Ambulante Versorgung als Schutzschild gegen die Pandemie - Nr. 9 / 2020
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Nr. 9 | 27. September 2020
BERUFSPOLITIK | INFORMATIONEN | MITTEILUNGEN | Amtliches Bekanntmachungsorgan der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe
lichen
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Ambulante Versorgung als
Schutzschild gegen die Pandemie
Trotz Corona-Krise gute wirtschaftliche Perspektiven für die Praxen
in Westfalen-Lippe > Seite 6
Bundesgesundheitsminister Spahn im Dortmunder Ärztehaus: KVWL-Vorstand drängt auf
weniger COVID-19-Bürokratie und mehr Entlastung für die Praxen > Seite 16
Inhalt
6 Ambulante Versorgung als Schutzschild gegen die Pandemie
Trotz Corona-Krise gute wirtschaftliche Perspektiven für die
6 Praxen in Westfalen-Lippe
14 IT-Sicherheitsrichtlinie: Nicht so und nicht jetzt!
Vertreterversammlung der KVWL verabschiedet Resolution
15 Resolution zur 18. ordentlichen Sitzung der XV. Vertreterver
sammlung der KVWL am 04.09.2020
16 Bundesgesundheitsminister Spahn im Dortmunder Ärztehaus:
16 KVWL-Vorstand drängt auf weniger COVID-19-Bürokratie und mehr
Entlastung für die Praxen
18 Grippeschutzimpfung: Gerade jetzt besonders wichtig!
18 22 Zuwachs im Land der Praxisnetze: app: Bielefeld als 23. Netz
anerkannt
24 Die eigene Praxis für die Hosentasche
Das ZI hat ein Planspiel für mobile Endgeräte entwickelt /
Ziel: Spielend Gefallen finden an der Niederlassung
28 Die EVA – eine Stütze der hausärztlichen V
ersorgung
2. Westfälischer EVA-Tag Ende August im Dortmunder Ärztehaus
29 Niederlassung? Aber sicher!
KVWL-Niederlassungsseminar Anfang September im Ärztehaus
Dortmund unter H
ygiene-Auflagen
9/2020
30 Sicherung der ambulanten Versorgung:
Förderverzeichnis der KVWL
STANDARDS
4 Kurznachrichten
2
Nr. 9 | 27. September 2020 32Amtliche Bekanntmachungen
32 Änderung des Honorarverteilungsmaßstabs (HVM) zum
mit praxisrelevanten Informationen
in der Heftmitte zum Heraustrennen 01.10.2020
36 Ausschreibung von Vertragsarzt- und Psychothera-
peutensitzen in Westfalen-Lippe
47 Impressum
COVID-19: Stufenplan mit
Bonussystem für den Herbst
D
ie Corona-Pandemie ist noch nicht Punkt betrifft die Honorierung derjenigen Kol-
ausgestanden und es ist zu befürch- leginnen und Kollegen, die sich besonders in
ten, dass es während der nahenden der Bekämpfung des Corona-Virus engagieren.
Grippe-Saison zu Überlagerungen Sie sollen durch ein mehrstufiges Bonussys-
beider Infektionen kommt. Daher haben wir die tem belohnt werden, das den zusätzlichen
zurückliegenden Wochen intensiv genutzt, um Aufwand zum Beispiel bei der Einrichtung von
eine Strategie für die weitere Bekämpfung der Infektsprechstunden in der Praxis berücksich-
Pandemie in der ambulanten Versorgung zu tigt (s. S. 6).
entwickeln. Darin sind unsere Erfahrungen der
ersten Jahreshälfte ebenso eingeflossen wie Der Vorstand hat dieses Pandemie-Konzept am
die zahlreichen — auch kritischen — Rückmel- 4. September der KVWL-Vertreterversammlung
dungen der KVWL-Mitglieder. vorgestellt und ein eindeutiges Votum für die
Umsetzung erhalten. Einige Details müssen
Einiges haben wir selbst in der Hand, anderes wir noch mit den Krankenkassen klären, sind
haben wir in die Politik kommuniziert. So ha- jedoch guter Dinge, dass sie unseren Vorschlä-
ben wir zum Beispiel die Gelegenheit genutzt, gen folgen werden. Denn die ambulante Ver-
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in sorgung hat in der ersten Phase der Pandemie
einem kurzen persönlichen Treffen über den einen eindrucksvollen Leistungsnachweis er-
bürokratischen Aufwand zu informieren, den bracht! Das haben auch die Politik und unsere
die Corona-Tests in den ambulanten Praxen Vertragspartner wahrgenommen.
verursachen (s. S. 16). Unterschiedliche Mus-
9/2020
ter, Abrechnungsberechtigungen und -wege Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle noch
sorgten in den zurückliegenden Monaten für einmal ganz herzlich bei Ihnen allen für Ihren
eine untragbare zusätzliche Belastung in den Einsatz bedanken! Die „ambulante Versorgung“
Arztpraxen. Ich darf Ihnen versichern: Wir ist manchmal ein sehr technischer Begriff für
bleiben dran und halten den politischen Druck Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen
hoch, um unsere Forderung nach einer Ab- und Psychotherapeuten sowie die unverzicht-
rechnungsziffer und einem Formular durchzu- baren Medizinischen Fachangestellten, die
setzen. alle mit Leidenschaft ihrem Beruf nachgehen.
Vielen Dank dafür!
Zwei Grundsätze prägen unsere Strategie für
3
die kommenden Monate: Zum einen soll die
Behandlung von COVID-19-Patienten innerhalb
der Regelversorgung stattfinden. Dies ist der
Konsens, den wir in zahlreichen Gesprächen,
unter anderem mit den Bezirksstellenleitern,
den Vorständen der Praxisnetze oder auch dem Dr. Dirk Spelmeyer,
Hausärzteverband gefunden haben. Der zweite Vorstandsvorsitzender der KVWL
#healsy20: Web-Konferenz Zi startet Befragung zur
zur Corona-Pandemie wirtschaftlichen Situation
von MVZ
Ende 2018 gab es bundesweit insgesamt 3.173 Medizini-
sche Versorgungszentren (MVZ). Im Vergleich zu 2017
bedeutet das einen Zuwachs von 12,5 Prozent mit nach
wie vor steigendem Trend. Mit einer bundesweiten
Befragung will das Zentralinstitut für die kassenärztli-
Welche Lehren können wir aus den che Versorgung (Zi) nun die Besonderheiten von
Medizinischen Versorgungszentren analysieren. Dazu
ersten Erfahrungen im Umgang wurden jetzt 3.665 Einrichtungen angeschrieben. Die
mit Corona ziehen? Gibt es Versor- Teilnahme ist freiwillig und bis Ende November möglich.
Erfragt werden Angaben zu Organisation und Koopera-
gungskonzepte, die sich besonders tion, zu Aspekten des Versorgungsauftrags sowie zur
wirtschaftlichen Situation. Teilnahmeberechtigt sind
bewährt haben? Diese und weitere
alle Medizinischen Versorgungszentren, die 2019 ein
Fragen möchte die Kassenärztliche vollständiges Geschäftsjahr hatten. Erstmals hat die
Befragung einen thematischen Schwerpunkt: Dabei
Bundesvereinigung (KBV) diskutie- geht es um das Personal, wobei die alternativen
ren und lädt am 1. Oktober (9 bis Beschäftigungsstrukturen näher betrachtet werden.
Nach Angaben der KBV waren im Jahr 2018 rund
14.30 Uhr) zu einer internationalen 92 Prozent der MVZ-Ärzte (18.011) angestellt. Davon
nutzten 62 Prozent die Möglichkeit von Arbeitsteilzeit-
digitalen Konferenz ein. Auch modellen.
