Mai 2021 - theologie aktuell - KURS IN WIEN
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theologie aktuell Die Zeitschrift der THEOLOGISCHEN KURSE. KURS IN WIEN ab Oktober 21 FERNKURS ab November 21 SPEZIALKURSE Mai 2021 Wien & Österreich 21/22 AKADEMIE am DOM Heft 04 / 36. Jg. 2020/21 im Fokus: Segen für gleichgeschlechtliche Paare
theologie aktuell 02 03 THEOLOGISCHE KURSE Editorial – Segnen oder Segen verweigern? Liebe Leserin! Lieber Leser! Schiene entwickelt (S.31): Das Angebot Inhalt Am 15. März 2021 hat die reicht von Kursen für Einsteiger*innen als Glaubenskongregation fest- erste Einführung in die Theologie („Glau- gehalten, dass Verbindungen ben mit Herz & Hirn. Theologische Module“ von Personen gleichen Ge- und „Basisinfo Christentum“) über Bibel- Editorial Seite 03 schlechts nicht gesegnet Hebräisch bis hin zu einem zweijährigen werden dürfen. Kontrover- Theologischen Kurs. Zwei Spezial kurse im Fokus: se Reaktionen kamen in diesem Fall nicht („Die Bibel II. Die Bücher der Geschich- „Ein Segen sollt ihr sein!“ (vgl. Gen 12,2). Theologisch-ethische nur von Theologinnen und Theologen, die an te“ im September 2021 und „Die Apokry- Überlegungen zu einer Segensfeier für gleichgeschlechtliche Paare Seite 04 dieser „Erläuternden Note“ einen Mangel an phen“ im Februar 2022) werden online theologischer Tiefe, hermeneutischem Ver- besucht werden können. Die Vorträge der Martin M. Lintner ständnis und argumentativer Stringenz fest- AKADEMIE am DOM bieten wir ab Herbst stellten, und Laien, sondern auch von vie- hybrid an, d. h. sowohl in Präsenzform als Buchempfehlungen Seite 20 len Priestern und Bischöfen. Letzteres ist in auch online. dieser Form ein Novum. Dass in der Frage Die Spezialkurs-Folder liegen regional KURS IN WIEN / FERNKURS Seite 28 von Segnungsfeiern für homosexuelle Paare differenziert bei. Genaueres zu den Online- Piotr KUBASIAK im Gespräch durch dieses „Roma locuta“ die „causa finita“ Angeboten finden Sie im neuen grünen Flyer. Alle Veranstaltungen finden Sie na- Theologie auf der Höhe der Zeit türlich wie gewohnt auch auf unserer Web- Die neue Online-Schiene Seite 31 sein kann, ist zumindest fraglich. Anderer- site www.theologischekurse.at. seits wird vereinzelt sogar die Gefahr eines Im Mai 2020 habe ich an dieser Stel- Spezialkurse WIEN & ÖSTERREICH 21/22 Seite 32 Schismas in den Raum gestellt. le von der Hoffnung auf einen „Neustart Wenn ein vatikanisches Dokument so- im September“ gesprochen. Dass ich dabei AKADEMIE am DOM – Vorschau Seite 34 wohl bibelwissenschaftlich wie auch hu- falsch gelegen bin, haben wir alle schmerz- manwissenschaftlich nicht auf der Höhe lich erfahren. Aber wir bleiben begrün- 81 Jahre und kein bisschen alt – Seite 35 der Zeit ist und zudem die Lebensrealität det zuversichtlich, dass es im Herbst 2021 so vieler Menschen ignoriert, ist es wich- doch deutlich besser aussehen wird. Jeden- die THEOLOGISCHEN KURSE feiern Jubiläum tig, (moral-)theologisch genau auf die strit- falls haben wir für den 30. September 2021 tigen Fragen zu schauen. Das macht P. Mar- unsere Jubiläumsfeier angesetzt: 81 Jahre tin Lintner im Fokus dieses Heftes (S.04). THEOLOGISCHE KURSE (S.35). Sie möge Neue Spezialkurse und Online-Kurse stattfinden können! Impressum: theologie aktuell. Die Zeitung der THEOLOGISCHEN KURSE. Medieninhaber: Erzdiözese Wien & Österreichische Bischofskonferenz, 1010, Wollzeile 2; Das Team der THEOLOGISCHEN KURSE hat Herzlich, Herausgeber: Wiener Theologische Kurse & Institut Fernkurs für theologische Bildung in den letzten Monaten nicht nur eine Fülle f.d.I.v.: Mag. Erhard Lesacher; alle 1010, Stephansplatz 3/3 Tel.: +43 1 51552-3703, office@theologischekurse.at; von Spezialkursen erarbeitet (S.32 und 33), Grundlegende Richtung: sondern auf Basis der Erfahrungen mit di- Informationsorgan für TeilnehmerInnen, AbsolventInnen und FREUNDE der THEOLOGISCHEN KURSE; Ihr Erhard Lesacher Fotos, wenn nicht anders angegeben: Benjamin Paul und privat; Druck: Gröbner Druck, Oberwart; gitalem Unterricht auch eine neue Online- www.theologischekurse.at P.b.b. Verlagspostamt: 1010 Wien; Erscheinungsort Wien; MZ „theologie aktuell“, GZ 02Z033241 M
theologie aktuell 04 05 THEOLOGISCHE KURSE erkennung, dass die dauerhafte homosexu- und überwindet die Verengung auf die se- Martin M. Lintner, Brixen elle Neigung unabhängig davon, ob sie be- xuelle Veranlagung. „Ein Segen sollt ihr sein!“ reits pränatal (genetisch oder hormonell) Bei den Bischofssynoden 2014 und 2015 oder in den ersten Lebensjahren psychoso- hat sich jedoch gezeigt, dass sich die Mehr- (vgl. Gen 12,2) zial bedingt ist6, als solche keine zu heilende heit der Bischöfe neuen und konstruktiven Pathologie oder zu verändernde sexuelle Akzenten, die von einer grundsätzlichen Theologisch-ethische Überlegungen Orientierung darstellt. Auch diesbezüglich Haltung der Wertschätzung gegenüber ho- lässt sich eine Entwicklung in den lehramt- mosexuellen Menschen geprägt sind, ver- zu einer Segensfeier für lichen Aussagen feststellen.7 Während die schlossen haben.12 gleichgeschlechtliche Paare Glaubenskongregation 1975 noch von einer In Amoris laetitia (AL) kommt Papst nicht unheilbaren „Anomalie“ sowie einem Franziskus an zwei Stellen ausdrücklich „angeborenen Trieb“ und einer „patholo- auf das Thema Homosexualität zu sprechen. 1. Hinführung 1 das Sprichwort Roma locuta, causa finita gischen Veranlagung, die als unheilbar be- wohl nicht zutrifft. Vielmehr wird dieses Papst Franziskus fordert Die am 15. März 2021 von der Glaubens- trachtet wird“ spricht8, spricht sie 1986 im Responsum nicht das letzte Wort aus Rom Schreiben über die Seelsorge für homosexu- eine neue Haltung kongregation veröffentlichte negative Ant- zu dieser Problematik gewesen sein. wort auf die Frage, ob die Kirche die Voll- elle Personen lediglich von „homosexueller Einmal in Bezug auf Familien, „welche die macht habe, Verbindungen von Personen Veranlagung bzw. Neigung“, die betroffene Erfahrung machen, dass in ihrer Mitte Men- 2. Der Kirche Crux mit der Menschen „nicht selbst gewählt“ haben.9 schen mit homosexueller Orientierung le- gleichen Geschlechts zu segnen, hat unter- Homosexualität schiedlichste und kontroverse Reaktionen ben – eine Erfahrung, die nicht leicht ist, so- 2.2 Aktuelle lehramtliche Diskussionen wohl für die Eltern, als auch für die Kinder“ hervorgerufen. In einer Stellungnahme, die 2.1 Lehramtliche Entwicklungen in Bezug bis Ende März von 278 Theologieprofesso- Papst Franziskus hat im Juli 2013 im Rah- (AL 250). Er bekräftigt, dass die Kirche ihre auf das Thema der Homosexualität3 Haltung derjenigen von Jesus anpassen soll, rinnen und -professoren aus dem gesam- men einer Pressekonferenz „Hoffnung auf ten deutschen Sprachraum unterzeichnet Das kirchliche Lehramt versucht spätes eine neue katholische Haltung gegenüber „der sich in grenzenloser Liebe für jeden worden ist, wird bemängelt, dass es der tens seit der Erklärung der Glaubenskon- Homosexuellen genährt“10, als er sagte: Menschen, ohne Ausnahme, geopfert hat“ „Erläuternden Note“ zur Antwort „an theo- gregation Persona humana (1975)4, eine „Wenn einer gay ist und den Herrn sucht (ebd.), und dass „jeder Mensch, unabhängig logischer Tiefe, an hermeneutischem Ver- diskriminierende und abschätzige Rede- und guten Willen hat – wer bin dann ich, ihn von seiner sexuellen Orientierung, in seiner ständnis sowie an argumentativer Strin- weise über Homosexualität zu vermeiden.5 zu verurteilen?