MARIENKONKRET - 8 GEFÄßCHIRURGIE - MARIEN GESELLSCHAFT SIEGEN
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Magazin Sommer 2020 Nr. 98 MarienKonkret 20 Ausrichtung 14 Ethik 26 Report Krise kontrollierbar gemacht Urteil zur Sterbehilfe Medizin neu denken 8 Gefäßchirurgie MarienKonkret Nr. 98 _ 1
Inhalt 16 Konkret 4 Sonnenbrand Mailbox 6 Kurznachrichten Schwerpunkt 8 Schaufensterkrankheit – die unterschätzte Gefahr 12 Diabetischer Fuß Erfolg 16 Auszubildende begrüßt 8 Ethik 14 Urteil zur Sterbehilfe Report 22 „Hurra, ich habe es geschafft! 25 Für einen achtsamen Pflegeprozess 26 Medizin neu denken 40 Neustart Engagement 18 Welle der Unterstützung 28 Gesichtsvisiere 32 „Verzärlstörvche“ eingerichtet Ausrichtung 40 20 Krise kontrollierbar gemacht Investition 34 Die Vorteile liegen auf der Hand Panorama 30 Gedöns 38 Rätsel 43 Sommer-Impressionen Glosse 42 Wie arbeiten Verwaltungen weltweit? 38 Großes Preisrätsel Gewinnen Sie einen Überraschungspreis Impressum Herausgeber: Marien Gesellschaft Siegen gGmbH, Kampenstraße 51, 57072 Siegen, Leserbriefe, Bildbeiträge und Anmerkungen an die Redaktion „MarienKonkret“ adressieren. Siegen - HRB 3188, USt.-IdNr.: DE176257881 Die Redaktion behält sich die Veröffentlichung und Kürzungen eingereichter Unterlagen vor. Hauptgeschäftsführer: Hans-Jürgen Winkelmann Beiträge für die MarienKonkret Nr. 99 können bis zum 15. August 2020 eingereicht werden. Verwaltungsdirektor/Prokurist: Hubert Berschauer Vorsitzender des Verwaltungsrats: Bruno Sting MarienKonkret Nr. 98, Juni-August 2020, ISSN 1863-9356 Kommunikation & Marketing: Dr. Christian Stoffers (V.i.S.d.P.) Druck: Druckerei Wilke, Hilchenbach Satz & Layout: Alexandra Netzer Bildnachweis: Fotolia, Adobe Stock, Kai Osthoff, Morgenthal Fotografie, Sylwia Sobczyk, Martina Auffenberg, Titelbild: © blas | Adobe Stock
Edi to ri a l Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, zwischen der letzten Ausgabe der MarienKonkret und der heutigen Ausgabe liegt mit der Corona-Pandemie weltweit ein Ereignis von zu Beginn des Jahres unge- ahnter Tragweite. Wir mussten in unseren Einrichtungen der Marien Gesellschaft in immer kürzer werdender Frequenz das Hereinbrechen der bedrohlichen Erkrankung in unsere gewohnte Welt erleben. Das Krankenhaus und unsere Seniorenzentren wurden zu Sperrzonen für Besucher, die ambulanten Einrich- tungen wurden heruntergefahren, das elektive Leistungsgeschehen eingefroren. Lockdown ab 16. März 2020. Acht Wochen später, im Mai 2020, erleben wir, wie langsam Normalität in unseren Alltag zurückkehrt. Die zahlreichen und oft ad hoc umzusetzenden Maßnahmen, die zu einer großen Belastung für unsere Patienten, Bewohner, Mitarbeitenden und uns alle geworden sind, rücken mehr und mehr in den Hintergrund. Dankbar und beeindruckt dürfen wir festhalten, dass wir alle offensichtlich vieles richtig gemacht haben. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mit ihrer professi- onellen Arbeit, mit Empathie und mit großem Engagement viel dazu beigetragen, dass wir heute auch mit Stolz auf diese acht Wochen des „Noch-nie-dagewesenen“ zurückblicken können. Ganz besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle unser Krisenstab, der mit täglichen, teils mehrfachen Zusammenkünften die richtigen Weichen zur Bewältigung der Krise in unseren Unternehmensbereichen gestellt hat. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass der große Zusammenhalt innerhalb der „Marien-Familie“ eine große Stärke unseres Unternehmens ist. Immer und gerade dann, wenn es darauf ankommt! Die nun anvisierten Lockerungen stellen nun nochmals eine ganz neue Heraus- forderung für unsere Einrichtungen dar. Es wird jetzt darauf ankommen, dass wir mit viel Umsicht die weiterhin erforderlichen Hygienemaßnahmen konsequent einhalten, denn die Infektionsgefahr ist noch lange nicht gebannt. Gleichzeitig wird aber auch zurecht von allen Bürgern erwartet, dass Krankenhäuser mehr und mehr in den Normalbetrieb zurückkehren, denn auch andere Erkrankungen müssen wieder in den Vordergrund rücken dürfen. Der Corona-Virus hat in den ersten beiden Monaten des Ausnahmezustands in un- serem Land und in unserem Unternehmen große Veränderungen ausgelöst, wel- che uns noch lange beschäftigen werden. Uns ist auch sehr bewusst, dass der Weg in die gewohnte Normalität sehr anspruchsvoll sein wird. Umso mehr sind wir aber nach dem aktuell Erfahrenen und Erlebten davon überzeugt, dass wir auch diese Phase für die Zukunft der Marien Gesellschaft Siegen erfolgreich gestalten können. Wir freuen uns darauf! Bleiben Sie gesund und genießen Sie den vor uns liegenden Sommer. Es grüßt Sie herzlich Hans-Jürgen Winkelmann Hauptgeschäftsführer MarienKonkret Nr. 98 _ 3
24 h Etwa sechs Stunden nach Beginn eines zu langen Sonnenbads spüren Betroffene den Sonnenbrand. Am heftigsten ist er nach etwa 24 Stunden. Hat es einen stark erwischt, bilden sich Blasen. Dabei gehen so vie- le Zellen zugrunde und verlieren den Zusammenhalt, dass sich innerhalb der Stachelzellschicht der Ober- haut Gewebsflüssigkeit sammelt. Nach etwa zweiein- halb Tagen beginnt die Haut sich zu schälen. Diese Abschuppung ist ein Zeichen der Heilung. Sie signa- lisiert, dass nun in der Oberhaut ausreichend viele geschädigte Zellen zugrunde gegangen sind. Bis zum vollständigen Abklingen des Sonnenbrands kann es ein bis zwei Wochen dauern. MarienKonkret Nr. 98 _ 5
M a il box FÜHRENDER ARBEITGEBER Mehr denn je sind Unternehmen aller Branchen auf qualifi- zierte Mitarbeiter angewiesen, wenn sie ihre Ziele erreichen wollen. Damit müssen sie sich als attraktiver und seinen Mitarbeitern gegenüber verantwortlich handelnder Arbeit- geber präsentieren – im besten Fall durch eine Beurteilung, die eine Vielzahl von Aspekten erfasst, unterschiedlichste Daten- und Informationsquellen auswertet und die jewei- lige Situation aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Im Frühjahr erhielt Marien Kliniken die Auszeichnung „LEADING EMPLOYER“. Die Auszeichnung ist bedeutsam, da die ihr zugrunde liegende Systematik für die Erstellung eines Scores weit über sonst gängige Standards von Arbeit- geber-Maßnahmen hinausreicht. In ihrer Art ist sie die um- fassendste Beleuchtung von Arbeitgeberqualitäten. VIRAL Ein Foto und seine Folgen: Am 6. März veröffentlichten wir auf Facebook das Bild mit dem Text „Wusstet ihr schon, dass das blaue Desinfektionsmittel nur bei uns im Krankenhaus ein- wandfrei funktioniert? Wenn man es ungefragt aus den Spendern mit nach Hause nimmt, verursacht es nach eins, zwei Wochen Anwendung blaue Hände. Und die Farbe geht nie mehr weg – wie bei einem Selbstbräuner. Ehrlich.“ Der Post wurde mit über 600.000 Aufrufen zum viralen Hit und markiert den Anfang der großen Me- dienwelle im Frühling. VERSTÄRKUNG Für viele Frauen ist der Gang zu ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin Rou- tine. Häufig werden Termine schon ein Jahr im Voraus für die nächste Früher- kennungsuntersuchung vergeben. Die- se Routine ist immer weniger selbstver- ständlich. Denn der Ärztemangel macht sich auch im gynäkologischen Bereich zunehmend bemerkbar. Die gynäko- logische Praxis der Marien Ambulant gGmbH in Netphen war lange auf der Suche nach ärztlicher Unterstützung. Mit Elke Blümel konnte eine neue Frau- enärztin gewonnen werden. Zusammen mit Gynäkologin Sabine Hartmann stellen damit in der Netphener Praxis dann zwei Frauenärztinnen die gynäkologische Ver- sorgung der Patientinnen sicher. 6 _ MarienKonkret Nr. 98