Bundesgesundheitsminister Jens
Die nunmehr dritte MVZ-Erhebung des Zentralinstituts
Spahn hat seine Teilnahme zuge- für die kassenärztliche Versorgung (Zi) erfolgt im
sagt. Die KBV überträgt die digita- Auftrag der KBV und der Kassenärztlichen Vereinigun-
gen und wird unterstützt durch den Bundesverband
le Konferenz live auf einer Inter- Medizinische Versorgungszentren.
netplattform. Wer bei #healsy20
dabei sein möchte, kann sich über
die Website www.healsy20.de
anmelden, um die gesamte Veran-
staltung per Livestream zu ver
folgen und sich per Chatfunktion
mit Fragen und Kommentaren
einzubringen. Die Teilnahme ist Übersichtliche Informationen zur Befragung und den
Online-Fragebogen finden die teilnehmenden
kostenlos. Einrichtungen unter www.zi-mvz-panel.de
MVZ, die keine Post mit entsprechenden Zugangsdaten
Weitere Infos, die Anmeldung und das Programm unter für den Fragebogen erhalten haben, können mittels
www.healsy20.de, Twitter: #healsy20 Online-Kontaktformular Zugangsdaten anfordern.
Programm „Ausbildungsplätze sichern“:
Auch für Arztpraxen mit MFA-Azubis interessant
Die COVID-19-Pandemie soll nicht „ Ausbildungsplätze sichern“ aufge-
zu einer Krise für die berufliche legt. Kleine und mittlere Betriebe –
Zukunft junger Menschen und für zum Beispiel auch Arztpraxen – die
die Fachkräftesicherung werden. trotz der Corona-Krise weiterhin
Deshalb sollen möglichst alle jungen ausbilden, können unter bestimmten
Menschen eine Ausbildung beginnen Voraussetzungen jetzt Förderprämi-
und erfolgreich abschließen können. en für ihre Azubis beantragen.
Um dieses Ziel zu erreichen hat das Gefördert werden Ausbildungen,
Bundesministerium für Bildung die frühestens am 1. August 2020
und Forschung das Programm beginnen.
Ausführliche Informationen zum Programm „Ausbildungs-
plätze sichern“ sowie die entsprechenden Antragsunter
lagen finden Sie auf den Internetseiten der Bundesagentur
für Arbeit unter www.arbeitsagentur.de/unternehmen/
finanziell/bundesprogramm-ausbildungsplaetze-sichern.
Bitte beachten Sie: Fördergelder aus dem Programm
„Ausbildungsplätze sichern“ können ausschließlich bei
der Bundesagentur für Arbeit beantragt werden.
9/2020
Immer mehr Deutsche sitzen zu viel
Immer mehr Deutsche werden zu eigenen Angaben täglich länger als 96.000 Teilnehmern in allen Ländern
Dauersitzern und gefährden dadurch viereinhalb Stunden im Sitzen der Europäischen Union (EU). Dabei
die eigene Gesundheit. Der Anteil der verbringen, kletterte zwischen 2002 wurde festgestellt, dass der Bewegungs-
Menschen, die in Deutschland nach und 2017 um 7,4 Prozent, wie Forscher mangel insgesamt zunimmt. Zuletzt
der spanischen Universidad Rey Juan hätten 54,3 Prozent der Befragten
5
Carlos im Fachblatt „BMC Public Health“ eingeräumt, täglich länger als vier-
schreiben. Demnach gehörten in einhalb Stunden zu sitzen. In Deutsch-
Deutschland zuletzt 57,2 Prozent der land waren es 53,7 Prozent der Be-
Männer zu den Vielsitzern und 50,2 fragten. Die Forscher nahmen vierein-
Prozent der Frauen. Die Forscher halb Stunden als Schwellenwert an,
analysierten die Ergebnisse von vier ab dem bestimmte Gesundheitsrisiken
europäischen Umfragen mit mehr als steigen.
Ambulante Versorgung als Schutzschild gegen die Pandemie
Trotz Corona-Krise gute wirtschaftliche
Perspektiven für die Praxen in Westfalen-
Lippe
D
ie ambulante medizinische Versor- nachgesteuert werden müsse, betonte der
gung in Westfalen-Lippe war in den Vorstandsvorsitzende der KVWL. Das sei ein
vergangenen sechs Monaten präsent Phänomen, das auf allen Ebenen zu erkennen
und hat stattgefunden! Wir können sei. So hatte auch Bundesgesundheitsminis-
selbstbewusst und auch stolz sagen: Die ter Jens Spahn Anfang September öffentlich
haus- und fachärztlichen sowie die psycho- erklärt, „man habe in den letzten Monaten
therapeutischen Praxen haben sich schnell, dazu gelernt“ und mit dem Wissen von heute
flexibel und ideenreich auf die neue Situation würde man über einzelne Maßnahmen des so
eingestellt und sie waren unter erschwerten genannten harten Lockdowns rückblickend
Bedingungen weiter für ihre Patienten da. anders denken. Das verwundert nicht, denn
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Sie haben ihre Praxen nicht dicht gemacht – allen unmittelbar Beteiligten - insbesonde-
sich nicht weggeduckt – sie haben versorgt!“ re jenen aus dem Gesundheitswesen – war
Mit diesem deutlichen Statement eröffnete schnell klar, dass es keine Blaupause zu Pan-
der Vorstandsvorsitzende der KVWL, Dr. Dirk demiebekämpfung gibt, die man einfach aus
Spelmeyer, am 4. September die Vertreterver- der Schublade ziehen kann.
sammlung der Körperschaft im Dortmunder
Ärztehaus. Sie stand – wie alle anderen Veran- „Auf Sicht fahren“ lautete daher die oft ge-
staltungen dieser Tage – ganz im Zeichen der hörte Devise. Gemeint waren das aufmerk-
Corona-Pandemie. same Beobachten des Infektionsgeschehens
und die schnelle Anpassung der ergriffenen
7
In seinem Zwischenfazit hob Spelmeyer die Maßnahmen. Nach diesem Motto handelte
Bedeutung der ambulanten Versorgung für auch die KVWL und sorgte im Verbund mit
die Bewältigung der Pandemie hervor. Natür- ihren Mitgliedern dafür, dass die ambulan-
lich sei die Pandemie-Bekämpfung ein lernen- te Versorgung zu einem funktionierenden
des System, das immer wieder angepasst und Schutzschild gegen die ungezügelte Ausbrei-
tung der Pandemie wurde. „Die Kolleginnen Zukünftig keine Testung asymptoma
und Kollegen sind ihrer Verantwortung für tischer Personen mehr
ihre Patienten gerecht geworden – und sie
werden dies auch in Zukunft tun!“, bekräftig- Hinter den bloßen Zahlen stehen jedoch nicht
te Dr. Dirk Spelmeyer in seinem Bericht zur nur eine Menge Arbeit und Engagement aller
Lage. Obwohl man mit den schnell eingerich- Beteiligten, sondern leider auch Frust und
teten Corona-Diagnose- und –Behandlungs- Resignation. Mit dem erneuten Anstieg der
zentren (CDZ/CBZ) eine zusätzliche Versor- Fallzahlen wuchs bei vielen KVWL-Mitgliedern
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gungsschiene zur Entlastung der Praxen der Ärger über immer neue – und häufig
geschaffen habe, sprächen die Zahlen eine wechselnde - politische Vorgaben. Aus die-
eindeutige Sprache: „Während im 1. Quartal sem Grund zieht der KVWL-Vorstand jetzt die
rund 17.000 Corona-Verdachtsfälle in den Notbremse. Dr. Dirk Spelmeyer: „Wir werden
zentralen Diagnose- oder Behandlungszent- uns künftig nicht mehr an den asymptomati-
ren gesehen wurden, haben allein die westfä- schen Testungen beteiligen. Die KVWL wird
lischen Hausärztinnen und Hausärzte sowie keine neuen Verträge zu Testungen welcher
die Kinder- und Jugendmediziner mehr als Gruppen auch immer mit dem Land oder den
55.000 Personen abgestrichen. In den unter- Kommunen abschließen. Wir – die ambulante
schiedlichen fachärztlichen Gruppen wurden Versorgung – werden wieder in erster Linie
8
noch einmal 5.000 Patienten behandelt. das tun, wozu wir angetreten sind: Wir versor-
Auch im 2. Quartal wurde die Hauptlast von gen und behandeln kranke Menschen – unsere
den einzelnen Praxen getragen. Von insge- Patienten! Das ist unsere Verpflichtung – und
samt 205.500 als Corona-Verdacht gekenn- das ist unsere Stärke!“
zeichneten Fällen wurden lediglich 35.000 in
unseren CDZ und CBZ gesehen“, erläuterte Dass diese Testbürokratie die Praxen blockie-
Spelmeyer. re und selbst die engagiertesten Kolleginnen
Testung von Beschäftigten an Schulen, Ki-
tas und in der Kindertagespflege, wir haben
vorgeschriebene Wege zum Umgang mit Mel-
dungen der Corona-Warn-App und wir haben
lokale bzw. regionale Vereinbarungen mit dem
öffentlichen Gesundheitsdienst, die ebenfalls
häufig einem wechselnden Infektionsgesche-
hen folgen. Die dahinterliegenden Muster,
Formulare und Abrechnungswege sind einfach
nicht mehr verständlich zu kommunizieren
und umzusetzen. Daher lautet unsere deut-
liche Forderung zur Testung auf eine COVID-
19-Infektion: Wir brauchen eine Symbolnum-
mer und ein Formular!“
3-Stufen-Plan für den Herbst –
Bonus für Corona-Versorgung
Die Erfahrungen der letzten Monate sind nun
in die neue Strategie eingeflossen, mit der
sich die KVWL und ihre Mitglieder für den
Herbst wappnen wollen, der durch die sai-
sonal bedingten Influenza-Infektionen eine
und Kollegen in die Resignation treibe, habe zusätzliche Herausforderung mit sich bringt.
