LLL-Strategie 2022 - Land Steiermark

 
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LLL-Strategie 2022 - Land Steiermark
LLL-Strategie 2022

                                  Strategische Ausrichtung und
                                  Entwicklungsperspektiven der
                             Erwachsenenbildung/Weiterbildung
                             im Rahmen des lebensbegleitenden
                                      Lernens in der Steiermark
                                                  Lernende fördern –
                                                 Strukturen stärken –
                                             Kooperationen ausbauen

A 6 - Fachabteilung Gesellschaft
LLL-Strategie 2022 - Land Steiermark
LLL-Strategie 2022 - Land Steiermark
Inhalt

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Mag.a Ursula Lackner.......................................................................................................... 4
Vorwort HRin Mag.a Alexandra Nagl.................................................................................................. 5
Lernende fördern – Strukturen stärken – Kooperationen ausbauen................................................ 6
I. Grundprinzipien............................................................................................................................. 9
II. Strategische Leitlinien................................................................................................................ 10
III. Handlungsfelder........................................................................................................................ 14

Bibliotheksentwicklungsplan des Landes Steiermark 2022.................................................... 21
1.Präambel..................................................................................................................................... 22
2. Aktuelle Situation........................................................................................................................ 23
3. Soll-Profil der Öffentlichen Bibliotheken in der Steiermark......................................................... 24
4. Ziele und Maßnahmen bis 2022................................................................................................. 26
Anhang........................................................................................................................................... 29
Impressum...................................................................................................................................... 32

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LLL-Strategie 2022 - Land Steiermark
LLL-Strategie 2022

„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald               Partnerorganisationen einen Leitfaden zur Verfü-
man aufhört, treibt man zurück.“ Dieses vom eng-             gung zu stellen, der ihnen für die nächsten Jah-
lischen Komponisten Benjamin Britten stammen-                re eine Orientierung und Unterstützung in ihrem
de Zitat ist in der wissensbasierten Gesellschaft, in        Tun bietet. Ein wesentlicher Anspruch sollte dabei
der wir heute leben, zutreffender denn je.                   sein, die schon heute vorhandenen, gut funktio-
                                                             nierenden Strukturen in der steirischen Weiterbil-
Wir hören nie auf zu lernen, weder mit dem Ende              dungslandschaft zu stärken und ebenda Koopera-
der Schulpflicht, noch mit der Lehrabschlussprü-             tionen weiter auszubauen.
fung oder dem Erreichen eines akademischen Gra-
des an einer Hochschule. Vielmehr begleitet uns              Dem Anspruch der Zusammenarbeit Rechnung
Lernen über die gesamte Lebensspanne – von den               tragend, wurden bereits in die Erstellung dieses
ersten Bildungserfahrungen in Kindergarten und               Strategischen Rahmenpapiers neben ExpertIn-
Schule über die berufsbegleitende Ausbildung bis             nen diejenigen eingebunden, die künftig mit die-
hin zum Social-Media-Kurs für SeniorInnen.                   sem Leitfaden und entlang der darin definierten
                                                             Grundprinzipien, strategischen Leitlinien und
Zudem findet Lernen mittlerweile nicht unbedingt             Handlungsfelder arbeiten werden – nämlich die
in einem formalen Kontext, in einer typischen                steirischen Weiterbildungseinrichtungen.
Klassenzimmerumgebung statt. Interessante Ge-
sprächssituationen im Alltag bieten genauso die              Ich bedanke mich daher an dieser Stelle bei al-
Plattform, sich weiterzubilden, wie ein „Webinar“,           len, die sich mit so großem Engagement an der
das man individuell abends auf der Couch auf sei-            Entwicklung der LLL-Strategie bis 2022 beteiligt
nem Tablet abruft. Lernsituationen sind flexibler            haben, und blicke optimistisch und mit Freude auf
und individueller geworden und auch das „Lern-               die gemeinsame Weiterentwicklung des Bildungs-
spektrum“ selbst ist ein breiteres: Es geht längst           standortes Steiermark im Sinne des lebensbeglei-
nicht nur um formale (Zusatz-) Qualifikationen               tenden Lernens!
für das Berufsleben, es geht auch um nachhaltige
Persönlichkeitsbildung.

Lernen, Fort- und Weiterbildung sind in allen
Lebensphasen bedeutender Bestandteil unseres
Alltags. Vor diesem Hintergrund ist es ebenso
konsequent wie notwendig, vor allem den in der               Mag.a Ursula Lackner
Steiermark im Bereich der Weiterbildung tätigen              Landesrätin für Bildung und Gesellschaft

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LLL-Strategie 2022 - Land Steiermark
LLL-Strategie 2022

Unsere Gesellschaft ist seit jeher geprägt von ei-       wicklung ihres Wissens, ihrer Fähigkeiten und
nem fortwährenden kulturellen, sozialen, tech-           Kompetenzen zur selbstbestimmten beruflichen,
nischen und wirtschaftlichen Wandel. Doch die            sozialen und/oder kulturellen Entfaltung zu er-
besondere Dynamik und Rasanz dieser Verände-             möglichen. Und das zu erreichen, ist das Bemühen
rungen, getrieben von den Innovationen im Be-            aller, sowohl der Zuständigen in den jeweiligen
reich der Informations- und Kommunikationstech-          Ressorts der Steiermärkischen Landesregierung
nologien, ist erst ein Phänomen der jüngeren Zeit.       als auch jener, die im bestens aufgestellten Feld
Diese Entwicklungen haben in Hinblick auf den            der steirischen Erwachsenenbildungs- und Weiter-
Zugang zu Informationen eine breite Demokrati-           bildungseinrichtungen mit der Planung und Um-
sierung bewirkt und uns allen Wege eröffnet, die         setzung von Angeboten befasst sind.
bisher nicht oder schwer und zum Teil sogar nur
kostenpflichtig zugänglich waren. Jedoch ist Ler-        Ich danke allen Beteiligten, die sich auf unter-
nen bekanntlich mehr als das reine Abspeichern           schiedlichste und aktive Weise in das Werden die-
von Informationen, es basiert auf gemachten Er-          ser Strategie eingebracht haben. Um diesen strate-
fahrungen und Veränderung - und das lebenslang!          gischen Rahmen mit Leben zu erfüllen, bedarf es
Vor diesem Hintergrund war es uns seitens der A 6        jedoch auch weiterhin des engagierten Handelns
Fachabteilung Gesellschaft für den Fachbereich           aller betroffenen AkteurInnen und PartnerInnen.
Erwachsenenbildung und Lebenslanges Lernen
ein besonderes Anliegen, in der Erarbeitung des          Der Beitrag und das Engagement auf unterschied-
nun vorliegenden Rahmendokumentes „Strategi-             lichsten Ebenen, allen voran jener der Ressorts der
sche Ausrichtung und Entwicklungsperspektiven            Steiermärkischen Landesregierung, der Bildungs-
der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im Rah-             einrichtungen, der TrainerInnen und LehrerInnen
men des lebensbegleitenden Lernens in der Stei-          in der Weiterbildung, der Unternehmen, der Ge-
ermark (LLL-Strategie 2022)“ für die Zukunft             meinden und vor allem der Lernenden selbst wird
des Lebens-, Arbeits-, Wirtschafts- und Bildungs-        entscheidend dafür sein, die ambitionierten mittel-
raums Steiermark entscheidende Handlungsfel-             und langfristigen Zielsetzungen dieser Strategie
der und Themen in den Mittelpunkt zu rücken:             für die Steiermark zu erreichen. „Bildung ist das
Basisbildung und Nachholen von grundlegenden             mächtigste Mittel um die Welt zu verändern“ – im
Abschlüssen sowie Schlüsselkompetenzen, Di-              Sinne dieser Worte von Nelson Mandela lade ich
gitalisierung und gesellschafts- und demokratie-         Sie alle herzlich dazu ein, gemeinsam die Rah-
politische (Bewusstseins-)Bildung, sowie damit           menbedingungen für gelingende Bildungswege in
verbunden und in Ergänzung zu klassischen Bil-           der Steiermark zu gestalten.
dungsstrukturen, Lernen in allen Lebensphasen
und -kontexten in Zusammenhang mit innova-
tiven Lernformen und -formaten, basierend auf
einer kontinuierlichen Qualitätsentwicklung und
-sicherung im Bereich der Erwachsenenbildung/
Weiterbildung. Dies, um den Menschen in der              HRin Mag.a Alexandra Nagl
Steiermark auch weiterhin eine beständige Ent-           Leiterin der Fachabteilung Gesellschaft