DIGITAL Auf ein Wort In den Seniorenzentren von Marien Pflege ist man in der Verschwörungstheoretiker und Ex- COVID-19-Pandemie große Schritte in Richtung Digita- tremisten nutzen die Corona-Krise, lisierung gegangen. So ist um Stimmung gegen die Maßnahmen es nun möglich, digital in zur Eindämmung von Corona zu ma- Kontakt mit seinen Angehö- chen. Auch Anfeindungen gegenüber rigen zu bleiben. Den Auf- Minderheiten sind zu finden. Skur- takt bildete Ende März Haus rile Theorien zum Virus scheinen St. Raphael in Burbach. Die anderen Seniorenzentren zogen dann ihnen dafür ein willkommenes Werk- nach. So fällt dann die schmerzliche Zeit der Trennung von den Ange- zeug zu sein. hörigen nicht ganz so schwer. Im April konnten dann erste Besuchs- container aufgestellt werden. Wie real die Bedrohung ist, zeigte dann Mit Sorge haben wir wahrgenom- jedoch ein erster Fall Ende Mai. men, dass auch in Siegen Ressenti- ments gegenüber den Anderen oder EXPERTE dem Anderen gerade in Social Media gepflegt werden. Unter dem Hashtag In der COVID-19-Pan- „Vielfaltmachtunsstark“ möchte das demie entwickelte sich St. Marien-Krankenhaus Siegen ein Dr. Andreas Farnsch- Zeichen setzen und feststellen, dass läder zum gefragten die Epidemie nicht nur eine interna- Experten. Regionale tionale Herausforderung darstellt, und überregionale Me- sondern COVID-19 auch von einem dien suchten ihn auf, um mit seinen Rat- internationalen, vielfältigen Team im schlägen die Bevölke- Klinikum bekämpft wird. Interkultu- rung zu informieren. relles Zusammenleben und Vielfalt Dabei war die Palette in der Belegschaft sind Kennzei- der Informationen überaus reich und reichte von einfachen Hygie- chen “unseres Marien“. Im St. Ma- ne-Tipps über die Beatmung von Corona-Patienten bis hin zur Wie- rien-Krankenhaus Siegen arbeiten derverwendung von so genannten FFP2- und FFP3-Masken. Selbst Menschen aus über 20 Nationen. In die Wirksamkeit von selbstgemachter Seife wurde dabei bewertet. allen Berufsgruppen ist Internatio- Eine besondere Reichweite erlangte dabei ein Frontal21-Beitrag im ZDF, in dem er sich kritisch mit Empfehlungen zur Sterilisation von nalität ein wichtiger Bestandteil, die Masken auseinandersetzte. medizinisch-pflegerische Versorgung in Siegen sicherzustellen. INTERNET Social Distancing meint für uns da- her auch, sich auf Facebook & Co. In Zeiten der COVID- von Gruppen fernzuhalten, die am 19-Pandemie hat das gesellschaftlichen Zusammenhalt St. Marien-Krankenhaus durch Verbreitung dumpfer Parolen Siegen besonders stark rütteln. erfahren können, wie wichtig valide medizi- nische und pflegerische Informationen für die Menschen in der Re- gion sind und hat seine Website komplett erneuert. Hierbei wurde Dr. Christian Stoffers auch mit marien-kliniken.de eine neue Domain für den Internetauf- tritt gewählt und damit die Brücke zur vor zwei Jahren vollzogenen Reorganisation der Marien Gesellschaft Siegen geschlagen. „Jedes Klinikum möchte, dass sich Patienten gut informiert und da- durch sicherer fühlen. Und der erste Anlaufpunkt ist dabei die Web- site. Im Zusammenspiel mit Medizin, Pflege und Service haben wir nun eine patientenorientierte Internet-Präsenz realisieren können“, sagt Dr. Christian Stoffers, Leiter Marketing der Marien Gesellschaft Siegen. MarienKonkret Nr. 98 _ 7
S c hwe r punkt Schaufensterkrankheit – die unterschätzte Gefahr Die Marien Kliniken - St. Marien-Krankenhaus Siegen stärken seit dem Herbst ihr Behandlungsspektrum durch Etablierung der Klinik für Gefäßchirurgie. Die eigenständige Klinik wird von Chefarzt Dr. med. Ronald Friedberg geleitet. Er klärt in der Marien Konkret über die schleichende Gefäßkrankheit periphere arterielle Verschlusskrankheit oder kurz pAVK auf. W enn jemand nach 30 bis 50 Metern in der Siegener Fußgängerzone stehen bleibt, um sich ein verwaistes Schaufenster anzusehen, kann krampfartig die Waden und treten beim Einzelnen immer nach einer gewissen Wegstrecke auf. Oft ver- weilen die Betroffenen dann vor den Auslagen der es sein, dass Schmerzen in den Beinen ihn dazu Geschäfte, um ihre Beschwerden zu kaschieren. zwingen. Deshalb nennt man diese Gefäßkrankheit Deshalb spricht der Volksmund von der Schaufen- „Schaufensterkrankheit“. sterkrankheit. Was harmlos klingt, ist tatsächlich eine schwere Was steckt hinter der Schaufensterkrankheit? Durchblutungsstörung, die periphere arterielle Ver- schlusskrankheit (pAVK). Bei der Störung verengen Für jeden einzelnen Schritt braucht der Mensch Sau- Gefäßverkalkungen die Arterien, im Extrem, bis erstoff. Nur so kann sein Muskelgewebe die eigent- zum völligen Verschluss. Das Blut, das Arme und liche Bewegung in Gang setzen. Wenn aber hierbei Beine mit Sauerstoff versorgen soll, kommt nur un- mehr Sauerstoff verbraucht wird, als zeitgleich in zureichend an. den Körper hineinströmt, dann entsteht ein Man- Die Verschlusskrankheit wird durch jahrelang zu- gel, der starke Schmerzen auslöst. Sie durchziehen nehmende Ablagerungen in den Innenwänden der Beinschlagadern hervorgerufen. Peu à peu verkürzt sich die schmerzfreie Gehstrecke auf 100 Meter Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder darunter. Erkannt wird dies recht spät, da die Menschen heutzutage nur noch kurze Wege zu Fuß Arterie zurücklegen. Die Betroffenen nehmen die Schmerzen im An- verminderte Durchblutung fangsstadium oft nicht ernst. Dabei ist es wichtig, bereits bei den ersten Anzeichen alles zu tun, um Ablagerungen das Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden. Denn unbehandelt kann sie zu einem akuten Ge- fäßverschluss führen; die betroffenen Gliedmaßen sind bedroht. Die Durchblutung muss so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Auf einen akuten Gefäßverschluss deuten plötzlich einsetzende, schwere Schmerzen und ausgeprägte © rumruay | Adobe Stock Der Muskel Blässe (keine Durchblutung) an der betroffenen unter der Blutfluss bei geringen Blutfluss bei hohen Gliedmaße hin, Gefühlsstörungen und Bewegungs- Blockade Ablagerungen Ablagerungen beginnt unfähigkeit. Hier ist unverzüglich der Notarzt zu ru- abzusterben fen – es geht um jede Minute! 8 _ MarienKonkret Nr. 98