man auch Gesundheitsminister Jens Spahn Spelmeyer: „Kern des neuen 3-Stufen-Plans:
mit auf den Weg gegeben, der am Rande Die Testung und Behandlung von Corona-
eines Wahlkampfauftritts in Dortmund die Verdachtsfällen wird und muss in der Regel-
KVWL besuchte (s. S. 16 dieser Ausgabe). „Auf versorgung erfolgen. Dieser Ansicht waren
seinen Wunsch haben wir ihm alle Verträge, auch alle unsere Gesprächspartner hier im
Muster und Dokumentationen nach Berlin Lande: der Hausärzteverband, die Bezirks-
gesandt. Hoffen wir gemeinsam, dass er und stellenleiter, die Vorstände der Praxisnetze
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seine Länderkollegen ihre Schlüsse daraus – und nicht zuletzt auch Sie, die Vertreter-
ziehen. Zur Entlastung des gesamten medi- versammlung, in ihrer letzten Sitzung am
zinischen Systems – und dabei denke ich vor 5. Juni.“
allem auch an die Kolleginnen und Kollegen in
den Gesundheitsämtern – muss an die Stelle Und so sieht das abgestufte Vorgehen zur
politisch motivierter Einzelaktionen möglichst weiteren Bekämpfung der Corona-Pandemie
schnell eine abgestimmte Teststrategie tre- aus, das die Vertreterversammlung Anfang
ten“, forderte Spelmeyer mit Nachdruck. September durch ihr Votum bestätigte:
Sein Vorstandskollege Dr. Volker Schrage un- In einer ersten Stufe können alle Ärztinnen
9
terstrich die Kritik, indem er noch einmal die und Ärzte, die eine Person mit Verdacht auf
Herausforderungen skizzierte, die den nieder- COVID-19 in ihrer Praxis behandeln, die GOP
gelassenen Ärztinnen und Ärzten allein nach 88240 ansetzen. Es werden alle Leistungen
den Sommerferien zu schaffen machten: „ Wir an diesem Tag bei dem jeweiligen Patienten
haben Regelungen zu Reiserückkehrern – mit extrabudgetär vergütet und zusätzlich auch
einer ständig wechselnden Definition von die Grund- oder Versichertenpauschale für
Risikogebieten -, wir haben Regelungen zur das laufende Quartal. Damit ergibt sich ein
Versorgungskonzept Herbst/Winter 20/21
Stufe 1 Stufe 2
GOP 88240 GOP 88240
extrabudge- extrabudge-
tär ; VP und ~30 € tär; VP und
VHP/GP VHP/GP
~40 €
+ 10 €
pro Abstrich
(max. 2 x je
Behandlungsfall)
+ 51,53 €
pro Quarantäne-
Hausbesuch
Fallwert von ca. 30 Euro. Zusätzlich wird bei Gefördert werden soll weiter der Besuch bei
einem weiteren Kontakt im Quartal ein RLV- einem behandlungsbedürftigen Patienten
Fall generiert. in angeordneter häuslicher Quarantäne. Die
KVWL will dafür die Vergütung des normalen
In einer zweiten Stufe will die KVWL die Hausbesuchs von 23,29 Euro um gute 28 Euro
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Behandlung von Verdachtsfällen in der eige- erhöhen. Der Hausbesuch in der Quarantäne
nen Praxis für die haus- und fachärztlichen wird dann mit 51,53 Euro analog zum „drin-
Kollegen noch attraktiver machen. Wer bei genden Besuch“ honoriert (Details zu den
einem Patienten einen Abstrich durchführt Änderungen des Honorarverteilungsmaßstabs
– und dies der KVWL mit einer zusätzlichen der KVWL finden Sie ab S. 32 dieser Ausgabe).
Symbolnummer anzeigt – soll neben der
GOP 88240 einen Zuschlag von 10 Euro be- Diese drei Boni – die Zuschläge für die
kommen. Je nach Alter des Versicherten er- Abstrichentnahmen wie für den Hausbesuch
rechnet sich ein Gesamtwert von 30 bis 40 – will die Körperschaft im Vorwegabzug aus
Euro. Ein solcher Abstrich symptomatischer den jeweiligen Versorgungsbereichen finan-
10
Patienten kann maximal zwei Mal je Behand- zieren. Ganz bewusst und ganz gezielt sol-
lungsfall angesetzt werden. Der zusätzliche len die engagierten Versorger aus der MGV
Aufwand, den Ärzte für einen Infekt-Patien- ihres Versorgungsbereichs heraus gestärkt
ten treiben müssen (Änderungen in der Pra- werden. „Das Gute belohnen, das Gute noch
xisorganisation, Schutzmaßnahmen), schlägt besser machen ist unser Prinzip“, bekräftigte
sich also auch in einem höheren Fallwert Dr. Dirk Spelmeyer. Und weiter: „Ich halte die
nieder. Finanzierung des Bonus über den Weg desStufe 3
GOP 88240
extrabudge-
tär; VP und
VHP/GP
+ 11 € Sams-
tagssprech- ~56 €
stunde
+ 15 €
pro Abstrich
(max. 2 x je
Behandlungsfall)
VERTRAG
+ 400 €
Strukturkosten-
pauschale (geplant)
Vorwegabzugs in den Versorgungsbereichen Für diese zusätzlichen Infekt-Sprechstunden
für gerechtfertigt. Es würden gezielt die Kolle- werden Praxen insbesondere aus dem haus-
ginnen und Kollegen incentiviert, die sich en- ärztlichen Versorgungsbereich gesucht, die
gagiert und eine Infektsprechstunde eingerich- bereit sind, an den Samstagen des 4. Quartals
tet haben. Wer sich – aus welchem Grund auch für symptomatische Patienten zu öffnen. Die
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immer – nicht an der Behandlung von Corona- Sprechstunde sollte dabei mindestens von
Verdachtsfällen beteiligen will, muss einen 9 bis 13 Uhr erfolgen. Für diese Bereitschaft
geringfügig niedrigeren RLV-Fallwert in Kauf zu einer fest definierten Infekt-Sprechstunde
nehmen. Ich gebe allerdings zu, dass die Aus- plant die KVWL für jeden Samstag eine Struk-
wirkungen auf die RLV-Fallwerte wahrschein- turkostenpauschale von 400 Euro zu zahlen.
lich kaum zu spüren sein werden.“ Die Absicht Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe am
der Körperschaft sei jedenfalls klar: Die Ver- 15. September stand eine Einigung mit den
sorgung in der breiten Fläche soll gestärkt Krankenkassen diesbezüglich noch aus. Dar-
und der zusätzliche Aufwand in der Praxis für über hinaus wird der Zuschlag für die Abstri-
die Testung und die mögliche Behandlung von chentnahme an Samstagen von 10 auf 15 Euro
11
tatsächlich Infizierten angemessen entlohnt erhöht. Zusammen mit den üblichen Vergü-
werden – über die extrabudgetäre Vergütung tungen mit dem Zusatz der GOP 88240 sowie
wie über den zusätzlichen KVWL-Bonus. dem Samstagszuschlag von 11 Euro je Fall ist
ein Honorar von 56 Euro erreichbar.
