LUTHERBERN - GEMEINDELEBEN
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LUTHERBERN 3 / 2021 Gemeindebrief der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bern Rufer · September–November 2021 · 61. Jahrgang GEMEINDELEBEN
«Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.» Apg. 2,42 Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserin, lieber Leser, in diesem Herbst schauen wir auf 65 Jahre regel- den Kreuzestod und Begegnungen mit dem Aufer- mässige pfarramtliche Versorgung der Lutheraner standenen verängstigten Jüngerschaft werden in Bern, sowie auf 60 Jahre eigenständige evange- begeisterte, in die Welt gesandte Mitglieder von lisch-lutherische Kirche im hiesigen Raum zurück. Gemeinden. Für unsere Gemeinde ist dies Anlass, am 16./17. «Was soll das werden?», so fragten die Men- Oktober ein Festwochenende zu feiern. Zu jedem schen damals. Sie waren Zeugen des Festes der Fest gehören ein Rückblick und Ausblick. Betrach- Ausgiessung des Heiligen Geistes, sie erlebten ten wir als Lutheraner die Wurzeln unserer Kirche, das Fest der Gründung der Kirche, der ersten Ge- so finden wir sie nicht etwa im Jahre 1517 oder meinde. Seither ist viel Zeit vergangen; doch was 1521. Wir müssen noch weiter zurückgehen, hin christliche Gemeinden und ihr Tun antreibt, das ist zum ersten Pfingstfest, von dem die Apostelge- über die Zeit gleich geblieben. Es tut gut, sich hin schichte erzählt. Durch die Ausgiessung des Heili- und wieder dessen zu vergewissern, nicht nur am gen Geistes wird aus begeisterten Nachfolgern Pfingstfest; denn das übrige Jahr hindurch leben und Freundinnen Jesu eine Kirche. Aus der durch wir genau von dieser Kraft – von der Kraft des 2 September–November 2021
Heiligen Geistes. Und wir leben nicht nur davon, einer Gemeinde gibt, wie viel Jugendliche sich ein- wir spüren auch seine Wirksamkeit. Pfingsten ist segnen lassen, muss aufpassen. Wer nur nach den ein Fest mit Folgen. Im Abschnitt nach der Pfingst- Zahlen schaut, steht in der Gefahr, bei einer vor- geschichte wird von grossen Zahlen berichtet. dergründigen Ökonomisierung der Kirche mitzu- 3000 Menschen liessen sich an einem Tag taufen machen. Der Satz: Nur was sich rechnet, hat ein und dann heisst es kurz und bündig: «Sie blieben Existenzrecht, widerspricht der Botschaft von der aber beständig in der Lehre der Apostel und in unbedingten Zuwendung Gottes zu uns Men- der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im schen, wie sie Jesus vorgelebt hat. Wirtschaftlich Gebet.» gesehen ist vieles, was wir in der Gemeinde tun, Mit dem Geschehen von damals können wir uns Unsinn. Wie gut, dass sich das Evangelium dem nicht vergleichen. Die aktuelle Situation der Kir- formalen Massstab von Kosten und Nutzen ent- chen im westeuropäischen Kontext sieht anders zieht. Andererseits können Zahlen manchmal auch aus. Sie haben eher mit Schwund, denn mit Warte- so etwas wie ein Signal sein, das uns auf Störun- schlangen vor dem Taufbecken umzugehen. gen aufmerksam werden lässt. Vielleicht sind Warum ist das so: Wirkt der Heilige Geist nicht Zahlen manchmal der Anlass wieder neu auf die mehr? Glauben wir nicht mehr genug? Sind unse- Inhalte zu schauen und zu fragen, wie halten wir re Gottesdienste zu langweilig? es als Gemeinde und als einzelne Christen denn Bevor wir voreilige Schlüsse ziehen, lohnt es sich, mit diesen drei Säulen: genauer hinzuschauen. – Der Schreiber der Apos- – mit der Botschaft Jesu? telgeschichte hat einen gewissen Hang zu Zahlen. – mit unserer konkreten Gemeinschaft? Aber Zahlen verraten nicht die ganze Wahrheit. – und mit dem Feiern von Gottesdiensten? Deshalb ist es gut, dass er drei inhaltliche Kriterien benennt. Drei Kriterien mit denen die Pfingstge- Zahlen sind und bleiben vordergründig, deshalb schichte auf eine lange Reise durch die Jahrhun- lohnt es sich nach den Hintergründen zu fragen. Es derte gegangen ist und die unverändert die ent- lohnt sich zu fragen, ob Zugänge zur Botschaft scheidenden Kriterien für Kirchen und christliche Jesu, zur Gemeinde und zu Gottesdiensten offen Gemeinschaften sind. sind. Es lohnt sich zu fragen, ob die Botschaft Jesu Die Dynamik des Heiligen Geistes ermöglicht der Menschen im Herzen erreicht. Es lohnt sich zu fra- jüdischen Jesusgemeinde und später dann auch gen, ob unsere Gemeinde Freiheit und Liebe lebt, den Christen bis heute, dass sie bei allem Wandel ob sie Nächstenliebe und Achtung vor der ganzen an drei Dingen festhalten können: sie bleiben be- Schöpfung in ihrer Umgebung repräsentiert. Und ständig in der Lehre der Apostel, sie bleiben be- es lohnt sich zu fragen, ob unsere Gottesdienste ständig in der Gemeinschaft und beständig im wirkliche Feste sind, bei denen Menschen berei- Brotbrechen und im Gebet. Die Botschaft Jesu, chert, gestärkt und getröstet werden. Hier gilt es eine konkrete Gemeinschaft und das Feiern von Fingerspitzengefühl zu entwickeln für die Dynamik Gottesdiensten beschreibt die drei Säulen christli- des Heiligen Geistes, der sich eben nicht über Zah- cher Existenz durch die Jahrhunderte hindurch bis len nachweisen oder handhabbar machen lässt. heute. Eine Dynamik, der wir innerlich wie äusserlich Tor Doch was ist mit den Zahlen? Die Argumentation und Tür öffnen sollen, damit wir selbst und viele mit den Zahlen hat immer zwei Seiten. Die eine andere Menschen Orientierung bekommen. Seite ist: Wer nur darauf schaut, welcher Gottes- «In unserer Kultur, die im Diesseitigen und Bana- dienst wie viel Besucher hat, wie viele Taufen es in len zu versinken droht, wächst der spirituelle Hun- September–November 2021 3
ger, wie ein wiedererwachtes Heimweh», habe ich dersetzung, die die Chance in sich birgt, dass wir gelesen. «Zugleich haben viele Menschen mit die- menschlich und im Glauben wachsen können. Ge- sem spirituellen Heimweh aber die ‚Heimatadres- meinde als Heimatadresse darf ein belebtes Haus se‘ vergessen. Aus einem spirituellen Pilgerweg sein und kein Museum oder Traditionsverein. zum Heiligen und Heilenden wird ein verzweifeltes Eine spirituelle Heimatadresse lebt und ist leben- Umherstreunen, das am Ende müde macht und dig aus der Begegnung mit Gott. Sie braucht das Anlass zur Resignation ist.» (Quelle der Verfasse- Gespräch mit ihm, das wir Gebet nennen und die rin unbekannt). Wiedergefunden zu werden als Tischgemeinschaft, die uns in seine Gegenwart Heimatadresse, sichtbar zu sein als solche, das ist hineinnimmt. Was sie nicht braucht, ist Langeweile die Herausforderung, der wir uns als christliche und Ignoranz gegenüber dem, was uns täglich be- Gemeinden hier in der Stadt, in unserer Kirche wegt. Denn nur wenn beides zusammenkommt: stellen müssen. die heilende Botschaft Gottes angesichts von so Hierfür braucht es Kontinuität und verlässliche Be- viel zerstörerischer Macht in dieser Welt und wir