Milan Neue Birdergruppe Nisus - Ornithologie für Kinder und Jugendliche - Birdlife Aargau
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2-2018 Mitteilungsblatt BirdLife Aargau Neue Birdergruppe Nisus – milan Ornithologie für Kinder und Jugendliche
Impressum / Editorial Impressum Liebe Leserin, lieber Leser milan Mitteilungsblatt BirdLife Aargau Mit dem Schutz der Natur im Aargau haben BirdLife Aargau und das Departe- Erscheint 4x pro Jahr ment Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) ein gemeinsames Ziel. Die Zusammenarbeit läuft gut, obwohl wir nicht vom gleichen Standpunkt aus agieren. Wie ich bereits an der Delegiertenversammlung am 24. März 2018 gesagt habe, pflegen wir einen guten Austausch und haben eine gute Gesprächskultur. Die Delegiertenver- sammlung fand in Kleindöttingen statt – mit gutem Grund: Am Klingnauer Abonnementspreis: Fr. 30.– Stausee plant BirdLife Aargau ein Naturzentrum. Mit der an der Versammlung Auflage: 3000 Exemplare erhaltenen Baubewilligung ist das Projekt einen grossen Schritt weitergekommen. Herausgeber: BirdLife Aargau Für Ornithologen ist der Klingnauer Stausee schon heute ein beliebtes Ausflugs- Pfrundweg 14, 5000 Aarau ziel. Das Naturzentrum wird diesen einmaligen Naturraum mit seiner grossen PC 50-99-3 Artenvielfalt auch für andere Besucher erlebbar machen. Die Bemühungen von BirdLife Aargau-Präsidium: BirdLife ergänzen ideal die Aufgaben, die der Kanton für den Auenschutzpark Gertrud Hartmeier Vorstadt 29, 5200 Brugg und das Wasser- und Zugvogelreservat am Klingnauer Stausee wahrnimmt. Telefon 056 442 37 70 Deshalb hat die Aargauer Regierung einen Beitrag aus dem Swisslos-Fonds in der gertrud.hartmeier@birdlife-ag.ch Höhe von 950´000 Franken an die Errichtung des Naturzentrums zugesichert. Redaktion: Christine Huovinen (chu) Am Klingnauer Stausee ist auch der Wanderfalke zu beobachten. Der schnelle Hofstrasse 19, 7270 Davos Platz Jäger ist Vogel des Jahres 2018 und ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig der Telefon 081 413 52 38 christine.huovinen@birdlife-ag.ch Naturschutz ist. Einst in Europa fast ausgestorben, haben sich die Wanderfalken seit den 70er Jahren gut erholt. Doch nun gehen die Bestände wieder zurück: Satz, Gestaltung, Produktion: Simone Mosch Dem Wanderfalken machen neue Gefahren wie Vergiftungen, Windpärke und Kappelen 5, 5706 Boniswil Siedlungsdruck zu schaffen. Telefon 079 820 50 21 simone.mosch@gmx.ch Das zeigt: Der Artenschutz ist keine einmalige Aktion, Naturschutzarbeit braucht Druck: permanentes Engagement. BirdLife Aargau leistet hier einen unbezahlbaren Effingerhof AG Einsatz und ist aus dem Aargauer Naturschutz nicht wegzudenken. Ich bedanke Druck – Verlag – Neue Medien Storchengasse 15, 5201 Brugg AG mich im Namen der Aargauer Regierung für dieses wertvolle Engagement zuguns- Telefon 056 460 77 77 ten der Natur- und Vogelwelt in unserem Kanton und wünsche BirdLife Aargau Papier: gutes Gelingen bei der Umsetzung des Naturzentrums am Klingnauer Stausee. Cocoon Preprint/Offsetpapier, Recycling, weiss, matt, 80 gm2 (hergestellt aus 100% entfärbtem Altpapier, ausgezeichnet mit dem EU-Ecolabel, ist FSC-zertifiziert und 100% FSC-Recycling) Geschäftsstelle: BirdLife Aargau – Natur- und Vogelschutz Kathrin Hochuli Pfrundweg 14, 5000 Aarau Telefon 062 844 06 03 Regierungsrat Stephan Attiger, www.birdlife-ag.ch, info@birdlife-ag.ch Vorsteher Departement Bau, Verkehr und Umwelt Telefonische Ansprechzeiten: Mo, Di, Do, von 08.00–12.00 Uhr Adressänderungen: Bitte direkt BirdLife Aargau melden. Danke. Nachdruck mit Quellenangaben e rwünscht, Beleg an die Redaktion Redaktions- und Inserateschluss: Nr. 3_ 2018: 30. Juli 2018 Foto: zVg Titelbild: Vogelbeobachtung Foto: Alamy Stock Photo 2 Milan 2_ 2018
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Editorial, Impressum 2 Foto: Pixabay Inhaltsverzeichnis3 Schwerpunkt Lichtverschmutzung: – Fledermäuse in Gefahr 4 – Interview: Andres Beck, Fledermaus- spezialist 7 BirdLife Aargau: – Verbandstätigkeit BirdLife Aargau 10 – Baubewilligung für das neue BirdLife-Naturzentrum 11 – Exkursion an der 36. DV an den Klingnauer Stausee 12 – Unentbehrliche Biester: Insekten in Gefahr 14 – Ornithologie für Kinder ab 12: 4-9 Kunstlicht beeinträchtigt Fledermäuse – Fledermäuse sind die Herrscher des die neue Birdergruppe NISUS 16 nächtlichen Luftraums. Was bedeutet die zunehmende Lichtverschmutzung für sie? – Biber – Gärtner der Natur 18 – Protokoll der 36. DV in Foto: Eric A. Soder Kleindöttingen 19 – BirdLife-Gönnermitglied PLUS 23 – Wettbewerb «Natur im Siedlungs- raum»: Prämierung der Gewinner 24 – Junior Birdrace: Unterwegs für das Naturzentrum Klingnauer Stausee 25 Aktuell: 26-27 Seltener – Selten zu sehen: Der Seeadler 26 Besuch am Kling- – Neues Zuhause für Uferschwalben 28 nauer Stausee Im – Schwalbenförderung in Herznach- März lockte ein Uelken 30 Seeadler zahlreiche – Schulkinder pflanzen Hecken 31 Ornithologen und Fotografen an den SVS / BirdLife Schweiz: Klingnauer Stausee. – BirdLife-Naturzentren auf guten Wegen 32 Foto: Viktor Zimmermann – Landschaften brauchen Schutz 33 – Drohneninvasion: Klare Regeln nötig 33 Kanton Aargau: – Zwischenbilanz Naturschutzpro- gramm Wald 34 28-29 Neue Behausung Diverses, Veranstaltungen: für Uferschwalben – Leserwettbewerb 29 In Mellingen steht seit – Veranstaltungen Naturama 29 diesem Frühjahr eine künstliche Uferschwalben- – Veranstaltungen BirdLife Aargau 30 wand für ihre Mieter bereit. – Jahresprogramm 2018 40 Milan 2_ 2018 3
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» Wochenstube Mausohr. Foto: oekovision GmbH, Widen Fledermäuse Lebenskünstler im Dunkeln Vampire, Flugkünstler, Batman, Virenschleuder – Fleder- zehnten verstärkt hinzugekommen ist: die Zunahme von künstli- mäuse lassen kaum jemanden kalt. Für die einen verkör- cher Beleuchtung. Im Schweizerischen Mittelland gibt es bereits pern sie das Unheimliche, für die anderen sind es faszinie- heute keinen Ort mehr, wo die Nacht noch ganz dunkel ist. Was be- rende Tiere, die es zu schützen gilt. Mit der zunehmenden deutet das nun für die Fledermäuse? Um diese Frage beantwor- Beleuchtung der Nacht droht ihnen nun zusätzliche Gefahr. ten zu können, müssen wir zuerst ihre Lebensweise etwas kennen- lernen. Fledermäuse sind die Herrscher des nächtlichen Luftraums. Im Ver- lauf der Evolution haben sie es geschafft, ihn trotz Dunkelheit zu Zu Gast in vielen Wohnungen erobern – dank ihrer Fähigkeit, sich mittels raffinierter Echoortung Die Fledermaus lebt wie eine Nomadin: Sie zieht im Verlauf ihres zu orientieren (s. unten). Als sie sich vor rund 60 Mio. Jahren aus Jahreszyklus‘ von einer Behausung in die andere, bleibt den ver- dämmerungsaktiven Säugetieren entwickelten, beherrschten tags- schiedenen Unterkünften jedoch – sofern möglich – während Jah- über bereits