Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE

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Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
VERKEHR UND RAUM

Monitoring
Gotthard-Achse

Vor der Eröffnung: Wirkungssystem,
Ziele und Trends
Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
IMPRESSUM

Herausgeber                                     Produktion
Bundesamt für Raumentwicklung (ARE)             Rudolf Menzi, Kommunikation ARE

Autoren                                         Zitierweise
Aurelio Vigani, ARE                             Bundesamt für Raumentwicklung (2017): Mo-
Gilles Chomat, ARE                              nitoring Gotthard-Achse – Phase A (MGA-A);
                                                Vor der Eröffnung – Wirkungssystem, Ziele
Auftraggeber                                    und Trends, Bern.
Bundesamt für Raumentwicklung (ARE)
Bundesamt für Verkehr (BAV)                     Bezugsquelle
Bundesamt für Strassen (ASTRA)                  Vertrieb: BBL, Bundespublikationen,
Bundesamt für Umwelt (BAFU)                     3003 Bern, Art.-Nr. 812.108.d
Kanton Tessin                                   www.bundespublikationen.admin.ch
Kanton Uri
                                                Download der elektronischen Version:
Auftragnehmer                                   www.are.admin.ch
Gianni Moreni, Rapp Trans
Fabio Giacomazzi, urbass fgm                    Erhältlich auch in italienischer Sprache.
Agostino Clericetti, CSD
Elke Schimmel, Planteam S                       Gedruckt auf Rebello Recycling.

Begleitgruppe                                   10.2017
Ulrich Seewer, ARE
Aurelio Vigani, ARE
Gilles Chomat, ARE
Helmut Honermann, ARE
Mélanie Attinger, BAV
Matthias Wagner, BAV
Jörg Häberli, ASTRA
Nikolaus Hilty, BAFU
Paolo Poggiati, Kanton Tessin
Ruth Nydegger, Kanton Tessin
Ronnie Moretti, Kanton Tessin
Daniel Pittet, Kanton Tessin
Marco Achermann, Kanton Uri
Franziska Büeler, Kanton Uri
Roger Brunner, Kanton Uri
Christophe Siegenthaler, BFS
Annette Spoerri, SECO
Simon Coray, Programm San Gottardo 2020
Patrick Buetzberger, SBB
Philipp Buhl, SBB
Stefan Lüthi, BHP – Brugger und Partner AG

Redaktionelle Bearbeitung
Urs Steiger, steiger texte konzepte beratung,
Luzern

Gestaltung
Kurt Brunner, Palézieux

Fotos
Nicola Demaldi, Bellinzona
Christof Hirtler, Altdorf
Carlo Iazeolla, Massagno
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VERKEHR UND RAUM

Monitoring Gotthard-Achse
Vor der Eröffnung: Wirkungssystem, Ziele und Trends
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INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT                                                        3

1 Die neue Gotthard-Achse                                      4
2 Das Projekt «Monitoring Gotthard-Achse»                      6
    2.1 Auswirkungen neuer Verkehrsinfrastrukturen             6
    2.2 Besonderheiten des MGA                                 6
    2.3 Welche Faktoren beeinflussen die Entwicklungen?        7
    2.4 Untersuchungsgebiet                                    8
3 Akteure und Zielsetzungen                                    9
4 Hypothesen                                                  11
5 Entwicklungen vor der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels   13
    5.1 Güterverkehr                                          13
    5.2 Personenverkehr                                       15
    5.3 Umweltqualität                                        17
    5.4 Sozioökonomische Entwicklung                          18
    5.5 Räumliche Entwicklung                                 22
6 Interpretation                                              28
    6.1 Vorgezogene Effekte                                   28
    6.2 Trends und Ziele: Stimmen sie überein?                29
    6.3 Ausblick – Auswirkungen auf die nächsten Phasen       31

2
Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
VORWORT

Das Jahr 2016 stand ganz im Zeichen der Eröffnung des längsten Eisenbahntunnels der Welt und wird zu Recht       ULRICH SEEWER
                                                                                                                 Vizedirektor ARE
als «Jahr des Gotthards» in die Geschichte eingehen. Ab 2020 wird die Schweiz nach der Eröffnung des Ceneri-

Basistunnels und des 4-Meter-Korridors für den Güterverkehr über eine moderne, ununterbrochene Flachbahn

durch die Alpen verfügen. Die neue Gotthard-Eisenbahnachse – von manchen gar als Jahrhundertbauwerk

bezeichnet – ist Teil eines komplexen Geflechts von Verkehrsflüssen und Interessen: Aus gesamteuro­

päischer Sicht ist der Gotthard das Herzstück des europäischen intermodalen Güter­verkehrskorridors zwi-

schen Rotterdam und Genua. Für die Schweiz ist die Neue Eisenbahn-Alpentransversale das wichtigste Ele-

ment der Verlagerungspolitik, welche die Alpenregion vor den schädlichen Auswirkungen des Transitverkehrs

schützen soll. Auf der regionalen Ebene haben die Kantone Tessin und Uri, durch deren Territorium der neue

Korridor verläuft, verschiedene strategische Ziele formuliert und Massnahmen ergriffen, um die von der neu-

en Infrastruktur gebotenen Chancen zu nutzen und gleichzeitig die möglichen Risiken zu vermindern.

Die Bedeutung der neuen Gotthard-Achse für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung auf interna-

tionaler, nationaler und regionaler Ebene steht ausser Frage. Aber wie wird sich dieses Grossbauwerk tat­

sächlich auf die Verkehrsströme und die betroffenen Gegenden auswirken? Welche Regionen werden einen

greifbaren Nutzen daraus ziehen? Inwiefern wird das neue Verkehrsangebot zur Verwirklichung der strate­

gischen Ziele des Bundes und der Kantone beitragen? Welche allfälligen Korrekturmassnahmen müssen noch

ergriffen werden?

Diese Fragen sollen mit dem Projekt «Monitoring Gotthard-Achse» (MGA) beantwortet werden. Das Projekt be-

inhaltet eine Langzeituntersuchung (2015–2025) über die Auswirkungen der neuen Verkehrsinfrastruktur auf

den Personen- und Güterverkehr, die Umwelt sowie auf die wirtschaftliche und räumliche Entwicklung in den

Kantonen Tessin und Uri. Bereits die Studienreihe «Räumliche Auswirkungen der Verkehrsinfrastrukturen», die in

den 2000er-Jahren vom ARE lanciert wurde, hat deutlich gemacht, dass zwischen Infrastrukturen und ihren Aus-

wirkungen keine automatische Kausalbeziehung besteht. Vielmehr werden die Auswirkungen massgeblich durch

die proaktive Fähigkeit der verschiedenen Akteure geprägt, vorhandene Potenziale zu erkennen und zu nutzen.

Ziel des MGA ist es, die wichtigsten Auswirkungen auf Verkehr, Umwelt, Wirtschaft und Raumentwicklung vor,

während und nach der Inbetriebnahme der neuen Gotthard-Eisenbahnachse zu messen und die beobachte-

ten Wirkungen in einen Zusammenhang mit den verkehrs-, raum- und wirtschaftspolitischen Zielen auf nati-

onaler und regionaler Ebene zu stellen. Auf diese Weise sollen allfällige unerwünschte Entwicklungen früh-

zeitig erkannt und den zuständigen Akteuren Hinweise vermittelt werden, wo sich Begleitmassnahmen

aufdrängen und wie diese zu koordinieren sind.

Das Projekt MGA steht unter der Federführung des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) und wird von den

Bundesämtern für Verkehr (BAV), Strassen (ASTRA) und Umwelt (BAFU) sowie von den Kantonen Tessin und Uri

mitgetragen. Das ARE wünscht sich, dass dieses Projekt in Zukunft als Modell für ein systematisches Monito-

ring der räumlichen Auswirkungen neuer Verkehrsinfrastrukturen Verwendung findet und sich in die laufende

Planung der Handlungsräume im Sinne des Raumkonzepts Schweiz einfügen wird.

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                                     3
Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
1 Die neue Gotthard-Achse

                                           Die Einweihung des Gotthard-Basistunnels (GBT) –         abzuwickeln. Gleichzeitig bildet die NEAT das
                                           des längsten Bahntunnels der Welt – am 1. Juni 2016      Kernstück des multimodalen Rhein-Alpen-Ver-
                                           und dessen kommerzielle Inbetriebnahme im De-            kehrskorridors zwischen den Häfen von Genua
                                           zember 2016 markieren zusammen einen zentralen           und Rotterdam.
                                           Meilenstein beim Bau der Neuen Eisenbahn-Al-
                                           pentransversale (NEAT). Dieses schweizerische            Am Gotthard umfasst die NEAT zwei Grossbau-
                                           Grossprojekt war Anfang der 1990er-Jahre lanciert        werke: den Gotthard-Basistunnel (GBT) und den
                                           und von der Schweizer Stimmbevölkerung in meh-           Ceneri-Basistunnel (CBT). Zudem wird die Stre-
                                           reren Volksabstimmungen gutgeheissen worden.             cke zwischen Basel und Chiasso sowie Luino und
                                                                                                    auf den Zulaufstrecken zu den Terminals in Italien
                                           Mit den beiden Achsen «Gotthard» und «Lötsch-            für den Transport von Lastwagen mit einer Eckhö-
                                           berg» stellt die NEAT die wichtigste Massnahme           he von vier Metern (4-Meter-Korridor) ausgebaut.
                                           zur Umsetzung der schweizerischen Verlage-               Diese Bauwerke werden die Leistung der multimo-
                                           rungspolitik dar. Diese hat zum Ziel, den Güter-         dalen Gotthard-Achse bis 2020 deutlich steigern.
                                           verkehr auf der Schiene statt auf der Strasse
                                                                                                    Die neue Gotthard-Eisenbahnachse verläuft im
Die Gotthard-Achse                                                                                  Norden durch den nördlichen Teil der landwirt-
                                                                                                    schaftlich und industriell geprägten Reussebene
Die Gotthard–Achse umfasst folgende Elemente (in der Reihenfolge der Eröffnung):                    und mündet am Südportal in die industriell ge-
—   Gotthard-Passstrasse                                                                            prägte und zersiedelte Ebene der Riviera zwischen
—   Gotthardbahn-Bergstrecke mit dem Gotthardtunnel und dem Ceneri-Tunnel (Eröffnung: 1882)         Biasca und Bellinzona. Anschliessend durchquert
—   Autobahn A2 Basel (F/D) – Gotthard-Strassentunnel (Eröffnung: 1980) – Chiasso/Como (I)          die neue Infrastruktur stark städtisch geprägte
—   Neue Gotthardbahn-Basislinie mit dem GBT (Eröffnung: 2016), dem CBT und dem 4-Meter-Korridor    Gebiete: zuerst die Agglomeration von Bellinzo-
    (Eröffnung auf 2020 geplant)                                                                    na und nach dem neuen Ceneri-Basistunnel das
                                                                                                    Stadtgebiet von Lugano mit dem Luganersee bis
Länge                                                                                               zum Mendrisiotto, wo die Zersiedlung und der
Gotthard-Basistunnel (GBT)                 57 km                                                    Raum sich schliesslich in Richtung Italien, gegen
Ceneri-Basistunnel (CBT)                   15,4 km                                                  Como und Varese, öffnen.

