LLL-Strategie 2022 - Land Steiermark
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LLL-Strategie 2022 Strategische Ausrichtung und Entwicklungsperspektiven der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im Rahmen des lebensbegleitenden Lernens in der Steiermark Lernende fördern – Strukturen stärken – Kooperationen ausbauen A 6 - Fachabteilung Gesellschaft
Inhalt Inhaltsverzeichnis Vorwort Mag.a Ursula Lackner.......................................................................................................... 4 Vorwort HRin Mag.a Alexandra Nagl.................................................................................................. 5 Lernende fördern – Strukturen stärken – Kooperationen ausbauen................................................ 6 I. Grundprinzipien............................................................................................................................. 9 II. Strategische Leitlinien................................................................................................................ 10 III. Handlungsfelder........................................................................................................................ 14 Bibliotheksentwicklungsplan des Landes Steiermark 2022.................................................... 21 1.Präambel..................................................................................................................................... 22 2. Aktuelle Situation........................................................................................................................ 23 3. Soll-Profil der Öffentlichen Bibliotheken in der Steiermark......................................................... 24 4. Ziele und Maßnahmen bis 2022................................................................................................. 26 Anhang........................................................................................................................................... 29 Impressum...................................................................................................................................... 32 3
LLL-Strategie 2022 „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald Partnerorganisationen einen Leitfaden zur Verfü- man aufhört, treibt man zurück.“ Dieses vom eng- gung zu stellen, der ihnen für die nächsten Jah- lischen Komponisten Benjamin Britten stammen- re eine Orientierung und Unterstützung in ihrem de Zitat ist in der wissensbasierten Gesellschaft, in Tun bietet. Ein wesentlicher Anspruch sollte dabei der wir heute leben, zutreffender denn je. sein, die schon heute vorhandenen, gut funktio- nierenden Strukturen in der steirischen Weiterbil- Wir hören nie auf zu lernen, weder mit dem Ende dungslandschaft zu stärken und ebenda Koopera- der Schulpflicht, noch mit der Lehrabschlussprü- tionen weiter auszubauen. fung oder dem Erreichen eines akademischen Gra- des an einer Hochschule. Vielmehr begleitet uns Dem Anspruch der Zusammenarbeit Rechnung Lernen über die gesamte Lebensspanne – von den tragend, wurden bereits in die Erstellung dieses ersten Bildungserfahrungen in Kindergarten und Strategischen Rahmenpapiers neben ExpertIn- Schule über die berufsbegleitende Ausbildung bis nen diejenigen eingebunden, die künftig mit die- hin zum Social-Media-Kurs für SeniorInnen. sem Leitfaden und entlang der darin definierten Grundprinzipien, strategischen Leitlinien und Zudem findet Lernen mittlerweile nicht unbedingt Handlungsfelder arbeiten werden – nämlich die in einem formalen Kontext, in einer typischen steirischen Weiterbildungseinrichtungen. Klassenzimmerumgebung statt. Interessante Ge- sprächssituationen im Alltag bieten genauso die Ich bedanke mich daher an dieser Stelle bei al- Plattform, sich weiterzubilden, wie ein „Webinar“, len, die sich mit so großem Engagement an der das man individuell abends auf der Couch auf sei- Entwicklung der LLL-Strategie bis 2022 beteiligt nem Tablet abruft. Lernsituationen sind flexibler haben, und blicke optimistisch und mit Freude auf und individueller geworden und auch das „Lern- die gemeinsame Weiterentwicklung des Bildungs- spektrum“ selbst ist ein breiteres: Es geht längst standortes Steiermark im Sinne des lebensbeglei- nicht nur um formale (Zusatz-) Qualifikationen tenden Lernens! für das Berufsleben, es geht auch um nachhaltige Persönlichkeitsbildung. Lernen, Fort- und Weiterbildung sind in allen Lebensphasen bedeutender Bestandteil unseres Alltags. Vor diesem Hintergrund ist es ebenso konsequent wie notwendig, vor allem den in der Mag.a Ursula Lackner Steiermark im Bereich der Weiterbildung tätigen Landesrätin für Bildung und Gesellschaft 43
LLL-Strategie 2022 Unsere Gesellschaft ist seit jeher geprägt von ei- wicklung ihres Wissens, ihrer Fähigkeiten und nem fortwährenden kulturellen, sozialen, tech- Kompetenzen zur selbstbestimmten beruflichen, nischen und wirtschaftlichen Wandel. Doch die sozialen und/oder kulturellen Entfaltung zu er- besondere Dynamik und Rasanz dieser Verände- möglichen. Und das zu erreichen, ist das Bemühen rungen, getrieben von den Innovationen im Be- aller, sowohl der Zuständigen in den jeweiligen reich der Informations- und Kommunikationstech- Ressorts der Steiermärkischen Landesregierung nologien, ist erst ein Phänomen der jüngeren Zeit. als auch jener, die im bestens aufgestellten Feld Diese Entwicklungen haben in Hinblick auf den der steirischen Erwachsenenbildungs- und Weiter- Zugang zu Informationen eine breite Demokrati- bildungseinrichtungen mit der Planung und Um- sierung bewirkt und uns allen Wege eröffnet, die setzung von Angeboten befasst sind. bisher nicht oder schwer und zum Teil sogar nur kostenpflichtig zugänglich waren. Jedoch ist Ler- Ich danke allen Beteiligten, die sich auf unter- nen bekanntlich mehr als das reine Abspeichern schiedlichste und aktive Weise in das Werden die- von Informationen, es basiert auf gemachten Er- ser Strategie eingebracht haben. Um diesen strate- fahrungen und Veränderung - und das lebenslang! gischen Rahmen mit Leben zu erfüllen, bedarf es Vor diesem Hintergrund war es uns seitens der A 6 jedoch auch weiterhin des engagierten Handelns Fachabteilung Gesellschaft für den Fachbereich aller betroffenen AkteurInnen und PartnerInnen. Erwachsenenbildung und Lebenslanges Lernen ein besonderes Anliegen, in der Erarbeitung des Der Beitrag und das Engagement auf unterschied- nun vorliegenden Rahmendokumentes „Strategi- lichsten Ebenen, allen voran jener der Ressorts der sche Ausrichtung und Entwicklungsperspektiven Steiermärkischen Landesregierung, der Bildungs- der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im Rah- einrichtungen, der TrainerInnen