S c hwe r punkt Eine zusätzliche Gefahr: Die Ablagerungen aus fäßen. Hier wird von einer Koronaren Herzkrank- Cholesterin, Kalk und Blutgerinnungsbestandteilen heit (KHK) gesprochen. Schreitet die voran, drohen machen die Blutgefäßinnenwände rau. Es kann zur Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder Herz- Bildung von Blutgerinnseln kommen, die die Arte- infarkt. Deshalb wurde auch das Herz- und Gefäß- rien verstopfen können. Die Folge ist ein extrem zentrum Südwestfalen gegründet, um ein ganzheit- massiver Schmerz; das Bein wird weiß und kalt. liches Bild auch über andere Gefäßgebiete, jenseits Eine sofortige Not-Operation muss erfolgen, sonst der Extremitäten, zu erhalten. Eine frühzeitige (me- ist die Amputation nicht zu vermeiden. dikamentöse) Behandlung ist dann oft lebensrettend. Die Gefäßverkalkung tritt regelmäßig genauso in Denn sie vermindert das Risiko von Herzinfarkt und anderen Blutgefäßen auf, auch in den Herzkranzge- Schlaganfall erheblich. Wie erkennt man, ob die Beinarterien verkalkt sind? Bei der Blutdruckkontrolle wird nicht nur am Arm, sondern zusätzlich auch an den Fußgelenken gemes- sen. Teilt man den am Bein ermittelten Wert durch den am Arm gemessenen Blutdruck, erhält man den „Knöchel-Arm-Index“. Liegt dieser unterhalb von 0,9, leidet der Patient unter einer peripheren arteri- ellen Verschlusskrankheit. Bei Verdacht auf pAVK erfolgt eine ergänzende körperliche Untersuchung, die durch eine Belas- tungsuntersuchung (zum Beispiel auf dem Laufband) bis zum Auftreten der Schmerzsymptomatik ergänzt wird. Ihr schließt sich die farbkodierte Duplexsono- grafie an. Weitergehende Informationen über den Dr. med. Ronald Friedberg Zustand der Beingefäße kann die Angiografie er- bringen. Beide sind nicht invasiv, aber mit Kontrast- Dr. Ronald Friedberg ist seit dem 1. Januar 2020 der mittelgabe und Strahlenbelastung verbunden. erste Chefarzt für Gefäßchirurgie im St. Marien-Kran- Zur Behandlung kann die Engstelle mit einem kenhaus. Als integraler Bestandteil des Herz- und Ge- Ballonkatheter in der interventionellen Radiologie fäßzentrums mit mehr als 7.000 Patienten pro Jahr aufgeweitet werden. Das Verfahren lässt sich nicht wird damit die Gefäßchirurgie hervorgehoben und nur in den großen Oberschenkelarterien, sondern weiter entwickelt. Prof. Frank Willeke wird die Klinik auch im Unterschenkel einsetzen. Wenn die Erkran- für Allgemein- und Viszeralchirurgie in bewährter kung bereits fortgeschritten ist, können die Gefäße Form weiterführen. während einer Operation in der Gefäßchirurgie aus- Dr. Friedberg ist bereits langjährig in Führungsauf- geschält oder die Engpässe mit einem Bypass über- gaben der Chirurgischen Klinik im St. Marien-Kranken- brückt werden. Solche Bypässe können aus Kunst- haus tätig. Seine besondere Liebe galt immer der Gefäß- stoff, oder besser aus körpereigenen Venen des chirurgie und ihrer Entwicklung, die heute einen sehr Patienten hergestellt sein. stark interdisziplinären Ansatz verfolgt. Seine Aus- Eine fortgeschrittene Arteriosklerose ist nicht bildung hat er in Kirchen an der Sieg begonnen. Im rückgängig zu machen. Man kann das Fortschreiten Kreisklinikum in Waldbröl erlangte er die Facharztbe- aber erheblich verlangsamen und unter Umständen zeichnung für Chirurgie. Schwerpunkte der gefäßchi- sogar ganz stoppen. Zunächst einmal müssen hier- rurgischen Weiterbildung fanden dann in Mühlheim für die Risikofaktoren ausgeschaltet werden, d.h. auf statt, um dann die Schwerpunktbezeichnung für Ge- das Rauchen verzichten, Cholesterin- und Blutzu- fäßchirurgie wiederum im Kreisklinikum Waldbröl zu ckerwerte optimal einstellen und Gewicht reduzie- erhalten. Schließlich führte ihn der Weg in eine ver- ren. Gefäßpatienten sollten regelmäßig Blutdruck, antwortliche Position als Gefäßchirurg in das Kran- Blutzucker, Fett- und Harnsäurewerte kontrollieren kenhaus in Kirchen, ehe er ab 2007 als Leitender lassen und ihre Medikamente zuverlässig einneh- Oberarzt an die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und men. Gefäßchirurgie unter Leitung von Prof. Frank Willeke wechselte. Hier konnte Dr. Friedberg auch seine Wei- terbildung zum Endovaskulären Chirurgen vollenden. 10 _ MarienKonkret Nr. 98
© NDABCREATIVITY | Adobe Stock 30–40 Minuten Ein ganz wichtiger Schutzfaktor ist mehr Bewegung. Im frühen pAVK-Stadium bilden Gehtraining und spezielle Gymnastik die Grundlage der Behandlung. Regelmäßiges Training von täglich 30 bis 40 Minuten hat sich hier als äußerst wirksam erwiesen. Es führt unter anderem zur Bildung neuer Blutgefäße, die einen verstopften Gefäßabschnitt umgehen und die Muskulatur wieder mit Sauerstoff versorgen können. Die Schmerzen nehmen ab, die schmerzfreie Gehstrecke wird oft erheblich verlängert. Das Programm sollte aller- dings mit dem Arzt abgestimmt sein, denn bei Ruheschmerzen oder wenn schon Gewebe zugrunde gegangen ist, kommt das Bewegungs- training in der Regel nicht mehr in Frage. Wie erkennt man die richtige Klinik? zusammenarbeiten. Nur wer wirklich alle Behand- Patienten mit Durchblutungsstörungen, die behan- lungsoptionen vorhält, kann die für den jeweiligen delt werden müssen, sollten sich hierzu unbedingt pAVK-Patienten optimale Behandlung auswählen. in zertifizierte Zentren wie die geprüfte Gefäßmedi- Denn Behandlungseinrichtungen, die nur über Ka- zin im Herz- und Gefäßzentrum Südwestfalen be- thetertechniken, nicht aber über eine ausgereifte Ge- geben. Die Auflagen der Fachgesellschaften für die fäßchirurgie verfügen, sind zwangsläufig auf einem Zertifizierung sind hoch. Unter anderem müssen Auge blind. Es lohnt sich für den Patienten also, sich hier mehrere Fachrichtungen bei der Behandlung diesbezüglich im Vorfeld genau zu informieren. MarienKonkret Nr. 98 _ 11
