Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2019 - Fachbereich ...

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Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2019
Beginn der Lehrveranstaltungen: 15.04.2019
Ende der Lehrveranstaltungen: 20.07.2019

DEUTSCHE LITERATUR

EINFÜHRUNGEN

Einführung in die allgemeine Literaturwissenschaft                              M. Schöning
Introduction to literary studies
Mo 11.45 – 13.15 Uhr, R 513
Die Einführungsvorlesung richtet sich an Studierende der ersten Semester aller Philologien
innerhalb des Fachbereichs Literaturwissenschaft und wird auf der Grundlage eines gestuften
Konzepts Gattungspoetik, wissenschaftliche Arbeitstechniken und Literaturtheorien
behandeln. Erstes Ziel der Einführung in die Allgemeine Literaturwissenschaft ist es, Ihnen
die wissenschaftliche Terminologie an die Hand zu geben, ohne die literarische Texte nicht
analysiert werden können. Im zweiten Schritt soll das Bewusstsein dafür geschärft werden,
dass man nie voraussetzungslos an Literatur herangeht, sondern immer – sei es auch
unbewusst – Vorannahmen macht. In Folge dessen ist es unverzichtbar, die grundlegenden
Literaturtheorien kennenzulernen.
Die Einführung wird von Tutorien begleitet, deren Besuch verpflichtend ist.
Offen für alle Lehramt- und BA-Studierenden.
Leistungsnachweis: Übungen u. Protokolle im Tutorium, Abschlussklausur im Plenum.
ECTS-credits gemäß der jeweiligen Studienordnung.

Einführung II Literaturwissenschaft in LKM                                       M. Schöning
Introduction to Literary Studies II within the Literature-Art-Media Major
Mi 15.15 – 16.45 Uhr, R 513
Die für das 2. LKM-Semester obligatorische Einführung in die Literaturwissenschaft Nr. 2
verbindet einen exemplarischen literaturgeschichtlichen Überblick von der Aufklärung bis ins
20. Jahrhundert mit der Vertiefung der textanalytischen Kompetenz.
In einem ersten Block werden am Beispiel von Sophokles: König Ödipus und Shakespeare:
Hamlet antike und moderne Tragödie gegenübergestellt, um die Geschichtlichkeit von
Literatur überhaupt ins Bewusstsein zu rücken.
Im Zentrum der folgenden Sitzungen steht dann jeweils ein einzelnes Drama, das für die
Epochen der modernen Literatur typisch ist (Romantik, Realismus etc.). Den Schlusspunkt
setzt ein aktuelles Drama der Gegenwart. Die genaue Auswahl wird kurz vor Semesterbeginn
via Ilias bekanntgegeben. König Ödipus und Hamlet sollten bereits in den Semesterferien
gelesen werden.
Literatur: Erste Empfehlungen: Sophokles: König Ödipus (gr./dt.), übers. v. Jean Bollack, mit
einem Kommentar von Axel Schmitt, Berlin (Suhrkamp Basisbibliothek) 2015; Shakespeare:
Hamlet (Englisch/Deutsch), hrsg., übers. und komm. v. Holger Klein, Stuttgart (Reclam)
2014.
Es gibt keinen Reader, da alle Texte in voller Länge gelesen werden sollen. Es empfiehlt sich
daher die Anschaffung der Texte. Zum Teil wird es Empfehlungen hinsichtlich der Ausgaben

                                                                                           1
geben. Diese sind aber natürlich nicht verpflichtend. Ausgaben, die Sie bereits besitzen,
können Sie weiterverwenden.
Leistungsnachweis: Übungen u. Protokolle im Tutorium, Abschlussklausur im Plenum;
6 ECTS-credits

Vorlesung „Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache“                  B. Gebert
(zweistündig, obligatorische Begleitveranstaltung zum PS I ältere dt. Literatur)
Introduction to MHG literature and language
Mo 10.00 – 11.30 Uhr, R 511
Die Vorlesung führt als obligatorische Begleitveranstaltung zum PS I ein in die
grundlegenden kulturellen, institutionellen, medialen und literarhistorischen Gegebenheiten
deutschsprachiger Literatur des Mittelalters. Die Veranstaltung vermittelt darüber hinaus die
nötigen sprachgeschichtlichen Grundkenntnisse zum Verstehen und Übersetzen
mittelhochdeutscher Literatur. Für ExamenskandidatInnen eignet sich die Vorlesung als
Überblick und Wiederholung.
Der Besuch von PS I und Vorlesung sind obligatorisch.
Teilnehmer/innen werden gebeten, folgendes Wörterbuch anzuschaffen:
Beate Hennig, Kleines mittelhochdeutsches Wörterbuch, 6., durchges. Auflage, Berlin/New
York 2014.
Die Vorlesung wird durch eine Übung begleitet, in der die wesentlichen Inhalte von
Vorlesung und PS I nachbereitet werden. Die Termine der Übungsveranstaltungen werden zu
Semesterbeginn bekanntgegeben.
Bemerkung: Voraussetzung für die Teilnahme an der Vorlesung ist eine verbindliche
Anmeldung über die Lernplattform ILIAS (https://ilias.ub.uni-
konstanz.de/Geisteswissenschaftliche Sektion->Literaturwissenschaft->Lehrveranstaltungen
SoSe19->Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache). Die Anmeldung zur
Vorlesung ist ab dem 01.04.2019 möglich.
Leistungsnachweis: Tests und Abschlussklausur zur Vorlesung, Prüfungsleistung im PS I

PROSEMINARE

PS I Hartmann von Aue: Iwein                                                        N. Kunkel
(+ zweistündig Vorlesung, obligatorische Begleitveranstaltung zum
PS I ältere dt. Literatur)
Do 10.00 – 11.30 Uhr, G 421, Vorlesung: Mo 10.00 – 11.30 Uhr, R 511
Das Seminar führt ein in grundlegende Fragestellungen, Themen und Interpretationsmethoden
der mediävistischen Literaturwissenschaft. Die in der Einführungsvorlesung vermittelten
Sprachkenntnisse werden durch Textlektüren und Übersetzung am Beispiel des Artusromans
Iwein (um 1200 entstanden) Hartmanns von Aue eingeübt.
In seinem zweiten Artusroman (der Erec entstand um 1180/90) erzählt Hartmann von einem
jungen Ritter, der zunächst glänzende Erfolge feiert, dann aber auf einer Turnierfahrt die von
seiner Frau gesetzte Frist zur Heimkehr versäumt und dem Wahnsinn verfällt. Iwein legt nicht
nur seine Kleidung, sondern auch seine (soziale) Identität ab und läuft „nacket nâch der
wilde“ (V. 3238). Über mehrere Stationen erarbeitet er sich daraufhin als anonymer
Löwenritter einen neuen Ruf und auf diesem Wege auch seine frühere Identität zurück. Dabei
bekommt er es mit einem Drachen, mit Riesen und mit alten Bekannten zu tun.
Anhand von Hartmanns Iwein, der zu den ‚Klassikern‘ der deutschen Literatur des hohen
Mittelalters zählt, wollen wir im Seminar die konfliktreiche Gattung des Artusromans
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kennenlernen, in der höfische Normen und Werte wiederholt gefährdet sind und erneut
bestätigt werden müssen. Dabei beschäftigen uns gattungstypische Erzählmuster ebenso wie
die Konstruktion, der Verlust und die Wiederherstellung höfischer Identität.
Das PS I und die Vorlesung „Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache“ müssen
in einem Semester besucht werden.
Literatur: Für die gemeinsame Lektüre benötigen Sie folgende Textausgabe:
Hartmann von Aue: Iwein. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, hrsg. u. übers. von Rüdiger
Krohn, komm. von Mireille Schnyder, Stuttgart 2011. (ISBN 978-3-15-010798-0)
Weitere Texte werden online via ILIAS zur Verfügung gestellt.
Zu diesem PS I wird eine begleitende Übung angeboten, in der zentrale Inhalte aus Vorlesung
und Seminar vertieft werden. Der Besuch wird dringend empfohlen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine verbindliche Anmeldung über die
Lernplattform ILIAS. Die Teilnehmerzahl zum PS I ist auf 25 begrenzt und erfolgt in der
Reihenfolge der Anmeldung. Die Anmeldung zum Kurs ist ab dem 01.04.2019 möglich.
Studienleistung: Referat; Prüfungsleistung: Seminararbeit

