MACHT IN BERN UND BRÜSSEL - Impulsgeber für die Schweiz und Europa - Elisabeth Schneider-Schneiter, Politikerin - Europa Forum Luzern
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25 September 2019 FRONT Impulsgeber für die Schweiz und Europa Ein Magazin von Handelszeitung, BILANZ und Le Temps MACHT IN BERN UND BRÜSSEL Elisabeth Schneider-Schneiter, Politikerin 1 BILANZ DE_33_150819_25 MAGAZIN DEUTSCH | 2018
25 September 2019 Impulsgeber für die Schweiz und Europa Ein Magazin von Handelszeitung, BILANZ und Le Temps EUROPAS BAHNBAUER Peter Spuhler, Unternehmer
25 September 2019 FRONT Impulsgeber für die Schweiz und Europa Ein Magazin von Handelszeitung, BILANZ und Le Temps SLAM-POETIN ROCKT EUROPA Hazel Brugger, Comedian 3 BILANZ DE_33_150819_25 MAGAZIN DEUTSCH | 2018
25 September 2019 FRONT Impulsgeber für die Schweiz und Europa Ein Magazin von Handelszeitung, BILANZ und Le Temps VORDENKERIN IN EUROPA Katja Gentinetta, Politphilosophin 4 BILANZ DE_33_150819_25 MAGAZIN DEUTSCH | 2018
Editorial IMPULSE UND VISIONEN Peter Spuhler baut im thurgauischen Buss- nang, in Berlin-Pankow, in Leeuwarden oder in Västerås Eisenbahnen, die Men- W schen verbinden. Und er schafft europaweit qualifizierte Arbeitsplätze. Kurzum: Spuhler wie Brugger sind Impulsgeber und Visio- enn Sie dieses Maga- näre. Die fünf Titelporträts haben wir zin in Ihren Händen übrigens unter 25 Persönlichkeiten aus halten, dann ziert das folgenden fünf Kategorien ausgewählt: Ge- Titelbild entweder sellschaft, Wirtschaft, Politik, Generation Comedian Hazel Zukunft, Wissenschaft. Sie alle illustrieren Brugger, Philosophin in ihrem Aktionsfeld, wie vielfältig und le- Katja Gentinetta, Aus bendig der alte Kontinent doch letztlich ist. senpolitikerin Elisa- Am Anfang dieses Magazins steht ein beth Schneider- Gespräch mit der Weltökonomin Beatrice Schneiter, Unternehmer Peter Spuhler oder Weder di Mauro. Die gebürtige Baslerin hat Neurowissenschafter Patrick Aebischer. eine beeindruckende Vita: Sie ist aufge- Und das hat einen tieferen Grund: Die wachsen in Guatemala, hat promoviert an fünf Persönlichkeiten auf dem Cover sind in der Uni Basel und ist heute Professorin in unseren Augen Impulsgeber und Visionäre Genf, Paris und Singapur. Als erste Frau für eine starke Schweiz und ein starkes (und Ausländerin) hat die deutsche Regie- Europa. Will heissen, es sind Persönlich rung sie 2004 in den Sachverständigenrat keiten, die in der Schweiz und in Europa berufen. So viel sei aus dem Gespräch einen Beitrag leisten zur Debatte und zum verraten: Weder di Mauro ist weiter vom besseren Verständnis. Es sind auch Leute Erfolgsmodell Schweiz überzeugt. TOP 25: Fünf Covers mit Mut – und dem Potenzial zur konstruk- – fünf Impulsgeber. tiven Gestaltung der Zukunft. Jetzt wünsche ich Ihnen eine anregende Elisabeth Schneider- Schneiter, Peter Hazel Brugger ist eine Querdenkerin Lektüre, die Sie zu Visionen inspiriert. Spuhler, Hazel Brug- und Provokateurin, die in der Schweiz und Stefan Barmettler ger, Katja Gentinetta, in Deutschland ein Millionenpublikum zum Patrick Aebischer (von links oben). Schmunzlen und zum Nachdenken bringt. Die Jury, welche die Impulsgeber und Visionäre kürte: Executive Committee, Europa Forum Luzern. Stefan Barmettler Marcel Stalder, Präsident; Philipp Gmür, Vizepräsi- dent, Helvetia; Elvira Bieri, SGS; Ralph Büchi, Rin- Chefredaktor gier Axel Springer; Karolin Frankenberger, Professo- «Handelszeitung» rin Universität St. Gallen; Thomas Gottstein, Credit Suisse; Morten Hannesbo, Amag; Hans Hess, Swiss- mem; Karin Mateu, Implenia; Tiana Angelina Moser, Nationalrätin; Damian Müller, Ständerat; Emilia Pasquier, Politberaterin; Fabian Peter, Regierungsrat Luzern; Jean-Philippe Rochat, Kellerhals Carrard; Bruno Staffelbach, Rektor Universität Luzern; Beat Züsli, Stadtpräsident Luzern; Fritz Studer, ehemaliger Vorstand Europa Forum Luzern IMPRESSUM Das Magazin «25» ist eine Beilage von «Handelszeitung», «BILANZ» und «Le Temps» Die Publikation erscheint in der «Handelszeitung» am 05.09.19, in «Bilanz» und «Le Temps» am 30.08.19. Chefredaktor Stefan Barmettler Verantwortlicher Redaktor Roberto Stefàno Mitarbeitende dieser Ausgabe Marc Badertscher, Eckhard Baschek, Mélanie Beney, Seraina Gross, Andreas Güntert, Michael Heim, Marc Iseli, Iris Kuhn-Spogat, Melanie Loos, David Torcasso Art Direction Wernie Baumeler, Berit Bisig Bildredaktion Remo Lötscher, Susanne Borer Grafiken Daniel Karrer Korrektorat Simone Abegg, Sandra Bolliger, Sonja Brunschwiler, Carsten Stütz Adresse Redaktion Handelszeitung, Flurstrasse 55, 8021 Zürich, Telefon 058 269 22 80, redaktion@handelszeitung.ch, www.handelszeitung.ch Leitung Wirtschaftsmedien Nina Ranke Leitung Marketing Roland Wahrenberger Brand Manager Patrizia Serra Adresse Verlag Handelszeitung, Ringier Axel Springer Schweiz AG, Flurstrasse 55, 8021 Zürich, Telefon 058 269 22 20, verlag@handelszeitung.ch Vermarktung Admeira AG. Sales Service Anzeigen Telefon 058 909 99 62, saleservices@admeira.ch Anzeigenpreise und AGB admeira.ch, Kundenservice-Portal, www.handelszeitung.ch/kundenservice, Telefon 058 269 25 05 Einzelverkaufspreis CHF 14.00, ISBN: 978-3-9524325-3-2 Druck Swissprinters AG, Zofingen Herausgeberin Ringier Axel Springer Schweiz AG; Bekanntgabe von n amhaften Beteiligungen im Sinn von Art. 322 StGB: Le Temps SA 3
Inhalt 34 24 IMPULSGEBER: Ob aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Wissenschaft oder 56 14 46 der Generation Zukunft – mit ihren Visionen und Ideen hinterlassen diese 25 Personen GESELLSCHAFT ihre Spuren in der Schweiz und 46 Katja Gentinetta Europa. 48 Carlo Chatrian 49 Helen Keller 50 Vera Michalski-Hoffmann 52 Jakob Kellenberger EDITORIAL WISSENSCHAFT GRAFIK 03 Impulse und Visionen 24 Lars Feld 54 Europas Superlative 26 Frédéric Kaplan 27 Patrick Aebischer INTERVIEW 28 Thomas Maissen GENERATION ZUKUNFT 29 Christa Tobler 06 Beatrice Weder di Mauro 56 Hazel Brugger 58 Armin Steuernagel POLITIK 59 Léa Sprunger WIRTSCHAFT 60 Océane Dayer 34 Margrethe Vestager 62 Flavia Kleiner 14 Peter Spuhler 36 Wolfgang Schäuble 16 Aude Pugin 37 Zuzana Čaputová 17 Adrian Locher 38 Philipp Nantermod AGENDA 18 Stefan Muff 40 Elisabeth Schneider-Schneiter 19 Martine Clozel 66 Das läuft in Europa Fotos Cover: Daniel Winkler, Phil Müller für MAGAZIN 25, Francois Wavre / Lundi 13, Noelle Guidon, Lucia Hunziker Fotos: Daniel Winkler, Phil Müller für MAGAZIN 25, Noelle Guidon, Markus Kirchgessner / laif, Jesse Dittmar / Redux 7 laif 5