insektenfressende Vögel die Lüfte. Doch nachts war ren treu. Im April und Mai schliessen sich die Weibchen zu Wo- die ökologische Nische noch frei. So nutzten die fliegenden Säu- chenstubenkolonien zusammen, gebären dort meist ein Jungtier getiere das Dunkel der Nacht zu ihrem Vorteil und entwickelten und nutzen den insektenreichen Sommer zur Jungenaufzucht. sich zu der artenreichsten Säugetiergruppe nach den Nagetieren. Die Männchen halten sich derweil in ihren Sommerquartieren auf. Heute leben in der Schweiz 30 Fledermausarten. Von Gesetzes Wenn sich die Wochenstuben gegen Ende Juli auflösen, beginnt wegen sind sie allesamt geschützt, trotzdem steht die Hälfte dieser eine Phase des Umherstreifens. Die Fledermäuse suchen in dieser Arten auf der Roten Liste. Die Gründe dafür sind oft bei uns Men- Zeit Zwischenquartiere und später Paarungsquartiere auf, um sich schen zu suchen: Insektizide, der Verlust ihres Jagdreviers oder dort der Fortpflanzung zu widmen. Als solche Quartiere während Zerstörung ihrer Wohnquartiere. Und was in den letzten Jahr- des Sommers eignen sich Bäume und Gebäude, z. B. Estriche, 4 Milan 2_ 2018
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» Fassadenverkleidungen, Fensterläden, Mauerfugen oder Spalten Bei schnell fliegenden Arten mit langen, schmalen Flügeln (z. B. im Zwischendach. Aber auch Fledermauskästen oder Hohlräume Grosse Abendsegler) reichen die Rufe bis zu 100 m weit. So kön- an Brücken werden gerne genutzt. Im Winter halten sich die Fle- nen sie im freien Luftraum jagen, obwohl dort das Risiko grösser dermäuse meist in Felsspalten, Höhlen oder Stollen auf. Dort fah- ist, von einem Raubvogel gefressen zu werden. Bei kleineren Ar- ren sie ihren Stoffwechsel herunter, fallen in einen Winterschlaf ten mit kurzen, breiten Flügeln (z. B. die Kleine Hufeisennase) sind und schaffen es so, die insektenarme Jahreszeit ohne Nahrungs- die Ortungsrufe stark gerichtet und haben nur eine Reichweite aufnahme zu überstehen. von einigen Metern. Dies reicht den langsameren, dafür wendi- gen Fledermäusen jedoch zu einer erfolgreichen Jagd in dichter Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben Vegetation oder zwischen Bäumen meist aus. Um vom Quartier Wenn nun künstliches Licht die Sommerquartiere der Fledermäuse in die Jagdlebensräume zu gelangen, sind sie allerdings eng an li- anstrahlt, fliegen diese abends oft verspätet aus. Eine Studie aus neare Strukturen wie Gewässer mit bestockten Ufern, Täler, Grossbritannien z. B. zeigt: Je stärker das Licht brannte, desto we- Waldränder, Hecken oder Baumalleen gebunden, die ihnen als niger Zwergfledermäuse flogen aus. Besonders empfindlich scheint Flugkorridore dienen. die Wimperfledermaus zu reagieren – eine Art, die in der Schweiz stark gefährdet ist. Fast alle Individuen einer untersuchten Kolonie Des einen Leid, des anderen Freud flogen erst aus ihrem Quartier, nachdem die Beleuchtung ausge- Werden nun die angestammten Flugkorridore oder Jagdgebiete schaltet war – mehr als zwei Stunden später, als sie die Kirche sonst nachts beleuchtet, geht das nicht spurlos an den Fledermäusen verliessen. Noch schlimmer war es bei einer anderen beobachte- vorbei. Die Weissrandfledermaus z. B. verändert ihr Verhalten bei ten Kolonie: Nachdem die Gemeinde Flutlicht installierte, das ge- künstlicher Beleuchtung: In einer Studie flog sie unter Lichteinwir- nau durch die Ausflugslöcher in das Gebäude zündete, gaben rund kung deutlich schneller als sonst – vermutlich um das Risiko zu mi- 1000 Weibchen ihre Wochenstube komplett auf. nimieren, im Licht entdeckt und gefressen zu werden. Noch emp- Fliegen Fledermäuse infolge Beleuchtung verspätet aus ihren Quar- findlicher reagieren Kleine Hufeisennasen auf künstliches Licht. tieren, verkürzt sich nicht nur ihre tägliche Jagdzeit, sie verpassen Wie eine Forschungsarbeit zeigt, mieden sie ihre traditionellen auch die frühen Abendstunden, in denen die Insektendichte meist Flugkorridore fast gänzlich, wenn diese beleuchtet waren, und sie höher ist als gegen Mitternacht. In den Sommermonaten mit den gewöhnten sich über die Dauer der Untersuchung nicht an die kürzesten Nächten bedeutet der um eine Stunde verzögerte Aus- Lichter. Die Hufeisennasen müssen dann auf andere Wege auswei- flug den Ausfall von 12-16 % der Zeit für die nächtliche Nahrungs- chen und dadurch unter Umständen mehr Energie investieren, um suche. Untersuchungen an Mausohrfledermäusen zeigen, dass sich ihre Jagdgebiete zu erreichen. Das könnte sich auch negativ auf dies negativ auf die Entwicklung der Jungtiere auswirken kann. Bei ihre Fortpflanzungsleistung und damit längerfristig auf die ganze Individuen, die in beleuchteten Gebäuden gesäugt wurden, war Population auswirken. Eine Studie aus Italien zeigte ausserdem, die Unterarmlänge – ein Mass für das Grössenwachstum – kürzer dass verschiedene Fledermausarten auch ihre Trinkplätze mieden, und ihr Körpergewicht geringer als bei Jungen aus unbeleuchte- wenn diese beleuchtet waren – wohl mit ähnlichen Folgen für ihre ten Quartieren. Wenn sich solche Nachteile bis zum Winterschlaf Bestände. halten, dürften diese Fledermäuse im Winter eine geringere Über- Gemäss Literatur gibt es jedoch auch Fledermäuse, die von Be- lebenschance haben. leuchtungen angezogen werden. Diese Arten profitieren davon, dass oft Tausende von Insekten um die Kunstlichter schwärmen Insektenjagd nach Gehör Doch künstliches Licht beeinflusst nicht nur, wann Fledermäuse Zwergfledermaus. Foto: www.stiftung-fledermausschutz.ch ihre Quartiere verlassen, sondern auch ihr Jagdverhalten. Auch hier lohnt es sich, zuerst einen grundsätzlichen Blick auf ihre Jagd- gewohnheiten zu werfen. Was Fledermäuse ganz speziell aus- zeichnet und sie dazu befähigt, in der Nacht Insekten zu erbeu- ten, ist die Echoortung. Durch ihr Maul oder ihre Nase stossen die Fledermäuse Laute im Ultraschallbereich aus, die für uns Men- schen in der Regel nicht hörbar sind. Bei einigen Arten weist die Nase zwecks Lautverstärkung gar eine veränderte, charakteristi- sche Form auf, z. B. bei den Hufeisennasen. Mit ihren grossen, beweglichen Ohren fangen die Fledermäuse die zurückgeworfe- nen Echos der ausgesendeten Laute auf. Diese geben ihnen Auf- schluss, wo und wie schnell ihre Beutetiere unterwegs sind und wo ihnen bei der Jagd Hindernisse im Weg stehen. Die Echoor- tung ist so genau, dass selbst sehr kleine Insekten wie Mücken erfasst werden können. Milan 2_ 2018 5