PS I König Rother                                                                   Ph. Sigg
(+ zweistündige Vorlesung, obligatorische Begleitveranstaltung zum
PS I ältere dt. Literatur)
Do 11:45 – 13:15 Uhr, H 303, Vorlesung: Mo 10.00 – 11.30 Uhr, R 511
Das Seminar führt in grundlegende Fragestellungen, Themen und Interpretationsmethoden der
mediävistischen Literaturwissenschaft ein. Die in der Einführungsvorlesung vermittelten
Sprachkenntnisse werden durch Textlektüren und Übersetzung am Beispiel des anonym
überlieferten König Rother vertieft. Dieses früheste uns bekannte Brautwerbungsepos (2.
Hälfte des 12. Jahrhunderts) handelt vom gleichnamigen Protagonisten, der zur Sicherung und
Festigung seiner Herrschaft eine Werbungsfahrt an den Hof des byzantinischen Königs
unternimmt, um dessen Tochter zu ehelichen. Rother wird dabei von diversen höfischen und
antihöfischen Figuren begleitet, welche ihm bei seinem konflikt- und listenreichen
Unterfangen zur Seite stehen.
Neben den verschiedenen Figurenkonzeptionen werden uns im Seminar auch genealogische
Grundbegriffe, Merkmale mündlicher und schriftlicher Überlieferungstradition sowie Fragen
der Herrschaftssicherung beschäftigen.
Das PS I und die Vorlesung „Einführung in die ältere deutsche Literatur und Sprache“ müssen
in einem Semester besucht werden.
Literatur: Für die gemeinsame Lektüre benötigen Sie folgende Textausgabe:
König Rother. Mittelhochdeutscher Text und neuhochdeutsche Übersetzung von Peter K.
Stein, hg. von Ingrid Bennewitz unter Mitarbeit von Beatrix Koll und Ruth Weichselbaumer,
Stuttgart 2000 (RUB 18047).
Weitere Texte werden online via ILIAS zur Verfügung gestellt.
Bemerkung: Zu diesem PS I wird eine begleitende Übung angeboten, in der zentrale Inhalte
aus Vorlesung und Seminar vertieft werden. Der Besuch wird dringend empfohlen.
Termin 1 (Elisabeth Sünder): tba
Termin 2 (Martha Prielipp): tba
Voraussetzung: Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine verbindliche
Anmeldung über die Lernplattform ILIAS. Die Teilnehmerzahl zum PS I ist auf 25 begrenzt
und erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldung. Die Anmeldung zum Kurs ist ab dem
01.04.2019 möglich.
Leistungsnachweis: Studienleistung: Referat; Prüfungsleistung: Seminararbeit

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PS II/III Gottfried von Straßburg: Tristan                                   L. Werthschulte
Gottfried von Straßburg: Tistan
Di 17.00 – 18.30 Uhr, F 429
Der nur fragmentarisch überlieferte Roman "Tristan" Gottfrieds von Straßburg erzählt von der
verhängnisvollen, ehebrecherischen Liebe zwischen Tristan und Isolde. Die Geschichte des
wohl berühmtesten Ehebruchs der Literaturgeschichte reflektiert in vielfältiger Weise das
Spannungsverhältnis zwischen den individuellen Antrieben und den Normen der höfischen
Gesellschaft. Die Protagonisten des Romans agieren einerseits als ideale, andererseits als
moralisch bedenkliche, betrügerische Figuren, die Konzepte der höfischen Liebe werden
zugespitzt und radikalisiert, Erzählverfahren verformt und miteinander vermischt - das alles
deutet ein breites Spektrum weiterer Spannungen und Brüche an, mit denen meisterhaft und
poetologisch raffiniert gespielt wird.
Literatur: Textgrundlage: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich
Ranke neu hg., ins Nhd. übersetzt und mit einem Stellenkommentar vers. von Rüdiger Krohn,
Ditzingen 2017 3 Bde.
Voraussetzung: Erfolgreiche Teilnahme an PS I und Einführungsvorlesung zur älteren
deutschen Literatur und Sprache.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine verbindliche Anmeldung über die
Lernplattform ILIAS
Leistungsnachweis: Klausur

PS Alexandriner, Knittelverse, freie Rhythmen:                                       B. Bühler
Lyrik im 17. und 18. Jahrhundert
Lyric poetry from 17th to 18th century
Mo 18.45 – 20.15 Uhr, H 306
Im 17. und 18. Jahrhundert durchläuft die Lyrik eine Reihe von grundlegenden
Transformationen, die sich weniger an Inhalten als an formalen Eigenschaften wie Versmaß
oder Gedichtform zeigen. In dem Seminar beschäftigen wir uns daher mit den Knittelversen
der Meistersänger, dem Alexandriner barocker Sonette, den nüchternen Formen der
Lehrdichtung, den freien Rhythmen der empfindsamen und der Sturm und Drang-Lyrik sowie
dem elegischen Distichon der klassischen Lyrik.
Literatur: Hans-Georg Kemper: Geschichte der deutschen Lyrik. Bd. 2: Von der Reformation
bis zum Sturm und Drang. Stuttgart: Reclam 2012.
Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse. Stuttgart: Metzler, 3. Aufl. 2015.
Leistungsnachweis: Essay/Hausarbeit oder Essay/Klausur

PS Sturm und Drang                                                             M. Twellmann
Storm and Stress
Mi 15.15 – 16.45 Uhr, G 305
Beginnend in der 1760er Jahren stieß die Bewegung des Sturm und Drang bis dahin geltende
Maßstäbe der Dichtkunst um und propagierte neue Leitideen. Es waren hauptsächlich junge
Autoren in ihren 20ern oder 30ern, die kulturell revoltierten und sich auf dem Feld der
Literatur gegen eine ältere Generation durchsetzen konnten. Man erklärte Shakespeare zum
neuen Vorbild, entdeckte das deutsche Mittelalter und sammelte Volkslieder. Unter Berufung
auf die Natur sollte nicht nur die Dichtung aus ihrer Regelbindung gelöst werden. Die
Forderung nach Freiheit erhob man auch gegenüber den als repressiv empfundenen
Institutionen der feudalen Gesellschaft. Anhand ausgewählter Texte v.a. von Herder, Goethe,
Bürger, Schiller und Lenz wollen wir uns mit dieser Jugendbewegung vertraut machen und

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abschließend fragen, wie einige ihrer Anführer in einer anschließenden Lebensphase die
Klassik begründen konnten.
Leistungsnachweis: Referat + Klausur oder Hausarbeit

PS Goethe als Erzähler                                                               C. Gröner
Goethe, the story teller
Do 10.00 – 11.30 Uhr, G 530
Goethes Karriere als Dichter begann mit einer Erzählung, den Leiden des jungen Werthers,
und das Schreiben von Romanen und Erzählungen hat ihn zeitlebens begleitet. Er behandelt
darin existenzielle Themen, wie Liebe, Tod, gesellschaftliche Strukturen oder Bildung und
schreibt gerade diese Prosatexte nie als Auftrags- oder Gelegenheitsarbeiten. Dennoch werden
diese Arbeiten häufig stilbildend für die jeweilige Gattung, trotz oder gerade weil eben kein
geschlossenes ästhetisches Programm von Goethe zur Gattung Prosa vorliegt.
Wir behandeln in diesem Proseminar einige der wichtigsten Erzählungen von Johann
Wolfgang Goethe einerseits als Repräsentanten der jeweiligen Erzählgattung, untersuchen
und interpretieren sie aber auch unter dem Paradigma der neueren Erzähltheorie Gérard
Genettes.
Literatur: Johann Wolfgang Goethe, Werther
Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre
Johann Wolfgang Goethe, Der Mann von fünfzig Jahren
Johann Wolfgang Goethe, Reineke Fuchs
Johann Wolfgang Goethe, Die Wahlverwandtschaften
Leistungsnachweis: Klausur oder Wissenschaftliche Hausarbeit
Referat oder kreative Schreibleistung

