Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut

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Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut
N° 1/2019

Momentum
Das österreichische Journal für positive Suchttherapie
     Herausgegeben vom Anton Proksch Institut

     Schwerpunktthema Ressourcen

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Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut
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Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut
Editorial
              Liebe Leserin, lieber Leser!

             U
                     m das Leben von chronisch suchtkranken Menschen nachhaltig zu verändern, müssen
                     verschiedenste Faktoren zusammenwirken – Wissen, Zuwendung, der passende Rah-
                     men, um nur einige zu nennen. Und dann braucht es etwas, das auch wir als Expertinnen
              und Experten nur bedingt steuern können: Es braucht ein Momentum. Diesen Punkt in einer
              Lebensgeschichte, an dem Veränderung zum Positiven möglich ist.
                     Als Österreichs größte Einrichtung für Suchtkranke ist es uns in den mehr als sechs Jahr-
              zehnten seit der Gründung gelungen, viele Lebensgeschichten zum Positiven zu verändern. Ein
              wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte des Anton Proksch Instituts ist die kontinuierliche Weiter-
              entwicklung der medizinisch-therapeutisch-psychosozialen Behandlung im stationären und
              ambulanten Bereich unter Berücksichtigung neuer Suchtformen. Aber auch die Entwicklung
              neuer Angebote, welche die individuellen Lebenslagen der Betroffenen berücksichtigen, steht
              im Fokus der täglichen Arbeit.
                     In den letzten Jahrzehnten fand diese kontinuierliche Weiterentwicklung im so genann-
              ten Orpheus-Programm ihren Niederschlag. So wie es in der griechischen Mythologie dem
              Sänger und Dichter Orpheus gelang, dem Ruf der Sirenen zu widerstehen, soll es auch unseren
              Patientinnen und Patienten gelingen, für sich selbst ein selbstbestimmtes und damit schöneres
                                         Leben zu finden, in dem Suchtmittel (oder ein süchtig machendes
                                         Verhalten) ihre Verlockungen verlieren.
                                                 Damit sind wir auch schon mittendrin in der Publikation, die Sie
                                         erstmals in Händen halten. Wir sind stolz darauf, Ihnen Momentum
4    „Wir leben,
     weil es so schön ist“
     Interview mit
                                         vorstellen zu können, das Österreichische Journal für positive Sucht-
                                         therapie. Mit diesem Heft möchten wir Ihnen in Zukunft mehrmals pro
     Michael Musalek                     Jahr Einblick geben in aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen. Wir
                                         möchten Menschen zu Wort kommen lassen, die das Thema Sucht

10   Ressourcen nutzen,
     Leben verändern
     Ute Andorfer
                                         aus unterschiedlichsten Perspektiven kennen. Wir betrachten aktuelle
                                         theoretische Strömungen in der Therapie und ihre Implementierung in
                                         der Praxis. Und im besten Fall schaffen wir damit ein Momentum, einen
                                         Aha-Effekt, eine neue Erkenntnis oder einen Denkanstoß für Sie.
14   Wie Glücksspiel,
     Internet oder Kaufen
     süchtig machen
                                                 Die erste Ausgabe von Momentum erscheint anlässlich des
                                         Kongresses des Anton Proksch Instituts Ende Jänner 2019 und ist – wie
     Roland Mader                        auch der Kongress – dem Thema Ressourcen gewidmet. Auch in den
                                         künftigen Ausgaben des Heftes werden wir uns ganz auf die Aspekte

18   Der individuelle Weg
     in ein „gutes Leben“
     Oliver Scheibenbogen
                                         der positiven, humanbasierten Behandlung konzentrieren. Ganz im
                                         Sinne unseres Leitbildes, das sich an den individuellen Fähigkeiten und
                                         Stärken der Menschen orientiert und ein selbstbestimmtes und freud-
                                         volles Leben für alle in den Mittelpunkt rücken soll.
                                                 Wir freuen uns, dass Sie unser Journal in Händen halten. Bitte
                                         bestellen Sie es, damit Sie es in Zukunft regelmäßig lesen können –
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              Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

              DSA Gabriele Gottwald-Nathaniel, MAS		 Mag. Christian Breitfuß
              Geschäftsführerin				Geschäftsführer

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Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut
„Wir leben, weil
              es so schön ist“
Ein ausführliches Gespräch an einem strahlenden                                                 Für mich ist Philosophie nichts Ab-
                                                                                                gehobenes, für den Normalverbrau-
Wintermorgen im Café Sperl. Michael Musalek, Ärztlicher                                         cher Unerreichbares, sondern es
Leiter des Anton Proksch Instituts, unternimmt eine                                             geht darum zu reflektieren, was wir
gedankliche Reise durch die Philosophiegeschichte und                                           Tag für Tag machen. Ich sehe mich
                                                                                                ja nicht als Philosophen, sondern
gibt Einblicke in ein Konzept, das ihn umtreibt: die positive,
                                                                                                als jemanden, der gerne hinterfragt,
ressourcenorientierte Therapie.                                                                 was er tut. Die Philosophen haben
INTERVIEW: ANDREA HEIGL                                                                         zum schönen und zum guten Leben
                                                                                                extrem viel beigetragen, von ihnen
                                                                                                kann man viel lernen. Für mich ist
              Herr Professor Musalek, das Café Sperl in Wien-Maria-          die Beschäftigung damit eigentlich alternativlos.
              hilf ist sozusagen Ihr zweites Wohnzimmer. Wenn Sie
              sich eine historische Figur aussuchen könnten: Mit wem         Welche Denkerinnen und Denker haben Sie außer
              würden Sie denn hier gern mal eine Melange trinken?            Nietzsche noch beeinflusst?
              Mit Friedrich Nietzsche. Ganz eindeutig. Nietzsche ist         Derzeit beschäftige ich mich sehr mit Martha Nussbaum,
              mein großer Denk-Heroe, hat viel in meinem Leben               einer zeitgenössischen amerikanischen Philosophin, die
              verändert und hat letztlich auch sehr viel zu unserem          sich vor allem mit Emotionen auseinandersetzt. Sie sagt
              Therapieprogramm beigetragen. Obwohl er natürlich              völlig zu Recht, dass Emotionen nicht der Gegenpol zu
              nichts davon wissen kann (lacht).                              den Kognitionen sind, sondern dass wir Emotionen sehr
                                                                             wohl auch kognitiv reflektieren können. Das ist insofern
              Was würden Sie ihn denn fragen wollen?                         wichtig, weil die landläufige Meinung immer noch ist,
              Ich hätte die Frage, wie er das Konzept der „Amor fati“        dass Emotionen der tierische Anteil in uns sind, den
              (Anm.: Liebe zum Schicksal) wirklich entwickelt hat. Das       wir in den Griff kriegen müssen, den wir unterdrücken
              ist das Konzept, das wir im Anton Proksch Institut um-         müssen. Ich denke, wir haben uns viel zu lang nur mit
              setzen. Dabei geht es darum, das Faktische – also das,         den Kognitionen beschäftigt. Seit der Aufklärung geht
              was wir erleben – als solches zu akzeptieren. Und noch         es mehr oder weniger die ganze Zeit darum: Wir sind
              viel mehr: Es lieben zu lernen und das Beste daraus zu         denkende Wesen, deshalb sind wir etwas Besonderes,
              machen. Mich würde sehr interessieren, wie Nietzsche           etwas Besseres. Ich bin hingegen der festen Überzeu-
              dazu gekommen ist. Ich vermute, aus der ganz persön-           gung, dass Emotionen die Welt bewegen.
              lichen Erfahrung heraus. Nietzsche hatte ja sehr schwere
              Kopfschmerzen, hat dauernd gelitten und trotzdem ganz          Für viele Ihrer Patientinnen und Patienten ist die Be-
              lebensbejahend gelebt. Das ist wirklich faszinierend.          schäftigung mit Philosophie Neuland. Wie übersetzen
                                                                             Sie die theoretischen Konzepte in die tägliche Arbeit?
              Und das würden Sie gerne bei einer Melange                     Karl Popper hat gesagt, dass jeder Mensch ein Philo-
              besprechen.                                                    soph oder eine Philosophin ist. Und das stimmt. Jeder
              Genau. Wir würden aber zwei oder drei brauchen.                und jede von uns stellt sich schon als Kind die Frage:
                                                                             Warum bin ich da? Was soll aus mir werden? Wie soll
              In Ihrer Arbeit gibt es die zwei großen wissenschaft-          ich mein Leben gestalten? Das sind zutiefst philo-
              lichen Lieben: Philosophie und Psychiatrie. Wie sind           sophische Fragen. Wir sehen, dass viele Patientinnen
              diese Disziplinen miteinander verbunden?                       und Patienten fasziniert davon sind, über die Welt

                                                                         4
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Foto: Felicitas Matern
Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut
nachzudenken. In unseren philosophischen Gruppen
                    werden oft hochkomplexe Fragen beantwortet. Philo-
                    sophie ist nicht etwas Abgehobenes aus irgendwelchen
                    akademischen Schlössern, sie ist tagtäglich da.