“ Wichtiger als die sexuelle 11 Würde geachtet und mit Respekt aufgenom- genz mangelt“ und dass „wissenschaftliche Sie unterscheidet zwischen Homosexua- Orientierung, so darf man den Papst wohl men werden soll, und sorgsam zu vermei- lität als einer dauerhaften sexuellen Ori- verstehen, ist die Frage, wie ein Mensch den ist, ihn in irgendeiner Weise ungerecht Die Sprache des Lehramts ändert sich entierung, die nicht frei gewählt wird und vor Gott dasteht, ob bzw. wie er versucht, zurückzusetzen oder ihm gar mit Aggressi- Erkenntnisse ignoriert und nicht rezipiert“ nicht schuldhaft ist, und der praktizierten das Evangelium zu verstehen und zu leben, on und Gewalt zu begegnen“ (ebd.). Die Fa- werden.2 Der vorliegende Beitrag möchte Homosexualität, die als sündhaft abgelehnt den Willen Gottes zu suchen im Verlangen, milien, so der Papst, sollen respektvoll be- einen Diskussionsbeitrag aus moraltheolo- wird. Die grundsätzliche Differenzierung ihm auf je vollkommenere Weise zu ent- gleitet werden, „damit diejenigen, welche gischer Perspektive anbieten, denn die vie- zwischen (nicht schuldhafter) Neigung sprechen. Papst Franziskus nimmt also be- die homosexuelle Tendenz zeigen, die not- len kritischen Stimmen auch seitens zahl- und (wenn auch als sündhaft verurteilter) wusst den ganzen Menschen in den Blick wendigen Hilfen bekommen können, um reicher Bischöfe zeigen, dass in diesem Fall Handlung bleibt von Belang, ebenso die An- den Willen Gottes in ihrem Leben zu begrei- www.theologischekurse.at
theologie aktuell 06 07 THEOLOGISCHE KURSE fen und ganz zu erfüllen“ (ebd.). Die zweite tarität der beiden Geschlechter sowie ih- xuellen Identität, womit sie unter Umstän- eheliche Verbindungen überhaupt geseg- Stelle hingegen betrifft die Differenzierung rer Bezogenheit aufeinander argumentiert, den dazu beiträgt, dass homosexuelle Be- net werden, wenn die Ehe den exklusiven von Ehe und gleichgeschlechtlichen Part- die besonders im Zeugungsakt als schöp- ziehungen – zumal im kirchlichen Umfeld Ort legitimer Sexualbeziehungen darstellt nerschaften, weshalb eine Gleichstellung fungsgemäßem Zweck der Geschlechtlich- – unter den Vorzeichen erschwerter Bedin- (vgl. Kap. 3.2)? (3) Was bedeutet es, eine von Verbindungen zwischen homosexuel- keit und als Teilhabe an der schöpferischen gungen stehen. Zudem wird die moralische homosexuelle Beziehung zu segnen (vgl. len Personen mit der Ehe abgelehnt wird, Liebe Gottes zum Ausdruck kommt15. (c) Verurteilung jeglicher homosexuellen Be- Kap. 4)? und zwar so entschieden, dass selbst die Biblisch schließlich werden homosexuelle ziehung und Praxis von vielen Betroffenen Herstellung einer Analogie – auch in einem Handlungen nicht nur als „schwere Verir- als verletzend und demütigend wahrge- 3.1 Kann eine homosexuelle Beziehung weiteren Sinn – „zwischen den homose- rungen“ verurteilt, sondern auch als „trau- nommen, was die Entfremdung zwischen ausnahmslos als ungeordnet und sündhaft xuellen Lebensgemeinschaften und dem rige Folge einer Zurückweisung Gottes“ Homosexuellen und der Kirche verstärkt. verurteilt werden? Plan Gottes über Ehe und Familie“ als bar dargestellt16. Auf diese drei Argumentati- Das kirchliche Lehramt steht also vor Auf diese Frage soll eine Antwort gesucht jeglichen Fundaments und damit als un- onslinien wird weiter unten noch zurück- der Herausforderung, besonders hinsicht- werden anhand der drei Argumente, mit annehmbar zurückgewiesen wird (vgl. AL zukommen sein. lich der sittlichen Beurteilung homosexu- denen das Lehramt bislang homosexuelle 251). ellen Verhaltens, den neuesten Stand der Handlungen als sündhaft ablehnt. 3. Zur Möglichkeit einer Segensfeier für Exegese, die moraltheologischen Entwick- 2.3 Zwischenfazit 1 homosexuelle Partnerschaften lungen infolge des Zweiten Vatikanischen 3.1.1 Das Argument der naturgemäßen Ein- Das neuralgische Problem hinsichtlich Konzils sowie die berechtigten anthropo- heit von liebender Vereinigung und Fort- Die genannten Aspekte machen in Bezug logischen Anfragen zu berücksichtigen, die pflanzung19 der katholischen Lehre zur Homosexuali- auf das Thema des vorliegenden Beitrags tät bleibt weiterhin die rigorose und aus- deutlich, dass die Kirche ihre Lehre über Segen nicht nur als Einzelne, Die nachkonziliare Sexualmoral ist ge- nahmslose sittliche Verurteilung jeglicher Homosexualität auf dem Hintergrund der sondern als Paar prägt von der Überwindung einer biologis homosexuellen Handlung. Dafür lassen sich Erkenntnisse der Humanwissenschaften tischen Engführung der Zielsetzung der Ge- im Wesentlichen drei Argumentationsli- im Besonderen von den Genderstudien ge- weiter zu vertiefen und hinsichtlich der schlechtlichkeit auf die Fortpflanzung. Wie nien ausmachen: (a) Naturrechtlich wird stellt werden.18 Darauf soll im Folgenden sittlichen Bewertung homosexueller Hand- die moderne Verhaltensforschung aufge- eingegangen werden. In Bezug auf eine Nachholbedarf der kirchlichen Lehre lungen und Beziehungen zu revidieren hat. zeigt hat, hat die Sexualität auch biologisch mögliche Segensfeier für gleichgeschlecht- Einerseits läuft sie nämlich weiterhin Ge- mehr Funktionen als nur die Fortpflanzung. mit der untrennbaren Einheit der beiden liche Partnerschaften, bei der es dezidiert fahr – entgegen der Beteuerung, homo- Sie dient auch bei manchen Tierarten we- Sinngehalte der Sexualität, nämlich der lie- nicht darum geht, die beiden Partner als sexuellen Menschen mit Achtung und Re- sentlich der Strukturierung und Stabilisie- benden Vereinigung und der Fortpflanzung Einzelne, sondern als Paar zu segnen – d. h., spekt zu begegnen – mehr von Vorurteilen rung von sozialen Beziehungen und Bünd- in jedem einzelnen sexuellen Akt argumen- dass die beiden Partner bzw. Partnerinnen wie der angeblichen Beziehungsunfähig- nissen sowie der Kooperation zwischen tiert13, sodass homosexuelle Akte als con- ausdrücklich auch dafür gesegnet werden, keit und Bindungsangst homosexueller Individuen in Bezug auf die Aufzucht von tra naturam, d. h. als naturwidrig verur- was sie für den je anderen bzw. die je ande- Menschen denn von wissenschaftlichen Er- Nachkommen, der Nahrungsbeschaffung teilt werden, da „sie gegen das natürliche re bedeuten –, stellen sich aus moraltheo kenntnissen geleitet zu werden.17 Anderer- u. a. Homosexuelles Verhalten lässt sich Gesetz verstoßen, denn die Weitergabe des logischer Sicht folgende Fragen: (1) Kann seits bietet sie betroffenen Menschen kei- z. B. bei vielen Tierarten beobachten und Lebens bleibt beim Geschlechtsakt aus- eine homosexuelle Beziehung ausnahms- ne hinreichende Hilfe für die Auseinander- spielt eine wichtige soziale Rolle. geschlossen“14. (b) Schöpfungstheologisch los als ungeordnet und sündhaft verurteilt setzung mit ihrer Sexualität sowie für eine In Bezug auf den Menschen hat das wird mit der Binarität und Komplemen- werden (vgl. Kap. 3.1)? (2) Können nicht positive Annahme und Entfaltung ihrer se- Konzil betont, dass „die geschlechtliche An- www.theologischekurse.at