PS Heinrich von Kleist: Erzählungen                                             H. Bachmaier
Heinrich von Kleist: Stories
Mo 18.45 – 20.15 Uhr, G 201
Kleists Erzählungen kreisen durchgängig um die Identität, um das Selbstbewusstsein der
Figuren. Die Schwierigkeit, die eigene Identität zu erfahren und zu begründen, lenkt die
Figuren auf ihre Gefühle oder auf die (scheinbare) Sicherheit der Dingwelt. Es sind
Zerrissene, die mit inneren und äußeren Widerständen kämpfen und oft durch Gewalt
veranlasst werden, ihre Identität zu reflektieren. Und sie leiden unter der Unmöglichkeit, den
eigenen inneren Zustand anderen mitzuteilen.
Kleist war sich der Kommunikationsdefizite der Sprache in eigener Sache durchaus bewusst:
„Ich weiß nicht, was ich Dir über mich unaussprechlichen Menschen sagen soll. – Ich wollte
ich könnte mir das Herz aus dem Leibe reißen, in diesen Brief packen, und Dir zuschicken“,
so Kleist in einem Brief (an Ulrike, 13. März 1803).
Kleists Texte sind Inszenierungen von Identitätsspielen, die den Leser durch ein Labyrinth
von Selbstvergewisserungen führen, angetrieben durch die Frage „Wer bin ich?“
Literatur: Kleists Erzählungen, Reclam Ausgabe
Voraussetzungen: Lektüre einiger Kleist-Erzählungen
Leistungsnachweis: Klausur + Referat oder Hausarbeit + Referat
LKM, Gender Studies, EPG 2; BA Deutsche Literatur/Literaturwissenschaft

PS Georg Büchner                                                               M. Gunreben
Georg Büchner
Di 10.00 – 11.30 Uhr, H 305
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Georg Büchner (1813-1837) war Mediziner, Revolutionär und Schriftsteller. In seinem kurzen
Leben – er starb mit 24 Jahren an Typhus – hat er ein vielgestaltiges Werk geschaffen, das
Dramen und Erzählungen, naturwissenschaftliche Abhandlungen und politische
Agitationsschriften umfasst. Im Seminar werden wir Büchners Texte in ihren politischen,
sozial- und wissensgeschichtlichen Kontexten in den Blick nehmen. Zudem sollen in der
praktischen Arbeit an den Texten Methoden der Dramen- und Erzähltextanalyse wiederholt
und eingeübt werden.
Auf dem Programm stehen unter anderem folgende Texte:
• zus. mit Friedrich Ludwig Weidig: Der Hessische Landbote, 1834 (Reclam Studienausgabe)
•Dantons Tod, 1835 (Reclam)
•Leonce und Lena, 1836 (Reclam Studienausgabe)
•Woyzeck, posth. 1878 (Reclam Studienausgabe)
•Lenz, posth. 1839 (Reclam Studienausgabe)
Die Anschaffung der entsprechenden Reclam-Bände wird empfohlen; Dantons Tod sollte
bereits in den Semesterferien vorbereitend gelesen werden.
Die verbindliche Anmeldung zum Seminar erfolgt ab dem 1. März 2019 über Ilias.
Forschungsliteratur sowie methodische Texte werden zu Beginn des Semesters auf Ilias zur
Verfügung gestellt. Der Kurs ist auf 35 TeilnehmerInnen beschränkt
Leistungsnachweis: Referat und Klausur/ Hausarbeit

PS Theodor Storms Erzählungen                                                    Ch. Gardian
Theodor Storm: stories
Di 10.00 – 11.30 Uhr, G 421
Theodor Storms Erzählungen und Novellen lassen sich als Ausformulierungen eines
Literaturprogramms lesen, das in besonderer Weise auf zeitgenössische Herausforderungen
im Verhältnis von Tradition und historischem Wandel antwortet – auf Krisen im Kontext von
Industrialisierung, Bürokratisierung und sozialer Differenzierung, die Fragen nach der
Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft wie nach der sozialen Funktion von Literatur in der
Moderne provozieren. Anhand ausgewählter Texte geht das Seminar diesem Komplex
erzähltheoretischer, literaturpro-grammatischer und kulturtheoretischer Themen in der
Literatur Theodor Storms nach.
Leistungsnachweis: Referat + Hausarbeit/Klausur

PS Realismus. Literarische Programme und                         M. Twellmann/M. Neumann
exemplarische Texte von 1800 bis zur Gegenwart
Realism. Literary programs and exemplary texts from 1800 to the present
Blockseminar:
Fr 17. Mai, 09:00 – 16:45 Uhr
Sa 18 Mai, 09:00 – 16:45 Uhr
Fr 28. Juni, 09:00 – 16:45 Uhr
Sa 29. Juni, 09:00 – 16:45 Uhr
"Realismus" heißt eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte. "Realismus" heißt aber
auch eine Schreibweise, die nicht an diesen Zeitabschnitt gebunden ist, sondern schon früher
sowie später wiederholt auftrat und in theoretischen Schriften gefordert wurde. Immer wieder
heißt es bis in die jüngste Zeit: "Realismus jetzt!" Beginnend um 1800 wollen wir solche
Programmrealismen samt zugehörigen Mustertexten im jeweiligen Zusammenhang sowie
vergleichend untersuchen. Dabei wird zu berücksichtigen sein, gegen welche anderen
literarischen Schreibweisen diese Programme jeweils gerichtet sind und ob sie sich an nicht-
literarische anlehnen. Reagieren sie auf andere, konkurrierende Medien wie etwa die
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Photographie? Und wie nehmen jüngere Realismen auf ihre Vorgänger Bezug? Ist in dieser
Sache ein Fortschritt zu verzeichnen, oder weist die beständige Wiederkehr der Forderung
darauf hin, dass sie nicht zu erfüllen ist, dass also der literarische Realismus seinem Anspruch
prinzipiell nicht gerecht werden kann?
Leistungsnachweis: Referat + Klausur oder Hausarbeit

PS Migration erzählen. Eine Einführung in die angewandte                           M. Gärtner
Erzählforschung
Narrating migration. An introduction into applied narrative theory
Do 15.15 – 16.45 Uhr, H 305
Auf der Grundlage der Allgemeinen Erzähltheorie nach Albrecht Koschorke analysieren wir
verschiedene Meistererzählungen über Migration hinsichtlich ihres erzählerischen Aufbaus,
ihrer Erzählposition, verwendeter Erzählfiguren und lebensweltlicher Konsequenzen. Die
Theorieausschnitte führen dabei an die Arbeit mit konkreten Anwendungsbeispielen aus den
(sozialen) Medien, der Migrationsliteratur, institutionellen Kontexten und der
Erzählforschung (Interviews) heran. Ein besonderer Fokus des Seminars liegt auf dem
Zusammenhang zwischen Erzählen und Macht, wie er sich beispielsweise in den assoziierten
Prozessbegriffen Globalisierung, Mobilität, Modernität oder Entwicklung widerspiegelt.
Diesen Aspekt arbeiten wir insbesondere anhand eines Vergleichs migrantischer
Selbsterzählungen und Fremderzählungen über MigrantInnen heraus. Institutionelle Narrative,
wie beispielsweise EU finanzierte Kampagnen zur Sensibilisierung gegen illegale Migration
in afrikanischen Ländern, zeigen auf, dass es sich bei der Erzählforschung um eine höchst
politische Wissenschaft handelt. Durch das Seminar zieht sich eine Methodenreflexion, die
besonders auf die Rolle der Erzählforscherin/des Erzählforschers im empirischen Kontext
eingeht. Kleine Praxisübungen helfen dabei einen ersten eigenen Zugang zur Erzählforschung
im Alltag zu finden. Gute Englischkenntnisse sind eine Teilnahmevoraussetzung,
Französischkenntnisse sind von Vorteil.
Literatur: Appadurai, Arjun: Modernity at Large. Cultural Dimensions of Globalization,
University of Minnesota Press, 9. Auflage, Minneapolis 2010.
Graw, Knut/Schielke, Samuli (Hg.): The Global Horizon. Expectations of Migration in Africa
and the Middle East, Leuven University Press, Leuven 2012.
Koschorke, Albrecht: Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie,
S. Fischer Verlag GmbH, 3. Aufl., Frankfurt am Main 2013.
Geschiere, Peter, Meyer, Birgit u.a. (Hg.): Readings in Modernity in Africa, Indiana
University Press, Bloomington 2008.
Leistungsnachweis: Klausur oder Hausarbeit, Referat oder Praxisübung