                    Der diesjährige Kongress des Anton Proksch Instituts
                    widmet sich der ressourcenorientierten Behandlung.
                    Wie sind die Ressourcen in den Mittelpunkt Ihres
                    Arbeitens gerückt?
                    Ich bin aufgewachsen in einer Medizin, die ganz auf
                    Defekte ausgerichtet ist. Mit der Zeit kommt man ganz
                    unweigerlich drauf, dass der Mensch, der einem in der

        Philosophie ist nicht etwas
  Abgehobenes aus akademischen
Schlössern, sie ist tagtäglich da.

                    Therapie gegenübersitzt, auch viele gesunde Anteile
                    hat. Alle Menschen bestehen aus Stärken und aus
                    Schwächen. Eine Diagnostik, die den ganzen Menschen
                    umfasst, muss sich daher auch mit diesen Facetten
                    beschäftigen. Das ist das Wesen der humanbasierten
                    Medizin. Gleichzeitig ist unsere Arbeit vom Zeitgeist
                    geprägt. Der amerikanische Psychologe Martin Selig-
                    mann hat um die Jahrtausendwende das Zeitalter der
                    positiven Psychologie ausgerufen. Sie orientiert sich am
                    gesunden Menschen. Eine Suchterkrankung oder eine              Ja. Aber sie sind oft verschüttet. Denken Sie zum Bei-
                    Psychose ist ja in der Regel eine chronische Krankheit,        spiel an interaktionelle Ressourcen: Es gibt Menschen,
                    sie verschwindet nie ganz, auch wenn sie manchmal kei-         die wirken auf alle angenehm und sympathisch und
                    ne Symptome mehr zeigt. Der Verlauf hängt wesentlich           können diese Eigenschaft gut für sich nutzen. Aber sie
                    davon ab, welche Ressourcen die Betroffenen einsetzen          sind sich dieser Ressource vielleicht gar nicht bewusst.
                    können. So beginnt man zu schauen, welche Ressour-             Sie existiert ja auch nicht per se, sie muss auf etwas Be-
                    cen es gibt, welche mehr oder weniger wirksam sind.            stimmtes ausgerichtet sein – zum Beispiel darauf, sich
                                                                                   ein besseres Familienleben zu schaffen.
                    Sie sind also der Überzeugung, dass jeder Mensch
                    Ressourcen hat?                                              Ihre Arbeit ist, diese Ressourcen zu identifizieren?
                                                                                                       Es ist eine ganz wesentliche
                                                                                                       Funktion des Therapeuten oder
                                                                                                       der Therapeutin, Ressourcen
                                                                                                       freizulegen. Zum Beispiel die so
                                                                                                       genannten estimativen Ressourcen,
                                                                                                       das, was wir landläufig als Wert-
  Zur Person: Michael Musalek                                                                          schätzung bezeichnen. Wenn wir
                                                                                                       etwas wertschätzen, dann gibt es
  Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek, Jahr-    Wien tätig und ist Vorstand des Instituts            uns Kraft und die Möglichkeit, es
  gang 1955, studierte in seiner Heimatstadt      „Sozialästhetik und psychische Gesundheit“           besser durchzuführen. Besonders
  Wien Medizin und absolvierte anschließend       der Sigmund Freud Universität. Der Schwer-           deutlich sieht man das dort, wo
  die Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie     punkt seiner zahllosen Publikationen und             die Wertschätzung fehlt. Wenn
  und Neurologie. Er ist seit 2001 im Anton       Vorträge liegt auf den Themenbereichen               ich meine Beziehung nicht wert-
  Proksch Institut tätig, seit 2004 als dessen    Psychopathologie, Ideengeschichte der                schätze, dann werde ich aus ihr nie
  ärztlicher Leiter, und prägte die „Or-          Medizin und Psychiatrie sowie auf Philoso-           Kraft schöpfen können. Und die
  pheus-Methode“ maßgeblich mit.                  phie und Psychiatrie, insbesondere Ästhetik          Selbstwertschätzung, sich selbst als
          Musalek ist zudem als außerordentli-    in der Medizin.                                      wertvoll zu erleben, ist wesentlich.
  cher Universitätsprofessor für Psychiatrie an          Musalek ist verheiratet und hat zwei          Gerade Suchtpatientinnen und -pa-
  der Medizinischen Fakultät der Universität      erwachsene Kinder.                                   tienten sehen sich überhaupt nicht
                                                                                                       als wertvoll. Das ist ein besonderes

                                                                               6
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Michael Musalek beim Gespräch in seinem Wiener Stammcafè, dem „Sperl“.
                                        Dort würde er gern mit Friedrich Nietzsche eine Melange trinken. Oder zwei oder drei.

                                                                                                                                Fotos: Felicitas Matern
Thema unserer Zeit. Es gibt viele Menschen, die sich             Welche Ressourcen sind darüber hinaus noch wichtig?
selbst überschätzen, die haben aber trotzdem keine               Da gibt es die sozialen Ressourcen, den Stand in der
Wertschätzung sich selbst gegenüber. Die überhöhen               Gesellschaft. Dann die spirituellen Ressourcen. Die um-
sich, aber das ist leer und oberflächlich.                       schiffen wir in der Therapie gern, weil wir in der Regel
                                                                 zu wenig davon zu verstehen. Aber an etwas zu glau-
Müssen estimative Ressourcen von innen kommen?                   ben – ob das nun Gott ist oder die Familie –, das gibt
Die Schwierigkeit ist, dass viele Menschen gar nicht             unglaublich viel Kraft. Ganz wichtig ist es auch, etwas
für ein Lob offen sind, es ist ihnen eher peinlich. Wenn         zu wünschen und zu wollen. Der Satz „Ich bin wunschlos
man es aber schafft, für Lob offen zu sein, dann hat das         glücklich“ – der ist furchtbar! Da hört das Leben auf.
eine unglaubliche Wirkung. Jeder weiß: Wenn dir ein
anderer ehrlich sagt „Das hast du toll gemacht!“, dann           Wie wichtig ist die Hoffnung als Ressource?
geht beim nächsten Mal alles viel leichter. Dann läuft‘s         Wir machen oft den Fehler, dass wir Hoffen und Erwarten
einfach. Bruno Kreisky hatte schon recht, als er sagte:          fast wortident verwenden. Dabei sind das substanziell
„Sie glauben gar nicht, wie viel Lob ich ertragen kann.“         unterschiedliche Dinge. Nehmen wir an, Sie spielen
                                                                 Lotto: Sie füllen den Schein aus und erwarten, dass Sie
Messen wir dem Lob zu wenig Bedeutung bei?                       gewinnen. Dann ist Sonntag, Sie warten bei der Ziehung
Ganz sicher. Auch ich muss mich immer wieder selbst              auf den Gewinn – und Sie sagen dann folgerichtig: „Ich
daran erinnern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter                 habe verloren“, weil Sie den Gewinn erwartet haben. Man
zu loben. Selbstwert hängt ja auch mit Optimismus                kann nur etwas verlieren, das man bereits gehabt hat. Im
zusammen. Der ist wiederum die Bedingung für die                 Falle der Erwartung ist es der fiktive Gewinn. Ganz anders
fiktionalen Ressourcen, die Ressourcen des Möglichen.            ist es, wenn Sie auf einen Gewinn hoffen, dann können
Ein Optimist oder eine Optimistin hält natürlich mehr            sie nichts verlieren und haben im schlimmsten Fall nicht
für möglich als ein Pessimist oder eine Pessimistin.             gewonnen. Verlieren oder Nicht-Gewinnen fühlen sich
Dabei ist es ja heutzutage fast schon peinlich, optimis-         völlig anders an. Wir Menschen sind per se schlechte
tisch zu sein. Es gehört zum guten Ton, dass man einen           Verlierer. Darum sind jene, die immer etwas erwarten,
gewissen Kulturpessimismus an den Tag legt.                      viel schlechter dran. Sie werden ständig im wahrsten Sinn
                                                                 des Wortes ent-täuscht.
Oder Optimismus und Naivität werden überhaupt
wortident verwendet.                                             Sind wir nicht so gestrickt: Man setzt Schritt A, B, C –
Genau. Und mit naiv meint man eigentlich dumm.                   und etwas hat gefälligst einzutreten?

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Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut
Wir sind definitiv eine Erwartungsgesellschaft. Als
        müsste man sich etwas nur noch „abholen“, weil man es
        in der Fiktion schon längst hat. Es ist entscheidend, das
        zu durchschauen, und zwar kognitiv und emotional.

