Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau

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Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
2-2018
Mitteilungsblatt BirdLife Aargau

Neue Birdergruppe Nisus –
                                   milan
Ornithologie für Kinder und Jugendliche
Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
Impressum / Editorial

 Impressum
                                                                    Liebe Leserin, lieber Leser

 milan
 Mitteilungsblatt BirdLife Aargau                                   Mit dem Schutz der Natur im Aargau haben BirdLife Aargau und das Departe-
 Erscheint 4x pro Jahr
                                                                    ment Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) ein gemeinsames Ziel. Die Zusammenarbeit
                                                                    läuft gut, obwohl wir nicht vom gleichen Standpunkt aus agieren. Wie ich bereits
                                                                    an der Delegiertenversammlung am 24. März 2018 gesagt habe, pflegen wir
                                                                    einen guten Austausch und haben eine gute Gesprächskultur. Die Delegiertenver-
                                                                    sammlung fand in Kleindöttingen statt – mit gutem Grund: Am Klingnauer
 Abonnementspreis: Fr. 30.–                                         Stausee plant BirdLife Aargau ein Naturzentrum. Mit der an der Versammlung
 Auflage: 3000 Exemplare                                            erhaltenen Baubewilligung ist das Projekt einen grossen Schritt weitergekommen.
 Herausgeber:
 BirdLife Aargau                                                    Für Ornithologen ist der Klingnauer Stausee schon heute ein beliebtes Ausflugs-
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau                                           ziel. Das Naturzentrum wird diesen einmaligen Naturraum mit seiner grossen
 PC 50-99-3
                                                                    Artenvielfalt auch für andere Besucher erlebbar machen. Die Bemühungen von
 BirdLife Aargau-Präsidium:
                                                                    BirdLife ergänzen ideal die Aufgaben, die der Kanton für den Auenschutzpark
 Gertrud Hartmeier
 Vorstadt 29, 5200 Brugg                                            und das Wasser- und Zugvogelreservat am Klingnauer Stausee wahrnimmt.
 Telefon 056 442 37 70                                              Deshalb hat die Aargauer Regierung einen Beitrag aus dem Swisslos-Fonds in der
 gertrud.hartmeier@birdlife-ag.ch
                                                                    Höhe von 950´000 Franken an die Errichtung des Naturzentrums zugesichert.
 Redaktion:
 Christine Huovinen (chu)                                           Am Klingnauer Stausee ist auch der Wanderfalke zu beobachten. Der schnelle
 Hofstrasse 19, 7270 Davos Platz                                    Jäger ist Vogel des Jahres 2018 und ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig der
 Telefon 081 413 52 38
 christine.huovinen@birdlife-ag.ch
                                                                    Naturschutz ist. Einst in Europa fast ausgestorben, haben sich die Wanderfalken
                                                                    seit den 70er Jahren gut erholt. Doch nun gehen die Bestände wieder zurück:
 Satz, Gestaltung, Produktion:
 Simone Mosch                                                       Dem Wanderfalken machen neue Gefahren wie Vergiftungen, Windpärke und
 Kappelen 5, 5706 Boniswil                                          Siedlungsdruck zu schaffen.
 Telefon 079 820 50 21
 simone.mosch@gmx.ch                                                Das zeigt: Der Artenschutz ist keine einmalige Aktion, Naturschutzarbeit braucht
 Druck:                                                             permanentes Engagement. BirdLife Aargau leistet hier einen unbezahlbaren
 Effingerhof AG                                                     Einsatz und ist aus dem Aargauer Naturschutz nicht wegzudenken. Ich bedanke
 Druck – Verlag – Neue Medien
 Storchengasse 15, 5201 Brugg AG
                                                                    mich im Namen der Aargauer Regierung für dieses wertvolle Engagement zuguns-
 Telefon 056 460 77 77                                              ten der Natur- und Vogelwelt in unserem Kanton und wünsche BirdLife Aargau
 Papier:                                                            gutes Gelingen bei der Umsetzung des Naturzentrums am Klingnauer Stausee.
 Cocoon Preprint/Offsetpapier, Recycling,
  weiss, matt, 80 gm2 (hergestellt aus 100%
  entfärbtem Altpapier, ausgezeichnet mit dem
  EU-Ecolabel, ist FSC-zertifiziert und 100%
  FSC-Recycling)

 Geschäftsstelle:
 BirdLife Aargau – Natur- und Vogelschutz
 Kathrin Hochuli
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau
 Telefon 062 844 06 03                                                                            Regierungsrat Stephan Attiger,
 www.birdlife-ag.ch, info@birdlife-ag.ch                                                          Vorsteher Departement Bau, Verkehr und Umwelt
 Telefonische Ansprechzeiten:
 Mo, Di, Do, von 08.00–12.00 Uhr

 Adressänderungen:
 Bitte direkt BirdLife Aargau melden. Danke.

 Nachdruck mit Quellenangaben e­ rwünscht,
 Beleg an die Redaktion
 Redaktions- und Inserateschluss:
 Nr. 3_ 2018: 30. Juli 2018
                                                        Foto: zVg

 Titelbild: Vogelbeobachtung Foto: Alamy Stock Photo

2 Milan 2_ 2018
Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
                                                                                                           Editorial, Impressum                    2

                                                                                 Foto: Pixabay
                                                                                                           Inhaltsverzeichnis3
                                                                                                           Schwerpunkt Lichtverschmutzung:
                                                                                                           – Fledermäuse in Gefahr                  4
                                                                                                           – Interview: Andres Beck, Fledermaus-
                                                                                                             spezialist                          7
                                                                                                           BirdLife Aargau:
                                                                                                           – 	­Verbandstätigkeit BirdLife Aargau   10
                                                                                                           – 	­Baubewilligung für das neue
                                                                                                               BirdLife-Naturzentrum               11
                                                                                                           – 	­Exkursion an der 36. DV an den
                                                                                                               Klingnauer Stausee                  12
                                                                                                           – 	­Unentbehrliche Biester: Insekten
                                                                                                               in Gefahr                           14
                                                                                                           – Ornithologie für Kinder ab 12:
4-9 Kunstlicht beeinträchtigt Fledermäuse – Fledermäuse sind die Herrscher des                               die neue Birdergruppe NISUS           16
nächtlichen Luftraums. Was bedeutet die zunehmende Lichtverschmutzung für sie?                             – Biber – Gärtner der Natur              18
                                                                                                           – Protokoll der 36. DV in
                                                                                 Foto: Eric A. Soder

                                                                                                             Kleindöttingen                        19
                                                                                                           – BirdLife-Gönnermitglied PLUS           23
                                                                                                           – Wettbewerb «Natur im Siedlungs- 
                                                                                                             raum»: Prämierung der Gewinner 24
                                                                                                           – Junior Birdrace: Unterwegs für das
                                                                                                             Naturzentrum Klingnauer Stausee        25
                                                                                                           Aktuell:
     26-27 Seltener                                                                                        – Selten zu sehen: Der Seeadler          26
  Besuch am Kling-                                                                                         – Neues Zuhause für Uferschwalben        28
  nauer Stausee Im                                                                                         – Schwalbenförderung in Herznach- 
      März lockte ein                                                                                        Uelken                           30
 Seeadler zahlreiche
                                                                                                           – 	Schulkinder pflanzen Hecken          31
   Ornithologen und
  Fotografen an den                                                                                        SVS / BirdLife Schweiz:
 Klingnauer Stausee.                                                                                       – BirdLife-Naturzentren auf guten
                                                                                                             Wegen                                  32
                                                                                 Foto: Viktor Zimmermann

                                                                                                           – Landschaften brauchen Schutz           33
                                                                                                           – 	 Drohneninvasion: Klare Regeln nötig 33
                                                                                                           Kanton Aargau:
                                                                                                           – Zwischenbilanz Naturschutzpro-
                                                                                                             gramm Wald                             34
  28-29 Neue Behausung                                                                                     Diverses, Veranstaltungen:
       für Uferschwalben
                                                                                                           – Leserwettbewerb                       29
     In Mellingen steht seit
                                                                                                           – Veranstaltungen Naturama              29
       diesem Frühjahr eine
 künstliche Uferschwalben-                                                                                 – Veranstaltungen BirdLife Aargau       30
wand für ihre Mieter bereit.                                                                               – Jahresprogramm 2018                   40

                                                                                                                                       Milan 2_ 2018 3
Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

Wochenstube Mausohr.                                                                                                Foto: oekovision GmbH, Widen