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LLL-Strategie 2022

Lernende fördern – Strukturen stärken –                   der Strategieentwicklung stand die Ausarbeitung
Kooperationen ausbauen                                    von Handlungsfeldern zur Weiterentwicklung der
Der vorliegende strategische Rahmen für die Wei-          steirischen Erwachsenenbildung/Weiterbildung.
terentwicklung der Erwachsenenbildung/ Weiter-            Außerdem erfolgt ein Ausblick auf strategische
bildung in der Steiermark ist das Ergebnis eines          Priorisierungen dieser Handlungsfelder. Die Er-
forschungsgeleiteten, partizipativen Entwick-             gebnisse der Entwicklungsarbeit liegen in Form
lungsprozesses im Jahr 2016. Die gesamte Ent-             des Strategiepapieres „Lernende fördern – Struk-
wicklungsarbeit orientierte sich an der Methode           turen stärken – Kooperationen ausbauen“ vor.
des „Mixed Methods Approach“ (u.a. Recherche
und Analyse von relevanten (Online-) Dokumen-             Das erarbeitete Strategiepapier dient als Pla-
ten und Strategiepapieren, Interviews mit Expert­         nungsgrundlage für die inhaltliche Ausgestal-
Innen, thematische Fokusgruppen mit Praktiker­            tung der steirischen Erwachsenenbildung/Wei-
Innen und strategische Dialoge im Rahmen von              terbildung sowie der strategischen Ausrichtung
Steuerungsgruppen), durch die ein ausdifferen-            des Fördermitteleinsatzes für den Zeitraum bis
ziertes und partizipatives Forschungshandeln              2022. Beides findet seinen Niederschlag in Ziel-
möglich war. Die strategische Ausrichtung basiert         und Leistungsvereinbarungen, die zwischen dem
einerseits auf den im Rahmen des Forschungs-              Land und den AnbieterInnen der öffentlich ver-
und Entwicklungsprozesses generierten Ergebnis-           antworteten Erwachsenenbildung/Weiterbildung
sen, andererseits baut sie auf die Landesstrategie        der Steiermark abgeschlossen werden. Bei einer
„Perspektiven der Erwachsenenbildung / Weiter-            Laufzeit der Strategie von sechs Jahren ist das
bildung im Rahmen des lebenslangen Lernens                Spannungsfeld zwischen kurzfristigen, zum Teil
in der Steiermark“ (2009-2015), die nationale             sogenannten „ad hoc-Bedarfen“, und längerfristi-
„Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Ös-           gen zu planenden Maßnahmen zu beachten. Die-
terreich – LLL:2020“ (2011) und die „Steirische           ses ist allen relevanten AkteurInnen bewusst und
Strategie für Bildungs- und Berufsorientierung“           handlungsleitend.
auf. Ebenfalls für die vorliegende LLL-Strategie
grundlegend ist die „Strategische Ausrichtung der         Erwachsenenbildung/Weiterbildung ist ein Hand-
Kinder- und Jugendarbeit 2020“ (o.J.) und der             lungsfeld, das als strategisches Ziel und konkre-
„Bibliotheksentwicklungsplan des Landes Steier-           te Aufgabe in beinahe allen Ressorts des Landes
mark“ (o.J.), der zugleich als Anhang einen imma-         Steiermark wahrgenommen wird. Es ist eine
nenten Teil dieses Dokumentes bildet.                     „Querschnittsmaterie“, die das gesamte Politik-
                                                          und Verwaltungshandeln des Landes Steiermark
Im Rahmen der Erarbeitung der strategischen Aus-          – in unterschiedlicher Art und Weise sowie auf
richtung wurden auch die Strategien anderer Res-          verschiedenen Ebenen – tangiert. In Hinblick auf
sorts des Landes Steiermark u. a. Klimaschutzplan         die Strategie im Allgemeinen und die in den vier
Steiermark, Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020,         Handlungsfeldern dargestellten Empfehlungen
Umsetzung der UN-Behinderten-Rechtskonventi-              im Besonderen kommt der Abteilung 6 – Fachab-
on, Aktionsplan des Landes Steiermark analysiert,         teilung Gesellschaft des Landes Steiermark künf-
um deren Schwerpunkte mitaufzunehmen.                     tig eine verstärkte Koordinierungsfunktion zu.
                                                          Darunter ist insbesondere die Herstellung eines
Im Mittelpunkt der Projektumsetzung stand pri-            Commitments zur vorliegenden LLL-Strategie,
mär, die in der LLL-Strategie des Landes Stei-            die Ermöglichung eines landesweiten Überblicks
ermark 2011-2015 formulierten Zielvorgaben zu             über Förderstrukturen, -mittel und -themen über
überprüfen und aufgrund aktueller und künftiger           die Etablierung einer ressortübergreifenden Dia-
Anforderungen weiterzuentwickeln. Besonde-                logplattform zu verstehen.
res Augenmerk wurde auf die Formulierung von
kurz-, mittel- und langfristigen Zielsetzungen
(in einer kohärenten Gesamtstruktur) und auf
die Darstellung von konkreten bildungsrelevan-
ten Handlungsempfehlungen gelegt. Im Zentrum

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LLL-Strategie 2022 - Land Steiermark
LLL-Strategie 2022

Zahlen, Daten, Fakten                                                        Prozent der Bevölkerung können auf eine AHS-
Die Steiermark ist mit 1.232.012 Einwohner­                                  Matura (Österreich: 5,7 %) und 8,0 Prozent auf
Innen (Frauen: 624.786, Männer: 607.226) das                                 eine BHS-Matura (Österreich: 8,4 %) verweisen.
viertgrößte Bundesland nach Wien, Niederös-                                  15,6 Prozent (Österreich: 17 %) der steirischen
terreich und Oberösterreich. Sie besteht seit der                            Bevölkerung haben eine post-sekundäre oder
Gemeindestrukturreform Anfang 2015 aus 7 Re-                                 tertiäre Ausbildung abgeschlossen, davon 12,2
gionen, 13 Bezirken und 287 Gemeinden; die                                   Prozent (Österreich: 13,6 %) eine Hochschule
Obersteiermark West aus den Bezirken Murau                                   oder Universität.3
(28.390 EinwohnerInnen) und Murtal (73.150
EinwohnerInnen), die Obersteiermark Ost aus                                  Im Jahr 2015 haben 9,1 Prozent der steirischen
den Bezirken Bruck-Mürzzuschlag (100.349                                     Bevölkerung ab 15 Jahren in den letzten 4 Wochen
EinwohnerInnen) und Leoben (61.558 Einwoh-                                   vor der Erhebung einen Kurs oder eine Schulung
nerInnen), die Südweststeiermark aus den Be-                                 besucht. Damit liegt die Weiterbildungsbeteili-
zirken Deutschlandsberg (60.657 Einwohner­                                   gung der steirischen Bevölkerung leicht unter
Innen) und Leibnitz (81.315 Einwohner­Innen),                                dem österreichischen Durchschnitt (9,4 %), die
die Oststeiermark aus den Bezirken Hartberg-                                 der Gruppe der Erwerbstätigen (25- bis 65-jäh-
Fürstenfeld (90.546 EinwohnerInnen) und                                      rigen) hingegen liegt mit 12 Prozent exakt im
Weiz (89.104 EinwohnerInnen). Die Statutar-                                  Durchschnitt der österreichischen Bundesländer.
stadt Graz (280.258 EinwohnerInnen) bildet                                   Dabei sind in dieser Gruppe Frauen mit 14,3
gemeinsam mit den Bezirken Graz- Umge-                                       Prozent (Österreich: 13,3 %) deutlich weiterbil-
bung (148.830 EinwohnerInnen) und Voitsberg                                  dungsaktiver als Männer mit 9,9 Prozent (Öster-
(51.851 EinwohnerInnen) die Region Steirischer                               reich: 10,3 %). Die Weiterbildungsbeteiligung
Zentralraum, die Bezirke Liezen (79.860 Ein-                                 hängt stark von den soziodemografischen Merk-
wohnerInnen) und Südoststeiermark (86.144                                    malen „Alter“ und „höchste abgeschlossene
EinwohnerInnen) stellen eigene Regionen dar.1                                Ausbildung“ ab. Mit zunehmendem Alter nimmt
                                                                             die Beteiligung an Weiterbildungen deutlich ab:
In den Jahren 2006 bis 2016 ist die steirische Be-                           Haben in der Altersgruppe 25 bis 29 Jahre noch
völkerung um insgesamt 2,6 Prozent gewachsen.                                rund 30 Prozent der Befragten in den letzten vier
Rund zwei Drittel (67,0 %; Österreich: 67,2 %)                               Wochen an einer Weiterbildung teilgenommen,
der steirischen Bevölkerung gehört der Alters-                               beträgt der Anteil bei der Altersgruppe 30 bis 34
gruppe 15 bis 64 Jahre an. Das heißt, fast jede                              Jahre unter 19 Prozent und sinkt über die Alters-
fünfte Person (19,7 %; Österreich: 18,5 %) ist                               gruppen auf 5,3 Prozent bei jenen Personen, die
65 Jahre oder älter und lediglich 13,4 Prozent ist                           das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben. Bei
jünger als 15 Jahre (Österreich: 14,3 %).2 16 Pro-                           der Betrachtung der Weiterbildungsaktivitäten
zent der steirischen Bevölkerung im Alter von                                nach höchster abgeschlossener Ausbildung wei-
25 bis 64 Jahren verfügen lediglich (maximal)                                sen Personen, die eine tertiäre Ausbildung abge-
über einen Pflichtschulabschluss (Österreich: 19                             schlossen haben, mit über 20 Prozent die höchs-
%). Eine Lehre haben 40,1 Prozent (Österreich:                               te Weiterbildungsbeteiligung auf, Personen mit
34,6 %) und eine berufsbildende mittlere Schule                              Matura beteiligen sich zu rund 12 Prozent an
15,2 Prozent (Österreich: 15,2 %) absolviert. 5,1                            Weiterbildungsmaßnahmen. Von den befragten