        Ihre „Lieblingsressourcen“ sind die ästhetischen
        Ressourcen …
        Es sind jedenfalls die wirkkräftigsten. Wenn wir etwas
        Schönes tun, dann gibt uns das Kraft. Wenn ich im Som-
        mer in der südlichen Toskana bin, gehe ich stundenlang
        durch die Wälder und werde nicht müde. Dann komme
        ich zurück nach Wien, geh‘ ins Fitnessstudio, bin zehn
        Minuten auf dem Stepper und habe überhaupt keine
        Kraft mehr. Das Gerät ist gegen mich, ich bin gegen
        mich – alles furchtbar. Da sieht man so deutlich, was das
        Schöne ausmacht. Es ist wirklich eine Urkraft. Deshalb
        haben die beiden 2017 erschienenen Bücher von mir
        auch den Titel „Der Wille zum Schönen“. Ich bin über-
        zeugt, dass wir nicht nur leben, um zu überleben. Wir
        leben auch nicht nur, um mehr zu werden. Wir leben vor
        allem, weil es so schön ist.                                            Spaß, Freude,
                                                                                  Genuss – für
        Fehlt uns für dieses Schöne im Alltag oft der Blick?                 Michael Musalek
        Ja, deshalb sprechen wir eben von verschütteten                      sind das die Stei-
                                                                            gerungsstufen des
        Ressourcen. Gerade beim Alkoholkranken finden wir
                                                                              schönen Lebens.
        häufig solch verschüttete Ressourcen. Jedes Suchtmit-
        tel, auch Alkohol, wirkt anästhetisch. Alkohol führt schon
        in mittlerer Menge zu sich genommen dazu, dass man
        weniger spürt und empfindet – auch sich selbst. Damit
        werden viele Ressourcen, gerade die im emotionalen
        Bereich, verschüttet. Den lustigen Säufer oder die
        lustige Säuferin gibt es nicht, die Lebensgeschichten            Wie arbeiten Sie an dieser Wahrnehmung?
        haben immer eine desaströse Komponente. Den                      Es braucht Aufmerksamkeit, um die sinnliche Wahr-
        Menschen kommt das Hoffen abhanden, sie haben kein               nehmung zu kultivieren. Wir haben zum Beispiel zwei
        Selbstwertgefühl, sie können sich gar nicht mehr vor-            Laufgruppen: Eine läuft von A nach B, möglichst rasch.
        stellen, was sie sich wünschen können. Die Ressource             Und dann gibt es eine Orpheus-Laufgruppe, die hat
        des Schönen wirkt nur dann, wenn ich das Schöne auch             die Aufgabe, sich selbst in der Bewegung, in der Natur
        wirklich spüren kann.                                            zu erleben. Die einen bewegen sich wie die „Dampf-
                                                                         walzen“, die anderen sind wie „Vogerl“, sie haben eine
        Haben wir diese Fähigkeit, das Schöne wahrzunehmen,              Leichtigkeit, die man schon von weitem sieht. Jede und
        verloren?                                                        jeder kann das selbst versuchen.
        Ich habe noch keinen Menschen erlebt, der das Schöne
        nicht möchte. Aber es gibt viele, die glauben, es gibt           Hat der Genuss etwas mit Schönheit zu tun? Und wie
        für sie nichts Schönes mehr. Es ist auch ein mediales            verhält er sich zur Sucht?
                                                                         Wir sprechen von verschiedenen Stadien des Schön-
                                                                         heitserlebens. Die niederste Stufe ist das bloße Schön-
                                                                         heitsurteil, also einfach zu sagen: Das ist schön, ich
          Ich habe noch keinen                                           erlebe das als angenehm. Dann gibt es die nächste
Menschen erlebt, der das Schöne                                          Stufe, das ist die Freude. Erich Fromm hat zu Recht
                                                                         zwischen Spaß und Freude unterschieden. Es ist schwer
               nicht möchte.                                             geworden, über Freude zu sprechen, weil wir in einer
                                                                         Spaßgesellschaft leben und uns die Freude weitgehend
                                                                         abhandengekommen ist.
        Problem: Bad News sind Good News. Es werden nur
        die Scheußlichkeiten unserer Welt gezeigt, nicht die             Wie würden Sie Spaß und Freude differenzieren?
        Schönheiten. Wenn ich sage, dass die Welt schön                  Spaß ist ein Gipfelerlebnis, das heißt, man hat einen
        ist, dann denken viele in einem ersten Schritt: Ist der          raschen Anstieg, man erreicht einen Peak, und dann
        blöd? Ist das ein naiver Gutmensch? Oder überhaupt               folgt die post-koitale Tristesse. Jedes Suchtmittel
        ein Dummerl? Wenn man dann aber konkret einzelne                 verursacht einen Kick, und je höher und rascher der
        schöne Dinge erwähnt, dann sagen die meisten: Ja, das            erreicht ist, desto höher ist das Suchtpotenzial. Dann
        ist eigentlich wahr. Aber da schaue ich nie hin.                 ist der Peak vorbei, und weil man in die post-koitale

                                                                     8
Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut
Woraus wir Kraft schöpfen:
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                                                                                         1. Kognitive Ressourcen           10. Volitionale Ressourcen
                                                                                         Intelligenzleistungen,            Wille, Wollen, Vorsatz,
                                                                                         Wissensstand, analytisches,       Motivation
                                                                                         logisches und assoziatives
                                                                                         Denken, Orientierungs-            11. Estimative Ressourcen
                                                                                         fähigkeit, Merkfähigkeit          Wertschätzung, Hochach-
                                                                                         und Gedächtnisleistungen,         tung, Anerkennung, Selbst-
                                                                                         Konzentrationsfähigkeit und       vertrauen, Selbstliebe
                                                                                         Aufmerksamkeitsfunktionen,
                                                                                         auch Achtsamkeit                  12. Ästhetische Ressourcen
                                                                                                                           Das (apollinisch bzw. diony-
                                                                                         2. Emotionale Ressourcen          sisch) Schöne, Attraktivität,
                                                                                         Fühlen, Spüren, Emotionen,        Faszination, Begeisterung,
                                                                                         affektive Reagibilität, emo-      Spaß und Freude, Liebe,
                                                                                         tionale Agilität und Stabili-     Genussfähigkeit, „ästheti-
                                                                                         tät, „emotionale Intelligenz“,    sche Existenz“; der Wille
                                                                                         Vitalität, Lebenskraft            zum Schönen als Naturkraft
                                                                Foto: Felicitas Matern

                                                                                                                           und kulturelles Geschehen,
                                                                                         3. Körperliche Ressourcen         Kosmopoesie
                                                                                         Größe, Kraft, Beweglichkeit,
                                                                                         Bewegungskoordination,            Zusätzlich: Rekreative
                                                                                         Fitness, Schnelligkeit, Aus-      Ressourcen
                                                                                         dauer, Belastbarkeit              Ressourcen der Ruhe, der
                                                                                                                           Erholung, des Pausierens
                                                                                         4. Interaktionelle                und Müßiggangs, der Rück-
                                                                                         Ressourcen                        gewinnung verbrauchter
Tristesse schlittert, muss man schauen, möglichst rasch                                  Verbale und paraverbale           Kräfte und Wiederherstel-
wieder den Peak zu erreichen. Die Freude hingegen                                        Kommunikation, Empathie,          lung von Leistungs- und
ist charakterisiert durch einen langsamen Anstieg zu                                     Resonanz, „Gruppentaug-           Genussfähigkeit.
einem Plateau, auf dem man dann lange Zeit verharren                                     lichkeit“                                 Diese Ressourcen
kann. Das ist erstens viel wertvoller, und man hat keine                                                                   nehmen insofern eine
Suchtentwicklung. Fromm vergleicht den Unterschied                                       5. Soziale Ressourcen             Sonderstellung ein, als sie
zwischen Spaß und Freude mit dem Unterschied                                             Soziale Stellung, Netzwerke,      für sich selbst allein nicht
zwischen lieblosem Sex und sexuell erfüllter Liebe.                                      soziale Sicherheit, „Gesell-      wirksam sind, sondern ihre
                                                                                         schaft“/„Sozialstaat“             Wirkungen und gesund-
Und die höchste Form der Freude ist der Genuss?                                                                            heitsförderlichen Effekte
Genuss ist etwas Hochkomplexes. Er beginnt mit der                                       6. Possessionale                  erst dann in vollem Ausmaß
Öffnung dem Schönen gegenüber, dazu braucht es                                           Ressourcen                        entwickeln, wenn sie im
Achtsamkeit. Dann muss man zulassen, die Kontrolle zu                                    Einkommen, Besitzung, Ver-        Wechselspiel mit Erschöp-
verlieren. Es gibt kein Genießen im kontrollierten Zu-                                   mögen, Bargeld, Schmuck,          fung bzw. Nutzung anderer
stand, das ist nicht möglich. Aber Kontrollverlust macht                                 Versicherungen                    Ressourcen stehen. Wenn
vielen Menschen extrem Angst. Denken Sie nur an das                                                                        es nichts gibt, wovon man
Wort Hingabe, da läuft es vielen schon kalt über den                                     7. Spirituelle Ressourcen         sich erholen kann, können
Rücken. Bedingung für den Genuss ist der „kontrollierte                                  Religion, Spiritualität, Glaube   Ruhe und Müßiggang in
Kontrollverlust“, also ein Kontrollverlust in gesicherter                                                                  Stillstand, Trägheit und
Umgebung. Und jetzt kommt das Wesentlichste und                                          8. Fiktionale (optative)          Langeweile umschlagen, die
Schwierigste: Man muss sich beschenken lassen                                            Ressourcen                        ihrerseits wieder zu Ent-
können. Mit anderen Worten: Man muss viel dazu tun,                                      Das (prinzipiell bzw. konkret)    kräftung führen. Auf diese
um zu genießen, aber der Genuss-Akt selbst passiert                                      Mögliche, Vorstellungen,          Weise können Ressourcen
einfach. Wenn man erlernt hat zu genießen, dann kann                                     Utopien, Fantasien, Träume        der Ruhe und der „Erho-
man alles genießen. Jeden einzelnen Moment. Und das                                                                        lung“ zu „Anti-Ressourcen“
kostet oft auch nichts. Da kann es reichen, auf einem                                    9. Expektative (kupidale)         werden – im Gegensatz zu
Bankerl zu sitzen und jemandem die Hand zu halten.                                       Ressourcen                        den Hauptressourcen, die
Man ist dann völlig offen für das Schöne, die Welt rund-                                 Erwarten, Begehren, Hoffen,       immer mehr oder weniger
herum existiert nicht, und man wird von diesem Moment                                    Wünschen                          wirksame Kraftquellen sind.
beschenkt – einfach himmlisch: Hiersein ist herrlich! 

