Mittendrin - kath-oberursel.de
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Ostern 2021 mittendrin Pfarrbrief von St. Ursula, der katholischen Kirche in Oberursel und Steinbach (Taunus) en egen der Maßnahm Bitte beachten Sie:W vid -19 /S ar s-C oV -2 von Co zur Eindämmung n un d zu den Termine bitten wir Sie, sich n üb er unsere Homepage Gottesdienste eren. ursel.de zu informi www.kath-ober Ökumene Seite 3 leben in unserer pfarrei Seite 40 Gemeindecaritas aktuell Seite 47 kinderseite Seite 50 aus den gemeinden Seite 52 ausblick Seite 57 termine Seite 61
LIEBE LESERINNEN UND LESER, Sie halten die neue Ausgabe des dem Thema befassen, und auch mit mittendrin in Ihren Händen. Im Anika Rehorn und Daniel Dere, Schwerpunktthema berichten wir die ganz konkret in der Ausbildung über Ökumene, weil eigentlich im von Jugendleiterinnen und -leitern Mai der Ökumenische Kirchentag neue ökumenische Schritte in Ober- (ÖKT) in Frankfurt gefeiert werden ursel und Steinbach gehen. sollte. Zwei Jahre Arbeit – und jetzt: alle Präsenz ins digitale Was- Corona bestimmt noch unser Leben ser gefallen. Und Ökumene? Auch – uns ist es Anlass, als nächstes ins Wasser gefallen? Die vielen Bei- träge, die ein kleines Redaktions- Schwerpunktthema „Freiheit“ zu wählen – weil wir viel Freiheit ver- 3. Ökumenischer Kirchentag 2021 team aus Hansjörg Reick, Claudia und Herrmann Paulus, Peter Hei- missen, weil wir als Christen noch anders Freiheit wahrnehmen, weil in Frankfurt a. Main demann, Christof Reusch, Susanne wir uns nach ihr sehnen. Haben Sie Eigentlich sollte es ein buntes Fest werden und das direkt vor unserer Körber und Harald Schwalbe zu- Lust, uns einen Beitrag zu schik- Haustür in Frankfurt: Der 3. Ökumenische Kirchentag am Himmelfahrts- sammengetragen haben, spiegeln ken? Oder im Redaktionsteam für wochenende im Mai. 50.000 Teilnehmende wurden erwartet. Auch wir in ein anderes Bild wider: Ökumene diese eine Ausgabe mitzuarbeiten? Oberursel und Steinbach hatten bereits die ersten Vorbereitungen für ist quick lebendig. Und trotz Ver- Dann melden Sie sich bitte unter Übernachtungsgäste und lokale Veranstaltungen gestartet. Viele von uns druss, Wünschen und Sehnsüchten mittendrin@kath-oberursel.de. hatten sich schon so sehr darauf gefreut, den ÖKT in unserer Heimat zu wird Ökumene als bereichernd Wir freuen uns mit Ihnen, Ostern erleben. Von Hansjörg Reick und Mathias Wolf, ÖKT-Beauftragte Oberursel wahrgenommen. 2021 feiern zu können – wie wir und Steinbach es auch feiern können, Christus In der Ausgabe kommen ganz un- wird bei uns sein – im Fest der terschiedliche Stimmen zu Wort: Junge Erwachsene, Ehepaare in Auferstehung. E igentlich sollte es ein buntes Fest werden und das direkt vor unserer Haustür in Frankfurt: Der 3. Ökumenische so sehr darauf gefreut, den ÖKT in unserer Heimat zu erleben. Aber leider zwingt auch hier das kleine konfessionsverbindenden Ehen, die Pfarrerinnen und Pfarrer in evan- IHR REDAKTIONSTEAM Kirchentag am Himmelfahrtswochenende im Mai. 50.000 Teilnehmende wurden erwartet. Virus zu einer neuen, hybriden Ausrichtung mit wenigen zentralen Veranstaltungen in Auch wir in Oberursel und Steinbach hatten Frankfurt, verschiedenen digitalen Angebo- gelischen Gemeinden, Theologen. bereits die ersten Vorbereitungen für Über- ten und dem Aufruf, ökumenische Gottes- Wir haben Interviews geführt mit P.S.: Wie bei jeder Ausgabe von mittendrin können Sie uns schreiben: nachtungsgäste und lokale Veranstaltungen dienste und Veranstaltungen dezentral in Menschen, die sich schon lange mit mittendrin@kath-oberursel.de gestartet. Viele von uns hatten sich schon ganz Deutschland zu gestalten. 3
Ökumene Ökumene So wird der Kirchentag am Donnerstag, den Leitwort quer über die vier Hauptthemen- 13. Mai mit einem ökumenischen Himmel- bereiche: fahrts-Gottesdienst starten. Am Freitag geht es weiter mit einem Gedenken zu Beginn, - Glaube, Spiritualität, Kirche einem Festakt und Kulturveranstaltungen. Für den Samstag steht ein digitales Pro- - Lebensräume, Lebenswelten, Zusammenleben Ökumene ist ein Abenteuer gramm mit Bibelarbeiten, Podien, Work- - Schöpfung, Frieden, Weltgemeinschaft Von Jutta Schmidt shops, Gesprächsrunden und einem Meet& - Wirtschaft, Macht, Verantwortung Greet-Bereich an. Am Abend sollen in den Gemeinden konfessionelle Gottesdienste, ökumenisch sensibel gestaltet und Kultur- veranstaltungen mit regionalem Schwer- Immer geht es auch um Gerechtigkeits- fragen: Schutz, Teilhabe, Verteilung von Gü- tern, Verteilung von Rechten, Verantwor- I ch erlebe Ökumene als vielseitig, span- nungsreich, manchmal widersprüchlich. Ich erfahre Geschwisterlichkeit im Glauben Und wenn ich auf Biegen und Brechen mich winde, punkt stattfinden. Der Ökumenische Schluss- tung. „schaut hin“ ist aber genauso die und in der Liebe. Aber es gibt auch Span- um Dir auszuweichen – gottesdienst wird dann am Sonntag im Fern- Anfrage: Was übersehen wir? Wovor ver- nungen und manchmal frage ich mich, wo sie Du findest mich, sehen übertragen. Trotz aller Umstände war- schließen wir die Augen? Wo schauen wir herkommen. Haben wir einen anderen Du holst mich ein, tet also ein reichhaltiges Programm auf alle weg? Die Botschaft des „schaut hin“ be- Fokus? Es gibt Traditionen, da hat sich etwas Du richtest mich auf. Interessierte - eine ökumenische Begegnung schränkt sich nicht auf das bloße Hinsehen, bewährt im gemeinsamen Tun und Wirken. ganz neuer Art! sondern fordert zum Perspektivwechsel und Rätselhaft ist mir manchmal, wie viel Nähe, Lehre mich, Herr, Der ÖKT steht unter dem Leitwort „schaut zum aktiven Handeln auf. Wir haben die wie viel Distanz gut ist. Manche Reformwün- was es heißt, hin” (Mk 6,38). Gerade in Krisenzeiten muss Freiheit, Entscheidungen zu treffen und sind sche kann ich nicht teilen. Leider gehen teil- gerettet zu werden, der Blick auf unsere gemeinsame christliche deshalb selbst verantwortlich, Änderungen weise auch Risse durch die Beziehungen. Mir durch Dich. Verantwortung für unsere Welt und unser Zu- herbeizuführen. Diese Verantwortung kann scheint eines wichtig: Vielleicht müssen wir sammenleben geschärft werden: für ein fried- nicht leichtfertig an eine übergeordnete In- schmerzliche Unterschiede aushalten, sie Lehre mich, Herr, liches Miteinander, ein nachhaltiges Leben stitution oder Organisation abgeschoben nicht übertünchen - Gott zuliebe! was es heißt, und die demokratische Grundordnung. Diese werden. Jeder Mensch kann etwas bewirken. in meinen Grenzen drei Schwerpunkte stehen im Mittelpunkt des Das Leitwort will eine Ermutigung sein, Deine Freiheit zu entdecken. Kirchentages. selbst tätig zu werden. beten Das Leitwort „schaut hin” (Mk 6,38) ist Die vielen dezentralen Gottesdienste vor Nichts bin ich ohne Dich, kein reines Zitat, sondern eine Interpretation Ort bergen auch die Chance, einander in Herr, ich bringe mich vor Dich, alles mit Dir: des „geht hin und seht nach“ aus der Ge- Gastfreundschaft zu begegnen und weitere so, wie ich bin. schichte der Speisung der 5.000 mit fünf Bro- Schritte auf die Einheit der Kirchen zu gehen. Ich bitte Dich: Eine Kleinigkeit ten und zwei Fischen. „,schaut hin' ist ein Das endgültige ÖKT Programm wird erst Berühre mich – rühre mich an. in Deiner Ewigkeit. Appell – an uns alle“, sagt die Präsidentin des im späteren Frühjahr, nach Redaktions- in Deiner Kostbarkeit. Ökumenischen Kirchentages, Bettina Lim- schluss und Druck von Mittendrin, veröf- Denn bin ich stark, in Deiner Wahrheit. perg, bei der Veröffentlichung im Oktober fentlicht. Bitte informieren Sie sich direkt auf Du bist stärker. 