1
  vgl. Statistik Austria (2016g): Bevölkerung nach Alter und Geschlecht. Online im Internet: https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_
und_gesellschaft/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung_nach_alter_geschlecht/index.html [30.01.2017].
2
  vgl. STATcube – Statistische Datenbank von Statistik Austria (2016): Bevölkerung zu Jahresbeginn ab 1982 (QX) nach Politischer Bezirk/Wiener
Gemeindebezirk nach Jahr. Online im Internet: http://statcube.at/statistik.at/ext/ statcube/jsf/dataCatalogueExplorer.xhtml [04.10.2016]; Statistik
Austria (2016b): Bevölkerung im Jahresdurchschnitt 2015 nach NUTS Regionen und breiten Altersgruppen. Statistik des Bevölkerungsstandes.
Erstellt am 14.06.2016. Online im Internet: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/bevoelkerungs-
stand_und_veraenderung/bevoelkerung_im_jahresdurchschnitt/065122.html [04.10.2016].
3
  vgl. Statistik Austria (2016c): Bildungsstand der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren 2014 nach Politischem Bezirk. Bildungsstandregister
2014. Erstellt am 22.09.2016. Online im Internet: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bildung_und_kultur/bil-
dungsstand_der_bevoelkerung/109688.html [04.10.2016].

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LLL-Strategie 2022

Personen mit abgeschlossener Lehre haben 6,4                              ve Empfehlungen). Den insgesamt sechs Leitlini-
Prozent an einer Weiterbildungsmaßnahme teil-                             en und vier Handlungsfeldern sind wiederum vier
genommen, bei Personen ohne Lehrabschluss                                 Grundprinzipien vorangestellt, die als grundlegen-
beträgt dieser Anteil nur 5,5 Prozent.4                                   de Prinzipien zu verstehen sind und auf alle Leitli-
                                                                          nien und Handlungsfelder gleichermaßen wirken.
Die vorliegende LLL-Strategie 2022 gliedert sich                          Nachfolgende Grafik gibt einen Überblick zu den
in einen allgemeinen, grundlegenden Teil, den                             relevanten strategischen Bereichen – Grundprin-
strategischen Leitlinien sowie in einen konkret zu                        zipien, Leitlinien, Handlungsfelder – und zeigt
gestaltenden Teil, den Handlungsfeldern (inklusi-                         das Verhältnis dieser zueinander:

           Strategische Ausrichtung und Entwicklungsperspektiven der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im Rahmen des
                                 lebensbegleitenden Lernens in der Steiermark (LLL-Strategie 2022)

                                      Strategische Leitlinien:
              1. Lernen ermöglichen, Lernende fördern und Kompetenzen anerkennen
                         2. Strukturen identifizieren, darstellen und stärken
                             3. Vernetzung und Kooperationen ausbauen
                             4. Angebote fokussieren und konsolidieren
                              5. Qualität entwickeln, stärken und sichern
                  6. Mobiles Lernen fördern und neue Lernformate implementieren

                                                                                                                                    IV. Leistungsfähigkeit und Innovation
                                                                                                                                        III. Qualität und Nachhaltigkeit
                                          Handlungsfeld 1:

                                                                                                                                             II. Chancengerechtigkeit
                                                                                                                                              I. Gender und Diversität
                                                                                                                 Grundprinzipien:
            Nachholen von grundlegenden Bildungsabschlüssen sowie Basisbildung und
                                    Schlüsselkompetenzen

                                          Handlungsfeld 2:
        Regionales und kommunales Erwachsenenbildungsangebot (Community Education)

                                          Handlungsfeld 3:
         Lernen und Bildung über die gesamte Lebensspanne inklusive der Neuorientierung
                                        im (Berufs-)Leben

                                          Handlungsfeld 4:
                            Qualität, Qualitätsentwicklung und -sicherung

Abbildung 1: Bereiche der LLL-Strategie Erwachsenenbildung/Weiterbildung Steiermark

4
 vgl. Statistik Austria (2016f): Teilnahme an Kursen und Schulungen in den letzten 4 Wochen nach Bundesland - Jahresdurchschnitt 2015.
Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (Jahresdurchschnitt über alle Wochen). Erstellt am 18.04.2016. Online im Internet: http://www.statistik.at/
web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bildung_und_kultur/erwachsenenbildung_weiterbildung_lebenslanges_lernen/weiterbildungsakti-
vitaeten_der_bevoelkerung/028454.html [05.10.2016].

                                                                     83
LLL-Strategie 2022

I. Grundprinzipien                                                          Grundprinzip 2 –
Für die Strategie der Erwachsenenbildung/Wei-                               Chancengleichheit und soziale Mobilität
terbildung in der Steiermark sind vier Grund-                                 • Durchlässigkeit der Bildungssysteme
prinzipien handlungsleitend. Sie finden ihre                                  • Förderung der Chancengleichheit
Begründung in unterschiedlichen, seitens der
Landesregierung und des Landtages Steiermark                                Bildung spielt in wissens- und technologieba-
beschlossenen Strategiepapieren5 und bilden eine                            sierten Gesellschaften, in denen Wandlungs-
grundlegende strategische Positionierung quer                               prozesse beschleunigt ablaufen, eine zentrale
über alle Handlungsfelder und Leitlinien. Die                               Rolle, sowohl auf individueller als auch auf ge-
nachfolgenden Grundprinzipien sind daher nicht                              sellschaftlicher Ebene. Ein gerechter Zugang zu
als zusätzliche, „allfällige“ Bereiche zu betrach-                          Bildung soll allen Menschen in der Steiermark
ten, sondern durchziehen die gesamte Strategie.                             ermöglichen, ihre Talente und Potenziale – un-
                                                                            abhängig etwa vom Lebensalter, ihrer aktuellen
Grundprinzip 1 –                                                            Lebenssituation oder erworbener Kompetenzen
Gender und Diversität                                                       – zu entdecken und weiter zu entwickeln. Chan-
  • Anerkennung und Einbeziehung gesell-                                    cengleichheit bildet die Basis für eine gleich-
    schaftlicher Vielfalt                                                   berechtigte, selbstbestimmte gesellschaftliche
  • Diversitätssensibles Handeln lernen und                                 Teilhabe und trägt in weiterer Folge auch zu
    anwenden                                                                einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung
                                                                            bei. Um Chancengleichheit zu erreichen, müs-
In einer globalisierten, vernetzten, aber auch                              sen soziale Mobilität und Durchlässigkeit auf
zunehmend individualisierten Welt ist gesell-                               allen Ebenen des Bildungs- sowie des Beschäf-
schaftliche Heterogenität Normalität. Menschen                              tigungssystems gewährleistet sein.6 In diesem
haben unterschiedliche Geschlechter, Erstspra-                              Kontext spielt auch die Sichtbarmachung und
chen, Weltanschauungen/Religionen, Traditio-                                Anerkennung von Kompetenzen – unabhängig,
nen, Betreuungspflichten und Lebensentwürfe,                                auf welchem Weg sie erworben wurden (formal,
sie sind unterschiedlich alt und unterschiedlich                            non-formal, informell) – eine Rolle.
finanziell abgesichert, haben verschiedene Be-
hinderungen, Potenziale etc. Diese Vielfalt wird                            Chancengleichheit kann nur dort herrschen, wo
auf der Basis gegenseitigen Respekts als selbst-                            ein barrierefreier Zugang zu öffentlichen und
verständlich wahrgenommen und in alle Planun-                               öffentlich geförderten Angeboten und Dienst-
gen und Aktivitäten einbezogen. Diskriminie-                                leistungen besteht. Dies erfordert den Abbau
rungen, stereotype Rollenbilder und Vorurteile                              physischer und psychischer Barrieren, wie auch
stellen Barrieren dar; sie werden als solche er-                            eine offene Auseinandersetzung mit stereotypen
kannt, angesprochen und konsequent abgebaut.                                Bildern und Berührungsängsten.