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Momentum - Schwerpunktthema Ressourcen - N 1/2019 - Anton Proksch Institut
Ressourcen nutzen,
                          Leben verändern
                          Die Aktivierung von Ressourcen ist von zentraler Bedeutung in der
                          Psychotherapie. Wenn Patienten und Patientinnen den Mut dazu finden,
                          neue Ideen für ihr Leben zu entwickeln, ist nachhaltige Veränderung
                          möglich.

                          UTE ANDORFER

                          Ü
                                  ber eine Psychotherapie nachzudenken oder sich         sche Behandlung gebracht haben. Gleichzeitig sind sie
                                  tatsächlich in psychotherapeutische Behandlung         aber erleichtert, endlich bei jemandem angekommen
                                  zu begeben: Das sind in unserem Kulturkreis            zu sein, der ihnen nicht nur empathisch und wertschät-
                          nach wie vor zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ers-          zend zuhört, sondern sich auch tatsächlich für ihr Leid
                          teres geschieht wahrscheinlich öfter, wenn Menschen            interessiert. Und oft glauben diese Hilfesuchenden zu
                          unter problematischen „Rahmenbedingungen“ ihres                Beginn auch, dass, wenn sie nur lange und ausführlich
                          Lebens leiden, keine Lösungsmöglichkeiten sehen und            genug über ihre problematischen Lebensbedingungen
                          schleichend seelisch oder vielleicht auch körperlich           sprechen, sie dadurch allein schon Linderung erfahren
                          krank werden. Zweiteres – also eine Psychotherapie zu          könnten. Im Sinne von „geteiltes Leid ist halbes Leid“
                          beginnen – ist immer noch nicht so selbstverständlich,         trifft dies zu Beginn zwar zu, aber es ist nicht einmal die
                          wie mit körperlichen Problemen zum Arzt zu gehen.              halbe Miete auf dem Weg zur gelungenen Therapie.
                          Psychotherapie ist für manche Menschen nach wie                         Je schwerer das Leiden, desto weniger hilft es
MAG. DR. UTE              vor etwas, wofür man sich schämt, weil andere einen            dem Patienten oder der Patientin, dass da ein freund-
ANDORFER                  als schwach abstempeln könnten, als nicht dazu fähig,          licher Therapeut oder eine freundliche Therapeutin sitzt,
studierte Psychologie     selbst mit sich und seinem Leben klarzukommen.                 der/die ihm aufmerksam zuhört. Das tröstet vielleicht,
an der Universität                Ich gehe davon aus, dass Menschen, die sich            reicht aber nicht. Zwar ist dieser Effekt in Psychothera-
Wien und an der           letztlich für eine Psychotherapie entscheiden, schon           pien sehr stark, es wurde aber lange Zeit unterschätzt,
Humanwissenschaft-
                          länger unter etwas leiden, was so für sie nicht mehr zu        dass es ein Placeboeffekt ist. Dieser sehr wirkmächtige
lichen Universität
                          ertragen ist – seien es nun unterschiedliche Lebens-           Effekt entbindet den Psychotherapeuten oder die
Liechtenstein. Sie
                          probleme oder tatsächlich krankheitswertige Störun-            -therapeutin nicht davon, zusätzlich evidenzbasierte,
ist Klinische und
Gesundheitspsycho-        gen, etwa Depressionen oder Angststörungen. Der                störungsspezifische Methoden anzuwenden.
login sowie Verhal-       Mensch an sich hält lange Zeit ein gewisses Maß an
tenstherapeutin. Seit     Leid aus, aber irgendwann geht es dann einfach nicht           Kein Millimeter Fortschritt
2000 ist sie am Anton     mehr. Wahrscheinlich haben manche Betroffene lange             Sich ständig mit Dingen zu beschäftigen, die sich nicht
Proksch Institut tätig    versucht, selbst an ihren Problemen „herumzudoktern“,          ändern lassen und die sich auch in absehbarer Zeit nicht
und betreut dort u.a.     vielleicht auch die eine oder andere Form der vermeint-        ändern werden, sich andauernd Sorgen zu machen
die Schwerpunkte          lichen Selbstmedikation ausprobiert, also Alkohol oder         über zukünftige Ereignisse, das gibt dem Menschen
Psychotraumatologie       andere kompensatorische Verhaltensweisen eingesetzt,           zwar eine Beschäftigung, aber es bringt ihn zumeist
und Gender und
                          um sich Linderung zu verschaffen. Das Scheitern im             nicht weiter. Das ist so ähnlich wie das Schaukeln mit
Diversity. Neben
                          Rahmen dieser „Selbstheilungsversuche“ macht viel-             einem Schaukelstuhl: Man ist zwar beschäftigt, kommt
anderen Engage-
                          leicht den Schritt in eine Psychotherapie erst möglich.        aber keinen Millimeter voran. Und wie aus der Stress-
ments ist sie u.a. Vor-
standsmitglied der                                                                       verarbeitungsforschung hinlänglich bekannt, ist die ge-
Österreichischen          Das „Rocking-Chair“-Phänomen                                   dankliche Weiterbeschäftigung, das Grübeln über die
Gesellschaft für          Als Psychotherapeutin treffe ich zu Beginn einer Thera-        immer selben Probleme, keine gute Strategie im Abbau
Arbeitsqualität und       pie oft auf Menschen, die erschöpft sind aufgrund der          von Stress, ganz im Gegenteil: Sie hält das emotionale
Burnout (Burn Aut).       Lebensbedingungen, die sie in eine psychotherapeuti-           Gestresstsein nur noch mehr aufrecht.

                                                                                    10
Wer im sprichwörtlichen Schaukelstuhl
sitzt, wiegt sich zwar in seinen Problemen –
kommt dabei aber nicht voran.
                                                    Foto: Getty Images

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Was macht nun aber tatsächlich Psychotherapie                     5. Problembewältigung: Die Behandlung unter-
     zu einer erfolgreichen Therapie? Nach Klaus Grawe,               stützt den Patienten oder die Patientin mit bewährten
     dem bereits verstorbenen deutschen Psychotherapeu-               problemspezifischen Maßnahmen darin, positive
     ten und Hochschullehrer mit dem Tätigkeitsschwer-                Bewältigungserfahrungen im Umgang mit seinen/ihren
     punkt „Therapieforschung“, lassen sich folgende grund-           Problemen zu machen.
     legende Wirkfaktoren von Psychotherapie nachweisen:                      Plausibel und hinlänglich bekannt ist, dass es
            1. Therapeutische Beziehung: Die Qualität der             einen Therapeuten oder eine Therapeutin braucht, dem
     Beziehung zwischen dem Psychotherapeuten oder                    der Patient oder die Patientin vertrauen kann. So wird
     der Psychotherapeutin und dem Patienten oder der                 das Sprechen über schambesetzte Inhalte möglich,
     Patientin trägt signifikant zu einem besseren (oder auch         gleichzeitig entsteht Hoffnung auf Veränderung und
     schlechteren) Therapieergebnis bei.                              der Glaube an die eigene Selbstwirksamkeitserwartung
                                                                      beim Meistern zukünftiger Herausforderungen.
                                                                              Als zweiten Faktor listet Grawe jedoch gleich
Durch Vertrauen entsteht die                                          die Ressourcenaktivierung. Ohne eine intensive Er-
                                                                      forschung und Stabilisierung bestehender Ressourcen
 Hoffnung auf Veränderung.                                            oder auch das Entwickeln ganz neuer Ressourcen macht
                                                                      es keinen Sinn, sich auf den Weg in die Problemaktua-
                                                                      lisierung, die motivationale Klärung und die Problem-
            2. Ressourcenaktivierung: Die Eigenarten, die             bewältigung zu machen.
     der Patient oder die Patientin in die Therapie mitbringt,
     werden als positive Ressource für das therapeutische             Ressourcen bewusst machen
     Vorgehen genutzt. Das betrifft vorhandene motivationa-           Viele Menschen haben die Angewohnheit, besonders
     le Bereitschaften, Fähigkeiten und Interessen.                   gut über das sprechen zu können, was ihnen im Leben
            3. Problemaktualisierung: Die Probleme, die in            Probleme bereitet, worunter sie leiden. Viel schwerer
     der Therapie verändert werden sollen, werden unmittel-           fällt es ihnen, von all dem Schönen, das es in ihrem Le-
     bar erfahrbar. Das kann zum Beispiel dadurch ge-                 ben auch gibt, zu erzählen. Menschen, die sich für eine
     schehen, dass Therapeut oder Therapeutin und Patient             Psychotherapie entscheiden, sind sich ihrer Ressourcen
     oder Patientin reale Situationen aufsuchen, in denen             gar nicht mehr bewusst. Eine Psychotherapie wirkt vor
     die Probleme auftreten, oder dass sie durch intensives           allem dann, wenn es gelingt, diese wieder zu aktivieren.
     Erzählen, Imaginationsübungen oder Rollenspiele die                       Eine Psychotherapie beforscht die personellen
     Probleme erlebnismäßig aktualisieren.                            Ressourcen des Patienten oder der Patientin, sie interes-
            4. Motivationale Klärung: Die Therapie fördert            siert sich für individuelle Fähigkeiten und Kompetenzen,
     mit geeigneten Maßnahmen, dass der Patient oder die              günstige Lebenseinstellungen, emotionale Kompeten-
     Patientin ein klareres Bewusstsein über die Ursprünge,           zen und natürlich Persönlichkeitseigenschaften wie Zu-
     Hintergründe und aufrechterhaltenden Faktoren seines             versicht, emotionale Ausgeglichenheit, Humor, Optimis-
     problematischen Erlebens und Verhaltens gewinnt.                 mus, Selbstwertschätzung, aktive Auseinandersetzung