S c hwe r punkt Diabetischer Fuß E twa zehn Prozent aller Diabetiker bekommen Probleme mit den Füßen. In etwa der Hälfte die- ser Fälle folgt sogar eine Amputation, die es zu ver- ler Regel durch eine Katheterbehandlung mit Ballon oder Metallstützen, sogenannten Stents, geöffnet. Der Patient wird örtlich betäubt und muss lediglich meiden gilt. Was aber unterscheidet den Fuß eines eine Übernachtung im Krankenhaus bleiben. Ist die Diabetikers vom „normalen“ Fuß? Wieso redet man Enge oder der Verschluss längerstreckig, das heißt überhaupt vom diabetischen Fuß? über zehn Zentimeter, kommen operative Maß- Beim Diabetiker kann eine banale Verletzung nahmen in Narkose oder rückenmarksnahe Betäu- innerhalb kurzer Zeit zu einer schwer kontrollier- bungsverfahren zum Einsatz. Dies geschieht meist baren Entzündung des Fußes führen. Grund hierfür in Form von Umgehungsoperationen, sogenannter ist der über einen längeren Zeitraum bestehende Bypässe. erhöhte Blutzuckerspiegel. Dieser führt dazu, dass Auch eine Kombination von Aufdehnung und sich Ablagerungen in den Schlagadern bilden kön- Bypass in einer Sitzung wird häufig durchgeführt. nen, sodass sich die Gefäße verengen und Durch- Zusätzlich unterstützen medikamentöse Verord- blutungsstörungen auftreten können. Zudem kön- nungen und krankengymnastische Hilfestellungen nen die körperfernen Nervenenden beeinträchtigt den Erfolg der Behandlung. Auf diese Weise kann werden. Die Empfindsamkeit der Füße ist dadurch beispielsweise die Schwellneigung, die nach der herabgesetzt. Kleine Verletzungen, die beispielswei- Gefäßoperation zu erwarten ist, deutlich reduziert se durch ein übersehenes Steinchen in den Schuhen werden. verursacht wurden, oder erhöhter Druck aufgrund Es ist möglich, dass die Gefäße nicht wieder er- zu enger Schuhe bleiben unbemerkt. Es kommt zu öffnet oder umgangen werden können. In einigen übermäßiger Hornhautbildung mit anschließender speziellen Fällen kann eine Amputation durch die Verletzung. Die Entzündung, die folgt, breitet sich Stimulation des Rückenmarks vermieden werden. rasch aus. Leider gibt es trotz der Vielfalt aller durchblutungs- Im frühen Stadium kann das Geschwür, so- verbessernden Maßnahmen aber auch noch Ver- fern keine Durchblutungsstörung vorliegt, alleine läufe der Krankheit, bei denen eine Amputation durch Druckentlastungsmaßnahmen und moder- unumgänglich ist. Nur so kann eine drohende Blut- ne Wundtherapie zum Abheilen gebracht werden. vergiftung mit Todesfolge vermieden werden. Sind Durchblutungsstörung vorhanden, werden Modernen Narkoseverfahren und Schmerzthera- die betroffenen Gefäße – pie ermöglichen heute in der postoperativen Phase bei Diabetikern meist die eine schmerzarme Amputation bis zur Stumpfabhei- Unterschenkelgefäße – vor lung. Weiter wird umsichtig darauf geachtet, dass operativen Eingriffen zu- der Patient mit einer entsprechenden Prothese ver- nächst untersucht. Dabei sorgt werden kann. Ziel ist es, dass der Patient rasch werden die Fußpulse abge- wieder mobil und selbstständig wird und damit wei- tastet und der Druck wird terhin am sozialen Leben teilnehmen kann. mittels Dopplerultraschall Das Diabetische Fußsyndrom erfordert ein Zusam- gemessen. Weiter sind Groß- menwirken verschiedener Disziplinen, bestehend geräteuntersuchungen wie aus Hausarzt, Internist (Diabetologe), Chirurgen, Kernspintomographie oder Gefäßchirurgen, Radiologen, Anästhesisten, Physio- Computertomographie mög- therapeuten, Podologen und Orthopädietechnikern. lich. So müssen aus kleinen Verletzungen letztendlich Bei einer kurzstreckigen keine Amputationen resultieren. Denn das ist das Gefäßenge oder einem kurz- Ziel aller, die sich mit den Füßen von Diabetikern Wunden streckigen Verschluss unter befassen. zehn Zentimeter, wird der nicht heilendes Geschwür Durchfluss der Gefäße in al- 12 _ MarienKonkret Nr. 98
© Elnur | Adobe Stock MarienKonkret Nr. 98 _ 13
Et h ik Urteil zur Sterbehilfe K © MQ-Illustrations urz vor Beginn der COVID-19-Pandemie wur- | Adobe Stock de höchstrichterlich festgestellt, dass das 2015 eingeführte Verbot der geschäftsmäßigen Sterbe- hilfe gegen das Grundgesetz verstößt. Es gebe ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben, hieß es bei der Urteilsverkündung in Karlsruhe. Das Urteil stellt insbesondere kirchliche Einrichtungen vor eine Zer- reißprobe. Die Marien konkret interviewte hierzu Verwaltungsdirektor Hubert Berschauer. INTERVIEW Wie deuten Sie das Urteil? Wann ist nach Ihrer Auffassung nun Sterbehilfe erlaubt? Hubert Berschauer: Wir schließen uns in der Be- wertung der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland an. Diese besagt, dass das Urteil einen Einschnitt in unsere auf Bejahung und Förderung des Lebens ausgerichtete Kultur darstellt. Wir befürchten, dass die Zulassung organisierter Angebote der Selbsttötung alte oder kranke Menschen auf subtile Weise unter Druck setzen kann, von der- artigen Angeboten Gebrauch zu machen. Unter welchen Voraussetzungen die verschie- denen Formen von Sterbehilfe zukünftig unter strafrechtlichen Gesichtspunkten erlaubt sein mit Hubert Berschauer werden, können wir noch nicht beurteilen. Verwaltungsdirektor der Das Urteil eröffnet offensichtlich zukünftig die Marien Gesellschaft Siegen Möglichkeit, organisierte Angebote zu schaf- fen. Wir wollen und werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass organisierte Angebote der Selbsttötung in unserem Land nicht zur akzeptierten Normalität werden. Wir konzen- trieren uns weiterhin auf den Ausbau von Palli- ativ- und Hospizangeboten in der Region. Dies war auch die Strategie der vergangenen Jahre – vgl. u.a. Etablierung des Marien Hospizes auf der Eremitage; Stärkung unseres Palliativbe- reiches in den Marien Kliniken. 14 _ MarienKonkret Nr. 98
