Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2019 - Fachbereich ...
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Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2019 Beginn der Lehrveranstaltungen: 15.04.2019 Ende der Lehrveranstaltungen: 20.07.2019 DEUTSCHE LITERATUR EINFÜHRUNGEN Einführung in die allgemeine Literaturwissenschaft M. Schöning Introduction to literary studies Mo 11.45 – 13.15 Uhr, R 513 Die Einführungsvorlesung richtet sich an Studierende der ersten Semester aller Philologien innerhalb des Fachbereichs Literaturwissenschaft und wird auf der Grundlage eines gestuften Konzepts Gattungspoetik, wissenschaftliche Arbeitstechniken und Literaturtheorien behandeln. Erstes Ziel der Einführung in die Allgemeine Literaturwissenschaft ist es, Ihnen die wissenschaftliche Terminologie an die Hand zu geben, ohne die literarische Texte nicht analysiert werden können. Im zweiten Schritt soll das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass man nie voraussetzungslos an Literatur herangeht, sondern immer – sei es auch unbewusst – Vorannahmen macht. In Folge dessen ist es unverzichtbar, die grundlegenden Literaturtheorien kennenzulernen. Die Einführung wird von Tutorien begleitet, deren Besuch verpflichtend ist. Offen für alle Lehramt- und BA-Studierenden. Leistungsnachweis: Übungen u. Protokolle im Tutorium, Abschlussklausur im Plenum. ECTS-credits gemäß der jeweiligen Studienordnung. Einführung II Literaturwissenschaft in LKM M. Schöning Introduction to Literary Studies II within the Literature-Art-Media Major Mi 15.15 – 16.45 Uhr, R 513 Die für das 2. LKM-Semester obligatorische Einführung in die Literaturwissenschaft Nr. 2 verbindet einen exemplarischen literaturgeschichtlichen Überblick von der Aufklärung bis ins 20. Jahrhundert mit der Vertiefung der textanalytischen Kompetenz. In einem ersten Block werden am Beispiel von Sophokles: König Ödipus und Shakespeare: Hamlet antike und moderne Tragödie gegenübergestellt, um die Geschichtlichkeit von Literatur überhaupt ins Bewusstsein zu rücken. Im Zentrum der folgenden Sitzungen steht dann jeweils ein einzelnes Drama, das für die Epochen der modernen Literatur typisch ist (Romantik, Realismus etc.). Den Schlusspunkt setzt ein aktuelles Drama der Gegenwart. Die genaue Auswahl wird kurz vor Semesterbeginn via Ilias bekanntgegeben. König Ödipus und Hamlet sollten bereits in den Semesterferien gelesen werden. Literatur: Erste Empfehlungen: Sophokles: König Ödipus (gr./dt.), übers. v. Jean Bollack, mit einem Kommentar von Axel Schmitt, Berlin (Suhrkamp Basisbibliothek) 2015; Shakespeare: Hamlet (Englisch/Deutsch), hrsg., übers. und komm. v. Holger Klein, Stuttgart (Reclam) 2014. Es gibt keinen Reader, da alle Texte in voller Länge gelesen werden sollen. Es empfiehlt sich daher die Anschaffung der Texte. Zum Teil wird es Empfehlungen hinsichtlich der Ausgaben 1
geben. Diese sind aber natürlich nicht verpflichtend. Ausgaben, die Sie bereits besitzen, können Sie weiterverwenden. Leistungsnachweis: Übungen u. Protokolle im Tutorium, Abschlussklausur im Plenum; 6 ECTS-credits Vorlesung „Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache“ B. Gebert (zweistündig, obligatorische Begleitveranstaltung zum PS I ältere dt. Literatur) Introduction to MHG literature and language Mo 10.00 – 11.30 Uhr, R 511 Die Vorlesung führt als obligatorische Begleitveranstaltung zum PS I ein in die grundlegenden kulturellen, institutionellen, medialen und literarhistorischen Gegebenheiten deutschsprachiger Literatur des Mittelalters. Die Veranstaltung vermittelt darüber hinaus die nötigen sprachgeschichtlichen Grundkenntnisse zum Verstehen und Übersetzen mittelhochdeutscher Literatur. Für ExamenskandidatInnen eignet sich die Vorlesung als Überblick und Wiederholung. Der Besuch von PS I und Vorlesung sind obligatorisch. Teilnehmer/innen werden gebeten, folgendes Wörterbuch anzuschaffen: Beate Hennig, Kleines mittelhochdeutsches Wörterbuch, 6., durchges. Auflage, Berlin/New York 2014. Die Vorlesung wird durch eine Übung begleitet, in der die wesentlichen Inhalte von Vorlesung und PS I nachbereitet werden. Die Termine der Übungsveranstaltungen werden zu Semesterbeginn bekanntgegeben. Bemerkung: Voraussetzung für die Teilnahme an der Vorlesung ist eine verbindliche Anmeldung über die Lernplattform ILIAS (https://ilias.ub.uni- konstanz.de/Geisteswissenschaftliche Sektion->Literaturwissenschaft->Lehrveranstaltungen SoSe19->Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache). Die Anmeldung zur Vorlesung ist ab dem 01.04.2019 möglich. Leistungsnachweis: Tests und Abschlussklausur zur Vorlesung, Prüfungsleistung im PS I PROSEMINARE PS I Hartmann von Aue: Iwein N. Kunkel (+ zweistündig Vorlesung, obligatorische Begleitveranstaltung zum PS I ältere dt. Literatur) Do 10.00 – 11.30 Uhr, G 421, Vorlesung: Mo 10.00 – 11.30 Uhr, R 511 Das Seminar führt ein in grundlegende Fragestellungen, Themen und Interpretationsmethoden der mediävistischen Literaturwissenschaft. Die in der Einführungsvorlesung vermittelten Sprachkenntnisse werden durch Textlektüren und Übersetzung am Beispiel des Artusromans Iwein (um 1200 entstanden) Hartmanns von Aue eingeübt. In seinem zweiten Artusroman (der Erec entstand um 1180/90) erzählt Hartmann von einem jungen Ritter, der zunächst glänzende Erfolge feiert, dann aber auf einer Turnierfahrt die von seiner Frau gesetzte Frist zur Heimkehr versäumt und dem Wahnsinn verfällt. Iwein legt nicht nur seine Kleidung, sondern auch seine (soziale) Identität ab und läuft „nacket nâch der wilde“ (V. 3238). Über mehrere Stationen erarbeitet er sich daraufhin als anonymer Löwenritter einen neuen Ruf und auf diesem Wege auch seine frühere Identität zurück. Dabei bekommt er es mit einem Drachen, mit Riesen und mit alten Bekannten zu tun. Anhand von Hartmanns Iwein, der zu den ‚Klassikern‘ der deutschen Literatur des hohen Mittelalters zählt, wollen wir im Seminar die konfliktreiche Gattung des Artusromans 2