In einer dritten Stufe will die KVWL mit einer
ergänzenden Infekt-Sprechstunde an Sams- „Wir haben vor, mit solchen Versorgerpraxen
tagen den regulären Notfalldienst entlasten. Vereinbarungen zu schließen und das verein-Zur Entlastung des gesamten medizinischen
Systems muss an die Stelle politisch motivier-
ter Einzelaktionen möglichst schnell eine ab-
gestimmte Teststrategie treten.
Dr. med. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL
barte zusätzliche Engagement mit einer pau- zurückzudelegieren. Derzeit laufen entspre-
schalen Vergütung pro Quartal zu honorieren. chende Gespräche mit den Krankenkassen.
Eine solche Vergütung können wir nicht aus
dem Gesamthonorar nehmen. Wir möchten
dafür Gelder aus einem vorhandenen Fonds Neue Stabsstelle Corona eingerichtet
nutzen und sind darüber bereits mit den Kran-
kenkassen im Gespräch“, erklärte Spelmeyer. Zu Beginn der Pandemie fanden sich zahlreiche
„Mit diesen drei Stufen in der ambulanten Re- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Positionen
gelversorgung sind wir unserer Meinung nach wieder, die mit ihrer angestammten Tätigkeit
gut gerüstet für die voraussichtlich steigende bei der KVWL wenig zu tun hatten. Es gab
Zahl von symptomatischen Fällen im Herbst schlicht keine festen Zuständigkeiten zur Pla-
und Winter.“ nung und Umsetzung von Corona-Diagnosezen-
tren oder zum Packen von tausenden Paketen
Auch die Beschaffung von Schutzkleidung und mit persönlicher Schutzausrüstung. Und auch
die Belieferung der Praxen möchte die KVWL auf der Leitungsebene wurde mit dem Krisen-
weiter zentral organisieren. Diesen Weg halte stab ein Ad-hoc-Gremium geschaffen, das die
man für sicherer und effektiver, als nun die notwendigen Maßnahmen kurzfristig planen
Beschaffung wieder an die einzelne Praxis und beschließen musste. Zukünftig wird die neu
eingerichtete Stabsstelle Corona unter der Lei-
9/2020
tung von Dr. Claudia Schwenzer und Frank Mey-
er alle notwendigen Maßnahmen koordinieren
und als zentraler Ansprechpartner fungieren.
Fallzahlrückgang geringer als
befürchtet – Schutzschirm wirkt
Neben den epidemiologischen Auswirkungen
der Corona-Krise standen im Rahmen der
12
KVWL-Vertreterversammlung die wirtschaftli-
chen Folgen des Lockdowns für die westfälisch-
lippischen Arzt- und Psychotherapiepraxen im
Vordergrund. Zu Beginn des zweiten Quartals
2020 konnte niemand eine verlässliche Progno-
se dazu abgeben, inwiefern die Patienten ihre
kurzfristig deutlich spürbare Zurückhaltung beiDie Beschaffung von Schutzkleidung und die Belieferung
der Praxen möchte die KVWL weiter zentral organisieren.
den Praxisbesuchen aufgeben würden. Auch mäßig und unbürokratisch gegriffen. Wie voraus-
dazu hatte der KVWL-Vorstandsvorsitzende zusehen sei die Zahl der hilfebedürftigen Praxen
Dirk Spelmeyer Positives zu berichten: „Unsere mit 1.333 im 1. Quartal noch gering. Gleiches
wichtigste Erkenntnis aus dem 1. Quartal 2020: gelte für die notwendige Summe der Ausgleichs-
Nur sehr wenige Praxen haben aufgrund der zahlungen mit rund 6,8 Millionen Euro. Das sind
Pandemie mehr als zehn Prozent ihres Umsat- lediglich 0,7 Prozent der Gesamtvergütung.
zes verloren. Der Lockdown im März – im letz-
ten Monat des Quartals – hatte vor allem für Für das 2. Quartal prognostizierte Dr. Spel-
psychotherapeutische Praxen und für ambulan- meyer eine wachsende Zahl von Praxen, die
te Operateure erkennbare Folgen. Nun können den Schutzschirm „trotz des mäßigen Fall-
Sie mir entgegenhalten, dass das 1. Quartal zu zahlrückgangs“ in Anspruch nehmen müssen.
rund zwei Dritteln noch ohne Corona abgelau- Bereits zum Zeitpunkt der ersten Datenerhe-
fen ist. Aber auch im 2. Quartal brechen die bung betrug der Durchschnitt des Fallzahl-
Fallzahlen offensichtlich nicht so massiv ein, rückgangs über alle Fachgruppen mehr als
wie viele von uns befürchtet haben. Wie es aus- zehn Prozent. Ob der Rückgang bei den Leis-
sieht, werden die Fallzahlen im 2. Quartal um tungen zumindest teilweise wieder mit höhe-
voraussichtlich 12 bis 13 Prozent zurückgehen.“ ren Preisen pro Leistung kompensiert werden
könne, müsse sich noch zeigen. -ms
Mit Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen
für die Praxen stellte Spelmeyer fest, dass kuri-
oserweise die Budgetierung des Gesamthono-
rars geholfen habe. Weniger Leistungen hätten
bei gleicher Geldmenge dazu geführt, dass
die KVWL mehr Leistungen zum vollen Preis
bezahlen konnte. Trotz Pandemie hätten viele
Mitglieder deshalb ein gleich hohes oder sogar
höheres Honorar erwirtschaften können. Am
Ende hat die KVWL im 1. Quartal 2020 rund 1,5
Prozent mehr Honorar als im Vorjahresquartal
ausgeschüttet. Auch das sei ein Grund dafür,
dass bislang nur relativ wenige Praxen den
Schutzschirm in Anspruch nehmen mussten.
Für diejenigen, die dennoch einen größeren
pandemiebedingten Einbruch zu erleiden hatten,
hätten die Regelungen des Schutzschirms plan-IT-Sicherheitsrichtlinie:
Nicht so und nicht jetzt!
Vertreterversammlung der KVWL verabschiedet Resolution
N
ach der Vertreterversammlung der wälzen und immer neue Anforderungen zu
KBV hat nun auch die Vertreterver- formulieren, die die Lebenswirklichkeit vieler
sammlung der KVWL den Entwurf Arzt- und Psychotherapeutenpraxen schlicht
der IT-Sicherheitsrichtlinie abge- ignorierten.
lehnt. In einer Resolution, die die KVWL-VV
im Rahmen ihrer Sitzung am 4. September
einstimmig verabschiedete, sprachen sich die Wo ist der Nutzen für Ärzte und Patienten?