© pattilabelle | Adobe Stock Ganz profan: Wie müssen die Umstände sein, um als Alle Mitarbeitenden in unseren Einrichtungen Patient Sterbehilfe gewährt zu bekommen? Welche unterliegen jedoch dienstvertraglich der Grund- Voraussetzungen müssen erfüllt sein? ordnung für Mitarbeitende in kirchlichen Einrich- tungen. Dort finden sich auch die Regelungen für Hubert Berschauer: Den seinerzeit gefundenen ethische Fragestellungen. Kompromiss, den schließlich eine breite politische Wir wollen und werden uns deshalb weiterhin Mehrheit über alle Fraktionen des Deutschen dafür einsetzen, dass organisierte Angebote der Bundestages hinweg gefunden hat, haben wir als Selbsttötung in unserem Land nicht zur akzep- maßvolle Regelung empfunden, die die Selbstbe- tierten Normalität werden. Wir konzentrieren stimmung besonders verletzlicher Menschen in uns auf den Ausbau von Palliativ- und Hospiz- ihrer letzten Lebensphase schützen sollte. Wie das angeboten in der Region. zukünftig sein soll, können wir heute noch nicht be- urteilen. Das Bundesverfassungsgericht hat heute Kam es in der Vergangenheit konkret zu Anfragen lediglich den im Jahr 2015 neu formulierten § 217 von Patienten im St. Marien-Krankenhaus und/oder StGB für nicht verfassungskonform erklärt. Die im Hospiz auf der Eremitage? Wenn ja, wie häufig vermeintlichen vielfältigen Konsequenzen hieraus kamen solche Bitten vor? können heute noch nicht eingeschätzt werden. Wir werden das Urteil zunächst in Ruhe analysieren Hubert Berschauer: Es liegen bisher keine offizi- und die notwendigen Schlussfolgerungen ziehen. ellen Anfragen auf assistierten Suizid der Geschäfts- führung und dem Ethikkomitee vor. Dürfen ausschließlich Ärzte Sterbehilfe leisten oder auch anderes medizinisches Personal, Pflegekräfte im Hospiz oder gar auch Laien (Verwandte, Freunde Herr Berschauer, wir danken Ihnen für das Gespräch. etc.)? Hubert Berschauer: Eine verlässliche Antwort im Hinblick auf die strafrechtliche Verfolgbarkeit kann heute noch nicht gegeben werden und wird vermutlich auch nicht pauschal und einfach zu be- antworten sein. MarienKonkret Nr. 98 _ 15
E r fo l g Auszubildende begrüßt N ormalerweise hätten rund 65 junge Menschen am 1. April im Rahmen einer großen Feier- lichkeit ihren ersten Tag der Ausbildung zur Pflege- Mit dem zusätzlichen Ausbildungsbeginn im April verfolgen die Siegener Kliniken das Ziel, zusätzliche Fachkräfte im Bereich der Pflege für ihre Einrich- fachkraft im Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe tungen gewinnen zu können. Aktuell werden rund Südwestfalen (BiGS) auf dem Siegener Wellersberg 350 junge Menschen zu Pflegefachkräften im Anfang begangen. Doch in Zeiten wie diesen muss man 2019 in Betrieb genommenen Bildungsinstitut für flexibel sein. Daher haben die drei Krankenhaus- Gesundheitsberufe Südwestfalen von rund 20 Lehr- träger DRK-Kinderklinik Siegen gGmbH, Kreisklini- kräften unterrichtet. kum Siegen gGmbH und Marien Gesellschaft Siegen gGmbH ihre Auszubildenden in den jeweiligen Ein- Einheitlich geregelte Ausbildung richtungen individuell begrüßt. Hier erfahren die jungen Menschen durch die Leitungskräfte der Pfle- Der Beruf Pflegefachmann/-frau ist eine bundes- ge sowie die Teams der Praxisanleitung eine erste weit einheitlich geregelte schulische Ausbildung an Einführung in grundsätzliche Praxisthemen und Berufsfachschulen. Sie dauert drei Jahre und führt begleiten dann in den nächsten Wochen erfahrene zu einer staatlichen Abschlussprüfung. Ist im Aus- Pflegekräfte verteilt auf den Stationen in den jewei- bildungsvertrag ein entsprechender Vertiefungsein- ligen Kliniken. Wenn sich die Situation in den Kli- satz vereinbart, können die Auszubildenden für das niken dann wieder normalisiert hat, wird der theo- letzte Drittel der Ausbildung entscheiden, ob sie die retische Block im BiGS natürlich nachgeholt. begonnene Ausbildung als Pflegefachmann/-frau 16 _ MarienKonkret Nr. 98
Fakten Aktuell werden im Bildungsinstitut 350 junge Menschen im Bereich der Pflege ausgebildet. Der neue Zwi- schenjahrgang setzt sich aus 13 Aus- zubildenden der DRK-Kinderklinik Siegen, 18 Auszubildenden des Kreis- klinikums und 34 Auszubildenden der Marien Gesellschaft Siegen zusam- men. Etwa 20 Lehrkräfte sorgen am Wellersberg für die theoretische Aus- bildung. Modernes Gebäude des Bildungsinstituts fortsetzen oder ob sie die Ausbildung neu ausrichten auf einen Abschluss als Gesundheits- und Kinder- Erfolgsmodell krankenpfleger/in oder Altenpfleger/in. Was als erster Test bereits 2019 um- Positive Entwicklung gesetzt wurde, hat sich als kleines Erfolgsmodell erwiesen und soll nun Sowohl die drei Geschäftsführer der Siegener Kli- zukünftig beibehalten werden. So niken als auch die Geschäftsführung und Instituts- werden nämlich nach erfolgreichem leitung des BiGS sind stolz auf die positive Entwick- Abschluss neben rund 75 Fachkräften lung im Bereich der Ausbildung für Pflegeberufe in im Oktober eines jeden Jahres zusätz- der Region durch diese richtungsweisende Einrich- lich ab 2022 hoffentlich weitere 65 tung, die mit modernsten Mitteln eine Grundlage für Pflegefachkräfte im April fertig. die Aufrechterhaltung des aktuell so wichtig wahr- genommenen Bereichs der klinischen Versorgung leistet. Junge Menschen, die sich für eine Ausbil- dung im Bereich der Pflege interessieren, können sich noch für den Ausbildungsbeginn Oktober 2020 bei den Kliniken direkt bewerben. MarienKonkret Nr. 98 _ 17
© Martina Auffenberg E n g a gement 18 _ MarienKonkret Nr. 98
Danke Die Einrichtungen der Marien Gesellschaft Siegen wurden durch eine Welle der Unterstützung bis- lang durch die Corona-Krise getragen. Die Unterstüt- zungsangebote reichten von selbstgenähten Masken über leckere Pizzen für die Mitarbeitenden auf den Stationen bis hin zu großzügigen Geldspenden. Für die vielfältige Unterstützung möchten wir uns ganz herzlich bedanken. Das Foto wurde kurz vor Ostern er- stellt und zeigt die Übergabe eines süßen Ostergrußes an den Krisenstab des Unternehmens. Ermöglicht wurde der süße Gruß von der Sparkasse Siegen, die sämtliche Schokoladenvorräte des Schokolatiers aus Siegen zuvor aufgekauft hatte. MarienKonkret Nr. 98 _ 19
Au sr ichtung Krise kontrollierbar gemacht Krisenstab zieht Zwischenbilanz zu Corona B etrachtet man die aktuellen Zahlen für unsere Region beziehungsweise den Kreis Siegen-Witt- genstein, dann haben die Verantwortlichen in der Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann betont in diesem Zusammenhang, dass alle Mitar- beitenden sich hier engagiert eingebracht und die Region bislang wohl Vieles richtig gemacht. Die Ka- angedachten Maßnahmen umgehend umgesetzt pazitäten an Beatmungsplätzen wurden nicht ausge- haben. Als schwieriger Punkt erwies sich die The- schöpft, das Krisenmanagement im regionalen Ge- matik, bei den Besuchern und Patienten für entspre- sundheitssystem arbeitet kompetent, engagiert und chendes Verständnis und Beachtung der geforderten kooperativ zusammen, um die Versorgung aus der Maßnahmen zu werben. Im St. Marien-Kranken- Region für die Region aufrecht zu halten. haus Siegen und den Senioreneinrichtungen sprach Marien Kliniken – St. Marien-Krankenhaus Sie- sich die Marien Gesellschaft Siegen in Abstimmung gen ist dabei eng mit den Handelnden im Kreis und mit dem Kreisgesundheitsamt und anderen Kran- den anderen Kliniken verknüpft. Der Krisenstab im kenhäusern – bereits vor den gesetzlichen Klarstel- Krankenhaus, geleitet von Verwaltungsdirektor Hu- lungen – für eine klare Besuchssperre aus, die ledig- bert Berschauer, setzt sich dabei aus den Mitglie- lich die Geburtshilfe und Bereiche mit Menschen in dern des Direktoriums, erweitert um die jeweiligen einer finalen Phase ausklammerte. Fachressorts Medizincontrolling, Organisationsent- In engmaschigen Sitzungen des Krisenstabs wur- wicklung, Patientenverwaltung und Kommunikati- den die getroffenen Maßnahmen immer wieder be- on zusammen. Dr. med. Andreas Farnschläder als trachtet und bei Bedarf angepasst. Insgesamt beo- Hygienebeauftragtem Arzt kam in diesem Konstrukt bachtet Prof. Frank Willeke, Medizinischer Direktor, eine Schnittstellenfunktion insbesondere zum Kreis- dass die Mitarbeitenden die ergriffenen Maßnahmen gesundheitsamt zu, dessen Briefings er mit seiner unterstützt haben und stellt fest, dass es trotz der Expertise unterstützte. Einschränkungen zu keiner Zeit zu einer Beeinträch- 20 _ MarienKonkret Nr. 98