Interview „DIE GEWICHTE VERLAGERN SICH” DIE BASLER ÖKONOMIN BEATRICE WEDER DI MAURO ÜBER DIE KONKURRENZFÄHIGKEIT DER SCHWEIZ UND DIE MACHT EUROPAS BEATRICE WEDER DI MUARO: «Entscheidend ist, dass die Schweiz weiterhin eine gute Beziehung zu Europa behält.» 6
B eatrice Weder di Mauro ist tigen Konstellation gibt es eine ganze Reihe jeder Mensch auf der Erde nicht mit seinem eine der führenden Ökono von Risiken. Gewicht, sondern mit seiner Kaufkraft auf minnen der Gegenwart. Sie den Boden drückt. Mit einer Prognose der ist gefragt in Theorie, Poli Was trübt das Bild in Europa, Kaufkraftentwicklung und des Bevölke tik und Wirtschaft. Bundes in der Schweiz? rungswachstums lässt sich dann sehen, wo kanzlerin Angela Merkel Erstens sind wir weltweit in der Spätphase hin der wirtschaftliche Schwerpunkt der holte sie in den Sachver eines langen Zyklus von guter Konjunktur. Welt wandert. In den achtziger Jahren des ständigenrat zur Begutach Die Anzeichen eines Abschwungs mehren letzten Jahrhunderts lag er im Atlantik, also tung der gesamtwirtschaft sich, der Internationale Währungsfonds zwischen Amerika und Europa. Heute liegt lichen Entwicklung – im revidiert praktisch jedes Quartal die Pro er im Mittleren Osten, und zwar leicht süd deutschen Volksmund: Rat gnose nach unten. In Deutschland befürch lich, weil auch im Süden die wirtschaftliche der Wirtschaftsweisen. tet man sogar eine Rezession; das würde Masse wuchs. 2050 wird dieses Zentrum in Weder di Mauro beschäf auch die Schweiz belasten. Zweitens sind Südchina liegen. Diese gewaltige wirtschaft tigt sich mit Geldpolitik, Finanzkrisen und die wirtschaftspolitischen Handlungsräume liche Gewichtsverlagerung hat politische Wettbewerbsfähigkeit von Ländern. Die beschränkt. Dies trifft vor allem auf die Konsequenzen. Der Einfluss der USA Baslerin ist global unterwegs: Sie lehrt in Geldpolitik zu, aber in Europa ist auch die bleibt also nicht stabil, sondern er nimmt ab. Deutschland, der Schweiz und Singapur. Haushaltspolitik eingeengt. Das nährt die Das kann auch ein Slogan wie «America Zudem sitzt sie in diversen hochkarätigen Befürchtung einer «Japanisierung», also First» nicht ändern. Je nachdem, wie sich Verwaltungsräten. einer langfristigen Stagnation und Defla Europa verhält, könnte sein Einfluss auch tion. Drittens schaffen der von den USA wachsen. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn losgetretene Handelskrieg und die mut Sie von Ihrem Wohnort Singapur in die willige Missachtung der Regeln der welt Sind wir anpassungsfähig genug, um Schweiz fliegen und in Zürich aus dem wirtschaftlichen Ordnung grosse Unsicher dem Druck aus Asien Paroli zu bieten? Flieger steigen? heit. Gleichzeitig ist das zu sehen vor dem Europa, noch mehr die Schweiz, war über Beatrice Weder di Mauro: Ich komme immer Hintergrund der tektonischen Verschie aus erfolgreich, sich neuen Marktumfeldern gerne in die Schweiz und freue mich, wenn bungen im wirtschaftlichen Kräftezentrum zu stellen, weil das Land immer eine offene ich wieder «Schwyzerdütsch» höre. Ich bin der Welt. Volkswirtschaft war. Diese Offenheit gilt regelmässig hier, weil ich in Genf unterrichte auch für ganz viele grosse und kleinere Un und Verwaltungsratsmandate wahrnehme. Das Ergebnis dieser tektonischen Ver- ternehmen. Sie haben stets über die Schwei schiebungen ist: Der Einfluss Europas zer Grenze geschaut, sich der Globalisie Kein Stimmungstief, das Ihnen beim nimmt ab, jener der USA bleibt stabil, rung gestellt und sich immer wieder neu Aussteigen entgegenschlägt? Es heisst: Asien legt massiv zu. Richtig? erfunden. In Asien wohnt die Zuversicht, in Nicht ganz, das wirtschaftliche Gravita Europa der Verdruss. tionszentrum der Welt verschiebt sich Wird dies so bleiben? Natürlich ist man in Asien mit einer höhe laufend weiter nach Asien. Das kann man Dem Wachstumsmodell der letzten Jahr ren Beschleunigung unterwegs und das berechnen, indem man sich vorstellt, dass zehnte liegt zugrunde, dass die Märkte of prägt eine positive Grundstimmung. Aber fen bleiben. Ob diese Prämisse künftig gilt, die Schweiz ist nach wie vor eines der ist unklar. Es könnte sein, dass Regionen reichsten Länder der Welt und bewegt sich GLOBALE KARRIERE oder Nationen den internationalen Handel erfolgreich im globalen Wettbewerb. Beatrice Weder di Mauro, 54, mit Barrieren unterbinden wollen und ver Dennoch sind hier viele unzufrieden und studierte Volkswirtschaft in stärkt regional agieren. meinen: «Früher war es besser.» Basel und promovierte bei Silvio Borner. Sie arbeitete bei Sie reden vom Protektionismus? Dass die Schweiz auf die schiefe Ebene der Weltbank und dem Interna Es ist nicht zu verkennen, dass der Virus des gerät, sehen Sie nicht? tionalen Währungsfonds (IWF). Protektionismus wieder verstärkt um sich Bis jetzt hat sie sich immer gut geschlagen. Als Professorin in Mainz wurde greift. Da ist vorab Donald Trump, der ge Aber man muss realistisch sein: Der Erfolg sie 2004 in den «Rat der Wei zielt handelspolitische Waffen benutzt und der Schweiz entscheidet sich nicht nur zu sen», ein Beratergremium der mit Strafzöllen droht. Zum Teil aus dem Hause, er hängt mindestens so stark vom Bundesregierung, berufen – Missverständnis, dass mit viel Geschick ein weltwirtschaftlichen und europäischen Um besonders guter Deal herauszuholen wäre, als erste Frau. Heute lehrt sie feld ab. Entscheidend ist, dass die Schweiz von dem sein Land übermässig profitieren weiterhin eine gute Beziehung zu Europa am Insead in Paris und Sin könnte. Der Fehler ist, den Handel als Null behält. gapur sowie am Graduate Insti summenspiel zu betrachten. Aber dieser tute in Genf. Sie präsidiert das Fehler ist verbreitet. Sind Sie also optimistisch? Ökonomen-Netzwerk Centre Ich bin grundsätzlich Optimistin, aber zur for Economic Policy Research. Nicht nur in Amerika, auch in China zeit ist das nicht ganz einfach. In der heu oder Europa. • Fotos: Helmut Wachter / 13 Photo für «25» Magazin 7