kennenlernen, in der höfische Normen und Werte wiederholt gefährdet sind und erneut bestätigt werden müssen. Dabei beschäftigen uns gattungstypische Erzählmuster ebenso wie die Konstruktion, der Verlust und die Wiederherstellung höfischer Identität. Das PS I und die Vorlesung „Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache“ müssen in einem Semester besucht werden. Literatur: Für die gemeinsame Lektüre benötigen Sie folgende Textausgabe: Hartmann von Aue: Iwein. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, hrsg. u. übers. von Rüdiger Krohn, komm. von Mireille Schnyder, Stuttgart 2011. (ISBN 978-3-15-010798-0) Weitere Texte werden online via ILIAS zur Verfügung gestellt. Zu diesem PS I wird eine begleitende Übung angeboten, in der zentrale Inhalte aus Vorlesung und Seminar vertieft werden. Der Besuch wird dringend empfohlen. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine verbindliche Anmeldung über die Lernplattform ILIAS. Die Teilnehmerzahl zum PS I ist auf 25 begrenzt und erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldung. Die Anmeldung zum Kurs ist ab dem 01.04.2019 möglich. Studienleistung: Referat; Prüfungsleistung: Seminararbeit PS I König Rother Ph. Sigg (+ zweistündige Vorlesung, obligatorische Begleitveranstaltung zum PS I ältere dt. Literatur) Do 11:45 – 13:15 Uhr, H 303, Vorlesung: Mo 10.00 – 11.30 Uhr, R 511 Das Seminar führt in grundlegende Fragestellungen, Themen und Interpretationsmethoden der mediävistischen Literaturwissenschaft ein. Die in der Einführungsvorlesung vermittelten Sprachkenntnisse werden durch Textlektüren und Übersetzung am Beispiel des anonym überlieferten König Rother vertieft. Dieses früheste uns bekannte Brautwerbungsepos (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts) handelt vom gleichnamigen Protagonisten, der zur Sicherung und Festigung seiner Herrschaft eine Werbungsfahrt an den Hof des byzantinischen Königs unternimmt, um dessen Tochter zu ehelichen. Rother wird dabei von diversen höfischen und antihöfischen Figuren begleitet, welche ihm bei seinem konflikt- und listenreichen Unterfangen zur Seite stehen. Neben den verschiedenen Figurenkonzeptionen werden uns im Seminar auch genealogische Grundbegriffe, Merkmale mündlicher und schriftlicher Überlieferungstradition sowie Fragen der Herrschaftssicherung beschäftigen. Das PS I und die Vorlesung „Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache“ müssen in einem Semester besucht werden. Literatur: Für die gemeinsame Lektüre benötigen Sie folgende Textausgabe: König Rother. Mittelhochdeutscher Text und neuhochdeutsche Übersetzung von Peter K. Stein, hg. von Ingrid Bennewitz unter Mitarbeit von Beatrix Koll und Ruth Weichselbaumer, Stuttgart 2000 (RUB 18047). Weitere Texte werden online via ILIAS zur Verfügung gestellt. Bemerkung: Zu diesem PS I wird eine begleitende Übung angeboten, in der zentrale Inhalte aus Vorlesung und Seminar vertieft werden. Der Besuch wird dringend empfohlen. Termin 1 (Elisabeth Sünder): tba Termin 2 (Martha Prielipp): tba Voraussetzung: Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine verbindliche Anmeldung über die Lernplattform ILIAS. Die Teilnehmerzahl zum PS I ist auf 25 begrenzt und erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldung. Die Anmeldung zum Kurs ist ab dem 01.04.2019 möglich. Leistungsnachweis: Studienleistung: Referat; Prüfungsleistung: Seminararbeit 3
PS II/III Gottfried von Straßburg: Tristan L. Werthschulte Gottfried von Straßburg: Tistan Di 17.00 – 18.30 Uhr, F 429 Der nur fragmentarisch überlieferte Roman "Tristan" Gottfrieds von Straßburg erzählt von der verhängnisvollen, ehebrecherischen Liebe zwischen Tristan und Isolde. Die Geschichte des wohl berühmtesten Ehebruchs der Literaturgeschichte reflektiert in vielfältiger Weise das Spannungsverhältnis zwischen den individuellen Antrieben und den Normen der höfischen Gesellschaft. Die Protagonisten des Romans agieren einerseits als ideale, andererseits als moralisch bedenkliche, betrügerische Figuren, die Konzepte der höfischen Liebe werden zugespitzt und radikalisiert, Erzählverfahren verformt und miteinander vermischt - das alles deutet ein breites Spektrum weiterer Spannungen und Brüche an, mit denen meisterhaft und poetologisch raffiniert gespielt wird. Literatur: Textgrundlage: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hg., ins Nhd. übersetzt und mit einem Stellenkommentar vers. von Rüdiger Krohn, Ditzingen 2017 3 Bde. Voraussetzung: Erfolgreiche Teilnahme an PS I und Einführungsvorlesung zur älteren deutschen Literatur und Sprache. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine verbindliche Anmeldung über die Lernplattform ILIAS Leistungsnachweis: Klausur PS Alexandriner, Knittelverse, freie Rhythmen: B. Bühler Lyrik im 17. und 18. Jahrhundert Lyric poetry from 17th to 18th century Mo 18.45 – 20.15 Uhr, H 306 Im 17. und 18. Jahrhundert durchläuft die Lyrik eine Reihe von grundlegenden Transformationen, die sich weniger an Inhalten als an formalen Eigenschaften wie Versmaß oder Gedichtform zeigen. In dem Seminar beschäftigen wir uns daher mit den Knittelversen der Meistersänger, dem Alexandriner barocker Sonette, den nüchternen Formen der Lehrdichtung, den freien Rhythmen der empfindsamen und der Sturm und Drang-Lyrik sowie dem elegischen Distichon der klassischen Lyrik. Literatur: Hans-Georg Kemper: Geschichte der deutschen Lyrik. Bd. 2: Von der Reformation bis zum Sturm und Drang. Stuttgart: Reclam 2012. Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse. Stuttgart: Metzler, 3. Aufl. 2015. Leistungsnachweis: Essay/Hausarbeit oder Essay/Klausur PS Sturm und Drang M. Twellmann Storm and Stress Mi 15.15 – 16.45 Uhr, G 305 Beginnend in der 1760er Jahren stieß die Bewegung des Sturm und Drang bis dahin geltende Maßstäbe der Dichtkunst um und propagierte neue Leitideen. Es waren hauptsächlich junge Autoren in ihren 20ern oder 30ern, die kulturell revoltierten und sich auf dem Feld der Literatur gegen eine ältere Generation durchsetzen konnten. Man erklärte Shakespeare zum neuen Vorbild, entdeckte das deutsche Mittelalter und sammelte Volkslieder. Unter Berufung auf die Natur sollte nicht nur die Dichtung aus ihrer Regelbindung gelöst werden. Die Forderung nach Freiheit erhob man auch gegenüber den als repressiv empfundenen Institutionen der feudalen Gesellschaft. Anhand ausgewählter Texte v.a. von Herder, Goethe, Bürger, Schiller und Lenz wollen wir uns mit dieser Jugendbewegung vertraut machen und 4
abschließend fragen, wie einige ihrer Anführer in einer anschließenden Lebensphase die Klassik begründen konnten. Leistungsnachweis: Referat + Klausur oder Hausarbeit PS Goethe als Erzähler C. Gröner Goethe, the story teller Do 10.00 – 11.30 Uhr, G 530 Goethes Karriere als Dichter begann mit einer Erzählung, den Leiden des jungen Werthers, und das Schreiben von Romanen und Erzählungen hat ihn zeitlebens begleitet. Er behandelt darin existenzielle Themen, wie Liebe, Tod, gesellschaftliche Strukturen oder Bildung und schreibt gerade diese Prosatexte nie als Auftrags- oder Gelegenheitsarbeiten. Dennoch werden diese Arbeiten häufig stilbildend für die jeweilige Gattung, trotz oder gerade weil eben kein geschlossenes ästhetisches Programm von Goethe zur Gattung Prosa vorliegt. Wir behandeln in diesem Proseminar einige der wichtigsten Erzählungen von Johann Wolfgang Goethe einerseits als Repräsentanten der jeweiligen Erzählgattung, untersuchen und interpretieren sie aber auch unter dem Paradigma der neueren Erzähltheorie Gérard Genettes. Literatur: Johann Wolfgang Goethe, Werther Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre Johann Wolfgang Goethe, Der Mann von fünfzig Jahren Johann Wolfgang