Mai 2021 - theologie aktuell - KURS IN WIEN

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Mai 2021 - theologie aktuell - KURS IN WIEN
theologie aktuell
                      Die Zeitschrift der THEOLOGISCHEN KURSE.

                                           KURS IN WIEN
                                           ab Oktober 21

                                           FERNKURS
                                           ab November 21

                                           SPEZIALKURSE

       Mai 2021
                                           Wien & Österreich 21/22

                                           AKADEMIE am DOM

Heft 04 / 36. Jg. 2020/21
im Fokus: Segen für gleichgeschlechtliche Paare
Mai 2021 - theologie aktuell - KURS IN WIEN
theologie aktuell                                                                                             02    03
                                                                                                                                                                         THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                                         KURSE

                                                                                                                    Editorial – Segnen oder Segen verweigern?
                                                                                             Liebe Leserin! Lieber Leser! Schiene entwickelt (S.31): Das Angebot
Inhalt                                                                                       Am 15. März 2021 hat die reicht von Kursen für Einsteiger*innen als
                                                                                             Glaubenskongregation fest- erste Einführung in die Theologie („Glau-
                                                                                             gehalten, dass Verbindungen ben mit Herz & Hirn. Theologische Module“
                                                                                             von Personen gleichen Ge- und „Basisinfo Christentum“) über Bibel-
Editorial		                                                         Seite 03                  schlechts nicht gesegnet Hebräisch bis hin zu einem zweijährigen
                                                                                             werden dürfen. Kontrover- Theologischen Kurs. Zwei Spezial­        kurse
im Fokus:                                                                    se Reaktionen kamen in diesem Fall nicht („Die Bibel II. Die Bücher der Geschich-
„Ein Segen sollt ihr sein!“ (vgl. Gen 12,2). Theologisch-ethische            nur von Theologinnen und Theologen, die an te“ im September 2021 und „Die Apokry-
Überlegungen zu einer Segensfeier für gleichgeschlechtliche Paare		 Seite 04 dieser „Erläuternden Note“ einen Mangel an phen“ im Februar 2022) werden online
                                                                             theologischer Tiefe, hermeneutischem Ver- besucht werden können. Die Vorträge der
Martin M. Lintner
                                                                             ständnis und argumentativer Stringenz fest- AKADEMIE am DOM bieten wir ab Herbst
                                                                             stellten, und Laien, sondern auch von vie- hybrid an, d. h. sowohl in Präsenzform als
Buchempfehlungen		                                                  Seite 20 len Priestern und Bischöfen. Letzteres ist in auch online.
                                                                             dieser Form ein Novum. Dass in der Frage          Die Spezialkurs-Folder liegen regional
KURS IN WIEN / FERNKURS                                             Seite 28 von Segnungsfeiern für homosexuelle Paare differenziert bei. Genaueres zu den Online-
Piotr KUBASIAK im Gespräch                                                   durch dieses „Roma locuta“ die „causa finita“ Angeboten finden Sie im neuen grünen
                                                                                                                           Flyer. Alle Veranstaltungen finden Sie na-
                                                                                     Theologie auf der Höhe der Zeit       türlich wie gewohnt auch auf unserer Web-
Die neue Online-Schiene                                             Seite 31 sein kann, ist zumindest fraglich. Anderer- site www.theologischekurse.at.
                                                                             seits wird vereinzelt sogar die Gefahr eines      Im Mai 2020 habe ich an dieser Stel-
Spezialkurse WIEN & ÖSTERREICH 21/22                                Seite 32 Schismas in den Raum gestellt.                le von der Hoffnung auf einen „Neustart
                                                                                 Wenn ein vatikanisches Dokument so- im September“ gesprochen. Dass ich dabei
AKADEMIE am DOM – Vorschau                                          Seite 34 wohl bibelwissenschaftlich wie auch hu- falsch gelegen bin, haben wir alle schmerz-
                                                                             manwissenschaftlich nicht auf der Höhe lich erfahren. Aber wir bleiben begrün-
81 Jahre und kein bisschen alt –		                                  Seite 35 der Zeit ist und zudem die Lebensrealität det zuversichtlich, dass es im Herbst 2021
                                                                             so vieler Menschen ignoriert, ist es wich- doch deutlich besser aussehen wird. Jeden-
die THEOLOGISCHEN KURSE feiern Jubiläum                                      tig, (moral-)theologisch genau auf die strit- falls haben wir für den 30. September 2021
                                                                             tigen Fragen zu schauen. Das macht P. Mar- unsere Jubiläumsfeier angesetzt: 81 Jahre
                                                                             tin Lintner im Fokus dieses Heftes (S.04).    THEOLOGISCHE KURSE (S.35). Sie möge
                                                                                   Neue Spezialkurse und Online-Kurse      stattfinden können!
Impressum: theologie aktuell. Die Zeitung der THEOLOGISCHEN KURSE.
Medieninhaber: Erzdiözese Wien & Österreichische Bischofskonferenz, 1010, Wollzeile 2;                              Das Team der THEOLOGISCHEN KURSE hat          Herzlich,
Herausgeber: Wiener Theologische Kurse & Institut Fernkurs für theologische Bildung                                 in den letzten Monaten nicht nur eine Fülle
f.d.I.v.: Mag. Erhard Lesacher; alle 1010, Stephansplatz 3/3 Tel.: +43 1 51552-3703, office@theologischekurse.at;   von Spezialkursen erarbeitet (S.32 und 33),
Grundlegende Richtung:
                                                                                                                    sondern auf Basis der Erfahrungen mit di-
Informationsorgan für TeilnehmerInnen, AbsolventInnen und FREUNDE der THEOLOGISCHEN KURSE;                                                                        Ihr Erhard Lesacher
Fotos, wenn nicht anders angegeben: Benjamin Paul und privat; Druck: Gröbner Druck, Oberwart;                       gitalem Unterricht auch eine neue Online-
www.theologischekurse.at
P.b.b. Verlagspostamt: 1010 Wien; Erscheinungsort Wien; MZ „theologie aktuell“, GZ 02Z033241 M
theologie aktuell                                                                        04    05
                                                                                                                                                       THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                       KURSE