theologie aktuell 08 09 THEOLOGISCHE KURSE lage des Menschen und seine menschliche Gestaltung von Beziehungen, für die Inte- der beiden Partner wäre die fehlende bio des Geschlechts (gender) und dem sexuel- Zeugungsfähigkeit in wunderbarer Weise gration in eine Gesellschaft und die Zuwei- logische Fruchtbarkeit kein zwingendes Ar- len Begehren bzw. der sexuellen Neigung all das überragen, was es Entsprechendes sung sowie Übernahme von sozialen Rollen gument dagegen, dass in einer homosexu- (desire). Insgesamt kommen die Gender- auf niedrigeren Stufen des Lebens gibt“ (GS usw. All diese Sinndimensionen, nicht nur ellen Beziehung nicht dennoch wesentliche studien zum Ergebnis, dass es zwischen 51). Die Konzilsväter haben betont, dass die Fortpflanzung, gehören zur Natur, d. h. Sinngehalte der Sexualität verwirklicht diesen drei zu differenzierenden, wenn „die Ehe nicht nur zur Zeugung von Kindern zum Wesen der Sexualität. Je nach Lebens- werden können. Ausschlaggebend wäre auf der individuellen Ebene auch untrenn- eingesetzt ist, sondern [dass] die Eigenart phase kann die eine Sinndimension wich- vielmehr das Kriterium der Personalität, baren Aspekten der Sexualität keine not- des unauflöslichen personalen Bundes und tiger sein als eine andere und je nachdem d. h., dass die beiden Partner in freier wendige Kohärenz gibt. Bereits auf der bio das Wohl der Kinder fordern, dass auch die in den Vorder- oder Hintergrund rücken. Selbstbestimmung und in einer verbind- logischen Ebene gibt es eine Vielzahl von gegenseitige Liebe der Ehegatten ihren ge- So spielt etwa die Frage und Suche nach der lichen und dauerhaften Beziehung in Liebe Neuer Blick aus der bührenden Platz behalte, wachse und rei- eigenen sexuellen Identität in der Pubertät zueinander stehen und füreinander Verant- fe. Wenn deshalb das – oft so erwünschte – eine wichtigere Rolle als z. B. der Kinder- wortung übernehmen.21 Daraus lassen sich Perspektive der Genderstudien Kind fehlt, bleibt die Ehe dennoch als volle wunsch während der Reproduktionsphase, normative Prinzipien wie Achtung der Frei- Varianten sexueller Ausprägung, die gene- und auch nach der fruchtbaren Zeit bleibt heit, Einvernehmlichkeit, Unversehrtheit, tisch, anatomisch oder phänotypisch we- Sexualität ist vielmehr als der Wunsch nach Zärtlichkeit und Befrie- Gegenseitigkeit, Gleichheit, Verbindlichkeit der rein männlich noch rein weiblich sind. Zeugung von Kindern digung wach und die Sexualität kann wei- etc. ableiten.22 Ein biologisch eindeutig männliches oder Lebensgemeinschaft bestehen und behält terhin eine wichtige Kraft für die partner- weibliches Individuum muss zudem nicht 3.1.2 Das Argument der schöpfungsgemäßen ihren Wert sowie ihre Unauflöslichkeit“ (GS schaftliche Bindung sein. Sie kann als eine notwendig männlichen bzw. weiblichen so- Bipolarität der Geschlechter und der Kom- 50). Das bedeutet nicht weniger, als dass besonders intensive Form der leiblichen zialen Geschlechtsrollen entsprechen und plementarität von Mann und Frau auch im Falle von Unfruchtbarkeit die Se- Kommunikation dafür verstanden werden, nicht notwendig ein heterosexuelles, also xualität als Ausdruck der Liebe zwischen dass sich zwei Partner gegenseitig vertrau- Kritische Anfragen und wichtige Impulse auf das Gegengeschlecht gerichtetes Begeh- zwei Partnern weder ihre Würde noch ihre en, wertschätzen, das Wohl und die Befrie- erhält die Sexualmoral nicht nur von den ren ausbilden. Das bedeutet, dass eine – als sittliche Berechtigung verliert. Ein weiterer digung des bzw. der anderen wünschen und Natur- und Humanwissenschaften, son- gottgewollt oder naturgemäß verstandene wesentlicher Aspekt dieser Aussage ist, in der Erfahrung, begehrt zu werden, An- dern auch von den Genderstudien. Sind die – vorherbestimmte Kohärenz und Kontinu- dass der sexuelle Akt nicht isoliert für sich nahme und Selbstbestätigung erleben. Se- Ergebnisse der Natur- und Humanwissen- ität zwischen sex, gender und desire, d. h. betrachtet werden kann, sondern vielmehr xualität wird zum Ausdruck und Vollzug der schaften im kirchlichen Diskurs zwar weit- zwischen dem – in der Regel bei der Geburt in ein umfassendes Gesamtverhalten einge- gegenseitigen Annahme und Hingabe. gehend akzeptiert, wenn auch in der offi- aufgrund der Anatomie festgestellten – bio ordnet und Ausdruck desselben ist. In dieser Perspektive, dass die gelebte ziellen kirchlichen Sexualmoral noch un- logischen und dem sozialen Geschlecht so- Sexualität prägt entsprechend den Er- Sexualität ihre sittliche Qualität von der zureichend rezipiert23, steht das kirchliche wie der heterosexuellen Orientierung, radi- kenntnissen der unterschiedlichen Human- personalen Qualität der Beziehung her er- Lehramt den Genderstudien noch weitge- kal in Frage gestellt wird. wissenschaften einen Menschen ganz und fährt, für die sie leiblicher Ausdruck und hend kritisch reserviert, ja ablehnend ge- Es verwundert nicht, dass eine posi- sein ganzes Leben lang. Sie spielt eine wich- Vollzug ist, kann auch eine homosexuel- genüber24. tive Rezeption dieser Ergebnisse seitens tige Rolle für die Entdeckung und Entfal- le Beziehung moralisch neu bewertet wer- In Bezug auf die Sexualität sind in den des kirchlichen Lehramts mit großen Vor- tung der eigenen Identität, für die Selbst- den.20 Analog zur möglichen Sterilität ei- Genderstudien drei Differenzierungen behalten und Schwierigkeiten verbunden und Fremdwahrnehmung, für die Erfah- ner heterosexuellen Beziehung z. B. auf- wichtig: zwischen dem biologischen Ge- ist, denn dies bedeutet nicht nur, beispiels- rung von Lust und Lebensfreude, für die grund von Unfruchtbarkeit oder des Alters schlecht (sex), der soziokulturellen Rolle weise die Homosexualität als eine mög- www.theologischekurse.at