• Ja der Protektionismus-Virus ist anste- BLICK AUS ASIEN: ckend. Wobei Europa am ehesten immun Beatrice Weder di Mauro wuchs in dagegen ist, da Marktöffnung und Handels- Guatemala auf, integration zu den Grundpfeilern gehören, studierte in Basel, auf denen die Europäische Union aufgebaut lehrte in Mainz und wohnt in Singapur. wurde. Dazu gehört ein ausgeprägtes Wett- bewerbsrecht, das eine Vorzugsbehandlung von einzelnen Unternehmen unterbindet und dadurch das Spielfeld eben hält. Sehen Sie gar das Risiko, dass Ab- schottung die neue Normalität wird? Ja, diese Gefahr besteht. Im Tech-Bereich versucht Trump, chinesische Firmen aus den USA und Europa zu verdrängen. Besteht nicht die Gefahr, dass China im Gegenzug seine eigenen Schlüsseltechnologien aufbaut und die Wertschöpfungskette halt in Asien verlängert? Die Verlängerung der Wertschöpfungsketten im asiatischen Raum ist schon länger im Gang. Zunächst hat Japan Südostasien als verlängerte Werkbank und Zulieferer ge- nutzt und jetzt ist China der wichtigste Handelspartner. Wenn die globalen Liefer- ketten gefährdet sind, werden diese regiona- len Verbünde weiter an Gewicht gewinnen. China investiert Milliarden in künst liche Intelligenz oder Robotik. Können da Westfirmen mithalten? Zumal sie aus ihrem Gewinn Aktionäre zufrie- denstellen und Milliarden an Dividen- den ausschütten müssen – nicht wie Huawei oder Alibaba. Es ist in der Tat eine neue Erfahrung: Der Westen muss erstmals zur Kenntnis neh- men, dass sich ein Schwellenland einen technologischen Vorsprung erarbeiten kann. Nicht nur weil China massiv investiert, sondern weil der Binnenmarkt riesig ist und vestitionslinien festlegen, und grosse Unter- dards heute durch multilaterale Organisatio- die Mittelschicht weiterwächst. Gerade bei nehmen und Banken, die staatlich kontrol- nen gesetzt, mit denen China kooperiert. Tech-Plattformen ist die Geschwindigkeit liert sind. Aber diese sind nicht die Basis des China ist zum Beispiel Mitglied der World beim Skalieren sehr wichtig für den Erfolg. Erfolgs. Der Erfolg basiert auf einem dyna- Trade Organisation (WTO) oder des Inter- Aber vergessen Sie nicht: Eine erstarkende mischen privaten Sektor. nationalen Währungsfonds. Allerdings gibt Mittelschicht wie in China verlangt auch es erste Beispiele von internationalen Insti- nach europäischen Waren. Insofern gibt es Am Schluss setzt China die Standards: tutionen, die China aufgebaut hat, um mehr auch viele Chancen. bei Datensicherheit, bei künstlicher Einfluss zu gewinnen. Die Asiatische Infra- Intelligenz, bei selbstfahrenden Autos? strukturbank (AIIB) ist ein solches Beispiel Planwirtschaft schlägt Markt Das wird die Zukunft zeigen. Sicher haben und natürlich die Belt-and-Road-Initiative. wirtschaft? grosse Märkte Einfluss auf die Standards, Nein, umgekehrt. Die Sowjetunion war eine aber es ist auch möglich, dass es in Zukunft Sie beschäftigen sich intensiv mit Planwirtschaft, in der die Herstellung jeder weniger globale und vermehrt regionale Finanzkrisen. Was fasziniert Sie daran? Schraube staatlich organisiert war. In China Standards gibt. In wichtigen Bereichen der Die Kombination von Finanz-, Schulden- gibt es Masterpläne, welche die grossen In- Weltwirtschaft werden die Regeln und Stan- und Währungskrise ist so etwas wie der 8
grösste anzunehmende Unfall eines Landes sicherungselementen und solchen, die die es ist im Gegensatz zur Schweiz wirklich mit enormen volkswirtschaftlichen und Disziplin erhöhen. Ich habe gemeinsam mit eine Insel im physischen wie im übertrage gesellschaftlichen Kosten. Ich habe mich einer Gruppe von deutschen und franzö nen Sinn: Die unmittelbaren Nachbarn wie bereits im Studium in den achtziger Jahren sischen Ökonomen einen solchen Reform Indonesien oder Malaysia entwickeln sich mit der Schuldenkrise Lateinamerikas be vorschlag vorgelegt. zwar auch, aber der Abstand ist noch gross. schäftigt, auf die ein verlorenes Jahrzehnt folgte. Auch die neunziger Jahre waren SNB-Präsident Thomas Jordan ist Was kann man lernen von Singapur? nicht arm an Krisen, die ich zum Teil aus nicht zu beneiden. Sein geldpolitischer Braucht es einen Masterplan wie jener der Nähe beobachten konnte, da ich beim Spielraum ist abhängig von der US- des ersten Premiers Lee Kuan Yew? Internationalen Währungsfonds war. Da Notenbank und Europas Zentralbank. Auffällig ist, wie sehr die gesamte Führung raufhin habe ich meine Forschung auf Letztlich ist das Schicksal einer kleinen, von Singapur ständig besorgt ist, dass das solche Krisen und deren Übertragung aus offenen Volkswirtschaft, dass der Wechsel Land zurückbleiben könnte. Es herrscht ein gerichtet. Dieses Wissen war dann wieder kurs eine grosse Rolle spielt. Das ist bei Gefühl, man sei ein kleiner roter Punkt sehr nützlich, als ich vor zehn Jahren im Singapur nicht anders. Die Konsequenz ist, auf der Landkarte, der nur bestehen könne, deutschen Sachverständigenrat war und die dass die Geldpolitik einen engeren Spiel wenn man sich laufend verbessert, wett globale Finanzkrise und die Euro-Krise raum hat. Da die Schweiz umgeben ist bewerbsfähig bleibt und Geschäftsmodelle ausbrachen. von Euro-Ländern, spielt der Euro für die einführt – und weit in die Zukunft denkt. Schweiz halt eine grosse Rolle. Der Masterplan war auch wichtig beim Die Euro-Zone schleicht sich von öffentlichen Wohnungsbau. Krise zu Krise: mal ist es Griechen- land, dann Spanien – und immer Inwiefern? „ICH TRAUE wieder Italien. Die Folge: eine Geld- Als Singapur unabhängig wurde, war es schwemme durch die EZB, was neue mehr oder weniger ein Slum, in dem es Risiken kreiert. Wird Europa je wieder schwere Unruhen zwischen den verschie URSULA VON auf den Normalmodus umschalten? denen Bevölkerungsgruppen gab. Die Ich bin verhalten optimistisch, dass die neue Regierung verfolgte damals einen Plan zur Führung der Kommission die ausstehenden Sanierung der Stadt und stellte Wohneigen DER LEYEN Reformen der Euro-Zone voranbringen tum zu sehr günstigen Konditionen zur kann. Zurzeit gibt es da eine Blockade, aber Verfügung. Heute leben fast 90 Prozent der ich schätze Frau von der Leyen sehr und Bevölkerung in Wohnungen, die sie vom EINIGES ZU.” traue ihr zu, diese zu lösen. Man darf nicht Staat erworben haben. Das dient ihrer wirt unterschätzen, wie viel in den letzten Jahren schaftlichen Absicherung, aber auch dem schon getan wurde, um die Grundfesten sozialen Frieden, denn das öffentliche Woh des Euro zu verstärken. Die Bankenunion nen verfolgt seit Jahrzehnten eine Durchmi und der Europäische Stabilitätsmecha schungspolitik mit Quoten für Ethnien. nismus (ESM) sind wichtige Pfeiler einer Zudem darf kein Quartier zurückgelassen robusteren Währungsunion. werden. Das bedeutet: Der Staat erneuert Die Aufgabe des Frankens: und verbessert systematisch die Infrastruktur. Glauben Sie daran, dass EZB-Chefin eine Lösung? Christine Lagarde innert vier Jahren Das sehe ich nicht. Der Freiraum der Sie präsidieren das renommierte die Zinsen in Europa anheben wird? schweizerischen Geldpolitik ist zwar einge Centre for Economic Policy Research Das ist weniger eine Frage der Person an engt, aber er existiert. Die SNB kann etwa (CEPR), ein Netzwerk von 1300 Öko- der