Bauzeit                                    17 Jahre für den GBT

Aktuelle Kostenprognosen
Gotthard-Basistunnel (GBT)                 12,2 Milliarden Franken*
Ceneri-Basistunnel (CBT)                   3,2 Milliarden Franken*
NEAT (insgesamt)                           22,6 Milliarden Franken*
4-Meter-Korridor                           0,8 Milliarden Franken*
                                           * inkl. Teuerung, MWST und Bauzinsen

Kapazität                                  bis zu 6 Güterzüge pro Stunde und Richtung
neue Gotthard-Eisenbahnachse               (rund 260 Güterzüge pro Tag)
                                           Personenzüge: im Stundentakt, jede zweite Stunde im
                                           Halbstundentakt

Angestrebter Zeitgewinn (ab 2020)          Zürich–Lugano: 45 Minuten (1 Std. 53 Min. statt 2 Std.
                                           38 Min.)
                                           Lugano–Locarno: 25 Minuten (30 Min. statt 55 Min.)
                                           Zürich–Mailand: 60 Minuten (3 Std. statt 4 Std.)

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Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
Nordportal des Gotthard-
                                                                                          Basistunnels

Abb. 1
Streckenverlauf
                                                                          1                                      Zürich
                                                          Thalwil
1    Zimmerberg-Basistunnel
     Gesamtlänge: 20 km                                   Litti
                                                                                                                 Zug
 2   Gotthard-Basistunnel
     Gesamtlänge: 57 km
                                                                                                                 Arth-Goldau
 3   Ceneri-Basistunnel                                                                                          Schwyz
     Gesamtlänge: 15 km

Tunnel        Offene Strecke                                                                                     Altdorf
                                                          Erstfeld
                               AlpTransit Gotthard
			                            1. Etappe                  Amsteg

                               zurückgestellt
                               Bahn 2000                                                                         Sedrun
                                                                              2
                               bestehende Bahnlinie
                               Schacht, Stollen

                                                          Faido
                                                                                                                 Bodio
                                                                                                                 Biasca
                                                                                                                 Giustizia

                                                                                                                 Bellinzona
                                                                                                                 Camorino
                                                                                      3

                                                          Vezia                                                  Lugano

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017           5
Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
2 Das Projekt «Monitoring Gotthard-Achse»

                    2.1 AUSWIRKUNGEN NEUER                                        chenzusammensetzung, Arbeitsplätzen, Bevöl-
                    VERKEHRSINFRASTRUKTUREN                                       kerung oder Bodennutzung zu erklären. Die ge-
                                                                                  sellschaftlichen und wirtschaftlichen Potenziale
                    Neue Verkehrsinfrastrukturen haben oft Auswir-                einer Region sowie die Strategien der Akteure
                    kungen auf die Entwicklung des Verkehrs, der räum-            (Unternehmen, Politiker, Verkehrsnutzer) spie-
                    lichen Strukturen oder der Wirtschaft. Allerdings             len ebenfalls eine massgebliche Rolle. Generell
                    spielen dabei viele weitere Faktoren mit vielfäl­             verstärken oder schwächen neue Infrastruktu-
                    tigen Wechselwirkungen eine Rolle. Angesichts der             ren bereits bestehende Entwicklungen, führen
                    erheblichen finanziellen Beträge, die in die Ver-             jedoch nur sehr selten zu einer Trendwende.
                    kehrsinfrastrukturen investiert werden, ist es
                    notwendig, deren Auswirkungen und die Voraus-                 Für die neue Gotthard-Achse stellen sich damit
                    setzungen für eine bestmögliche Nutzung genau                 eine Reihe von Fragen: Welche Vorteile werden
                    zu kennen. Im Rahmen des Programms «Räumli-                   die neuen Infrastrukturen für Verkehr und Raum
                    che Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen»                 mit sich bringen, und wer wird den eigentlichen
                    (EIT) hat das Bundesamt für Raumentwicklung                   Nutzen daraus ziehen? Wo liegen die potenziel-
                    (ARE) deshalb in den letzten 15 Jahren in Zusam-              len Risiken? Welche flankierenden Massnahmen
                    menarbeit mit anderen Bundesämtern und den                    sind notwendig, um die anvisierten Ziele zu errei-
                    betroffenen Kantonen Fallstudien zu Infrastruk-               chen? Diese Fragen führten zum Projekt «Monito-
                    turen durchgeführt.                                           ring Gotthard-Achse» (MGA), das unter der Feder-
                    Diese zeigen, dass Auswirkungen auf den Verkehr               führung des Bundesamts für Raumentwicklung
                    relativ rasch auftreten. Nach der Eröffnung des               (ARE) in Zusammenarbeit mit den Bundesämtern
                    Lötschberg-Basistunnels beispielsweise hat der                für Verkehr (BAV), Strassen (ASTRA) und Umwelt
                    Personenverkehr auf der Schiene zwischen dem                  (BAFU) sowie mit den Kantonen Tessin und Uri
                    Kanton Bern und dem Wallis innert 5 Jahren um                 realisiert wird.
                    74 Prozent zugenommen. Die räumlichen Auswir-
                    kungen dagegen werden in der Regel überschätzt
                    und zeigen sich zu unterschiedlichen Zeitpunk-                2.2 BESONDERHEITEN DES MGA
                    ten – einige bereits vor der Inbetriebnahme der
                    neuen Infrastruktur, andere erst viele Jahre später.          Im Gegensatz zu früheren Studien, die in der Re-
                    Zwischen der Realisierung einer Verkehrsinfra­                gel die Auswirkungen nach der Inbetriebnahme
                    struktur und der räumlichen Entwicklung be-                   neuer Infrastrukturen untersuchten, erstellt das
                    steht zudem kein unmittelbarer und automati-                  MGA eine Langzeitbewertung, die drei Phasen
                    scher Kausalzusammenhang. Jede Verbesserung                   umfasst (vgl. Abb. 2): eine Analyse vor der Eröff-
                    bei der Erschliessung einer Region bildet zwar ei-            nung des GBT (Phase A), eine Analyse einige Jah-
                    nen wichtigen Faktor; sie allein ist jedoch nicht             re nach der Inbetriebnahme des GBT, aber vor der
                    in der Lage, die Veränderungen bezüglich Bran-                Eröffnung des CBT (Phase B), und eine Analyse

Abb. 2
                    Meilensteine                          Dezember 2016                   Dezember 2020
MGA-Projektphasen
                                                          Inbetriebnahme GBT              Inbetriebnahme CBT

                    		4-Meter-Korridor

                    Phasen          Evaluation A                   Evaluation B                             Evaluation C

                    2012     2013   2014   2015    2016    2017   2018    2019     2020    2021      2022   2023   2024    2025

                    Vorstudie              Trendszenario Gotthard-Achse

                    6
Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
nach der kompletten Inbetriebnahme der Gott-                 dem Verhalten der verschiedenen Akteure.
hard-Eisenbahnachse mit dem 4-Meter-Korridor                 Die räumlichen Auswirkungen lassen sich zwei
(Phase C). Die vorliegende Broschüre berichtet               Gruppen zuordnen:
über Phase A.                                                  Die physischen Auswirkungen umfassen
                                                             alle sichtbaren landschaftlichen Veränderun-
Das MGA unternimmt zudem den Versuch, die be-                gen wie neue Bauten, die Entwicklung der Sied-
obachteten Entwicklungen in Bezug zu setzen zu               lungsdichte oder die Neugestaltung öffentli-
den verschiedenen strategischen Zielen des Bun-              cher Räume.
des sowie der betroffenen Kantone, Regionen und                Die funktionalen Auswirkungen umfassen
Gemeinden. Das MGA soll damit auch zeigen, in-               alle sozioökonomischen Veränderungen der
wieweit die Auswirkungen der Gotthard-Achse                  Charakteristiken und Strukturen der Räume
mit den Zielen übereinstimmen, die der Bund und              sowie ihrer gegenseitigen Beziehungen, bei-
die Kantone Tessin und Uri mit ihrer Verkehrs- und           spielsweise Pendlerbeziehungen zwischen
Raumentwicklungspolitik anstreben.                           Regionen, wirtschaftliche Spezialisierungen
                                                             (Cluster) oder Veränderungen bei der Auftei-
                                                             lung der Zentrumsfunktionen.
2.3 WELCHE FAKTOREN BEEINFLUSSEN                         — Potenziale stellen diejenigen Faktoren dar, die    Abb. 3
DIE ENTWICKLUNGEN?                                           die Auswirkungen der veränderten Erreich-        Wirkungssystem von Infrastrukturen

Die Dynamik der räumlichen Entwicklung wird
durch zahlreiche Einzelfaktoren bestimmt, die
zusammenwirken und sich gegenseitig beein-
flussen. Dieses Zusammenspiel lässt sich wie
                                                                                            Infrastrukturen
folgt darstellen (vgl. Abb. 3):

— Direkte Auswirkungen von Infrastrukturen
    ergeben sich beispielsweise beim Personen-
    und Güterverkehrsaufkommen oder allge-
    meiner beim Verhältnis zwischen Strassen-
                                                               Externe                          Direkte                       Normativer
    und Schienenverkehr (Modalsplit) mit direk-                                              Auswirkungen
                                                               Faktoren                                                        Rahmen
    ten Folgen für die Umwelt (Luftqualität und
    Lärmbelastung).

