Masterplan Green City - Die Maßnahmen des "Sofortprogramms Saubere Luft 2017 - 2020" für Aachen - Stadt Aachen

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Masterplan Green City - Die Maßnahmen des "Sofortprogramms Saubere Luft 2017 - 2020" für Aachen - Stadt Aachen
Titelfoto: Stadt Aachen

                     Masterplan
                     Green City
                     Die Maßnahmen des
                     „Sofortprogramms
                     Saubere Luft 2017 – 2020“
                     für Aachen

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Masterplan Green City - Die Maßnahmen des "Sofortprogramms Saubere Luft 2017 - 2020" für Aachen - Stadt Aachen
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Inhaltsverzeichnis

1       Einführung .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 6
2       Handlungsfelder/Maßnahmen.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7
2.1     Digitalisierung und Vernetzung des Verkehrs. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7

2.1.1   Autonomer e-City-Bus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.1.2   Verkehrsmanagement. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2.1.3   Mobility Broker. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

2.1.4   Effizientes Mobilitätsmanagement. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  18

2.1.5   Verkehrssystemverknüpfung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  22

2.2     Radverkehr.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 25

2.2.1   Intelligente Radverkehrsnetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

2.2.2   Ausbau Pedelec-Verleihsystem. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

2.3     Elektrifizierung des Verkehrs und Modernisierung der Busflotte. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 37

2.3.1   Beschaffung von E-Bussen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

2.3.2   Umrüstung von Dieselbussen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

2.3.3   Ausbau Ladeinfrastruktur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

2.4     Urbane Logistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

2.4.1   KEP-Dienstleister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

2.4.2   Städtischer Wirtschafts- und Service-Verkehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

2.4.3   Bürger-Lastenpedelec-Verleihsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

2.4.4   Integration in die gesamtstädtische Planung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

2.5     Methodisches Vorgehen der Wirkungsberechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
2.5.1   Grundlagen der Emissionsberechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

2.5.2   Immissionsseitige Wirkungen der Maßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

3       Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  65

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Masterplan Green City - Die Maßnahmen des "Sofortprogramms Saubere Luft 2017 - 2020" für Aachen - Stadt Aachen
Redaktion:
Axel Costard, Prof. Christoph Hebel, Kristine Hess-Akens,
Dr. Armin Langweg, Klaus Meiners, Kai Mohnen, Uwe Müller

Layout:
TSCHAIKA Marketingkommunikation, Aachen

Stadt Aachen
Der Oberbürgermeister
Markt, 52062 Aachen
Tel.: +49 241 432-0
Fax: +49 241 432-8008
stadt.aachen@mail.aachen.de
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Masterplan Green City - Die Maßnahmen des "Sofortprogramms Saubere Luft 2017 - 2020" für Aachen - Stadt Aachen
Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Luftreinhaltung ist eine der drängendsten Herausforderungen, vor denen die Stadt Aachen im Moment steht.
Die verkehrsbedingten Emissionen möchten wir sowohl kurzfristig als auch nachhaltig senken – keine leichte Aufgabe
angesichts einer schwierigen topographischen Lage in einem Talkessel, mit der sich die westlichste Großstadt Deutschlands
konfrontiert sieht.

Mit dem vorliegenden Masterplan, dem Green City Plan im Rahmen des „Sofortprogramms Saubere Luft 2017 – 2020“,
werden weitere Handlungsfelder benannt, in denen die Stadt Aachen Maßnahmen entwickeln möchte mit dem Ziel, die
Einhaltung der Schadstoffgrenzwerte insbesondere beim Stickstoffdioxid dauerhaft zu gewährleisten. Wir haben bereits in
den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, auf die wir jetzt aufbauen können.

Aachen ist eine Stadt der Elektromobilität. Mit dem hier hergestellten elektrisch angetriebenen StreetScooter stellt die
Deutsche Post/DHL deutschlandweit Pakete zu. Die Produktion des e.GO, eines preiswerten Elektro-Kleinwagens, beginnt
noch in diesem Jahr, das Autonome Fahren soll in Aachen nicht nur theoretisch erforscht, sondern im laufenden ÖPNV-
Betrieb praktisch erprobt werden. Dem Aufbau der Ladeinfrastruktur kommt im beginnenden Hochlauf der Elektromobilität
eine große Bedeutung zu: Im Rahmen des „Sofortprogramms Saubere Luft“ sollen weitere 1.000 Ladepunkte errichtet
werden, darüber hinaus Paket- und Pflegedienste, Handwerksbetriebe und Taxen zur Elektrifizierung ihrer Flotten bewegt
werden. Auch die Umrüstung bestehender Dieselbusse mit SCRT-Filtersystemen und die Beschaffung weiterer Elektrobusse
tragen dazu bei, Schadstoff-Emissionen zu senken.

Die Elektrifizierung ist eng verknüpft mit der Digitalisierung und Automatisierung im Verkehr, die für Aachen einen hohen
Stellenwert besitzt. Hier geht es unter anderem darum, über Maßnahmen zum Verkehrsmanagement zu einer Verbesserung
der Verkehrsflüsse im motorisierten Verkehr beizutragen, es geht um Weiterentwicklung von Software-Lösungen zur
Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsangebote wie ÖPNV, Car- und Bike-Sharing, um ein effizientes Mobilitätsmanage-
ment, eine intelligente Verkehrssystemverknüpfung und eine Attraktivitätssteigerung im ÖPNV.

Im Radverkehr setzt die Stadt Aachen auf weitere Radvorrangrouten, die Sanierung der bestehenden Radinfrastruktur und
den Ausbau des Pedelec-Verleihsystems.

Schließlich soll auch der Wirtschaftsverkehr, insbesondere derjenige der Paketdienste, in der Stadt Aachen neu strukturiert
werden. Geplant ist, über die Einrichtung von Micro-Depots, die Elektrifizierung und die Bündelung von Fahrten zu einer
umwelt- und stadtverträglichen Neugestaltung zu gelangen.

Die Maßnahmen und Handlungsfelder sind nicht isoliert voneinander zu betrachten, sondern greifen ineinander.
Die Nutzung von Synergieeffekten ist ausdrücklich vorgesehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es der Stadt Aachen gelin-
gen wird, gemeinsam mit unseren Partnern und mithilfe der in Aussicht gestellten Fördermittel die in diesem Masterplan
dargestellten Maßnahmen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Die Entwicklung von Mobilitätslösungen für den
Stadtverkehr der Zukunft wird dazu beitragen, Aachen als lebenswerte und attraktive Stadt zu erhalten.

Ihr

Marcel Philipp
Oberbürgermeister der Stadt Aachen

                                                                                                                              5
Masterplan Green City - Die Maßnahmen des "Sofortprogramms Saubere Luft 2017 - 2020" für Aachen - Stadt Aachen
1. Einführung

