Mia Surselva Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva - Tomas

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Mia Surselva Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva - Tomas
mia Surselva
  Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva
Mia Surselva Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva - Tomas
Von den Gletschern
zu den Palmen
Die spektakulärste Alpenüberquerung
www.berninaexpress.ch
Mia Surselva Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva - Tomas
MIA SURSELVA

                                                                                Inhalt

                                                                                4     «Back to the roots»
                                                                                7     Hornschlittentradition in
                                                                                      Breil/Brigels
                                                                                9     Auf schmalen Latten
                                                                                12    Tiefschnee mit ­Suchtpotenzial
                                                                                15    Loipen von Giusep
                                                                                18    Wie aus Luft Sauerstoff oder
                                                                                      Stickstoff wird
                                                                                20    Übersichtskarte Winter

      Langlauf-Paradies Surselva                                                22     Wilde Pisten und coole
                                                                                      ­Schanzen
                                                                                25    Ein Leben für den perfekten Ski
Eigentlich müsste ich nicht mehr «von Berufs wegen» Trainingskilometer
abspulen, und doch nutze ich jede Gelegenheit, um ebendies zu tun –             27    Skitourparadies Safiental
Langlauf-Profi hin oder her. Doch wann und warum hat sich in mir diese          30    Die Natur als Lehrmeisterin
Leidenschaft für den Langlaufsport entwickelt?                                  33     Über Nacht geschehen
Um diese Frage zu beantworten, versetze ich mich in meine Kindheit zu-                ­wundersame ­Dinge
rück. Aufgewachsen in Trun, mit der Loipe vor der Haustüre, war es
                                                                                36    Die schönsten
für mich und meine Schwestern ein natürlicher Schritt, uns dem lokalen
                                                                                      ­Winterwanderwege
Skiclub und dem «Team Panda» anzuschliessen. Ich mochte sowohl die
spielerischen JO-Nachmittage, genoss aber bereits als Kind die Ruhe,            37    Die Surselva auf einen Blick
welche das Langlaufen in freier Natur mit sich brachte. Die Loipe Nor-
dic Surselva, welche wunderschön koupiert dem Vorderrhein entlang
von Trun nach Disentis führt, ist für mich bis heute etwas Besonderes.
In Trun startend, ist der Rückweg topografie-bedingt etwas einfacher.
Dies «rettete» mich, als ich mir als 10-jähriger Bub in den Kopf gesetzt
hatte, eben diese Strecke nach Disentis und zurück erstmals und ganz
alleine zurückzulegen. Ab Surrein träumte ich von der warmen Ofenbank,
dem Orangenpunsch und den Weihnachtsguezli – doch irgendwie habe
ich es geschafft und damit den Grundstein für viele weitere schöne Tou-
ren auf den Langlaufski gelegt.
Seit dieser Zeit ist viel passiert und ich sah auf Reisen zu Trainings- und
Wettkampfstätten die Langlaufloipen der ganzen Welt. Und doch kehre
ich sehr gerne in die Surselva zurück. Sei es wegen der imposanten
Bergkulisse, wegen der schneesicheren und herausfordernden Rund­
loipen oder ganz speziell wegen meiner Heimloipe Nordic Surselva:
Das Loipen­netz der Surselva bietet für jeden etwas und lässt jedes Lang-
                                                                                Impressum
läuferherz höherschlagen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ausserdem
                                                                                Herausgeberin: Surselva Tourismus AG
ist Langlaufen für mich Freiheit pur, hält richtig fit, und wenn du den Blick
                                                                                Redaktion: Cornelius Raeber, Viaduct
für die wunderschöne Natur entlang der Loipe niemals verlierst, nimmst
                                                                                Auflage: 28 000 Exemplare
du von jeder Tour unvergessliche Bilder mit. Passion und Leidenschaft           Design und Produktion: Viaduct, viaduct.ch
eben.                                                                           Fotografie: Daniel Ammann, Philipp Baer,
                                                                                Stefanie Blochwitz Fotografie, Festungs­
Bis bald auf der Loipe                                                          museum Sperre Trin

Toni Livers, ehemaliger Spitzenlangläufer aus Trun und heute Langlauf-
trainer bei Swiss Ski

3                                                                               www.surselva.info
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BREIL /BRIGEL S – PUR A . IDILL A .

                                       Breil/Brigels

                                      «Back to the roots»
          In Brigels erlebt «Banked Slalom» eine Renaissance. Beim geplanten
       Event zum Saisonabschluss stehen Freude am Schneesport, das gemütliche ­
          Zusammensein sowie das attraktive, musikalische Rahmen­programm
                                    im Vordergrund.

                       Sie sind Macher und haben Spass daran, in Brigels etwas zu be-
                       wegen. Sie, das sind Renato Livers, Darius Tuor und rund 40 weitere
                       Helferinnen und Helfer aus ihrem Freundeskreis, die 2016 einen
                       ersten «Sport Beat Banked Slalom» auf die Beine respektive auf
                       die Bretter gestellt haben. «Wir waren und sind immer noch be-
                       geisterte Boarder und sind früher auch Rennen gefahren», erzählt
                       Initiant Livers bei einem Treffen. Gemeinsam mit einem treuen
                       Helferteam haben die jungen Wilden einen attraktiven Event zum
                       Saisonabschluss eingefädelt. Wobei eingefädelt – um bei slalom-
                       technischen Begriffen zu bleiben – haben die Organisatoren defini­
                       tiv nicht. Der Anlass, der wie erwähnt 2016 zum ersten Mal durch
                       die Steilwandkurven ging, fand Jahr für Jahr mehr Zuspruch und
                       Wertschätzung – und wurde erst 2020 und 2021 durch einen
                       fiesen Winzling ausgebremst.

                       Musik als wichtiges Element
                       Aber das ist Schnee von gestern und es ist geplant, sofern es die
                       Umstände zulassen, zum Saisonabschluss wieder an den Start zu
                       gehen. «Bei diesem Event steht ganz klar der Faktor Spass im Vor-
                       dergrund – und nicht der Wettbewerbsgedanke», so Livers weiter.
                       «Auch ist es nicht unser Ziel, kommerzielle Erfolge zu feiern und
                       Geld zu verdienen, wir sind und bleiben eine Non-Profit-Organisati­
                       on.» Dank vielen Partnern, Dienstleistern, Sponsoren und mehreren
                       Organisationen könne das mittlerweile 5-stellige Budget gestemmt
                       werden.
                       Zum Faktor Vergnügen gehöre neben dem Schneeerlebnis auch
                       eine gehörige Portion Musik mit coolen Bands und DJs. «Wenn
                       immer möglich, laden wir auch einheimische Künstler ein – wie z. B.
                       Pascal Gamboni beim ersten Anlass 2016», sagt Livers und verspricht