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» bieten zu gelangen. Bestehende Lichtquel- len können reduziert oder mit Schirmen oder physischen Barrieren wie Hecken oder Mauern abgeschirmt werden. Für ge- wisse Arten hilft es, wenn die Lichtdauer reduziert wird. Bzgl. des Lichttyps gibt es in der Literatur keine eindeutigen Hin- weise, welche Art von Lichtquelle, ob Na- triumdampf-Drucklampen, LED oder Halo- gen-Metalldampflampen, die Fledermäuse am wenigsten beeinträchtigt. Je kleiner der kurzwellige Blaulichtanteil, desto we- niger schädlich scheint jedoch das Licht zu sein. Worüber sich aber alle einig sind: Am einfachsten und effektivsten lassen sich Fledermäuse vor Licht schützen, wenn ihre Jagdgebiete und Wohnquartiere gar nicht erst erhellt sind. Christine Huovinen Grosses Mausohr. Foto: MissMhisi und nutzen dieses grosse Nahrungsange- halb gibt es auch keine Patentrezepte, wie bot. Der Vorteil, den sie sich dadurch ver- mit der zunehmenden Beleuchtung am schaffen, könnte aber durch andere Fakto- besten umzugehen ist. Häufig sind es je- ren zunichte gemacht werden: Im Licht doch seltenere Arten, die vom Licht stärker sind sie für ihre Fressfeinde besser sichtbar, beeinträchtigt sind. Ihnen sollte deshalb und ausserdem steigt das Risiko, mit einem der Fokus gelten, wenn es um Schutzmass- Auto zusammenzustossen. nahmen geht. Sind Beleuchtungen geplant, sollten Korri- Was können wir tun? dore und Zonen ausgeschieden werden, Wie Fledermäuse auf künstliche Lichtquel- die den Fledermäusen erlauben, im Dun- len reagieren, ist stark artabhängig. Des- keln von ihren Quartieren zu den Jagdge- Inserat www.vogelpraeparation.ch Tierpräparation Ruedi und Erna Wüst-Graf Christoph-Schnyderstr. 10 6210 Sursee Telefon 041 921 62 42 Naturgetreue Präparation aller Vogel- und Kleinsäugerarten. Restauration von zoologischen Schulsammlungen 6 Milan 2_ 2018
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» Im Gespräch mit Andres Beck, Fledermausspezialist «Man muss halt reden miteinander.» Andres Beck, Du beschäftigst Dich chen bis zu einer Stunde später ausflogen schon seit vielen Jahren mit Fleder- und so weniger Zeit für die Nahrungssuche mäusen. Was macht für Dich die Faszi- zur Verfügung hatten. Zwei Drittel der nation dieser Tiere aus? Jungtiere kamen in der Folge um. Da in die- Es ist eine interessante und vielfältige Tier- sem Jahr in keiner der anderen Wochenstu- gruppe, die je nach Art unterschiedliche Le- benkolonien im Kanton Aargau eine solch bensräume in unserer Landschaft nutzt. aus-sergewöhnlich hohe Jungensterblich- keit von Grossen Mausohren registriert Du bist u. a. auch Fledermausschutz- wurde, ist davon auszugehen, dass dies Beauftragter des Kantons Aargau. Wie eine Folge der Beleuchtung war. muss man sich Deine Arbeit konkret vorstellen? Nutzten die Grossen Mausohren die Fledermäuse sind bundesrechtlich ge- Stadtkirche in den nächsten Jahren schützt, und die Kantone sind für den Voll- trotzdem wieder als Wochenstube? zug zuständig. Im Auftrag der Abteilung Ja, Mausohren bewohnen für die Jungen- Andres Beck. Foto: zVg Landschaft und Gewässer kümmere ich aufzucht immer wieder das gleiche Wo- mich hauptsächlich um die Erhaltung der chenstubenquartier. Der Anlass von 2001 Man sucht dann das Gespräch mit den Ei- Lebensräume. Besonders betroffen sind in Rheinfelden zog aber doch langfristige gentümern bzw. den Verantwortlichen, gebäudebewohnende Arten durch Sanie- Folgen nach sich. In den folgenden Jahren um die Situation zu lösen. Im Fall Rheinfel- rungen. Meine Aufgabe ist es, in solchen benutzten die Tiere andere Durchschlupf- den hatte dies zur Folge, dass das Wo- Fällen die betroffenen Gebäudebesitzer, öffnungen als vor dem Anlass. chenstubenquartier und die angrenzen- Architekten und Handwerker vorgängig zu den Flugrouten in die Bau- und Nutzungs- instruieren und die Schutzmassnahmen Wie gehst Du als Fledermausschutzbe- ordnung aufgenommen wurden, um auf der Baustelle zu überprüfen. Nebst die- auftragter vor, wenn Du von solchen solche Vorfälle künftig zu verhindern. ser beratenden Funktion erfasse ich immer Gegebenheiten erfährst? Jahre später wurde denn auch geprüft, auch Lebensräume, die wir noch nicht ken- wie sich bei einer geplanten Arealüber- nen. Zudem habe ich ein Betreuernetz mit bauung beim Bahnhof Rheinfelden die Freiwilligen aufgebaut, die bedeutende Flugrouten der Mausohren am besten er- Kolonien jährlich überwachen und sich lo- halten liessen. kal engagieren. Wie reagieren Gemeinden oder Private, Gibt es Beispiele aus dem Kanton, wo wenn Du sie auf Missstände ansprichst? Licht Fledermäuse beeinträchtigt hat? In der Regel verständnisvoll, man muss halt Da gibt es einige. In den Mauerspalten der reden miteinander… Ein Schwerpunkt im Habsburg zum Beispiel liessen sich beson- Fledermausschutz der letzten 30 Jahre war ders im Herbst regelmässig Einzeltiere der deshalb die Erfassung der vorhandenen Le- Gattungen Zwergfledermäuse und Maus- bensräume, damit eben schon in der Pla- ohren beobachten. Seit die Burg ab 2005 nungsphase eines Bauvorhabens die An- neu angestrahlt wird, konnten keine Fleder- sprüche der Fledermäuse frühzeitig berück- mäuse mehr registriert werden. sichtigt werden. So können Ärger und Oder in der Stadtkirche in Rheinfelden: Kosten vermieden und die Lebensräume Diese beherbergt seit langem eine Wo- optimal geschützt werden. chenstubenkolonie von Grossen Mausoh- ren mit ca. 100-200 Tieren. Ein dreitägiges Stadtkirche Rheinfelden. In der Mauer im Gibt es auch Beispiele aus dem Kanton, Hauptschiff sowie am Übergang zwischen Dach Stadtfest im Juni 2001 mit einer Lunapark- wo Fledermäuse von einer Beleuchtung und Seitenschiff sind die Ausflugsöffnungen anlage mit Licht und Laserblitzen unmittel- sichtbar. Auf dem Platz vor der Kirche stand die profitieren? bar vor der Kirche bewirkte, dass die Weib- Lunaparkanlage. Foto: Andres Beck Positive Aspekte einer Beleuchtung sind mir Milan 2_ 2018 7
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» nicht bekannt. Es gibt zwar einzelne Arten, auch andere Interessen im Vorder- zu heutigen Strassen- und Häuserbe- die im Bereich von Lampen das angelockte grund, z. B. Sicherheitsaspekte, ästheti- leuchtungen? Insektenangebot nutzen, aber an den sche Argumente oder, wie im Beispiel Ja, es sollten grundsätzlich Lampen ver- Lampen kommen eben auch viele Insekten der Habsburg, touristische oder wirt- wendet werden, die wenig UV- Anteil ha- um, was das Nahrungsangebot wieder schaftliche Interessen. Was empfiehlst ben, dieser lockt die meisten Insekten an. verringert. Du, wie mit diesem Interessenskonflikt Zudem sind viele Lampen viel zu hell ein- am besten umzugehen ist? gestellt. Auch sollten sie so ausgerichtet Wie sollen Naturschutzvereine oder Man kommt nicht darum herum, die Situ- werden, dass sie nur das beleuchten, was Privatpersonen vorgehen, wenn sie ation vor Ort zu prüfen, meist können Inte- sie sollen und nicht z. B. noch nach oben den Verdacht haben, dass in ihrer Um- ressenkonflikte gelöst werden. So wurden in den Nachthimmel abstrahlen. Weiter gebung Fledermäuse von Lichtquellen z. B. die neuen Kirchturmbeleuchtungen in würden eingebaute Bewegungsmelder beeinträchtigt sein könnten? Spreitenbach