und LehrerInnen men des lebensbegleitenden Lernens in der Stei- in der Weiterbildung, der Unternehmen, der Ge- ermark (LLL-Strategie 2022)“ für die Zukunft meinden und vor allem der Lernenden selbst wird des Lebens-, Arbeits-, Wirtschafts- und Bildungs- entscheidend dafür sein, die ambitionierten mittel- raums Steiermark entscheidende Handlungsfel- und langfristigen Zielsetzungen dieser Strategie der und Themen in den Mittelpunkt zu rücken: für die Steiermark zu erreichen. „Bildung ist das Basisbildung und Nachholen von grundlegenden mächtigste Mittel um die Welt zu verändern“ – im Abschlüssen sowie Schlüsselkompetenzen, Di- Sinne dieser Worte von Nelson Mandela lade ich gitalisierung und gesellschafts- und demokratie- Sie alle herzlich dazu ein, gemeinsam die Rah- politische (Bewusstseins-)Bildung, sowie damit menbedingungen für gelingende Bildungswege in verbunden und in Ergänzung zu klassischen Bil- der Steiermark zu gestalten. dungsstrukturen, Lernen in allen Lebensphasen und -kontexten in Zusammenhang mit innova- tiven Lernformen und -formaten, basierend auf einer kontinuierlichen Qualitätsentwicklung und -sicherung im Bereich der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung. Dies, um den Menschen in der HRin Mag.a Alexandra Nagl Steiermark auch weiterhin eine beständige Ent- Leiterin der Fachabteilung Gesellschaft 5
LLL-Strategie 2022 Lernende fördern – Strukturen stärken – der Strategieentwicklung stand die Ausarbeitung Kooperationen ausbauen von Handlungsfeldern zur Weiterentwicklung der Der vorliegende strategische Rahmen für die Wei- steirischen Erwachsenenbildung/Weiterbildung. terentwicklung der Erwachsenenbildung/ Weiter- Außerdem erfolgt ein Ausblick auf strategische bildung in der Steiermark ist das Ergebnis eines Priorisierungen dieser Handlungsfelder. Die Er- forschungsgeleiteten, partizipativen Entwick- gebnisse der Entwicklungsarbeit liegen in Form lungsprozesses im Jahr 2016. Die gesamte Ent- des Strategiepapieres „Lernende fördern – Struk- wicklungsarbeit orientierte sich an der Methode turen stärken – Kooperationen ausbauen“ vor. des „Mixed Methods Approach“ (u.a. Recherche und Analyse von relevanten (Online-) Dokumen- Das erarbeitete Strategiepapier dient als Pla- ten und Strategiepapieren, Interviews mit Expert nungsgrundlage für die inhaltliche Ausgestal- Innen, thematische Fokusgruppen mit Praktiker tung der steirischen Erwachsenenbildung/Wei- Innen und strategische Dialoge im Rahmen von terbildung sowie der strategischen Ausrichtung Steuerungsgruppen), durch die ein ausdifferen- des Fördermitteleinsatzes für den Zeitraum bis ziertes und partizipatives Forschungshandeln 2022. Beides findet seinen Niederschlag in Ziel- möglich war. Die strategische Ausrichtung basiert und Leistungsvereinbarungen, die zwischen dem einerseits auf den im Rahmen des Forschungs- Land und den AnbieterInnen der öffentlich ver- und Entwicklungsprozesses generierten Ergebnis- antworteten Erwachsenenbildung/Weiterbildung sen, andererseits baut sie auf die Landesstrategie der Steiermark abgeschlossen werden. Bei einer „Perspektiven der Erwachsenenbildung / Weiter- Laufzeit der Strategie von sechs Jahren ist das bildung im Rahmen des lebenslangen Lernens Spannungsfeld zwischen kurzfristigen, zum Teil in der Steiermark“ (2009-2015), die nationale sogenannten „ad hoc-Bedarfen“, und längerfristi- „Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Ös- gen zu planenden Maßnahmen zu beachten. Die- terreich – LLL:2020“ (2011) und die „Steirische ses ist allen relevanten AkteurInnen bewusst und Strategie für Bildungs- und Berufsorientierung“ handlungsleitend. auf. Ebenfalls für die vorliegende LLL-Strategie grundlegend ist die „Strategische Ausrichtung der Erwachsenenbildung/Weiterbildung ist ein Hand- Kinder- und Jugendarbeit 2020“ (o.J.) und der lungsfeld, das als strategisches Ziel und konkre- „Bibliotheksentwicklungsplan des Landes Steier- te Aufgabe in beinahe allen Ressorts des Landes mark“ (o.J.), der zugleich als Anhang einen imma- Steiermark wahrgenommen wird. Es ist eine nenten Teil dieses Dokumentes bildet. „Querschnittsmaterie“, die das gesamte Politik- und Verwaltungshandeln des Landes Steiermark Im Rahmen der Erarbeitung der strategischen Aus- – in unterschiedlicher Art und Weise sowie auf richtung wurden auch die Strategien anderer Res- verschiedenen Ebenen – tangiert. In Hinblick auf sorts des Landes Steiermark u. a. Klimaschutzplan die Strategie im Allgemeinen und die in den vier Steiermark, Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020, Handlungsfeldern dargestellten Empfehlungen Umsetzung der UN-Behinderten-Rechtskonventi- im Besonderen kommt der Abteilung 6 – Fachab- on, Aktionsplan des Landes Steiermark analysiert, teilung Gesellschaft des Landes Steiermark künf- um deren Schwerpunkte mitaufzunehmen. tig eine verstärkte Koordinierungsfunktion zu. Darunter ist insbesondere die Herstellung eines Im Mittelpunkt der Projektumsetzung stand pri- Commitments zur vorliegenden LLL-Strategie, mär, die in der LLL-Strategie des Landes Stei- die Ermöglichung eines landesweiten Überblicks ermark 2011-2015 formulierten Zielvorgaben zu über Förderstrukturen, -mittel und -themen über überprüfen und aufgrund aktueller und künftiger die Etablierung einer ressortübergreifenden Dia- Anforderungen weiterzuentwickeln. Besonde- logplattform zu verstehen. res Augenmerk wurde auf die Formulierung von kurz-, mittel- und langfristigen Zielsetzungen (in einer kohärenten Gesamtstruktur) und auf die Darstellung von konkreten bildungsrelevan- ten Handlungsempfehlungen gelegt. Im Zentrum 63
LLL-Strategie 2022 Zahlen, Daten, Fakten Prozent der Bevölkerung können auf eine AHS- Die Steiermark ist mit 1.232.012 Einwohner Matura (Österreich: 5,7 %) und 8,0 Prozent auf Innen (Frauen: 624.786, Männer: 607.226) das eine BHS-Matura (Österreich: 8,4 %) verweisen. viertgrößte Bundesland nach Wien, Niederös- 15,6 Prozent (Österreich: 17 %) der steirischen terreich und Oberösterreich. Sie besteht seit der Bevölkerung haben eine post-sekundäre oder Gemeindestrukturreform Anfang 2015 aus 7 Re- tertiäre Ausbildung abgeschlossen, davon 12,2 gionen, 13 Bezirken und 287 Gemeinden; die Prozent (Österreich: 13,6 %) eine Hochschule Obersteiermark West aus den Bezirken Murau oder Universität.3 (28.390 EinwohnerInnen) und Murtal (73.150 EinwohnerInnen), die Obersteiermark Ost aus Im Jahr 2015 haben 9,1 Prozent der steirischen den Bezirken Bruck-Mürzzuschlag (100.349 Bevölkerung ab 15 Jahren in den letzten 4 Wochen EinwohnerInnen) und Leoben (61.558 Einwoh- vor der Erhebung einen Kurs oder eine Schulung nerInnen), die Südweststeiermark aus den Be- besucht. Damit liegt die Weiterbildungsbeteili- zirken Deutschlandsberg (60.657 