PS Politische Lyrik                                                         F. Schwarzbauer
Mi 13.30 – 15.00 Uhr, G 304
Politische Lyrik hat in Deutschland einen schlechten Leumund. Daran mitgewirkt haben nicht
nur Politiker und Germanisten, sondern auch prominente Schriftsteller; erinnert sei nur an
Hans Magnus Enzensberger und seinen Essay „Poesie und Politik“ von 1962. Solchen
Schmähungen zum Trotz gab und gibt es politische Lyrik. Anhand ausgewählter Beispiele
soll dies für die Jahrzehnte von 1945 bis in die Gegenwart demonstriert werden. Dabei sollen
neben der Interpretation einzelner Werke stets die Bedingungen und Besonderheiten der
Gattung reflektiert werden. Zur Auswahl stehen Gedichte von Günter Eich, Paul Celan,
Walter Höllerer und Bert Brecht, von Erich Fried, F.C. Delius, Alfred Andersch, Günter Grass
und Daniel Falb. In der ersten Sitzung (am Mi 17. April) sollen die Themen und Referate
festgelegt werden. Zugleich soll auch diskutiert werden, ob zum Abschluss des Seminars eine
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Exkursion nach Ulm geplant wird; in der Kunsthalle Weishaupt sind aktuell Arbeiten des US-
Amerikaners Robert Longo zu sehen, deren politische Intentionen unsere Diskussion um den
Begriff der politischen Lyrik ergänzen (können).
Literatur: Zur Einführung empfiehlt sich die Lektüre von Dieter Lamping: Wir leben in einer
politischen Welt. Lyrik und Politik seit 1945. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008.
Ferner von H. M. Enzensberger neben dem Essay „Poesie und Politik“ seinen Vortrag „Die
Entstehung eines Gedichts“ (1962), beide verschiedentlich nachgedruckt. Schließlich die
Anthologie von Hilde Domin (Hg.): Nachkrieg und Unfrieden. Gedichte als Index 1945-1970.
Neuwied/ Berlin 1970 (mit beachtlichem Nachwort der Herausgeberin).
Beschränkung auf max. 20 Teilnehmer, Anmeldung über Ilias.
Leistungsnachweis: Referat bzw. Hausarbeit.

PS „Komm nach Wolkenkucksheim! Vom Text zur Szene“                                         I. Putz
“Welcome to Cloud Cuckoo Land! The trail from text to theatre”
Einführungsveranstaltung, 17.04., 15.15 – 18.30 Uhr, H 308
Erste Termine: 15.-17.4.2019,
Alle weiteren Termine werden dann in Absprache mit den Beteiligten bekannt gegeben.
Anhand der griechischen Politsatire „Die Vögel“ von Aristophanes (446 – 386 v. C.) wird der
Weg von einem Theatertext zu einer konkreten Theaterinszenierung verfolgt. Das Drama
entwirft die Utopie des Staates Wolkenkucksheim, der zwischen Himmel und Erde, Göttern
und Menschen angesiedelt ist und aus dieser „Vogelperspektive“ allerhand komische
Ansichten auf die Welt der Menschen erlaubt. Der Regisseur und Leiter des Jungen Theaters
Konstanz, Ingo Putz, bietet in diesem Seminar Einblicke in das deutsche Regietheater: Im
Seminar wird die Erarbeitung eines Regiekonzepts mit den entsprechenden Folgen für den
ursprünglichen Text und die Bühne besprochen. Es werden außerdem die verschiedenen
Berufe am Theater (Schauspiel, Regie, Bühnen- und Kostümbild, Dramaturgie,
Theaterpädagogik, etc.) vorgestellt. Schließlich geht es darum, Theaterkulturen anderer
Länder kennenzulernen: Welche Theaterformen gibt es? Wie werden öffentliche Theater
finanziert? etc. Im praktischen Teil werden Proben im Theater besucht und anschließend
ausgewertet: Von der Vorstellung des Konzepts vor den SchauspielerInnen, über das
Einstudieren der Szenen bis zur Beleuchtungsprobe, kann das Entstehen einer
Theaterinszenierung erlebt werden. Eine Besonderheit dieser Inszenierung ist, dass
Jugendliche aus der Stadt Konstanz zusammen mit professionellen SchauspielerInnen aus
dem Ensemble auf der Bühne stehen werden.
Kommentar Englisch:
We use the Greek political comedy “The Birds” by Aristophanes (c. 446 – c. 386 BC) to
follow the path a theatrical text takes to become a stage production. The drama is set in the
utopian city of “Cloud Cuckoo Land” where birds make their home between heaven and
earth, the gods and humanity. Their “bird’s eye view” provides a comical perspective of the
world below with its human inhabitants. The director and head of the young theatre
department of Konstanz, Ingo Putz, will introduce you to German “Regietheater” which
allows directors greater freedom to re-interpret pieces for their audiences: During the
seminar, participants will create a director’s concept and then explore how it impacts both
the original text and the performance. You will also get to know different professions in
theatre (actors, directors, dramatic advisors, the stage and costume team, theatre educators,
etc.). Finally, you will explore theatrical cultures in other countries, by asking: What forms
are used in theatre? How are public theatres funded? and other questions. The seminar will
also take you into the theatre, where you will visit and then discuss rehearsals: You will
experience the creation of a theatre production from the moment the play’s concept is
presented to the actors, through rehearsals of the individual scenes and the respective
                                                                                                8
theatrical lighting, up to the premiere performance. One special aspect of this production is
that local youth will perform alongside the theatre’s professional acting team.
Literatur: Aristophanes, Die Vögel
Max. 16 Teilnehmende (Es ist vorgesehen, 8 Studierende aus Konstanz (die einen Abschluss
anstreben) und 8 Studierende aus dem Ausland, die in Konstanz einen Auslandsaufenthalt
absolvieren, zuzulassen.)
The number of seminar participants is limited to 16. In order to be able to compare theatre in
different cultural contexts, equal amounts of German and exchange students should take part.
This means we plan to admit eight degree-seeking students from Konstanz and eight exchange
students from abroad to the seminar.
Leistungsnachweis: 3 ECTS Studienleistung: Referat/Poster
6 ECTS Prüfungsleistung: Referat/Poster und längere schriftliche Arbeit (entweder 2
Theaterkritiken oder Ausarbeitung von ausgewählten Szenen in Gruppen)
You may choose to earn either three or six ECTS credits for this seminar.
3 ECTS points Coursework:
You can earn three ECTS credits for giving a class presentation or creating a poster
(credit in the area of interdisciplinary transferable skills).
6 ECTS points Performance assessment:
You can earn six ECTS credits if you complete both the coursework above as well as a longer
written assignment. This second requirement can be fulfilled by visiting 2 other theatre
performances in Konstanz and writing reviews about them or by planning and acting out
selected short scenes with your fellow students. Credit will be granted in the area of subject-
specific literature transferable skills or interdisciplinary transferable skills respectively.
Anmeldung
Bis 25.02.2019 per E-Mail an
erasmus.humanities@uni-konstanz.de folgende Unterlagen ein
- Angaben zu Person, Studium, Fachsemester
- Kurzes Motivationsschreiben (maximal eine Seite)

Erwartet wird eine große Offenheit und Interesse am Theater sowie die Bereitschaft an
mehreren Veranstaltungen außerhalb der Universität (Theaterbesuche, Probenbesuche)
teilzunehmen.
Registration
If you would like to be part of the seminar, please register by 25.02.2019 by sending
an email to erasmus.humanities@uni-konstanz.de including the following information:
- your name, study programme and semester
- a short letter of motivation (one page max.)
Conditions: We expect participants to attend several events located outside the university as
part of the seminar (i.e. to visit the theatre and rehearsals). If you are open for new
experiences and enjoy theatre and acting as well, you are welcome to participate.