Goethe, Reineke Fuchs Johann Wolfgang Goethe, Die Wahlverwandtschaften Leistungsnachweis: Klausur oder Wissenschaftliche Hausarbeit Referat oder kreative Schreibleistung PS Heinrich von Kleist: Erzählungen H. Bachmaier Heinrich von Kleist: Stories Mo 18.45 – 20.15 Uhr, G 201 Kleists Erzählungen kreisen durchgängig um die Identität, um das Selbstbewusstsein der Figuren. Die Schwierigkeit, die eigene Identität zu erfahren und zu begründen, lenkt die Figuren auf ihre Gefühle oder auf die (scheinbare) Sicherheit der Dingwelt. Es sind Zerrissene, die mit inneren und äußeren Widerständen kämpfen und oft durch Gewalt veranlasst werden, ihre Identität zu reflektieren. Und sie leiden unter der Unmöglichkeit, den eigenen inneren Zustand anderen mitzuteilen. Kleist war sich der Kommunikationsdefizite der Sprache in eigener Sache durchaus bewusst: „Ich weiß nicht, was ich Dir über mich unaussprechlichen Menschen sagen soll. – Ich wollte ich könnte mir das Herz aus dem Leibe reißen, in diesen Brief packen, und Dir zuschicken“, so Kleist in einem Brief (an Ulrike, 13. März 1803). Kleists Texte sind Inszenierungen von Identitätsspielen, die den Leser durch ein Labyrinth von Selbstvergewisserungen führen, angetrieben durch die Frage „Wer bin ich?“ Literatur: Kleists Erzählungen, Reclam Ausgabe Voraussetzungen: Lektüre einiger Kleist-Erzählungen Leistungsnachweis: Klausur + Referat oder Hausarbeit + Referat LKM, Gender Studies, EPG 2; BA Deutsche Literatur/Literaturwissenschaft PS Georg Büchner M. Gunreben Georg Büchner Di 10.00 – 11.30 Uhr, H 305 5
Georg Büchner (1813-1837) war Mediziner, Revolutionär und Schriftsteller. In seinem kurzen Leben – er starb mit 24 Jahren an Typhus – hat er ein vielgestaltiges Werk geschaffen, das Dramen und Erzählungen, naturwissenschaftliche Abhandlungen und politische Agitationsschriften umfasst. Im Seminar werden wir Büchners Texte in ihren politischen, sozial- und wissensgeschichtlichen Kontexten in den Blick nehmen. Zudem sollen in der praktischen Arbeit an den Texten Methoden der Dramen- und Erzähltextanalyse wiederholt und eingeübt werden. Auf dem Programm stehen unter anderem folgende Texte: • zus. mit Friedrich Ludwig Weidig: Der Hessische Landbote, 1834 (Reclam Studienausgabe) •Dantons Tod, 1835 (Reclam) •Leonce und Lena, 1836 (Reclam Studienausgabe) •Woyzeck, posth. 1878 (Reclam Studienausgabe) •Lenz, posth. 1839 (Reclam Studienausgabe) Die Anschaffung der entsprechenden Reclam-Bände wird empfohlen; Dantons Tod sollte bereits in den Semesterferien vorbereitend gelesen werden. Die verbindliche Anmeldung zum Seminar erfolgt ab dem 1. März 2019 über Ilias. Forschungsliteratur sowie methodische Texte werden zu Beginn des Semesters auf Ilias zur Verfügung gestellt. Der Kurs ist auf 35 TeilnehmerInnen beschränkt Leistungsnachweis: Referat und Klausur/ Hausarbeit PS Theodor Storms Erzählungen Ch. Gardian Theodor Storm: stories Di 10.00 – 11.30 Uhr, G 421 Theodor Storms Erzählungen und Novellen lassen sich als Ausformulierungen eines Literaturprogramms lesen, das in besonderer Weise auf zeitgenössische Herausforderungen im Verhältnis von Tradition und historischem Wandel antwortet – auf Krisen im Kontext von Industrialisierung, Bürokratisierung und sozialer Differenzierung, die Fragen nach der Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft wie nach der sozialen Funktion von Literatur in der Moderne provozieren. Anhand ausgewählter Texte geht das Seminar diesem Komplex erzähltheoretischer, literaturpro-grammatischer und kulturtheoretischer Themen in der Literatur Theodor Storms nach. Leistungsnachweis: Referat + Hausarbeit/Klausur PS Realismus. Literarische Programme und M. Twellmann/M. Neumann exemplarische Texte von 1800 bis zur Gegenwart Realism. Literary programs and exemplary texts from 1800 to the present Blockseminar: Fr 17. Mai, 09:00 – 16:45 Uhr Sa 18 Mai, 09:00 – 16:45 Uhr Fr 28. Juni, 09:00 – 16:45 Uhr Sa 29. Juni, 09:00 – 16:45 Uhr "Realismus" heißt eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte. "Realismus" heißt aber auch eine Schreibweise, die nicht an diesen Zeitabschnitt gebunden ist, sondern schon früher sowie später wiederholt auftrat und in theoretischen Schriften gefordert wurde. Immer wieder heißt es bis in die jüngste Zeit: "Realismus jetzt!" Beginnend um 1800 wollen wir solche Programmrealismen samt zugehörigen Mustertexten im jeweiligen Zusammenhang sowie vergleichend untersuchen. Dabei wird zu berücksichtigen sein, gegen welche anderen literarischen Schreibweisen diese Programme jeweils gerichtet sind und ob sie sich an nicht- literarische anlehnen. Reagieren sie auf andere, konkurrierende Medien wie etwa die 6
Photographie? Und wie nehmen jüngere Realismen auf ihre Vorgänger Bezug? Ist in dieser Sache ein Fortschritt zu verzeichnen, oder weist die beständige Wiederkehr der Forderung darauf hin, dass sie nicht zu erfüllen ist, dass also der literarische Realismus seinem Anspruch prinzipiell nicht gerecht werden kann? Leistungsnachweis: Referat + Klausur oder Hausarbeit PS Migration erzählen. Eine Einführung in die angewandte M. Gärtner Erzählforschung Narrating migration. An introduction into applied narrative theory Do 15.15 – 16.45 Uhr, H 305 Auf der Grundlage der Allgemeinen Erzähltheorie nach Albrecht Koschorke analysieren wir verschiedene Meistererzählungen über Migration hinsichtlich ihres erzählerischen Aufbaus, ihrer Erzählposition, verwendeter Erzählfiguren und lebensweltlicher Konsequenzen. Die Theorieausschnitte führen dabei an die Arbeit mit konkreten Anwendungsbeispielen aus den (sozialen) Medien, der Migrationsliteratur, institutionellen Kontexten und der Erzählforschung (Interviews) heran. Ein besonderer Fokus des Seminars liegt auf dem Zusammenhang zwischen Erzählen und Macht, wie er sich beispielsweise in den assoziierten Prozessbegriffen Globalisierung, Mobilität, Modernität oder Entwicklung widerspiegelt. Diesen Aspekt arbeiten wir insbesondere anhand eines Vergleichs migrantischer Selbsterzählungen und Fremderzählungen über MigrantInnen heraus. Institutionelle Narrative, wie beispielsweise EU finanzierte Kampagnen zur Sensibilisierung gegen illegale Migration in afrikanischen Ländern, zeigen auf, dass es sich bei der Erzählforschung um eine höchst politische Wissenschaft handelt. Durch das Seminar zieht sich eine Methodenreflexion, die besonders auf die Rolle der Erzählforscherin/des Erzählforschers im empirischen Kontext eingeht. Kleine Praxisübungen helfen dabei einen ersten eigenen Zugang zur Erzählforschung im Alltag zu finden. Gute Englischkenntnisse sind eine Teilnahmevoraussetzung, Französischkenntnisse sind von Vorteil. Literatur: Appadurai, Arjun: Modernity at Large. Cultural Dimensions of Globalization, University of Minnesota Press, 9. Auflage, Minneapolis 2010. Graw, Knut/Schielke, Samuli (Hg.): The Global Horizon. Expectations of