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schon mal: «Alte und wilde Zeiten aufleben zu las-       Zudem mache es einfach Spass, zusammen mit Gleich-
sen – und ‹back to the roots› zu gehen.»                 gesinnten den «Back-to-the-roots-Gedanken» zu
Dabei vergisst Livers nicht zu betonen, dass der An­-    pflegen. Und noch etwas möchte er loswerden: «Es
lass von Beginn an auch für Skifahrer geöffnet ge-       ist ein sehr gutes Gefühl, etwas für Brigels zu ma-
wesen sei und nicht nur Snowboarder willkommen           chen, wir freuen uns riesig auf die fünfte Ausgabe.»
seien. Trotz unveränderter Grundidee, würden
selbstverständlich Arbeits- und Ablaufprozesse lau-
fend optimiert und auch die Strecke beim Skischul-
areal bei der Talstation noch interessanter gestaltet.
Diverse Bars entlang der Strecke wurden erweitert
sowie die Grill-&-Chill-Area im Zielbereich stetig
perfektioniert. Im Sponsorendörfli gibt es unter an-
derem auch die Möglichkeit, Testmaterial diverser           Banked Slalom –
Snowboardmarken auszuprobieren.                             oder was hat Slalom mit einer Bank zu tun?
                                                            Das englische Wort «bank» bedeutet ebenso wie in der
                                                            deutschen Sprache Bank oder Geldinstitut. «Bank» ist aber
Ideale Infrastruktur beim Skischulgebäude                   auch ein technischer Bergriff für «Überhöhung» und auch in
Findet das eher fun-sportliche Spektakel während            der Aviatik spricht man von «bank» – und meint damit Quer-
                                                            neigung, Kurven- oder Schräglagen. Weiter könnte «bank»
des Tages auf dem Areal der Skischule in gut er-
                                                            die Bande bedeuten, zum Beispiel die Bande eines Billard-
reichbarer Distanz zum Dorf statt, ist das angren-          tisches oder eines Eisfelds.
zende Skischulgebäude mit seinem Restaurant am              Die Bezeichnung «bank» respektiv «banked» stammt aber
                                                            auch aus den frühen Anfängen des Snowboardsports auf der
Abend das Zentrum für eine ausgelassene After­party
                                                            anderen Seite des Ozeans und meint sinngemäss Steilwand­
der besonderen Art. «Das dortige Gelände und die            kurve. Dazu Renato Livers, einer der Organisatoren des jähr-
Räumlichkeiten mit der vorhandenen Infrastruktur            lichen Banked-Slalom-Events in Brigels. «Die ersten Snow-
                                                            boarder und Snowboarderinnen Anfang der 70er-Jahre waren
sind ideal für unseren Event», gibt sich Livers glück-
                                                            für die Bergbahnbetreiber gelegentlich ein rotes Tuch und
lich und zufrieden. Der ganze Raum werde jeweils            auf den Skipisten nicht erwünscht.» Was blieb den geächte-
ausgeräumt und stilvoll dekoriert – 2019 sei es ein         ten Snowboardern, die angeblich die bestens präparierten
                                                            Unterlagen zerstörten, anderes, als neben die Pisten auszu-
Grafiker aus dem Unterland gewesen, der alles gratis
                                                            weichen und ihre Abfahrtswege durch verschneite und un­
und franco topprofessionell eingerichtet habe,              berührte Landstriche zu ziehen. «Durch mehrfach befahrenen
erzählt er weiter. Und nochmals erwähnt Livers die          Spuren im Tiefschnee und in den Wäldern entstanden dabei
                                                            die typischen Kanäle und Kurven mit ihren hohen Steilwänden»,
vielen Freunde und Bekannten, die unglaubliche
                                                            erklärt Livers – geboren war das kultige «Banked»-Treiben
Arbeit zum Gelingen des Events leisten würden.              der Snowboarder.
«Denn nicht zuletzt ist unser Anlass ein verbinden-         Zum Abschluss der Wintersaison lebt die «Tradition» in Brigels
                                                            weiter – zum Vergnügen von rund 300 Teilnehmerinnen
des Element zwischen Ein- und Zweitheimischen, die
                                                            und Teilnehmern und rund 200 Schaulustigen aus dem In-
nicht selten mit Bekleidungen und Material aus frü-         und Ausland.
heren Schneesportzeiten auftauchen», erwähnt er.

                                                                      Details siehe www.surselva.info
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    Vom Arbeits- zum High-Tech-Sportgerät:
    In Breil/Brigels lebt die Hornschlittentradition

    War der Hornschlitten einst ein Arbeitsgerät für die Bauern in den Alpen, ist er
    heute zum Renn- und Plauschgerät geworden. Sehr erfolgreich wird die Sportart
    Hornschlittenfahren noch in Breil/Brigels betrieben.

      Eschenholz eigne sich am besten für einen Horn-         Als acht oder neun solcher Freaks am 10. März
      schlitten, denn Esche sei ein hartes Holz, aber auch    1993 in Breil/Brigels den Hornschlittenverein grün-
      elastisch. «Darum ist ein Schlitten mit Druck und       deten, war Andrin Cavegn, der heutige Präsident
      Zug auf die handlichen Hörner gut lenkbar», erklärt     des Vereins, gerade mal dreijährig. «Damals stand
      Schreinermeister Dietmar Martin aus Sonthofen im        bei unseren Aktivitäten vor allem der Spass im
So entsteht ein traditio- Allgäu in der SWR-Sendung Hand-     Vordergrund», weiss Cavegn zu berichten, «aber
   neller Hornschlitten: werkerkunst. Martin ist einer der    irgendwann hat die Mitglieder der Ehrgeiz gepackt
                 letzten Hornschlittenbauer weit und breit,   und einige von ihnen haben in den Kampfmodus
                 aber nur noch selten bekommt er den Auf-     gewechselt» – unter anderen sein Onkel, der sogar
                 trag, einen neuen «Horner» zu produzieren,   einmal Europasieger wurde. Apropos Kampfmodus
     wie die urchigen Schlitten auch genannt werden.          – er habe als Fahrer auch schon zu viel gewollt, und
     Fachgerecht und mit viel Handarbeit sägt er dann die     wer vor der Kurve nicht bremse, riskiere eben einen
     Einzeltteile wie Beine und Sattel zurecht, spannt        Bandencrash, so seine Erfahrung.
     verleimte Holzschienen, die zu geschwungenen Ku-         Aber der Reihe nach: Ab 1995 fanden in der Folge
     fen werden, in eine Passform, verbindet die Ele-         erste Hornschlittenevents auf der Rennstrecke
     mente millimetergenau und verstärkt die am meisten       Artugl–S.Giacun statt, die jeweils von mehreren
     beanspruchten Stellen – immer mit dem Ziel, den          100 Zuschauern verfolgt wurden. Im Jahre 1998 war
     Rahmen des Gefährts beweglich zu halten. Drei Ar-        dann auch der heutige Präsident als Achtjähriger
     beitstage später folgt noch der Besuch beim Schmied,     erstmals mit Kollegen am Start und als Höhepunkt
     der die glühend heissen Metallkufen aufzieht und         winkte 2003 die Durchführung einer Europameis-
     anpasst. Fertig ist der ursprüngliche Hornschlitten,     terschaft auf der Brigelser Strecke. Nach einer kurzen
     der einst ein wichtiges Arbeitsgerät der alpinen         Pause übernahmen 2007 die jungen Wilden um
     Landwirte war. Damit haben sie unter anderem wäh-        Andrin Cavegn das Ruder, sprich die Lenk-Holmen
     rend des Winters Heu vom Maiensäss ins Tal ge-           der Hornschlitten, und organisieren seitdem jedes
     ­fahren oder auch geschlagene Baumstämme aus             Jahr Anfang Januar auf der Artugl–S.Giacun-Piste
      höher gelegenen Wäldern in die Sägerei trans-           Plauschrennen im Rahmen der SHSV-Trophy des
      portiert.

    Freaks aus Breil/Brigels als Trendsetter
    Aber irgendwann kam der Faktor Spass dazu
    und findige Freaks haben begonnen, mit
    diesen traditionellen Geräten, aber auch mit
    neuen Konstruktionen, Rennen zu fahren oder
    Funanlässe zu organisieren. Denn mittlerwei-
    le sind Hornschlitten ebenso High-Tech-Ge-
    räte, die teilweise von den Athleten selber ge-
    baut werden und schnell mal einige Tausend
    Franken kosten.

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                                                        auf viele Helferinnen und Helfer aus dem Umfeld
                                                        des Vereins zählen. Mit dem Wechsel auf die neue
                                                        Bahn erhofft er sich zudem, das Interesse für seine
                                                        Sportart in den diversen Kategorien (Hornschlitten,
                                                        Rodel, Schlitten und Bobs) wieder neu zu wecken.
                                                        «Bis vor fünf oder sechs Jahren haben zwischen 25
                                                        und 30 Teams an unseren Events teilgenommen,
                                                        davon auch einige reine Frauen- oder Ehepaar-
                                                        Mannschaften», weiss Cavegn – mittlerweile seien
                                                        es noch 6 bis 8 Teams.
                                                        Mit dabei immer Cavegn und einige Kollegen.
                                                        Als Surselva- oder Pista-Boys sind sie kreuz und quer
                                                        in Österreich oder im Südtirol unterwegs, um
                                                        Europacup- und andere Rennen zu bestreiten. Mit
                                                        im Gepäck immer Helm, Rückenpanzer, andere
                                                        Schutzkleidungen sowie die speziellen Sportschuhe
                                                        mit Spikes für den Anschieber und Skischuhe mit
                                                        Metallplatten, welche dem Steuermann besseres
                                                        und sicheres Lenken ermöglichen. Denn schon die
                                                        Vorfahren und ihre Arbeitsgeräte haben erfahren,
Schweizerischen Hornschlitten und Schlittenvereins.     so ganz ungefährlich sind die rasenden Abfahrten
Am Start verschiedene Kategorien für Horn- und          mit den Hornschlitten nicht.
Rodel- sowie «normale» Schlitten und Bobs. Weiter
zeichnete der Verein 2014 für die Durchführung          PS: Die mittlerweile 18 Mit-
der Hornschlitten-Schweizer-Meisterschaften und         glieder und Könner des
die Bündner Rodel- und Schlittelmeisterschaft ver-      Club da Schliusas Breil/
antwortlich. 2018 traf sich weiter die Hornschlitten-   Brigels zeigen gerne, wie
Elite in Breil/Brigels zur Schweizer Meisterschaft.     Hornschlittenfahren geht.
                                                        Entsprechendes Equip-
Neue Strecke und Angebote                               ment sowie Schutzkleidung
«Die bisherige Rennpiste hatte jedoch einige Nach-      können vor Ort gemietet
teile», erklärt Cavegn und präzisiert: «Sie lag über    werden.                             Andrin Cavegn: ein Meister
weite Strecken im Wald und war dementsprechend                                                    auf zwei Kufen