theologie aktuell 10 11 THEOLOGISCHE KURSE liche Normvariante menschlicher Sexuali- kultureller Geschlechtsidentität und hete- me auf sexuelle Handlungen (zumeist von che Neigung handeln. Paulus war zudem tät und Beziehungsmöglichkeit anzuerken- rosexueller Neigung folgt. Zum Zweiten: Männern27) handelt, die gegen ihre hete- geprägt vom stoischen Naturverständnis, nen. Noch schwerwiegender sind nämlich Die Frage, die sich stellt, ist nicht jene einer rosexuelle Neigung agieren. Zudem geht wonach die Sexualität ihre natürliche Ziel- die kritischen Anfragen an die christliche individualistischen Wahlfreiheit, sondern es vordergründig nicht um die sexuelle setzung in der Zeugung habe, ansonsten Anthropologie, genauer an das Verständ- vielmehr der Möglichkeit, ja des Rechts, die Handlung als solche. In den beiden Erzäh- als Trieb aber nach Möglichkeit beherrscht nis der Bipolarität von Mann und Frau als eigene sexuelle Veranlagung und Identität, lungen Gen 19,1–19 und Ri 19,15–30 geht und unterdrückt werden sollte. Homose- exklusive Geschlechtsidentitäten und der die gerade nicht frei gewählt wird, zu ent- es um die Verurteilung von sexualisierter xuelles Verhalten dürfte bei ihm zudem – wechselseitigen Komplementarität der bei- decken, anzunehmen und zu leben, solan- Gewalt sowie um die Verletzung des Gast- wie schon in Lev 18,22 – ein Synonym für den Geschlechter. Auch wenn das Lehr- ge dadurch nicht die Persönlichkeitsrechte rechtes. In Lev 18,22 und 20,13 steht wohl den heidnischen Götzendienst sein (vgl. amt – z. B. in AL 56 – die grundlegende Dritter verletzt werden. die Verhinderung von Vermischung mit an- Röm 1,26–27), aber auch als bewusste Ab- Unterscheidung zwischen sex und gender Die hier lediglich angedeuteten Debat- deren Volksgruppen und der Schutz der lehnung von vorgefundenen gesellschaft- grundsätzlich positiv rezipiert, werden die ten sind voll im Gange und es bleibt abzu- lichen Institutionen und herrschenden so- Die Bibel verurteilt sexualisierte Gewalt warten, in welche Richtung sie sich entwi- zialen Ordnungsstrukturen interpretiert Bedenken des Lehramtes und die Verletzung des Gestrechtes ckeln. Es kann sein, dass die Bewältigung worden sein, wie z. B. der Ehe oder der so- in Bezug auf die Genderstudien der anthropologischen Konsequenzen aus Zeugung von Nachkommen zur Stärkung zialen Rolle der Frau, besonders ihre Un- weiterführenden Differenzierungen und den Einsichten der Genderforschung sowie der eigenen religiösen Gemeinschaft ge- terordnung unter die Vormundschaft des deren Folgen als ideologisch abgelehnt. Sei- der Sexualmedizin, die nicht einfach ver- genüber fremdartigen Kulten im Vorder- Mannes im öffentlichen wie privaten Be- tens des Lehramtes werden im Besonde- kürzt als ideologische Um- bzw. Neudefi- grund. Ebenso steht der (männlich) homo- reich, die ihrerseits als gottgewollt und na- ren zwei Befürchtungen geäußert: erstens, nition des Menschen oder der Ehe verstan- sexuelle wie auch der sexuelle Verkehr mit turgemäß angesehen worden sind. In 1 Kor dass die persönliche Identität und affek- den werden dürfen, mit der Bewältigung Tieren (nur hier werden auch Frauen als 6,9–10 geht es wohl um die Ablehnung der tive Intimität von der biologischen Ver- der kopernikanischen Wende vergleichbar Subjekte sexueller Handlungen genannt) männlichen Prostitution und dessen, was schiedenheit zwischen Mann und Frau ra- ist. Jedenfalls kann es die Kirche nicht da- bildhaft für Götzenkult und Magie, die ab- wir heute als pädo- und ephebophile Praxis dikal abgekoppelt wird (vgl. ebd.); zwei- bei bewenden lassen, die Genderstudien gelehnt werden. Die explizite Nennung die- bezeichnen würden. Die Verse stehen zu- tens, dass „die menschliche Identität einer weiterhin pauschal als ideologisch abzu- ser sexuellen Praktiken kann aber auch be- dem im Kontext einer klaren Abgrenzung individualistischen Wahlfreiheit ausgelie- lehnen, ohne – bei aller nötigen Kritik ge- deuten, dass sich die israelitische Gemein- von einem zügellosen Ausleben des Sexu- fert wird, die sich im Laufe der Zeit auch genüber reduktiven Positionen und ideo- schaft ausdrücklich abgrenzen will von den altriebes, und zwar in jeglicher Form (vgl. ändern kann“ (ebd.). Demgegenüber ist je- logisch gefärbten Ausprägungen und poli- Praktiken in umliegenden Kulturkreisen, VV 12–19). doch festzuhalten, dass – zum Ersten – die tischem Aktionismus – auf die berechtigten zumal dem griechischen, um die eigene Zusammenfassend kann festgehalten Differenzierung der unterschiedlichen Ebe- Anfragen an die eigenen Positionen einzu- Identität zu bewahren.28 Im NT finden sich werden, dass sich durch den Rekurs auf die nen nicht bedeutet, sie radikal voneinan- gehen.25 entsprechende Stellen in den paulinischen biblischen Texte eine prinzipielle Verur- der abzukoppeln, sondern diese Ebenen in Texten, unter denen besonders Röm 1,26– teilung homosexueller Handlungen kaum 3.1.3 Homosexualität in der Bibel26 ein Selbstkonzept zu integrieren, das nicht 27 und 1 Kor 6,9–10 zu nennen sind. Auch stringent begründen lässt. Weder kennen notwendig einer normativen Kohärenz von Zunächst ist davon auszugehen, dass den Paulus dürfte homosexuelles Verhalten von die biblischen Autoren die Homosexuali- sex, gender und desire im Sinne von männ- biblischen Autoren die Homosexualität Menschen bezeichnen, von denen er aus- tät als Veranlagung, noch sehen sie die Se- lichem bzw. weiblichem biologischen Ge- als Neigung nicht bekannt war und dass geht, dass sie heterosexuell sind und dass xualität als Teil einer selbstverantwort- schlecht, männlicher bzw. weiblicher sozio es sich deshalb jeweils um die Bezugnah- sie deshalb willentlich gegen ihre natürli- lich zu gestaltenden personalen Identität, www.theologischekurse.at
theologie aktuell 12 13 THEOLOGISCHE KURSE sondern als Aspekt von gesellschaftlichen anthropologischen Sinngehalten der Sexu- sene Ehe unauflöslich macht (vgl. CIC cann. bindlichkeit und Treue geprägten, auf Dau- Machtstrukturen, von denen her die prak- alität sowie der Würde und sittlichen Au- 1141–1142). Zudem wird jede körperliche er hin ausgelegten Beziehung sind und tizierte Sexualität beurteilt wird. Die bei- tonomie der Person geprägten sexualethi- Vereinigung zwischen zwei Menschen, die die unterschiedlichen, konkret gegebenen den Exegeten Thomas Hieke und Micha- schen Ansatzes ist das ausschlaggebende nicht miteinander verheiratet sind, als Un- Sinndimensionen der Sexualität zumindest el Theobald sind deshalb überzeugt, dass Kriterium für die sittliche Bewertung sexu- zucht und damit als schwere Sünde verur- graduell verwirklicht werden. Dies schließt auf dem Hintergrund der exegetischen Er- eller Handlungen, ob sie Ausdruck von Lie- teilt (vgl. KKK 1852–1853, 2353). Die Ge- auch die Bereitschaft ein, für die Folgen wie kenntnisse die kirchliche Lehre über die schlechtsgemeinschaft zwischen zwei nicht z. B. die mögliche Zeugung eines Kindes Selbst- und Nächstenliebe Homosexualität modifiziert werden muss, Verheirateten wird unabhängig von deren Verantwortung zu