Einwohner gung der steirischen Bevölkerung leicht unter Innen) und Leibnitz (81.315 EinwohnerInnen), dem österreichischen Durchschnitt (9,4 %), die die Oststeiermark aus den Bezirken Hartberg- der Gruppe der Erwerbstätigen (25- bis 65-jäh- Fürstenfeld (90.546 EinwohnerInnen) und rigen) hingegen liegt mit 12 Prozent exakt im Weiz (89.104 EinwohnerInnen). Die Statutar- Durchschnitt der österreichischen Bundesländer. stadt Graz (280.258 EinwohnerInnen) bildet Dabei sind in dieser Gruppe Frauen mit 14,3 gemeinsam mit den Bezirken Graz- Umge- Prozent (Österreich: 13,3 %) deutlich weiterbil- bung (148.830 EinwohnerInnen) und Voitsberg dungsaktiver als Männer mit 9,9 Prozent (Öster- (51.851 EinwohnerInnen) die Region Steirischer reich: 10,3 %). Die Weiterbildungsbeteiligung Zentralraum, die Bezirke Liezen (79.860 Ein- hängt stark von den soziodemografischen Merk- wohnerInnen) und Südoststeiermark (86.144 malen „Alter“ und „höchste abgeschlossene EinwohnerInnen) stellen eigene Regionen dar.1 Ausbildung“ ab. Mit zunehmendem Alter nimmt die Beteiligung an Weiterbildungen deutlich ab: In den Jahren 2006 bis 2016 ist die steirische Be- Haben in der Altersgruppe 25 bis 29 Jahre noch völkerung um insgesamt 2,6 Prozent gewachsen. rund 30 Prozent der Befragten in den letzten vier Rund zwei Drittel (67,0 %; Österreich: 67,2 %) Wochen an einer Weiterbildung teilgenommen, der steirischen Bevölkerung gehört der Alters- beträgt der Anteil bei der Altersgruppe 30 bis 34 gruppe 15 bis 64 Jahre an. Das heißt, fast jede Jahre unter 19 Prozent und sinkt über die Alters- fünfte Person (19,7 %; Österreich: 18,5 %) ist gruppen auf 5,3 Prozent bei jenen Personen, die 65 Jahre oder älter und lediglich 13,4 Prozent ist das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben. Bei jünger als 15 Jahre (Österreich: 14,3 %).2 16 Pro- der Betrachtung der Weiterbildungsaktivitäten zent der steirischen Bevölkerung im Alter von nach höchster abgeschlossener Ausbildung wei- 25 bis 64 Jahren verfügen lediglich (maximal) sen Personen, die eine tertiäre Ausbildung abge- über einen Pflichtschulabschluss (Österreich: 19 schlossen haben, mit über 20 Prozent die höchs- %). Eine Lehre haben 40,1 Prozent (Österreich: te Weiterbildungsbeteiligung auf, Personen mit 34,6 %) und eine berufsbildende mittlere Schule Matura beteiligen sich zu rund 12 Prozent an 15,2 Prozent (Österreich: 15,2 %) absolviert. 5,1 Weiterbildungsmaßnahmen. Von den befragten 1 vgl. Statistik Austria (2016g): Bevölkerung nach Alter und Geschlecht. Online im Internet: https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_ und_gesellschaft/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung_nach_alter_geschlecht/index.html [30.01.2017]. 2 vgl. STATcube – Statistische Datenbank von Statistik Austria (2016): Bevölkerung zu Jahresbeginn ab 1982 (QX) nach Politischer Bezirk/Wiener Gemeindebezirk nach Jahr. Online im Internet: http://statcube.at/statistik.at/ext/ statcube/jsf/dataCatalogueExplorer.xhtml [04.10.2016]; Statistik Austria (2016b): Bevölkerung im Jahresdurchschnitt 2015 nach NUTS Regionen und breiten Altersgruppen. Statistik des Bevölkerungsstandes. Erstellt am 14.06.2016. Online im Internet: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/bevoelkerungs- stand_und_veraenderung/bevoelkerung_im_jahresdurchschnitt/065122.html [04.10.2016]. 3 vgl. Statistik Austria (2016c): Bildungsstand der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren 2014 nach Politischem Bezirk. Bildungsstandregister 2014. Erstellt am 22.09.2016. Online im Internet: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bildung_und_kultur/bil- dungsstand_der_bevoelkerung/109688.html [04.10.2016]. 7
LLL-Strategie 2022 Personen mit abgeschlossener Lehre haben 6,4 ve Empfehlungen). Den insgesamt sechs Leitlini- Prozent an einer Weiterbildungsmaßnahme teil- en und vier Handlungsfeldern sind wiederum vier genommen, bei Personen ohne Lehrabschluss Grundprinzipien vorangestellt, die als grundlegen- beträgt dieser Anteil nur 5,5 Prozent.4 de Prinzipien zu verstehen sind und auf alle Leitli- nien und Handlungsfelder gleichermaßen wirken. Die vorliegende LLL-Strategie 2022 gliedert sich Nachfolgende Grafik gibt einen Überblick zu den in einen allgemeinen, grundlegenden Teil, den relevanten strategischen Bereichen – Grundprin- strategischen Leitlinien sowie in einen konkret zu zipien, Leitlinien, Handlungsfelder – und zeigt gestaltenden Teil, den Handlungsfeldern (inklusi- das Verhältnis dieser zueinander: Strategische Ausrichtung und Entwicklungsperspektiven der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im Rahmen des lebensbegleitenden Lernens in der Steiermark (LLL-Strategie 2022) Strategische Leitlinien: 1. Lernen ermöglichen, Lernende fördern und Kompetenzen anerkennen 2. Strukturen identifizieren, darstellen und stärken 3. Vernetzung und Kooperationen ausbauen 4. Angebote fokussieren und konsolidieren 5. Qualität entwickeln, stärken und sichern 6. Mobiles Lernen fördern und neue Lernformate implementieren IV. Leistungsfähigkeit und Innovation III. Qualität und Nachhaltigkeit Handlungsfeld 1: II. Chancengerechtigkeit I. Gender und Diversität Grundprinzipien: Nachholen von grundlegenden Bildungsabschlüssen sowie Basisbildung und Schlüsselkompetenzen Handlungsfeld 2: Regionales und kommunales Erwachsenenbildungsangebot (Community Education) Handlungsfeld 3: Lernen und Bildung über die gesamte Lebensspanne inklusive der Neuorientierung im (Berufs-)Leben Handlungsfeld 4: Qualität, Qualitätsentwicklung und -sicherung Abbildung 1: Bereiche der LLL-Strategie Erwachsenenbildung/Weiterbildung Steiermark 4 vgl. Statistik Austria (2016f): Teilnahme an Kursen und Schulungen in den letzten 4 Wochen nach Bundesland - Jahresdurchschnitt 2015. Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (Jahresdurchschnitt über alle Wochen). Erstellt am 18.04.2016. Online im Internet: http://www.statistik.at/ web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bildung_und_kultur/erwachsenenbildung_weiterbildung_lebenslanges_lernen/weiterbildungsakti- vitaeten_der_bevoelkerung/028454.html [05.10.2016]. 83