oft mit Ästen und sonstigen Waldrückständen be-
deckt, zudem war sie für das Publikum nicht gut ein-
sehbar und der Transport der Schlitten an den Start              Mehr Informationen zum Hornschlittenrennen findest
war auch aufwendig.» Also ging man über die Bü-                  du hier: www.surselva.info

cher, eine neue Piste war gefragt – und man wurde
fündig. Seit 2020 dürfen die Sportsfreunde aus
Breil/Brigels ihre Lieblingsbeschäftigung auf der neu
angelegten Piste Tgariel am oberen Dorfrand aus-
üben. «Auf der knapp 800 Meter langen Strecke
                                                           Der Schweizerische Hornschlitten und Schlittenverein (SHSV)
können wir den Schnee besser einbringen und ver-
                                                           ist Teil von Swiss Sliding (www.swiss-sliding.com) und setzt
teilen und auch die Transportmöglichkeiten der             sich für den Erhalt des traditionellen Hornschlittensports in
verschiedenen Schlitten vom Ziel an den Start sind         der Schweiz wie auch im Europacup ein. Er vertritt sechs
                                                           Hornschlitten-Clubs und Schlitten-Vereine aus den Kantonen
viel besser», begründet Cavegn die Wahl für eine
                                                           Graubünden, St. Gallen und Uri.
neue attraktive Bahn. Bei den anfallenden Arbei-
ten für die aufwendige Pistenpräparation kann er           www.swiss-sliding.com
                                                           www.hsc-brigels.ch
                                                           www.issu.at
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Mia Surselva Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva - Tomas
OBERSA XEN MUNDAUN – PUR A . VESTA .

    Auf schmalen Latten durch die Nacht gleiten
Mit der beleuchteten und beschneiten Nachtloipe in Flond kann Obersaxen Mundaun
den Langläuferinnen und Langläufern ein besonderes Ferien- und Sporterlebnis bie-
     ten. Auf diesen Winter hin wird dieses Angebot optimiert und ausgebaut.

                   «Wenn es frisch geschneit hat, fahre ich jeweils um 4 Uhr
                   morgens los, um die neuen Spuren zu ziehen», sagt
                   Ludwig Tschuor, «ansonsten bin ich vor allem ab dem         Obersaxen Mundaun
                   späteren Nachmittag im Einsatz.» Für die paar weni-
                   gen Menschen, die ihn noch nicht kennen: Tschuor ist
                   derjenige, der im Schneegebiet von Obersaxen Mun­
                   daun Loipen- aber auch Schlittel- und Wanderwege
                   pflegt und «fit» hält, damit die Gäste täglich ihre Genuss-
                   momente erleben dürfen. Sein treuer Freund und Helfer – ein
                   Pistenbully Kässbohrer 100 mit 6-Zylindermotor und 253 Pferde-
                   stärken.
                   «Ich wohne in Untermisanenga und gehe in der Regel zu Fuss nach
                   Obermisanenga, wo ‹meine› Maschine steht», sagt Tschuor. Bei
                   Neuschnee gehe es dann zuerst am Rufalipark vorbei nach Affeier
                   und nach Miraniga, dann auf die Kartitscha und je nach Witterung
                   auch ins Wali. Anschliessend sind Surcuolm, die Bündner Rigi und
                   Sasolas an der Reihe und auch der Schlittelweg nach Ilanz wartet
                   auf professionelle Pflege und Behandlung. «In Valata bei den Berg-
                   bahnen tanke ich jeweils voll und um circa 9 Uhr bin ich in Flond, wo
                   ich die beliebte Hauptloipe präpariere und mir auch Zeit für einen
                   kurzen Znüni nehme», sagt Tschuor.
                   Anschliessend, wenn andere gemütlich aus den Federn steigen,
                   nimmt er die Wanderwege in Richtung Dachlisee und Pifal, Markal
                   und Chlinga unter die Raupen. «Alles in allem fahre ich an einem
                   solchen Tag wohl gegen 100 Kilometer», schätzt Tschuor und führt
                   weiter aus, dass nach seiner Mittagspause und einem Picknick aus
                   dem Rucksack noch Wege über Tusa, Giraniga, St. Martin bis zum
                   Wali auf dem Präparierprogramm stünden.

                   Allzeit bereit – für alle Fälle
                   Auf seinen Touren durch den Obersaxer und Mundauner Schnee hat
                   Tschuor schon das eine oder andere erlebt: besondere Naturbe-
                   obachtungen und Tierbegegnungen sowieso, aber auch mit Ord-
                   nungshütern hat er seine Erfahrungen gemacht. «Einmal hat mich
                   in Flond die Polizei angehalten», erzählt er. Nach kurzem, ungutem

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Mia Surselva Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva - Tomas
Gefühl sei er jedoch nur gebeten worden, auf die        Weniger ist mehr
Schnelle einen Heli-Landeplatz zu präparieren. Im       «Die Ansprüche unserer Gäste sind hoch, aber das
Zusammenhang mit einem Unfall wurde die Rega            ist gut so», sagt Claudio Bernasconi von den Werk-
angefordert. Lächelnd erzählt er weiter, er habe auch   betrieben Obersaxen Mundaun. Nicht zuletzt darum
schon eine langlaufende Dame «gerettet», die der-       habe man 2018 beschlossen, das Langlaufnetz zu
massen im Tiefschnee eingesunken sei, dass sie sich     optimieren, zu konzentrieren und die Loipe in Flond
nicht mehr selber habe befreien können. «Hie und        aufzuwerten, sprich mit einer Beleuchtung und
da fallen zudem Äste oder ganze Bäume auf die Pis-      einer Beschneiungsanlage zu versehen. «Wir müssen
ten und Wege, und auch schon ist mir eine Raupe         haushälterisch mit unseren Ressourcen umgehen,
von den Rädern gesprungen – und das bei minus 15        sind doch die Aufwendungen für alle Loipen und
Grad», erzählt er. «In solchen Momenten fallen dann     Winterwanderwege nicht zu unterschätzen», so
schon ein paar Flüche.» Darum hat Tschuor immer         Bernasconi. «Lieber einige Kilometer weniger präpa­
das entsprechende Werkzeug wie Kettensäge,              rieren, dafür die Qualität erhöhen». So ist der Ent-
Schraubenschlüssel, Raupenspanner und dergleichen       scheid für die Beleuchtung und die Beschneiung der
im Gepäck – für alle Fälle. Ansonsten habe er nicht     Flonder Loipe sehr gut aufgenommen worden.
viel zu fluchen, wie er ausführt, denn er ist mit       «Dank der Schneeproduktion können wir kritische
seinem Job sehr zufrieden und freut sich darüber,       Stellen gezielt aufbessern und auch das abendliche
wenn es auch die Gäste sind.                            Langlaufen entspricht einem grossen Bedürfnis

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und ist sehr beliebt», hat er die Erfahrung gemacht.       Anlagen», erklärt Bernasconi. Nebenbei erwähnt
Dabei hat Bernasconi, der selber in Flond wohnt,           er auch, dass dank einer neu angeschafften Fräse
bezüglich der Schneeproduktion ein gutes Gewissen,         tadellose Profilspuren für das klassische Langlaufen
stammt das dafür nötige Wasser doch aus dem                angeboten werden können. «Der klassische Stil ist
Überlauf des gemeindeeigenen Reservoirs. «Die Loipe        stark im Kommen», weiss er. Aber nicht nur in die
in Flond ist auch deshalb sehr beliebt, weil sie für die   Spuren wird investiert. «Ab diesem Winter sind
Region sehr gut erreichbar, mit dem ÖV erschlossen         wir in der Lage, auf der Flonder Ebene nicht nur die
ist und auch genügend Parkplatzmöglichkeiten zur           knapp 900 Meter lange Loipenschlaufe, sondern
Verfügung stehen», weiss der Flonder. Zudem verfü-         auch die erweiterte Loipe Nr. 2 und total 1,6 Kilome­
ge das angrenzende Mehrzweckgebäude über Du-               ter zu beleuchten», bestätigt er. Weiter können die
schen und Garderoben, die genutzt werden können.           Verant­wortlichen auf eine mobil einsetzbare Be-
                                                           schneiungsanlage zählen, wie Bernasconi ergänzt –
Das Langlaufangebot gezielt ausbauen                       und denkt, dass den Gästen in der Region ein tolles
Ein besonderes Augenmerk legen die Verantwort-             Angebot in herrlicher Landschaft zur Verfügung
lichen der Gemeinde ebenso darauf, Loipen und              steht. Der Winter kann kommen.
Winterwanderwege zu entflechten. «Mit weniger
Wegkreuzungen und getrennten Spuren vermeiden
wir Konflikte und Schäden bei der Nutzung unserer

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OBERSA XEN MUNDAUN – PUR A . VESTA .