Fledermäuse

Lebenskünstler im Dunkeln
Vampire, Flugkünstler, Batman, Virenschleuder – Fleder-                zehnten verstärkt hinzugekommen ist: die Zunahme von künstli-
mäuse lassen kaum jemanden kalt. Für die einen verkör-                 cher Beleuchtung. Im Schweizerischen Mittelland gibt es bereits
pern sie das Unheimliche, für die anderen sind es faszinie-            heute keinen Ort mehr, wo die Nacht noch ganz dunkel ist. Was be-
rende Tiere, die es zu schützen gilt. Mit der zunehmenden              deutet das nun für die Fledermäuse? Um diese Frage beantwor-
Beleuchtung der Nacht droht ihnen nun zusätzliche Gefahr.              ten zu können, müssen wir zuerst ihre Lebensweise etwas kennen-
                                                                       lernen.
Fledermäuse sind die Herrscher des nächtlichen Luftraums. Im Ver-
lauf der Evolution haben sie es geschafft, ihn trotz Dunkelheit zu     Zu Gast in vielen Wohnungen
erobern – dank ihrer Fähigkeit, sich mittels raffinierter Echoortung   Die Fledermaus lebt wie eine Nomadin: Sie zieht im Verlauf ihres
zu orientieren (s. unten). Als sie sich vor rund 60 Mio. Jahren aus    Jahreszyklus‘ von einer Behausung in die andere, bleibt den ver-
dämmerungsaktiven Säugetieren entwickelten, beherrschten tags-         schiedenen Unterkünften jedoch – sofern möglich – während Jah-
über bereits insektenfressende Vögel die Lüfte. Doch nachts war        ren treu. Im April und Mai schliessen sich die Weibchen zu Wo-
die ökologische Nische noch frei. So nutzten die fliegenden Säu-       chenstubenkolonien zusammen, gebären dort meist ein Jungtier
getiere das Dunkel der Nacht zu ihrem Vorteil und entwickelten         und nutzen den insektenreichen Sommer zur Jungenaufzucht.
sich zu der artenreichsten Säugetiergruppe nach den Nagetieren.        Die Männchen halten sich derweil in ihren Sommerquartieren auf.
Heute leben in der Schweiz 30 Fledermausarten. Von Gesetzes            Wenn sich die Wochenstuben gegen Ende Juli auflösen, beginnt
wegen sind sie allesamt geschützt, trotzdem steht die Hälfte dieser    eine Phase des Umherstreifens. Die Fledermäuse suchen in dieser
Arten auf der Roten Liste. Die Gründe dafür sind oft bei uns Men-      Zeit Zwischenquartiere und später Paarungsquartiere auf, um sich
schen zu suchen: Insektizide, der Verlust ihres Jagdreviers oder       dort der Fortpflanzung zu widmen. Als solche Quartiere während
Zerstörung ihrer Wohnquartiere. Und was in den letzten Jahr-           des Sommers eignen sich Bäume und Gebäude, z. B. Estriche,

4 Milan 2_ 2018
Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

Fassadenverkleidungen, Fensterläden, Mauerfugen oder Spalten            Bei schnell fliegenden Arten mit langen, schmalen Flügeln (z. B.
im Zwischendach. Aber auch Fledermauskästen oder Hohlräume              Grosse Abendsegler) reichen die Rufe bis zu 100 m weit. So kön-
an Brücken werden gerne genutzt. Im Winter halten sich die Fle-         nen sie im freien Luftraum jagen, obwohl dort das Risiko grösser
dermäuse meist in Felsspalten, Höhlen oder Stollen auf. Dort fah-       ist, von einem Raubvogel gefressen zu werden. Bei kleineren Ar-
ren sie ihren Stoffwechsel herunter, fallen in einen Winterschlaf       ten mit kurzen, breiten Flügeln (z. B. die Kleine Hufeisennase) sind
und schaffen es so, die insektenarme Jahreszeit ohne Nahrungs-          die Ortungsrufe stark gerichtet und haben nur eine Reichweite
aufnahme zu überstehen.                                                 von einigen Metern. Dies reicht den langsameren, dafür wendi-
                                                                        gen Fledermäusen jedoch zu einer erfolgreichen Jagd in dichter
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben                               Vegetation oder zwischen Bäumen meist aus. Um vom Quartier
Wenn nun künstliches Licht die Sommerquartiere der Fledermäuse          in die Jagdlebensräume zu gelangen, sind sie allerdings eng an li-
anstrahlt, fliegen diese abends oft verspätet aus. Eine Studie aus      neare Strukturen wie Gewässer mit bestockten Ufern, Täler,
Grossbritannien z. B. zeigt: Je stärker das Licht brannte, desto we-    Waldränder, Hecken oder Baumalleen gebunden, die ihnen als
niger Zwergfledermäuse flogen aus. Besonders empfindlich scheint        Flugkorridore dienen.
die Wimperfledermaus zu reagieren – eine Art, die in der Schweiz
stark gefährdet ist. Fast alle Individuen einer untersuchten Kolonie    Des einen Leid, des anderen Freud
flogen erst aus ihrem Quartier, nachdem die Beleuchtung ausge-          Werden nun die angestammten Flugkorridore oder Jagdgebiete
schaltet war – mehr als zwei Stunden später, als sie die Kirche sonst   nachts beleuchtet, geht das nicht spurlos an den Fledermäusen
verliessen. Noch schlimmer war es bei einer anderen beobachte-          vorbei. Die Weissrandfledermaus z. B. verändert ihr Verhalten bei
ten Kolonie: Nachdem die Gemeinde Flutlicht installierte, das ge-       künstlicher Beleuchtung: In einer Studie flog sie unter Lichteinwir-
nau durch die Ausflugslöcher in das Gebäude zündete, gaben rund         kung deutlich schneller als sonst – vermutlich um das Risiko zu mi-
1000 Weibchen ihre Wochenstube komplett auf.                            nimieren, im Licht entdeckt und gefressen zu werden. Noch emp-
Fliegen Fledermäuse infolge Beleuchtung verspätet aus ihren Quar-       findlicher reagieren Kleine Hufeisennasen auf künstliches Licht.
tieren, verkürzt sich nicht nur ihre tägliche Jagdzeit, sie verpassen   Wie eine Forschungsarbeit zeigt, mieden sie ihre traditionellen
auch die frühen Abendstunden, in denen die Insektendichte meist         Flugkorridore fast gänzlich, wenn diese beleuchtet waren, und sie
höher ist als gegen Mitternacht. In den Sommermonaten mit den           gewöhnten sich über die Dauer der Untersuchung nicht an die
kürzesten Nächten bedeutet der um eine Stunde verzögerte Aus-           Lichter. Die Hufeisennasen müssen dann auf andere Wege auswei-
flug den Ausfall von 12-16 % der Zeit für die nächtliche Nahrungs-      chen und dadurch unter Umständen mehr Energie investieren, um
suche. Untersuchungen an Mausohrfledermäusen zeigen, dass sich          ihre Jagdgebiete zu erreichen. Das könnte sich auch negativ auf
dies negativ auf die Entwicklung der Jungtiere auswirken kann. Bei      ihre Fortpflanzungsleistung und damit längerfristig auf die ganze
Individuen, die in beleuchteten Gebäuden gesäugt wurden, war            Population auswirken. Eine Studie aus Italien zeigte ausserdem,
die Unterarmlänge – ein Mass für das Grössenwachstum – kürzer           dass verschiedene Fledermausarten auch ihre Trinkplätze mieden,
und ihr Körpergewicht geringer als bei Jungen aus unbeleuchte-          wenn diese beleuchtet waren – wohl mit ähnlichen Folgen für ihre
ten Quartieren. Wenn sich solche Nachteile bis zum Winterschlaf         Bestände.
halten, dürften diese Fledermäuse im Winter eine geringere Über-        Gemäss Literatur gibt es jedoch auch Fledermäuse, die von Be-
lebenschance haben.                                                     leuchtungen angezogen werden. Diese Arten profitieren davon,
                                                                        dass oft Tausende von Insekten um die Kunstlichter schwärmen
Insektenjagd nach Gehör
Doch künstliches Licht beeinflusst nicht nur, wann Fledermäuse          Zwergfledermaus.                         Foto: www.stiftung-fledermausschutz.ch

ihre Quartiere verlassen, sondern auch ihr Jagdverhalten. Auch
hier lohnt es sich, zuerst einen grundsätzlichen Blick auf ihre Jagd-
gewohnheiten zu werfen. Was Fledermäuse ganz speziell aus-
zeichnet und sie dazu befähigt, in der Nacht Insekten zu erbeu-
ten, ist die Echoortung. Durch ihr Maul oder ihre Nase stossen die
Fledermäuse Laute im Ultraschallbereich aus, die für uns Men-
schen in der Regel nicht hörbar sind. Bei einigen Arten weist die
Nase zwecks Lautverstärkung gar eine veränderte, charakteristi-
sche Form auf, z. B. bei den Hufeisennasen. Mit ihren grossen,
beweglichen Ohren fangen die Fledermäuse die zurückgeworfe-
nen Echos der ausgesendeten Laute auf. Diese geben ihnen Auf-
schluss, wo und wie schnell ihre Beutetiere unterwegs sind und
wo ihnen bei der Jagd Hindernisse im Weg stehen. Die Echoor-
tung ist so genau, dass selbst sehr kleine Insekten wie Mücken
erfasst werden können.