LLL-Strategie 2022 I. Grundprinzipien Grundprinzip 2 – Für die Strategie der Erwachsenenbildung/Wei- Chancengleichheit und soziale Mobilität terbildung in der Steiermark sind vier Grund- • Durchlässigkeit der Bildungssysteme prinzipien handlungsleitend. Sie finden ihre • Förderung der Chancengleichheit Begründung in unterschiedlichen, seitens der Landesregierung und des Landtages Steiermark Bildung spielt in wissens- und technologieba- beschlossenen Strategiepapieren5 und bilden eine sierten Gesellschaften, in denen Wandlungs- grundlegende strategische Positionierung quer prozesse beschleunigt ablaufen, eine zentrale über alle Handlungsfelder und Leitlinien. Die Rolle, sowohl auf individueller als auch auf ge- nachfolgenden Grundprinzipien sind daher nicht sellschaftlicher Ebene. Ein gerechter Zugang zu als zusätzliche, „allfällige“ Bereiche zu betrach- Bildung soll allen Menschen in der Steiermark ten, sondern durchziehen die gesamte Strategie. ermöglichen, ihre Talente und Potenziale – un- abhängig etwa vom Lebensalter, ihrer aktuellen Grundprinzip 1 – Lebenssituation oder erworbener Kompetenzen Gender und Diversität – zu entdecken und weiter zu entwickeln. Chan- • Anerkennung und Einbeziehung gesell- cengleichheit bildet die Basis für eine gleich- schaftlicher Vielfalt berechtigte, selbstbestimmte gesellschaftliche • Diversitätssensibles Handeln lernen und Teilhabe und trägt in weiterer Folge auch zu anwenden einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung bei. Um Chancengleichheit zu erreichen, müs- In einer globalisierten, vernetzten, aber auch sen soziale Mobilität und Durchlässigkeit auf zunehmend individualisierten Welt ist gesell- allen Ebenen des Bildungs- sowie des Beschäf- schaftliche Heterogenität Normalität. Menschen tigungssystems gewährleistet sein.6 In diesem haben unterschiedliche Geschlechter, Erstspra- Kontext spielt auch die Sichtbarmachung und chen, Weltanschauungen/Religionen, Traditio- Anerkennung von Kompetenzen – unabhängig, nen, Betreuungspflichten und Lebensentwürfe, auf welchem Weg sie erworben wurden (formal, sie sind unterschiedlich alt und unterschiedlich non-formal, informell) – eine Rolle. finanziell abgesichert, haben verschiedene Be- hinderungen, Potenziale etc. Diese Vielfalt wird Chancengleichheit kann nur dort herrschen, wo auf der Basis gegenseitigen Respekts als selbst- ein barrierefreier Zugang zu öffentlichen und verständlich wahrgenommen und in alle Planun- öffentlich geförderten Angeboten und Dienst- gen und Aktivitäten einbezogen. Diskriminie- leistungen besteht. Dies erfordert den Abbau rungen, stereotype Rollenbilder und Vorurteile physischer und psychischer Barrieren, wie auch stellen Barrieren dar; sie werden als solche er- eine offene Auseinandersetzung mit stereotypen kannt, angesprochen und konsequent abgebaut. Bildern und Berührungsängsten. Die in allen Feldern der Erwachsenenbildung/Wei- terbildung in der Steiermark tätigen Personen wer- den in einem professionellen und selbstbewussten Umgang mit Vielfalt unterstützt und gestärkt. 5 Etwa die „Charta des Zusammenlebens in Vielfalt in der Steiermark“, die „Steirische Frauen- und Gleichstellungsstrategie 2020“, die „Wirt- schaftsstrategie Steiermark 2020. Wachstum durch Innovation“ oder die „Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Aktionsplan des Landes Steiermark. Phase 2: 2015-2017“. 6 vgl. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur/Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung/ Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz/Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (2011): Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich. LLL:2020. Ohne Ort: Republik Österreich, S. 10. 9
LLL-Strategie 2022 Grundprinzip 3 – Innovation im Bildungs- und Wirtschaftssys- Qualität und Nachhaltigkeit tem hängt vom Zusammenspiel der Systeme wie • Evidence based policy von der Leistungsfähigkeit und Leistungsbereit- • Professionalisierung der Lehrenden schaft der Menschen ab, die es in ihrer Eigenin- Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur scho- itiative und Selbstverantwortung zu fördern und nenden Ressourcennutzung mit dem Ziel einer zu fordern gilt. Transparenz und die Zusammen- längerfristigen Qualitätssteigerung in Bildung und arbeit regionaler, nationaler und internationaler Wirtschaft. Nachhaltigkeit und Qualitätssteige- Kooperationen und Netzwerke tragen zur (Wei- rung sind in einer von steten Veränderungen und ter-) Entwicklung und Innovation sowie zur ef- Vielfalt geprägten Gesellschaft nur möglich, wenn fektiven Aufgabenerfüllung aller beteiligten Ins- politische Entscheidungen aufgrund von Evidenz- titutionen im Bereich der Erwachsenenbildung/ basierung wie Monitoring und Wirkungsanalysen Weiterbildung bei. getroffen werden.7 Grundlagen- und empirische Forschung liefern die für die Sicherung von Nach- haltigkeit und Weiterentwicklung von Qualität er- II. Strategische Leitlinien forderlichen Daten und Grundlagen. Transparente Die strategische Ausrichtung und Entwick- Qualitätsanforderungen und -standards, die ent- lungsperspektiven der Erwachsenenbildung/ sprechend den gesellschaftlichen Veränderungen Weiterbildung im Rahmen des lebensbeglei- selbst dynamisch sind, ermöglichen Qualität und tenden Lernens in der Steiermark verfolgen Nachhaltigkeit. insgesamt sechs Leitlinien. Damit wird die Qualität im Bildungsbereich ist nur dann mög- grundsätzliche strategische Ausrichtung der Er- lich, wenn berufliche Professionalität und Kom- wachsenenbildung/Weiterbildung in der Steier- petenzen aller Lehrenden gewährleistet sind. mark vorgegeben. Wissen, Können, Erfahrungen und Haltungen sollen von allen im pädagogischen Feld tätigen Strategische Leitlinie (1): Personen theoretisch und praktisch miteinander Lernen ermöglichen, Lernende fördern in Beziehung gesetzt werden können und damit und Kompetenzen anerkennen zur laufenden Weiterentwicklung beitragen.8 Für die Entwicklung des Lebensraums und Wirt- schaftsstandortes Steiermark wird empfohlen, Grundprinzip 4 – die Weiterbildungsbeteiligung längerfristig (bis Leistungsfähigkeit und Innovation 2022) zumindest um ein Prozent über den ös- • Sicherung von Effektivität terreichischen Durchschnitt anzuheben.10 Es gilt • Laufende Erneuerung Zugangsbarrieren abzubauen, aktive Teilhabe zu Eine wesentliche Chance und Herausforderung fördern und regionale Disparitäten im Angebot im Bildungsbereich ist es, vorausschauend ge- zu reduzieren. sellschaftspolitische Entwicklungen und wirt- schaftliche Trends zu identifizieren, die Angebo- Generell ist die Weiterbildungsbeteiligung sehr te laufend zu aktualisieren und bedarfsorientiert ungleich verteilt. Auch für die Steiermark gilt weiterzuentwickeln. Gefordert ist ein hohes der sogenannte „Matthäus-Effekt“ (Wer hat, dem Maß an Planung, an Flexibilität und Organisa- wird gegeben). Es gilt, folgende Gruppen in ihrer tion.9 Die Identifizierung von Zukunftsfeldern Weiterbildungsteilnahme verstärkt zu fördern: ist entscheidend für die Sicherung einer hohen • bildungsbenachteiligte Personen (insbeson- Lebensqualität und die Weiterentwicklung des dere solche mit Bedarf an Basisbildung und Wirtschaftsstandortes Steiermark. Nachholen des Pflichtschulabschlusses) 7 vgl. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur/Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung/ Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz/Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (2011): Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich. LLL:2020. Ohne Ort: Republik Österreich, S. 11. 8 vgl. ebenda, S. 11. 9 vgl. Land Vorarlberg (2005): Bildungsland Vorarlberg. Perspektiven der Bildungsplanung. Bregenz: Offsetdruck Bezau, S. 54 10 vgl. dazu Bundesministerium für Bildung/Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (Hg.) (2016): Strategie zur Validierung nicht-formalen und informellen Lernens in Österreich. Wien (Arbeitspapier).. 10 3