VV-Mitglieder mit Nachdruck dafür aus, dass
„die Kosten für die Umsetzung der IT-Sicher- Konsens der lebhaften Diskussion innerhalb
heitsrichtlinie in den Praxen in vollem Umfang der Vertreterversammlung war, dass die oft
von der gesetzlichen Krankenversicherung hochgelobten Möglichkeiten der Digitalisie-
refinanziert werden“ müssen. rung endlich mal den Ärzten und Psychothe-
rapeuten sowie deren Patienten zugutekom-
„Wäre der ursprüngliche Entwurf der IT- men müssten. „Es ist doch allgemein bekannt,
Sicherheitsrichtlinie im geplanten Zeitraum und das wird auch kassenseitig gar nicht
umgesetzt worden, wäre dies ein regelrech- bestritten, dass alle digitalen Anwendungen
tes Arztvernichtungsprogramm!“ Mit deutli- bisher vor allem den Krankenkassen nutzen“,
chen Worten distanzierte sich KVWL-Vorstand kritisierte beispielsweise BÄK-Präsident
Thomas Müller von dem bisherigen Entwurf Dr. Klaus Reinhardt, der gleichzeitig auch
der Sicherheitsrichtlinie. „Wie kann denn Mitglied der KVWL-VV ist. Selbst bei vielen
die Politik allenthalben betonen, die Corona- jüngeren Ärzten und Therapeuten, die als
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Krise sei noch lange nicht überwunden, nur eher technikaffin gelten können, sei der Frust
um dann auf jene, die maßgeblich an der darüber groß, dass die Digitalisierung nicht
Bewältigung der Pandemie beteiligt sind, endlich mal vom Arzt und seinen Patienten
nämlich Sie, die niedergelassenen Ärzte und aus gedacht werde, hieß es in einer anderen
Psychotherapeuten, unnötigen zusätzlichen Wortmeldung. Hinzu komme, dass Ärzte und
Druck auszuüben?“ fragte Thomas Müller in Psychotherapeuten im Gegensatz zu privat-
das Plenum und kritisierte damit den engen wirtschaftlich geführten Unternehmen keine
Zeitplan. Möglichkeit hätten, zusätzliche IT-Kosten über
höhere Preise zu refinanzieren. Wenn der
Auf Zustimmung musste er nicht lange Gesetzgeber das so wolle, müsse er es auch
14
warten, denn offensichtlich hatten viele VV- bezahlen.
Mitglieder auf eine solch klare Positionierung
gewartet. Dabei war es allen Diskutanten Alle diese Argumente flossen schließlich in
wichtig, nicht als Digitalisierungsverweigerer die Resolution der KVWL-Vertreterversamm-
dazustehen. Nicht die voranschreitende Ver- lung ein (s. rechts), die eine klare Haltung zur
netzung wurde kritisiert, sondern die Art und geplanten IT-Sicherheitsrichtlinie transpor-
Weise, wie die Politik versuche, Kosten abzu- tiert: Nicht so und nicht jetzt! -msResolution
zur 18. ordentlichen Sitzung der XV. Vertreterversammlung
der KVWL am 04.09.2020
Antragsteller: Vertreterversammlung Thema: IT-Sicherheitsrichtlinie
Die Vertreterversammlung der Kassenärztli- Vor Einführung von neuen IT Anwendun-
chen Vereinigung Westfalen-Lippe fordert: gen müssen die Datenschutz – Folgeab-
schätzung und der Datenschutz gewähr-
Keine Umsetzung der IT-Sicherheitsrichtli- leistet sein.
nie zum jetzigen Zeitpunkt – keine Umset- Jegliche Neueinführung von IT Anwendun-
zung ohne Gegenfinanzierung! gen sind auf die Zunahme an Bürokratie
und zusätzlichen Zeitaufwand in den Pra-
Die Vertreterversammlung der KVWL sieht xen zu prüfen.
die Vertraulichkeit wie die Sicherheit von Zusätzliche Datenerhebung, sowie doppel-
Patientendaten als hohe zu bewahrende Gü- te Dateneingaben ohne Nutzen für die An-
ter. Eine angemessene IT-Sicherheitsrichtlinie wender und Patienten werden abgelehnt.
für alle an der Digitalisierung medizinischer
Kommunikation teilnehmenden hausärztli- Begründung:
chen, fachärztlichen und psychotherapeuti- Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte so-
schen Praxen ist deshalb unabdingbar. wie Psychotherapeutinnen und -therapeuten
sind derzeit durch die Bekämpfung der Coro-
Die Einführung und Umsetzung der verein- na-Pandemie und die Aufrechterhaltung der
barten IT-Sicherheitsrichtlinie Patientenversorgung extrem eingebunden.
zum jetzigen Zeitpunkt und Eine zusätzliche Umsetzung der Vorgaben
ohne jede Form der Gegenfinanzierung aus der Sicherheitsrichtlinie gemäß § 75b Ab-
lehnt die Vertreterversammlung der KVWL satz 1 Sozialgesetzbuch V wird viel Aufwand in
entschieden ab. den Praxen verursachen. Durch die notwendi-
ge starke Einbindung des Praxisteams in die
Sie fordert Bundesgesundheitsminister Spahn Umsetzung würden wichtige Versorgungsres-
9/2020
auf, sourcen unnötig gebunden.
die Einführung der IT-Sicherheitsrichtlinie
auf die Zeit nach der Corona-Pandemie, Nach den Analysen der KVWL liegt der finanzi-
zumindest jedoch auf das Jahr 2022 zu elle Aufwand für die Implementierung der IT-Si-
verschieben, cherheitsrichtlinie im fünfstelligen Eurobereich.
die Einführung der IT-Sicherheitsrichtlinie Für größere Berufsausübungsgemeinschaften
in Stufen zuzulassen, um die niedergelasse- erhöhen sich die Kosten. Im Gegensatz zu an-
nen Ärzte und Psychotherapeuten zeitlich deren Unternehmen können die Arzt- und Psy-
nicht zu überfordern. chotherapeutenpraxen ihre erhöhten Betriebs-
kosten nicht über den Preis ihrer Leistungen
15
Die Vertreterversammlung fordert weiterhin, refinanzieren. Zudem hat die politisch gewollte
die Kosten für die Umsetzung der IT-Si- und geförderte Digitalisierung bislang für die
cherheitsrichtlinie – insbesondere die Praxen noch keinen Mehrwert gebracht. Des-
Kosten für die Einführung durch zertifi- halb müssen die Kosten für die Umsetzung der
zierte Dienstleister, sowie die laufenden IT-Sicherheitsrichtlinie in den Praxen in vollem
Kosten vollumfänglich refinanzieren zu Umfang von der gesetzlichen Krankenversiche-
lassen. rung refinanziert werden.Bundesgesundheitsminister Spahn im Dortmunder Ärztehaus:
KVWL-Vorstand drängt auf weniger COVID-19-
Bürokratie und mehr Entlastung für die Praxen
richtlinie nach den vorgegebenen
Fristen umzusetzen. KVWL-Vorstand
Thomas Müller: „Mit den Umset-
zungsfristen verbunden sind im-
mense finanzielle und organisato-
rische Belastungen für die Praxen,
die unter den gegebenen Bedin-
gungen einfach nicht tragbar sind.
Auch muss aus unserer Sicht klar
gewährleistet sein, dass die Auf-
wände, die den Praxen bei der Um-
setzung der IT-Sicherheitsrichtlinie
entstehen, vollständig refinanziert
werden.“
W
eniger Bürokratie bei eindrucksvoller Beweis: Unsere Mit- Bundesgesundheitsminister Spahn
9/2020
COVID-19-Testverfahren, glieder haben einen wesentlichen lobte im Gespräch mit dem KVWL-
vereinfachte Abrechnung Anteil daran, dass die Corona-Pan- Vorstand dann auch die Leistungs-
der damit verbundenen demie in unserem Landesteil nicht fähigkeit des ambulanten Versor-
Leistungen, mehr zeitlicher Spiel- aus dem Ruder gelaufen ist“, so der gungsbereiches und verstand die
raum bei der Umsetzung der IT- KVWL-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk westfälisch-lippischen dringlichen
Sicherheitsrichtlinie und eine ein- Spelmeyer. „Was wir jetzt für den Anregungen als konstruktive Im-
fache Anstellungsmöglichkeit von ambulanten Versorgungsbereich pulse für die weitere politische
unterstützenden Mitarbeitern in brauchen, sind einfache, leicht um- Arbeit zur Bewältigung der Coro-
möglicherweise notwendigen Coro- zusetzende Rahmenbedingungen, na-Krise. Dr. Volker Schrage, stell-
na-Diagnose- und -Behandlungszen- die den Praxen für den anstehen- vertretender KVWL-Vorstandsvor-
16
ten: Diese zentralen Botschaften den Herbst und die zu erwartenden sitzender: „Wir sind davon
hatte der KVWL-Vorstand für ein steigenden Patientenzahlen wirk- überzeugt, dass wir die Herausfor-
kurzes Gespräch mit Bundesge- lich Hilfe und Entlastung bieten.“ derungen der Pandemie in diesen
sundheitsminister Jens Spahn Vor diesem Hintergrund sei es den Herbst- und Wintermonaten meis-
(CDU) Ende August im Dortmunder niedergelassenen Vertragsärzten tern können – wenn wir die not-
Ärztehaus zusammengefasst. „Die und –psychotherapeuten auch nicht wendige politische Rückendeckung
zurückliegenden Monate sind ein zuzumuten, die IT-Sicherheits- erhalten.“ vityWER
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info@kv-boerse.deGrippeschutzimpfung:
Gerade jetzt besonders wichtig!
