Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege

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Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
LVR-Amt für Denkmalpflege
                               im Rheinland

                               Dokumentation zur
                               8. Informations- und
                               Fortbildungsveranstaltung
                               der Reihe „Historische
                               Gärten und Parks in privater
                               Hand“, 25. Oktober 2014
                               auf Schloss Dyck, Jüchen

          Lebendiges Gartenerbe
Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern
Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
Mitteilungen aus dem
LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Heft 27
Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
Eine Veröffentlichung des
Landschaftsverbandes Rheinland,
LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland,
in Kooperation mit
der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.,
Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur,
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.,
herausgegeben von der Landeskonservatorin
Dr. Andrea Pufke
Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
Lebendiges Gartenerbe
Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern
        Dokumentation zur 8. Informations- und Fortbildungsveranstaltung
    der Reihe „Historische Gärten und Parks in privater Hand“, 25. Oktober 2014
                             auf Schloss Dyck, Jüchen
Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
Impressum

Redaktion: Eva-Maria Beckmann, Claudia Feldhaus,
Rita Hombach, Almuth Spelberg

Titelbild:
Jüchen, Schloss Dyck. Parkanlagen.
Foto: Silvia Margrit Wolf, LVR-ADR.

© 2017      LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland

Alle Rechte vorbehalten. Die Mitteilungen des LVR-
Amtes für Denkmalpflege im Rheinland sind Teil seiner
Öffentlichkeitsarbeit. Sie werden kostenlos abgegeben und sind
nicht zum Verkauf bestimmt.

Layout:
Stefanie Hochum,
LVR-Druckerei, Ottoplatz 2, 50679 Köln

Druck:
LVR-Druckerei, Ottoplatz 2, 50679 Köln

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, FSC-Zertifiziert
Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
Inhalt

Grußwort                                         7
Andrea Pufke

Grußwort                                         9
Jens Spanjer

Grußwort                                         11
Rita Hombach

Die Entwicklung der Stiftung Schloss Dyck        13
Jens Spanjer

Europäisches Gartennetzwerk –
European Garden Heritage Network (EGHN)          18
Jens Spanjer

„Grüne Mittel“: Fundraising für Gartendenkmale   24
Steffen Skudelny

Grundlagen der steuerlichen Abschreibung         33
Andreas Jardin
Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
Forschungsprojekt zur Erhaltung historischer
Buitenplaatsen der Provincie Limburg                  38
Marion Ellen Plieger

Schlosspark Egeskov – vom historischen Park
zur internationalen Attraktion                        48
Henrik Neelmeyer

Fachliche Beratung von privaten
Gartenbesitzerinnen und -besitzern in der Schweiz –
ein Erfahrungsbericht                                 53
Brigitte Frei-Heitz

Autorenverzeichnis                                    62
Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
Grußwort
Andrea Pufke, Landeskonservatorin und Leiterin des
LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland

Meine sehr geehrten Damen               zu sein. In einer Zeit schwindender
und Herren,                             Mittel läuft besonders das gestal-
liebe Gartenfreunde                     tete Gartenerbe Gefahr, nur noch
                                        als pflegeleichtes Grün behandelt
zum achten Mal treffen wir uns zur      zu werden. Das ist in Schloss und
Informations- und Fortbildungsver-      Park Dyck nicht so! Umso wichti-
anstaltung zu den „Historischen         ger ist es, dass wir uns heute über
Gärten und Parks in privater Hand“.     verschiedene Erhaltungs- und Si-
In diesem Jahr tagen wir hier im        cherungsstrategien für dieses Erbe
wunderschönen Schloss Dyck, um          verständigen.
über das lebendige Gartenerbe un-
sere Erfahrungen auszutauschen.         Ich danke der Deutschen Ge-
Ich begrüße Sie alle im Namen des       sellschaft für Gartenkunst und
LVR-Amtes für Denkmalpflege im          Landschaftskultur e.V., Frau Dr.
Rheinland sehr herzlich und freue       Hombach, sowie dem Rheinischen
mich, dass auch die diesjährige Ta-     Verein für Denkmalpflege und Land-
gung wieder so viele Interessierte      schaftsschutz, Herrn Mertens, sehr
und Gartenbegeisterte angespro-         herzlich für Ihre Unterstützung und
chen hat.                               die hervorragende Zusammenar-
                                        beit für diese Tagung. Mein ganz
Schloss Dyck mit seinem Zentrum         persönlicher Dank gilt meinen Kol-
für Gartenkunst und Landschafts-        leginnen im Amt, die die Tagung so
kultur sowie seinem herrlichen          großartig inhaltlich und strukturell
Landschaftsgarten ist ein idealer       organisiert haben: Herzlicher Dank
Ort, um über die rein praktische        Frau Engelen und Frau Trimborn!
Erhaltung historischer Gärten zu
diskutieren und darüber hinaus          Und abschließend danke ich Ihnen,
auch für das Verständnis für den        Herr Spanjer, als Vorstandsvorsit-
Zeugniswert dieser lebenden Denk-       zenden der Stiftung Schloss Dyck,
male zu werben. Dass Parks und          dass Sie uns so großzügig Schloss
Gärten einer kontinuierlichen Pfle-     und Park Dyck für unsere gemein-
ge bedürfen, um ihr besonderes Er-      same Veranstaltung geöffnet haben.
scheinungsbild zu erhalten, scheint,    Aus meiner Tätigkeit im Stiftungsrat
wie auch die Frage nach dem finan-      von Schloss Dyck weiß ich, dass Sie
ziellen Rückhalt für diese Pflege nur   mit jedem Cent rechnen müssen.
vordergründig selbstverständlich        Dass wir hier heute kostenfrei sein

                                                                               7
Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
dürfen, weiß ich sehr zu schätzen.       des LVR-Amtes für Denkmalpflege
                        Immerhin tun wir etwas für die Be-       im Rheinland“ erschienen und steht
                        sucherstatistik.                         Ihnen hier kostenfrei, aber auch als
                                                                 Download auf unserer Homepage
                        Abschließend will ich Ihnen die          zur Verfügung.
                        frisch erschienene Tagungsdoku-
                        mentation unserer letzten Garten-        Ich wünsche uns allen interessan-
                        tagung auf der Festung Ehrenbreit-       te Vorträge und gute Gespräche,
                        stein in Koblenz kurz präsentieren.      vielen Dank für Ihre Aufmerksam-
                        Sie ist in der Reihe der „Mitteilungen   keit!

Jüchen, Schloss Dyck,
Parkanlage mit der
Orangerieparterre
im Hintergrund.
Foto: Silvia Margrit
Wolf, LVR-Amt für
Denkmalpflege im
Rheinland.

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Lebendiges Gartenerbe - Ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern - LVR-Amt für Denkmalpflege
Grußwort
Jens Spanjer, Vorstand der Stiftung Schloss Dyck,
Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur

Ich freue mich, Sie zur Informations-    dung der Stiftung im Jahre 1999 ein
veranstaltung Lebendiges Garten-         Parkpflegewerk beauftragt wurde.
erbe – Historische Gärten in privater
Hand begrüßen zu dürfen.                 Vor diesem Hintergrund freue ich
                                         mich besonders, dass Schloss Dyck
Ich bedanke mich insbesondere            als Veranstaltungsort gewählt wur-
beim LVR-Amt für Denkmalpflege           de und die Stiftung Schloss Dyck
im Rheinland, bei der Deutschen          bei der Programmgestaltung mit-
Gesellschaft für Gartenkunst und         wirken konnte. Ich hoffe, dass Sie
Landschaftskultur e.V. (DGGL Rhein-­     heute nicht nur positive Beispiele
land) und beim Rheinischen Ver-          aus den Nachbarländern kennen-
ein für Denkmalpflege und Land-          lernen, sondern auch etwas über
schaftsschutz e.V., die gemeinsam        unsere Stiftung und die Anlagen in
die Initiative für diese wichtige Ver-   Schloss Dyck erfahren.
anstaltung ergriffen haben. Die gro-
ße Teilnehmerzahl bestätigt, dass        Mit der Gründung der Stiftung
der Umgang mit historischen Gärten       Schloss Dyck konnte auch deshalb
ein Thema ist, das auch heute viele      ein zukunftsweisender Weg für
private Besitzer beschäftigt.            eine Kultureinrichtung beschritten
                                         werden, weil öffentliche und private
Die Zukunft des fast 50 ha gro-          Stifter gemeinsam ein Projekt ent-
ßen bis dahin privaten Englischen        wickelt haben, das bis heute einiges
Landschaftsgartens in Schloss            an Erfolgen vorzuweisen hat. Mit
Dyck war vor rund 15 Jahren alles        der Stiftungsgründung und dem
andere als gesichert. Das Beispiel       Stiftungszweck Zentrum für Gar-
der daraufhin gegründeten Stiftung       tenkunst und Landschaftskultur
Schloss Dyck zeigt, dass es sich         war die Idee verbunden, eine Ein-
lohnt, zukunftsfähige Konzepte zu        richtung zu schaffen, die nach einer
entwickeln. Immerhin war es das          Aufbauphase ohne regelmäßige Zu-
LVR-Amt für Denkmalpflege im             schüsse für den laufenden Betrieb
Rheinland, das die Idee der Stif-        auskommt.
tung Schloss Dyck als Zentrum für
Gartenkunst und Landschaftskultur        Dieses Ziel kann heute als weitest-
Ende der 1990er Jahre erstmalig          gehend erreicht betrachtet werden,
formuliert hat und sich zudem dafür      obwohl die Erträge aus der Verzin-
eingesetzt hat, dass noch vor Grün-      sung des Stiftungskapitals in den