ziehungen. Ich denke an die Begegnungen bei selbst, ohne die die Botschaft nicht praktiziert unterschiedlichen Anlässen in unserer Gemeinde; werden kann, werden unsere Gottesdienste zu ei- etwa in den regelmässigen Gottesdienstfeiern mit nem Fest des Lebens. vertrauter Liturgie, im Unterricht bei den Antonier- kids, im Lektürekreis, bei 60+ oder bei anderen Ein Jubiläum dient dazu, sich seiner Wurzeln zu Aktivitäten. Bei allem Spezifischen des Zusam- vergewissern und sie zu pflegen, damit sie in die mentreffens ist es wichtig, miteinander reden zu Zukunft tragen. Unsere spirituelle Heimatadresse können, jemanden zum Zuhören zu haben, eben ist von Gottes Geist erfüllt, von dieser Kraft, die nicht alleine sein zu müssen, akzeptiert zu sein mit uns und durch uns handelt, glaubt, tröstet und und sich selbst in die Gemeinschaft einzubringen. stärkt, die voller Phantasie und Leben steckt. Mit Und dabei eben für kurze Zeit oder auch für länger ihr sind wir Gemeinde Jesu Christi, hier in Bern in in einer Kontinuität zu stehen und verlässliche Be- der Lutherischen Kirche. ziehungen zu haben, Offenheit und Akzeptanz zu erleben und vor Ort als fröhliche und lebendige Gemeinde zu leben. Ihre Pfarrerin Spiritueller Hunger braucht Gemeinde. Es reicht Renate Dienst nicht zu sagen, ich bin Christ und mache meinen Glauben mit mir selbst aus. Zur Heimatadresse ge- hört im Bild gesprochen auch eine spirituelle Fami- lie. Mancher mag vielleicht fragen, warum das denn so wichtig ist. Wer in einer Familie gross ge- worden ist, weiss, dass die wesentlichen Schritte unserer Entwicklung durch andere angestossen wurden. Und so ist es in der christlichen Gemeinde auch. Da gibt es eine verlässliche Regelmässigkeit der Feste, da gibt es eine Kultur Freud und Leid miteinander zu bewältigen, da gibt es die Span- nung zwischen Alt und Neu, zwischen Jung und Alt und hoffentlich manche herzhafte Auseinan- 4 September–November 2021
Chronik der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bern Eine Fortsetzung aus Präsidentensicht Es begann am 9. September 1956. An diesem nachzulesen in den beiden Publikationen1 und soll Sonntag fand die feierliche Installation des ersten an dieser Stelle nicht noch einmal wiederholt wer- vollamtlichen Pfarrers der Berner Gemeinde statt, den. Stattdessen haben wir die Präsidenten nach womit der Grundstein zum regelmässigen Pfarr- der Zeit des Erscheinens der letzten Festschrift amtsdienst in der «Evangelisch-Lutherischen Kir- «mittendrin» von 2006 gebeten zurückzublicken che von Bern und Umgebung» gelegt war, wie und über die Zeit ihrer Präsidentschaft zu schrei- unsere Kirche zunächst hiess. Gewählt wurde er ben. Somit ergänzen die folgenden vier Artikel die vom Kirchenvorstand der Genfer Lutherischen Kir- Chronik der Gemeinde. che, die Bern bis dahin gottesdienstlich versorgt hatte. Gut fünf Jahre später, am 12. Oktober 1961, wurde die Verselbständigung unserer Gemeinde Renate Dienst rechtlich vollzogen und mit einem Festgottesdienst am 15. Oktober 1961 festlich begangen. Vor 35 Jahren und vor 15 Jahren – 1986 und 2006 – sind anlässlich der damaligen Jubiläen Festschrif- 1 Werden und Wachsen der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in der Antonier-Kirche zu Bern, 1986 und: ten entstanden, die sowohl die Entstehungsge- mittendrin. 50 Jahre Evangelisch-Lutherische Kirche Bern schichte beschreiben als auch aus dem Leben der 1956–2006, 2006. Gemeinde zu der jeweiligen Zeit erzählen. Dies ist Eine Rückschau auf die Jahre 2008–2010 Von Engelbert Berger Von 1982 bis 2016, 34 Jahre lang, war das Anto- standen wir als wesentliche Anliegen. Die definiti- nierhaus in der Postgasse unser kirchliches Zuhau- ve und in der Kirchgemeindeversammlung gutge- se. Von Anfang an nahmen wir regen Anteil am heissene Ausformulierung unseres Leitbildes, in Gemeindeleben. Unsere drei Töchter wurden hier einem Flyer festgehalten, verdanken wir Pfarrer konfirmiert. Das anteilnehmende Miteinander in Harald Möhle. Mit einigen Fotos aus dem Gemein- der Gemeinde tat gut. deleben ergänzt, die jederzeit revidierbar sind, er- Pfarrer Harald Möhle konnte mich erneut zur Mit- gab und ergibt sich so ein Gesamtbild, auf dem arbeit im Kirchenvorstand gewinnen. Von 2008 bis unsere Gemeinde auf einen Blick wahrgenommen 2010 war ich Präsident des Kirchenvorstandes. werden kann. Im Kirchenvorstand haben wir in dieser Zeit ein Der sonntägliche Gottesdienst, wozu wesentlich Leitbild für unsere Gemeinde erarbeitet. Offenheit das Abendmahl gehört, und der sich anschliessen- nach Aussen, ein lebendiges Gemeindeleben und de Kirchenkaffee waren und sind natürlich der Beziehungen zur Reformierten Kirche Bern ver- Grundstein unserer Verbundenheit. September–November 2021 5
Vielfältige Anlässe darüber hinaus trugen dazu bei, führung einer eigenen Taizévesper im Antonier- dass unser Miteinander gedieh: haus gelang gut. Das Basteln im Hobbykreis als Vorbereitung für Einen Höhepunkt erlebten wir auf der von Gerlinde den Adventsbasar gehörte dazu. Die literarischen Huber und Harald Möhle geführten Lutherreise Lesungen mit dem Schauspieler Klaus Degenhardt nach Erfurt, Eisenach und zur Wartburg, nach Eis- zusammen mit dem Flötenensemble Quinte liess leben, Wittenberg, Torgau und Halle. man sich nicht entgehen. Die Sommerfeste im Gar- Am grossen gesamtökumenischen Gottesdienst im ten bei Walchers nach dem Gottesdienst waren Berner Münster am Jahresanfang waren wir unse- sehr beliebt. Ein Anlass, auf den man sich lange rem Selbstverständnis entsprechend immer dabei. vorher freute und für den sich etliche unvergleich- Der Reformationsgottesdienst im Berner Münster lich engagierten, war der Adventsbasar. wurde und wird von uns mitgestaltet. Die Idee eine eigene Wandergruppe zu gründen So erschien mir unsere Gemeinde zunehmend le- fand beim Kirchenkaffee Gehör. Am 9. Januar 2010 bendiger und jünger und das nicht nur, weil es mit fand die erste Wanderung statt und seitdem ist je- der Hilfe guter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den ersten Samstag im Monat unermüdlich ein immer mehr gelang durch Kindergottesdienste, Grüppchen unterwegs und entdeckt immer wieder Kinderbibeltage und Familiengottesdienste sowie neue Regionen in der schönen näheren Umgebung den Aufbau der Antonierkids die Gemeinde für jun- von Bern. ge Familien zu öffnen, sondern wohl auch, weil mir An unsere Gemeindeausflüge zum Kloster Einsie- die Aufgabe als Vorsitzender eine grössere Nähe zu deln oder zur Insel Mainau oder nach Guggisberg allen in unsere Gemeinde beschert hat. an das Ende vom Schwarzenburgerland erinnern 2016 erfolgte unser Wegzug aus Bern ins Mark- wir uns gern. gräflerland. Dank unserer Wandergruppe blieb un- In Sladcovicovo erlebte ich unsere uns sehr verbun- sere Beziehung mit der Gemeinde bestehen. So oft dene Partnergemeinde. wir können, sind wir bei den Wanderungen dabei Die zwei Fahrten nach Taizé mit der Teilnahme an und erleben so ab und an Anlässe im Antonierhaus den Taizégebeten bleiben unvergesslich. Die Ein- als auch im Berner Münster. Foto: GPhotography /pixabay.com 6 September–November 2021
