Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau

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Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
3-2017
Mitteilungsblatt BirdLife Aargau   milan

Neue Brutplätze für Uferschwalben
im Aargau
Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
Impressum / Editorial

 Impressum
                                                                    Liebe Leserin, lieber Leser

 milan
 Mitteilungsblatt BirdLife Aargau                                   In der Region Zurzibiet leben rund 34‘000 Menschen. Flächenmässig an sechster
 Erscheint 4x pro Jahr                                              Stelle der Aargauer Bezirke ist die Einwohnerdichte damit unterdurchschnittlich
 Abonnementspreis: Fr. 30.–                                         – die Natur hat in unserer Region mehr Platz als andernorts. Der Klingnauer
 Auflage: 3000 Exemplare
                                                                    Stausee liegt im wirtschaftlichen Schwerpunkt des Zurzibiets, welches aus den drei
                                                                    Flusstallandschaften Aare-, Rhein- und Surbtal besteht. Der stark frequentierte
                                                                    Uferweg dient jährlich rund 100‘000 Erholungssuchenden als Spazier-, Velo- und
                                                                    Skateroute und bietet auch und gerade den ornithologisch interessierten Menschen
                                                                    das ganze Jahr über ein besonders attraktives Beobachtungsfeld. Der Naturschutz
                                                                    ist auch der Grund für das Verbot der privaten Schifffahrt auf dem See.
 Herausgeber:
                                                                    Die regionalen Verbände aller Anspruchsgruppen – Politik, Wirtschaft und
 BirdLife Aargau
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau
                                                                    Tourismus – arbeiten seit Jahren an der Umsetzung unserer gemeinsamen Vision.
 PC 50-99-3                                                         Hier hat die Entwicklung unserer regionalen Stärken ebenso Gewicht wie der
                                                                    Schutz unserer natürlichen Ressourcen, der Landschaft und der Umwelt. Dass mit
 BirdLife Aargau-Präsidium:
 Gertrud Hartmeier                                                  dem BirdLife-Naturzentrum nun ein konkreter Ort entsteht, an dem diese Themen
 Vorstadt 29, 5200 Brugg                                            Raum bekommen, begrüssen wir sehr.
 Telefon 056 442 37 70
                                                                    Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die Verbände BirdLife Aargau und
 gertrud.hartmeier@birdlife-ag.ch
                                                                    BirdLife Schweiz in der Kommunikation mit den Menschen vor Ort und bei der
 Redaktion:                                                         Mittelbeschaffung zu unterstützen. Mit grossem Interesse nehmen wir die
 Lea Reusser, Milan 3_2017
                                                                    Angebote des neuen Ausflugsziels in unseren Veranstaltungskalender mit auf.
 Aarauerstrasse 22, 5200 Brugg
 Telefon 077 442 00 32                                              Gleichzeitig können wir die Experten von BirdLife für Mitarbeiteranlässe oder
 lea.reusser@birdlife-ag.ch                                         private Entdeckertouren empfehlen. Damit hat unsere Region eine ganz neue
                                                                    Erlebnisqualität hinzugewonnen: Die Naturentdeckertouren mit fachlicher
 Satz, Gestaltung, Produktion:
 Simone Mosch                                                       Anleitung! Wir freuen uns auf die spannenden Einblicke, die wir im BirdLife
 Kappelen 5, 5706 Boniswil                                          Naturzentrum am Klingnauer Stausee erhalten werden. Gleichzeitig hoffen wir,
 Telefon 079 820 50 21                                              dass mit unserer Unterstützung und unserem Beitrag das Naturzentrum schon
 simone.mosch@gmx.ch                                                bald zu einer Einrichtung wird, die aus unserer Region nicht mehr weg zu
 Druck:                                                             denken ist und ihre Strahlkraft weit über das Zurzibiet hinaus entwickeln kann.
 Effingerhof AG
 Druck – Verlag – Neue Medien
 Storchengasse 15, 5201 Brugg AG
 Telefon 056 460 77 77

 Papier:
 Cocoon Preprint/Offsetpapier, Recycling,                          Mit herzlichem Gruss
  weiss, matt, 80 gm2 (hergestellt aus 100%                         Peter Schläpfer,
  entfärbtem Altpapier, ausgezeichnet mit dem
  EU-Ecolabel, ist FSC-zertifiziert und 100%                        Geschäftsführer Bad Zurzach Tourismus AG
  FSC-Recycling)

 Geschäftsstelle:
 BirdLife Aargau – Natur- und Vogelschutz
 Kathrin Hochuli
                                                        Foto: zVg

 Pfrundweg 14, 5000 Aarau
 Telefon 062 844 06 03
 www.birdlife-ag.ch, info@birdlife-ag.ch

 Telefonische Ansprechzeiten:
 Mo, Di, Do, von 08.00–12.00 Uhr

 Adressänderungen:
 Bitte direkt BirdLife Aargau melden. Danke.

 Nachdruck mit Quellenangaben e­ rwünscht,
 Beleg an die Redaktion
 Redaktions- und Inserateschluss:
 Nr. 4_ 2017: 30. September 2017

 Titel: Uferschwalben               Foto: Beni Herzog

2 Milan 3_ 2017
Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                Editorial, Impressum                     2

                                                                                       Foto: BirdLife Schweiz
                                                                                                                Inhaltsverzeichnis                       3

                                                                                                                Schwerpunkt Gewässer:
                                                                                                                – Naturnahe Spielplätze – ein wichtiges
                                                                                                                  ein wichtiges Element für Kinder und
                                                                                                                  die Natur im Siedlungsraum             4
                                                                                                                – Zusammenspiel Gemeinde, Natur-
                                                                                                                  schutz und private Initiative in
                                                                                                                  Birmenstorf                      6

12-13 Ein neues Umweltbildungsangebot entsteht im Aargau – Das geplante                                         BirdLife Aargau:
Naturzentrum Klingnauer Stausee hat als Ziel, möglichst viele Menschen für die Natur                            – Verbandstätigkeit                      8
zu begeistern.                                                                                                  – Praktikantin Selina Gugelmann
                                                                                                                  stellt sich vor                9
                                                                                                                – Rückblick Helfertreffen Reservats-
  19-22 Leserumfrage                                                                                              pflegeeinsätze in Wittnau          10
               MILAN –
                                                                                                                – Naturzentren der Schweiz – bald
   BirdLife Aargau plant
                                                                                                                  auch am Klingnauer Stausee       12
eine Neugestaltung des
                                                                                                                – Ausschreibung Ausbildungen 2018       14
       Milans. Mit dieser
                                                                                                                – Wettbewerb für mehr Natur             15
  Umfrage möchten wir
    das Mitteilungsblatt                                                                                        – Neue Brutwände für Uferschwalben 16
    noch stärker auf die                                                                                        – Einladung Vorständekonferenzen        18
       Wünsche unserer                                                                                          – MILAN-Leserumfrage                    19
   Leserinnen und Leser                                                                                         – Einladung Reservatspflege 2017        23
             ausrichten.
                                                                                                                Aktuell:
                                                                                                                – Lupensafari                           24
                                                                                                                – Schulprojekt «Turmfalke» in Buchs
                                                                                                                  bringt neue Nisthilfen                25
                                                                                                                – Naturschutz im Wynental               26
                                                                                       Foto: Heidi Hirt-Küng

                                                                                                                – Artenförderung im Siedlungsraum:
                                                                                                                  Aktivitäten in Würenlos               28
                                                                                                                – Förderung von Hermelin und
                                                                                                                  Mauswiesel                            30
                                                                                                                Kanton Aargau:
                                                                                                                – Flower walks: Botanische Streifzüge 32
                                                                                                                – Aufwertung des Nidermoos bei
                                                                                                                  Boswil: Neues Leben in den Ruinen 34
                                                                                                                Birdlife Schweiz:
                                                                                                                – Neu: Birdlife Merkblatt Windenergie 36
                                                                                                                – Artenförderung wirkt: Steinkauz       36
                                                                                                                – Aktionsplan Biodiversität             37
                                                                                                                Diverses, Veranstaltungen:
                                                                                                                – Veranstaltungen BirdLife Aargau       38
                                                                                                                – Leserwettbewerb                       38
26-27 Naturschutz im Wynental – Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen                                            – Veranstaltungen Naturama              39
Gemeinde und Natur- und Vogelschutzverein.                                                                      – Jahresprogramm 2017                   40

                                                                                                                                            Milan 3_ 2017 3
Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
Schwerpunkt