                                                                                               erkennung, dass die dauerhafte homosexu- und überwindet die Verengung auf die se-
Martin M. Lintner, Brixen                                                                      elle Neigung unabhängig davon, ob sie be- xuelle Veranlagung.
„Ein Segen sollt ihr sein!“                                                                    reits pränatal (genetisch oder hormonell)           Bei den Bischofssynoden 2014 und 2015
                                                                                               oder in den ersten Lebensjahren psychoso- hat sich jedoch gezeigt, dass sich die Mehr-
 (vgl. Gen 12,2)                                                                               zial bedingt ist6, als solche keine zu heilende heit der Bischöfe neuen und konstruktiven
                                                                                               Pathologie oder zu verändernde sexuelle Akzenten, die von einer grundsätzlichen
Theologisch-ethische Überlegungen                                                              Orientierung darstellt. Auch diesbezüglich Haltung der Wertschätzung gegenüber ho-
                                                                                               lässt sich eine Entwicklung in den lehramt- mosexuellen Menschen geprägt sind, ver-
zu einer Segensfeier für                                                                       lichen Aussagen feststellen.7 Während die schlossen haben.12
gleichgeschlechtliche Paare                                                                    Glaubenskongregation 1975 noch von einer            In Amoris laetitia (AL) kommt Papst
                                                                                               nicht unheilbaren „Anomalie“ sowie einem Franziskus an zwei Stellen ausdrücklich
                                                                                              „angeborenen Trieb“ und einer „patholo- auf das Thema Homosexualität zu sprechen.
1. Hinführung 1                                das Sprichwort Roma locuta, causa finita        gischen Veranlagung, die als unheilbar be-
                                               wohl nicht zutrifft. Vielmehr wird dieses                                                                     Papst Franziskus fordert
 Die am 15. März 2021 von der Glaubens-                                                        trachtet wird“ spricht8, spricht sie 1986 im
                                               Responsum nicht das letzte Wort aus Rom         Schreiben über die Seelsorge für homosexu-                       eine neue Haltung
 kongregation veröffentlichte negative Ant-    zu dieser Problematik gewesen sein.
 wort auf die Frage, ob die Kirche die Voll-                                                   elle Personen lediglich von „homosexueller Einmal in Bezug auf Familien, „welche die
 macht habe, Verbindungen von Personen                                                         Veranlagung bzw. Neigung“, die betroffene Erfahrung machen, dass in ihrer Mitte Men-
                                               2. Der Kirche Crux mit der                      Menschen „nicht selbst gewählt“ haben.9          schen mit homosexueller Orientierung le-
 gleichen Geschlechts zu segnen, hat unter-    Homosexualität
 schiedlichste und kontroverse Reaktionen                                                                                                       ben – eine Erfahrung, die nicht leicht ist, so-
                                                                                               2.2 Aktuelle lehramtliche Diskussionen           wohl für die Eltern, als auch für die Kinder“
 hervorgerufen. In einer Stellungnahme, die    2.1 Lehramtliche Entwicklungen in Bezug
 bis Ende März von 278 Theologieprofesso-                                                      Papst Franziskus hat im Juli 2013 im Rah-        (AL 250). Er bekräftigt, dass die Kirche ihre
                                               auf das Thema der Homosexualität3                                                                Haltung    derjenigen von Jesus anpassen soll,
 rinnen und -professoren aus dem gesam-                                                        men einer Pressekonferenz „Hoffnung auf
 ten deutschen Sprachraum unterzeichnet        Das kirchliche Lehramt versucht spätes­         eine neue katholische Haltung gegenüber         „der  sich   in grenzenloser Liebe für jeden
 worden ist, wird bemängelt, dass es der       tens seit der Erklärung der Glaubenskon-        Homosexuellen genährt“10, als er sagte:          Menschen,     ohne Ausnahme, geopfert hat“
„Erläuternden Note“ zur Antwort „an theo-      gregation Persona humana (1975)4, eine         „Wenn einer gay ist und den Herrn sucht           (ebd.), und   dass  „jeder Mensch, unabhängig
 logischer Tiefe, an hermeneutischem Ver-      diskriminierende und abschätzige Rede-          und guten Willen hat – wer bin dann ich, ihn     von seiner   sexuellen   Orientierung, in seiner
 ständnis sowie an argumentativer Strin-       weise über Homosexualität zu vermeiden.5        zu verurteilen?“ Wichtiger als die sexuelle
                                                                                                                  11                            Würde    geachtet   und  mit Respekt aufgenom-
 genz mangelt“ und dass „wissenschaftliche     Sie unterscheidet zwischen Homosexua-           Orientierung, so darf man den Papst wohl         men   werden     soll, und sorgsam    zu vermei-
                                               lität als einer dauerhaften sexuellen Ori-      verstehen, ist die Frage, wie ein Mensch         den ist,  ihn in  irgendeiner Weise   ungerecht
    Die Sprache des Lehramts ändert sich       entierung, die nicht frei gewählt wird und      vor Gott dasteht, ob bzw. wie er versucht, zurückzusetzen oder ihm gar mit Aggressi-
Erkenntnisse ignoriert und nicht rezipiert“    nicht schuldhaft ist, und der praktizierten     das Evangelium zu verstehen und zu leben, on und Gewalt zu begegnen“ (ebd.). Die Fa-
werden.2 Der vorliegende Beitrag möchte        Homosexualität, die als sündhaft abgelehnt      den Willen Gottes zu suchen im Verlangen, milien, so der Papst, sollen respektvoll be-
einen Diskussionsbeitrag aus moraltheolo-      wird. Die grundsätzliche Differenzierung        ihm auf je vollkommenere Weise zu ent- gleitet werden, „damit diejenigen, welche
gischer Perspektive anbieten, denn die vie-    zwischen (nicht schuldhafter) Neigung           sprechen. Papst Franziskus nimmt also be- die homosexuelle Tendenz zeigen, die not-
len kritischen Stimmen auch seitens zahl-      und (wenn auch als sündhaft verurteilter)       wusst den ganzen Menschen in den Blick wendigen Hilfen bekommen können, um
reicher Bischöfe zeigen, dass in diesem Fall   Handlung bleibt von Belang, ebenso die An-                                                       den Willen Gottes in ihrem Leben zu begrei-

