LUTHERBERN - GEMEINDELEBEN

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LUTHERBERN - GEMEINDELEBEN
LUTHERBERN
                                                   3 / 2021

       Gemeindebrief der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bern
           Rufer · September–November 2021 · 61. Jahrgang

GEMEINDELEBEN
LUTHERBERN - GEMEINDELEBEN
«Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der
Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.» Apg. 2,42

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Herbst schauen wir auf 65 Jahre regel-     den Kreuzestod und Begegnungen mit dem Aufer-
mässige pfarramtliche Versorgung der Lutheraner      standenen verängstigten Jüngerschaft werden
in Bern, sowie auf 60 Jahre eigenständige evange-    begeisterte, in die Welt gesandte Mitglieder von
lisch-lutherische Kirche im hiesigen Raum zurück.    Gemeinden.
Für unsere Gemeinde ist dies Anlass, am 16./17.      «Was soll das werden?», so fragten die Men-
Oktober ein Festwochenende zu feiern. Zu jedem       schen damals. Sie waren Zeugen des Festes der
Fest gehören ein Rückblick und Ausblick. Betrach-    Ausgiessung des Heiligen Geistes, sie erlebten
ten wir als Lutheraner die Wurzeln unserer Kirche,   das Fest der Gründung der Kirche, der ersten Ge-
so finden wir sie nicht etwa im Jahre 1517 oder      meinde. Seither ist viel Zeit vergangen; doch was
1521. Wir müssen noch weiter zurückgehen, hin        christliche Gemeinden und ihr Tun antreibt, das ist
zum ersten Pfingstfest, von dem die Apostelge-       über die Zeit gleich geblieben. Es tut gut, sich hin
schichte erzählt. Durch die Ausgiessung des Heili-   und wieder dessen zu vergewissern, nicht nur am
gen Geistes wird aus begeisterten Nachfolgern        Pfingstfest; denn das übrige Jahr hindurch leben
und Freundinnen Jesu eine Kirche. Aus der durch      wir genau von dieser Kraft – von der Kraft des

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Heiligen Geistes. Und wir leben nicht nur davon,         einer Gemeinde gibt, wie viel Jugendliche sich ein-
wir spüren auch seine Wirksamkeit. Pfingsten ist         segnen lassen, muss aufpassen. Wer nur nach den
ein Fest mit Folgen. Im Abschnitt nach der Pfingst-      Zahlen schaut, steht in der Gefahr, bei einer vor-
geschichte wird von grossen Zahlen berichtet.            dergründigen Ökonomisierung der Kirche mitzu-
3000 Menschen liessen sich an einem Tag taufen           machen. Der Satz: Nur was sich rechnet, hat ein
und dann heisst es kurz und bündig: «Sie blieben         Existenzrecht, widerspricht der Botschaft von der
aber beständig in der Lehre der Apostel und in           unbedingten Zuwendung Gottes zu uns Men-
der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im               schen, wie sie Jesus vorgelebt hat. Wirtschaftlich
Gebet.»                                                  gesehen ist vieles, was wir in der Gemeinde tun,
Mit dem Geschehen von damals können wir uns              Unsinn. Wie gut, dass sich das Evangelium dem
nicht vergleichen. Die aktuelle Situation der Kir-       formalen Massstab von Kosten und Nutzen ent-
chen im westeuropäischen Kontext sieht anders            zieht. Andererseits können Zahlen manchmal auch
aus. Sie haben eher mit Schwund, denn mit Warte-         so etwas wie ein Signal sein, das uns auf Störun-
schlangen vor dem Taufbecken umzugehen.                  gen aufmerksam werden lässt. Vielleicht sind
Warum ist das so: Wirkt der Heilige Geist nicht          Zahlen manchmal der Anlass wieder neu auf die
mehr? Glauben wir nicht mehr genug? Sind unse-           Inhalte zu schauen und zu fragen, wie halten wir
re Gottesdienste zu langweilig?                          es als Gemeinde und als einzelne Christen denn
Bevor wir voreilige Schlüsse ziehen, lohnt es sich,      mit diesen drei Säulen:
genauer hinzuschauen. – Der Schreiber der Apos-          – mit der Botschaft Jesu?
telgeschichte hat einen gewissen Hang zu Zahlen.         – mit unserer konkreten Gemeinschaft?
Aber Zahlen verraten nicht die ganze Wahrheit.           – und mit dem Feiern von Gottesdiensten?
Deshalb ist es gut, dass er drei inhaltliche Kriterien
benennt. Drei Kriterien mit denen die Pfingstge-         Zahlen sind und bleiben vordergründig, deshalb
schichte auf eine lange Reise durch die Jahrhun-         lohnt es sich nach den Hintergründen zu fragen. Es
derte gegangen ist und die unverändert die ent-          lohnt sich zu fragen, ob Zugänge zur Botschaft
scheidenden Kriterien für Kirchen und christliche        Jesu, zur Gemeinde und zu Gottesdiensten offen
Gemeinschaften sind.                                     sind. Es lohnt sich zu fragen, ob die Botschaft Jesu
Die Dynamik des Heiligen Geistes ermöglicht der          Menschen im Herzen erreicht. Es lohnt sich zu fra-
jüdischen Jesusgemeinde und später dann auch             gen, ob unsere Gemeinde Freiheit und Liebe lebt,
den Christen bis heute, dass sie bei allem Wandel        ob sie Nächstenliebe und Achtung vor der ganzen
an drei Dingen festhalten können: sie bleiben be-        Schöpfung in ihrer Umgebung repräsentiert. Und
ständig in der Lehre der Apostel, sie bleiben be-        es lohnt sich zu fragen, ob unsere Gottesdienste
ständig in der Gemeinschaft und beständig im             wirkliche Feste sind, bei denen Menschen berei-
Brotbrechen und im Gebet. Die Botschaft Jesu,            chert, gestärkt und getröstet werden. Hier gilt es
eine konkrete Gemeinschaft und das Feiern von            Fingerspitzengefühl zu entwickeln für die Dynamik
Gottesdiensten beschreibt die drei Säulen christli-      des Heiligen Geistes, der sich eben nicht über Zah-
cher Existenz durch die Jahrhunderte hindurch bis        len nachweisen oder handhabbar machen lässt.
heute.                                                   Eine Dynamik, der wir innerlich wie äusserlich Tor
Doch was ist mit den Zahlen? Die Argumentation           und Tür öffnen sollen, damit wir selbst und viele
mit den Zahlen hat immer zwei Seiten. Die eine           andere Menschen Orientierung bekommen.
Seite ist: Wer nur darauf schaut, welcher Gottes-        «In unserer Kultur, die im Diesseitigen und Bana-
dienst wie viel Besucher hat, wie viele Taufen es in     len zu versinken droht, wächst der spirituelle Hun-