      Ressourcenorientierte Psychotherapie
      Psychotherapie bezeichnet allgemein die „gezielte professionelle Behandlung psychischer Störungen
      oder psychisch bedingter körperlicher Störungen mit psychologischen Mitteln“. Die dabei angewandten
      Verfahren, Methoden und Konzepte sind durch verschiedene Psychotherapieschulen geprägt.
      Nach einer bis heute oft zitier-        tion) meist verbal, aber auch aver-        eines Menschen und betreffen zum
      ten methodenübergreifenden              bal, in Richtung auf ein definiertes,      Beispiel Fähigkeiten, Fertigkeiten,
      Definition von Hans Strotzka ist        nach Möglichkeit gemeinsam                 Kenntnisse, Geschicke, Erfahrun-
      Psychotherapie „ein bewusster und       erarbeitetes Ziel (Symptommini-            gen, Talente, Neigungen und Stär-
      geplanter interaktionaler Prozess       malisierung und/oder Strukturän-           ken, die oftmals gar nicht bewusst
      zur Beeinflussung von Verhaltens-       derung der Persönlichkeit) mittels         sind. Eine weitere Ressource ist
      störungen und Leidenszuständen,         lehrbarer Techniken auf der Basis          Sinnerfüllung sowie Sinnfindung
      die in einem Konsensus (möglichst       einer Theorie des normalen und             nach Sinnverlust. Innerhalb einer
      zwischen Patient/Patientin, The-        pathologischen Verhaltens. In der          Psychotherapie können Res-
      rapeut/Therapeutin und Bezugs-          Regel ist dazu eine tragfähige             sourcen als Kraftquellen genutzt
      gruppe) für behandlungsbedürftig        emotionale Bindung notwendig.“             werden. Von Klaus Grawe wird die
      gehalten werden, mit psychologi-                Ressourcen in der Psycho-          Arbeit mit Ressourcen als zentraler
      schen Mitteln (durch Kommunika-         therapie sind innere Potentiale            Wirkfaktor nachgewiesen.

                                                                 12
mit Anforderungen und Selbstwirksamkeitsüberzeu-                    der Patient oder die Patientin auch die         LITERATUR ZUM THEMA:
gungen. Zudem ist es innerhalb des therapeutischen                  Begleitung beim Fehlermachen. Es gilt           Klaus Grawe: Neuropsychotherapie.
Prozesses wichtig herauszufinden, inwiefern ein Mensch              dabei zu lernen, hin und wieder die             Hogrefe, Göttingen 2004.
sozial-interaktionelle Kompetenzen nutzen kann.                     Angst abzulegen, falsch zu liegen oder
                                                                                                                    Klaus Grawe: Empirisch validierte Wirk-
        Natürlich geht es auch um zwischenmenschliche               eben auch wirklich Fehler zu machen.
                                                                                                                    faktoren statt Therapiemethoden. In:
Ressourcen, etwa um die soziale Einbindung eines                    Denn das heißt nichts anderes, als dass         Report Psychologie. 7/8 2005. S. 311.
Menschen und wie er auf Zuwendung, Anerkennung                      wir leben und Dinge ausprobieren, dass
                                                                                                                    Hans Strotzka: Psychotherapie und
und Wertschätzung zurückgreifen kann. Das Bewusst-                  Leben also stattfindet und wir am Tun
                                                                                                                    soziale Sicherheit. Verlag Hans
machen oder auch das Schaffen sozialer Unterstützung                sind und nicht warten, bis sich vielleicht
                                                                                                                    Huber, Bern 1969, zit. nach Hans-Ulrich
in Familie, Partnerschaft, Freundschaften und anderen               hoffentlich irgendetwas eines Tages
                                                                                                                    Wittchen, Jürgen Hoyer: Klinische
Beziehungen ist ein ganz wesentlicher Teil der thera-               verändern wird. Wenn Patienten und              Psychologie & Psychotherapie. Springer
peutischen Auseinandersetzung.                                      Patientinnen einmal lernen, ihr Gefühls-        2011.
                                                                    leben zu regulieren, erwerben sie damit
Das Hilfreiche verstärken und implementieren                        eine Fähigkeit, die ihnen später in allen
Bei der therapeutischen Ressourcenaktivierung geht es               Lebenslagen nützlich sein kann.                 WEITERFÜHRENDE LITERATUR:

immer darum, all das Hilfreiche zu beforschen, zu ver-                      Jeder und jede von uns hat die          Ann Elisabeth Auhagen (Hrsg.): Positive
stärken oder auch neu zu erschaffen und zu implemen-                Wahl: Wir können unglücklich sein               Psychologie. Anleitung zum „besseren“
tieren, das der Mensch produktiv zu nutzen vermag.                  und unglücklich bleiben oder uns aber
        Ressourcen werden nicht durchgängig von                     motivieren und nach anderen Möglichkeiten suchen.
jedem Menschen und in jeder Situation oder Lebens-                  Das mag für den Therapeuten oder die Therapeutin klar
phase als solche aufgefasst. Dies variiert je nach dem              sein, nicht aber für Patienten oder Patientinnen, die oft
Kontext, in dem ein Mensch sich befindet: nach Alter,               in der eigenen Lebenssituation „betriebsblind“ sind.
Geschlecht, Entwicklungsstadium, Stimmungslage oder
Wertesystem. Zudem ist die Ressourcenwahrnehmung                    Der Therapeut/die Therapeutin als Ressource
abhängig von den anstehenden Anforderungen, von                     Der Therapeut oder die Therapeutin ist immer auch
den aktuellen oder langfristigen Zielsetzungen eines                Modell. Ich erlebe es als entlastend für meine Patien-
Menschen und vom Verständnis der individuellen                      ten und Patientinnen, wenn ihnen bewusst wird, dass
Lebenssituation. Die Dienlichkeit von Ressourcen ent-               sie mit einer schwierigen Lebenssituation nicht alleine
steht erst, wenn sie von der Person oder von relevanten             sind. Denn es hat doch jeder und jede von uns seine/
Bezugspersonen für die angestrebten Ziele bzw. die                  ihre Ängste oder auch Verluste, mit denen es im Leben
Problemlösung als sinnvoll, brauchbar und nützlich                  klarzukommen gilt.
bewertet werden und sie zudem auch in das emotio-                           Und: Wir haben auch alle unsere „real wants“, all
nal-kognitive Bewertungssystem der Person passen.                   das, was wir wirklich haben wollen, was wir lieben, was
Oft gilt es in der Psychotherapie, ruhende, nicht-ge-               wir wirklich erreichen wollen im Leben! In zielorientier-
nutzte, potenzielle Ressourcen zu aktiven Ressourcen                ten Dialogen gilt es gemeinsam mit dem Patienten oder
zu machen, zur Zielerreichung in einem bestimmten                   der Patientin herauszufinden, wohin die Reise wirklich
Kontext als brauchbar erkennbar zu machen, damit sie                gehen soll, wofür es sich auch anzustrengen lohnt.
entsprechend eingesetzt werden können.                                      Es ist oft erstaunlich, auf welche Herausforde-
         Wenn also ein Patient vor mir sitzt, stelle ich mir        rungen der Mensch sich einlassen kann und welche
immer wieder Fragen wie: Kann er ausdrücken, was er                 Herausforderungen er auch meistert. Aber neben dem
braucht? Oder auch: Weiß mein Patient vielleicht noch               Vertrauen in sich selbst braucht er dazu auch jemanden,
nicht einmal, was er braucht? Ist er einsam? Möchte er              der an ihn glaubt, der ihn zum Ausprobieren begeistert
dies ändern? Und wenn ja, welche Gedanken helfen                    und ermutigt, denn nichts kann Erfahrung ersetzen.
ihm dabei? Auf welche Erfahrungen, die er bisher ge-                In einer Psychotherapie geht es immer wieder darum,
macht hat, kann er zurückgreifen? Und wer könnte ihm                tapfer zu sein und Risiken einzugehen, aber mit Mut
dabei vielleicht noch hilfreich sein?                               beginnen oft die schönsten Geschichten.
        Man kann lernen, andere um Hilfe zu bitten. Man                     Gelingt eine Therapie, gehen Symptome zurück
kann lernen, Worte zu finden, um seine Bedürfnisse zu               und die Patienten und Patientinnen können wieder
artikulieren. Ein Schlüssel zum Erfolg ist schließlich, dass        für sich sorgen und ihr Leben gestalten, so wie sie
der Patient oder die Patientin seine/ihre Erwartungen               es möchten. Oft zeigen sich positive Begleiteffekte,
an die Zukunft ändert und auch zuversichtlich wird, statt           etwa dass Beziehungen besser werden, Patienten und
davon auszugehen, dass ihn sein altes Leben sowieso                 Patientinnen insgesamt selbstfürsorglicher mit sich
wieder einholen wird.                                               umgehen können oder auch entscheidungsfreudiger
        Ganz wesentlich ist es im Rahmen einer gelunge-             im Sinne von Veränderung werden. Im Rahmen ressour-
nen Therapie, dass der Patient oder die Patientin – auf-            cenorientierter Psychotherapie geht es also nicht nur
bauend und mithilfe seiner/ihrer Ressourcen – Entschei-             um das Verschwinden von Symptomen, die das Leben
dungen trifft, Chancen wahrnimmt und Veränderungen                  einschränken, sondern vielmehr um das Entwickeln von
umsetzt. Dazu kann aber hin und wieder auch gehören,                Ideen und Visionen, die es von Seiten der Patienten und
dass er oder sie falsche oder zumindest noch nicht ganz             Patientinnen in die Tat umzusetzen gilt, um diese auch
richtige Entscheidungen trifft oder auch Fehler macht.              wirklich zu erleben. Ganz nach dem Motto: Die Steige-
Um ein gelungenes Leben führen zu können, braucht                   rung von Leben ist Erleben!                            