LLL-Strategie 2022 • ältere Generation (in der (noch) berufli- finanzielle und ideelle Anerkennung entspricht chen, wie auch in der nachberuflichen Le- noch nicht deren Bedeutung und Nutzen für Wirt- bensphase) schaft, Demokratie und den/die Einzelne/n. • Personen im ländlichen Raum Erwachsenenbildung/Weitebildung gehört in der Menschen verfügen neben Wissen und Kompe- Steiermark zu den zentralen öffentlichen Aufga- tenzen aufgrund formaler Bildungswege oftmals ben, die nicht zur Gänze der Steuerung durch den über eine Vielzahl an Fähigkeiten, Fertigkeiten und „freien Markt“ überlassen wird. Als förderwür- Qualifikationen, die sie an non-formalen Lernorten diges Anliegen ist sie in wichtigen Strategiepa- (in Institution der Erwachsenenbildung/Weiterbil- pieren und in fast allen Ressorts des Landes ver- dung) und im informellen Lernen (am Arbeitsplatz, ankert. Hier werden teils erhebliche öffentliche als Volunteers) erworben haben. Eine „offizielle“ Finanzmittel zur Verfügung gestellt. Ein landes- Anerkennung dieser Lernleistungen erfolgt bisher weiter Gesamtüberblick über Förderstrukturen, vergleichsweise selten. -mittel und -themen ebenso wie Eckpunkte einer gemeinsamen Strategie erscheinen für die Zu- Langfristig (bis 2022) wird die Anerkennungs- und kunft sinnvoll. Validierungspraxis ausgebaut mit dem strategi- schen Ziel, die Durchlässigkeit des Bildungssys- Um Synergieeffekte zu erzielen, die Qualität des tems zu erhöhen, die Teilhabe vor allem sozio- Gesamtangebotes für Lernende insgesamt zu erhö- ökonomisch benachteiligter Personen und solcher hen und bildungspolitisch wichtige Themen stär- mit geringen Qualifikationen zu fördern und die ker ins öffentliche Bewusstsein zu heben, ist Ak- Lernmotivation der Bevölkerung insgesamt zu he- teurInnen übergreifend gegenseitiger Austausch ben. Es erfolgt eine intensive Bewusstseinsbildung und Information strukturell zu verankern und sind auf allen Ebenen (Bevölkerung, Politik, Verwal- derart stärker Verbindlichkeiten herzustellen. tung, Bildungseinrichtungen, Wirtschaft, etc.) mit dem Ziel der Implementierung einer allgemeinen Die Förderung von Strukturen der Erwachsenen- Anerkennungskultur. bildung/Weiterbildung (Institutionen, Netzwerke, Kooperationen, etc.) ist unabdingbar für die Be- Die Steiermark beteiligt sich aktiv an diesem Pro- reitstellung eines zeitgemäßen, regional und lokal zess, der mit der Verabschiedung des Nationalen zugänglichen, interessanten und qualitätsvollen Qualifikationsrahmens (NQR) und der österreichi- Angebotes für die Bevölkerung. Grundsätzlich ist schen Validierungsstrategie eingeleitet wurde. In ein ausgewogenes Verhältnis von Struktur- und Kooperation mit wichtigen Stakeholdern (AMS, Projektförderung zu ermöglichen, um eine län- andere Ressorts des Landes, etc) wird eine Struk- gerfristige Planungssicherheit für Institutionen zu tur aufgebaut, die unter Beachtung von System- erhalten. Mittelfristig (bis 2020) liegt der Fokus synergien bestehender Initiativen und Strukturen auf Unterstützung und Förderung von Strukturen, Validierung und Anerkennung im Korridor 2 (von die Kooperation und Vernetzung ermöglichen. non-formalen Lernergebnissen)11 möglich macht. Strategische Leitlinie (3): Vernetzung Strategische Leitlinie (2): Strukturen und Kooperationen ausbauen identifizieren, darstellen und stärken Die Landschaft der Erwachsenenbildung/Weiter- Erwachsenenbildung/Weiterbildung ist der quan- bildung in der Steiermark hat sich in den letzten titativ größte, ausdifferenzierteste und sich am zwei Jahrzehnten stark verändert und diversifi- schnellsten wandelnde Bildungsbereich der Stei- ziert. Durch neue Weiterbildungsbedürfnisse und ermark. Er deckt mit seinen Angeboten die an -bedarfe sind viele neue AnbieterInnen und An- Lebensjahren und -ereignissen umfangreichste gebote hinzugekommen – freilich bestehen wei- Spanne des Menschen ab. Die gesellschaftliche, terhin thematische und regionale Disparitäten. 11 Der Entwicklungsprozess des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) bezieht sich auf drei verschiedene Korridore: Korridor 1 meint den formalen, Korridor 2 den non-formalen und Korridor 3 den informellen (Lern-) Sektor. 11
LLL-Strategie 2022 Das Verhältnis der AnbieterInnen der Erwach- geboten und unterschiedlichen Lernformaten an. senenbildung/Weiterbildung in der Steiermark Regionale Disparitäten sind vorhanden, im Zen- oszilliert zwischen Konkurrenz und Koopera- tralraum Graz ist das Leistungsspektrum, aber tion. Stärkung und Ausbau von Kooperationen auch die Weiterbildungsteilnahme am größten. und Vernetzung nehmen in Zukunft einen zen- tralen Stellenwert ein, um größere öffentliche Steiermarkweit kann eine – historisch gewach- Aufmerksamkeit für bestimmte Themen, erhöhte sene – Pluralität und Vielfalt konstatiert werden, Zugangs- und Teilhabechancen der Bevölkerung die Engagement und Kreativität einschlägiger vor Ort und die stärkere Bündelung von Ressour- AkteurInnen widerspiegeln. Zukünftig ist eine cen zu ermöglichen. abgestimmte und bedarfsorientierte Strategie und Schwerpunktsetzung notwendig. Die diesem strategischen Rahmen zugrunde lie- gende „Steirische Strategie für Bildungs- und Langfristig (bis 2022) findet eine Konsolidierung Berufsorientierung“ definiert Information, Be- des Angebotes öffentlich verantworteter Erwach- ratung und Orientierung für Bildung und Beruf senenbildung/Weiterbildung auf hohem Niveau (IBOBB) als Schnittstellenthema in allen Politik- bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung statt. bereichen, die durch Vernetzung und Kooperation auf eine verstärkte Abstimmung auf allen Ebenen Konsolidierung meint in diesem Zusammenhang fokussiert. Lebensbegleitende, qualitätsgesicher- vor allem die Festigung des Angebotes unter qua- te Prozesse sind in der Steiermark strukturell so litativen Gesichtspunkten sowie in Hinblick auf verankert, dass allen Menschen eine reflektierte ein in der Region stärker abgestimmtes inhaltli- Bildungs- und Berufsentscheidung möglich ist. ches Angebot. Dies soll vor allem über regional abgestimmte, bedarfsorientierte Entwicklungs- Mittelfristig (bis 