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                                                                                                                                                    THEOLOGISCHE
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fen und ganz zu erfüllen“ (ebd.). Die zweite   tarität der beiden Geschlechter sowie ih-      xuellen Identität, womit sie unter Umstän- eheliche Verbindungen überhaupt geseg-
Stelle hingegen betrifft die Differenzierung   rer Bezogenheit aufeinander argumentiert,      den dazu beiträgt, dass homosexuelle Be- net werden, wenn die Ehe den exklusiven
von Ehe und gleichgeschlechtlichen Part-       die besonders im Zeugungsakt als schöp-        ziehungen – zumal im kirchlichen Umfeld Ort legitimer Sexualbeziehungen darstellt
nerschaften, weshalb eine Gleichstellung       fungsgemäßem Zweck der Geschlechtlich-        – unter den Vorzeichen erschwerter Bedin- (vgl. Kap. 3.2)? (3) Was bedeutet es, eine
von Verbindungen zwischen homosexuel-          keit und als Teilhabe an der schöpferischen    gungen stehen. Zudem wird die moralische homosexuelle Beziehung zu segnen (vgl.
len Personen mit der Ehe abgelehnt wird,       Liebe Gottes zum Ausdruck kommt15. (c)        Verurteilung jeglicher homosexuellen Be- Kap. 4)?
und zwar so entschieden, dass selbst die       Biblisch schließlich werden homosexuelle       ziehung und Praxis von vielen Betroffenen
Herstellung einer Analogie – auch in einem     Handlungen nicht nur als „schwere Verir-       als verletzend und demütigend wahrge- 3.1 Kann eine homosexuelle Beziehung
weiteren Sinn – „zwischen den homose-          rungen“ verurteilt, sondern auch als „trau-    nommen, was die Entfremdung zwischen ausnahmslos als ungeordnet und sündhaft
xuellen Lebensgemeinschaften und dem           rige Folge einer Zurückweisung Gottes“         Homosexuellen und der Kirche verstärkt.    verurteilt werden?
Plan Gottes über Ehe und Familie“ als bar      dargestellt16. Auf diese drei Argumentati-         Das kirchliche Lehramt steht also vor
                                                                                                                                         Auf diese Frage soll eine Antwort gesucht
jeglichen Fundaments und damit als un-         onslinien wird weiter unten noch zurück-       der Herausforderung, besonders hinsicht-
                                                                                                                                         werden anhand der drei Argumente, mit
annehmbar zurückgewiesen wird (vgl. AL         zukommen sein.                                 lich der sittlichen Beurteilung homosexu-
                                                                                                                                         denen das Lehramt bislang homosexuelle
251).                                                                                         ellen Verhaltens, den neuesten Stand der
                                                                                                                                         Handlungen als sündhaft ablehnt.
                                               3. Zur Möglichkeit einer Segensfeier für       Exegese, die moraltheologischen Entwick-
2.3 Zwischenfazit 1                            homosexuelle Partnerschaften                   lungen infolge des Zweiten Vatikanischen 3.1.1 Das Argument der naturgemäßen Ein-
Das neuralgische Problem hinsichtlich                                                         Konzils sowie die berechtigten anthropo- heit von liebender Vereinigung und Fort-
                                               Die genannten Aspekte machen in Bezug          logischen Anfragen zu berücksichtigen, die pflanzung19
der katholischen Lehre zur Homosexuali-        auf das Thema des vorliegenden Beitrags
tät bleibt weiterhin die rigorose und aus-     deutlich, dass die Kirche ihre Lehre über             Segen nicht nur als Einzelne,           Die nachkonziliare Sexualmoral ist ge-
nahmslose sittliche Verurteilung jeglicher     Homosexualität auf dem Hintergrund der                     sondern als Paar                   prägt von der Überwindung einer biologis­
homosexuellen Handlung. Dafür lassen sich      Erkenntnisse der Humanwissenschaften                                                          tischen Engführung der Zielsetzung der Ge-
im Wesentlichen drei Argumentationsli-                                                       im Besonderen von den Genderstudien ge-
                                               weiter zu vertiefen und hinsichtlich der                                                      schlechtlichkeit auf die Fortpflanzung. Wie
nien ausmachen: (a) Naturrechtlich wird                                                      stellt werden.18 Darauf soll im Folgenden
                                               sittlichen Bewertung homosexueller Hand-                                                      die moderne Verhaltensforschung aufge-
                                                                                             eingegangen werden. In Bezug auf eine
     Nachholbedarf der kirchlichen Lehre       lungen und Beziehungen zu revidieren hat.                                                     zeigt hat, hat die Sexualität auch biologisch
                                                                                             mögliche Segensfeier für gleichgeschlecht-
                                               Einerseits läuft sie nämlich weiterhin Ge-                                                    mehr Funktionen als nur die Fortpflanzung.
mit der untrennbaren Einheit der beiden                                                      liche Partnerschaften, bei der es dezidiert
                                               fahr – entgegen der Beteuerung, homo-                                                         Sie dient auch bei manchen Tierarten we-
Sinngehalte der Sexualität, nämlich der lie-                                                 nicht darum geht, die beiden Partner als
                                               sexuellen Menschen mit Achtung und Re-                                                        sentlich der Strukturierung und Stabilisie-
benden Vereinigung und der Fortpflanzung                                                     Einzelne, sondern als Paar zu segnen – d. h.,
                                               spekt zu begegnen – mehr von Vorurteilen                                                      rung von sozialen Beziehungen und Bünd-
in jedem einzelnen sexuellen Akt argumen-                                                    dass die beiden Partner bzw. Partnerinnen
                                               wie der angeblichen Beziehungsunfähig-                                                        nissen sowie der Kooperation zwischen
tiert13, sodass homosexuelle Akte als con-                                                   ausdrücklich auch dafür gesegnet werden,
                                               keit und Bindungsangst homosexueller                                                          Individuen in Bezug auf die Aufzucht von
tra naturam, d. h. als naturwidrig verur-                                                    was sie für den je anderen bzw. die je ande-
                                               Menschen denn von wissenschaftlichen Er-                                                      Nachkommen, der Nahrungsbeschaffung
teilt werden, da „sie gegen das natürliche                                                   re bedeuten –, stellen sich aus moraltheo­
                                               kenntnissen geleitet zu werden.17 Anderer-                                                    u. a. Homosexuelles Verhalten lässt sich
Gesetz verstoßen, denn die Weitergabe des                                                    logischer Sicht folgende Fragen: (1) Kann
                                               seits bietet sie betroffenen Menschen kei-                                                    z. B. bei vielen Tierarten beobachten und
Lebens bleibt beim Geschlechtsakt aus-                                                       eine homosexuelle Beziehung ausnahms-
                                               ne hinreichende Hilfe für die Auseinander-                                                    spielt eine wichtige soziale Rolle.
geschlossen“14. (b) Schöpfungstheologisch                                                    los als ungeordnet und sündhaft verurteilt
                                               setzung mit ihrer Sexualität sowie für eine                                                       In Bezug auf den Menschen hat das
wird mit der Binarität und Komplemen-                                                        werden (vgl. Kap. 3.1)? (2) Können nicht­
                                               positive Annahme und Entfaltung ihrer se-                                                     Konzil betont, dass „die geschlechtliche An-
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                                                                                                                                                    THEOLOGISCHE
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 lage des Menschen und seine menschliche        Gestaltung von Beziehungen, für die Inte-     der beiden Partner wäre die fehlende bio­      des Geschlechts (gender) und dem sexuel-
 Zeugungsfähigkeit in wunderbarer Weise         gration in eine Gesellschaft und die Zuwei-   logische Fruchtbarkeit kein zwingendes Ar-     len Begehren bzw. der sexuellen Neigung
 all das überragen, was es Entsprechendes       sung sowie Übernahme von sozialen Rollen      gument dagegen, dass in einer homosexu-        (desire). Insgesamt kommen die Gender-
 auf niedrigeren Stufen des Lebens gibt“ (GS    usw. All diese Sinndimensionen, nicht nur     ellen Beziehung nicht dennoch wesentliche      studien zum Ergebnis, dass es zwischen
 51). Die Konzilsväter haben betont, dass       die Fortpflanzung, gehören zur Natur, d. h.   Sinngehalte der Sexualität verwirklicht        diesen drei zu differenzierenden, wenn
„die Ehe nicht nur zur Zeugung von Kindern      zum Wesen der Sexualität. Je nach Lebens-     werden können. Ausschlaggebend wäre            auf der individuellen Ebene auch untrenn-
 eingesetzt ist, sondern [dass] die Eigenart    phase kann die eine Sinndimension wich-       vielmehr das Kriterium der Personalität,       baren Aspekten der Sexualität keine not-
 des unauflöslichen personalen Bundes und       tiger sein als eine andere und je nachdem     d. h., dass die beiden Partner in freier       wendige Kohärenz gibt. Bereits auf der bio­
 das Wohl der Kinder fordern, dass auch die     in den Vorder- oder Hintergrund rücken.       Selbstbestimmung und in einer verbind-         logischen Ebene gibt es eine Vielzahl von
 gegenseitige Liebe der Ehegatten ihren ge-     So spielt etwa die Frage und Suche nach der   lichen und dauerhaften Beziehung in Liebe
                                                                                                                                                          Neuer Blick aus der
 bührenden Platz behalte, wachse und rei-       eigenen sexuellen Identität in der Pubertät   zueinander stehen und füreinander Verant-
 fe. Wenn deshalb das – oft so erwünschte –     eine wichtigere Rolle als z. B. der Kinder-   wortung übernehmen.21 Daraus lassen sich
                                                                                                                                                     Perspektive der Genderstudien
 Kind fehlt, bleibt die Ehe dennoch als volle   wunsch während der Reproduktionsphase,        normative Prinzipien wie Achtung der Frei-     Varianten sexueller Ausprägung, die gene-
                                                und auch nach der fruchtbaren Zeit bleibt     heit, Einvernehmlichkeit, Unversehrtheit,       tisch, anatomisch oder phänotypisch we-
          Sexualität ist vielmehr als
                                                der Wunsch nach Zärtlichkeit und Befrie-      Gegenseitigkeit, Gleichheit, Verbindlichkeit    der rein männlich noch rein weiblich sind.
            Zeugung von Kindern                 digung wach und die Sexualität kann wei-      etc. ableiten.22                                Ein biologisch eindeutig männliches oder
Lebensgemeinschaft bestehen und behält          terhin eine wichtige Kraft für die partner-                                                   weibliches Individuum muss zudem nicht
                                                                                              3.1.2 Das Argument der schöpfungsgemäßen
ihren Wert sowie ihre Unauflöslichkeit“ (GS     schaftliche Bindung sein. Sie kann als eine                                                   notwendig männlichen bzw. weiblichen so-
                                                                                              Bipolarität der Geschlechter und der Kom-
50). Das bedeutet nicht weniger, als dass       besonders intensive Form der leiblichen                                                       zialen Geschlechtsrollen entsprechen und
                                                                                              plementarität von Mann und Frau
auch im Falle von Unfruchtbarkeit die Se-       Kommunikation dafür verstanden werden,                                                        nicht notwendig ein heterosexuelles, also
xualität als Ausdruck der Liebe zwischen        dass sich zwei Partner gegenseitig vertrau-   Kritische Anfragen und wichtige Impulse         auf das Gegengeschlecht gerichtetes Begeh-
zwei Partnern weder ihre Würde noch ihre        en, wertschätzen, das Wohl und die Befrie-    erhält die Sexualmoral nicht nur von den        ren ausbilden. Das bedeutet, dass eine – als
sittliche Berechtigung verliert. Ein weiterer   digung des bzw. der anderen wünschen und      Natur- und Humanwissenschaften, son-            gottgewollt oder naturgemäß verstandene
wesentlicher Aspekt dieser Aussage ist,         in der Erfahrung, begehrt zu werden, An-      dern auch von den Genderstudien. Sind die      – vorherbestimmte Kohärenz und Kontinu-
dass der sexuelle Akt nicht isoliert für sich   nahme und Selbstbestätigung erleben. Se-      Ergebnisse der Natur- und Humanwissen-          ität zwischen sex, gender und desire, d. h.
betrachtet werden kann, sondern vielmehr        xualität wird zum Ausdruck und Vollzug der    schaften im kirchlichen Diskurs zwar weit-      zwischen dem – in der Regel bei der Geburt
in ein umfassendes Gesamtverhalten einge-       gegenseitigen Annahme und Hingabe.            gehend akzeptiert, wenn auch in der offi-       aufgrund der Anatomie festgestellten – bio­
ordnet und Ausdruck desselben ist.                  In dieser Perspektive, dass die gelebte   ziellen kirchlichen Sexualmoral noch un-        logischen und dem sozialen Geschlecht so-
    Sexualität prägt entsprechend den Er-       Sexualität ihre sittliche Qualität von der    zureichend rezipiert23, steht das kirchliche    wie der heterosexuellen Orientierung, radi-
kenntnissen der unterschiedlichen Human-        personalen Qualität der Beziehung her er-     Lehramt den Genderstudien noch weitge-          kal in Frage gestellt wird.
wissenschaften einen Menschen ganz und          fährt, für die sie leiblicher Ausdruck und    hend kritisch reserviert, ja ablehnend ge-           Es verwundert nicht, dass eine posi-
sein ganzes Leben lang. Sie spielt eine wich-   Vollzug ist, kann auch eine homosexuel-       genüber24.                                      tive Rezeption dieser Ergebnisse seitens
tige Rolle für die Entdeckung und Entfal-       le Beziehung moralisch neu bewertet wer-          In Bezug auf die Sexualität sind in den     des kirchlichen Lehramts mit großen Vor-
tung der eigenen Identität, für die Selbst-     den.20 Analog zur möglichen Sterilität ei-    Genderstudien drei Differenzierungen            behalten und Schwierigkeiten verbunden
und Fremdwahrnehmung, für die Erfah-            ner heterosexuellen Beziehung z. B. auf-      wichtig: zwischen dem biologischen Ge-          ist, denn dies bedeutet nicht nur, beispiels-
rung von Lust und Lebensfreude, für die         grund von Unfruchtbarkeit oder des Alters     schlecht (sex), der soziokulturellen Rolle      weise die Homosexualität als eine mög-