übernehmen. Eberhard und plädieren für eine kirchliche Behei- müssen zum Kriterium werden sexueller Veranlagung als „ein schwerer Schockenhoff plädiert deshalb für eine Re- matung unterschiedlicher personaler Iden- be sind, und zwar sowohl der Selbstliebe Verstoß gegen die Würde dieser Menschen formulierung, „insofern die Alleingeltung titäten und Orientierungen.29 im Sinne einer gesunden und geordneten und der menschlichen Geschlechtlichkeit der Ehe durch ihre Höchstgeltung abgelöst Selbstannahme als auch der Nächstenlie- selbst, die von Natur aus auf das Wohl der wird. Danach ist die monogame, auf Dau- 3.1.4 Zwischenfazit 2 be im Sinne einer freien Bejahung des an- Ehegatten sowie auf die Zeugung und Er- er eingegangene und mit dem festen Wil- Eine kritische Auseinandersetzung mit den deren um seiner selbst willen, sodass sich ziehung von Kindern hingeordnet ist“ (KKK len zur lebenslangen Treue geschlossene wichtigsten lehramtlichen Argumenten ge- zwei erwachsene Partner in einer Bezie- 2353), gewertet. Der sexueller Akt muss in einen breiteren gen jegliche sittliche Duldung und positive hung auf Augenhöhe gegenseitig in ihrer Es besteht nicht nur ein breiter ge- Kontext gestellt werden Wertschätzung von homosexuellen Hand- sittlichen Selbstbestimmung respektieren sellschaftlicher, sondern auch weitgehend lungen zeigt, dass die kirchliche Position, und das Wohl, die Empfindungen und die ein theologisch-ethischer Konsens darü- Ehe der beste biographische und instituti- wonach erstens „die spezifische Neigung Gesundheit des je anderen achten. ber, dass diese undifferenzierte Ablehnung onelle Rahmen, innerhalb dessen mensch- der homosexuellen Person zwar in sich jeglicher sexuellen Aktivität außerhalb der liche Sexualität ihren optimalen Entfal- nicht sündhaft ist, aber eine mehr oder 3.2 Können nichteheliche Verbindungen Ehe den sehr unterschiedlichen Situationen tungsraum finden kann.“34 Umgekehrt wür- weniger starke Tendenz begründet, die überhaupt gesegnet werden, wenn von Partnerschaften mit sexueller Intimität de dies aber zugleich bedeuten, dass für auf ein sittlich betrachtet schlechtes Ver- die Ehe den exklusiven Ort legitimer nicht gerecht wird,33 auch wenn anerkannt Menschen, denen es aus unterschiedlichen halten ausgerichtet ist, [sodass a]us die- Sexualbeziehungen darstellt? wird, dass diese Lehre berechtigte Anlie- Gründen nicht möglich ist zu heiraten, die sem Grunde die Neigung selbst als objek- gen hat, wie z. B. den Schutz von Kindern, frei gewählte lebenslange Enthaltsamkeit, Nach kirchlicher Lehre ist die Ehe der ex- tiv ungeordnet angesehen werden muss“30, die durch heterosexuellen Geschlechtsver- die für manche auch schlichtweg eine Über- klusive rechtliche Rahmen moralisch recht- und wonach zweitens „eine Person, die kehr gezeugt werden und denen man das forderung darstellen kann, nicht als einzig mäßig gelebter Sexualität. Die gelebte Se- sich homosexuell verhält, unmoralisch han- Recht zuerkennt, im Rahmen einer stabilen mögliche sittliche Alternative offensteht. In xualität ist aufgrund der Offenheit für die delt“31, brüchig geworden ist. Dabei geht Beziehung ihrer leiblichen Eltern aufzu- einer von gegenseitiger Liebe und Verant- Zeugung eines Kindes, die bis zum Zweiten es nicht nur darum, die Schuldhaftigkeit wachsen. Entsprechend einem personalis- wortung getragenen Verbindung, die auf Vatikanischen Konzil als erster und wich- einer homosexuellen Handlung mit Klug- tischen sexualethischen Ansatz hängt die Dauer und Ausschließlichkeit angelegt ist, tigster Ehezweck angesehen worden ist, heit zu beurteilen32, sondern um die grund- sittliche Qualität sexueller Akte entschei- kann die in ihnen gelebte sexuelle Intimität für das katholische Eheverständnis derart sätzliche Frage der sittlichen Güte des leib- dend ab von der personalen Qualität der ein verantwortbarer Weg der Humanisie- wichtig, dass entsprechend der Lehre des lichen Ausdrucks der Liebe zwischen zwei Beziehung zwischen den Geschlechtspart- rung und Personalisierung der Sexualität matrimonium ratum et consummatum erst homosexuellen Partnern. Im Kontext eines nern, d. h. davon, ob sexuelle Handlungen sein, der moralisch nicht zu disqualifizie- der geschlechtliche Vollzug der Ehe nach personalistischen, von den verschiedenen Ausdruck und Vollzug einer von Liebe, Ver- ren ist.35 Eine solche Beziehung kann sich der Konsenserklärung eine gültig geschlos- www.theologischekurse.at
theologie aktuell 14 15 THEOLOGISCHE KURSE über eine längere Zeit hin als sittliche Grö- mosexuellen Beziehung möglich. Für die- ten, sowie drittens von Hoffnung und Ver- Deshalb ist es dringlich an der Zeit anzuer- ße bewähren und zugleich einen Schutz vor se Korrekturen gibt es gute humanwissen- trauen, dass Gott auch heute Menschen be- kennen, dass auch homosexuelle Menschen Promiskuität darstellen, wenn die Enthalt- schaftliche, philosophische, theologische, gleitet, ihr Leben zum je Besseren wandelt die Fähigkeit haben, korrekte und reife Be- samkeit für Betroffene eine Überforderung ethische und exegetische Gründe. Dabei und in ihrem Leben präsent ist, wo immer ziehungen einzugehen und zu unterhalten. oder faktisch keine realistische Option ist. kann im Sinne von Papst Franziskus am sie in Liebe und gegenseitiger Verantwor- Auch eine homosexuelle Partnerschaft „Ideal der Ehe mit ihrer durch Ausschließ- tung füreinander einstehen und aneinan- ist geprägt von den Merkmalen einer gu- 4. Zum Erfordernis einer Segensfeier für lichkeit und Beständigkeit charakterisier- der Freude finden. „Wer um Gottes Segen ten Freundschaft: „Streben nach dem Wohl homosexuelle Partnerschaften ten Verbindlichkeit“ (AL 34) festgehalten bittet, tut dies im Bewusstsein, eben nicht des anderen, Gegenseitigkeit, Vertrautheit, werden, jedoch ohne auszuschließen, dass alles in der Hand zu haben, nicht des eige- Zärtlichkeit, Festigkeit und eine Ähnlich- Wenn zwei homosexuelle Partner bzw. auch andere Formen von Partnerschaft die- nen Glückes Schmied zu sein. Er oder sie Partnerinnen fest entschlossen sind, nach ses Ideal zumindest teilweise und analog vertraut darauf, dass wir in allem einen Die Segensfeier bezieht sich auf vielmehr reiflicher Überlegung eine verbindliche, auf verwirklichen können (vgl. AL 292). letzten Halt brauchen, auch für die Gestal- als auf die sexuelle Ebene Treue und Dauer angelegte Beziehung zu tung einer Partnerschaft.