Impulse im Advent 2020 - Alles auf Anfang? - kolping-ac.net

Die Seite wird erstellt Hortensia-Antoniya Mack
 
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Impulse im
Advent 2020
/ Alles auf Anfang? /
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Liebe
 Kolping-
 geschwister,
 liebe
 Leser*innen,

Spurwechsel lautet das neue spiritu- liche miteinander in Kontakt bringen und
elle Jahresthema. Beim Konveniat der deren Eltern begeistern.
Geistlichen Leitungen im Juni haben wir Doch physische Treffen sind halt deutlich
deutlich die Auswirkungen der Corona- anders. Viele Menschen vermissen sie.
Pandemie auf die Menschen in den Kol- Oft höre ich: „Hoffentlich hört die Pan-
pingsfamilien und in unserer Gesellschaft demie bald auf, damit wir wieder unser
festgestellt. Gesellige Treffen, Sitzungen, ‚normales‘ Leben weiterführen können.“
Bildungs- und Kulturveranstaltungen, Also alles auf Anfang?
ja insgesamt das soziale Miteinander Alles auf Anfang? - ist das verbinden-
in Gesellschaft und Kirche wurde fast de Thema dieses Impulsheftes. Die
bis auf die Null Linie eingeschränkt und Autor*innen des Heftes sind sich sicher,
zurzeit erleben wir nach einer kurzen Ver- dass jede Veränderung zu einer neuen
schnaufpause im Sommer wieder einen Orientierung führt und das Alte vorbei
Anstieg der Erkrankungen und damit der ist. Ich lade euch und Sie herzlich zur
Beschränkungen. Auseinandersetzung mit den Impulsen
Videokonferenzen helfen Arbeitsprozesse ein; wir freuen uns auf eine
am Laufen zu halten. Sie erlauben uns Rückmeldung.
voneinander zu erfahren und für die
noch sehr ungewisse Zukunft zu planen.
Unsere Kolpingjugend konnte mit dem
herausragenden Projekt des digitalen Dietmar Prielipp
Pfingstzeltlagers viele Kinder und Jugend- Geistlicher Leiter
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29/11

 Verantwortung
 übernehmen

„Komm in unser festes Haus, der du Am ersten Advent sind wir wieder auf-
nackt und ungeborgen. Mach ein leichtes gebrochen in ein neues Kirchenjahr. Wir
Zelt daraus, das uns deckt kaum bis sind auf dem Weg. Wir sind noch nicht
zum Morgen, denn wer sicher wohnt am sicheren Ziel. Das war nie anders;
vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.“ aber in diesem Jahr ist es besonders of-
(Ev. Gesangbuch 428,4) – Diese advent- fensichtlich. Es kommt darauf an, diesen
liche Strophe ist mir in den vergangenen Weg gut zu gestalten. Dazu gehört für
Monaten immer wieder in den Sinn mich: Verantwortung zu übernehmen,
gekommen. Eine schwierige Bitte wird nach Verhältnismäßigkeiten zu fragen,
hier formuliert. Wer wünscht sich schon Kritik zu üben, Unsicherheiten auszuhal-
Verunsicherung. Aber genau die erfahren ten, Veränderung zu wagen, für Überzeu-
wir gerade. Leben und Existenzen sind gungen einzustehen und Entscheidungen
bedroht. Werte geraten zunehmend in zu treffen – für mich und für andere. Und
Konkurrenz. Ich arbeite mit Menschen mit Ihnen! Damit wir gut leben können.
mit geistiger Behinderung. Diese sind Ich wünsche uns Kraft und Mut dafür!
in den zurückliegenden Monaten durch
Einschränkungen der Besuchsrechte
und Regeln, die ihnen das Verlassen der
Wohneinrichtungen zeitweise unmöglich Barbara Krüger
machten, um der eigenen Sicherheit und KF Aachen
des Schutzes Dritter willen drastisch in
ihrer Freiheit, Selbstbestimmung sowie
Teilhabemöglichkeiten eingeschränkt
worden.
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30/11