2020) ist die Ausrichtung und planung und intensivere Kooperationen erreicht Umsetzung bildungspolitisch wesentlicher Pro- werden. Eine allfällige Angebotsausweitung ist jekte (siehe Handlungsfelder) an Kooperationen bildungspolitisch wichtigen Themen und Forma- geknüpft, und zwar auf folgenden Ebenen: ten vorbehalten und erfolgt vorrangig in den Re- • zwischen verschiedenen regionalen und gionen – vor Ort. kommunalen AnbieterInnen und relevanten Organisationen der Erwachsenenbildung/ Mit Blick auf Ressourcen, qualifizierte Vortragen- Weiterbildung de, professionelle Strukturen und teilweise auch • zwischen verschiedenen AkteurInnen (z.B. den Wunsch nach Anonymität der Lernenden (vor kulturell, sozial, politisch und Bildungsein- allem in Bereich Basisbildung und Nachholen des richtungen, Gemeinden, Unternehmen, Ver- Pflichtschulabschlusses) wird ein „Mittelweg“ einen, Museen, EKIZ, etc.)12 auf regionaler zwischen Konzentration und (kleinteiliger) Regi- und kommunaler Ebene (im Sinne von Com- onalisierung gegangen. munity Education) • zwischen regionalen, nationalen und inter- Strategische Leitlinie (5): Qualität entwickeln, nationalen AkteurInnen (im Sinne der Euro- stärken und sichern päisierung und Internationalisierung) Qualitätsvolle Angebote bilden die Grundlage und das Rückgrat der steirischen Erwachsenenbildung/ Strategische Leitlinie (4): Angebote Weiterbildung. Sie ermöglichen den Lernenden fokussieren und konsolidieren zielgruppenspezifische Ansprache, adäquate Zu- Die steirische Erwachsenenbildung/Weiterbil- gangsmöglichkeiten und Inhalte, erwachsenen- dung ist quantitativ gut aufgestellt, bietet ein brei- gerechte Methoden und hohen Lernerfolg. Qua- tes Spektrum an verschiedenen thematischen An- litätsentwicklung und -sicherung ist ein zentrales 12 Hier sind vor allem auch die öffentlichen Bibliothekseinrichtungen des Landes Steiermark mit zu berücksichtigen. Siehe dazu den „Bibliotheks- entwicklungsplan des Landes Steiermark“ im Anhang. 12 3
LLL-Strategie 2022 strategisches Anliegen der Erwachsenenbildung/ für Erwachsene zu entwickeln, zu fördern und Weiterbildung in der Steiermark, sie liegt in der zu implementieren. Ziel ist es, den „digitalen autonomen Verantwortung des/der Anbieters/An- gap“ in der Bevölkerung zu reduzieren und die bieterin – wird aber vom Land eingefordert. Menschen aller Altersstufen zur kompetenten und emanzipierten Teilhabe und zu einer gestal- Die Steiermark ist Teil der Vereinbarung gemäß tenden Rolle in einer sich ständig verändernden Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Län- (Berufs-)Welt zu befähigen. dern über die Anerkennung des Qualitätsrahmens für die Erwachsenenbildung. Der Qualitätsrah- Die Erwachsenenbildung/Weiterbildung in der men Ö-Cert sichert die gegenseitige überregiona- Steiermark zeichnet sich durch eine hohe Plu- le Anerkennung von Qualitätsmanagementsyste- ralität und Vielfalt der Lernformate, -räume und men und -verfahren (wie z.B. CERT-NÖ, LQW, -orte aus. Neben eigenen Kurs- und Seminarräu- ISO 29990:2012 und 2010, EduQua, EFQM, men werden in Kooperation mit Sozial-, Kultur- wien-cert)13 zwischen den einzelnen Ländern so- und Bildungseinrichtungen, Lehrwerkstätten, wie mit dem Bund. etc. – vor allem aber auch mit Bibliotheken (sie- he dazu den „Bibliotheksentwicklungsplan des Förderungen des Landes erfolgen grundsätzlich Landes Steiermark“) – vielfältige lokale und re- nur an qualitätsgesicherte AnbieterInnen, Min- gionale Möglichkeiten genutzt. destanforderung ist ein anerkanntes Qualitätszer- tifikat wie zum Beispiel CERT-NÖ, LQW, S-QS, Aufsuchende Erwachsenenbildungsarbeit und ISO usw. oder Ö-Cert als Qualitätsrahmen. Lang- Community Education besitzen einen hohen fristig (bis 2022) ist der Anteil der steierischen Stellenwert, um einen Zugang breiterer Bevöl- Erwachsenenbildungseinrichtungen, die Ö-Cert kerungsschichten zu ermöglichen, Koopera- besitzen, um 20 Prozent zu erhöhen. tionen auf unterschiedlichen Ebenen und mit verschiedenen AkteurInnen auszubauen sowie Strategische Leitlinie (6): Mobiles Qualität und Lernvielfalt zu erhöhen. Aufsu- Lernen fördern und neue Lernformate chende Erwachsenenbildungsarbeit meint in implementieren diesem Zusammenhang Bildungsformate, die Technologien verändern unsere (Berufs-)Welt im unmittelbaren Umfeld (Lebens-, Wohn-, Ar- entscheidend und damit auch grundlegend die beitsumgebung) von bestimmten Zielgruppen Erwachsenenbildung/Weiterbildung in der Stei- angeboten werden. Durch die aufsuchende Bil- ermark. Der Erwachsenenbildung/Weiterbildung dungsarbeit werden Personen angesprochen, die kommt die bedeutende Aufgabe zu, die Menschen mit klassischen Bildungsangeboten im institu- in Bezug auf die damit verbundenen neuen Kom- tionellen Rahmen kaum oder gar nicht erreicht petenzen zu qualifizieren (etwa in Hinblick auf werden. MultiplikatorInnen sind daher für eine Industrie 4.0). Gleichzeitig geht es auch um die aufsuchende Bildungsarbeit zu sensibilisieren. Fähigkeit, den gesellschaftlichen Wandel kritisch und lernend reflektieren zu können. Langfristig (bis 2022) gilt es, die reale Präsenz von Erwachsenenbildungseinrichtungen und Bi- Die Angebote der Erwachsenenbildung/Weiter- bliotheken als soziale und regionale Lernorte bildung sind von diesem grundlegenden techno- mit der Allgegenwart und den Teilhabemöglich- logischen Wandel noch vergleichsweise selten keiten des Internets zu verknüpfen. betroffen. Klassische Formate und Präsenzler- nen herrschen vor. Diese sollen keinesfalls an Bedeutung verlieren, vielmehr gilt es, neue di- gitale Formate, Abläufe und Lerngelegenheiten Alle im Rahmen von Ö-Cert anerkannten Qualitätsmanagement-Systeme und Qualitätssicherungsverfahren sind auf der Homepage von Ö- 13 Cert zu finden: www.oe-cert.at 13