Durch den Tiefschnee zu stapfen hat
­Suchtpotenzial
Auch im Winter, wenn alles schneebedeckt ist und die Temperaturen im Minusbereich
verharren, lebt die Natur. Eine Möglichkeit, das hautnah und sorgenfrei zu erleben,
ist eine Wanderung auf einem ausgesteckten Schneeschuhtrail in Obersaxen.

Im eigenen Rhythmus und Tempo durch den frischen
Tiefschnee stapfen, die frische Bergluft einatmen,
den Fernblick über die Berge der Surselva schweifen
lassen und die Ruhe geniessen – nur dem eigenen
Ein- und Ausatmen oder einem im verschneiten Ge-
äst raschelnden Vogel zuhören (ja, die Natur lebt
auch im Winter).
Es ist diese spezielle Winterruhe, die man zu Hause
kaum erleben darf und die Alltagssorgen vergessen
lässt. Wer es schon ausprobiert hat, weiss, wie sich
das Wandern auf einem Schneeschuhtrail anfühlt
und welche unvergesslichen Empfindungen das
Stapfen im Schnee auslösen können – und damit sei
es gesagt: Schneeschuhwandern hat Suchtpoten-
zial.

Auch im Winter lebt die Natur
Weil das Schneeschuhwandern so beliebt ist, haben
die Obersaxer drei neue und attraktive Schnee-
strecken ausgesteckt. «Wobei die Strecken nicht
nur schön, sondern auch sicher sein sollen», er-
klärt Markus Isenmann, der für die Streckenwahl
verantwortlich ist und die Wege jeweils schon vor
der Wintersaison aussteckt. «Die Trails sind ohne
Karten begehbar, da die Routen mit rosafarbenen
Pfosten gut sichtbar ausgesteckt sind. Aber wer
will, kann die Ortung auch auf sein Smartphone run-
terladen», ergänzt er. Allerdings rät er davon ab,
sich bei sehr dichtem Nebel in unbekanntem Ge-         Markus Isenmann
                                                       Isenmann ist in Horgen am Zürichsee aufgewachsen und war
lände zu bewegen. Spezielle Lawinenkenntnisse
                                                       1999 erstmals als Biketourenführer in der Surselva unter-
hingegen seien nicht nötig, um die Obersaxer Trails    wegs. Gleichzeitig hat er seinen Wohnsitz in die Region ver-
zu nutzen, weiss Isenmann und betont, dass die         legt. Der gelernte Innendekorateur hat auch im Sport­handel
                                                       gearbeitet und in der Folge diverse Ausbildungen zum
Begehung der Wege absolut ungefährlich sei. «Ein-
                                                       Schneeschuh- und Wanderleiter absolviert. Isenmann liebt
zig die Strecke Surcuolm–Bündner Rigi ist bei unsi-    das Bergsteigen, das Biken und hat schon diverse Wander­
cheren Lawinenverhältnissen zu meiden», gibt er zu     expeditionen in Alaska und Südamerika geleitet. Die Sursel-
                                                       va hat ihn nicht mehr losgelassen – heute wohnt er in Tenna
bedenken.
                                                       im Safiental.

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OBERSA XEN MUNDAUN – PUR A . VESTA .

Appetit auf mehr bekommen
Bezüglich der richtigen Ausrüstung empfiehlt er,
auch bei kurzen Strecken die Stöcke nicht zu ver-
gessen. «Sie geben einfach eine bessere Balance»,
macht Isenmann regelmässig die Erfahrung. An-
sonsten rät er, Schneeschuhe zu tragen und sich wie
für ein Schlittelabenteuer oder eine Wanderung
­anzuziehen. Weiter sei es zweckmässig, einen Ruck-
 sack mit ausreichend Verpflegung, Getränken und
 allenfalls Ersatzwäsche mitzunehmen. «Wer will,

                                                      Dem «Gemschi» bei der Schatzsuche helfen
                                                      Das Wintersportgebiet um den Piz Mundaun auf spielerische
                                                      Art und Weise kennenlernen – dank einer Schatzsuche mit dem
                                                      lustigen «Gemschi».
                                                      «Gemschi», die flinke Skikanone aus der Obersaxer Bergwelt,
                                                      hat ein kleines Problem – aber wirklich nur ein kleines. Und ganz
                                                      genau genommen ist es auch gar keins, im Gegenteil: Es hat (zu)
                                                      viel Schnee im Wintersportgebiet von Obersaxen Mundaun. Ehr-
                                                      lich gesagt ist es ja genau das, was sich alle grossen und kleinen
                                                      Wintergäste in der Region und sowieso die Menschen rund um
                                                      den Piz Mundaun für die anstehende Wintersaison erhoffen.

                                                      Das Skigebiet auf spielerische Art und Weise kennenlernen
                                                      Aber zurück zu «Gemschis» (kleinem) Problem. Noch vor dem
                                                      grossen Schnee hat es zehn Schatzkisten im Wintersportgebiet
                                                      versteckt und kann sie jetzt nicht mehr finden – eben, weil es
                                                      zu viel Schnee hat. Aber das sympathische «Gemschi» darf bei
                                                      seiner Suche natürlich auf die Hilfe von vielen Kindern, Eltern und
                                                      anderen Schatzjägern zählen. Also, nichts wie los und ab auf die
                                                      Pirsch – oder besser gesagt auf die Piste zur «Gemschi»-Chal-
                                                      lenge. «Die Idee hinter dieser heiteren Schatzsuche ist, dass
                                                      unsere Gäste das Wintersportgebiet auf eine spielerische Art und
                                                      Weise besser kennenlernen», sagt Markus Isenmann, einer der
                                                      Initianten dieses spassigen Wintererlebnisses.
                                                      «Kreuz und quer im Wintersportgebiet zwischen Wali und Saso-
                                                      las und zwischen Stein und Valata sind die zehn Boxen versteckt,
                                                      aber alle sind gut mit den Ski oder mit dem Board erreichbar und
                                                      nicht allzu schwer zu finden», weiss Isenmann. «Eine Schatz-
                                                      karte gibt entsprechende Hinweise», verrät er schon mal. Diese
                                                      Schatzkarte ist bei Surselva Tourismus Info Obersaxen in Meier-
                                                      hof erhältlich.

                                                      Zur Belohnung die exklusive Obersaxen-«Gemschi»-Tasse
                                                      Und so funktioniert die «Gemschi»-Challenge: Hol dir im Infobüro
                                                      in Meierhof eine Schatzkarte und lege gleich los. Suche anhand
                                                      dieser Karte die zehn versteckten «Gemschi»-Schatzkisten
kann natürlich in einem der aufgeführten Restau-      im Wintersportgebiet von Obersaxen Mundaun. Wenn du alle
rants einen feinen Lunch oder sonst eine Stärkung     erfolgreich aufgespürt hast, gibt es zur Belohnung die exklusive
                                                      Obersaxen-«Gemschi»-Tasse. Diese kannst du im Informations-
zu sich nehmen.» Neueinsteigern empfiehlt er, für     büro Meierhof abholen – da lässt sich der kleine «Charmebol-
die ersten Trails nur kurze Routen auszuwählen.       zen» nicht lumpen. Er ist ja so froh, darf er auf die Unterstützung
«Dann hoffe ich, dass die markierten Wanderstre-      von vielen Schatzjägern und -jägerinnen zählen, um sein (kleines)
                                                      Problem zu lösen.
cken Appetit auf mehr machen und unsere Gäste         Kosten: 8 Franken pro Schatzkarte, 35 Franken pro Familie
Lust bekommen, sich für ihren Aufenthalt in den       ( 2 Erwachsene und maximal 3 Kinder )
Bergen weiterzubilden – zum Beispiel lawinen-
technisch.» Wer einen Schneeschuhtrail lieber mit
professioneller Begleitung begehen will, nutzt die
angebotenen geführten Touren.
IL ANZ/GLION – PUR A . CULTUR A .