Die in allen Feldern der Erwachsenenbildung/Wei-
terbildung in der Steiermark tätigen Personen wer-
den in einem professionellen und selbstbewussten
Umgang mit Vielfalt unterstützt und gestärkt.

5
  Etwa die „Charta des Zusammenlebens in Vielfalt in der Steiermark“, die „Steirische Frauen- und Gleichstellungsstrategie 2020“, die „Wirt-
schaftsstrategie Steiermark 2020. Wachstum durch Innovation“ oder die „Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Aktionsplan des
Landes Steiermark. Phase 2: 2015-2017“.
6
  vgl. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur/Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung/ Bundesministerium für Arbeit,
Soziales und Konsumentenschutz/Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (2011): Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in
Österreich. LLL:2020. Ohne Ort: Republik Österreich, S. 10.

                                                                       9
LLL-Strategie 2022

Grundprinzip 3 –                                                           Innovation im Bildungs- und Wirtschaftssys-
Qualität und Nachhaltigkeit                                                tem hängt vom Zusammenspiel der Systeme wie
   • Evidence based policy                                                 von der Leistungsfähigkeit und Leistungsbereit-
   • Professionalisierung der Lehrenden                                    schaft der Menschen ab, die es in ihrer Eigenin-
Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur scho-                          itiative und Selbstverantwortung zu fördern und
nenden Ressourcennutzung mit dem Ziel einer                                zu fordern gilt. Transparenz und die Zusammen-
längerfristigen Qualitätssteigerung in Bildung und                         arbeit regionaler, nationaler und internationaler
Wirtschaft. Nachhaltigkeit und Qualitätssteige-                            Kooperationen und Netzwerke tragen zur (Wei-
rung sind in einer von steten Veränderungen und                            ter-) Entwicklung und Innovation sowie zur ef-
Vielfalt geprägten Gesellschaft nur möglich, wenn                          fektiven Aufgabenerfüllung aller beteiligten Ins-
politische Entscheidungen aufgrund von Evidenz-                            titutionen im Bereich der Erwachsenenbildung/
basierung wie Monitoring und Wirkungsanalysen                              Weiterbildung bei.
getroffen werden.7 Grundlagen- und empirische
Forschung liefern die für die Sicherung von Nach-
haltigkeit und Weiterentwicklung von Qualität er-                          II. Strategische Leitlinien
forderlichen Daten und Grundlagen. Transparente                            Die strategische Ausrichtung und Entwick-
Qualitätsanforderungen und -standards, die ent-                            lungsperspektiven der Erwachsenenbildung/
sprechend den gesellschaftlichen Veränderungen                             Weiterbildung im Rahmen des lebensbeglei-
selbst dynamisch sind, ermöglichen Qualität und                            tenden Lernens in der Steiermark verfolgen
Nachhaltigkeit.                                                            insgesamt sechs Leitlinien. Damit wird die
Qualität im Bildungsbereich ist nur dann mög-                              grundsätzliche strategische Ausrichtung der Er-
lich, wenn berufliche Professionalität und Kom-                            wachsenenbildung/Weiterbildung in der Steier-
petenzen aller Lehrenden gewährleistet sind.                               mark vorgegeben.
Wissen, Können, Erfahrungen und Haltungen
sollen von allen im pädagogischen Feld tätigen                             Strategische Leitlinie (1):
Personen theoretisch und praktisch miteinander                             Lernen ermöglichen, Lernende fördern
in Beziehung gesetzt werden können und damit                               und Kompetenzen anerkennen
zur laufenden Weiterentwicklung beitragen.8                                Für die Entwicklung des Lebensraums und Wirt-
                                                                           schaftsstandortes Steiermark wird empfohlen,
Grundprinzip 4 –                                                           die Weiterbildungsbeteiligung längerfristig (bis
Leistungsfähigkeit und Innovation                                          2022) zumindest um ein Prozent über den ös-
    • Sicherung von Effektivität                                           terreichischen Durchschnitt anzuheben.10 Es gilt
    • Laufende Erneuerung                                                  Zugangsbarrieren abzubauen, aktive Teilhabe zu
Eine wesentliche Chance und Herausforderung                                fördern und regionale Disparitäten im Angebot
im Bildungsbereich ist es, vorausschauend ge-                              zu reduzieren.
sellschaftspolitische Entwicklungen und wirt-
schaftliche Trends zu identifizieren, die Angebo-                          Generell ist die Weiterbildungsbeteiligung sehr
te laufend zu aktualisieren und bedarfsorientiert                          ungleich verteilt. Auch für die Steiermark gilt
weiterzuentwickeln. Gefordert ist ein hohes                                der sogenannte „Matthäus-Effekt“ (Wer hat, dem
Maß an Planung, an Flexibilität und Organisa-                              wird gegeben). Es gilt, folgende Gruppen in ihrer
tion.9 Die Identifizierung von Zukunftsfeldern                             Weiterbildungsteilnahme verstärkt zu fördern:
ist entscheidend für die Sicherung einer hohen                                • bildungsbenachteiligte Personen (insbeson-
Lebensqualität und die Weiterentwicklung des                                    dere solche mit Bedarf an Basisbildung und
Wirtschaftsstandortes Steiermark.                                               Nachholen des Pflichtschulabschlusses)

7
  vgl. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur/Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung/ Bundesministerium für Arbeit,
Soziales und Konsumentenschutz/Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (2011): Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in
Österreich. LLL:2020. Ohne Ort: Republik Österreich, S. 11.
8
  vgl. ebenda, S. 11.
9
  vgl. Land Vorarlberg (2005): Bildungsland Vorarlberg. Perspektiven der Bildungsplanung. Bregenz: Offsetdruck Bezau, S. 54
10
   vgl. dazu Bundesministerium für Bildung/Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (Hg.) (2016): Strategie zur Validierung
nicht-formalen und informellen Lernens in Österreich. Wien (Arbeitspapier)..