                                                                                9
letzten Jahren kontinuierlich und       den Heritage Network, aufbauen
                        für viele Stiftungen bedrohlich ge-     können, ein ursprünglich von der
                        sunken sind.                            Europäischen Union gefördertes
                                                                Netzwerkprojekt für Parks und
                        Besucherzahlen und selbst er-           Gärten, das heute auch in enger
                        wirtschaftete Erträge der Stiftung      Zusammenarbeit mit dem Land-
                        Schloss Dyck haben sich bei uns         schaftsverband Rheinland stetig
                        in den letzten Jahren zunehmend         wächst. Wir werden heute einige
                        positiv entwickelt. Gelungen ist die-   Beispiele aus dem Netzwerk ken-
                        ses, weil es Stifter und Stiftung ge-   nenlernen, und ich hoffe, dass Sie
                        meinsam geschafft haben, Schloss        von den Erfahrungen anderer ge-
Jüchen, Schloss Dyck,   Dyck regional, überregional und         nauso profitieren werden, wie wir es
Orangerieparterre.      auch international gut zu positio-      in den letzten Jahren getan haben.
Foto: Silvia Margrit    nieren. Internationale Bekanntheit
Wolf, LVR-Amt für       hat die Stiftung Schloss Dyck über
Denkmalpflege im        ein weit verzweigtes Europäisches       In diesem Sinne wünsche ich allen
Rheinland.              Gartennetzwerk, das European Gar-       eine erfolgreiche Tagung.

10
Grußwort
Rita Hombach, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft
für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.
Landesverband Rheinland

Meine sehr geehrten Damen und          besteht. Die heutigen Beiträge aus
Herren,                                der Schweiz, den Niederlanden und
                                       Dänemark sollen uns zeigen, welche
ich begrüße Sie herzlich im Namen      Maßnahmen in den Nachbarländern
der Deutschen Gesellschaft für Gar-    ergriffen werden, um zur Erhaltung,
tenkunst und Landschaftskultur         Pflege und Entwicklung unseres
(DGGL) Rheinland. Wir freuen uns       Gartenerbes beizutragen.
sehr, die nunmehr achte Informa-
tions- und Fortbildungsveranstal-      Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe,
tung „Historische Gärten und Parks     einen historischen Garten in seiner
in privater Hand“ wieder mit gestal-   Substanz und in seiner Gestaltungs-
ten und unterstützen zu dürfen.        konzeption für die Nachwelt zu be-
                                       wahren – gerade auch im Hinblick
Die Förderung der Gartenkultur ist     auf die reduzierten Denkmalför-
seit der Gründung der DGGL im Jahr     dermittel. Doch nach wie vor gibt
1887 eines ihrer wichtigsten Ziele.    es finanzielle Möglichkeiten bei der
Als gemeinnütziger, bundesweit         Unterhaltung denkmalgeschützter
tätiger Verein, dessen Mitglieder      Gärten und Parks. Zwei Tagungsbei-
ehrenamtlich tätig sind, setzen        träge werden sich heute mit dieser
wir uns unter anderem für die Er-      Thematik auseinandersetzen.
haltung von historischen Gärten
und Parks ein, unterstützen den        Da der internationale Austausch
Austausch und die Vermittlung          bei der diesjährigen Tagung einen
von Fachwissen und fördern das         thematischen Schwerpunkt bildet,
Bewusstsein für den Wert unseres       bot sich Schloss Dyck mit seinen
gartenkulturellen Erbes. Hierfür       europaweiten Aktivitäten als Ver-
ist die Veranstaltungsreihe des        anstaltungsort besonders an. Ge-
LVR-Amtes für Denkmalpflege im         nannt sei hier nur das Projekt des
Rheinland ein besonders geeignetes     europäischen Gartennetzwerkes –
Instrument. In ihrer Konzeption zur    European Garden Heritage Network
gezielten fachlichen Unterstützung     (EGHN) – mit seiner stetig anwach-
von Privateigentümern ist sie ein-     senden Zahl von Partnern. Als wir im
zigartig in Deutschland und die seit   letzten Jahr mit den Vorbereitungen
Jahren konstant hohen Teilnehmer-      begannen, wussten wir allerdings
zahlen machen deutlich, dass ein       noch nicht, dass Jens Spanjer heute
Bedarf vorhanden ist und Interesse     zwei Veranstalter vertreten würde:

                                                                              11
als Vorstand die Stiftung Schloss       Gärten im Stil des Englischen Land-
                        Dyck und außerdem die DGGL, zu          schaftsgartens in Europa.
                        deren Präsident er vor drei Wochen
                        gewählt wurde. Hierzu noch einmal       Wichtige Impulse wirken oft grenz-
                        unseren herzlichen Glückwunsch!         überschreitend. In der Gartenkunst-
                                                                geschichte verbreiteten sich bei-
                        Der Austausch zwischen den Län-         spielsweise neue Stilrichtungen weit
                        dern spielt jedoch nicht nur aktuell,   über ihr Ursprungsland hinaus, wie
                        sondern auch bereits in der Entste-     der Italienische Renaissancegarten,
                        hungsgeschichte des Parks von           der Französische Barockgarten oder
                        Schloss Dyck eine zentrale Rolle.       der Englische Landschaftsgarten.

                        Sein Begründer, Fürst Joseph zu         In jüngster Zeit werden in Deutsch-
                        Salm-Reifferscheidt-Dyck (1773–         land entwickelte, innovative Kon-
                        1861), ein anerkannter Botaniker,       zepte der Pflanzenverwendung als
                        verfügte über ein internationales       „New German Garden Style“ im Aus-
                        Netzwerk für den Austausch von          land rezipiert. In der Gartendenk-
                        Wissen und von Pflanzen, das er zum     malpflege stellte zum Beispiel das
                        Aufbau seines Botanischen Gartens       Internationale Komitee für Histo-
                        nutzte. Seine Ehefrau, die französi-    rische Gärten ICOMOS-IFLA 1981
                        sche Schriftstellerin Constance de      mit der „Charta von Florenz“ die
                        Salm (1767–1845), die in Paris einen    Weichen für einen neuen Umgang
                        literarischen Salon führte, wirkte an   mit historischen Gärten und Parks.
                        der Gartengestaltung mit. Als Land-
                        schaftsarchitekt verpflichteten sie     Damals wie heute kann das Ge-
                        Thomas Blaikie (1751–1838), einen       spräch mit dem Nachbarn und der
                        gebürtigen Schotten, der als Pflan-     Blick über den Gartenzaun inspi-
                        zensammler die Alpen bereist und        rieren, bereichern und die Sicht
                        in Frankreich viele Gärten gestaltet    weiten. So bin ich gespannt auf
                        hatte. So entstand in Zusammenar-       die heutigen Beiträge aus dem In-
                        beit mit rheinischen Gärtnern und       und Ausland und freue ich mich auf
                        Pflanzenspezialisten einer der be-      neue Erkenntnisse und anregende
                        deutendsten privaten Botanischen        Gespräche. Vielen Dank.

