Mia Surselva Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva - Tomas
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MIA SURSELVA Inhalt 4 «Back to the roots» 7 Hornschlittentradition in Breil/Brigels 9 Auf schmalen Latten 12 Tiefschnee mit Suchtpotenzial 15 Loipen von Giusep 18 Wie aus Luft Sauerstoff oder Stickstoff wird 20 Übersichtskarte Winter Langlauf-Paradies Surselva 22 Wilde Pisten und coole Schanzen 25 Ein Leben für den perfekten Ski Eigentlich müsste ich nicht mehr «von Berufs wegen» Trainingskilometer abspulen, und doch nutze ich jede Gelegenheit, um ebendies zu tun – 27 Skitourparadies Safiental Langlauf-Profi hin oder her. Doch wann und warum hat sich in mir diese 30 Die Natur als Lehrmeisterin Leidenschaft für den Langlaufsport entwickelt? 33 Über Nacht geschehen Um diese Frage zu beantworten, versetze ich mich in meine Kindheit zu- wundersame Dinge rück. Aufgewachsen in Trun, mit der Loipe vor der Haustüre, war es 36 Die schönsten für mich und meine Schwestern ein natürlicher Schritt, uns dem lokalen Winterwanderwege Skiclub und dem «Team Panda» anzuschliessen. Ich mochte sowohl die spielerischen JO-Nachmittage, genoss aber bereits als Kind die Ruhe, 37 Die Surselva auf einen Blick welche das Langlaufen in freier Natur mit sich brachte. Die Loipe Nor- dic Surselva, welche wunderschön koupiert dem Vorderrhein entlang von Trun nach Disentis führt, ist für mich bis heute etwas Besonderes. In Trun startend, ist der Rückweg topografie-bedingt etwas einfacher. Dies «rettete» mich, als ich mir als 10-jähriger Bub in den Kopf gesetzt hatte, eben diese Strecke nach Disentis und zurück erstmals und ganz alleine zurückzulegen. Ab Surrein träumte ich von der warmen Ofenbank, dem Orangenpunsch und den Weihnachtsguezli – doch irgendwie habe ich es geschafft und damit den Grundstein für viele weitere schöne Tou- ren auf den Langlaufski gelegt. Seit dieser Zeit ist viel passiert und ich sah auf Reisen zu Trainings- und Wettkampfstätten die Langlaufloipen der ganzen Welt. Und doch kehre ich sehr gerne in die Surselva zurück. Sei es wegen der imposanten Bergkulisse, wegen der schneesicheren und herausfordernden Rund loipen oder ganz speziell wegen meiner Heimloipe Nordic Surselva: Das Loipennetz der Surselva bietet für jeden etwas und lässt jedes Lang- Impressum läuferherz höherschlagen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ausserdem Herausgeberin: Surselva Tourismus AG ist Langlaufen für mich Freiheit pur, hält richtig fit, und wenn du den Blick Redaktion: Cornelius Raeber, Viaduct für die wunderschöne Natur entlang der Loipe niemals verlierst, nimmst Auflage: 28 000 Exemplare du von jeder Tour unvergessliche Bilder mit. Passion und Leidenschaft Design und Produktion: Viaduct, viaduct.ch eben. Fotografie: Daniel Ammann, Philipp Baer, Stefanie Blochwitz Fotografie, Festungs Bis bald auf der Loipe museum Sperre Trin Toni Livers, ehemaliger Spitzenlangläufer aus Trun und heute Langlauf- trainer bei Swiss Ski 3 www.surselva.info
BREIL /BRIGEL S – PUR A . IDILL A . Breil/Brigels «Back to the roots» In Brigels erlebt «Banked Slalom» eine Renaissance. Beim geplanten Event zum Saisonabschluss stehen Freude am Schneesport, das gemütliche Zusammensein sowie das attraktive, musikalische Rahmenprogramm im Vordergrund. Sie sind Macher und haben Spass daran, in Brigels etwas zu be- wegen. Sie, das sind Renato Livers, Darius Tuor und rund 40 weitere Helferinnen und Helfer aus ihrem Freundeskreis, die 2016 einen ersten «Sport Beat Banked Slalom» auf die Beine respektive auf die Bretter gestellt haben. «Wir waren und sind immer noch be- geisterte Boarder und sind früher auch Rennen gefahren», erzählt Initiant Livers bei einem Treffen. Gemeinsam mit einem treuen Helferteam haben die jungen Wilden einen attraktiven Event zum Saisonabschluss eingefädelt. Wobei eingefädelt – um bei slalom- technischen Begriffen zu bleiben – haben die Organisatoren defini tiv nicht. Der Anlass, der wie erwähnt 2016 zum ersten Mal durch die Steilwandkurven ging, fand Jahr für Jahr mehr Zuspruch und Wertschätzung – und wurde erst 2020 und 2021 durch einen fiesen Winzling ausgebremst. Musik als wichtiges Element Aber das ist Schnee von gestern und es ist geplant, sofern es die Umstände zulassen, zum Saisonabschluss wieder an den Start zu gehen. «Bei diesem Event steht ganz klar der Faktor Spass im Vor- dergrund – und nicht der Wettbewerbsgedanke», so Livers weiter. «Auch ist es nicht unser Ziel, kommerzielle Erfolge zu feiern und Geld zu verdienen, wir sind und bleiben eine Non-Profit-Organisati on.» Dank vielen Partnern, Dienstleistern, Sponsoren und mehreren Organisationen könne das mittlerweile 5-stellige Budget gestemmt werden. Zum Faktor Vergnügen gehöre neben dem Schneeerlebnis auch eine gehörige Portion Musik mit coolen Bands und DJs. «Wenn immer möglich, laden wir auch einheimische Künstler ein – wie z. B. Pascal Gamboni beim ersten Anlass 2016», sagt Livers und verspricht 4
BREIL /BRIGEL S – PUR A . IDILL A . schon mal: «Alte und wilde Zeiten aufleben zu las- Zudem mache es einfach Spass, zusammen mit Gleich- sen – und ‹back to the roots› zu gehen.» gesinnten den «Back-to-the-roots-Gedanken» zu Dabei vergisst Livers nicht zu betonen, dass der An- pflegen. Und noch etwas möchte er loswerden: «Es lass von Beginn an auch für Skifahrer geöffnet ge- ist ein sehr gutes Gefühl, etwas für Brigels zu ma- wesen sei und nicht nur Snowboarder willkommen chen, wir freuen uns riesig auf die fünfte Ausgabe.» seien. Trotz unveränderter Grundidee, würden selbstverständlich Arbeits- und Ablaufprozesse lau- fend optimiert und auch die Strecke beim Skischul- areal bei der Talstation noch interessanter gestaltet. Diverse Bars entlang der Strecke wurden erweitert sowie die Grill-&-Chill-Area im Zielbereich stetig perfektioniert. Im Sponsorendörfli gibt es unter an- derem auch die Möglichkeit, Testmaterial diverser Banked Slalom – Snowboardmarken auszuprobieren. oder was hat Slalom mit einer Bank zu tun? Das englische Wort «bank» bedeutet ebenso wie in der deutschen Sprache Bank oder Geldinstitut. «Bank» ist aber Ideale Infrastruktur beim Skischulgebäude auch ein technischer Bergriff für «Überhöhung» und auch in Findet das eher fun-sportliche Spektakel während der Aviatik spricht man von «bank» – und meint damit Quer- neigung, Kurven- oder Schräglagen. Weiter könnte «bank» des Tages auf dem Areal der Skischule in gut er- die Bande bedeuten, zum Beispiel die Bande eines Billard- reichbarer Distanz zum Dorf statt, ist das angren- tisches oder eines Eisfelds. zende Skischulgebäude mit seinem