— Räumliche Auswirkungen ergeben sich aus
    dem Zusammenwirken dieser direkten Aus-
    wirkungen, den räumlichen Potenzialen und

                                                                                              Räumliche
                                                                                             Auswirkungen

                                                              Potenziale                                                         Akteure

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                                  7
Monitoring Gotthard-Achse - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
Risiken zu reduzieren. Diese Massnahmen sol-
                                                                                                                len in den nächsten Phasen des Monitorings
                                                                                                                kontrolliert und bewertet werden.

                                                                                                             — Einfluss auf das gesamte System üben auch
                                                                                                                aus:
                                      1                                                                           Normativer Rahmen: Ziele der Verkehrs- und
                                              2
                                                                                                                Raumentwicklungspolitik, die der Bund, die
                                                      4
                                                                                                                Kantone, Regionen und Gemeinden in Geset-
                                                                                                                zen, Plänen und Leitlinien festgehalten haben
                                          3
                                                                                                                  Externe Faktoren, die einen direkten Einfluss
                                                                                                                haben, jedoch unabhängig sind vom unter-
                                      5                                                                         suchten Raum und von den neu gebauten Infra­
                                                                                                                strukturen; beispielsweise die internationale
                                                                                                                Wirtschaftskonjunktur, transkontinentale Wa-
                                                      6                7
                                                                                                                renflüsse, die Entwicklung der Anzahl Grenz-
                                                                                                                gängerinnen und Grenzgänger oder des Euro-
                                                                                                                Franken-Wechselkurses
                                              9                        8

                                                                            11
                                                      10          12                                         2.4 UNTERSUCHUNGSGEBIET
                                                                  13
                                                                       14
                                                                                                             Die direkten und die räumlichen Auswirkungen der
                                                             14        15
                                                                                                             neuen Gotthard-Achse zeigen sich auf unterschied-
                                                                                                             lichen Ebenen, zu unterschiedlichen Zeitpunkten
                                                                                                             und in unterschiedlichem Ausmass. Beispielswei-
                                                                           16
                                                                                                             se sind die sozioökonomischen Auswirkungen auf
                                                                                                             regionaler Ebene möglicherweise positiv, wäh-
                                                                                                             rend entlang der Eisenbahnstrecken (Korridor) ne-
                                                                                                             gative Umweltauswirkungen und in Bahnhofsnähe
Abb. 4                                                     barkeit verstärken oder abschwächen kön-          (lokal) neutrale Auswirkungen auftreten können.
Untersuchungsgebiet MGA-Regionen                           nen. Das MGA betrachtet als Potenziale auf        Um den unterschiedlichen Phänomenen gerecht
                                                           regionaler Ebene insbesondere die Verteilung      zu werden, untersucht das MGA die Wirkungen
1    Seegemeinden                                          der Bevölkerung und der Arbeitsplätze (ein-       auf verschiedenen Ebenen (multiskalarer Ansatz).
2    Unteres Reusstal                                      schliesslich ihrer Typologie), die Übernachtun­
3    Oberes Reusstal                                       gen und standortrelevante Aspekte wie Boden-      — Die Auswirkungen auf Verkehr (Aufkommen,
4    Seitentäler                                           nutzung, Verfügbarkeit von Bauland und Be-           Modalsplit usw.) und Umwelt werden vor allem
5    Urserntal                                             sonderheiten der Landschaften.                       auf Korridorebene analysiert. Vergleiche mit
6    Leventina                                                                                                  Alpentransitachsen in der Schweiz und im Aus-
7    Blenio                                       — Akteure sind öffentliche Institutionen, Privat­             land ergänzen die Untersuchung.
8    Riviera                                               unternehmen, Vereinigungen, Stakeholder und       — Die wirtschaftlichen und räumlichen Auswir-
9    Valli Locarnese                                       Bürgerinnen und Bürger, die mit ihrem Verhal-        kungen werden auf zwei Ebenen analysiert:
10   Sponda destra Locarnese                               ten versuchen, aus der neuen Infrastruktur             Regionale Ebene: Die Kantone Tessin und
11   Bellinzona                                            Nutzen zu ziehen. In Phase A des MGA wurden          Uri werden in 16 Regionen unterteilt (11 Tes-
12   Piano di Magadino e Gambarogno                        mittels einer Umfrage vor Eröffnung des GBT          sin/5 Uri).
13   Vedeggio e Basso Malcantone                           2016 rund 50 öffentliche und private Akteure           Lokale Ebene: Verfeinerte Analysen auf Ge-
14   Valli di Lugano                                       zu den möglichen Auswirkungen des neuen Ver-         meindeebene oder im Umfeld der Bahnhöfe
15   Lugano                                                kehrsangebots befragt sowie zu Massnahmen,           als jener Zonen, die am wahrscheinlichsten von
16   Mendrisiotto                                          die helfen sollen, Chancen zu nutzen und/oder        der veränderten Erschliessung profitieren.

                                                  8
3 Akteure und Zielsetzungen

Die ursprüngliche Begründung für das Projekt der         die der Bund und die Kantone Tessin und Uri mit
neuen Gotthard-Eisenbahnachse liegt in verkehrs­         der Gotthard-Achse verfolgen, sind in gesetzli-
politischen Zielen, die eng mit dem Schutz der Al-       chen Grundlagen, Konzepten und den jeweiligen
pen vor Transitverkehr verbunden sind, wie er in         Richtplänen festgelegt.
Artikel 84 der Bundesverfassung (BV) verankert ist.
In der langen Entwicklungsphase des Projektes –          In der Verkehrspolitik steht die Verlagerung des
erste Skizze 1947, Planung in den 1970er- und            Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene im
1980er-Jahren, Realisierung ab den 1990er-Jah-           Vordergrund, wie sie in der Bundesverfassung (BV)
ren – kamen weitere Interessen und Zielsetzun-           und im Güterverkehrsverlagerungsgesetz (GVVG)
gen unterschiedlicher öffentlicher und privater          festgelegt ist. Für den Güterschwerverkehr auf
Akteure hinzu, die die Auswirkungen dieser neuen         den Transitstrassen im Alpengebiet legt das GVVG
Verkehrsinfrastruktur beeinflussen. Die beteilig-        als Ziel höchstens 650 000 Fahrten pro Jahr fest,
ten Akteure nutzen die veränderte Erschliessung          das spätestens 2 Jahre nach Inbetriebnahme des
und das neue Verkehrsangebot, um Wirtschafts-            Gotthard-Basistunnels zu erreichen ist. Zudem
ansiedlungen zu fördern. Die institutionellen Ak-        werden eine bessere Anbindung an die euro­
teure haben das NEAT-Projekt zunehmend in ihre           päischen Hauptverkehrsachsen sowie gezielte
Richtplanung (Kantone) und ihre Entwicklungs-            Verbesserungen zwischen den Zentren auf der
stra­tegien (u. a. SBB, Tourismusorganisationen) in-     Achse Zürich–Tessin–Mailand angestrebt.
tegriert. Die direkten und die indirekten Ziele,