Jüchen, Schloss Dyck,
Magnolienwiese in
der Parkanlage. Foto:
Jürgen Gregori, LVR-
Amt für Denkmalpfle-
ge im Rheinland.

12
Die Entwicklung der Stiftung
Schloss Dyck
Jens Spanjer

Im 19. Jahrhundert beauftragte        1991 ging die mehr als 900-jährige
Fürst Joseph zu Salm-Reiffer-         Geschichte des Hauses Dyck zu-
scheidt-Dyck den schottischen         nächst in eine ungewisse Zukunft.
Landschaftsarchitekten Thomas         Die Weitsicht und das gartenkul-
Blaikie damit, seine europaweit       turelle Interesse der damaligen
einzigartige Sammlung von Pflan-      Erbin von Schloss und Park Dyck,
zen einer Ordnung zuzuführen. In      Marie-Christine Gräfin Wolff Met-
den Jahren 1819 und 1820 entstand     ternich, der ältesten Tochter von
der Englische Landschaftsgarten       Fürstin Cecilie, führten 1999 zur
in Schloss Dyck, der rund um die      Gründung der Stiftung Schloss
Schlossanlage als Gesamtkunst-        Dyck. Auf Grundlage eines Kon-
werk bis heute vollständig erhal-     zeptes des Landschaftsverbandes      1. Jüchen, Schloss
ten blieb.                            Rheinland traten das Land Nord-      Dyck. Blickachse als
                                      rhein-Westfalen, der Rhein-Kreis     dem Landschaft-
Mit dem Tode von Fürstin Cecilie zu   Neuss, die Gemeinde Jüchen, der      garten. Foto: Jens
Salm-Reifferscheidt-Dyck im Jahr      Landschaftsverband Rheinland und     Spanjer.

                                                                                              13
später die Sparkasse Neuss sowie         Wichtige Aktivitäten der mehr als
                        die RWE AG dieser Idee bei.              10-jährigen Aufbauphase der Stif-
                                                                 tung waren die Landesgartenschau
                        Mit dem Stiftungszweck „Zentrum          2002 mit der Präsentation neuer
                        für Gartenkunst und Landschafts-         moderner Gärten in Zusammen-
                        kultur“ sollte das gartenkulturelle      hang mit der Inwertsetzung des
                        Erbe von Schloss Dyck gesichert          Englischen Landschaftsgartens
                        werden und vor allem eine an die         und die Eröffnung von Ausstel-
                        Historie anknüpfende inhaltliche         lungen zur Gartenkunst im Jahr
                        Funktion bekommen. Bereits bei           2003 in den bis dahin sanierten
                        der Stiftungsgründung stand der          Schlossbereichen. Die rund 70 ha
                        Grundsatz fest, dass nach einer          Park- und Gartenanlagen und
                        Anfangsfinanzierung mit öffentli-        die Ausstellungsbereiche auf den
                        chen Mitteln ein sich selber tra-        Schlossinseln bilden die Basis des
                        gender Stiftungsbetrieb aufzubauen       heutigen Zentrums für Gartenkunst
                        sei. Jetzt, wo die in erster Linie mit   und Landschaftskultur in Schloss
                        Mitteln des Landes Nordrhein-            Dyck. Zusätzlich stützen regionale,
                        Westfalen und des Rhein-Kreises          landesweite, nationale und interna-
                        Neuss geförderte Sanierung von           tionale Projekte zur Gartenkultur,
                        Schloss und Park weitestgehend           wie z. B. die Offene Gartenpforte
2. Jüchen, Schloss      abgeschlossen sind, ist auch das         im Rheinland, die Landesarbeits-
Dyck. Orangeriepar-     Ziel der sich selber tragenden           gemeinschaft Gartenrouten NRW
terre mit Rasenachse.   Kultureinrichtung in Schloss Dyck        und die Gründungsmitgliedschaf-
Foto: Jens Spanjer.     weitestgehend erreicht.                  ten in der Straße der Gartenkunst

14
zwischen Rhein und Maas sowie          kulturpädagogische Programme
im Gartennetz Deutschland, die         und durch Veranstaltungen, wie
Funktion des Zentrums. Eines der       die nächtliche „Illumina“ im Park
wichtigsten Projekte des Zentrums      und die etablierte Oldtimerveran-
für Gartenkunst und Landschafts-       staltung Classic Days, durch Kon-
kultur ist die seit 2003 betriebene    zertreihen, durch die Gartenlust und
Entwicklung des Europäischen           die Schlossweihnacht erweitert und
Gartennetzwerkes EGHN (European        machen Architektur und Schlossat-
Garden Heritage Network).              mosphäre für viele Zielgruppen
                                       erlebbar. Darüber hinaus werden
Im Rahmen des von der Stiftung ge-     in Verbindung mit der Gastrono-
tragenen Netzwerks wird neben der      mie Räume für gesellschaftliche
Präsentation von inzwischen weit       Veranstaltungen und Tagungen
mehr als 150 Gärten seit 2010 der      angeboten.
Europäische Gartenpreis in drei
Kategorien jährlich verliehen. An      Wichtigste Aktivität der Stiftung
Fachveranstaltungen haben sich die     Schloss Dyck bleibt aber der Be-
jährlich stattfindende Baumpraxis      sucherbetrieb, der das kulturelle
und ein Parkmanagementsym-             Erbe von Schloss Dyck erlebbar
posium etabliert. Parallel zu den      macht. Ein Besuch der sanierten
genannten Projekten wurde durch        Schlossanlage mit Kapelle, Vor-
eine stetige Steigerung von Qualität   burgen, Wirtschaftshof und der
und Angeboten in Park und Gärten       Orangeriehalbinsel sowie des Parks
vor allem ein erfolgreiches, viele     und der Gartenanlagen gewährt
Besucher anziehendes Veranstal-        nicht nur einen Blick in vergange-
tungsprogramm entwickelt.              ne Jahrhunderte, sondern auch in
                                       die zeitgenössische Garten- und
Gestartet ist die Stiftung mit einer   Landschaftskultur. Zum Schutze
Besucherzahl von 31.000 Besuchern      des im Volksmund „Dycker Länd-
im Jahr 2001. Im Jahr 2003, dem        chen“ genannten Territoriums,
ersten Jahr nach der Landesgar-        das bis heute als einzigartiges
tenschau, lag die Besucherzahl         Stück Kulturlandschaft erkennbar
bei 78.000. Heute besuchen mehr        ist, existierte nämlich schon 1094
als 200.000 Besucher Park, Gär-        eine einfache Befestigungsanlage.
ten, Schloss, Ausstellungen und        Nach der erheblichen Beschädigung
Veranstaltungen in Schloss Dyck.       im 30-jährigen Krieg entstand an
Bei der Steigerung der Besucher-       ihrer Stelle die heutige repräsen-
zahl spielten nicht nur die Qualität   tative frühbarocke Residenz, die im
von Gärten, Park und Ausstellun-       ausgehenden 18. Jahrhundert zur
gen eine Rolle, ebenso wichtig war     Rokoko-Residenz höchsten Ranges
ein äußerst intensives Marketing,      avancierte. Die als museale Einrich-
welches durch medienwirksame           tung zugänglichen Räume beeindru-
Veranstaltungen unterstützt wurde.     cken mit feinsten Tapeten, Decken-
                                       gemälden und Stuckarbeiten. In der
Die Angebote von Park, Gärten          Schlossbibliothek erzählen biblio-
und Ausstellungen werden durch         phile Kostbarkeiten im Rahmen von

                                                                              15
3. Jüchen, Schloss
Dyck. Blick vom
Teehausgarten zum
Schloss. Foto: Jens
Spanjer.