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ger, wie ein wiedererwachtes Heimweh», habe ich        dersetzung, die die Chance in sich birgt, dass wir
gelesen. «Zugleich haben viele Menschen mit die-       menschlich und im Glauben wachsen können. Ge-
sem spirituellen Heimweh aber die ‚Heimatadres-        meinde als Heimatadresse darf ein belebtes Haus
se‘ vergessen. Aus einem spirituellen Pilgerweg        sein und kein Museum oder Traditionsverein.
zum Heiligen und Heilenden wird ein verzweifeltes      Eine spirituelle Heimatadresse lebt und ist leben-
Umherstreunen, das am Ende müde macht und              dig aus der Begegnung mit Gott. Sie braucht das
Anlass zur Resignation ist.» (Quelle der Verfasse-     Gespräch mit ihm, das wir Gebet nennen und die
rin unbekannt). Wiedergefunden zu werden als           Tischgemeinschaft, die uns in seine Gegenwart
Heimatadresse, sichtbar zu sein als solche, das ist    hineinnimmt. Was sie nicht braucht, ist Langeweile
die Herausforderung, der wir uns als christliche       und Ignoranz gegenüber dem, was uns täglich be-
Gemeinden hier in der Stadt, in unserer Kirche         wegt. Denn nur wenn beides zusammenkommt:
stellen müssen.                                        die heilende Botschaft Gottes angesichts von so
Hierfür braucht es Kontinuität und verlässliche Be-    viel zerstörerischer Macht in dieser Welt und wir
ziehungen. Ich denke an die Begegnungen bei            selbst, ohne die die Botschaft nicht praktiziert
unterschiedlichen Anlässen in unserer Gemeinde;        werden kann, werden unsere Gottesdienste zu ei-
etwa in den regelmässigen Gottesdienstfeiern mit       nem Fest des Lebens.
vertrauter Liturgie, im Unterricht bei den Antonier-
kids, im Lektürekreis, bei 60+ oder bei anderen        Ein Jubiläum dient dazu, sich seiner Wurzeln zu
Aktivitäten. Bei allem Spezifischen des Zusam-         vergewissern und sie zu pflegen, damit sie in die
mentreffens ist es wichtig, miteinander reden zu       Zukunft tragen. Unsere spirituelle Heimatadresse
können, jemanden zum Zuhören zu haben, eben            ist von Gottes Geist erfüllt, von dieser Kraft, die
nicht alleine sein zu müssen, akzeptiert zu sein       mit uns und durch uns handelt, glaubt, tröstet und
und sich selbst in die Gemeinschaft einzubringen.      stärkt, die voller Phantasie und Leben steckt. Mit
Und dabei eben für kurze Zeit oder auch für länger     ihr sind wir Gemeinde Jesu Christi, hier in Bern in
in einer Kontinuität zu stehen und verlässliche Be-    der Lutherischen Kirche.
ziehungen zu haben, Offenheit und Akzeptanz zu
erleben und vor Ort als fröhliche und lebendige
Gemeinde zu leben.                                     Ihre Pfarrerin
Spiritueller Hunger braucht Gemeinde. Es reicht        Renate Dienst
nicht zu sagen, ich bin Christ und mache meinen
Glauben mit mir selbst aus. Zur Heimatadresse ge-
hört im Bild gesprochen auch eine spirituelle Fami-
lie. Mancher mag vielleicht fragen, warum das
denn so wichtig ist. Wer in einer Familie gross ge-
worden ist, weiss, dass die wesentlichen Schritte
unserer Entwicklung durch andere angestossen
wurden. Und so ist es in der christlichen Gemeinde
auch. Da gibt es eine verlässliche Regelmässigkeit
der Feste, da gibt es eine Kultur Freud und Leid
miteinander zu bewältigen, da gibt es die Span-
nung zwischen Alt und Neu, zwischen Jung und
Alt und hoffentlich manche herzhafte Auseinan-

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Chronik der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bern

Eine Fortsetzung aus Präsidentensicht

Es begann am 9. September 1956. An diesem              nachzulesen in den beiden Publikationen1 und soll
Sonntag fand die feierliche Installation des ersten    an dieser Stelle nicht noch einmal wiederholt wer-
vollamtlichen Pfarrers der Berner Gemeinde statt,      den. Stattdessen haben wir die Präsidenten nach
womit der Grundstein zum regelmässigen Pfarr-          der Zeit des Erscheinens der letzten Festschrift
amtsdienst in der «Evangelisch-Lutherischen Kir-       «mittendrin» von 2006 gebeten zurückzublicken
che von Bern und Umgebung» gelegt war, wie             und über die Zeit ihrer Präsidentschaft zu schrei-
unsere Kirche zunächst hiess. Gewählt wurde er         ben. Somit ergänzen die folgenden vier Artikel die
vom Kirchenvorstand der Genfer Lutherischen Kir-       Chronik der Gemeinde.
che, die Bern bis dahin gottesdienstlich versorgt
hatte. Gut fünf Jahre später, am 12. Oktober 1961,
wurde die Verselbständigung unserer Gemeinde           Renate Dienst
rechtlich vollzogen und mit einem Festgottesdienst
am 15. Oktober 1961 festlich begangen.
Vor 35 Jahren und vor 15 Jahren – 1986 und 2006
– sind anlässlich der damaligen Jubiläen Festschrif-   1
                                                           Werden und Wachsen der Evangelisch-Lutherischen
                                                           Gemeinde in der Antonier-Kirche zu Bern, 1986 und:
ten entstanden, die sowohl die Entstehungsge-
                                                           mittendrin. 50 Jahre Evangelisch-Lutherische Kirche Bern
schichte beschreiben als auch aus dem Leben der            1956–2006, 2006.
Gemeinde zu der jeweiligen Zeit erzählen. Dies ist

Eine Rückschau auf die Jahre 2008–2010

Von Engelbert Berger

Von 1982 bis 2016, 34 Jahre lang, war das Anto-        standen wir als wesentliche Anliegen. Die definiti-
nierhaus in der Postgasse unser kirchliches Zuhau-     ve und in der Kirchgemeindeversammlung gutge-
se. Von Anfang an nahmen wir regen Anteil am           heissene Ausformulierung unseres Leitbildes, in
Gemeindeleben. Unsere drei Töchter wurden hier         einem Flyer festgehalten, verdanken wir Pfarrer
konfirmiert. Das anteilnehmende Miteinander in         Harald Möhle. Mit einigen Fotos aus dem Gemein-
der Gemeinde tat gut.                                  deleben ergänzt, die jederzeit revidierbar sind, er-
Pfarrer Harald Möhle konnte mich erneut zur Mit-       gab und ergibt sich so ein Gesamtbild, auf dem
arbeit im Kirchenvorstand gewinnen. Von 2008 bis       unsere Gemeinde auf einen Blick wahrgenommen
2010 war ich Präsident des Kirchenvorstandes.          werden kann.
Im Kirchenvorstand haben wir in dieser Zeit ein        Der sonntägliche Gottesdienst, wozu wesentlich
Leitbild für unsere Gemeinde erarbeitet. Offenheit     das Abendmahl gehört, und der sich anschliessen-
nach Aussen, ein lebendiges Gemeindeleben und          de Kirchenkaffee waren und sind natürlich der
Beziehungen zur Reformierten Kirche Bern ver-          Grundstein unserer Verbundenheit.

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Vielfältige Anlässe darüber hinaus trugen dazu bei,   führung einer eigenen Taizévesper im Antonier-
dass unser Miteinander gedieh:                        haus gelang gut.
Das Basteln im Hobbykreis als Vorbereitung für        Einen Höhepunkt erlebten wir auf der von Gerlinde
den Adventsbasar gehörte dazu. Die literarischen      Huber und Harald Möhle geführten Lutherreise
Lesungen mit dem Schauspieler Klaus Degenhardt        nach Erfurt, Eisenach und zur Wartburg, nach Eis-
zusammen mit dem Flötenensemble Quinte liess          leben, Wittenberg, Torgau und Halle.
man sich nicht entgehen. Die Sommerfeste im Gar-      Am grossen gesamtökumenischen Gottesdienst im
ten bei Walchers nach dem Gottesdienst waren          Berner Münster am Jahresanfang waren wir unse-
sehr beliebt. Ein Anlass, auf den man sich lange      rem Selbstverständnis entsprechend immer dabei.
vorher freute und für den sich etliche unvergleich-   Der Reformationsgottesdienst im Berner Münster
lich engagierten, war der Adventsbasar.               wurde und wird von uns mitgestaltet.
Die Idee eine eigene Wandergruppe zu gründen          So erschien mir unsere Gemeinde zunehmend le-
fand beim Kirchenkaffee Gehör. Am 9. Januar 2010      bendiger und jünger und das nicht nur, weil es mit
fand die erste Wanderung statt und seitdem ist je-    der Hilfe guter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
den ersten Samstag im Monat unermüdlich ein           immer mehr gelang durch Kindergottesdienste,
Grüppchen unterwegs und entdeckt immer wieder         Kinderbibeltage und Familiengottesdienste sowie
neue Regionen in der schönen näheren Umgebung         den Aufbau der Antonierkids die Gemeinde für jun-
von Bern.                                             ge Familien zu öffnen, sondern wohl auch, weil mir
An unsere Gemeindeausflüge zum Kloster Einsie-        die Aufgabe als Vorsitzender eine grössere Nähe zu
deln oder zur Insel Mainau oder nach Guggisberg       allen in unsere Gemeinde beschert hat.
an das Ende vom Schwarzenburgerland erinnern          2016 erfolgte unser Wegzug aus Bern ins Mark-
wir uns gern.                                         gräflerland. Dank unserer Wandergruppe blieb un-
In Sladcovicovo erlebte ich unsere uns sehr verbun-   sere Beziehung mit der Gemeinde bestehen. So oft
dene Partnergemeinde.                                 wir können, sind wir bei den Wanderungen dabei
Die zwei Fahrten nach Taizé mit der Teilnahme an      und erleben so ab und an Anlässe im Antonierhaus
den Taizégebeten bleiben unvergesslich. Die Ein-      als auch im Berner Münster.