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                                 9
In der Raumordnungspolitik verfolgen die ver-          ten im Bereich des Tourismus, der Innovations-
schiedenen Akteure gemäss dem Raumkonzept              förderung sowie der neuen Regionalpolitik ange-
Schweiz (RKCH) das gemeinsame Ziel einer poly-         passt. Dies beinhaltet unter anderem die gezielte
zentrischen Raumentwicklung, die die Besonder-         Unterstützung der Täler und Randregionen, bei-
heiten der verschiedenen urbanen und ländlichen        spielsweise Subventionen für die Erarbeitung ei-
Räume aufwerten soll. Das Raumplanungsgesetz           ner neuen touristischen Positionierung und der
(RPG) gibt grundsätzlich den haushälterischen          dazu notwendigen Leuchtturm-Projekte. Optimie-
Umgang mit dem Boden, die Siedlungsentwick-            rungen und Investitionen im Bereich des öffent-
lung nach innen (Art. 1 RPG) und die Begrenzung        lichen Verkehrs stellen beidseits des Gotthards
der Bauzonen (Art. 15 RPG) vor und verlangt die Ab-    zentrale Handlungsfelder dar. Dazu zählen Infra-
stimmung von Siedlung und Verkehr (Art. 3 RPG).        strukturmodernisierungen, Tarifharmonisierungen
Das Zweitwohnungsgesetz (ZWG) begrenzt den             oder Optimierungen der Schnittstellen zwischen
Bau von Zweitwohnungen. Auf kantonaler Ebene           den verschiedenen Verkehrsträgern. Im Kanton
konkretisieren und ergänzen die kantonalen Richt-      Uri gehört speziell die Planung eines neuen Kanto-
pläne (RP) beziehungsweise das Tessiner Raum-          nalbahnhofs in Altdorf dazu, der eine zentrale Rol-
planungsgesetz (LST) und das Urner Planungs-           le im Agglomerationsprogramm «unteres Reuss-
und Baugesetz (PBG) die übergeordneten Ziele           tal» und für den Entwicklungsschwerpunkt Urner
des Bundes.                                            Talboden spielt.
                                                       Im Tourismus wurden beidseits des Gotthards die
Nebst den generellen Raumplanungszielen formu-         Marketingaktivitäten verstärkt und neue Ange-
lieren das Raumkonzept Schweiz und die kantona-        bote wie das «Ticino Ticket» (freier Zugang für Tou-
len Richtpläne regionsspezifische Ziele, etwa          risten und Touristinnen) oder das «Tunnelfenster
eine bessere Vernetzung und einen Ausgleich zwi-       Amsteg» (Museum, Bahnerlebniswelt) lanciert.
schen Regionen und Agglomerationen innerhalb           Nebst den Verbesserungen des Verkehrsangebots
der Città Ticino. Zudem soll die Città Ticino besser   im Güter- und Personenverkehr haben die SBB ver-
ins Städtenetz Schweiz und in den Metropolitan-        schiedene Bahnhöfe entlang der Achse renoviert,
raum Mailand integriert werden. Der Kanton Uri         neue geschaffen oder planen dies für die Zukunft.
soll besser an die Wirtschaftsräume im Norden
und Süden angeschlossen und das untere Reuss-
tal als Schlüsselgebiet für die wirtschaftliche Po-
sitionierung gefördert werden.
Im Gotthardgebiet soll die Erschliessung durch
die Bahn mit der Gotthard-Bergstrecke aufrecht-
erhalten bleiben. Durch interkantonale Zusam-
menarbeit sollen der Schutz der Naturlandschaft
sowie die wirtschaftliche Entwicklung gleicher-
massen gewährleistet werden. Dazu trägt unter
anderem das Programm «San Gottardo» bei, das
die Umsetzung der Neuen Regionalpolitik (NRP) in
der Gotthardregion zum Ziel hat.

Beidseits des Gotthards haben sich die staatli-
chen Akteure ebenso wie jene aus Wirtschaft,
Gesellschaft und Kultur auf die Inbetriebnahme
der neuen Verkehrsachse vorbereitet, um daraus
bestmöglichen Nutzen zu ziehen. So hat der Kan-
ton Tessin verschiedene wissenschaftliche Stu-
dien erarbeitet und darauf aufbauend beispiels-
weise die Gesetzgebung und Fördermöglichkei­

10
4 Hypothesen

Für das MGA wurden rund 50 Hypothesen for-
                                                         Region (MS-Regionen)      Bevölkerung            Wirtschaft                   Tourismus
muliert, die als die wahrscheinlichsten Entwick-
lungen erscheinen. Zu Themen, für die sich Hy-           Uri
pothesen sehr schwer aufstellen liessen, wurden
                                                         Tre Valli
die wichtigsten Fragen formuliert, die in den ver-
schiedenen Phasen des MGA beantwortet wer-               Bellinzona
den sollen.
                                                         Locarno

Trendszenario Gotthard-Achse                             Lugano
Unter dem Titel «Trendszenario Gotthard-Achse»
                                                         Chiasso-Mendrisio
wurde 2015 eine erste qualitative Schätzung der
möglichen Auswirkungen der neuen Gotthard-
Achse auf die Raumentwicklung sowie den Perso-                 zeuge; Verbesserung dank des weiterhin rück-      Abb. 5
nen- und Güterverkehr vorgenommen. Die Ergebnis-               läufigen Strassenschwerverkehrs möglich           Ergebnisse Trendszenario
se daraus bilden eine wissenschaftliche Grund-                                                                   Gotthard-Achse
lage für die Analysemethode des Projekts MGA.            — Lärm
                                                                Deutliche Lärmminderung entlang der um-                Steigerung/positive Effekte
Wichtigste Hypothesen für das Monitoring                       fahrenen Bergstrecken                                   keine Veränderung/neutrale Effekte
Gotthard-Achse                                                  Mehrbelastung nördlich und südlich der Ba-             Reduktion/negative Effekte
Mobilität von Personen und Gütern:                             sistunnel aufgrund der Verkehrszunahme
— Personenverkehr                                               Mittelfristige Lärmminderung dank techni-        MS-Regionen gemäss Bundesamt
      Schrittweise Zunahme der auf der Schiene                 scher Verbesserungen des Rollmaterials und        für Statistik
    beförderten Passagiere                                     neuer Gesetzesbestimmungen (z. B. Verbot
      Zunahme der Tagesausflüge und Kurzauf-                   von Gussbremsen)
    enthalte (Wochenende) zulasten längerer
    Aufenthalte                                          — Bodennutzung
      Nach der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels:               Landverbrauch und Landschaftsverände-
    Verkehrsverlagerung des Pendlerverkehrs von                rungen durch die Infrastruktur
    der Strasse auf die Schiene innerhalb des Tes-              Verschärfung des Siedlungsdrucks in der Um-
    siner Verkehrssystems                                      gebung der besser erschlossenen Bahnhöfe
      Sofern die Bergstrecken beibehalten wer-                  Wachsende Nachfrage durch Wirtschaftsak-
    den: keine nennenswerten Veränderungen                     teure, die die neue Infrastruktur speziell nut-
    betreffend Herkunfts- und Zielort in den mit               zen können (Logistik)
    den Basistunneln umfahrenen Regionen (obe-                  Die generellen Auswirkungen auf den Land-
    res Reusstal, Leventina, Vedaggio-Tal)                     verbrauch und die Landschaftsqualität lassen
— Güterverkehr                                                 sich schwer bestimmen (Zunahme bestimmter
      Schrittweise Zunahme der auf der Schiene                 Bedürfnisse, Konzentration in Bahnhofsnähe)
    beförderten Gütertonnagen                                  und hängen wesentlich von den flankierenden
      Anreize für die Verkehrsverlagerung von der              Massnahmen, insbesondere der Raumpla-
    Strasse auf die Schiene                                    nung, ab.
      Wachsender Marktanteil der neuen Gott-
    hard-Achse gegenüber dem Lötschberg-Sim-             Wirtschaftsentwicklung
    plon-Korridor                                               Positive Auswirkung auf die Wirtschafts-
                                                               entwicklung der Città Ticino und des Kantons
Umwelt                                                         Uri dank besserer Integration in das schwei-
— Luftverschmutzung                                            zerische und lombardische Städtenetz. Der
      Luftschadstoffentlastung, vor allem in den               Wachstumsschub könnte sich auch auf die Ag-
    Alpentälern (oberes Reusstal, Leventina), dank             glomerationsgürtel mit guter ÖV-Anbindung
    technischer Verbesserungen der Motorfahr-                  ausdehnen.

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                                    11
Mögliche Zuspitzung des wirtschaftlichen        Städte (gemäss dem Raumentwicklungskon-
                                   Gefälles zwischen Zentrums- und Randzonen        zept der Città Ticino)
                                    Wirtschaftlich positive Auswirkungen vor         Wahrscheinlich stärkere Dynamik (Bautätig-
                                   allem auf den Tourismussektor und die da-        keit, Wohnungsmarkt, Schaffung von Arbeits-
                                   mit verbundenen Tätigkeiten sowie die spe-       plätzen usw.) im Umfeld der am besten er-
                                   zialisierten Unternehmensdienstleistungen.       schlossenen Bahnhöfe. Allerdings stellt sich
                                   Die Entwicklung wird allerdings stark von ex-    die Frage, ob es dadurch zu einer Spezialisie-
                                   ternen Faktoren wie dem Wechselkurs des          rung und gegenseitigen Ergänzung der ver-
                                   Schweizer Frankens abhängen.                     schiedenen Zentren oder eher zu einer Kon-
                                    Im Tourismus stellt sich die Frage der Ent-     kurrenzierung und Verzettelung kommt.
                                   wicklung der touristischen Profile. Werden        Mögliche Stärkung der Zentrumsfunktion
                                   die verringerten Fahrzeiten dem Tagestouris-     von Altdorf
                                   mus Auftrieb verleihen? Wird diese Entwick-       Angesichts der komplexen Wechselwirkun-
                                   lung als Ergänzung oder auf Kosten des Über-     gen sind die wirtschaftlichen, demografi-
                                   nachtungstourismus erfolgen? Werden die          schen und baulichen Entwicklungen auf un-
                                   Gebiete, die eine Umweltverbesserung erfah-      terschiedlichen räumlichen Ebenen der bei-
                                   ren (oberes Reusstal und Leventina), in tou-     den Kantone differenziert zu verfolgen.
                                   ristischer Hinsicht davon profitieren können?