und Ittenthal so installiert, dazu führen, dass die Lampen nur dann Sie können sich bei mir melden. Man dass eine Turmseite nicht beleuchtet wird brennen, wenn sie auch wirklich benötigt müsste die Situation dann vor Ort an- und die Ausflugöffnungen der Braunen werden. Es gibt also eine Reihe von Mass- schauen und analysieren, was verbessert und Grauen Langohren dunkel blieben. nahmen, um die Lichtverschmutzung zu werden könnte. reduzieren. Seit einiger Zeit gibt es im Handel die Der Schutz der Fledermäuse ist nur ei- Bat-Lamp, eine LED-Lampe, die jedoch ner von verschiedenen Faktoren, den es nicht weiss, sondern orange leuchtet Interview: Christine Huovinen zu berücksichtigen gilt, wenn Beleuch- und für Fledermäuse weniger schäd- tungen geplant werden. Oft stehen lich sein soll. Wäre das eine Alternative Inserat Ein Quartier für gefiederte Freunde Die Nischenbrüterhöhle mit perfektem Kleinräuberschutz Halbhöhle – bewährt seit Jahren Mehl- und Rauschwalbennester: Der Meisenkasten mit Der Höhlenbrüterkasten mit einfach und schnell zu montieren auswechselbarer Vorderseite Katzen- und Marderschutz Die Kästen werden aus Holzbeton hergestellt und sind mit verschiedenen Fluglochweiten lieferbar. Alle Nisthilfen werden komplett mit Aufhängung und speziellem Alunagel geliefert. Wir führen auch Artikel für Wildbienen, Eulen, Igel, Fledermäuse, Literatur usw. Bestellen Sie den Gratis-Gesamtprospekt bei: Willi Müller, Dattenboolweg 3, 5426 Lengnau Telefon 056 241 19 63, mueller.willi@sunrise.ch 8 Milan 2_ 2018
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BirdLife Aargau Verbandstätigkeit von BirdLife Aargau 15. Februar Kanuso: Corinne Schmidlin, Leiterin Bereich Nach- die Eisvogelbrutwand wurde gestartet. Die Einwendung eines haltigkeit im Naturama Aarau, stellte ihre Arbeit und den Bericht Nachbarns wurde zurückgezogen, Baubewilligung sollte bis Ende «Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau» vor. März vorliegen. Rechtsgeschäfte Einwendungen wurden geschrie- ben gegen Eingriffe in die Höckerschwanpopulation am Hallwiler- 26. Februar: Die Sektion Jagd und Fischerei informierte BirdLife see und einen Grossanlass im Wald in Rüfenach. Baugesuch für Aargau gemeinsam mit Pro Natura, Jagd Aargau und den Jagdauf- neue Tümpel im Waldreservat in Tägerig eingereicht. sehern über ihre Aktivitäten: Zählung von Biber und Feldhasen, Wildkatzenmonitoring, Kiebitzprojekt im Reusstal und Feldhasen- 22. März: Übergabe Petition «Die 100-jährige Rotbuche des Kan- projekte im Seetal und in Zeihen. tonsspitals Aarau soll leben!» an den Kanton mit 1746 Unterstüt- zern, gemeinsam mit Grossrätin Gabriela Suter und WWF Aargau. 6. März Vorstandssitzung: Naturzentrum: Crowdfunding für Inserat Stellenausschreibung Das bringen Sie mit • Ausbildung mit Bezug zu Themen des Natur- und Land- schaftsschutzes und Weiterbildung in naturbezogener Am Klingnauer Stausee wird im Mai 2019 ein neues Natur- Bildung zentrum eröffnet. Das BirdLife-Naturzentrum Klingnauer • Teamleitungserfahrung Stausee soll mit Informations- und Bildungsangeboten • Ausgewiesene Erfahrung in der Naturbildung für Zielgrup- dazu beitragen, die Besucherinnen und Besucher für die pen von Kindern bis zu Erwachsenen einmaligen Natur- und Landschaftswerte zu begeistern. • Gewinnendes Auftreten, Kontaktfreude und ausgeprägte Dabei sind Kinder, Jugendliche und Familien rund um den Teamfähigkeit ganzen See die wichtigsten Zielgruppen. Getragen wird • Organisationstalent das Naturzentrum Klingnauer Stausee von BirdLife Aargau • Gute Kenntnisse von Arten und Lebensräumen und BirdLife Schweiz. Die Anstellung der Zentrumsleitung • Hohes Qualitäts- und Kostenbewusstsein, zeitliche Flexibilität erfolgt bei BirdLife Schweiz. • Kenntnisse in Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Buchhal- tung von Vorteil Per 1. November 2018 oder nach Vereinbarung suchen wir Das bieten wir Ihnen eine/n Leiter/in des • Eine spannende, herausfordernde Aufgabe mit viel Gestal- tungsmöglichkeiten BirdLife-Naturzentrums • Begleitung durch eine fachlich versierte Betriebsgruppe von Klingnauer Stausee (70-80 %) BirdLife Aargau und BirdLife Schweiz • Zeitgemässe Anstellungsbedingungen Das sind Ihre Aufgaben • Einen Arbeitsplatz direkt am Klingnauer Stausse und mit • Sie leiten das Naturzentrum und übernehmen die Verant- öV gut erreichbar wortung für dessen Betrieb • Kontakte zu Menschen aller Altersgruppen • In der Anfangsphase bauen Sie den Betrieb auf und gestal- ten die Eröffnung Fühlen Sie sich angesprochen? Dann senden Sie Ihre vollständigen • Sie bauen ein Team mit Praktikant/innen, Freiwilligen und Bewerbungsunterlagen bis zum 5. Juli 2018 mit Betreff «Leitung weiteren Personen auf und sorgen für dessen Aus- und Naturzentrum Klingnauer Stausee» ausschliesslich per Mail an Weiterbildung werner.mueller@birdlife.ch. • Sie konzipieren die Bildungsangebote des Zentrums, setzen diese um und übernehmen auch selber Führungen und Für weitere Auskünfte stehen Ihnen Werner Müller, Geschäfts- Workshops führer BirdLife Schweiz, Tel. 079 448 80 36, und Kathrin Hochuli, • Sie sind verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Geschäftsführerin BirdLife Aargau, Tel. 062 844 06 03 gerne zur Naturzentrums Verfügung. Wir freuen uns auf Sie! 10 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau BirdLife-Naturzentrum Die Baubewilligung ist da! An der Delegiertensammlung am 24. seit Beginn. Auch andere Gemeinden der März 2018 nahmen die Präsidentin- Region tragen das Naturzentrum mit. Der nen von BirdLife Aargau und BirdLife Kanton spielt bei der Planung und Umset- Schweiz in Kleindöttingen die Baube- zung der Umgebungsgestaltung auf der willigung für das Naturzentrum angrenzenden Parzelle eine wichtige Rolle. Klingnauer Stausee vom Gemeinde- Der Swisslosfonds des Kantons Aargau ammann von Böttstein, Patrick Gosteli, leistet zusammen mit dem Bund einen in Empfang. Damit kann das BirdLife- namhaften Beitrag an das Zentrum. Unzäh- Naturzentrum Klingnauer Stausee ab lige weitere Geldgeber wie Firmen, Stiftun- dem Sommer realisiert und im Mai gen und naturmade-star Fonds ermögli- 2019 eröffnet werden. chen die Realisierung des Projektes. Dazu gehört auch die breite Unterstützung aus Ab sofort läuft nun die Detailplanung für den BirdLife-Sektionen und der Bevölke- den Umbau des bestehenden Hauses, des rung. Für ein Teilprojekt im Erlebnisgarten, Anbaus und der Umgebungsgestaltung. die Eisvogelbrutwand, führte BirdLife ein Diese schliesst in Zusammenarbeit mit dem Crowdfunding durch. Die Freude über das Kanton auch die angrenzende Parzelle und Erreichen des gesteckten Finanzierungsziels den Solenbach ein. Gleichzeitig gilt es, die von CHF 30‘000 ist gross: Über 400 Unter- Regierungsrat Stephan Attiger und Gemeindeam- letzten für das Naturzentrum nötigen Finan- stützer und Fans