eghn.org/gartenpreis. (11.01.2017) html (11.01.2017) 2 URL: http://www.hybridparks.eu 4 URL: http://eghn.org/bretagne. (11.01.2017) und Hybrid Parks Fi- html (11.01.2017) nal Report, Stiftung Schloss Dyck, 5 URL: http://www.gothenburg- Oktober 2014. greenworld.com (11.01.2017) 23
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„Grüne Mittel“: Fundraising für Gartendenkmale Steffen Skudelny Überblick über die Arbeit und regional gegliederte Themen Seite gegenüber: der Deutschen Stiftung der Denkmalpflege. Bei den Stif- 1. Bornim, Blick vom Denkmalschutz und ihres tungserrichtungen können im We- Senkgarten zum Stiftungszentrums sentlichen drei Motive beobachtet Wohnhaus Foerster. Die Deutsche Stiftung Denkmal- werden: Foto: M.-L. Preiss, schutz wurde 1985 als private Stif- • Persönliche Wünsche und Deutsche Stiftung tung gegründet. Ziel ist es, Mittel Vorstellungen der Stifter; Denkmalschutz für die Förderung des Erhalts von • Initiativen, die dem Bedarf von (DSD). Kulturdenkmalen zu sammeln. Seit Orten und Projekten folgen; Stiftungsgründung konnten für die- • Aufrufe der Deutschen Stiftung sen Zweck 500 Mio. Euro eingesetzt Denkmalschutz nach strategi- und zahlreiche Menschen für die schen Kriterien. Anliegen des Denkmalschutzes begeistert werden. Die Stiftung Bis heute wurden weit über 200 entwickelte sich zur größten Bür- Treuhandstiftungen unter dem gerinitiative in Deutschland für den Dach der Deutschen Stiftung Denk- Denkmalschutz und wird wesentlich malschutz gegründet. Sie werden durch Spenden getragen. hier betreut und im Rechts- und Geschäftsverkehr vertreten. Aus Schon nach den ersten Förder- der engen Zusammenarbeit mit jahren wurde erkannt, dass die den Stiftern und Sponsoren erge- Instandsetzung der Baudenkmale ben sich oft erfreuliche Perspek- nur dann nachhaltig greift, wenn tiven für Projekte und Themen des eine regelmäßige Anschlussförde- Denkmalschutzes, so auch für die rung in kleinem Umfang erfolgt, um Gartendenkmalpflege. Exempla- Wartungs- und Pflegemaßnahmen risch sollen hier zwei Initiativen sicherzustellen. Nur so ist gewähr- vorgestellt werden: leistet, dass die Objekte nicht aus dem Blickfeld geraten und dauer- Die Gemeinschaftsstiftung haft vernachlässigt werden. Historische Gärten in der Deut- schen Stiftung Denkmalschutz Die Deutsche Stiftung Denkmal- Die Gemeinschaftsstiftung Histori- schutz gründete ein Stiftungszen- sche Gärten in der Deutschen Stif- trum zur Beratung und Betreuung tung Denkmalschutz ist eine kleine, von Stiftungsinitiativen für einzel- aber bundesweite „Bürgerstiftung ne Denkmale sowie für thematisch für die Gartendenkmalpflege“. Sie 25
wurde 2001 gegründet. Ihr Kapital 3.000–10.000 Euro. Aus der Er- wuchs durch über 300 Zustifter auf kenntnis heraus, dass viele Gar- nahezu 700.000 Euro an. tendenkmalprojekte maßgeblich nur durch das große Engagement Seit der Gründung förderte die Ge- der Eigentümer und ehrenamtlicher meinschaftsstiftung Historische Gruppen erhalten werden können, Gärten bei 40 Projekten die Nach- folgt sie weitgehend dem Prinzip der pflanzung und Ergänzung von Ge- „Belohnungsförderung“. Vorbildli- hölzbeständen und Stauden, die che Initiativen erhalten eine Förde- Rekonstruktion historischer Park- rung für ein besonderes Teilprojekt, ausstattung, z. B. Bänke, Brücken, das ein Etappenziel darstellt, vor Ort Wege, Pavillons, Statuen, die För- derzeit aus eigener Kraft aber kaum derung der Verfassung von Park- erreicht werden kann. Die Förde- pflegewerken und die Beteiligung rung steht als Symbol für die Aner- an einzelnen Pflegeschritten, z. B. kennung der Initiative. Wesentliches Ausastungsarbeiten und Baumver- Element ist die Wertschätzung und jüngungen. Auszeichnung für das Geleistete. 