Trotz langjähriger Aktivitäten und deutlicher Fortschritte       halten werden. Auch die gesetzlich zulässige Anzahl von
im Bereich der Luftqualitätsentwicklung verfehlt die Stadt       maximal 35 Tagen mit einem Tagesmittelwert von mehr
Aachen die geltenden EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid          als 50 µg/m³ wurde in Aachen in den letzten Jahren nicht
(NO2) heute noch an knapp 20 Straßenabschnitten. Die             mehr überschritten. Im langjährigen Trend konnten auch
NO2-Belastungsschwerpunkte konzentrieren sich im Wesen-          die Jahresmittelwerte der Stickstoffdioxidkonzentration
tlichen auf die Innenstadt („Alleenring“ und bedeutsame          (NO2) leicht vermindert werden. Der verkehrsbedingte CO2-
Ausfallstraßen).                                                 Ausstoß stagniert angesichts wachsender Kfz-Zulassungen
                                                                 auf hohem Niveau. Auch die aktuelle CO2-Bilanz bestätigt
Analysen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Ver-              erneut die Notwendigkeit, die Emissionen im Verkehrsbere-
braucherschutz NRW (LANUV) im Zusammenhang mit der               ich zu senken.
Fortschreibung des Luftreinhalteplans 2015 lassen er-
warten, dass trotz einer ambitionierten Luftreinhalte-           Die Stadt Aachen richtet ihr Hauptaugenmerk im Gesund-
strategie der Stadt (Schwerpunkte sind u. a. Elektromobilität,   heits- und Klimaschutz (gemäß den strategischen Kernaus-
Ausbau/Stärkung des Umweltverbundes und Minderung der            sagen aus den vorliegenden Konzepten) auf die Bereiche
Hausbrandemissionen) bei Trendfortschreibung frühestens          Stärkung der nachhaltigen Mobilität, Forcierung der ener-
im Jahr 2025 mit Einhaltung der NO2-Vorgaben zu rechnen          getischen Gebäudesanierung sowie Ausbau erneuerbarer
ist. Ursächlich für die hohe NO2-Belastung sind insbeson-        Energien.
dere die Auswirkungen der bundesweiten Dieselabgaspro-
blematik aber auch steigende Verkehrsbelastungen bedingt         Die im Weiteren beschriebenen Maßnahmen wurden aus
durch eine dynamische prosperierende Stadtentwicklung.           den vorliegenden Erkenntnissen abgeleitet, die im Rah-
                                                                 men der Erarbeitung bzw. Anwendung und Umsetzung der
Mit einer Vielzahl fachbezogener Pläne und Konzepte              o. g. regionalen Planungsgrundlagen gewonnen wurden.
verfolgt die Stadt Aachen seit mehr als zwei Jahrzehnten         Darin sind bereits verschiedene Themenfelder betrachtet
eine auf Nachhaltigkeit ausgelegte Umwelt-, Klima- und           worden, die im Prozess der Masterplanerstellung weiter
Mobilitätsstrategie; hierzu gehören u. a.:                       analysiert und hinsichtlich einer kurzfristigen Umsetzung
                                                                 vertieft ausgearbeitet wurden. Die bisherigen Erkenntnisse
• Klimaschutz-Konzept 2010,                                      und Maßnahmenansätze bilden somit eine unverzichtbare
                                                                 Grundlage, die es ermöglicht hat, den Masterplan innerhalb
• Lärmaktionsplan 2013,
                                                                 der extrem kurzen Laufzeit von sechs Monaten qualifiziert
• Energiepolitisches Arbeitsprogramm 2015 (EPA),                 zu bearbeiten und abzuschließen. Der Masterplanprozess
                                                                 diente dazu, die verschiedenen Ansätze zu integrieren,
• Masterplan Aachen 2030,
                                                                 weiterzuentwickeln und zu konkretisieren sowie hinsichtlich
• Luftreinhalteplan, 1. Fortschreibung 2015 (LRP),               ihrer zu erwartenden Problemlösungsbeiträge zu bewerten
                                                                 (auf Basis von Kosten und NO2-Reduktionspotenzialen).
• Nahverkehrsplan 2015 (NVP),
                                                                 Die Masterplanbearbeitung wurde durch eine Lenkungs-
• Verkehrsentwicklungsplanung als Prozess seit 2012 (VEP).       gruppe gesteuert, in der die Vertreterinnen und Vertreter
                                                                 aus den Bereichen Umwelt und Verkehr der Stadt Aachen
Die hier genannten Pläne und Konzepte leisten auf ver-           mit dem für die Koordination verantwortlichen Büro p:4
schiedenen Handlungsebenen wichtige Beiträge dazu, den           GmbH zusammenarbeiten. Im Rahmen der Erstellung der
Anforderungen der Luftreinhaltung und des Klimaschutzes          Vorhabenskizze für den Förderantrag wurde bereits eine
gerecht zu werden. So konnten hinsichtlich der Luftrein-         Zwischenbilanz gezogen, auf deren Grundlage die unten
haltung beim Feinstaub (PM10) deutliche Verbesserungen           dargestellten Maßnahmen entwickelt wurden. Im Fokus
erzielt werden, insbesondere durch die Einführung der            stehen dabei Maßnahmen, die kurz- und mittelfristig umge-
Aachener Festbrennstoffverordnung. Bei PM10 kann der             setzt werden können.
maßgebende Jahresmittelwert mittlerweile sicher einge-

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2. Handlungsfelder/
Maßnahmen

2.1 Digitalisierung und Vernetzung des Verkehrs

2.1.1 Autonomer e-City-Bus                                      weiteren Einsatz in Aachen vorzubereiten. In Aachen wurde
                                                                im Mai 2017 der e.GO-Mover der Firma e.GO vorgestellt;
Ausgangslage und Zielsetzung                                    ein in Aachen in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen
                                                                University entwickelter Prototyp eines autonom fahrenden
Die Stadt Aachen verfolgt bereits seit vielen Jahren den        Kleinbusses.
Ansatz, immer mehr Verkehrsleistung mit umweltfreundli-
chen Verkehrsträgern abzuwickeln. Dazu gehört neben der         Analysen ergaben, dass aus betrieblicher Sicht die Linie im
Stärkung des Fußgänger- und Fahrradverkehrs und dem             7,5 Minuten-Takt durch elektrisch angetriebene Fahrzeuge
Ausbau der Elektromobilität auch die Weiterentwicklung          bedient werden soll. Für den Einsatz wird die Errichtung
des ÖPNV-Angebots. Aufgrund der Kostenstrukturen des            von drei neuen Haltestellen notwendig sein. Beim vor-
öffentlichen Verkehrs, mit erheblichen Anteilen für den Ein-    geschlagenen Betriebskonzept werden insgesamt sechs
satz von Fahrpersonal, könnte durch den Einsatz autonom         autonome Kleinbusse benötigt (einschließlich Betriebs- und
fahrender Busse eine wesentliche Kostenersparnis erzielt        Werkstattreserve). Geplant ist, im ersten Schritt den Auto-
und die Attraktivität des Nahverkehrs insgesamt verbessert      matisierungsgrad Level 4 umzusetzen. Sollte im nächsten
werden. Bei gleichen Aufwendungen für den ÖPNV wäre             Schritt Level 5 realisiert werden, entfallen bei den jährlichen
dann die Möglichkeit gegeben, ein deutlich erweitertes          Betriebskosten die Personalkosten. Der Antrieb erfolgt durch
ÖPNV-Angebot verkehren zu lassen und damit den Umstieg          einem 150 kW starken Motor der Firma ZF Friedrichshafen
vom motorisierten Individualverkehr auf den ÖPNV zu             AG mit einer Batteriekapazität von bis zu 70 kWh. Damit
fördern. Schon seit einigen Jahren wird in Aachen an der        lässt sich eine Einsatzdauer des Busses von bis zu zehn
Weiterentwicklung des „Autonomen Fahrens“ gearbeitet.           Stunden realisieren. Der e.GO-Mover bietet bei kompakten        Abbildung 1:
Hier bieten sich gute Chancen von der lokal vorhandenen         Außenabmaßen (L/B/H: 4.650/2.000/2.500 mm) neun Sitz-           e.GO-mover
Expertise in diesem Themenfeld zu profitieren und dadurch       und sechs Stehplätze bei einem Leergewicht von nur 2.100 kg. (Quelle: e.GO Mobile AG)
auch die regionale Wertschöpfung zu steigern.

Maßnahmenbeschreibung

Es soll ein universell ausbau- und einsetzbarer Kleinbus, der
für den Personennahverkehr ausgerüstet ist, im praktischen
Einsatz auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Markt
getestet werden (MarktLiner II). Aufgrund der peripheren
Lage des Aachener Hauptbahnhofs ist eine schnelle und
gute Anbindung mit kurzen Fußwegen an die Aachener Innen-
stadt, insbesondere des Marktplatzes, Dom und Rathaus,
von hoher Bedeutung. Ziel ist es, moderne emissionsfreie,
elektrisch angetriebene Kleinfahrzeuge im öffentlichen
Personennahverkehr für die Erschließung der Innenstadt
und die Verbindung von zwei wesentlichen ÖPNV-Bedie-
nungsschwerpunkten einzusetzen und dabei neue Technolo-
gien wie „Autonomes Fahren” zu testen und für den

                                                                                                                                                        7
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Für die Koordination mehrerer autonomer Fahrzeuge unter-      Maßnahmenwirkung                                               Abbildung 2:
einander ist die Entwicklung einer Software für das Flot-                                                                    Vorgesehener Linienver-
                                                                                                                             lauf MarktLiner II
tenverwaltungssystem (Steuerung und Flottenmanagement         Auf Grundlage der Wirkungsberechnung (methodische
autonomer Fahrzeuge) notwendig. Dieses System muss in         Vorgehensweise s. Kapitel 2.5) kann eine Aussage über die
den laufenden Betrieb der Leitstelle der ASEAG eingebunden    Potenziale für Änderungen der NOX-Emissionen gegenüber
werden, um die autonomen Fahrzeuge von dort aus zu            den Implementierungsstufen in den Jahren 2020 bzw. 2025
disponieren, die elektrische Aufladung der Fahrzeuge zu or-   abgeleitet werden (Tabelle 1). Die Implementierung des au-
ganisieren und den Kontakt zu den Fahrgästen im Fahrzeug      tonomen e-City-Buses verursacht Kosten für die Fahrzeuge
jederzeit zu gewährleisteten (Sicherheitsaspekt). Neben der   und Ingenieurleistungen in Höhe von ca. 2.940.000 € (zwei
Softwareentwicklung muss das Personal entsprechend aus-       Jahre). Für die Koordination mehrerer autonomer Fahrzeuge
gebildet und zusätzlich erforderliche Hardware angeschafft    untereinander und die Integration in das bestehende ÖPNV-
werden.                                                       Netz ist die Entwicklung einer Software für das Flottenver-
                                                              waltungssystem notwendig. Die Kosten hierfür betragen
Bereits Ende Q3/2018 können Fahrerprobungsversuche            rund 1.000.000 €. Die Betriebskosten belaufen sich auf jähr-
mit Prototypen durchgeführt werden. Ein kontinuierlicher      lich etwa 660.000 €. Für die neuen Haltestellen sind rund
Fahrbetrieb mit sechs autonomen Kleinbussen wäre ab Q3/       150.000 € anzusetzen (einschl. Fahrgastinformationssystem
2019 möglich.                                                 und Einbindung RBL).