Wasser auf dem Schulhaus-Spielplatz

Ein wichtiges Element
für Kinder und die
Natur
Naturnahe Spielplätze rund um das Schulhaus bieten
nicht nur Schülerinnen und Schülern eine sinnvolle
Pausenbeschäftigung, sondern bilden auch wichtige
Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Eine besondere
Rolle kommt dabei dem Element Wasser zu. Die beiden
im Rahmen des Programms QuAKTIV von Kindern                           Wasserspielplatz Herznach: Mitarbeit beim Aufbau in Rahmen des Projektes
mitgestalteten Spielplätze in Herznach und Birmenstorf                QuAKTIV.           		                  		                Foto: Cornelia Biotti
zeigen, dass dieses für Kinder zwingend zu einem tollen
Spielplatz dazugehört.                                                Herznach
                                                                      In Herznach war vor der Neugestaltung wenig Spielfläche vorhanden
Wasserstellen in Gärten, Dorfbäche und Weiher am Dorfrand sind        und der Wunsch nach einer Neugestaltung von mehreren Seiten her
klassische Gewässer im Siedlungsraum und bieten bei naturnaher        gross. Auslöser für das Projekt war schlussendlich eine Strassensani-
Gestaltung wertvolle Rückzugsorte für Amphibien und weitere Le-       erung, im Rahmen welcher gleich ein Gesamtkonzept für die Neuge-
bewesen. Zu den weniger klassischen gehören Wasserspielplätze,        staltung des Sportplatzes, des Spielplatzes und des Schulhausplatzes
zum Beispiel auf dem Schulareal. Schön, wenn im Rahmen einer          erarbeitet wurde. Thamar Pfiffner, damals Kindergartenlehrperson in
naturnahen Neugestaltung solche entstehen können. Beratungen          Herznach, hatte über das Schulblatt von der Beratung des Naturama
für die naturnah gestaltete Schulhausumgebung bietet das Natu-        erfahren und dieses gleich in die Planung miteinbezogen (siehe auch
rama Aargau an, welches für das Programm QuAKTIV in Herznach          Interview). Als Herznach Pilotgemeinde für das Programm QuAKTIV
wie auch in Birmenstorf wichtige Vorarbeit geleistet hat (siehe Be-   wurde, stand bereits ein Plan für die Umgestaltung und der Kredit
richt im Milan 2/2016 sowie Kasten QuAKTIV).                          von Seiten Gemeinde war zugesichert. Die Anliegen der SchülerIn-
Offensichtlich sind Wasserstellen auch für Kinder zum Spielen von     nen bestätigten im Grossen und Ganzen die bereits vorliegenden
grosser Bedeutung. Zu dieser Schlussfolgerung kamen das Team          Pläne. So konnte der naturnahe Spielplatz 2015 eröffnet werden.
des Programms QuAKTIV der Fachhochschule Nordwestschweiz
(FHNW) wie auch die Lehrpersonen in den Aargauer Pilotgemein-         Birmenstorf
den Birmenstorf und Herznach. In beiden Gemeinden wurden die          In der Gemeinde Birmenstorf lag 2013, als QuAKTIV involviert
Kinder in die Gestaltung der Schulhausumgebung einbezogen             wurde, ein Gesamtkonzept «Freiräume» von einem Landschaftsar-
und konnten durch verschiedene Methoden ihre Bedürfnisse und          chitekturbüro vor, welches die Umgestaltung verschiedener Stand-
Ansprüche an den Raum äussern. Und so entstand auf jedem              orte und Spielanlagen vorsah. Auch hier hatte Thomas Flory vom
Spielplatz schlussendlich auch ein Element mit Wasser.                Naturama bereits wichtige Vorarbeit in der Zusammenarbeit mit der
                                                                      Gemeinde und der Schule geleistet. Die Schulkinder wurden vor al-
                                                                      lem für die Gestaltung des Pausenplatzes «Widegass» und des
 QuAKTIV - Naturnahe, kinder- und jugendgerechte                      Spielplatzes «Träff» involviert (mehr zum Resultat auf S. 7).
 Quartier- und Siedlungsentwicklung
 Das Programm QuAKTIV wurde unter der Leitung von der                                       Lea Reusser, Vorstandsmitglied BirdLife Aargau
 FHNW Hochschule für Soziale Arbeit erarbeitet. Initiiert
 wurde es von der Fachstelle Kinder- und Jugendförderung
 des Kantons Aargau sowie vom Naturama Aargau. Letzteres              Herznach: Interview mit Initiantin Thamar Pfiffner
 hat in den Pilotgemeinden jeweils vorgängig durch Gesprä-
 che mit der Gemeinde und der Schule dem Programm                     Frau Pfiffner, wie konnten Sie die Gemeinde und die Arbeits-
 QuAKTIV den Weg geebnet. Das Programm hat Grundlagen                 gruppe vom Konzept eines naturnahen Spielplatzes überzeugen?
 zu partizipativen und naturnahen Projekten gesammelt, die            Glücklicherweise war eine Veränderung der Schulhausumgebung
 Methoden in den Pilotgemeinden getestet und als Resultat             von vielen Seiten her gewünscht. Die Arbeitsgruppe «Spielplatz»
 einen Leitfaden für weitere interessierte Schulen erstellt.          mit Vertretern des Gemeinderats, dem Förster, dem Abwart und
                                                                      Eltern stand von Anfang an voll hinter der Idee eines naturnahen

4 Milan 3_ 2017
Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
Schwerpunkt

Spielplatzes. So wurde auch der Kredit an       FHNW, wo es darum ging, Methoden, Pro-
der Gemeindeversammlung ohne Diskus-            zesse und Instrumente zu erproben, zu
sion gesprochen.                                entwickeln und für eine kinder- und ju-
                                                gendgerechte Quartier- und Siedlungsent-
Wie nahmen Sie die Zusammenarbeit mit           wicklung zur Verfügung zu stellen (siehe
den verschiedenen Institutionen wahr?           auch Box QuAKTIV).
Die Zusammenarbeit verlief sowohl mit der
Gemeinde als auch mit dem Naturama und          Haben Sie eine Vermutung, warum das
der Fachhochschule sehr gut, es war eine        Element Wasser für Kinder so wichtig
sehr positive Grundstimmung da. Weil die        ist? Wie wurde dieser Wunsch umge-
Gemeinde bereits in der Arbeitsgruppe in-       setzt?
volviert war, war hier der Kontakt sehr un-     Wasser ist eines der Grundelemente und
mittelbar. Auch das Naturama hat uns mit        sehr vielfältig nutzbar. Es kann zum Baden,
seiner praxisorientierten und hilfsbereiten     zum Plantschen, zum Stauen, zum Formen
Arbeitsweise weitergebracht. Das Pro-           usw. genutzt werden und ist in der Lage die
gramm QuAKTIV ist leider etwas spät da-         «Umgebung» zu verändern. In Herznach
zugestossen – die ersten Spielplatzpläne        war das zu gestaltende Gebiet sehr gross
standen schon. Die Ergebnisse des Einbe-        und an Hanglage. Die Kinder können mit-
zugs der Kinder haben uns aber in unseren       tels einer Pumpe Wasser hoch- pumpen          Wasserspielplatz Herznach: Kinder gestalten im
Gedanken und Ideen bestätigt.                   und es durch Sandlandschaften fliessen las-   Projekt QuAKTIV ihre Schulhausumgebung aktiv
                                                                                              mit.        		                  Foto: Cornelia Biotti
                                                sen oder zu einem kleinen Seelein stauen.
Wie nahmen Sie Ihre Kindergartenkin-            In Birmenstorf wurde ein bereits vorhande-
der während des Miteinbezugs wahr –             nes Wasserspiel im Rahmen des Projekts re-    Birmenstorf und Herznach waren Pilot-
und was meinen diese zum Ergebnis?              aktiviert.                                    projekte – was macht QuAKTIV heute?
Die Tage mit QuAKTIV nahmen recht viel                                                        Das Programm QuAKTIV mit den Pilotpro-
Raum ein, was aber für die Kinder auch gut      Welche Erfahrungen haben Sie generell         jekten in Herznach und Birmenstorf ist ein
war. Sie waren sehr motiviert und haben         mit der Partizipation von Kindern in          abgeschlossenes Forschungsprojekt. Im
bei den verschiedenen Methoden (Modell-         der Spielplatzplanung gemacht?                Kanton Aargau ist das Fachwissen bei der
bau, Dorfrundgang etc.) gut mitgemacht.         Die Kinder sind vor allem in der konkreten    Fachstelle Umweltbildung des Naturama
Das Ergebnis ist für die Kinder wie auch für    Phase der Gestaltung hochmotiviert, da ihr    Aargau verankert. Im Zentrum der Arbeit
mich als Lehrperson wirklich toll – wir nutz-   Mitwirken dort am stärksten erleb- und        der Fachhochschule stehen immer die Ent-
ten den Spielplatz praktisch jeden Tag. Es      sichtbar ist. Aber auch in der Analyse- und   wicklung, das Erproben und die neuen Er-
hat für jeden Typ und jedes Alter etwas:        Planungsphase konnten wir durch den Ein-      kenntnisse der Wissenschaft und Praxis zur
Elemente mit Wasser und Sand, welche für        satz kreativer Methoden (z.B. Autofotogra-    Verfügung zu stellen (siehe www.quaktiv.ch).
die Kinder zentral sind, eine Begegnungs-       fie oder Modellbau) bewirken, dass sie sich
zone und eine Feuerstelle, aber auch ruhi-      für das «eigene» Quartier oder den «eige-         Die Interviews mit Thamar Pfiffner und
gere Rückzugsorte.                              nen» Schulhof einsetzen.                                  Timo Huber führte Lea Reusser