W
o Schutz für die eige- Schwangere und Bewohner in Al-
ne Gesundheit möglich ters- oder Pflegeheimen möglichst
ist, sollte dieser auch in gegen Influenza geimpft werden.
Anspruch genommen
werden. Und das gilt in der anste- An dieser Stelle kommt den nieder-
henden Hochsaison für Infektions- gelassenen Vertragsärzten ein wei-
krankheiten und mit Blick auf die teres Mal eine entscheidende Rolle
aktuelle Corona-Pandemie ganz zu. Sie sind für ihre Patienten erste
besonders für die Schutzimpfung Ansprechpartner, wenn es um das
gegen Influenza – und hier vor al- Thema Gesundheit geht. Und das
lem bei älteren und chronisch kran- macht sie mit Blick auf die Influenza-
ken Menschen. Natürlich auch um Impfquoten, die nach Ansicht der
weitestgehend zu verhindern, dass STIKO unter den aktuellen Umstän-
sich Influenza- und COVID-19-Infek- den „erheblich gesteigert“ werden
tionen überlagern. sollten, zu wertvollen Multiplikatoren.
Sie beraten, können mögliche Vorur-
Die Ständige Impfkommission teile ausräumen und natürlich auch
(STIKO) am Robert Koch-Institut die Impfungen durchführen. In Zeiten
schätzt in einer ihrer jüngsten von Corona ist in den kommenden
Stellungnahmen, dass für die an- Monaten mit einer gesteigerten
stehende Grippesaison rund 25 Nachfrage nach der Grippeschutz-
Millionen Impfdosen zur Verfügung impfung zu rechnen. Diese Nachfrage
stehen werden – deutlich mehr als gilt es mit individueller Beratung und
in den Vorjahren. Aber nach Aussa- ärztlichem Fachwissen aufzufangen.
ge der STIKO trotzdem noch nicht
genug, um die vielfach von der Po- Die KVWL hat mit Wirkung zum
litik geforderte Grippeschutzimp- 15. August 2020 die regionale Impf-
fung für die gesamte Bevölkerung vereinbarung mit den gesetzlichen
Deutschlands realisieren zu kön- Krankenkassen angepasst und di-
nen. Die STIKO unterstreicht ihre verse Beschlüsse des Gemeinsamen
Empfehlung, dass mit den verfüg- Bundesausschusses zur Anpassung
baren Impfstoffdosen insbesondere der Schutzimpfungs-Richtlinie – u. a.
die Personengruppen vollständig aufgrund des Masernschutzgeset-
gegen Influenza geimpft werden zes – umgesetzt. Einen Beitrag dazu
sollten, die ein erhöhtes Risiko für finden Sie im Heft-Innenteil „praxis
schwere Verläufe einer Influenza intern“ auf Seite 15. Eine laminierte
(oder von COVID-19) haben (zum Übersicht ist dieser Ausgabe von
Beispiel Senioren, Menschen mit KVWL kompakt beigelegt.
chronischen Grundleiden) oder
die beruflich besonderen Risiken Und darüber hinaus finden Sie als
ausgesetzt sind (ärztliches und Einleger in diesem Heft ein Plakat
pflegerisches Personal, andere zum Thema „Grippeschutzimpfung“,
Mitarbeiter im Gesundheitswesen). das Sie in den Warteräumen Ihrer
Zudem sollten laut STIKO auch Praxis aushängen können. vity25
Millionen So können Sie Ihre Patienten zum
Impfdosen Impfen motivieren – hilfreiche Tipps
Für viele Patienten ist das Gespräch mit dem Arzt die wich-
tigste Informationsquelle, um sich für oder gegen eine Imp-
fung zu entscheiden. Um die Impfmotivation zu erhöhen,
sollten Sie und Ihr Praxispersonal die Patienten gezielt an-
sprechen. Hier einige Tipps:
stehen für die anstehende
Grippesaison zur Verfügung,
schätzt die Ständige
Impfkommission am RKI
Nutzen Sie die Möglichkeit eines praxisinternen
Erinnerungssystems.
Erinnern Sie auch Patienten, die Sie im vorigen Jahr
geimpft haben.
Verdeutlichen Sie, wie wichtig eine Impfung während der
Corona-Zeit ist.
Legen Sie Informationsmaterial im Wartezimmer aus. Die KVWL
bietet eine umfangreiche Auswahl an Informationsmaterial zum
Download im Internet an unter www.kvwl.de und den Rubriken
Navigation, Verordnung sowie Impfen.
9/2020
Die Frage der Wirtschaftlichkeit in der Impfsaison 2020/2021
Das Risiko einer Regressforderung
19
Für die Impfsaison 2020/2021 hat der Gesetzgeber neue Grenzen der Wirtschaftlichkeit definiert. So
gilt in dieser Impfsaison eine Überschreitung der bestellten Menge von bis zu 30 Prozent gegenüber
den tatsächlich erbrachten Impfungen nicht als unwirtschaftlich (§ 106b Absatz 1a SGB V). Damit
wurde die erst im Jahr 2019 vom Bundesgesundheitsministerium eingeführte Regelung zur Wirt-
schaftlichkeit angepasst, wonach Ärzte für zu viel bestellten Impfstoff zahlen sollen. Die KBV hatte
sich für eine Streichung dieser Regelung eingesetzt, weil sie zu Verunsicherung führe, nicht zur
Verbesserung der Impfraten beitrage und sie das Regressrisiko steigern könne.Praxisabläufe in Pandemie-Zeiten richtig organisieren
Gut organisierte Praxisabläufe können dabei helfen, das Risiko einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 während eines
Impftermins zu mindern. Die organisatorischen Möglichkeiten sind allerdings abhängig von den Praxisräumen und
den Patienten. Soweit möglich, empfiehlt die STIKO unter anderem folgende Maßnahmen:
Gesonderte Impfsprechstunden einrichten Mehrere Impfungen auf einen Termin legen
Impftermine sollten so organisiert werden, dass Pa Sind neben der Influenzaimpfung weitere Impfungen
tienten und deren Begleitpersonen bestenfalls nicht sinnvoll, ist es möglich, mehrere Impfungen an einem
in den Praxisräumen warten müssen. Termin zu verabreichen.
Impftermine bei Erkältungssymptomen verschieben
Bei Vereinbarung der Impftermine soll darauf hin
9/2020
gewiesen werden, dass ein Termin gegebenenfalls zu
verschieben ist, falls der Patient oder die Begleit
person Erkältungssymptome aufweist.
20
Plakat zum Thema „Grippeschutzimpfung“ Bei mangelndem Impfstoff rechtzeitig informieren
(Einleger in diesem Heft) Patienten sollten rechtzeitig informiert werden, so-
bald ein Impfstoff für einen verabredeten Impftermin
nicht verfügbar ist.© Fathema Murtaza
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Träger des FriedensnobelpreisesZuwachs im Land der Praxisnetze:
app: Bielefeld als 23. Netz anerkannt
270 Mitglieder, 220 Praxen, fünf Fachgebiete – Kooperation seit mehr als 20 Jahren
M
ehr als 2.300 Ärzte und ausgezeichnet hat. Die Anerken-
Psychotherapeuten in nung des app: als Praxisnetz ist
rund 1.500 Praxen arbei- somit auch eine Anerkennung des-
ten im Bereich der KVWL sen, wozu sich unser Arbeitskreis
mittlerweile in Praxisnetzen zusam- fachlich und strukturell seit seiner
men, um die regionale Kooperation Gründung vor mehr als 20 Jahren
zwischen den Heilberuflern zum entwickelt hat“, erklärt Andreas H.