 Ein Berg von
 Anfängen

„Alles auf Anfang?“ Ich wollte sofort Alten zurückkehren, weil es Sicherheit
schreiben, wie Corona meine Lebenswei- bietet und obendrein die Welt gerade eh
se umgekrempelt und in Frage gestellt verrücktspielt. In der Komfortzone blei-
hat. Wie ich selbstverständliche Abläufe ben und auf normale Zeiten warten.
neu vereinbaren musste und welche Nun neigt sich das Jahr dem Ende zu. Ich
Strategien ich habe, um immer wieder halte inne, blicke auf meinen Berg und
das Positive aus den Pandemie-Entwick- sehe wie klein er geworden ist. Was mich
lungen herauszuziehen. Doch das möchte zum Jahresbeginn fast verzweifeln ließ,
ich nicht. bin ich Stück für Stück angegangen. Ich
Schon vor Corona wusste ich: Dieses Jahr habe losgelegt und den ersten Schritt
setze ich alles auf Anfang. Ich werde mich gewagt. Jetzt erkenne ich, wie positiv sich
privat und beruflich verändern, mich hin- meine Anfänge trotz oder gerade wegen
auswagen, das „Nest“ verlassen, mir was der außergewöhnlichen Umstände
zutrauen, etwas Eigenes beginnen, mich entwickelt haben. Das gibt mir Mut und
auf Unbekanntes einlassen, einen neuen Zuversicht. Auch wenn es zu Beginn so
Lebensabschnitt starten. scheint, lähmt mich der Gedanke an den
Ein riesiger Berg aus Anfängen stand im Berg nicht mehr.
Januar vor mir. Und damit auch die Un-
sicherheit und der Gedanke aufzugeben
oder mich gar nicht erst an die zu Arbeit
machen angesichts so vieler großer Ent- Jasmin Könes
scheidungen. Lieber zum Vertrauten und KF Mönchengladbach
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01/12

 „Siehe ich mache
 alles wieder neu“
 (Offb 21,5)

Wir haben es schon selbst erfahren oder und unsere Bitterkeit anvertrauen kön-
bei anderen erlebt. Ein Vorteil beim nen, die uns trösten, die uns stützen und
Spielen, beim Sport oder tiefes Vertrauen uns in dieser schweren Zeit helfen.
in einer Partnerschaft sind dahin. Kinder Aus diesem Trost kann Zuversicht und
erleben es beim „Mensch ärgere dich Hoffnung erwachsen. In der Offenbarung
nicht“ spielen, wenn die eigene Figur des Johannes heißt es: „Er wird alle Trä-
kurz vor dem umjubelten Einlaufen ins nen von ihren Augen abwischen“ (21.4)
„Häuschen“ noch abgefangen wird und und weiter: „Seht, ich mache alles wieder
man von neuem anfangen muss. Der Ral- neu“ (21,5). Wir dürfen darauf vertrau-
lyefahrer muss nach einem Unfall, in den en und hoffen, dass Gott uns bei jedem
er nicht verwickelt ist, trotzdem mit den Neuanfang, wie schwer er uns auch fallen
anderen Fahrern neu starten und verliert mag, begleitet. Mit dieser Zuversicht sind
dabei seinen erkämpften Vorsprung. Der wir gewappnet für alles Neue, das da
betrogene Partner in einer Beziehung, kommen mag. Wir sind bereit für einen
der nach tiefer Verletzung neu anfängt, neuen Anfang.
muss Vertrauen in wen auch immer wie-
der aufzubauen. Enttäuschung, Wut und
Schmerz sitzen tief.
Bei Spiel und Sport muss es schnell Bernd Pastors
weitergehen, denn die Regeln verlangen KF Vorst
es. In der Partnerschaft braucht es länger,
neues Vertrauen aufbauen. Wir brauchen
Freunde, denen wir unseren Schmerz
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02/12

 Fürchtet euch nicht

Wiederholt erzählen mir Freunde und der jetzt notwendigen Einschränkungen
Bekannte, wie sehr sie die sich immer nicht gutgeht, denke ich wiederholt an
verändernden Einschränkungen der himmlische Aussagen im Evangelium
Corona-Pandemie nerven und einschrän- „Fürchtet euch nicht“; so heißt es jeweils
ken, dass sie sich vor den Folgen dieser an Weihnachten und an Ostern. Diese
Krankheit fürchten. Oft höre ich dann Aussagen machten den Angesprochenen
den Wunsch, es möge wieder wie vor Mut: den Hirten auf dem Feld und den
deren Beginn – vor diesem schlechten Frauen auf der Suche nach Jesus im Grab.
Spuk sein. Ich kann solches Verhalten Mich ermutigen diese Worte ebenfalls,
nachvollziehen, für mich selber ist es auch wenn eine Reihe von Freunden und
aber fremd. Stattdessen versuche ich, Bekannten wünschen, alles wäre wieder
so angemessen wie es mir möglich ist, wie vor der Pandemie, alles wäre wieder
meine persönlichen Kontakte zu Mitmen- „auf Anfang“. Statt „alles auf Anfang“
schen und Freunden einzuschränken und bevorzuge ich „dranbleiben“ – an Bezie-
dafür per Telefon, Mail und Online-Video hung, an dem, was Leben ausmacht.
die bestehenden Beziehungen zu pfle-
gen, zu intensivieren und fortzuführen.
Natürlich ist dies einschränkend und oft
fehlt mir die Berührung, die Umarmung, Peter Vieten
die körperliche Nähe. KF Mönchengladbach
Aber umgekehrt liegt es an mir und
an uns, die gemeinsame Beziehung
zu pflegen und zu vertiefen; auch in
Corona-Zeiten. Und wenn es mir wegen
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03/12