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Masterplan Green City - Die Maßnahmen des "Sofortprogramms Saubere Luft 2017 - 2020" für Aachen - Stadt Aachen
Änderungen der NOX-Emissionen gegenüber dem Jahr 2020 bzw. 2025                 Jahr        Autonomer e-City-Bus

  Adalbertsteinweg, zwischen Scheibenstraße und Rudolfstraße                      2020        -0,09 %
                                                                                  2025        -0,09 %

                                                                                  2020        -0,13 %
  Monheimsallee, zwischen Mariahilfstraße und Hansemannplatz
                                                                                  2025        -0,13 %

                                                                                  2020        -0,07 %
  Peterstraße, zwischen Gasborn und Hansemannplatz
                                                                                  2025        -0,07 %

                                                                                  2020        -0,08 %
  Römerstraße, zwischen Vereinsstraße und Bahnhofsplatz
                                                                                  2025        -0,09 %

                                                                                  2020        -0,13 %
  Wilhelmstraße, zwischen Kaiserplatz und Gottfriedstraße
                                                                                  2025        -0,13 %

                                                                                  2020        -0,07 %
  Gesamtgebiet
                                                                                  2025        -0,07 %

                                                                                  2020        -0,12 %                      Tabelle 1:
  Innerortsstraßen innerhalb des Stadtgebietes
                                                                                  2025        -0,12 %                      Änderungen der NOX-
                                                                                                                           Emissionen gegenüber
                                                                                                                           dem Jahr 2020 bzw.
                                                                                  2020        -0,11 %                      2025 bedingt durch die
  Gebiet Innerhalb Alleenring (einschließlich Ring)
                                                                                  2025        -0,11 %                      Maßnahme Autonomer
                                                                                                                           e-City-Bus

2.1.2 Verkehrsmanagement
                                                            • Untersuchung des Optimierungspotenzials von Lichtsig-
                                                              nalsteuerungen und Qualitätsmanagement der Busbevor-
Ausgangslage und Zielsetzung
                                                              rechtigung

Die Untersuchungen zum Luftreinhalteplan der Stadt          • Infrastrukturbedarf autonomes Fahren/„car-to-X“
Aachen haben gezeigt, dass insbesondere an hochbelasteten
städtischen Hauptverkehrsstraßen hohe Schadstoffbelas-      Analyse, Vergleich und Bewertung vollkontinuierlicher
tungen auftreten. Dort soll untersucht werden, ob durch     Datenbereitstellungssysteme
Maßnahmen des Verkehrsmanagements eine Situations-          Mittlerweile gibt es verschiedene Möglichkeiten, vollkon-
verbesserung erreicht werden kann und inwieweit dabei       tinuierliche Daten zur Abbildung des Verkehrsgeschehens
gleichzeitig die Bedingungen für den öffentlichen Verkehr   zu generieren. Stationäre Sensorik über Traffic Eyes, Radar-
sowie den Einsatz autonom verkehrender Fahrzeuge sach-      oder Infraroterfassung ist bereits länger Stand der Tech-
gerecht gestaltet werden können. In diesem Arbeitspaket     nik, Datenerfassung durch Impulsübermittlung einzelner
werden insbesondere Maßnahmen adressiert, die durch eine    Verkehrsteilnehmer ebenfalls schon länger üblich (Float-
Verbesserung der Verkehrsflüsse im motorisierten Verkehr    ing Car-Messungen). Mit fortschreitender Digitalisierung
einen Beitrag zur Reduktion der Schadstoffimmissionen       ergeben sich neue Möglichkeiten der Datengewinnung
leisten.                                                    etwa durch Überlagerung von Sensordaten verschiedenster
                                                            Herkunft aber auch durch die zunehmende Durchdringung
Maßnahmenbeschreibung                                       der Fahrzeugflotten und deren Nutzern mit ortsbasierten
                                                            Standortauskünften. Daten werden u. a. von Mobilfunkan-
Folgende Maßnahmen sollen umgesetzt werden:
                                                            bietern als auch von Navigationsgerätebetreibern zum Kauf
• Analyse, Vergleich und Bewertung vollkontinuierlicher     angeboten.
  Datenbereitstellungssysteme
                                                            Die Systeme sind in unterschiedlichem Maße valide und
• Verkehrsdatenerfassung
                                                            weisen Anschaffungs- und Betriebskosten mit variierendem
		 - Kurzfristige „Floating-Car-Data“-Analyse
                                                            Aufwand auf. Vor Entscheid für eine Systemvariante ist eine
		 - Mittelfristige Aufrüstung des Gesamtsystems
                                                            strukturierte Nutzen-Kosten-Betrachtung unabdingbar. Da-
     Verkehrslenkung
                                                            bei ist für die Wirksamkeit der Beeinflussung des Verkehrs-
		- Verkehrslagebericht
                                                            geschehens der „Genauigkeitsgrad“ der zur Verfügung
• Expertendialog zu Verkehrsmanagementsystemen              gestellten Daten essentiell.