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«Alle Zeiten meines Lebens sind in deiner Hand.» (Psalm 31,16)

Eine subjektive Rückschau 2010–2018

Von Dr. Karl Beer

Ich schaue zurück, und es scheint mir bereits eine
Ewigkeit her zu sein, da es noch eine «normale»
Zeit vor Corona und allen damit zusammenhän-
genden Problemen war. Vieles, was uns damals
bewegt hat, konnten wir gestalten und heute
darauf aufbauen.
Was waren wichtige Punkte in dieser Zeit?
Als erstes kommen mir unsere Diskussionen über
die Häufigkeit des Abendmahls in den Sinn. Wir
hatten ausgedehnte Debatten in der Gemeinde:
Einerseits die Traditionalisten, die das Abendmahl
als grosse, seltene Feier gesehen haben. Anderer-
seits die «jungen Wilden», die hingegen das
Abendmahl mehr im Sinne der Urgemeinde, mit              Haus der Religionen Bern.
der Idee, das Abendmahl täglich zu feiern, inter-
pretierten. Es entstand daraus der Kompromiss,
das Abendmahl jeden zweiten Sonntag und bei              dem Milizsystem, wobei Aufgaben wie Lohnbuch-
den grossen kirchlichen Festen zu feiern.                haltung, Führen der Datenbank und ähnliches auf
Bereits seit 2008 gibt es in Bern die Nacht der Re-      die Mitglieder verteilt wurde. Nachdem wir einen
ligionen. Initial als Pilotprojekt intendiert, gibt es   deutlichen Wechsel im Kirchenvorstand hatten,
jetzt in vielen Städten eine ähnliche Veranstaltung.     gelang es, das Sekretariat zu professionalisieren
Wir als Lutheraner konnten uns über die Arbeits-         und damit auch die Kirchenvorsteher und -vor­
gemeinschaft christlicher Kirchen in der Region          steherinnen administrativ zu entlasten. Dieser
Bern mitbeteiligen und dürfen aktiv mitarbeiten.         Schritt hat sich sicherlich bewährt.
Heute, 2021, freue ich mich nach der Covid-              Ein weiteres wichtiges Thema war die Ökumene.
19-Unterbrechung, wenn die Veranstaltung wie-            Mit der Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft
der stattfinden kann.                                    christlicher Kirchen Region Bern (AKiB) und Kir-
In diesem Rahmen konnte das Haus der Religio-            chen in Thun (AKiT) konnte sich unsere Gemeinde
nen zur Etablierung einer interkonfessionellen           vielfältig vernetzen auch, da viele Gemeindemit-
Stelle der Begegnung und Toleranz 2014 einge-            glieder Doppelmitglieder in der reformierten und
weiht werden. Mittlerweile fest etabliert, fanden        der evangelisch-lutherischen Kirche sind.
im Vorfeld intensive Debatten darüber statt, inwie-      In dieser Zeit waren wir auch die Ansprechpartner
weit wir uns als Christen und als Lutheraner daran       der finnischen Kirche für die Anstellung der finni-
beteiligen sollen.                                       schen Pfarrerrinnen und Pfarrer in der Schweiz. Als
Auch administrativ kam es zu vielen Neuerungen.          Nebeneffekt konnten wir dadurch unsere Bezie-
Der Kirchenvorstand basierte in erster Linie auf         hungen vertiefen und z.B. im Gründonnerstagsfei-

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erabendmahl und gemeinsamen Gottesdiensten            wieder, nach der Corona Krise aktiv werden kann.
die Kontakte fördern.                                 Es war eine intensive Zeit mit Pfarrwahlkommissi-
Neu aufgebaut wurden in diesen Jahren zwei            on und vielen Kontakten zur reformierten Kirche,
neue Gruppen in unserer Gemeinde. Zum einen           um unsere Gemeinde in die Zukunft zu führen. So
gelang es, Kinder in die Antonierkids zu holen,       hat jede Zeit ihre eigenen Herausforderungen: Ich
was eine schöne und willkommene Ergänzung             wünsche mir Gottes Segen für den weiteren Weg
zum Kindergottesdienst darstellt. Zum anderen         unserer Gemeinde und für alle, die aktiv in ihr mit-
wurde die Wandergruppe gegründet, die jetzt           arbeiten.

Präsidentschaft 2017–2018

Von Norbert Wernicke

Als ich im Jahre 2011 neu aus Zürich nach Frei-       in einer schwierigen Umbruchsphase engagiert
burg zog, machte ich mich auch auf die Suche          für die Gemeinde eingesetzt. Ich kann meinen
nach einer neuen kirchlichen Heimat. Was lag da       Mitstreitern nicht genug für ihre Unterstützung
für einen norddeutschen Lutheraner näher, als sich    danken.
zuerst in der für Freiburg zuständigen Berner Lu-     Prägend für das Jahr 2017 waren natürlich die
therischen Kirche umzuschauen! Schon im ersten        Festlichkeiten um das Lutherjahr, von denen nur
Gottesdienst fühlte ich mich heimisch: die bekann-    die Predigtreihe über Luthertexte, die Ausstellung
te Liturgie, die Lieder des heimischen Gesang-        zur Reformation in Zusammenarbeit mit dem
buchs, der Kaffee nach dem Gottesdienst, den ich      deutschen Auswärtigen Amt in den Räumen des
auch aus meiner Heimatgemeinde kenne – all das        katholischen Dekanats und der Musikgottesdienst
gab den Ausschlag, in dieser Gemeinde zu blei-        am Reformationstag, bei dem auch ich an der Or-
ben. Da ich zudem als Aushilfsorganist auch auf       gel teilhaben durfte, erwähnt seien.
der Suche nach einer Übungsorgel war, hat sich        Das Jahr 2018 dann war bestimmt durch die Vor-
nach der freundlichen Aufnahme durch die Ge-          bereitungen zur Wahl einer neuen Pfarrerin. Die
meinde schnell ein intensiver Kontakt eingestellt.    Pfarrwahlkommission, die vom ausgeschiedenen
Nachdem der alte Kirchenvorstand 2016 zu gros-        Vorstandspräsidenten Karl Beer selbständig gelei-
sen Teilen zurücktrat, erklärte auch ich mich neben   tet wurde, begann im Herbst 2017 mit ihrer Arbeit.
anderen bereit, dort einzuspringen. Es fand sich      Zudem gab uns die Visitation des BELK (Bund
eine buntgemischte Truppe, der am 15. November        Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der Schweiz
2016 die Arbeit übergeben und die am 1. Advent        und im Fürstentum Liechtenstein) einen fruchtba-
2016 in ihr Amt eingeführt wurde. Ursprünglich        ren Aussenblick auf die Situation in unserer Ge-
war Stefan Kaiser für das Präsidium gewählt,          meinde.
musste es aber aufgrund beruflicher Belastung         Leider war es mir nicht vergönnt, die Früchte der
schon nach wenigen Monaten abgeben, weswe-            Bemühungen der Pfarrwahlkommission als Präsi-
gen ich es wider Willen übernahm. Von der ur-         dent zu ernten: Aufgrund beruflicher Belastungen
sprünglichen Gruppe gab es leider noch weitere        und privater Neuorientierung durch die Geburt
Austritte, doch hat sich der verbleibende Vorstand    meiner ersten Tochter musste ich schweren Her-

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zens mein Mandat im Kirchenvorstand im Juni             Irmer ein Präsidium gefunden, das den Kirchen-
2018 abgeben. Aufgrund meiner persönlichen Si-          vorstand durch die Untiefen dieses Umbruchs lots-
tuation war ich nicht in der Lage, die mir als Präsi-   te, bis der Wind sich legte.
dent obliegende Pflicht zur Schlichtung von Diffe-      Sowohl für die Gemeinde als auch für mich war es
renzen zwischen Gemeinde, Vorstand und                  eine intensive Zeit. Ich kann nicht sagen, dass ich
Pfarrpersonen nicht weiter zu verschärfen, ge-          mich freiwillig noch einmal so entschieden hätte,
schweige denn zu schlichten, sodass ich meinen          doch ich weiss, dass es einen Grund hat, warum es
Rücktritt als nötige Konsequenz ansah. Glückli-         so war, wie es war.
cherweise hat sich mit Andrea Hornung und Jan

Sommer 2018 bis Sommer 2021 – eine ungewöhnliche Zeit

Von Jan Irmer

Es ging alles sehr schnell – für Andrea Hornung und
mich: Schnuppern im Kirchenvorstand im Sommer
2018, Wahl im Herbst 2018 und sofort im Präsidi-
um, glücklicherweise im Co-Präsidium. Nach je-
weils geraumer Zugehörigkeit zu unserer Gemein-
de taten sich nun für uns mit dem Eintritt in den
Kirchenvorstand neue Perspektiven auf unsere Ge-
meinde auf – nicht nur konsumierendes Sitzen im
Gottesdienst, gemütlicher Kirchenkaffee oder Ge-
niessen fröhlicher Feste, nein, nun ging es darum,
Gemeinde selbst mitzugestalten und zu verwalten.