 Thamar Pfiffner arbeitete während des          Welche Vorteile sehen Sie, wenn Kinder
 Spielplatzumbaus als Kindergartenlehr-         ihren Raum mitgestalten können?
                                                                                                                   Timo Huber B.Sc.,
 person in Herznach und hat die                 Den grössten Nutzen sehe ich im Prozess,
                                                                                                                   arbeitet als Wissen-
 naturnahe Gestaltung initiiert sowie den       den die Kinder mitmachen. Sie erleben Mo-
                                                                                                                   schaftlicher Assistent
 Kontakt zum Naturama aufgenommen.              mente der Mitwirkung, der Mitentschei-
                                                                                                                   am Institut Sozialpla-
                                                dung und der Selbstwirksamkeit. Ebenso
                                                                                                                   nung, Organisatio-
                                                werden demokratische Momente durch-
                                                                                                                   naler Wandel und
Programm QuAKTIV: Interview mit Pro-            lebt, wovon die Kinder in anderen Berei-
                                                                                                                   Stadtentwicklung an
jektbegleiter Timo Huber                        chen wieder profitieren. Unbestritten ist,
                                                                                                                   der Hochschule für
                                                dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene
                                                                                               Soziale Arbeit, FHNW und absolviert
Können Sie unserer Leserschaft kurz             zu einem Raum, den sie mitgeprägt und
                                                                                               nebenbei ein Masterstudium. Er hat
und bündig das Konzept von QuAKTIV              mitgestaltet haben, einen anderen Bezug
                                                                                               die Pilotprojekte in den Gemeinden
erklären?                                       haben und ihm dadurch mehr Sorge tra-
                                                                                               Herznach und Birmenstorf vor Ort
QuAKTIV war in erster Linie ein For-            gen. Sie identifizieren sich mit diesem und
                                                                                               begleitet.
schungs- und Entwicklungsprojekt der            eignen ihn sich an.

                                                                                                                             Milan 3_ 2017 5
Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
Schwerpunkt

Wasser im Siedlungsraum – Beispiel Birmenstorf

Erfolge durch das gute Zusammenspiel von
Gemeinde, Naturschutz und privater Initiative
                                             Foto: Ann Walter
                                                                  In Birmenstorf wirkt schon seit vielen        im Siedlungsraum», so Fellmann, «bringt
                                                                  Jahrzehnten ein aktiver Natur- und            Lebendigkeit.» Er weiss, dass siedlungs-
                                                                  Vogelschutzverein (NVV). Seine gute           nahe Weiher keine aussergewöhnliche Ar-
                                                                  Vernetzung in den Gremien, die                tenvielfalt beherbergen können. Aber
                                                                  eingespielte Zusammenarbeit mit               auch Grasfrosch, Erdkröte und Molche be-
                                                                  Behörden und Schule sowie starke              nötigen ihren Lebensraum. «Und im Lät-
                                                                  Persönlichkeiten prägen die Arbeit            tenweiher ist immerhin die Ringelnatter
                                                                  des Vereins. Dank diesem können               anzutreffen», freut sich der engagierte Na-
                                                                  selbst in einer Gemeinde mit hohem            turschützer.
                                                                  Siedlungsdruck, intensiver Landwirt-
                                                                  schaft und wachsender Bevölkerung             Lättenweiher
                                                                  natürliche Oasen und lebendige                Dieser Weiher entstand in einer ehemali-
                                                                  Plätze geschaffen werden.                     gen Tongrube, wo früher für die Ziegelei
                                                                                                                Lehm abgebaut wurde. Er dient als natür-
                                                                  Birmenstorf ist auf den ersten Blick eine     liches Rückhaltebecken und ist mit seiner
                                                                  ganz normale Gemeinde im Aargauer Mit-        Grösse von 150 auf 300 m ein stimmungs-
                                                                  telland. An der Reuss im dicht besiedelten    voller Ort, natürlich auch für die Naherho-
Sportplatz Hübel mit Weiher und Pumptrack.                        Dreieck zwischen Brugg-Windisch, Baden-       lung am Rande des Siedlungsgebiets. Der
                                                                  Wettingen und Untersiggenthal gelegen,        Lättenweiher und das umliegende Wäld-
                                             Foto: Ann Walter

                                                                  wohnen rund 3000 Menschen in dieser           chen liegen in der Naturschutzzone.
                                                                  urban geprägten Gemeinde. Knapp die
                                                                  Hälfte des Gemeindegebietes ist Kultur-       Sportplatz Hübel mit Weiher und
                                                                  land, das intensiv genutzt wird. Am auffäl-   Pumptrack
                                                                  ligsten ist der Gemüsebau, aber auch          Eingeklemmt zwischen zwei Gewerbezo-
                                                                  Weinreben prägen das Bild. Das Trinkwas-      nen, am Rande eines kleinen Wäldchens,
                                                                  ser musste zeitweise mit Wasser der Stadt     befindet sich eine Zone für öffentliche
                                                                  Baden verdünnt werden, ehe es ins Lei-        Bauten. Sie wird mit einem grossen Sport-
                                                                  tungsnetz eingespeist werden konnte –         platz bereits für Sport und Freizeit genutzt.
                                                                  der Nitratgehalt lag über dem Grenzwert.      Vor einigen Jahren ist der Wunsch nach ei-
                                                                  Der zweite Blick auf Birmenstorf bringt ein   nem Ort, wo sich Jugendliche aufhalten
                                                                  paar Spezialitäten zum Vorschein. Dies        können, aufgekommen. Heute steht hier
                                                                  verdankt die Gemeinde auch Heinz Fell-        ein Grillplatz mit Feuerstelle und der
Schluweiher.                                                      mann. Über zwanzig Jahre war er Präsi-        Pumptrack, eine eigens für Mountainbiker
                                                                  dent der lokalen BirdLife-Sektion, dem        angelegte Berg- und Talstrecke. Gemein-
                                             Foto: Robert Mosch

                                                                  NVV Birmenstorf. Heute ist er immer noch      sam mit der Schule Birmenstorf wurden
                                                                  aktives Vorstandsmitglied, hat Einsitz in     auch drei Folienteiche angelegt. Der Wei-
                                                                  der kommunalen Natur- und Umweltkom-          her beherbergt zwar keine sehr seltenen
                                                                  mission, die seit vier Jahren tätig ist und   Arten, bietet aber auf jeden Fall ein an-
                                                                  gestaltet in seinem Beruf als Gartenbauer     schauliches Biotop sowie Raum für Natur-
                                                                  viele kleinere und grössere Oasen. Sein       entdeckungen der Kinder.
                                                                  Wirken, sein stetes Mahnen, ohne dabei
                                                                  verbohrt zu sein, sowie seine Bereitschaft,   Schluweiher
                                                                  in ehrenamtlicher Tätigkeit für das Ge-       Ausgehoben wurde dieser Weiher einst
                                                                  meinwohl und die Natur Einsatz zu leisten,    von Rekruten. Die Gestaltung erfolgte an-
Lättenweiher.                                                     werden in Birmenstorf sichtbar. «Wasser       schliessend in Zusammenarbeit mit dem

6 Milan 3_ 2017
Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
Schwerpunkt

 1                                                                                                      2

1: Wasserspielplatz Schulhaus Widegass: im Rahmen des Projektes QuAKTIV neu gestaltet. 2: Der Abzweiger vom Schlubach speist den Wasserspielplatz.
                                                                                                                         Foto1: Heidi Fellmann, Foto2: Ann Walter