                                                                                                                             Milan 2_ 2018 5
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Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

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                                                                                                    len können reduziert oder mit Schirmen
                                                                                                    oder physischen Barrieren wie Hecken
                                                                                                    oder Mauern abgeschirmt werden. Für ge-
                                                                                                    wisse Arten hilft es, wenn die Lichtdauer
                                                                                                    reduziert wird. Bzgl. des Lichttyps gibt es
                                                                                                    in der Literatur keine eindeutigen Hin-
                                                                                                    weise, welche Art von Lichtquelle, ob Na-
                                                                                                    triumdampf-Drucklampen, LED oder Halo-
                                                                                                    gen-Metalldampflampen, die Fledermäuse
                                                                                                    am wenigsten beeinträchtigt. Je kleiner
                                                                                                    der kurzwellige Blaulichtanteil, desto we-
                                                                                                    niger schädlich scheint jedoch das Licht zu
                                                                                                    sein. Worüber sich aber alle einig sind: Am
                                                                                                    einfachsten und effektivsten lassen sich
                                                                                                    Fledermäuse vor Licht schützen, wenn ihre
                                                                                                    Jagdgebiete und Wohnquartiere gar nicht
                                                                                                    erst erhellt sind.

                                                                                                                           Christine Huovinen
Grosses Mausohr.                                                                  Foto: MissMhisi

und nutzen dieses grosse Nahrungsange-           halb gibt es auch keine Patentrezepte, wie
bot. Der Vorteil, den sie sich dadurch ver-      mit der zunehmenden Beleuchtung am
schaffen, könnte aber durch andere Fakto-        besten umzugehen ist. Häufig sind es je-
ren zunichte gemacht werden: Im Licht            doch seltenere Arten, die vom Licht stärker
sind sie für ihre Fressfeinde besser sichtbar,   beeinträchtigt sind. Ihnen sollte deshalb
und ausserdem steigt das Risiko, mit einem       der Fokus gelten, wenn es um Schutzmass-
Auto zusammenzustossen.                          nahmen geht.
                                                 Sind Beleuchtungen geplant, sollten Korri-
Was können wir tun?                              dore und Zonen ausgeschieden werden,
Wie Fledermäuse auf künstliche Lichtquel-        die den Fledermäusen erlauben, im Dun-
len reagieren, ist stark artabhängig. Des-       keln von ihren Quartieren zu den Jagdge-

Inserat

                                                                            www.vogelpraeparation.ch
                                                                            Tierpräparation
                                                                            Ruedi und Erna Wüst-Graf
                                                                            Christoph-Schnyderstr. 10
                                                                            6210 Sursee
                                                                            Telefon 041 921 62 42

                                                                            Naturgetreue Präparation aller
                                                                            Vogel- und Kleinsäugerarten.
                                                                            Restauration von zoologischen
                                                                            Schulsammlungen

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Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

Im Gespräch mit Andres Beck, Fledermausspezialist

«Man muss halt reden miteinander.»
Andres Beck, Du beschäftigst Dich                chen bis zu einer Stunde später ausflogen
schon seit vielen Jahren mit Fleder-             und so weniger Zeit für die Nahrungssuche
mäusen. Was macht für Dich die Faszi-            zur Verfügung hatten. Zwei Drittel der
nation dieser Tiere aus?                         Jungtiere kamen in der Folge um. Da in die-
Es ist eine interessante und vielfältige Tier-   sem Jahr in keiner der anderen Wochenstu-
gruppe, die je nach Art unterschiedliche Le-     benkolonien im Kanton Aargau eine solch
bensräume in unserer Landschaft nutzt.           aus-sergewöhnlich hohe Jungensterblich-
                                                 keit von Grossen Mausohren registriert
Du bist u. a. auch Fledermausschutz-             wurde, ist davon auszugehen, dass dies
Beauftragter des Kantons Aargau. Wie             eine Folge der Beleuchtung war.
muss man sich Deine Arbeit konkret
vorstellen?                                      Nutzten die Grossen Mausohren die
Fledermäuse sind bundesrechtlich ge-             Stadtkirche in den nächsten Jahren
schützt, und die Kantone sind für den Voll-      trotzdem wieder als Wochenstube?
zug zuständig. Im Auftrag der Abteilung          Ja, Mausohren bewohnen für die Jungen-                   Andres Beck. 		                      Foto: zVg
Landschaft und Gewässer kümmere ich              aufzucht immer wieder das gleiche Wo-
mich hauptsächlich um die Erhaltung der          chenstubenquartier. Der Anlass von 2001                  Man sucht dann das Gespräch mit den Ei-
Lebensräume. Besonders betroffen sind            in Rheinfelden zog aber doch langfristige                gentümern bzw. den Verantwortlichen,
gebäudebewohnende Arten durch Sanie-             Folgen nach sich. In den folgenden Jahren                um die Situation zu lösen. Im Fall Rheinfel-
rungen. Meine Aufgabe ist es, in solchen         benutzten die Tiere andere Durchschlupf-                 den hatte dies zur Folge, dass das Wo-
Fällen die betroffenen Gebäudebesitzer,          öffnungen als vor dem Anlass.                            chenstubenquartier und die angrenzen-
Architekten und Handwerker vorgängig zu                                                                   den Flugrouten in die Bau- und Nutzungs-
instruieren und die Schutzmassnahmen             Wie gehst Du als Fledermausschutzbe-                     ordnung aufgenommen wurden, um
auf der Baustelle zu überprüfen. Nebst die-      auftragter vor, wenn Du von solchen                      solche Vorfälle künftig zu verhindern.
ser beratenden Funktion erfasse ich immer        Gegebenheiten erfährst?                                  Jahre später wurde denn auch geprüft,
auch Lebensräume, die wir noch nicht ken-                                                                 wie sich bei einer geplanten Arealüber-
nen. Zudem habe ich ein Betreuernetz mit                                                                  bauung beim Bahnhof Rheinfelden die
Freiwilligen aufgebaut, die bedeutende                                                                    Flugrouten der Mausohren am besten er-
Kolonien jährlich überwachen und sich lo-                                                                 halten liessen.
kal engagieren.
                                                                                                          Wie reagieren Gemeinden oder Private,
Gibt es Beispiele aus dem Kanton, wo                                                                      wenn Du sie auf Missstände ansprichst?
Licht Fledermäuse beeinträchtigt hat?                                                                     In der Regel verständnisvoll, man muss halt
Da gibt es einige. In den Mauerspalten der                                                                reden miteinander… Ein Schwerpunkt im
Habsburg zum Beispiel liessen sich beson-                                                                 Fledermausschutz der letzten 30 Jahre war
ders im Herbst regelmässig Einzeltiere der                                                                deshalb die Erfassung der vorhandenen Le-
Gattungen Zwergfledermäuse und Maus-                                                                      bensräume, damit eben schon in der Pla-
ohren beobachten. Seit die Burg ab 2005                                                                   nungsphase eines Bauvorhabens die An-
neu angestrahlt wird, konnten keine Fleder-                                                               sprüche der Fledermäuse frühzeitig berück-
mäuse mehr registriert werden.                                                                            sichtigt werden. So können Ärger und
Oder in der Stadtkirche in Rheinfelden:                                                                   Kosten vermieden und die Lebensräume
Diese beherbergt seit langem eine Wo-                                                                     optimal geschützt werden.
chenstubenkolonie von Grossen Mausoh-
ren mit ca. 100-200 Tieren. Ein dreitägiges      Stadtkirche Rheinfelden. In der Mauer im                 Gibt es auch Beispiele aus dem Kanton,
                                                 Hauptschiff sowie am Übergang zwischen Dach
Stadtfest im Juni 2001 mit einer Lunapark-                                                                wo Fledermäuse von einer Beleuchtung
                                                 und Seitenschiff sind die Ausflugsöffnungen
anlage mit Licht und Laserblitzen unmittel-      sichtbar. Auf dem Platz vor der Kirche stand die         profitieren?
bar vor der Kirche bewirkte, dass die Weib-      Lunaparkanlage.                      Foto: Andres Beck   Positive Aspekte einer Beleuchtung sind mir