Was waren die grossen Linien in
dieser Zeit?
In gewohnter Manier wurde von der Pfarrwahl-
kommission die Wahl der neuen Pfarrperson vor-
bereitet, nachdem bekannt wurde, dass Familie
von Saldern eher als gedacht nach Deutschland           Retraite in Ralligen.
zurückkehren musste. Eine neue Pfarrperson zu
wählen ist das eine, sie dann anzustellen das an-
dere, nicht minder Aufwändige. Im Herbst 2019           pandemie mit den damit verbundenen Begrenzun-
trat Renate Dienst ihre Stelle an und wohl nie-         gen, um vor allem die Gemeinde, aber auch unsere
mand hat sich träumen lassen, wie anders, wie           religiösen Nachbarn in Stadt und Kanton Bern und
schwer dieser Start werden sollte. Einige wenige        unsere lutherischen Geschwister in der Schweiz
Monate blieben ihr nur vor Beginn der Corona-           und Liechtenstein kennenzulernen. Dann musste

September–November 2021                                                                                 9
LUTHERBERN - GEMEINDELEBEN
vieles neu gedacht und gemacht werden – die            terschiedlich, eher verhalten, wohl der Vorsicht ge-
Hoffnungszeichen per Brief und E-Mail sowie die        schuldet. Daneben konnten sich die jüngeren Ge-
Kindergottesdienste am Küchentisch seien hier          meindeglieder, wann immer es ging, bei den
stellvertretend genannt.                               Antonierkids treffen – live in der Kirche oder digi-
So wie ihr erging es auch dem Kirchenvorstand: we-     tal. Die reiferen Gemeindeglieder bei 60+. Mehr
nige und eingeschränkte Kontakte zur Gemeinde –        Freiheiten in Sommer 2020 und 2021 konnten
wie ist wohl der Puls? – und Digitalisierung der       beispielsweise für den Gemeindetag in Thun oder
Kommunikation und Arbeitsweise, was den Arbeiten       das Gemeindefest im Pfarrgarten genutzt werden.
allerdings keinen Abbruch tat: immer und immer
wieder Anpassung der Veranstaltungs-, vor allem        Und wie geht es weiter?
der Gottesdienstkonzepte, die Sanierung des Pfarr-     Mit Schwung und Optimismus. Wir haben uns in
hauses, die Neuvermietung der Kirchenwohnung,          den vergangenen Monaten in Flexibilität geübt.
die Internalisierung und Digitalisierung von Finanz-   Die administrative Arbeit geht unvermindert wei-
prozessen, die unendliche Suche nach einer zuver-      ter, beispielsweise die Optimierung der Verwal-
lässigen Reinigungskraft für die Kirche, der Neuzu-    tungsprozesse. Vor allem arbeiten wir an der Um-
schnitt und die Neubesetzung der Assistenzstelle       setzung von neuen Veranstaltungsideen, zum
und permanente Kostenüberprüfungen, um die Fi-         Beispiel ein loses Freitags(feier)abend(bier)treffen
nanzen im Lot zu behalten, um nur die grossen The-     oder thematisch gestaltete Samstagsveranstaltun-
men zu nennen. Im Vorgriff auf bessere Zeiten wur-     gen und nehmen dazu sehr gern auch Ihre Ideen
den im Rahmen der digitalen Vorstandsretraite die      und Anregungen auf. Ich freue mich vor allem da-
Angebote für die Gemeinde unter die Lupe genom-        rauf, Sie und Dich bald wieder einmal live zu se-
men und neue Pläne geschmiedet.                        hen, Anteil am Leben des anderen nehmen zu
                                                       können und gemeinsam in einer volleren Kirche
Und wie erging es unserem Herz, dem                    mit kräftigem Gesang den Gottesdienst zu feiern
Gottesdienst, und darüber hinaus?                      und die Predigten zu geniessen. Bis bald!
Wann immer es ging, fanden Gottesdienste und
Kindergottesdienste statt. Der Zuspruch war un-

Wir feiern – und alle sind eingeladen!

Wie in den letzten Gemeindebriefen zu lesen war,       ab 10.00 Uhr einen Tag der offenen Kirchentür ver-
gibt es für uns in diesem Jahr jede Menge Grund zu     anstalten. Dafür haben wir ein vielfältiges Pro-
feiern: Vor 65 Jahren wurde der erste vollamtliche     gramm für Jung und Alt geplant. Vor der Kirche
Pfarrer in unserer Kirche angestellt. Vor 60 Jahren    werden wir Waffeln, Selbstgebasteltes, Konfitüre
wurde unsere Gemeinde verselbständigt. Zudem           etc. verkaufen. Im Kirchenraum wird ein Kofferfloh-
wurde vor 20 Jahren unsere neue Orgel eingeweiht.      markt stattfinden, im Freskensaal führen wir ein
Wir wollen diese Jubiläen daher würdig feiern und      Bistro. Am Nachmittag laden wir zum gemeinsa-
die Gelegenheit nutzen, unsere Kirche auch wieder      men Singen von bekannten Liedern mit Gitarren-
einmal in der Öffentlichkeit zu präsentieren.          begleitung ein, anschliessend gibt es einen Line-
Daher werden wir am Samstag, 16. Oktober 2021          Dance-Workshop für Tanz- und Bewegungsfreunde.

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Den Abend lassen wir bei einem gemütlichen Bei-       Wir freuen uns, wenn möglichst viele Gemeindemit-
sammensein ausklingen (für Essen und Trinken ist      glieder an den Veranstaltungen am Samstag und
gesorgt). Wir bieten zudem Kirchenführungen an        Sonntag teilnehmen. Bitte machen Sie auch Ihre
und haben ein Kinderangebot vorgesehen. Wer am        Freunde und Bekannten auf unseren Tag der offe-
Kofferflohmarkt etwas verkaufen möchte, kann sich     nen Kirchentür am Samstag aufmerksam – alle sind
bis 1. Oktober 2021 unter info@luther-bern.ch an-     herzlich willkommen!
melden.                                               Wir werden das Programm sowohl in den Printme-
Den Höhepunkt des Jubiläums bildet am Sonntag         dien wie auch per Flyer und auf unserer Homepage
der Jubiläumsgottesdienst, der um 15.00 Uhr statt-    bekannt machen.
findet. Wir haben dazu Gäste aus nah und fern ein-    Das Organisationskomitee sucht zudem noch frei-
geladen: Vertreterinnen und Vertreter des BELK, die   willige Helferinnen und Helfer, die sich ein paar
ehemaligen Pfarrerinnen und Pfarrern unserer          Stunden engagieren möchten, insbesondere am
Kirche, Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen in   Samstag. Kuchenspenden für unser Buffet am
Bern, der Stadt und dem Kanton Bern sowie der         Samstag nehmen wir ebenfalls sehr gerne entge-
deutschen Botschaft Bern. Die Predigt wird die        gen! Bitte melden Sie sich bei Andrea Hornung
Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder halten,   (andera.hornung@luther-bern.ch oder 079 703 88
die unserer Gemeinde stets sehr zugewandt ist.        43). Herzlichen Dank!
Nach den Grussworten werden wir bei einem Apéro
Riche die Gemeinschaft pflegen.                       Andrea Hornung

 Programm Festwochenende 16./17. Oktober 2021

                                       Samstag, 16. Oktober 2021
                                       10.00–16.00 Uhr      Kofferflohmarkt
                                       11.00–16.00 Uhr      Kinderprogramm
                                       11.00–16.00 Uhr      Führungen
                                       11.00–16.00 Uhr      Bistro
                                       10.00–16.00 Uhr      Verkauf von Waffeln etc.
                                       16.00–17.00 Uhr      Gemeinsames Singen
                                       			                  mit Gitarrenbegleitung
                                       17.30–18.30 Uhr      Line Dance
                                       18.30–20.00 Uhr      «Blaue Stunde»

                                       Sonntag, 17. Oktober 2021
                                       15.00 Uhr 		         Festgottesdienst
                                       			                  Aperó Riche mit Gelegenheit
                                       			                  zu Grussworten und Begegnung

September–November 2021                                                                            11
Die lutherische Kirche ist für mich wie …

Lutherisch sein im reformierten Umfeld – wir haben Gemeindeglieder bei der informellen Gemeindeversamm-
lung im Juni gefragt, weshalb sie zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Bern gehören und was sie an der luthe-
rischen Kirche schätzen.