Wohle der Patienten zu verbessern. Abel, Diplom-Psychologe und Psy-
Nun wurde mit dem Praxisnetz chologischer Psychotherapeut aus
„app: Bielefeld e.V.“ (Arbeitskreis Bielefeld.
niedergelassener Psychologischer
PsychotherapeutInnen Bielefeld Im app: sind aktuell rund 270 Mit-
e.V.) bereits das 23. Praxisnetz in glieder aus mehr als 220 Praxen
Westfalen-Lippe anerkannt. Das der Fachgebiete Allgemeinmedizin,
Besondere: Es ist das erste Netz Frauenheilkunde und Geburtshilfe,
mit einem psychotherapeutischen Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde,
Schwerpunkt. Kinder- und Jugendlichenpsycho-
therapie sowie Psychologische Psy-
„Wir freuen uns sehr darüber, dass chotherapie im Großraum Bielefeld
die KVWL die intensive und fach- organisiert. „Durch diese enge Zu-
übergreifende Netzwerkarbeit der sammenarbeit zahlreicher Akteure
Psychologischen Psychotherapeu- konnten wir bereits verschiedene
ten in Bielefeld und Umgebung nun Projekte gemeinsam anschieben. tienten beispielsweise kostenlose
als besonders förderungswürdig In unserem Infobüro bieten wir Pa- Informationen und Beratung durch
9/2020
qualifizierte, ehrenamtlich tätige
Psychotherapeuten an und zur Be-
ginn der Corona-Pandemie haben
wir kurzfristig ein spezielles Sorgen-
und Hilfe-Telefon eingerichtet, an
das sich verunsicherte Bürger wen-
den können“, erklärt Abel.
In Praxisnetzen können Ärzte und
Psychotherapeuten verschiedene
22
Aspekte ihres beruflichen Alltags
gemeinsam und dadurch besser or-
ganisieren. Die intensive Kooperati-
on macht es zudem einfacher, neue
Versorgungsformen im Sinne einer
optimierten Patientenversorgung
gemeinsam zu erproben.KVWL-Vorstand Thomas Müller (l.). und Diane Weber, Leiterin des KVWL-Stabsbereichs Praxisnetze und
kooperative Versorgungsmodelle (2. v. l.), überreichten zusammen mit dem Bielefelder KVWL-Bezirks-
stellenleiter Dr. Hermann Brune (2. v. r.) dem psychologischen Leiter des Praxisnetzes und app:-Vor-
standsmitglied Dipl.-Psych. Andreas H. Abel (Mitte) sowie Gesundheitswissenschaftlerin und Praxis-
netz-Geschäftsführerin Jana Wilser (r.), und den app:-Vorstandmitgliedern Dipl.-Psych. Claudia Melcher
(3. v. l.) und Dr. phil. Dipl.-Psych. Monika Trentowska die Urkunde zur Praxisnetz-Anerkennung.
Praxisnetz-Anerkennung:
So geht’s
„Um als Netz anerkannt zu werden, Praxisnetze:
müssen verschiedene strukturelle Ihr Kontakt
und qualitative Vorgaben erfüllt
werden. Die große Zahl von Praxis- Stabsbereich Praxisnetze und
netzen in Westfalen-Lippe steht kooperative Versorgungsmodelle
somit auch für eine hochwertige Diane Weber
9/2020
und innovative ambulante Versor- Tel.: 0231 / 94 32 32 04
gung in unserer Region“, betont E-Mail: praxisnetze@kvwl.de
Diane Weber, Leiterin des KVWL-
Stabsbereichs Praxisnetze und ko-
operative Versorgungsmodelle. Die
Anerkennung von Praxisnetzen die Diagnosen und Diagnoseent-
erfolgt dabei in drei Entwicklungs- wicklungen in der jeweiligen Region.
stufen (Basisstufe, Stufe 1 oder Stu- All diese Informationen sollen den
fe 2). Mit der offiziellen Zertifizie- Praxisnetzen helfen, Verbesse-
rung als förderungswürdiges rungspotenziale zu erkennen und
23
Praxisnetz werden die Zusammen- eine belastbare Datenbasis aufzu-
schlüsse auch finanziell unterstützt bauen. Die KVWL steht allen, die
und erhalten mit dem „Praxisnetz- sich für die Gründung und Zertifi-
spiegel“ der KVWL individuelle und zierung eines Praxisnetzes interes-
ausführliche Informationen über ihr sieren, von Beginn an zur Seite und
Netz und die Netzmitglieder, aber unterstützt den Anerkennungspro-
auch über die Versichertenstruktur, zess organisatorisch.Die eigene Praxis für die Hosentasche
Das ZI hat ein Planspiel für mobile Endgeräte entwickelt /
Ziel: Spielend Gefallen finden an der Niederlassung
D
ie eigene Praxis gründen, Medizinstudierende sowie Ärztinnen
Schritt für Schritt aufbauen, und Ärzte, die sich in Weiterbildung
für zufriedene Patienten und befinden bzw. angestellt sind. Mit
Mitarbeiter sorgen, dabei dem Planspiel bieten sich die Kas-
noch die eigene Work-Life-Balance senärztlichen Vereinigungen als
nicht aus den Augen verlieren und Begleiter und Berater für die Nie-
der Verdienst muss auch stimmen: derlassung an. Für detaillierte Infor-
Der Alltag in einer Vertragsarztpra- mationen zur Vertragsarzttätigkeit
xis ist facettenreich – und kann jetzt verweist das Spiel auf www.lass-
auch auf mobilen Endgeräten nach- dich-nieder.de. Darüber hinaus bie-
gespielt werden. Das Zentralinstitut tet die KVWL unter www.praxisstart.
für die kassenärztliche Versorgung info ihr eigenes Informationsportal
(ZI) hat ein Planspiel mit dem Titel für den ärztlichen Nachwuchs und
„Praxisraum“ für Smartphones und umfangreiche Beratungsmöglichkei-
Tablets (Android und iOS) entwi- ten rund um die Niederlassung an
ckelt, das ab sofort kostenlos über (s. Info-Kästen).
den Apple App Store und den Goog-
le Playstore erhältlich ist.
Der Spielablauf
Das Planspiel „Praxisraum“ stammt
aus dem Haus der Firma Serious Ausgestattet mit einem Grund-
Games Solutions und macht erleb- budget kann der Spieler zunächst
bar, wie eine fiktive Vertragsarztpra- entscheiden, ob er eine Praxis über-
xis aufgebaut und dauerhaft orga- nehmen oder neu gründen möchte.
nisiert und geführt wird. Ziel des Bei einer Neugründung fallen keine
Spiels, das die Vertragsarzttätigkeit Übernahmekosten an, womit der
möglichst realistisch darstellt, ist Start günstiger ist; der Patienten-
es natürlich, junge Menschen für stamm muss aber neu aufgebaut
die Arbeit in der Niederlassung zu werden. Bei der Übernahme ist der
interessieren. Gleichzeitig soll mit Startpreis höher, weil Übernahme-
„Praxisraum“ Berührungsängsten kosten entstehen, es kann aber ein
rund um die Niederlassung begeg- vorhandener Patientenstamm über-
net werden. Die Zielgruppen sind nommen werden – eine strategischeEntscheidung also. Zum Spielstart
entscheidet der Spieler auch über
den Standort der Praxis und kann
sich damit örtliche Begebenheiten
(zum Beispiel gute Anbindung an
den Öffentlichen Personennahver-
kehr oder gute Parkmöglichkeiten)
zunutze machen. Die Aspekte
vor dem Start des Praxisbetriebs
werden im Spiel natürlich stark
vereinfacht abgebildet, um einen
reibungslosen Spielfluss zu gewähr-
leisten.