                      Dauer- und Wechselausstellungen       sich seinen Besuchern dank einer
                      deren wechselvolle Geschichte.        behutsamen Restaurierung Anfang
                      Liebhaber der Fotografie können       des 21. Jahrhunderts wieder in sei-
                      sich im Hochschloss an jährlich       nem ursprünglichen Zustand: ge-
                      wechselnden Ausstellungen groß-       schwungene Waldwege und schat-
                      formatiger zeitgenössischer Land-     tige Alleen, weite Wiesen, sanft
                      schaftsfotografien unter dem Titel    modellierte Hügel und Wasserflä-
                      Gartenfokus erfreuen.                 chen, Baumgruppen und Solitäre
                                                            von seltener Größe und Schönheit.
                      Der rund 53 ha große, malerische      Neben einer Hortensiensammlung,
                      Englische Landschaftsgarten, in       die mit 350 Sorten aus vielen Teilen
                      dem noch Bäume aus dem 18. Jahr-      der Erde zu den größten Deutsch-
                      hundert zu finden sind, präsentiert   lands zählt, schaffen weitere saiso-

16
nale Blüherlebnisse ein abwechs-     Parkpflegewerkes nachzudenken.
lungsreiches Farbenspiel zu jeder    Dieses auch vor dem Hintergrund,
Jahreszeit.                          dass durch weitere Archivarbeiten
                                     der Stiftung von Zeit zu Zeit neue
Angelegt wurde der Park zwischen     Erkenntnisse über Details, früherer
1820 und 1835 im Geiste der Auf-     Planungen und Maßnahmen gewon-
klärung. Mit der Gestaltung beauf-   nen werden.
tragte der damalige Schlossherr
und passionierte Botaniker und       Kontraste zum historischen Park
Pflanzensammler, Fürst Joseph        bilden die Themen- und Mustergär-
zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, den     ten in der Gartenpraxis am Park-
schottischen Gartenarchitekten       eingang. Die von Landschaftsar-
Thomas Blaikie.                      chitekten und Landschaftsgärtnern
                                     angelegten Schaugärten bieten Be-
Die Sanierung der denkmalge-         suchern Tipps und Anregungen für
schützten Parkanlage erfolgte in     die Gestaltung des eigenen Haus-
enger Abstimmung mit der Gar-        gartens. Ergänzend dazu zeigt das
tendenkmalpflege und nach einem      24 ha große Dycker Feld entlang
Ende der 1990er Jahre erstellten     einer 200-jährigen Esskastanienal-
Parkpflegewerk. Mittlerweile ist     lee zwischen Schloss und Nikolaus-
ein Großteil der im Parkpflege-      kloster erlebbare und großräumig      4. Jüchen, Schloss
werk beschriebenen Maßnahmen         angelegte Landschaftsarchitektur      Dyck. Tulpenwiese
umgesetzt, und es wäre an der        mit weiten Rasenachsen in einem       Blickachse. Foto:
Zeit, über eine Fortschreibung des   Meer aus Chinaschilf.                 Jens Spanjer.

                                                                                                17
18
Europäisches Gartennetzwerk –
European Garden Heritage Network
(EGHN)
Jens Spanjer

Die Geschichte der Gartenkunst         lung zeitgenössischer Gärten und
in Europa ist seit Jahrhunderten       Parkanlagen in fast allen Ländern
durch einen intensiven Austausch       Europas ein angesagtes Thema. In
kultureller Strömungen geprägt.        der Regel stehen dabei heute eher
Beispiele hierfür lassen sich in       soziale Aspekte in urbanen Zu-
nahezu allen gartenkünstlerischen      sammenhängen oder Ansätze zur
Stilrichtungen finden. Besonders       Förderung der Biodiversität und
gut ist dies an den Englischen         des Klimaschutzes im Vordergrund.
Landschaftsgärten des 18. und
19. Jahrhunderts ablesbar. Diese       Ob Neuanlage oder das Wiederent-
verbreiteten sich in fast allen Tei-   decken und Restaurieren histori-
len Europas. Interessant ist, dass     scher Anlagen, eine Stärkung des
sich dabei ganz unterschiedliche       Bewusstseins für die kulturelle Be-
Ausprägungen entwickelten, je          deutung unserer Parks und Gärten
nach politischen, kulturellen oder     fördert die europäische Gartenkul-
klimatischen Bedingungen sowie         tur. Netzwerke helfen dabei, eigene
nach Auftraggeber und Zeitpunkt        Potentiale zu erkennen, durch den
der jeweiligen Gestaltung. Die Zeit    Erfahrungsaustausch in Pflege,
der Aufklärung brachte nicht nur       Weiterentwicklung, Management
neue Gestaltungsideen. Beeinflusst     und Vermarktung voneinander zu
durch Bildungs- und Entdeckungs-       lernen, Entscheidungsträger zu
reisen sowie die Sammelleiden-         überzeugen oder schlichtweg mehr
schaft für Pflanzen aus aller Welt     Besucher zu erreichen.
hielt eine beeindruckende neue
Pflanzenvielfalt Einzug in unsere      Mit diesen Zielen wurde das Euro-
Gärten und Parks.                      päische Gartennetzwerk – European
                                       Garden Heritage Network (EGHN)
Die Einflüsse dieser Entwicklung       zwischen 2003 und 2008 im Rahmen
reichen bis in die heutige Land-       eines von der Europäischen Union
schaftsarchitektur. Selbst wenn        geförderten INTERREG-Projekts
wir den Begriff der Gartenkunst        ins Leben gerufen und entwickelt.
für aktuelle Planungen nicht länger    Neben der oben beschriebenen          Seite gegenüber:
verwenden und auch der Umgang          Netzwerkidee sollte eine besu-        1. Dänemark,
mit der pflanzlichen Vielfalt heute    cherorientierte Informationsver-      Schlosspark Egeskov.
weniger mutig erscheint als noch       mittlung im Vordergrund stehen.       Foto: Schlosspark
vor 200 Jahren, ist die Entwick-       Hierzu wurden unter anderem re-       Egeskov.

                                                                                               19
2. England, Tatton   gelmäßig Plakate und Informations-    Erläuterung mit Wissenswertem
Park. Foto: Jens     broschüren gedruckt und gemein-       zur Geschichte, zu dendrologischen
Spanjer.             same Messeauftritte organisiert.      Besonderheiten, zu Blühereignis-
                     Darüber hinaus wurden überge-         sen etc., zur umgebenden Kultur-
                     ordnete mehrsprachige Konzepte        landschaft oder zu Eintrittspreisen
                     für Besucherleitsysteme in Parks      und Führungsangeboten. Insgesamt
                     und Gärten sowie Bildungsangebote     wird das EGHN damit zu einer gar-
                     für Schulen entwickelt.               tentouristischen Plattform mit ho-
                                                           hem Informationsgehalt, die den
                     Zentrales Element des EGHN war        Zugang in die Gartenregionen ent-
                     und ist jedoch ein mehrsprachiger     weder über regionale Gartenrouten,
                     Internetauftritt (www.eghn.eu),       über interaktive Karten oder über
                     der die Anlagen des Netzwerks         Themenbereiche ermöglicht. Das
                     international präsentiert.1 Für die   Neue an der damaligen Projekt-
                     Besucher der Anlagen sind damit       idee war, dass diese Themen über
                     Informationen abrufbar, die über      die klassischen Bereiche der Gar-
                     den Informationsgehalt üblicher       tenkunstgeschichte hinausgehen
                     Gartenreiseführer hinausgehen.        sollten. So finden Besucher heute
                     So findet man neben einer allge-      den Zugang zu den Gärten nicht nur
                     meinen Einführung (Prolog) für        geografisch oder über die Geschich-
                     jeden Garten eine ausführliche        te der Gartenkunst, sondern auch

20
über Themen wie „Gärten berühm-        Während der EU-geförderten Auf-
ter Persönlichkeiten“, „Fruchtbare     bauphase war das Europäische
Gärten“, „Zeitgenössische Gärten“      Gartennetzwerk auf England,
und „Grüne Stadtentwicklung“.          Frankreich, Belgien, Niederlande
                                       und Nordwestdeutschland be-
Ansatz des EGHN ist es, einen ganz-    schränkt. Nach 2008 wurde es in der
heitlichen Blick auf die Gartenkunst   Trägerschaft der Stiftung Schloss
zu richten, also auch zeitgenössi-     Dyck mit Sitz in Jüchen nahe Düs-
sche Anlagen zu präsentieren und       seldorf weiterentwickelt. So sind
nicht nur die großen, sondern auch     heute rund 190 Gärten aus 14 Län-
die kleineren, oft versteckt liegen-   dern Europas Partner in dem sich
den und geheimnisvollen Anlagen        mittlerweile selber tragenden Netz-
erlebbar zu machen. Das EGHN ist       werk zusammengeschlossen und
nicht, wie manchmal vermutet, als      die internationale Netzwerkarbeit
Netzwerk zur Gartendenkmalpflege       wird langsam, aber kontinuierlich
angelegt. Auch wenn viele der An-      ausgebaut.
lagen des EGHN Gartendenkmäler
und einige sogar Weltkulturerbe-       Mit dem Projekt Hybrid Parks hat
stätten sind, ist das Netzwerk in      sich von 2012 bis 2014 ein Teil der
erster Linie ein Zusammenschluss       Partner im Rahmen eines von der       3. Frankreich, Gärten
von Eigentümern und Betreibern         Europäischen Union geförderten IN-    von Kerdalo in der
einzelner Anlagen sowie von garten-    TERREG-Projekts intensiv mit neu-     Bretagne. Foto: Jens
touristisch bedeutsamen Regionen.      en Anforderungen und Nutzungen        Spanjer.