HAUPT- UND OBERSEMINARE

HS/OS Antikentransformationen                                                    B. Gebert
Di 11.45 – 13.15 Uhr, G 308
Heinrich von Veldeke zählt zu den großen Wegbereitern, mit denen sich die deutschsprachige
Erzählkunst um 1200 auf Grundlage antiker Texte als eigenständiges Literatursystem
etabliert. Im Seminar wollen wir mit Heinrichs Eneasroman (1170/90) einen Antikenroman
lesen, dem dabei eine Schlüsselposition zukommt. Auf den Spuren seiner altfranzösischen
                                                                                                9
Vorlage und nach den antiken Stoffvorgaben Vergils erzählt er die Reise des Flüchtlings
Aeneas aus dem brennenden Troja über die amouröse Begegnung mit Königin Dido in
Karthago bis hin zur Begründung römischer Herrscher in Italien, die Heinrich von Veldeke
zugleich als Ursprungsmythos der höfischen Adelskultur des Mittelalters und seiner
Herrschergeschlechter inszeniert. Doch erzählt der Eneasroman nicht nur von Neuanfängen,
sondern ebenso von scheiternden Übergängen: Aus der Unterwelt aufgestiegen, entfacht
Aeneas in Italien einen grausamen Konkurrenzkampf um politische Vorherrschaft, der die
angestammte Gesellschaft und ihre Legitimationsverfahren entwurzelt. Solche
‚Entwurzelung‘ betrifft auch die Ebene der Poetik, glättet der mittelalterliche Roman doch
keineswegs sein antikes Erbe, sondern kehrt immer wieder Spannungen und Brüche hervor –
zwischen heterogenen Gesellschaftsentwürfen und Glaubensvorstellungen, politischen und
rechtlichen Normen, Geschlechterbeziehungen oder Liebeskonzepten. Das Seminar möchte
diese Spannungen als literarische Transformationen erkunden, die weniger auf Adaptation
oder Anverwandlung fremder Kulturen zielen, sondern vielmehr die Reibungen und
Vielstimmigkeit transkultureller Übertragungen in den Mittelpunkt rücken.
Anhand ausgewählter Vergleichsstellen wollen wir überprüfen, in welchem Maße diese
Spannungen bereits das antike Epos (Vergils Aeneis) und den altfranzösischen Antikenroman
(Roman d’Eneas) prägen.
Literatur: TeilnehmerInnen werden um Anschaffung folgender Textausgabe gebeten:
Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von
Ludwig Ettmüller ins Neuhochdeutsche übers. mit einem Stellenkommentar und einem
Nachwort hg. von Dieter Kartschoke, Stuttgart 2007 (RUB 8303).
Forschungstexte, die wir im Seminar diskutieren, werden zu Kursbeginn online zur
Verfügung gestellt.
Zur Einstimmung empfehle ich:
Elisabeth Lienert, Deutsche Antikenromane des Mittelalters, Berlin 2001 (Grundlagen der
Germanistik 39), S. 72-103.
Die Teilnehmerzahl ist auf 30 begrenzt. Wenn Sie am Kurs teilnehmen wollen, melden Sie
sich bitte ab dem 01.04. verbindlich über ILIAS an.
Für den Kurs ist eine gemeinsame Lektürebasis unerlässlich. Grundkenntnisse zu den
behandelten Texten werden daher im Semesterverlauf in kurzen Lektüretests überprüft, die
die Studienleistung bilden.
Leistungsnachweis: Prüfungsleistung: Hausarbeit
Studienleistung: Lektüre der Seminartexte (s.o.)

HS/OS Kunst der Beleidigung: Schmähen und Schmollen                               B. Gebert
von Homer bis Böhmermann
Di 10.00 – 11.30 Uhr, H 306
Das komparatistisch angelegte Seminar verfolgt (Sprech-)Akte der Beleidung und ihre
textgenerierenden Wirkungen: Welche Bindungskraft erzeugen Äußerungen und Handlungen,
die auf Verletzung, Beschämung und Herabwürdigung zielen? Nicht nur alltägliche
Streitkommunikation, sondern auch die europäische Literaturgeschichte lebt von der
paradoxen Produktivität solcher Artikulation: elementare Akte der Beleidigung verketten sich
zu Szenen und Handlungssträngen, Figuren organisieren sich zu Allianzen und Oppositionen,
Worte und Sätze wuchern zu umfangreichen Texturen aus. Wie lässt sich diese Produktivität
erklären und als Interpretationszugang zu Streittexten schärfen? Aber auch umgekehrt ist zu
fragen: Welche Verletzungen und Einschnitte, Affronts und Abbrüche provozieren
Beleidigungen?
Ausgehend von linguistischen, soziologischen und psychologischen Beschreibungsmodellen
wollen wir untersuchen, wie literarische Texte aus prägnanten Akten, Figuren und Situationen
                                                                                         10
der Beleidigung komplexe Strukturen aufbauen – sei es in narrativen, dramatischen oder
poetischen Formen. Dazu wollen wir berühmte Beleidigungsfiguren sondieren: Im antiken
Epos (Homer) und in mittelalterlicher Heldenepik (Nibelungenlied) und Artusromanen (Erec,
Iwein), im Drama der Weimarer Klassik (Schiller), Roman des 20. Jahrhunderts (Thomas
Bernhard) und aktueller Comedy-Polemik (Jan Böhmermann). Welche unterschiedlichen
Semantiken und Codierungen von Anerkennung und Herabwürdigung, welche
Ritualisierungen von Aggression und welche Gattungsbedingungen dabei jeweils sichtbar
werden, wollen wir am Einzelfall diskutieren. Ziel des Seminars sind weniger historische
Entwicklungslinien als vielmehr systematische Annäherungen an Literaturen der Verletzung.
Die Teilnehmerzahl ist auf 30 begrenzt. Wenn Sie am Kurs teilnehmen wollen, melden Sie
sich bitte ab dem 01.04. verbindlich über ILIAS an.
Leistungsnachweis: Prüfungsleistung: Hausarbeit
Kontexte

HS/OS Das Nibelungenlied                                                   L. Werthschulte
Di 13.30 – 15.00 Uhr, G 308
Das um 1200 entstandene Nibelungenlied gehört zu den wichtigsten mittelhochdeutschen
Texten. Im Spannungsverhältnis von (konzipierter) Mündlichkeit und Schriftlichkeit, von
heldenepischer Tradition und höfischer Rezeption werden fesselnde Geschichten von Liebe,
Verrat, Rache und Mord erzählt. In textnaher Arbeit werden wir uns ausgehend von
Figurenkonzeptionen, Handlungsverlauf und -motivationen zunächst mit den Fragen nach
Gattungsspezifika, Textkonstruktion sowie nach Erzählverfahren und -strukturen
beschäftigen. Parallel dazu werden wir kulturwissenschaftliche Debatten um das
Nibelungenlied anhand ausgewählter Forschungsliteratur beleuchten, die uns erleichtern
sollen, uns diesem Text interpretatorisch zu nähern.
Literatur: Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. Hrsg., übers. u.
mit einem Anhang vers. v. Helmut Brackert. 2 Bde. Frankfurt/Main 2008 (auch ältere
Auflagen möglich)
Voraussetzungen:
Leistungsnachweis:

HS/OS Gender Studies in der Mediävistik                                      L. Werthschulte
Gender Studies in
Mi 10.00 – 11.30 Uhr, D 522
Das Seminar zielt darauf ab, die Komplexität der Konstruktion des Geschlechtes sowie die
Herstellung von Männlichkeit und Weiblichkeit in der mhd. Literatur kennenzulernen. Dabei
werden wir von einem multiperspektivischen Ansatz ausgehen, in dem unterschiedliche
Theorien und Modelle diskutiert und schließlich für eine Analyse (primär literarischer)
Geschlechterkonstruktionen produktiv eingesetzt werden sollen. Diese Anwendung erfolgt an
ausgewählten Primärtexten (Der arme Heinrich, Iwein, Nibelungenlied, Welscher Gast, Das
fließende Licht der Gottheit, verschiedene Mären usw.).
Bis zur ersten Sitzung müssen Iwein, Der arme Heinrich und Nibelungenlied vollständig
gelesen werden. Die weiteren im Seminar behandelten Texte sowie die Sekundärliteratur
werden zu Beginn des Semesters vorliegen.
Literatur: Folgende Ausgaben seien empfohlen:
Hartmann von Aue: Iwein. Text v. Benecke/Lachmann/Wolff, Übersetzung v. Thomas
Cramer. Berlin/New York 2001 (de Gruyter Texte).