                                                                                                                                                    9
Masterplan Green City - Die Maßnahmen des "Sofortprogramms Saubere Luft 2017 - 2020" für Aachen - Stadt Aachen
Durch gutachterliche Untersuchung soll die Entscheidung für Verkehrslagebericht
eine Systemauswahl begleitet werden. Es wird mit Kosten in
Höhe von 50.000 € gerechnet.                                Die vorliegenden Daten sollen in einem Verkehrslagebericht
                                                            zusammengeführt werden, der nicht nur über relevante
Verkehrsdatenerfassung                                      Stauereignisse (bisher) sondern über die Gesamtverkehrs-
Die Verkehrsdatenerfassung wird auf zwei zeitlichen Ebenen belastung Auskunft gibt. Der Bericht soll dynamisch über
betrachtet. Ein kurzfristiger Erfahrungsgewinn zur For-     verschiedene Kommunikationswege verbreitet werden.
mulierung von Sofortmaßnahmen und eine mittelfristige       Struktur, Aufbau und Content Management sollen extern
Perspektive zum Gesamtsystemaufbau.                         beauftragt werden. Es wird mit Kosten in Höhe von 50.000 €
                                                            gerechnet.
Kurzfristige „Floating-Car-Data“-Analyse
                                                                  Expertendialog zu Verkehrsmanagementsystemen
Floating-Car-Analysen zählen zum bekannten Erhebungsin-           Die tatsächliche Umsetzung von Datengewinnungssystem
strumentarium. Mithilfe einer „Freiwilligen-Flotte“ kann die      und Anpassung der Verkehrsleiteinrichtungen soll durch
Qualität der Verkehrssteuerung, insbesondere die Koordi-          einen strukturierten Expertendialog begleitet werden. Dabei
nierungsqualität auf den geschalteten Grünen Wellen, auf          soll sowohl die Expertise anderer kommunaler Verkehrssteu-
dem Hauptstraßennetz untersucht werden. Hierzu werden             erer als auch die der Wissenschaft und Forschung eingeholt
Bürgerinnen und Bürger akquiriert, die ihre Fahrzeuge als         werden. Wert wird auf eine gleichberechtigte Berücksichti-
Sensoren für die Messung zur Verfügung stellen. Die Qua-          gung aller Verkehrsarten und die Darstellung von Vor- und
litätsanalysen basieren auf der Auswertung von anonymisiert       Nachteilen der einzelnen Modellbeispiele gelegt. Der Aus-
aufgezeichneten Fahrprofilen („Floating-Car-Data“, FCD).          tausch ist von der Erkenntnis geleitet, dass Steuerungssys-
Dazu werden Kfz-Führer rekrutiert, die regelmäßig die             teme mit einer umweltsensiblen Signalprogrammbeeinflus-
Strecken des Untersuchungsnetzes befahren und Daten               sung bisher nur in wenigen Städten ausprobiert werden Die
ihrer Fahrten zur Verfügung stellen. Daten aus den an Mes-        Diskussion wesentlicher Erfolgsfaktoren und Problemstel-
sungen teilnehmenden Fahrzeugen werden mithilfe einer             lungen soll die Systementwicklung in Aachen zielführend be-
GPS-Ortung aufgezeichnet und zur weiteren Analyse von             gleiten. Beabsichtigt ist eine Veranstaltungsreihe mit sechs
Verkehrsströmen verwendet.                                        Vorträgen pro Jahr über einen Zeitraum von zunächst zwei
                                                                  Jahren; die Vorbereitung soll extern durchgeführt werden
Die Messfahrten werden während einer längeren Messperi-           (Kosten ca. 20.000 €).
ode erfasst. Das Untersuchungsgebiet umfasst das Haupt-
straßennetz, das in verschiedene Streckenzüge unterteilt          Untersuchung des Optimierungspotenzials von Lichtsig-
wird Die Verkehrsuntersuchung kann in Zukunft ggfs. als           nalsteuerungen und Qualitätsmanagement der
permanenter Dienst fortgeführt werden, indem Bürgerinnen          Busbevorrechtigung
und Bürger sowie Firmen dauerhaft an einer „Freiwilligen-         Auf Grundlage zunächst der FCD und später der dauer-
Flotte“ teilnehmen. Die Daten können auch dazu verwendet          haft generierten Verkehrsdaten sowie einer Analyse der
werden, weitere Störeinflüsse auf den Verkehrsfluss zu iden-      vorhandenen Steuerungs-, Erfassungs- und Kommunikations-
tifizieren (z. B. Parkvorgänge usw.). Die Kosten für die Ermit-   einrichtungen an den Knotenpunkten soll ein Konzept zur
tlung und Analyse der FCD-Daten betragen rd. 100.000 €.           verkehrstechnischen Optimierung des Aachener Haupt-
                                                                  verkehrsstraßennetzes unter besonderer Berücksichtigung
Mittelfristige Aufrüstung des Gesamtsystems                       der Lärm- und Luftschadstoffsituation abgeleitet werden.
Verkehrslenkung                                                   Dabei wird insbesondere auch die vorhandene Busbeschleu-
                                                                  nigung mit der Infrastruktur des Transportdienstleisters
Nach Durchführung der oben beschriebenen Analyse soll             ASEAG betrachtet. Außerdem werden weitere verkehrsplan-
ein dauerhaftes Datenbereitstellungssystem in Aachen              erische Maßnahmen entwickelt, die im Streckenverlauf des
umgesetzt werden. Dabei werden die Erkenntnisse aus dem           Hauptverkehrsstraßennetzes einen Beitrag zur Verbesserung
FCD-Projekt berücksichtigt und soll eine dynamische – auf         des Verkehrsflusses leisten können. Mit einem mikrosko-
wechselnde Verkehrszustände reagierende – Verkehrs-               pischen Verkehrsflussmodell können diese Maßnahmen zur
beeinflussung ermöglicht werden. Dies setzt eine darauffol-       Verbesserung der Verkehrsqualität (Verkehrsführung und
gende Aufrüstung des städtischen Verkehrsmanagementsys-           Verkehrssteuerung), der Beschleunigung des ÖPNV und zur
tems voraus. Eine Kostenschätzung ist erst nach Vorlage der       Weiterentwicklung des Baustellenmanagements abgeleitet
Systemuntersuchung möglich.                                       und wirkungsanalytisch hinsichtlich der Effekte auf die
                                                                  Stickoxidemissionen untersucht werden. Die Untersuchung
                                                                  des verkehrlichen und verkehrstechnischen Optimierungs-
                                                                  potenzials mit Wirkungsanalyse für das gesamte Haupt-
                                                                  verkehrsstraßennetz wird auf rd. 300.000 € geschätzt.

10
Infrastrukturbedarf autonomes Fahren/„car-to-X“                 Mittel notwendig, um schließlich ein Konzept diesbezügli-
Durch eine Zunahme der automatisiert durchführbaren             cher „Digitaler Verkehrsinfrastruktur“ zu entwickeln. Für
Fahrvorgänge im öffentlichen und individuellen Verkehr,         einen ersten Einstieg wird mit einem Aufwand in Höhe von
vermehrt eingesetzten Assistenzsystemen sowie einer             100.000 € gerechnet.
deutlich erhöhten digitalen Fahrzeugvernetzung wird auch
die technische Ausstattung der Verkehrsinfrastruktur immer      Maßnahmenwirkung
bedeutsamer. Fahrzeuge werden zukünftig die Fähigkeit
besitzen, untereinander mit Infrastruktureinrichtungen (z. B.   Auf Grundlage der Wirkungsberechnung (Methodische
Lichtsignalsteuerungen) und dem Internet zu kommunizieren       Vorgehensweise s. Kapitel 2.5) kann eine Aussage über die
(„car-to-X“). Dies bietet Chancen zur Verbesserung der          Potenziale für Änderungen der NOx-Emissionen gegenüber
Verkehrssteuerung und -lenkung und der individuell-nutzer-      den Implementierungsstufen in den Jahren 2020 bzw. 2025
bezogenen, multimodalen Verkehrsinformation. In einer           abgeleitet werden (Tabelle 2 und Tabelle 3). Die Berech-
umfassenden Kommunikation der Lichtsignalanlage zum             nungen von Emissionen und Immission an den Hotspots
                                                                basieren auf einem angenommenen Maximalszenario, bei
Fahrzeug ist bei einer Einbeziehung von Steuerungsmöglich-
                                                                dem unterstellt wird, dass der Verkehrsablauf durch die
keiten durch die Signalanlagen im Endeffekt die größte
                                                                Maßnahmen im städtischen Verkehrsmanagement um eine
Wirkung hinsichtlich der Reduktion der Fahrzeugemis-
                                                                Stufe im Level-of-Service (LOS) besser werden kann. Die
sionen zu erwarten. Die Stadt Aachen ist über das Projekt       Überprüfung des Verkehrsmanagements verursacht nach
„Erlebniswelt Mobilität“ gut mit der vor Ort existierenden      bisherigem Kenntnisstand Kosten in Höhe von 620.000 €. Die
Forschungslandschaft verknüpft und wird Teilfragestellun-       Kosten für die Aufrüstung des städtischen Verkehrsmanage-
gen der benötigten Infrastrukturentwicklung thematisieren.      mentsystems können erst auf Grundlage der vorgehenden
Dennoch sind für eine umfassende strukturierte Analyse          Maßnahmenschritte ermittelt werden.
von Anforderungen, Möglichkeiten und Nutzen zusätzliche

  Änderungen der NOX-Emissionen gegenüber dem Jahr 2020 bzw. 2025                     Jahr       Verkehrsmanagement

                                                                                     2020        -5,16 %
  Adalbertsteinweg, zwischen Scheibenstraße und Rudolfstraße
                                                                                     2025        -5,37 %

                                                                                     2020        -8,20 %
  Monheimsallee, zwischen Mariahilfstraße und Hansemannplatz
                                                                                     2025        -7,80 %

                                                                                     2020        -5,18 %
  Peterstraße, zwischen Gasborn und Hansemannplatz
                                                                                     2025        -5,44 %

                                                                                     2020        -11,53 %
  Römerstraße, zwischen Vereinsstraße und Bahnhofsplatz
                                                                                     2025        -12,00 %

                                                                                     2020        -8,48 %
  Wilhelmstraße, zwischen Kaiserplatz und Gottfriedstraße
                                                                                     2025        -8,26 %

                                                                                     2020        -0,87 %
  Gesamtgebiet
                                                                                     2025        -0,88 %

                                                                                     2020        -2,37 %                     Tabelle 2:
  Innerortsstraßen innerhalb des Stadtgebietes
                                                                                     2025        -2,36 %                     Änderungen der NOX-
                                                                                                                             Emissionen gegenüber
                                                                                                                             dem Jahr 2020 bzw.
                                                                                     2020        -4,05 %
  Gebiet Innerhalb Alleenring (einschließlich Ring)                                                                          2025 bedingt durch die
                                                                                     2025        -4,03 %                     Maßnahme Verkehrsma-
                                                                                                                             nagement

                                                                                                                                                      11
Adalbert-       Monheims-       Peter-      Römer-     Wilhelms-
  Verkehrsmanagement
                                                     steinweg        allee           straße      straße     straße