                                                            Ilanz/Glion

               Lang laufen auf Loipen von Giusep
          Langlauf-Geheimtipp Ilanz/Glion: Wer es nicht glaubt, teste die schön
        in die Natur eingebetteten und aussichtsreichen Loipen in Ladir, Siat und
           Castrisch. Gut möglich, dass man ­dabei auf ­Giusep Arpagaus trifft –
          entweder in der Funktion als Langlauflehrer oder beim ­Präparieren von ­
                            Loipen und Winterwanderwegen.

                     Das Langlauffieber habe ihn schon vor mehr als 30 Jahren gepackt,
                     erzählt Giusep Arpagaus aus Ladir. Anscheinend hat er seine Passion
                     im Laufe der Jahre mit so viel Begeisterung gelebt, dass ihn immer
                     wieder Kolleginnen und Kollegen um langlauftechnischen Rat ge-
                     fragt haben. «Ich war jedoch nicht Langlauflehrer und wollte auch
                     keine falschen Tipps geben», sagt Arpagaus.
                     «Was nicht ist, kann ja noch werden», hat er sich wohl gesagt – und
                     liess sich vor knapp zehn Jahren bei Swiss Snowsports in mehreren
                     Modulen zum Langlauflehrer ausbilden. Seine ersten Angebote für
                     Langlaufkurse – jetzt als ausgebildeter Langlauflehrer – stiessen auf
                     steigendes Interesse und vor fünf Jahren organisierte er auf An­-
                     regung von zwei Neffen den ersten Langlaufkurs in Siat. Die beiden
                     Neffen waren es auch, die mit einem alten Schneetöff, einer selbst
                     konstruierter Walze und dem Verein Pro Siat im Rücken im Gebiet Tuf
                     eine 950 Meter lange Loipe in den Schnee gezogen haben. «Ein
                     aufwendiges Projekt, das aber grossen Anklang fand und von vielen
                     Sponsoren unterstützt wurde», weiss Arpagaus. Mittlerweile er-
                     leichtert eine kleine Pistenmaschine die Präparierung der Loipe.

                     Pistenbully anstatt Harley Davidson
                     Vor zwei Jahren dann hat Arpagaus – ebenfalls aus persönlichem
                     Interesse – eine frühere, während zweier Jahre bestehende Loipe
                     in Ladir wiederbelebt, so dass sich Gäste und Einheimische über
                     zwei perfekt in der Landschaft gelegene Loipen freuen. «Eine 750
                     Meter lange Spur liegt im Flachen und kann sowohl im klassischen
                     Stil wie für Skating benutzt werden», berichtet der als Jobcoach

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bei der Argo in Chur tätige Arpagaus. Die zweite,        Ladirer-Loipe als sozialer Treffpunkt vor. Ein Thema
anspruchsvollere Skatingspur über 3,5 Kilometer          seien auch Langlaufkurse für Grosseltern mit ihren
sei sogar für ambitionierte Athleten eine ideale         Enkeln oder solche für Menschen mit einer psychi-
Trainingsstrecke, das habe ihm der ehemalige             schen Erkrankung, zählt der initiative Arpagaus auf.
Trainer der estländischen OL-­­Nationalmannschaft        Und deutet damit an, welches die eigentliche
und heutige Trainer des Schweizer Ski-OL-Ka-             Hauptmotivation für sein Wirken ist: Menschen zu-
ders, Gion Schnyder bestätigt, erwähnt Arpagaus.         sammenführen und ihnen die Freude am Langlauf
Wer denn die Loipen fachgerecht unterhalte und           weitergeben. Dabei kommt er auf seine lernwilligen
stets im Schuss halte, so die Frage. «Während sich       Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer zu sprechen,
andere in ihrer Midlifekrise eine Harley Davidson        von denen viele wiederkommen und von den schö-
kaufen, habe ich mir einen Occasion-Pistenbully          nen gesellschaftlichen Erlebnissen auf der Loipe
100 geleistet, für den ich auch bald eine feste ‹Be-     schwärmen. «Hoffnungslose Fälle, die den Lang-
hausung› bauen will», klärt Arpagaus die gestellte       laufsport schnell wieder aufgeben, kenne ich nicht»,
Frage mit einem Schmunzeln auf den Stockzähnen           sagt der Langlauflehrer überzeugt und macht damit
(aktuell ist sein Gefährt noch in einer provisorischen   den letzten Zweiflern Mut, das Laufen auf schmalen
Zeltgarage untergebracht). Dabei vergisst er nicht,      Latten auszuprobieren – am besten auf einer der
seine Familie zu erwähnen, die ihn bei seinem Projekt    drei Loipen rund um Ilanz.
tatkräftig unterstützt.
                                                         Strenge, aber schöne Tage und Wochen
Menschen zusammenführen                                  während der Hauptsaison
Für die Zukunft wälzt Arpagaus aber noch viele           Als Eigentümer eines Pistenbully ist Arpagaus noch
andere Pläne mit «seiner» Langlaufloipe, die neben       zu einem weiteren zeitintensiven Zusatzjob ge-
derjenigen in Siat und Castrisch zu einem attrakti-      kommen. Im Auftrag der Weissen Arena und der
ven, noch nicht übernutzten und aussichtsreichen         Gemeinde Ilanz/Glion unterhält er das Winter-
Loipenangebot in der Gemeinde Ilanz/Glion gehört.        wandernetz zwischen Ruschein, Ladir und Falera
So schwebt ihm u. a eine Besenbeiz entlang der           sowie einen Teil der Talabfahrt vom Crap Masegn
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nach Ruschein und Ladir. «Das heisst schon mal,
morgens um 2 Uhr aufzustehen, sich durch hohe
Schneemassen zu kämpfen und die vom Schnee
verwehten Wegmarkierungen anzupeilen, um sich
nicht im Nebel zu verfahren», führt er aus. Drei
Stunden seien für diese Arbeiten veranschlagt, das
reiche jedoch, um rechtzeitig am Morgen Termine
für seine Arbeitgeberin in Chur wahrzunehmen. Am
Abend, nach der Arbeit bei der Argo, sei es dann
wieder die Loipe, welche auf eine frische Präparie-
rung warte. «Ja, es sind oftmals strenge und lange,    Giusep Arpagaus
aber auch schöne Tage zwischen Januar und März»,       Der gelernte Schreiner und ehemalige Mitinhaber einer eige-
betont Arpagaus und rechnet vor, dass er während       nen Schreinerei in Rueun hat als Lehrmeister und Prüfungs-
                                                       experte immer wieder Berufslernende mit besonderen Bedürf-
der Hauptsaison rund 400 Stunden im nur teilweise
                                                       nissen kennengelernt. Die Arbeit mit den lernschwächeren
entlöhnten Einsatz steht. «Rund 230 Stunden gehen      Jugendlichen hat ihn dazu bewogen, sich vermehrt mit sozial-
auf das Konto für die Pisten- und Wegpräparationen     pädagogischen Themen auseinanderzusetzen. Nach einem
                                                       Praktikum in der Casa Depuoz in Trun, im Zentrum für Schule,
und während 170 Stunden – meist an Wochenenden
                                                       Ausbildung und Integration, hat er als Betreuer und Gruppen-
und Feiertagen – leite ich meine Kurse für langlauf-   leiter einer Erwachsenenwohngruppe gearbeitet, die Matura
freudige Einheimische und Gäste» – das alles neben     nachgeholt und anschliessend ein Studium für Soziale Arbeit
                                                       an der Fachhochschule St. Gallen absolviert. Heute arbeitet
seinem Beruf, den er jedoch sehr flexibel handhaben
                                                       der Sozialpädagoge als Job-Coach bei der Argo-Stiftung für
könne. Was sagt uns dieses enorme Engagement           die Integration von Menschen mit Behinderung in Chur.
Arpagaus’ für den Langlaufsport? Das Fieber ist noch
nicht abgeklungen.

         www.surselva.info/Langlaufloipe-Ladir
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Wie aus Luft Sauerstoff oder Stickstoff wird
Dass bis 2005 eine Fabrik in Ilanz Atemluft ansog, diese in Einzelstoffe «zerlegte»
und die Endprodukte neuen Nutzungen zuführte, ist nur wenig bekannt. Ein Besuch
in einer stillgelegten Sauerstofffabrik.