Spitze. Die EZB wird die Zinsen anhe auf Entwicklungen im Inland durchaus re nomen. Was bringts? ben, wenn das Wachstum und die Inflation agieren. Und sie kann zwar den Wechsel Es ist eine extrem spannende Führungs im Euro-Raum anziehen. Die Frage ist, was kurs nicht einfach ignorieren, aber Schwan aufgabe, denn das CEPR besteht aus einem die EZB tun kann, falls das nicht geschieht kungen hinnehmen. Das ginge nicht bei globalen Netzwerk von Spitzenökonomen und sich stattdessen die Konjunktur mar einem fixen Wechselkurs oder einer Aufgabe mit unglaublichem Potenzial. Mein Ziel ist kant abschwächt. Sehr viel kann sie nicht der Währung. es, dieses Potenzial auf exzellente Forschung mehr tun und ist dann auf die Politik ange und wirtschaftspolitische Problemlösungen wiesen. Diese müsste Investitionen stärken Sie leben in Singapur. Der Unter- zu fokussieren. Dazu habe ich diverse neue und grundsätzliche Reformen vorantreiben. schied zur Schweiz? Arbeitskreise geschaffen, die bereits ausge Da gibt es viele Parallelen zur Schweiz: zeichnet zusammenarbeiten zu Themen wie Was fehlt zur nachhaltigen Besserung? Kleinstaat, sauber, funktionierend, kompe Populismus, Euro-Zone, Kryptowährungen, Die Umsetzung der Reformen, wobei die titiv, erfolgreich. Was mich fasziniert, ist die Handelspolitik, Geldpolitik und Entwick Reformpakete auf dem Tisch liegen. Ein Entwicklungsgeschwindigkeit: Vor sechzig lung. Ich bin nun seit einem Jahr Präsidentin glaubwürdiger Ordnungsrahmen für den Jahren war Singapur mausarm, heute ist es des CEPR und sehe mit Freude, wie viel wir Euro erfordert eine Kombination von Ver eine Metropole mit hoher Kaufkraft. Und noch erreichen können. • 9
Presented by Amag ID3: Mit dem VW ID3 startet im kommenden Jahr die grosse Elektrooffensive von Volkswagen. E-MOBILITÄT – DIE AMAG MACHT SICH BEREIT. 10
WÄHREND JAHRZEHNTEN KONNTE DER SCHWEIZER AUTOMOBILHANDEL SEIN GESCHÄFT OHNE WESENTLICHE VERÄNDERUNGEN BETREIBEN. DIE AKTUELLE, EUROPAWEITE AUSRICHTUNG AUF NACHHALTIGE MOBILITÄT SORGT DAFÜR, DASS SICH AUTOMOBILANBIETER WIE DIE AMAG VERÄNDERN MÜSSEN. D von Dino Graf, Leiter AMAG Group Communication, Responsibility & Brand Management ie AMAG ist ein eigenstän haltigeren individuellen Mobilität. Entspre nicht nur umweltfreundlichere Autos zu diges Schweizer Traditions chende Gesetze und Verordnungen haben entwickeln, sondern auch die Bedürfnisse unternehmen, hat aber als natürlich auch einen Einfluss einerseits auf dafür zu wecken und kontinuierlich neue Importeurin der wichtigsten die politische, anderseits aber auch auf die Kunden zu nachhaltiger Mobilität zu füh Marken der Volkswagen AG wirtschaftliche Schweiz. ren. Waren die deutschen Autohersteller in eine starke Verbindung nach In der Bevölkerung zeigen sich bezüg der Vergangenheit bezüglich Elektromobi Deutschland und in weitere lich nachhaltiger Mobilität zwar noch Wi lität nicht gerade Spitzenreiter, plant der europäische Länder. Die dersprüche – man ist sich einig, dass mehr VW-Konzern nun, zum weltweit führenden europäische Politik arbeitet für den Umweltschutz getan werden sollte, Anbieter nachhaltiger Mobilität zu werden. an einer Veränderung der freut sich aber trotzdem über seinen über Dies ist gemäss Aussagen von VW der Mobilität hin zu neuen durchschnittlich gut motorisierten Wagen in grösste Veränderungsprozess in der gesam Antriebsformen und noch weniger Emis der Garage. Doch die drohenden CO2- ten Firmengeschichte. Bis 2050 will sich sionen, kurzum, hin zu einer noch nach Lenkungsabgaben zwingen die Industrie, der Konzern zu einem CO2-neutralen • AUDI: Mit dem Audi E-Experience Center am AMAG- Hauptsitz in Zürich erfahren Mitarbeitende und Kunden alles rund um das Thema E-Mobilität. 11
Presented by Amag • Unternehmen entwickeln. Kurzfristig tion & Venture Lab arbeitet dafür an zu verbessern und zu hinterfragen. Bei aller transformiert Volkswagen sein automobiles Themen wie Connectivity, Mobility Ser Bedeutung der E-Mobilität darf nicht ver Kerngeschäft: In den nächsten fünf Jahren vices, Sharing- und Abomodellen sowie gessen werden, dass die AMAG noch viele sollen mehr als 30 zusätzliche vollelek disruptiven E-Businessmodellen. Das Lab Jahre hunderttausende von Kunden mit trische Modelle lanciert werden. Darüber setzt sich mit den Initiativen des Volks Benzin- oder Dieselfahrzeugen betreuen hinaus sollen Batterietechnologie und wagen-Konzerns auseinander, spürt Mobi wird. Auch dieses den Mitarbeitenden ver das autonome Fahren zu Kernkompeten litätstrends auf und vernetzt sich mit füh traute Geschäft soll laufend verbessert und zen werden. renden Universitäten sowie der Schweizer neu gedacht werden. Und beim Stichwort Die Entwicklung in Europa und die ent Start-up-Szene. Rendite geht es darum, bei den Mitarbei sprechende Reaktion des Volkswagen-Kon Innovation bedeutet bei der AMAG tenden die unternehmerische Optik zu stär zerns haben auch starke Auswirkungen auf aber auch, das bisherige Geschäft laufend ken. Schliesslich haben Kundenorientierung die AMAG, die den markanten Wandel rasch antizipieren muss. Die typische Fähigkeit von Schweizer Unternehmen, sich neuen Gege benheiten anzupassen, wird jetzt auf die Probe gestellt. Es gilt, Elektrofahrzeuge er folgreich zu vermarkten, neue Mobilitätsfor men zu entwickeln und zu etablieren. Seit Jahrzehnten ist die AMAG äusserst erfolg reich darin, Autos mit Verbrennungsmotoren zu verkaufen und zu warten. Die Mitarbei tenden haben entsprechend «Benzin im Blut». Bei allem Verständnis für den Nutzen nach haltiger Mobilitätslösungen – die Begeisterung für das Neue musste AMAG- intern erst geweckt werden. Eine wichtige Grundlage für den künftigen Erfolg ist des halb die Entwicklung einer Unternehmens kultur, in der kontinuierliche Veränderung und neue Technologien nicht abschrecken, sondern als Chance erlebt werden. Neue Technologie braucht den Menschen als Vermittler 2017 hat die AMAG dafür einen internen Kulturwandel lanciert, der allen Mitarbei tenden helfen soll, die Transformation zu verstehen und die neue Ausrichtung mit Überzeugung mitzutragen. Die Kulturini tiative mit dem Namen WE MOVE ver mittelt kontinuierlich die drei wichtigsten Treiber der Veränderung: Kundenorientie rung, Innovation und Rendite. Hohe Kun denorientierung ist zwar seit Jahren schon ein Thema. Nun gilt es aber, auch im Be reich der neuen Technologien für die Kun den zu einem vertrauten Kompetenzpartner zu werden und sie für die Elektromobilität «Ich bin überzeugt, dass die AMAG in der Schweiz bald die erste Adresse für zu begeistern. Unter dem Begriff Innova tion will die AMAG im Bereich der neuen Technologien neue Chancen nutzen. Ein im Sommer 2018 gegründetes AMAG Innova die E-Mobilität sein wird.» Morten Hannesbo 12