2. Bornim, Wohnhaus Prinzipien der Gemeinschafts- Erreichen der Zielgruppen Foerster. Blick vom stiftung Historische Gärten Die Gemeinschaftsstiftung Histo- Senkgarten zum Die Gemeinschaftsstiftung His- rische Gärten steigert durch die Frühlingsweg. Foto: torische Gärten fördert mit recht strategische Auswahl erfolgreicher Hans Bach, DSD. kleinen Beträgen in Höhe von Initiativen ihren Bekanntheitsgrad. 26
Sie berichtet begleitend in verschie- Erbschaftsfundraising. Das Thema denen Medien, zunächst in dem Garten, Park und gestaltete Natur Förderermagazin „Monumente“ der überzeugt viele Förderer, die ihr Deutschen Stiftung Denkmalschutz Testament ganz oder teilweise im Rahmen einer bereits für den dem Thema Denkmalerhalt wid- Bereich Kultur- und Denkmalpfle- men wollen. Die Beträge, die aus ge identifizierten Zielgruppe. Die Nachlässen gewonnen werden, sind Resonanz ist entsprechend gut. durchschnittlich sehr viel höher als Weitere Versuche erfolgen über lebzeitige Zuwendungen. Der Ver- die thematische Ansprache durch mögensanfall von Nachlässen liegt Veröffentlichungen in Gartenmaga- in der Regel deutlich nach dem Zeit- zinen. Der Erfolg ist mäßig. punkt ihrer Widmung, was aber für Stiftungen, die einen Ewigkeitsge- Die Bindung von Aktivitäten unmit- danken innehalten, nicht problema- telbar an die Projekte ist hingegen tisch ist. Viele potentielle Erblasser recht erfolgsversprechend. Die beginnen ihr Engagement in kleine- Auslage von Streuprodukten wie rem Umfang lebzeitig und begleiten Faltblättern und Lesezeichen und die Tätigkeit intensiv. die Anbringung von Fördertafeln an den Projekten führen regelmäßig Struktur der Einnahmen zu positiven Rückläufen. Pressear- 80 % der Einnahmen kommen beit anlässlich des Abschlusses der aus Groß- und Topspenden, 20 % Förderung führt zu interessierten setzen sich aus einer Vielzahl von Rückfragen. Kleinspenden zusammen. Eine überregionale Initiative wie die Den größten Erfolg bezogen auf die Gemeinschaftsstiftung Historische Anzahl und Höhe von Zuwendungen Gärten wird von den Förderern als bringen Mailings an Förderer und abwechslungsreich angenommen. dem Thema nahestehende Perso- Förderer mit regionalem Bezug in- nen. In ihrem Rahmen bietet sich dessen widmen sich eher Initiativen, eine Zusammenfassung der Kern- die an den Objekten verankert sind. daten verbunden mit einem aktuel- len Spendenimpuls und einem Zah- Die Marianne Foerster-Stiftung lungsträger an. Ebenso zielführend in der Deutschen Stiftung ist das Angebot von sogenannten Denkmalschutz Anlassspenden: Überzeugte För- Der berühmte Staudenzüchter derer widmen eine Festivität dem und Gartenliterat Karl Foerster Thema Gartendenkmalpflege und (1874–1970) verlegte 1910 seine bitten um Zuwendungen hierfür als Staudengärtnerei nach Potsdam. Ersatz für zugedachte Geschenke. Dort schuf er an seinem Wohnhaus Die so gewonnen Spender sind nicht einen Schau- und Versuchsgarten, selten bereit, ihr Engagement auch mit dem er ein bedeutendes Ka- dauerhaft fortzusetzen. pitel moderner Gartengeschich- te schrieb. Er verwirklichte den Erfolgreich ist die Gemeinschafts- „Garten der sieben Jahreszeiten“: stiftung aber vor allem im Bereich Durch die Kombination von winter- 27