  Reduktionen der NO2-Immissionen                                                                                                Tabelle 3:
                                                     0,8             1,6             0,9         2,2        1,3                  Änderungen der NO2-
  gegenüber dem Jahr 2020 in [µg/m³]
                                                                                                                                 Immissionen gegenüber
                                                                                                                                 dem Jahr 2020 bzw. 2025
  Reduktionen der NO2-Immissionen                                                                                                bedingt durch das Maß-
                                                     0,5             1,0             0,6         1,5        0,9
  gegenüber dem Jahr 2025 in [µg/m³]                                                                                             nahmenpaket Verkehrs-
                                                                                                                                 management

2.1.3 Mobility Broker                                            zu nutzen. Eine Weiterentwicklung sowie der Ausbau des
                                                                 Mobility Brokers sieht ein Potenzial in neuartigen Angeboten
Ausgangslage und Zielsetzung                                     für betriebliches Fahrzeug-Sharing sowie ein Cost-Sharing-
                                                                 Modell von Elektromobilität für innerstädtisches Wohnen
Die Forderung nach einer effizienteren, technologisch            und Arbeiten vor.
fortschrittlichen und nachhaltigen Stadtentwicklung
erfordert im Zeitalter der Digitalisierung nicht zuletzt auch    Immer mehr Unternehmen, Kommunen und Gewerbebe-
die Entwicklung innovativer Konzepte zur intelligenten           triebe zeigen großes Interesse, einen Beitrag zur umwelt-
Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsangebote wie Car-         freundlichen Mobilität insbesondere in innerstädtischen Be-
und Bike-Sharing mit dem klassischen Nahverkehr. Ziel ist        reichen zu leisten. So beginnen immer mehr Unternehmen,
ein ganzheitlicher Ausbau von multimodalen Angeboten als         ihren Fuhrpark schrittweise zu elektrifizieren oder suchen
Verzahnung von physischer (Mobilitäts-) Infrastruktur und        nach zugeschnittenen CarSharing-Lösungen, um ihren
ergänzenden digitalen Informationen und Angeboten. Ein           Fuhrpark mit anderen Unternehmen oder Mobilitätsan-
deutlicher Schwerpunkt soll die Entwicklung innovativer          bietern zu verknüpfen oder außerhalb der Arbeitszeit für
Mobilitätskonzepte für Unternehmen bilden – nicht zuletzt,       Dritte freizugeben. So auch die Stadtverwaltung Aachen, die
um Ineffizienzen des alleinigen Besitzes und der Nutzung         2017 ein neues Konzept für die dienstliche Mobilität ihrer
eines PKW zu verbessern und durch öffentlich verfügbare          Beschäftigten umgesetzt hat. Für den Fuhrpark der Stadt
Mobilitätsangebote zu ergänzen. Ein bereits vorhandener,         Aachen wurden 15 neue Elektrofahrzeuge für Dienstfahrten
digitaler Mobilitätsmarktplatz (der „Mobility Broker“)           angeschafft und den Mitarbeitern über die Mobilitätsplatt-
vernetzt heute schon unterschiedliche lokale Mobilität-          form Mobility Broker zur Buchung freigegeben.
                                                                                                                                 Abbildung 3:
sangebote wie Car- und Bike-Sharing mit dem ÖPNV und
                                                                                                                                 Referenzfall Stadtverwal-
ermöglicht es dem Anwender, ein passendes, idealerweise          Der Referenzfall der Stadtverwaltung Aachen dient als gutes     tung Aachen.
elektromobiles Angebot, über eine Plattform zu buchen und        Beispiel dafür, dass sich in der Praxis weitere relevante An-   Foto: Stadt Aachen

12
Referenz-
                                                         fuhrpark der
                                                         Stadt Aachen

                              Fahr-                                                      Gewerbe-
                          gemeinschaften                                                  Sharing

                                                          Mobility
                                                          Broker
                                                               +

                              Incentive-                                                 eFleet-
                                System                                                 Management

                                                          Switch-App
                                                                                                                              Abbildung 4:
                                                                                                                              Ergänzungsmöglichkeiten
                                                                                                                              im Mobility-Broker

wendungsfälle für den Ausbau von emissionsfreier Mobilität     und den Einstieg in eine emissionsfreie, neue Mobilität
ergeben, die sich auf Unternehmen und Gewerbebetriebe          erleichtern sollen:
übertragen lassen.
                                                               •   Gewerbe-Sharing
Auf Basis des Referenzfuhrparks der Stadt Aachen lassen        •   eFleet-Management
sich im Projekt folgende neue Lösungsangebote entwickeln,      •   Incentive-Systeme
die Gewerbebetrieben den Umstieg auf Elektromobilität          •   Switch-App

Maßnahmenbeschreibung

i) Gewerbe-Sharing
Die Flotten-Fahrzeuge in Unternehmen oder Kommunen             licher Sicht Vorteile, da für sie ein elektrischer Fuhrpark
bleiben nach Dienstende und am Wochenende meist                inklusive der zugehörigen Ladeinfrastruktur alleine nicht
ungenutzt. Und auch wochentags sind Fahrzeuge zum Teil         umsetzbar wäre. Dies kann die Motivation erhöhen, schritt-
nicht optimal ausgelastet, da sie nur in Bedarfsspitzen zum    weise auf Elektromobilität umzusteigen, ohne vorab große
Einsatz kommen. Ein neues Sharing-Modell für Unternehmen       Investitionen tätigen zu müssen. Zusätzlich können die
und Gewerbebetriebe kann zu einer effizienteren Nutzung        Fahrzeuge auch nach Dienstende den Mitarbeiterinnen und
des Fuhrparks führen und den Einstieg in eine emissionsfreie   Mitarbeitern oder Dritten zur Nutzung angeboten werden.
neue Mobilität fördern und erleichtern.                        Das hat den Vorteil, dass Unternehmen die Kosten für den
                                                               eigenen elektrischen Fuhrpark weiter reduzieren und auch
In diesem Arbeitspaket soll die Mobilitätsplattform „Mobi-     ihren Beschäftigten eine neue emissionsfreie Mobilitätsopti-
lity Broker“ um eine flexible Self-Service-Flottenverwaltung   on anbieten können.
mit Sharing-Funktionalität für Gewerbebetriebe erweitert
werden. Diesen soll mithilfe des im Projekt entwickelten       Darüber hinaus soll die Software über eine komfortable
Sharing-Angebots der Umstieg zu elektrifizierten Fahr-         Team-Flex-Sharing-Funktion ausgestattet werden, um Fahr-
zeugflotten erleichtert werden. Dabei sollen insbesondere      zeuge für eine Abteilung und somit Gruppe von Mitarbeitern
benachbarte Gewerbebetriebe, die eine komplementäre            reservieren zu können, ohne das vorab bereits spezifische
Fahrzeugnutzung haben, ihre Flottenfahrzeuge optimal           Mitarbeiter auf ein konkretes Fahrzeug fest disponiert/
zusammenführen können, um auf diese Weise ihren eigenen        gebucht werden müssen. Final müssen Fahrzeugnutzungen
Fuhrpark optimal auszulasten. Diese Kooperation bringt vor     jedoch personenscharf protokolliert werden, um somit auch
allem den Gewerbebetrieben insbesondere aus wirtschaft-        Vorgaben zur Fahrtenbuchführung zu erfüllen.