                                                                                                                                   Milan 2_ 2018 7
Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

nicht bekannt. Es gibt zwar einzelne Arten,   auch andere Interessen im Vorder-             zu heutigen Strassen- und Häuserbe-
die im Bereich von Lampen das angelockte      grund, z. B. Sicherheitsaspekte, ästheti-     leuchtungen?
Insektenangebot nutzen, aber an den           sche Argumente oder, wie im Beispiel          Ja, es sollten grundsätzlich Lampen ver-
Lampen kommen eben auch viele Insekten        der Habsburg, touristische oder wirt-         wendet werden, die wenig UV- Anteil ha-
um, was das Nahrungsangebot wieder            schaftliche Interessen. Was empfiehlst        ben, dieser lockt die meisten Insekten an.
verringert.                                   Du, wie mit diesem Interessenskonflikt        Zudem sind viele Lampen viel zu hell ein-
                                              am besten umzugehen ist?                      gestellt. Auch sollten sie so ausgerichtet
Wie sollen Naturschutzvereine oder            Man kommt nicht darum herum, die Situ-        werden, dass sie nur das beleuchten, was
Privatpersonen vorgehen, wenn sie             ation vor Ort zu prüfen, meist können Inte-   sie sollen und nicht z. B. noch nach oben
den Verdacht haben, dass in ihrer Um-         ressenkonflikte gelöst werden. So wurden      in den Nachthimmel abstrahlen. Weiter
gebung Fledermäuse von Lichtquellen           z. B. die neuen Kirchturmbeleuchtungen in     würden eingebaute Bewegungsmelder
beeinträchtigt sein könnten?                  Spreitenbach und Ittenthal so installiert,    dazu führen, dass die Lampen nur dann
Sie können sich bei mir melden. Man           dass eine Turmseite nicht beleuchtet wird     brennen, wenn sie auch wirklich benötigt
müsste die Situation dann vor Ort an-         und die Ausflugöffnungen der Braunen          werden. Es gibt also eine Reihe von Mass-
schauen und analysieren, was verbessert       und Grauen Langohren dunkel blieben.          nahmen, um die Lichtverschmutzung zu
werden könnte.                                                                              reduzieren.
                                              Seit einiger Zeit gibt es im Handel die
Der Schutz der Fledermäuse ist nur ei-        Bat-Lamp, eine LED-Lampe, die jedoch
ner von verschiedenen Faktoren, den es        nicht weiss, sondern orange leuchtet                      Interview: Christine Huovinen
zu berücksichtigen gilt, wenn Beleuch-        und für Fledermäuse weniger schäd-
tungen geplant werden. Oft stehen             lich sein soll. Wäre das eine Alternative

Inserat

 Ein Quartier für gefiederte Freunde

                                                                                                     Die Nischenbrüterhöhle mit
                                                                                                     perfektem Kleinräuberschutz

                                                                                                     Halbhöhle – bewährt seit Jahren

  Mehl- und Rauschwalbennester:         Der Meisenkasten mit           Der Höhlenbrüterkasten mit
  einfach und schnell zu montieren      auswechselbarer Vorderseite    Katzen- und Marderschutz

  Die Kästen werden aus Holzbeton hergestellt und sind mit verschiedenen Fluglochweiten
  lieferbar. Alle Nisthilfen werden komplett mit Aufhängung und speziellem Alunagel geliefert.

  Wir führen auch Artikel für Wildbienen, Eulen, Igel, Fledermäuse, Literatur usw.

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                                               Telefon 056 241 19 63, mueller.willi@sunrise.ch

8 Milan 2_ 2018
Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

                                                      Exklusiv
                                                      für Kundinnen
                                                      und Kunden
                                                      der AKB.

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akb-freizeitportal.ch
Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
BirdLife Aargau

Verbandstätigkeit von BirdLife Aargau
15. Februar Kanuso: Corinne Schmidlin, Leiterin Bereich Nach-       die Eisvogelbrutwand wurde gestartet. Die Einwendung eines
haltigkeit im Naturama Aarau, stellte ihre Arbeit und den Bericht   Nachbarns wurde zurückgezogen, Baubewilligung sollte bis Ende
«Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau» vor.                     März vorliegen. Rechtsgeschäfte Einwendungen wurden geschrie-
                                                                    ben gegen Eingriffe in die Höckerschwanpopulation am Hallwiler-
26. Februar: Die Sektion Jagd und Fischerei informierte BirdLife    see und einen Grossanlass im Wald in Rüfenach. Baugesuch für
Aargau gemeinsam mit Pro Natura, Jagd Aargau und den Jagdauf-       neue Tümpel im Waldreservat in Tägerig eingereicht.
sehern über ihre Aktivitäten: Zählung von Biber und Feldhasen,
Wildkatzenmonitoring, Kiebitzprojekt im Reusstal und Feldhasen-     22. März: Übergabe Petition «Die 100-jährige Rotbuche des Kan-
projekte im Seetal und in Zeihen.                                   tonsspitals Aarau soll leben!» an den Kanton mit 1746 Unterstüt-
                                                                    zern, gemeinsam mit Grossrätin Gabriela Suter und WWF Aargau.
6. März Vorstandssitzung: Naturzentrum: Crowdfunding für

Inserat

Stellenausschreibung                                                 Das bringen Sie mit
                                                                     • Ausbildung mit Bezug zu Themen des Natur- und Land-
                                                                       schaftsschutzes und Weiterbildung in naturbezogener
Am Klingnauer Stausee wird im Mai 2019 ein neues Natur-                Bildung
zentrum eröffnet. Das BirdLife-Naturzentrum Klingnauer               • Teamleitungserfahrung
Stausee soll mit Informations- und Bildungsangeboten                 • Ausgewiesene Erfahrung in der Naturbildung für Zielgrup-
dazu beitragen, die Besucherinnen und Besucher für die                 pen von Kindern bis zu Erwachsenen
einmaligen Natur- und Landschaftswerte zu begeistern.                • Gewinnendes Auftreten, Kontaktfreude und ausgeprägte
Dabei sind Kinder, Jugendliche und Familien rund um den                Teamfähigkeit
ganzen See die wichtigsten Zielgruppen. Getragen wird                • Organisationstalent
das Naturzentrum Klingnauer Stausee von BirdLife Aargau              • Gute Kenntnisse von Arten und Lebensräumen
und BirdLife Schweiz. Die Anstellung der Zentrumsleitung             • Hohes Qualitäts- und Kostenbewusstsein, zeitliche Flexibilität
erfolgt bei BirdLife Schweiz.                                        • Kenntnisse in Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Buchhal-
                                                                       tung von Vorteil

  Per 1. November 2018 oder nach Vereinbarung suchen wir             Das bieten wir Ihnen
  eine/n Leiter/in des                                               • Eine spannende, herausfordernde Aufgabe mit viel Gestal-
                                                                       tungsmöglichkeiten
  BirdLife-Naturzentrums                                             • Begleitung durch eine fachlich versierte Betriebsgruppe von
  Klingnauer Stausee (70-80 %)                                         BirdLife Aargau und BirdLife Schweiz
                                                                     • Zeitgemässe Anstellungsbedingungen
  Das sind Ihre Aufgaben                                             • Einen Arbeitsplatz direkt am Klingnauer Stausse und mit
  • Sie leiten das Naturzentrum und übernehmen die Verant-             öV gut erreichbar
    wortung für dessen Betrieb                                       • Kontakte zu Menschen aller Altersgruppen
  • In der Anfangsphase bauen Sie den Betrieb auf und gestal-
    ten die Eröffnung                                               Fühlen Sie sich angesprochen? Dann senden Sie Ihre vollständigen
  • Sie bauen ein Team mit Praktikant/innen, Freiwilligen und       Bewerbungsunterlagen bis zum 5. Juli 2018 mit Betreff «Leitung
    weiteren Personen auf und sorgen für dessen Aus- und            Naturzentrum Klingnauer Stausee» ausschliesslich per Mail an
    Weiterbildung                                                   werner.mueller@birdlife.ch.
  • Sie konzipieren die Bildungsangebote des Zentrums, setzen
    diese um und übernehmen auch selber Führungen und               Für weitere Auskünfte stehen Ihnen Werner Müller, Geschäfts-
    Workshops                                                       führer BirdLife Schweiz, Tel. 079 448 80 36, und Kathrin Hochuli,
  • Sie sind verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des       Geschäftsführerin BirdLife Aargau, Tel. 062 844 06 03 gerne zur
    Naturzentrums                                                   Verfügung. Wir freuen uns auf Sie!