80 Prozent der Mitarbeitenden die Bedeu tung von Kundenorientierung, Innovation und Rendite nachvollziehen können. Aller dings fällt es noch nicht allen Mitarbeiten den leicht, den Wandel in ihrem Berufsalltag umzusetzen. Deshalb setzt die AMAG in der Fortsetzung des Kulturwandels noch stärker auf Best-Practise-Beispiele. Mitar beitende sollen sich gegenseitig zu Aktivität und Veränderung inspirieren. Ein Kultur wandel passiert nicht von heute auf morgen. Ein Mechatroniker-Lehrling brachte es in einem internen Videointerview auf den Punkt: «Bei der AMAG dauert die Verän derung vielleicht manchmal etwas länger. Aber wenn wir es dann tun, dann tun wir es richtig.» Auch für Morten Hannesbo, CEO der AMAG-Gruppe, ist klar, dass der Kulturwandel Zeit braucht: «Natürlich sind MORTEN VOR DER KAMERA: wir noch nicht am Ziel. Aber es ist erfreu Jeden Monat wendet sich AMAG- lich zu sehen, wie viel Neugier und Enga CEO Morten Hannesbo mit gement unsere Mitarbeitenden den neuen einem Video zu Themen aus dem WE-MOVE-Programm an die Mobilitätsformen entgegenbringen.» gesamte AMAG-Belegschaft (ganz links). Pioniergeist zeigen Hannesbo sieht die Veränderung und das WORKSHOP: Gemeinsam Beschreiten von Neuland als etwas, das zur entwickelt das AMAG-Kader AMAG passt, denn «seit der Firmengrün Ideen für die die Zukunft (oben). dung hat das Unternehmen immer wieder LERNENDENPLAKAT: Die Phasen erlebt, die nur mit viel Pioniergeist Stimme der Jugend; auch die zu meistern waren. Wir leben in unglaublich AMAG-Lernenden kommen zu spannenden Zeiten, in denen genau dieser Wort. Pioniergeist wieder besonders gefragt ist.» So zeigt sich der Firmenchef zuversichtlich: «Die Produktoffensive der Volkswagen AG ist zwar fantastisch, doch unsere Mitbewer ber werden in den nächsten Jahren ebenfalls gute E-Modelle auf den Markt bringen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass die AMAG in der Schweiz bald die erste Adresse für die E-Mobilität sein wird.» Es und Innovation ihren Preis – die Mittel mitarbeitenden. Mit internen Plakaten und seien die Mitarbeitenden, die den Unter dafür müssen erst verdient werden. Ein Bildschirmschonern wird für WE MOVE schied ausmachen: «Wir waren in den ver hohes Kostenbewusstsein ist deshalb der kontinuierlich Visibilität geschaffen. Im gangenen Jahren, auch im europäischen dritte Teil des Kulturwandelprogramms Intranet und in der Mitarbeiterzeitung wer Vergleich, nicht nur wegen der guten WE MOVE. den laufend verschiedene Aspekte der Initia Modelle der Volkswagen-Gruppe an Um so viel Veränderung auszulösen, tive beleuchtet, auch mit einem Blick über der Spitze, sondern weil wir bei unseren benötigt es mehr als ein Motto, ein neues den eigenen Tellerrand. Die wohl wichtigste Kunden durch Kompetenz und Service Mitarbeiterhandbuch oder ein neues Leit Massnahme jedoch ist die direkte Ausein Vertrauen schafften. In der E-Mobilität bild. Seit zwei Jahren wird das Thema des andersetzung mit dem Thema. Führungs wird dies nicht anders sein. Wir werden halb immer wieder und auf die unterschied kräfte erarbeiten mit ihren Teams, wie sie diesen neuen Markt anführen, weil unsere lichste Weise aktuell gehalten – ganz in der zur Entwicklung der AMAG beitragen kön Mitarbeitenden rasch viel Kompetenz Taktik der Nadelstiche. Der CEO richtet nen. Die Initiative ist bei den Mitarbeiten aufbauen und die Kunden auch in der sich monatlich per Video an die Belegschaft den gut angekommen. Eine Mitarbeiter nachhaltigen Mobilität mit Begeisterung und per SMS wöchentlich an alle Kader befragung im Dezember 2018 zeigte, dass beraten werden.» • 13
Wirtschaft Foto: Daniel Winkler für MAGAZIN 25 14
P eter Spuhlers Zugfirma Stadler Rail ist aktuell drauf und dran, den ganzen Kontinent mit Peter Spuhler, 60 Schnell-, Vorort- und U-Bahn- zügen auszurüsten. Obendrein liefert er Strassenbahnen und Lokomotiven mit Diesel- oder Strombetrieb in diese Kern- EUROPAS märkte. Bei Letzteren führt er eine Produktelinie mit dem Namen Euro im Angebot. Der Name ist Programm: Der ehema- lige Nationalrat verkauft sein Rollmaterial nach Grossbritannien, Frankreich, Polen, BAHNBAUER Slowenien, Norwegen, in die Niederlande, nach Finnland, Italien, Ungarn – und natür- lich in der Schweiz. Sein Trumpf ist weniger der Endpreis – der ist tendenziell höher –, sondern der Kundenfokus. Denn auch bei der Eisenbahn ist Europa noch lange nicht integriert. Vielmehr kennt jedes Land, jede Region Spezifitäten beim Einstieg, bei der Verarbeitung, den Lärmvorschriften; ergo werke, das mit 2000 Mitarbeitenden als Landes und damit auch der Wirtschaft viel- wird vom Zugbauer höchste Flexibilität er- grösster Industriebetrieb von Deutschlands fach aus den Augen verloren.» Sollten gar wartet. Stadler Rail kann sie bieten. Die Hauptstadt gilt. Von hier aus werden Metro- die Bilateralen kippen, würde das letzte Firma schafft es auch, die Liefertermine in polen mit vielfarbigen Strassen- und Stadt- Eisenbahnreich der Schweiz ausgerechnet der Regel einzuhalten, was den wenigsten bahnen beliefert. Die Ambitionen sind im kleinen Heimmarkt aufs Stumpengleis Konkurrenten – siehe Bombardier – gelingt. hoch, jüngst wurde eine nächste Ausbau- zurollen. Denn für Spuhler sind die bilate- Spuhler setzt dabei auf eine vernetzte Pro- phase gestartet. ralen Verträge Voraussetzung dafür, dass duktion, und zwar international. An 25 Chefstratege, Geldgeber und VR-Präsi- sich die Schweizer Wirtschaft weiter positiv 1 Standorten lässt er planen und bauen. In dent Spuhler und seine 9000 Mitarbeiten- entwickelt. Und er mit seiner Stadler Rail Berlin-Pankow steht eines seiner Schlüssel- den sind in diesem weitverzweigten indust- auch die nächsten Jahre ein industrielles riellen Setup auf offene Grenzen angewie- Flaggschiff in Europa bleibt. sen; auch internationale Verträge über die Das Potenzial des einstigen 16-Mann- gegenseitige Anerkennung von Sicherheits-, Betriebs ist gross. Das vermuten auch die Gesundheits- und Umweltstandards sind Aktienmärkte. Diesen Frühling legte die für ihn essenziell. Schliesslich hat er un- Firma einen fulminanten Start an der Börse längst 70 Millionen Franken in das Stadler- hin. Spuhler, der einen Teil seiner Aktien Rail-Werk in Altenrhein SG investiert, wo er verkaufte, dürfte die Publikumsöffnung von Fachkräften aus Vorarlberg und Baden- 2 Milliarden Franken eingebracht haben. Württemberg