“40 Durch die Se- keit zwischen den Freunden, die sich im leben und die Ernsthaftigkeit ihres Ansin- b) Eine Segensfeier bedeutet dabei nicht in gensfeier wird deshalb sowohl fürbittend Laufe des miteinander geteilten Lebens nens auch dadurch kundtun, dass sie eine erster Linie eine indikativische Gutheißung (deprekativ), aber auch bewirkend (exhi- aufbaut“ (AL 123). Eine Segensfeier zielt der gesetzlichen Regelung ihres Wohn- oder Billigung einer Situation, sondern bitiv) zugesprochen, dass eine verbindliche, auf die Stärkung dieser Merkmale und be- staates entsprechende zivilrechtliche Part- die Anerkennung, dass eine homosexuel- auf Treue und Dauer angelegte Beziehung deutet deshalb die Bitte sowie den hof- nerschaft eingehen und damit die mit einer le Partnerschaft nicht eo ipso von der hei- für zwei homosexuelle Partner bzw. Part- fenden Zuspruch, dass die Freundschaft in- Partnerschaft verbundenen Pflichten und ligmachenden Gnade ausschließt, weil das nerinnen zur Erfahrung der befreienden klusive der sexuellen Zuneigung, die zwei Rechte übernehmen, sollte für sie das pa- Liebe und Zuwendung Gottes werden und homosexuelle Partner bzw. Partnerinnen Bedeutet Segen gleich eine Gutheißung? storale Angebot einer kirchlichen Segens- sich als sittliche Größe bewähren kann. füreinander empfinden, für sie fruchtbar feier bestehen36, und zwar nicht nur im sittlich Gute im gemeinsamen Leben der werde, sodass sie in ihrer Liebe zueinan- Sinne „irgendeine[r] Form von ‚Zuspruch‘ Partner – wie Treue, Fürsorge, Verantwor- c) Wesentlich ist auch, dass die Partner- der reifen und wachsen, dass sie sich ge- oder ‚Segnung‘ ‚im Einzelfall‘“37, denn – so tung, Verbindlichkeit – von Gott ermöglicht schaft nicht auf die sexuelle Ebene redu- genseitig auf ihrem Weg der menschlichen fragt Benjamin Leven zu Recht –: „Wel- und gestärkt wird.39 Der Grund für eine Se- ziert wird. So wie eine Person – auch eine Reifung und Entfaltung helfen und unter- cher Betroffene soll das eigentlich ernst gensfeier liegt also im Heilshandeln Gottes, homosexuelle – nicht auf ihre Sexualität re- stützen, und dass in der Art und Weise, wie nehmen?“38 Eine Segensfeier für gleichge- das Menschen seit jeher erfahren, wo im- duziert werden darf, kann auch eine Part- sie füreinander da sind, für sie etwas er- schlechtliche Partnerschaften sollte seitens mer sie zu einem „Mehr“ an Leben befreit nerschaft – auch eine gleichgeschlechtliche fahrbar wird von der Liebe Gottes zu ih- der Kirche aus theologischen, ethischen und in ihrer Liebes- und Beziehungsfähig- – nicht auf die in welcher Form auch immer nen. Der empfangene Segen kann für die wie pastoralen Gründen seelsorglich ange- keit gefördert werden, sodass sie Gott dan- gelebte sexuelle Intimität reduziert wer- beiden Partner bzw. Partnerinnen auch boten werden. ken, ihn loben und preisen. Die Bitte um Se- den. „Jeder Mensch kann äußerst respekt- ein Ansporn und eine Ermutigung sein, aus gen ist damit erstens Ausdruck der Dank- und liebevolle Beziehungen eingehen. Be- a) Eine solche Segensfeier ist auf dem Hin- barkeit und Freude, dass zwei Partner sich dem Geist des Glaubens zu leben, sodass stimmte Gruppen von Menschen davon tergrund der in weiten Teilen der Moral- gefunden haben, einander bereichern und sie durch ihr liebendes und fürsorgendes auszuschließen, ist Ausdruck eines Vorur- theologie mittlerweile mehr oder weniger füreinander Geschenk sind, zweitens des füreinander da sein auch in ihrem Glauben teils, das für Betroffene schwer zu ertra- offen vorgenommenen Korrekturen hin- Wunsches und der Entscheidung, die Be- an Gott gestärkt werden und in ihrer Bezie- gen ist und letztlich zu ihrer Diskriminie- sichtlich der sittlichen Bewertung einer ho- ziehung aus dem Glauben heraus zu gestal- hung zu Gott wachsen können. rung oder gar Kriminalisierung beiträgt.“41 www.theologischekurse.at
theologie aktuell 16 17 THEOLOGISCHE KURSE d) Die Kirche muss homosexuellen Men- Wie immer man eine Segensfeier von tur der Nrn. 1852–1853 und 2353 des KKK Volgger / Florian Wegscheider (Hrsg.), schen und Paaren deshalb auch bewusst gleichgeschlechtlichen Partnerschaften be- bedeutet. Schließlich ist Michael Rosenber- Benediktion von gleichgeschlechtlichen Hilfen anbieten, um in ihrer Liebes- und zeichnen und liturgisch gestalten mag, aus- ger zuzustimmen: „Wenn die Kirche fordert, Partnerschaften (Schriften der Katho- lischen Privat-Universität Linz 8), Regens- Beziehungsfähigkeit, aber auch im Leben schlaggebend sind der Glaube und die Hoff- dass homosexuelle Menschen ihre Orien- burg 2020, 67–93. Der Verweis auf Beiträ- in der Gnade zu wachsen. Der Fundamen- nung, dass die Kirche durch diese Hand- tierung annehmen, und das tut sie, dann ge „im vorliegenden Band“ in den Fußno- taltheologe Magnus Striet stellt die (rheto- lung einem Paar hilft, in der Liebe und in muss sie auch über ihren Schatten springen ten bezieht sich auf diese Publikation. rische) Frage, ob – ohne den Begriff der sa- der Gnade zu wachsen und sich in der Kir- und diese Annahme mit allen ihr zur Ver- 2 Online abrufbar unter https://www.uni- kramentalen Ehe aufzugeben – eine sakra- che beheimatet zu fühlen, d.h. von ihr nicht fügung stehenden Mitteln unterstützen.“46 muenster.de/imperia/md/content/fb2/ mentale Partnerschaft nicht überall dort diskriminiert oder lediglich toleriert, son- Eine Segensfeier für gleichgeschlechtliche zentraleseiten/aktuelles/stellungnahme_ gedacht werden könne, wo immer Men- dern angenommen und integriert zu wer- Partnerschaften ist ein solches Mittel. Sei- endform.pdf (abgerufen am: 07.04.2021). schen sich frei füreinander entscheiden, ei- den mit der Botschaft und Zusage: „Ihr ge- tens der Kirche wäre sie auch ein spre- 3 Vgl. zu diesem Abschnitt STEPHAN nander lieben, füreinander einstehen, und hört zu uns.“ chendes Zeichen dafür, die jahrhunderte- GOERTZ, Zwischen „himmelschreiender sich dieser personale Freiheitsentwurf un- lange Zufügung von Leid, Demütigung und Sünde“ und „Geschenk der Liebe“, in: ders. ter den Vorzeichen des Glaubens an einen 5. Abschlussüberlegung Ausgrenzung, die homosexuelle Menschen (Hrsg.), „Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“, Gott vollzieht, der menschliche Freiheit durch die Kirche erlitten haben, im Sinne S. 175–236, hier: S. 204–209 und S. 217– Die kirchliche Bewertung der Homosexua- 232; MICHAEL ROSENBERGER, Die eige- nicht nur akzeptiert, sondern auch will42, der vom Evangelium geforderten Leidsen- lität unterliegt einer lebendigen Tradition ne Identität annehmen, in: HlD 70 (2016) und der – so könnte man ergänzen – nicht sibilität definitiv überwinden zu wollen. und einem historischen Wandel. Seit min- S. 316–323, hier: S. 319–320. will, dass homosexuelle Menschen auf- destens 40 Jahren hat die Kirche die Homo- Zum Autor: Martin M. LINTNER OSM stu- 4 Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU- grund ihrer nicht frei gewählten sexuellen sexualität „entpathologisiert“, und erkennt dierte Theologie in Innsbruck, Wien und Rom BENSLEHRE, Persona humana. Erklä- Neigung vereinsamen oder von der ihnen sie als Veranlagung an, die von betrof- und gehört seit 1993 dem Servitenorden an. rung zu einigen Fragen der Sexualethik abverlangten Enthaltsamkeit überfordert (29.12.1975) (https://bit.ly/2Gdg0b0; fenen Menschen als Teil ihrer persona- Seit 2009 ist er Professor für Moraltheolo- werden, sondern in einer von Freundschaft, abgerufen am: 10.4.2019). len Identität angenommen werden soll. Sie gie an der Philosophisch-Theologischen Hoch- Liebe und Fürsorge getragenen Beziehung fordert seitdem mit Vehemenz, dass ho- schule in Brixen. Martin Lintner ist Mitglied 5 Vgl. STEPHAN GOERTZ, Zwischen „him- füreinander Stütze und Hilfe sind und ihre melschreiender Sünde“ und „Geschenk mosexuelle Menschen nicht diskriminiert im Landesethikkomitee in Südtirol sowie Sexualität als leibliche Sprache ihrer Lie- der Liebe“, S. 204–205. werden dürfen, sondern mit Respekt be- des Ethikkreises Innsbruck. Infolge des Miss- be entfalten und leben können. Der Mo- handelt werden müssen. Nunmehr geht brauchsskandals widmet er sich der inten- 6 Siehe dazu beispielsweise HARTMUT A. raltheologe Michael Rosenberger fragt, ob G. BOSINSKI, Eine Normvariante mensch- es jedoch nicht mehr nur um die Bewer- siven Auseinandersetzung mit der kirchlichen die Segnung homosexueller Paare nicht licher Beziehungsfähigkeit. Homosexua- tung der Homosexualität an sich, sondern Sexualmoral. eine Sakramentalie sein könnte43, und der lität aus Sicht der Sexualmedizin, in: Ste- es besteht die Dringlichkeit, sich auch mit Neutestamentler Ansgar Wucherpfennig Buch zum Thema: Martin Lintner, Den Eros phan Goertz (Hrsg.), „Wer bin ich, ihn zu der moralischen Bewertung von homose- verurteilen?“, S. 91–130. spricht von „Feiern und Zeichen im vorsa- xuellen Handlungen vertieft zu befassen. entgiften. Plädoyer für eine tragfähige Se- kramentalen Raum“, der jenen offen steht, Bischof Overbeck hält diesbezüglich fest, xualmoral und Beziehungsethik, Innsbruck/ 7 Zur Entwicklung der kirchlichen Rede „für die der Weg zu einer sakramentalen Brixen 2. Aufl. 2012 (2011). über Homosexualität nach dem Zweiten dass es die Kirche nicht bei der bloßen Wie- Vatikanischen Konzils siehe beispielswei- Feier unter deren rechtlichen und dogma- derholung der bisherigen Wahrnehmung Anmerkungen se: ROBERT WESTERFELHAUS, A Signifi- tischen Bedingungen verstellt ist“44. und Wertung von Homosexualität belassen 1 Gekürzte und leicht modifizierte Fassung cant Shift: A Pentadic Analysis of the Two kann,45 was auch eine Revision und Korrek- des gleichnamigen Artikels in: Ewald Rhetorics of the Post-Vatican II Roman www.theologischekurse.at
theologie aktuell 18 19 THEOLOGISCHE KURSE Catholic Church Regarding Homosexua- 15 Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU- 24 Siehe dazu z. B. MARTIN M. LINTNER, 29 Vgl. THOMAS HIEKE, Kennt und verur- lity, in: International Journal of Sexuality BENSLEHRE, Homosexualitatis problema, Der Kirche liebe Not mit Gender. Eine teilt das Alte Testament Homosexualität?, and Gender Studies 3 (1998), S. 269–294. Nr. 6–7. kritische Bestandsaufnahme anhand von bes. S. 51–52; MICHAEL THEOBALD, Pau- 8 Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU- 16 KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENS- Amoris laetitia, in: ders. / Jörg Ernesti / lus und die Gleichgeschlechtlichkeit, bes. BENSLEHRE, Persona humana, Nr. 8. LEHRE, Persona humana, 8. Markus Moling (Hrsg.), Frauen in der Kir- S. 82–88. che. Denkanstöße zur Geschlechterfrage 30 KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENS- 9 Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU- 17 Vgl. FRANZ-JOSEF OVERBECK, Vorurteile (Brixner Theologisches Jahrbuch, Bd. 8), BENSLEHRE, Homosexualitatis proble- überwinden!, in: HerKorr 73 (2019), Heft LEHRE, Homosexualitatis problema, Nr. 3. Brixen / Innsbruck 2018, S. 113–131. ma. Schreiben über die Seelsorge für ho- 2, S. 6; siehe dazu auch UDO RAUCH- 31 KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENS- mosexuelle Personen (1.10.1986), Nr. 3 FLEISCH, Schwule, Lesben, Bisexuel- 25 So auch GERHARD MARSCHÜTZ, Zur Kri- LEHRE, Homosexualitatis problema, Nr. 7. (https://bit.ly/1KfpkpD; abgerufen am: le. Lebensweisen, Vorurteile, Einsichten. tik an der vermeintlichen Gender-Ideolo- gie. Wachstumspotenzial für die eigene 32 Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU- 10.4.2019); KKK 2358. Göttingen 42001, S. 21–40. BENSLEHRE, Persona humana, Nr. 6; Lehre, in: HerKorr 68 (2014), S. 457–462. 10 STEPHAN GOERTZ, Einleitung, in: ders. 18 Vgl. FRANZ-JOSEF OVERBECK, Vorurteile DIES., Homosexualitatis problema, Nr. 3. (Hrsg.), „Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“, überwinden! 26 Zum Folgenden vgl.: MICHAEL BRINK- SCHRÖDER, Sodom als Symptom: Gleich- 33 Vgl. z. B. THOMAS KNIEPS-PORT LE ROI, S. 7–16, hier: S. 9. 19 Zum Verständnis von Natur sowie zur Troubled Love? Theology and Pastoral geschlechtliche Sexualität im christlichen 11 PAPST FRANZISKUS, Pressekonferenz Relevanz des Naturrechtsdenkens siehe Imaginären – eine religionsgeschichtliche Care Facing the Diversity and Fluidity of auf dem Rückflug von Brasilien nach den Beitrag von MICHAEL ROSENBER- Anamnese (Religionsgeschichtliche Ver- Contemporary Family Life, in: Marria- Rom (28.07.2013); Zit. nach STEPHAN GER, „Natur“ – ein Konzept in Entwick- suche und Vorarbeiten, Bd. 55), Berlin u. a. ge, Families and Spirituality 24 (2018), S. GOERTZ, Einleitung, S. 9, Fußnote 2. lung. Von der Relevanz moderner natur- 2006, S. 389–354; THOMAS HIEKE, Kennt 155–163, hier: S. 156. 12 Siehe dazu MICHAEL BRINKSCHRÖDER, wissenschaftlicher Erkenntnisse für die und verurteilt das Alte Testament Homo- 34 EBERHARD SCHOCKENHOFF, Vortrag auf Neue Offenheit oder alte Ängste? Ho- ethische Bewertung gleichgeschlechtli- sexualität?, in: Stephan Goertz (Hrsg.), dem Studientag „Die Frage nach der Zä- mosexualität und gleichgeschlechtliche cher Partnerschaften, im vorliegenden „Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“, S. 19– sur …“, S. 7 (Hervorhebung: MML). Partnerschaften als Thema der Familien- Band. 52; MICHAEL THEOBALD, Paulus und die Gleichgeschlechtlichkeit. Plädoyer für ei- 35 Vgl. ebd. synode, in: Stephan Goertz (Hrsg.), „Wer 20 Vgl. MARTIN M. LINTNER, Den Eros ent- bin ich, ihn zu verurteilen?“ Homosexua- giften. Plädoyer für eine tragfähige Sexu- nen vernünftigen Umgang mit der Schrift, 36 Vertiefend dazu sowie zu den nötigen lität und katholische Kirche (Katholizis- almoral und Beziehungsethik, Innsbruck in: ebd., S. 53–88. Zum Thema siehe auch liturgiewissenschaftlichen Differenzie- mus im Umbruch 3), Freiburg i. Br. 2015, 22012, S. 130–135. den Beitrag von MARTIN STOWASSER, rungen zwischen Segnung, Segensfeier S. 413–444. Homosexualität und Bibel. Exegetische und Benediktion siehe den Beitrag von 21 Vgl. STEPHAN GOERTZ, Zwischen „him- Beobachtungen und hermeneutische EWALD VOLGGER, Gestalt und Gehalt 13 Vgl. PAUL VI., Humanae vitae. Enzykli melschreiender Sünde“ und „Geschenk Überlegungen, im vorliegenden Band. einer Benediktion gleichgeschlechtlicher ka über die Weitergabe des Lebens (25.7. der Liebe“, S. 210–217. Partnerschaft. Ein Entwurf, im vorlie- 1968), Nr. 12. Zur Problematik dieser Ar- 27 Eine mögliche Ausnahme bildet Röm 22 Vgl. ebd., S. 233. 