                                                                                                21
für Parks und Gärten in Europa be-      Abschließend ist festzuhalten,
     schäftigt. Im Vordergrund standen       dass der Erfolg eines Netzwerkes
     hier soziale, kulturelle und ökologi-   immer auch von den Aktivitäten der
     sche Fragestellungen im Umgang          Netzwerkpartner abhängig ist. Wie
     mit Parks und Gärten.2                  vermutlich in jedem Netzwerk, gibt
                                             es auch im EGHN eine große Zahl
     Seit dem Jahr 2010 verleiht das         eher passiver Partner im Verbund
     EGHN jährlich den Europäischen          mit einzelnen Partner, die das Netz-
     Gartenpreis in vier Kategorien.3 Eine   werk sehr aktiv für sich nutzen. Für
     international besetzte Jury bewertet    Letztere gibt es äußerst positive
     dabei die „beste Weiterentwicklung      Beispiele, die von Mitarbeiterqua-
     eines historischen Gartens“, das        lifizierungen durch Austausch von
     „innovativste Konzept oder Design       Fachkräften über gemeinsame Prä-
     eines zeitgenössischen Gartens“,        sentationen auf Messen und Flower
     das „beste großräumige Grünkon-         Shows, Konferenzen und Workshops
     zept“ und entscheidet über einen        bis hin zu praktischen Fragen der
     Sonderpreis der Stiftung Schloss        Pflege von besonderen Gartensitua-
     Dyck mit jährlich wechselndem           tionen reichen. Schließlich bietet das
     Themenschwerpunkt.                      Netzwerk auch die Möglichkeit, die
                                             Gartenkultur in Europa touristisch
     Nicht zuletzt dank des Europäischen     zu erkunden. Immerhin reicht das
     Gartenpreises werden stets neue         EGHN mit seinen rund 190 Partnern
     Gärten oder Gartenregionen in Eu-       von den Sommergärten in Sankt
     ropa auf das EGHN aufmerksam und        Petersburg bis nach Monserrate
     treten dem Netzwerk bei. Im Jahr        im portugiesischen Sintra oder von
     2014 nutzte die Bretagne das EGHN       Arley Hall in Cheshire bis zur Villa
     dazu, eine gartentouristische Route     Bardini in Florenz.
     zu entwickeln und diese mehrspra-
     chig auf der EGHN Website zu platzie-   Und es gibt nicht nur bekannte und
     ren und in der Reihe der regionalen     bereits gut erschlossene Garten-
     Gartenführer zu publizieren.4 Im Jahr   kultur mit herausragenden Gärten
     2016 führte die schwedische Regi-       wie Hestercombe, Egeskov, Het Loo
     on um Göteborg das internationale       oder Herrenhausen zu entdecken.
     Gartenfestival „Gothenburgs Green       Ein Ansatz des EGHN ist es, auch
     World“ durch und präsentierte dabei     Gärten mitzunehmen, die erst am
     vier ganz unterschiedliche Gärten im    Anfang eines Weges stehen. Ein Bei-
     Rahmen des EGHN.5 Insgesamt sind        spiel hierfür ist die noch recht junge
     von 2014 bis 2016 rund 30 Gärten aus    Anlage des Schlesischen Botani-
     sechs Ländern dem EGHN Netzwerk         schen Gartens in Mikolów, Polen.
     beigetreten. Ein Wachstumstempo,        Ein botanischer Garten neuen Stils,
     welches im Sinne der Projektträ-        welcher die Idee einer ganzheitli-
     ger ist, zumal die Stiftung Schloss     chen Umweltbildung vorbildlich um-
     Dyck als gemeinnütziger Träger des      setzt. Die Gärten von Kerdalo in der
     Netzwerkes keine wirtschaftlichen       Bretagne sind ein bemerkenswertes
     Interessen mit dem EGHN verfolgen       Beispiel dafür, wie es gelingen kann,
     muss.                                   einen außergewöhnlichen Künstler-

22
4. Portugal, Palast
                                                                                und Park von Mon-
                                                                                serrate. Foto: Jens
                                                                                Spanjer.

garten in eine gesicherte Zukunft zu    ten seinen Beitrag leisten. Wichtig
führen. In Georgien wiederum war        ist, dass diejenigen, die sich um die
das EGHN im Jahr 2016 über eine         Gartenkultur bemühen, „an einem
Tagung daran beteiligt, das Potential   Strang ziehen“ und sich für unsere
nahezu vergessener Gärten entlang       Parks und Gärten einsetzen. Gar-
der ehemaligen Seidenstraße auf         tenkunst in Europa ist ein Stück
die kulturpolitische und touristische   kulturelle Identität unseres so viel-
Agenda des Landes zu heben.             fältigen Kontinents. Deshalb bleibt
                                        zu hoffen, dass das Jahr 2018, als
Die Gartenkunst in Europa ist viel-     „Europäisches Jahr des kulturel-
fältig, und es gibt noch Vieles zu      len Erbes“ der Europäischen Union,
entdecken und weiterzuentwickeln.       auch den Blick für die Gartenkunst
Das EGHN wird hierzu auch in Zu-        schärft und so Impulse setzt, die
kunft im Rahmen seiner Möglichkei-      weit in die Zukunft ausstrahlen.

Anmerkungen
1	URL: http://www.eghn.org             3	URL: http://eghn.org/gartenpreis.
   (11.01.2017)                            html (11.01.2017)
2	URL: http://www.hybridparks.eu       4	URL: http://eghn.org/bretagne.
   (11.01.2017) und Hybrid Parks Fi-       html (11.01.2017)
   nal Report, Stiftung Schloss Dyck,   5	URL: http://www.gothenburg-
   Oktober 2014.                           greenworld.com (11.01.2017)

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„Grüne Mittel“: Fundraising
für Gartendenkmale
Steffen Skudelny

Überblick über die Arbeit              und regional gegliederte Themen       Seite gegenüber:
der Deutschen Stiftung                 der Denkmalpflege. Bei den Stif-      1. Bornim, Blick vom
Denkmalschutz und ihres                tungserrichtungen können im We-       Senkgarten zum
Stiftungszentrums                      sentlichen drei Motive beobachtet     Wohnhaus Foerster.
Die Deutsche Stiftung Denkmal-         werden:                               Foto: M.-L. Preiss,
schutz wurde 1985 als private Stif-    • Persönliche Wünsche und             Deutsche Stiftung
tung gegründet. Ziel ist es, Mittel       Vorstellungen der Stifter;         Denkmalschutz
für die Förderung des Erhalts von      • Initiativen, die dem Bedarf von     (DSD).
Kulturdenkmalen zu sammeln. Seit          Orten und Projekten folgen;
Stiftungsgründung konnten für die-     • Aufrufe der Deutschen Stiftung
sen Zweck 500 Mio. Euro eingesetzt        Denkmalschutz nach strategi-
und zahlreiche Menschen für die           schen Kriterien.
Anliegen des Denkmalschutzes
begeistert werden. Die Stiftung        Bis heute wurden weit über 200
entwickelte sich zur größten Bür-      Treuhandstiftungen unter dem
gerinitiative in Deutschland für den   Dach der Deutschen Stiftung Denk-
Denkmalschutz und wird wesentlich      malschutz gegründet. Sie werden
durch Spenden getragen.                hier betreut und im Rechts- und
                                       Geschäftsverkehr vertreten. Aus
Schon nach den ersten Förder-          der engen Zusammenarbeit mit
jahren wurde erkannt, dass die         den Stiftern und Sponsoren erge-
Instandsetzung der Baudenkmale         ben sich oft erfreuliche Perspek-
nur dann nachhaltig greift, wenn       tiven für Projekte und Themen des
eine regelmäßige Anschlussförde-       Denkmalschutzes, so auch für die
rung in kleinem Umfang erfolgt, um     Gartendenkmalpflege. Exempla-
Wartungs- und Pflegemaßnahmen          risch sollen hier zwei Initiativen
sicherzustellen. Nur so ist gewähr-    vorgestellt werden:
leistet, dass die Objekte nicht aus
dem Blickfeld geraten und dauer-       Die Gemeinschaftsstiftung
haft vernachlässigt werden.            Historische Gärten in der Deut-
                                       schen Stiftung Denkmalschutz
Die Deutsche Stiftung Denkmal-         Die Gemeinschaftsstiftung Histori-
schutz gründete ein Stiftungszen-      sche Gärten in der Deutschen Stif-
trum zur Beratung und Betreuung        tung Denkmalschutz ist eine kleine,
von Stiftungsinitiativen für einzel-   aber bundesweite „Bürgerstiftung
ne Denkmale sowie für thematisch       für die Gartendenkmalpflege“. Sie