Restaurant am Die Bezeichnung «bank» respektiv «banked» stammt aber auch aus den frühen Anfängen des Snowboardsports auf der Abend das Zentrum für eine ausgelassene Afterparty anderen Seite des Ozeans und meint sinngemäss Steilwand der besonderen Art. «Das dortige Gelände und die kurve. Dazu Renato Livers, einer der Organisatoren des jähr- Räumlichkeiten mit der vorhandenen Infrastruktur lichen Banked-Slalom-Events in Brigels. «Die ersten Snow- boarder und Snowboarderinnen Anfang der 70er-Jahre waren sind ideal für unseren Event», gibt sich Livers glück- für die Bergbahnbetreiber gelegentlich ein rotes Tuch und lich und zufrieden. Der ganze Raum werde jeweils auf den Skipisten nicht erwünscht.» Was blieb den geächte- ausgeräumt und stilvoll dekoriert – 2019 sei es ein ten Snowboardern, die angeblich die bestens präparierten Unterlagen zerstörten, anderes, als neben die Pisten auszu- Grafiker aus dem Unterland gewesen, der alles gratis weichen und ihre Abfahrtswege durch verschneite und un und franco topprofessionell eingerichtet habe, berührte Landstriche zu ziehen. «Durch mehrfach befahrenen erzählt er weiter. Und nochmals erwähnt Livers die Spuren im Tiefschnee und in den Wäldern entstanden dabei die typischen Kanäle und Kurven mit ihren hohen Steilwänden», vielen Freunde und Bekannten, die unglaubliche erklärt Livers – geboren war das kultige «Banked»-Treiben Arbeit zum Gelingen des Events leisten würden. der Snowboarder. «Denn nicht zuletzt ist unser Anlass ein verbinden- Zum Abschluss der Wintersaison lebt die «Tradition» in Brigels weiter – zum Vergnügen von rund 300 Teilnehmerinnen des Element zwischen Ein- und Zweitheimischen, die und Teilnehmern und rund 200 Schaulustigen aus dem In- nicht selten mit Bekleidungen und Material aus frü- und Ausland. heren Schneesportzeiten auftauchen», erwähnt er. Details siehe www.surselva.info 6
BREIL /BRIGEL S – PUR A . IDILL A . Vom Arbeits- zum High-Tech-Sportgerät: In Breil/Brigels lebt die Hornschlittentradition War der Hornschlitten einst ein Arbeitsgerät für die Bauern in den Alpen, ist er heute zum Renn- und Plauschgerät geworden. Sehr erfolgreich wird die Sportart Hornschlittenfahren noch in Breil/Brigels betrieben. Eschenholz eigne sich am besten für einen Horn- Als acht oder neun solcher Freaks am 10. März schlitten, denn Esche sei ein hartes Holz, aber auch 1993 in Breil/Brigels den Hornschlittenverein grün- elastisch. «Darum ist ein Schlitten mit Druck und deten, war Andrin Cavegn, der heutige Präsident Zug auf die handlichen Hörner gut lenkbar», erklärt des Vereins, gerade mal dreijährig. «Damals stand Schreinermeister Dietmar Martin aus Sonthofen im bei unseren Aktivitäten vor allem der Spass im So entsteht ein traditio- Allgäu in der SWR-Sendung Hand- Vordergrund», weiss Cavegn zu berichten, «aber neller Hornschlitten: werkerkunst. Martin ist einer der irgendwann hat die Mitglieder der Ehrgeiz gepackt letzten Hornschlittenbauer weit und breit, und einige von ihnen haben in den Kampfmodus aber nur noch selten bekommt er den Auf- gewechselt» – unter anderen sein Onkel, der sogar trag, einen neuen «Horner» zu produzieren, einmal Europasieger wurde. Apropos Kampfmodus wie die urchigen Schlitten auch genannt werden. – er habe als Fahrer auch schon zu viel gewollt, und Fachgerecht und mit viel Handarbeit sägt er dann die wer vor der Kurve nicht bremse, riskiere eben einen Einzeltteile wie Beine und Sattel zurecht, spannt Bandencrash, so seine Erfahrung. verleimte Holzschienen, die zu geschwungenen Ku- Aber der Reihe nach: Ab 1995 fanden in der Folge fen werden, in eine Passform, verbindet die Ele- erste Hornschlittenevents auf der Rennstrecke mente millimetergenau und verstärkt die am meisten Artugl–S.Giacun statt, die jeweils von mehreren beanspruchten Stellen – immer mit dem Ziel, den 100 Zuschauern verfolgt wurden. Im Jahre 1998 war Rahmen des Gefährts beweglich zu halten. Drei Ar- dann auch der heutige Präsident als Achtjähriger beitstage später folgt noch der Besuch beim Schmied, erstmals mit Kollegen am Start und als Höhepunkt der die glühend heissen Metallkufen aufzieht und winkte 2003 die Durchführung einer Europameis- anpasst. Fertig ist der ursprüngliche Hornschlitten, terschaft auf der Brigelser Strecke. Nach einer kurzen der einst ein wichtiges Arbeitsgerät der alpinen Pause übernahmen 2007 die jungen Wilden um Landwirte war. Damit haben sie unter anderem wäh- Andrin Cavegn das Ruder, sprich die Lenk-Holmen rend des Winters Heu vom Maiensäss ins Tal ge- der Hornschlitten, und organisieren seitdem jedes fahren oder auch geschlagene Baumstämme aus Jahr Anfang Januar auf der Artugl–S.Giacun-Piste höher gelegenen Wäldern in die Sägerei trans- Plauschrennen im Rahmen der SHSV-Trophy des portiert. Freaks aus Breil/Brigels als Trendsetter Aber irgendwann kam der Faktor Spass dazu und findige Freaks haben begonnen, mit diesen traditionellen Geräten, aber auch mit neuen Konstruktionen, Rennen zu fahren oder Funanlässe zu organisieren. Denn mittlerwei- le sind Hornschlitten ebenso High-Tech-Ge- räte, die teilweise von den Athleten selber ge- baut werden und schnell mal einige Tausend Franken kosten. 7
BREIL /BRIGEL S – PUR A . IDILL A . auf viele Helferinnen und Helfer aus dem Umfeld des Vereins zählen. Mit dem Wechsel auf die neue Bahn erhofft er sich zudem, das Interesse für seine Sportart in den diversen Kategorien (Hornschlitten, Rodel, Schlitten und Bobs) wieder neu zu wecken. «Bis vor fünf oder sechs Jahren haben zwischen 25 und 30 Teams an unseren Events teilgenommen, davon auch einige reine Frauen- oder Ehepaar- Mannschaften», weiss Cavegn – mittlerweile seien es noch 6 bis 8 Teams. Mit dabei immer Cavegn und einige Kollegen. Als Surselva- oder Pista-Boys sind sie kreuz und quer in Österreich oder im Südtirol unterwegs, um Europacup- und andere Rennen zu bestreiten. Mit im Gepäck immer Helm, Rückenpanzer, andere Schutzkleidungen sowie die speziellen Sportschuhe mit Spikes für den Anschieber und Skischuhe mit Metallplatten, welche dem Steuermann besseres und sicheres Lenken ermöglichen. Denn schon die Vorfahren und ihre Arbeitsgeräte haben erfahren, Schweizerischen Hornschlitten und Schlittenvereins. so ganz ungefährlich sind die rasenden Abfahrten Am Start verschiedene Kategorien für Horn- und mit den Hornschlitten nicht. Rodel- sowie «normale» Schlitten und Bobs. Weiter zeichnete der Verein 2014 für die Durchführung PS: Die mittlerweile 18 Mit- der Hornschlitten-Schweizer-Meisterschaften und glieder und Könner des die Bündner Rodel- und Schlittelmeisterschaft ver- Club da Schliusas Breil/ antwortlich. 