                                                                                         11
Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. Hrsg., übers. u. mit einem
Anhang vers. v. Helmut Brackert. 2 Bde. Frankfurt/Main 2008 (auch ältere Auflagen
möglich) (Fischer Klassiker)
Hartmann von Aue: Der arme Heinrich. Mhd./Nhd. Hrsg., Übers. und Komm. v. Nathanael
Busch und Jürgen Wolf. Ditzingen 2014. (rub)
Die weiteren im Seminar behandelten Texte sowie die Sekundärliteratur werden zu Beginn
des Semesters im ILIAS vorliegen.
Leistungsnachweis:

HS/OS Sagaliteratur des Mittelalters                                       L. Werthschulte

Mi 11.45 – 13.15 Uhr, H 305
Unter dem Begriff ‚Sagas‘ versteht man eine Fülle von Texten in altwestnordischer Sprache,
die sich mit heimischen Stoffen Islands und Grönlands beschäftigen und vornehmlich über die
Besiedlung dieser Regionen, Abenteuer norwegischer Könige und isländischer Helden
berichten, nordische Mythologie oder Lebensgeschichten von Bischöfen thematisieren sowie
populäre kontinentaleuropäische Rittergeschichten für das nordische Publikum adaptieren.
Anhand von ausgewählten Textausschnitten aus verschiedenen Saga-Gattungen wollen wir
uns diesem Faszinosum nähern, indem wir uns parallel zur intensiven Lektüre und Erörterung
von zentralen Themen altnordischer Literatur auch mit den Grundlagen der altnordischen
Sprache vertraut machen. Eine hohe Bereitschaft zum Erlernen einer alten Sprache wird daher
vorausgesetzt.
Literatur: Alle im Seminar behandelten Texte sowie die ausgewählte Sekundärliteratur zu den
isländischen Sagas werden zu Beginn des Semesters vorliegen.
Zur Einführung seien vorab folgende Texte empfohlen:
Mundal, Else : Sagaliteratur. In: Haugen, Odd Einar (Hrsg.): Altnordische Philologie.
Norwegen und Island. Berlin 2007, S. 340-390.
Schier, Kurt : Sagaliteratur. Stuttgart 1970 (= Sammlung Metzler 78)
Voraussetzungen:
Leistungsnachweis:

HS/OS Der junge Goethe: Wie wird man ein Genie?                                M. Twellmann
The young Goethe: How to become a genius?
Di 17.00 – 18.30 Uhr, G 420
Gegenstand des Seminars sind der Autor Johann Wolfgang Goethe und einige seiner Werke
des Jahrzehnts 1765-1775. Lebensgeschichtlich ist dies die Zeit vor seiner Übersiedlung nach
Weimar und der Übernahme eines Ministeramts. Bis dahin war Goethe "jung": ein Student
und Dichter, der sich einer Leitidee seiner Zeit folgend als "Genie" entwarf. Wir wollen uns
mit der Genieästhetik vertraut machen und fragen, auf welche Weise Goethes Schreiben ihr
entspricht. Im Mittelpunkt stehen neben kunsttheoretischen Schriften die Gedichte der
Straßburger Zeit und die späteren Hymnen sowie Götz von Berlichingen und Die Leiden des
jungen Werthers.
Zur Vorbereitung empfohlen: Thorsten Valk, Der junge Goethe. Epoche – Werk – Wirkung,
München 2012.
Um verbindliche Anmeldung über die Lernplattform ILIAS wird gebeten. Die Teilnehmerzahl
ist auf 35 begrenzt.
Leistungsnachweis: OS: Referat und forschungsorientierte Hausarbeit (9 cr)
HS: Referat und Hausarbeit/ Klausur (6 cr); Referat (3 cr)
Texte
                                                                                           12
HS/OS Dramatik um 1800: Schiller und Kleist                                           M. Ott
Drama around 1800: Schiller and Kleist
Mi 13.30-15 Uhr, H 307
Friedrich Schiller und Heinrich von Kleist sind für die Entwicklung der deutschsprachigen
Dramatik um 1800 zentrale Autoren, zugleich werden sie in der modernen Rezeption aber
förmlich als Antipoden gelesen. Das Seminar soll exemplarische Dramen von beiden in
Bezug auf die sprachlichen, politischen und ästhetisch-poetologischen Strukturen und
Textstrategien hin analysieren. Gelesen werden Schillers Die Räuber, Fiesco, Don Carlos,
Die Jungfrau von Orleans sowie Wilhelm Tell, von Kleist Die Familie Schroffenstein,
Penthesilea, Die Hermannsschlacht sowie Prinz Friedrich von Homburg; hinzu kommen
poetologische Texte (Schaubühnen-Aufsatz, Marionettentheater). Die jeweils ersten beiden
Dramen sind bis zur ersten Sitzung zu lesen (Reclam-Ausgaben). Erhebliche Lesebereitschaft
ist Voraussetzung. Bitte über die Lehrplattform Ilias anmelden.
Leistungsnachweis: HS: Referat/Exposé und Hausarbeit/Klausur (6 Credits)
OS: Referat/Exposé und forschungsorientierte Hausarbeit (9 Credits)
Referat/Exposé (3 Credits)
Texte

HS/OS Eichendorffs Welt                                                          A. Koschorke
Di 11:45 – 13.15 Uhr, H 307
Der Schriftsteller Joseph von Eichendorff (1788-1857) war zu einer widerspruchsvollen
Existenz verurteilt. Als Spross eines verarmten Adelsgeschlechts hatte er jahrelang um eine
auskömmliche Existenz als preußischer Beamter zu kämpfen. Als gläubiger Katholik nahm er
aber im protestantisch-preußischen Beamtenapparat eine Randstellung ein. Während er seinen
Tag mit Bürodienst zubrachte, lässt er seine romantischen Helden bindungs- und ruhelos
durch Land und Wälder schweifen. In den Tagen der nationalen Erhebung gegen Napoleon
stand er mit seinem Bekenntnis zum Miteinander der europäischen Völker im Abseits. Und
schließlich ist er als später Romantiker gleichsam zum Nachfahren seiner eigenen Epoche
geworden.
Das Seminar wird sich vor allem mit der Lektüre von Eichendorffs literarischen Werken
befassen, zugleich aber deren biographische und politische Kontexte im Preußen seiner Zeit
zum Gegenstand machen. Deshalb werden auch einige der amtlichen Schriften Eichendorffs
zu lesen sein.
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Kenntnis folgender Werke vor Beginn des Seminars:
Eichendorff, Gedichte; Ahnung und Gegenwart; Das Marmorbild; Aus dem Leben eines
Taugenichts (alle bei Reclam). Die Anmeldung erfolgt in der ersten Sitzung.
Leistungsnachweis: Beitrag zum Seminar (z.B. Referat) + Klausur/HA
Texte

HS Weltbürger Wieland. Fachwissenschaft trifft Fachdidaktik II                      S. Seidel
World citizen Wieland. literature meets didactics II
Blockseminar, Termine: Einführungssitzung Fr. 03.05., 13.30-15.00 Uhr
Fr. 10.05., 10-17 Uhr
Fr./Sa. 17./18.05., Exkursion nach Biberach
Fr. 24.05., 10-17 Uhr
Fr. 28.06., 10-17 Uhr