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                                                                                                                                                     KURSE

liche Normvariante menschlicher Sexuali-       kultureller Geschlechtsidentität und hete-         me auf sexuelle Handlungen (zumeist von      che Neigung handeln. Paulus war zudem
tät und Beziehungsmöglichkeit anzuerken-       rosexueller Neigung folgt. Zum Zweiten:            Männern27) handelt, die gegen ihre hete-     geprägt vom stoischen Naturverständnis,
nen. Noch schwerwiegender sind nämlich         Die Frage, die sich stellt, ist nicht jene einer   rosexuelle Neigung agieren. Zudem geht       wonach die Sexualität ihre natürliche Ziel-
die kritischen Anfragen an die christliche     individualistischen Wahlfreiheit, sondern          es vordergründig nicht um die sexuelle       setzung in der Zeugung habe, ansonsten
Anthropologie, genauer an das Verständ-        vielmehr der Möglichkeit, ja des Rechts, die       Handlung als solche. In den beiden Erzäh-    als Trieb aber nach Möglichkeit beherrscht
nis der Bipolarität von Mann und Frau als      eigene sexuelle Veranlagung und Identität,         lungen Gen 19,1–19 und Ri 19,15–30 geht      und unterdrückt werden sollte. Homose-
exklusive Geschlechtsidentitäten und der       die gerade nicht frei gewählt wird, zu ent-        es um die Verurteilung von sexualisierter    xuelles Verhalten dürfte bei ihm zudem –
wechselseitigen Komplementarität der bei-      decken, anzunehmen und zu leben, solan-            Gewalt sowie um die Verletzung des Gast-     wie schon in Lev 18,22 – ein Synonym für
den Geschlechter. Auch wenn das Lehr-          ge dadurch nicht die Persönlichkeitsrechte         rechtes. In Lev 18,22 und 20,13 steht wohl   den heidnischen Götzendienst sein (vgl.
amt – z. B. in AL 56 – die grundlegende        Dritter verletzt werden.                           die Verhinderung von Vermischung mit an-     Röm 1,26–27), aber auch als bewusste Ab-
Un­terscheidung zwischen sex und gender             Die hier lediglich angedeuteten Debat-        deren Volksgruppen und der Schutz der        lehnung von vorgefundenen gesellschaft-
grundsätzlich positiv rezipiert, werden die    ten sind voll im Gange und es bleibt abzu-                                                      lichen Institutionen und herrschenden so-
                                                                                                     Die Bibel verurteilt sexualisierte Gewalt
                                               warten, in welche Richtung sie sich entwi-                                                      zialen Ordnungsstrukturen interpretiert
          Bedenken des Lehramtes                                                                       und die Verletzung des Gestrechtes
                                               ckeln. Es kann sein, dass die Bewältigung                                                       worden sein, wie z. B. der Ehe oder der so-
      in Bezug auf die Genderstudien           der anthropologischen Konsequenzen aus             Zeugung von Nachkommen zur Stärkung zialen Rolle der Frau, besonders ihre Un-
weiterführenden Differenzierungen und          den Einsichten der Genderforschung sowie           der eigenen religiösen Gemeinschaft ge- terordnung unter die Vormundschaft des
deren Folgen als ideologisch abgelehnt. Sei-   der Sexualmedizin, die nicht einfach ver-          genüber fremdartigen Kulten im Vorder- Mannes im öffentlichen wie privaten Be-
tens des Lehramtes werden im Besonde-          kürzt als ideologische Um- bzw. Neudefi-           grund. Ebenso steht der (männlich) homo- reich, die ihrerseits als gottgewollt und na-
ren zwei Befürchtungen geäußert: erstens,      nition des Menschen oder der Ehe verstan-          sexuelle wie auch der sexuelle Verkehr mit turgemäß angesehen worden sind. In 1 Kor
dass die persönliche Identität und affek-      den werden dürfen, mit der Bewältigung             Tieren (nur hier werden auch Frauen als 6,9–10 geht es wohl um die Ablehnung der
tive Intimität von der biologischen Ver-       der kopernikanischen Wende vergleichbar            Subjekte sexueller Handlungen genannt) männlichen Prostitution und dessen, was
schiedenheit zwischen Mann und Frau ra-        ist. Jedenfalls kann es die Kirche nicht da-       bildhaft für Götzenkult und Magie, die ab- wir heute als pädo- und ephebophile Praxis
dikal abgekoppelt wird (vgl. ebd.); zwei-      bei bewenden lassen, die Genderstudien             gelehnt werden. Die explizite Nennung die- bezeichnen würden. Die Verse stehen zu-
tens, dass „die menschliche Identität einer    weiterhin pauschal als ideologisch abzu-           ser sexuellen Praktiken kann aber auch be- dem im Kontext einer klaren Abgrenzung
individualistischen Wahlfreiheit ausgelie-     lehnen, ohne – bei aller nötigen Kritik ge-        deuten, dass sich die israelitische Gemein- von einem zügellosen Ausleben des Sexu-
fert wird, die sich im Laufe der Zeit auch     genüber reduktiven Positionen und ideo-            schaft ausdrücklich abgrenzen will von den altriebes, und zwar in jeglicher Form (vgl.
ändern kann“ (ebd.). Demgegenüber ist je-      logisch gefärbten Ausprägungen und poli-           Praktiken in umliegenden Kulturkreisen, VV 12–19).
doch festzuhalten, dass – zum Ersten – die     tischem Aktionismus – auf die berechtigten         zumal dem griechischen, um die eigene            Zusammenfassend kann festgehalten
Differenzierung der unterschiedlichen Ebe-     Anfragen an die eigenen Positionen einzu-          Identität zu bewahren.28 Im NT finden sich werden, dass sich durch den Rekurs auf die
nen nicht bedeutet, sie radikal voneinan-      gehen.25                                           entsprechende Stellen in den paulinischen biblischen Texte eine prinzipielle Verur-
der abzukoppeln, sondern diese Ebenen in                                                          Texten, unter denen besonders Röm 1,26– teilung homosexueller Handlungen kaum
                                               3.1.3 Homosexualität in der Bibel26
ein Selbstkonzept zu integrieren, das nicht                                                       27 und 1 Kor 6,9–10 zu nennen sind. Auch stringent begründen lässt. Weder kennen
notwendig einer normativen Kohärenz von        Zunächst ist davon auszugehen, dass den            Paulus dürfte homosexuelles Verhalten von die biblischen Autoren die Homosexuali-
sex, gender und desire im Sinne von männ-      biblischen Autoren die Homosexualität              Menschen bezeichnen, von denen er aus- tät als Veranlagung, noch sehen sie die Se-
lichem bzw. weiblichem biologischen Ge-        als Neigung nicht bekannt war und dass             geht, dass sie heterosexuell sind und dass xualität als Teil einer selbstverantwort-
schlecht, männlicher bzw. weiblicher sozio­    es sich deshalb jeweils um die Bezugnah-           sie deshalb willentlich gegen ihre natürli- lich zu gestaltenden personalen Identität,

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                                                                                                                                                   KURSE