                              Räumliche Auswirkungen
                                    Bessere Integration der Kantone Tessin und
                                   Uri in das schweizerische und norditalienische
                                   Städtenetz
                                    Mögliche Stärkung der polyzentrischen Struk-
                                   tur des Kantons Tessin und der gegenseitigen
                                   Ergänzung (Komplementarität) der Tessiner

Urner Reusstal bei Erstfeld

                              12
5 Entwicklungen vor der Eröffnung
des Gotthard-Basistunnels
                                                                                                                Abb. 6
5.1 GÜTERVERKEHR
                                                         100 %                                                  Verkehrsart (Modalsplit) am Gotthard
                                                                                                                nach Verkehrsmodus, 2014
Der Gotthard-Basistunnel bildet die wichtigste            80 %
Massnahme der schweizerischen Politik zur Ver-
                                                          60 %                                                      Strasse
lagerung des alpenquerenden Verkehrs von der
                                                                                                                    Schiene
Strasse auf die Schiene (Verlagerungspolitik), für        40 %
welche der Bund genaue und ehrgeizige Ziele de-
                                                          20 %
finiert hat.
Der alpenquerende Güterverkehr auf der Strasse             0%
beeinträchtigt die Umweltqualität und die Raum­                  Binnen-   Import   Export   Transit   Total
entwicklung der durchquerten Regionen in er-                     verkehr

heblichem Masse. Die Verlagerung des Verkehrs
auf die Schiene verbessert zwar die Sicherheit und
                                                                                                                Abb. 7
den Fluss des Strassenverkehrs. Zudem reduziert
                                                          80 %                                                  Marktanteile der Bahn am Gotthard,
sie die Belastung mit Luftschadstoffen. Die inten-
                                                                                                                1999 und 2014
sive Nutzung der Schiene für den Güterverkehr
                                                          60 %
beschränkt jedoch die Kapazitäten für den Per-
                                                                                                                    1999
sonenverkehr. Zudem belastet der rege Güterver-
                                                          40 %                                                      2014
kehr die dicht besiedelten Regionen, insbesonde-
re während der Nachtstunden (Lärmbelastung).
                                                          20 %

Unterdurchschnittliche Verkehrszunahme                     0%
auf der Gotthard-Achse                                           Binnen-   Import   Export   Transit   Total
Der Güterverkehr (Schiene und Strasse) hat in den                verkehr

Jahren 1999 bis 2014 generell zugenommen, auf
der Gotthard-Achse von 22 auf 25 Millionen Ton-          Wesentlicher Rückgang der schweren
nen. Auf der Gotthard-Achse lag das durchschnitt-        Güterfahrzeuge
liche Wachstum von jährlich 0,9 Prozent jedoch           Knapp drei Viertel der schweren Güterfahrzeuge,
deutlich unter dem schweizerischen Mittelwert            die die Alpen queren, fahren durch den Gotthard-
(+2,5 %) und der am Simplon und am San Bernar-           Strassentunnel. Die Hälfte dieses Verkehrsauf-
dino gemessenen Zunahme (+7,8 % bzw. +5,8 %).            kommens entfällt auf den Transitverkehr (vgl.
                                                         Abb. 8). Gesamthaft hat die Anzahl schwerer Gü-
Schiene hält im Güterverkehr den grösseren               terfahrzeuge zwischen 1999 und 2014 um 22 Pro-
Marktanteil                                              zent abgenommen, am Gotthard um 31 Prozent
Der grösste Marktanteil im Güterverkehr entfällt         von über einer Million auf 750 000 (vgl. Abb. 8).
weiterhin auf die Schiene: 63 Prozent der Güter          Am Simplon hat der Transitverkehr – auf weitaus
durchquerten 2014 den Gotthard auf der Schiene,          tieferem Niveau – dagegen deutlich (+47 000, d. h.
37 Prozent auf der Strasse (vgl. Abb. 6). Insbe-
sondere der Transitverkehr wird grösstenteils                                                                   Abb. 8
über die Schiene abgewickelt (71 % Schiene/29 %                                                                 Verteilung der alpenquerenden
Strasse). Gegenüber 1999 hat sich der Marktan-                                                                  schweren Güterfahrzeuge am Gott-
teil des Eisenbahntransitverkehrs um 5 Prozent­                                                                 hard nach Verkehrsart, 2014
punkte vermindert (vgl. Abb. 7). Im Binnenverkehr
hingegen verzeichnet er ein markantes Wachs-                                                                        Binnenverkehr: 24 %
tum, hat sich doch das Transportvolumen auf der                                                                     Import: 13 %
Schiene zwischen 1999 und 2014 vervierfacht.                                                                        Export: 11 %
                                                                                                                    Transit: 52 %

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                                    13
Abb. 9
Entwicklung der Anzahl Reisenden    1 100 000
am Gotthard nach Reisezweck         1 000 000
(2007–2015)                          900 000
                                     800 000

     Schiene                         700 000
                                     600 000
     Strasse
                                     500 000
                                     400 000
                                     300 000
                                     200 000
                                     100 000
                                              0
                                    –100 000
                                    –200 000
                                    –300 000
                                    –400 000
                                    –500 000
                                    –600 000
                                    –700 000
                                                      Pendler                      Geschäftsreisen            Einkaufs-            Freizeitreisen
                                    Reisende/                                                                 verkehr
                                    Jahr          Arbeit      Bildung      1 Tag       2 Tage   mehr als                  1 Tag       2 Tage    mehr als
                                                                                                2 Tage                                          2 Tage

Abb. 10
Veränderungen der durchschnitt-
                                    Piano di Magadino e Gambarogno                               Monte Ceneri
lichen Anzahl Reisender an Werk-
                                    110 000                                                      110 000
tagen auf der Strasse und auf der                                                                                                 +22 %
Schiene, 2004–2014                   90 000                                                          90 000
                                                                   +68 %

                                     70 000                                                          70 000
     Schiene                                                                                                                      +38 %

     Strasse                         50 000                       +15 %+                             50 000

                                     30 000                                                          30 000
Quelle: Rail-SBB-Erhebung HOP,
Strasse: Erhebung ASTRA/Kt. TI,      10 000                                                          10 000
                                          0                                                               0
Berechnung: Rapp Trans
                                    Reisende/          2004                   2014                                    2004                  2014
                                    Jahr

                                    +157  %), am San Bernardino leicht zugenommen                — Erhöhung der Gewichtslimite für schwere Gü-
                                    (+13 000, d. h. +10 %).                                            terfahrzeuge von 28 auf 40 Tonnen zwischen
                                                                                                       2001 und 2004
                                    Regulierungsmassnahmen und Produk­                           — Bahnreform: Liberalisierung des Schienen­
                                    tivitätssteigerungen                                               güterverkehrsmarktes
                                    Die Entwicklung des alpenquerenden Güterver-                 — Modernisierung des alpenquerenden Schie-
                                    kehrs wurde zwischen 1999 und 2014 durch we-                       nengüterverkehrs (Infrastrukturen, Interope-
                                    sentlich veränderte Rahmenbedingungen beein-                       rabilität, Standardisierung, Innovationen)
                                    flusst, unter anderem durch:                                 — Einführung flankierender Massnahmen
                                    — Einführung der leistungsabhängigen Schwer-                 — Landverkehrsabkommen Schweiz - EU
                                         verkehrsabgabe (LSVA) im Jahr 2001
                                                                                                 Hinzu kommen weitere Veränderungen der Rah-
                                                                                                 menbedingungen, die zu einer spürbaren Produk-

                                    14
tivitätssteigerung im Strassenverkehr führten.           sen ohne Übernachtung und beim Einkaufstouris-
Insgesamt transportierten 2014 ein Fünftel we-           mus. Abgenommen hat der Freizeitverkehr, wäh-
niger Fahrzeuge 49 Prozent mehr Gütertonnagen            rend der Pendlerverkehr eine starke Zunahme
als 1999. Eine ähnliche, wenn auch weniger mar-          verzeichnete (vgl. Abb. 9).
kante Entwicklung verzeichnete der Eisenbahn-
verkehr: Zwischen 2007 und 2014 nahm die beför-          Gotthard bleibt wichtigste Tourismusachse
derte Tonnage um 3 Prozent zu, während 9 Pro-            Wie bei den anderen Alpenpässen entfiel der
                                                                                                            Abb. 11
zent weniger Züge eingesetzt wurden.                     Grossteil des Verkehrs durch den Gotthard (87 %
                                                                                                            Pendlerströme im MGA-Unter-
                                                         des Strassenverkehrs und 72 % des Eisenbahn-
                                                                                                            suchungsgebiet (Durchschnitt
Attraktive Lötschberg-Achse als Konkurrenz               verkehrs) auf den Tourismus. Im Jahr 2015 fuhren
                                                                                                            2010–2014)
Nebst den skizzierten Änderungen der Rahmen-             jährlich rund 2 Millionen Gäste durch den Gott-
bedingungen hängt der registrierte Verkehrs-             hard, davon 40 Prozent im Zug. Der Berufs- und
                                                                                                            Pendlerfrequenz
rückgang auf der Gotthard-Achse auch mit der             Pendlerverkehr machte 10 Prozent (Zug) bezie-
                                                                                                            500–1000
Inbetriebnahme des Lötschberg-Basistunnels zu-           hungsweise 4 Prozent (Strasse) aus.
                                                                                                            1001–2000
sammen. Dieser hat die Bedeutung der Gott-
                                                                                                            2001–3000
hard-Achse für den Güterverkehr auf der Nord-            Weniger Fahrzeuge im Strassentunnel
                                                                                                            3001–4000
Süd-Achse vorübergehend geschwächt. So haben             und am Gotthardpass
                                                                                                            > 4000
sich die Anteile am alpenquerenden Eisenbahn-            2015 benutzten zwei Drittel der alpenquerenden
güterverkehr von Gotthard und Lötschberg/Sim-            Personenfahrzeuge (6 von 9 Mio. Fahrzeugen) die    Quelle: BFS, Strukturerhebung 2010–2014,
plon von 80 zu 20 im Jahr 1999 auf 60 zu 40 im           Gotthard-Achse. Das jährliche Verkehrsaufkom-      Grafik: Planteam S AG
Jahr 2014 verschoben.