Hilfe bekommt der Spieler, der sich
übrigens zum Spielstart einen eige-
nen Avatar – also einen virtuellen
Doppelgänger – zusammenstellen
kann, von einer ebenfalls virtuel-
len Mentorin der Kassenärztlichen
Vereinigung. Diese wird als seriöse,
weibliche Figur dargestellt, die ihr
Wissen mit Sprechblasen an den
Spieler weitergibt. Die Mentorin
wird als verbindendes Element auch
9/2020
außerhalb des Spiels auf der zuge-
25
re Praxis
Gestalten Sie IhBeratungsangeb ote der KVWL hörigen Website der App auftauchen
und dort ebenfalls als Ansprechpart-
Die Praxis- bzw. Niederlassungsberatung nerin und Ratgeberin fungieren.
der KVWL berät interessierte Ärzte zu
folgenden Themen: Im Planspiel werden Zyklen gespielt,
die jeweils mit der Abrechnung ge-
Niederlassung im Allgemeinen genüber der Kassenärztlichen Ver-
Praxisneugründung einigung und der Auszahlung von
Praxisabgabe/ -übernahme Miete und Gehältern enden. Events,
Kooperationen und MVZ regelmäßige Aufgaben und spezielle
Anstellung Anforderungen (wie Urlaubsanfor-
Jobsharing derung eines Mitarbeiters) müssen
Fördermöglichkeiten in der Regel innerhalb des aktuellen
Patenschaft beim Start Zyklus abgeschlossen werden. Op-
in die eigene Praxis timal abgestimmte Abläufe in der
Praxis führen zu einem besseren
Ihr Kontakt: KVWL-Praxisberatung Spielergebnis.
Tel.: 0231 / 94 32 94 00; Fax: 0231 / 9 43 28 30 31
E-Mail: praxisberatung@kvwl.de „Ganz nebenbei“ müssen der Pra-
xisbetrieb organisiert und natürlich
die Patienten behandelt werden. Sie
haben einen Namen, ein Alter, eine
Berufsgruppe, persönliche Eigen-
schaften, wie Beratungsbedarf beim
Arztbesuch, und ein individuelles
Aussehen. Diese Informationen sind
in einer Patientenakte zusammenge-
fasst. Der Spieler hat die Möglichkeit
zu bestimmen, wie viele Patienten
er in der Terminsprechstunde an-
nehmen will. Dabei muss er abschät-
zen, wie viele Patienten seine Praxis
Start
Planen Sie Ih
ren Arbeitsta
gTutorial
mit der aktuellen Ausstattung an
medizinischen Geräten und Personal
versorgen kann. Bei offenen Sprech-
stunden ist die Anzahl der ange-
nommenen Patienten zufällig.
Das medizinische Fachpersonal hat
eine nach Person unterschiedliche
Qualifikation. Diese Qualifikationen
wirken sich auf den Betrieb der
Praxis aus. Sie können durch Fort-
bildungen erweitert werden, so dass
der Arzt dem Mitarbeiter weitere
Aufgaben delegieren kann. Damit
kann die Praxis mehr Patienten in
der gleichen Zeit behandeln und die
Work-Life-Balance des Arztes ver-
bessert sich. Neben den angestellten
ausgebildeten Mitarbeitern kann die
Praxis auch selbst Mitarbeiter aus-
bilden. Ist ein Auszubildender eine
lange Zeit in der Praxis, so ist seine
Ausbildung abgeschlossen und der
Praxispersonal
Spieler kann entscheiden, ob er den
Auszubildenden übernehmen will.
Was ist das Ziel des Spiels?
Spielziel ist es, eine wirtschaftlich
erfolgreiche Arztpraxis aufzubauen.
Der Spielerfolg wird durch drei Werte www.praxisstart.info
dargestellt: Qualität der Praxis, die an-
9/2020
hand der Zufriedenheit der Patienten Erste Anlaufstelle im
und Mitarbeiter abgeleitet wird, Work- Netz für alle, die sich
Life-Balance, die von der Arbeitsbe- für die Niederlassung
lastung des Praxisinhabers abhängt interessieren
und das Einkommen, das sich durch
die Verrechnung der Einnahmen mit Die KVWL hat vor inzwischen sechs
den laufenden Kosten ergibt. Jahren mit eine eigene
Nachwuchs-Kampagne ins Leben geru-
„Grau ist alle Theorie“ – was schon fen, deren Grundlage die Internet-Platt-
Dichterfürst Goethe wusste, haben form www.praxisstart.info bildet. Hier
27
sich auch die Entwickler des Plan- finden alle Interessenten Antworten
spiels „Praxisraum“ zu Herzen ge- auf die wichtigsten Fragen zum Thema
nommen. Realistisch, abwechs- Niederlassung, aber auch allgemein zur
lungsreich, anspruchsvoll und Nachwuchsförderung.
unterhaltsam – so macht Werbung
für die Arbeit in der Niederlassung
Spaß! vityDie EVA – eine Stütze der hausärztlichen
Versorgung
2. Westfälischer EVA-Tag Ende August im Dortmunder Ärztehaus
E
VA, die Entlastende Ver- Plenarsaal rund 100 am EVA-Thema rem Themen wie „EVA in der fach-
sorgungsassistentin für die interessierte Medizinische Fachan- ärztlichen Versorgung“ oder „Der
hausärztliche Versorgung, gestellte und freute sich über die antikoagulierte Patient“ vorsah.
wurde als Zusatzqualifikation große Resonanz auf die Veranstal- Praxisnah berichtete die EVA Chris-
für Medizinische Fachangestellte im tung. „Denn was wären wir nieder- tina Taccetta im Interview mit Dr.
Jahr 2008 gemeinsam von KVWL gelassenen Ärztinnen und Ärzte Peters aus ihrem Arbeitsalltag. Zu-
und Ärztekammer Westfalen-Lippe ohne Sie?“ Zusammen mit Elisabeth dem wurden Seminare angeboten
(ÄKWL) aus der Taufe gehoben. Zwei Borg, Leiterin des ÄKWL-Ressorts unter anderem zu den Themen „Te-
Jahre später nahmen die ersten Fortbildung, Moderator Dr. Hans- lemedizin 2020“, „Stresspräventi-
zwölf EVAs offiziell ihre Arbeit auf. Peter Peters aus dem Akademie- on“ oder „Kommunikation – Umgang
Seitdem hat sich viel getan. Nicht Lenkungsausschuss, Stefan Spieren mit schwierigen Patienten“. vity
nur, dass sich die Zahl der hausärzt- und Dr. Thomas Titgemeyer, Fach-
lichen EVAS binnen zehn Jahren arzt für Allgemeinmedizin aus Riet- Weitere Informationen zum Thema
9/2020
verhundertfacht hat, auch die Ar- berg-Mastholte, ging es durch das EVA finden Sie im Internet unter
beitsfelder und Rahmenbedingungen Vortragsprogramm, das unter ande- www.akademie-wl.de
haben sich kontinuierlich weiterent-
wickelt. Nicht umsonst nennt Stefan
Spieren, niedergelassener Facharzt
für Allgemeinmedizin aus dem sau- Moderator Dr. Hans-
erländischen Wenden, die EVAs eine Peter Peters aus
„Stütze der hausärztlichen Versor- dem Akademie-Len-
kungsausschuss im
gung.“ Spieren war einer der Refe-
Gespräch mit der
renten beim 2. Westfälischen EVA- langjährigen EVA
28
Tag der Akademie für medizinische Christina Taccetta
Fortbildung von KVWL und ÄKWL, aus Breckerfeld. Sie
der Ende August unter strengen berichtete anschau-
lich von ihrem ab-
Hygiene-Vorgaben im Dortmunder
wechslungsreichen
Ärztehaus abgehalten wurde. Arbeitsalltag.
Dr. Volker Schrage, stellv. Vorstands-
vorsitzender der KVWL, begrüßte imSie können auch lesen