Umfangreiches Maßnahmenbündel Die Beatmungskapazitäten im St. Marien-Krankenhaus Siegen wurden nahezu verdreifacht; die Notaufnahme auf mögliche COVID-19-Fälle hin ausgerichtet und eine Station als Isolierstation ausgewiesen. In den Kliniken, Ambulanzen, Medizinische Versorgungszentren und Reha- und Senioreneinrichtungen der Marien Gesellschaft Siegen wurden die Mitarbeiter umfassend informiert – u.a. wurde ein Corona-Ticker eingerichtet – und entsprechende Hygienekonzepte erarbeitet, um die © rost9 | Adobe Stock kritische Infrastruktur auch mittelfristig aufrecht erhalten zu können. © Petra Homeier | Adobe Stock tigung der Notfallversorgung gekommen ist. Auch Nicht nachlassen! der kassenärztliche Notfalldienst, der nun über die Nordstraße erreicht werden kann, ist sichergestellt. Aktuell scheint die Krise kontrollierbar zu Wichtig ist Pflegedirektor Markus Cimiotti aber, sein. Dennoch mahnt der Krisenstab der Ma- darauf hinzuweisen, dass das Maßnahmenbündel rien Kliniken – St. Marien-Krankenhaus Sie- dazu dient gerade Patienten mit schwereren Erkran- gen, dass jetzt nicht nachgelassen werden kungen wie etwa onkologische oder kardiologische darf. Er ermuntert dazu, sich weiter an der Patienten zu schützen. Der Krisenstab ermuntert aktuellen „AHA“-Empfehlung zu halten: Ab- vor diesem Hintergrund gerade Patienten mit die- stand halten – Hygienemaßnahmen umsetzen sen Krankheitsbildern dazu, gebotene Termine in – Alltagsmaske tragen. Je mehr jeder Einzel- den Kliniken wahrzunehmen. Das gelte auch für ne seinen Beitrag leistet, umso schneller kann chronische und akut schwer erkrankte Menschen, eine Rückkehr zur Normalität erfolgen, so die unbedingt den Kontakt zu den Fachambulanzen Verwaltungsdirektor Hubert Berschauer für bzw. Fachbereichen aufnehmen und entsprechende den Krisenstab. medizinische, pflegerische und therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen sollten. VIRENVERBREITUNG HÄNDE HÄNDE SYMPTOME VERMEIDEN WASCHEN DESINFIZIEREN BEACHTEN MarienKonkret Nr. 98 _ 21
R epo r t „Hurra, ich habe es geschafft!“ D ie schwere Zeit der Diagnose und ersten Be- handlung meines Brustkrebses liegt hinter mir. Wenn ich mich an den Schreck erinnere, als mir meine Frauenärztin in Netphen die Verdachtsdia- gnose des Brustkrebses mitteilte, läuft es mir jetzt noch kalt den Rücken hinunter. Zur Vorsorge bin ich immer mit einem gewissen Unbehagen gegangen, aber grundsätzlich fühlte ich mich ja gesund. Als meine Gynäkologin dann beim Tasten eine unklare Verhärtung fühlte und diese Stelle im Ultraschall als hochgradig verdächtig bestätigte, verlor ich fast den Boden unter den Füßen. Was sind mir nicht alles für Gedanken zu Tod, Leben und Folgen der Erkran- kung gekommen. Sehr geholfen haben mir meine Familie und der emotionale, aber auch sehr professionelle Umgang aller ambulant und klinisch Beteiligten. So wurde © Coloures-Pic | Adobe Stock 22 _ MarienKonkret Nr. 98
mir noch von meinem Frauenarzt erläutert, welche Im Rahmen der wöchentlich stattfindenden Kon- weiteren Schritte zu tun wären. Er fragte mich in ferenz des Brustzentrums Siegen-Olpe wurden die welche Klinik des Brustzentrums ich gehen wolle vorliegenden Informationen meiner Erkrankung im und konnte binnen weniger Tage einen Termin in großen Kreis aller beteiligten Ärzte diskutiert. Die der Brustsprechstunde bei Dr. med. Badrig Melekian, dabei gemeinsam gefasste Behandlungsempfehlung Chefarzt der Gynäkologie im St. Marien-Kranken- besprach Dr. Melekian dann ausführlich mit mir. Da haus, vereinbaren. Sehr einfühlsam sprach er zu- mir das Konzept gründlich durchdacht erschien und nächst mit mir, untersuchte mich nochmals, machte mir trotz gewisser Ängste auch durchführbar vor- eine Ultraschalluntersuchung mit einem hochauflö- kam, willigte ich hierzu ein. senden modernen Gerät und konnte, nachdem eine Die weiteren Behandlungsschritte erfolgten an- kurative Mammografie im Ambulanten Zentrum schließend ausschließlich ambulant. Das St. Ma- Albertus Magnus den Brustkrebsverdacht noch wei- rien-Krankenhaus hat mit seinem Onkologischen ter erhärtet hatte, noch am gleichen Tag eine kleine Zentrum und den spezialisierten Organkrebszentren Gewebeprobe mittels gezielter Stanzbiopsie in ört- einen Schwerpunkt in der Behandlung bösartiger licher Betäubung unter Ultraschallkontrolle aus der Erkrankungen. Ich empfand es sehr positiv, dass Brust entnehmen. Gleich zu Beginn der Behandlung hierdurch in der Klinik alle Möglichkeiten der wei- wurden mir die Möglichkeit einer Zweitmeinung teren Therapie unter einem Dach vereint waren. innerhalb oder außerhalb des Brustzentrums und Mehrfach konnte ich die unmittelbare Zusammen- eine psychosoziale Betreuung angeboten. Der erste arbeit aller Abteilungen in meinem Fall miterleben. Kontakt mit der auf Brustkrebs spezialisierten Kran- Ich bekam eine Chemotherapie mit insgesamt kenschwester Petra Siegeler half mir auch sehr. Da sechs Infusionen einer bestimmten Medikamenten- sich meine anfängliche Panik schon etwas gelegt kombination, die ich in den Wochen nach den jewei- hatte und ich schnell volles Vertrauen zu den Ärzten ligen Anwendungen sehr unterschiedlich vertragen fasste, konnte ich mich ohne Bedenken auf den vor- habe. Trotz der unterstützenden Medikamente war geschlagenen Weg einlassen. mir teilweise in der ersten Woche nach der Chemo- Nachdem sich die Diagnose bestätigte, plante therapie übel und ich hatte manchmal auch ein un- Dr. Melekian mit mir ausführlich die einzelnen Be- angenehm wundes Gefühl der Mundschleimhäute. handlungsschritte. Bis dahin war ich davon ausge- Der