2019. „Schauen ist mehr als sehen. Schauen der Internetseite www.oekt.de über den ak- Und bin ich schwach, Nicht für mich und nimmt wahr und geht nicht vorbei. Schauen tuellen Stand der Planungen sowie die An- Du bist schwächer. nicht nur für Dich – bleibt stehen und übernimmt Verantwortung. meldungen zum Newsletter und einzelnen Aktiv Verantwortung zu übernehmen, ist Veranstaltungen. Zeitnah werde wir unsere für alle. unser Auftrag als Christinnen und Christen.“ Programmpunkte für Steinbach und Oberur- Als Grundlage für die einzelnen Ver- sel über die Webseiten und Gemeindebriefe anstaltungen des ÖKT, spannt sich das kommunizieren. 4 5
Ökumene Ökumene Erfahrung, die Anika beschreibt, nicht ma- schiedene Ansätze, das Reich Gottes erfahr- chen kann. Wir Katholiken sind immer ein- bar zu machen. Diese Verschiedenartigkeit geladen. Im Katholizismus geht es immer ist bereichernd. Meine Hoffnung ist, dass noch zu viel um „Erlaubnis“. Das ist mir ab- wir wirklich aufhören, die Unterschiede zu grundtief peinlich. Zwar mag es theologisch suchen, sondern dass wir anfangen, uns als „Können wir das nicht Begründungen geben. Gerade bei der Eucharistie geht es aber für mich um die ein Leib Christi zu verstehen. Als Ehrenamtlicher frage ich noch- auch ökumenisch machen?“ Erlaubnis des Herzens. Und die genau meint die katholische Dogmatik unterbin- mal nach? Ich glaube, Chancen wer- den nicht genutzt. Als kath. Kirche den zu müssen. Da streikt dann mein Herz. machen wir Kirchenentwicklung al- Jenseits dessen würde ich mir wünschen, lein. Wir setzen neue Gemeindelei- Im Interview: Daniel Dere (kath.), Leiter der katholischen Fachstelle dass wir uns wechselseitig „ökumenisch“ tungen ein, aber lernen nicht von der für Jugendarbeit (KFJ) in Oberursel, und Anika Rehorn (evangelische), mehr zutrauen. Wir könnten so vieles ge- ev. Erfahrung der Kirchenvorstände. Pfarrerin in Oberursel-Oberstedten. Geführt von Harald Schwalbe meinsam machen, ohne dass der Sache Jesu Wir bauen keine Kindergärten zu- ein Schaden entstünde, im Gegenteil. Oft sammen. Wäre dann nicht noch viel sind es gerade wir im Hauptamt, die einer Raum für mehr Gemeinsames? mittendrin: Wo seid Ihr ökumenisch meinsame Kinderbibeltage haben mich mo- ökumenischen Basisgemeinschaft im Weg „drauf“, in Familie und Beruf? tiviert. Und so ist meine ökumenische Neu- stehen, weil wir immer noch das subtile Ge- Rehorn: Unbedingt sollte mehr drin sein. gier und Sehnsucht im Tun gewachsen. fühl in uns tragen, dass das „Unsere“ geret- Aber: beide Institutionen sind schwere Anika Rehorn: Überall, wo geht. Ich bin Jetzt sind wir soweit, dass wir in den Oster- tet werden müsste. Schiffe, deren Kurs nur schwierig zu verän- klassisch evangelisch in einer Landeskirche ferien immerhin eine ökumenische Jugend- dern ist. Und es steht mir doch auch zu zu groß geworden, habe aber auch Teile der leiterinnen und leiter-Ausbildung auf den Viele sagen: die Zukunft der Kirche sagen, dass die Unterschiede auf der insti- Familie, die in eine Freikirche gehen. Im Weg bringen. Das ist ein substantieller muss ökumenisch sein? Wie steht Ihr tutionellen Ebene sehr sehr groß sind. Die Beruf: alles, was christlich unterwegs ist, Schritt nach vorne, weil wir die Ehrenamtli- dazu? Ortsgemeinden sind nicht das Problem. sind Kolleginnen, Kollegen, Geschwister. chen nicht in Segmenten ausbilden, son- Die Institutionen mit ihrem Selbstver- Dies klappt sehr gut in Oberursel-Ober- dern gemeinsam. Dere: Die Zukunft der Kirche liegt in Jesus ständnis oder auch Amtsverständnis sind stedten und zusammen mit Daniel in der Christus und seiner Botschaft. Meinem das Problem. Jugendarbeit, zum Beispiel im Projekt: Wo habt Ihr als aktive Christen rich- Christusbild nach ist Konfession völlig egal. Dere: Da stimme ich zu. Es gibt für mich Mutausbruch, das wir jährlich seit 2017 tig schlechte Erfahrungen gemacht Das klingt etwas kitischig, vielleicht etwas zwei Ebene: Auf der einen Ebene wollen wir machen. beim Thema Ökumene? Oder ist das „freikirchlich-charismatisch “. Für mich immer auch unsere eigene Vergangenheit Daniel Dere: Ich bin absolut katholisch gar kein Thema? stimmt‘s aber. In der Jugendarbeit ist ein retten. Das was mich in meiner Kindheit mit klassischer volkskirchlicher Prägung Stempel „Ökumene“ völlig egal. Den Ju- und Jugend in Kirche geprägt hat, genau aufgewachsen. Dachte ich. Zu Beginn mei- Rehorn: Ja, und es ist das Thema, das gendlichen ist es wichtig, sich mit ihren das will ich weitergeben. Dieser Wunsch nes Studiums habe ich dann die Erfahrung immer kommt: Im Lutherjahr 2017 haben Freunden zu treffen, Gemeinschaft zu kollidiert mit meinem gleichzeitigen gemacht, dass ich gar nicht so katholisch wir Kanzeltausch in St. Petrus Canisius leben. Welcher Kirche sie dann angehören, Wunsch, mich wirklich auf was Neues ein- war, mich fast schon „evangelisch“ gefühlt. durchgeführt. Ich habe dort im Gottesdienst ist dann eher Zufall. zulassen. Da nivellieren sich oft die Sehn- Mit dem überritualisierten Katholizismus, gepredigt, durfte aber nicht am Abendmahl Rehorn: Ich stimme allem, was Daniel ge- süchte und es passiert: Nichts! der mir im Studium begegnete, hatte meine teilnehmen. Das war für mich und für die sagt hat, zu. Ich will aber nochmal einen an- Und auf der anderen Seite ist die insti- bisherige Prägung nichts zu tun. Wirklich Gemeinde schmerzlich. Das Gemeinsame deren Aspekt einbringen: die Zukunft der tutionelle Kluft sehr groß. Hier vor Ort auseinandergesetzt mit anderen Christen hört am Tisch des Herrn auf. Ökumene bedeutet ja nicht Einheitsbrei. Es glauben und hoffen und sagen wir Katholi- habe ich mich erst nach der Ausbildung. Dere: Ich habe keine schlechte Erfahrung. ist wunderbar, dass es verschiedene Fröm- ken doch, dass wir gar nicht so schlimm Erste ökumenische Erfahrungen wie ge- Das liegt daran, dass ich als Katholik die migkeit gibt, verschiedene Formen, ver- sind, wie katholische Kirche öffentlich 6 7