LLL-Strategie 2022 III. Handlungsfelder im Sinne von lesen, schreiben oder rechnen lernen Die im allgemeinen, grundlegenden Teil darge- ab und fokussiert auf soziale, demokratische, teil- stellten vier Grundprinzipien sowie die sechs habende, selbstkritische und kritisch handlungs- Leitlinien geben die strategische Richtung sowie orientierte Dimensionen des Lernens. Basisbil- Entwicklungsperspektiven der Erwachsenenbil- dung ist die permanente gesellschaftspolitische dung/ Weiterbildung im Rahmen des lebensbe- Entwicklungsaufgabe, durch Bildung immer wie- gleitenden Lernens in der Steiermark bis zum der die aktive und selbstermächtigende Gestaltung Jahr 2022 vor. Ihre konkrete Umsetzung erfahren der eigenen Zukunft zu ermöglichen.14 " diese in ausgewählten praktischen Handlungs- feldern. Dabei handelt es sich um insgesamt vier Als grundlegender Bildungsabschluss gilt primär Handlungsfelder, die in einem ersten Schritt de- der Pflichtschulabschluss. Darüber hinaus gehören finiert und entfaltet werden und denen in einem in einer wissensbasierten Gesellschaft auch Bil- zweiten Schritt Empfehlungen zur künftigen Aus- dungsabschlüsse dazu, die einen Zugang zu höhe- gestaltung folgen. rer Bildung ermöglichen wie zum Beispiel Berufs- reifeprüfung, Studienberechtigungsprüfung, Lehre mit Matura, Matura am 2. Bildungsweg. Handlungsfeld 1: Dimensionen des Handlungsfeldes Nachholen von grundlegenden Bildungs- Das Handlungsfeld 1 ist grundsätzlich sehr breit abschlüssen sowie Basisbildung und zu fassen, doch im Sinne der Kohärenz folgt die Schlüsselkompetenzen strategische Ausrichtung des Landes der Initiati- ve Erwachsenenbildung.15 Im Mittelpunkt aller Lernaktivitäten stehen die Handlungsfähigkeit Begriffsklärung und Anwendungsorientierung der Lernenden. In- Ausreichende Grundkompetenzen und -qualifika- nerhalb der Basisbildung gibt es drei Lernfelder: tionen – in der „Strategie zum lebensbegleitenden Sprachen (u.a. Lesen, Verstehen, Schreiben), In- Lernen in Österreich – LLL:2020“ (2011) sind formations- und Kommunikationstechnologien folgende Schlüsselkompetenzen angeführt: „1. (u.a. Nutzung neuer Technologien) und Mathe- Muttersprachliche Kompetenz, 2. Fremdsprach- matik (u.a. mathematische Sprache, Verstehen, liche Kompetenz, 3. Mathematische Kompetenz Interpretieren). Diese werden nicht isoliert von- und grundlegende naturwissenschaftlich-tech- einander gesehen, sie bedingen sich vielmehr nische Kompetenz; 4. Computerkompetenz, 5. wechselseitig und sind somit übergreifend.16 Es Lernkompetenz, 6. Interpersonelle, interkultu- ist festzustellen, dass Deutschkurse für zum Bei- relle und soziale Kompetenz, Bürgerkompetenz, spiel AsylwerberInnen und MigrantInnen nicht 7. Unternehmerische Kompetenz, 8. kulturelle (immer) mit Basisbildung gleichzusetzen sind. Kompetenz“ – sind die Basis für lebenslange Der Pflichtschulabschluss ist durch das Pflicht- Lernprozesse. Ihr Erwerb muss ungeachtet von schulabschluss-Prüfungs-Gesetz (PPG) definiert. Geschlecht, Alter, Herkunft, Erstsprache, Vorbil- dung, Ausbildung usw. möglich sein. Weitere inhaltliche Dimensionen dieses Hand- lungsfeldes: „Basisbildung im gegenwärtigen gesellschaftli- • Nutzen (Benefit) von Basisbildung und Schlüs- chen Kontext reflektiert und berücksichtigt die selkompetenzen: Dieser ist sehr breit, umfasst Ursachen für das Entstehen von Basisbildungsbe- viele Lebens- und Arbeitsbereiche und geht darf. Basisbildung grenzt sich demnach von ei- über eine rein ökonomische, arbeitsmarktori- nem autoritären Verständnis von Alphabetisierung entierte Verwertung hinaus. Letztendlich geht 14 Bundesministerium für Bildung und Frauen (2014): Prinzipien und Richtlinien für Basisbildungsangebote. Für Lernangebote im Rahmen der Initiative Erwachsenenbildung. Wien: Ohne Verlag, S. 3. 15 Siehe dazu auch: www.initiative-erwachsenenbildung.at 16 vgl. ebenda, S. 6-10. 14 3
LLL-Strategie 2022 es immer um eine Befähigung zur Selbststeu- • (Neue) pädagogische Konzepte und Kurs- erung des (eigenen) Lebens. In diesem Sinne modelle: Es gibt einen Bedarf an erwach- ist eine Verwertbarkeit stets gegeben, egal ob senengerechten, innovativen und zeitgemä- beruflich, privat oder demokratiepolitisch. ßen Konzepten mit zum Beispiel flexiblen Modulsystemen. Darüber hinaus sind unter- Daraus abgeleitete Empfehlungen: stützende Lernangebote und niederschwel- • Es gilt weiterhin zielgruppengerechte, kos- lige Bildungsangebote mit zum Beispiel tenlose Kursangebote zur Basisbildung und Mentorings, Peergroups oder (begleiteten) zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses Lerngruppen sinnvoll. – mit Augenmerk auf eine regionale Ausge- wogenheit – zur Verfügung zu stellen. • Lernthemen und Lernfelder: Neben den drei oben genannten Lernfeldern – Spra- • Leistungsvereinbarungen zwischen dem chen, Informations- und Kommunikations- Land Steiermark und den AnbieterInnen technologien, Mathematik – gehören wei- der öffentlich verantworteten Erwachse- tere Lernthemen/-felder zur Basisbildung: nenbildung/Weiterbildung mehrjährig ab- Gesundheitskompetenz, financial literacy- schließen. Kompetenz, politische Bildung, Alltagsbe- wältigungsstrategien, Empowerment usw. • Erhöhung und Verdichtung der Kommuni- kation und Vernetzung steiermarkweit der • Übergänge und Anschlussfähigkeit: Doku- im Handlungsfeld tätigen AkteurInnen (In- mentation, Bilanzierung, Validierung und formationsbereitstellung durch Wissensauf- Anerkennung bereits vorhandener non-for- bau und -bündelung). maler, informeller Kenntnisse (wie im Na- tionalen Qualifikationsrahmen vorgesehen) • Erhöhung der Durchlässigkeit des Sys- sind notwendig. Basisbildung ist hier als tems durch Optimierung des Schnittstel- „allgemeine Basis“ zu verstehen, wo nicht lenmanagements auf verschiedenen Ebe- zwingend eine Anknüpfung an den Pflicht- nen und in Bezug auf unterschiedliche schulabschluss erfolgen muss, diese aber Dimensionen (curricular, Kompetenz- eine hohe Priorität erhält. Grundsätzlich ist nachweise, Forschung). ein effektives Schnittstellenmanagement mit flexiblen Einstiegsmöglichkeiten auf • Lernergebnisse dokumentieren, validieren den unterschiedlichen Levels von Basisbil- und sichtbar machen (für die Teilnehmer dung anzudenken. Innen, die TrainerInnen – aber auch AnbieterInnen übergreifend für „An- • Vernetzung von Strukturen und Akteur schlussbildung“ durch adäquate Doku- Innen: Dafür gibt es einen hohen Bedarf mentationsverfahren. – insbesondere auch in Bezug auf eine ver- besserte Kommunikation sowohl zwischen • Sensibilisierung, Entstigmatisierung und den AkteurInnen als auch mit dem Land Bewusstseinsbildung für die Themen Ba- und dem Landesschulrat. Es bedarf einer sisbildung und Nachholen des Pflichtschul- Stärkung des Vernetzungspotenzials sowie abschlusses unter Einbeziehung wichtiger der Schaffung von Schnittstellen zwischen Stakeholder, um neue Zugänge zur Ziel- Wirtschaft, Schule, Arbeitsmarkt, Stadt, gruppe zu finden. Land usw. Kontinuierliche Austausch- und Netzwerktreffen sind hierbei förderlich. 17 vgl. Erler, Ingolf/Kloyber, Christian (2013): Editorial. Community Education. Konzepte und Beispiele der Gemeinwesenarbeit. In: Magazin erwachsenenbildung.at. Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs. Ausgabe 19. Wien, S. 01-02. Online im Internet: http://www. erwachsenenbildung.at/magazin/13-19/meb13-19.pdf [13.10.2016]. 15