Verlust der Haare blieb mir Dank der Kühlkappe gangen, dass jede Patientin mit einem Brustkrebs zwar glücklicherweise erspart, doch stellte mich das praktisch immer die gleiche Behandlung bekommt. ganze Procedere vor eine harte Probe. Alles in allem Dem ist aber überhaupt nicht so. Die Art der Ope- hatte ich mir die Chemotherapie aber vorher erheb- ration, die eventuell notwendige Form der Bestrah- lich schlimmer vorgestellt, als es hinterher war. Das lung und auch eine mögliche Chemotherapie richten rührte vermutlich daher, dass ich aus den Schilde- sich stark nach den biologischen Eigenschaften des rungen von Verwandten und Bekannten immer nur Brustkrebs; es werden heutzutage mehrere ver- von extremen Nebenwirkungen „der“ Chemothera- schiedene Typen unterschieden. Auch andere Gege- pie gehört hatte, aber bis zu meinem eigenen Fall benheiten wie Alter, Geschwulstgröße oder Beteili- nicht realisiert hatte, dass es für jede Krankheit und gung der Achsellymphknoten – und natürlich auch insbesondere für jeden Krankheitszustand völlig un- meine eigenen Vorstellungen spielen eine Rolle. terschiedliche Formen der Chemotherapie gibt. Das Glücklicherweise war in meinem Fall nur eine Team der Frauenklinik und Schwester Petra Siegeler recht kleine Operation erforderlich. Meine Brust waren mir in dieser Zeit ein fester Ansprechpartner konnte ohne eine größere Änderung der Form er- und eine große Hilfe. halten bleiben. Durch den Einsatz der Wächter- Im Anschluss an die Chemotherapie erfolgte dann lymphknotenoperation war eine ausgedehnte Ope- eine verkürzte nur dreiwöchige Bestrahlungsbe- ration der Achsellymphknoten in meinem Fall nicht handlung meiner Brust in der Klinik für Strahlenthe- erforderlich. Ich war von Anfang an weitgehend rapie im St. Marien-Krankenhaus. Auch hier waren schmerzfrei, konnte meinen Arm gut bewegen und mir vorher in Berichten älterer Verwandter zum wurde aus der Behandlung nach vier Tagen wieder Teil stärkste Nebenwirkung geschildert worden. Ich entlassen. war deshalb sehr verunsichert. Chefarzt Dr. René Durch die unterstütztenden Gespräche mit den Baumann konnte mich jedoch hier beruhigen, dass Ärzten, dem Pflegepersonal, dem Team aus Seelsor- die neueren Bestrahlungstechniken diesbezüglich ge, Sozialdienst und Psychologen gelang es mir sehr praktisch kaum schwerwiegenden Nebenwirkungen schnell, wieder Mut zu fassen und meine Zukunft aufweisen, was sich letztlich auch in dem weiteren aktiv zu planen. Verlauf bei mir so bestätigt hat. Es war zwar lästig, MarienKonkret Nr. 98 _ 23
R epo r t täglich extra in die Klinik kommen zu müssen, aber en Ambulant hatte sie ohnehin immer einen „guten jetzt ist es geschafft. Nach Abschluss der Bestrah- Draht“ zum „Marien“. Als nächstes Ziel freue ich lungszeit bin ich am Ende der intensiven Erstbe- mich schon auf die Kur, die sogenannte Anschluss- handlung angekommen. Meine Brust ist noch leicht heilbehandlung, die mir Alexandra Hinz vom Sozial- geschwollen und gerötet. Die Nebenwirkungen der dienst vermittelt hat, da ich mir von dieser eine Re- Chemotherapie sind zwischenzeitlich völlig abge- aktivierung meiner Kräfte verspreche und ich auch klungen. Ich fühle mich allerdings noch schwach bald wieder arbeiten möchte. und etwas ausgelaugt. Ich habe zwischenzeitlich die Brustkrebs-Selbst- Die vierteljährliche Nachsorge und die Antihor- hilfegruppe aufgesucht, die sich regelmäßig im montherapie, die mir Dr. Melekian entsprechend der Marien Aktiv Reha Zentrum in der Friedrichstraße Tumorkonferenz empfohlen hat, übernimmt jetzt trifft. Hier erfuhr ich, dass auch andere Patientinnen wieder meine Frauenärztin, die ich auch in der Zwi- ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich und schenzeit mehrmals aufsuchte; als Praxis von Mari- bekam gute Tipps. Ja, ich habe es geschafft, Hurra! Brustdiagnostik auch in Corona-Zeiten Als Folge der Corona-Pandemie treten auch in der sung durch den Frauen- beziehungsweise Hausarzt Brustkrebsdiagnostik Probleme auf. Viele Frauen möglich. sind aufgrund der Pandemie-Situation verunsi- „Nach Abwägung verschiedener Risiken haben chert und nehmen aus Sorge vor einer möglichen wir entschieden, kurative Mammografie-Untersu- Ansteckung notwendige Arztbesuche nicht zeit- chungen auch weiterhin in unserer Praxis anzu- gerecht wahr. Hierdurch kann die Diagnose einer bieten, um eine Diagnoseverzögerung zu vermei- Brustkrebserkrankung un- den“, erklärt die Fachärztin nötig verzögert werden mit für Radiologie Heike Hebborn. möglicherweise gefährlichen Die Radiologische Praxis von Folgen. Denn je früher der Marien Ambulant im Ambu- Brustkrebs erkannt wird, de- lanten Zentrum Albertus Ma- sto besser sind die Aussichten gnus ist Partner des opera- auf eine Genesung. Ein we- tiven Standorts des regionalen sentlicher Bestandteil der Brustkrebszentrums am St. Brustkrebsdiagnostik ist die Marien-Krankenhaus Siegen. Mammografie. Diese ist eine „Von der engen interdiszipli- Röntgenuntersuchung der nären Zusammenarbeit und Brust. „Mamma“ ist der me- von der Expertise unserer dizinische Fachausdruck für gynäkologischen Kollegen und Brust und "-grafie" bedeutet den hochmodernen diagnos- so viel wie Darstellungsver- tischen Möglichkeiten profi- fahren. Die kurative Mammo- tieren unsere Patientinnen grafie wird bei abklärungsbe- maßgeblich“, so die Fachärz- dürftigen Befunden der Brust, tin weiter. Erst vor wenigen z. B. bei Knoten, unklaren Monaten wurde ein digitales Tastbefunden, nach Brust- High-end-Mammografie-Gerät operationen oder bei Frauen in Betrieb genommen mit der mit erhöhtem Brustkrebs- Möglichkeit zur Durchführung risiko durchgeführt. Dadurch unterscheidet sie von Schichtaufnahmen der Brust (Tomosynthe- sich vom Mammografie-Screening, das nur bei be- se/3D-Mammografie) und auch bei Bedarf zur radio- schwerdefreien Frauen zwischen 50 und 69 Jah- logisch-gestützten Probenentnahme. ren durchgeführt wird und das aktuell wegen der Im Hinblick auf infektionshygienische Standards Pandemie-Situation pausiert wurde. Brustkrebs ist sieht sie die Praxis gut gerüstet, weshalb sie das in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Risiko einer Ansteckung als verhältnismäßig gering Frauen. Die kurative Mammografie ist als Leistung im Vergleich zu einer möglicherweise verzögerten der gesetzlichen Krankenversicherung auf Überwei- Krebsdiagnose bewertet. 24 _ MarienKonkret Nr. 98