Ökumene Ökumene wahrgenommen wird. Das mediale Bild der Gleichberechtigung, Kontrolle von Macht, Kirche ist ein selbstverursachtes Desaster, die Frauenfrage, nicht binäre Sexualität sind die Verantwortungsscheu der Bischöfe eine in der ev. Kirche kein strukturelles Problem Katastrophe. Aber hier vor Ort machen wir doch alles gut … Und so zerfallen wir in eine mehr. Als Katholik muss ich ja eine gewisse Bereitschaft zur Schizophrenie mitbringen. „Auf Umwegen zum Ziel“ „high church“ und eine „low church“. Die Ich muss die Normalität meines Alltags, öffentliche Wahrnehmung wird von der meiner Lebenswelt mit den überkommenen Im Gespräch mit Eva Reiß, stellvertretende Dekanin im Dekanat Kronberg „high church“ geprägt. Die exponentiell Ansprüchen meiner Kirche auseinanderhal- und Pfarrerin in der evangelischen Gemeinde in Liederbach. steigenden Austrittszahlen machen klar, ten, weil es zwischen diesen Positionen Geführt von Claudia und Hermann Paulus dass das „Gute“ der Kirche vor Ort nicht keine Brücke, keine Versöhnung gibt. Je län- mehr vermittelbar ist gegenüber dem ger ich das tun muss, desto belastender und „schlechten“ des öffentlichen Gesamtbildes. unnatürlicher empfinde ich das. mittendrin: Im Januar 2020 hatten sich eilends (wie die Hirten von Bethlehem) Meine religiöse Prägung ist zutiefst Letzte Frage: Was machen wir jetzt einige Mitglieder des Arbeitskreises aufmachen nach Jerusalem, um den ande- ökumenisch. So will ich Euch fragen: in Oberursel und Steinbach, um noch Ökumene in Steinbach die Gelegen- ren von ihrer Erfahrung zu berichten. Jesus Was findest Du, Anika, richtig toll mehr ökumenisch zu machen? heit, Ihren Vortrag mit dem Thema lebt und wir haben ihn erlebt beim Brotbre- am katholischen, und Du, Daniel, am „Auf Umwegen zum Ziel“ in Kron- chen. protestantischen? Rehorn: Wir sind schon auf einem sehr berg zu hören. Sie sprachen seiner- guten Weg. Wir sollten noch mehr versu- zeit über eine Möglichkeit, ein Was unterscheidet das Mahl in der Rehorn: Ich bin in Mainz groß geworden, chen, Parallelstrukturen abzubauen, statt- gemeinsames Abendmahl zwischen Emmaus-Geschichte von den derzeit da kenne ich viel Katholisches. Im katholi- dessen gemeinsam zu leben. Wir fangen katholischen und evangelischen in unseren Kirchen gefeierten For- schen Gottesdienst gelingt die Mischung irgendwo an und bauen darauf auf, Schritt Christinnen und Christen zu feiern, men des Abendmahls, bzw. der Eu- zwischen Festlichkeit und Ehrfurcht bes- für Schritt. dass durch einen neuen Fokus die charistie und wie könnten damit die ser, er ist ganzheitlicher. Im ev. Gottes- Dere: Es wäre gut, wenn wir bei allem, unterschiedlichen Sichtweisen über- dogmatischen Grenzen überwunden dienst legen wir sehr viel Wert auf das was wir tun, die Frage stellen: „Können wir winden könnte. Auf welcher bibli- werden? Wort. Mich hat es immer schon fasziniert, das nicht auch ökumenisch machen?“ Und schen Grundlage gründet Ihre Idee? dass es im kath. Gottesdienst auch Ge- es geht nicht nur um Ökumene, sondern es Reiß: In den Geschichten, von denen wir heimnisvolles mitschwingt, was auch zur geht auch darüber hinaus. Aus dem Jesus- Eva Reiß: Meine Idee basiert auf der Em- die Eucharistie und das Abendmahl ablei- Demut einlädt. Gott ist Freund, aber er bild heraus gilt es, das Evangelium erfahr- maus-Geschichte im Lukasevangelium (Lk ten, fällt der Blick auf Jesus als den, der auch Geheimnis, er ist unendlich größer, bar zu machen. Das Ziel muss sein, der 24, 13-35). Der Auferstandene begleitet die verraten und verleugnet wird, der stirbt und und macht uns ehrfürchtig. Stadt Gutes zu tun! Ohne Rücksicht darauf, traurigen Jünger. Obwohl sie ihn nicht er- allein gelassen wird. Unser Blick wird auf Dere: Was ich bewundere an ev. Kirche: Sie ob es jetzt evangelisch, katholisch, vom kennen, merken sie, dass seine Begleitung das Ende seines Lebens, auf den Gekreuzig- kann ernst gemeinte Demokratie. Viel frü- Sportverein oder von der Kulturszene moti- ihnen guttut und bitten ihn bei ihnen zu ten gelenkt. Er feiert das letzte Mal mit den her als die kath. Kirche ist die ev. Kirche viert ist. Hauptsache, es ist gut. bleiben. Erst beim Brotbrechen erkennen Weggefährten. Daran erinnern uns die Ge- dem Menschen auf Augenhöhe begegnet. Rehorn: Amen dazu! sie, dass Jesus die ganze Zeit bei ihnen war. schichten rund um das Abendmahl. Solches Das ist doch genau unsere heutige Situation tut zu meinem Gedächtnis - zitieren wir bei in den Gemeinden. Wir spüren: Gott ist da der Feier. Somit gehen unsere Gedanken und ist doch nicht greifbar. Gott ist präsent zurück in die Vergangenheit. in Abwesenheit. Wir wenden uns vergewis- Das Essen in Emmaus beleuchtet stär- sernd einander zu, so wie die Jünger, und ker die Gegenwart, in der wir leben. Wir erzählen uns, wo unser Herz gebrannt hat. entdecken Zeichen der Nähe Gottes und ge- Erstaunlich ist, dass die Jünger, die gerade winnen Vertrauen, dass Gott unseren Weg noch müde waren und einkehren wollten, mitgeht und bei uns bleibt, auch wenn 8 9
Ökumene Ökumene unser Lebensabend kommt und die Lebens- schon anfänglich darstellen und nachbil- Reiß: Der Austausch über die Idee mit dem bis 2040 in Bezug auf die Ökumene tage sich zu Ende neigen. Die Emmaus-Ge- den. Gott lädt alle Menschen ein. Sie kom- Emmausmahl (oder auch einem Morgen- und ein gemeinsames Mahl erreicht? schichte zeigt Jesus als Auferstandenen. Ich men von weit her, von den Rändern der mahl) ist für den ökumenischen Kirchentag habe immer Sorge, dass wir sozusagen ste- Gesellschaft, aus allen Völkern und auch ich meines Wissens nicht geplant. Nun findet Reiß: Das ist in der Tat ein Wagnis! Wir hen bleiben vor dem Kreuz, vor Leid und werde da sein. Können wir da Regeln auf- der Kirchentag auch ganz anders statt als sind zurzeit sehr kreativ aus der Not heraus. Tod Halt machen und darüber nachdenken, stellen, die andere ausschließen? wir uns das in der Region erhofft hatten. Ich traue uns allen zu, getrieben aus der was Jesu Tod uns zu sagen hat. Das ist Trotzdem bleibt die Idee in der Welt. Ich Sehnsucht nach Gemeinsamkeit, hier vor- wichtig, aber ich möchte da nicht stehen Sie beschreiben auch, dass bei einem denke, die Idee lebt mehr durch Ausprobie- anzugehen - auch wenn wir einen Umweg bleiben. Ich möchte die Hoffnung auf das gemeinsamen Mahl, auf Grundlage ren und Handeln als durch Diskussionen beschreiten - und nicht locker zu lassen, Leben angesichts und jenseits des Todes in der Emmaus-Geschichte, sich die auf großer Bühne. Deswegen möchte ich damit wir Gottes Handeln an uns einladend meinem Glauben stark machen. Menschen um einen Tisch versam- mich auch bei Ihnen bedanken, dass Sie die sichtbar und erlebbar machen können. Mit der Emmaus-Geschichte werden meln und die Gemeinschaft im Mit- Idee des Emmausmahls durch dieses Inter- keine Einsetzungsworte verbunden. Unsere telpunkt steht. Die Menschen wenden view publik machen und die Überlegungen Liebe Frau Reiß, ganz herzlichen Eucharistie und Abendmahlsfeiern zitieren sich mehr einander zu. Wird dieses dazu lebendig halten. Dank für das interessante Gespräch, Deuteworte Jesu beim Mahl über deren In- ökumenische gemeinsame Mahl be- das uns zuversichtlich stimmt. terpretation und Wirkkraft unsere Kirchen reits in Gemeinden praktiziert? In dieser Ausgabe von mittendrin unterschiedliche Auffassungen haben, die wagen wir auch einen Blick in die Weitere Informationen finden Sie unter: unversöhnlich