harten Stauden, Gräsern, Farnen Foerster. Um die Bekanntheit des und Zwerggehölzen kreierte er ein Namens Foerster zu nutzen, ließ ganzjähriges, vielfältiges Gartener- sich der Stifter von einer Umbenen- lebnis. Seit 1981 steht die Anlage nung seiner Stiftung in „Marianne unter Denkmalschutz. Seine Toch- Foerster-Stiftung überzeugen. ter Marianne Foerster (1931–2010), selbst als Gartenarchitektin tätig, Marianne Foerster vermachte der pflegte den Garten nach dem Tod Stiftung das gesamte Anwesen. Da- ihrer Eltern weiter. Der Erhalt des mit ging die Verantwortung für das 3. Gaienhofen, Her- bekannten Denkmals ist das Ziel der Baudenkmal nebst Inventar ebenso mann Hesse Garten Marianne Foerster-Stiftung. wie für das hochkomplexe Garten- vor der Wiederher- denkmal an die Deutsche Stiftung stellung – gefördert 2001 wurde die treuhänderische Denkmalschutz über. von der Gemein- Stiftung von einem Geschäftsmann schaftsstiftung Histo- aus Berlin als „Willy Behr-Stiftung“ Prinzipien der Marianne rische Gärten. Foto: in der Deutschen Stiftung Denk- Foerster-Stiftung Eckhard Wegner, malschutz errichtet und förderte Zum Zeitpunkt ihrer Gründung war DSD. Einzelmaßnahmen am Anwesen nicht abzusehen, dass diese Stiftung 28
4. Gaienhofen, Her- mann Hesse Garten nach der Wiederher- stellung – gefördert von der Gemein- schaftsstiftung Historische Gärten. Foto: Roland Rossner, DSD. dereinst die Eigentümerverantwor- Erreichen der Zielgruppen tung für das Anwesen tragen wür- Die Situation der Marianne Foerster- de. Sie entwickelte sich von einer Stiftung unterscheidet sich deutlich kleinen Förderstiftung, die Marian- von der für die Gemeinschaftsstif- ne Foerster mit regelmäßigen Zu- tung Historische Gärten beschrie- wendungen beim Erhalt der Anlage benen Situation. Ausgangspunkt ist unterstütze, zu einer Stiftung, die ein Einzelobjekt, verbunden mit der einen beachtlichen regelmäßigen großen Chance, dass der Garten Finanzhaushalt stemmen muss. Karl Foersters einer der meistbe- suchten Privatgärten Deutschlands Von diesem Zeitpunkt an bestand ist. Der deutschlandweite Bekannt- die klare Zielstellung, durch aktives heitsgrad ist extrem hoch, der in- Fundraising Mittel einzuwerben, um ternationale bemerkenswert groß. das Objekt zu entwickeln und zu er- halten. Es ist anzumerken, dass die Berichte im Förderermagazin Mo- gärtnerischen Grundleistungen seit numente der Deutschen Stiftung der Wiederherstellung des Gartens Denkmalschutz werden gut ange- anlässlich der Bundesgartenschau nommen. Das Spendenaufkommen 2001 in Potsdam dankenswerter- ist recht gut, da viele Menschen ei- weise von der Stadt übernommen nen direkten oder indirekten Bezug werden. Für die Restaurierung des zum Foerster Garten haben. Aller- Hauses und die Sonderleistungen dings wird dieses Instrument nur in im Garten ist jährlich ein erhebli- zweijährlichem Rhythmus genutzt. ches Budget erforderlich. Größter Erfolg eines Berichtes in 29