                                                                     10
                                                                      3
LLL-Strategie 2022

   • ältere Generation (in der (noch) berufli-                            finanzielle und ideelle Anerkennung entspricht
     chen, wie auch in der nachberuflichen Le-                            noch nicht deren Bedeutung und Nutzen für Wirt-
     bensphase)                                                           schaft, Demokratie und den/die Einzelne/n.
   • Personen im ländlichen Raum                                          Erwachsenenbildung/Weitebildung gehört in der
Menschen verfügen neben Wissen und Kompe-                                 Steiermark zu den zentralen öffentlichen Aufga-
tenzen aufgrund formaler Bildungswege oftmals                             ben, die nicht zur Gänze der Steuerung durch den
über eine Vielzahl an Fähigkeiten, Fertigkeiten und                       „freien Markt“ überlassen wird. Als förderwür-
Qualifikationen, die sie an non-formalen Lernorten                        diges Anliegen ist sie in wichtigen Strategiepa-
(in Institution der Erwachsenenbildung/Weiterbil-                         pieren und in fast allen Ressorts des Landes ver-
dung) und im informellen Lernen (am Arbeitsplatz,                         ankert. Hier werden teils erhebliche öffentliche
als Volunteers) erworben haben. Eine „offizielle“                         Finanzmittel zur Verfügung gestellt. Ein landes-
Anerkennung dieser Lernleistungen erfolgt bisher                          weiter Gesamtüberblick über Förderstrukturen,
vergleichsweise selten.                                                   -mittel und -themen ebenso wie Eckpunkte einer
                                                                          gemeinsamen Strategie erscheinen für die Zu-
Langfristig (bis 2022) wird die Anerkennungs- und                         kunft sinnvoll.
Validierungspraxis ausgebaut mit dem strategi-
schen Ziel, die Durchlässigkeit des Bildungssys-                          Um Synergieeffekte zu erzielen, die Qualität des
tems zu erhöhen, die Teilhabe vor allem sozio-                            Gesamtangebotes für Lernende insgesamt zu erhö-
ökonomisch benachteiligter Personen und solcher                           hen und bildungspolitisch wichtige Themen stär-
mit geringen Qualifikationen zu fördern und die                           ker ins öffentliche Bewusstsein zu heben, ist Ak-
Lernmotivation der Bevölkerung insgesamt zu he-                           teurInnen übergreifend gegenseitiger Austausch
ben. Es erfolgt eine intensive Bewusstseinsbildung                        und Information strukturell zu verankern und sind
auf allen Ebenen (Bevölkerung, Politik, Verwal-                           derart stärker Verbindlichkeiten herzustellen.
tung, Bildungseinrichtungen, Wirtschaft, etc.) mit
dem Ziel der Implementierung einer allgemeinen                            Die Förderung von Strukturen der Erwachsenen-
Anerkennungskultur.                                                       bildung/Weiterbildung (Institutionen, Netzwerke,
                                                                          Kooperationen, etc.) ist unabdingbar für die Be-
Die Steiermark beteiligt sich aktiv an diesem Pro-                        reitstellung eines zeitgemäßen, regional und lokal
zess, der mit der Verabschiedung des Nationalen                           zugänglichen, interessanten und qualitätsvollen
Qualifikationsrahmens (NQR) und der österreichi-                          Angebotes für die Bevölkerung. Grundsätzlich ist
schen Validierungsstrategie eingeleitet wurde. In                         ein ausgewogenes Verhältnis von Struktur- und
Kooperation mit wichtigen Stakeholdern (AMS,                              Projektförderung zu ermöglichen, um eine län-
andere Ressorts des Landes, etc) wird eine Struk-                         gerfristige Planungssicherheit für Institutionen zu
tur aufgebaut, die unter Beachtung von System-                            erhalten. Mittelfristig (bis 2020) liegt der Fokus
synergien bestehender Initiativen und Strukturen                          auf Unterstützung und Förderung von Strukturen,
Validierung und Anerkennung im Korridor 2 (von                            die Kooperation und Vernetzung ermöglichen.
non-formalen Lernergebnissen)11 möglich macht.
                                                                          Strategische Leitlinie (3): Vernetzung
Strategische Leitlinie (2): Strukturen                                    und Kooperationen ausbauen
identifizieren, darstellen und stärken                                    Die Landschaft der Erwachsenenbildung/Weiter-
Erwachsenenbildung/Weiterbildung ist der quan-                            bildung in der Steiermark hat sich in den letzten
titativ größte, ausdifferenzierteste und sich am                          zwei Jahrzehnten stark verändert und diversifi-
schnellsten wandelnde Bildungsbereich der Stei-                           ziert. Durch neue Weiterbildungsbedürfnisse und
ermark. Er deckt mit seinen Angeboten die an                              -bedarfe sind viele neue AnbieterInnen und An-
Lebensjahren und -ereignissen umfangreichste                              gebote hinzugekommen – freilich bestehen wei-
Spanne des Menschen ab. Die gesellschaftliche,                            terhin thematische und regionale Disparitäten.

11
  Der Entwicklungsprozess des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) bezieht sich auf drei verschiedene Korridore: Korridor 1 meint den
formalen, Korridor 2 den non-formalen und Korridor 3 den informellen (Lern-) Sektor.

                                                                    11
LLL-Strategie 2022

Das Verhältnis der AnbieterInnen der Erwach-                                geboten und unterschiedlichen Lernformaten an.
senenbildung/Weiterbildung in der Steiermark                                Regionale Disparitäten sind vorhanden, im Zen-
oszilliert zwischen Konkurrenz und Koopera-                                 tralraum Graz ist das Leistungsspektrum, aber
tion. Stärkung und Ausbau von Kooperationen                                 auch die Weiterbildungsteilnahme am größten.
und Vernetzung nehmen in Zukunft einen zen-
tralen Stellenwert ein, um größere öffentliche                              Steiermarkweit kann eine – historisch gewach-
Aufmerksamkeit für bestimmte Themen, erhöhte                                sene – Pluralität und Vielfalt konstatiert werden,
Zugangs- und Teilhabechancen der Bevölkerung                                die Engagement und Kreativität einschlägiger
vor Ort und die stärkere Bündelung von Ressour-                             AkteurInnen widerspiegeln. Zukünftig ist eine
cen zu ermöglichen.                                                         abgestimmte und bedarfsorientierte Strategie und
                                                                            Schwerpunktsetzung notwendig.
Die diesem strategischen Rahmen zugrunde lie-
gende „Steirische Strategie für Bildungs- und                               Langfristig (bis 2022) findet eine Konsolidierung
Berufsorientierung“ definiert Information, Be-                              des Angebotes öffentlich verantworteter Erwach-
ratung und Orientierung für Bildung und Beruf                               senenbildung/Weiterbildung auf hohem Niveau
(IBOBB) als Schnittstellenthema in allen Politik-                           bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung statt.
bereichen, die durch Vernetzung und Kooperation
auf eine verstärkte Abstimmung auf allen Ebenen                             Konsolidierung meint in diesem Zusammenhang
fokussiert. Lebensbegleitende, qualitätsgesicher-                           vor allem die Festigung des Angebotes unter qua-
te Prozesse sind in der Steiermark strukturell so                           litativen Gesichtspunkten sowie in Hinblick auf
verankert, dass allen Menschen eine reflektierte                            ein in der Region stärker abgestimmtes inhaltli-
Bildungs- und Berufsentscheidung möglich ist.                               ches Angebot. Dies soll vor allem über regional
                                                                            abgestimmte, bedarfsorientierte Entwicklungs-
Mittelfristig (bis 2020) ist die Ausrichtung und                            planung und intensivere Kooperationen erreicht
Umsetzung bildungspolitisch wesentlicher Pro-                               werden. Eine allfällige Angebotsausweitung ist
jekte (siehe Handlungsfelder) an Kooperationen                              bildungspolitisch wichtigen Themen und Forma-
geknüpft, und zwar auf folgenden Ebenen:                                    ten vorbehalten und erfolgt vorrangig in den Re-
   • zwischen verschiedenen regionalen und                                  gionen – vor Ort.
     kommunalen AnbieterInnen und relevanten
     Organisationen der Erwachsenenbildung/                                 Mit Blick auf Ressourcen, qualifizierte Vortragen-
     Weiterbildung                                                          de, professionelle Strukturen und teilweise auch
   • zwischen verschiedenen AkteurInnen (z.B.                               den Wunsch nach Anonymität der Lernenden (vor
     kulturell, sozial, politisch und Bildungsein-                          allem in Bereich Basisbildung und Nachholen des
     richtungen, Gemeinden, Unternehmen, Ver-                               Pflichtschulabschlusses) wird ein „Mittelweg“
     einen, Museen, EKIZ, etc.)12 auf regionaler                            zwischen Konzentration und (kleinteiliger) Regi-
     und kommunaler Ebene (im Sinne von Com-                                onalisierung gegangen.
     munity Education)
   • zwischen regionalen, nationalen und inter-                             Strategische Leitlinie (5): Qualität entwickeln,
     nationalen AkteurInnen (im Sinne der Euro-                             stärken und sichern
     päisierung und Internationalisierung)                                  Qualitätsvolle Angebote bilden die Grundlage und
                                                                            das Rückgrat der steirischen Erwachsenenbildung/
Strategische Leitlinie (4): Angebote                                        Weiterbildung. Sie ermöglichen den Lernenden
fokussieren und konsolidieren                                               zielgruppenspezifische Ansprache, adäquate Zu-
Die steirische Erwachsenenbildung/Weiterbil-                                gangsmöglichkeiten und Inhalte, erwachsenen-
dung ist quantitativ gut aufgestellt, bietet ein brei-                      gerechte Methoden und hohen Lernerfolg. Qua-
tes Spektrum an verschiedenen thematischen An-                              litätsentwicklung und -sicherung ist ein zentrales

12
  Hier sind vor allem auch die öffentlichen Bibliothekseinrichtungen des Landes Steiermark mit zu berücksichtigen. Siehe dazu den „Bibliotheks-
entwicklungsplan des Landes Steiermark“ im Anhang.