scheinen und kein Miteinan- Reiß: Es gibt keine festen Traditionen, je- Zukunft. Was glauben Sie haben wir www.theomag.de Heft 118 / Impuls. der zulassen. In der Mahlgeschichte in Em- doch ab und zu höre ich von Vorschlägen maus ist das Handeln Jesu bedeutsam. Er für gemeinsame Agapefeiern bei besonde- bricht das Brot und die Menschen am Tisch ren Festen und Gelegenheiten. Meistens erkennen ihn. Ich nenne das den theologi- wird bei solchen Gelegenheiten eine andere schen Umweg. Bei einer gemeinsamen Feier Mahlgeschichte Jesu in den Mittelpunkt ge- miteinander zu teilen, was uns das Leben stellt. Zum Beispiel ein Speisungswunder aufgetischt hat. Sich zu erzählen, wo wir oder das Essen mit Zachäus. In der Schweiz traurig und frustriert sind, wo unser Herz gebrannt hat, das würde uns nicht nur an feiern Gemeinden ökumenisch am Oster- montag ein Morgenmahl (nach Johannes Aktivitäten im Rahmen Jesus erinnern, sondern darin vergegen- wärtigt sich der Auferstandene. Da keimt 21, 1-13) am See. Neben Brot und Fisch ist ein besonderer Teil im Gottesdienst das ge- der Ökumene in St. Crutzen Zukunft auf und wird sichtbar. Gott wird genseitige Erzählen biblischer Lieblingsge- Von Elke Benner unser Gastgeber sein am Tisch in Ewigkeit. schichten, aus denen der Glaube genährt wird. Ökumenische Gruppen entwickeln je- Es ist sehr interessant, dass Jesus hier als Auferstandener zu uns spricht, das hat etwas Tröstliches weils passende Varianten für die beteiligten Gemeinden. S eit vielen Jahren pflegt St. Crutzen in Weißkirchen einen regen Austausch mit der evangelischen Versöhnungsgemeinde vorbereitet und ökumenisch gefeiert, und auch zu den Gesprächsabenden in St. Crut- zen finden sich regelmäßig interessierte und Hoffnungsvolles und er ist ja Der Ökumenische Kirchentag 2021 Stierstadt/Weißkirchen und der katholi- evangelische Christen ein. Bei dem Advents- weiterhin unser Gastgeber. Welche bietet wieder für die Kirchen eine Ge- schen Gemeinde St. Sebastian in Stierstadt. markt von St. Crutzen am Samstag vor dem Möglichkeiten ergeben sich dadurch legenheit sich auszutauschen. Gibt es Zur Tradition geworden ist der ökumenische 1. Advent, ist die evangelische Versöhnungs- für unsere Gemeinden? konkrete Pläne das gemeinsame Em- Gottesdienst im Mai, an dem sich ein ge- gemeinde mit einem Stand dabei und ver- mausmahl näher in den Fokus zu meinsames Essen im Gemeindezentrum St. kauft allerlei Leckeres, Süßes und Reiß: Unser Mahl kann zeichenhaft die ge- rücken? Crutzen anschließt. Auch der Weltgebetstag Gebackenes. Für die Kinder spielt natürlich glaubte Wirklichkeit in Gottes Welt jetzt im März wird stets von einer Gruppe Frauen der Martinszug eine große Rolle, bei dem alle 10 11
Ökumene Ökumene bei der Einstimmung auf die Adventszeit zu Buß- und Bettag, in und mit der örtli- In der Kommune selbst haben beide zum Ausdruck. Da aufgrund der Pandemie chen Grundschule, den Weltgebetstag, den 4 christlichen Gemeinden einen sehr am Samstag vor dem 1. Advent kein Ad- Bühnengottesdienst im Rahmen des Stadt- guten Ruf. Die vielfältigen ökumeni- ventsmarkt stattfinden konnte, traf man sich festes sowie viele Andachten des Arbeits- schen Beiträge werden gerade bei kommu- auf dem Labyrinth vor dem Gemeindezen- kreises Ökumene und weitere Andachten in nalen Festen und Veranstaltungen sehr trum von St. Crutzen. Diakon Mathias Wolf der Passionszeit und im Rahmen der Frie- geschätzt. und Pfarrer Klaus Hartmann stimmten mit densdekade. Gebeten und Texten aus der Bibel auf die Die ökumenischen Kinderbibeltage fin- Ökumene ist nicht immer einfach oder Adventszeit ein und entzündeten die erste den seit über 25 Jahren am Wochenende selbstverständlich. Es braucht zu einer ge- Kerze am Adventskranz. Voller Hoffnung des 1. Fastensonntags statt. Diese Kinderbi- glückten Ökumene viele Menschen, die das gemeinsam mit ihren Laternen zum Schul- und Zuversicht schauen wir auf die nächsten beltage werden von einem sehr aktiven Vor- Verbindende der Konfessionen in den Vor- hof der Grundschule ziehen. Die besondere Monate, in denen es bei fallenden Inzidenz- bereitungsteam gestaltet. dergrund stellen und das Trennende kritisch Verbundenheit der Gemeinden St. Crutzen werten vielleicht wieder gemeinsame Tref- Auch während der Pandemie entstan- betrachten. und der Versöhnungsgemeinde kam 2020 fen geben kann. den neue Formate: ökumenische Videogot- Es werden immer wieder Kompromisse tesdienste und die Aktion „Weihnachten auf geschlossen werden müssen auf dem Weg zu Rädern“ an Heiligabend. einer gemeinsamen Kirche. Ökumene in Steinbach Von Christof Reusch Ökumene – mehr als Du siehst Was ist das Besondere an der Ökumene in dem stark besetzten Arbeitskreis Ökumene Von Jakob Schorr Steinbach? mit über 15 Mitarbeiter*innen. Dort werden neue Themen erschlossen sowie aktuelle 1 Die Ökumene in dieser kleinen Tau- Ereignisse und Fakten in und außerhalb der nusstadt hat eine lange Tradition. Schon in den 70-ger Jahren gab es rege Kontakte zwischen den damaligen Pfarrern Kirchen diskutiert. Ausdruck dieser ökume- nischen Gesprächskultur ist ein jährlich stattfindendes Wochenende mit vielen U nter dem Begriff „Ökumene“ verstehen wir das Miteinander von katholischer Kirche mit den verschiedenen protestanti- geht; in unserer globalisierenden Welt kann Ökumene gleichsam als gesellschaftliches Motto ausgegeben werden. Aber Ökumene ist und den Gemeinden. Diese vertieften sich Menschen, die an Themen zur Ökumene in- schen Kirchen. Gelebt wird Ökumene in ver- nicht nur ein Motto, sondern auch eine Auf- und fanden ihren eigenen Ausdruck u.a. in teressiert sind. schiedenen Formen, in ökumenischen gabe: In der Amtskirche ist die Ökumene eine einem gemeinsamen Gemeindebrief mit Gottesdiensten, gemeinsamen Festen, etc. Aufgabe, die nicht nur den Gläubigen in den dem Titel „Gemeinden im Gespräch“. 3 Die Früchte der ökumenischen Zu- Aber das Wort „Ökumene“ hat eine viel grö- Gemeinden vor Ort, sondern auch und vor sammenarbeit zwischen der katholi- ßere Tragweite als das bloße Miteinander der allem den Bischöfen aufgetragen ist, um die 2 Die Qualität der Ökumene hat aber schen Gemeinde St. Bonifatius und der beiden christlichen Konfessionen. Das Wort Einheit der Christen zu fördern. Aus dem nicht nur etwas mit dem Willen der evangelischen Gemeinde St. Georg sind Ökumene leitet sich vom griechischen freundschaftlichen Miteinander soll sich eine Hauptamtlichen zur Zusammenarbeit zu vielfältig: οἰκουμένη/oikouménē ab und bedeutet „die fruchtbare Einheit bilden. Das dies den Hir- tun, sondern zeigt sich in Steinbach ganz Im liturgischen Bereich gibt es eine ganze bewohnte Erde“ oder „der Erdkreis“. ten als oberster Instanz aufgetragen wird, besonders in dem intensiven Austausch und große Anzahl ökumenischer Gottesdienste: Die Übersetzung deutet bereits an, dass Öku- zeugt davon, als wie wichtig die Kirche und 12 Miteinanders der synodalen Gremien und im Advent, an Weihnachten und Silvester, mene über den religiösen Bereich hinaus- insbesondere das II. Vatikanische Konzil 13