NVV Birmenstorf. Das Wasser kommt aus dem Schlubach, der un-
                                                                                                                      Heinz Fellmanns Liebe zur
terhalb des Weihers weiter in Richtung Dorf fliesst. Dort verläuft
                                                                                                                      Natur begann bereits in sei-
er dann eingedolt in der Strasse und verschwindet von der Erd-
                                                                                                                      ner Kindheit. Bei der Tante
oberfläche. Für immer? – Nein, nicht ganz!
                                                                                                                      auf dem Bauernhof lebte er
Als die Eggstrasse saniert werden musste, bot dies eine einmalige
                                                                                                                      mit der Natur und ist ihr mit
Gelegenheit für ein ganz besonderes Projekt: einen Wasserspiel-
                                                                                                                      allen Sinnen begegnet. Als
platz für das Schulhaus Widegass!
                                                                                                                      Jugendlicher fuhr er mit
                                                                                                                      dem Traktor über die Gemü-
Wasserspielplatz Schulhaus Widegass
                                                                                                                      sefelder. Er erlebte die in-
Oberhalb der Schule Widegass, mitten in der Dorfstrasse, sind
                                                                                                                      tensive Landwirtschaft beim
zwei Dolendeckel zu sehen, weiter nichts. Aber genau hier wurde
                                                                                                                      Düngen und Ausbringen
vor einigen Jahren eine wichtige Weiche gestellt: der Abzweiger
                                                                                                                      von Pestiziden. In der Lehre
des Schlubachs, der unter der Erde hochwassersicher in die Reuss
                                                                                                                      zum Landschaftsgärtner in-
geführt wird. Heute fliesst nur wenig Wasser auf dem Abzweiger,
                                                                                                                      teressierte er sich dann aber
der den Spielplatz vor dem Schulhaus speist. Die Wassermenge
                                                                                                                      für den biologischen Land-
reicht aus, damit der Pumpbrunnen funktioniert und das neu an-
                                                                                                                      bau. «Mir war sehr früh klar,
gelegte künstliche Bachbett, welches bereits mit ein paar Pflan-                                     Foto: Ann Walter
                                                                                                                      dass wir unsere Böden nicht
zen besiedelt ist, bewässert wird.
                                                                               einfach nur nutzen können. Ich wollte etwas über die Kreisläufe
«Hier ist immer viel los», berichtet Heinz Fellmann. Das Wasser
                                                                               und Zusammenhänge wissen», erklärt der heute 63-Jährige.
belebt den ansonsten von Strassen und Gehwegen dominierten
                                                                               Heinz Fellmann betreibt zusammen mit seiner Frau in Birmen-
Schulhof. «Die Kinder wurden gefragt, was ihnen wichtig sei»,
                                                                               storf ein Gartenbauunternehmen. Zusammen mit neun Ange-
erzählt Fellmann weiter (Programm QuAKTIV, siehe vorgehende
                                                                               stellten legt er nach Möglichkeit naturnahe Gärten an, kreiert
Seiten). So habe es unbedingt einen Stein gebraucht, der es den
                                                                               Schwimmteiche und Biotope und schafft grüne Oasen.
Kindern ermöglicht, einen ganz bestimmten Ast des Baumes zu
erreichen, weil man an diesem Ast so gut schwingen könne. Auch
sei es den SchülerInnen frei gestellt, die Spielplatzlandschaft nach
eigenem Gutdünken zu verändern. Da sind auch schon Buben
mit Werkzeug aufgetaucht, um schwere Steine zu verschieben
und den Bach zu stauen.

                              Ann Walter, Öffentlichkeitsarbeit und
                                      Fundraising, BirdLife Aargau

                                                                                                                                      Milan 3_ 2017 7
Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
BirdLife Aargau

Verbandstätigkeit von BirdLife Aargau
4. Mai 2017 Kanuso: An der Konferenz der Aargauer Natur- und           derungen der Windkraft in der Schweiz/im Aargau diskutiert. Die
Umweltorganisationen wurde das Mobilitätsmanagement am Bei-            Vogelwarte stellte die Studie zu den Schlagopfern an Windturbi-
spiel vom Sisslerfeld vorgestellt.                                     nen im Jura vor.

9. Mai 2017 Vorstandssitzung: Es wurde über den Stand der              13. Juni 2017 Vorstandssitzung: Das Unterstützungsgesuch der
Planung des Naturzentrums Klingnauer Stausee informiert sowie          Sektion Wohlen für die Aufwertung Rebberg wurde behandelt so-
eine mögliche engere Zusammenarbeit im dem Naturama diskutiert.        wie zwei Einwendung (gegen die Überbauung «alti Badi» in Gipf-
BirdLife Aargau hat mehrere Projekte via Kanton beim Bafu einge-       Oberfrick sowie eine Garage für Nutzfahrzeuge in unmittelbarer
geben. Unsere Einwendung gegen die Parkhauszugänge im Kasino-          Nähe der Linner Linde) beschlossen.
park Aarau bewirkte, dass diese nicht mit Klarglas erstellt werden.
                                                                       14. Juni 2017 Konzept 2030 BirdLife Schweiz: Eine Arbeits-
20. Mai 2017 Stand am Tag der Artenvielfalt, Aarau: BirdLife           gruppe von Vorstandsmitgliedern und der Geschäftsführerin ha-
Aargau war mit dem BioDio-Stand am Festival der Natur in Aarau         ben das Konzept 2030 genau studiert und eine Stellungnahme
präsent.                                                               verfasst.

1. Juni 2017 Selina Gugelmann: Die Geschäftsstelle erhält Un-          21. Juni 2017 Neukonzessionierung KW Auenstein-Ruppers-
terstützung von einer Praktikantin.                                    wil: 3. Begleitkommissionsitzung. BirdLife Aargau setzt sich dafür
                                                                       ein, dass eine Uferschwalbenwand als Ersatz und Ausgleichsmass-
8. Juni 2017 Kanuso: An der Konferenz der Aargauer Natur- und          nahme erstellt wird.
Umweltorganisationen Kanuso wurden der Stand und Herausfor-

Inserat

  Ein Quartier für gefiederte Freunde

                                                                                                        Die Nischenbrüterhöhle mit
                                                                                                        perfektem Kleinräuberschutz

                                                                                                        Halbhöhle – bewährt seit Jahren

   Mehl- und Rauschwalbennester:         Der Meisenkasten mit            Der Höhlenbrüterkasten mit
   einfach und schnell zu montieren      auswechselbarer Vorderseite     Katzen- und Marderschutz

   Die Kästen werden aus Holzbeton hergestellt und sind mit verschiedenen Fluglochweiten
   lieferbar. Alle Nisthilfen werden komplett mit Aufhängung und speziellem Alunagel geliefert.

   Wir führen auch Artikel für Wildbienen, Eulen, Igel, Fledermäuse, Literatur usw.

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8 Milan 3_ 2017
Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
BirdLife Aargau

Praktikantin bei BirdLife Aargau
Am 1. Juni 2017 habe ich mein Praktikum bei BirdLife in Aarau be-     Nach genügend Theorie im Hörsaal bin ich nun sehr glücklich da-
gonnen und darf mich Ihnen hier kurz vorstellen.                      rüber, endlich aktiv etwas zum Naturschutz beitragen zu dürfen.
Ich habe dieses Jahr meinen Master in Biologie an der ETH Zürich      Mit grosser Motivation, jedoch auch Respekt, freue ich mich nun
abgeschlossen und freue mich sehr, nun bei einer Naturschutzor-       auf die kommenden sechs Praktikumsmonate und erhoffe mir, viel
ganisation tätig zu sein.                                             lernen zu dürfen.
Die Freude an allem, was krabbelt, fliegt, kriecht und schön farbig
erscheint, habe ich zu einem grossen Teil meinen Eltern zu verdan-    Vielen Dank an BirdLife Aargau
ken. Sie waren mit mir oft in der Natur und haben mich den Res-       für die wunderbare Chance,
pekt vor allem Leben gelehrt. Da ein Hund immer unsere Familie        hier arbeiten zu dürfen.
begleitete, war es selbstverständlich, jeden Tag und bei jedem Wet-
ter draussen zu sein. Genau wie ich damals als kleines Mädchen bei
Regenwetter jede Schnecke und jeden Regenwurm von der Stra-                       Herzliche Grüsse
sse getragen habe, mache ich das auch heute noch – ganz nach                     Selina Gugelmann
der Devise «wer das Kleine nicht ehrt, ist des Grossen nicht wert».                     Praktikantin
Zufällig haben mich die Schnecken sogar während meiner Master-                      BirdLife Aargau
arbeit beschäftigt und ich habe viel über sie und ihre Wichtigkeit
gelernt. Bei Fragen zu Schnecken dürfen Sie sich also gerne mel-
den! Die Geheimrezeptur für das Problem, dass einige Arten sich
an Ihrem Garten genüsslich tun, habe ich allerdings auch noch
nicht gefunden.
Ich bin mir nicht immer sicher, ob Biologie das richtige Studium
war, da der Berufseinstieg sich nicht einfach gestaltet. Mein Herz
sagt mir jedoch bis heute, dass es der richtige Entscheid war.