ermöglichen die Realisie- mann Patrick Gosteli freuen sich zusammen mit zen zu sichern und die Ausstellung fertig zu rung der Brutwand für den Eisvogel! den Präsidentinnen von BirdLife Aargau, Gertrud Hartmeier, und BirdLife Schweiz, Suzanne Oberer, planen. Der Bau des Zentrums wird gemäss BirdLife ist zuversichtlich, auch bald die über die Baubewilligung für das Naturzentrum. der jetzigen Planung nach den Sommer- CHF 2,1 Mio. für das gesamte Naturzen- Foto: Ann Walter ferien beginnen. Die Eröffnung des Bird- trum-Projekt beisammen zu haben. Life-Naturzentrums ist für den Mai 2019 vorgesehen. Starke Partner zum Wanderfalken einen Postenlauf mit Die Freude über das Erreichen des Meilen- Wie sich zeigt, haben sich im Verlaufe der Wettbewerb, der nun für den Rest des Jah- steines war an der Delegiertenversammlung letzten Monate bereits tragfähige Partner- res den Sektionen zur Ausleihe zur Verfü- von BirdLife Aargau rundherum spürbar. schaften entwickelt. Einige engagierte Fir- gung steht. Der Erlös des Tages wurde an Die Präsidentin, Gertrud Hartmeier, drückte men der Region beteiligen sich mit PR-Ak- das BirdLife Naturzentrum gespendet. darum in ihrer Ansprache vor allem ihren tionen oder auch der Spende ehrenamtli- Weitere Informationen über das BirdLife- Dank für die grosse Unterstützung von allen cher Arbeit und tragen so zum Gelingen des Naturzentrum Klingnauer Stausee sind zu Seiten aus. Für den Gemeindeammann der Projektes bei. So fand zum Beispiel am finden unter www.naturzentrum-klingnau- Standortgemeinde Patrick Gosteli ist das Sonntag, 29. April, beim Kernkraftwerk erstausee.ch. neue Naturzentrum ein Leuchtturm für das Leibstadt KKL der Entdeckertag statt. Das Zurzibiet. Regierungsrat Stephan Attiger bot sich gerade doppelt an: Seit über 20 Spendemöglichkeit betonte: «Hier am Klingnauer Stausee ent- Jahren zieht hier ein Wanderfalkenpaar BirdLife Aargau, 5000 Aarau, PC 50-99-3, steht nun an einem Hotspot der Artenviel- seine zumeist vier Jungtiere gross – in einer IBAN: CH49 0900 0000 5000 0099 3, falt im Kanton ein Naturzentrum. Ein Ort eigens für diese Vögel angebrachten Nist- Vermerk «Naturzentrum Klingnauer Stau- um Menschen und Natur zusammenzu- hilfe. Da in diesem Jahr ausserdem der see» bringen – ein Angebot, von dem wir sicher Wanderfalke der Vogel des Jahres ist, fand sind, dass es einem Bedürfnis der Men- der Entdeckertag auf Einladung des KKL un- schen entspricht.» ter der aktiven Mithilfe von BirdLife Aargau statt. Über 300 Gäste liessen sich bei Exkur- Ein breit verankertes sionen die unbekannte Vogelwelt näher- Gemeinschaftswerk bringen, lauschten Natur-Vorträgen oder Zum Naturzentrum leisten sehr viele Men- machten sich an den Informationsständen schen und Institutionen einen Beitrag. Die zum Thema Biodiversität im Siedlungsraum Gemeinde Böttstein unterstützt das Projekt kundig. Daniel Stenz entwickelte zudem Milan 2_ 2018 11
BirdLife Aargau Es gibt viel zu sehen am Klingnauer Stausee. Foto: Ann Walter Exkursion anlässlich der Delegiertenversammlung Neuigkeiten vom Klingnauer Stausee BirdLife informierte aus erster Hand Dort informiert sie über den aktuellen Stand ser Exkursion erstmals und exklusiv zeigen über den aktuellen Stand der Bau- des Naturzentrums und verkündet den auf- dürfe und die Bauarbeiten nun beginnen pläne und zeigte vor Ort, wie das merksamen Teilnehmern hocherfreut: können. Im August werden die Bagger auf- Naturzentrum und die Umgebung - die Einwendung des südlichen Anlie- fahren, um die Erdarbeiten auszuführen, dereinst aussehen werden. Zudem gers konnte gütlich beigelegt werden, und über den Winter 2018/19 wird dann liessen sich unter kundiger Führung - der Böttsteiner Gemeindeammann gebaut. Die Eröffnung des Zentrums ist auf einige interessante Vogelarten Patrick Gosteli wird BirdLife Aargau die Mitte Mai 2019 geplant. beobachten. Baubewilligung für das Naturzentrum an der Delegiertenversammlung am Attraktive Aufwertungen im und ums Bei strahlend blauem Himmel und beschei- Nachmittag übergeben und Zentrum geplant denen 4 °C begrüsst Gertrud Hartmeier, - die Finanzierung des Naturzentrums Herr Märki, Architekt, dankt für die gute Präsidentin BirdLife Aargau, die gut 60 Ex- ist gesichert. Über die budgetierten Zusammenarbeit mit BirdLife Schweiz und kursionsteilnehmenden vor dem Beobach- CHF 2,1 Mio. hinaus, sind noch gut BirdLife Aargau und den für die Umge- tungsturm. Nach der Gruppeneinteilung investierte CHF 100‘000 nötig, um die bungsgestaltung zuständigen kantonalen begeben sich Claudia Müller und Werner Umgebungsgestaltung umzusetzen. Ämtern. Ausserdem bedankt er sich bei der Portmann mit zwei Gruppen zu den orni- Sie zeigt sich ausserdem sehr zufrieden, wie Firma Hiag, die das Land hinter dem Natur- thologischen Leckerbissen am Stausee. das Naturzentrum auch an nationaler Be- zentrum im Baurecht für 50 Jahre zu einem Gertrud Hartmeier führt ihre Gruppe ins kanntheit gewonnen habe und schon fast symbolischen Zins zur Verfügung stellt. bestehende Haus, in dem die Bau- und Um- in «aller Munde sei». Für sie sei es ein gros- Doch wie sieht das Bauprojekt nun konkret gebungspläne für den Umbau hängen. ser Moment, dass sie die Bauprofile auf die- aus? Der Holzunterstand und der Eingangs- 12 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau bereich des bestehenden Hauses werden ten in den idyllischen Teil des «Klingnau- abgebrochen, und das Haus wird mit ei- ers». In den Teil, in welchem Wasservögel nem Holzanbau gegen den Beobach- ruhig schwimmend ihren Bedürfnissen bei tungsturm hin erweitert. Dieser grosszügig der Nahrungsbeschaffung, Federpflege ausgestattete neue Eingangsbereich bein- und Fortpflanzung nachgehen. Ruhig haltet den Empfang, den Shop, die Sani- schwimmend? Nein, plötzlich wird die täranlagen, den multifunktionalen Schu- grosse Schar Lachmöwen unruhig; aufge- lungsraum sowie den Ausstellungsraum, regt kreischend fliegen sie auf. Was ist der sich bis ins bestehende Haus hinein er- passiert? Ein Rohrweihen-Weibchen fliegt streckt. Im oberen Stockwerk des Hauses vorbei, danach wassert die Möwenschar entstehen Büroräume. wieder, und Ruhe kehrt erneut ein. Der Blick durch die grossen Fenster auf die Im Flachwasser können die Exkursionsteil- Bauprofile lässt die Dimension des Anbaus nehmenden Bekassine und Grossen Brach- erahnen. Die hohe Hecke, welche die be- vogel beim Stochern im Schlick beobach- nachbarten Grundstücke trennte, ist in- ten. Im Schilfgürtel sind Bartmeisen und zwischen gerodet. Jetzt präsentiert sich das Rohrammer sowie wuselnde Zwergtaucher Einer der vielen ornithologisch interessanten gesamte Ausmass der geplanten Naturan- unterwegs. Auf dem Wasser schwimmen Schauplätze am Klingnauer Stausee. Foto: Ann Walter lage im Aussenbereich. An einem Flach- Löffel-, Tafel-, Schnatter-, Spiess-, Reiheren- wassertümpel werden die