10 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau

BirdLife-Naturzentrum

Die Baubewilligung ist da!
An der Delegiertensammlung am 24.              seit Beginn. Auch andere Gemeinden der
März 2018 nahmen die Präsidentin-              Region tragen das Naturzentrum mit. Der
nen von BirdLife Aargau und BirdLife           Kanton spielt bei der Planung und Umset-
Schweiz in Kleindöttingen die Baube-           zung der Umgebungsgestaltung auf der
willigung für das Naturzentrum                 angrenzenden Parzelle eine wichtige Rolle.
Klingnauer Stausee vom Gemeinde-               Der Swisslosfonds des Kantons Aargau
ammann von Böttstein, Patrick Gosteli,         leistet zusammen mit dem Bund einen
in Empfang. Damit kann das BirdLife-           namhaften Beitrag an das Zentrum. Unzäh-
Naturzentrum Klingnauer Stausee ab             lige weitere Geldgeber wie Firmen, Stiftun-
dem Sommer realisiert und im Mai               gen und naturmade-star Fonds ermögli-
2019 eröffnet werden.                          chen die Realisierung des Projektes. Dazu
                                               gehört auch die breite Unterstützung aus
Ab sofort läuft nun die Detailplanung für      den BirdLife-Sektionen und der Bevölke-
den Umbau des bestehenden Hauses, des          rung. Für ein Teilprojekt im Erlebnisgarten,
Anbaus und der Umgebungsgestaltung.            die Eisvogelbrutwand, führte BirdLife ein
Diese schliesst in Zusammenarbeit mit dem      Crowdfunding durch. Die Freude über das
Kanton auch die angrenzende Parzelle und       Erreichen des gesteckten Finanzierungsziels
den Solenbach ein. Gleichzeitig gilt es, die   von CHF 30‘000 ist gross: Über 400 Unter-       Regierungsrat Stephan Attiger und Gemeindeam-
letzten für das Naturzentrum nötigen Finan-    stützer und Fans ermöglichen die Realisie-      mann Patrick Gosteli freuen sich zusammen mit
zen zu sichern und die Ausstellung fertig zu   rung der Brutwand für den Eisvogel!             den Präsidentinnen von BirdLife Aargau, Gertrud
                                                                                               Hartmeier, und BirdLife Schweiz, Suzanne Oberer,
planen. Der Bau des Zentrums wird gemäss       BirdLife ist zuversichtlich, auch bald die      über die Baubewilligung für das Naturzentrum.
der jetzigen Planung nach den Sommer-          CHF 2,1 Mio. für das gesamte Naturzen-          		                             Foto: Ann Walter
ferien beginnen. Die Eröffnung des Bird-       trum-Projekt beisammen zu haben.
Life-Naturzentrums ist für den Mai 2019
vorgesehen.                                    Starke Partner                                  zum Wanderfalken einen Postenlauf mit
Die Freude über das Erreichen des Meilen-      Wie sich zeigt, haben sich im Verlaufe der      Wettbewerb, der nun für den Rest des Jah-
steines war an der Delegiertenversammlung      letzten Monate bereits tragfähige Partner-      res den Sektionen zur Ausleihe zur Verfü-
von BirdLife Aargau rundherum spürbar.         schaften entwickelt. Einige engagierte Fir-     gung steht. Der Erlös des Tages wurde an
Die Präsidentin, Gertrud Hartmeier, drückte    men der Region beteiligen sich mit PR-Ak-       das BirdLife Naturzentrum gespendet.
darum in ihrer Ansprache vor allem ihren       tionen oder auch der Spende ehrenamtli-         Weitere Informationen über das BirdLife-
Dank für die grosse Unterstützung von allen    cher Arbeit und tragen so zum Gelingen des      Naturzentrum Klingnauer Stausee sind zu
Seiten aus. Für den Gemeindeammann der         Projektes bei. So fand zum Beispiel am          finden unter www.naturzentrum-klingnau-
Standortgemeinde Patrick Gosteli ist das       Sonntag, 29. April, beim Kernkraftwerk          erstausee.ch.
neue Naturzentrum ein Leuchtturm für das       Leibstadt KKL der Entdeckertag statt. Das
Zurzibiet. Regierungsrat Stephan Attiger       bot sich gerade doppelt an: Seit über 20        Spendemöglichkeit
betonte: «Hier am Klingnauer Stausee ent-      Jahren zieht hier ein Wanderfalkenpaar          BirdLife Aargau, 5000 Aarau, PC 50-99-3,
steht nun an einem Hotspot der Artenviel-      seine zumeist vier Jungtiere gross – in einer   IBAN: CH49 0900 0000 5000 0099 3,
falt im Kanton ein Naturzentrum. Ein Ort       eigens für diese Vögel angebrachten Nist-       Vermerk «Naturzentrum Klingnauer Stau-
um Menschen und Natur zusammenzu-              hilfe. Da in diesem Jahr ausserdem der          see»
bringen – ein Angebot, von dem wir sicher      Wanderfalke der Vogel des Jahres ist, fand
sind, dass es einem Bedürfnis der Men-         der Entdeckertag auf Einladung des KKL un-
schen entspricht.»                             ter der aktiven Mithilfe von BirdLife Aargau
                                               statt. Über 300 Gäste liessen sich bei Exkur-
Ein breit verankertes                          sionen die unbekannte Vogelwelt näher-
Gemeinschaftswerk                              bringen, lauschten Natur-Vorträgen oder
Zum Naturzentrum leisten sehr viele Men-       machten sich an den Informationsständen
schen und Institutionen einen Beitrag. Die     zum Thema Biodiversität im Siedlungsraum
Gemeinde Böttstein unterstützt das Projekt     kundig. Daniel Stenz entwickelte zudem

                                                                                                                          Milan 2_ 2018 11
BirdLife Aargau

Es gibt viel zu sehen am Klingnauer Stausee.                                                                                   Foto: Ann Walter

Exkursion anlässlich der Delegiertenversammlung

Neuigkeiten vom Klingnauer Stausee
BirdLife informierte aus erster Hand            Dort informiert sie über den aktuellen Stand     ser Exkursion erstmals und exklusiv zeigen
über den aktuellen Stand der Bau-               des Naturzentrums und verkündet den auf-         dürfe und die Bauarbeiten nun beginnen
pläne und zeigte vor Ort, wie das               merksamen Teilnehmern hocherfreut:               können. Im August werden die Bagger auf-
Naturzentrum und die Umgebung                   - die Einwendung des südlichen Anlie-            fahren, um die Erdarbeiten auszuführen,
dereinst aussehen werden. Zudem                     gers konnte gütlich beigelegt werden,        und über den Winter 2018/19 wird dann
liessen sich unter kundiger Führung             - der Böttsteiner Gemeindeammann                 gebaut. Die Eröffnung des Zentrums ist auf
einige interessante Vogelarten                      Patrick Gosteli wird BirdLife Aargau die     Mitte Mai 2019 geplant.
beobachten.                                         Baubewilligung für das Naturzentrum
                                                    an der Delegiertenversammlung am             Attraktive Aufwertungen im und ums
Bei strahlend blauem Himmel und beschei-            Nachmittag übergeben und                     Zentrum geplant
denen 4 °C begrüsst Gertrud Hartmeier,          - die Finanzierung des Naturzentrums             Herr Märki, Architekt, dankt für die gute
Präsidentin BirdLife Aargau, die gut 60 Ex-         ist gesichert. Über die budgetierten         Zusammenarbeit mit BirdLife Schweiz und
kursionsteilnehmenden vor dem Beobach-              CHF 2,1 Mio. hinaus, sind noch gut           BirdLife Aargau und den für die Umge-
tungsturm. Nach der Gruppeneinteilung               investierte CHF 100‘000 nötig, um die        bungsgestaltung zuständigen kantonalen
begeben sich Claudia Müller und Werner              Umgebungsgestaltung umzusetzen.              Ämtern. Ausserdem bedankt er sich bei der
Portmann mit zwei Gruppen zu den orni-          Sie zeigt sich ausserdem sehr zufrieden, wie     Firma Hiag, die das Land hinter dem Natur-
thologischen Leckerbissen am Stausee.           das Naturzentrum auch an nationaler Be-          zentrum im Baurecht für 50 Jahre zu einem
Gertrud Hartmeier führt ihre Gruppe ins         kanntheit gewonnen habe und schon fast           symbolischen Zins zur Verfügung stellt.
bestehende Haus, in dem die Bau- und Um-        in «aller Munde sei». Für sie sei es ein gros-   Doch wie sieht das Bauprojekt nun konkret
gebungspläne für den Umbau hängen.              ser Moment, dass sie die Bauprofile auf die-     aus? Der Holzunterstand und der Eingangs-