1,26; vgl. MARTIN STOWASSER, Homose- genden Band. gumentation in Bezug auf die „personale Wende“ der Ehelehre des Zweiten Vatika- 23 So z. B. EBERHARD SCHOCKENHOFF, Vor xualität und Bibel. 37 BENJAMIN LEVEN, Vergebliche Locke- nischen Konzils siehe MARTIN M. LINT- trag auf dem Studientag „Die Frage nach 28 Vgl. THOMAS POLA, „Und bei einem Man- rungsübungen, in: HerKorr 72 (2018), NER, Von Humanae vitae bis Amoris lae der Zäsur. Studientag zu übergreifenden ne sollst du nicht liegen, wie man bei ei- Heft 3, S. 1. titia. Die Geschichte einer umstrittenen Fragen, die sich gegenwärtig stellen“ zur ner Frau liegt: Ein Greuel ist es.“ Der li- 38 Ebd. Lehre, Innsbruck 2018. Frühjahrs-Vollversammlung der Deut- terarische und sozialgeschichtliche Zu- schen Bischofskonferenz (13.3.2019) 39 Vgl. ANSGAR WUCHERPFENNIG, Der 14 KKK 2357. sammenhang von Lev 18,22 und 20,13, in: Frankfurter Vorschlag zu Segensfeiern, (https://bit.ly/2IDm55p; abgerufen am: Theologische Beiträge 46 (2015), S. 218– 10.4.2019). in: SdZ 236 (2018), Heft 6, S. 434–436, 230. www.theologischekurse.at
theologie aktuell 20 21 THEOLOGISCHE KURSE hier: S. 435. Zu den grundsätzlichen Aus- 41 FRANZ-JOSEF OVERBECK, Vorurteile raham versuchte Opferung seines Sohnes aber auch recht flotte Formulierungen den sagen über den Segen vgl. RUPERT BER- überwinden! mit Gottes menschenfreundlichem Ja zum Stil. Es bietet eine spannende Auseinan- GER, Segen. IV. Liturgisch, in: LThK3, Bd. 42 Vgl. MAGNUS STRIET, Schöpfungsglau- Leben zu tun? Da diese Texte aus unserer dersetzung mit den wichtigsten Themen 9, Sp. 397–398, hier: Sp. 397. be und Homosexualitätskonzept, in: Ste- heiligen Schrift nicht wegzudenken sind, der historischen Jesusforschung. 40 MATTHIAS RING, Vorwort, in: Die Fei- phan Goertz (Hrsg.), „Wer bin ich, ihn zu dürfen und müssen sie auch in der Litur- er der Partnerschaftssegnung im Katho verurteilen?“, S. 161–174, hier: S. 173–174. DEEG Alexander / ZERFASS Alexander / UDER gie „akzeptabel“ sein. In diesem Buch fin- lischen Bistum der Alt-Katholiken in Manuel (Hgg.), Liturgie und Gebet. Dimensi- 43 Vgl. MICHAEL ROSENBERGER, Die eigene den Sie solide bibeltheologisch begründe- Deutschland, Bonn 2014, S. 7–8, hier S. onen eines Grundvollzugs gottesdienstlichen Identität annehmen, S. 322. te Antworten und damit einen (vielleicht 8. Ring ist Bischof des Katholischen Bis- Feierns, Trier 2018. (VzF Deutsches Liturgisches tums der Alt-Katholiken in Deutschland, 44 ANSGAR WUCHERPFENNING, Der Frank- unvermutet) bereichernden Zugang zu an- Institut, 160 Seiten, € 12,80) Das Buch kann di- die mit Zustimmung der Synodalvertre- furter Vorschlag zu Segensfeiern, S. 436. geblich „problematischen“ Lesungen, die rekt im Verlagsshop https://shop.liturgie.de be- tung nach langen und kontroversen Dis- 45 Vgl. FRANZ-JOSEF OVERBECK, Vorurteile ihren Ort zu Recht in der Nacht der Näch- stellt werden. kussionen den Ritus für die Segnung überwinden! te haben. Die Texte (und Gesänge) der Os- gleichgeschlechtlicher Partnerschaften Welche Bedeutung kommt dem Beten in ternacht machen in jeder Hinsicht Ernst 2014 in Kraft gesetzt hat. 46 Vgl. MICHAEL ROSENBERGER, Die eigene Bibel, Theologie und Gottesdienst zu? Wel- Identität annehmen, S. 322. mit der Bedrohung des Lebens – und des- che Ausdrucksformen kennt das Gebet in sen Rettung. Liturgische Einführungen in Vergangenheit und Gegenwart? Welchen die Texte sowie die Anregungen zur Ge- Stellenwert nimmt das Gebet im Judentum staltung der Osternacht machen das Buch Buchempfehlungen STEINS Georg / BALLHORN Egbert, „Und es wur- de Morgen“. Die biblischen Lesungen der Oster- zu einem verlässlichen spirituellen Beglei- ein? Aus verschiedenen religiösen und konfessionellen Blickwinkeln zeigt dieser ter der jährlichen Osterfeier. HIEKE Thomas / HUBER Konrad, Bibel falsch nacht, Regensburg 2020, Seiten 9-109 u. 139-172. Aufsatzband Zugänge zum vielschichtigen verstanden. Hartnäckige Fehldeutungen bibli- (Pustet, 176 Seiten, € 17,50.-) EBNER Martin, Jesus von Nazaret. Was wir von Phänomen Gebet und neue Perspektiven scher Texte erklärt, Stuttgart 2020. (Verlag Ka- In der Osternacht feiern Christinnen und ihm wissen können, Stuttgart, Sonderausga- für diesen Grundvollzug des christlichen tholisches Bibelwerk, 300 Seiten (Großdruck), € Christen Jahr für Jahr den rettenden Durch- be 2018. (Katholisches Bibelwerk, 256 Seiten, Lebens und Feierns. 23,60) gang von der Finsternis ins Licht, von der € 10,30) Klage zur Freude, von der Sünde zur Frei- LITURGIEKREIS ANDELSBUCH, Wir bitten. Für- In diesem Sammelband werden hartnä- Lässt sich Jesus nicht am besten in sei- bittenbuch, Andelsbuch 2021 (Buchbestellung: ckige Fehldeutungen biblischer Texte er- heit, vom Tod zum Leben. Im Licht der Os- ner Zeit verstehen? So lautet die Grund- bittenbuch@gmx.at, 252 Seiten, € 42,00) klärt. Die Autoren und Autorinnen – un- terkerze erklingen sieben Lesungen aus frage der heutigen historischen Jesusfor- Woher kommen die Fürbitten? Im besten ter ihnen auch Lehrende bei den THEO dem Alten Testament. Einige dieser Bibel- schung. Spannend und lebendig beschreibt Fall nicht „aus der Sakristei“ oder aus LOGISCHEN KURSEN – beschreiben in texte erscheinen als anstößig, sind schwie- Martin Ebner, Professor für Neues Testa- einem Anhang im Messbuch, sondern von kurzen und prägnanten Beiträgen bei- rig zu verstehen und stellen viele Mitfei- ment, den Rahmen des Auftretens Jesu den Gläubigen selbst. Nicht ohne Grund spielsweise, was „Auge um Auge, Zahn um ernde regelmäßig vor Probleme: nicht nur im Palästina des 1. Jahrhunderts: Galiläa liegen gerade in dieser Zeit in vielen Kir- Zahn“ wirklich bedeutet oder warum Sau- ihre Anzahl, sondern auch mancher In- und Israel, Wirtschaftslage und römisches chen Fürbitt-Bücher auf oder werden von lus nicht zum Paulus wurde. Rezension halt ruft Befremden, ja Ablehnung her- Steuersystem, den Tempel als Spiegelbild Frauen und Männern online befüllt. Sie von Oliver Achilles: https://auslegungssa- vor. Warum besteht die Leseordnung auf von Religion und Politik, die Pharisäer als üben damit ihr gemeinsames Priester- che.at/8489/rezension-von-bibel-falsch- den Durchzug Israels durch das Schilfmeer, Reinheitsspezialisten u. v. m. Das Buch ist tum aus, in dem sie vor Gott für ande- verstanden/ der mit dem Tod der Verfolger und ihrer aus einer Vorlesung hervorgegangen, des- Pferde verbunden ist? Was hat die von Ab- re Menschen eintreten. Im Liturgiekreis halb prägen wissenschaftliche Genauigkeit, www.theologischekurse.at
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