Migration in Africa and the Middle East, Leuven University Press, Leuven 2012. Koschorke, Albrecht: Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie, S. Fischer Verlag GmbH, 3. Aufl., Frankfurt am Main 2013. Geschiere, Peter, Meyer, Birgit u.a. (Hg.): Readings in Modernity in Africa, Indiana University Press, Bloomington 2008. Leistungsnachweis: Klausur oder Hausarbeit, Referat oder Praxisübung PS Politische Lyrik F. Schwarzbauer Mi 13.30 – 15.00 Uhr, G 304 Politische Lyrik hat in Deutschland einen schlechten Leumund. Daran mitgewirkt haben nicht nur Politiker und Germanisten, sondern auch prominente Schriftsteller; erinnert sei nur an Hans Magnus Enzensberger und seinen Essay „Poesie und Politik“ von 1962. Solchen Schmähungen zum Trotz gab und gibt es politische Lyrik. Anhand ausgewählter Beispiele soll dies für die Jahrzehnte von 1945 bis in die Gegenwart demonstriert werden. Dabei sollen neben der Interpretation einzelner Werke stets die Bedingungen und Besonderheiten der Gattung reflektiert werden. Zur Auswahl stehen Gedichte von Günter Eich, Paul Celan, Walter Höllerer und Bert Brecht, von Erich Fried, F.C. Delius, Alfred Andersch, Günter Grass und Daniel Falb. In der ersten Sitzung (am Mi 17. April) sollen die Themen und Referate festgelegt werden. Zugleich soll auch diskutiert werden, ob zum Abschluss des Seminars eine 7
Exkursion nach Ulm geplant wird; in der Kunsthalle Weishaupt sind aktuell Arbeiten des US- Amerikaners Robert Longo zu sehen, deren politische Intentionen unsere Diskussion um den Begriff der politischen Lyrik ergänzen (können). Literatur: Zur Einführung empfiehlt sich die Lektüre von Dieter Lamping: Wir leben in einer politischen Welt. Lyrik und Politik seit 1945. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008. Ferner von H. M. Enzensberger neben dem Essay „Poesie und Politik“ seinen Vortrag „Die Entstehung eines Gedichts“ (1962), beide verschiedentlich nachgedruckt. Schließlich die Anthologie von Hilde Domin (Hg.): Nachkrieg und Unfrieden. Gedichte als Index 1945-1970. Neuwied/ Berlin 1970 (mit beachtlichem Nachwort der Herausgeberin). Beschränkung auf max. 20 Teilnehmer, Anmeldung über Ilias. Leistungsnachweis: Referat bzw. Hausarbeit. PS „Komm nach Wolkenkucksheim! Vom Text zur Szene“ I. Putz “Welcome to Cloud Cuckoo Land! The trail from text to theatre” Einführungsveranstaltung, 17.04., 15.15 – 18.30 Uhr, H 308 Erste Termine: 15.-17.4.2019, Alle weiteren Termine werden dann in Absprache mit den Beteiligten bekannt gegeben. Anhand der griechischen Politsatire „Die Vögel“ von Aristophanes (446 – 386 v. C.) wird der Weg von einem Theatertext zu einer konkreten Theaterinszenierung verfolgt. Das Drama entwirft die Utopie des Staates Wolkenkucksheim, der zwischen Himmel und Erde, Göttern und Menschen angesiedelt ist und aus dieser „Vogelperspektive“ allerhand komische Ansichten auf die Welt der Menschen erlaubt. Der Regisseur und Leiter des Jungen Theaters Konstanz, Ingo Putz, bietet in diesem Seminar Einblicke in das deutsche Regietheater: Im Seminar wird die Erarbeitung eines Regiekonzepts mit den entsprechenden Folgen für den ursprünglichen Text und die Bühne besprochen. Es werden außerdem die verschiedenen Berufe am Theater (Schauspiel, Regie, Bühnen- und Kostümbild, Dramaturgie, Theaterpädagogik, etc.) vorgestellt. Schließlich geht es darum, Theaterkulturen anderer Länder kennenzulernen: Welche Theaterformen gibt es? Wie werden öffentliche Theater finanziert? etc. Im praktischen Teil werden Proben im Theater besucht und anschließend ausgewertet: Von der Vorstellung des Konzepts vor den SchauspielerInnen, über das Einstudieren der Szenen bis zur Beleuchtungsprobe, kann das Entstehen einer Theaterinszenierung erlebt werden. Eine Besonderheit dieser Inszenierung ist, dass Jugendliche aus der Stadt Konstanz zusammen mit professionellen SchauspielerInnen aus dem Ensemble auf der Bühne stehen werden. Kommentar Englisch: We use the Greek political comedy “The Birds” by Aristophanes (c. 446 – c. 386 BC) to follow the path a theatrical text takes to become a stage production. The drama is set in the utopian city of “Cloud Cuckoo Land” where birds make their home between heaven and earth, the gods and humanity. Their “bird’s eye view” provides a comical perspective of the world below with its human inhabitants. The director and head of the young theatre department of Konstanz, Ingo Putz, will introduce you to German “Regietheater” which allows directors greater freedom to re-interpret pieces for their audiences: During the seminar, participants will create a director’s concept and then explore how it impacts both the original text and the performance. You will also get to know different professions in theatre (actors, directors, dramatic advisors, the stage and costume team, theatre educators, etc.). Finally, you will explore theatrical cultures in other countries, by asking: What forms are used in theatre? How are public theatres funded? and other questions. The seminar will also take you into the theatre, where you will visit and then discuss rehearsals: You will experience the creation of a theatre production from the moment the play’s concept is presented to the actors, through rehearsals of the individual scenes and the respective 8
theatrical lighting, up to the premiere performance. One special aspect of this production is that local youth will perform alongside the theatre’s professional acting team. Literatur: Aristophanes, Die Vögel Max. 16 Teilnehmende (Es ist vorgesehen, 8 Studierende aus Konstanz (die einen Abschluss anstreben) und 8 Studierende aus dem Ausland, die in Konstanz einen Auslandsaufenthalt absolvieren, zuzulassen.) The number of seminar participants is limited to 16. In order to be able to compare theatre in different cultural contexts, equal amounts of German and exchange students should take part. This means we plan to admit eight degree-seeking students from Konstanz and eight exchange students from abroad to the seminar. Leistungsnachweis: 3 ECTS Studienleistung: Referat/Poster 6 ECTS Prüfungsleistung: Referat/Poster und längere schriftliche Arbeit (entweder 2 Theaterkritiken oder Ausarbeitung von ausgewählten Szenen in Gruppen) You may choose to earn either three or six ECTS credits for this seminar. 3 ECTS points Coursework: You can earn three ECTS credits for giving a class presentation or creating a poster (credit in the area of interdisciplinary transferable skills). 