Zu finden ist die Ende der 60er-Jahre erbaute und       Zum Abschluss der kurzen Führung durch das
etwas versteckte Lufttrennanlage zuhinterst an          «Museum» erwähnt Diethelm, sogar die für die An-
der Via Santeri in einem Ilanzer Industriequartier.     lage nötige Energie sei direkt vor Ort produziert
Betritt man das Gebäude, wähnt man sich in einer        worden – und führt in einen angrenzenden Neben-
anderen, vergangenen Zeit. Mechanische Geräte,          raum. «Um auch diesbezüglich unabhängig vom
Schaltpulte, Kompressoren und geheimnisvolle            örtlichen Energienetz zu sein, wurde ein mehrere
Röhrensysteme erzählen von einem Produktions-           Tonnen schwerer 400-PS-Schiffsmotor nach Ilanz
kreislauf, den man in Ilanz kaum erwartet: «In dieser   geschafft.» Betrieben worden sei das Ungetüm
Fabrik, die die letzte ihrer Art ist, wurde bis 2005    mit Diesel und habe pro Stunde Laufzeit mehr als
im Auftrag der Armee Sauerstoff, Stickstoff und         40 Liter verbrannt. Heute werde das Monster nur
Pressluft fabriziert», weiss Markus Diethelm vom        noch gelegentlich für Funktionskontrollen angewor-
Festungsmuseum Sperre Trin. Er betreut diesen           fen.
seltsamen Maschinenpark. Um unabhängig von der
Privatwirtschaft zu sein, wurde einst in den drei       Gefährliche Arbeiten
Anlagen Langenthal BE, Luchsingen GL und eben in        Dass die Arbeit in der Sauerstofffabrik nicht ganz
Ilanz Umgebungsluft angesogen, komprimiert und          ungefährlich war, beweist die Notfalldusche gleich
in einem Molekularsieb entfeuchtet. In einem wei-       beim Eingang. «Die Mitarbeitenden seien angewie-
teren Wechselbetrieb zwischen Trennturm                 sen gewesen, ihre Kleider täglich zu wechseln, denn
und Entspannungsmaschine wurde das Kondensat            ein Ölfleck auf dem Overall und Sauerstoff würden
abgekühlt – wobei abgekühlt recht nett tönt.            sich schlecht vertragen.
«Bei Minus 183 Grad wurde der Sauerstoff flüssig,       Heute sei ein Besuch in der Fabrik jedoch absolut un-
bei Minus 196 Grad auch der Stickstoff», erklärt        gefährlich, auch wenn ein Besucher, eine Besucherin
Diethelm das Prozedere. Allerdings war das noch         aus Versehen irgendeinen der vielen Knöpfe drü-
nicht das Ende der Produktionskette. «Die gewon-        cken oder Hebel bedienen sollte, beruhigt Diethelm,
nenen Flüssigkeiten wurden auf einen Kondensator        «das ganze System ist ausser Betrieb und zudem
geleitet und verdampft respektive in Gasform umge-      fehlt das exakte Wissen, um die Anlage wieder fach-
wandelt und in grossen Ballons im Dachstock des Fa-     gerecht in Betrieb zu nehmen.»
brikgebäudes zwischengelagert», führt er weiter aus.
Bis 10 000 Liter Gas habe ein solcher Ballon gefasst.   Schlechtwetterprogramm: Führungen sind möglich
                                                        Wer sich die interessante Anlage ansehen will, kann
Diverse Nutzungen der Endprodukte                       das aktuell an einzelnen Freitagen und Samstagen
Genutzt wurden die produzierten Stoffe auf viel-        pro Monat tun. Auf Anfrage sind auch Gruppen-
fältige Weise. «Abgefüllt in 2,5-Liter-Flaschen, ge-    führungen möglich. Wie lange das Gebäude, das im
hörte der Ilanzer Sauerstoff zur Grundausrüstung        Eigentum der Stadt Ilanz ist, noch stehen werde,
jedes Kampfpiloten, grössere Einheiten kamen in         sei jedoch offen, mutmasst Diethelm, irgendwann
200-­Liter-Flaschen als medizinaler Sauerstoff in       werde es wohl abgerissen. Hinweise zu Führungen
­Militärspitälern zum Einsatz und der Stickstoff wur-   sind im Veranstaltungskalender von Surselva Touris-
 de zum Schweissen oder zum Ausblasen der Hülsen        mus zu finden.
 von verschossener Munition eingesetzt», berichtet
 Diethelm.

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Winterkarte                                                                                        Hausstock
                                                                                                                                               Bündner Vorab
            Tourismusregion Surselva

                        Skigebiete

                                                                                               Piz d’Artgas

                                   Tödi
                                                     Bifertenstock
                                                                                                                                                Pigniu/Panix

                                                                     Brigelserhörner

                                                                                                                                   Waltensburg/Vuorz        Rueun

                                                                                               Breil/Brigels

                                                                                                                                                            Surcuolm

                                                                          Trun
                                                                                                                                      Meierhof

                                                                                                                                                               Piz Mundaun
                                          Sumvitg                                                                                               Stein

                                                                                                                                  Piz Sezner                           Vella
Disentis/Mustér

                                                                                                                                                                       Uors
                                                                          Piz Nadéls

                                                                                                                                        Lumbrein
           Schneeschuhtrails
              chneeschuhwanderung Cuolms da Siat
             S
             Schneeschuhwanderung Giraniga / Huot,
              Obersaxen           Piz Muraun
                                      Mundaun
              Schneeschuhwanderung Rundtour Riein
               Schneeschuhtrail Camana, Camana – Safien Platz                                                             Vrin
               Schneeschuhtrail Tscheurig, Thalkirch – Turrahus, Safiental
                Schneeschuhwanderung Um Su, Val Lumnezia
                 Schneeschuhwanderung Cumbel – S. Carli, Val Lumnezia
                  Schneeschuhwanderung Tenner Chrüz, ­Safiental
                   Schneeschuhwanderung Flanz ab Brigels
                    Schneeschuhwanderung Ladinas ab Andiast, Brigels
                     Schneeschuhwanderung
                                        Piz Medel Munt Sogn Gieri ab Waltensburg
                      Schneeschuhwanderung Rumasal, Brigels                                                                                                         Vals
                                                                                                                                                  Piz Aul
                       Schneeschuhwanderung Uaul Chiglina ab Andiast
                        Schneeschuhwanderung St. Martin / Wasma,
                         Obersaxen Mundaun
                         Schneeschuhwanderung Surcuolm / Bündner Rigi,
                          Obersaxen Mundaun
                                                                                       Piz Terri
                          Schneeschuhwanderung Val Zuorden ab Brigels
                           Schneeschuhwanderung Val Lumnezia – Obersaxen

                      www.surselva.info/Schneeschuhtouren/Touren
Chur

                                      Flims

                                                                                             Bonaduz
                        Laax

                                                             Versam
Ladir

                                  Valendas
Ilanz/Glion
                      Castrisch

                        Riein                             Tenna
                                  Piz Riein

                                   Piz Fess

           Duvin

                                                                                                      Thusis

                                         Safien Platz

                                                                                    Loipen
                                                                                      anglaufloipe Castrisch, Ilanz / Glion
                                                                                     L
        Crap Grisch                                                   Piz Beverin    L anglaufloipe Degen, Val Lumnezia
                                                                                      Langlaufloipe Gonda Ladir, Ilanz / Glion
                                                                                      Langlaufloipe Migliè / Plaun sut, Brigels
                                                                                      L anglaufloipe Plaun Rueun, Brigels
                                                                                       L anglaufloipe Siat, Ilanz / Glion
                                         Thalkirch                                      L anglaufloipe Thalkirch, Safiental
                                                                                         L anglaufloipe Trun – Disentis
           Piz Tomül                                                                      L anglaufloipe Trun – Surrein
                                                                                           L anglaufloipe Tschuppina, Brigels
                                                                                            L anglaufloipe Vella, Val Lumnezia
                                                                                             Langlaufloipe Plaun in Flond, Obersaxen Mundaun
                                                                                             L anglaufloipe Foppa in Flond, Obersaxen Mundaun
                                                                                              L anglaufloipe Valata in Flond, Obersaxen Mundaun
                                                                                                           Andeer
                                                                                               Nachtloipe Degen, Val Lumnezia
                                                                                                Nachtloipe Plaun Rueun, Brigels
                                                                                                 Nachtloipe Trun
                                                                                                  Nachtloipe in Flond, Obersaxen Mundaun

                                              Alperschällihorn

              Bärenhorn                                                                       www.surselva.info/Loipen-Touren
SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA .

                               Sumvitg        Trun

                   «Wilde Pisten erfinden
              und die coolsten Schanzen bauen»
       Seit 50 Jahren gibt es den Runal La Péra in Campliun bei Trun. Unzählige
        Kinder haben hier gelernt, ihre Ski und Boards in den Griff zu kriegen –
        aber nicht nur. Auch Eltern und Spaziergänger schätzen das Gebiet als
       familien­freundlichen Treff- und Ausgangspunkt. Zum 50. Geburtstag war
           ­jedoch ein kostenintensives «Facelfting» für den Skilift vonnöten.

                   Seine Ski- oder Snowboardspuren gemächlich durchs verschneite
                   Gelände ziehen – zielgenau hindurch zwischen halbhohen Stauden
                   und Büschen. Oder doch lieber auf schön präparierten und über-
                   sichtlichen Pisten talwärts sausen, vorbei an Ställen, die von frühe-
                   ren Zeiten erzählen. Da und dort vorbei an wackeren mit grossem
                   Aufwand gebauten Schanzen. Schanzen, welche bei einem Sprung
                   für Sekundenbruchteile annähernd ein Gefühl von Schwerelosigkeit
                   vermitteln – oder so! Alles in allem: ein sympathisches und fami­
                   lienfreundliches Mini-Skigebiet mit einem «Schlepper», der knapp
                   700 Meter lang ist und seine Gäste von Campliun auf etwas über
                   900 m ü. M. nach Cumadé auf gut 1000 m ü. M. transportiert.

                   Ein Liftmotor als Signal zum Skifahren
                   Dank La Péra müsse man nicht anderswo hin, um Ski zu fahren und
                   im Gelände des Skilifts könne man wilde Pisten erfinden und die
                   coolsten Schanzen bauen, berichten zwei unerschrockene Jünglinge
                   in einem Video auf der Website des Skilifts. Könnte gut sein, dass
                   bereits ihre Eltern erste Skierfahrungen an diesem Hang gemacht
                   haben. Denn immer während der schulfreien Zeiten am Mittwoch-
                   und Samstagnachmittag, am Sonntag sowie während der Ferien­
                   zeiten (und früher sogar während der ganzen Woche) war die Beför-
                   derungsanlage in Betrieb. Wenn der Lift seine Runden gedreht
                   habe, sei sein Motor weit herum hörbar gewesen, so ein anderer
                   Zeitzeuge in besagtem Video. Das typische Geräusch eines sich
                   drehenden Rads als ultimatives (Hör-)Zeichen, sich die Schneesport-
                   geräte zu schnappen, aufzubrechen, sich mit Kolleginnen und
                   Kollegen am Lift zu treffen – und sich von drei verschiedenen Bügel-

23
SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA .

typen­in die Höhe ziehen zu lassen (dies, weil im        geholfen, unsere Ziele zu erreichen», weiss Nora
Laufe der letzten 50 Jahre defekte Bügel sukzessive      Zürcher. Auch erfolgreiche Crowdfunding-Aktionen
durch andere Modelle ersetzt wurden).                    (wie ein Skitesttag mit Jacomet-Ski, siehe Seite 36
                                                         in diesem Magazin) hätten dazu beigetragen, den
Das Restaurant Refugi als Magnet                         Skilift der Herzen zu retten. Solche waren die
Mit dem Restaurant Refugi, das im Jahr 2000 ge-          1000-Franken-Patenschaft für einen neuen Skilift-
baut wurde, stand den Schneesportlerinnen und            bügel oder der «zentimeterweise» Verkauf des alten
Schneesportlern sowie Spaziergängern ein neues           Förderseils. Weiter hat der einheimische Nationalrat
Magnet zur Einkehr zur Verfügung und machte das          Martin Candinas Bundeshausführungen angeboten,
kleine, technisch nicht beschneite Gebiet zusätz-        um das Projekt zu unterstützen. «Auch haben wir
lich attraktiv. «Im Refugi können sich beispiels-        über Social Media unsere Netzwerke aktiviert und
weise Eltern treffen, während ihre Kinder selbst-        vom guten Medienecho profitieren können», zählt
ständig im Skigebiet unterwegs sind», erzählt Nora       Nora Zürcher weiter auf.
Zürcher, die Präsidentin des Verwaltungsrats Runal
Péra SA – und hebt damit den familienfreundlichen        Warten auf Holle
Aspekt von La Péra hervor.                               An der Anfang Oktober durchgeführten General-
                                                         versammlung dann die Erlösung: «Das nötige Geld
Generalüberholung zum runden Geburtstag                  für die Sanierung ist beisammen, der Skilift ist ge-
Aber just zum 50. Geburtstag stand das Weiter-           rettet», konnte La-Péra-Präsidentin Zürcher verkün-
bestehen dieser gemächlichen Familienidylle für          den. Das heisst, Schneesport ohne Hektik ist in
jedermann auf der Kippe. «Seit Sommer 2020 war           Campliun auch in Zukunft möglich. Oder wie es eine
klar, dass für die Weiterführung des Betriebs um-        Mutter aus Rabius ausdrückt: «Auf La Péra können
fassende Sanierungsmassnahmen nötig waren und            meine Töchter und ich auch mal ganz spontan die
gehandelt werden musste», so Nora Zürcher. An-           Ski anschnallen und nette Leute treffen.» Und dank
trieb, Steuerung, Bügel, das Spannseil und auch das      der Saisonkarte eines anderen Skigebiets habe sie
Förderseil waren in einem mangelhaften Zustand           für alle sehr preisgünstig Saisonkarten kaufen können,
und die Betriebssicherheit habe nicht mehr gewähr-       so die ortsverbundene Frau weiter. Jetzt fehlt nur
leistet werden können. Gefragt waren Taten –             noch eine andere Frau: Holle heisst diese und soll
Taten, die jedoch ihren (hohen) Preis haben.             tunlichst und termingerecht ihren Job ausführen.
War bereits der jährliche Saisonbetrieb nur dank
Beiträgen der Bergbahnen, Sponsorengeldern, mo-
deraten Löhnen für das Betriebspersonal und mit                   www.surselva.info/Skilift-Runal-Pera
viel Freiwilligenarbeit möglich, hätten die nötig ge-
wordenen Investitionen von rund 470 000 Franken
das Unternehmen definitiv überfordert.
                                                            Geschichte eines Skilifts –
Kein Grund für die Verantwortlichen, aufzugeben.
                                                            «Lein salvar nies Runal Péra»
Denn der Skilift La Péra soll auch in den nächsten
                                                            Je nach Witterungs- und Schneeverhältnissen finden in La
Jahrzehnten ein familiärer Treffpunkt für Gäste und         Péra wiederum Skischulwochen, Skirennen und Vollmond-
Einheimische bleiben und Raum für gemeinsame                skinächte mit Fondueplausch statt. Ausserhalb der regulären
                                                            Betriebszeiten kann das Restaurant wie auch das gesamte
Erlebnisse im Schnee bieten, so die definierte Vision.
                                                            Skigebiet für private Anlässe, Firmenanlässe oder Schullager
                                                            gemietet werden.
 Pate eines Skiliftbügels sein oder ein Stück
                                                            1971/1972	Bau des Skilifts, Investition 200 000 Franken
­Förderseil kaufen
                                                            1992	Erster Ersatz der Steuerung
 So ging man ans Werk und wurde kreativ, um das             2000	Bau des Restaurants Refugi bei der Talstation
 nötige Geld für die Investitionen zu organisieren.                    ­Clavauniev oberhalb von Campliun
                                                            2010/2011	Ganze Saison kein Betrieb infolge Schneemangels
 «In erster Linie haben die Gemeinden namhafte Be-
                                                            2017	Ersatz der Fernüberwachung
 träge in Aussicht gestellt aber auch Aktionäre,            2020	Planung für eine umfassende Sanierung und
 Sponsoren und diverse Organisationen haben mit-                        ­Rettung des Skilifts Péra
                                                            2021	Inbetriebnahme der sanierten Anlage

24                                                          «Lein salvar nies Runal Péra» – «Runal Péra ei salvaus»
SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA .

Ein Leben für den perfekten Ski
Mit den passenden Ski an den Schuhen das Skifahren so richtig geniessen. Was ge-
nau der passende Ski ist, dazu macht sich der innovative Skibauer Simon Jacomet
aus Surrein/Rabius täglich seine Gedanken – und experimentiert und optimiert und
macht immer weiter.