sondern als Aspekt von gesellschaftlichen       anthropologischen Sinngehalten der Sexu-      sene Ehe unauflöslich macht (vgl. CIC cann.   bindlichkeit und Treue geprägten, auf Dau-
Machtstrukturen, von denen her die prak-        alität sowie der Würde und sittlichen Au-     1141–1142). Zudem wird jede körperliche       er hin ausgelegten Beziehung sind und
tizierte Sexualität beurteilt wird. Die bei-    tonomie der Person geprägten sexualethi-      Vereinigung zwischen zwei Menschen, die       die unterschiedlichen, konkret gegebenen
den Exegeten Thomas Hieke und Micha-            schen Ansatzes ist das ausschlaggebende       nicht miteinander verheiratet sind, als Un-   Sinndimensionen der Sexualität zumindest
el Theobald sind deshalb überzeugt, dass        Kriterium für die sittliche Bewertung sexu-   zucht und damit als schwere Sünde verur-      graduell verwirklicht werden. Dies schließt
auf dem Hintergrund der exegetischen Er-        eller Handlungen, ob sie Ausdruck von Lie-    teilt (vgl. KKK 1852–1853, 2353). Die Ge-     auch die Bereitschaft ein, für die Folgen wie
kenntnisse die kirchliche Lehre über die                                                      schlechtsgemeinschaft zwischen zwei nicht     z. B. die mögliche Zeugung eines Kindes
                                                        Selbst- und Nächstenliebe
Homosexualität modifiziert werden muss,                                                       Verheirateten wird unabhängig von deren       Verantwortung zu übernehmen. Eberhard
und plädieren für eine kirchliche Behei-               müssen zum Kriterium werden            sexueller Veranlagung als „ein schwerer       Schockenhoff plädiert deshalb für eine Re-
matung unterschiedlicher personaler Iden-       be sind, und zwar sowohl der Selbstliebe      Verstoß gegen die Würde dieser Menschen       formulierung, „insofern die Alleingeltung
titäten und Orientierungen.29                   im Sinne einer gesunden und geordneten        und der menschlichen Geschlechtlichkeit       der Ehe durch ihre Höchstgeltung abgelöst
                                                Selbstannahme als auch der Nächstenlie-       selbst, die von Natur aus auf das Wohl der    wird. Danach ist die monogame, auf Dau-
3.1.4 Zwischenfazit 2
                                                be im Sinne einer freien Bejahung des an-     Ehegatten sowie auf die Zeugung und Er-       er eingegangene und mit dem festen Wil-
Eine kritische Auseinandersetzung mit den       deren um seiner selbst willen, sodass sich    ziehung von Kindern hingeordnet ist“ (KKK     len zur lebenslangen Treue geschlossene
wichtigsten lehramtlichen Argumenten ge-        zwei erwachsene Partner in einer Bezie-       2353), gewertet.
                                                                                                                                              Der sexueller Akt muss in einen breiteren
gen jegliche sittliche Duldung und positive     hung auf Augenhöhe gegenseitig in ihrer           Es besteht nicht nur ein breiter ge-
                                                                                                                                                      Kontext gestellt werden
Wertschätzung von homosexuellen Hand-           sittlichen Selbstbestimmung respektieren      sellschaftlicher, sondern auch weitgehend
lungen zeigt, dass die kirchliche Position,     und das Wohl, die Empfindungen und die        ein theologisch-ethischer Konsens darü-       Ehe der beste biographische und instituti-
wonach erstens „die spezifische Neigung         Gesundheit des je anderen achten.             ber, dass diese undifferenzierte Ablehnung    onelle Rahmen, innerhalb dessen mensch-
der homosexuellen Person zwar in sich                                                         jeglicher sexuellen Aktivität außerhalb der   liche Sexualität ihren optimalen Entfal-
nicht sündhaft ist, aber eine mehr oder         3.2 Können nichteheliche Verbindungen         Ehe den sehr unterschiedlichen Situationen    tungsraum finden kann.“34 Umgekehrt wür-
weniger starke Tendenz begründet, die           überhaupt gesegnet werden, wenn               von Partnerschaften mit sexueller Intimität   de dies aber zugleich bedeuten, dass für
auf ein sittlich betrachtet schlechtes Ver-     die Ehe den exklusiven Ort legitimer          nicht gerecht wird,33 auch wenn anerkannt     Menschen, denen es aus unterschiedlichen
halten ausgerichtet ist, [sodass a]us die-      Sexualbeziehungen darstellt?                  wird, dass diese Lehre berechtigte Anlie-     Gründen nicht möglich ist zu heiraten, die
sem Grunde die Neigung selbst als objek-                                                      gen hat, wie z. B. den Schutz von Kindern,    frei gewählte lebenslange Enthaltsamkeit,
                                                Nach kirchlicher Lehre ist die Ehe der ex-
tiv ungeordnet angesehen werden muss“30,                                                      die durch heterosexuellen Geschlechtsver-     die für manche auch schlichtweg eine Über-
                                                klusive rechtliche Rahmen moralisch recht-
und wonach zweitens „eine Person, die                                                         kehr gezeugt werden und denen man das         forderung darstellen kann, nicht als einzig
                                                mäßig gelebter Sexualität. Die gelebte Se-
sich homo­sexuell verhält, unmoralisch han-                                                   Recht zuerkennt, im Rahmen einer stabilen     mögliche sittliche Alternative offensteht. In
                                                xualität ist aufgrund der Offenheit für die
delt“31, brüchig geworden ist. Dabei geht                                                     Beziehung ihrer leiblichen Eltern aufzu-      einer von gegenseitiger Liebe und Verant-
                                                Zeugung eines Kindes, die bis zum Zweiten
es nicht nur darum, die Schuldhaftigkeit                                                      wachsen. Entsprechend einem personalis-       wortung getragenen Verbindung, die auf
                                                Vatikanischen Konzil als erster und wich-
einer homosexuellen Handlung mit Klug-                                                        tischen sexualethischen Ansatz hängt die      Dauer und Ausschließlichkeit angelegt ist,
                                                tigster Ehezweck angesehen worden ist,
heit zu beurteilen32, sondern um die grund-                                                   sittliche Qualität sexueller Akte entschei-   kann die in ihnen gelebte sexuelle Intimität
                                                für das katholische Eheverständnis derart
sätzliche Frage der sittlichen Güte des leib-                                                 dend ab von der personalen Qualität der       ein verantwortbarer Weg der Humanisie-
                                                wichtig, dass entsprechend der Lehre des
lichen Ausdrucks der Liebe zwischen zwei                                                      Beziehung zwischen den Geschlechtspart-       rung und Personalisierung der Sexualität
                                                matrimonium ratum et consummatum erst
homosexuellen Partnern. Im Kontext eines                                                      nern, d. h. davon, ob sexuelle Handlungen     sein, der moralisch nicht zu disqualifizie-
                                                der geschlechtliche Vollzug der Ehe nach
personalistischen, von den verschiedenen                                                      Ausdruck und Vollzug einer von Liebe, Ver-    ren ist.35 Eine solche Beziehung kann sich
                                                der Konsenserklärung eine gültig geschlos-
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theologie aktuell                                                                      14    15
                                                                                                                                                   THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                   KURSE

über eine längere Zeit hin als sittliche Grö- mosexuellen Beziehung möglich. Für die-        ten, sowie drittens von Hoffnung und Ver-       Deshalb ist es dringlich an der Zeit anzuer-
ße bewähren und zugleich einen Schutz vor     se Korrekturen gibt es gute humanwissen-       trauen, dass Gott auch heute Menschen be-       kennen, dass auch homosexuelle Menschen
Promiskuität darstellen, wenn die Enthalt-    schaftliche, philosophische, theologische,     gleitet, ihr Leben zum je Besseren wandelt      die Fähigkeit haben, korrekte und reife Be-
samkeit für Betroffene eine Überforderung     ethische und exegetische Gründe. Dabei         und in ihrem Leben präsent ist, wo immer        ziehungen einzugehen und zu unterhalten.
oder faktisch keine realistische Option ist.  kann im Sinne von Papst Franziskus am          sie in Liebe und gegenseitiger Verantwor-           Auch eine homosexuelle Partnerschaft
                                             „Ideal der Ehe mit ihrer durch Ausschließ-      tung füreinander einstehen und aneinan-         ist geprägt von den Merkmalen einer gu-
4. Zum Erfordernis einer Segensfeier für lichkeit und Beständigkeit charakterisier-          der Freude finden. „Wer um Gottes Segen         ten Freundschaft: „Streben nach dem Wohl
homosexuelle Partnerschaften                  ten Verbindlichkeit“ (AL 34) festgehalten      bittet, tut dies im Bewusstsein, eben nicht     des anderen, Gegenseitigkeit, Vertrautheit,
                                              werden, jedoch ohne auszuschließen, dass       alles in der Hand zu haben, nicht des eige-     Zärtlichkeit, Festigkeit und eine Ähnlich-
Wenn zwei homosexuelle Partner bzw. auch andere Formen von Partnerschaft die-                nen Glückes Schmied zu sein. Er oder sie
Partnerinnen fest entschlossen sind, nach ses Ideal zumindest teilweise und analog           vertraut darauf, dass wir in allem einen
                                                                                                                                               Die Segensfeier bezieht sich auf vielmehr
reiflicher Überlegung eine verbindliche, auf verwirklichen können (vgl. AL 292).             letzten Halt brauchen, auch für die Gestal-              als auf die sexuelle Ebene
Treue und Dauer angelegte Beziehung zu                                                       tung einer Partnerschaft.“40 Durch die Se-      keit zwischen den Freunden, die sich im
leben und die Ernsthaftigkeit ihres Ansin- b) Eine Segensfeier bedeutet dabei nicht in       gensfeier wird deshalb sowohl fürbittend        Laufe des miteinander geteilten Lebens
nens auch dadurch kundtun, dass sie eine erster Linie eine indikativische Gutheißung         (deprekativ), aber auch bewirkend (exhi-        aufbaut“ (AL 123). Eine Segensfeier zielt
der gesetzlichen Regelung ihres Wohn- oder Billigung einer Situation, sondern                bitiv) zugesprochen, dass eine verbindliche,    auf die Stärkung dieser Merkmale und be-
staates entsprechende zivilrechtliche Part- die Anerkennung, dass eine homosexuel-           auf Treue und Dauer angelegte Beziehung         deutet deshalb die Bitte sowie den hof-
nerschaft eingehen und damit die mit einer le Partnerschaft nicht eo ipso von der hei-       für zwei homosexuelle Partner bzw. Part-        fenden Zuspruch, dass die Freundschaft in-
Partnerschaft verbundenen Pflichten und ligmachenden Gnade ausschließt, weil das             nerinnen zur Erfahrung der befreienden          klusive der sexuellen Zuneigung, die zwei
Rechte übernehmen, sollte für sie das pa-                                                    Liebe und Zuwendung Gottes werden und           homosexuelle Partner bzw. Partnerinnen
                                                Bedeutet Segen gleich eine Gutheißung?
storale Angebot einer kirchlichen Segens-                                                    sich als sittliche Größe bewähren kann.         füreinander empfinden, für sie fruchtbar
feier bestehen36, und zwar nicht nur im sittlich Gute im gemeinsamen Leben der                                                               werde, sodass sie in ihrer Liebe zueinan-
Sinne „irgendeine[r] Form von ‚Zuspruch‘ Partner – wie Treue, Fürsorge, Verantwor-            c) Wesentlich ist auch, dass die Partner-
                                                                                                                                             der reifen und wachsen, dass sie sich ge-
oder ‚Segnung‘ ‚im Einzelfall‘“37, denn – so tung, Verbindlichkeit – von Gott ermöglicht      schaft nicht auf die sexuelle Ebene redu-
                                                                                                                                             genseitig auf ihrem Weg der menschlichen
fragt Benjamin Leven zu Recht –: „Wel- und gestärkt wird.39 Der Grund für eine Se-            ziert wird. So wie eine Person – auch eine
                                                                                                                                             Reifung und Entfaltung helfen und unter-
cher Betroffene soll das eigentlich ernst gensfeier liegt also im Heilshandeln Gottes,        homosexuelle – nicht auf ihre Sexualität re-
                                                                                                                                             stützen, und dass in der Art und Weise, wie
nehmen?“38 Eine Segensfeier für gleichge- das Menschen seit jeher erfahren, wo im-            duziert werden darf, kann auch eine Part-
                                                                                                                                             sie füreinander da sind, für sie etwas er-
schlechtliche Partnerschaften sollte seitens mer sie zu einem „Mehr“ an Leben befreit         nerschaft – auch eine gleichgeschlechtliche
                                                                                                                                             fahrbar wird von der Liebe Gottes zu ih-
der Kirche aus theologischen, ethischen und in ihrer Liebes- und Beziehungsfähig-            – nicht auf die in welcher Form auch immer
                                                                                                                                             nen. Der empfangene Segen kann für die
wie pastoralen Gründen seelsorglich ange- keit gefördert werden, sodass sie Gott dan-         gelebte sexuelle Intimität reduziert wer-
                                                                                                                                             beiden Partner bzw. Partnerinnen auch
boten werden.                                 ken, ihn loben und preisen. Die Bitte um Se-    den. „Jeder Mensch kann äußerst respekt-
                                                                                                                                             ein Ansporn und eine Ermutigung sein, aus
                                              gen ist damit erstens Ausdruck der Dank-        und liebevolle Beziehungen eingehen. Be-
a) Eine solche Segensfeier ist auf dem Hin- barkeit und Freude, dass zwei Partner sich                                                       dem Geist des Glaubens zu leben, sodass
                                                                                              stimmte Gruppen von Menschen davon
tergrund der in weiten Teilen der Moral- gefunden haben, einander bereichern und                                                             sie durch ihr liebendes und fürsorgendes
                                                                                              auszuschließen, ist Ausdruck eines Vorur-
theologie mittlerweile mehr oder weniger füreinander Geschenk sind, zweitens des                                                             füreinander da sein auch in ihrem Glauben
                                                                                              teils, das für Betroffene schwer zu ertra-
offen vorgenommenen Korrekturen hin- Wunsches und der Entscheidung, die Be-                                                                  an Gott gestärkt werden und in ihrer Bezie-
                                                                                              gen ist und letztlich zu ihrer Diskriminie-
sichtlich der sittlichen Bewertung einer ho- ziehung aus dem Glauben heraus zu gestal-                                                       hung zu Gott wachsen können.
                                                                                              rung oder gar Kriminalisierung beiträgt.“41
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                                                                                                                                                      THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                      KURSE