5.2 PERSONENVERKEHR

Die neue Gotthard-Achse reduziert die Bahnrei-
sezeiten zwischen Nord und Süd durch die Inbe-
triebnahme des Gotthard-Basistunnels um rund
45 Minuten zwischen dem Tessin und Zürich be-
ziehungsweise Luzern. Mit dem Ceneri-Basistun-
nel werden die Reisezeiten zwischen den Tessiner
Städten in etwa halbiert. Diese Infrastrukturen
schaffen somit neue Chancen für den Personen-
verkehr. Zuvor gilt es an dieser Stelle aber, die
Entwicklungen in den 17 Jahren vor der Inbetrieb-
nahme des GBT genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bahn gewinnt Marktanteile am Gotthard
Im Jahr 2015 absorbierte der Gotthard mit 18 von
40 Millionen Reisenden 45 Prozent des alpenque-
renden Personenverkehrs, was jedoch rund 2 Mil-
lionen weniger Reisende waren als 2001. Die an-
deren Schweizer Alpenpässe verzeichneten ver-
gleichbare Veränderungen. Der Rückgang betraf
auf der Gotthard-Achse die Strasse (−13 %) stär-
ker als die Schiene (−4 %), sodass sich das Verhält-
nis (Modalsplit) zugunsten der Bahn veränderte.
Sie gewann Marktanteile beim Pendlerverkehr
(Arbeit oder Ausbildung), bei den Geschäftsrei-

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                               15
men nahm zwischen 2001 und 2015 um 14 Pro-          und zwischen dem Kanton Uri und der Zentral-
zent ab. Mit einer Million weniger Fahrzeugen       schweiz (+60 %). Innerhalb der Regionen haben
(−16 %) verzeichnete der Gotthard den stärksten     die Pendlerströme hingegen um durchschnittlich
Rückgang aller Alpenachsen. Die Abnahme ist         6 Prozent abgenommen.
auf den Rückgang des Binnenverkehrs zurückzu-       Die Città Ticino hat ein sehr hohes internes Pend-
führen (rund −700 000 Fahrzeuge/Jahr). Der Tran-    leraufkommen (vgl. Abb. 11). Die Region Luga-
sitverkehr hat dagegen zugenommen (+78 500          no zieht am meisten Pendlerinnen und Pendler
Fahrzeuge/Jahr). Darin kommt auch die Wirkung       (14 500) aus den übrigen Tessiner Regionen an,
des Tropfen- und Dosierungssystems zum Aus-         was die Bedeutung Luganos als Zentrum verdeut-
druck, das beim Strassentunnel installiert wur-     licht. Im Sottoceneri werden die höchsten Pendler-
de, um zur Verbesserung der Verkehrssicherheit      aufkommen zwischen dem Mendrisiotto und Lu-
die maximale Durchfahrtsmenge zu plafonieren.       gano (rund 4000 Personen), zwischen Lugano und
                                                    Vedeggio/Basso Malcantone (über 3000), aber vor
Wachstum des regionalen Eisenbahn­                  allem aus Italien ins Mendrisiotto (rund 25 000 Per-
verkehrs im Tessin                                  sonen) und nach Lugano (rund 19 000) registriert.
Seit der Inbetriebnahme der ersten regionalen
und grenzüberschreitenden Eisenbahnverbin-          Der Kanton Uri verzeichnet bedeutende Pendler-
dungen, der S-Bahn TILO, von 2004 bis 2014 ist      ströme zwischen dem unteren Reusstal und der
die Zahl der Zugreisenden im Süden des Kantons      Zentralschweiz und dem Raum Zürich. Insbeson-
Tessin stark gestiegen. Die grössten Zunahmen       dere aus den Siedlungsräumen Stans und Schwyz
(+30 bis +70 %) wurden auf jenen Strecken ver-      ergeben sich im Zusammenhang mit dem künfti-
zeichnet, auf denen auf der Strasse systematisch    gen Kantonsbahnhof Altdorf substanzielle und bis-
Kapazitätsengpässe bestehen: in der Magadino-       her nicht erschlossene Fahrgastpotenziale. Inner-
ebene, zwischen Bellinzona und Locarno und am       halb des Kantons bewegen sich die Pendlerströ-
Monte Ceneri zwischen Bellinzona und Lugano (vgl.   me auf einem weit tieferen Niveau als im Tessin,
Abb. 10). Auf diesen Abschnitten nahm der Verkehr   wobei das untere Reusstal der wichtigste Zielort
auf der Schiene stärker zu als auf der Strasse.     der Pendlerinnen und Pendler ist (800 Personen).

Grosse Pendlerströme im Süden                       Zwischen den Kantonen Tessin und Uri pendeln
Die Pendlerströme beider Kantone belaufen sich      derzeit weniger als 100 Personen. Die Zahl der
auf rund 155 000 Personen pro Tag (vgl. Abb. 11).   Grenzgänger und Grenzgängerinnen ins Tessin ist
Sie haben zwischen den Regionen von 2000 bis        von 28 000 Anfang der 2000er-Jahre auf mittler­
2014 um 15 Prozent zugenommen. Gewachsen            weile 64 000 gestiegen. Im Kanton Uri sind es nur
sind in erster Linie die interregionalen Pendler-   vereinzelte. Der Gotthard-Basistunnel und der
ströme, einschliesslich der Grenzgänger, haupt-     künftige Kantonsbahnhof Altdorf dürften jedoch
sächlich zwischen Norditalien und dem Tessin        mehr Pendlerinnen und Pendler aus Norden und
(+96 %), zwischen Sopra- und Sottoceneri (+53 %)    Süden anziehen.

Abb. 12
Entwicklung der Anzahl Grenz­                       70 000
gängerinnen und Grenzgänger                         60 000
im Kanton Tessin 2000−2016
                                                    50 000
                                                    40 000
     Tessin
                                                    30 000
     Sopraceneri
                                                    20 000
     Sottoceneri
                                                    10 000

Quelle: BFS                                              0
                                                             2000    2004      2008       2012     2016

16
5.3 UMWELTQUALITÄT

Dank des Gotthard-Basistunnels ist eine massi-
ve Entlastung vom Eisenbahnlärm im Abschnitt
zwischen Erstfeld und Bodio zu erwarten. Auf-
grund der strengeren Abgasvorschriften für die
Fahrzeuge hat sich die Luftschadstoffbelastung
schon reduziert – ohne jedoch ein zufriedenstel-
lendes Niveau zu erreichen. Diese Abnahme wird
sich mit grosser Wahrscheinlichkeit fortsetzen.
Die Entwicklung des Strassenlärms wird davon
abhängen, inwieweit künftig technologische und
betriebliche Massnahmen umgesetzt werden.

Lärmentlastung dank modernen Roll­                            Reifen bestimmt. Die Lärmmessungen lassen bis-
materials und lärmarmer Beläge                                lang keine Reduktion der Lärmemissionen der
Die Lärmbelastung durch den Strassenverkehr                   Fahrzeuge auf der A2 und A13 erkennen. Mar-
wird durch die Abrollgeräusche – welche den Au-               kante Reduktionen der Lärmemissionen wurden
tobahnlärm dominieren –, den Motorenlärm so-                  durch eine Massnahme an der Quelle (Einsatz lärm­
wie den Strassenbelag, das Verkehrsvolumen,                   armer Beläge) erreicht. Der lärmmindernde Ef-
den Fahrzeugtyp, die Geschwindigkeit und die                  fekt nimmt aber im Laufe der Zeit wieder ab und

                                                                                                                       Abb. 13

80 000                                                                                                          79,0   Entwicklung der Lärmbelastung

70 000                                                                                                                 2003−2015
                                                                                                                77,0
60 000                                                                                                                 Entwicklung des Bahnlärms (Tag/Nacht)
50 000                                                                                                          75,0   und Anzahl Züge, Bahnhof Steinen SZ
40 000
30 000                                                                                                          73,0       Emissionspegel                 Tag
20 000                                                                                                                     Züge
                                                                                                                71,0
10 000                                                                                                                     Güterzüge
       0                                                                                                        69,0
                                                                                                                           Emissionspegel                 Nacht
           2003   2004    2005    2006   2007   2008     2009    2010   2011   2012   2013    2014     2015
                                                                                                                           Züge
Anzahl Züge                                                                                   Emissionspegel dB(A)         Güterzüge

                                                                                                                       Entwicklung des Strassenlärms auf den

92,0                                                                                                                   Autobahnen A2 und A13

90,0
88,0                                                                                                                       A2 Camignolo
86,0                                                                                                                       A2 Reiden
84,0                                                                                                                       A2 Moleno
82,0                                                                                                                       A13 Rothenbrunnen
80,0
78,0                                                                                                                   Quelle: BAFU MFM-U, BAV MFM-V
76,0
74,0
           2004    2005    2006     2007    2008       2009     2010    2011   2012    2013     2014     2015

Emissionspegel dB(A)

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                                          17
Abb. 14
Durchschnittliche jährliche NO2-Im-    70
missionen entlang der Autobahnen
                                       60
A2 und A13
                                       50