Besucherinnen ten und Blässhühner. Eine Mittelmeer- und Besucher nach der Eröffnung Amphi- möwe zieht eindrucksvoll ihre Kreise am bien und andere Wassertiere beobachten blauen Himmel. Auf Steinen im Wasser und können. Gegen Süden schliesst ein Bach in den kahlen Bäumen am gegenüberlie- das Areal ab, der im Zuge der Umgebungs- genden Ufer sind Graureiher und Kormo- gestaltung renaturiert wird. Bereits heute rane auszumachen. Im Entwässerungska- ist er von Bibern bewohnt. Ein Elektrokabel nal watet ein Seidenreiher, und in den begrenzt die Dammhöhe der Biberburg, Sträuchern, Bäumen und im noch braunen damit das aufgestaute Wasser unterhalb Gras tummeln sich Zilpzalp, Gartenbaum- der Schadensgrenze bleibt (dem Verneh- läufer, Schwanz- und Blaumeisen und so- men nach habe der Biber keine Einwen- gar ein Blaukehlchen – für die kurze Beob- dung gemacht!). achtungszeit eine doch ganz stattliche An- Für den ganzen Naturbereich wird das zahl an Arten. Arealniveau abgesenkt, damit sich ein Das Mittagessen nimmt die hungrige Schar Grundwasserteich realisieren lässt. Am nach dem Transfer zu Fuss und mit dem Nordwestufer des Teichs wird eine Eisvogel- «Poschti» im Restaurant Sonne in Leuggern Unterwegs mit der Exkursionsleiterin Claudia brutwand – typähnlich der bewährten ein. Der Service ist speditiv und das Essen Müller. Foto: Ann Walter Brutwand in La Sauge – erstellt, mit einem sehr gut. Gesättigt und in guter Stimmung Beobachtungshide auf der gegenüberlie- erfolgt ein weiterer Transfer nach Kleindöt- genden Teichseite. Auf der restlichen Areal- tingen ins Schulhaus Rain, zum Ort der fläche entsteht nach der Abhumusierung Delegiertenversammlung. eine Magerwiese. Im Südwesten wird eine Wir danken dem veranstaltenden Natur- überdimensionierte Holzscheiterbeige als schutzverein Aare-Rhein ganz herzlich für «Lebensraum Totholz» das Areal zur Stras- die hervorragende Organisation und unse- se hin begrenzen. Sie soll auch Kleinsäugern ren Guides Claudia Müller und Werner und Wildbienen Unterschlupf bieten. Ein Portmann für die kundige Führung und Be- als Rundgang angelegter Weg wird Flach- gleitung. wassertümpel, Bach, Grundwasserteich mit Eisvogel-Brutwand und Beobachtungs- Hide mit dem Naturzentrum verbinden. Erich Gross, Vorstandsmitglied BirdLife Aargau Blaukehlchen, Bartmeisen und Rohrweihe Der zweite Teil der Exkursion führt uns weg von Abriss, Erdbewegungen und Neubau- Seidenreiher. Foto: Beni Herzog Milan 2_ 2018 13
BirdLife Aargau Summ, summ, summ Unentbehrliche Biester Weltweit sind etwa 1,38 Millionen Tierarten bekannt. dienen aber auch als Lebensraum. Somit ist ein weiterer wichti- Der grösste Teil davon – knapp eine Million – gehört zur ger Teil der Biodiversität unserer Erde auf die Insekten zurückzu- Klasse der Insekten. Einige von ihnen können Krankhei- führen. ten übertragen oder durch Ernteausfälle bei Nutzpflan- zen Schaden anrichten. Die grosse Mehrheit von ihnen Konkrete Massnahmen und Hilfe vor unserer Haustür ist jedoch in unterschiedlicher Weise nützlich für das Unsere Stärke als Mitglieder eines weltumspannenden Netzwer- Leben auf unserem Planeten. kes von Natur- und Umweltschützern kann auch für die Insekten nützlich sein. Wenn jeder von uns vor seiner Haustüre aktiv wird, Im vergangenen Jahr publizierte der Entomologische Verein Krefeld leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, Insektenarten und -in- erschreckende Fakten zum Insektensterben. Die Studie wurde in dividuen zu schützen. Wissenschaftskreisen kritisch beurteilt. Inzwischen scheint jedoch eines unbestritten: Der Verlust der Masse an Insekten und auch Insekten fördern der Anzahl der Insektenarten ist alarmierend. Während das Bie- - Einheimische Bäume und Sträucher pflanzen. nensterben und seine Ursachen seit einiger Zeit diskutiert wer- - Blütenangebot von April bis Oktober durch Pflanzen einheimi- den, hat bisher das Bewusstsein dafür gefehlt, dass eine grosse scher Stauden schaffen. Anzahl anderer Insektenarten ebenfalls stark unter Druck steht. - Blumenwiesen mit schonender Bewirtschaftung, Altgrasstreifen Scheinbar erst durch Bekanntwerden der erschreckenden Verluste und Überwinterungsmöglichkeit für Insekten in allen Entwick- von bis zu 80 % an Insketenbiomasse wurde der Wert dieser Le- lungsstadien fördern. bewesen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Biologen, Um- - Kleinstrukturen wie Asthaufen und Totholz anlegen. welt- und Naturwissenschaftler sind sich einig: Insekten sind ein - Dächer und Fassaden begrünen. essenzieller Teil unserer Biosphäre. In der Tierwelt sind sie heiss- geliebte Nahrungsquelle. Sie sind die Hauptspeise für Fische und Nützlinge stärken Amphibien. Viele Vogelarten, besonders die Sperlingsvögel, sind - Auf den Einsatz von Pestiziden im eigenen Garten verzichten. von Frühjahr bis Herbst und gerade zur Aufzucht ihrer Jungtiere - Mischkulturen fördern. Sie stärken die Pflanzen einer Pflanz- auf Insekten angewiesen. gemeinschaft und machen sie resistenter gegen Schädlings- 75 % aller Pflanzen kämen nicht ohne Insekten aus. Sie sind auf befall (sh. Links und Erläuterungen zu Mischkulturen auf deren Bestäubungsleistung angewiesen. Zu den Bestäubern zäh- unserer Website). len zum Beispiel weltweit rund 20‘000 verschiedene Arten von - Nisthilfen für Nützlinge wie Florfliegen und Ohrwürmer oder Wildbienen. Ausser ihnen bestäuben auch viele Schmetterlings- Wildbienen anbieten (sh. Bauanleitungen im Faltblatt «Summ, arten, Fliegen, Motten, Käfer und Wespen Pflanzen. Zudem pro- summ, summ – unentbehrliche Biester» oder auf unserer fitieren Pflanzen von der Bodenarbeit der Insekten, welche im Zu- Website). sammenwirken mit Pilzen und Mikroorganismen durch die Zer- setzung abgestorbener Pflanzenteile und Kot die Nährstoffe Unsere Verantwortung als Konsumenten wahrnehmen wieder verfügbar machen. Viele Tiere fressen Pflanzen. Pflanzen - Beim Einkauf von Lebensmitteln darauf achten, dass diese mit ressourcenschonenden Methoden hergestellt wurden. - Direkt ab einem Hof einkaufen, den man kennt. - Konsum von Fleisch auf 1 bis 2 mal pro Woche reduzieren. Sich und andere informieren - Wir empfehlen Ihnen, über den Insektenschwund bei Ihren öffentlichen Auftritten zu berichten. Zeigen Sie die wichtige Rolle der Insekten für die Nahrungsnetze, in denen auch der Mensch lebt, auf. - Zum Thema Biodiversität bietet BirdLife Schweiz diverse Broschüren und Falt- sowie Merkblätter an: www.birdlife.ch/de/biodiversitaet 14 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau Lebensnetz Luft Sperber Waldkauz Wanderfalke baumfalke Rauchschwalbe Fledermaus Taube (Strassen- Kohlmeise und Ringeltaube) Mücke Maikäfer Rotkehlchen Libelle Mauersegler Schmetterling Luftplankton winzige biologische Organismen wie z. B. Gewittertierchen, Balda- chinspinnen oder Bestandteile wie Pollen, Sporen und Pflanzensamen Biene Raubfliege Spinne Spezialangebot: Zweimal im Jahr erarbeiten wir zu verschiedenen Aspekten der Bio- diversität ein informatives und gleichzeitig motivierendes Faltblatt. Das neue Faltblatt «Summ, summ, summ – unentbehrliche Biester» zeigt am Beispiel der Segler und Schwalben die zentrale Rolle der Insekten als Nahrungsgrundlage für die Vogelwelt. Das Faltblatt wird dem Spendenversand vom Juni beigelegt. Es kann in kleine- ren Mengen gratis bei der Geschäftsstelle bezogen werden. Ann Walter, Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising BirdLife Aargau Milan 2_ 2018 15