Ökumene Ökumene Ökumene erachtet. Für uns als gläubige Chri- Fragen bisher nicht gehört wurden, obwohl reich mein Praktikum abschließen. Zufälli- Aber wenn ich mir schon darüber Ge- sten kann Ökumene ein Ansporn sein, als sie auch betroffen sind. Alle müssen gehört gerweise gefiel es mir dort so gut, dass ich danken machen muss, dann sind es fol- Kirche in der Gesellschaft präsent zu sein. und berücksichtigt werden, um globale Pro- mich als Ehrenamtliche weiterhin dort en- gende: Viele aktuelle gesellschaftliche Themen sind bleme in einem ökumenischen Sinn zu lösen. gagierte. Für mich bedeutet ökumenische und auch „ökumenisch“, da sie die ganze Welt betref- Nur durch ein gemeinschaftliches Miteinan- Als dann eine Stelle frei wurde, war es überkonfessionelle Arbeit nicht mehr und fen: der Klimawandel, die Frage nach Krieg der kann eine fruchtbare Einheit entstehen – für mich kaum einen grübelnden Gedanken nicht weniger als Bereicherung. Wir sind und Frieden, Migration, Rassismus und vie- die christlichen Kirchen haben das (trotz aller wert, schon gar nicht über die Konfession, alle Menschen. Alle Menschen glauben an- les mehr. Auf alle diese wichtigen Fragen historischen Zwistigkeiten und Vorbelastun- und ich bewarb mich. Ich war in meinem ders und wir können alle voneinander profi- muss eine globale, eine ökumenische Ant- gen) erkannt. Vielleicht ist es gerade jetzt an Bewerbungsgespräch verwundert darüber, tieren und lernen, wenn wir einander wort getroffen werden. Eine Aufgabe für uns der Zeit, die Idee der Ökumene aus den Kir- dass es bei einer richtigen Anstellung doch akzeptieren. Natürlich indem wir so viele als Christen könnte es also sein, auf diejeni- chenmauern hinauszutragen. ein recht großes Thema zu sein schien, dass Fragen, wie möglich stellen. Und das habe gen aufmerksam zu machen, die in all diesen ich jetzt nicht katholisch bin. Und auch an ich getan. Ich war offen gegenüber allen meiner Hochschule, an der ich die Qualifi- Konfessionen, die mir bisher begegnet sind kation zur Gemeindepädagogin vollende, und habe so viele Fragen wie möglich ge- waren alle höchst verwirrt über den Um- stellt. stand, dass eine Protestantin bei der katho- Und zwar weil ich daran glaube, dass lischen Kirche arbeitet. wir alle besser dran sind, wenn wir weniger Nun Sie sehen: Ich habe mir auf mei- Grenzen zwischen uns ziehen und mehr Ge- Ökumene und nem Weg keine großen Gedanken darüber gemacht – erst als ich mich rechtfertigen musste. meinsamkeiten zwischen uns suchen, um Gemeinschaft zu schaffen. junge Erwachsene Mathias Wolf im Gespräch Nadine Bahr mit Elisa Geißler, 26 Jahre Mein Name ist Bahr. Nadine nem Praktikumsplatz echt spät Deine Eltern sind in unterschiedlichen nen in Deinem Lebensumfeld konkret Bahr, 26, evangelisch und ja, dran und informierte mich Konfessionen beheimatet. Inwiefern erlebt? ich arbeite für die katholi- beim Evangelischen Stadtju- hat das bei Euch zu Hause eine Rolle sche Kirche. Um genau zu gendpfarramt in Wiesbaden, gespielt? Bei welchen Gelegenheiten Zu Hause war es einfach normal. In der Kir- sein für die Katholische wo ich ehrenamtlich tätig bin, wurde das zum Thema? che habe ich auch schon als Kind mitbe- Fachstelle für Jugendarbeit über geeignete Plätze – also kommen, dass es Unterscheide gibt und die im Taunus. Ja stimmt – Ju- natürlich Vitamin B. Dort wurde Es hat nie eine Rolle gespielt. Mein Vater ist Annäherung nicht immer funktioniert hat. gendarbeit. „Die Konfession ist mir wärmstens die Katholische meistens mit in den katholischen Gottes- Das fand ich schon immer schade. dort nicht so relevant“, mag so Jugendkirche KANA empfohlen. Ge- dienst gegangen. Wir haben lediglich beide mancher nun sagen, aber die Verwirrung ist sagt, getan, beworben, genommen. Lief Pfarrblätter erhalten und konnten dadurch Deine Eltern haben sich für Dich in dennoch bei einigen groß. auch soweit sehr gut, bis mein Anleiter die beide Veranstaltungen wahrnehmen. der Taufe für eine der beiden Konfes- Deswegen erkläre ich wohl lieber, wie so Stelle wechselte. Nach viel hin und her sionen entschieden. Wie stehst Du zu oft, wie es dazu kam:Wie jede*r Andere im wechselte ich meine Praktikumsstelle zur Wie hast Du als Kind, als Jugendli- dieser Entscheidung? Was schätzt Du Studium war ich für die Suche nach mei- KFJ Taunus und konnte dort sehr erfolg- che das Miteinander der Konfessio- an Deiner Konfession? Was schätzt 14 15
Ökumene Ökumene Du an der Konfession deines anderen der den christlichen Konfessionen in war die Familie meines Vaters kaum anwe- Messdienern in Bonifatius weitergemacht. Elternteils? unserem Land mit auf den Weg send, sie lehnten das ab. Bei den Erstkom- Dennoch bin weiter im evangelischen Reli- geben? munionfeiern war ein kleiner Teil der gionsunterricht geblieben, weil ich mich da So blöd das jetzt klingen mag: mir ist es Familie meines Vaters dabei, bei der Fir- wohlgefühlt habe. egal. Ich bin einfach Christin. Ich finde so- Ich finde es schade, dass Ökumene noch mung nur mein Vater. Dementsprechend Dafür habe ich mich dann in der weiter- wohl in der einen als auch in der anderen nicht selbstverständlich geworden ist. Ein- bin ich katholisch aufgewachsen. führenden Schule auch entschieden. Ich Konfession Punkte, die ich befürworte oder fach handeln und aufeinander zugehen. finde, dadurch erhält man Einblicke in die eben nicht. Für mich gibt es da einfach Auch mal von den eigenen (manchmal auch beiden Kirchen und zumindest in der keine großen Unterschiede, denn die Bot- eingefahrenen) Traditionen absehen und Schule beim Religionsunterricht gibt es in- schaft ist dieselbe. auch für Neues öffnen. Und vor allem: nicht Paula Späth haltlich und thematisch eh keine großen immer nur auf die Unterschiede schauen, (15 ½ Jahre) Unterschiede. Die Themen und die Art des Welchen Ratschlag möchtest Du im die Gemeinsamkeiten überwiegen und soll- Unterrichts sind sowieso von den jeweiligen Blick auf das ökumenische Miteinan- ten einfach gelebt werden. Ich wachse in einer kirchlich gemischten, Lehrern*innen abhängig. Ich finde ihn zur „ökumenischen“ Familie auf. Zeit beim evangelischen Pfarrer sehr inter- Mein Vater ist katholisch, meine Mutter essant und gut. evangelisch. Zumindest „auf dem Papier“. Gerne habe ich als Kind die ökumeni- Beide sind auch Religionslehrer. Andere schen Kinderbibeltage besucht, mittlerweile aus unserem erweiterten Familienkreis helfe ich dort auch mit. Ob wir in den evan- gehen in Freie Gemeinden. gelischen oder katholischen Familiengottes- Annabel Reick Abendmahl bin fühle ich mich immer In der Grundschule war ich im evangeli- dienst gehen, macht für mich außer dem ebenso willkommen und in die Gemeinde (24 Jahre) aufgenommen. Einzig beim Glaubensbe- schen Religionsunterricht, da ich bei Schul- Ort, Uhrzeit und der Art des Gottesdienstes kenntnis muss ich mich sehr konzentrieren beginn noch nicht getauft war. Meine keinen wichtigen Unterschied. Die Themen Ich fand es