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Milan - Neue Brutplätze für Uferschwalben im Aargau
BirdLife Aargau

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1: Im Sundel-Feuchtgebiet gedeihen 49 verschiedene Pflanzenarten. 2 u. 3: 2 von 80 Orchideenarten der Schweiz: Pyramidenorchis (links) und Bienen-Ragwurz
4 u. 5: Der kleine Unterschied: Wiesen-Witwenblume (links) und Skabiose. 6: Der Schteichüzli-Moscht erfreut sich grosser Beliebtheit. 7: Benno Zimmermann
stellt das «5-Stern-Insektenhotel» des NVV Wittnau vor.                                                                                         Fotos: Beni Herzog

Helfertreffen der Reservatspflegeeinsätze in Wittnau

Orchideenwiesen und «Schteichüzli-Moscht»
Jedes Jahr helfen Freiwillige bei der                  Das Sundel – Lebensraum für den                         erstreckt sich von April bis August. Es wi-
Pflege der BirdLife-Reservate mit. Das                 Glögglifrosch                                           ckelt die rund 60 Eier, die von zwei bis drei
diesjährige Helfertreffen, das als                     Benno Zimmermann führt weiter aus, dass                 Weibchen stammen, um seine Hinterbeine
Dankeschön für die Mithilfe veran-                     das «Sundel», ein Hangried, jeweils im No-              und kommt Wochen später nur kurz mit
staltet wird, fand auf Einladung des                   vember «geputzt» wird. Dies gilt ebenso für             dem Wasser in Berührung, wenn es die aus-
Natur- und Vogelschutzvereins                          das angrenzende Gebiet, das Pro Natura                  schlüpfenden Larven ins Wasser entlässt.
Wittnau im Gebiet Sundel statt. Die                    gehört. Im Jahr 2006 wurde ein Inventar der
Teilnehmer erschienen am 2. Juni für                   Pflanzen im Feuchtgebiet erstellt, welches              Keine Befruchtung ohne Wildbienen
einmal nicht in Arbeitskleidern und                    erfreulicherweise 49 verschiedene Pflanzen-             Unser Rundgang führt entlang eines Brach-
Stiefeln und erlebten das Natur-                       arten aufzeigte. Die gepflanzten Obst-                  streifens. Die Vielfalt der Blumen erfreut alle
schutzgebiet in dieser Jahreszeit von                  bäume sind spezielle Sorten wie Marmorap-               Teilnehmer und Benno erläutert anschaulich
einer neuen Seite.                                     fel, Kaiserapfel, Forellenbirne und viele               den Unterschied zwischen Witwenblume
                                                       mehr. Während seinen Ausführungen lässt                 und Skabiose. Viele von uns hätten wohl
Roland Temperli, Leiter der Reservats-Pflege-          eine Geburtshelferkröte, im Volksmund                   beide ganz einfach als «Gufechüssi» be-
einsätze von BirdLife Aargau, heisst alle              besser als «Glögglifrosch» bekannt, ihren               zeichnet. Weiter oben am Hang stechen
herzlich willkommen; ebenso der Präsident              Ruf ertönen. Ein Teilnehmer meint spasses-              karminrote Tupfer ins Auge. Es ist eine statt-
des Natur- und Vogelschutzvereins Wittnau,             halber, dass Benno wohl eine Klangattrappe              liche Anzahl der wunderschönen Pyrami-
Benno Zimmermann. Letzterer erklärt, dass              installiert habe! Dem ist natürlich nicht so.           denorchis, eine von 80 Orchideenarten in
die Gemeinde Wittnau zum Jurapark Aar-                 Das Sundel bietet hervorragenden Lebens-                der Schweiz. Der Botanik-Fachmann zeigt
gau gehört. Dieser Regionale Naturpark um-             raum für den Glögglifrosch und Benno klärt              eine weitere Orchidee, die Bienen-Ragwurz,
fasst 240 km2 und der Beitritt ist ländlichen          über einen allgemeinen Irrtum auf: Der                  und erklärt uns das System der Befruchtung
Gemeinden vorbehalten. Das Projekt ist auf             Glögglifrosch ist weder ein Frosch noch eine            durch die Wildbienen. «In der Schweiz
zehn Jahre begrenzt und er hofft, dass es              Kröte, sondern gehört zu den Scheiben-                  kommen vier Ragwurz-Arten vor. Im Mittel-
nach Ablauf dieser Frist 2021 erneuert wird.           zünglern. Die Rufaktivität des Männchens                meerraum sind es mehr als 50», erklärt

10 Milan 3_ 2017
BirdLife Aargau

Benno Zimmermann. Rapunzel-Glockenblume, Immenblatt, Mittle-                             kenzeichen» auf alte Rivella-Harassen auf, natürlich nicht ohne vor-
rer Wegerich, Breitblättrige Platterbse und viele mehr kreuzen wir                       her den Namen Rivella abzuschleifen. Später wurde ein Grafiker bei-
auf unserem Weg.                                                                         gezogen, seine Version des «Chüzlis» prangt heute auf den
Der nächste Höhepunkt ist das schön gestaltete, grosszügige Insek-                       Flaschenetiketten.
tenhotel, das der Naturschutzverein mit den Schulkindern von Witt-
nau erstellte. Es mussten einige Gesetzeshürden überwunden wer-                          Frühe Förderung der Solarenergie in Wittnau
den, bis dieses «Hotel» an den jetzigen Standort zu stehen kam.                          Zum Schluss informiert Ferdi Kaiser über die Nutzung von Solar-
Auch hier vermittelt uns Benno sein Wissen: nie Nadelholz, sondern                       strom in Wittnau. Die installierte Leistung beträgt heute 1.6 Mega-
nur Laubholz verwenden, nie Löcher in die Stirnseite bohren, son-                        watt auf 40 Gebäudedächern, was einer Produktion       von 1.5 Mio.
                                                                                                                                           ARCATOUR       Inserat Mil
dern nur in die Längsseite. Wussten Sie, dass zwei Drittel der Be-                       Kilowattstunden pro Jahr entspricht. Mit 25% Solarstrom-Anteil ge-
stäubung auf das Konto von Wildbienen gehen oder dass es ohne                            hört Wittnau zu einer der am besten mit dieser Energieform er-
Hummeln keine Tomaten gäbe? «Ohne die entsprechenden Blumen                              schlossenen Gemeinden der Schweiz – nicht zuletzt dank der Initi-
als Futterpflanzen in der Umgebung nützt aber das schönste Hotel                         ative von Solarstrom-Pionier Ferdi Kaiser.
nichts, da Wildbienen von ihrem Nistplatz aus einen Flugradius von                       Bei einer währschaften, kalten Platte und hofeigenem, chüschtigem
nur 100 – 300 m haben», meint Benno. «Die Gefahr, gestochen zu                           Brot sitzen wir in gemütlicher Runde zusammen und lassen den
werden, ist klein, da diese Insekten friedlich sind». Eine Überra-                       schönen Abend ausklingen. Ein ganz herzliches Dankeschön an
schung bietet ein Standort mit Brennesseln in der Wiese. An diesen                       Benno Zimmermann und Ferdi Kaiser für die interessante Führung,
tummeln sich viele schwarze Raupen des Tagpfauenauges.                                   an das Ehepaar Schmid für ihre Gastfreundschaft und natürlich an
Das nächste Projekt des NVV Wittnau ist «in der Pipeline»: der Bau                       alle Helfer, die im Sundel und den beiden anderen Gebieten Feret
einer Trockensteinmauer, in die zwei Nistplätze für den Wiedehopf                        und Boniswilerried jedes Jahr grossen Einsatz zeigen.
integriert werden sollen.
                                                                                                                                               Edith Herzog
Auserlesene Bioprodukte mit eigenem Markenzeichen
Unterwegs zeigt sich ein Neuntöter-Weibchen und auf den letz-                                                                                           Inserat

ten Metern zum Chilchmetthof, dem Biobetrieb von Monika und
Philipp Schmid, begleitet uns der Gesang einer Goldammer. Das
Ehepaar heisst uns herzlich willkommen. Wir dürfen auserlesene
Produkte wie den Wittnauer Schteichüzli-Moscht, Kirschenessig,
Sauergrauech-Moscht, Dörrfrüchte etc. degustieren und natürlich
auch kaufen. Ferdi Kaiser, Mitinitiant des Schteichüzli-Moschtes, er-
zählt den Werdegang dieser Produkte und wie er in den Anfängen
Aarau mit dem Auto «abklapperte» und erste Kunden suchte. In-
zwischen ist das Ganze professionalisiert und Abnehmer finden sich
in den Regionen Zürich, Basel, Aarau und Lenzburg.
Eine Anekdote hat besonders beeindruckt: Für den Schteichüzli-
Moscht kreierte Benno eine eigene Schablone und trug das «Mar-

                                                                                           Vogelwarte-Reisen
Inserat
                                                                                           Vogelkundliche Reisen in Europa unter dem
          Reisen in die Welt der Vögel                                                     Patronat der Schweizerischen Vogelwarte
                                                                                           • 22. Oktober – 27. Oktober 2017 | Deutschland
                                          Kommen Sie mit raus!                                Berlin Brandenburg – da wo die Grosstrappen zuhause
                                                                                              sind und Kraniche rasten

                                                                                           • 11. März – 18. März 2018 | Portugal
                                                                                              Algarve – Alentejo

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                       Tel 0049 7634 5049845                                                  Ebro-Delta – Belchite
                                            Winter/Frühjahr 2017