                                                                                               25
wurde 2001 gegründet. Ihr Kapital     3.000–10.000 Euro. Aus der Er-
                      wuchs durch über 300 Zustifter auf    kenntnis heraus, dass viele Gar-
                      nahezu 700.000 Euro an.               tendenkmalprojekte maßgeblich
                                                            nur durch das große Engagement
                      Seit der Gründung förderte die Ge-    der Eigentümer und ehrenamtlicher
                      meinschaftsstiftung Historische       Gruppen erhalten werden können,
                      Gärten bei 40 Projekten die Nach-     folgt sie weitgehend dem Prinzip der
                      pflanzung und Ergänzung von Ge-       „Belohnungsförderung“. Vorbildli-
                      hölzbeständen und Stauden, die        che Initiativen erhalten eine Förde-
                      Rekonstruktion historischer Park-     rung für ein besonderes Teilprojekt,
                      ausstattung, z. B. Bänke, Brücken,    das ein Etappenziel darstellt, vor Ort
                      Wege, Pavillons, Statuen, die För-    derzeit aus eigener Kraft aber kaum
                      derung der Verfassung von Park-       erreicht werden kann. Die Förde-
                      pflegewerken und die Beteiligung      rung steht als Symbol für die Aner-
                      an einzelnen Pflegeschritten, z. B.   kennung der Initiative. Wesentliches
                      Ausastungsarbeiten und Baumver-       Element ist die Wertschätzung und
                      jüngungen.                            Auszeichnung für das Geleistete.

2. Bornim, Wohnhaus   Prinzipien der Gemeinschafts-         Erreichen der Zielgruppen
Foerster. Blick vom   stiftung Historische Gärten           Die Gemeinschaftsstiftung Histo-
Senkgarten zum        Die Gemeinschaftsstiftung His-        rische Gärten steigert durch die
Frühlingsweg. Foto:   torische Gärten fördert mit recht     strategische Auswahl erfolgreicher
Hans Bach, DSD.       kleinen Beträgen in Höhe von          Initiativen ihren Bekanntheitsgrad.

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Sie berichtet begleitend in verschie-   Erbschaftsfundraising. Das Thema
denen Medien, zunächst in dem           Garten, Park und gestaltete Natur
Förderermagazin „Monumente“ der         überzeugt viele Förderer, die ihr
Deutschen Stiftung Denkmalschutz        Testament ganz oder teilweise
im Rahmen einer bereits für den         dem Thema Denkmalerhalt wid-
Bereich Kultur- und Denkmalpfle-        men wollen. Die Beträge, die aus
ge identifizierten Zielgruppe. Die      Nachlässen gewonnen werden, sind
Resonanz ist entsprechend gut.          durchschnittlich sehr viel höher als
Weitere Versuche erfolgen über          lebzeitige Zuwendungen. Der Ver-
die thematische Ansprache durch         mögensanfall von Nachlässen liegt
Veröffentlichungen in Gartenmaga-       in der Regel deutlich nach dem Zeit-
zinen. Der Erfolg ist mäßig.            punkt ihrer Widmung, was aber für
                                        Stiftungen, die einen Ewigkeitsge-
Die Bindung von Aktivitäten unmit-      danken innehalten, nicht problema-
telbar an die Projekte ist hingegen     tisch ist. Viele potentielle Erblasser
recht erfolgsversprechend. Die          beginnen ihr Engagement in kleine-
Auslage von Streuprodukten wie          rem Umfang lebzeitig und begleiten
Faltblättern und Lesezeichen und        die Tätigkeit intensiv.
die Anbringung von Fördertafeln an
den Projekten führen regelmäßig         Struktur der Einnahmen
zu positiven Rückläufen. Pressear-      80 % der Einnahmen kommen
beit anlässlich des Abschlusses der     aus Groß- und Topspenden, 20 %
Förderung führt zu interessierten       setzen sich aus einer Vielzahl von
Rückfragen.                             Kleinspenden zusammen. Eine
                                        überregionale Initiative wie die
Den größten Erfolg bezogen auf die      Gemeinschaftsstiftung Historische
Anzahl und Höhe von Zuwendungen         Gärten wird von den Förderern als
bringen Mailings an Förderer und        abwechslungsreich angenommen.
dem Thema nahestehende Perso-           Förderer mit regionalem Bezug in-
nen. In ihrem Rahmen bietet sich        dessen widmen sich eher Initiativen,
eine Zusammenfassung der Kern-          die an den Objekten verankert sind.
daten verbunden mit einem aktuel-
len Spendenimpuls und einem Zah-        Die Marianne Foerster-Stiftung
lungsträger an. Ebenso zielführend      in der Deutschen Stiftung
ist das Angebot von sogenannten         Denkmalschutz
Anlassspenden: Überzeugte För-          Der berühmte Staudenzüchter
derer widmen eine Festivität dem        und Gartenliterat Karl Foerster
Thema Gartendenkmalpflege und           (1874–1970) verlegte 1910 seine
bitten um Zuwendungen hierfür als       Staudengärtnerei nach Potsdam.
Ersatz für zugedachte Geschenke.        Dort schuf er an seinem Wohnhaus
Die so gewonnen Spender sind nicht      einen Schau- und Versuchsgarten,
selten bereit, ihr Engagement auch      mit dem er ein bedeutendes Ka-
dauerhaft fortzusetzen.                 pitel moderner Gartengeschich-
                                        te schrieb. Er verwirklichte den
Erfolgreich ist die Gemeinschafts-      „Garten der sieben Jahreszeiten“:
stiftung aber vor allem im Bereich      Durch die Kombination von winter-

                                                                                 27
harten Stauden, Gräsern, Farnen        Foerster. Um die Bekanntheit des
                         und Zwerggehölzen kreierte er ein      Namens Foerster zu nutzen, ließ
                         ganzjähriges, vielfältiges Gartener-   sich der Stifter von einer Umbenen-
                         lebnis. Seit 1981 steht die Anlage     nung seiner Stiftung in „Marianne
                         unter Denkmalschutz. Seine Toch-       Foerster-Stiftung überzeugen.
                         ter Marianne Foerster (1931–2010),
                         selbst als Gartenarchitektin tätig,    Marianne Foerster vermachte der
                         pflegte den Garten nach dem Tod        Stiftung das gesamte Anwesen. Da-
                         ihrer Eltern weiter. Der Erhalt des    mit ging die Verantwortung für das
3. Gaienhofen, Her-      bekannten Denkmals ist das Ziel der    Baudenkmal nebst Inventar ebenso
mann Hesse Garten        Marianne Foerster-Stiftung.            wie für das hochkomplexe Garten-
vor der Wiederher-                                              denkmal an die Deutsche Stiftung
stellung – gefördert     2001 wurde die treuhänderische         Denkmalschutz über.
von der Gemein-          Stiftung von einem Geschäftsmann
schaftsstiftung Histo-   aus Berlin als „Willy Behr-Stiftung“   Prinzipien der Marianne
rische Gärten. Foto:     in der Deutschen Stiftung Denk-        Foerster-Stiftung
Eckhard Wegner,          malschutz errichtet und förderte       Zum Zeitpunkt ihrer Gründung war
DSD.                     Einzelmaßnahmen am Anwesen             nicht abzusehen, dass diese Stiftung