In der freien Natur unterwegs sein, die Sonne ge-
                                                       Simon Jacomet – ein Original
niessen, frische Luft atmen und über herrliche Aus-
                                                       Jacomet ist am 5. Oktober 1963 in Disentis geboren. Nach der
sichten staunen. Freunde treffen, sich an der regio-   Primarschule besuchte er das Gymnasium an der Klosterschu-
nalen Küche erfreuen und nicht zuletzt dem Körper      le und schloss das Gymi 1983 mit der Matura ab. Das Kloster
Gutes tun – oder einfach den Alltag vergessen und      und im Speziellen die Persönlichkeit von Pater Daniel Schön-
                                                       bächler haben ihn stark geprägt und ihn zu eigenständigem
Glück «erfahren»: Zu viel versprochen? Nein,           Denken angeregt sowie sein Interesse geweckt, der Sinnhaf-
denn diese Abenteuer könnten Skifahrern und an-        tigkeit aller Handlungen auf den Grund zu gehen.
deren Wintersportlern «blühen», wenn sie in den        Nach der Matura hat Jacomet vier Jahre Kunstgeschichte in
                                                       Florenz studiert. Nebenbei liess er sich zum Ski- und Snowboard­-
Bergen der Surselva unterwegs sind.                    lehrer ausbilden. Später war er als Instruktor für die Ausbildung
                                                       von Skilehrerinnen und Skilehrern zuständig. Durch seine
Das Spiel mit Energien und Kräften                         Tätigkeit als Schneesportlehrer hat er begonnen, sich für
                                                                biomechanische Bewegungsabläufe und den Skibau zu
Noch steigern kann man solche unver-                               interessieren. Sein damaliges Fazit: Die gängigen Ski
gessliche Wintergefühle, wenn Skifah-                                sind falsch konstruiert. Das war der Startschuss zu
rerinnen und Skifahrer den passenden                                  seiner Karriere als Skiproduzent.

Ski für den perfekten Schwung an
den Füssen haben. Aber wo liegt das
Geheimnis des passenden Skis? «Die
Fahrfreude beim Skifahren liegt in der
Leichtigkeit», philosophiert Skibauer
Simon Jacomet aus Surrein/Rabius. Der Pro-
duzent von hochwertigen Ski hat den Skibau revolu-
tioniert und darf als Ski- und Snowboardlehrer, als
Instruktor sowie als Gründer der Edel-Skimarke Zai
auf einen riesigen Erfahrungsschatz zählen. «Die
14 Jahre bei Zai waren enorm spannend und ich habe
viel experimentieren und mich mit Innovationen
austoben können», erzählt der Profi.
Auf seinem konsequenten Weg zu radikalen und
einfachen Skilösungen nutzt er heute das erwor-
bene Know-how für seine neue und unverkenn-
bare Skimarke «Jacomet», die er seit 2019 in einer
kleinen Manufaktur in Rabius fertigt. Ski, die ohne
Logo auf dem Produkt auskommen – dafür mit
differenzierter Oberflächenoptik auffallen. «Meine
neuen Ski verhalten sich nicht aggressiv, sie sind
‹frei›, solange sie flach geführt werden», so Ski-
bauer Jacomet zu den Eigenschaften seiner Errun-
genschaft – und erklärt auch, was er damit meint:
«Mit aggressiven Ski wird man zum Passagier und

25
SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA .

kann nicht mehr selber mit den Fliehkräften und
den Energien spielen.» Denn trotz wenig Kraftein-
satz des Fahrers oder der Fahrerin soll ein Ski sein
Energiepotenzial je nach Aufkantwinkel bei jedem
Fahrniveau dosiert und stabil entfalten können. «So
ist man jederzeit Meister der Situation.»

Der richtige Materialmix ist das Geheimrezept
Sticht zum Ersten das raffinierte und auffällige De-
sign seiner Ski ins Auge, liegt zum Zweiten ein an-
derer Sachverhalt sozusagen auf der Hand: Die Ski
sind sehr leicht! «Das hängt natürlich mit dem spar-     Winter 2020/2021 konnte er erste Serien ausliefern.
samen und ausgeklügelten Einsatz der verwendeten         Ab diesem Winter arbeitet er zudem mit einem re-
Materialien zusammen», klärt Jacomet auf. Als            gionalen Händler zusammen. Auch ein Onlinekanal
Basis seiner selbst entwickelten Skikerne diene u. a.    für den Verkauf ist im Aufbau. Hilfe bekommt er
schnell wachsendes und zertifiziertes Balsaholz.         dabei von seiner Frau Lucretia, die ihm die Buchhal-
Das bestimme das Gewicht, verlange aber wegen            tung abnimmt und auch sonst den Rücken freihält –
der Festigkeit eine neue Herangehensweise. Für           ansonsten ist Jacomet der klassische Selfmademan.
die Seitenwangen verbaut er keinen Kunststoff (wie
das sonst üblich sei bei der industriellen Produktion)   Das Glück gefunden
sondern Eschenholz und die eingesetzten Carbon­          So wie es scheint, hat der Tüftler mit seiner Manu­
fasern seien entscheidend, um die Kräfte zu über-        faktur das Glück gefunden, um seine Vision vom
nehmen und für das Produkt eine längere Lebens-          perfekten Ski Wirklichkeit werden zu lassen. «Mei-
dauer zu garantieren. «Carbonfasern sind definitiv       ne Unabhängigkeit ermöglicht mir die bedingungs-
besser als Glasfasern und dank der erzielten Ge-         lose Radikalität, die ich beim meinen Ski suche»,
wichtsreduktion erhöht sich auch die Drehfreudig-        betont der Künstler, der seinen innovativen Weg un-
keit», weiss Jacomet. Weitere Materialien, die den       beirrt weitergehen will. Auf diesem Weg will er
perfekten Mix ausmachen sind Gummi, Stahl für die        seine Produkte stets weiterentwickeln, sie gründlich
Kanten sowie die Aluminiumlegierung Titanal.             testen und auch mit neuen Materialien experimen-
                                                         tieren – damit seine Kunden mit grosser Freude und
Ab in die Presse                                         ohne grosse Kraftanstrengung durch die Kurven
«Ich lege sehr grossen Wert auf eine sorgsame Ver-       gleiten und mit den Fliehkräften spielen können.
arbeitung der Materialien», betont Jacomet und er-       «Denn Skifahren ist wie der Rhythmus guter Musik»,
gänzt, dass anfallende Reste wieder für die Skipro-      so Funk-, Jazz- und Rockfan Jacomet und fügt an:
duktion verbaut würden oder er damit auch andere         «Meine Arbeit kann man ein bisschen mit Rockmusik
Produkte wie Stühle und Sessel herstelle. Diese          vergleichen: radikal, straight, bodenständig und
resourcenschonende Produktion ist auch möglich,          ehrlich.»
weil Jacomet seinen Maschinenpark optimiert hat.
«Die neu angeschaffte CNC-Fräsmaschine ermög-
licht es mir, meine Produkte mit höchster Präzision         Simon Jacomet goes La Pera
herzustellen und so auch Material zu sparen.»               Was ihn denn mit dem Skilift La Pera in Campliun/Trun verbin-
Sind die Rohlinge in ihren Metallformen bereit, folgt       de? «Meine erste Freundin stammt aus Campliun, das war ein
                                                            zusätzlicher und guter Grund in diesem besonderen Gelände
der nächste Produktionsschritt. Eine Presse, die            Ski zu fahren», erinnert sich Jacomet. Er schätzt den kleinen
äusserst exakt eingestellt werden kann, bringt die          Skilift La Pera aber noch aus einem anderen Grund. «Das nahe
Ski unter Druck und Temperatur in die gewünschte            gelegene Gebiet eignet sich bestens als spontanes Testgebiet.
                                                            Dort kann ich neue Exemplare auch bei tieferen Tempi aus-
Form. «Leider wurde die Presse verspätet geliefert          testen.»
und ich habe den Winter 2019/2020 etwas ver-                Darum ist es auch ein grosses Anliegen Jacomets, diesen sym-
passt», bedauert Jacomet. Aber bereits im letzten           pathischen Skilift am Leben zu erhalten. Am 6. Februar dieses
                                                            Jahres hat er darum im Rahmen eines besonderen Events einen
                                                            Testtag mit seinen Jacomet-Ski durchgeführt. Der ganze erziel-
26                                                          te Erlös ging an das Crowdfunding-Projekt der Skilift Péra AG.
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