                                                                                                                                                   13
GEWERBEBETRIEB 1

                   … benötigt die Fahrzeuge
                   regelmäßig, hauptsächlich
                   aber zur Mittagszeit

                                                                                   GEWERBEBETRIEB 2

                                                                                   … nutzt nur sporadisch
                                                                                   Fahrzeuge, überwiegend
                                                                                   am Nachmittag für
                                                                                   Kundentermine

Statt Fahrzeuge jedoch dauerhaft an bestimmte Abteilungen     im Gegensatz zu fossil betriebenen Fahrzeugen andere         Abbildung 5:
                                                                                                                           Gewerbe-Sharing
– auch kostentechnisch – fest zu binden und deren Mitnut-     Voraussetzungen. Wesentliche Unterschiede sind vor allem
zung somit durch andere Mitarbeiter des Unternehmens          die begrenzte Reichweite, die benötigte Ladeinfrastruktur
gänzlich auszuschließen, soll eine flexiblere Team-Sharing-   und die zu berücksichtigenden Ladezeiten.
Funktion ermöglichen, das Abteilungen/Teams Fahrzeuge für
den Unternehmens-Pool temporär wieder freigeben können.       Um größere elektrische Fahrzeugflotten effektiv betreiben
Das erhöht den Auslastungsgrad der E-Fahrzeugflotte und       zu können, hat sich gezeigt, dass ab einer Anzahl von fünf
optimiert Ladevorgänge der Batterien.                         bis zehn Fahrzeugen der Einsatz einer Dispositionssoftware
                                                              grundsätzlich zu empfehlen ist. Mit der Mobilitätsplatt-
ii) eFleet-Management                                         form „Mobility Broker“ ist bereits ein Buchungssystem für
Flottenmanagementsysteme berücksichtigen bei der Verwal-      Fuhrparks entwickelt worden und erfolgreich u. a. im Fuhr-
tung und Buchung bislang noch nicht die besonderen Eigen-     park der Stadt Aachen im Einsatz. Es haben sich jedoch in
schaften elektromobiler Fuhrparks. Elektrofahrzeuge haben     der Praxis weitere Anwendungsfälle ergeben, die für einen

                                                                                                                           Abbildung 6:
                                                                                                                           eFleet-Management
                                                                                                                           – Disposition auf Basis
            F1                                 F2                          F3                               F4             von Buchungsdaten

       100 % Ladung                       40 % Ladung                  100 % Ladung                    80 % Ladung
       Reichweite 100 km                  Reichweite 40 km             Reichweite 100 km               Reichweite 80 km

      Buchung                                                               Buchung
      für 9 bis 11Uhr                                                       am Vortag für den Folgetag 14 Uhr
      80 km gebucht                                                         80 km gebucht

        8 Uhr       9 Uhr        10 Uhr        11 Uhr                           14 Uhr

14
funktionierenden Betrieb elektromobiler Fahrzeugflotten in    und kostenintensiver Netzausbau verhindert werden kann.        Abbildung 7:
Unternehmen und Gewerbebetrieben relevant sind. So wird       Das eFleet-Managementsystem sorgt somit für effiziente         eFleet-Management –
                                                                                                                             Lastverteilung auf Basis
neben den Buchungsprozessen der Fahrzeuge über eine           und reibungslose Arbeitsabläufe in Unternehmen, weil
                                                                                                                             von Buchungsdaten
Buchungsplattform, ein optimiertes „eFleet-Management“        es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern automatisiert und
zur optimierten Disposition der Fahrzeuge, sowohl un-         dynamisch genau die Fahrzeuge kurzfristig zuweist, die
ter Berücksichtigung von Buchungsdaten, als auch unter        vor Antritt der Fahrt einen ausreichenden Ladezustand
Berücksichtigung der Ladeinfrastruktur, benötigt.             aufweisen. Ihnen werden weder fälschlicherweise unzurei-
                                                              chend geladene Fahrzeuge zugewiesen, noch wählen diese
Hierzu soll über die Plattform Mobility Broker ein eFleet-    eigenständig unnötigerweise vollgeladene Fahrzeuge zum
Managementsystem entwickelt werden, das auf Basis der         Ungunsten nachfolgender Fahrtanforderungen aus. Angebot
aktuellen Batteriekapazitäten der Fahrzeuge und der Bu-       und Nachfrage bzw. verfügbare und erforderliche Reich-
chungsdaten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen op- weiten werden optimal in Einklang gebracht und erleichtern
timierten Ladeplan für die Fahrzeugflotte erstellt. Buchungs- somit Unternehmen auch den umfangreicheren Einsatz der
daten können so als Eingangsparameter für eine optimale       Elektromobilität.
Ladeplankonstruktion eines Lastmanagements dienen. Der
Ladeplan berücksichtigt, dass Fahrzeugzuweisungen nur         iii) Switch-App
dann erfolgen können, wenn ein Fahrzeug zum gebuchten         Um die betriebliche elektrische Fahrzeugflotte auch nach
Zeitpunkt eine ausreichende Reichweite aufweist.              Dienstende den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur
                                                              Verfügung stellen zu können, benötigen Buchungssysteme
Die Kombination einer Disposition in Verbindung mit           zur Abrechnung der Fahrten – u. a. auch aus rechtlichen und
einer optimierten Lastverteilung stellt eine effiziente und   versicherungstechnischen Gründen – eine genaue Trennung
zuverlässige Fuhrparknutzung elektromobiler Fuhrparks für     zwischen dienstlicher und privater Nutzung. In der Mobil-
Unternehmen und Gewerbebetriebe sicher. Insbesondere          itätsplattform „Mobility Broker“ konnte dies bislang nur mit
Unternehmen, die eine größere elektrische Fahrzeugflotte      zwei getrennten technischen Accounts umgesetzt werden
anstreben, stehen vor der Herausforderung, dass der bereits – einem dienstlichen und einem privaten Account. Dies führt
vorhandene Netzanschluss nicht für einen solchen Fuhrpark jedoch zu wenig Übersichtlichkeit im Buchungssystem und
ausgelegt ist. Durch das eFleet-Managementsystem kann         zu einem hohen Komfortverlust für den Nutzer (ständige
die Last auch so verteilt werden, dass ein sonst notwendiger Abmeldung und Wiederanmeldung).

                                                                                                                                                        15
Um den Wechsel anwenderfreundlich gestalten zu können,
wird eine App für das Buchungssystem im Mobility Broker
entwickelt, die nach nur einen einzigen Anmeldevorgang
einen Wechsel zwischen privater und dienstlicher Nutzung
mithilfe eines Schiebereglers intuitiv ermöglicht. Dies soll
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch einfache Hand-
habung dazu motivieren, häufiger auch privat das emis-
sionsfreie Mobilitätsangebot des Arbeitgebers zu nutzen
und öfter den eigenen PKW stehen zu lassen. Der Zugewinn
an Flexibilität eröffnet die Möglichkeit, nach einem Termin
ad hoc auswählen zu können, ob das bis dahin genutzte Elek-                                                                   Abbildung 8:
troauto beispielsweise mit nach Hause genommen werden                                                                         Switch-App
kann. Das Fahrzeug muss also nicht zunächst wieder beim
Arbeitgeber freigeben werden. Eine solche Option motiviert
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich auch für
dienstliche Fahrten auf den elektrischen Fuhrpark des Arbe-
itgebers zurückzugreifen.

iv) Incentive-System
Viele Unternehmen bieten bereits heute für Dienstfahrten       für die Mobilitätsplattform Mobility Broker entwickelt
umweltfreundliche Alternativen zu konventionellen fossilen     werden, das die Nutzung umweltfreundlicher Mobilität
Fahrzeugen wie z. B. Elektroautos oder Dienstfahrräder         besonders fördert und Anreize zur Nutzung setzt.
an. Zusätzlich können Unternehmen bereits heute mit dem
„Mobility Broker“ ihr eigenes Mobilitätsangebot durch         Mithilfe eines zu entwickelnden Prämiensystems sollen
weitere umweltfreundliche Alternativen wie elektromobiles     Buchung und Nutzung umweltfreundlicher Mobilität sehr
CarSharing, BikeSharing oder der Einbindung des öffentli-     flexibel auf Tagesbasis vergütet werden. Die Beschäftigten
chen Nahverkehrs erweitern.                                   haben so jeden Tag den Anreiz, das eigene Auto für die
                                                              Fahrt zur Arbeit stehen zu lassen und auf umweltfreundliche
Oft werden die angebotenen Alternativen zum konventionel- Mobilität zurückzugreifen. Für jede getätigte Pendler-, Bus-
len fossilen Fuhrpark aber in der Praxis nicht ausreichend in oder Fahrradfahrt, erhält die Mitarbeiterin und der Mitarbei-
Anspruch genommen, da unter anderem die entsprechenden ter über den Mobility Broker sogenannte Bonuspunkte, die
Anreize zur Nutzung fehlen. Hier soll ein Incentive-System    gegen eine vom Unternehmen beliebig ausgewählte Prämie
                                                              eingetauscht werden können. Der Wettbewerb mit anderen
                                                              Kolleginnen und Kollegen sowie die Bildung von Teams kann
                                                              die Motivation weiter fördern, einen höheren Punktestand
                                                              zu erreichen und die „Challenge“ zu gewinnen.