     Grenzwert der Luftreinhalte-      40

     verordnung (LRV)                  30
     Camignolo                         20
     Moleno
                                       10
     Chiasso
                                        0
     Erstfeld
                                                2003   2004    2005    2006   2007    2008     2009   2010   2011   2012   2013    2014   2015
     Bodio
     Bioggio                           NO2 (µg/m3)
     Rothenbrunnen
                                       der Belag muss nach rund 15 Jahren wieder er-             im Kanton Uri mit 51 300 Franken um einen Drit-
Quelle: BAFU und Kt. TI, SPAAS, 2016   neuert werden. Der Einsatz von modernerem Roll-           tel tiefer als im schweizerischen Durchschnitt
                                       material hat die Lärmbelastung durch den Schie-           (78 000 Franken). Mit 3,7 Prozent war die Arbeits-
                                       nenverkehr sowohl tags als auch nachts konti­             losenquote 2015 im Tessin höher als im schwei-
                                       nuierlich reduziert.                                      zerischen Durchschnitt (3,2 %) und im Kanton Uri
                                                                                                 (1,0 %). Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zwischen
                                       Luftqualität besser, aber weiterhin ungenügend            2000 und 2015 war allerdings deutlich geringer
                                       Obwohl die Stickoxidemissionen (NOx) dank tech-           (TI: 0,6, UR 0,5, CH: 1,4 Prozentpunkte), auch wenn
                                       nischer Fortschrite beim Schwerverkehr in den             sich im Kanton Uri die absolute Arbeitslosenan-
                                       letzten 10 Jahren um die Hälfte abgenommen ha-            zahl verdoppelt hat.
                                       ben, bleibt die Luftqualität entlang der Autobahn
                                       A2 ungenügend. Die Stickstoffdioxidkonzentra­             Dynamik verbirgt komplexe Mechanismen
                                       tionen (NO2) liegen im Jahresdurchschnitt über            Die BIP-Zahlen des Kantons Tessin müssen mit
                                       dem Grenzwert von 30 Mikrogramm pro Kubik-                Vorsicht interpretiert werden. Der hohe Wert wi-
                                       meter (μg/m3). Die Entwicklung lässt sich teil-           derspiegelt die Attraktivität und wirtschaftliche
                                       weise mit den Jahresschwankungen anderer Ein-             Dynamik des Kantons, der beispielsweise aus
                                       flussgrössen (z. B. Witterung) und anderen Schad-         steuerlichen Gründen und wegen der Qualität des
                                       stoffquellen (Industrie, Haushalte) erklären. Für die     «Standorts Tessin» zahlreiche Tätigkeiten und Ar-
                                       Einhaltung der NO2-Immissionsgrenzwerte müssen            beitsplätze aus den grenznahen italienischen Re-
                                       die Stickoxid­emissionen weiter gesenkt werden.           gionen anzieht. Dies hat eine besonders intensive
                                                                                                 Bodennutzung für wirtschaftliche Aktivitäten zur
                                                                                                 Folge, die bis­weilen im Widerspruch steht zu an-
                                       5.4 SOZIOÖKONOMISCHE                                      deren sozialen und ökologischen Interessen. Zwi-
                                       ENTWICKLUNG                                               schen 2006 und 2016 hat im Tessin die Anzahl der
                                                                                                 Beschäftigten um einen Viertel auf 234 200 zuge-
                                       Zwei wirtschaftlich dynamische Kantone                    nommen, die Zahl der Grenzgänger um 70 Prozent
                                       Im Zeitraum von 2005 bis 2013 verzeichneten               auf 62 600. Der Anteil der im Kanton wohnhaften
                                       beide Kantone eine positive Wirtschaftsentwick-           Beschäftigten an der Bevölkerung ist nur leicht an-
                                       lung, was sich in der Zunahme der Arbeitsplätze           gestiegen (um 1,2 Prozentpunkte auf 47,9 %).
                                       und der kantonalen Wirtschaftsleistung zeigt. In          Bemerkenswert ist die Zunahme des Lohnun-
                                       beiden Kantonen wuchs das Bruttoinlandprodukt             terschieds zwischen dem Tessin und dem Rest
                                       (BIP) zwischen 2008 und 2012 deutlich stärker als         der Schweiz: Der Medianlohn im Tessin betrug im
                                       im schweizerischen Durchschnitt (UR: 1,1 %/Jahr,          Jahr 2008 nur 85 Prozent des gesamtschweize­
                                       TI: 0,5 %/Jahr, CH: 0,1 %/Jahr). Das BIP pro Kopf lag     rischen Medianlohns und sank bis 2014 weiter
                                       2012 im Tessin mit 80 100 Franken leicht höher,           auf 83 Prozent.

                                       18
Abb. 15

70 000                              +19,3 %
                                                                                                                                                                                                                                                                        Entwicklung der Anzahl Beschäf­
                                                                                                                                                                                                                                                                        tigter in den Regionen des Kantons
60 000
                                                                                                                                                                                                                                                                        Tessin 2005–2013
50 000        +22,2 %                                                                                        +14,8 %

40 000                                                              +32,5 %                                                     +6,0 %                                                                                                            –11,6 %
                                                                                                                                                                                                                                                                             Beschäftigte 2005
30 000                                                                                   +9,4 %                                                                                                  +7,1 %
                                                                                                                                                                                                                                                                             Beschäftigte 2013
20 000                                          +6,5 %                                                                                                   –2,5 %                                                               –3,6 %

10 000                                                                                                                                                                                                                                                                  Quelle: BFS, STATENT-Datenbank
        0
                   Mendrisiotto

                                     Lugano

                                                 Valli di Lugano

                                                                           Vedeggio e
                                                                     Basso Malcantone

                                                                                         Piano di Magadino
                                                                                             e Gambarogno

                                                                                                               Bellinzona

                                                                                                                                Sponda destra
                                                                                                                                   Locarnese

                                                                                                                                                           Valli Locarnese

                                                                                                                                                                                                  Riviera

                                                                                                                                                                                                                               Blenio

                                                                                                                                                                                                                                                   Leventina
                                                                                                                                                                                                                                                                        Abb. 16

                                                                                                              14 000                                                         +3,5 %                                                                                     Entwicklung der Anzahl Beschäf­

                                                                                                              12 000                                                                                                                                                    tigter in den Regionen des Kantons
                                                                                                                                                                                                                                                                        Uri 2005−2013
                                                                                                              10 000
                                                                                                                 8 000
                                                                                                                                                                                                                                                                             Beschäftigte 2005
                                                                                                                 6 000                                                                                –19,6 %                                      +39,1 %
                                                                                                                                                                                                                                                                             Beschäftigte 2013
                                                                                                                 4 000                          –23,3 %                                                                         –19,0 %

                                                                                                                 2 000                                                                                                                                                  Quelle: BFS, STATENT-Datenbank
                                                                                                                            0
                                                                                                                                                     Äussere
                                                                                                                                                Seegemeinden

                                                                                                                                                                              Unteres Reusstal

                                                                                                                                                                                                            Oberes Reusstal

                                                                                                                                                                                                                                    Seitentäler

                                                                                                                                                                                                                                                       Urserntal

                                                                                                                                                                                                                                                                        Abb. 17

150                                                                                                                                                                                                                                                                     Entwicklung der Einnahmen
                                                                                                                                                                                                                                                                        durch die direkte Bundessteuer
140
                                                                                                                                                                                                                                                                        von natürlichen Personen
130
                                                                                                                                                                                                                                                                             Gesamte Schweiz
120
                                                                                                                                                                                                                                                                             Sottoceneri
110                                                                                                                                                                                                                                                                          Sopraceneri

100                                                                                                                                                                                                                                                                          Uri

 90                                                                                                                                                                                                                                                                     Quelle: Eidgenössische Steuerverwaltung
            2003                  2004        2005                 2006                 2007                 2008               2009                   2010                                      2011                         2012                 2013                 (ESTV)

Index

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                                                                                                                                                                                            19
Abb. 18
Wirtschaftsstruktur der Tessiner
                                                                                            1
Wirtschaftszentren 2013                35 %                                 14                            2

                                       30 %
     Mendrisiotto
                                       25 %                      13                                                  3
     Lugano
     Bellinzona                        20 %

     Sponda destra Locarnese           15 %

                                       10 %                                                                                4
                                                           12
     Tessin
                                        5%
     Schweiz
                                        0%                                                                                                   0%

                                                                                                                                             5%
1    Verkehr und Lagerei
                                                           11                                                              5
2    Finanz- und Versicherungs-                                                                                                              10 %