«Alle Zeiten meines Lebens sind in deiner Hand.» (Psalm 31,16) Eine subjektive Rückschau 2010–2018 Von Dr. Karl Beer Ich schaue zurück, und es scheint mir bereits eine Ewigkeit her zu sein, da es noch eine «normale» Zeit vor Corona und allen damit zusammenhän- genden Problemen war. Vieles, was uns damals bewegt hat, konnten wir gestalten und heute darauf aufbauen. Was waren wichtige Punkte in dieser Zeit? Als erstes kommen mir unsere Diskussionen über die Häufigkeit des Abendmahls in den Sinn. Wir hatten ausgedehnte Debatten in der Gemeinde: Einerseits die Traditionalisten, die das Abendmahl als grosse, seltene Feier gesehen haben. Anderer- seits die «jungen Wilden», die hingegen das Abendmahl mehr im Sinne der Urgemeinde, mit Haus der Religionen Bern. der Idee, das Abendmahl täglich zu feiern, inter- pretierten. Es entstand daraus der Kompromiss, das Abendmahl jeden zweiten Sonntag und bei dem Milizsystem, wobei Aufgaben wie Lohnbuch- den grossen kirchlichen Festen zu feiern. haltung, Führen der Datenbank und ähnliches auf Bereits seit 2008 gibt es in Bern die Nacht der Re- die Mitglieder verteilt wurde. Nachdem wir einen ligionen. Initial als Pilotprojekt intendiert, gibt es deutlichen Wechsel im Kirchenvorstand hatten, jetzt in vielen Städten eine ähnliche Veranstaltung. gelang es, das Sekretariat zu professionalisieren Wir als Lutheraner konnten uns über die Arbeits- und damit auch die Kirchenvorsteher und -vor gemeinschaft christlicher Kirchen in der Region steherinnen administrativ zu entlasten. Dieser Bern mitbeteiligen und dürfen aktiv mitarbeiten. Schritt hat sich sicherlich bewährt. Heute, 2021, freue ich mich nach der Covid- Ein weiteres wichtiges Thema war die Ökumene. 19-Unterbrechung, wenn die Veranstaltung wie- Mit der Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft der stattfinden kann. christlicher Kirchen Region Bern (AKiB) und Kir- In diesem Rahmen konnte das Haus der Religio- chen in Thun (AKiT) konnte sich unsere Gemeinde nen zur Etablierung einer interkonfessionellen vielfältig vernetzen auch, da viele Gemeindemit- Stelle der Begegnung und Toleranz 2014 einge- glieder Doppelmitglieder in der reformierten und weiht werden. Mittlerweile fest etabliert, fanden der evangelisch-lutherischen Kirche sind. im Vorfeld intensive Debatten darüber statt, inwie- In dieser Zeit waren wir auch die Ansprechpartner weit wir uns als Christen und als Lutheraner daran der finnischen Kirche für die Anstellung der finni- beteiligen sollen. schen Pfarrerrinnen und Pfarrer in der Schweiz. Als Auch administrativ kam es zu vielen Neuerungen. Nebeneffekt konnten wir dadurch unsere Bezie- Der Kirchenvorstand basierte in erster Linie auf hungen vertiefen und z.B. im Gründonnerstagsfei- September–November 2021 7
erabendmahl und gemeinsamen Gottesdiensten wieder, nach der Corona Krise aktiv werden kann. die Kontakte fördern. Es war eine intensive Zeit mit Pfarrwahlkommissi- Neu aufgebaut wurden in diesen Jahren zwei on und vielen Kontakten zur reformierten Kirche, neue Gruppen in unserer Gemeinde. Zum einen um unsere Gemeinde in die Zukunft zu führen. So gelang es, Kinder in die Antonierkids zu holen, hat jede Zeit ihre eigenen Herausforderungen: Ich was eine schöne und willkommene Ergänzung wünsche mir Gottes Segen für den weiteren Weg zum Kindergottesdienst darstellt. Zum anderen unserer Gemeinde und für alle, die aktiv in ihr mit- wurde die Wandergruppe gegründet, die jetzt arbeiten. Präsidentschaft 2017–2018 Von Norbert Wernicke Als ich im Jahre 2011 neu aus Zürich nach Frei- in einer schwierigen Umbruchsphase engagiert burg zog, machte ich mich auch auf die Suche für die Gemeinde eingesetzt. Ich kann meinen nach einer neuen kirchlichen Heimat. Was lag da Mitstreitern nicht genug für ihre Unterstützung für einen norddeutschen Lutheraner näher, als sich danken. zuerst in der für Freiburg zuständigen Berner Lu- Prägend für das Jahr 2017 waren natürlich die therischen Kirche umzuschauen! Schon im ersten Festlichkeiten um das Lutherjahr, von denen nur Gottesdienst fühlte ich mich heimisch: die bekann- die Predigtreihe über Luthertexte, die Ausstellung te Liturgie, die Lieder des heimischen Gesang- zur Reformation in Zusammenarbeit mit dem buchs, der Kaffee nach dem Gottesdienst, den ich deutschen Auswärtigen Amt in den Räumen des auch aus meiner Heimatgemeinde kenne – all das katholischen Dekanats und der Musikgottesdienst gab den Ausschlag, in dieser Gemeinde zu blei- am Reformationstag, bei dem auch ich an der Or- ben. Da ich zudem als Aushilfsorganist auch auf gel teilhaben durfte, erwähnt seien. der Suche nach einer Übungsorgel war, hat sich Das Jahr 2018 dann war bestimmt durch die Vor- nach der freundlichen Aufnahme durch die Ge- bereitungen zur Wahl einer neuen Pfarrerin. Die meinde schnell ein intensiver Kontakt eingestellt. Pfarrwahlkommission, die vom ausgeschiedenen Nachdem der alte Kirchenvorstand 2016 zu gros- Vorstandspräsidenten Karl Beer selbständig gelei- sen Teilen zurücktrat, erklärte auch ich mich neben tet wurde, begann im Herbst 2017 mit ihrer Arbeit. anderen bereit, dort einzuspringen. Es fand sich Zudem gab uns die Visitation des BELK (Bund eine buntgemischte Truppe, der am 15. November Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der Schweiz 2016 die Arbeit übergeben und die am 1. Advent und im Fürstentum Liechtenstein) einen fruchtba- 2016 in ihr Amt eingeführt wurde. Ursprünglich ren Aussenblick auf die Situation in unserer Ge- war Stefan Kaiser für das Präsidium gewählt, meinde. musste es aber aufgrund beruflicher Belastung Leider war es mir nicht vergönnt, die Früchte der schon nach wenigen Monaten abgeben, weswe- Bemühungen der Pfarrwahlkommission als Präsi- gen ich es wider Willen übernahm. Von der ur- dent zu ernten: Aufgrund beruflicher Belastungen sprünglichen Gruppe gab es leider noch weitere und privater Neuorientierung durch die Geburt Austritte, doch hat sich der verbleibende Vorstand meiner ersten Tochter musste ich schweren Her- 8 September–November 2021