                                                    Bonus

                                           Buchung
                                           Emissionsfreie
                                           Mobilität

                                                                                                                              Abbildung 8:
                                                                                                                              Bonussystem Emissions-
                                                                                                                              freie Mobilität

16
Neben der Vergabe von Bonuspunkten und der Auszahlung           in der Praxis nur selten Fahrgemeinschaften zustande oder
von Prämien ist auch eine Reduzierung der Kosten für die        werden regelmäßig genutzt.
private Nutzung des Mobilitätsangebotes des Mobility Bro-
kers ein möglicher Anreiz.                                   Dieses im Projekt zu entwickelnde Angebot richtet sich
                                                             daher an Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mit-
v) Fahrgemeinschaften: flexibel und „in Echtzeit“            arbeitern die Möglichkeit geben möchten, ihre täglichen Ar-
Fahrgemeinschaften haben das Potenzial, die schädlichen      beitswege umweltfreundlich, flexibel und kostengünstig zu
Emissionen pro Person und Kilometer deutlich verringern      organisieren. Um den Teilnehmerkreis und das Mitfahrange-
zu lassen. Gerade die täglich widerkehrenden Fahrten zur     bot zu vergrößern, sollen auch Beschäftigte von benach-
Arbeit bieten ein großes Potenzial zur Schadstoffreduktion.  barten Unternehmen Fahrgemeinschaften unternehmens-
Auch wird die Fahrt für jede Mitfahrerin und jeden Mit-      übergreifend über die Plattform „Mobility Broker“buchen
fahrer günstiger, denn die Kraftstoffkosten können unter-    können. Aufgrund der hohen Flexibilität, Fahrgemeinschaf-
einander aufgeteilt werden. Im Idealfall würde durch eine    ten auf Tagesbasis zu buchen, wird auch den Personen, die
Fahrgemeinschaft auch die Anschaffung eines Zweitwagens sonst mit dem Rad oder dem öffentlichen Nahverkehr zur
überflüssig werden. Zusätzlich hat dies positive Effekte auf Arbeit kommen, eine zusätzliche Mobilitätsoption geboten.
das Gesamtverkehrsaufkommen und es werden teure und          Zudem kann bei einer abgesagten Fahrgemeinschaft eine
knappe Stellplätze im Unternehmen eingespart. Fahrgemein- zusätzliche Rückfallebene durch weitere, über Mobility
schaften haben sowohl für die Umwelt, als auch für Mit-      Broker buchbare Mobilitätsoptionen angeboten werden –
fahrende und Unternehmen viele Vorteile. Dennoch kommen beispielsweise für die Heimfahrt ein Elektroauto aus dem
                                                             Unternehmensfuhrpark.

Um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in ihrer Flexi-   Maßnahmenwirkung                                            Abbildung 10:
bilität einzuschränken und sie nicht lange im Voraus an feste                                                               Bildung einer Fahr-
Abfahrtszeiten zu binden, soll die Plattform Mobility Broker                                                                gemeinschaft
                                                                Die Kosten für die Umsetzung der beschriebenen Maßnah-
zusätzlich um eine Push-Funktionalität erweitert werden, die    men belaufen sich auf rd. 610.000  €. Aus inhaltlichen
auf potenziell in Frage kommende Fahrgemeinschaftsange-         Gründen werden die Auswirkungen auf die NOx-Emissionen
bote hinweist. Personen, die im Vorfeld ihre Fahrprofile        zusammen mit den Maßnahmen des Kapitels 2.1.4 ermittelt.
konfiguriert haben, werden so mithilfe eines „Matchings“ in
Echtzeit zusammengeführt. Aus der Push-Nachricht heraus
lässt sich das Angebot flexibel annehmen oder ablehnen.

                                                                                                                                                  17
2.1.4 Effizientes Mobilitäts-                                  Trotz dieser vielen genannten Ansätze muss konstatiert
                                                               werden, dass die Wirkungen insgesamt noch zu gering sind.
management                                                     Zudem gibt es bislang keine feststellbare Eigendynamik. Der
                                                               Erfolg des Mobilitätsmanagements könnte deutlich größer
Ausgangslage und Zielsetzung                                   sein, wenn es gelänge, einige strukturelle Defizite abzubau-
                                                               en; die wichtigsten sind:
In Aachen wird bereits seit vielen Jahren (betriebliches)
Mobilitätsmanagement betrieben; dabei wurden unter             • Geringe Personalressourcen bei der Stadt Aachen:
Federführung der Stadtverwaltung Aachen u. a. folgende           Es fehlen Ressourcen und Beratungsangebote, um
Maßnahmen erfolgreich implementiert:                             potenziellen Anwendern (Betrieben, Zielgruppen etc.)
                                                                 motivierend und unterstützend zur Seite stehen zu kön-
• Etablierung eines Referenten für emissionsfreie Mobilität,     nen. Verbessert werden konnte die Situation durch die bis
  der zu erheblichen Teilen auch Mobilitätsmanagement-           2019 befristete Stelle des Referenten für emissionsfreie
  Aufgaben übernimmt (seit 2017);                                Mobilität, die jedoch viele weitere Themen insbesondere
                                                                 der Elektromobilität zu bearbeiten hat;
• Integration von Mobilitätsmanagement als Teil des ersten
  Luftreinhalteplanes (2008);                                  • Struktur innerhalb der Stadtverwaltung Aachen:
                                                                 Zurzeit fehlt die Vernetzung alle Abteilungen innerhalb
• Etablierung der Dachmarke „Aachen Clever Mobil“ zur
                                                                 der Stadtverwaltung, die für das Mobilitätsverhalten der
  Vermarktung der Aktivitäten im Bereich Mobilität (seit
                                                                 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung
  2008);
                                                                 relevante Entscheidungen treffen und die Aktivitäten mit
• Einführung des Jobtickets „MitarbeiterTicket“ (seit 2009);     dem gleichen Fokus zu bündeln;

• Die Umstellung der Organisation von Dienstgängen bei         • Finanzressourcen für Mobilitätsmanagement-
  der Stadtverwaltung Aachen auf eine Mischung aus               maßnahmen zu gering:
  JobTicket, Pedelec- und CarSharing-Nutzung sowie einem         Insbesondere fehlen substanzielle Mittel, um Anreize für
  e-Fahrzeugpool mit Hilfe des „MobilityBroker“ der ASEAG        potenzielle Umsteiger weg vom PKW hin zum Umwelt-
  (2017).                                                        verbund, auf Fahrgemeinschaften oder auf elektrische
                                                                 Fahrzeuge zu schaffen;
• Integration von „Mobilitätsmanagement“ als eines von
  acht Themen der „Verkehrsentwicklungsplanung Aachen”         • Steuerrechtliche Verunsicherung:
  (seit 2012);                                                   Um in Betrieben und bei ihren Mitarbeitenden eine
                                                                 stärkere Nutzung des ÖPNV, der Elektromobilität und des
• Etablierung eines Ansprechpartners für die Mobilität von
                                                                 Fahrrads zu erreichen, ist eine Aufklärung und Beratung
  Betrieben bei der IHK Aachen (seit 2008);
                                                                 nötig, um über aktuelle Chancen und Risiken aufzuklären
• flächenbezogene Ermittlung des Stellplatzbedarfs und           und über steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten zu in-
  eine Anrechnung von Mobilitätsmanagementmaßnahmen              formieren (z. B. JobRad-Modelle oder die Vermeidung von
  bei der RWTH Aachen (seit 2009);                               „geldwerten Vorteilen“ bei der Einführung des JobTickets
                                                                 bzw. beim Laden von E-Fahrzeugen am Arbeitsplatz)
• Erprobung und Etablierung eines Mobilitätspaketes für
  Neubürger (seit 2008);                                       • Ausbau von „Mobilstationen“:
                                                                 Zurzeit fehlt ein gesamtstädtisches und mit dem Umland
• Errichtung erster automatischer Pedelec-Verleihstationen
                                                                 abgestimmtes Konzept; für die Erstellung sind jedoch
  „e-call-a-bike“ in Deutschland (2011) und die Unterstüt-
                                                                 keine Finanz- und Personalressourcen vorhanden
  zung eines neuen Systems „Velocity Aachen“ (seit 2015);
                                                               Zielsetzung:
• Integration von Mobilitätsmanagement-Maßnahmen in
                                                               Ein effizientes Mobilitätsmanagement in der Stadt Aachen
  die städtebaulichen Verträge für den Campus Melaten
                                                               leistet einen Beitrag zu den „SMARTEN Zielen“ der
  (seit 2009) und das Aquis Plaza;
                                                               Verkehrsentwicklungsplanung. Heruntergebrochen auf
• Durchführung von „Mobilitätserziehung“: Gemeinsam            Aktivitäten bei einzelnen Zielgruppen oder Betrieben sind
  mit Schulen werden Mobilitätskonzepte entwickelt (seit       letztlich folgende Zielmarken zu setzen:
  2008);
                                                               • Reduktion von Autofahrten um mindestens 5 %;
• im Rahmen der Projekte „elektromobiler Mobilitätsver-        • Erhöhung des Besetzungsgrades im Pendlerverkehr um
  bund“ und „CIVITAS DYN@MO“ hat die Stadt Aachen                mindestens 20 %;
  den Ausbau intermodaler Tarife und einer intermodalen        • Erhöhung des Anteils der Menschen, die verschiedene
  Plattform durch AVV und ASEAG angeschoben (seit 2011);         Verkehrsmittel nutzen um mindestens 10 %-Punkte;
                                                               • Zur Erlangung einer Breitenwirkung sollen pro Jahr mind-
                                                                 estens 20.000 angesprochen werden.