BirdLife Aargau Die Birder unterwegs zum ersten Aussichtspunkt. Foto: Lea Reusser Jugendgruppe Nisus Sperber am Klingnauer Stausee!? Der erste Anlass der Jugend-Birdergruppe Nisus führte an Hauptleitung gewinnen. Gemeinsam mit Leiter Urs Meyer aus Of- ein Wasservogel-Schutzgebiet von internationaler tringen schrieb sie für das Testjahr 2018 zwei tolle Anlässe aus. Bedeutung: an den Klingnauer Stausee. Unter der Leitung Und so fand sich zum ersten Anlass von Nisus bei schönstem von Sarah Locher und Urs Meyer lernte das kleine, aber Wetter am 22. April ein kleines Birdergrüppchen beim Klingnauer feine Grüppchen die vielfältige Vogelwelt vor Ort kennen. Stausee ein. Die Idee für eine kantonsweite Birdergruppe ist schon älter: Die Viele ornithologische Highlights – aber nicht nur Kommission für Nachwuchsförderung von BirdLife Aargau stellte Nicht nur Regula Herren von der Kommission für Nachwuchsför- schon bei ihrer Gründung 2006 fest, dass es zu wenig Natur-An- derung begrüsst die Nisus-Gruppe herzlich. Bereits am Bahnhof gebote für Jugendliche gibt. Die meisten BirdLife-Jugendgruppen Döttingen empfangen die ersten Mauersegler dieses Sommers die im Aargau richten sich nämlich an Primarschüler. Die neue Birder- Jungbirder mit ihrem hohen «srieh srieh». Entlang des Bachs auf gruppe Nisus (lat. für Sperber) spricht Jugendliche ab 12 Jahren aus der linken Uferseite zeigen sich Wacholderdrosseln, Stare, Teich- dem ganzen Kanton an, die sich speziell für Vögel interessieren. Sie hühner, Stockenten, eine Mönchsgrasmücke und eine Ringeltaube soll den Ornithologennachwuchs fördern – ohne Konkurrenz zu – dazu lassen sich auch lautstark ein Kuckuck, mehrere Zaunkönige, sein, sondern Ergänzung zu den lokalen Jugendgruppen. Dafür Meisen und ein Zilpzalp vernehmen. sorgen einerseits die Alterslimite ab 12 Jahren und die gezielt orni- Sarah Locher visiert mit dem Fernrohr den Grünspecht an – «jööhh, thologische Ausrichtung. Anderseits ist die Anzahl der Anlässe der hat ja ein grünes Köpfli!», meint Melina. Unterwegs werden bewusst auf vier pro Jahr beschränkt, und diese finden meist an interessiert Fragen gestellt, welche die Leiter souverän beantwor- einem Sonntag statt. Bisher haben sich fünf Jugendliche für Nisus ten. «Wie sieht denn das Weibchen der Mönchsgrasmücke aus?» angemeldet – es hat noch Plätze frei! «Welches ist denn der kleinste Vogel, wenn der Zaunkönig der Erfreulicherweise konnte die Kommission für Nachwuchsförde- drittkleinste ist?» «Wie kann man den Grünspecht vom Grauspecht rung die erfahrene Strix-Leiterin Sarah Locher aus Lenzburg für die unterscheiden?» 16 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau Die Birdergruppe Nisus richtet sich an Jugendliche über 12 Jahren, welche sich für Vögel interessieren. Ornithologische Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Der nächste Anlass findet am Sonntag, 23. September, ganztags auf der Beringungsstation Subiger- berg, Kanton Solothurn, statt. Mehr Infos und die Möglichkeit zur Anmeldung findest du auf www.birdlife-ag.ch/projekte/ nachwuchs-ist-zukunft/nisus- jungbirder-aargau Anhand eines Fachbuches werden Vögel bestimmt, die man zuvor durch das Fernrohr entdeckt hat. Foto: Lea Reusser Mithilfe des Kosmos-Vogelführers, des schwänen im Flug hört man weit über den Kuckuck, der jedoch von einer Rabenkrähe Feldstechers und des Fernrohres werden Stausee. gleich wieder verjagt wird. Schnatterenten, ein Grosser Brachvogel, Als Highlight – wer hätte denn das erwar- Die Zeit vergeht viel zu rasch, es geht be- ein Silberreiher, ein Bruchwasserläufer, ein tet? – schleichen sich zwei Füchse aus dem reits gegen Mittag zu, und immer mehr Rotschenkel, Krickenten und Bekassinen Schilf ins seichte Wasser. Sie interessieren Skater, Velofahrer und Spaziergänger um- bestimmt und die Merkmale besprochen. sich für eine tote Ente, die sich aber doch runden den Stausee. Auf dem Rückweg Es ertönt das penetrante Surren eines nur als Stück Plastik entpuppt. Schade, die sichtet die Gruppe noch ein Kolbenenten- Rohrschwirls, und auch ein Teichrohrsänger Füchse machen sich wieder davon. Urs weibchen, ein Haubentaucher- und ein begrüsst den Aprilsonntag mit seinem Ge- Meyer entdeckt vom Beobachtungsturm Gänsesägerpaar sowie einen Zilpzalp – sang. Das Flattern der Flügel von Höcker- aus auf einem dürren Baum den singenden wunderschön im Baum sitzend. «Es war mega!» meint Melina retour bei der Brücke in Kleindöttingen. Und freut sich schon auf die nächste Nisus-Exkursion. Lea Reusser, Kommission für Nachwuchs- förderung Ein Grünspecht wurde gesichtet… …und auch Krickenten. Fotos: Beni Herzog Milan 2_ 2018 17
BirdLife Aargau Biber Gratis-Gärtner in der Natur Baumstümpfe, Dämme und viele sagt Bärtschi. Dazu gehören neben vielen Informationen: Über 50 Personen Wild- auch Nutzpflanzen. nahmen in Schinznach-Dorf an einer Exkursion zum grössten Biberbau im Im Winter fallen die Bäume Kanton teil. «Im Winter finden die etwa einen Meter grossen Tiere viel weniger Nahrung. Darum Meinrad Bärtschi, der Leiter der Biber-Ex- fällen sie dann Bäume, um an die Knospen kursion, steht am Aareufer in Schinznach. und Rinden heranzukommen», sagt der Ex- Nacheinander hält er 13 beschriftete Holz- kursionsleiter, als die Gruppe neben einem brettchen hoch. Auf dem ersten steht «Bi- der vielen Biberdämme im Bach Halt Das ist einer der grössten Biberdämme im Kanton. ber» und auf den zwölf anderen sind die macht. Die Tiere, die mit ihren Händen Bedingungen aufgeführt, welche die Nager ähnlich geschickt seien wie wir Menschen, in ihrem Lebensraum brauchen, wie etwa produzieren keinen Abfall, erklärt Bärtschi: Weichholz oder benachbarte Biberfamilien. «Das Holz, das sie gefällt haben, nutzen Die Kinder bauen nun zusammen mit der sie, um Vorräte, Dämme und Bauten anzu- Unterstützung einiger Erwachsener einen legen.» Biberbau aus den Brettchen. «Das alles Die Tiere, die zu Beginn des 19. Jahrhun- braucht es, damit sich der Biber ansiedelt derts in der Schweiz ausgestorben waren und sich wohlfühlt. Fehlt eine der Bedin- und seit den 50er-Jahren wieder angesiedelt gungen, fällt alles zusammen, wie wenn werden, sind manchmal auch die Ursachen man aus unserem Biberbau nur ein Holz- von Konflikten, wenn sie etwa Kulturbäume