 d) Die Kirche muss homosexuellen Men-              Wie immer man eine Segensfeier von         tur der Nrn. 1852–1853 und 2353 des KKK             Volgger / Florian Wegscheider (Hrsg.),
 schen und Paaren deshalb auch bewusst          gleichgeschlechtlichen Partnerschaften be-     bedeutet. Schließlich ist Michael Rosenber-         Benediktion von gleichgeschlechtlichen
 Hilfen anbieten, um in ihrer Liebes- und       zeichnen und liturgisch gestalten mag, aus-    ger zuzustimmen: „Wenn die Kirche fordert,          Partnerschaften (Schriften der Katho-
                                                                                                                                                   lischen Privat-Universität Linz 8), Regens-
 Beziehungsfähigkeit, aber auch im Leben        schlaggebend sind der Glaube und die Hoff-     dass homosexuelle Menschen ihre Orien-
                                                                                                                                                   burg 2020, 67–93. Der Verweis auf Beiträ-
 in der Gnade zu wachsen. Der Fundamen-         nung, dass die Kirche durch diese Hand-        tierung annehmen, und das tut sie, dann             ge „im vorliegenden Band“ in den Fußno-
 taltheologe Magnus Striet stellt die (rheto-   lung einem Paar hilft, in der Liebe und in     muss sie auch über ihren Schatten springen          ten bezieht sich auf diese Publikation.
 rische) Frage, ob – ohne den Begriff der sa-   der Gnade zu wachsen und sich in der Kir-      und diese Annahme mit allen ihr zur Ver-        2
                                                                                                                                                   Online abrufbar unter https://www.uni-
 kramentalen Ehe aufzugeben – eine sakra-       che beheimatet zu fühlen, d.h. von ihr nicht   fügung stehenden Mitteln unterstützen.“46           muenster.de/imperia/md/content/fb2/
 mentale Partnerschaft nicht überall dort       diskriminiert oder lediglich toleriert, son-   Eine Segensfeier für gleichgeschlechtliche          zentraleseiten/aktuelles/stellungnahme_
 gedacht werden könne, wo immer Men-            dern angenommen und integriert zu wer-         Partnerschaften ist ein solches Mittel. Sei-        endform.pdf (abgerufen am: 07.04.2021).
 schen sich frei füreinander entscheiden, ei-   den mit der Botschaft und Zusage: „Ihr ge-     tens der Kirche wäre sie auch ein spre-         3
                                                                                                                                                   Vgl. zu diesem Abschnitt STEPHAN
 nander lieben, füreinander einstehen, und      hört zu uns.“                                  chendes Zeichen dafür, die jahrhunderte-            GOERTZ, Zwischen „himmelschreiender
 sich dieser personale Freiheitsentwurf un-                                                    lange Zufügung von Leid, Demütigung und             Sünde“ und „Geschenk der Liebe“, in: ders.
 ter den Vorzeichen des Glaubens an einen       5. Abschlussüberlegung                         Ausgrenzung, die homosexuelle Menschen              (Hrsg.), „Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“,
 Gott vollzieht, der menschliche Freiheit                                                      durch die Kirche erlitten haben, im Sinne           S. 175–236, hier: S. 204–209 und S. 217–
                                                Die kirchliche Bewertung der Homosexua-                                                            232; MICHAEL ROSENBERGER, Die eige-
 nicht nur akzeptiert, sondern auch will42,                                                    der vom Evangelium geforderten Leidsen-
                                                lität unterliegt einer lebendigen Tradition                                                        ne Identität annehmen, in: HlD 70 (2016)
 und der – so könnte man ergänzen – nicht                                                      sibilität definitiv überwinden zu wollen.
                                                und einem historischen Wandel. Seit min-                                                           S. 316–323, hier: S. 319–320.
 will, dass homosexuelle Menschen auf-
                                                destens 40 Jahren hat die Kirche die Homo-     Zum Autor: Martin M. LINTNER OSM stu-           4
                                                                                                                                                   Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU-
 grund ihrer nicht frei gewählten sexuellen
                                                sexualität „entpathologisiert“, und erkennt    dierte Theologie in Innsbruck, Wien und Rom         BENSLEHRE, Persona humana. Erklä-
 Neigung vereinsamen oder von der ihnen
                                                sie als Veranlagung an, die von betrof-        und gehört seit 1993 dem Servitenorden an.          rung zu einigen Fragen der Sexualethik
 abverlangten Enthaltsamkeit überfordert                                                                                                           (29.12.1975) (https://bit.ly/2Gdg0b0;
                                                fenen Menschen als Teil ihrer persona-         Seit 2009 ist er Professor für Moraltheolo-
 werden, sondern in einer von Freundschaft,                                                                                                        abgerufen am: 10.4.2019).
                                                len Identität angenommen werden soll. Sie      gie an der Philosophisch-Theologischen Hoch-
 Liebe und Fürsorge getragenen Beziehung
                                                fordert seitdem mit Vehemenz, dass ho-         schule in Brixen. Martin Lintner ist Mitglied   5
                                                                                                                                                   Vgl. STEPHAN GOERTZ, Zwischen „him-
 füreinander Stütze und Hilfe sind und ihre                                                                                                        melschreiender Sünde“ und „Geschenk
                                                mosexuelle Menschen nicht diskriminiert        im Landesethikkomitee in Südtirol sowie
 Sexualität als leibliche Sprache ihrer Lie-                                                                                                       der Liebe“, S. 204–205.
                                                werden dürfen, sondern mit Respekt be-         des Ethikkreises Innsbruck. Infolge des Miss-
 be entfalten und leben können. Der Mo-
                                                handelt werden müssen. Nunmehr geht            brauchsskandals widmet er sich der inten-       6
                                                                                                                                                   Siehe dazu beispielsweise HARTMUT A.
 raltheologe Michael Rosenberger fragt, ob                                                                                                         G. BOSINSKI, Eine Normvariante mensch-
                                                es jedoch nicht mehr nur um die Bewer-         siven Auseinandersetzung mit der kirchlichen
 die Segnung homosexueller Paare nicht                                                                                                             licher Beziehungsfähigkeit. Homosexua-
                                                tung der Homosexualität an sich, sondern       Sexualmoral.
 eine Sakramentalie sein könnte43, und der                                                                                                         lität aus Sicht der Sexualmedizin, in: Ste-
                                                es besteht die Dringlichkeit, sich auch mit
 Neutestamentler Ansgar Wucherpfennig                                                          Buch zum Thema: Martin Lintner, Den Eros            phan Goertz (Hrsg.), „Wer bin ich, ihn zu
                                                der moralischen Bewertung von homose-                                                              verurteilen?“, S. 91–130.
 spricht von „Feiern und Zeichen im vorsa-
                                                xuellen Handlungen vertieft zu befassen.       entgiften. Plädoyer für eine tragfähige Se-
 kramentalen Raum“, der jenen offen steht,
                                                Bischof Overbeck hält diesbezüglich fest,      xualmoral und Beziehungsethik, Innsbruck/       7
                                                                                                                                                   Zur Entwicklung der kirchlichen Rede
„für die der Weg zu einer sakramentalen                                                        Brixen 2. Aufl. 2012 (2011).                        über Homosexualität nach dem Zweiten
                                                dass es die Kirche nicht bei der bloßen Wie-                                                       Vatikanischen Konzils siehe beispielswei-
 Feier unter deren rechtlichen und dogma-
                                                derholung der bisherigen Wahrnehmung           Anmerkungen                                         se: ROBERT WESTERFELHAUS, A Signifi-
 tischen Bedingungen verstellt ist“44.
                                                und Wertung von Homosexualität belassen        1
                                                                                                    Gekürzte und leicht modifizierte Fassung       cant Shift: A Pentadic Analysis of the Two
                                                kann,45 was auch eine Revision und Korrek-          des gleichnamigen Artikels in: Ewald           Rhetorics of the Post-Vatican II Roman
www.theologischekurse.at
theologie aktuell                                                                               18    19
                                                                                                                                                                    THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                                    KURSE