immer toll, ökumenisch aufge- im jeweiligen das richtige aufzusagen. Mir Eltern wollten nämlich gerne, dass wir als sind sehr ähnlich. wachsen zu sein. Ich vergleiche es gerne ist schon so manches Mal ein “an die heilige Kinder unsere Taufe bewusst erleben kön- Der kirchliche Ausdruck Ökumene spielt damit in zwei verschiedenen Kulturen auf- katholische Kirche” im evangelischen Got- nen und haben uns nicht als Baby taufen bei mir und meinen Freunden*innen ei- zuwachsen. Man lernt beide kennen und tesdienst herausgerutscht und umgekehrt. lassen. gentlich gar keine Rolle. Ob meine Freun- kann sich die Aspekte und Traditionen bei- Als ich dann zur Erstkommunion-Vor- dinnen und ich eine kirchliche behalten, die einem am besten gefallen. Das bereitung gegangen bin, wurde ich in Stein- Veranstaltung besuchen, hängt davon ab, gleiche passiert auch wenn man ökume- bach katholisch getauft. Zu dem Zeitpunkt ob sie für uns Jugendliche interessant und nisch aufwächst. Es gibt Aspekte, die ich an witzigerweise sogar in der evangelischen gut gemacht ist. Wichtig ist auch, dass wir der katholischen Religion sehr schätze wie Alissa Baginski Kirche vom katholischen Pfarrer, denn die die Veranstaltungen mit Freunden besu- zum Beispiel die ausgeprägte Jugendge- (18 Jahre) neue Kirche St.Bonfatius war zu dem Zeit- chen können. Egal in welcher Kirche. meinschaft der Messdiener. Wiederum ge- punkt noch nicht fertig gebaut. fällt mir an der evangelischen Ausübung Ich komme zwar aus einer ökumenischen Nach der Erstkommunion habe ich bei den auch Gottesdienste von Pfarrerinnen besu- Ehe, habe relativ wenig Kontakt zu der Kon- chen zu können. fession meines Vaters gehabt. Er hatte nicht Obwohl ich selber katholisch getauft bin so eine enge Beziehung zur evangelischen und sehr viel in der katholischen Gemeinde Kirche und ist eigentlich nie mit uns in seine aktiv war, ist mir der evangelische Ablauf Kirche gegangen. Durch meine Freunde und genauso vertraut. Wenn ich mit meinen bei ökumenischen Veranstaltungen habe ich Großeltern oder anderen Verwandten im erst Kontakt zur evangelischen Kirche be- evangelischen Gottesdienst oder beim kommen. Bei katholischen Veranstaltungen 16 17
Ökumene Ökumene Was mir sehr lieb an der Ökumene in Ober- nungsgemeinde angeboten haben. Die Be- ursel ist, sind unsere gemeinsam vorberei- gegnungen mit den Frauen und ihren Kin- Frag nach bei evangelischen teten Weltgebetstags- Gottesdienste. Seit Jahrzehnten ist der Ökumenische Gottes- dern führten zu Freundschaften und waren wichtige und gute Integrationshilfen. Pfarrerinnen und Pfarrern dienst am 1.Freitag im März ein schöner Anlass, für eine Gruppe von Frauen aus Ebenso kam Ende 2015 von der Pfarrei St. Ursula die Idee den Holocaust- Gedenktag Weißkirchen und Stierstadt, sich mit der mit einem Interreligiösen Gebet für den Was gefällt Ihnen sehr gut an der Ökumene in Oberursel und Steinbach? Lebenssituation von Frauen in einem fer- Frieden auch in Oberursel zu begehen. Seit- nen Land zu beschäftigen und deren Litur- dem findet das Gedenken an die Opfer des Das ist Arbeit, die sich lohnt! Um den un- An der Ökumene in Oberursel und Stein- gie und Gebete mitzusprechen. Wir Frauen Nationalsozialismus mit einem Ökumeni- terschiedlichsten Menschen in unserer bach gefällt mir, dass sich Christinnen und aus dem Vorbereitungsteam, freuen uns schen Friedensgebet Ende Januar in der Stadt persönlich und verständlich zu begeg- Christen unterschiedlicher Konfessionen auch jedes Jahr im Wechsel gute Gastgebe- Hospitalkirche statt. Dieses noch junge nen, dafür braucht es heute ganz verschie- auf Augenhöhe begegnen. Sie alle verbindet rinnen zu sein. Und so gibt im Anschluss an Pflänzchen der Ökumene schätze ich, dene Formen und Orte. Durch die Ökumene der EINE Glaube an den auferstandenen den Gottesdienst immer leckere Kostproben ebenso aber auch die alltägliche ökumeni- sind wir gemeinsam sichtbarer als einsam - Herrn. Ich wünsche mir, dass wir die Hoff- aus dem jeweiligen Weltgebetstags-Land zu sche Verbundenheit bei Gesprächen in der eine einladende Kirche für andere, hier und nung nicht aufgeben, das EINE Brot und genießen. Große Freude hat mir die ökume- Nachbarschaft oder auf Festen, wo wir ein- heute. den EINEN Wein an dem EINEN Tisch zu nische Zusammenarbeit gemacht, die ander in den Gemeinden besuchen. teilen, den Jesus uns Menschen bereitet Herbst 2015 (bis Ende 2019) begann, als Lennart Claus, hat. Die Tischtücher unserer jeweiligen Al- wir das Projekt „Näh- und Stricktreff“ für Pfarrerin Elke Neumann-Hönig, Pastor New Life Church e.V. täre wieder zusammenzunähen bleibt für die Frauen aus der Flüchtlingsunterkunft Evangelische Versöhnungsgemeinde, mich eine Aufgabe ökumenischen Miteinan- Alte Grundschule Stierstadt in der Versöh- Oberursel ders, der wir uns nicht verschließen dürfen. Ökumene, ja das sind wir alle, Schwestern und Brüder vor Ort hier in Stierstadt und Christopher Weber, Pfarrer der Alt- Weißkirchen! Ökumene steht dabei für uns Katholischen Kirche in Oberursel. drei Gemeinden St. Crutzen, St. Sebastian und Versöhnungsgemeinde nicht nur auf dem Papier, wird in gemeinsamen Sitzun- gen und Verlautbarungen verkündet, son- Vor 31 Jahren wurde ich in Steinbach vom damaligen kath. Pfarrer Schäfer mit offenen Dank an Ökumene dern sie wird vielmehr von uns gelebt, Armen begrüßt: "Seien Sie auch bei uns will- Von Ursula Reinl praktiziert und gefeiert. Das schon seit kommen! In Steinbach ist die ökumenische Jahrzehnten! Wir teilen miteinander Freud Gastfreundschaft verwirklicht!" Diese Groß- N und Leid des Lebens. Wir loben und ehren zügigkeit hat damals die Steinbacher Öku- un gibt es schon mehr als 50 Jahre ge- der Osternacht in St. Hedwig und in Heilig- unseren Gott das ganze Jahr über mit unse- mene ausgezeichnet und ist für mich auch lebte Ökumene in den Kirchengemein- Geist, ökumenische Gesprächsabende, ge- ren vielen ökumenischen Gottesdiensten für heute noch Zuspruch und Anspruch für die den St. Hedwig und Heilig-Geist im Norden meinsame ökumenische Gemeindefeste, die Jung und Alt und mit anderen gemeinsa- weitere ökumenische Zusammenarbeit. von Oberursel. 40 Jahre, die geprägt sind von Feier von Gottesdiensten mit Elementen der men Aktivitäten. Wir sind dankbar für die- dem Bewusstsein, in der gemeinsamen Taufe Limaliturgie, die Andacht zum Volkstrauer- ses gute und vertrauensvolle Miteinander! Herbert Lüdtke, Pfarrer der auf Jesus Christus nicht das Trennende zu tag, der Biker-Gottesdienst, Open -Airgottes- evangelischen Gemeinde St-Georg suchen, sondern im gegenseitigen Respekt dienste im Camp King-Park und vor dem Klaus Hartmann, Pfarrer der in Steinbach vor der Verschiedenheit der Konfessionen ehemaligen Kirchenladen im Rosengärtchen, Ev. Versöhnungsgemeinde Stierstadt das Gemeinsame im Glauben zu finden und Buß- und Bettaggottesdienste, der ökumeni- und Weißkirchen erlebbar zu machen. Die gemeinsame Feier sche Stammtisch, Klappstuhlgottesdienste 18 19