6 ECTS points Performance assessment: You can earn six ECTS credits if you complete both the coursework above as well as a longer written assignment. This second requirement can be fulfilled by visiting 2 other theatre performances in Konstanz and writing reviews about them or by planning and acting out selected short scenes with your fellow students. Credit will be granted in the area of subject- specific literature transferable skills or interdisciplinary transferable skills respectively. Anmeldung Bis 25.02.2019 per E-Mail an erasmus.humanities@uni-konstanz.de folgende Unterlagen ein - Angaben zu Person, Studium, Fachsemester - Kurzes Motivationsschreiben (maximal eine Seite) Erwartet wird eine große Offenheit und Interesse am Theater sowie die Bereitschaft an mehreren Veranstaltungen außerhalb der Universität (Theaterbesuche, Probenbesuche) teilzunehmen. Registration If you would like to be part of the seminar, please register by 25.02.2019 by sending an email to erasmus.humanities@uni-konstanz.de including the following information: - your name, study programme and semester - a short letter of motivation (one page max.) Conditions: We expect participants to attend several events located outside the university as part of the seminar (i.e. to visit the theatre and rehearsals). If you are open for new experiences and enjoy theatre and acting as well, you are welcome to participate. HAUPT- UND OBERSEMINARE HS/OS Antikentransformationen B. Gebert Di 11.45 – 13.15 Uhr, G 308 Heinrich von Veldeke zählt zu den großen Wegbereitern, mit denen sich die deutschsprachige Erzählkunst um 1200 auf Grundlage antiker Texte als eigenständiges Literatursystem etabliert. Im Seminar wollen wir mit Heinrichs Eneasroman (1170/90) einen Antikenroman lesen, dem dabei eine Schlüsselposition zukommt. Auf den Spuren seiner altfranzösischen 9
Vorlage und nach den antiken Stoffvorgaben Vergils erzählt er die Reise des Flüchtlings Aeneas aus dem brennenden Troja über die amouröse Begegnung mit Königin Dido in Karthago bis hin zur Begründung römischer Herrscher in Italien, die Heinrich von Veldeke zugleich als Ursprungsmythos der höfischen Adelskultur des Mittelalters und seiner Herrschergeschlechter inszeniert. Doch erzählt der Eneasroman nicht nur von Neuanfängen, sondern ebenso von scheiternden Übergängen: Aus der Unterwelt aufgestiegen, entfacht Aeneas in Italien einen grausamen Konkurrenzkampf um politische Vorherrschaft, der die angestammte Gesellschaft und ihre Legitimationsverfahren entwurzelt. Solche ‚Entwurzelung‘ betrifft auch die Ebene der Poetik, glättet der mittelalterliche Roman doch keineswegs sein antikes Erbe, sondern kehrt immer wieder Spannungen und Brüche hervor – zwischen heterogenen Gesellschaftsentwürfen und Glaubensvorstellungen, politischen und rechtlichen Normen, Geschlechterbeziehungen oder Liebeskonzepten. Das Seminar möchte diese Spannungen als literarische Transformationen erkunden, die weniger auf Adaptation oder Anverwandlung fremder Kulturen zielen, sondern vielmehr die Reibungen und Vielstimmigkeit transkultureller Übertragungen in den Mittelpunkt rücken. Anhand ausgewählter Vergleichsstellen wollen wir überprüfen, in welchem Maße diese Spannungen bereits das antike Epos (Vergils Aeneis) und den altfranzösischen Antikenroman (Roman d’Eneas) prägen. Literatur: TeilnehmerInnen werden um Anschaffung folgender Textausgabe gebeten: Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Ludwig Ettmüller ins Neuhochdeutsche übers. mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort hg. von Dieter Kartschoke, Stuttgart 2007 (RUB 8303). Forschungstexte, die wir im Seminar diskutieren, werden zu Kursbeginn online zur Verfügung gestellt. Zur Einstimmung empfehle ich: Elisabeth Lienert, Deutsche Antikenromane des Mittelalters, Berlin 2001 (Grundlagen der Germanistik 39), S. 72-103. Die Teilnehmerzahl ist auf 30 begrenzt. Wenn Sie am Kurs teilnehmen wollen, melden Sie sich bitte ab dem 01.04. verbindlich über ILIAS an. Für den Kurs ist eine gemeinsame Lektürebasis unerlässlich. Grundkenntnisse zu den behandelten Texten werden daher im Semesterverlauf in kurzen Lektüretests überprüft, die die Studienleistung bilden. Leistungsnachweis: Prüfungsleistung: Hausarbeit Studienleistung: Lektüre der Seminartexte (s.o.) HS/OS Kunst der Beleidigung: Schmähen und Schmollen B. Gebert von Homer bis Böhmermann Di 10.00 – 11.30 Uhr, H 306 Das komparatistisch angelegte Seminar verfolgt (Sprech-)Akte der Beleidung und ihre textgenerierenden Wirkungen: Welche Bindungskraft erzeugen Äußerungen und Handlungen, die auf Verletzung, Beschämung und Herabwürdigung zielen? Nicht nur alltägliche Streitkommunikation, sondern auch die europäische Literaturgeschichte lebt von der paradoxen Produktivität solcher Artikulation: elementare Akte der Beleidigung verketten sich zu Szenen und Handlungssträngen, Figuren organisieren sich zu Allianzen und Oppositionen, Worte und Sätze wuchern zu umfangreichen Texturen aus. Wie lässt sich diese Produktivität erklären und als Interpretationszugang zu Streittexten schärfen? Aber auch umgekehrt ist zu fragen: Welche Verletzungen und Einschnitte, Affronts und Abbrüche provozieren Beleidigungen? Ausgehend von linguistischen, soziologischen und psychologischen Beschreibungsmodellen wollen wir untersuchen, wie literarische Texte aus prägnanten Akten, Figuren und Situationen 10
der Beleidigung komplexe Strukturen aufbauen – sei es in narrativen, dramatischen oder poetischen Formen. Dazu wollen wir berühmte Beleidigungsfiguren sondieren: Im antiken Epos (Homer) und in mittelalterlicher Heldenepik (Nibelungenlied) und Artusromanen (Erec, Iwein), im Drama der Weimarer Klassik (Schiller), Roman des 20. Jahrhunderts (Thomas Bernhard) und aktueller Comedy-Polemik (Jan Böhmermann). Welche unterschiedlichen Semantiken und Codierungen von Anerkennung und Herabwürdigung, welche Ritualisierungen von Aggression und welche Gattungsbedingungen dabei jeweils sichtbar werden, wollen wir am Einzelfall diskutieren. Ziel des Seminars sind weniger historische Entwicklungslinien als vielmehr systematische Annäherungen an Literaturen der Verletzung. Die Teilnehmerzahl ist auf 30 begrenzt. Wenn Sie am Kurs teilnehmen wollen, melden Sie sich bitte ab dem 01.04. verbindlich über ILIAS an. Leistungsnachweis: Prüfungsleistung: Hausarbeit Kontexte HS/OS Das Nibelungenlied L. Werthschulte Di 13.30 – 15.00 Uhr, G 308 Das um 1200 entstandene Nibelungenlied gehört zu den wichtigsten mittelhochdeutschen Texten. Im Spannungsverhältnis von (konzipierter) Mündlichkeit und Schriftlichkeit, von heldenepischer Tradition und höfischer Rezeption werden fesselnde Geschichten von Liebe, Verrat, Rache und Mord erzählt. In textnaher Arbeit werden wir uns ausgehend von Figurenkonzeptionen, Handlungsverlauf und -motivationen zunächst mit den Fragen nach Gattungsspezifika, Textkonstruktion sowie nach Erzählverfahren und -strukturen beschäftigen. Parallel dazu werden wir kulturwissenschaftliche Debatten um das Nibelungenlied anhand ausgewählter Forschungsliteratur beleuchten, die uns erleichtern sollen, uns diesem Text interpretatorisch zu nähern. Literatur: Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. Hrsg., übers. u. mit einem Anhang vers. v. Helmut Brackert. 