12 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau

bereich des bestehenden Hauses werden          ten in den idyllischen Teil des «Klingnau-
abgebrochen, und das Haus wird mit ei-         ers». In den Teil, in welchem Wasservögel
nem Holzanbau gegen den Beobach-               ruhig schwimmend ihren Bedürfnissen bei
tungsturm hin erweitert. Dieser grosszügig     der Nahrungsbeschaffung, Federpflege
ausgestattete neue Eingangsbereich bein-       und Fortpflanzung nachgehen. Ruhig
haltet den Empfang, den Shop, die Sani-        schwimmend? Nein, plötzlich wird die
täranlagen, den multifunktionalen Schu-        grosse Schar Lachmöwen unruhig; aufge-
lungsraum sowie den Ausstellungsraum,          regt kreischend fliegen sie auf. Was ist
der sich bis ins bestehende Haus hinein er-    passiert? Ein Rohrweihen-Weibchen fliegt
streckt. Im oberen Stockwerk des Hauses        vorbei, danach wassert die Möwenschar
entstehen Büroräume.                           wieder, und Ruhe kehrt erneut ein.
Der Blick durch die grossen Fenster auf die    Im Flachwasser können die Exkursionsteil-
Bauprofile lässt die Dimension des Anbaus      nehmenden Bekassine und Grossen Brach-
erahnen. Die hohe Hecke, welche die be-        vogel beim Stochern im Schlick beobach-
nachbarten Grundstücke trennte, ist in-        ten. Im Schilfgürtel sind Bartmeisen und
zwischen gerodet. Jetzt präsentiert sich das   Rohrammer sowie wuselnde Zwergtaucher
                                                                                                 Einer der vielen ornithologisch interessanten
gesamte Ausmass der geplanten Naturan-         unterwegs. Auf dem Wasser schwimmen
                                                                                                 Schauplätze am Klingnauer Stausee. Foto: Ann Walter
lage im Aussenbereich. An einem Flach-         Löffel-, Tafel-, Schnatter-, Spiess-, Reiheren-
wassertümpel werden die Besucherinnen          ten und Blässhühner. Eine Mittelmeer-
und Besucher nach der Eröffnung Amphi-         möwe zieht eindrucksvoll ihre Kreise am
bien und andere Wassertiere beobachten         blauen Himmel. Auf Steinen im Wasser und
können. Gegen Süden schliesst ein Bach         in den kahlen Bäumen am gegenüberlie-
das Areal ab, der im Zuge der Umgebungs-       genden Ufer sind Graureiher und Kormo-
gestaltung renaturiert wird. Bereits heute     rane auszumachen. Im Entwässerungska-
ist er von Bibern bewohnt. Ein Elektrokabel    nal watet ein Seidenreiher, und in den
begrenzt die Dammhöhe der Biberburg,           Sträuchern, Bäumen und im noch braunen
damit das aufgestaute Wasser unterhalb         Gras tummeln sich Zilpzalp, Gartenbaum-
der Schadensgrenze bleibt (dem Verneh-         läufer, Schwanz- und Blaumeisen und so-
men nach habe der Biber keine Einwen-          gar ein Blaukehlchen – für die kurze Beob-
dung gemacht!).                                achtungszeit eine doch ganz stattliche An-
Für den ganzen Naturbereich wird das           zahl an Arten.
Arealniveau abgesenkt, damit sich ein          Das Mittagessen nimmt die hungrige Schar
Grundwasserteich realisieren lässt. Am         nach dem Transfer zu Fuss und mit dem
Nordwestufer des Teichs wird eine Eisvogel-    «Poschti» im Restaurant Sonne in Leuggern
                                                                                                 Unterwegs mit der Exkursionsleiterin Claudia
brutwand – typähnlich der bewährten            ein. Der Service ist speditiv und das Essen
                                                                                                 Müller.			                          Foto: Ann Walter
Brutwand in La Sauge – erstellt, mit einem     sehr gut. Gesättigt und in guter Stimmung
Beobachtungshide auf der gegenüberlie-         erfolgt ein weiterer Transfer nach Kleindöt-
genden Teichseite. Auf der restlichen Areal-   tingen ins Schulhaus Rain, zum Ort der
fläche entsteht nach der Abhumusierung         Delegiertenversammlung.
eine Magerwiese. Im Südwesten wird eine        Wir danken dem veranstaltenden Natur-
überdimensionierte Holzscheiterbeige als       schutzverein Aare-Rhein ganz herzlich für
«Lebensraum Totholz» das Areal zur Stras-      die hervorragende Organisation und unse-
se hin begrenzen. Sie soll auch Kleinsäugern   ren Guides Claudia Müller und Werner
und Wildbienen Unterschlupf bieten. Ein        Portmann für die kundige Führung und Be-
als Rundgang angelegter Weg wird Flach-        gleitung.
wassertümpel, Bach, Grundwasserteich
mit Eisvogel-Brutwand und Beobachtungs-
Hide mit dem Naturzentrum verbinden.               Erich Gross, Vorstandsmitglied BirdLife
                                                                                  Aargau
Blaukehlchen, Bartmeisen und
Rohrweihe
Der zweite Teil der Exkursion führt uns weg
von Abriss, Erdbewegungen und Neubau-                                                            Seidenreiher.                        Foto: Beni Herzog

                                                                                                                               Milan 2_ 2018 13
BirdLife Aargau

Summ, summ, summ

Unentbehrliche Biester
Weltweit sind etwa 1,38 Millionen Tierarten bekannt.                   dienen aber auch als Lebensraum. Somit ist ein weiterer wichti-
Der grösste Teil davon – knapp eine Million – gehört zur               ger Teil der Biodiversität unserer Erde auf die Insekten zurückzu-
Klasse der Insekten. Einige von ihnen können Krankhei-                 führen.
ten übertragen oder durch Ernteausfälle bei Nutzpflan-
zen Schaden anrichten. Die grosse Mehrheit von ihnen                   Konkrete Massnahmen und Hilfe vor unserer Haustür
ist jedoch in unterschiedlicher Weise nützlich für das                 Unsere Stärke als Mitglieder eines weltumspannenden Netzwer-
Leben auf unserem Planeten.                                            kes von Natur- und Umweltschützern kann auch für die Insekten
                                                                       nützlich sein. Wenn jeder von uns vor seiner Haustüre aktiv wird,
Im vergangenen Jahr publizierte der Entomologische Verein Krefeld      leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, Insektenarten und -in-
erschreckende Fakten zum Insektensterben. Die Studie wurde in          dividuen zu schützen.
Wissenschaftskreisen kritisch beurteilt. Inzwischen scheint jedoch
eines unbestritten: Der Verlust der Masse an Insekten und auch         Insekten fördern
der Anzahl der Insektenarten ist alarmierend. Während das Bie-         - Einheimische Bäume und Sträucher pflanzen.
nensterben und seine Ursachen seit einiger Zeit diskutiert wer-        - Blütenangebot von April bis Oktober durch Pflanzen einheimi-
den, hat bisher das Bewusstsein dafür gefehlt, dass eine grosse          scher Stauden schaffen.
Anzahl anderer Insektenarten ebenfalls stark unter Druck steht.        - Blumenwiesen mit schonender Bewirtschaftung, Altgrasstreifen
Scheinbar erst durch Bekanntwerden der erschreckenden Verluste           und Überwinterungsmöglichkeit für Insekten in allen Entwick-
von bis zu 80 % an Insketenbiomasse wurde der Wert dieser Le-            lungsstadien fördern.
bewesen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Biologen, Um-         - Kleinstrukturen wie Asthaufen und Totholz anlegen.
welt- und Naturwissenschaftler sind sich einig: Insekten sind ein      - Dächer und Fassaden begrünen.
essenzieller Teil unserer Biosphäre. In der Tierwelt sind sie heiss-
geliebte Nahrungsquelle. Sie sind die Hauptspeise für Fische und       Nützlinge stärken
Amphibien. Viele Vogelarten, besonders die Sperlingsvögel, sind        - Auf den Einsatz von Pestiziden im eigenen Garten verzichten.
von Frühjahr bis Herbst und gerade zur Aufzucht ihrer Jungtiere        - Mischkulturen fördern. Sie stärken die Pflanzen einer Pflanz-
auf Insekten angewiesen.                                                 gemeinschaft und machen sie resistenter gegen Schädlings-
75 % aller Pflanzen kämen nicht ohne Insekten aus. Sie sind auf          befall (sh. Links und Erläuterungen zu Mischkulturen auf
deren Bestäubungsleistung angewiesen. Zu den Bestäubern zäh-             unserer Website).
len zum Beispiel weltweit rund 20‘000 verschiedene Arten von           - Nisthilfen für Nützlinge wie Florfliegen und Ohrwürmer oder
Wildbienen. Ausser ihnen bestäuben auch viele Schmetterlings-            Wildbienen anbieten (sh. Bauanleitungen im Faltblatt «Summ,
arten, Fliegen, Motten, Käfer und Wespen Pflanzen. Zudem pro-            summ, summ – unentbehrliche Biester» oder auf unserer
fitieren Pflanzen von der Bodenarbeit der Insekten, welche im Zu-        Website).
sammenwirken mit Pilzen und Mikroorganismen durch die Zer-
setzung abgestorbener Pflanzenteile und Kot die Nährstoffe             Unsere Verantwortung als Konsumenten wahrnehmen
wieder verfügbar machen. Viele Tiere fressen Pflanzen. Pflanzen        - Beim Einkauf von Lebensmitteln darauf achten, dass diese
                                                                         mit ressourcenschonenden Methoden hergestellt wurden.
                                                                       - Direkt ab einem Hof einkaufen, den man kennt.
                                                                       - Konsum von Fleisch auf 1 bis 2 mal pro Woche reduzieren.

                                                                       Sich und andere informieren
                                                                       - Wir empfehlen Ihnen, über den Insektenschwund bei Ihren
                                                                          öffentlichen Auftritten zu berichten. Zeigen Sie die wichtige
                                                                          Rolle der Insekten für die Nahrungsnetze, in denen auch der
                                                                          Mensch lebt, auf.
                                                                       - Zum Thema Biodiversität bietet BirdLife Schweiz diverse
                                                                          Broschüren und Falt- sowie Merkblätter an:
                                                                          www.birdlife.ch/de/biodiversitaet

14 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau

                                      Lebensnetz Luft

                                Sperber               Waldkauz                  Wanderfalke                       baumfalke

                      Rauchschwalbe

                                                                        Fledermaus

                                                                                                            Taube (Strassen-
                Kohlmeise                                                                                   und Ringeltaube)

                                                  Mücke
                                                                                              Maikäfer
           Rotkehlchen
                                                                          Libelle
                                                                                                                         Mauersegler

                                Schmetterling                                                    Luftplankton
                                                                                                 winzige biologische Organismen
                                                                                                 wie z. B. Gewittertierchen, Balda-
                                                                                                 chinspinnen oder Bestandteile wie
                                                                                                 Pollen, Sporen und Pflanzensamen
                                                  Biene
                                                                    Raubfliege