zens mein Mandat im Kirchenvorstand im Juni Irmer ein Präsidium gefunden, das den Kirchen- 2018 abgeben. Aufgrund meiner persönlichen Si- vorstand durch die Untiefen dieses Umbruchs lots- tuation war ich nicht in der Lage, die mir als Präsi- te, bis der Wind sich legte. dent obliegende Pflicht zur Schlichtung von Diffe- Sowohl für die Gemeinde als auch für mich war es renzen zwischen Gemeinde, Vorstand und eine intensive Zeit. Ich kann nicht sagen, dass ich Pfarrpersonen nicht weiter zu verschärfen, ge- mich freiwillig noch einmal so entschieden hätte, schweige denn zu schlichten, sodass ich meinen doch ich weiss, dass es einen Grund hat, warum es Rücktritt als nötige Konsequenz ansah. Glückli- so war, wie es war. cherweise hat sich mit Andrea Hornung und Jan Sommer 2018 bis Sommer 2021 – eine ungewöhnliche Zeit Von Jan Irmer Es ging alles sehr schnell – für Andrea Hornung und mich: Schnuppern im Kirchenvorstand im Sommer 2018, Wahl im Herbst 2018 und sofort im Präsidi- um, glücklicherweise im Co-Präsidium. Nach je- weils geraumer Zugehörigkeit zu unserer Gemein- de taten sich nun für uns mit dem Eintritt in den Kirchenvorstand neue Perspektiven auf unsere Ge- meinde auf – nicht nur konsumierendes Sitzen im Gottesdienst, gemütlicher Kirchenkaffee oder Ge- niessen fröhlicher Feste, nein, nun ging es darum, Gemeinde selbst mitzugestalten und zu verwalten. Was waren die grossen Linien in dieser Zeit? In gewohnter Manier wurde von der Pfarrwahl- kommission die Wahl der neuen Pfarrperson vor- bereitet, nachdem bekannt wurde, dass Familie von Saldern eher als gedacht nach Deutschland Retraite in Ralligen. zurückkehren musste. Eine neue Pfarrperson zu wählen ist das eine, sie dann anzustellen das an- dere, nicht minder Aufwändige. Im Herbst 2019 pandemie mit den damit verbundenen Begrenzun- trat Renate Dienst ihre Stelle an und wohl nie- gen, um vor allem die Gemeinde, aber auch unsere mand hat sich träumen lassen, wie anders, wie religiösen Nachbarn in Stadt und Kanton Bern und schwer dieser Start werden sollte. Einige wenige unsere lutherischen Geschwister in der Schweiz Monate blieben ihr nur vor Beginn der Corona- und Liechtenstein kennenzulernen. Dann musste September–November 2021 9
vieles neu gedacht und gemacht werden – die terschiedlich, eher verhalten, wohl der Vorsicht ge- Hoffnungszeichen per Brief und E-Mail sowie die schuldet. Daneben konnten sich die jüngeren Ge- Kindergottesdienste am Küchentisch seien hier meindeglieder, wann immer es ging, bei den stellvertretend genannt. Antonierkids treffen – live in der Kirche oder digi- So wie ihr erging es auch dem Kirchenvorstand: we- tal. Die reiferen Gemeindeglieder bei 60+. Mehr nige und eingeschränkte Kontakte zur Gemeinde – Freiheiten in Sommer 2020 und 2021 konnten wie ist wohl der Puls? – und Digitalisierung der beispielsweise für den Gemeindetag in Thun oder Kommunikation und Arbeitsweise, was den Arbeiten das Gemeindefest im Pfarrgarten genutzt werden. allerdings keinen Abbruch tat: immer und immer wieder Anpassung der Veranstaltungs-, vor allem Und wie geht es weiter? der Gottesdienstkonzepte, die Sanierung des Pfarr- Mit Schwung und Optimismus. Wir haben uns in hauses, die Neuvermietung der Kirchenwohnung, den vergangenen Monaten in Flexibilität geübt. die Internalisierung und Digitalisierung von Finanz- Die administrative Arbeit geht unvermindert wei- prozessen, die unendliche Suche nach einer zuver- ter, beispielsweise die Optimierung der Verwal- lässigen Reinigungskraft für die Kirche, der Neuzu- tungsprozesse. Vor allem arbeiten wir an der Um- schnitt und die Neubesetzung der Assistenzstelle setzung von neuen Veranstaltungsideen, zum und permanente Kostenüberprüfungen, um die Fi- Beispiel ein loses Freitags(feier)abend(bier)treffen nanzen im Lot zu behalten, um nur die grossen The- oder thematisch gestaltete Samstagsveranstaltun- men zu nennen. Im Vorgriff auf bessere Zeiten wur- gen und nehmen dazu sehr gern auch Ihre Ideen den im Rahmen der digitalen Vorstandsretraite die und Anregungen auf. Ich freue mich vor allem da- Angebote für die Gemeinde unter die Lupe genom- rauf, Sie und Dich bald wieder einmal live zu se- men und neue Pläne geschmiedet. hen, Anteil am Leben des anderen nehmen zu können und gemeinsam in einer volleren Kirche Und wie erging es unserem Herz, dem mit kräftigem Gesang den Gottesdienst zu feiern Gottesdienst, und darüber hinaus? und die Predigten zu geniessen. Bis bald! Wann immer es ging, fanden Gottesdienste und Kindergottesdienste statt. Der Zuspruch war un- Wir feiern – und alle sind eingeladen! Wie in den letzten Gemeindebriefen zu lesen war, ab 10.00 Uhr einen Tag der offenen Kirchentür ver- gibt es für uns in diesem Jahr jede Menge Grund zu anstalten. Dafür haben wir ein vielfältiges Pro- feiern: Vor 65 Jahren wurde der erste vollamtliche gramm für Jung und Alt geplant. Vor der Kirche Pfarrer in unserer Kirche angestellt. Vor 60 Jahren werden wir Waffeln, Selbstgebasteltes, Konfitüre wurde unsere Gemeinde verselbständigt. Zudem etc. verkaufen. Im Kirchenraum wird ein Kofferfloh- wurde vor 20 Jahren unsere neue Orgel eingeweiht. markt stattfinden, im Freskensaal führen wir ein Wir wollen diese Jubiläen daher würdig feiern und Bistro. Am Nachmittag laden wir zum gemeinsa- die Gelegenheit nutzen, unsere Kirche auch wieder men Singen von bekannten Liedern mit Gitarren- einmal in der Öffentlichkeit zu präsentieren. begleitung ein, anschliessend gibt es einen Line- Daher werden wir am Samstag, 16. Oktober 2021 Dance-Workshop für Tanz- und Bewegungsfreunde. 10 September–November 2021
Den Abend lassen wir bei einem gemütlichen Bei- Wir freuen uns, wenn möglichst viele Gemeindemit- sammensein ausklingen (für Essen und Trinken ist glieder an den Veranstaltungen am Samstag und gesorgt). Wir bieten zudem Kirchenführungen an Sonntag teilnehmen. Bitte machen Sie auch Ihre und haben ein Kinderangebot vorgesehen. Wer am Freunde und Bekannten auf unseren Tag der offe- Kofferflohmarkt etwas verkaufen möchte, kann sich nen Kirchentür am Samstag aufmerksam – alle sind bis 1. Oktober 2021 unter info@luther-bern.ch an- herzlich willkommen! melden. Wir werden das Programm sowohl in den Printme- Den Höhepunkt des Jubiläums bildet am Sonntag dien wie auch per Flyer und auf unserer Homepage der Jubiläumsgottesdienst, der um 15.00 Uhr statt- bekannt machen. findet. Wir haben dazu Gäste aus nah und fern ein- Das Organisationskomitee sucht zudem noch frei- geladen: Vertreterinnen und Vertreter des BELK, die willige Helferinnen und Helfer, die sich ein paar ehemaligen Pfarrerinnen und Pfarrern unserer Stunden engagieren möchten, insbesondere am Kirche, Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen in Samstag. Kuchenspenden für unser Buffet am Bern, der Stadt und dem Kanton Bern sowie der Samstag nehmen wir ebenfalls sehr gerne entge- deutschen Botschaft Bern. Die Predigt wird die gen! Bitte melden Sie sich bei Andrea Hornung Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder halten, (andera.hornung@luther-bern.ch oder 079 703 88 die unserer Gemeinde stets sehr zugewandt ist. 43). Herzlichen Dank! Nach den Grussworten werden wir bei einem Apéro Riche die Gemeinschaft pflegen. Andrea Hornung Programm Festwochenende 16./17. Oktober 2021 Samstag, 16. Oktober 2021 10.00–16.00 Uhr Kofferflohmarkt 11.00–16.00 Uhr Kinderprogramm 11.00–16.00 Uhr Führungen 11.00–16.00 Uhr Bistro 10.00–16.00 Uhr Verkauf von Waffeln etc. 16.00–17.00 Uhr Gemeinsames Singen mit Gitarrenbegleitung 17.30–18.30 Uhr Line Dance 18.30–20.00 Uhr «Blaue Stunde» Sonntag, 17. Oktober 2021 15.00 Uhr Festgottesdienst Aperó Riche mit Gelegenheit zu Grussworten und Begegnung September–November 2021 11