profitiert. Im Dreiländereck Auch Kader wie Arbeiter profitierten vom werden die Kiss-Doppelstockwagen und Going Public: Die obersten 170 Mitarbei- sämtliches Rollmaterial für die Rhätische tenden, die über die letzten Jahre auch in Bahn entwickelt und verschraubt. Aktien abgegolten wurden, sind – zumin- Würde die Begrenzungsinitiative der dest auf dem Papier – Franken-Millionäre. SVP, jener Partei, für die er während Jahren Für die Arbeiter gab es immerhin einen zu- politisierte, angenommen und in der Folge sätzlichen Monatslohn obendrauf. die Personenfreizügigkeit aufgekündigt, Wie lang der Boom in der Gruppe an- hätte dies wohl gröbere Auswirkungen auf hält, ist schwer abzuschätzen. Luft nach das Rheintaler Bahnwerk. Auf den Kurs oben gibt es in Europa, wo die Schweizer «seiner» Partei angesprochen, sagte der einen Marktanteil von 15 Prozent halten. Stadler-Rail-Chef im Interview mit der «Handelszeitung»: «Wir machen heute zu viel Parteipolitik und haben das Wohl des 15
2A IN NEUEN SPHÄREN Aude Pugin, 45 ude Pugin kam 2009 zu Apco Technologies in Aigle. Die Waadtländer Firma ist auf die Entwicklung und Herstellung von hochwertigen Geräten für die Raumfahrtindustrie spezialisiert. Als Vertreterin der zweiten Generation des Familienunternehmens über- nahm die 45-Jährige zuerst die Position der Finanzdirektorin. Acht Jahre später ersetzte sie ihren Vater an der Spitze. Pugin hat ei- nen Master-Abschluss in Rechtswissen- schaften der Universität Freiburg und war während rund zehn Jahren als Anwältin für verschiedene in Europa und den Vereinigten Staaten tätige Unternehmen in den Berei- chen Finanzen, Immobilien, Seeverkehr und Luftfahrt tätig. Eigentlich prädesti- nierte sie wenig für diese Position als Fir- menleiterin. «Ich bin keine technische Expertin, aber ich habe es im Laufe der Zeit gelernt. Ich verlasse gerne meine Komfort- zone und vermeide monotone Tätigkeiten», sagte Aude Pugin 2017 in der Zeitung «Le Temps». Derzeit leitet sie 350 Mitarbeitende bei Apco Technologies, von denen einige ih- ren Sitz im europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, haben. Pugin ist Mitglied der Eidgenössischen Raumfahrtkommission sowie des Regional- beirats der Schweizerischen Nationalbank und hat im April 2018 als erste Frau das Präsidium der Waadtländer Industrie- und Handelskammer übernommen. Auf privater Ebene engagiert sie sich im Verein Afiro für die berufliche Wiedereingliederung von Menschen mit Behinderungen und unter- stützt das Festival Images de Vevey. Aktiv, wie sie ist, schwimmt und läuft sie gerne. Foto: Chantel Dervey / 24 heures 16
3 Adrian Locher, 37 BERNER AI-INVESTOR folg wurde bisher die Schnäppchenplatt- form Dein Deal, die er mitgegründet hat und 2015 an den Medienkonzern Ringier verkaufte. Einen guten Teil davon legte er in U Aktien an, beteiligte sich an Startups und investierte in den Aufbau von Merantix. Zu seinen Managementmaximen ge- rsprünglich aus Bern, versucht reine E-Commerce, der den Anfang seine hört, Fehltritte zu tolerieren: «Ich habe ge- der 37-jährige Seriengründer Karriere begründete. So engagiert sich Me- lernt, Fehler zuzulassen, Entscheidungen Adrian Locher nun von Berlin rantix etwa bei einem Radiologieprojekt im einfach mal zu treffen und Fehler in Kauf aus, der Welt seinen Stempel Gesundheitsbereich. Dank maschinellem zu nehmen», sagt er der «Handelszeitung». aufzudrücken. Merantix heisst Lernen sollen Radiologiebilder von Patien- Noch immer ist er mit seiner betriebswirt- seine Firma, und mit ihr unter- ten besser, schneller und darüber hinaus schaftlichen Ausbildungsstätte, der Univer- stützt und finanziert er Start auch noch zuverlässiger auf mögliche Diag- sität St. Gallen, verbunden. So coacht er ups, die im Bereich maschinel- nosen analysiert werden, als dies heute HSG-Studierende, die jedes Jahr die Start les Lernen und künstlicher In- möglich ist. Merantix generiert Umsätze, up-Konferenz Start Summit auf die Beine telligenz (AI) unterwegs sind. Locher reizt hat aber einen Zehnjahreshorizont und stellen, und fördert die in diesem Umfeld es, etwas zu machen, «das einen grösseren schreibt in der aktuellen Aufbauphase noch entstandene Idee, das Startup-Netzwerk Einfluss auf die Menschheit hat» als der immer Verluste. Zu Lochers grösstem Er- Start Global europäisch zu verankern. Foto: Urban Zintel 17
4 DIGITAL- PIONIER Stefan Muff, 57 D er heute 57-jährige ETH-Ab- solvent aus Luzern gab Google Maps und Google Earth die Sporen. Und landete dann weitere Coups. Nach einer kurzen Karriere im Bundesamt für Raumpla- nung gründete Muff 1988 sein Geodatenunternehmen Endo- xon. Google wurde darauf aufmerksam – und kaufte sein Unternehmen 2006 für ge- schätzte gut 35 Millionen Franken. Muff, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Bruno sowie Uli Sigg und mithilfe der Credit Suisse gegründet hatte, setzte sich nicht zur Ruhe. Er inte grierte 2008 die Orell Füssli Wirtschafts informationen (OFWI) in sein 2007 ge- gründetes Unternehmen Infopuls und dazu Teledata in seine 2008 geschaffene Hol- dinggesellschaft Axon Active mit Niederlas- sungen unter anderem in Wien und Mün- chen. Die Gruppe entwickelt Lösungen im Bereich von Big Data. Anfang Jahr hat das Unternehmen aufgezeigt, wie Verspätungen im U-Bahnnetz von New York besser vor- hergesehen und die Auswirkung einer Stö- rung minimiert werden können. 2014 ver- kaufte er OFWI an das italienische Unter- nehmen Crif für schätzungsweise fünfzig Millionen Franken. Und baute zusammen mit seiner Familie in Eigenarbeit ein Schloss zum Firmensitz um. Es ist heute eine wei- tere Perle, made by Muff. Foto: Herbert Zimmermann für MAGAZIN 25 18
5 Martine Clozel, 63 BESCHEIDENE FORSCHERIN M artine Clozel verkörpert Interviews, viel lieber widmet sie sich der schlagern wie Tracleer, einem Arzneimittel einige Eigenschaften, für Entwicklung neuer Medikamente. Und zur Behandlung des Lungenhochdrucks, ist welche die Schweiz steht – selbst wenn sie in diesem Gebiet auf ihre daraus ein Milliardenkonzern entstanden, oder zumindest stehen Erfolge angesprochen wird, gibt sie die den die Clozels 2017 für 30 Milliarden Dol- möchte. Da ist zuvorderst Komplimente an das Gesamtteam weiter. lar an den US-Riesen Johnson & Johnson ihre Bescheidenheit. Die Die zweite Eigenschaft ist das Unterneh- verkauften – nicht ohne dabei den Grund- Mitgründerin der Bio- mertum – sowie der damit verbundene stein für ihr nächstes Unternehmen, Idorsia, tech-Unternehmen Acte- Fleiss und die Risikobereitschaft. Diesen zu legen. Auch hier wirkt die gebürtige lion und Idorsia arbeitet Wesenszug bewies die dreifache Mutter und Französin im Hintergrund als Forschungs- gerne im Hintergrund. Die öffentlichen ehemalige Kinderärztin, als sie zusammen chefin – und geht ihrer Leidenschaft, der Auftritte überlässt sie ihrem Ehemann Jean- mit ihrem Mann und weiteren Partnern im Entwicklung neuer Medikamente, mit gros Paul. Nur selten gibt die Wissenschafterin Jahr 1997 Actelion gründete. Dank Kassen- ser Passion nach. Foto: Stéphan Lagoutte / Challenges REA / laif 19