                                                                                     Spinne

Spezialangebot:
Zweimal im Jahr erarbeiten wir zu verschiedenen Aspekten der Bio-
diversität ein informatives und gleichzeitig motivierendes Faltblatt.
Das neue Faltblatt «Summ, summ, summ – unentbehrliche Biester»
zeigt am Beispiel der Segler und Schwalben die zentrale Rolle der
Insekten als Nahrungsgrundlage für die Vogelwelt. Das Faltblatt
wird dem Spendenversand vom Juni beigelegt. Es kann in kleine-
ren Mengen gratis bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

                                 Ann Walter, Verantwortliche für
                             Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising
                                                    BirdLife Aargau

                                                                                                                               Milan 2_ 2018 15
BirdLife Aargau

                                                                        Die Birder unterwegs zum ersten Aussichtspunkt.       Foto: Lea Reusser

Jugendgruppe Nisus

Sperber am Klingnauer Stausee!?
Der erste Anlass der Jugend-Birdergruppe Nisus führte an                Hauptleitung gewinnen. Gemeinsam mit Leiter Urs Meyer aus Of-
ein Wasservogel-Schutzgebiet von internationaler                        tringen schrieb sie für das Testjahr 2018 zwei tolle Anlässe aus.
Bedeutung: an den Klingnauer Stausee. Unter der Leitung                 Und so fand sich zum ersten Anlass von Nisus bei schönstem
von Sarah Locher und Urs Meyer lernte das kleine, aber                  Wetter am 22. April ein kleines Birdergrüppchen beim Klingnauer
feine Grüppchen die vielfältige Vogelwelt vor Ort kennen.               Stausee ein.

Die Idee für eine kantonsweite Birdergruppe ist schon älter: Die        Viele ornithologische Highlights – aber nicht nur
Kommission für Nachwuchsförderung von BirdLife Aargau stellte           Nicht nur Regula Herren von der Kommission für Nachwuchsför-
schon bei ihrer Gründung 2006 fest, dass es zu wenig Natur-An-          derung begrüsst die Nisus-Gruppe herzlich. Bereits am Bahnhof
gebote für Jugendliche gibt. Die meisten BirdLife-Jugendgruppen         Döttingen empfangen die ersten Mauersegler dieses Sommers die
im Aargau richten sich nämlich an Primarschüler. Die neue Birder-       Jungbirder mit ihrem hohen «srieh srieh». Entlang des Bachs auf
gruppe Nisus (lat. für Sperber) spricht Jugendliche ab 12 Jahren aus    der linken Uferseite zeigen sich Wacholderdrosseln, Stare, Teich-
dem ganzen Kanton an, die sich speziell für Vögel interessieren. Sie    hühner, Stockenten, eine Mönchsgrasmücke und eine Ringeltaube
soll den Ornithologennachwuchs fördern – ohne Konkurrenz zu             – dazu lassen sich auch lautstark ein Kuckuck, mehrere Zaunkönige,
sein, sondern Ergänzung zu den lokalen Jugendgruppen. Dafür             Meisen und ein Zilpzalp vernehmen.
sorgen einerseits die Alterslimite ab 12 Jahren und die gezielt orni-   Sarah Locher visiert mit dem Fernrohr den Grünspecht an – «jööhh,
thologische Ausrichtung. Anderseits ist die Anzahl der Anlässe          der hat ja ein grünes Köpfli!», meint Melina. Unterwegs werden
bewusst auf vier pro Jahr beschränkt, und diese finden meist an         interessiert Fragen gestellt, welche die Leiter souverän beantwor-
einem Sonntag statt. Bisher haben sich fünf Jugendliche für Nisus       ten. «Wie sieht denn das Weibchen der Mönchsgrasmücke aus?»
angemeldet – es hat noch Plätze frei!                                   «Welches ist denn der kleinste Vogel, wenn der Zaunkönig der
Erfreulicherweise konnte die Kommission für Nachwuchsförde-             drittkleinste ist?» «Wie kann man den Grünspecht vom Grauspecht
rung die erfahrene Strix-Leiterin Sarah Locher aus Lenzburg für die     unterscheiden?»

16 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau

  Die Birdergruppe Nisus richtet sich
  an Jugendliche über 12 Jahren,
  welche sich für Vögel interessieren.
  Ornithologische Vorkenntnisse sind
  nicht notwendig.

  Der nächste Anlass findet am
  Sonntag, 23. September, ganztags
  auf der Beringungsstation Subiger-
  berg, Kanton Solothurn, statt.

  Mehr Infos und die Möglichkeit
  zur Anmeldung findest du auf
  www.birdlife-ag.ch/projekte/
  nachwuchs-ist-zukunft/nisus-
  jungbirder-aargau

Anhand eines Fachbuches werden Vögel bestimmt, die man zuvor durch das Fernrohr entdeckt hat.                                           Foto: Lea Reusser

Mithilfe des Kosmos-Vogelführers, des             schwänen im Flug hört man weit über den                Kuckuck, der jedoch von einer Rabenkrähe
Feldstechers und des Fernrohres werden            Stausee.                                               gleich wieder verjagt wird.
Schnatterenten, ein Grosser Brachvogel,           Als Highlight – wer hätte denn das erwar-              Die Zeit vergeht viel zu rasch, es geht be-
ein Silberreiher, ein Bruchwasserläufer, ein      tet? – schleichen sich zwei Füchse aus dem             reits gegen Mittag zu, und immer mehr
Rotschenkel, Krickenten und Bekassinen            Schilf ins seichte Wasser. Sie interessieren           Skater, Velofahrer und Spaziergänger um-
bestimmt und die Merkmale besprochen.             sich für eine tote Ente, die sich aber doch            runden den Stausee. Auf dem Rückweg
Es ertönt das penetrante Surren eines             nur als Stück Plastik entpuppt. Schade, die            sichtet die Gruppe noch ein Kolbenenten-
Rohrschwirls, und auch ein Teichrohrsänger        Füchse machen sich wieder davon. Urs                   weibchen, ein Haubentaucher- und ein
begrüsst den Aprilsonntag mit seinem Ge-          Meyer entdeckt vom Beobachtungsturm                    Gänsesägerpaar sowie einen Zilpzalp –
sang. Das Flattern der Flügel von Höcker-         aus auf einem dürren Baum den singenden                wunderschön im Baum sitzend. «Es war
                                                                                                         mega!» meint Melina retour bei der Brücke
                                                                                                         in Kleindöttingen. Und freut sich schon auf
                                                                                                         die nächste Nisus-Exkursion.

                                                                                                          Lea Reusser, Kommission für Nachwuchs-
                                                                                                                                        förderung

Ein Grünspecht wurde gesichtet…                   …und auch Krickenten.             Fotos: Beni Herzog

                                                                                                                                 Milan 2_ 2018 17
BirdLife Aargau

                                                        Biber

                                                        Gratis-Gärtner in der Natur
                                                        Baumstümpfe, Dämme und viele                    sagt Bärtschi. Dazu gehören neben vielen
                                                        Informationen: Über 50 Personen                 Wild- auch Nutzpflanzen.
                                                        nahmen in Schinznach-Dorf an einer
                                                        Exkursion zum grössten Biberbau im              Im Winter fallen die Bäume
                                                        Kanton teil.                                    «Im Winter finden die etwa einen Meter
                                                                                                        grossen Tiere viel weniger Nahrung. Darum
                                                        Meinrad Bärtschi, der Leiter der Biber-Ex-      fällen sie dann Bäume, um an die Knospen
                                                        kursion, steht am Aareufer in Schinznach.       und Rinden heranzukommen», sagt der Ex-
                                                        Nacheinander hält er 13 beschriftete Holz-      kursionsleiter, als die Gruppe neben einem
                                                        brettchen hoch. Auf dem ersten steht «Bi-       der vielen Biberdämme im Bach Halt
Das ist einer der grössten Biberdämme im Kanton.        ber» und auf den zwölf anderen sind die         macht. Die Tiere, die mit ihren Händen
                                                        Bedingungen aufgeführt, welche die Nager        ähnlich geschickt seien wie wir Menschen,
                                                        in ihrem Lebensraum brauchen, wie etwa          produzieren keinen Abfall, erklärt Bärtschi:
                                                        Weichholz oder benachbarte Biberfamilien.       «Das Holz, das sie gefällt haben, nutzen
                                                        Die Kinder bauen nun zusammen mit der           sie, um Vorräte, Dämme und Bauten anzu-
                                                        Unterstützung einiger Erwachsener einen         legen.»
                                                        Biberbau aus den Brettchen. «Das alles          Die Tiere, die zu Beginn des 19. Jahrhun-
                                                        braucht es, damit sich der Biber ansiedelt      derts in der Schweiz ausgestorben waren
                                                        und sich wohlfühlt. Fehlt eine der Bedin-       und seit den 50er-Jahren wieder angesiedelt
                                                        gungen, fällt alles zusammen, wie wenn          werden, sind manchmal auch die Ursachen
                                                        man aus unserem Biberbau nur ein Holz-          von Konflikten, wenn sie etwa Kulturbäume
                                                        stück wegzieht», erklärt Bärtschi. Aber der     fällen oder wenn durch ihre Dämme Über-
                                                        Bau hält und Bärtschi stellt einen ausge-       schwemmungen drohen. «Es geht nicht,
                                                        stopften Biber darunter, um zu zeigen, wie      dass die Bedürfnisse des Menschen immer
                                                        wohl sich die Tiere hier fühlen.                vor denjenigen der Natur stehen. Die Biber
                                                                                                        sorgen gratis für einen vielseitigen Lebens-
                                                        Dämme stehen an der Autobahn                    raum. Man muss einen Ausgleich suchen»,
Am Ufer des Längibachs sind viele Spuren der
                                                        Die Exkursion «Warum der Biber Bäume            sagt Bärtschi.
Biber zu finden.                                        fällt», zu der «Birdlife Aargau» und der Ver-
                                                        ein «Natur und Landschaft Schenkenber-
                                                        gertal» eingeladen haben, startet nicht an              Samuel Frey, az Aargauer Zeitung
                                                        der Aare, sondern im Gartencenter Zulauf
                                                        in Schinznach-Dorf. Dort begrüsst Silvia         Der Text erschien am 5.3.2018 in der az
                                                        Urech, die Präsidentin des Vereins «Natur       Aargauer Zeitung. Wir danken der az für
                                                        und Landschaft Schenkenbergertal», die                    die Erlaubnis eines Nachdrucks.
                                                        über 50 Personen, die teilnehmen wollen
                                                        an diesem Sonntagmorgen. Anschliessend
                                                        macht sich die Gruppe auf zum Längibach,
                                                        wo der grösste Biberbau im Kanton steht.
                                                        Der Bach fliesst gleich neben der Autobahn
                                                        Richtung Aare, aber das scheint die Nager
                                                        nicht zu stören: Am Bachufer stehen in re-
                                                        gelmässigen Abständen die Stümpfe von
                                                        abgenagten Bäumen, und die interessierte
                                                        Gruppe findet immer wieder auch frische
                                                        Spuren der Biber. «Sie sind reine Vegetarier.
Meinrad Bärtschi hält nacheinander 13 beschriftete
Holzbrettchen hoch, auf denen die Bedingungen           Im Sommer ernähren sich die Tiere von
für ein gutes Biberleben stehen.	 Fotos: Samuel Frey   über 300 verschiedenen Pflanzenarten»,