Die lutherische Kirche ist für mich wie … Lutherisch sein im reformierten Umfeld – wir haben Gemeindeglieder bei der informellen Gemeindeversamm- lung im Juni gefragt, weshalb sie zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Bern gehören und was sie an der luthe- rischen Kirche schätzen. Ich gehöre zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Bern, weil … schätze, .-luth. Kirche … ich die ev r Ba si sdemokra- … meine Mutter mir gesagt hat: eiten de die Möglichk nd und die «Die Kirche ist die wichtigste.» chnittlich si tie überdurchs Ki rc he nk af fee … t inkl. Gemeinschaf … ich die Liturgie in der reformierten Kirche vermisst … ich evangelisch habe und im Kanton Bern wohne lutherisch getauft bin … … gen iert und erzo … ich die Liturgie und die … ich konfirm er is ch er Form … Form des lu th Abendmahls schätze und wir worden bin in uns … ich lutherisch getauft gegenseitig «befruchten» mit Ideen … und getraut bin … ienst geerdet werde … mir der Gottesdienst und … ich im Gottesd die f wichtige Themen Zusammengehörigkeit und und mich wieder au Wort Gottes etwas bringt … das us sie ren kann … im Leben fok An der evangelisch-lutherischen Kirche schätze ich, … … die Liturgie … … die Inhalte und die Litu rgie … … Verständnis, Freundlichk eit und Hilfsbereitschaft … … die gegenseitige Unterst ützung der Mitglieder … enkende … dass wir Andersd rbergen … chiedener gern bei uns behe enschen vers … dass ich M iedlichen n mit untersch st … Altersgruppe d Neues … den Gottesdien chten tref fe n un Lebensgeschi ka nn … n mitnehmen für mein Lebe 12 September–November 2021
Gemeindeausflug am 5. September 2021 Unser Gemeindeausflug führt uns jeweils in eine reformierten Kirchgemeinde Herzogenbuchsee ma- Gemeinde, der wir verbunden sind, weil dort Ge- chen. Sophie Matschat, Pfarrerin in Herzogenbuch- meindemitglieder von uns leben. Dieses Jahr fahren see, ist Lutheranerin und hat dieses Jahr auch schon wir nach Herzogenbuchsee. Wir werden dort einen in der Antonierkirche gepredigt. abwechslungsreichen Tag für alle Generationen mit Wir sind überzeugt, dass unser Gemeindeausflug feinem Essen, interessanten Vorträgen, Spiel, Spass wie immer eine gute Gelegenheit bietet, um sich und Gemeinschaft verbringen dürfen. über alle Generationen und Gruppen unserer Ge- Die Teilnehmenden aus Bern, die den öV nehmen, meinde hinweg näher kennenzulernen, die Gemein- treffen sich um 11.00 Uhr auf dem Bahnsteig und schaft zu pflegen und die reformierten Gemeinden, fahren um 11.07 Uhr nach Herzogenbuchsee. Nach aus denen unsere Gemeindemitglieder kommen, zu einem kurzen Fussmarsch treffen wir uns im histori- erkunden. schen Hotel Kreuz zum Mittagessen. Wir werden Die Hin- und Rückfahrt nach Herzogenbuchsee er- vom Gemeindepräsidenten Markus Loosli empfan- folgt individuell, das Mittagessen und alkoholfreie gen. Er wird uns seine Gemeinde, deren Geschichte Getränke werden von der ELKB bezahlt. und aktuelle Situation vorstellen. Ausserdem hören Wir freuen uns, wenn wir an diesem Anlass viele wir einen kurzen und interessanten Vortrag über ei- Mitglieder begrüssen dürfen und bitten um Anmel- nige starke Frauen aus Herzogenbuchsee, die auch dung (am Aushang in der Kirche oder unter info@ mit dem Hotel Kreuz zu tun hatten. Nach dem Kaf- luther-bern.ch), damit wir die Plätze im Hotel Kreuz fee kann der Ort erkundet werden, die Kinder kön- reservieren können. nen sich auf dem Spielplatz austoben und es gibt die Möglichkeit, um 15.00 Uhr die Kirche unter kundi- Herzlich lädt ein ger Führung zu besichtigen. Unser Gemeindemitglied, Swantje Rahn, lädt uns Der Kirchenvorstand und Pfarrerin Renate Dienst zum Apéro in ihren Garten ein, bevor wir uns auf den Weg zum gemeinsamen Gottesdienst mit der Andrea Hornung Foto: Michael Wüthrich, Herzogenbuchsee, www.mw-photographics.ch/ September–November 2021 13
Die neue Orgel in der Antonierkirche feiert Geburtstag 1988, beim 30-jährigen Organistenjubiläum von Werner Schlapbach, entstand die Idee, für die An- tonierkirche eine neue Orgel anzuschaffen. Zuvor taten zuerst ein gemietetes, später dann erworbe- nes Harmonium, und anschliessend eine kleine Orgel, dank einer Spende des Aussenamtes der Männedorf, die das Projekt realisierte. Am 28. Ok- Evangelischen Kirche in Deutschland, ihren Dienst. tober 2001 wurde die Orgel mit einem Konzert Eine neue Orgel sollte dem Spiel im Gottesdienst eingeweiht. mehr Möglichkeiten verschaffen und variabler die Anlässlich des 20-jährigen Orgeljubiläums feiern Kirchenmusik in der Gemeinde unterstützen. Der wir am Sonntag, 24. Oktober 2021 um Kirchenvorstand unterstützte das Projekt, Konzer- 10.00 Uhr einen Gottesdienst, der musikalisch te wurden veranstaltet, Kuchen verkauft, kleinere zum einen Orgelmusik des Einweihungstages auf- und grössere Spenden gingen ein. Zehn Jahre spä- greift, zum anderen reformationsbezogene Stücke ter befanden sich Fr. 7800.– auf dem Konto; ein zum Klingen bringt. Im Gottesdienst zu hören sind kleiner Anfang für ein über Fr. 200 000.– teures die Organistinnen und Organisten Charlotte Urwy- Projekt. Eine namhafte Spende ermöglichte dann ler, Linda Rickli und Wolfgang Padrock. doch den Bau der Orgel. Nun konnte die konkrete Planung beginnen, Angebote eingeholt und über Herzliche Einladung! den Standort der neuen Orgel diskutiert werden. Den Zuschlag erhielt die Firma Orgelbau Kuhn in Renate Dienst Einladung zur Kirchgemeindeversammlung Am Sonntag, 24. Oktober 2021, im Anschluss an den Gottesdienst Traktanden: 1. Begrüssung, Feststellung der Beschlussfähig- 6. Wahl der ELKB-Delegierten für die BELK-Bun- keit, Bestimmung des Protokollanten/der Pro- desversammlung tokollantin und Wahl der Stimmenzähler 7. Wahl des/der ELKB-Kandidaten/Kandidatin- 2. Verabschiedung des Protokolls der letzten nen für den BELK-Vorstand Kirchgemeindeversammlung 8. Wahl der Revisoren 3. Bericht des Kirchenvorstands 9. Budget 2022 4. Bericht der Pfarrerin 10. Sonstiges 5. Allfällige Ersatzwahl für den Kirchenvorstand Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Andrea Hornung und Jan Irmer Co-Präsidentin und -Präsident 14 September–November 2021