5. Starkow, Ansicht Monumente war die aktive Bereit- dies nur dank freiwilliger Zuwen- des Pfarrgartens - schaft der Hermann Reemtsma- dungen möglich ist. Es ergibt sich gefördert von der Ge- Stiftung in Hamburg, die Kosten für eine recht große Anzahl von Klein- meinschaftsstiftung die derzeit laufende Restaurierung spenden. Auch wenn eine höhere Historische Gärten. der Fassaden zu übernehmen. Dies Besucherzahl hier eine Steigerung Foto: M.-L. Preiss, ist ein enormer Schritt für die Ent- ermöglichte, wurde beschlossen, DSD. wicklung der Anlage. Auch die Ma- keine diesbezüglichen Aktivitäten rianne Foerster-Stiftung platzierte zu entwickeln, um das Denkmal Veröffentlichungen in Gartenmaga- nicht zu überlasten. zinen mit überschaubarem Erfolg. Additiv ermöglicht die Auslage in- Die größte Resonanz ist durch Ak- formativer Faltblätter mit einem tivitäten am Objekt und hier eine Gartenplan und Überweisungs- gezielte Fördereransprache er- träger eine weitergehende Ausei- reichbar. Der Garten ist sehr stark nandersetzung mit dem Objekt und frequentiert. Besucher erhalten den Anliegen. Ein deutlicher Spen- Spendenimpulse unter dem Thema denimpuls ist enthalten. Oftmals „Eintritt frei, wir erbitten eine Spen- kommt es zu einer „face to face“ de; Spendenschlitz in der Haustür“. Betreuung identifizierter Großspen- Der Idealzustand eines frei zu- der. In diesem Segment ist die An- gänglichen Gartendenkmals wird zahl der Zuwendungen gering, die mit der Aussage verknüpft, dass Spendenhöhe aber erheblich. 30
Eine ideale Möglichkeit bei dem gro- nen Großspenden, die ca. 70 % des ßen und vielfältigen Anwesen ergibt Erfolges ausmachen. sich aus konkreten Projektspenden. So übernahm ein Spender den Wie- Das Instrument der Anlassspenden deraufbau des Spielhauses von Ma- wird bei der Marianne Foerster- rianne Foerster nach Entwürfen von Stiftung wegen des Bekanntheits- Herta Hammerbacher. Eine Mäzenin grades, aber auch wegen der Ver- finanzierte die Instandsetzung der fügbarkeit verbundener Materialien Kochmaschine in der Kellerküche; (Postkartensets zum Garten, Lese- der Gründungsstifter der Marianne zeichen etc.) gut angenommen. Foerster-Stiftung schenkte die Res- taurierung ganzer Räume des Hau- Auch der Marianne Foerster-Stiftung ses. Neben der o. g. Großzuwendung wurden diverse Testamentsverspre- der Reemtsma-Stiftung fördert die chen gemacht. Die potentiellen Erb- G. & H. Murmann-Stiftung die Tro- lasser widmen ihr z. T. erhebliche ckenlegung der Gründungsmauern Nachlässe. Obwohl bislang keiner des Hauses ebenso wie die sorgsa- der Nachlässe anfiel, erfolgt mit me Restaurierung des Arbeitszim- den Erblassern eine wunderbare mers und der Bibliothek von Karl Zusammenarbeit, da sie sich auch Foerster. lebzeitig mit großzügigen Spenden an den Projekten beteiligen. Eine Passive Mailings an die verschiede- Testamentserrichterin gründete nen Bedarfs- und Spendergruppen einen Namensfonds im Kapital der ergänzen den Erfolg. Die Ergebnisse Marianne Foerster-Stiftung, d. h. ei- sind auch hier geprägt von einzel- nen ummantelten Vermögensstock, 6. Starkow, Ansicht des Pfarrgartens - gefördert von der Ge- meinschaftsstiftung Historische Gärten. Foto: M.-L. Preiss, DSD. 31
dessen Ertrag die jährlichen Mittel Fazit aus der Vorstellung dieser Stiftung erhöht. der Arbeit von zwei Treuhandstiftungen Neben der finanziellen Unterstüt- Gartendenkmale sind Anziehungs- zung erhält die Marianne Foerster punkte für viele Menschen. Die Not- Stiftung zahlreiche „Zeitspenden“. wendigkeit, Mittel für ihren Erhalt Ehrenamtliche tragen die Aktivitä- zu sammeln, ist gerade bei dieser ten engagiert und ermöglichen den Denkmalgattung, deren regelmä- Erhalt und die Weiterentwicklung ßige Pflege Grundlage des