18 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau Delegiertenversammlung

Protokoll der 36. Delegiertenversammlung
vom 24. März 2018 in Kleindöttingen
Eröffnung                                         400 Einwohner, zusammen mit Eien, Burlen
                                                  (jeweils 100 EinwohnerInnen) und Kleindöt-
Die diesjährige Delegiertenversammlung            tingen (3400 Einwohner) hat die Gemeinde
wird musikalisch durch das Alphorn-Quar-          mittlerweile über 4000 EinwohnerInnen. Es
tett vom Zurzibiet eröffnet.                      gibt 30 aktive Vereine sowie 150 Arbeits-
                                                  stätten. Patrick Gosteli erwähnt die Über-
Gertrud Hartmeier, Präsidentin von                bauung Grossacker, welche entstehen wird,
BirdLife Aargau, begrüsst anschliessend           wenn das Kies- und Betonwerk bis 2021
offiziell die Gäste, Ehrenmitglieder und De-      zurückgebaut wird. Dieses Gebiet soll über
legierten. Sie übergibt an Regierungsrat          20 Jahre bebaut werden und Wohn- und
Stephan Attiger für das Grusswort.                Gewerberaum schaffen. Dabei soll die Um-
                                                  gebung «mit grünen Fingern» sowie einem
                                                                                                 Regierungsrat Stephan Attinger begrüsst alle
Regierungsrat und Departementsvorste-             Uferpark bis hin zum Naturzentrum gestal-      Teilnehmende der diesjährigen Delegiertenver-
her BVU Stephan Attiger dankt insbeson-           tet werden. Patrick Gosteli überreicht aus-    sammlung.                          Foto: Ann Walter

dere BirdLife Aargau, den Delegierten und         serdem offiziell die Baubewilligung für das
den lokalen Natur- und Vogelschutzvereinen        Naturzentrum und die angrenzende Parzelle,     Thomas Tröndle und Verena Kläusler; ehe-
für ihr grosses Engagement. Er lobt die sehr      welche wenige Tage zuvor gesprochen            malige Vorstandsmitglieder Ruth Weber und
gute Zusammenarbeit und Diskussionsbe-            wurde. Er dankt für die gute Zusammen-         Karl Riwar; Kommissionsmitglieder Ernst
reitschaft. Mit dem nun entstehenden Na-          arbeit und nennt das Naturzentrum einen        Weiss, Rosmarie Groux, Christine Huovinen,
turzentrum können wir uns auf etwas Ein-          «Leuchtturm im unteren Aaretal».               Nicole Angst, Andrea Gutscher, Claudia
maliges freuen und den Naturraum im Aar-                                                         Müller, Ann Walter, Werner Portmann.
gau noch erlebbarer machen. Der Kanton            Herbert Kalt, Präsident des Naturschutz-
unterstützt das Naturzentrum über den             vereins Aare-Rhein, bedankt sich bei der       Anwesende Ehrenmitglieder: Otto Heeg,
Swisslos-Fonds mit CHF 950‘000. Stephan           Gemeinde für die Bereitstellung der Infra-     Fernand Herrmann, Konrad Müller, Paul
Attiger betont aber auch, wie wichtig die         struktur und das Sponsern des Pausen-          Schmid, Thomas Stahel, Luc Van Loon.
Arbeit in den Sektionen und auf Gemeinde-         snacks. TopPharm sponserte das Alphorn-
ebene ist. Dank der engagierten Mitarbeit         Quartett. Claudia Müller, Vorstandsmitglied,   Entschuldigungen: Abteilung Landschaft
vieler Sektionen gelingt es dem Kanton im-        stellt den Verein in einigen Worten vor. Der   und Gewässer, Norbert Kräuchi, Bruno
mer wieder, Fördergelder beim Bund abzu-          NSV Aare-Rhein ist ein Zusammenschluss         Schelbert und Sebastian Meyer; Abteilung
holen (letzthin u. a. für Neophyten-Projekt,      der früheren Sektionen Full-Reuenthal,         Wald, Alain Morier und Marcel Murri; Abtei-
Seglerinventar, Artenförderung). Die Bevöl-       Döttingen, Klingnau und Böttstein. Der Ver-    lung Landwirtschaft, Matthias Müller; Aarg.
kerung im Kanton Aargau wird auch in Zu-          ein pflegt verschiedene Lebensräume, bietet    Försterverband; Jagd Aargau; WWF Aargau;
kunft wachsen. Für das Dreieck Wirtschaft-        Kurse und Vorträge an, unterhält unter an-     BirdLife Schweiz, Werner Müller; Berner
Gesellschaft-Umwelt sind deshalb nachhal-         derem zwei Dohlenkolonien (inkl. Webcam        Vogelschutz; BirdLife Luzern; Vogelschutz-
tige Lösungen zu suchen. Der Natur- und           Übertragung) und macht ein Siedlungsbrü-       verband Solothurn; ZVS/BirdLife Zürich.
Grünraum muss nicht zuletzt auch wegen            terinventar. Selbstverständlich ist er auch    Ehrenmitglieder (6): Niklaus Lätt, Alfons
der Bevölkerung aufrechterhalten werden.          am Klingnauer Stausee aktiv und überwacht      Staubli, Erika Tanner, Thomas Zehnder,
Es braucht Naherholungsräume, welche              u. a. die Brut- und Zugvögel.                  Armin Zimmermann, Roland Zimmerli.
wiederum mithelfen, die Gesellschaft für die                                                     Sektionen (13): Egliswil, Frick, Hellikon,
Natur zu sensibilisieren. In nächster Zeit sind   Anwesende Gäste: Regierungsrat Stephan         Küttigen-Rombach, Oberentfelden, Oberes
deshalb keine weiteren Einschränkungen            Attiger; Gemeindeammann Böttstein Patrick      Seetal, Obersiggenthal, Rheinfelden, Rohr-
(Sparrunden) im Bereich Natur geplant.            Gosteli; Sektion Natur und Landschaft, Si-     dorferberg, Schöftland, Sulz-Laufenburg,
                                                  mon Egger; Abteilung Landwirtschaft, Alf-      Unterkulm, Vordemwald.
Patrick Gosteli, Gemeindeammann von               red Frey; Sektion Jagd und Fischerei, Thomas
Böttstein, begrüsst die Anwesenden und            Stucki; Pro Natura Aargau, Isabelle Häberli;   Präsenz: Anwesende: 64 Sektionen mit
bedankt sich für die Einladung. Er nimmt          SSES Aargau, Ferdi Kaiser; BirdLife Schweiz,   104 Delegierten, 6 Ehrenmitglieder und 8
uns auf eine kleine Reise durch die Ge-           Suzanne Oberer, Christa Glauser und Stefan     Vorstandsmitglieder. Total: 118 Stimmbe-
meinde Böttstein mit. Böttstein selber zählt      Bachmann; Revisoren Walter Schneider,          rechtigte; absolutes Mehr: 60 Stimmen.

                                                                                                                              Milan 2_ 2018 19
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