                                                                                          13
Wie lässt sich literaturgeschichtliches Wissen zeitgemäß vermitteln? Wie kann dieses Wissen
für ein breites Zielpublikum aufbereitet werden? Welche medialen Formate eignen sich, um
kulturhistorisches Wissen zu veranschaulichen?
Diese und andere Fragen stellen sich in der Praxis des gymnasialen Deutschunterrichts ebenso
wie bei der Vermittlungsarbeit im Museum und stehen im Zentrum dieses interdisziplinären
Seminars. Hier werden Sie die Möglichkeit bekommen, Ihr literaturgeschichtliches Wissen
zum 18. Jahrhundert zu vertiefen und in verschiedenen medialen Formaten zum Einsatz zu
bringen: Gemeinsam gestalten wir einen interaktiven Stadtplan Biberachs, auf dem wir die
Spuren Christoph Martin Wielands verfolgen. Wir beschäftigen uns mit Wielands Verdiensten
für die deutsche Sprache, Literatur und Kultur sowie seiner Rolle für die literarische
Entwicklung der Aufklärung und der Weimarer Klassik. Mittels QR-Codes machen wir dieses
Wissen auf dem Stadtplan verfügbar. Die entwickelten Vermittlungsformate werden dabei
auch im Hinblick auf einen Einsatz im schulischen Deutschunterricht geprüft.
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 beschränkt.
Anmeldungen bis 10. April 2018 sind erbeten an: sarah.seidel@uni-konstanz.de
Leistungsnachweis: Wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben
Studiengänge und Module: BA ed.: 83067H 2510, 6120
MA ed.: 86067H 7120, 7130
BA Dt. Lit: 82904H 2620, 2630, 3120, 3130
MA Dt. Lit: 88293H 2310
BA LKM: 82992H 5700, 7210
MA LKM: 88992H 5110
MA KGE: 88045H 6550

HS/OS Literatur der Weimarer Republik: Kriegs- und Antikriegsroman M. Schöning
- Was ist der Unterschied?
Literature of the Weimar Republic: War novels and anti-war novels. What makes the
difference?
Mo 17.00 – 18.30 Uhr, H 304
Wie unterscheiden sich Kriegs- und Antikriegsliteratur? Wir gehen davon aus, dass sich nicht
nur Autoren, sondern auch literarische Texte hinsichtlich ihrer Haltung zum Krieg
unterscheiden. Beim Versuch, die Kriterien dafür zu bestimmen, ist es mit den
Selbstverständlichkeiten allerdings schnell vorbei. Darstellungen kriegerischer Schrecken sind
ebensowenig ein Garant wie der Tod des Protagonisten. Auch Texte, die den Krieg
verherrlichen, stellen dessen Grauen dar. Der kollektive Charakter kriegerischer
Gewalterfahrung – sei sie aktiv oder passiv – bringt eine zweite Dimension ins Spiel, die mit
der ersten Dimension der Gewaltsamkeit keineswegs konform gehen muss. An der Kriegs-
und Antikriegsliteratur der Weimarer Republik zeigt sich, dass unsere Erwartungen nur zum
Teil greifen. Beide Dimensionen sind offensichtlich historisch und kulturell geprägt. Neben
den unumgänglichen „Klassikern“ der Kriegsliteratur der Weimarer Republik, also Erich
Maria Remarques Im Westen nichts Neues und Ernst Jüngers In Stahlgewittern, soll Ludwig
Renn: Krieg in jedem Fall untersucht werden. Idealerweise sollten Sie von den genannten
Texten möglichst viel bereits während der vorlesungsfreien Zeit lesen. Die weiteren ca.
drei Romane werden zu Beginn des Semesters bekanntgegeben.
Literatur: Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues, Ernst Jüngers In Stahlgewittern;
Ludwig Renn: Krieg u.a.
Leistungsnachweis: Prüfungsleistung je nach Prüfungsordnung (!):
Hauptseminar: Hausarbeit oder ggf. Klausur (plus Referat oder Lektüretagebuch oder
Bibliographie als Vorleistung)

                                                                                           14
Oberseminar: (forschungsorientierte) Hausarbeit (plus Vortrag oder kommentierte
Auswahlbibliographie als Vor-leistung)
Texte

HS/OS Literarische Institutionen. Theorien und Romane von                      M. Twellmann
Kafka, Walser, Musil u.a.
Literary Institutions. Theories and novels by Kafka, Walser and Musil amongst others
Mo 11.45 – 13.15 Uhr, H 306
In Romanen und auch in der Romantheorie werden vielfach gesellschaftliche Institutionen
zum Thema: Institutionen der Erziehung und Bildung, der Fürsorge und Pflege sowie des
Rechts, der Verwaltung und andere mehr. Zudem kann man die Gattung des Romans als eine
Institution begreifen, zu deren gesellschaftlicher Bedeutung eine andere beigetragen hat: die
Universität und ihre Literaturwissenschaft. Nachdem wir uns mit dem Begriff der Institution
und seiner Geschichte vertraut gemacht haben, wollen wir eine dementsprechende Perspektive
auf Literatur anhand von "Institutionenromanen" entwickeln, wie Rüdiger Campe sie genannt
hat. Gelesen werden u.a. Robert Walsers Jakob von Gunten und Fritz Kochers Aufsätze,
Robert Musils Die Verwirrungen des Zöglings Törleß und Franz Kafkas Der Proceß.
Leistungsnachweis: OS: Referat und forschungsorientierte Hausarbeit (9 cr)
HS: Referat und Hausarbeit/ Klausur (6 cr); Referat (3 cr)
Texte

HS/OS Montierte Literatur der 50er und 60er Jahre                                 B. Stiegler
Literature and montage in the 1960s and 1970s
Di 15.15 – 16.45 Uhr, G 308
Nach dem ebenso eruptiven wie intensiven Erproben von Montageverfahren in den
Avantgarden der 1920er und 1930er-Jahre findet sich ein knappes halbes Jahrhundert später
eine zweite Welle der Montagebegeisterung, die ähnlich revolutionär daherkommt. Die
Literatur der 1960er und 1970er-Jahre montiert ganze Bücher aus fremdem Material, stellt
Romane aus dokumentarischen Stimmen zusammen, zerschneidet Zeitschriften und
Postkarten und klebt zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört. Kultur- und
Medienkritik, Einflüsse der amerikanischen Pop-Literatur (z.B. Cut Up-Strategien) und neue
Verfahren des Dokumentarischen ergänzen sich zu einem aufregenden und wilden Mix einer
Literatur, die sich und die Welt neu erfinden will. Von Brinkmanns Arbeitsheften und
Postkarten von Chotjewitz, über montierte Romane von Enzensberger und Heißenbüttel bis
hin zu Handkes frühen Texten und zahlreichen experimentellen Texten in ephemeren
Zeitschriften reicht dabei das Spektrum, das wir im Seminar erkunden werden.
Die im Seminar behandelten Texte werden rechtzeitig auf ILIAS zur Verfügung gestellt.
Leistungsnachweis: Für alle ist die Teilnahme an einer Referatsgruppe verpflichtend.
Prüfungsleistung je nach Studiengang
Texte

HS/OS Bertolt Brechts politisches Theater                                        Ch. Gardian
Bertolt Brecht: plolitical theater
Mo 13.30 – 15.00 Uhr, G 421
Bis in die 1980er Jahre hinein war die Literatur Bertolt Brechts vor allem ein Gegenstand der
ideologischen Kontroverse: Für die einen war sie ein Exempel kapitalismuskritischen
Engagements, bisweilen sogar Ratgeber für terroristische Untergrundaktionen, für die anderen
boykottwürdige Demagogie. Erst nach dem Ende des Ost-West-Konflikts in den 1990er
                                                                                          15
Jahren konnte eine historisch-kritische Betrachtung einsetzen, seither gilt Brecht als ein
Klassiker der Moderne. Das Seminar widmet sich der für seine Dramatik spezifischen
Konstellation von Literatur, Politik und der Auseinandersetzung mit den neuen technischen
Medien vor dem Hintergrund der sogenannten ‚klassischen Moderne’.
Leistungsnachweis: Referat + Hausarbeit/Klausur
Texte