2 Bde. Frankfurt/Main 2008 (auch ältere Auflagen möglich) Voraussetzungen: Leistungsnachweis: HS/OS Gender Studies in der Mediävistik L. Werthschulte Gender Studies in Mi 10.00 – 11.30 Uhr, D 522 Das Seminar zielt darauf ab, die Komplexität der Konstruktion des Geschlechtes sowie die Herstellung von Männlichkeit und Weiblichkeit in der mhd. Literatur kennenzulernen. Dabei werden wir von einem multiperspektivischen Ansatz ausgehen, in dem unterschiedliche Theorien und Modelle diskutiert und schließlich für eine Analyse (primär literarischer) Geschlechterkonstruktionen produktiv eingesetzt werden sollen. Diese Anwendung erfolgt an ausgewählten Primärtexten (Der arme Heinrich, Iwein, Nibelungenlied, Welscher Gast, Das fließende Licht der Gottheit, verschiedene Mären usw.). Bis zur ersten Sitzung müssen Iwein, Der arme Heinrich und Nibelungenlied vollständig gelesen werden. Die weiteren im Seminar behandelten Texte sowie die Sekundärliteratur werden zu Beginn des Semesters vorliegen. Literatur: Folgende Ausgaben seien empfohlen: Hartmann von Aue: Iwein. Text v. Benecke/Lachmann/Wolff, Übersetzung v. Thomas Cramer. Berlin/New York 2001 (de Gruyter Texte). 11
Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. Hrsg., übers. u. mit einem Anhang vers. v. Helmut Brackert. 2 Bde. Frankfurt/Main 2008 (auch ältere Auflagen möglich) (Fischer Klassiker) Hartmann von Aue: Der arme Heinrich. Mhd./Nhd. Hrsg., Übers. und Komm. v. Nathanael Busch und Jürgen Wolf. Ditzingen 2014. (rub) Die weiteren im Seminar behandelten Texte sowie die Sekundärliteratur werden zu Beginn des Semesters im ILIAS vorliegen. Leistungsnachweis: HS/OS Sagaliteratur des Mittelalters L. Werthschulte Mi 11.45 – 13.15 Uhr, H 305 Unter dem Begriff ‚Sagas‘ versteht man eine Fülle von Texten in altwestnordischer Sprache, die sich mit heimischen Stoffen Islands und Grönlands beschäftigen und vornehmlich über die Besiedlung dieser Regionen, Abenteuer norwegischer Könige und isländischer Helden berichten, nordische Mythologie oder Lebensgeschichten von Bischöfen thematisieren sowie populäre kontinentaleuropäische Rittergeschichten für das nordische Publikum adaptieren. Anhand von ausgewählten Textausschnitten aus verschiedenen Saga-Gattungen wollen wir uns diesem Faszinosum nähern, indem wir uns parallel zur intensiven Lektüre und Erörterung von zentralen Themen altnordischer Literatur auch mit den Grundlagen der altnordischen Sprache vertraut machen. Eine hohe Bereitschaft zum Erlernen einer alten Sprache wird daher vorausgesetzt. Literatur: Alle im Seminar behandelten Texte sowie die ausgewählte Sekundärliteratur zu den isländischen Sagas werden zu Beginn des Semesters vorliegen. Zur Einführung seien vorab folgende Texte empfohlen: Mundal, Else : Sagaliteratur. In: Haugen, Odd Einar (Hrsg.): Altnordische Philologie. Norwegen und Island. Berlin 2007, S. 340-390. Schier, Kurt : Sagaliteratur. Stuttgart 1970 (= Sammlung Metzler 78) Voraussetzungen: Leistungsnachweis: HS/OS Der junge Goethe: Wie wird man ein Genie? M. Twellmann The young Goethe: How to become a genius? Di 17.00 – 18.30 Uhr, G 420 Gegenstand des Seminars sind der Autor Johann Wolfgang Goethe und einige seiner Werke des Jahrzehnts 1765-1775. Lebensgeschichtlich ist dies die Zeit vor seiner Übersiedlung nach Weimar und der Übernahme eines Ministeramts. Bis dahin war Goethe "jung": ein Student und Dichter, der sich einer Leitidee seiner Zeit folgend als "Genie" entwarf. Wir wollen uns mit der Genieästhetik vertraut machen und fragen, auf welche Weise Goethes Schreiben ihr entspricht. Im Mittelpunkt stehen neben kunsttheoretischen Schriften die Gedichte der Straßburger Zeit und die späteren Hymnen sowie Götz von Berlichingen und Die Leiden des jungen Werthers. Zur Vorbereitung empfohlen: Thorsten Valk, Der junge Goethe. Epoche – Werk – Wirkung, München 2012. Um verbindliche Anmeldung über die Lernplattform ILIAS wird gebeten. Die Teilnehmerzahl ist auf 35 begrenzt. Leistungsnachweis: OS: Referat und forschungsorientierte Hausarbeit (9 cr) HS: Referat und Hausarbeit/ Klausur (6 cr); Referat (3 cr) Texte 12
HS/OS Dramatik um 1800: Schiller und Kleist M. Ott Drama around 1800: Schiller and Kleist Mi 13.30-15 Uhr, H 307 Friedrich Schiller und Heinrich von Kleist sind für die Entwicklung der deutschsprachigen Dramatik um 1800 zentrale Autoren, zugleich werden sie in der modernen Rezeption aber förmlich als Antipoden gelesen. Das Seminar soll exemplarische Dramen von beiden in Bezug auf die sprachlichen, politischen und ästhetisch-poetologischen Strukturen und Textstrategien hin analysieren. Gelesen werden Schillers Die Räuber, Fiesco, Don Carlos, Die Jungfrau von Orleans sowie Wilhelm Tell, von Kleist Die Familie Schroffenstein, Penthesilea, Die Hermannsschlacht sowie Prinz Friedrich von Homburg; hinzu kommen poetologische Texte (Schaubühnen-Aufsatz, Marionettentheater). Die jeweils ersten beiden Dramen sind bis zur ersten Sitzung zu lesen (Reclam-Ausgaben). Erhebliche Lesebereitschaft ist Voraussetzung. Bitte über die Lehrplattform Ilias anmelden. Leistungsnachweis: HS: Referat/Exposé und Hausarbeit/Klausur (6 Credits) OS: Referat/Exposé und forschungsorientierte Hausarbeit (9 Credits) Referat/Exposé (3 Credits) Texte HS/OS Eichendorffs Welt A. Koschorke Di 11:45 – 13.15 Uhr, H 307 Der Schriftsteller Joseph von Eichendorff (1788-1857) war zu einer widerspruchsvollen Existenz verurteilt. Als Spross eines verarmten Adelsgeschlechts hatte er jahrelang um eine auskömmliche Existenz als preußischer Beamter zu kämpfen. Als gläubiger Katholik nahm er aber im protestantisch-preußischen Beamtenapparat eine Randstellung ein. Während er seinen Tag mit Bürodienst zubrachte, lässt er seine romantischen Helden bindungs- und ruhelos durch Land und Wälder schweifen. In den Tagen der nationalen Erhebung gegen Napoleon stand er mit seinem Bekenntnis zum Miteinander der europäischen Völker im Abseits. Und schließlich ist er als später Romantiker gleichsam zum Nachfahren seiner eigenen Epoche geworden. Das Seminar wird sich vor allem mit der Lektüre von Eichendorffs literarischen Werken befassen, zugleich aber deren biographische und politische Kontexte im Preußen seiner Zeit zum Gegenstand machen. Deshalb werden auch einige der amtlichen Schriften Eichendorffs zu lesen sein. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Kenntnis folgender Werke vor Beginn des Seminars: Eichendorff, Gedichte; Ahnung und Gegenwart; Das Marmorbild; Aus dem Leben eines Taugenichts (alle bei Reclam). Die Anmeldung erfolgt in der ersten Sitzung. Leistungsnachweis: Beitrag zum Seminar (z.B. Referat) + Klausur/HA Texte HS Weltbürger Wieland. Fachwissenschaft trifft Fachdidaktik II S. Seidel World citizen Wieland. literature meets didactics II Blockseminar, Termine: Einführungssitzung Fr. 03.05., 13.30-15.00 Uhr Fr. 10.05., 10-17 Uhr Fr./Sa. 17./18.05., Exkursion nach Biberach Fr. 24.05., 10-17 Uhr Fr. 28.06., 10-17 Uhr 13