                 Ich gehöre zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Bern, weil …
                                                 schätze,
                               .-luth. Kirche
                   … ich die ev           r  Ba si sdemokra-                      … meine Mutter mir gesagt hat:
                                eiten de
                   die Möglichk                  nd  und die                      «Die Kirche ist die wichtigste.»
                                  chnittlich si
                   tie überdurchs        Ki rc he nk af fee …
                                 t inkl.
                    Gemeinschaf
                                                                                            … ich die Liturgie in der
                                                                                            reformierten Kirche vermisst
                                           … ich evangelisch                                                             habe
                                                                                            und im Kanton Bern wohne
                                           lutherisch getauft bin …                                                      …

                                                                                          gen
                                                                       iert und erzo
      … ich die Liturgie und die                         … ich konfirm        er is ch er Form …
                                 Form des                               lu th
      Abendmahls schätze und wir                         worden bin in
                                   uns                                                                … ich lutherisch getauft
      gegenseitig «befruchten» mit
                                    Ideen …                                                           und getraut bin …

                                           ienst geerdet werde                        … mir der Gottesdienst und
                        … ich im Gottesd                                                                         die
                                              f wichtige Themen                       Zusammengehörigkeit und
                        und mich wieder au                                            Wort Gottes etwas bringt …
                                                                                                                das
                                     us sie ren kann …
                        im Leben fok

                       An der evangelisch-lutherischen Kirche schätze ich, …

                                                                                                            … die Liturgie …
                          … die Inhalte und die Litu
                                                        rgie …
                                                                                            … Verständnis, Freundlichk
                                                                                                                      eit
                                                                                            und Hilfsbereitschaft …
                                      … die gegenseitige Unterst
                                                                 ützung
                                      der Mitglieder …
                     enkende
 … dass wir Andersd
                   rbergen …                                                                                     chiedener
 gern bei uns behe                                                                               enschen vers
                                                                                   … dass ich M                   iedlichen
                                                                                                n mit untersch
                                                        st …                       Altersgruppe                      d Neues
                                   … den Gottesdien                                              chten tref fe n  un
                                                                                   Lebensgeschi                     ka nn …
                                                                                                  n mitnehmen
                                                                                    für mein Lebe

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Gemeindeausflug am 5. September 2021

Unser Gemeindeausflug führt uns jeweils in eine        reformierten Kirchgemeinde Herzogenbuchsee ma-
Gemeinde, der wir verbunden sind, weil dort Ge-        chen. Sophie Matschat, Pfarrerin in Herzogenbuch-
meindemitglieder von uns leben. Dieses Jahr fahren     see, ist Lutheranerin und hat dieses Jahr auch schon
wir nach Herzogenbuchsee. Wir werden dort einen        in der Antonierkirche gepredigt.
abwechslungsreichen Tag für alle Generationen mit      Wir sind überzeugt, dass unser Gemeindeausflug
feinem Essen, interessanten Vorträgen, Spiel, Spass    wie immer eine gute Gelegenheit bietet, um sich
und Gemeinschaft verbringen dürfen.                    über alle Generationen und Gruppen unserer Ge-
Die Teilnehmenden aus Bern, die den öV nehmen,         meinde hinweg näher kennenzulernen, die Gemein-
treffen sich um 11.00 Uhr auf dem Bahnsteig und        schaft zu pflegen und die reformierten Gemeinden,
fahren um 11.07 Uhr nach Herzogenbuchsee. Nach         aus denen unsere Gemeindemitglieder kommen, zu
einem kurzen Fussmarsch treffen wir uns im histori-    erkunden.
schen Hotel Kreuz zum Mittagessen. Wir werden          Die Hin- und Rückfahrt nach Herzogenbuchsee er-
vom Gemeindepräsidenten Markus Loosli empfan-          folgt individuell, das Mittagessen und alkoholfreie
gen. Er wird uns seine Gemeinde, deren Geschichte      Getränke werden von der ELKB bezahlt.
und aktuelle Situation vorstellen. Ausserdem hören     Wir freuen uns, wenn wir an diesem Anlass viele
wir einen kurzen und interessanten Vortrag über ei-    Mitglieder begrüssen dürfen und bitten um Anmel-
nige starke Frauen aus Herzogenbuchsee, die auch       dung (am Aushang in der Kirche oder unter info@
mit dem Hotel Kreuz zu tun hatten. Nach dem Kaf-       luther-bern.ch), damit wir die Plätze im Hotel Kreuz
fee kann der Ort erkundet werden, die Kinder kön-      reservieren können.
nen sich auf dem Spielplatz austoben und es gibt die
Möglichkeit, um 15.00 Uhr die Kirche unter kundi-      Herzlich lädt ein
ger Führung zu besichtigen.
Unser Gemeindemitglied, Swantje Rahn, lädt uns         Der Kirchenvorstand und Pfarrerin Renate Dienst
zum Apéro in ihren Garten ein, bevor wir uns auf
den Weg zum gemeinsamen Gottesdienst mit der           Andrea Hornung
                                                                    Foto: Michael Wüthrich, Herzogenbuchsee, www.mw-photographics.ch/

September–November 2021                                                                                                           13
Die neue Orgel in der
Antonierkirche feiert Geburtstag
1988, beim 30-jährigen Organistenjubiläum von
Werner Schlapbach, entstand die Idee, für die An-
tonierkirche eine neue Orgel anzuschaffen. Zuvor
taten zuerst ein gemietetes, später dann erworbe-
nes Harmonium, und anschliessend eine kleine
Orgel, dank einer Spende des Aussenamtes der              Männedorf, die das Projekt realisierte. Am 28. Ok-
Evangelischen Kirche in Deutschland, ihren Dienst.        tober 2001 wurde die Orgel mit einem Konzert
Eine neue Orgel sollte dem Spiel im Gottesdienst          eingeweiht.
mehr Möglichkeiten verschaffen und variabler die          Anlässlich des 20-jährigen Orgeljubiläums feiern
Kirchenmusik in der Gemeinde unterstützen. Der            wir am Sonntag, 24. Oktober 2021 um
Kirchenvorstand unterstützte das Projekt, Konzer-         10.00 Uhr einen Gottesdienst, der musikalisch
te wurden veranstaltet, Kuchen verkauft, kleinere         zum einen Orgelmusik des Einweihungstages auf-
und grössere Spenden gingen ein. Zehn Jahre spä-          greift, zum anderen reformationsbezogene Stücke
ter befanden sich Fr. 7800.– auf dem Konto; ein           zum Klingen bringt. Im Gottesdienst zu hören sind
kleiner Anfang für ein über Fr. 200 000.– teures          die Organistinnen und Organisten Charlotte Urwy-
Projekt. Eine namhafte Spende ermöglichte dann            ler, Linda Rickli und Wolfgang Padrock.
doch den Bau der Orgel. Nun konnte die konkrete
Planung beginnen, Angebote eingeholt und über             Herzliche Einladung!
den Standort der neuen Orgel diskutiert werden.
Den Zuschlag erhielt die Firma Orgelbau Kuhn in           Renate Dienst

                             Einladung zur Kirchgemeindeversammlung

                      Am Sonntag, 24. Oktober 2021, im Anschluss an den Gottesdienst

              Traktanden:
              1. Begrüssung, Feststellung der Beschlussfähig-    6. Wahl der ELKB-Delegierten für die BELK-Bun-
                 keit, Bestimmung des Protokollanten/der Pro-       desversammlung
                 tokollantin und Wahl der Stimmenzähler          7. Wahl des/der ELKB-Kandidaten/Kandidatin-
              2. Verabschiedung des Protokolls der letzten          nen für den BELK-Vorstand
                 Kirchgemeindeversammlung                        8. Wahl der Revisoren
              3. Bericht des Kirchenvorstands                    9. Budget 2022
              4. Bericht der Pfarrerin                           10. Sonstiges
              5. Allfällige Ersatzwahl für den Kirchenvorstand

              Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!                              Andrea Hornung und Jan Irmer
                                                                              Co-Präsidentin und -Präsident

14                                                                                  September–November 2021
Erntedank – Gottesdienst für Gross und Klein

Gottesdienste für Gross und Klein haben Familien
genauso im Blick wie Paare und Alleinstehende.
Generationenübergreifend feiern hier Ältere zu-
sammen mit Jüngeren Gottesdienst. In kurzen Se-
quenzen wird ein Thema entfaltet, vielfältig wer-
den die Sinne angesprochen, miteinander wird
gesungen, gebetet und gefeiert.

Die nächsten Gottesdienste für Gross und Klein
feiern wir am

– Sonntag, 12. September 2021
  zum Erntedank und am
– Sonntag, 28. November 2021
  zum 1. Advent,
jeweils um 10.00 Uhr in der Antonierkirche.