                                                                   www.birdingtours.de

                                                                                           sinnvoll reisen mit www.ARCATOUR.ch/vogel
      www.birdingtours.de/milan

                                                                                                                                         Milan 3_ 2017 11
BirdLife Aargau

Naturzentren der Schweiz
Das BirdLife-Naturzentrum Klingnauer Stausee –
Ein neues Angebot für Umweltbildung entsteht im Aargau
Die über 30 Naturzentren der Schweiz           Das Naturzentrum wird jährlich von rund            mit Aktivitäten für Familien. Alljährlich gibt
haben sich zum Ziel gesetzt, mög-              10‘000 Naturinteressierten besucht, darun-         es einen ornithologischen Grundkurs, der
lichst viele Menschen für die Natur zu         ter rund 250 Schulklassen, Vereine, Firmen         in Zusammenarbeit mit den BirdLife-Sekti-
begeistern. Mit Beobachtungsmög-               und weitere Gruppen. Führungen sind die            onen der Region durchgeführt wird. Die
lichkeiten, Information und auf                wichtigste Aktivität des Naturzentrums.            Sektionen greifen für ihre Aktivitäten gerne
Führungen zeigen sie einem breiten             Das Team des Zentrums organisiert zudem            auf Material oder Personal des Naturzen-
Publikum die faszinierende Welt der            jährlich ein grosses Frühlingsfest und betei-      trums zurück.
Biodiversität. BirdLife Schweiz                ligt sich am BirdWatch von BirdLife Schweiz        BirdLife Schweiz initiiert konkrete Natur-
betreibt zwei Naturzentren. Das
entstehende BirdLife-Naturzentrum
Klingnauer Stausee ergänzt das

                                                                                                                                                Foto: Fritz Sigg
bestehende Angebot an einem Ort,
der von Erholungssuchenden stark
frequentiert ist und darum auf
besonderes Interesse stösst.

Alle Naturzentren der Schweiz sind im Netz-                                                                 Ein Kiebitz im Neeracherried.
werk Schweizer Naturzentren zusammen-
geschlossen (www.naturzentren.ch). Sie
sind Mitglied der Fachkonferenz Umwelt-
bildung, welche ihre Lerninhalte in den
Lehrplan 21 einfliessen lässt und die Akti-
vitäten mit den LehrerInnen und Hoch-
schulen koordiniert.
Die meisten Naturzentren werden von pri-
vaten Naturschutzorganisationen und lo-
kalen Trägerschaften geführt. Bund und         Übersicht über das Neeracherried und das Naturzentrum.                            Fotos: Birdlife Schweiz

Kantone, deren Aufgabe die Information
der Bevölkerung über den Naturschutz ist,
                                                                                                                                                Foto: Carl‘Antonio Balzari

unterstützen die Zentren teilweise. BirdLife
Schweiz betreibt seit bald 20 Jahren zwei
Naturzentren, Neeracherried und La Sauge.

Neeracherried
Beobachten ohne zu stören – mit dieser
                                                                                                          Ein Eisvogel in La Sauge.
Maxime plante BirdLife Schweiz sein erstes
Naturzentrum. Im Jahr 1999 konnte das
BirdLife-Naturzentrum Neeracherried mit
Ausstellungsgebäude, Steg ins Ried und
den beiden (damals neuartigen) grossen
Beobachtungshütten eröffnet werden.
Hauptziele des Naturzentrums sind der
bessere Schutz des national bedeutenden
Flachmoors sowie die Sensibilisierung der
BesucherInnen und der Bevölkerung der
Region für die Naturwerte im Gebiet.           Luftaufnahme des Naturzentrums und der Umgebung in La Sauge.                      Fotos: Birdlife Schweiz

12 Milan 3_ 2017
BirdLife Aargau

Umgebungsgestaltungspläne für das Naturzentrum Klingnauer Stausee, Situation 1:200.			                       Foto: Seippel Landschaftsarchitekten GmbH

schutzmassnahmen im Gebiet und reali-         wirtschaft mit dem von der Stiftung J. P.       Klingnauer Stausee
siert diese zusammen mit der kantonalen       Schnorf verpachteten Hof, die «Auberge»         Die Planung des neuen BirdLife-Naturzen-
Naturschutzfachstelle, der Ala und weite-     mit Restaurant und Hotelbetrieb und das         trums am Klingnauer Stausee schreitet gut
ren Partnern. Seit über 20 Jahren läuft die   BirdLife-Naturzentrum. Dies ermöglicht in-      voran. Aktuell arbeiten BirdLife Aargau,
Beweidung mit Schottischen Hochlandrin-       teressante Synergien und unvergessliche         BirdLife Schweiz und der Kanton Aargau
dern, welche bewirkte, dass sich der Kie-     Naturerlebnisse für den Besucher.               an der naturnahen Umgebungsgestaltung.
bitz wieder als Brutvogel im Gebiet ansie-    Die Hauptziele von BirdLife Schweiz in La       So soll unter anderem der Solenbach auf-
delte. Für Lachmöwe und Eisvogel laufen       Sauge sind die Förderung naturnaher Le-         gewertet und ein Teich mit einer künstli-
Artenförderungsmassnahmen von BirdLife        bensräume mitsamt deren Bewohnern, die          chen Eisvogel-Brutwand und einem «Hide»
Schweiz. Für die vom Zentrum koordinierte     breite Öffentlichkeit für den Naturschutz       (Beobachtungsposten) entstehen. Die Um-
Gehölzpflege und Neophytenbekämpfung          zu gewinnen und mit Besucherlenkungs-           gebung wird mit einem Rundweg erschlos-
sind die Umwelteinsätze, die das Naturzen-    massnahmen Störungen in den angren-             sen und vom Naturzentrum her zugänglich
trum mit Angestellten von Dienstleistungs-    zenden Schutzgebieten zu minimieren.            sein. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit
unternehmen durchführt, zentral.              In den ersten sechzehn Betriebsjahren ver-      der letzten Monate war die Beschaffung
In Sonderausstellungen stellt das Zentrum     zeichnete das Zentrum über 200’000 Besu-        der nötigen finanziellen Mittel. Nun ist fast
Neeracherried die Vogelwelt sowie die Fas-    cher, 2680 Gruppenführungen, 1265 Besu-         der gesamte benötigte Geldbetrag beisam-
zination der Biodiversität in den Vorder-     che von Schulklassen, 13 Sonderausstellun-      men! Das ist unter anderem der überwäl-
grund: Weltweites Echo löste der Vogel-       gen und 110 ausgebildete Praktikantinnen        tigenden Reaktion der Sektionen, Kanto-
flugsimulator aus, den die Zürcher Hoch-      und Praktikanten. Die von BirdLife Schweiz      nalverbände und Landesorganisationen
schule der Künste im Auftrag von BirdLife     geschaffenen Lebensräume (u.a. Teiche,          von BirdLife zu verdanken. Die Mitgliedor-
Schweiz für die Jubiläumsausstellung «Flie-   Hecken, Magerwiesen, Weiden und ge-             ganisationen haben das Projekt insgesamt
gen wie die Vögel» entwickelte. Dieses Jahr   stufte Waldränder) haben bis anhin über         mit über Fr. 200‘000.- unterstützt. Auch
läuft die Sonderausstellung «Geheimnis-       200 Vogelarten angezogen. Zusätzlich le-        die Unterstützung in der Region ist gross,
volle Unterwasserwelt» zu Tieren im Teich.    ben hier die stark gefährdeten Laubfrösche      etwa durch die Gemeinden um den Kling-
 Öffnungszeiten 2017:                         und 30 Libellenarten. Die speziell für den      nauer Stausee. Nach wie vor ist jeder Bei-
 25. März bis 29. Oktober Mi 14-20 Uhr,       Eisvogel erstellte Brutwand führte zu 40 er-    trag sehr willkommen. Als Nächstes steht
 Sa 10-18 Uhr und So/Feiertage 8-18 Uhr,      folgreichen Bruten mit mindestens 150           die detaillierte Planung der Ausstellung an.
 auf Anmeldung (Gruppen) täglich ausser       ausgeflogenen Jungvögeln. Somit ist der         Das Baugesuch wird voraussichtlich noch
 montags. www.birdlife.ch/neeracherried       Eisvogel zum Symbol für den Erfolg des          vor den Herbstferien eingereicht. Der Spa-
                                              Zentrums geworden. Seit 2015 besiedelt          tenstich wird hoffentlich noch 2017 erfol-
                                              zudem eine Biberfamilie das Areal des           gen. Das fertige Naturzentrum soll dann im
La Sauge                                      Zentrums, so dass das Angebot mit Biber-        Herbst 2018 mit einem grossen Fest einge-
Im Juni 2001 öffnete das BirdLife-Naturzen-   führungen erweitert werden konnte.              weiht werden.
trum La Sauge seine Türen. Es bietet einen    Mit Unterhalts- und Pflegemassnahmen
                                                                                               Informationen zum BirdLife-Natur-
Naturerlebnispfad mit vier Beobachtungs-      sorgt das Team von La Sauge für eine lang-
                                                                                               zentrum Klingnauer Stausee und
hütten, sogenannten «Hides». Jedes Jahr       fristige Erhaltung und Förderung der Bio-
                                                                                               Spendemöglichkeit: www.birdlife.ch/
wird ein abwechslungsreiches Programm         diversität. Es unterstützt den Schutz zur Er-
                                                                                               klingnauerstausee
sowohl für Schulen als auch für private Be-   haltung der Feuchtgebiete entlang des
sucher, Familien und Firmen zusammenge-       Südufers des Neuenburgersees (Grande
stellt. Besondere Angebote hat BirdLife       Cariçaie).
Schweiz für Kinder: Es werden Kinderge-                                                                                    Stefan Heller,
                                               Öffnungszeiten 2017:
burtstage durchgeführt und abwechslungs-                                                                   Naturzentrum Neeracherried
                                               Öffnungszeiten 2017: 5. März bis 29.
reiche Lagerwochen angeboten.                                                                                      Carl‘Antonio Balzari,
                                               Oktober Di-So/Feiertage 9-18 Uhr.
Das Naturzentrum ist Teil eines Gesamt-                                                                         Naturzentrum La Sauge
                                               www.birdlife.ch/lasauge
komplexes mit drei Partnern: die Bioland-                                                               Kathrin Hochuli, BirdLife Aargau