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Wie Glücksspiel,
                       Internet oder
                      Kaufen süchtig
                             machen

 Stoffungebundene Süchte werden immer häufiger. Abstinenz
 ist dabei meistens keine Lösung – die Herausforderung in der
Therapie ist es also, den Betroffenen einen sinnvollen Umgang
                       mit ihrem Suchtmedium zu ermöglichen.

                                                                                        ROLAND MADER

                             B
                                    ei stoffungebundenen Suchtformen handelt es              pathologischem Spielen, Kaufen oder pathologischem
                                    sich um Abhängigkeiten von besonderen Ver-               Internetsurfen nicht um einfache Impulskontrollstörun-
                                    haltensweisen wie z.B. intensives Kaufen, Spielen        gen handelt, sondern um komplexe Abhängigkeitsstö-
                             oder im Internet surfen, wobei die typischen sucht-             rungen, sodass die Berücksichtigung suchtspezifischer
                             spezifischen Kriterien erfüllt sein müssen, nämlich             Kriterien notwendig ist. Der DSM-5 (Diagnostischer und
PRIM. DR. ROLAND             Toleranzentwicklung, Kontrollverlust, Verschlechterung          statistischer Leitfaden psychischer Störungen) wurde
MADER studierte              des psychophysischen Zustandes bei Verzicht (Entzugs-           dem insofern bereits gerecht, als hier zumindest die
Medizin an der Uni-          symptomatik) und in weiterer Folge das Zentrieren des           Glücksspielsucht und ein Teilbereich der Internetsucht,
versität Wien und ist
                             Lebens auf die jeweilige Verhaltensweise. Substanzun-           nämlich „Online-Gaming“, den Suchterkrankungen zu-
Facharzt für Psychiatrie
                             abhängige Suchtformen wurden im ICD 10, dem Klassi-             geordnet werden.
und Neurologie bzw.
für Psychiatrie und          fikationssystem der Krankheiten der WHO, dem Bereich                    Da potenziell zu Sucht führende Angebote
psychotherapeutische         der Impulskontrollstörungen diagnostisch zugeordnet.            dramatisch zunehmen, erleben wir auch eine deutliche
Medizin. Seit 1991 ist       Diese Einordnung ist allerdings aus klinischer Sicht            Zunahme von Patientinnen und Patienten mit stoffun-
er am Anton Proksch          keineswegs ausreichend, da es sich in der Regel bei             gebundenen Abhängigkeiten.
Institut tätig, zusätzlich
absolvierte er seine
Ausbildung in unter-
schiedlichen Kliniken
in Wien und Graz.            Glücksspielsucht: Das vermeintlich schnelle Geld
Mader ist Koordinator
des Schwerpunkt-             Eine 2011 in Österreich durchgeführte Befragung er-             pathologische Glücksspieler und -spielerinnen. Hier hat
bereiches Alkohol- und       gab bei 0,4 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ein             die Glücksspielsucht ein Ausmaß erreicht, wo der Spie-
Medikamentenab-
                             problematisches Glücksspielverhalten, d.h. sie spielen          ler oder die Spielerin vollends die Kontrolle über sein/
hängigkeit am Anton
Proksch Institut und
                             regelmäßig, verspielen auch wiederholt größere Sum-             ihr Spielverhalten verloren hat und in aller Regel eine
seit 2011 Primarius          men, können aber das Ausmaß ihres Spielens, zumin-              spezifische therapeutische Unterstützung benötigt, um
der Abteilung III.           dest meistens, kontrollieren. Weitere 0,7 Prozent waren         aus dem Suchtverhalten aussteigen zu können.

                                                                                        14
Foto: Getty Images
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                                                                                ewas zu besitzen, im Vordergrund, sondern bloß der Akt des Kaufens selbst.

9 von 10 Spielsüchtigen sind Männer                                    Ein typisches Merkmal von pathologischen Spie-
Die Glücksspielsucht tritt typischerweise bei Männern           lern und Spielerinnen ist das so genannte „Magische
schon in der Adoleszenz, bei Frauen in der Regel erst im        Denken“. Dabei handelt es sich um eine fast unkorrigier-
mittleren Lebensabschnitt auf. 90 Prozent aller patho-          bare Überzeugung, im nächsten Spiel zu gewinnen bzw.
logischen Spielerinnen und Spieler sind Männer, der             die Gewinnzahlen „spüren zu können“. Gerade dieses
Anteil der Frauen hat jedoch zuletzt stetig zugenom-            „Magische Denken“ stellt oftmals eine große Hürde
men. Nahezu die Hälfte aller pathologischen Spielerin-          dar, wenn sich die Spielsuchterkrankten in Behandlung
nen und Spieler ist jünger als 18 Jahre. Bei 70 Prozent         begeben.
sind gewerbliche Geldspielautomaten (auch bekannt
als „Kleines Glücksspiel“) das vorwiegende Glücksspiel-         Depressionen besonders häufig
medium.                                                         Affektive Störungen, besonders Depressionen, finden
        Je schneller ein Spiel abläuft, desto sucht-            sich bei rund der Hälfte der Spieler und Spielerinnen.
gefährdender ist es. Es sind also vor allem die Ereig-          Nahezu jeder vierte pathologische Spieler bzw. jede
nisfrequenz und das Auszahlungsintervall, die das               vierte pathologische Spielerin berichtet über einen
Suchtpotenzial des jeweiligen Spiels bestimmen.                 oder mehrere Suizidversuche. Nur Persönlichkeitsstö-
Weiters entscheidend sind gewisse Kompetenzanteile              rungen (bei über 60 Prozent – Petry et al 2005) sind eine
des Spielers oder der Spielerin: Wird er oder sie aktiv         noch häufigere Komorbidität.
(Drücken der Start/Stop-Taste oder Risiko-Taste) in das         Typische Folgen der Spielsucht sind auch Verschuldung
Spiel miteinbezogen? Wird ihm/ihr das Gefühl vermit-            und Delinquenz: 89 Prozent der Spieler und Spiele-
telt, das Glückspiel in besonderer Weise beeinflussen           rinnen, die in eine Spielerberatung kommen, sind mit
zu können? Diese Faktoren steigern die Spielmotivation.         durchschnittlich einem Betrag von 40.000 Euro ver-
Spielautomaten haben einen überdurchschnittlich                 schuldet. An delinquenten Verhaltensweisen stehen
hohen Anteil an so genannten Fast-Gewinnen, die dem             Betrug, Unterschlagung und Diebstahl zur Geldbeschaf-
Spieler oder der Spielerin suggerieren, dass er oder sie        fung im Vordergrund, Gewalttaten treten bei Spielsüch-
jeweils nur knapp den Gewinn verpasst hat.                      tigen nur selten auf.