stück wegzieht», erklärt Bärtschi. Aber der fällen oder wenn durch ihre Dämme Über- Bau hält und Bärtschi stellt einen ausge- schwemmungen drohen. «Es geht nicht, stopften Biber darunter, um zu zeigen, wie dass die Bedürfnisse des Menschen immer wohl sich die Tiere hier fühlen. vor denjenigen der Natur stehen. Die Biber sorgen gratis für einen vielseitigen Lebens- Dämme stehen an der Autobahn raum. Man muss einen Ausgleich suchen», Am Ufer des Längibachs sind viele Spuren der Die Exkursion «Warum der Biber Bäume sagt Bärtschi. Biber zu finden. fällt», zu der «Birdlife Aargau» und der Ver- ein «Natur und Landschaft Schenkenber- gertal» eingeladen haben, startet nicht an Samuel Frey, az Aargauer Zeitung der Aare, sondern im Gartencenter Zulauf in Schinznach-Dorf. Dort begrüsst Silvia Der Text erschien am 5.3.2018 in der az Urech, die Präsidentin des Vereins «Natur Aargauer Zeitung. Wir danken der az für und Landschaft Schenkenbergertal», die die Erlaubnis eines Nachdrucks. über 50 Personen, die teilnehmen wollen an diesem Sonntagmorgen. Anschliessend macht sich die Gruppe auf zum Längibach, wo der grösste Biberbau im Kanton steht. Der Bach fliesst gleich neben der Autobahn Richtung Aare, aber das scheint die Nager nicht zu stören: Am Bachufer stehen in re- gelmässigen Abständen die Stümpfe von abgenagten Bäumen, und die interessierte Gruppe findet immer wieder auch frische Spuren der Biber. «Sie sind reine Vegetarier. Meinrad Bärtschi hält nacheinander 13 beschriftete Holzbrettchen hoch, auf denen die Bedingungen Im Sommer ernähren sich die Tiere von für ein gutes Biberleben stehen. Fotos: Samuel Frey über 300 verschiedenen Pflanzenarten», 18 Milan 2_ 2018
BirdLife Aargau Delegiertenversammlung Protokoll der 36. Delegiertenversammlung vom 24. März 2018 in Kleindöttingen Eröffnung 400 Einwohner, zusammen mit Eien, Burlen (jeweils 100 EinwohnerInnen) und Kleindöt- Die diesjährige Delegiertenversammlung tingen (3400 Einwohner) hat die Gemeinde wird musikalisch durch das Alphorn-Quar- mittlerweile über 4000 EinwohnerInnen. Es tett vom Zurzibiet eröffnet. gibt 30 aktive Vereine sowie 150 Arbeits- stätten. Patrick Gosteli erwähnt die Über- Gertrud Hartmeier, Präsidentin von bauung Grossacker, welche entstehen wird, BirdLife Aargau, begrüsst anschliessend wenn das Kies- und Betonwerk bis 2021 offiziell die Gäste, Ehrenmitglieder und De- zurückgebaut wird. Dieses Gebiet soll über legierten. Sie übergibt an Regierungsrat 20 Jahre bebaut werden und Wohn- und Stephan Attiger für das Grusswort. Gewerberaum schaffen. Dabei soll die Um- gebung «mit grünen Fingern» sowie einem Regierungsrat Stephan Attinger begrüsst alle Regierungsrat und Departementsvorste- Uferpark bis hin zum Naturzentrum gestal- Teilnehmende der diesjährigen Delegiertenver- her BVU Stephan Attiger dankt insbeson- tet werden. Patrick Gosteli überreicht aus- sammlung. Foto: Ann Walter dere BirdLife Aargau, den Delegierten und serdem offiziell die Baubewilligung für das den lokalen Natur- und Vogelschutzvereinen Naturzentrum und die angrenzende Parzelle, Thomas Tröndle und Verena Kläusler; ehe- für ihr grosses Engagement. Er lobt die sehr welche wenige Tage zuvor gesprochen malige Vorstandsmitglieder Ruth Weber und gute Zusammenarbeit und Diskussionsbe- wurde. Er dankt für die gute Zusammen- Karl Riwar; Kommissionsmitglieder Ernst reitschaft. Mit dem nun entstehenden Na- arbeit und nennt das Naturzentrum einen Weiss, Rosmarie Groux, Christine Huovinen, turzentrum können wir uns auf etwas Ein- «Leuchtturm im unteren Aaretal». Nicole Angst, Andrea Gutscher, Claudia maliges freuen und den Naturraum im Aar- Müller, Ann Walter, Werner Portmann. gau noch erlebbarer machen. Der Kanton Herbert Kalt, Präsident des Naturschutz- unterstützt das Naturzentrum über den vereins Aare-Rhein, bedankt sich bei der Anwesende Ehrenmitglieder: Otto Heeg, Swisslos-Fonds mit CHF 950‘000. Stephan Gemeinde für die Bereitstellung der Infra- Fernand Herrmann, Konrad Müller, Paul Attiger betont aber auch, wie wichtig die struktur und das Sponsern des Pausen- Schmid, Thomas Stahel, Luc Van Loon. Arbeit in den Sektionen und auf Gemeinde- snacks. TopPharm sponserte das Alphorn- ebene ist. Dank der engagierten Mitarbeit Quartett. Claudia Müller, Vorstandsmitglied, Entschuldigungen: Abteilung Landschaft vieler Sektionen gelingt es dem Kanton im- stellt den Verein in einigen Worten vor. Der und Gewässer, Norbert Kräuchi, Bruno mer wieder, Fördergelder beim Bund abzu- NSV Aare-Rhein ist ein Zusammenschluss Schelbert und Sebastian Meyer; Abteilung holen (letzthin u. a. für Neophyten-Projekt, der früheren Sektionen Full-Reuenthal, Wald, Alain Morier und Marcel Murri; Abtei- Seglerinventar, Artenförderung). Die Bevöl- Döttingen, Klingnau und Böttstein. Der Ver- lung Landwirtschaft, Matthias Müller; Aarg. kerung im Kanton Aargau wird auch in Zu- ein pflegt verschiedene Lebensräume, bietet Försterverband; Jagd Aargau; WWF Aargau; kunft wachsen. Für das Dreieck Wirtschaft- Kurse und Vorträge an, unterhält unter an- BirdLife Schweiz, Werner Müller; Berner Gesellschaft-Umwelt sind deshalb nachhal- derem zwei Dohlenkolonien (inkl. Webcam Vogelschutz; BirdLife Luzern; Vogelschutz- tige Lösungen zu suchen. Der Natur- und Übertragung) und macht ein Siedlungsbrü- verband Solothurn; ZVS/BirdLife Zürich. Grünraum muss nicht zuletzt auch wegen terinventar. Selbstverständlich ist er auch Ehrenmitglieder (6): Niklaus Lätt, Alfons der Bevölkerung aufrechterhalten werden. am Klingnauer Stausee aktiv und überwacht Staubli, Erika Tanner, Thomas Zehnder, Es braucht Naherholungsräume, welche u. a. die Brut- und Zugvögel. Armin Zimmermann, Roland Zimmerli. wiederum mithelfen, die Gesellschaft für die Sektionen (13): Egliswil, Frick, Hellikon, Natur zu sensibilisieren. In nächster Zeit sind Anwesende Gäste: Regierungsrat Stephan Küttigen-Rombach, Oberentfelden, Oberes deshalb keine weiteren Einschränkungen Attiger; Gemeindeammann Böttstein Patrick Seetal, Obersiggenthal, Rheinfelden, Rohr- (Sparrunden) im Bereich Natur geplant. Gosteli; Sektion Natur und Landschaft, Si- dorferberg, Schöftland, Sulz-Laufenburg, mon Egger; Abteilung Landwirtschaft, Alf- Unterkulm, Vordemwald. Patrick Gosteli, Gemeindeammann von red Frey; Sektion Jagd und Fischerei, Thomas Böttstein, begrüsst die Anwesenden und Stucki; Pro Natura Aargau, Isabelle Häberli; Präsenz: Anwesende: 64 Sektionen mit bedankt sich für die Einladung. Er nimmt SSES Aargau, Ferdi Kaiser; BirdLife Schweiz, 104 Delegierten, 6 Ehrenmitglieder und 8 uns auf eine kleine Reise durch die Ge- Suzanne Oberer, Christa Glauser und Stefan Vorstandsmitglieder. Total: 118 Stimmbe- meinde Böttstein mit. Böttstein selber zählt Bachmann; Revisoren Walter Schneider, rechtigte; absolutes Mehr: 60 Stimmen. Milan 2_ 2018 19
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