Wie lässt sich literaturgeschichtliches Wissen zeitgemäß vermitteln? Wie kann dieses Wissen für ein breites Zielpublikum aufbereitet werden? Welche medialen Formate eignen sich, um kulturhistorisches Wissen zu veranschaulichen? Diese und andere Fragen stellen sich in der Praxis des gymnasialen Deutschunterrichts ebenso wie bei der Vermittlungsarbeit im Museum und stehen im Zentrum dieses interdisziplinären Seminars. Hier werden Sie die Möglichkeit bekommen, Ihr literaturgeschichtliches Wissen zum 18. Jahrhundert zu vertiefen und in verschiedenen medialen Formaten zum Einsatz zu bringen: Gemeinsam gestalten wir einen interaktiven Stadtplan Biberachs, auf dem wir die Spuren Christoph Martin Wielands verfolgen. Wir beschäftigen uns mit Wielands Verdiensten für die deutsche Sprache, Literatur und Kultur sowie seiner Rolle für die literarische Entwicklung der Aufklärung und der Weimarer Klassik. Mittels QR-Codes machen wir dieses Wissen auf dem Stadtplan verfügbar. Die entwickelten Vermittlungsformate werden dabei auch im Hinblick auf einen Einsatz im schulischen Deutschunterricht geprüft. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 beschränkt. Anmeldungen bis 10. April 2018 sind erbeten an: sarah.seidel@uni-konstanz.de Leistungsnachweis: Wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben Studiengänge und Module: BA ed.: 83067H 2510, 6120 MA ed.: 86067H 7120, 7130 BA Dt. Lit: 82904H 2620, 2630, 3120, 3130 MA Dt. Lit: 88293H 2310 BA LKM: 82992H 5700, 7210 MA LKM: 88992H 5110 MA KGE: 88045H 6550 HS/OS Literatur der Weimarer Republik: Kriegs- und Antikriegsroman M. Schöning - Was ist der Unterschied? Literature of the Weimar Republic: War novels and anti-war novels. What makes the difference? Mo 17.00 – 18.30 Uhr, H 304 Wie unterscheiden sich Kriegs- und Antikriegsliteratur? Wir gehen davon aus, dass sich nicht nur Autoren, sondern auch literarische Texte hinsichtlich ihrer Haltung zum Krieg unterscheiden. Beim Versuch, die Kriterien dafür zu bestimmen, ist es mit den Selbstverständlichkeiten allerdings schnell vorbei. Darstellungen kriegerischer Schrecken sind ebensowenig ein Garant wie der Tod des Protagonisten. Auch Texte, die den Krieg verherrlichen, stellen dessen Grauen dar. Der kollektive Charakter kriegerischer Gewalterfahrung – sei sie aktiv oder passiv – bringt eine zweite Dimension ins Spiel, die mit der ersten Dimension der Gewaltsamkeit keineswegs konform gehen muss. An der Kriegs- und Antikriegsliteratur der Weimarer Republik zeigt sich, dass unsere Erwartungen nur zum Teil greifen. Beide Dimensionen sind offensichtlich historisch und kulturell geprägt. Neben den unumgänglichen „Klassikern“ der Kriegsliteratur der Weimarer Republik, also Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues und Ernst Jüngers In Stahlgewittern, soll Ludwig Renn: Krieg in jedem Fall untersucht werden. Idealerweise sollten Sie von den genannten Texten möglichst viel bereits während der vorlesungsfreien Zeit lesen. Die weiteren ca. drei Romane werden zu Beginn des Semesters bekanntgegeben. Literatur: Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues, Ernst Jüngers In Stahlgewittern; Ludwig Renn: Krieg u.a. Leistungsnachweis: Prüfungsleistung je nach Prüfungsordnung (!): Hauptseminar: Hausarbeit oder ggf. Klausur (plus Referat oder Lektüretagebuch oder Bibliographie als Vorleistung) 14
Oberseminar: (forschungsorientierte) Hausarbeit (plus Vortrag oder kommentierte Auswahlbibliographie als Vor-leistung) Texte HS/OS Literarische Institutionen. Theorien und Romane von M. Twellmann Kafka, Walser, Musil u.a. Literary Institutions. Theories and novels by Kafka, Walser and Musil amongst others Mo 11.45 – 13.15 Uhr, H 306 In Romanen und auch in der Romantheorie werden vielfach gesellschaftliche Institutionen zum Thema: Institutionen der Erziehung und Bildung, der Fürsorge und Pflege sowie des Rechts, der Verwaltung und andere mehr. Zudem kann man die Gattung des Romans als eine Institution begreifen, zu deren gesellschaftlicher Bedeutung eine andere beigetragen hat: die Universität und ihre Literaturwissenschaft. Nachdem wir uns mit dem Begriff der Institution und seiner Geschichte vertraut gemacht haben, wollen wir eine dementsprechende Perspektive auf Literatur anhand von "Institutionenromanen" entwickeln, wie Rüdiger Campe sie genannt hat. Gelesen werden u.a. Robert Walsers Jakob von Gunten und Fritz Kochers Aufsätze, Robert Musils Die Verwirrungen des Zöglings Törleß und Franz Kafkas Der Proceß. Leistungsnachweis: OS: Referat und forschungsorientierte Hausarbeit (9 cr) HS: Referat und Hausarbeit/ Klausur (6 cr); Referat (3 cr) Texte HS/OS Montierte Literatur der 50er und 60er Jahre B. Stiegler Literature and montage in the 1960s and 1970s Di 15.15 – 16.45 Uhr, G 308 Nach dem ebenso eruptiven wie intensiven Erproben von Montageverfahren in den Avantgarden der 1920er und 1930er-Jahre findet sich ein knappes halbes Jahrhundert später eine zweite Welle der Montagebegeisterung, die ähnlich revolutionär daherkommt. Die Literatur der 1960er und 1970er-Jahre montiert ganze Bücher aus fremdem Material, stellt Romane aus dokumentarischen Stimmen zusammen, zerschneidet Zeitschriften und Postkarten und klebt zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört. Kultur- und Medienkritik, Einflüsse der amerikanischen Pop-Literatur (z.B. Cut Up-Strategien) und neue Verfahren des Dokumentarischen ergänzen sich zu einem aufregenden und wilden Mix einer Literatur, die sich und die Welt neu erfinden will. Von Brinkmanns Arbeitsheften und Postkarten von Chotjewitz, über montierte Romane von Enzensberger und Heißenbüttel bis hin zu Handkes frühen Texten und zahlreichen experimentellen Texten in ephemeren Zeitschriften reicht dabei das Spektrum, das wir im Seminar erkunden werden. Die im Seminar behandelten Texte werden rechtzeitig auf ILIAS zur Verfügung gestellt. Leistungsnachweis: Für alle ist die Teilnahme an einer Referatsgruppe verpflichtend. Prüfungsleistung je nach Studiengang Texte HS/OS Bertolt Brechts politisches Theater Ch. Gardian Bertolt Brecht: plolitical theater Mo 13.30 – 15.00 Uhr, G 421 Bis in die 1980er Jahre hinein war die Literatur Bertolt Brechts vor allem ein Gegenstand der ideologischen Kontroverse: Für die einen war sie ein Exempel kapitalismuskritischen Engagements, bisweilen sogar Ratgeber für terroristische Untergrundaktionen, für die anderen boykottwürdige Demagogie. Erst nach dem Ende des Ost-West-Konflikts in den 1990er 15