                                                                                                                          Milan 3_ 2017 13
BirdLife Aargau

Ausschreibung Ausbildungen mit Start 2018
Exkursionsleiterkurs 2018/2019
                                                                                                             Von Januar 2018 bis Mai 2019 führt BirdLife Aargau einen Exkur-

                                                                               Foto: Ausbildungskommission
                                                                                                             sionsleitungskurs durch. Schritt für Schritt lernen die Teilnehmen-
                                                                                                             den, das im Feldornithologie- oder Feldbotanikkurs erworbene
                                                                                                             Wissen auf Exkursionen weiterzugeben. Zu ihren vorbereiteten Ex-
                                                                                                             kursionssequenzen erhalten sie fundierte Feedbacks.
                                                                                                             Der Kurs umfasst Theorieanlässe zu Methodik, Didaktik, Organisa-
                                                                                                             tion und Naturschutz sowie Übungsanlässe in verschiedenen Le-
                                                                                                             bensräumen (an denen die Teilnehmer eine vorbereitete Exkursi-
                                                                                                             onssequenz präsentieren) und Weiterbildungsanlässe im jeweiligen
                                                                                                             Fachgebiet (Ornithologie oder Botanik).

                                                                                                             Vorkenntnisse: Bestandene Feldbotanik- oder Feldornithologie-
                                                                                                             prüfung (oder gleichwertige Vorbildung)
                                                                                                             Kurskosten: Fr. 800.- für Mitglieder einer Sektion von BirdLife
                                                                                                             Aargau (sonst Fr. 1000.-)
                                                                                                             Weitere Infos auf www.birdlife-ag.ch oder bei der Geschäfts-
Eine Absolventin des Exkursionsleiterkurses an der Prüfung.                                                  stelle von BirdLife Aargau, Telefon 062 844 06 03.

Kurs «Naturschutz und Biodiversitätsförderung in der Gemeinde» 2018/2019
BirdLife Aargau bietet in Zusammenarbeit mit dem Kanton, Abt.                                                Als Kursbesucher lernen Sie...
Landschaft und Gewässer zum 4. Mal die Ausbildung «Natur-                                                    - die für den Naturschutz relevanten Regelungen der Gemeinde
schutz und Biodiversitätsförderung in der Gemeinde» (bisher                                                    und des Kantons kennen
«Naturschutzberater») an.                                                                                    - die entsprechenden Objekte kennen
Der Kurs richtet sich an Vereins- oder Vorstandsmitglieder, Mit-                                             - deren Zustand zu beurteilen
glieder einer Natur- und Landschaftskommission, Angestellte des                                              - landschaftliche Werte und deren Gefährdung kennen
Bauamtes sowie sonstige Interessierte.                                                                       - die Möglichkeiten des kantonalen Geoportals (AGIS) kennen
                                                                                                             - den Handlungsbedarf zu ermitteln und eine einfache Pflege-
                                                                                                               planung zu erstellen
                                                                               Foto: Ausbildungskommission

                                                                                                             - die Möglichkeiten der Mitwirkung bei Planungs- und Bauver-
                                                                                                               fahren kennen
                                                                                                             - die Beteiligten und ihre Aufgaben kennen
                                                                                                             - Möglichkeiten der Finanzierung der Naturförderung kennen
                                                                                                             - Möglichkeiten der Naturförderung im Siedlungsraum kennen
                                                                                                             - ein einfaches Projekt aufzugleisen, zu planen, umzusetzen und
                                                                                                               zu evaluieren
                                                                                                             - einfache und wirksame Kommunikationsinstrumente kennen

                                                                                                             Die Ausbildung startet im Januar 2018 und umfasst 8 Abendver-
                                                                                                             anstaltungen (6 x Di, 1 x Mi, 1 noch offen) und 4 Halbtages-Ver-
                                                                                                             anstaltungen (Samstag Nachmittag). Neben diesen Anlässen ist
                                                                                                             eine persönliche Umsetzungsarbeit zu leisten (Umfang 1 bis 2
                                                                                                             Arbeitstage) und zu dokumentieren. Darin werden die Teilneh-
                                                                                                             merinnen und Teilnehmer durch Fachleute unterstützt.
                                                                                                             Kurskosten: Fr. 300.−
                                                                                                             Weitere Infos auf www.birdlife-ag.ch oder bei der Geschäfts-
Beispiel einer Umsetzungsarbeit: Planung und Erstellung einer Reptilienburg.                                 stelle von BirdLife Aargau, Telefon 062 844 06 03.

14 Milan 3_ 2017
BirdLife Aargau

Feldbotanikkurs 2018/2019
Im Januar 2018 startet der nächste Feldbotanikkurs von BirdLife

                                                                                                                                                                    Foto: Nicole Angst
Aargau. Bis Juni 2019 lernen Sie die wichtigsten Pflanzenarten
(rund 300) und -familien des Kantons Aargau kennen und üben,
Pflanzen selber zu bestimmen. Die Exkursionen in die verschiede-
nen Lebensräume finden jeweils am Samstag statt, die Theorie-
anlässe am Abend (Wochentag) im Naturama in Aarau. Vorkennt-
nisse in Botanik sind nicht Bedingung, aber von Vorteil.

Kurskosten inklusive Kursunterlagen, exklusive Bestim-
mungsbuch:
Fr. 950.- für Mitglieder einer SVS/BirdLife-Sektion,
Fr. 1050.- für Nichtmitglieder.
Weitere Infos auf www.birdlife-ag.ch oder bei der Geschäfts-
stelle von BirdLife Aargau, Telefon 062 844 06 03.                               Ein Beispiel für ein Süssgras: die Aufrechte Trespe (Bromus erectus).

 Wettbewerb für mehr Natur im Siedlungsraum

 Mut wird mit Preisgeld und mehr Natur in Ihrer
 Umgebung belohnt                                                                                                                                    g zur Naturviel-
                                                    t für den Wett-                           Auch kleine Projekte leisten einen wichtigen Beitra
 Noch bis zum 30. November können Sie Ihr Projek                                                                                                     Wohlwollen be-
                                                  äftsstelle BirdLife                         falt in Siedlungsnähe und werden von der Jury mit
 bewerb «Natur im Siedlungsraum» bei der Gesch
                                                  nicht gleich eine                           gutachtet.
 Aargau einreichen. Trauen Sie sich – es braucht                                                                                                    e für die Natur?
                                        Rebb erg (siehe  Milan 2/17,                          Kennen Sie beispielsweise den Wert alter Bäum
 neue Trockensteinmauer, ein naturnaher                                                                                                                ren Bewohner
                                                  enwie   se zu sein.                         – Ja klar! Sie schon. Aber kennen ihn auch die ande
 Bericht von Wohlen) oder die Anlage einer Blum                                                                                                   Möglicherweise ist
                                                                                              in Ihrem Dorf oder der Stadt, in der Sie leben?
                                                                                                                                            Dorf  zum   Pflanzen eines
                                                     im Siedlungsraum.                         ja Ihr nächstes Projekt, Menschen in Ihrem
  Ein alter Baum – höchster Wert für Naturvielfalt                                                                                                     mitte n im Sied-
                                                                                               Hochstammbaumes zu motivieren – als grüne Oase
                                                                         Foto: Nicole Angst