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4. Gaienhofen, Her-
                                                                               mann Hesse Garten
                                                                               nach der Wiederher-
                                                                               stellung – gefördert
                                                                               von der Gemein-
                                                                               schaftsstiftung
                                                                               Historische Gärten.
                                                                               Foto: Roland Rossner,
                                                                               DSD.

dereinst die Eigentümerverantwor-       Erreichen der Zielgruppen
tung für das Anwesen tragen wür-        Die Situation der Marianne Foerster-
de. Sie entwickelte sich von einer      Stiftung unterscheidet sich deutlich
kleinen Förderstiftung, die Marian-     von der für die Gemeinschaftsstif-
ne Foerster mit regelmäßigen Zu-        tung Historische Gärten beschrie-
wendungen beim Erhalt der Anlage        benen Situation. Ausgangspunkt ist
unterstütze, zu einer Stiftung, die     ein Einzelobjekt, verbunden mit der
einen beachtlichen regelmäßigen         großen Chance, dass der Garten
Finanzhaushalt stemmen muss.            Karl Foersters einer der meistbe-
                                        suchten Privatgärten Deutschlands
Von diesem Zeitpunkt an bestand         ist. Der deutschlandweite Bekannt-
die klare Zielstellung, durch aktives   heitsgrad ist extrem hoch, der in-
Fundraising Mittel einzuwerben, um      ternationale bemerkenswert groß.
das Objekt zu entwickeln und zu er-
halten. Es ist anzumerken, dass die     Berichte im Förderermagazin Mo-
gärtnerischen Grundleistungen seit      numente der Deutschen Stiftung
der Wiederherstellung des Gartens       Denkmalschutz werden gut ange-
anlässlich der Bundesgartenschau        nommen. Das Spendenaufkommen
2001 in Potsdam dankenswerter-          ist recht gut, da viele Menschen ei-
weise von der Stadt übernommen          nen direkten oder indirekten Bezug
werden. Für die Restaurierung des       zum Foerster Garten haben. Aller-
Hauses und die Sonderleistungen         dings wird dieses Instrument nur in
im Garten ist jährlich ein erhebli-     zweijährlichem Rhythmus genutzt.
ches Budget erforderlich.               Größter Erfolg eines Berichtes in

                                                                                                 29
5. Starkow, Ansicht     Monumente war die aktive Bereit-          dies nur dank freiwilliger Zuwen-
des Pfarrgartens -      schaft der Hermann Reemtsma-              dungen möglich ist. Es ergibt sich
gefördert von der Ge-   Stiftung in Hamburg, die Kosten für       eine recht große Anzahl von Klein-
meinschaftsstiftung     die derzeit laufende Restaurierung        spenden. Auch wenn eine höhere
Historische Gärten.     der Fassaden zu übernehmen. Dies          Besucherzahl hier eine Steigerung
Foto: M.-L. Preiss,     ist ein enormer Schritt für die Ent-      ermöglichte, wurde beschlossen,
DSD.                    wicklung der Anlage. Auch die Ma-         keine diesbezüglichen Aktivitäten
                        rianne Foerster-Stiftung platzierte       zu entwickeln, um das Denkmal
                        Veröffentlichungen in Gartenmaga-         nicht zu überlasten.
                        zinen mit überschaubarem Erfolg.
                                                                  Additiv ermöglicht die Auslage in-
                        Die größte Resonanz ist durch Ak-         formativer Faltblätter mit einem
                        tivitäten am Objekt und hier eine         Gartenplan und Überweisungs-
                        gezielte Fördereransprache er-            träger eine weitergehende Ausei-
                        reichbar. Der Garten ist sehr stark       nandersetzung mit dem Objekt und
                        frequentiert. Besucher erhalten           den Anliegen. Ein deutlicher Spen-
                        Spendenimpulse unter dem Thema            denimpuls ist enthalten. Oftmals
                        „Eintritt frei, wir erbitten eine Spen-   kommt es zu einer „face to face“
                        de; Spendenschlitz in der Haustür“.       Betreuung identifizierter Großspen-
                        Der Idealzustand eines frei zu-           der. In diesem Segment ist die An-
                        gänglichen Gartendenkmals wird            zahl der Zuwendungen gering, die
                        mit der Aussage verknüpft, dass           Spendenhöhe aber erheblich.

30
Eine ideale Möglichkeit bei dem gro-   nen Großspenden, die ca. 70 % des
ßen und vielfältigen Anwesen ergibt    Erfolges ausmachen.
sich aus konkreten Projektspenden.
So übernahm ein Spender den Wie-       Das Instrument der Anlassspenden
deraufbau des Spielhauses von Ma-      wird bei der Marianne Foerster-
rianne Foerster nach Entwürfen von     Stiftung wegen des Bekanntheits-
Herta Hammerbacher. Eine Mäzenin       grades, aber auch wegen der Ver-
finanzierte die Instandsetzung der     fügbarkeit verbundener Materialien
Kochmaschine in der Kellerküche;       (Postkartensets zum Garten, Lese-
der Gründungsstifter der Marianne      zeichen etc.) gut angenommen.
Foerster-Stiftung schenkte die Res-
taurierung ganzer Räume des Hau-       Auch der Marianne Foerster-Stiftung
ses. Neben der o. g. Großzuwendung     wurden diverse Testamentsverspre-
der Reemtsma-Stiftung fördert die      chen gemacht. Die potentiellen Erb-
G. & H. Murmann-Stiftung die Tro-      lasser widmen ihr z. T. erhebliche
ckenlegung der Gründungsmauern         Nachlässe. Obwohl bislang keiner
des Hauses ebenso wie die sorgsa-      der Nachlässe anfiel, erfolgt mit
me Restaurierung des Arbeitszim-       den Erblassern eine wunderbare
mers und der Bibliothek von Karl       Zusammenarbeit, da sie sich auch
Foerster.                              lebzeitig mit großzügigen Spenden
                                       an den Projekten beteiligen. Eine
Passive Mailings an die verschiede-    Testamentserrichterin gründete
nen Bedarfs- und Spendergruppen        einen Namensfonds im Kapital der
ergänzen den Erfolg. Die Ergebnisse    Marianne Foerster-Stiftung, d. h. ei-
sind auch hier geprägt von einzel-     nen ummantelten Vermögensstock,

                                                                               6. Starkow, Ansicht
                                                                               des Pfarrgartens -
                                                                               gefördert von der Ge-
                                                                               meinschaftsstiftung
                                                                               Historische Gärten.
                                                                               Foto: M.-L. Preiss,
                                                                               DSD.