HS/OS Christian Petzold                                                   B. Stiegler/A. Zons
Christian Petzold
Mo 15.15 – 18.30 Uhr, H 307 (zwei Zeitslots)
Der Regisseur Christian Petzold lotet in seinen Filmen auf komplexe Weise die deutsche
Geschichte des 20. Jahrhunderts aus. Das thematische Spektrum reicht von der Shoah
(Phoenix), der Terrorismus- und RAF-Zeit (Die innere Sicherheit), über die DDR (Barbara)
und der Geschichte eines Kriegsheimkehrers aus Afghanistan (Jerichow) bis hin zu einer
subtilen Aufnahme und Aktualisierung des Romans Transit von Anna Seghers im
gleichnamigen Film. Diese politische Perspektive seiner Filme wird ergänzt durch eine
komplexe Reflexion verschiedener Formen der Selbst- und Fremdbeobachtung, der
Lebensführung und der medialen Artikulation von Politik. Petzolds filmisches Werk, das
durchweg auf eigene Drehbücher zurückgeht, umfasst zahlreiche Spielfilme, aber auch zwei
Produktionen für die Reihe Polizeiruf 110. Viele seiner frühen Filme sind in Zusammenarbeit
mit Harun Farocki entstanden, der zu den herausragenden Dokumentarfilmregisseuren der
Nachkriegszeit zählt.
In dem Seminar werden wir Petzolds Gesamtwerk behandeln und diskutieren. Im Anschluss
an jede Sitzung wird jeweils der Film der darauffolgenden Woche gezeigt. Die Teilnahme an
der Filmsichtung ist verpflichtend. Materialien zu den einzelnen Filmen werden auf ILIAS zur
Verfügung gestellt.
Leistungsnachweis: Für alle ist die Teilnahme an einer Referatsgruppe verpflichtend.
Prüfungsleistung je nach Studiengang
Kontexte

HS/OS Das Unbehagen in den Kulturen. Sigmund Freud -                                    Ö. Ezli
Einwanderungsgesellschaft - Soziale Medien
The discontent of cultures. Sigmund Freud - Immigration society - Social media
Do 10.00 – 11.30 Uhr, G 304
Die Entwicklung der Kultur baue auf dem Triebverzicht, so Sigmund Freud in seinem äußerst
wirkmächtigen kulturtheoretischen Text Das Unbehagen in der Kultur von 1930. Im
Unterschied zu seinen früheren Schriften ist es im Letzteren nicht mehr allein die Libido, das
Lustverlangen des Einzelnen, die sublimiert und eingeschränkt werden muss, wenn das
Zusammenleben zwischen den Menschen familiär, freundschaftlich und gesellschaftlich
gelingen soll. Neben der Liebe ist es vor allem die Aggressionsneigung des Menschen als
ebenfalls allgegenwärtiges Phänomen, die von außen nach innen in die Psyche des Menschen
gegen ihn selbst verschoben werden muss, wenn gesellschaftlicher Zusammenhalt entstehen
und fortdauern soll. Aus diesen beiden Verzichtsebenen resultiert für Freud ein Unbehagen in
der Kultur, das es durch ästhetischen Aufwand, durch »Phantasiebefriedigungen«, einer Idee
von Gerechtigkeit und äußerer und innerer Autorität zu befriedigen und zu befrieden gilt.
Wenn nicht, so drohen nach ihm kultureller Regress, gesellschaftliche Spaltung und ein
»psychologisches Elend der Massen«. Die Fragen nach gesellschaftlichem Zusammenhalt,
Spaltung und nach Affekten sind auch heute in gesellschaftspolitischen Debatten, ästhetischen
Reflexionen bis hin zu Formen der Kommunikation in den sozialen Medien äußerst virulent.
                                                                                             16
Doch gibt es einen bemerkenswerten Unterschied zwischen gestern und heute. Denn obwohl
Freuds Lebensmittelpunkt, die multikulturelle Stadt Wien, und sein jüdischer Hintergrund auf
kulturelle Pluralität und Diversität verweisen, verwendet er den Begriff der Kultur
ausschließlich im Singular und nicht im Plural. Nach den historischen und aktuellen Folgen
der Migration in die Bundesrepublik Deutschland ist es heute jedoch kaum mehr möglich,
Kultur im gesellschaftlichen Zusammenhang theoretisch noch im Singular zu denken oder zu
thematisieren. Im Seminar Das Unbehagen in den Kulturen möchten wir deshalb der Frage
nachgehen, welchen Verlauf Freuds Ausführungen nehmen müssen, wenn wir sie auf die
soziale Realität heutiger Einwanderungsgesellschaften anwenden? Mit was für einem
kulturellen Unbehagen haben wir es dann heute zu tun und wie könnte dieses befriedet
werden? Welche Formen der Sublimierung von Lust und der Verschiebung von
Aggressionsneigungen muss es geben, wenn es wieder um die Vorstellung von kultureller
Entwicklung gehen soll? Der Zusammenfall von Libido und Aggressionsneigungen zeigen
sich beispielsweise eindrücklich im Sommer des Willkommens der Flüchtlinge 2015 und ihrer
Monate darauf folgenden Ablehnung nach den Ereignissen der Silvesternacht 2015/16 in
Köln. Oder sie zeigen sich in der Kommunikation in den sozialen Medien, die von
verbindenden Gemeinschaftsbildungen bis zu diskriminierenden und rassistischen
Hasskommentaren reichen. Diesen aktuellen Fragen möchten wir uns ausgehend von Freuds
kulturtheoretischer Schrift widmen. Analysegrundlagen im Seminar werden neben dem
theoretischen Text, ästhetische Texte und Filme, Migrations- und Integrationsdebatten und
abschließend das Phänomen des Hate Speech in den sozialen Medien sein.
Literatur: Freud, Sigmund (2009): Das Unbehagen in der Kultur, Frankfurt a. M.: Fischer.
Malik, Kenan (2017): Das Unbehagen in den Kulturen. Eine Kritik des Multikulturalismus
und seine Gegner, Berlin: Novo Argumente Verlag.
Voraussetzungen: BA-Abschluss
Leistungsnachweis: Referat, Hausarbeit
Kontexte

HS/OS Spiegel – Geschichte, Motiv und Metamorphosen in B. Stiegler/S. Hindriks
Literatur, Kunst und Medien
Mirrors in literature, art and media
Di 11.45 – 13.15 Uhr, G 421
Spiegel bzw. Spiegelungen gehören in Kunst, Literatur und Medien zu den beliebtesten
Motiven, wenn es darum geht, Perspektiven zu multiplizieren, die Selbst- und
Fremdwahrnehmung zu problematisieren und für das Selbstverhältnis eine Darstellungsform
zu finden. Der Spiegel hat daher eine komplexe Geschichte mit vielen Volten und
motivischen Verschiebungen, die zumindest teilweise im Seminar vorgestellt und diskutiert
werden sollen.
Das westliche Nachdenken über Bilder kreiste beginnend mit Platon in der Philosophie
ebenso wie in anderen Disziplinen stets auch um das Spiegelbild. Bereits in der Legende von
Narziss, die Leon Battista Alberti 1435 zum Ursprungsmythos der Malerei erklärte, zeugt der
Spiegel von der besonderen Bannkraft und dem gefährlichen Täuschungspotential des
illusionären Bildes, während er zugleich aber auch als Medium der Selbsterkenntnis fungiert.
Wenn der Spiegel in der Renaissance zur „Schlüsselmetapher des europäischen pikturalen
Bildes“ (Stoichita) wird, dann nicht allein um kunsttheoretisch als Paradigma vollendeter
malerischer Mimesis zu dienen. Als Sinnbild von Vergänglichkeit und Sündhaftigkeit wird er
in zahlreichen Werken einerseits ein falsches Sehen thematisieren; andererseits wird das
Motiv Künstlern aber auch dazu dienen, über ein erkenntnisstiftendes, imaginierendes bzw.
geistiges Sehen und damit ihre eigene künstlerische Schöpferkraft zu reflektieren.

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