2018 traf sich weiter die Hornschlitten- Brigels zeigen gerne, wie Elite in Breil/Brigels zur Schweizer Meisterschaft. Hornschlittenfahren geht. Entsprechendes Equip- Neue Strecke und Angebote ment sowie Schutzkleidung «Die bisherige Rennpiste hatte jedoch einige Nach- können vor Ort gemietet teile», erklärt Cavegn und präzisiert: «Sie lag über werden. Andrin Cavegn: ein Meister weite Strecken im Wald und war dementsprechend auf zwei Kufen oft mit Ästen und sonstigen Waldrückständen be- deckt, zudem war sie für das Publikum nicht gut ein- sehbar und der Transport der Schlitten an den Start Mehr Informationen zum Hornschlittenrennen findest war auch aufwendig.» Also ging man über die Bü- du hier: www.surselva.info cher, eine neue Piste war gefragt – und man wurde fündig. Seit 2020 dürfen die Sportsfreunde aus Breil/Brigels ihre Lieblingsbeschäftigung auf der neu angelegten Piste Tgariel am oberen Dorfrand aus- üben. «Auf der knapp 800 Meter langen Strecke Der Schweizerische Hornschlitten und Schlittenverein (SHSV) können wir den Schnee besser einbringen und ver- ist Teil von Swiss Sliding (www.swiss-sliding.com) und setzt teilen und auch die Transportmöglichkeiten der sich für den Erhalt des traditionellen Hornschlittensports in verschiedenen Schlitten vom Ziel an den Start sind der Schweiz wie auch im Europacup ein. Er vertritt sechs Hornschlitten-Clubs und Schlitten-Vereine aus den Kantonen viel besser», begründet Cavegn die Wahl für eine Graubünden, St. Gallen und Uri. neue attraktive Bahn. Bei den anfallenden Arbei- ten für die aufwendige Pistenpräparation kann er www.swiss-sliding.com www.hsc-brigels.ch www.issu.at 8
OBERSA XEN MUNDAUN – PUR A . VESTA . Auf schmalen Latten durch die Nacht gleiten Mit der beleuchteten und beschneiten Nachtloipe in Flond kann Obersaxen Mundaun den Langläuferinnen und Langläufern ein besonderes Ferien- und Sporterlebnis bie- ten. Auf diesen Winter hin wird dieses Angebot optimiert und ausgebaut. «Wenn es frisch geschneit hat, fahre ich jeweils um 4 Uhr morgens los, um die neuen Spuren zu ziehen», sagt Ludwig Tschuor, «ansonsten bin ich vor allem ab dem Obersaxen Mundaun späteren Nachmittag im Einsatz.» Für die paar weni- gen Menschen, die ihn noch nicht kennen: Tschuor ist derjenige, der im Schneegebiet von Obersaxen Mun daun Loipen- aber auch Schlittel- und Wanderwege pflegt und «fit» hält, damit die Gäste täglich ihre Genuss- momente erleben dürfen. Sein treuer Freund und Helfer – ein Pistenbully Kässbohrer 100 mit 6-Zylindermotor und 253 Pferde- stärken. «Ich wohne in Untermisanenga und gehe in der Regel zu Fuss nach Obermisanenga, wo ‹meine› Maschine steht», sagt Tschuor. Bei Neuschnee gehe es dann zuerst am Rufalipark vorbei nach Affeier und nach Miraniga, dann auf die Kartitscha und je nach Witterung auch ins Wali. Anschliessend sind Surcuolm, die Bündner Rigi und Sasolas an der Reihe und auch der Schlittelweg nach Ilanz wartet auf professionelle Pflege und Behandlung. «In Valata bei den Berg- bahnen tanke ich jeweils voll und um circa 9 Uhr bin ich in Flond, wo ich die beliebte Hauptloipe präpariere und mir auch Zeit für einen kurzen Znüni nehme», sagt Tschuor. Anschliessend, wenn andere gemütlich aus den Federn steigen, nimmt er die Wanderwege in Richtung Dachlisee und Pifal, Markal und Chlinga unter die Raupen. «Alles in allem fahre ich an einem solchen Tag wohl gegen 100 Kilometer», schätzt Tschuor und führt weiter aus, dass nach seiner Mittagspause und einem Picknick aus dem Rucksack noch Wege über Tusa, Giraniga, St. Martin bis zum Wali auf dem Präparierprogramm stünden. Allzeit bereit – für alle Fälle Auf seinen Touren durch den Obersaxer und Mundauner Schnee hat Tschuor schon das eine oder andere erlebt: besondere Naturbe- obachtungen und Tierbegegnungen sowieso, aber auch mit Ord- nungshütern hat er seine Erfahrungen gemacht. «Einmal hat mich in Flond die Polizei angehalten», erzählt er. Nach kurzem, ungutem 9
Gefühl sei er jedoch nur gebeten worden, auf die Weniger ist mehr Schnelle einen Heli-Landeplatz zu präparieren. Im «Die Ansprüche unserer Gäste sind hoch, aber das Zusammenhang mit einem Unfall wurde die Rega ist gut so», sagt Claudio Bernasconi von den Werk- angefordert. Lächelnd erzählt er weiter, er habe auch betrieben Obersaxen Mundaun. Nicht zuletzt darum schon eine langlaufende Dame «gerettet», die der- habe man 2018 beschlossen, das Langlaufnetz zu massen im Tiefschnee eingesunken sei, dass sie sich optimieren, zu konzentrieren und die Loipe in Flond nicht mehr selber habe befreien können. «Hie und aufzuwerten, sprich mit einer Beleuchtung und da fallen zudem Äste oder ganze Bäume auf die Pis- einer Beschneiungsanlage zu versehen. «Wir müssen ten und Wege, und auch schon ist mir eine Raupe haushälterisch mit unseren Ressourcen umgehen, von den Rädern gesprungen – und das bei minus 15 sind doch die Aufwendungen für alle Loipen und Grad», erzählt er. «In solchen Momenten fallen dann Winterwanderwege nicht zu unterschätzen», so schon ein paar Flüche.» Darum hat Tschuor immer Bernasconi. «Lieber einige Kilometer weniger präpa das entsprechende Werkzeug wie Kettensäge, rieren, dafür die Qualität erhöhen». So ist der Ent- Schraubenschlüssel, Raupenspanner und dergleichen scheid für die Beleuchtung und die Beschneiung der im Gepäck – für alle Fälle. Ansonsten habe er nicht Flonder Loipe sehr gut aufgenommen worden. viel zu fluchen, wie er ausführt, denn er ist mit «Dank der Schneeproduktion können wir kritische seinem Job sehr zufrieden und freut sich darüber, Stellen gezielt aufbessern und auch das abendliche wenn es auch die Gäste sind. Langlaufen entspricht einem grossen Bedürfnis 10
und ist sehr beliebt», hat er die Erfahrung gemacht. Anlagen», erklärt Bernasconi. Nebenbei erwähnt Dabei hat Bernasconi, der selber in Flond wohnt, er auch, dass dank einer neu angeschafften Fräse bezüglich der Schneeproduktion ein gutes Gewissen, tadellose Profilspuren für das klassische Langlaufen stammt das dafür nötige Wasser doch aus dem angeboten werden können. «Der klassische Stil ist Überlauf des gemeindeeigenen Reservoirs. «Die Loipe stark im Kommen», weiss er. Aber nicht nur in die in Flond ist auch deshalb sehr beliebt, weil sie für die Spuren wird investiert. «Ab diesem Winter sind Region sehr gut erreichbar, mit dem ÖV erschlossen wir in der Lage, auf der Flonder Ebene nicht nur die ist und auch genügend Parkplatzmöglichkeiten zur knapp 900 Meter lange Loipenschlaufe, sondern Verfügung stehen», weiss der Flonder. Zudem verfü- auch die erweiterte Loipe Nr. 2 und total 1,6 Kilome ge das angrenzende Mehrzweckgebäude über Du- ter zu beleuchten», bestätigt er. Weiter können die schen und Garderoben, die genutzt werden können. Verantwortlichen auf eine mobil einsetzbare Be- schneiungsanlage zählen, wie Bernasconi ergänzt – Das Langlaufangebot gezielt ausbauen und denkt, dass den Gästen in der Region ein tolles Ein besonderes Augenmerk legen die Verantwort- Angebot in herrlicher Landschaft zur Verfügung lichen der Gemeinde ebenso darauf, Loipen und steht. Der Winter kann kommen. Winterwanderwege zu entflechten. «Mit weniger Wegkreuzungen und getrennten Spuren vermeiden wir Konflikte und Schäden bei der Nutzung unserer 11