Presented by Credit Suisse TÜCKEN FÜR SCHWEIZER UNTERNEHMEN DER STARKE FRANKEN ERSCHWERT DEN EXPORT SEIT JAHREN. DES WEITEREN GEFÄHRDEN AUCH POLITISCHE RISIKEN DEN ABSATZ VON SCHWEIZER UNTERNEHMEN. MIT DER RICHTIGEN STRATEGIE UND DEM RICHTIGEN PARTNER LASSEN SICH SOLCHE KLIPPEN ABER UMSCHIFFEN. 20
GLOBALISIERUNGS-GEWINNER: Den politischen und währungstechnischen Schweizer KMU-Wirtschaft Gemäss dem von der Credit Suisse ver- Unsicherheiten zum Trotz ist die Inter 2019 – Exporthürden wendeten Ansatz ist der aktuelle Wechsel- kurs von Euro und Franken für die Textil-, in der Praxis D nationalisierung für Schweizer Firmen Druck- und Kunststoffindustrie nach wie nach wie vor eine grosse Chance. vor 30 bis 40 Prozent überbewertet, für Die KMU-Studie 2019 der Credit die Elektro-, Papier-, Maschinen-, Metall- Suisse widmet sich dem Thema produkt- und Lebensmittelindustrie 10 bis ie Schweizer Wirtschaft kann «Exporthürden in der Praxis». 20 Prozent. Lediglich für die Pharma-, immer besser mit dem Wech- Sie zeigt: Wenn es um den Zugang Chemie- und Metallindustrie ist der selkurs von Euro und Fran- zu Exportmärkten geht, dürfen Schweizer Franken nur leicht oder gar ken umgehen. Für einzelne nicht überbewertet. Branchen ist der Schweizer neben den politischen auch die Allerdings stellt ein gegenüber dem Franken aber weiterhin deut- wirtschaftlichen Faktoren nicht Euro überbewerteter Schweizer Franken für lich überbewertet und wertet vernachlässigt werden. die einzelnen Branchen nicht in jedem Fall sich in der Tendenz auch zu- Jetzt die Studie herunterladen ein Problem dar. Denn manche Branchen künftig auf. Nebst den wirt- verfügen über eine hohe Preissetzungs- und p rofitieren: schaftlichen Herausforderun- macht. Die Nachfrage nach ihren Produk- gen gibt es auch politische credit-suisse.com/kmustudie ten ist entweder dermassen stark, dass sie Hürden, die es zu beachten gilt. In der selbst bei einer Aufwertung des Schweizer neuen KMU-Studie der Credit Suisse wer- Frankens nicht gezwungen sind, die Preise den verschiedene Massnahmen gegen Han- zu senken, oder der Preis ist nicht das ent- delshemmnisse erläutert sowie Chancen scheidende Kaufkriterium. Auch variiert und Risiken beim Export und worauf Sie der Anteil der Exporte in den Euroraum achten sollten. von Branche zu Branche. Seit einigen Jahren steigen die Preise in GLOBALE RISIKEN: Revolutio- der Eurozone stärker als in der Schweiz. Politische Risiken nen, Unruhen, Zölle oder Ökonomen der Credit Suisse schätzen, dass beim Export in reife Märkte Sanktionen – rund um den Erdball der Schweizer Franken derzeit gegenüber lauern zahlreiche Gefahren, die den Doch nicht nur der starke Schweizer Fran- dem Euro noch um rund 9 Prozent über Export von Schweizer Gütern ken macht einzelnen Branchen zu schaffen. bewertet ist. Ein gemessen an einem erwei- behindern können. Auch politische Risiken erschweren • terten Kaufkraftmodell fairer Wechselkurs von Euro und Franken läge gemäss ihrem Berechnungsmodell bei 1,24. Tendenziell hat dieser sogenannte Fair- Value-Wechselkurs von Euro und Franken seit 2002 um rund 20 Prozent abgenom- men – eine Entwicklung, die sich fortsetzen dürfte. Denn auch künftig ist davon aus zugehen, dass die Inflation in der Schweiz tiefer sein wird als in der Eurozone. In rund fünf Jahren dürfte der Fair Value gemäss den Prognosen der Credit Suisse sogar dort liegen, wo heute der Wechselkurs von Euro und Franken steht. Schweizer Franken ist für Schweizer Wirtschaft überbewertet Für das Gros der Schweizer Wirtschaft zeichnet sich indes ein weniger rosiges Bild ab. Der Schweizer Franken ist für viele Industriebranchen deutlich stärker über bewertet als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. 21
Presented by Credit Suisse • Schweizer Unternehmen das Ausführen Auch wenn dieser in erster Linie die beiden nur ganz wenige Unternehmen, welche die von Waren – selbst in reife Märkte wie Eu Grossmächte betrifft, spüren andere Län USA erschlossen haben, ohne dass sie an ropa oder die USA. der die wirtschaftlichen Folgen ebenfalls: fangs Lehrgeld zahlen mussten», so Andreas Wer in reife Märkte ausführt, rechnet direkt durch die Strafzölle auf Aluminium Gerber. Besonders rechtliche Fragen rund kaum mit politischen Risiken. Vor Kriegen, und Stahl sowie indirekt durch wirtschaft um die Produkthaftung sind heikel. Revolutionen, Bürgerunruhen, Embargos liche Unsicherheit. Neben höheren Zöllen Deshalb ist es wichtig, sich intensiv mit oder Verstaatlichung müssen sich primär können auch Sanktionen oder Boykotte den den lokalen Vorschriften auseinanderzu Firmen in Acht nehmen, die in Schwellen Export aus der Schweiz erschweren bezie setzen. Allerdings können sich diese mit der ländern Aussenhandel betreiben. Doch hungsweise verhindern. Unternehmen soll Zeit auch ändern. Je nach Produkt und Land auch in reifen Märkten sind politische Risi ten sich durch solche Massnahmen aber kann es sich daher lohnen, mit lokalen Part ken allgegenwärtig. «Das politische und nicht vom Export in reife Märkte abschre nern zusammenzuarbeiten. Sie sind näher regulatorische Umfeld wird zunehmend un cken lassen. am Geschehen und können schneller auf berechenbar», sagt etwa Andreas Gerber, Nicht unterschätzen sollten export neue regulatorische Bedingungen reagieren Leiter KMU der Credit Suisse (Schweiz) orientierte Unternehmen zudem die regu als Unternehmer mit Sitz in der Schweiz. AG. «Dieser Trend wird sich auch in den latorischen Bedingungen. Diese unterschei Eine wirtschaftsfördernde Politik kann kommenden Jahren fortsetzen.» den sich in den verschiedenen Ländern. die Nachfrage beleben, während Unsicher Ein Beispiel ist der aktuelle Han Streng sind sie insbesondere im Land der heiten diese hemmen. Das zeigt: Selbst delskonflikt zwischen den USA und China. unbegrenzten Möglichkeiten. «Ich kenne wenn die politischen Risiken in reifen 22