An Erntedank sind alle eingeladen, Erntegaben,
Marmelade, Süsses, Salziges oder auch Blumen
mitzubringen, um den Erntedankaltar zu schmü-
cken. Haltbares kann auch schon an den Sonnta-
gen zuvor abgegeben werden. Die Erntedankga-
ben werden an den Aufenthaltsraum Postgasse,
Projekt der AKiB, weitergegeben.

Herzliche Einladung!

Renate Dienst

Filmgottesdienst

Filmgottesdienst heisst, im Gottesdienst liturgisch gerahmt einen Kurzfilm
zu sehen und miteinander darüber zu reden oder Ausschnitte aus einem
Film anzuschauen, die in einen thematischen Zusammenhang gestellt werden.
Jugendliche und Erwachsene laden wir herzlich ein zum nächsten Filmgottesdienst am
Sonntag, 14. November 2021 um 17.00 Uhr. Wer zuvor wissen möchte, welcher Kurzfilm
oder aus welchem Film Ausschnitte gezeigt werden, informiere sich bitte auf der Website.

Renate Dienst

September–November 2021                                                                   15
Gottesdienstplan September–November 2021

Bitte informieren Sie sich auf der Website oder per Telefon, ob sich ggf. Änderungen ergeben.

Die Anzahl der Sitzplätze in der Kirche sind zum Zeitpunkt der Drucklegung pandemie­
bedingt weiterhin begrenzt. Der Gottesdienstbesuch ist derzeit ohne Anmeldung möglich,
setzt aber freie Plätze voraus. Mit einer Anmeldung bis Freitagvormittag im Gemeindebüro
stellen Sie sicher, sich nicht vergeblich auf den Weg zu machen.

Kindergottesdienst während der Schulzeit in der Regel am 1. und 3. Sonntag eines Monats.
Bitte beachten Sie die Ausnahme im Oktober.
Soweit nicht anders vermerkt, finden die Gottesdienste in der Antonierkirche, Postgasse 62, statt.

Mittwoch, 1. September 2021          18.30 Uhr      Ökumenischer Schöpfungsgottesdienst
                                                    in der Kirche St. Peter und Paul

Sonntag, 5. September 2021           17.00 Uhr      Gottesdienst im Rahmen des
14. Sonntag nach Trinitatis                         Gemeindeausfluges in der Reformierten
                                                    Kirche Herzogenbuchsee
                                                    Sophie Matschat und Renate Dienst

Sonntag, 12. September 2021          10.00 Uhr      Gottesdienst für Gross und Klein
15. Sonntag nach Trinitatis                         zum Erntedankfest
                                                    Renate Dienst und Team

Sonntag, 19. September 2021           10.00 Uhr     Gottesdienst mit Abendmahl
16. Sonntag nach Trinitatis                         Renate Dienst
                                                    gleichzeitig Kindergottesdienst

                                     17.00 Uhr      Ökumenischer Gottesdienst zum Erntedank
                                                    mit der Christkatholischen Kirche Thun in der Kirche
                                                    St. Beatus im Göttibach, Thun, Christoph Schuler und
                                                    Renate Dienst

Sonntag, 26. September 2021          10.00 Uhr      Gottesdienst
17. Sonntag nach Trinitatis                         Nadja Papageorgiu

Sonntag, 3. Oktober 2021             10.00 Uhr      Gottesdienst mit Abendmahl
18. Sonntag nach Trinitatis                         Renate Dienst

Sonntag, 10. Oktober 2021            10.00 Uhr      Gottesdienst
19. Sonntag nach Trinitatis                         Michael Albe

16                                                                               September–November 2021
Sonntag, 17. Oktober 2021             15.00 Uhr      LUTHERBERN feiert.
20. Sonntag nach Trinitatis                          Festgottesdienst
                                                     Renate Dienst und Judith Pörksen Roder

Sonntag, 24. Oktober 2021             10.00 Uhr      Gottesdienst zum 20-jährigen Orgeljubiläum
21. Sonntag nach Trinitatis                          Renate Dienst und Organistenteam

Sonntag, 31. Oktober 2021             10.00 Uhr      Ökumenischer Gottesdienst
Reformationstag                                      im Berner Münster
                                                     Beat Allemand und Renate Dienst

Sonntag, 7. November 2021             10.00 Uhr      Gottesdienst
Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr                  Bernd Berger
                                                     gleichzeitig Kindergottesdienst

Samstag, 13. November 2021            20.00 Uhr      Vesper nach lutherischer Liturgie
                                                     in St. Peter und Paul

Sonntag, 14. November 2021            17.00 Uhr      Filmgottesdienst
Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr                    Renate Dienst und Team

Sonntag, 21. November 2021            10.00 Uhr      Gottesdienst mit Gedenken der
Ewigkeitssonntag                                     Verstorbenen und Abendmahl
                                                     Renate Dienst
                                                     gleichzeitig Kindergottesdienst

                                      17.00 Uhr      Gottesdienst mit Abendmahl
                                                     in der Kirche St. Beatus im Göttibach, Thun, Renate Dienst

Sonntag, 28. November 2021            10.00 Uhr      Gottesdienst für Gross und Klein
1. Advent                                            Renate Dienst und Team

Mittwochs um 18.30 Uhr finden in der Krypta der Dreifaltigkeitskirche ökumenische Gottesdienste
statt und im Kirchraum im Haus der Religionen wird ebenfalls mittwochs um 12.45 Uhr ein ökumeni-
sches Mittagsgebet gefeiert.

Bitte informieren Sie sich über allfällige Änderungen.

September–November 2021                                                                                     17
Termine
                                                                                    nahme
                                                                       Für die Teil             e
Bitte informieren Sie sich vorab auf der Homepage oder rufen                         m vorherig
                                                                       bitten wir u
Sie uns an, ob sich aufgrund der Pandemie ggf. Änderungen ergeben.                    bei den
                                                                        Anmeldung
Danke!                                                                               lichen.
                                                                        Verantwort

      September
      Sonntag, 5. 		                     Gemeindeausflug nach Herzogenbuchsee (s. Seite 13)
      Samstag, 11.    10.00–12.30 Uhr    Antonierkids
      Dienstag, 14.         14.30 Uhr    60+
      Donnerstag, 16.       10.30 Uhr    Lektürekreis
      Samstag, 18.		                     BELK-Seminar bei Mission 21 in Basel (s. Seite 29)

Oktober
Samstag 16. / Sonntag 17. 		             LUTHERBERN feiert. Jubiläumswochenende (s. Seiten 10–11)
Dienstag, 19.           14.30 Uhr        60+
Donnerstag, 21.         11.30 Uhr        Lektürekreis
Samstag, 23.     10.00–12.30 Uhr         Antonierkids
Sonntag, 24. 		                          Kirchgemeindeversammlung
			                                      im Anschluss an den Gottesdienst
Freitag, 29.            19.00 Uhr        Filmabend «Luther»

      November
      Samstag, 13. 		                    Nacht der Religionen (s. Seite 28)
      Dienstag, 16.         14.30 Uhr    60+
      Samstag, 20.    10.00–12.30 Uhr    Antonierkids
      Donnerstag, 25.       10.30 Uhr    Lektürekreis
      Sonntag, 28. 		                    Tag der offenen Kirchentür im Anschluss an den Gottesdienst

Kontakte:
Antonierkids: Jan Irmer, 076 445 21 42
              Renate Dienst, 031 352 62 21
Lektürekreis: Renate Dienst, 031 352 62 21
Treffen 60+: Renate Dienst, 031 352 62 21

18                                                                          September–November 2021
Eva Kess:
 Sternschnuppen – Falling Stars
 Konzertabend am Freitag, 24. September 2021
 um 19.30 Uhr in der Antonierkirche

 Die Bassistin, Komponistin und Bandleaderin Eva Kess hat
 ein atemberaubend schönes Werk geschaffen, das sich wie
 kein anderes im Jazz-Streicher-Kanon anhört.

Besetzung:                                            Riccardo «Chicco» Castillo – Schlagzeug
Vincent Millioud – Violine 1                          Eva Kess – Kontrabass, Komposition, Leitung
Susanna Andres – Violine 2
Dominik Klauser – Viola                               Am Ausgang wird um Spenden gebeten.
Alejandro Olóriz Soria – Violoncello
Daniel Rölli – Klavier                                Veranstalterin: Eva Kess

Herrnhuter-Sterne-Basteln

Fünf Herrnhuter Sterne leuchteten vorigen November am letzten Abend des Sternebastelns mit den Augen
ihrer Besitzer um die Wette. Aus Pappe und Papier waren sie an fünf Abenden entstanden.