OBERSA XEN MUNDAUN – PUR A . VESTA . Durch den Tiefschnee zu stapfen hat Suchtpotenzial Auch im Winter, wenn alles schneebedeckt ist und die Temperaturen im Minusbereich verharren, lebt die Natur. Eine Möglichkeit, das hautnah und sorgenfrei zu erleben, ist eine Wanderung auf einem ausgesteckten Schneeschuhtrail in Obersaxen. Im eigenen Rhythmus und Tempo durch den frischen Tiefschnee stapfen, die frische Bergluft einatmen, den Fernblick über die Berge der Surselva schweifen lassen und die Ruhe geniessen – nur dem eigenen Ein- und Ausatmen oder einem im verschneiten Ge- äst raschelnden Vogel zuhören (ja, die Natur lebt auch im Winter). Es ist diese spezielle Winterruhe, die man zu Hause kaum erleben darf und die Alltagssorgen vergessen lässt. Wer es schon ausprobiert hat, weiss, wie sich das Wandern auf einem Schneeschuhtrail anfühlt und welche unvergesslichen Empfindungen das Stapfen im Schnee auslösen können – und damit sei es gesagt: Schneeschuhwandern hat Suchtpoten- zial. Auch im Winter lebt die Natur Weil das Schneeschuhwandern so beliebt ist, haben die Obersaxer drei neue und attraktive Schnee- strecken ausgesteckt. «Wobei die Strecken nicht nur schön, sondern auch sicher sein sollen», er- klärt Markus Isenmann, der für die Streckenwahl verantwortlich ist und die Wege jeweils schon vor der Wintersaison aussteckt. «Die Trails sind ohne Karten begehbar, da die Routen mit rosafarbenen Pfosten gut sichtbar ausgesteckt sind. Aber wer will, kann die Ortung auch auf sein Smartphone run- terladen», ergänzt er. Allerdings rät er davon ab, sich bei sehr dichtem Nebel in unbekanntem Ge- Markus Isenmann Isenmann ist in Horgen am Zürichsee aufgewachsen und war lände zu bewegen. Spezielle Lawinenkenntnisse 1999 erstmals als Biketourenführer in der Surselva unter- hingegen seien nicht nötig, um die Obersaxer Trails wegs. Gleichzeitig hat er seinen Wohnsitz in die Region ver- zu nutzen, weiss Isenmann und betont, dass die legt. Der gelernte Innendekorateur hat auch im Sporthandel gearbeitet und in der Folge diverse Ausbildungen zum Begehung der Wege absolut ungefährlich sei. «Ein- Schneeschuh- und Wanderleiter absolviert. Isenmann liebt zig die Strecke Surcuolm–Bündner Rigi ist bei unsi- das Bergsteigen, das Biken und hat schon diverse Wander cheren Lawinenverhältnissen zu meiden», gibt er zu expeditionen in Alaska und Südamerika geleitet. Die Sursel- va hat ihn nicht mehr losgelassen – heute wohnt er in Tenna bedenken. im Safiental. 12
OBERSA XEN MUNDAUN – PUR A . VESTA . Appetit auf mehr bekommen Bezüglich der richtigen Ausrüstung empfiehlt er, auch bei kurzen Strecken die Stöcke nicht zu ver- gessen. «Sie geben einfach eine bessere Balance», macht Isenmann regelmässig die Erfahrung. An- sonsten rät er, Schneeschuhe zu tragen und sich wie für ein Schlittelabenteuer oder eine Wanderung anzuziehen. Weiter sei es zweckmässig, einen Ruck- sack mit ausreichend Verpflegung, Getränken und allenfalls Ersatzwäsche mitzunehmen. «Wer will, Dem «Gemschi» bei der Schatzsuche helfen Das Wintersportgebiet um den Piz Mundaun auf spielerische Art und Weise kennenlernen – dank einer Schatzsuche mit dem lustigen «Gemschi». «Gemschi», die flinke Skikanone aus der Obersaxer Bergwelt, hat ein kleines Problem – aber wirklich nur ein kleines. Und ganz genau genommen ist es auch gar keins, im Gegenteil: Es hat (zu) viel Schnee im Wintersportgebiet von Obersaxen Mundaun. Ehr- lich gesagt ist es ja genau das, was sich alle grossen und kleinen Wintergäste in der Region und sowieso die Menschen rund um den Piz Mundaun für die anstehende Wintersaison erhoffen. Das Skigebiet auf spielerische Art und Weise kennenlernen Aber zurück zu «Gemschis» (kleinem) Problem. Noch vor dem grossen Schnee hat es zehn Schatzkisten im Wintersportgebiet versteckt und kann sie jetzt nicht mehr finden – eben, weil es zu viel Schnee hat. Aber das sympathische «Gemschi» darf bei seiner Suche natürlich auf die Hilfe von vielen Kindern, Eltern und anderen Schatzjägern zählen. Also, nichts wie los und ab auf die Pirsch – oder besser gesagt auf die Piste zur «Gemschi»-Chal- lenge. «Die Idee hinter dieser heiteren Schatzsuche ist, dass unsere Gäste das Wintersportgebiet auf eine spielerische Art und Weise besser kennenlernen», sagt Markus Isenmann, einer der Initianten dieses spassigen Wintererlebnisses. «Kreuz und quer im Wintersportgebiet zwischen Wali und Saso- las und zwischen Stein und Valata sind die zehn Boxen versteckt, aber alle sind gut mit den Ski oder mit dem Board erreichbar und nicht allzu schwer zu finden», weiss Isenmann. «Eine Schatz- karte gibt entsprechende Hinweise», verrät er schon mal. Diese Schatzkarte ist bei Surselva Tourismus Info Obersaxen in Meier- hof erhältlich. Zur Belohnung die exklusive Obersaxen-«Gemschi»-Tasse Und so funktioniert die «Gemschi»-Challenge: Hol dir im Infobüro in Meierhof eine Schatzkarte und lege gleich los. Suche anhand dieser Karte die zehn versteckten «Gemschi»-Schatzkisten kann natürlich in einem der aufgeführten Restau- im Wintersportgebiet von Obersaxen Mundaun. Wenn du alle rants einen feinen Lunch oder sonst eine Stärkung erfolgreich aufgespürt hast, gibt es zur Belohnung die exklusive Obersaxen-«Gemschi»-Tasse. Diese kannst du im Informations- zu sich nehmen.» Neueinsteigern empfiehlt er, für büro Meierhof abholen – da lässt sich der kleine «Charmebol- die ersten Trails nur kurze Routen auszuwählen. zen» nicht lumpen. Er ist ja so froh, darf er auf die Unterstützung «Dann hoffe ich, dass die markierten Wanderstre- von vielen Schatzjägern und -jägerinnen zählen, um sein (kleines) Problem zu lösen. cken Appetit auf mehr machen und unsere Gäste Kosten: 8 Franken pro Schatzkarte, 35 Franken pro Familie Lust bekommen, sich für ihren Aufenthalt in den ( 2 Erwachsene und maximal 3 Kinder ) Bergen weiterzubilden – zum Beispiel lawinen- technisch.» Wer einen Schneeschuhtrail lieber mit professioneller Begleitung begehen will, nutzt die angebotenen geführten Touren.