                                                                                                                                                  alter Bäume in der
                                                                                               lungsgebiet. Vielleicht stossen Sie ein Inventar
                                                                                                                                                    ramm, in dessen
                                                                                                Gemeinde an. Oder es entsteht ein Förderprog
                                                                                                                                              bewa   hrt werden kön-
                                                                                                Rahmen neue Bäume gepflanzt oder ältere
                                                                                                                                                     ich neue Lebens-
                                                                                                nen – und schon haben Sie sehr viel erreicht, näml
                                                                                                räume für die Artenvielfalt!
                                                                                                                                                    iele finden Sie auf
                                                                                                Alle Unterlagen zum Wettbewerb und viele Beisp
                                                                                                                                          ojekte /Wett  bewerb-Natur-
                                                                                                unserer Website unter: birdlife-ag.ch/Pr
                                                                                                                                                      Ihnen   gerne mit
                                                                                                im-Siedlungsraum. Die Kommission Projekte hilft
                                                                                                                                                    Beratung. Ihre An-
                                                                                                Fachwissen oder vermittelt Ihnen entsprechende
                                                                                                                                                    drea@bluewin.ch.
                                                                                                 sprechperson ist Andrea Gutscher: gutscher.an
                                                                                                 Wir freuen uns auf Ihre Eingabe!
                                                                                                                                                            Ann Walter,
                                                                                                                                                                       u
                                                                                                               Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising, BirdLife Aarga

                                                                                                                                               Milan 3_2017 15
BirdLife Aargau

                                                                              Zusammenarbeit von BirdLife und
                                                                              Aargauer Kiesverband

                                                                              Neue Brutwände für
                                                                              die Uferschwalben
1                                                         Foto: Beni Herzog
                                                                              im Aargau
                                                                              Der Aargauer Kiesverband (VKB Aargau) hat in Zusam-
                                                                              menarbeit mit BirdLife Aargau und BirdLife Schweiz zwei
                                                                              neue Uferschwalbenwände erstellt. Diese Sandschüttun-
                                                                              gen sind für das Überleben der Uferschwalben im Aargau
                                                                              sehr wichtig.

                                                                              Die Zahl der Uferschwalben ist in Europa und in der Schweiz seit
                                                                              den Neunzigerjahren rückläufig. Der ursprüngliche Brutort dieser
                                                                              Vogelart, an Steilufern von Flüssen, ist seit der Begradigung der
                                                                              Fliessgewässer und den Bau der Wasserkraftwerke praktisch ver-
                                                                              loren gegangen. In Kiesgruben haben die Uferschwalben einen
2                                                                Foto: VBK    Ersatzlebensraum gefunden: sie nisten in Sandlinsen von steilen
                                                                              Abbauwänden. Diese Nistplätze verschwinden allerdings nach der
                                                                              Auffüllung der Gruben und sind darum von beschränkter Dauer.
                                                                              Aktuell nimmt die Zahl der Kiesgruben ab und die Gruben wer-
                                                                              den immer schneller wieder aufgefüllt. Dies führt zu einem Rück-
                                                                              gang der Brutorte für Uferschwalben im Aargau.

                                                                              Künstliche Brutwände ersetzen fehlenden Lebensraum
                                                                              Die braunweisse, gemäss Roter Liste verletzliche Uferschwalbe ist
                                                                              auf Ersatzlebensräume als Brutort angewiesen. In den Neunziger-
                                                                              jahren gab es noch rund zwanzig Brutstandorte im Aargau, 2016
                                                                              waren es noch deren neun. Davon sind drei künstliche Brutwände,
                                                                              die insgesamt knapp 60% der Aargauer Population beherbergen.
                                                                              Diese künstlichen Sandschüttungen bieten einen idealen Ersatz-
                                                                              brutort, ohne welchen es die Uferschwalben im Aargau sehr schwer
3                                                                Foto: VBK    hätten.
                                                                              Der VKB Aargau, BirdLife Aargau und BirdLife Schweiz haben aus
1: Uferschwalben.
                                                                              diesem Grund ein gemeinsames Uferschwalben-Projekt lanciert:
2: Brutlöcher von Uferschwalben in einer Sandlinse.
3: Die neue Sandschüttung bei Birchmeier in Tegerfelden.                      Im März 2017 legten die beiden VKB-Mitglieder Hubschmid AG
4: Das Aufschütten der Brutwand bei Hubschmid in Nesselnbach.                 (Nesselnbach) und Birchmeier AG (Tegerfelden) in ihren Kiesab-
                                                                              baustellen künstliche Brutwände an und haben damit ideale Vo-
4                                                                Foto: VBK
                                                                              raussetzungen für eine zukünftige Besiedlung durch die bedrohte
                                                                              Vogelart geschaffen. Die Standorte wurden zusammen mit der
                                                                              Fachfrau für Uferschwalbenförderung von BirdLife Schweiz,
                                                                              Françoise Schmit, vorgängig sorgfältig evaluiert. Im Mai wurde
                                                                              das gemeinsame Projekt an einer Pressekonferenz der Öffent-
                                                                              lichkeit vorgestellt. Leider haben die Uferschwalben die neuen
                                                                              Brutplätze dieses Jahr noch nicht entdeckt. Wir sind jedoch zu-
                                                                              versichtlich, dass diese in den nächsten Jahren von der faszinie-
                                                                              renden Vogelart angenommen werden.

16 Milan 3_ 2017
BirdLife Aargau

                    Pilotprojekt Stetten wird zum Vorbild                         In Zusammenarbeit mit BirdLife hat der Unternehmer ab 2012 wei-
                    Anhaltspunkt für die Objekte in Nesselnbach                   tere Projekte im Aargau umgesetzt und die Methode verfeinert.
                   und Tegerfelden war ein bestehendes Ufer-                      Neben Stetten wurden ebenfalls Sandschüttungen in Rheinfelden,
                 schwalben-Projekt des Kiesunternehmers Ulrich                    Zeiningen und Rietheim erstellt. All diese Uferschwalbenwände be-
                Müller aus Stetten bei seiner Abbaustelle im Jahr                 stehen aus einem speziellen Sand, welcher sich besonders gut zum
               2011. Zusammen mit dem Landwirt Traub errichte-                    Aufschütten künstlicher Brutwände eignet.
               ten sie damals die Sandschüttung. Seither brüten
               dort jedes Jahr bis zu 600 Vogelpaare. Ulrich Müller               Aargauer Kieswerke fördern die Biodiversität
               sind die Uferschwalben ans Herz gewachsen, wartet                  Die Mitglieder des VKB Aargau fördern gemäss ihrer Nachhaltig-
               er doch jedes Frühjahr sehnsüchtig bis «seine» Ufer-               keitscharta schon während des Rohstoffabbaus gezielt die Biodi-
              schwalben aus dem Süden zurückkommen.                               versität in ihren Kiesgruben. Unter anderem legen sie Tümpel und
                                                                                  Teiche an, belassen Holz- und Steinhaufen sowie Rohböden in
                                                                                  den Abbaustellen und schaffen so neuen Lebensraum für Pionier-
  Einige Eckdaten zur Uferschwalbe (Riparia riparia)                              arten der Tier- und Pflanzenwelt.
  Familie: Schwalben (Hirundinidae)                                               Das Uferschwalbenprojekt zielt ebenfalls in diese Richtung: «Wir
                                                                                  wollen mit unserem Engagement die Bedürfnisse der Branche mit
  Merkmale: Zierliche Schwalbe mit einfarbig brauner Ober-
                                                                                  jenen der Natur vereinen», sagt Thomas Merz, Präsident des VKB
  seite; Unterseite weiss mit braunem Brustband; kurzer, etwas
                                                                                  Aargau. «Es freut uns sehr, dass wir mit den künstlichen Brutwän-
  gegabelter Schwanz; beide Geschlechter gleich; ihr reiben-
                                                                                  den zur Erholung des Uferschwalbenbestandes beitragen.» Der
  des Tschrrip ist nicht weit zu hören.
                                                                                  VKB Aargau unterstützt das laufende Brutwandprojekt mit 10‘000
  Bestand in der Schweiz (2012): ca. 4000 Paare
                                                                                  Franken und wird dieses in den nächsten Jahren auf weitere Kies-
  Lebensraum:             Kiesgruben, Fliessgewässer                              abbaustellen ausweiten.
  Zugverhalten:           Langstreckenzieher                                      BirdLife Aargau freut sich über die gute Zusammenarbeit und den
  Länge:                   12-13 cm                                               Einsatz der Aargauer Kiesbranche für die Uferschwalben. Ein
  Spannweite:             27-29 cm                                                herzlicher Dank geht an alle Unternehmer, die in Ihren Kiesgruben
  Gewicht:                12-18 g                                                 die Uferschwalben brüten lassen oder künstliche Sandschüttungen
                                                                                  erstellen.
  Nahrung:                Insekten
  Brutort:                Erdhöhlen
  Gelegegrösse:           5-6 Eier                                                                                                 Kathrin Hochuli
  Brutdauer:              14 Tage                                                                                Geschäftsführerin BirdLife Aargau
  Nestlingszeit:          19 Tage
  Brutzeit:               ab Mai bis Anfang September
  Jahresbruten:           2

An der Pressekonferenz im Mai wurde das Projekt vorgestellt:
Die Projektbeteiligten stehen vor der Uferschwalbenwand in Stetten.   Foto: VBK
                                                                                  Inserat

                                                                                                                                Milan 3_ 2017 17
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