                                                                                                  31
dessen Ertrag die jährlichen Mittel   Fazit aus der Vorstellung
     dieser Stiftung erhöht.               der Arbeit von zwei
                                           Treuhandstiftungen
     Neben der finanziellen Unterstüt-     Gartendenkmale sind Anziehungs-
     zung erhält die Marianne Foerster     punkte für viele Menschen. Die Not-
     Stiftung zahlreiche „Zeitspenden“.    wendigkeit, Mittel für ihren Erhalt
     Ehrenamtliche tragen die Aktivitä-    zu sammeln, ist gerade bei dieser
     ten engagiert und ermöglichen den     Denkmalgattung, deren regelmä-
     Erhalt und die Weiterentwicklung      ßige Pflege Grundlage des Erhalts
     des Anwesens. Das Engagement          ist, besonders gegeben. Sie ist aber
     erstreckt sich von der fachlichen     vielen Menschen nicht bekannt.
     Unterstützung durch einen Beirat      Daher bedarf es einer geeigneten
     bis hin zu Pflegeeinsätzen Ehren-     Kommunikationsstrategie, um die-
     amtlicher im Garten, Gestaltung       se Notwendigkeit für Förderer – die
     von Veranstaltungen vor Ort und       zumeist Laien auf dem Gebiet sind
     regelmäßiger Sorge und Begleitung     – überzeugend darzustellen.
     aller Belange des Hauses. Diese
     Unterstützung ist unverzichtbarer     Die Strategie zur gezielten Anspra-
     Bestandteil des Erfolgsmodells der    che und Sammlung hängt konkret
     Marianne Foerster-Stiftung.           von zwei Faktoren ab: Bekannt-
                                           heitsgrad und Akzeptanz des zu
     Die vielfältigen Fundraising Akti-    fördernden Themas und Entwick-
     vitäten werden durch ein erfreu-      lung überzeugender, konkreter För-
     liches Medieninteresse flankiert.     derangebote. Die Gemeinschafts-
     Auch der Verlag der Deutschen         stiftung Historische Gärten und die
     Stiftung Denkmalschutz greift das     Marianne Foerster-Stiftung haben
     Thema Foerster Garten vor allem im    diese Aufgabe mit unterschiedli-
     Bereich Postkarten, Kalender und      chen Ansätzen erfüllt: Die Gemein-
     von kleinen Buchveröffentlichungen    schaftsstiftung Historische Gärten
     schrittweise auf.                     durch eine bundesweite Förderung
                                           von erfolgreichen Initiativen zum Er-
     Struktur der Einnahmen                halt von Gartendenkmalen mit einer
     Ungeachtet eines ganz anderen An-     Belohnungsförderung, die Marianne
     satzes und ganz anderer Chancen       Foerster-Stiftung durch ein in ihrem
     und Strukturen, die die Marianne      Eigentum befindliches Gartendenk-
     Foerster-Stiftung im Vergleich zur    mal mit hohem Bekanntheitsgrad
     Gemeinschaftsstiftung Historische     und recht hohen Besucherzahlen.
     Gärten aufweist, pendelt sich die     In beiden Fällen sind einzelne Groß-
     Zuwendungsverteilung mit kleinen      spenden maßgeblich am wirtschaft-
     Schwankungen bei 70 % Groß- und       lichen Erfolg der Stiftung beteiligt.
     Topspenden zu 30 % Kleinspenden
     ein.

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Grundlagen der steuerlichen
Abschreibung
Andreas Jardin

Steuerliche Vergünstigungen sind       Denkmalschutz stehenden Gebäu-
neben Denkmalpflegemitteln des         des zur Erzielung von Einkünften,
Landes, der Gemeinden und Ge-          kann der jährliche Wertverzehr
meindeverbände ein wichtiges Mit-      im Rahmen der Einkommensteu-
tel für die Denkmalpflege – so auch    er steuermindernd berücksichtigt
bei historischen Gärten und Parks.     werden (Absetzung für Abnutzung
                                       – AfA). Diese erfolgt i.d.R. durch die
Steuerrechtliche                       lineare AfA nach § 7 Abs. 4 EStG.
Voraussetzungen für die                Dabei werden jährlich
Abschreibung von historischen          • bei Gebäuden, die nach dem
Gärten und Parks                          31.12.1924 fertig gestellt wur-
Für Gebäude und Gebäudeteile, die         den, 2 % der Anschaffungskos-
als Baudenkmale unter Schutz ge-          ten bzw.
stellt sind, kann für nachträgliche    • bei Gebäuden, die vor dem
Anschaffungs- oder Herstellungs-          1.1.1925 fertig gestellt wurden,
kosten bzw. für die Kosten der Inbe-      2,5 % der Anschaffungskosten
triebnahme des Gebäudes anstelle       angesetzt.
der üblichen linearen Abschreibung
eine erhöhte Absetzung in Anspruch     Bemessungsgrundlage sind die An-
genommen werden. Die erhöhte           schaffungskosten für das Gebäude,
Absetzung kommt jedoch nur für         nicht dagegen die Kosten für den
solche Baudenkmale in Betracht,        Grund und Boden.
die nach steuerrechtlichen Grund-
sätzen ein Gebäude oder Teile eines    Werden an einem bereits fertig-
Gebäudes darstellen. Außenanla-        gestellten Gebäude bauliche Maß-
gen und somit beispielsweise eine      nahmen durchgeführt, muss unter-
Gartenanlage gehören grundsätz-        schieden werden, ob die anfallenden
lich nicht zu dem Gebäude. Diese       Kosten nachträgliche Herstellungs-
Aufwendungen für die Erhaltung         kosten, Anschaffungskosten oder
derartiger Baudenkmäler sind ggf.      Erhaltungsaufwendungen         sind.
im Rahmen des Sonderausgaben-          Erhaltungsaufwendungen, die der
abzugs nach § 10 g EStG (Einkom-       Einkunftserzielung dienen, kön-
mensteuergesetz) begünstigt.           nen im Gegensatz zu den Anschaf-
                                       fungs- oder Herstellungskosten in
Gewöhnliche Abschreibung               voller Höhe im Jahr ihrer Veraus-
Beim Erwerb eines nicht unter          gabung abgezogen werden. An-

                                                                                33
schaffungskosten sind die Kosten         ges durchgeführte begünstigte
     für den Erwerb eines Gebäudes.           Baumaßnahmen entfallen, als
     Herstellungskosten sind dagegen          Sonderausgaben von bis zu
     solche, die für die Errichtung eines     9 v.H. (10 Jahre lang)
     Gebäudes aufgewandt wurden. Und        • Sonderausgabenabzug für
     nachträgliche Herstellungskosten         schutzwürdige Kulturgüter, die
     sind Kosten, die bei der Erstellung      weder zur Einkunftserzielung
     eines neuen, bisher nicht vorhande-      noch zu eigenen Wohnzwecken
     nen Gebäudes, entstehen. Herstel-        genutzt werden (§ 10 g EStG):
     lungskosten und auch nachträgliche       Für Herstellungskosten und
     Herstellungskosten können wie die        Erhaltungsaufwand: Sonder-
     Anschaffungskosten für das Gebäu-        ausgabenabzug von bis zu 9 v.H.
     de abgeschrieben werden.                 (10 Jahre lang)

     Erhöhte Abschreibung                   Der Abzug von Aufwendungen
     Bei Denkmalobjekten kann dage-         bei Kulturgütern, die weder zur
     gen von einer erhöhten Abschrei-       Einkunftserzielung noch
     bung Gebrauch gemacht werden.          zu eigenen Wohnzwecken
     Die Kosten können somit deutlich       genutzt werden, ist in § 10 g
     schneller abgeschrieben werden.        EStG geregelt.
     Es sind dabei insgesamt nachfol-
     gende Gruppen hinsichtlich der ein-    Kulturgüter in diesem Sinne sind
     kommensteuerlichen Förderung für       • Gebäude oder Gebäudeteile, die
     Baudenkmäler zu unterscheiden:           nach den jeweiligen landes-
     • Erhöhte Absetzungen für An-            rechtlichen Vorschriften ein
        schaffungs- und Herstellungs-         Baudenkmal sind,
        kosten (§ 7i EStG): Für Anschaf-    • Gebäude oder Gebäudeteile, die
        fungskosten und, soweit sie auf       für sich allein nicht die Voraus-
        nach Abschluss des Kaufvertra-        setzungen für ein Baudenkmal
        ges durchgeführte begünstigte         erfüllen, aber Teil einer nach
        Baumaßnahmen entfallen, auch          den jeweiligen landesrecht­
        für Herstellungskosten: 8 Jahre       lichen Vorschriften als Einheit
        bis zu 9 v.H, anschl. 4 Jahre bis     geschützten Gebäudegruppe
        zu 7 v.H.                             oder Gesamtanlage sind,
     • Verteilung von Erhaltungs-           • gärtnerische, bauliche und
        aufwendungen (§ 11b EStG):            sonstige Anlagen, die keine
        gleichmäßige Verteilung auf           Gebäude oder Gebäudeteile und
        2 bis 5 Jahre für Erhaltungs-         nach den jeweiligen landes-
        aufwendungen, die nach dem            rechtlichen Vorschriften unter
        31.12.1989 entstanden sind.           Schutz gestellt sind,
     • Sonderausgabenabzug für zu           • Mobiliar, Kunstgegenstände,
        eigenen Wohnzwecken genutzte          Kunstsammlungen, wissen-
        Baudenkmäler (§ 10f EStG):            schaftliche Sammlungen, Bib-
        erhöhte Absetzungen der               liotheken oder Archive, die sich
        Aufwendungen, soweit sie auf          seit mindestens 20 Jahren im
        nach Abschluss des Kaufvertra-        Besitz der Familie des Steuer-

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