LLL-Strategie 2022 • Zielgruppenspezifizierung: Grundsätzlich pativen Lernprozesse tragen zum individuellen gilt ein offener Zugang zu Bildung für alle Empowerment und zur Sicherung der gesell- (Stichwort: sozial-integrativer Ansatz), schaftlichen Teilhabe bei. Ein weiterer positiver doch bei bestimmten Angeboten ist auf eine Effekt ist die Abdeckung der lokalen und regio- zielgruppenspezifische Ausrichtung zu ach- nalen Bildungsbedürfnisse.18 ten. Eine (gemeinsame) Kompetenzdoku- mentation und -bilanzierung von Zielgrup- Dimensionen des Handlungsfeldes pen ist anzustreben, wobei hier die Klärung Damit Lern- und Entwicklungsprozesse von von Datenschutzbestimmungen notwendig Einzelpersonen und/oder Gruppen adäquat un- ist (z.B. Möglichkeiten und Formen des terstützt werden, bedarf es einer regionalen und Datentransfers). kommunalen Angebotsvielfalt. Dabei ist nicht nur ein breites Angebot an allgemeiner, berufli- • Entstigmatisierung und Bewusstseinsbil- cher und politischer Erwachsenenbildung/Weiter- dung: Hier geht es einerseits um eine Sen- bildung wichtig, sondern auch deren Vernetzung sibilisierung, ggf. auch um Schulungen von mit anderen AkteurInnen wie beispielsweise aus Peers, Role Models und MultiplikatorInnen Kultur, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. (z.B. BetriebsrätInnen). Andererseits sind Darüber hinaus sind Kooperationen mit dem Kommunikationsoffensiven für Basisbildung Schul- und Bibliothekswesen sowie der Jugend- und ggf. eine Übersicht von Angeboten (z.B. arbeit anzustreben. Damit einhergehend ist ein Landkarte) in diesem Bereich zu überlegen. Ausbau von regionalen und kommunalen Bil- dungskooperationen (z.B. Sozialpartnerschaft, Kulturarbeit) sowie eine Verbesserung von (länd- Handlungsfeld 2: lichen) Infrastrukturen (z.B. Lernende Region, Gemeinwesensarbeit) und die Entwicklung eines Regionales und kommunales Erwachsenen- bürgerschaftlichen Engagements (z.B. Freiwilli- bildungsangebot (Community Education) genarbeit) anzustreben. Weitere inhaltliche Dimensionen dieses Hand- Begriffsklärung lungsfeldes: Community Education (im deutschsprachigen • Regionale und/oder kommunale Strukturen: Raum auch: gemeinwesenorientierte Bildungsar- Hier geht es primär um die Nutzung von vor- beit, Stadtteilarbeit, Lernende Region, etc.) stammt handenen regionalen und/oder kommunalen ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum und Strukturen. Dazu bedarf es einer Schnitt- hat dort eine lange Tradition. Unter Community stellen- und Netzwerkarbeit im Rahmen des Education werden Lern- und Entwicklungsprozes- Regionalmanagements sowie der Transpa- se von Einzelpersonen und/oder Gruppen verstan- renz in Bezug auf eine Gesamtstrategie al- den, die die aktive Beteiligung und die Hilfe zur ler LLL-Bemühungen (u.a. Festlegung von Selbsthilfe in den Mittelpunkt stellen.17 Mindeststandards, niederschwellige und in- novative Zugänge). Darüber hinaus ist eine Community Education in Österreich setzt auf die Übersicht von Angeboten (z.B. durch Veran- Vernetzung und Ressourcennutzung innerhalb staltungen) zu überlegen. sozialräumlicher Strukturen. Sie umfasst damit alle relevanten AkteurInnen einer Region (wie • Regionalisierung und Zentralisierung: Be- Gemeinden, Bildungsinstitutionen, Bibliotheken, rücksichtigung des Stadt-Land-Gefälles bei Sozialpartner, Wirtschaft, Vereine, NGOs, etc.), einem gleichzeitig offenen Zugang zu Bil- die „maßgeschneiderte“ regionale und partizipa- dungsangeboten für alle. Sinnvoll in die- tive Bildungsangebote gestalten. Diese partizi- sem Bereich ist eine Bedarfsermittlung und 18 vgl. ebenda, S. 01-02. 16 3
LLL-Strategie 2022 Sichtbarmachung von möglichen Trends und Handlungsfeldern (Bestandsaufnahme). Die • Klärung inhaltlicher Dimensionen von Bildungsarbeit ist in jedem Fall breit zu den- Community Education für die Steiermark ken und globale Herausforderungen und Um- und Entwicklung eines passenden Hand- brüche in der Arbeitswelt sind zu beachten. lungsrahmens. • Lernfelder und Lernthemen (Angebote): • Kontinuierliche Weiterentwicklung von Einerseits müssen die Angebote regionale Angeboten auf Basis der Berücksichtigung und/oder kommunale Bedarfe berücksichti- gesellschaftspolitischer Rahmenbedin- gen (Stichwort: bedarfsorientierte Entwick- gungen, der Beobachtung der Teilnehmer lungsarbeiten). Andererseits sind folgende Innenentwicklung sowie regelmäßiger Er- Themen mögliche Lernfelder: Nachhaltige fassung der Bedarfe auf regionaler Ebene. Bildung (z.B. Umweltbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung), Bildung und • Auf der strategischen Ebene wird mittel- Integration, Basisbildung, Nachholen des fristig (bis 2020) ein Konzept zur Stärkung Pflichtschulabschlusses, Elternbildung, De- des mobilen Lernens in der Steiermark ent- mokratie und Partizipation, Älterwerden in wickelt und exemplarisch in einer Modell- der Gesellschaft (z.B. Ehrenamtlichkeit, in- region der Steiermark operativ umgesetzt. tergenerationelles Lernen). • Kommunen, Gemeinden und Land: Vernet- zung und Kooperation zwischen Erwach- senenbildung, Schulen, Unternehmen usw. Handlungsfeld 3: sind notwendig (z.B. Kooperationen mit bestimmten MultiplikatorInnen, Stakehol- Lernen und Bildung über die gesamte dern). Dazu bedarf es einer Unterstützung Lebensspanne inklusive der Neuorientierung und Prozessbegleitung, um Menschen und im (Berufs-)Leben ihre Talente durch adäquate Strukturen stär- ken zu können sowie transparenter Zustän- digkeiten und gezielter Förderungen. Ge- Begriffsklärung meinden könnten als PartnerInnen fungieren Die Lebensspanne (zumeist synonym gesetzt und Bibliotheken als Orte der Begegnung. mit dem Lebenslauf) umfasst die Gesamtheit al- ler objektivier- und nichtobjektivierbaren Ereig- nisse, Wendepunkte, Phasen, Erfahrungen, Er- Daraus abgeleitete Empfehlungen: lebnisse, Empfindungen, etc. von der Geburt bis • Definition von Umfang und inhaltlicher zum Tod eines Menschen.19 Lernen und Bildung Ausrichtung eines Grundangebotes von nehmen in diesem Prozess eine Schlüsselstel- Erwachsenenbildung/Weiterbildung sowie lung ein – sie sind über die gesamte Lebensspan- Entwicklung eines Konzepts zum (regiona- ne, bis weit in die nachberufliche Lebensphase len) Grundangebot und dessen Pilotierung hinein, möglich und (über-)lebensnotwendig. in einer Region. Lern- und Bildungsprozesse finden in formaler, non-formaler und informeller Weise statt – sie • (Bestehende) Lernorte sichtbarer und stärker sind geprägt durch lebenszyklische Phasen und nutzbar machen (insbesondere Bibliotheken); Einschnitte (z.B. Kindergarten, Ausbildung, Ausbau von Kooperationen und Vernetzung Berufseinstieg, Elternschaft, Arbeitslosigkeit, regionaler Angebote und AkteurInnen. Bildungsurlaub, berufliche Umschulung, Pensi- onierung, Ehrenamt, etc.). 19 vgl. dazu u.a. Nittel, Dieter (2010): Lebenslauf. In: Arnold, Rolf/Nolda, Sigrid/Nuissl, Ekkehard (Hg.): Wörterbuch Erwachsenenbildung. 2. überarbeitete Auflage. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, S. 184-185. 17
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