     Catholic Church Regarding Homosexua-           15
                                                         Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU-              24
                                                                                                           Siehe dazu z. B. MARTIN M. LINTNER,             29
                                                                                                                                                                Vgl. THOMAS HIEKE, Kennt und verur-
     lity, in: International Journal of Sexuality        BENSLEHRE, Homosexualitatis problema,             Der Kirche liebe Not mit Gender. Eine                teilt das Alte Testament Homosexualität?,
     and Gender Studies 3 (1998), S. 269–294.            Nr. 6–7.                                          kritische Bestandsaufnahme anhand von                bes. S. 51–52; MICHAEL THEOBALD, Pau-
8
     Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU-                16
                                                         KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENS-                    Amoris laetitia, in: ders. / Jörg Ernesti /          lus und die Gleichgeschlechtlichkeit, bes.
     BENSLEHRE, Persona humana, Nr. 8.                   LEHRE, Persona humana, 8.                         Markus Moling (Hrsg.), Frauen in der Kir-            S. 82–88.
                                                                                                           che. Denkanstöße zur Geschlechterfrage          30
                                                                                                                                                                KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENS-
9
     Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU-                17
                                                         Vgl. FRANZ-JOSEF OVERBECK, Vorurteile             (Brixner Theologisches Jahrbuch, Bd. 8),
     BENSLEHRE, Homosexualitatis proble-                 überwinden!, in: HerKorr 73 (2019), Heft                                                               LEHRE, Homosexualitatis problema, Nr. 3.
                                                                                                           Brixen / Innsbruck 2018, S. 113–131.
     ma. Schreiben über die Seelsorge für ho-            2, S. 6; siehe dazu auch UDO RAUCH-                                                               31
                                                                                                                                                                KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENS-
     mosexuelle Personen (1.10.1986), Nr. 3              FLEISCH, Schwule, Lesben, Bisexuel-
                                                                                                      25
                                                                                                           So auch GERHARD MARSCHÜTZ, Zur Kri-                  LEHRE, Homosexualitatis problema, Nr. 7.
     (https://bit.ly/1KfpkpD; abgerufen am:              le. Lebensweisen, Vorurteile, Einsichten.         tik an der vermeintlichen Gender-Ideolo-
                                                                                                           gie. Wachstumspotenzial für die eigene
                                                                                                                                                           32
                                                                                                                                                                Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAU-
     10.4.2019); KKK 2358.                               Göttingen 42001, S. 21–40.                                                                             BENSLEHRE, Persona humana, Nr. 6;
                                                                                                           Lehre, in: HerKorr 68 (2014), S. 457–462.
10
     STEPHAN GOERTZ, Einleitung, in: ders.          18
                                                         Vgl. FRANZ-JOSEF OVERBECK, Vorurteile                                                                  DIES., Homosexualitatis problema, Nr. 3.
     (Hrsg.), „Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“,        überwinden!
                                                                                                      26
                                                                                                            Zum Folgenden vgl.: MICHAEL BRINK-
                                                                                                            SCHRÖDER, Sodom als Symptom: Gleich-
                                                                                                                                                           33
                                                                                                                                                                Vgl. z. B. THOMAS KNIEPS-PORT LE ROI,
     S. 7–16, hier: S. 9.                           19
                                                         Zum Verständnis von Natur sowie zur                                                                    Troubled Love? Theology and Pastoral
                                                                                                            geschlechtliche Sexualität im christlichen
11
     PAPST FRANZISKUS, Pressekonferenz                   Relevanz des Naturrechtsdenkens siehe              Imaginären – eine religionsgeschichtliche           Care Facing the Diversity and Fluidity of
     auf dem Rückflug von Brasilien nach                 den Beitrag von MICHAEL ROSENBER-                  Anamnese (Religionsgeschichtliche Ver-              Contemporary Family Life, in: Marria-
     Rom (28.07.2013); Zit. nach STEPHAN                 GER, „Natur“ – ein Konzept in Entwick-             suche und Vorarbeiten, Bd. 55), Berlin u. a.        ge, Families and Spirituality 24 (2018), S.
     GOERTZ, Einleitung, S. 9, Fußnote 2.                lung. Von der Relevanz moderner natur-             2006, S. 389–354; THOMAS HIEKE, Kennt               155–163, hier: S. 156.
12
     Siehe dazu MICHAEL BRINKSCHRÖDER,                   wissenschaftlicher Erkenntnisse für die            und verurteilt das Alte Testament Homo-        34
                                                                                                                                                                EBERHARD SCHOCKENHOFF, Vortrag auf
     Neue Offenheit oder alte Ängste? Ho-                ethische Bewertung gleichgeschlechtli-             sexualität?, in: Stephan Goertz (Hrsg.),            dem Studientag „Die Frage nach der Zä-
     mosexualität und gleichgeschlechtliche              cher Partnerschaften, im vorliegenden             „Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“, S. 19–           sur …“, S. 7 (Hervorhebung: MML).
     Partnerschaften als Thema der Familien-             Band.                                              52; MICHAEL THEOBALD, Paulus und die
                                                                                                            Gleichgeschlechtlichkeit. Plädoyer für ei-
                                                                                                                                                           35
                                                                                                                                                                Vgl. ebd.
     synode, in: Stephan Goertz (Hrsg.), „Wer       20
                                                         Vgl. MARTIN M. LINTNER, Den Eros ent-
     bin ich, ihn zu verurteilen?“ Homosexua-            giften. Plädoyer für eine tragfähige Sexu-         nen vernünftigen Umgang mit der Schrift,       36
                                                                                                                                                                Vertiefend dazu sowie zu den nötigen
     lität und katholische Kirche (Katholizis-           almoral und Beziehungsethik, Innsbruck             in: ebd., S. 53–88. Zum Thema siehe auch            liturgiewissenschaftlichen Differenzie-
     mus im Umbruch 3), Freiburg i. Br. 2015,            22012, S. 130–135.                                 den Beitrag von MARTIN STOWASSER,                   rungen zwischen Segnung, Segensfeier
     S. 413–444.                                                                                            Homosexualität und Bibel. Exegetische               und Benediktion siehe den Beitrag von
                                                    21
                                                         Vgl. STEPHAN GOERTZ, Zwischen „him-                Beobachtungen und hermeneutische                    EWALD VOLGGER, Gestalt und Gehalt
13
     Vgl. PAUL VI., Humanae vitae. Enzykli­              melschreiender Sünde“ und „Geschenk                Überlegungen, im vorliegenden Band.                 einer Benediktion gleichgeschlechtlicher
     ka über die Weitergabe des Lebens (25.7.            der Liebe“, S. 210–217.                                                                                Partnerschaft. Ein Entwurf, im vorlie-
     1968), Nr. 12. Zur Problematik dieser Ar-
                                                                                                      27
                                                                                                           Eine mögliche Ausnahme bildet Röm
                                                    22
                                                         Vgl. ebd., S. 233.                                1,26; vgl. MARTIN STOWASSER, Homose-                 genden Band.
     gumentation in Bezug auf die „personale
     Wende“ der Ehelehre des Zweiten Vatika-
                                                    23
                                                         So z. B. EBERHARD SCHOCKENHOFF, Vor­              xualität und Bibel.                             37
                                                                                                                                                                BENJAMIN LEVEN, Vergebliche Locke-
     nischen Konzils siehe MARTIN M. LINT-               trag auf dem Studientag „Die Frage nach      28
                                                                                                           Vgl. THOMAS POLA, „Und bei einem Man-                rungsübungen, in: HerKorr 72 (2018),
     NER, Von Humanae vitae bis Amoris lae­              der Zäsur. Studientag zu übergrei­fenden          ne sollst du nicht liegen, wie man bei ei-           Heft 3, S. 1.
     titia. Die Geschichte einer umstrittenen            Fragen, die sich gegenwärtig stellen“ zur         ner Frau liegt: Ein Greuel ist es.“ Der li-     38
                                                                                                                                                                Ebd.
     Lehre, Innsbruck 2018.                              Frühjahrs-Vollversammlung der Deut-               terarische und sozialgeschichtliche Zu-
                                                         schen Bischofskonferenz (13.3.2019)
                                                                                                                                                           39
                                                                                                                                                                Vgl. ANSGAR WUCHERPFENNIG, Der
14
     KKK 2357.                                                                                             sammenhang von Lev 18,22 und 20,13, in:              Frankfurter Vorschlag zu Segensfeiern,
                                                         (https://bit.ly/2IDm55p; abgerufen am:            Theologische Beiträge 46 (2015), S. 218–
                                                         10.4.2019).                                                                                            in: SdZ 236 (2018), Heft 6, S. 434–436,
                                                                                                           230.
www.theologischekurse.at
theologie aktuell                                                                              20     21
                                                                                                                                                             THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                             KURSE