IL ANZ/GLION – PUR A . CULTUR A . Ilanz/Glion Lang laufen auf Loipen von Giusep Langlauf-Geheimtipp Ilanz/Glion: Wer es nicht glaubt, teste die schön in die Natur eingebetteten und aussichtsreichen Loipen in Ladir, Siat und Castrisch. Gut möglich, dass man dabei auf Giusep Arpagaus trifft – entweder in der Funktion als Langlauflehrer oder beim Präparieren von Loipen und Winterwanderwegen. Das Langlauffieber habe ihn schon vor mehr als 30 Jahren gepackt, erzählt Giusep Arpagaus aus Ladir. Anscheinend hat er seine Passion im Laufe der Jahre mit so viel Begeisterung gelebt, dass ihn immer wieder Kolleginnen und Kollegen um langlauftechnischen Rat ge- fragt haben. «Ich war jedoch nicht Langlauflehrer und wollte auch keine falschen Tipps geben», sagt Arpagaus. «Was nicht ist, kann ja noch werden», hat er sich wohl gesagt – und liess sich vor knapp zehn Jahren bei Swiss Snowsports in mehreren Modulen zum Langlauflehrer ausbilden. Seine ersten Angebote für Langlaufkurse – jetzt als ausgebildeter Langlauflehrer – stiessen auf steigendes Interesse und vor fünf Jahren organisierte er auf An- regung von zwei Neffen den ersten Langlaufkurs in Siat. Die beiden Neffen waren es auch, die mit einem alten Schneetöff, einer selbst konstruierter Walze und dem Verein Pro Siat im Rücken im Gebiet Tuf eine 950 Meter lange Loipe in den Schnee gezogen haben. «Ein aufwendiges Projekt, das aber grossen Anklang fand und von vielen Sponsoren unterstützt wurde», weiss Arpagaus. Mittlerweile er- leichtert eine kleine Pistenmaschine die Präparierung der Loipe. Pistenbully anstatt Harley Davidson Vor zwei Jahren dann hat Arpagaus – ebenfalls aus persönlichem Interesse – eine frühere, während zweier Jahre bestehende Loipe in Ladir wiederbelebt, so dass sich Gäste und Einheimische über zwei perfekt in der Landschaft gelegene Loipen freuen. «Eine 750 Meter lange Spur liegt im Flachen und kann sowohl im klassischen Stil wie für Skating benutzt werden», berichtet der als Jobcoach 15
IL ANZ/GLION – PUR A . CULTUR A . bei der Argo in Chur tätige Arpagaus. Die zweite, Ladirer-Loipe als sozialer Treffpunkt vor. Ein Thema anspruchsvollere Skatingspur über 3,5 Kilometer seien auch Langlaufkurse für Grosseltern mit ihren sei sogar für ambitionierte Athleten eine ideale Enkeln oder solche für Menschen mit einer psychi- Trainingsstrecke, das habe ihm der ehemalige schen Erkrankung, zählt der initiative Arpagaus auf. Trainer der estländischen OL-Nationalmannschaft Und deutet damit an, welches die eigentliche und heutige Trainer des Schweizer Ski-OL-Ka- Hauptmotivation für sein Wirken ist: Menschen zu- ders, Gion Schnyder bestätigt, erwähnt Arpagaus. sammenführen und ihnen die Freude am Langlauf Wer denn die Loipen fachgerecht unterhalte und weitergeben. Dabei kommt er auf seine lernwilligen stets im Schuss halte, so die Frage. «Während sich Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer zu sprechen, andere in ihrer Midlifekrise eine Harley Davidson von denen viele wiederkommen und von den schö- kaufen, habe ich mir einen Occasion-Pistenbully nen gesellschaftlichen Erlebnissen auf der Loipe 100 geleistet, für den ich auch bald eine feste ‹Be- schwärmen. «Hoffnungslose Fälle, die den Lang- hausung› bauen will», klärt Arpagaus die gestellte laufsport schnell wieder aufgeben, kenne ich nicht», Frage mit einem Schmunzeln auf den Stockzähnen sagt der Langlauflehrer überzeugt und macht damit (aktuell ist sein Gefährt noch in einer provisorischen den letzten Zweiflern Mut, das Laufen auf schmalen Zeltgarage untergebracht). Dabei vergisst er nicht, Latten auszuprobieren – am besten auf einer der seine Familie zu erwähnen, die ihn bei seinem Projekt drei Loipen rund um Ilanz. tatkräftig unterstützt. Strenge, aber schöne Tage und Wochen Menschen zusammenführen während der Hauptsaison Für die Zukunft wälzt Arpagaus aber noch viele Als Eigentümer eines Pistenbully ist Arpagaus noch andere Pläne mit «seiner» Langlaufloipe, die neben zu einem weiteren zeitintensiven Zusatzjob ge- derjenigen in Siat und Castrisch zu einem attrakti- kommen. Im Auftrag der Weissen Arena und der ven, noch nicht übernutzten und aussichtsreichen Gemeinde Ilanz/Glion unterhält er das Winter- Loipenangebot in der Gemeinde Ilanz/Glion gehört. wandernetz zwischen Ruschein, Ladir und Falera So schwebt ihm u. a eine Besenbeiz entlang der sowie einen Teil der Talabfahrt vom Crap Masegn
IL ANZ/GLION – PUR A . CULTUR A . nach Ruschein und Ladir. «Das heisst schon mal, morgens um 2 Uhr aufzustehen, sich durch hohe Schneemassen zu kämpfen und die vom Schnee verwehten Wegmarkierungen anzupeilen, um sich nicht im Nebel zu verfahren», führt er aus. Drei Stunden seien für diese Arbeiten veranschlagt, das reiche jedoch, um rechtzeitig am Morgen Termine für seine Arbeitgeberin in Chur wahrzunehmen. Am Abend, nach der Arbeit bei der Argo, sei es dann wieder die Loipe, welche auf eine frische Präparie- rung warte. «Ja, es sind oftmals strenge und lange, Giusep Arpagaus aber auch schöne Tage zwischen Januar und März», Der gelernte Schreiner und ehemalige Mitinhaber einer eige- betont Arpagaus und rechnet vor, dass er während nen Schreinerei in Rueun hat als Lehrmeister und Prüfungs- experte immer wieder Berufslernende mit besonderen Bedürf- der Hauptsaison rund 400 Stunden im nur teilweise nissen kennengelernt. Die Arbeit mit den lernschwächeren entlöhnten Einsatz steht. «Rund 230 Stunden gehen Jugendlichen hat ihn dazu bewogen, sich vermehrt mit sozial- auf das Konto für die Pisten- und Wegpräparationen pädagogischen Themen auseinanderzusetzen. Nach einem Praktikum in der Casa Depuoz in Trun, im Zentrum für Schule, und während 170 Stunden – meist an Wochenenden Ausbildung und Integration, hat er als Betreuer und Gruppen- und Feiertagen – leite ich meine Kurse für langlauf- leiter einer Erwachsenenwohngruppe gearbeitet, die Matura freudige Einheimische und Gäste» – das alles neben nachgeholt und anschliessend ein Studium für Soziale Arbeit an der Fachhochschule St. Gallen absolviert. Heute arbeitet seinem Beruf, den er jedoch sehr flexibel handhaben der Sozialpädagoge als Job-Coach bei der Argo-Stiftung für könne. Was sagt uns dieses enorme Engagement die Integration von Menschen mit Behinderung in Chur. Arpagaus’ für den Langlaufsport? Das Fieber ist noch nicht abgeklungen. www.surselva.info/Langlaufloipe-Ladir