Möchten Sie sich auch solch einen Stern für Ihre Wohnung basteln? – Mit etwas Zeit und Geduld lässt sich
dies gut bewerkstelligen und macht dann über Jahre hin Freude. Gleichzeitig soll in diesem Jahr parallel
zum eigenen Stern in Gemeinschaftsarbeit zusätzlich noch ein grosser Stern für die Kirche entstehen.

Wann?                                                 Interesse? – nähere Informationen und Anmel-
– Freitag, 22. Oktober 2021 und                       dung bis 2. Oktober 2021 bei Pfarrerin Renate
  Samstag, 30. Oktober 2021, 9.30–13.30 Uhr           Dienst, Tel. 031 352 62 21.
– Freitag, 12. und 19. November 2021 (sowie
  ggf. zum Fertigstellen Freitag, 26. Novem­
  ber 2021), jeweils 18.30–21.00 Uhr.

Wo? – Freskensaal, Antonierhaus
Kosten? – Fr. 10.– (inkl. Sternepapier und Mittag-
essen), zzgl. Leuchtpendel
Voraussetzungen? – Bastelerfahrung und exak-
tes Arbeiten.

September–November 2021                                                                             19
Fortsetzung der Reihe «Ökumenische Partner»

Mit dem vorigen Gemeindebrief haben wir eine Reihe begonnen, in der wir Kirchen, zu denen wir in Bezie-
hung stehen, einladen, etwas über sich, ihre Glaubenspraxis, ihre Traditionen und ihre Theologie zu schreiben.
In diesem Heft sind die Beiträge der Römisch-Katholischen Kirche in Bern und der Evangelischen Mennoniten-
Gemeinde Bern zu lesen.

Die Römisch-Katholische Kirche in Bern

Ein langer Weg                                                           Ein gutes Jahr nachdem französische Truppen die
                                                                         Macht in Bern übernommen hatten, feierte am 9.
Nach der 1528 von der Obrigkeit eingeführten Re-                         Juni 1799 Pater Gregor Girard im Chor des Berner
formation wurden in Bern katholische Mitbürger                           Münsters die erste katholische Messe nach der Re-
bestenfalls toleriert, aber nicht als gleichwertig ak-                   formation. Wenig später begann für 60 Jahre das
zeptiert. So wie es vielen Reformierten in den ka-                       Gastrecht in der Predigerkirche, der heutigen
tholischen Kantonen erging. Was heute kaum mehr                          Französischen Kirche. Die Katholikinnen und Katho-
denkbar scheint, war über Jahrhunderte Alltag in                         liken durften bei den Reformierten feiern – alles
einem konfessionell stark gespaltenen Land.                              andere als selbstverständlich.
                                                                         1864 wurde der Bau der ersten eigenen Kirche an
                                                                         der Rathausgasse vollendet – die heutige christ-
                                                                         katholische Kirche Peter und Paul. Der Grosse Rat
                                                   Foto: Dominic Hoyos

                                                                         hatte der kleinen Gemeinde zentral in der Stadt ei-
                                                                         nen Bauplatz überlassen. Der Bau wurde mit breiter
                                                                         finanzieller Unterstützung – bis hin zum damaligen
                                                                         Papst Pius IX. – im neugotischen Stil erstellt. Wegen
                                                                         des Kulturkampfes und der Spannungen rund um
                                                                         die Lehre des Primates und der Unfehlbarkeit des
                                                                         Papstes nach dem Ersten Vatikanischen Konzil spal-
                                                                         tete sich die katholische Gemeinde. Der Kanton
                                                                         Bern anerkannte die christkatholische (altkatholi-
                                                                         sche) Gemeinschaft, welche die neue Kirche be-
                                                                         hielt. Nun musste sich die römisch-katholische Ge-
                                                                         meinde wieder mit Provisorien und einem erneuten
                                                                         Gastrecht durch die Reformierte Gemeinde in der
                                                                         Predigerkirche zufriedengeben.
                                                                         1899 endlich konnte die neue eigene Dreifaltig-
                                                                         keitskirche an der Taubenstrasse erbaut und bezo-

                                                                         Die katholische Dreifaltigkeitskirche bei der kleinen Schanze
                                                                         mitten in Bern – die Mutterpfarrei von Katholisch-Bern.

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gen werden. Mit dem raschen Anwachsen der Ka-         Das erlaubt «Katholisch Bern» ein grosses finan-
tholikenzahl wurden in Stadt und Agglomeration        zielles Engagement im sozialen und diakonischen
Bern im 20. Jahrhundert laufend weitere Pfarreien     Bereich, mit über 20 Prozent des Budgets. Bei-
gegründet. 1932 legte Bischof Josef Ambühl fest,      spielhaft zeigte sich dies im Corona-Hilfspaket
dass das Kirchengut zwischen den Pfarreien nicht      von einer Million Franken, das natürlich auch die
aufgeteilt werden solle. Damit war der Anfang der     Glaubwürdigkeit der Kirche fördert. Durch rasches
heutigen Gesamtkirchgemeinde gelegt: der Zu-          und vernetztes Zusammenwirken mit Partnern
sammenschluss von zwölf selbständigen Kirchge-        konnten Menschen unterschiedlichen Alters und
meinden, der Infrastruktur, Finanzen und Personal     Bedürftigkeit wirkungsvoll unterstützt werden, die
für alle regelt.                                      von der Pandemie und ihren Auswirkungen beson-
Persönlichkeiten wie Jakob Stammler, dem späte-       ders betroffen waren und sind. Das nächste Hilfs-
ren Bischof der Diözese Basel, oder Pfarrer Emil      paket ist bereits geschnürt und will im Bereich
Nünlist bauten die Gemeinde auf und sammelten         Bildung und beruflicher Integration junger Men-
die weit verstreuten Katholiken und Katholikinnen     schen Hilfe leisten.
in unzähligen Vereinen und Gruppierungen, so          Neben der territorialen Präsenz mittels Pfarreien
dass das von Urs Altermatt beschriebene «Katho-       und anderssprachigen Gemeinschaften suchen wir
lische Ghetto» bis in die 50er-Jahre des 20. Jahr-    nach neuen Formen, um Menschen zu erreichen.
hunderts festen Bestand hatte, samt eigener Zei-      Wir werden in den nächsten Jahren die digitale
tung und Partei. Katholisch-Sein war nicht nur        Präsenz ausbauen, da mehr und mehr Menschen
eine Frage der Konfession und der Form des ge-        ihre kirchlichen Kontakte auf diesen Wegen su-
lebten Glaubens, sondern in der Berner Diaspora       chen. Darüber setzen wir mit einem Pilotprojekt
auch eine Frage der Beheimatung und Zugehörig-        in einem Neubaugebiet einen thematischen
keit.                                                 Schwerpunkt. Kirche soll in neuer Form als wichti-
Die heutige Katholische Kirche Region Bern, zu        ge Stimme bei aktuellen gesellschaftspolitischen
der grosse Teile der Agglomeration gehören, glie-     Fragen wahrgenommen werden, weil sie in den
dert sich in 15 Pfarreien, vier Fachstellen und die   herkömmlichen Kanälen oft kaum gehört wird.
beiden Gemeinschaften für Italienisch- und Spa-       Die Katholische Kirche Region Bern ist nicht mehr
nischsprachige. Daneben bestehen verschiedene         die kleine Minderheit in einer fast geschlossenen
weitere anderssprachige Gemeinschaften, die von       Subkultur. Sie sucht nach verschiedenen Formen,
der kantonalen Landeskirche finanziert werden,        um in dieser Stadt das Evangelium zu leben und zu
da ihre Zuständigkeiten und ihr Territorium weit      bezeugen.
über die Stadt Bern hinausreichen.
In den letzten zehn Jahren hat die Kirche in Bern
– angestossen durch die Bistumsleitung – ihre Or-     Pfarrer Ruedi Heim
ganisation im Pastoralraum Region Bern zusam-         Leitender Priester Pastoralraum Region Bern
mengefasst. Die Pfarreien vor Ort bleiben selbst-
ständig, aber die Mobilität der Gläubigen und der
thematische Austausch haben stark zugenommen.
Dank des Wachstums in der Agglomeration und
der Zuwanderung von Menschen aus katholischen
Gebieten bleibt die Mitgliederzahl trotz erhebli-
cher Austrittszahlen ziemlich stabil.