R epo r t Für einen achtsamen Pflegeprozess Neun neue Kinaesthetics-Peer-Tutorinnen in der Marien Gesellschaft Siegen E s ist eine große Herausforderung Kinaesthe- tics-Lernprozesse im pflegerischen Alltag nach- haltig zu integrieren. Die Erfahrung zeigt, dass mit ihnen nach individuell angepassten Ideen und Möglichkeiten zu suchen, um Bewegungsprozesse effektiv zu unterstützen. Die Grundlage dazu bilden Peer-Tutorinnen und -Tutoren auf den einzelnen die eigene Bewegungskompetenz, das Verständnis Stationen dazu beitragen, die Lernprozesse nicht der Bewegung und der Spaß daran, gemeinsam mit versanden zu lassen und die Entwicklung voranzu- Teamkollegen zu lernen. Folglich werden pflege- bringen. Peers (engl.) sind gleichrangige oder eben- rische Aktivitäten für beide Interaktionspartner mit bürtige Mitglieder eines Teams,– in unserem Fall die mehr Achtsamkeit gestaltet, was nicht zuletzt die Kolleginnen und Kollegen – die einen Grund- oder persönliche Gesundheit fördert. Aufbaukurs besucht haben und überzeugt Kinaes- Die Abschlussveranstaltung diente auch dazu, thetics anwenden. Das Wort Tutor bezeichnet den Irene Blecher für ihre fast 20-jährige Tätigkeit als Lehrer oder Ratgeber. Peer-Tutoren arbeiten norma- Kinaesthetics-Peer-Tutorin zu danken. Irene Blecher lerweise im Team – allerdings mit einem kleinen Un- hat in dieser Zeit viele Kolleginnen und Kollegen auf terschied: Sie können Kollegen des eigenen Teams der Intensivstation in herausfordernden Situationen in bestimmten Situationen mit ihrem Kinaesthe- mit ihrem Kinaesthetics-Know-how unterstützt und tics-Know-how unterstützen und begleiten. für die Idee begeistert. „Dafür wurde ihr ganz herz- Dem Tutor fällt dabei nicht die Rolle zu, dass er zu lich gedankt. Sie wird bald in die Ruhephase der Al- allen Fragen sofort fertige Lösungen präsentiert. Die tersteilzeit gehen und dafür wünschen wir ihr alles Rolle besteht vielmehr darin, gemeinsam mit den Gute“, so Petra Gahr. Kollegen Situationen des Alltags zu analysieren und MarienKonkret Nr. 98 _ 25
R e po r t Medizin neu denken Das ehrgeizige Projekt, das die Universitäten Siegen und Bonn mit den Siegener Kliniken geht nun in eine weitere Runde. Im April kam aus Düsseldorf der Bescheid für die Fortsetzung. D as Modellvorhaben „Medizin neu denken“ soll für zunächst ein weiteres Jahr fortgesetzt werden – diese Nachricht hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nord- rhein-Westfalen den beiden Universitäten Bonn und Siegen mitgeteilt. Das MKW betont, dass „Medizin neu denken“ grundsätzlich wichtige Ziele für die zu- künftige Ausbildung im Medizin- und Gesundheits- bereich und die Erforschung und Erprobung von neuen Methoden für die Versorgung im ländlichen Raum adressiert. Um diese Ziele nach der kritischen Begutachtung und Bewertung des Modellprojekts durch den Wissenschaftsrat zu erreichen, ist das ursprüngliche Konzept umfassend weiterentwickelt worden. Das Land beabsichtigt daher, „Medizin neu denken“ zunächst in Form einer Erprobungsphase ab dem 1. April 2020 für ein Jahr zu fördern. Eine längerfristige Förderung ist bei erfolgreichem Ver- lauf denkbar. Idee überzeugt „Die Idee von ‚Medizin neu denken‘ hat bei aller Kri- tik stets überzeugt, die Relevanz einer digital unter- stützten Hochleistungs-Versorgung ist allgegenwär- tig. Die Kritik des Wissenschaftsrats haben wir ernst genommen und das Konzept gezielt neu justiert“, sagt der Rektor der Universität Siegen, Prof. Dr. Hol- ger Burckhart. Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, der Rektor Univer- sität Bonn, sagt: „Die Medizinische Fakultät der Uni- versität Bonn gehört zu den herausragenden Stand- orten der Hochleistungs-Medizin in Deutschland. Auch bei diesem Modellprojekt mit unseren Partnern der die Stiftung die Steuerungsfunktion übernimmt. in Siegen war und bleibt es unser klares Ziel, die Stu- Weiterhin ist eine gemeinsame Ausbildung von Me- dierenden qualitativ bestmöglich auszubilden. Wir dizinerInnen in Bonn und Siegen beabsichtigt, bei freuen uns daher sehr, dass die Landesregierung das der Bonner Medizin-Studierende in ausgewählten weiterentwickelte Konzept fördern will.“ klinischen Fächern am Campus Siegen Blockprak- tika absolvieren können. Im Fokus steht die Ent- Digitale Gesundheitsversorgung wicklung und Erprobung der digitalen Gesundheits- versorgung nah an der Versorgungsrealität in einer Zu den Eckpunkten des neuen Konzepts, dessen Digitalen Modellregion Gesundheit. Hier setzt das Details derzeit erarbeitet werden, zählt eine ein- Konzept auf die Vernetzung der Siegener Kliniken, heitliche Governance-Struktur zur Organisation, in Kliniken in Altenkirchen, den Arztpraxen und den 26 _ MarienKonkret Nr. 98
Potenziale der Digitalisierung für die Versorgung heben Der Projektbestandteil Ausbildung von Humanmedi- zinern bei dem Projekt „Medizin neu denken“ der Universitäten Siegen und Bonn erscheint nach dem Gutachten des Wissenschaftsrats im vergangenen Jahr fraglich. Insbesondere die fehlende finanzielle und materielle Ausstattung der Kliniken durch das Land NRW stehen diesem Projekt im Wege. Schon bei der niederschmetternden „Erstdiagnose“ stand aber die Überlegung im Raum, den Kooperations- studiengang vollständig in Bonn anzubieten und mit zukunftsrelevanten Ausbildungsmodulen im Bereich der digitalen Medizin und landärztlicher Versorgung aus Siegen zu ergänzen. So gilt es für Siegen das wissenschaftliche Feld zu bestellen, um die Zukunft der medizinischen Versor- gung ländlicher Räume unter den Vorzeichen von Demografie und Digitalisierung zu gestalten. In den Kliniken sollen digital- und telemedizinische Poten- ziale entwickelt und erprobt werden, um zur Ver- besserung der Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum beizutragen. Die Verantwortlichen stimmen darüber überein, die gewachsene vertraute Zusammenarbeit der am Projekt beteiligten Institutionen weiter auszubauen und die anderen Projektbestandteile gemeinsam weiter zu entwickeln. Daher möchten die Partner das Projekt mit Engagement fortsetzen, um die Po- tenziale des Modellvorhabens „Medizin neu denken“ zu entfalten. © vegefox.com | Adobe Stock Universitäten Bonn und Siegen – sowie weiteren Partnern. Das Projekt „Dementia Care“ widmet sich neurologischen Erkrankungen wie Demenz und Par- kinson, es knüpft Netzwerke zwischen Patienten, Angehörigen und Medizinern mit einer speziellen Demenzstation und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Für die Lebenswissenschaftliche Fakultät (LWF) der Uni Sie- Campus Adolf Reichwein gen und ihre medizinnahen Studiengänge ist eine Förderung in Aussicht gestellt. MarienKonkret Nr. 98 _ 27
Sie können auch lesen