Erntedank – Gottesdienst für Gross und Klein Gottesdienste für Gross und Klein haben Familien genauso im Blick wie Paare und Alleinstehende. Generationenübergreifend feiern hier Ältere zu- sammen mit Jüngeren Gottesdienst. In kurzen Se- quenzen wird ein Thema entfaltet, vielfältig wer- den die Sinne angesprochen, miteinander wird gesungen, gebetet und gefeiert. Die nächsten Gottesdienste für Gross und Klein feiern wir am – Sonntag, 12. September 2021 zum Erntedank und am – Sonntag, 28. November 2021 zum 1. Advent, jeweils um 10.00 Uhr in der Antonierkirche. An Erntedank sind alle eingeladen, Erntegaben, Marmelade, Süsses, Salziges oder auch Blumen mitzubringen, um den Erntedankaltar zu schmü- cken. Haltbares kann auch schon an den Sonnta- gen zuvor abgegeben werden. Die Erntedankga- ben werden an den Aufenthaltsraum Postgasse, Projekt der AKiB, weitergegeben. Herzliche Einladung! Renate Dienst Filmgottesdienst Filmgottesdienst heisst, im Gottesdienst liturgisch gerahmt einen Kurzfilm zu sehen und miteinander darüber zu reden oder Ausschnitte aus einem Film anzuschauen, die in einen thematischen Zusammenhang gestellt werden. Jugendliche und Erwachsene laden wir herzlich ein zum nächsten Filmgottesdienst am Sonntag, 14. November 2021 um 17.00 Uhr. Wer zuvor wissen möchte, welcher Kurzfilm oder aus welchem Film Ausschnitte gezeigt werden, informiere sich bitte auf der Website. Renate Dienst September–November 2021 15
Gottesdienstplan September–November 2021 Bitte informieren Sie sich auf der Website oder per Telefon, ob sich ggf. Änderungen ergeben. Die Anzahl der Sitzplätze in der Kirche sind zum Zeitpunkt der Drucklegung pandemie bedingt weiterhin begrenzt. Der Gottesdienstbesuch ist derzeit ohne Anmeldung möglich, setzt aber freie Plätze voraus. Mit einer Anmeldung bis Freitagvormittag im Gemeindebüro stellen Sie sicher, sich nicht vergeblich auf den Weg zu machen. Kindergottesdienst während der Schulzeit in der Regel am 1. und 3. Sonntag eines Monats. Bitte beachten Sie die Ausnahme im Oktober. Soweit nicht anders vermerkt, finden die Gottesdienste in der Antonierkirche, Postgasse 62, statt. Mittwoch, 1. September 2021 18.30 Uhr Ökumenischer Schöpfungsgottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul Sonntag, 5. September 2021 17.00 Uhr Gottesdienst im Rahmen des 14. Sonntag nach Trinitatis Gemeindeausfluges in der Reformierten Kirche Herzogenbuchsee Sophie Matschat und Renate Dienst Sonntag, 12. September 2021 10.00 Uhr Gottesdienst für Gross und Klein 15. Sonntag nach Trinitatis zum Erntedankfest Renate Dienst und Team Sonntag, 19. September 2021 10.00 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl 16. Sonntag nach Trinitatis Renate Dienst gleichzeitig Kindergottesdienst 17.00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst zum Erntedank mit der Christkatholischen Kirche Thun in der Kirche St. Beatus im Göttibach, Thun, Christoph Schuler und Renate Dienst Sonntag, 26. September 2021 10.00 Uhr Gottesdienst 17. Sonntag nach Trinitatis Nadja Papageorgiu Sonntag, 3. Oktober 2021 10.00 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl 18. Sonntag nach Trinitatis Renate Dienst Sonntag, 10. Oktober 2021 10.00 Uhr Gottesdienst 19. Sonntag nach Trinitatis Michael Albe 16 September–November 2021
Sonntag, 17. Oktober 2021 15.00 Uhr LUTHERBERN feiert. 20. Sonntag nach Trinitatis Festgottesdienst Renate Dienst und Judith Pörksen Roder Sonntag, 24. Oktober 2021 10.00 Uhr Gottesdienst zum 20-jährigen Orgeljubiläum 21. Sonntag nach Trinitatis Renate Dienst und Organistenteam Sonntag, 31. Oktober 2021 10.00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst Reformationstag im Berner Münster Beat Allemand und Renate Dienst Sonntag, 7. November 2021 10.00 Uhr Gottesdienst Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr Bernd Berger gleichzeitig Kindergottesdienst Samstag, 13. November 2021 20.00 Uhr Vesper nach lutherischer Liturgie in St. Peter und Paul Sonntag, 14. November 2021 17.00 Uhr Filmgottesdienst Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr Renate Dienst und Team Sonntag, 21. November 2021 10.00 Uhr Gottesdienst mit Gedenken der Ewigkeitssonntag Verstorbenen und Abendmahl Renate Dienst gleichzeitig Kindergottesdienst 17.00 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl in der Kirche St. Beatus im Göttibach, Thun, Renate Dienst Sonntag, 28. November 2021 10.00 Uhr Gottesdienst für Gross und Klein 1. Advent Renate Dienst und Team Mittwochs um 18.30 Uhr finden in der Krypta der Dreifaltigkeitskirche ökumenische Gottesdienste statt und im Kirchraum im Haus der Religionen wird ebenfalls mittwochs um 12.45 Uhr ein ökumeni- sches Mittagsgebet gefeiert. Bitte informieren Sie sich über allfällige Änderungen. September–November 2021 17
Termine nahme Für die Teil e Bitte informieren Sie sich vorab auf der Homepage oder rufen m vorherig bitten wir u Sie uns an, ob sich aufgrund der Pandemie ggf. Änderungen ergeben. bei den Anmeldung Danke! lichen. Verantwort September Sonntag, 5. Gemeindeausflug nach Herzogenbuchsee (s. Seite 13) Samstag, 11. 10.00–12.30 Uhr Antonierkids Dienstag, 14. 14.30 Uhr 60+ Donnerstag, 16. 10.30 Uhr Lektürekreis Samstag, 18. BELK-Seminar bei Mission 21 in Basel (s. Seite 29) Oktober Samstag 16. / Sonntag 17. LUTHERBERN feiert. Jubiläumswochenende (s. Seiten 10–11) Dienstag, 19. 14.30 Uhr 60+ Donnerstag, 21. 11.30 Uhr Lektürekreis Samstag, 23. 10.00–12.30 Uhr Antonierkids Sonntag, 24. Kirchgemeindeversammlung im Anschluss an den Gottesdienst Freitag, 29. 19.00 Uhr Filmabend «Luther» November Samstag, 13. Nacht der Religionen (s. Seite 28) Dienstag, 16. 14.30 Uhr 60+ Samstag, 20. 10.00–12.30 Uhr Antonierkids Donnerstag, 25. 10.30 Uhr Lektürekreis Sonntag, 28. Tag der offenen Kirchentür im Anschluss an den Gottesdienst Kontakte: Antonierkids: Jan Irmer, 076 445 21 42 Renate Dienst, 031 352 62 21 Lektürekreis: Renate Dienst, 031 352 62 21 Treffen 60+: Renate Dienst, 031 352 62 21 18 September–November 2021
Eva Kess: Sternschnuppen – Falling Stars Konzertabend am Freitag, 24. September 2021 um 19.30 Uhr in der Antonierkirche Die Bassistin, Komponistin und Bandleaderin Eva Kess hat ein atemberaubend schönes Werk geschaffen, das sich wie kein anderes im Jazz-Streicher-Kanon anhört. Besetzung: Riccardo «Chicco» Castillo – Schlagzeug Vincent Millioud – Violine 1 Eva Kess – Kontrabass, Komposition, Leitung Susanna Andres – Violine 2 Dominik Klauser – Viola Am Ausgang wird um Spenden gebeten. Alejandro Olóriz Soria – Violoncello Daniel Rölli – Klavier Veranstalterin: Eva Kess Herrnhuter-Sterne-Basteln Fünf Herrnhuter Sterne leuchteten vorigen November am letzten Abend des Sternebastelns mit den Augen ihrer Besitzer um die Wette. Aus Pappe und Papier waren sie an fünf Abenden entstanden. Möchten Sie sich auch solch einen Stern für Ihre Wohnung basteln? – Mit etwas Zeit und Geduld lässt sich dies gut bewerkstelligen und macht dann über Jahre hin Freude. Gleichzeitig soll in diesem Jahr parallel zum eigenen Stern in Gemeinschaftsarbeit zusätzlich noch ein grosser Stern für die Kirche entstehen. Wann? Interesse? – nähere Informationen und Anmel- – Freitag, 22. Oktober 2021 und dung bis 2. Oktober 2021 bei Pfarrerin Renate Samstag, 30. Oktober 2021, 9.30–13.30 Uhr Dienst, Tel. 031 352 62 21. – Freitag, 12. und 19. November 2021 (sowie ggf. zum Fertigstellen Freitag, 26. Novem ber 2021), jeweils 18.30–21.00 Uhr. Wo? – Freskensaal, Antonierhaus Kosten? – Fr. 10.– (inkl. Sternepapier und Mittag- essen), zzgl. Leuchtpendel Voraussetzungen? – Bastelerfahrung und exak- tes Arbeiten. September–November 2021 19