Jahren konnte eine historisch-kritische Betrachtung einsetzen, seither gilt Brecht als ein Klassiker der Moderne. Das Seminar widmet sich der für seine Dramatik spezifischen Konstellation von Literatur, Politik und der Auseinandersetzung mit den neuen technischen Medien vor dem Hintergrund der sogenannten ‚klassischen Moderne’. Leistungsnachweis: Referat + Hausarbeit/Klausur Texte HS/OS Christian Petzold B. Stiegler/A. Zons Christian Petzold Mo 15.15 – 18.30 Uhr, H 307 (zwei Zeitslots) Der Regisseur Christian Petzold lotet in seinen Filmen auf komplexe Weise die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts aus. Das thematische Spektrum reicht von der Shoah (Phoenix), der Terrorismus- und RAF-Zeit (Die innere Sicherheit), über die DDR (Barbara) und der Geschichte eines Kriegsheimkehrers aus Afghanistan (Jerichow) bis hin zu einer subtilen Aufnahme und Aktualisierung des Romans Transit von Anna Seghers im gleichnamigen Film. Diese politische Perspektive seiner Filme wird ergänzt durch eine komplexe Reflexion verschiedener Formen der Selbst- und Fremdbeobachtung, der Lebensführung und der medialen Artikulation von Politik. Petzolds filmisches Werk, das durchweg auf eigene Drehbücher zurückgeht, umfasst zahlreiche Spielfilme, aber auch zwei Produktionen für die Reihe Polizeiruf 110. Viele seiner frühen Filme sind in Zusammenarbeit mit Harun Farocki entstanden, der zu den herausragenden Dokumentarfilmregisseuren der Nachkriegszeit zählt. In dem Seminar werden wir Petzolds Gesamtwerk behandeln und diskutieren. Im Anschluss an jede Sitzung wird jeweils der Film der darauffolgenden Woche gezeigt. Die Teilnahme an der Filmsichtung ist verpflichtend. Materialien zu den einzelnen Filmen werden auf ILIAS zur Verfügung gestellt. Leistungsnachweis: Für alle ist die Teilnahme an einer Referatsgruppe verpflichtend. Prüfungsleistung je nach Studiengang Kontexte HS/OS Das Unbehagen in den Kulturen. Sigmund Freud - Ö. Ezli Einwanderungsgesellschaft - Soziale Medien The discontent of cultures. Sigmund Freud - Immigration society - Social media Do 10.00 – 11.30 Uhr, G 304 Die Entwicklung der Kultur baue auf dem Triebverzicht, so Sigmund Freud in seinem äußerst wirkmächtigen kulturtheoretischen Text Das Unbehagen in der Kultur von 1930. Im Unterschied zu seinen früheren Schriften ist es im Letzteren nicht mehr allein die Libido, das Lustverlangen des Einzelnen, die sublimiert und eingeschränkt werden muss, wenn das Zusammenleben zwischen den Menschen familiär, freundschaftlich und gesellschaftlich gelingen soll. Neben der Liebe ist es vor allem die Aggressionsneigung des Menschen als ebenfalls allgegenwärtiges Phänomen, die von außen nach innen in die Psyche des Menschen gegen ihn selbst verschoben werden muss, wenn gesellschaftlicher Zusammenhalt entstehen und fortdauern soll. Aus diesen beiden Verzichtsebenen resultiert für Freud ein Unbehagen in der Kultur, das es durch ästhetischen Aufwand, durch »Phantasiebefriedigungen«, einer Idee von Gerechtigkeit und äußerer und innerer Autorität zu befriedigen und zu befrieden gilt. Wenn nicht, so drohen nach ihm kultureller Regress, gesellschaftliche Spaltung und ein »psychologisches Elend der Massen«. Die Fragen nach gesellschaftlichem Zusammenhalt, Spaltung und nach Affekten sind auch heute in gesellschaftspolitischen Debatten, ästhetischen Reflexionen bis hin zu Formen der Kommunikation in den sozialen Medien äußerst virulent. 16
Doch gibt es einen bemerkenswerten Unterschied zwischen gestern und heute. Denn obwohl Freuds Lebensmittelpunkt, die multikulturelle Stadt Wien, und sein jüdischer Hintergrund auf kulturelle Pluralität und Diversität verweisen, verwendet er den Begriff der Kultur ausschließlich im Singular und nicht im Plural. Nach den historischen und aktuellen Folgen der Migration in die Bundesrepublik Deutschland ist es heute jedoch kaum mehr möglich, Kultur im gesellschaftlichen Zusammenhang theoretisch noch im Singular zu denken oder zu thematisieren. Im Seminar Das Unbehagen in den Kulturen möchten wir deshalb der Frage nachgehen, welchen Verlauf Freuds Ausführungen nehmen müssen, wenn wir sie auf die soziale Realität heutiger Einwanderungsgesellschaften anwenden? Mit was für einem kulturellen Unbehagen haben wir es dann heute zu tun und wie könnte dieses befriedet werden? Welche Formen der Sublimierung von Lust und der Verschiebung von Aggressionsneigungen muss es geben, wenn es wieder um die Vorstellung von kultureller Entwicklung gehen soll? Der Zusammenfall von Libido und Aggressionsneigungen zeigen sich beispielsweise eindrücklich im Sommer des Willkommens der Flüchtlinge 2015 und ihrer Monate darauf folgenden Ablehnung nach den Ereignissen der Silvesternacht 2015/16 in Köln. Oder sie zeigen sich in der Kommunikation in den sozialen Medien, die von verbindenden Gemeinschaftsbildungen bis zu diskriminierenden und rassistischen Hasskommentaren reichen. Diesen aktuellen Fragen möchten wir uns ausgehend von Freuds kulturtheoretischer Schrift widmen. Analysegrundlagen im Seminar werden neben dem theoretischen Text, ästhetische Texte und Filme, Migrations- und Integrationsdebatten und abschließend das Phänomen des Hate Speech in den sozialen Medien sein. Literatur: Freud, Sigmund (2009): Das Unbehagen in der Kultur, Frankfurt a. M.: Fischer. Malik, Kenan (2017): Das Unbehagen in den Kulturen. Eine Kritik des Multikulturalismus und seine Gegner, Berlin: Novo Argumente Verlag. Voraussetzungen: BA-Abschluss Leistungsnachweis: Referat, Hausarbeit Kontexte HS/OS Spiegel – Geschichte, Motiv und Metamorphosen in B. Stiegler/S. Hindriks Literatur, Kunst und Medien Mirrors in literature, art and media Di 11.45 – 13.15 Uhr, G 421 Spiegel bzw. Spiegelungen gehören in Kunst, Literatur und Medien zu den beliebtesten Motiven, wenn es darum geht, Perspektiven zu multiplizieren, die Selbst- und Fremdwahrnehmung zu problematisieren und für das Selbstverhältnis eine Darstellungsform zu finden. Der Spiegel hat daher eine komplexe Geschichte mit vielen Volten und motivischen Verschiebungen, die zumindest teilweise im Seminar vorgestellt und diskutiert werden sollen. Das westliche Nachdenken über Bilder kreiste beginnend mit Platon in der Philosophie ebenso wie in anderen Disziplinen stets auch um das Spiegelbild. Bereits in der Legende von Narziss, die Leon Battista Alberti 1435 zum Ursprungsmythos der Malerei erklärte, zeugt der Spiegel von der besonderen Bannkraft und dem gefährlichen Täuschungspotential des illusionären Bildes, während er zugleich aber auch als Medium der Selbsterkenntnis fungiert. Wenn der Spiegel in der Renaissance zur „Schlüsselmetapher des europäischen pikturalen Bildes“ (Stoichita) wird, dann nicht allein um kunsttheoretisch als Paradigma vollendeter malerischer Mimesis zu dienen. Als Sinnbild von Vergänglichkeit und Sündhaftigkeit wird er in zahlreichen Werken einerseits ein falsches Sehen thematisieren; andererseits wird das Motiv Künstlern aber auch dazu dienen, über ein erkenntnisstiftendes, imaginierendes bzw. geistiges Sehen und damit ihre eigene künstlerische Schöpferkraft zu reflektieren. 17
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