                                                                      12
                                                                       3
LLL-Strategie 2022

strategisches Anliegen der Erwachsenenbildung/                       für Erwachsene zu entwickeln, zu fördern und
Weiterbildung in der Steiermark, sie liegt in der                    zu implementieren. Ziel ist es, den „digitalen
autonomen Verantwortung des/der Anbieters/An-                        gap“ in der Bevölkerung zu reduzieren und die
bieterin – wird aber vom Land eingefordert.                          Menschen aller Altersstufen zur kompetenten
                                                                     und emanzipierten Teilhabe und zu einer gestal-
Die Steiermark ist Teil der Vereinbarung gemäß                       tenden Rolle in einer sich ständig verändernden
Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Län-                         (Berufs-)Welt zu befähigen.
dern über die Anerkennung des Qualitätsrahmens
für die Erwachsenenbildung. Der Qualitätsrah-                        Die Erwachsenenbildung/Weiterbildung in der
men Ö-Cert sichert die gegenseitige überregiona-                     Steiermark zeichnet sich durch eine hohe Plu-
le Anerkennung von Qualitätsmanagementsyste-                         ralität und Vielfalt der Lernformate, -räume und
men und -verfahren (wie z.B. CERT-NÖ, LQW,                           -orte aus. Neben eigenen Kurs- und Seminarräu-
ISO 29990:2012 und 2010, EduQua, EFQM,                               men werden in Kooperation mit Sozial-, Kultur-
wien-cert)13 zwischen den einzelnen Ländern so-                      und Bildungseinrichtungen, Lehrwerkstätten,
wie mit dem Bund.                                                    etc. – vor allem aber auch mit Bibliotheken (sie-
                                                                     he dazu den „Bibliotheksentwicklungsplan des
Förderungen des Landes erfolgen grundsätzlich                        Landes Steiermark“) – vielfältige lokale und re-
nur an qualitätsgesicherte AnbieterInnen, Min-                       gionale Möglichkeiten genutzt.
destanforderung ist ein anerkanntes Qualitätszer-
tifikat wie zum Beispiel CERT-NÖ, LQW, S-QS,                         Aufsuchende Erwachsenenbildungsarbeit und
ISO usw. oder Ö-Cert als Qualitätsrahmen. Lang-                      Community Education besitzen einen hohen
fristig (bis 2022) ist der Anteil der steierischen                   Stellenwert, um einen Zugang breiterer Bevöl-
Erwachsenenbildungseinrichtungen, die Ö-Cert                         kerungsschichten zu ermöglichen, Koopera-
besitzen, um 20 Prozent zu erhöhen.                                  tionen auf unterschiedlichen Ebenen und mit
                                                                     verschiedenen AkteurInnen auszubauen sowie
Strategische Leitlinie (6): Mobiles                                  Qualität und Lernvielfalt zu erhöhen. Aufsu-
Lernen fördern und neue Lernformate                                  chende Erwachsenenbildungsarbeit meint in
implementieren                                                       diesem Zusammenhang Bildungsformate, die
Technologien verändern unsere (Berufs-)Welt                          im unmittelbaren Umfeld (Lebens-, Wohn-, Ar-
entscheidend und damit auch grundlegend die                          beitsumgebung) von bestimmten Zielgruppen
Erwachsenenbildung/Weiterbildung in der Stei-                        angeboten werden. Durch die aufsuchende Bil-
ermark. Der Erwachsenenbildung/Weiterbildung                         dungsarbeit werden Personen angesprochen, die
kommt die bedeutende Aufgabe zu, die Menschen                        mit klassischen Bildungsangeboten im institu-
in Bezug auf die damit verbundenen neuen Kom-                        tionellen Rahmen kaum oder gar nicht erreicht
petenzen zu qualifizieren (etwa in Hinblick auf                      werden. MultiplikatorInnen sind daher für eine
Industrie 4.0). Gleichzeitig geht es auch um die                     aufsuchende Bildungsarbeit zu sensibilisieren.
Fähigkeit, den gesellschaftlichen Wandel kritisch
und lernend reflektieren zu können.                                  Langfristig (bis 2022) gilt es, die reale Präsenz
                                                                     von Erwachsenenbildungseinrichtungen und Bi-
Die Angebote der Erwachsenenbildung/Weiter-                          bliotheken als soziale und regionale Lernorte
bildung sind von diesem grundlegenden techno-                        mit der Allgegenwart und den Teilhabemöglich-
logischen Wandel noch vergleichsweise selten                         keiten des Internets zu verknüpfen.
betroffen. Klassische Formate und Präsenzler-
nen herrschen vor. Diese sollen keinesfalls an
Bedeutung verlieren, vielmehr gilt es, neue di-
gitale Formate, Abläufe und Lerngelegenheiten

 Alle im Rahmen von Ö-Cert anerkannten Qualitätsmanagement-Systeme und Qualitätssicherungsverfahren sind auf der Homepage von Ö-
13