     dienstleistungen                                                                                                                        15 %
3    Erziehung und Unterricht                                                                                                                20 %
4    Kunst und Unterhaltung                                      10                                                  6
                                                                                                                                             25 %
5    touristische Aktivitäten
                                                                                                                                             30 %
6    zentrale und öffentliche
                                                                             9                            7                                  35 %
     Dienstleistungen
                                                                                            8
7    Forschung und Entwicklung
8    High-Tech-Dienstleistungen
9    spezialisierte Dienstleistungen   Wirtschaftliche Ungleichgewichte                         auf den Bausektor und die zentralen und öffentli-
     für Unternehmen                   Im Tessin hat sich das Reichtumsgefälle zwischen         chen Dienstleistungen. Das Mendrisiotto, Lugano
10   Landwirtschaft, Bergbau,          den Regionen im Süden (Sottoceneri) und in der           und Bellinzona sind die drei am stärksten spezia­
     Herstellung von Waren             Mitte beziehungsweise im Norden (Sopraceneri)            lisierten Regionen des Tessins. Lugano positio-
11   Bau und Baugewerbe                verschärft. Im Sottoceneri liegt die Einkommens-         niert sich als Zentrum für Finanzdienstleistungen
12   Gross- und Detailhandel           entwicklung (vgl. Abb. 17) weiterhin über dem            und kulturelle Aktivitäten, das Mendrisiotto be-
13   Gesundheits- und Sozialwesen      schweizerischen Durchschnitt und entfernt sich           sitzt einen höheren Anteil Arbeitsplätze in den
14   weitere Dienstleistungen          immer weiter vom Sopraceneri. Auch im Kanton             Bereichen Industrie und Logistik als der Kanton
     und Aktivitäten                   Uri liegen die Einkommen unter dem schweizeri-           insgesamt, und Bellinzona ist durch die zentralen
                                       schen Mittelwert, obwohl sie seit 2011 deutlich          und öffentlichen Dienstleistungen geprägt.
Quelle: BfS, STATENT-Datenbank         zugelegt haben.
                                                                                                Unteres Reusstal: Entwicklungszentrum
                                       Eine Gemeinsamkeit der beiden Kantone besteht            des Kantons Uri
                                       darin, dass je eine Region − Lugano und das un-          Der Kanton Uri weist im Vergleich zur übrigen
                                       tere Reusstal − als wirtschaftlicher Motor wirkt.        Schweiz und zum Kanton Tessin einen höheren An-
                                       Mit 60 000 Arbeitsplätzen bestreitet die Region          teil an Arbeitsplätzen in den Sektoren Landwirt-
                                       Lugano einen Drittel der gesamten Beschäftigung          schaft, Herstellung von Waren, Bergbau und Ver-
                                       des Kantons Tessin, während das untere Reuss-            sorgung auf. Über 80 Prozent der Arbeitsplätze
                                       tal unverändert 85 Prozent der Urner Arbeitsplät-        konzentrieren sich auf das untere Reusstal. Die
                                       ze beheimatet.                                           Stellung des unteren Reusstals als Entwicklungs-
                                                                                                schwerpunkt des Kantons wird durch mehrere
                                       Polyzentrische Entwicklung im Tessin                     Verkehrsmassnahmen (Kantonsbahnhof Altdorf,
                                       Im Kanton Tessin konzentrieren sich drei Viertel         neue ÖV-Angebote, A2-Halbanschluss Altdorf Süd)
                                       der Arbeitsplätze auf die Regionen Mendrisiotto,         in Zukunft verstärkt. Im Urserntal finden sich da-
                                       Lugano, Bellinzona und Sponda destra Locarnese.          gegen im Vergleich zur übrigen Schweiz und
                                       Im Vergleich zur gesamtschweizerischen Situa­            zum ganzen Kanton deutlich mehr touristische
                                       tion entfällt ein höherer Anteil an Arbeitsplätzen       Aktivitäten. Dank des neuen Resorts in Andermatt

                                       20
Abb. 19
                                                                                                                 Wirtschaftsstruktur der
                                                        1
40 %                                        14                            2                                      Urner Regionen 2013

35 %
                                                                                                                      Unteres Reusstal
30 %
                              13                                                  3                                   Urserntal
25 %
20 %
                                                                                                                      Uri
15 %
                                                                                                                      Schweiz
10 %                  12                                                                  4

 5%
                                                                                                                 1    Verkehr und Lagerei
 0%                                                                                                       0%
                                                                                                                 2    Finanz- und Versicherungs-
                                                                                                          5%
                                                                                                                      dienstleistungen
                      11                                                                  5               10 %
                                                                                                                 3    Erziehung und Unterricht
                                                                                                          15 %
                                                                                                                 4    Kunst und Unterhaltung
                                                                                                          20 %
                                                                                                                 5    touristische Aktivitäten
                                                                                                          25 %
                              10                                                  6                              6    zentrale und öffentliche
                                                                                                          30 %
                                                                                                                      Dienstleistungen
                                                                                                          35 %
                                                                                                                 7    Forschung und Entwicklung
                                            9                             7                               40 %
                                                                                                                 8    High-Tech-Dienstleistungen
                                                        8
                                                                                                                 9    spezialisierte Dienstleistungen
                                                                                                                      für Unternehmen
ist es die einzige Urner Region, die zwischen 2005           Im Kanton Tessin war der Übernachtungstouris-       10   Landwirtschaft, Bergbau,
und 2013 eine deutliche Zunahme der Anzahl Ar-               mus zwischen 2005 und 2015 insgesamt stark               Herstellung von Waren
beitsplätze (+39,1 %) verzeichnen konnte, insbe-             rückläufig (−14 %) − besonders ausgeprägt bei den   11   Bau und Baugewerbe
sondere dank rund 280 neuer Arbeitsplätze im                 ausländischen Gästen (−28 %), moderater bei den     12   Gross- und Detailhandel
Tourismussektor.                                             Schweizer Gästen (−3 %). Mit einem Minus von        13   Gesundheits- und Sozialwesen
                                                             rund 150 000 Übernachtungen hatte das Locar-        14   weitere Dienstleistungen
Tourismus als Schlüsselsektor                                nese den grössten Verlust zu beklagen. Dennoch           und Aktivitäten
Der Tourismus zählt zu den Wirtschaftssektoren,              bleibt die Region Locarno (Sponda destra) nach
die von der neuen Gotthard-Achse am stärksten                dem Luganese die wichtigste Tourismusregion         Quelle: BfS, STATENT-Datenbank

beeinflusst werden dürften. Aufgrund der besse-              des Kantons. Zusammen vereinigen sie 80 Pro-
ren Erreichbarkeit, insbesondere der kürzeren                zent der Übernachtungen im Kanton auf sich.
Fahrzeit, sind Auswirkungen auf die Nachfrage                Die Veränderungen im Tessiner Tourismus ent-
sowohl durch Tagestouristen als auch Übernach-               sprechen nationalen Trends: Die urbanen Zentren
tungsgäste zu erwarten.                                      (Zürich, Genf, Basel usw.) erleben eine positive

                                                                                                                 Abb. 20
                                                 22 %
 0,3                        –28 %                                  10 %          10 %             8%             Entwicklung der Übernachtungs­

 0,2               –3 %             –14 %                    3%                           7%                     zahlen in den Kantonen Tessin
                                                                                                                 und Uri 2005 und 2015
 0,1
   0
                                                                                                                      Schweiz
–0,1
                                                                                                                      Ausland
–0,2
                                                                                                                      Total
–0,3
–0,3                                                                                                             Quelle: HESTA, Bundesamt für Statistik

                           Tessin                           Uri                         Schweiz
Differenz in %

Bundesamt für Raumentwicklung ARE — Monitoring Gotthard-Achse — 10.2017                                    21
Phase, während die Alpendestinationen (Grau-
                                                                                  bünden, Wallis und Tessin) an Boden verlieren.
                               Seegemeinden                                       Der ausgeprägte Rückgang bei den Gästen aus
                                            Seitentäler                           Deutschland, Grossbritannien und den Nieder-
                               Unteres                                            landen lässt sich höchstwahrscheinlich mit der
                               Reusstal
                                                                                  Wechselkursentwicklung erklären.
                                                                                  Die Entwicklung des Tourismus im Kanton Uri ver-
                               Oberes
                               Reusstal                                           lief bei deutlich geringerem Volumen als im Tes-
                                                                                  sin in allen Regionen ausser dem unteren Reuss­

                               Urserntal
                                                                                  tal positiv. Das grösste Wachstum verzeichnete
                                                                                  das obere Reusstal (+50 %). Mit fast 100 000 Über-
                                   Leventina                                      nachtungen beziehungsweise 42 Prozent aller
                                                          Blenio                  Übernachtungen im Kanton bleibt das Urserntal
                                                                                  die wichtigste Tourismusregion.

                                                                                  Die höchste Tourismusnachfrage verzeichnet die
                               Valli Locarnese             Riviera                Parahotellerie, auf die im Tessin rund 70 Prozent
                                                                                  aller touristischen Übernachtungen entfallen. Spe-
                                                                                  ziell gilt dies für die Regionen Bellinzona und Alto
                                                               Bellinzona
                               Sponda destra                                      Ticino (82 %). Die Zweitwohnungen spielen in die-
                               Locarnese                                          sem Sektor eine zentrale Rolle. Im Kanton Uri ent-
                                                            Valli di Lugano
                                   Piano Magadino /                               fallen rund 300 000 Übernachtungen oder gut die
                                   Gambarogno
                                                            Lugano
                                                                                  Hälfte aller Übernachtungen auf Ferienwohnungen.
                                            Vedeggio

                                                                   Mendrisiotto   5.5 RÄUMLICHE ENTWICKLUNG

                                                                                  Der Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels im 19. Jahr-
                                                                                  hundert löste tiefgreifende Veränderungen in der
                                                                                  räumlichen Struktur der Kantone Tessin und Uri
Abb. 21
                                                                                  aus. In den auf das Gotthardmassiv zulaufenden
Bevölkerungsdichte im MGA-
                                                                                  Tälern entwickelte sich entlang der Bahnachse
Untersuchungsgebiet 2014
                                                                                  eine lineare Struktur mit mehreren Zentren. Der
                                                                                  Bau der Autobahn und die allgemeine Motorisie-
Bevölkerungsdichte Einwohner
                                                                                  rung prägten die zweite Hälfte des 20. Jahrhun-
pro Hektar
                                                                                  derts. Parallel dazu wuchs die Bevölkerung im mitt-
     < 10
                                                                                  leren und südlichen Teil des Tessins sehr unein­
     10–25
                                                                                  heitlich, während die Täler eine wirtschaftliche
     26–50
                                                                                  und demografische Schwächung erlebten. Die In-
     51–100
                                                                                  betriebnahme der neuen Gotthard-Achse findet in
     > 100
                                                                                  einer Zeit statt, die geprägt ist durch die «Wieder-
Quelle: BFS, STATPOP, 2014;
                                                                                  geburt der Eisenbahn» – vor allem bei den inter-
Darstellung: Planteam S AG                                                        regio­nalen Verbindungen – sowie Optimierungen
                                                                                  des ÖV-Angebots in den Agglomerationen, die mit
                                                                                  der NEAT verbunden werden. Letztere dürfte ei-
                                                                                  nen neuen, durch das Eisenbahnnetz strukturier-
                                                                                  ten Wachstumsschub nach innen auslösen.

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