WETTBEWERBSNACHTEIL: Im Schnitt ist der Franken gegenüber dem Euro um Switzerland Global Enter kurzfristigen Handel auf Währungsabsiche- 9 Prozent überbewertet, in manchen prise und die Credit Suisse: rung zu verzichten. Mit Absicherungsinstrumenten könnte Branchen beträgt das Missverhältnis für ein starkes Team grundsätzlich auch auf einen steigenden Schweizer Firmen gar bis zu 40 Prozent. oder sinkenden Wechselkurs gesetzt wer- Der Betreiber eines globalen den. Davon ist aber abzuraten, denn für Expertennetzwerks fördert im einen potenziellen Gewinn gehen Unter- Auftrag von Bund (Staatssekre nehmen mit solchen Spekulationen ein Märkten weniger gross sind als in sich tariat für Wirtschaft SECO) und zu grosses Risiko ein. Auch wer gar nicht entwickelnden Volkswirtschaften, so sind Kantonen Export sowie Invest absichert, spekuliert indirekt – nämlich Unternehmer, die in reife Märkte ausfüh- darauf, dass die Wechselkurse konstant blei- ren, doch von der Politik des Exportmarkts ment, indem er Kunden hilft, ben oder sich zugunsten des Unternehmens abhängig. «Anders als Währungsrisiken neues Potenzial für ihr internatio entwickeln. Dafür gibt es allerdings keiner- lassen sich politische Risiken jedoch nicht nales Geschäft zu realisieren und lei Garantien. absichern», betont Andreas Gerber. Trotz- damit den Wirtschaftsstandort Werden Währungsrisiken abgesichert, dem sei die Internationalisierung für KMU Schweiz zu stärken. Dank dieser kann dies ein Unternehmen vor finanziellen nach wie vor eine grosse Chance. Problemen bewahren. Je internationaler ein Partnerschaft profitieren Unter Unternehmen tätig ist, desto wichtiger ist Wieso es sich lohnt, Währungsrisiken nehmenskunden der Credit Suisse es, sich vor Währungsrisiken zu schützen. • abzusichern von einem grossen Fachwissen Politische Unruhen können sich auch auf und einem Netzwerk von An die Wechselkurse auswirken. Besonders der Schweizer Franken ist dafür anfällig. Als sprechpartnern in allen wichtigen sicherer Hafen gerät er unter Aufwärts- Exportmärkten. druck, während die Fremdwährung sich Erfahren Sie mehr: abwertet. Wechselkurse schwanken – mal www.s-ge.com/de mehr, mal weniger. So erlebte das britische Pfund infolge des Brexit-Referendums im Juni 2016 eine starke Abwertung. Der Schweizer Franken dagegen wertete sich mit der Aufhebung des EUR/CHF-Min- destkurses Anfang 2015 massiv auf. Beides kann Unternehmen, die exportieren oder importieren, vor Probleme stellen. Währungsabsicherung ist allerdings nicht kostenlos erhältlich. Kosten und Nut- zen müssen in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Deshalb ist es zwingend, die richtige Strategie für das eigene Unter- nehmen zu finden. Welche Transaktionen müssen abgesichert werden? Wie viel Rest- risiko kann eingegangen werden? In der Regel lohnt es sich, längerfristige Verträge ausnahmslos abzusichern und dafür eher im BESSER GESCHÜTZT: Mit Währungs absicherung lassen sich die Risiken für exportorientierte Firmen reduzieren. Kosten und Nutzen müssen allerdings in einem gesunden Verhältnis stehen. Mehr erfahren: credit-suisse.com/devisen 23
Wissenschaft Foto: Markus Kirchgessner / laif 24
Lars Feld, 53 L HÜTER DER ars P. Feld zählt zu den einfluss reichsten Wirtschaftswissenschaf tern in Europa. Als sogenannter Wirtschaftsweiser berät er unter anderem die deutsche Bundes SPARSAMKEIT kanzlerin Angela Merkel. Dem fünfköpfigen Gremium gehört der 53-jährige Ökonom seit 2011 an und widmet sich dort insbe sondere der Finanzpolitik. Er gilt manchen als Hardliner, liegt ihm doch die Sparsam keit deutlich näher als die Ausgabenfreu digkeit. Die Modern Monetary Theory zu mindest, sprich die Konjunkturförderung mithilfe der Gelddruckmaschinen, wie sie anderen Ökonomen erarbeitet hat. Inspi an und rangiert auch heute noch in den Top derzeit mancherorts propagiert wird, nennt riert hat ihn dabei seine Zeit in der Ten der jährlich veröffentlichten Liste. Der er «Finanzpolitik à la Münchhausen». Mit Schweiz. Wirtschaftsprofessor publiziert regelmässig Schulden mache man keine Experimente. Der Professor für Wirtschaftspolitik an in Fach- und Publikumszeitschriften, tritt Viel mehr sei dieses Vorgehen brandgefähr der Universität Freiburg hat nach seinem im Fernsehen und an Wirtschaftsveranstal lich. Stattdessen macht sich der ständige Volkswirtschaftsstudium an der Universität tungen auf und wird auch in den sozialen Gastprofessor am Zentrum für Europäi des Saarlandes 1999 in St. Gallen promo Medien gerne zitiert. Wenn Feld beispiels 6 sche Wirtschaftsforschung ZEW in Mann viert, wo er drei Jahre später auch habi weise über den Zustand von Italien refe heim für die Einhaltung der Schuldenregel litierte. Der Leiter des Walter Eucken Insti riert, nimmt er kein Blatt vor den Mund. stark. Die seit 2009 im Grundgesetz tuts schätzt an der Eidgenossenschaft unter Die Entwicklung im Stiefelstaat sei poten Deutschlands verankerte Maxime gilt als anderem den Steuerwettbewerb der Kan ziell katastrophal, heisst es dann – trocken, sein wissenschaftliches Baby, basiert sie tone und Gemeinden. Dieser garantiere die aber wohl treffend. Zudem sei das Problem doch auf Entwürfen, die er gemeinsam mit Vielfalt, er treibe auch zu mehr Effizienz von Italien weder Deutschland noch die Eu und Innovation von öffentlichen Leistungen ropäische Union, sondern vielmehr Italien an. Kein Wunder, nimmt Feld bei seinen selber. Vorträgen immer wieder Bezug auf die Wenn es seine knappe Freizeit zulässt, Schweiz. besucht der Vater von drei Kindern Rock-, Als Ordoliberaler setzt sich Feld für Pop- und Jazzkonzerte und ist auch hin und eine Marktwirtschaft ein, in welcher der wieder als Anhänger des FC Bayern Mün Staat den Ordnungsrahmen für den öko chen in der Allianz Arena zu sehen. Feld ist nomischen Wettbewerb schafft und die Frei mit einer Medizinerin verheiratet, sammelt heit der Bürger auf dem Markt gewährleis antiquarische Bücher, insbesondere von tet. Seine Forschungsschwerpunkte liegen ökonomischen Klassikern, aus denen er in verschiedenen Bereichen der Wirtschafts gerne zitiert, liebt gutes Essen und Reisen. politik, der Finanzwissenschaft, der Neuen Mit der Schweiz dürfte der Wirtschafts Politischen Ökonomie und der ökonomi weise auch zukünftig eng verbunden sein: schen Analyse des Rechts. Von den Medien Einerseits pflegt er einen regelmässigen wird Feld aufgrund seiner klaren, zum Teil Austausch mit hiesigen Ökonomen. Ander auch kontroversen Aussagen geschätzt. 2013 seits studieren inzwischen auch seine bei führte er die Liste der einflussreichsten den erwachsenen Söhne an der ETH in Ökonomen im F.A.Z-Ökonomenranking Zürich und in St. Gallen. 25
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