Cert zu finden: www.oe-cert.at

                                                                13
LLL-Strategie 2022

III. Handlungsfelder                                                      im Sinne von lesen, schreiben oder rechnen lernen
Die im allgemeinen, grundlegenden Teil darge-                             ab und fokussiert auf soziale, demokratische, teil-
stellten vier Grundprinzipien sowie die sechs                             habende, selbstkritische und kritisch handlungs-
Leitlinien geben die strategische Richtung sowie                          orientierte Dimensionen des Lernens. Basisbil-
Entwicklungsperspektiven der Erwachsenenbil-                              dung ist die permanente gesellschaftspolitische
dung/ Weiterbildung im Rahmen des lebensbe-                               Entwicklungsaufgabe, durch Bildung immer wie-
gleitenden Lernens in der Steiermark bis zum                              der die aktive und selbstermächtigende Gestaltung
Jahr 2022 vor. Ihre konkrete Umsetzung erfahren                           der eigenen Zukunft zu ermöglichen.14 "
diese in ausgewählten praktischen Handlungs-
feldern. Dabei handelt es sich um insgesamt vier                          Als grundlegender Bildungsabschluss gilt primär
Handlungsfelder, die in einem ersten Schritt de-                          der Pflichtschulabschluss. Darüber hinaus gehören
finiert und entfaltet werden und denen in einem                           in einer wissensbasierten Gesellschaft auch Bil-
zweiten Schritt Empfehlungen zur künftigen Aus-                           dungsabschlüsse dazu, die einen Zugang zu höhe-
gestaltung folgen.                                                        rer Bildung ermöglichen wie zum Beispiel Berufs-
                                                                          reifeprüfung, Studienberechtigungsprüfung, Lehre
                                                                          mit Matura, Matura am 2. Bildungsweg.
                     Handlungsfeld 1:
                                                                          Dimensionen des Handlungsfeldes
      Nachholen von grundlegenden Bildungs-                               Das Handlungsfeld 1 ist grundsätzlich sehr breit
       abschlüssen sowie Basisbildung und                                 zu fassen, doch im Sinne der Kohärenz folgt die
              Schlüsselkompetenzen                                        strategische Ausrichtung des Landes der Initiati-
                                                                          ve Erwachsenenbildung.15 Im Mittelpunkt aller
                                                                          Lernaktivitäten stehen die Handlungsfähigkeit
Begriffsklärung                                                           und Anwendungsorientierung der Lernenden. In-
Ausreichende Grundkompetenzen und -qualifika-                             nerhalb der Basisbildung gibt es drei Lernfelder:
tionen – in der „Strategie zum lebensbegleitenden                         Sprachen (u.a. Lesen, Verstehen, Schreiben), In-
Lernen in Österreich – LLL:2020“ (2011) sind                              formations- und Kommunikationstechnologien
folgende Schlüsselkompetenzen angeführt: „1.                              (u.a. Nutzung neuer Technologien) und Mathe-
Muttersprachliche Kompetenz, 2. Fremdsprach-                              matik (u.a. mathematische Sprache, Verstehen,
liche Kompetenz, 3. Mathematische Kompetenz                               Interpretieren). Diese werden nicht isoliert von-
und grundlegende naturwissenschaftlich-tech-                              einander gesehen, sie bedingen sich vielmehr
nische Kompetenz; 4. Computerkompetenz, 5.                                wechselseitig und sind somit übergreifend.16 Es
Lernkompetenz, 6. Interpersonelle, interkultu-                            ist festzustellen, dass Deutschkurse für zum Bei-
relle und soziale Kompetenz, Bürgerkompetenz,                             spiel AsylwerberInnen und MigrantInnen nicht
7. Unternehmerische Kompetenz, 8. kulturelle                              (immer) mit Basisbildung gleichzusetzen sind.
Kompetenz“ – sind die Basis für lebenslange                               Der Pflichtschulabschluss ist durch das Pflicht-
Lernprozesse. Ihr Erwerb muss ungeachtet von                              schulabschluss-Prüfungs-Gesetz (PPG) definiert.
Geschlecht, Alter, Herkunft, Erstsprache, Vorbil-
dung, Ausbildung usw. möglich sein.                                       Weitere inhaltliche Dimensionen dieses Hand-
                                                                          lungsfeldes:
„Basisbildung im gegenwärtigen gesellschaftli-                               • Nutzen (Benefit) von Basisbildung und Schlüs-
chen Kontext reflektiert und berücksichtigt die                                selkompetenzen: Dieser ist sehr breit, umfasst
Ursachen für das Entstehen von Basisbildungsbe-                                viele Lebens- und Arbeitsbereiche und geht
darf. Basisbildung grenzt sich demnach von ei-                                 über eine rein ökonomische, arbeitsmarktori-
nem autoritären Verständnis von Alphabetisierung                               entierte Verwertung hinaus. Letztendlich geht

14
   Bundesministerium für Bildung und Frauen (2014): Prinzipien und Richtlinien für Basisbildungsangebote. Für Lernangebote im Rahmen der
Initiative Erwachsenenbildung. Wien: Ohne Verlag, S. 3.
15
   Siehe dazu auch: www.initiative-erwachsenenbildung.at
16
   vgl. ebenda, S. 6-10.

                                                                    14
                                                                     3
LLL-Strategie 2022

        es immer um eine Befähigung zur Selbststeu-                             • (Neue) pädagogische Konzepte und Kurs-
        erung des (eigenen) Lebens. In diesem Sinne                               modelle: Es gibt einen Bedarf an erwach-
        ist eine Verwertbarkeit stets gegeben, egal ob                            senengerechten, innovativen und zeitgemä-
        beruflich, privat oder demokratiepolitisch.                               ßen Konzepten mit zum Beispiel flexiblen
                                                                                  Modulsystemen. Darüber hinaus sind unter-
     Daraus abgeleitete Empfehlungen:                                             stützende Lernangebote und niederschwel-
      • Es gilt weiterhin zielgruppengerechte, kos-                               lige Bildungsangebote mit zum Beispiel
        tenlose Kursangebote zur Basisbildung und                                 Mentorings, Peergroups oder (begleiteten)
        zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses                                 Lerngruppen sinnvoll.
        – mit Augenmerk auf eine regionale Ausge-
        wogenheit – zur Verfügung zu stellen.                                   • Lernthemen und Lernfelder: Neben den
                                                                                  drei oben genannten Lernfeldern – Spra-
      • Leistungsvereinbarungen zwischen dem                                      chen, Informations- und Kommunikations-
        Land Steiermark und den AnbieterInnen                                     technologien, Mathematik – gehören wei-
        der öffentlich verantworteten Erwachse-                                   tere Lernthemen/-felder zur Basisbildung:
        nenbildung/Weiterbildung mehrjährig ab-                                   Gesundheitskompetenz, financial literacy-
        schließen.                                                                Kompetenz, politische Bildung, Alltagsbe-
                                                                                  wältigungsstrategien, Empowerment usw.
      • Erhöhung und Verdichtung der Kommuni-
        kation und Vernetzung steiermarkweit der                                • Übergänge und Anschlussfähigkeit: Doku-
        im Handlungsfeld tätigen AkteurInnen (In-                                 mentation, Bilanzierung, Validierung und
        formationsbereitstellung durch Wissensauf-                                Anerkennung bereits vorhandener non-for-
        bau und -bündelung).                                                      maler, informeller Kenntnisse (wie im Na-
                                                                                  tionalen Qualifikationsrahmen vorgesehen)
      • Erhöhung der Durchlässigkeit des Sys-                                     sind notwendig. Basisbildung ist hier als
        tems durch Optimierung des Schnittstel-                                   „allgemeine Basis“ zu verstehen, wo nicht
        lenmanagements auf verschiedenen Ebe-                                     zwingend eine Anknüpfung an den Pflicht-
        nen und in Bezug auf unterschiedliche                                     schulabschluss erfolgen muss, diese aber
        Dimensionen (curricular, Kompetenz-                                       eine hohe Priorität erhält. Grundsätzlich ist
        nachweise, Forschung).                                                    ein effektives Schnittstellenmanagement
                                                                                  mit flexiblen Einstiegsmöglichkeiten auf
      • Lernergebnisse dokumentieren, validieren                                  den unterschiedlichen Levels von Basisbil-
        und sichtbar machen (für die Teilnehmer­                                  dung anzudenken.
        Innen, die TrainerInnen – aber auch
        AnbieterInnen übergreifend für „An-                                     • Vernetzung von Strukturen und Akteur­
        schlussbildung“ durch adäquate Doku-                                      Innen: Dafür gibt es einen hohen Bedarf
        mentationsverfahren.                                                      – insbesondere auch in Bezug auf eine ver-
                                                                                  besserte Kommunikation sowohl zwischen
      • Sensibilisierung, Entstigmatisierung und                                  den AkteurInnen als auch mit dem Land
        Bewusstseinsbildung für die Themen Ba-                                    und dem Landesschulrat. Es bedarf einer
        sisbildung und Nachholen des Pflichtschul-                                Stärkung des Vernetzungspotenzials sowie
        abschlusses unter Einbeziehung wichtiger                                  der Schaffung von Schnittstellen zwischen
        Stakeholder, um neue Zugänge zur Ziel-                                    Wirtschaft, Schule, Arbeitsmarkt, Stadt,
        gruppe zu finden.                                                         Land usw. Kontinuierliche Austausch- und
                                                                                  Netzwerktreffen sind hierbei förderlich.

17
  vgl. Erler, Ingolf/Kloyber, Christian (2013): Editorial. Community Education. Konzepte und Beispiele der Gemeinwesenarbeit. In: Magazin
erwachsenenbildung.at. Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs. Ausgabe 19. Wien, S. 01-02. Online im Internet: http://www.
erwachsenenbildung.at/magazin/13-19/meb13-19.pdf [13.10.2016].