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Therapeutische und sozialarbeiterische Hilfe                      Schwerpunkt stellt aufgrund der häufig vorhandenen
Die Behandlung der Spielsucht kann ambulant oder                  sozialen Problematik die sozialarbeiterische Beratung
stationär durchgeführt werden. In einem Erstgespräch              und Betreuung dar, und zwar in erster Linie im Hinblick
ist nach genauer psychiatrischer Anamnese und psycho-             auf Schuldenregelung, Geldmanagement und das
pathologischem Status ein individueller Therapieplan zu           Erstellen eines individuellen Finanzplans. In den meisten
erstellen. Eine stationäre Behandlung ist bei bisherigen          Fällen ist es auch erforderlich, die Angehörigen in das
erfolglos verlaufenen ambulanten Therapieverläufen                Behandlungskonzept mit einzubeziehen.
bzw. bei massiv ausgeprägter Suchtproblematik oder                        Die psychopharmakologische Behandlung
schwerwiegenden komorbiden Störungen empfehlens-                  bezieht sich zum einen auf die Behandlung der komor-
wert. Die häufigsten Probleme in der Behandlung von               biden psychischen Störungen, hier insbesondere der
Spielsuchterkrankten sind suchttypische Abwehr- und               häufig vorhandenen Depressionen bzw. Angststörungen,
Verleugnungsmechanismen, eine pathologische bzw.                  und zum anderen auf die Verringerung des Suchtverlan-
pathogene Familiendynamik und komorbide Störungen.                gens mit sogenannten „Anti-Craving-Substanzen“, wie
        Die psychotherapeutische Behandlung erfolgt               z. B. dem Opiat-Antagonisten Naltrexon, der auch bei
in Einzel- und Gruppensitzungen. Einen besonderen                 der Spielsucht gut wirksam zu sein scheint (Grant, 2008).

Kaufsucht: Angebot bestimmt das Suchtrisiko
Die ersten Untersuchungen zur Prävalenz der Kaufsucht             hauptsächlich auf technische Artikel bzw. Sportartikel
(„Compulsive Buying“) wurden Ende der 1980er Jahre                konzentrieren.
von amerikanischen (Faber et al.) und kanadischen
(Valence et al.) Forschern durchgeführt. Sie berechneten          Persönlichkeitsstörung als Komorbidität
eine Prävalenz zwischen 1,8 und 8 Prozent.                        Kaufsucht ist ebenso wie andere Suchterkrankungen
       Wie Scherhorn et al. 1991 bzw. 2001 feststellten,          sehr häufig mit anderen psychischen Störungen bzw.
nahm die Tendenz zum suchtgetriebenen Kaufen in                   Erkrankungen vergesellschaftet. In einer Studie von
Deutschland in den letzten zehn Jahren deutlich zu.               Christenson et al. (1994) konnte nachgewiesen werden,
Während der Anteil der Kaufsuchtgefährdeten in den                dass Kaufsüchtige eine erhöhte Lebenszeitprävalenz
so genannten alten Bundesländern (Ex-BRD) von 5 auf               für Impulskontrollstörungen, Essstörungen, Substanz-
7 Prozent stieg, hat er sich in den so genannten neuen            missbrauch und Angststörungen aufweisen. Black
Bundesländern (Ex-DDR) sogar versechsfacht und liegt              et al. (1998) beschrieben ein erhöhtes Auftreten von
nunmehr mit 6 Prozent mehr oder weniger gleichauf                 affektiven Störungen und anderen psychiatrischen Er-
mit den alten Ländern. Daraus ist, wie auch bei anderen           krankungen. Schlosser et al. (1994) beschreiben, dass
Suchtformen, ein direkter Zusammenhang zwischen                   60 Prozent der von ihnen untersuchten Stichprobe
Angebot des Suchtmittels bzw. bestimmten Verhaltens-              die Kriterien mindestens einer Persönlichkeitsstörung
weisen und Suchtentwicklungen ersichtlich.                        erfüllen. Als häufigste fanden sich neben zwanghaften
                                                                  Persönlichkeitsstörungen auch eine Borderline- bzw.
Sinnlose Dinge horten                                             vermeidende Persönlichkeitsstörungen.
Ähnlich wie bei der Alkoholkrankheit kann sich die
Kaufsucht für den Betroffenen chronisch manifestieren             Individuelle Strategien finden
(tägliches Kaufen unnötiger Waren) bzw. phasenhaft in             Verlässliche Studienergebnisse zu einer spezifischen
Erscheinung treten (Kaufattacken).                                psychopharmakologischen Therapie bei Kaufsucht lie-
        Typisch sind multiple Einkäufe der gleichen Ware          gen nicht vor. Die wenigen Studien, die mit so genann-
bzw. sinnloser Dinge sowie der Kauf von Geschenken                ten Serotoninwiederaufnahmehemmern (bestimmte
für andere Personen. Das Gekaufte wird in der Regel               Antidepressiva wie die SSRIs Fluvoxamin, Citalopram)
gehortet, oft gar nicht ausgepackt, in nur seltenen Fällen        durchgeführt wurden, konnten keine unmittelbare Wir-
auch wirklich verwendet. Die Patienten und Patientinnen           kung dieser Substanzen auf die Kaufsucht nachweisen,
berichten, dass die Ware selbst nicht das Entscheidende           obgleich Begleiterkrankungen wie depressive Störun-
ist, sondern das Einkaufen und manchmal auch der                  gen bzw. Angststörungen damit verbessert werden
entstandene soziale Kontakt mit dem Verkaufspersonal.             konnten. Erstmaßnahmen zum Aufbau eines kontrollier-
Nach dem übermäßigen Einkauf werden dann Schuld-                  ten Kaufverhaltens bzw. die Rückgabe von Kunden- und
und Schamgefühle beschrieben, die Einkäufe werden                 Kreditkarten, die Meidung von saisonalem Hochkonsum
verheimlicht, die Waren versteckt, gehortet, verschenkt           wie z.B. Einkaufen in der Vorweihnachtszeit, im Ausver-
bzw. vergessen.                                                   kauf etc. erwiesen sich ebenfalls als zumindest beglei-
        Jede Ware kann exzessiv gekauft werden,                   tend wirkungsvoll. Das therapeutische Hauptaugenmerk
wobei Frauen Einkäufe bevorzugen, die das äußere                  sollte aber auf die individuelle Analyse des Kaufver-
Erscheinungsbild betreffen, wie Kleidungsstücke,                  haltens sowie auf Interaktionsstrategien mit der Umwelt
Schuhe, Kosmetik und Schmuck, während Männer sich                 gelegt werden.

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Online-Sucht: Flucht in virtuelle Welten
Der Begriff „Internet Addiction Disorder“ wurde erst-             über soziale Medien. DER MEDurch
                                                                                               NSCH         das ständige Mitsichtragen
                                                                                       IM MITTELPU
mals 1995 vom amerikanischen Psychiater Ivan Gold-                von Smartphone und Co. ist auch kein Rückzug                         in eine
                                                                                                     NKT                  KOMMEN SIE
                                                                                                        Das Anton Proks
                                                                                                                                     ZU UNS
                                                                                                        stationäre Einric
                                                                                                                           ch Institut (API)
                                                                                                                                               ist Österreichs                       Treffpunkt
                                                                                                                                                                                                                                        ONLINE-SUCHT
                                                                                                                          htung für Such                          größte             Radetzkystraße
                                                                                                                                                                                                                                                       IST KEIN SPIEL
berg in die Fachsprache eingebracht, wobei er damals              gesicherte Umgebung mehr möglich. Eine Social-Me-
                                                                                                        60 Jahren Erfah                      tkranke – mit                                          31
                                                                                                                         rung. Es betre                       mehr als              1030 Wien
                                                                                                       Wien-Liesing                        ibt neben dem
                                                                                                                      Ambulatorien                            Haus in               T: 01/88 010-
                                                                                                       Das API betre                   in Wien und Niede                                          3200
                                                                                                                      ut und begleitet                         rösterreich.         E: treffpunkt@ap
                                                                                                       Angehörige in                      Suchtkranke und                                            i.or.at
                                                                                                                      folgenden Bere                             deren

(in Anlehnung an das DSM-IV) den pathologischen Inter-            dia-Sucht zeichnet sich durch Kontrollverlust aus, wenn
                                                                                                                                         ichen:                                     Ambulanz Gräfi
                                                                                                      • Alkoholsucht                                                                                 n Zichy Straß
                                                                                                      • Glücksspielsuch                                                            1230 Wien, Gräfi                 e
                                                                                                                          t                                                                          n-Zichy-Straße
                                                                                                     • Medikamentens                                                               T: 01/88 010-                     6
                                                                                                                                                                                                 604
                                                                                                                         ucht

netgebrauch meinte. Zentrales Merkmal dieser Störung              digitale Medien immer häufiger genützt werden und
                                                                                                     • Abhängigkeit                                                                E: info@api.or.at
                                                                                                                      von illegalen Subs
                                                                                                     • Onlinesucht                            tanzen                                Ambulatorium
                                                                                                                    bzw. Online-Ga
                                                                                                    • Kaufsucht                       ming-Sucht                                                   Wiedner Haup
                                                                                                                                                                                   1050 Wien, Wied                 tstraße
                                                                                                    • Arbeitssucht                                                                                  ner Hauptstra
                                                                                                                                                                                                                   ße 105

ist ein exzessiver, unkontrollierter Internetgebrauch, der        wenn sich die Nutzung negativ auf schulische oder
                                                                                                                                                                                   T: 01/88 010-
                                                                                                                                                                                                 1480
                                                                                                    Eigentümer des                                                                 E: wieden@api.or.
                                                                                                                      API                                                                             at
                                                                                                   Anton Proksch-In sind die VAMED und die Stiftu
                                                                                                                       stitut Wien, die                         ng                Suchtberatung
                                                                                                   Hauses obliegt                         ärztliche Leitu                                         Mödling
                                                                                                                    Prim. Univ.-Prof                       ng des                 2340 Mödling,