     hier: S. 435. Zu den grundsätzlichen Aus-    41
                                                       FRANZ-JOSEF OVERBECK, Vorurteile               raham versuchte Opferung seines Sohnes          aber auch recht flotte Formulierungen den
     sagen über den Segen vgl. RUPERT BER-             überwinden!                                    mit Gottes menschenfreundlichem Ja zum          Stil. Es bietet eine spannende Auseinan-
     GER, Segen. IV. Liturgisch, in: LThK3, Bd.   42
                                                       Vgl. MAGNUS STRIET, Schöpfungsglau-            Leben zu tun? Da diese Texte aus unserer        dersetzung mit den wichtigsten Themen
     9, Sp. 397–398, hier: Sp. 397.                    be und Homosexualitätskonzept, in: Ste-        heiligen Schrift nicht wegzudenken sind,        der historischen Jesusforschung.
40
     MATTHIAS RING, Vorwort, in: Die Fei-              phan Goertz (Hrsg.), „Wer bin ich, ihn zu      dürfen und müssen sie auch in der Litur-
     er der Partnerschaftssegnung im Katho­            verurteilen?“, S. 161–174, hier: S. 173–174.                                                 DEEG Alexander / ZERFASS Alexander / UDER
                                                                                                      gie „akzeptabel“ sein. In diesem Buch fin-
     lischen Bistum der Alt-Katholiken in                                                                                                           Manuel (Hgg.), Liturgie und Gebet. Dimensi-
                                                  43
                                                       Vgl. MICHAEL ROSENBERGER, Die eigene           den Sie solide bibeltheologisch begründe-
     Deutschland, Bonn 2014, S. 7–8, hier S.                                                                                                        onen eines Grundvollzugs gottesdienstlichen
                                                       Identität annehmen, S. 322.                    te Antworten und damit einen (vielleicht
     8. Ring ist Bischof des Katholischen Bis-                                                                                                      Feierns, Trier 2018. (VzF Deutsches Liturgisches
     tums der Alt-Katholiken in Deutschland,
                                                  44
                                                       ANSGAR WUCHERPFENNING, Der Frank-              unvermutet) bereichernden Zugang zu an-
                                                                                                                                                    Institut, 160 Seiten, € 12,80) Das Buch kann di-
     die mit Zustimmung der Synodalvertre-             furter Vorschlag zu Segensfeiern, S. 436.      geblich „problematischen“ Lesungen, die
                                                                                                                                                    rekt im Verlagsshop https://shop.liturgie.de be-
     tung nach langen und kontroversen Dis-       45
                                                       Vgl. FRANZ-JOSEF OVERBECK, Vorurteile          ihren Ort zu Recht in der Nacht der Näch-
                                                                                                                                                    stellt werden.
     kussionen den Ritus für die Segnung               überwinden!                                    te haben. Die Texte (und Gesänge) der Os-
     gleic­hgeschlechtlicher Partnerschaften                                                                                                        Welche Bedeutung kommt dem Beten in
                                                                                                      ternacht machen in jeder Hinsicht Ernst
     2014 in Kraft gesetzt hat.
                                                  46
                                                       Vgl. MICHAEL ROSENBERGER, Die eigene                                                         Bibel, Theologie und Gottesdienst zu? Wel-
                                                       Identität annehmen, S. 322.                    mit der Bedrohung des Lebens – und des-
                                                                                                                                                    che Ausdrucksformen kennt das Gebet in
                                                                                                      sen Rettung. Liturgische Einführungen in
                                                                                                                                                    Vergangenheit und Gegenwart? Welchen
                                                                                                      die Texte sowie die Anregungen zur Ge-
                                                                                                                                                    Stellenwert nimmt das Gebet im Judentum
                                                                                                      staltung der Osternacht machen das Buch
Buchempfehlungen                                 STEINS Georg / BALLHORN Egbert, „Und es wur-
                                                 de Morgen“. Die biblischen Lesungen der Oster-       zu einem verlässlichen spirituellen Beglei-
                                                                                                                                                    ein? Aus verschiedenen religiösen und
                                                                                                                                                    konfessionellen Blickwinkeln zeigt dieser
                                                                                                      ter der jährlichen Osterfeier.
HIEKE Thomas / HUBER Konrad, Bibel falsch nacht, Regensburg 2020, Seiten 9-109 u. 139-172.                                                          Aufsatzband Zugänge zum vielschichtigen
verstanden. Hartnäckige Fehldeutungen bibli- (Pustet, 176 Seiten, € 17,50.-)                          EBNER Martin, Jesus von Nazaret. Was wir von Phänomen Gebet und neue Perspektiven
scher Texte erklärt, Stuttgart 2020. (Verlag Ka- In der Osternacht feiern Christinnen und             ihm wissen können, Stuttgart, Sonderausga- für diesen Grundvollzug des christlichen
tholisches Bibelwerk, 300 Seiten (Großdruck), € Christen Jahr für Jahr den rettenden Durch-           be 2018. (Katholisches Bibelwerk, 256 Seiten, Lebens und Feierns.
23,60)                                           gang von der Finsternis ins Licht, von der           € 10,30)
                                                 Klage zur Freude, von der Sünde zur Frei-                                                          LITURGIEKREIS ANDELSBUCH, Wir bitten. Für-
In diesem Sammelband werden hartnä-                                                                   Lässt sich Jesus nicht am besten in sei-
                                                                                                                                                    bittenbuch, Andelsbuch 2021 (Buchbestellung:
ckige Fehldeutungen biblischer Texte er- heit, vom Tod zum Leben. Im Licht der Os-                    ner Zeit verstehen? So lautet die Grund-
                                                                                                                                                    bittenbuch@gmx.at, 252 Seiten, € 42,00)
klärt. Die Autoren und Autorinnen – un- terkerze erklingen sieben Lesungen aus                        frage der heutigen historischen Jesusfor-
                                                                                                                                                    Woher kommen die Fürbitten? Im besten
ter ihnen auch Lehrende bei den THEO­ dem Alten Testament. Einige dieser Bibel-                       schung. Spannend und lebendig beschreibt
                                                                                                                                                    Fall nicht „aus der Sakristei“ oder aus
LOGISCHEN KURSEN – beschreiben in texte erscheinen als anstößig, sind schwie-                         Martin Ebner, Professor für Neues Testa-
                                                                                                                                                    einem Anhang im Messbuch, sondern von
kurzen und prägnanten Beiträgen bei- rig zu verstehen und stellen viele Mitfei-                       ment, den Rahmen des Auftretens Jesu
                                                                                                                                                    den Gläubigen selbst. Nicht ohne Grund
spielsweise, was „Auge um Auge, Zahn um ernde regelmäßig vor Probleme: nicht nur                      im Palästina des 1. Jahrhunderts: Galiläa
                                                                                                                                                    liegen gerade in dieser Zeit in vielen Kir-
Zahn“ wirklich bedeutet oder warum Sau- ihre Anzahl, sondern auch mancher In-                         und Israel, Wirtschaftslage und römisches
                                                                                                                                                    chen Fürbitt-Bücher auf oder werden von
lus nicht zum Paulus wurde. Rezension halt ruft Befremden, ja Ablehnung her-                          Steuersystem, den Tempel als Spiegelbild
                                                                                                                                                    Frauen und Männern online befüllt. Sie
von Oliver Achilles: https://auslegungssa- vor. Warum besteht die Leseordnung auf                     von Religion und Politik, die Pharisäer als
                                                                                                                                                    üben damit ihr gemeinsames Priester-
che.at/8489/rezension-von-bibel-falsch- den Durchzug Israels durch das Schilfmeer,                    Reinheitsspezialisten u. v. m. Das Buch ist
                                                                                                                                                    tum aus, in dem sie vor Gott für ande-
verstanden/                                      der mit dem Tod der Verfolger und ihrer              aus einer Vorlesung hervorgegangen, des-
                                                 Pferde verbunden ist? Was hat die von Ab-                                                          re Menschen eintreten. Im Liturgiekreis
                                                                                                      halb prägen wissenschaftliche Genauigkeit,
www.theologischekurse.at
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