Fortsetzung der Reihe «Ökumenische Partner» Mit dem vorigen Gemeindebrief haben wir eine Reihe begonnen, in der wir Kirchen, zu denen wir in Bezie- hung stehen, einladen, etwas über sich, ihre Glaubenspraxis, ihre Traditionen und ihre Theologie zu schreiben. In diesem Heft sind die Beiträge der Römisch-Katholischen Kirche in Bern und der Evangelischen Mennoniten- Gemeinde Bern zu lesen. Die Römisch-Katholische Kirche in Bern Ein langer Weg Ein gutes Jahr nachdem französische Truppen die Macht in Bern übernommen hatten, feierte am 9. Nach der 1528 von der Obrigkeit eingeführten Re- Juni 1799 Pater Gregor Girard im Chor des Berner formation wurden in Bern katholische Mitbürger Münsters die erste katholische Messe nach der Re- bestenfalls toleriert, aber nicht als gleichwertig ak- formation. Wenig später begann für 60 Jahre das zeptiert. So wie es vielen Reformierten in den ka- Gastrecht in der Predigerkirche, der heutigen tholischen Kantonen erging. Was heute kaum mehr Französischen Kirche. Die Katholikinnen und Katho- denkbar scheint, war über Jahrhunderte Alltag in liken durften bei den Reformierten feiern – alles einem konfessionell stark gespaltenen Land. andere als selbstverständlich. 1864 wurde der Bau der ersten eigenen Kirche an der Rathausgasse vollendet – die heutige christ- katholische Kirche Peter und Paul. Der Grosse Rat Foto: Dominic Hoyos hatte der kleinen Gemeinde zentral in der Stadt ei- nen Bauplatz überlassen. Der Bau wurde mit breiter finanzieller Unterstützung – bis hin zum damaligen Papst Pius IX. – im neugotischen Stil erstellt. Wegen des Kulturkampfes und der Spannungen rund um die Lehre des Primates und der Unfehlbarkeit des Papstes nach dem Ersten Vatikanischen Konzil spal- tete sich die katholische Gemeinde. Der Kanton Bern anerkannte die christkatholische (altkatholi- sche) Gemeinschaft, welche die neue Kirche be- hielt. Nun musste sich die römisch-katholische Ge- meinde wieder mit Provisorien und einem erneuten Gastrecht durch die Reformierte Gemeinde in der Predigerkirche zufriedengeben. 1899 endlich konnte die neue eigene Dreifaltig- keitskirche an der Taubenstrasse erbaut und bezo- Die katholische Dreifaltigkeitskirche bei der kleinen Schanze mitten in Bern – die Mutterpfarrei von Katholisch-Bern. 20 September–November 2021
gen werden. Mit dem raschen Anwachsen der Ka- Das erlaubt «Katholisch Bern» ein grosses finan- tholikenzahl wurden in Stadt und Agglomeration zielles Engagement im sozialen und diakonischen Bern im 20. Jahrhundert laufend weitere Pfarreien Bereich, mit über 20 Prozent des Budgets. Bei- gegründet. 1932 legte Bischof Josef Ambühl fest, spielhaft zeigte sich dies im Corona-Hilfspaket dass das Kirchengut zwischen den Pfarreien nicht von einer Million Franken, das natürlich auch die aufgeteilt werden solle. Damit war der Anfang der Glaubwürdigkeit der Kirche fördert. Durch rasches heutigen Gesamtkirchgemeinde gelegt: der Zu- und vernetztes Zusammenwirken mit Partnern sammenschluss von zwölf selbständigen Kirchge- konnten Menschen unterschiedlichen Alters und meinden, der Infrastruktur, Finanzen und Personal Bedürftigkeit wirkungsvoll unterstützt werden, die für alle regelt. von der Pandemie und ihren Auswirkungen beson- Persönlichkeiten wie Jakob Stammler, dem späte- ders betroffen waren und sind. Das nächste Hilfs- ren Bischof der Diözese Basel, oder Pfarrer Emil paket ist bereits geschnürt und will im Bereich Nünlist bauten die Gemeinde auf und sammelten Bildung und beruflicher Integration junger Men- die weit verstreuten Katholiken und Katholikinnen schen Hilfe leisten. in unzähligen Vereinen und Gruppierungen, so Neben der territorialen Präsenz mittels Pfarreien dass das von Urs Altermatt beschriebene «Katho- und anderssprachigen Gemeinschaften suchen wir lische Ghetto» bis in die 50er-Jahre des 20. Jahr- nach neuen Formen, um Menschen zu erreichen. hunderts festen Bestand hatte, samt eigener Zei- Wir werden in den nächsten Jahren die digitale tung und Partei. Katholisch-Sein war nicht nur Präsenz ausbauen, da mehr und mehr Menschen eine Frage der Konfession und der Form des ge- ihre kirchlichen Kontakte auf diesen Wegen su- lebten Glaubens, sondern in der Berner Diaspora chen. Darüber setzen wir mit einem Pilotprojekt auch eine Frage der Beheimatung und Zugehörig- in einem Neubaugebiet einen thematischen keit. Schwerpunkt. Kirche soll in neuer Form als wichti- Die heutige Katholische Kirche Region Bern, zu ge Stimme bei aktuellen gesellschaftspolitischen der grosse Teile der Agglomeration gehören, glie- Fragen wahrgenommen werden, weil sie in den dert sich in 15 Pfarreien, vier Fachstellen und die herkömmlichen Kanälen oft kaum gehört wird. beiden Gemeinschaften für Italienisch- und Spa- Die Katholische Kirche Region Bern ist nicht mehr nischsprachige. Daneben bestehen verschiedene die kleine Minderheit in einer fast geschlossenen weitere anderssprachige Gemeinschaften, die von Subkultur. Sie sucht nach verschiedenen Formen, der kantonalen Landeskirche finanziert werden, um in dieser Stadt das Evangelium zu leben und zu da ihre Zuständigkeiten und ihr Territorium weit bezeugen. über die Stadt Bern hinausreichen. In den letzten zehn Jahren hat die Kirche in Bern – angestossen durch die Bistumsleitung – ihre Or- Pfarrer Ruedi Heim ganisation im Pastoralraum Region Bern zusam- Leitender Priester Pastoralraum Region Bern mengefasst. Die Pfarreien vor Ort bleiben selbst- ständig, aber die Mobilität der Gläubigen und der thematische Austausch haben stark zugenommen. Dank des Wachstums in der Agglomeration und der Zuwanderung von Menschen aus katholischen Gebieten bleibt die Mitgliederzahl trotz erhebli- cher Austrittszahlen ziemlich stabil. September–November 2021 21