18
Maßnahmenbeschreibung                                           gestalten. Um dies zu erreichen muss als Basis das aktuelle
                                                                Mobilitätsangebot verbessert, d. h. den Bedürfnissen der
Aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen zum Mobil-             Zielgruppen besser angepasst, werden. Hierzu sind eine
itätsmanagement in Aachen werden die folgenden Hand-            professionelle Organisationsstruktur durch die Stadtverwal-
lungsfelder des betrieblichen Mobilitätsmanagements             tung Aachen aufzubauen und frühzeitig wichtige Akteure
systematisch und sukzessive weiter ausgebaut. Im Zuge           einzubeziehen. Akteure sind natürlich auch die Arbeitgeber,
dessen strebt die Stadtverwaltung Aachen im Rahmen              die als Pilotnutzer neuer Mobilität den Gedanken eines ef-
des Arbeitspaketes „Effizientes Mobilitätsmanagement”           fizienten Mobilitätsmanagements vorleben sollen. Zentraler
die Etablierung von Strukturen zur Koordinierung der            Baustein ist die Kommunikation im Hinblick auf Information
Aktivitäten der wesentlichen Akteure im Bereich Mobil-          und Motivation (z. B. Anreize für Pendler zum Wechsel in der
                                                                                       

ität. Darüber hinaus soll die Umsetzung von Maßnahmen           Verkehrsmittelwahl).
des betrieblichen Mobilitätsmanagements inklusive der
Weiterentwicklung eines Anreizprogrammes für berufstätige       Im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements soll
Umsteiger umgesetzt werden. Der Fokus liegt hierbei in der      nun mit ortsansässigen Arbeitgebern (vorzugsweise mit
engen Zusammenarbeit mit ortsansässigen Betrieben und           mindestens 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern) am
den lokalen Mobilitätsdienstleistern. Alle Aktivitäten dienen   Standort Aachen zusammengearbeitet werden. Das Ziel der
der Förderung, der Weiterentwicklung und Etablierung des        Stadtverwaltung sollte sein, mindestens 35 (von 150) Ar-
Umweltverbundes inkl. Fahrgemeinschaften in Stadt und           beitgeber bis 2021 für eine Teilnahme an diesem Programm
Umland. Die Implementierung neuer Mobilitätsangebote            zu bewegen. Dabei werden bereits bestehende Ansätze
ist zwingend mit Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und        mit Arbeitgebern wie z. B. der RWTH Aachen aufgegriffen
Vermarktung (z. B. Kommunikation über die Dachmarke             und gemeinsam weiterentwickelt sowie neue konkrete
„Aachen Clever Mobil“) zu flankieren. Ziel des Programms        und attraktive Angebote und Anreize („Mobilität made in
„Aachen Clever Mobil“ ist es, die Mobilität der Arbeitgeber     Aachen“) exklusiv für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemein-             teilnehmenden Arbeitgeber entwickelt.
sam emissionsärmer, klimafreundlicher und effizienter zu

                                                                                                                               Abbildung 11:
                                                        PARTNER                                                                Zusammenarbeit
                                                                                                                               „Aachen Clever Mobil"

            Initialpartner                        Mobilitätsdienstleister                       Vertriebspartner

                AVV                                        ASEAG                                      e.GO
                 IHK                                      Cambio                                   Autohäuser
        StädteRegion Aachen                              CarSharing                              Fahrradhändler
            Stadt Aachen                              VeloCity Aachen
                                                                                                Testangebote und
              STAWAG                                   Deutsche Bahn
                                                                                                     Rabatte
                                                        Taxi-Branche
   Finanzierung, Anreize, Beratung,
      Motivation, Unterstützung                attraktive Mobilitätsangebote

                               Programmbüro „Mobilitätsmanagement für Arbeitgeber“

                                                                                           zusätzliche Fachmitarbeiter
        Festes Mitarbeiterteam                          Lenkungskreis
                                                                                                    der Partner

                                          Arbeitgeber am Standort Aachen
                                             Direktions- und Verwaltungsebene
                                         Personal-, Facility- und Mobilitätsmanager
                                               Betriebsräte, Personalvertreter

                                                        Mitarbeiter

              Radfahrer,                   interessierte Umsteiger, Mobile Worker,              nicht interessierte
             ÖPNV-Nutzer                               E-Fahrzeugkäufer                            Pkw-Nutzer

                                                                                                                                                       19
Das Arbeitsprogramm definiert sich über folgende Phasen:         • Phase 3: Gemeinsame Umsetzung mit jedem einzelnen
                                                                   Arbeitgeber (ab Q1 2020):
• Phase 0: Verwaltungsschritte und Finanzierung > bis Q4
                                                                   - Schritt 1: Vorstellungsgespräch, Schritt 2: Vertragsab-
  2018
                                                                     schluss, Schritt 3: Präsentation der Mobilitätsanalyse
                                                                     und Beratung, Schritt 4: Definition von Themen und
• Phase 1: Vorbereitungen mit den notwendigen Arbeits-
                                                                     Ambitionen
  schritten (Q1 bis Q4 2019): Zusammenstellung Mitarbei-
                                                                   - Jährlich zu wiederholende Schritte, Schritt 5: Maßnah-
  terteam, Organisation der Kooperation, Entwickeln der
                                                                     men-Portfolio festlegen bzw. aktualisieren, Schritt 6:
  Dachmarke und Gesamtkommunikationsstrategie, Produk-
                                                                     Kommunikationsstrategie anpassen, Schritt 7: Saiso-
  tentwicklung BMM-Koffer, Entwickeln Produktkampagnen,
                                                                     nale (Themen) Kampagnen und deren Umsetzung,
  Ausschreibungen und Auftragsvergabe von Fremdleistun-
                                                                     Schritt 8: Wirkungsmessung und Evaluierung, Schritt 9:
  gen, Vorbereitungen zu Akquise-Phase, Kooperationsver-
                                                                     Etablierung der MM CEO Konferenz (2 Veranstaltungen
  träge erstellen, Finanzierung und Förderanträge regeln
                                                                     im Jahr), Schritt 10: Individuelle Firmenergebnisse in
                                                                     einer Infografik zusammenstellen
• Phase 2: Akquise der Arbeitgeber und Stakeholder mit
  den notwendigen Arbeitsschritten (Q3 und Q4 2019):             Im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements sind
  Gesprächsrunde „10 größten Arbeitgeber“, Gesprächs-            das die Inhalte des Maßnahmenportfolios mit Angebote und
  runde mit externen Stakeholdern, Zusammenstellung              Anreize für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:
  einer „Expertenrunde“, Organisation und Durchführung
  der ersten BMM CEO Konferenz für die 50 größten Arbeit-
  geber“, Infoveranstaltung für die Betriebsräte

                                                                                                                               Abbildung 12:
                                         PRODUKTE IN BABYSTEPS                                                                 Inhalte des Maßnah-
                                                                                                                               menportfolios mit
          Themen                                                                             Kommunikation                     Angeboten und Anreizen
                                                                                                                               für Mitarbeiterinnen und
                                Probieren        Umsteigen                Nutzen
                                                                                                                               Mitarbeiter

                                                Kaufprämien
      Fahrrad + E-bike
                                                und Rabatte

           ÖPNV

           Sharing             Mobilitäts-     Rabatte auf das
     (Fahrrad + Wagen)         Testwochen       1. Jahresabo         Spar- und Beloh-
                                                                       nungssystem          Kommunikations-
                                                                     Team-Challenges          Toolbox, mit         Kunden-
            P +R                                                                              Werbemittel          Service

                                                Kaufprämien                                   Webportale
     Elektrisches Fahren                                                                     „Aachen Clever
                                                und Rabatte
                                                                                                Mobil“
                                                Tipps + Tricks
  Fahrgemeinschaften           Pilotprojekt
                                                  Plattform

                               Beratung +
      Mobile Working                               Tipps + Tricks, Benchmarking
                               Pilotprojekt

                                                 Mobilitäts-        Individuelles (Mobi-
           Parken               Beratung
                                                  strategie            litäts)-Budget

                    Eigene Maßnahmen der Arbeitgeber: bestehende und erweiterte Maßnahmen

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