Ökumene Ökumene vor der Buchhandlung im Einkaufszentrum tätige Hilfe zu all dem beigetragen und durch Anfang dieses Jahrhunderts wurden katholi- Die aktuelle Situation der Ökumene hat auch Nord und die ökumenische Apfelsinenaktion die Zeit getragen haben. schen Priestern und Professoren, die Vor- die Strukturen in den Kirchen aufgebrochen. in der Adventszeit. All dies war und ist nicht Dafür ist es wieder einmal Zeit DANKE stöße beim gemeinsamen Abendmahl In der katholischen Kirche sind neben ver- selbstverständlich und viele Hoffnungen zu sagen allen, die sich hier eingebracht wagten, aus dem Kirchendienst entfernt und heirateten Männern auch erste Frauen zu waren und sind damit verbunden. Gelingen haben und die zu uns kamen. Wir schauen Rom erteilte den verschiedenen Vorschlägen Priester*innen geweiht worden. In der evan- konnte dies nur über die persönlichen Be- mit Respekt in die Vergangenheit, aber vor der Öffnung regelmäßig eine Absage. Doch gelischen Kirche haben sich viele kleine Ge- gegnungen der Gemeindemitglieder und allem mit Zuversicht in die Zukunft, die wie- dann kam die einschneidende, weltweite Co- meinden zu großen Verbänden deren Gemeindeleitungen: Franz Glitz, Klaus der nur durch gemeinsame erlebte Zeit und ronapandemie. Auch in Deutschland muss- zusammengeschlossen, um gesellschaftspo- Fedler, Norbert Schmidt-Weller, Jan Kle- den Blick aufeinander gestaltet werden kann. ten Kirchen über viele Monate schließen, litisch eine gewichtigere Rolle spielen zu kön- mentowski, Cornelia Synek, Andreas Un- Gehen wir den Weg zusammen weiter im rückblickend wirkte das wie ein Turbolader nen. Somit können beide Kirchen fried, Tanja Sacher und Pater Matthäus und Glauben an Jesus Christus auf der Suche für die ökumenische Sache. Die verschiede- nachhaltiger und auf “Augenhöhe” miteinan- besonders die Gemeindemitglieder aus bei- nach dem, was uns eint und versöhnt. nen Konfessionen arbeiteten in der Seelsorge der und mit der Politik auch auf regionaler den Gemeinden, deren Präsenz und vor allem Dazu bitten wir um den Segen Gottes. und der Fürsorge für die Schwächeren in der Ebene kommunizieren. Gesellschaft in enger Partnerschaft. Die Men- Nachdem 2030 zwei Bischöffinnen (eine ka- schen haben sich in allen Lebensbereichen tholische und eine evangelische) den ersten auf das Wesentliche konzentriert, auch im gemeinsamen Kirchenbau eröffnet hatten – Glauben. Dabei entwickelten sich oft sehr wegen des drastischen Mitgliederschwunds kreative und alternative Formen des Christ- mussten anfangs der Zwanziger Jahren noch seins. In vielen Gottesdiensten beim 3. Öku- etliche viel zu große Bauten geschlossen wer- menischen Kirchentag 2021 in Frankfurt den – und Differenzen über einige theologi- wurden erste gemeinsame Einladungen zum sche Fragen als nicht übermäßig wichtig zur Mahl am Tisch des Herren ausgesprochen, Seite gelegt worden waren, stiegen in den virtuell per Video oder dezentral in kleinen Folgejahren die Neueintritte stark an. Gruppen über ganz Deutschland verstreut. Mitte der dreißiger Jahre fasste die inzwi- Nach der Überwindung der Krise gab es schen jährlich tagende gemeinsame Sitzung für viele kein Zurück zum Althergebrachten von DBK und dem Rat EKD den Beschluss, mehr. Das Experimentieren und Gestalten nur noch ökumenische Kirchentage zu ver- von neuen christlichen statt der konfessi- anstalten. Auch die Gespräche mit den or- onsgebundenen Formate in Gottesdiensten, thodoxen Gemeinden über gemeinsame Gemeinschaft, Für- und Seelsorge ging ein- Aktivitäten und den ersten ökumenischen fach weiter. So entstanden viele neue, öku- Kirchentag „zu dritt“ kamen gut voran. menische Formate, einschließlich der Das Ergebnis lässt sich sehen: nach vielen gemeinsamen Abendmahle, die bald auch Jahrzehnten des Mitgliederschwundes ver- auf Ebene der Bischöfe in Deutschland vor- zeichnen die Kirchen seit 2035 wieder stei- Es ging schneller als gedacht gelebt wurden. Konfessionsübergreifende gende Zahlen über alle Altersgruppen Religionsunterricht an den Schulen und ge- hinweg. meinsam genutzten Kirchenimmobilien Von Hansjörg Reick + Peter Pischke stärkten die christliche Gemeinschaft und Ökumene weiter. D ie meisten von uns hatten sie schon ab- geschrieben, die Ökumene. Trotz vie- ler internationaler Konferenzen und den ersten beiden Ökumenischen Kirchentagen war sie ins Stocken geraten und wurde zum Pingpongball von Kirchendogmatikern. Noch 20 21
Ökumene Ökumene det. In meiner Jugend fand ich die Kirchenfürsten. Wieviel ist göttlich, wieviel Diskussion um die Unterschiede zwischen göttliche Inspiration, wieviel zutiefst katholischer und protestantischer Abend- menschlich, mit allen dazugehörigen sünd- Abendmahlsgemeinschaft mahlsauffassung noch interessant. Heute finde ich das komplett esoterisch. Oder: hi- haften Abgründen? Die Gemeinsamkeit der abrahamitischen Religionen ist – neben ganz groß storisch interessant und wichtig, für mein Seelenleben aber ohne Belang. Inzwischen dem gleichen Gott – die herausragende Be- deutung der Barmherzigkeit. Daran muss habe ich so viel religionswissenschaftlich sich alles messen lassen. Hansjörg Reick im Dialog mit Christian Breitsprecher gelesen und gehört (…natürlich nur ama- teurhaft), dass mir die gemeinsamen Wur- Hansjörg: Was ist dann Deine Perspek- zeln aller Religionen, insbesondere des tive auf ein gemeinsames Abendmahl? Hansjörg: Was denkst Du, wird der Stand lischen Doktrin zu unterwerfen. Aber das Juden-, Christentums und des Islam, viel der Ökumene und der Diskussion um das Angebot der Gastfreundschaft bei den evan- wichtiger erscheinen und alles Dogmatische Christian: Das Abendmahl ist für mich gemeinsame Abendmahl in 50 Jahren sein? gelischen Brüdern will man lieber nicht an- immer fremder wird. Und wenn man die das Angebot, die Gemeinschaft mit Gott nehmen, um eine Provokation zu Entwicklung des Christentums ansieht, durch ein gemeinsames Mahl zu erfahren. Christian: Vielleicht so: „Nachdem im vermeiden. dann ist schon etwas erschreckend, wie Dieses Angebot müsste alle umfassen, Ka- Großraum Frankfurt der letzte katholische wenig davon auf Jesus zurückgeht und tholiken, Protestanten, Juden, Muslime, Pfarrer gestorben ist, erkennt die katholi- Hansjörg: Also muss doch weitergearbei- wieviel auf Paulus, auf spätere Theologen Gläubige, Nichtgläubige. Große Ökumene! sche Kirche das evangelische Abendmahl tet werden, damit sich mehr verändert! und – was die Machtstrukturen angeht – als vollwertige Notkommunion an.