Die Evangelische Mennoniten-Gemeinde Bern (Alttäufer): Eine Friedenskirche im Raum Bern Wer die Mennoniten-Gemeinde Bern besucht, findet Kirchgemeindehaus Schosshalde, das die Nydegg- sie im Quartierzentrum Träffer an der Schosshalden- Gemeinde ebenfalls aufgeben musste, als Quartier- strasse 43 im Obstberg-Quartier. Dies ist mehr als zentrum erhalten wollten. Hier war ein Ort, wo etwas nur eine Adresse; dass die Gemeinde zu einem Quar- von diesem Leitgedanken konkret werden konnte: tierverein gehört, erzählt einiges. Seit ihrer Gründung Räume ermöglichen, in denen sich ganz unterschied- 1959 war die Gemeinde immer Mieterin: Zuerst an liche Menschen begegnen können und das gemein- der Zeughausgasse in der Altstadt, später in der schaftliche Leben im Quartier gestärkt werden kann. Wesley-Kapelle im Breitenrain, dann im Blaukreuz- Auch die Jugendgruppe, die sich gerade neu bildete, haus in Ostermundingen und seit 2013 im Kirchge- sollte einen permanenten Ort haben, an dem sie sich meindehaus Burgfeld, das zur reformierten Kirchge- spontan treffen konnte, zum Essen, Spielen, Diskutie- meinde Nydegg gehörte. Mit dem Einzug begann ren. Dies geschieht nun in diesen Räumen, in denen eine Partnerschaft mit der Nydegg-Gemeinde, die wir unter vielen anderen Gruppen auch als Kirche da nun weit über das Mietverhältnis hinausgeht. Man sind. Wir feiern da unsere Gottesdienste, die Senio- feiert mehrere gemeinsame Gottesdienste im Jahr rengruppe 60 Plus trifft sich monatlich. Aber wir tra- und bietet gemeinsame kirchliche Angebote an. Bei- gen auch die Arbeit des Quartiervereins mit. de Seiten freuen sich über diese Freundschaft, weil Als Friedenskirche orientiert sich die Gemeinde be- sie etwas sichtbar macht von den verschiedenen wusst an der Theologie der Täufer und bringt diese Schritten der Versöhnung zwischen Täufern und Re- Prägung gerne auch als Schatz ins ökumenische Mit- formierten. Es sind nicht nur Worte an Festgottes- einander der Kirchen ein: Wie können Kirchen heute diensten, dass nach Zeiten des Gegeneinanders und miteinander versöhnende und heilende Gemein- Verfolgung, auf die Zeiten des Nebeneinanders folg- schaften sein, aber ebenso auch widerständig gegen ten, nun ein neues Miteinander möglich sei, man Unrecht und Menschenverachtung agieren? Freikir- sucht dieses Miteinander auch konkret darin, vor Ort che sein bedeutet für täuferische Kirchen keine Fest- gemeinsam Kirche zu sein. legung auf bestimmte theologische Lehrmeinungen Als die Kirchgemeinde das Burgfeld an die Stadt ver- oder Frömmigkeitsstile, sondern die Freiheit von kaufte, wollten wir diese Partnerschaft weiter leben. staatlichen Anbindungen und die Freiheit, das Be- Mit der Suche nach neuen Räumlichkeiten verband freiende im Evangelium Christi immer wieder neu zu die Gemeinde auch die Frage, wie und in welchem finden. Für unsere Gemeinde bedeutet das nicht Ab- Umfeld sie in Zukunft ihre Kernanliegen leben wollte. grenzung von anderen Kirchen, sondern eine Facette, Als Teil der täuferischen Friedenskirchen hält sie in mit der wir uns als Teil der weltweiten Kirche Christi ihrem Leitbild fest: «Die Not der Menschen macht verstehen. Die Trennung von Kirche und Staat wird uns betroffen, denn Gott will das ganzheitliche Wohl nicht als eine apolitische Haltung verstanden, viel- aller. Wir sind herausgefordert, uns für Versöhnung mehr verpflichtet unser Selbstverständnis als Frie- mit Gott und den Menschen, für Gewaltlosigkeit, Ge- denskirche uns gerade zu gesellschaftspolitischer rechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzuset- Mitgestaltung. Der moderne plurale Staat erlaubt es zen. Jesus Christus ermöglicht uns die Liebe zu allen ja durchaus, sich gerade mit friedenspolitischen An- Menschen und gibt uns eine Perspektive der Hoff- liegen an den Gestaltungsprozessen zu beteiligen. nung.» Auf der Suche fand die Gemeinde Kontakte Dies zeigt sich in den verschiedenen Verbindungen zu Personen aus dem Obstberg-Quartier, welche das der Gemeinde. Sie arbeitet als Gast in der Arbeits- 22 September–November 2021
gemeinschaft der Kirchen im Kanton Bern (AKB) mit, blickt, sieht immer wieder das Ringen darum, in aller ist Mitglied in der Kirche im Haus der Religionen, pluralen Vielfalt zu einer Einheit zu finden. Die Ge- engagiert sich in der Nacht der Religionen und arbei- meinde wurde gegründet, um jenen eine Beheima- tet in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen tung zu geben, die aus ihren angestammten Täufer- Region Bern (AKiB) mit, in der sie mit Jürg Bräker im Gemeinden im Emmental und dem Jura nach Bern Vorstand vertreten ist. Es war ein besonderer Mo- gezogen waren. Die Bezüge zu diesen Gemeinden ment für die Gemeinde, als der Regierungsrat Chris- sind auch heute nach über 60 Jahren noch zu spü- toph Neuhaus als Kirchendirektor im Rahmen der ren, auch wenn im Laufe der Jahre Personen aus Nacht der Religionen 2017 die Täufer um Vergebung anderen Umfeldern zur Gemeinde dazu gekommen für all das bat, was sie im Lauf der Jahrhunderte vom sind. Ebenso suchte die Gemeinde in verschiedenen Kanton Bern an Unrecht erleiden mussten. Dies im Aufbrüchen ihre eigenen Wege. Sie versteht sich als Rathaus von Bern, in einer gemeinsamen Veranstal- Beteiligungsgemeinde, in der sich alle in den Bau der tung der Mennoniten-Gemeinde Bern mit der refor- Gemeinde einbringen können. Im Ringen miteinan- mierten Kirchgemeinde Münster. der, und nicht von zentralen Führungsämtern her, soll Als Beitrag zu den Gedenkfeiern zu 500 Jahren Re- die Einheit in aller pluralen Vielfalt immer wieder ge- formation erstellte sie gemeinsam mit der Münster- sucht werden. So gehört die Gemeinde zu den ersten Gemeinde in der Stadt Bern den Stationenweg zur Mennoniten-Gemeinden in der Schweiz, die z.B. Im- Täufergeschichte. Wenn es möglich ist, dass auch die pulse aus feministischer Theologie positiv aufnahm spannungsvollen Momente in der gemeinsamen und schon früh die Gleichheit der Geschlechter für «Familiengeschichte» der Reformationsbewegungen alle Ämter einführte. Aber auch Impulse aus eher gemeinsam erzählt werden, dann zeugt auch dies evangelikal orientierten Aufbruchsbewegungen wur- davon, dass wir wirklich als versöhnte Kirchen mit- den aufgenommen. Dies ging nicht ohne Konflikte einander unterwegs sind. ab, und nicht immer konnte ein gemeinsamer Weg Als Johanna Spittler ab 2012 als lutherische Pfarrerin gefunden werden. in der Mennoniten-Gemeinde Bern angestellt wurde, Wer die Gemeinde heute erlebt, spürt die Kraft, knüpfte sie auch freundschaftliche Beziehungen zur die daraus hervorgeht, wenn Menschen durch Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bern; ihr Nach- durchkämpfte Konflikte hindurch zu versöhnten Be- folger, Jürg Bräker, pflegt diese Beziehungen weiter. ziehungen finden, einander gegenseitig in der Ver- So wird auch hier lokal etwas von der Heilung der schiedenheit tragen und sagen können: Wir stehen Erinnerungen gelebt, welche die beiden Weltverbän- zueinander, weil Gott zu uns steht. de, Lutherischer Weltbund und Mennonitische Welt- konferenz, 2010 in Stuttgart feierten. Es sind aber gewiss nicht nur die Ortswechsel und Dr. Jürg Bräker die ökumenischen Beziehungen, welche die Gemein- Theologe der Evangelischen Mennoniten-Gemeinde de prägen. Wer in die Geschichte der Gemeinde Bern September–November 2021 23
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