IL ANZ/GLION – PUR A . CULTUR A . Wie aus Luft Sauerstoff oder Stickstoff wird Dass bis 2005 eine Fabrik in Ilanz Atemluft ansog, diese in Einzelstoffe «zerlegte» und die Endprodukte neuen Nutzungen zuführte, ist nur wenig bekannt. Ein Besuch in einer stillgelegten Sauerstofffabrik. Zu finden ist die Ende der 60er-Jahre erbaute und Zum Abschluss der kurzen Führung durch das etwas versteckte Lufttrennanlage zuhinterst an «Museum» erwähnt Diethelm, sogar die für die An- der Via Santeri in einem Ilanzer Industriequartier. lage nötige Energie sei direkt vor Ort produziert Betritt man das Gebäude, wähnt man sich in einer worden – und führt in einen angrenzenden Neben- anderen, vergangenen Zeit. Mechanische Geräte, raum. «Um auch diesbezüglich unabhängig vom Schaltpulte, Kompressoren und geheimnisvolle örtlichen Energienetz zu sein, wurde ein mehrere Röhrensysteme erzählen von einem Produktions- Tonnen schwerer 400-PS-Schiffsmotor nach Ilanz kreislauf, den man in Ilanz kaum erwartet: «In dieser geschafft.» Betrieben worden sei das Ungetüm Fabrik, die die letzte ihrer Art ist, wurde bis 2005 mit Diesel und habe pro Stunde Laufzeit mehr als im Auftrag der Armee Sauerstoff, Stickstoff und 40 Liter verbrannt. Heute werde das Monster nur Pressluft fabriziert», weiss Markus Diethelm vom noch gelegentlich für Funktionskontrollen angewor- Festungsmuseum Sperre Trin. Er betreut diesen fen. seltsamen Maschinenpark. Um unabhängig von der Privatwirtschaft zu sein, wurde einst in den drei Gefährliche Arbeiten Anlagen Langenthal BE, Luchsingen GL und eben in Dass die Arbeit in der Sauerstofffabrik nicht ganz Ilanz Umgebungsluft angesogen, komprimiert und ungefährlich war, beweist die Notfalldusche gleich in einem Molekularsieb entfeuchtet. In einem wei- beim Eingang. «Die Mitarbeitenden seien angewie- teren Wechselbetrieb zwischen Trennturm sen gewesen, ihre Kleider täglich zu wechseln, denn und Entspannungsmaschine wurde das Kondensat ein Ölfleck auf dem Overall und Sauerstoff würden abgekühlt – wobei abgekühlt recht nett tönt. sich schlecht vertragen. «Bei Minus 183 Grad wurde der Sauerstoff flüssig, Heute sei ein Besuch in der Fabrik jedoch absolut un- bei Minus 196 Grad auch der Stickstoff», erklärt gefährlich, auch wenn ein Besucher, eine Besucherin Diethelm das Prozedere. Allerdings war das noch aus Versehen irgendeinen der vielen Knöpfe drü- nicht das Ende der Produktionskette. «Die gewon- cken oder Hebel bedienen sollte, beruhigt Diethelm, nenen Flüssigkeiten wurden auf einen Kondensator «das ganze System ist ausser Betrieb und zudem geleitet und verdampft respektive in Gasform umge- fehlt das exakte Wissen, um die Anlage wieder fach- wandelt und in grossen Ballons im Dachstock des Fa- gerecht in Betrieb zu nehmen.» brikgebäudes zwischengelagert», führt er weiter aus. Bis 10 000 Liter Gas habe ein solcher Ballon gefasst. Schlechtwetterprogramm: Führungen sind möglich Wer sich die interessante Anlage ansehen will, kann Diverse Nutzungen der Endprodukte das aktuell an einzelnen Freitagen und Samstagen Genutzt wurden die produzierten Stoffe auf viel- pro Monat tun. Auf Anfrage sind auch Gruppen- fältige Weise. «Abgefüllt in 2,5-Liter-Flaschen, ge- führungen möglich. Wie lange das Gebäude, das im hörte der Ilanzer Sauerstoff zur Grundausrüstung Eigentum der Stadt Ilanz ist, noch stehen werde, jedes Kampfpiloten, grössere Einheiten kamen in sei jedoch offen, mutmasst Diethelm, irgendwann 200-Liter-Flaschen als medizinaler Sauerstoff in werde es wohl abgerissen. Hinweise zu Führungen Militärspitälern zum Einsatz und der Stickstoff wur- sind im Veranstaltungskalender von Surselva Touris- de zum Schweissen oder zum Ausblasen der Hülsen mus zu finden. von verschossener Munition eingesetzt», berichtet Diethelm. 18 www.surselva.info/Sauerstofffabrik-Ilanz
Winterkarte Hausstock Bündner Vorab Tourismusregion Surselva Skigebiete Piz d’Artgas Tödi Bifertenstock Pigniu/Panix Brigelserhörner Waltensburg/Vuorz Rueun Breil/Brigels Surcuolm Trun Meierhof Piz Mundaun Sumvitg Stein Piz Sezner Vella Disentis/Mustér Uors Piz Nadéls Lumbrein Schneeschuhtrails chneeschuhwanderung Cuolms da Siat S Schneeschuhwanderung Giraniga / Huot, Obersaxen Piz Muraun Mundaun Schneeschuhwanderung Rundtour Riein Schneeschuhtrail Camana, Camana – Safien Platz Vrin Schneeschuhtrail Tscheurig, Thalkirch – Turrahus, Safiental Schneeschuhwanderung Um Su, Val Lumnezia Schneeschuhwanderung Cumbel – S. Carli, Val Lumnezia Schneeschuhwanderung Tenner Chrüz, Safiental Schneeschuhwanderung Flanz ab Brigels Schneeschuhwanderung Ladinas ab Andiast, Brigels Schneeschuhwanderung Piz Medel Munt Sogn Gieri ab Waltensburg Schneeschuhwanderung Rumasal, Brigels Vals Piz Aul Schneeschuhwanderung Uaul Chiglina ab Andiast Schneeschuhwanderung St. Martin / Wasma, Obersaxen Mundaun Schneeschuhwanderung Surcuolm / Bündner Rigi, Obersaxen Mundaun Piz Terri Schneeschuhwanderung Val Zuorden ab Brigels Schneeschuhwanderung Val Lumnezia – Obersaxen www.surselva.info/Schneeschuhtouren/Touren
Chur Flims Bonaduz Laax Versam Ladir Valendas Ilanz/Glion Castrisch Riein Tenna Piz Riein Piz Fess Duvin Thusis Safien Platz Loipen anglaufloipe Castrisch, Ilanz / Glion L Crap Grisch Piz Beverin L anglaufloipe Degen, Val Lumnezia Langlaufloipe Gonda Ladir, Ilanz / Glion Langlaufloipe Migliè / Plaun sut, Brigels L anglaufloipe Plaun Rueun, Brigels L anglaufloipe Siat, Ilanz / Glion Thalkirch L anglaufloipe Thalkirch, Safiental L anglaufloipe Trun – Disentis Piz Tomül L anglaufloipe Trun – Surrein L anglaufloipe Tschuppina, Brigels L anglaufloipe Vella, Val Lumnezia Langlaufloipe Plaun in Flond, Obersaxen Mundaun L anglaufloipe Foppa in Flond, Obersaxen Mundaun L anglaufloipe Valata in Flond, Obersaxen Mundaun Andeer Nachtloipe Degen, Val Lumnezia Nachtloipe Plaun Rueun, Brigels Nachtloipe Trun Nachtloipe in Flond, Obersaxen Mundaun Alperschällihorn Bärenhorn www.surselva.info/Loipen-Touren
SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA . Sumvitg Trun «Wilde Pisten erfinden und die coolsten Schanzen bauen» Seit 50 Jahren gibt es den Runal La Péra in Campliun bei Trun. Unzählige Kinder haben hier gelernt, ihre Ski und Boards in den Griff zu kriegen – aber nicht nur. Auch Eltern und Spaziergänger schätzen das Gebiet als familienfreundlichen Treff- und Ausgangspunkt. Zum 50. Geburtstag war jedoch ein kostenintensives «Facelfting» für den Skilift vonnöten. Seine Ski- oder Snowboardspuren gemächlich durchs verschneite Gelände ziehen – zielgenau hindurch zwischen halbhohen Stauden und Büschen. Oder doch lieber auf schön präparierten und über- sichtlichen Pisten talwärts sausen, vorbei an Ställen, die von frühe- ren Zeiten erzählen. Da und dort vorbei an wackeren mit grossem Aufwand gebauten Schanzen. Schanzen, welche bei einem Sprung für Sekundenbruchteile annähernd ein Gefühl von Schwerelosigkeit vermitteln – oder so! Alles in allem: ein sympathisches und fami lienfreundliches Mini-Skigebiet mit einem «Schlepper», der knapp 700 Meter lang ist und seine Gäste von Campliun auf etwas über 900 m ü. M. nach Cumadé auf gut 1000 m ü. M. transportiert. Ein Liftmotor als Signal zum Skifahren Dank La Péra müsse man nicht anderswo hin, um Ski zu fahren und im Gelände des Skilifts könne man wilde Pisten erfinden und die coolsten Schanzen bauen, berichten zwei unerschrockene Jünglinge in einem Video auf der Website des Skilifts. Könnte gut sein, dass bereits ihre Eltern erste Skierfahrungen an diesem Hang gemacht haben. Denn immer während der schulfreien Zeiten am Mittwoch- und Samstagnachmittag, am Sonntag sowie während der Ferien zeiten (und früher sogar während der ganzen Woche) war die Beför- derungsanlage in Betrieb. Wenn der Lift seine Runden gedreht habe, sei sein Motor weit herum hörbar gewesen, so ein anderer Zeitzeuge in besagtem Video. Das typische Geräusch eines sich drehenden Rads als ultimatives (Hör-)Zeichen, sich die Schneesport- geräte zu schnappen, aufzubrechen, sich mit Kolleginnen und Kollegen am Lift zu treffen – und sich von drei verschiedenen Bügel- 23
SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA . typenin die Höhe ziehen zu lassen (dies, weil im geholfen, unsere Ziele zu erreichen», weiss Nora Laufe der letzten 50 Jahre defekte Bügel sukzessive Zürcher. Auch erfolgreiche Crowdfunding-Aktionen durch andere Modelle ersetzt wurden). (wie ein Skitesttag mit Jacomet-Ski, siehe Seite 36 in diesem Magazin) hätten dazu beigetragen, den Das Restaurant Refugi als Magnet Skilift der Herzen zu retten. Solche waren die Mit dem Restaurant Refugi, das im Jahr 2000 ge- 1000-Franken-Patenschaft für einen neuen Skilift- baut wurde, stand den Schneesportlerinnen und bügel oder der «zentimeterweise» Verkauf des alten Schneesportlern sowie Spaziergängern ein neues Förderseils. Weiter hat der einheimische Nationalrat Magnet zur Einkehr zur Verfügung und machte das Martin Candinas Bundeshausführungen angeboten, kleine, technisch nicht beschneite Gebiet zusätz- um das Projekt zu unterstützen. «Auch haben wir lich attraktiv. «Im Refugi können sich beispiels- über Social Media unsere Netzwerke aktiviert und weise Eltern treffen, während ihre Kinder selbst- vom guten Medienecho profitieren können», zählt ständig im Skigebiet unterwegs sind», erzählt Nora Nora Zürcher weiter auf. Zürcher, die Präsidentin des Verwaltungsrats Runal Péra SA – und hebt damit den familienfreundlichen Warten auf Holle Aspekt von La Péra hervor. An der Anfang Oktober durchgeführten General- versammlung dann die Erlösung: «Das nötige Geld Generalüberholung zum runden Geburtstag für die Sanierung ist beisammen, der Skilift ist ge- Aber just zum 50. Geburtstag stand das Weiter- rettet», konnte La-Péra-Präsidentin Zürcher verkün- bestehen dieser gemächlichen Familienidylle für den. Das heisst, Schneesport ohne Hektik ist in jedermann auf der Kippe. «Seit Sommer 2020 war Campliun auch in Zukunft möglich. Oder wie es eine klar, dass für die Weiterführung des Betriebs um- Mutter aus Rabius ausdrückt: «Auf La Péra können fassende Sanierungsmassnahmen nötig waren und meine Töchter und ich auch mal ganz spontan die gehandelt werden musste», so Nora Zürcher. An- Ski anschnallen und nette Leute treffen.» Und dank trieb, Steuerung, Bügel, das Spannseil und auch das der Saisonkarte eines anderen Skigebiets habe sie Förderseil waren in einem mangelhaften Zustand für alle sehr preisgünstig Saisonkarten kaufen können, und die Betriebssicherheit habe nicht mehr gewähr- so die ortsverbundene Frau weiter. Jetzt fehlt nur leistet werden können. Gefragt waren Taten – noch eine andere Frau: Holle heisst diese und soll Taten, die jedoch ihren (hohen) Preis haben. tunlichst und termingerecht ihren Job ausführen. War bereits der jährliche Saisonbetrieb nur dank Beiträgen der Bergbahnen, Sponsorengeldern, mo- deraten Löhnen für das Betriebspersonal und mit www.surselva.info/Skilift-Runal-Pera viel Freiwilligenarbeit möglich, hätten die nötig ge- wordenen Investitionen von rund 470 000 Franken das Unternehmen definitiv überfordert. Geschichte eines Skilifts – Kein Grund für die Verantwortlichen, aufzugeben. «Lein salvar nies Runal Péra» Denn der Skilift La Péra soll auch in den nächsten Je nach Witterungs- und Schneeverhältnissen finden in La Jahrzehnten ein familiärer Treffpunkt für Gäste und Péra wiederum Skischulwochen, Skirennen und Vollmond- Einheimische bleiben und Raum für gemeinsame skinächte mit Fondueplausch statt. Ausserhalb der regulären Betriebszeiten kann das Restaurant wie auch das gesamte Erlebnisse im Schnee bieten, so die definierte Vision. Skigebiet für private Anlässe, Firmenanlässe oder Schullager gemietet werden. Pate eines Skiliftbügels sein oder ein Stück 1971/1972 Bau des Skilifts, Investition 200 000 Franken Förderseil kaufen 1992 Erster Ersatz der Steuerung So ging man ans Werk und wurde kreativ, um das 2000 Bau des Restaurants Refugi bei der Talstation nötige Geld für die Investitionen zu organisieren. Clavauniev oberhalb von Campliun 2010/2011 Ganze Saison kein Betrieb infolge Schneemangels «In erster Linie haben die Gemeinden namhafte Be- 2017 Ersatz der Fernüberwachung träge in Aussicht gestellt aber auch Aktionäre, 2020 Planung für eine umfassende Sanierung und Sponsoren und diverse Organisationen haben mit- Rettung des Skilifts Péra 2021 Inbetriebnahme der sanierten Anlage 24 «Lein salvar nies Runal Péra» – «Runal Péra ei salvaus»
SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA . Ein Leben für den perfekten Ski Mit den passenden Ski an den Schuhen das Skifahren so richtig geniessen. Was ge- nau der passende Ski ist, dazu macht sich der innovative Skibauer Simon Jacomet aus Surrein/Rabius täglich seine Gedanken – und experimentiert und optimiert und macht immer weiter. In der freien Natur unterwegs sein, die Sonne ge- Simon Jacomet – ein Original niessen, frische Luft atmen und über herrliche Aus- Jacomet ist am 5. Oktober 1963 in Disentis geboren. Nach der sichten staunen. Freunde treffen, sich an der regio- Primarschule besuchte er das Gymnasium an der Klosterschu- nalen Küche erfreuen und nicht zuletzt dem Körper le und schloss das Gymi 1983 mit der Matura ab. Das Kloster Gutes tun – oder einfach den Alltag vergessen und und im Speziellen die Persönlichkeit von Pater Daniel Schön- bächler haben ihn stark geprägt und ihn zu eigenständigem Glück «erfahren»: Zu viel versprochen? Nein, Denken angeregt sowie sein Interesse geweckt, der Sinnhaf- denn diese Abenteuer könnten Skifahrern und an- tigkeit aller Handlungen auf den Grund zu gehen. deren Wintersportlern «blühen», wenn sie in den Nach der Matura hat Jacomet vier Jahre Kunstgeschichte in Florenz studiert. Nebenbei liess er sich zum Ski- und Snowboard- Bergen der Surselva unterwegs sind. lehrer ausbilden. Später war er als Instruktor für die Ausbildung von Skilehrerinnen und Skilehrern zuständig. Durch seine Das Spiel mit Energien und Kräften Tätigkeit als Schneesportlehrer hat er begonnen, sich für biomechanische Bewegungsabläufe und den Skibau zu Noch steigern kann man solche unver- interessieren. Sein damaliges Fazit: Die gängigen Ski gessliche Wintergefühle, wenn Skifah- sind falsch konstruiert. Das war der Startschuss zu rerinnen und Skifahrer den passenden seiner Karriere als Skiproduzent. Ski für den perfekten Schwung an den Füssen haben. Aber wo liegt das Geheimnis des passenden Skis? «Die Fahrfreude beim Skifahren liegt in der Leichtigkeit», philosophiert Skibauer Simon Jacomet aus Surrein/Rabius. Der Pro- duzent von hochwertigen Ski hat den Skibau revolu- tioniert und darf als Ski- und Snowboardlehrer, als Instruktor sowie als Gründer der Edel-Skimarke Zai auf einen riesigen Erfahrungsschatz zählen. «Die 14 Jahre bei Zai waren enorm spannend und ich habe viel experimentieren und mich mit Innovationen austoben können», erzählt der Profi. Auf seinem konsequenten Weg zu radikalen und einfachen Skilösungen nutzt er heute das erwor- bene Know-how für seine neue und unverkenn- bare Skimarke «Jacomet», die er seit 2019 in einer kleinen Manufaktur in Rabius fertigt. Ski, die ohne Logo auf dem Produkt auskommen – dafür mit differenzierter Oberflächenoptik auffallen. «Meine neuen Ski verhalten sich nicht aggressiv, sie sind ‹frei›, solange sie flach geführt werden», so Ski- bauer Jacomet zu den Eigenschaften seiner Errun- genschaft – und erklärt auch, was er damit meint: «Mit aggressiven Ski wird man zum Passagier und 25
SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA . kann nicht mehr selber mit den Fliehkräften und den Energien spielen.» Denn trotz wenig Kraftein- satz des Fahrers oder der Fahrerin soll ein Ski sein Energiepotenzial je nach Aufkantwinkel bei jedem Fahrniveau dosiert und stabil entfalten können. «So ist man jederzeit Meister der Situation.» Der richtige Materialmix ist das Geheimrezept Sticht zum Ersten das raffinierte und auffällige De- sign seiner Ski ins Auge, liegt zum Zweiten ein an- derer Sachverhalt sozusagen auf der Hand: Die Ski sind sehr leicht! «Das hängt natürlich mit dem spar- Winter 2020/2021 konnte er erste Serien ausliefern. samen und ausgeklügelten Einsatz der verwendeten Ab diesem Winter arbeitet er zudem mit einem re- Materialien zusammen», klärt Jacomet auf. Als gionalen Händler zusammen. Auch ein Onlinekanal Basis seiner selbst entwickelten Skikerne diene u. a. für den Verkauf ist im Aufbau. Hilfe bekommt er schnell wachsendes und zertifiziertes Balsaholz. dabei von seiner Frau Lucretia, die ihm die Buchhal- Das bestimme das Gewicht, verlange aber wegen tung abnimmt und auch sonst den Rücken freihält – der Festigkeit eine neue Herangehensweise. Für ansonsten ist Jacomet der klassische Selfmademan. die Seitenwangen verbaut er keinen Kunststoff (wie das sonst üblich sei bei der industriellen Produktion) Das Glück gefunden sondern Eschenholz und die eingesetzten Carbon So wie es scheint, hat der Tüftler mit seiner Manu fasern seien entscheidend, um die Kräfte zu über- faktur das Glück gefunden, um seine Vision vom nehmen und für das Produkt eine längere Lebens- perfekten Ski Wirklichkeit werden zu lassen. «Mei- dauer zu garantieren. «Carbonfasern sind definitiv ne Unabhängigkeit ermöglicht mir die bedingungs- besser als Glasfasern und dank der erzielten Ge- lose Radikalität, die ich beim meinen Ski suche», wichtsreduktion erhöht sich auch die Drehfreudig- betont der Künstler, der seinen innovativen Weg un- keit», weiss Jacomet. Weitere Materialien, die den beirrt weitergehen will. Auf diesem Weg will er perfekten Mix ausmachen sind Gummi, Stahl für die seine Produkte stets weiterentwickeln, sie gründlich Kanten sowie die Aluminiumlegierung Titanal. testen und auch mit neuen Materialien experimen- tieren – damit seine Kunden mit grosser Freude und Ab in die Presse ohne grosse Kraftanstrengung durch die Kurven «Ich lege sehr grossen Wert auf eine sorgsame Ver- gleiten und mit den Fliehkräften spielen können. arbeitung der Materialien», betont Jacomet und er- «Denn Skifahren ist wie der Rhythmus guter Musik», gänzt, dass anfallende Reste wieder für die Skipro- so Funk-, Jazz- und Rockfan Jacomet und fügt an: duktion verbaut würden oder er damit auch andere «Meine Arbeit kann man ein bisschen mit Rockmusik Produkte wie Stühle und Sessel herstelle. Diese vergleichen: radikal, straight, bodenständig und resourcenschonende Produktion ist auch möglich, ehrlich.» weil Jacomet seinen Maschinenpark optimiert hat. «Die neu angeschaffte CNC-Fräsmaschine ermög- licht es mir, meine Produkte mit höchster Präzision Simon Jacomet goes La Pera herzustellen und so auch Material zu sparen.» Was ihn denn mit dem Skilift La Pera in Campliun/Trun verbin- Sind die Rohlinge in ihren Metallformen bereit, folgt de? «Meine erste Freundin stammt aus Campliun, das war ein zusätzlicher und guter Grund in diesem besonderen Gelände der nächste Produktionsschritt. Eine Presse, die Ski zu fahren», erinnert sich Jacomet. Er schätzt den kleinen äusserst exakt eingestellt werden kann, bringt die Skilift La Pera aber noch aus einem anderen Grund. «Das nahe Ski unter Druck und Temperatur in die gewünschte gelegene Gebiet eignet sich bestens als spontanes Testgebiet. Dort kann ich neue Exemplare auch bei tieferen Tempi aus- Form. «Leider wurde die Presse verspätet geliefert testen.» und ich habe den Winter 2019/2020 etwas ver- Darum ist es auch ein grosses Anliegen Jacomets, diesen sym- passt», bedauert Jacomet. Aber bereits im letzten pathischen Skilift am Leben zu erhalten. Am 6. Februar dieses Jahres hat er darum im Rahmen eines besonderen Events einen Testtag mit seinen Jacomet-Ski durchgeführt. Der ganze erziel- 26 te Erlös ging an das Crowdfunding-Projekt der Skilift Péra AG.
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