“ Christian: Vor 40 Jahren war mir die Hansjörg: Ist das nicht sehr negativ? Ökumene noch ein Herzensanliegen, inzwi- schen bin ich ermüdet. Die praktische Öku- Christian: Ich befürchte, die katholische mene hier vor Ort finde ich toll und schön, Kirche wird sich erst bewegen, wenn sie ein wunderbarer Teil unseres kirchlichen richtig am Abgrund steht, und dann auch immer nur etwas, pragmatisch aber ohne und städtischen Lebens. Aber wirklich re- formatorischer Kampfgeist mit dem Willen Ökumene 2050 – meine Vision? am Dogma zu rütteln. Dein Text in dieser zur Konsequenz? Eher nicht. Das, was wir Ausgabe hat einen Optimismus, den ich mal haben mit unseren Kirchen, und was eh Ingo Schütz, vor 40 Jahren hatte, als ich in der katholi- schon massiv erodiert, wollen wir nicht Pfarrer der Kreuzkirchengemeinde, Oberursel-Bommersheim schen Jugendarbeit aktiv war. Aber bewegt wirklich zusätzlich unter Druck setzen. Zu hat sich nichts. Auch bei der sehr interes- viel hängt auch wieder daran, viele Dinge, V santen Videokonferenz des Steinbacher die wir lieben und die wir nicht gefährden om Wortsinn her bezeichnet „Öku- Christinnen und Christen sich dafür zusam- Ökumenekreises zum Thema gegenseitiger wollen, für viele auch Lohn und Brot, beruf- mene“, abgeleitet vom griechischen menfinden und andere Menschen mitneh- Gastfreundschaft bei Kommunion und liche und soziale Existenz. „oikos“ (Haus), die „ganze bewohnte Welt“. men, ist das ein Segen für alle. Abendmahl wurde klar, dass die katholische Und so beinhaltet sie auf lokaler Ebene alle Wie schön, dass es dieses Miteinander Amtskirche sich nicht bewegt. Und selbst Hansjörg: Trotzdem. Muss die theologi- Menschen, die zu einer Dorfgemeinschaft, schon gibt: Vor wenigen Wochen haben hier an der Basis scheint mir zu gelten: Ein sche Diskussion nicht geführt werden und wie z.B. Oberursel oder Steinbach, dazuge- wir „Weihnachten unterwegs“ ganz bewusst evangelischer Pfarrer kann gerne an der auch Gegensätze benannt werden, um sie hören. Deshalb denke ich bei der Gestaltung ökumenisch gestaltet. Nach einem ersten Kommunion teilnehmen, wenn es ihm das dann auch irgendwann zu überwinden? einer ökumenischen Zukunft zuerst an das kreativen Brainstorming haben viele Ehren- Gewissen erlaubt. Überspitzt gesagt: wenn gelebte Miteinander über alle Grenzen hin- amtliche Lust bekommen, bei der besonde- es ihm das Gewissen erlaubt, sich der katho- Christian: Ich bin auch theologisch ermü- weg. Wenn katholische und evangelische ren Aktion dabei zu sein. Hauptamtliche 22 23
Ökumene Ökumene haben ermöglicht und unterstützt. Wer zu glieder-Zahlen sogar ganz entspannt wahr- welcher Gemeinde gehört – oder am Ende nehmen: Wo wir als Kirchen für die ganze bei gar keiner Kirche Mitglied ist –, war dabei Dorfgemeinschaft da sind, gibt es sehr viele egal. Das hat gezeigt: Die Potenziale sind Menschen, die sich mit uns verbunden wis- groß und letztlich leben wir aus der Fülle! sen, auch wenn sie keiner Kirche angehören. In einer Gesellschaft, die gerne den Mangel betont, ist dieser Hinweis für die kirchlichen Nicht zuletzt die finanzielle Unterstützung von entsprechenden Projekten, die Men- Ökumene 2050 – Projekte in der Ökumene vielleicht eine der wichtigsten und vornehmsten Aufgaben. schen am Leib und an der Seele guttun, zeigt das immer wieder. So bleiben unsere Ge- meine Vision? Nicht alles ist perfekt, aber letztlich sind wir meinden mitunter quietschlebendig, wo alle reich beschenkt, jeder Einzelne und wir Menschen mit Leidenschaft zusammenleben Tanja Sacher, als Gemeinschaft. Das zu feiern bedeutet und teilen, was ihnen anvertraut ist. Vom Pfarrerin der Ev. Heilig-Geist-Kirchengemeinde, Oberursel auch anzuerkennen, dass Gott es gut mit uns Blick auf mancherlei Mangel möchte ich mir meint. Wenn wir uns gegenseitig mit dieser die Freude daran nicht verderben lassen. frohen Botschaft anstecken und Menschen Im Kern aller am Gemeinwesen orien- Z einladen, die das in ihrem Leben nicht mehr tierten Projekte lebt aber immer unsere um Thema "Ökumene 2050" fällt es beim ökumenischen Stammtisch, in den sehen können oder noch nicht entdeckt Überzeugung, dass Gott es ist, der uns her- mir ehrlich gesagt sehr schwer, eine zahlreichen ökumenischen Gottesdiensten haben, dann sind wir Gott selber auf den ausfordert, trägt und nie alleine lässt. Diesen konkrete Vision zu formulieren. Ich habe na- und auch in unserer gemeinsamen Post an Spuren. Eine schöne Beschreibung für Nach- Ankerpunkt geben wir als Kirchen nicht auf, türlich die große Hoffnung, dass wir eines alle Neuzugezogenen. Da wir unsere Kirche folge und Mission, finde ich. und deshalb kann Kirche auch immer neu Tages gemeinsam Abendmahl feiern können. in der Pandemie nur eingeschränkt nutzen Klar ist auch: Wenn wir mit Projekten, wachsen, neue Blüten treiben, neue Früchte Auch hoffe ich sehr, dass ich im Jahr 2050 konnten / können, waren wir wirklich dank- Festen und Gottesdiensten feiern, dass Gott bringen. Mit Sicherheit sehen sie anders aus auch weibliche katholische Kolleginnen bar und froh über die tolle Unterstützung uns liebt und das Leben spürbar bereichert, als das, was früher, oder gar „schon immer“ haben werde. Ich hoffe auch, dass wir als durch unsere katholischen Geschwister und dann strahlt dieser Glaube auch aus. Er infi- so war. Mit Sicherheit schmeckt nicht alles christliche Kirchen enger zusammenarbeiten, das Angebot, die kath. Kirche St. Hedwig für ziert andere und wird zu einer Pandemie im jedem. Aber nach Apg 10f dürfen wir darauf intensiver im Gespräch miteinander stehen, unsere Gottesdienste nutzen zu dürfen, wo besten Sinne, die „das ganze Volk“ (so die vertrauen, dass Gott Gutes in den unter- zusammen Strategien entwickeln, gemein- wir uns überaus willkommen und wohl füh- wörtliche Übersetzung) erfasst. Seit zwei- schiedlichsten Gestalten hervorbringt und sam Gebäude nutzen und vieles mehr. Aber len. Ich persönlich freue mich immer über tausend Jahren facht der Geist Gottes den zuletzt auch durch unsere Arbeit „jene, die das sind alles Hoffnungen. Eine Vision kann jede Zusammenarbeit und den Austausch mit Glauben bei immer neuen Menschen an, auf wir Heiden nennen, zum Leben führt!“ (Apg ich das nicht nennen. dem bunten, engagierten, kompetenten und allen Kontinenten, Generation für Genera- 11,18) kreativen Team der Haupt- und Ehrenamtli- tion. Übrigens auch in unserer Zeit: Dass die Kirche wird in Zukunft kein „Wir und die Daher möchte ich mich nur zu Ihrer ersten chen von St. Ursula. Hier im Norden arbeite Zahl der Kirchenmitglieder bei Katholiken anderen“ sein (und ist es oft schon jetzt nicht Frage äußern: „Was gefällt Ihnen sehr gut an ich als Pfarrerin besonders oft mit Pater Mat- und Protestanten zurückgeht, heißt ja nicht, mehr), sondern Ermöglichung und Unter- der Ökumene in Oberursel und Steinbach?" thäus zusammen und finde, dass wir uns aus- dass die Zahl der Christenmenschen welt- stützung des gemeinsamen Lebens innerhalb gezeichnet ergänzen und ein tolles Team weit nicht steigen würde und auch in und außerhalb ihrer Mauern. Wenn wir an Bei uns im Oberurseler Norden wird die Öku- bilden. Dafür bin ich sehr dankbar! Deutschland eine Sehnsucht nach Spiritua- diese bewährte Tradition anknüpfen und vor- mene seit 50 Jahren gelebt. Sie zeigt sich lität wach ist und bleibt. angehen, wird das zu einem Segen für alle. Wenn wir Ökumene ernst nehmen, dann Und ich wette: Auch für uns selbst. können wir beim Blick auf die sinkenden Mit- 24 25
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