Erhalts des Anwesens. Das Engagement ist, besonders gegeben. Sie ist aber erstreckt sich von der fachlichen vielen Menschen nicht bekannt. Unterstützung durch einen Beirat Daher bedarf es einer geeigneten bis hin zu Pflegeeinsätzen Ehren- Kommunikationsstrategie, um die- amtlicher im Garten, Gestaltung se Notwendigkeit für Förderer – die von Veranstaltungen vor Ort und zumeist Laien auf dem Gebiet sind regelmäßiger Sorge und Begleitung – überzeugend darzustellen. aller Belange des Hauses. Diese Unterstützung ist unverzichtbarer Die Strategie zur gezielten Anspra- Bestandteil des Erfolgsmodells der che und Sammlung hängt konkret Marianne Foerster-Stiftung. von zwei Faktoren ab: Bekannt- heitsgrad und Akzeptanz des zu Die vielfältigen Fundraising Akti- fördernden Themas und Entwick- vitäten werden durch ein erfreu- lung überzeugender, konkreter För- liches Medieninteresse flankiert. derangebote. Die Gemeinschafts- Auch der Verlag der Deutschen stiftung Historische Gärten und die Stiftung Denkmalschutz greift das Marianne Foerster-Stiftung haben Thema Foerster Garten vor allem im diese Aufgabe mit unterschiedli- Bereich Postkarten, Kalender und chen Ansätzen erfüllt: Die Gemein- von kleinen Buchveröffentlichungen schaftsstiftung Historische Gärten schrittweise auf. durch eine bundesweite Förderung von erfolgreichen Initiativen zum Er- Struktur der Einnahmen halt von Gartendenkmalen mit einer Ungeachtet eines ganz anderen An- Belohnungsförderung, die Marianne satzes und ganz anderer Chancen Foerster-Stiftung durch ein in ihrem und Strukturen, die die Marianne Eigentum befindliches Gartendenk- Foerster-Stiftung im Vergleich zur mal mit hohem Bekanntheitsgrad Gemeinschaftsstiftung Historische und recht hohen Besucherzahlen. Gärten aufweist, pendelt sich die In beiden Fällen sind einzelne Groß- Zuwendungsverteilung mit kleinen spenden maßgeblich am wirtschaft- Schwankungen bei 70 % Groß- und lichen Erfolg der Stiftung beteiligt. Topspenden zu 30 % Kleinspenden ein. 32
Grundlagen der steuerlichen Abschreibung Andreas Jardin Steuerliche Vergünstigungen sind Denkmalschutz stehenden Gebäu- neben Denkmalpflegemitteln des des zur Erzielung von Einkünften, Landes, der Gemeinden und Ge- kann der jährliche Wertverzehr meindeverbände ein wichtiges Mit- im Rahmen der Einkommensteu- tel für die Denkmalpflege – so auch er steuermindernd berücksichtigt bei historischen Gärten und Parks. werden (Absetzung für Abnutzung – AfA). Diese erfolgt i.d.R. durch die Steuerrechtliche lineare AfA nach § 7 Abs. 4 EStG. Voraussetzungen für die Dabei werden jährlich Abschreibung von historischen • bei Gebäuden, die nach dem Gärten und Parks 31.12.1924 fertig gestellt wur- Für Gebäude und Gebäudeteile, die den, 2 % der Anschaffungskos- als Baudenkmale unter Schutz ge- ten bzw. stellt sind, kann für nachträgliche • bei Gebäuden, die vor dem Anschaffungs- oder Herstellungs- 1.1.1925 fertig gestellt wurden, kosten bzw. für die Kosten der Inbe- 2,5 % der Anschaffungskosten triebnahme des Gebäudes anstelle angesetzt. der üblichen linearen Abschreibung eine erhöhte Absetzung in Anspruch Bemessungsgrundlage sind die An- genommen werden. Die erhöhte schaffungskosten für das Gebäude, Absetzung kommt jedoch nur für nicht dagegen die Kosten für den solche Baudenkmale in Betracht, Grund und Boden. die nach steuerrechtlichen Grund- sätzen ein Gebäude oder Teile eines Werden an einem bereits