zum wesentlichen Lebensinhalt der Betroffenen wird                berufliche Leistungen auswirkt. Oft findet auch ein
                                                                                                   Für ihn steht die                   . Dr. Michael Musa                                        Sr.-Maria-Resti
                                                                                                                     Orientierung an                           lek.              T: 01/88 010-                   tuta-Gasse 33
                                                                                                  Ressourcen im                           den individuel                                       1360
                                                                                                                   Zentrum jeder                          len                    E: sbmoedling@ap
                                                                                                  schöne Ziele hat                   Suchtbehandlun                                                  i.or.at
                                                                                                                     und diese auch                       g: „Wer
                                                                                                  den wird ein erfül                    erreichen kann                           Suchtberatung

und in weiterer Folge einen massiven Leidensdruck bei             sozialer Rückzug statt, die Nutzung wird verheimlicht
                                                                                                                     ltes Leben mögl                       , für                                 Baden
                                                                                                 die Betroffenen                          ich. Wir unterstütz                    2500 Baden, Helen
                                                                                                                   dabei, ihren indiv                            en                                 enstraße 40/
                                                                                                 in ein gelungene                       iduellen Weg zurüc                      T: 01/88 010-                     4. Stock
                                                                                                                   s (Sozial-)Leben                              k                            1370
                                                                                                Suchtmittel daue                        zu finden. So könn                       E: baden@api.or.a
                                                                                                                    rhaft ihren Reiz                            en                                t

Betroffenen und deren Angehörigen auslöst.                        und es kann zu Konflikten mit primären Bezugspersonen
                                                                                                     Etwa eine von                      verlieren.“
                                                                                                                     zehn Personen                                              Suchtberatung
                                                                                                von Sucht betro                         ist im Lauf ihres                                       Wiener Neustadt
                                                                                                                  ffen. Gerade die                             Lebens            2700 Wr. Neus
                                                                                               und rechtzeitig                       frühzeitige Erken                                        tadt, Lange Gass
                                                                                                                e Behandlung                              nung                 T: 01/88 010-                   e 18
                                                                                               Erkrankung ermö                   dieser chronische                                           1380
                                                                                                                   glicht eine gute                     n

                                                                  kommen. Die Nutzung
                                                                                   » Wer schöne wird        auch als immer weniger
                                                                                               Betroffenen. Zöge                       Prognose für                             E: wr.neustad
                                                                                                                   rn Sie nicht, uns                   die                                   t@api.or.at
                                                                                                                                        zu kontaktiere
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                                                                                                                                                                              2620 Neunkirch
                                                                                                                                                                                              en, Anton-Aign
                                                                                                 Ziele hat und
Kaum repräsentative Studien                                       befriedigend erlebt
                                                                                    den wirund      Versuche,        sie einzuschränken,
                                                                                                                                                                              T: 01/88 010-                  er-Gasse 8
                                                                                                                                                                                            1390
                                                                                    diese auch err                                                                            E: neunkirchen@a
                                                                                                   eic hen kann, für                                                                            pi.or.at
                                                                                           d ein erfülltes
                                                                                    möglich. «             Leben
Für die Gesamtbevölkerung eines Landes repräsentative             scheitern häufig.                              Prim. Univ-Prof.
                                                                                                                                     Dr. Michael Musa
                                                                                                                                                         lek

epidemiologische Studien fehlen derzeit noch weitge-
hend. Vielmehr konzentrieren sich Forschungsarbeiten              Häufig: Soziale Phobien
                                                                                     API_Hilfefolde
                                                                                                   r_L2.indd 1
                                                                                                                                                                                                                                 www.api.or.at

primär auf Onlinebefragungen, die den Bevölkerungs-               Rezente Studien weisen deutlich darauf hin, dass ein                                                                                                                                      09.10.18 10:10

teil, der das Internet nicht nutzt, automatisch ausschlie-        Großteil der Internetabhängigen auch Kriterien für eine
                                                                                                                                                                                                                                     Seit Herbst 2018 bietet
ßen und somit keinen Anspruch auf Repräsentativität               andere psychische Störung erfüllt. Besonders häufig                                                                                                                das API erstmals eine
für die Gesamtbevölkerung haben können. Ein anderes               scheinen hierbei affektive Störungen, Angsterkrankun-                                                                                                              eigene Therapiegruppe für
Selektionsproblem stellt die Beschränkung von Studien             gen – vor allem Sozialphobien – sowie Persönlichkeits-                                                                                                             Online-Gaming-Süchtige
auf bestimmte Altersgruppen (wie zum Beispiel Jugend-             störungen aufzutreten. Weiters finden sich häufig auch                                                                                                             an. Weitere Informationen:
liche) dar. Die letzte Studie zur Internetsucht in Öster-         stoffgebundene Abhängigkeiten, hier vor allem Alkohol-                                                                                                             www.api.or.at
reich stammt aus dem Jahr 2013. Damals galten vier                abhängigkeit oder Nikotinabhängigkeit (vlg. Black et al
Prozent der 15- bis 18-Jährigen als suchtkrank, sechs             1998; Orzack/Orzack 1999; Shapira et al 2000).
Prozent als gefährdet.
                                                                  Abstinenz ist kein Ziel
Das Spiel mit der eigenen Identität                               Wichtig ist, dass eine Abstinenz bei der Internetsucht
Virtuelle Lebenswelten stellen für die Menschen unter-            kein Ziel sein kann, da ein Leben in unserer Gesellschaft
schiedliche Bedürfnisbefriedigungsmöglichkeiten dar.              ohne das Medium Internet kaum vorstellbar ist. In der
Dem Wunsch nach Kommunikation/Zugehörigkeit                       Behandlung bewährt hat sich das sogenannte „Ampel-
(Chat, Online-Spiele, E-Mail, Social Networks etc.), nach         modell“. Wesentlicher Bestandteil der Therapie ist auch
Befriedigung des Spieltriebes (Glückspiel, Online-Spiele          die Vermittlung eines für den Betroffenen plausiblen
aller Art etc.), nach Spiel mit der eigenen Identität (On-        Störungsmodells sowie auch soziale Ängste, Einsam-
line-Rollenspiele, Chat etc.), nach Ausleben sexueller            keit und soziale Konflikte bzw. Interaktionsstörungen
Fantasien (Online-Erotik etc.) und vielem mehr kann on-           in den Therapieplan miteinzubeziehen. In keinem Fall
line unter dem scheinbaren Deckmantel der Anonymität              genügt es, den Patienten oder die Patientin nur auf der
ohne wesentliche Zugangseinschränkungen nachge-                   Symptomebene zu behandeln. Es gilt, auch hier die
gangen werden. Bei Risikopersonen steigert sich dieser            gesunden Anteile der Betroffenen zu stärken, um ihnen
virtuelle Medienkonsum in weiterer Folge immer mehr               einen Ausstieg aus dem Suchtverhalten zu ermöglichen.
zu exzessivem bis hin zu pathologischem Verhalten.                Gleichzeitig sollen im Sinne einer ressourcen-orientier-
        Die eigene Identifikation und Steigerung des              ten Behandlung all jene Kräfte mobilisiert werden, die es
Selbstwertgefühls wird zunehmend online erlebt, was               dem/der Betroffenen in Hinkunft auch möglich machen,
wiederum einen vermehrten Einstieg in die virtuellen              wieder einen ausgewogenen Umgang mit dem Medium
Welten begünstigt. Das ideale virtuelle Alter-Ego ersetzt         Internet zu pflegen (Musalek 2008). Seit Herbst 2018
immer mehr das reale Selbst.                                      gibt es im Anton Proksch Institut eine eigene Therapie-
        Die Bereiche Online-Gaming sowie Kontakt-                 gruppe für Online-Gaming- bzw. Internet-Süchtige. 
börsen dominieren bei der Nutzung auch heute noch,
jedoch haben sich die Relationen etwas verschoben, da
Angebote wie Online-Pornographie, Online-Auktions-
häuser und vor allem soziale Netzwerke ein großes
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Feld der aktuellen Internetnutzung darstellen. Vor                  Stoffungebundene Suchtformen sind ebenso wie stoffgebundene als
allem Social Media werden intensiv genützt. Durch die               hochkomplexe psychische Störungen anzusehen und es braucht daher
flächendeckende Verbreitung des mobilen Internets ist               auch komplexe und vielfältige Behandlungsangebote, um ihrer Herr zu
mit einer Ausweitung des Phänomens zu rechnen.                      werden. Völlige Abstinenz ist nicht bei allen Verhaltenssuchtformen als
        Generell sagt die Nutzungsdauer digitaler                   Therapieziel möglich. Vor allem bei der Online-Sucht kann eine völlige
Medien nichts über eine eventuelle Gefährdung aus,                  Abstinenz zusätzliche Probleme mit sich bringen. Es braucht daher die
allerdings können bestehende psychische oder soziale                Entwicklung von Therapieformen, die über die klassische Orientierung
Probleme durch eine intensive Mediennutzung ver-                    an der Abstinenz hinausgehen. Nur diese ermöglichen den Betroffenen
stärkt werden. Ein Phänomen unserer Zeit ist auch                   einen mäßigen und kompetenten Umgang mit dem Suchtmedium.
„Cybermobbing“, also das Denunzieren anderer User

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