                                                                      15
LLL-Strategie 2022

       • Zielgruppenspezifizierung: Grundsätzlich           pativen Lernprozesse tragen zum individuellen
         gilt ein offener Zugang zu Bildung für alle        Empowerment und zur Sicherung der gesell-
         (Stichwort: sozial-integrativer Ansatz),           schaftlichen Teilhabe bei. Ein weiterer positiver
         doch bei bestimmten Angeboten ist auf eine         Effekt ist die Abdeckung der lokalen und regio-
         zielgruppenspezifische Ausrichtung zu ach-         nalen Bildungsbedürfnisse.18
         ten. Eine (gemeinsame) Kompetenzdoku-
         mentation und -bilanzierung von Zielgrup-          Dimensionen des Handlungsfeldes
         pen ist anzustreben, wobei hier die Klärung        Damit Lern- und Entwicklungsprozesse von
         von Datenschutzbestimmungen notwendig              Einzelpersonen und/oder Gruppen adäquat un-
         ist (z.B. Möglichkeiten und Formen des             terstützt werden, bedarf es einer regionalen und
         Datentransfers).                                   kommunalen Angebotsvielfalt. Dabei ist nicht
                                                            nur ein breites Angebot an allgemeiner, berufli-
       • Entstigmatisierung und Bewusstseinsbil-            cher und politischer Erwachsenenbildung/Weiter-
         dung: Hier geht es einerseits um eine Sen-         bildung wichtig, sondern auch deren Vernetzung
         sibilisierung, ggf. auch um Schulungen von         mit anderen AkteurInnen wie beispielsweise aus
         Peers, Role Models und MultiplikatorInnen          Kultur, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.
         (z.B. BetriebsrätInnen). Andererseits sind         Darüber hinaus sind Kooperationen mit dem
         Kommunikationsoffensiven für Basisbildung          Schul- und Bibliothekswesen sowie der Jugend-
         und ggf. eine Übersicht von Angeboten (z.B.        arbeit anzustreben. Damit einhergehend ist ein
         Landkarte) in diesem Bereich zu überlegen.         Ausbau von regionalen und kommunalen Bil-
                                                            dungskooperationen (z.B. Sozialpartnerschaft,
                                                            Kulturarbeit) sowie eine Verbesserung von (länd-
                         Handlungsfeld 2:                   lichen) Infrastrukturen (z.B. Lernende Region,
                                                            Gemeinwesensarbeit) und die Entwicklung eines
       Regionales und kommunales Erwachsenen-               bürgerschaftlichen Engagements (z.B. Freiwilli-
        bildungsangebot (Community Education)               genarbeit) anzustreben.

                                                            Weitere inhaltliche Dimensionen dieses Hand-
Begriffsklärung                                             lungsfeldes:
Community Education (im deutschsprachigen                    • Regionale und/oder kommunale Strukturen:
Raum auch: gemeinwesenorientierte Bildungsar-                   Hier geht es primär um die Nutzung von vor-
beit, Stadtteilarbeit, Lernende Region, etc.) stammt            handenen regionalen und/oder kommunalen
ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum und                  Strukturen. Dazu bedarf es einer Schnitt-
hat dort eine lange Tradition. Unter Community                  stellen- und Netzwerkarbeit im Rahmen des
Education werden Lern- und Entwicklungsprozes-                  Regionalmanagements sowie der Transpa-
se von Einzelpersonen und/oder Gruppen verstan-                 renz in Bezug auf eine Gesamtstrategie al-
den, die die aktive Beteiligung und die Hilfe zur               ler LLL-Bemühungen (u.a. Festlegung von
Selbsthilfe in den Mittelpunkt stellen.17                       Mindeststandards, niederschwellige und in-
                                                                novative Zugänge). Darüber hinaus ist eine
Community Education in Österreich setzt auf die                 Übersicht von Angeboten (z.B. durch Veran-
Vernetzung und Ressourcennutzung innerhalb                      staltungen) zu überlegen.
sozialräumlicher Strukturen. Sie umfasst damit
alle relevanten AkteurInnen einer Region (wie                  • Regionalisierung und Zentralisierung: Be-
Gemeinden, Bildungsinstitutionen, Bibliotheken,                  rücksichtigung des Stadt-Land-Gefälles bei
Sozialpartner, Wirtschaft, Vereine, NGOs, etc.),                 einem gleichzeitig offenen Zugang zu Bil-
die „maßgeschneiderte“ regionale und partizipa-                  dungsangeboten für alle. Sinnvoll in die-
tive Bildungsangebote gestalten. Diese partizi-                  sem Bereich ist eine Bedarfsermittlung und

18
     vgl. ebenda, S. 01-02.

                                                       16
                                                        3
LLL-Strategie 2022

        Sichtbarmachung von möglichen Trends und
        Handlungsfeldern (Bestandsaufnahme). Die                                • Klärung inhaltlicher Dimensionen von
        Bildungsarbeit ist in jedem Fall breit zu den-                            Community Education für die Steiermark
        ken und globale Herausforderungen und Um-                                 und Entwicklung eines passenden Hand-
        brüche in der Arbeitswelt sind zu beachten.                               lungsrahmens.

      • Lernfelder und Lernthemen (Angebote):                                   • Kontinuierliche Weiterentwicklung von
        Einerseits müssen die Angebote regionale                                  Angeboten auf Basis der Berücksichtigung
        und/oder kommunale Bedarfe berücksichti-                                  gesellschaftspolitischer    Rahmenbedin-
        gen (Stichwort: bedarfsorientierte Entwick-                               gungen, der Beobachtung der Teilnehmer­
        lungsarbeiten). Andererseits sind folgende                                Innenentwicklung sowie regelmäßiger Er-
        Themen mögliche Lernfelder: Nachhaltige                                   fassung der Bedarfe auf regionaler Ebene.
        Bildung (z.B. Umweltbildung, Bildung für
        nachhaltige Entwicklung), Bildung und                                   • Auf der strategischen Ebene wird mittel-
        Integration, Basisbildung, Nachholen des                                  fristig (bis 2020) ein Konzept zur Stärkung
        Pflichtschulabschlusses, Elternbildung, De-                               des mobilen Lernens in der Steiermark ent-
        mokratie und Partizipation, Älterwerden in                                wickelt und exemplarisch in einer Modell-
        der Gesellschaft (z.B. Ehrenamtlichkeit, in-                              region der Steiermark operativ umgesetzt.
        tergenerationelles Lernen).

      • Kommunen, Gemeinden und Land: Vernet-
        zung und Kooperation zwischen Erwach-
        senenbildung, Schulen, Unternehmen usw.                                                       Handlungsfeld 3:
        sind notwendig (z.B. Kooperationen mit
        bestimmten MultiplikatorInnen, Stakehol-                                     Lernen und Bildung über die gesamte
        dern). Dazu bedarf es einer Unterstützung                                 Lebensspanne inklusive der Neuorientierung
        und Prozessbegleitung, um Menschen und                                                im (Berufs-)Leben
        ihre Talente durch adäquate Strukturen stär-
        ken zu können sowie transparenter Zustän-
        digkeiten und gezielter Förderungen. Ge-                              Begriffsklärung
        meinden könnten als PartnerInnen fungieren                            Die Lebensspanne (zumeist synonym gesetzt
        und Bibliotheken als Orte der Begegnung.                              mit dem Lebenslauf) umfasst die Gesamtheit al-
                                                                              ler objektivier- und nichtobjektivierbaren Ereig-
                                                                              nisse, Wendepunkte, Phasen, Erfahrungen, Er-
     Daraus abgeleitete Empfehlungen:                                         lebnisse, Empfindungen, etc. von der Geburt bis
      • Definition von Umfang und inhaltlicher                                zum Tod eines Menschen.19 Lernen und Bildung
        Ausrichtung eines Grundangebotes von                                  nehmen in diesem Prozess eine Schlüsselstel-
        Erwachsenenbildung/Weiterbildung sowie                                lung ein – sie sind über die gesamte Lebensspan-
        Entwicklung eines Konzepts zum (regiona-                              ne, bis weit in die nachberufliche Lebensphase
        len) Grundangebot und dessen Pilotierung                              hinein, möglich und (über-)lebensnotwendig.
        in einer Region.                                                      Lern- und Bildungsprozesse finden in formaler,
                                                                              non-formaler und informeller Weise statt – sie
      • (Bestehende) Lernorte sichtbarer und stärker                          sind geprägt durch lebenszyklische Phasen und
        nutzbar machen (insbesondere Bibliotheken);                           Einschnitte (z.B. Kindergarten, Ausbildung,
        Ausbau von Kooperationen und Vernetzung                               Berufseinstieg, Elternschaft, Arbeitslosigkeit,
        regionaler Angebote und AkteurInnen.                                  Bildungsurlaub, berufliche Umschulung, Pensi-
                                                                              onierung, Ehrenamt, etc.).

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  vgl. dazu u.a. Nittel, Dieter (2010): Lebenslauf. In: Arnold, Rolf/Nolda, Sigrid/Nuissl, Ekkehard (Hg.): Wörterbuch
Erwachsenenbildung. 2. überarbeitete Auflage. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, S. 184-185.

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