fertig- Gebäudes darstellen. Außenanla- gestellten Gebäude bauliche Maß- gen und somit beispielsweise eine nahmen durchgeführt, muss unter- Gartenanlage gehören grundsätz- schieden werden, ob die anfallenden lich nicht zu dem Gebäude. Diese Kosten nachträgliche Herstellungs- Aufwendungen für die Erhaltung kosten, Anschaffungskosten oder derartiger Baudenkmäler sind ggf. Erhaltungsaufwendungen sind. im Rahmen des Sonderausgaben- Erhaltungsaufwendungen, die der abzugs nach § 10 g EStG (Einkom- Einkunftserzielung dienen, kön- mensteuergesetz) begünstigt. nen im Gegensatz zu den Anschaf- fungs- oder Herstellungskosten in Gewöhnliche Abschreibung voller Höhe im Jahr ihrer Veraus- Beim Erwerb eines nicht unter gabung abgezogen werden. An- 33
schaffungskosten sind die Kosten ges durchgeführte begünstigte für den Erwerb eines Gebäudes. Baumaßnahmen entfallen, als Herstellungskosten sind dagegen Sonderausgaben von bis zu solche, die für die Errichtung eines 9 v.H. (10 Jahre lang) Gebäudes aufgewandt wurden. Und • Sonderausgabenabzug für nachträgliche Herstellungskosten schutzwürdige Kulturgüter, die sind Kosten, die bei der Erstellung weder zur Einkunftserzielung eines neuen, bisher nicht vorhande- noch zu eigenen Wohnzwecken nen Gebäudes, entstehen. Herstel- genutzt werden (§ 10 g EStG): lungskosten und auch nachträgliche Für Herstellungskosten und Herstellungskosten können wie die Erhaltungsaufwand: Sonder- Anschaffungskosten für das Gebäu- ausgabenabzug von bis zu 9 v.H. de abgeschrieben werden. (10 Jahre lang) Erhöhte Abschreibung Der Abzug von Aufwendungen Bei Denkmalobjekten kann dage- bei Kulturgütern, die weder zur gen von einer erhöhten Abschrei- Einkunftserzielung noch bung Gebrauch gemacht werden. zu eigenen Wohnzwecken Die Kosten können somit deutlich genutzt werden, ist in § 10 g schneller abgeschrieben werden. EStG geregelt. Es sind dabei insgesamt nachfol- gende Gruppen hinsichtlich der ein- Kulturgüter in diesem Sinne sind kommensteuerlichen Förderung für • Gebäude oder Gebäudeteile, die Baudenkmäler zu unterscheiden: nach den jeweiligen landes- • Erhöhte Absetzungen für An- rechtlichen Vorschriften ein schaffungs- und Herstellungs- Baudenkmal sind, kosten (§ 7i EStG): Für Anschaf- • Gebäude oder Gebäudeteile, die fungskosten und, soweit sie auf für sich allein nicht die Voraus- nach Abschluss des Kaufvertra- setzungen für ein Baudenkmal ges durchgeführte begünstigte erfüllen, aber Teil einer nach Baumaßnahmen entfallen, auch den jeweiligen landesrecht für Herstellungskosten: 8 Jahre lichen Vorschriften als Einheit bis zu 9 v.H, anschl. 4 Jahre bis geschützten Gebäudegruppe zu 7 v.H. oder Gesamtanlage sind, • Verteilung von Erhaltungs- • gärtnerische, bauliche und aufwendungen (§ 11b EStG): sonstige Anlagen, die keine gleichmäßige Verteilung auf Gebäude oder Gebäudeteile und 2 bis 5 Jahre für Erhaltungs- nach den jeweiligen landes- aufwendungen, die nach dem rechtlichen Vorschriften unter 31.12.1989 entstanden sind. Schutz gestellt sind, • Sonderausgabenabzug für zu • Mobiliar, Kunstgegenstände, eigenen Wohnzwecken genutzte Kunstsammlungen, wissen- Baudenkmäler (§ 10f EStG): schaftliche Sammlungen, Bib- erhöhte Absetzungen der liotheken oder Archive, die sich Aufwendungen, soweit sie auf seit mindestens 20 Jahren im nach Abschluss des Kaufvertra- Besitz der Familie des Steuer- 34
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