September–November 2021                                                                             21
Die Evangelische Mennoniten-Gemeinde Bern (Alttäufer):
Eine Friedenskirche im Raum Bern
Wer die Mennoniten-Gemeinde Bern besucht, findet          Kirchgemeindehaus Schosshalde, das die Nydegg-
sie im Quartierzentrum Träffer an der Schosshalden-       Gemeinde ebenfalls aufgeben musste, als Quartier-
strasse 43 im Obstberg-Quartier. Dies ist mehr als        zentrum erhalten wollten. Hier war ein Ort, wo etwas
nur eine Adresse; dass die Gemeinde zu einem Quar-        von diesem Leitgedanken konkret werden konnte:
tierverein gehört, erzählt einiges. Seit ihrer Gründung   Räume ermöglichen, in denen sich ganz unterschied-
1959 war die Gemeinde immer Mieterin: Zuerst an           liche Menschen begegnen können und das gemein-
der Zeughausgasse in der Altstadt, später in der          schaftliche Leben im Quartier gestärkt werden kann.
Wesley-Kapelle im Breitenrain, dann im Blaukreuz-         Auch die Jugendgruppe, die sich gerade neu bildete,
haus in Ostermundingen und seit 2013 im Kirchge-          sollte einen permanenten Ort haben, an dem sie sich
meindehaus Burgfeld, das zur reformierten Kirchge-        spontan treffen konnte, zum Essen, Spielen, Diskutie-
meinde Nydegg gehörte. Mit dem Einzug begann              ren. Dies geschieht nun in diesen Räumen, in denen
eine Partnerschaft mit der Nydegg-Gemeinde, die           wir unter vielen anderen Gruppen auch als Kirche da
nun weit über das Mietverhältnis hinausgeht. Man          sind. Wir feiern da unsere Gottesdienste, die Senio-
feiert mehrere gemeinsame Gottesdienste im Jahr           rengruppe 60 Plus trifft sich monatlich. Aber wir tra-
und bietet gemeinsame kirchliche Angebote an. Bei-        gen auch die Arbeit des Quartiervereins mit.
de Seiten freuen sich über diese Freundschaft, weil       Als Friedenskirche orientiert sich die Gemeinde be-
sie etwas sichtbar macht von den verschiedenen            wusst an der Theologie der Täufer und bringt diese
Schritten der Versöhnung zwischen Täufern und Re-         Prägung gerne auch als Schatz ins ökumenische Mit-
formierten. Es sind nicht nur Worte an Festgottes-        einander der Kirchen ein: Wie können Kirchen heute
diensten, dass nach Zeiten des Gegeneinanders und         miteinander versöhnende und heilende Gemein-
Verfolgung, auf die Zeiten des Nebeneinanders folg-       schaften sein, aber ebenso auch widerständig gegen
ten, nun ein neues Miteinander möglich sei, man           Unrecht und Menschenverachtung agieren? Freikir-
sucht dieses Miteinander auch konkret darin, vor Ort      che sein bedeutet für täuferische Kirchen keine Fest-
gemeinsam Kirche zu sein.                                 legung auf bestimmte theologische Lehrmeinungen
Als die Kirchgemeinde das Burgfeld an die Stadt ver-      oder Frömmigkeitsstile, sondern die Freiheit von
kaufte, wollten wir diese Partnerschaft weiter leben.     staatlichen Anbindungen und die Freiheit, das Be-
Mit der Suche nach neuen Räumlichkeiten verband           freiende im Evangelium Christi immer wieder neu zu
die Gemeinde auch die Frage, wie und in welchem           finden. Für unsere Gemeinde bedeutet das nicht Ab-
Umfeld sie in Zukunft ihre Kernanliegen leben wollte.     grenzung von anderen Kirchen, sondern eine Facette,
Als Teil der täuferischen Friedenskirchen hält sie in     mit der wir uns als Teil der weltweiten Kirche Christi
ihrem Leitbild fest: «Die Not der Menschen macht          verstehen. Die Trennung von Kirche und Staat wird
uns betroffen, denn Gott will das ganzheitliche Wohl      nicht als eine apolitische Haltung verstanden, viel-
aller. Wir sind herausgefordert, uns für Versöhnung       mehr verpflichtet unser Selbstverständnis als Frie-
mit Gott und den Menschen, für Gewaltlosigkeit, Ge-       denskirche uns gerade zu gesellschaftspolitischer
rechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzuset-         Mitgestaltung. Der moderne plurale Staat erlaubt es
zen. Jesus Christus ermöglicht uns die Liebe zu allen     ja durchaus, sich gerade mit friedenspolitischen An-
Menschen und gibt uns eine Perspektive der Hoff-          liegen an den Gestaltungsprozessen zu beteiligen.
nung.» Auf der Suche fand die Gemeinde Kontakte           Dies zeigt sich in den verschiedenen Verbindungen
zu Personen aus dem Obstberg-Quartier, welche das         der Gemeinde. Sie arbeitet als Gast in der Arbeits-

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gemeinschaft der Kirchen im Kanton Bern (AKB) mit,       blickt, sieht immer wieder das Ringen darum, in aller
ist Mitglied in der Kirche im Haus der Religionen,       pluralen Vielfalt zu einer Einheit zu finden. Die Ge-
engagiert sich in der Nacht der Religionen und arbei-    meinde wurde gegründet, um jenen eine Beheima-
tet in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen      tung zu geben, die aus ihren angestammten Täufer-
Region Bern (AKiB) mit, in der sie mit Jürg Bräker im    Gemeinden im Emmental und dem Jura nach Bern
Vorstand vertreten ist. Es war ein besonderer Mo-        gezogen waren. Die Bezüge zu diesen Gemeinden
ment für die Gemeinde, als der Regierungsrat Chris-      sind auch heute nach über 60 Jahren noch zu spü-
toph Neuhaus als Kirchendirektor im Rahmen der           ren, auch wenn im Laufe der Jahre Personen aus
Nacht der Religionen 2017 die Täufer um Vergebung        anderen Umfeldern zur Gemeinde dazu gekommen
für all das bat, was sie im Lauf der Jahrhunderte vom    sind. Ebenso suchte die Gemeinde in verschiedenen
Kanton Bern an Unrecht erleiden mussten. Dies im         Aufbrüchen ihre eigenen Wege. Sie versteht sich als
Rathaus von Bern, in einer gemeinsamen Veranstal-        Beteiligungsgemeinde, in der sich alle in den Bau der
tung der Mennoniten-Gemeinde Bern mit der refor-         Gemeinde einbringen können. Im Ringen miteinan-
mierten Kirchgemeinde Münster.                           der, und nicht von zentralen Führungsämtern her, soll
Als Beitrag zu den Gedenkfeiern zu 500 Jahren Re-        die Einheit in aller pluralen Vielfalt immer wieder ge-
formation erstellte sie gemeinsam mit der Münster-       sucht werden. So gehört die Gemeinde zu den ersten
Gemeinde in der Stadt Bern den Stationenweg zur          Mennoniten-Gemeinden in der Schweiz, die z.B. Im-
Täufergeschichte. Wenn es möglich ist, dass auch die     pulse aus feministischer Theologie positiv aufnahm
spannungsvollen Momente in der gemeinsamen               und schon früh die Gleichheit der Geschlechter für
«Familiengeschichte» der Reformationsbewegungen          alle Ämter einführte. Aber auch Impulse aus eher
gemeinsam erzählt werden, dann zeugt auch dies           evangelikal orientierten Aufbruchsbewegungen wur-
davon, dass wir wirklich als versöhnte Kirchen mit-      den aufgenommen. Dies ging nicht ohne Konflikte
einander unterwegs sind.                                 ab, und nicht immer konnte ein gemeinsamer Weg
Als Johanna Spittler ab 2012 als lutherische Pfarrerin   gefunden werden.
in der Mennoniten-Gemeinde Bern angestellt wurde,        Wer die Gemeinde heute erlebt, spürt die Kraft,
knüpfte sie auch freundschaftliche Beziehungen zur       die daraus hervorgeht, wenn Menschen durch
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bern; ihr Nach-       durchkämpfte Konflikte hindurch zu versöhnten Be-
folger, Jürg Bräker, pflegt diese Beziehungen weiter.    ziehungen finden, einander gegenseitig in der Ver-
So wird auch hier lokal etwas von der Heilung der        schiedenheit tragen und sagen können: Wir stehen
Erinnerungen gelebt, welche die beiden Weltverbän-       zueinander, weil Gott zu uns steht.
de, Lutherischer Weltbund und Mennonitische Welt-
konferenz, 2010 in Stuttgart feierten.
Es sind aber gewiss nicht nur die Ortswechsel und        Dr. Jürg Bräker
die ökumenischen Beziehungen, welche die Gemein-         Theologe der Evangelischen Mennoniten-Gemeinde
de prägen. Wer in die Geschichte der Gemeinde            Bern

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