 In Gottes Hand

Ich kenne das vom „Mensch-ärgere-dich- Sicher gab es auch persönliche Schick-
nicht-Spiel“. Man strebt mit den Figuren salsschläge, aber ich habe die Erfahrung
vorwärts, will sie als Schnellster ins Ziel gemacht, dass diese einem bei allem
bringen, wird dann von seinen Mitspie- Streben nach vorne auch die Chance
lern vom Platz gefegt und wieder an geben, inne zu halten, Dinge zu überden-
den Anfang zurückgeschickt. So ist es im ken, mal Blick und Richtung zu wechseln
wahren Leben auch: und auch einen neuen Anfang zu wagen.
Wir streben in unserem Leben stetig Aber ALLES auf Anfang stellen, können
vorwärts und erleben viele unterschied- WIR nicht. Wir können weder die Zeit
liche Anfänge. Wir starten in der Familie, zurückdrehen noch etwas ungeschehen
fangen etwas Neues an in Kita, Schulen, machen. Wir selbst sind die Summe
Ausbildung und Beruf. Wir beginnen an von Erfahrungen und Anfängen, die uns
neuen Orten, mit neuen Menschen und bleiben, auch wenn es mal nicht so läuft,
mit vielerlei Aktivitäten. Jedes Kind, das wir stolpern oder fallen. Aber als Christen
wir bekommen haben, war ein neuer fallen wir nicht tiefer als in Gottes Hand
Anfang. – und dann erst ist wirklich wieder ALLES
Wirklich zurückgeworfen worden bin auf Anfang.
ich eher selten. Meine Generation hat
das große Glück, das Leben ohne Kriege,
Verwüstung und Hunger genießen zu
können. Auch von Gewalt, Brand und Birgit Stenmans
Katastrophen bin ich bisher verschont KF Oedt
geblieben. Dafür bin ich sehr dankbar.
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04/12

 Spurwechsel
 riskieren

Der Anfang – eine ruhelose Zeit. Stille Soeren Kierkegaard schrieb: „Es ist ganz
und Einkehr im Abseits. Ein Leben auf wahr, was die Philosophie sagt, dass das
der Überholspur! Eine Neigung zu der Leben rückwärts verstanden werden
Vorstellung – höher, weiter, mehr ist auch muss. Aber darüber vergisst man den an-
besser. Ein Statussymbol? Und dann das deren Satz, dass vorwärts gelebt werden
– Corona! Stillstand – Lockerung – und muss.“
jetzt? Angst, Verständnis, Leugnung, „Nur mutig vorwärts, Gott wird für die
Streit, Ungeduld – Zeit ist das, was wir Zukunft sorgen“ sagte einmal Adolph
nicht haben. Was in einer Überflusskul- Kolping.
tur abnimmt, ist seltsamerweise die Zeit
– zusammen mit Weisheit und Freund-
schaft. Das aber sind genau die Dinge, für
die das Menschenherz geschaffen wurde, Winfried Bergers
von denen es lebt und wofür es lebt. KF Lobberich
Die Überholspur deutet die Zeit, die wir
nicht haben. Suchen wir den Spurwech-
sel oder nur eine Korrektur?
Riskieren wir den Spurwechsel und sind
wir ein Vorbild.
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05/12

 Mut

Seit der Trennung von meinem Mann Mein Fazit: Es braucht mutige Menschen,
weiß ich, was es heißt: neu anzufangen. die anfangen, anderen die Hand reichen,
Ich vermisse Freunde, die nicht mehr die uns in den Arm nehmen und erste
für mich da sind und Gewohnheiten wie Schritte machen lassen. Menschen, die
morgens mit einem Kaffee geweckt wer- da sind, wenn wir fallen, um uns auf-
den oder am Abend nicht alleine schlafen zufangen und aufzubauen. Ein Anfang
gehen. Geht es mir nicht gut, fehlt mir in -so sehr man ihn will- ist alleine kaum
den Arm genommen zu werden. Fehlen- möglich.
de Selbstverständlichkeiten lassen mich Für die Kolpingsfamilie heißt das, eine
Einsamkeit in meinem Herzen spüren. starke Gemeinschaft zu sein, die Mut
Jeder Tag wird ein neuer Anfang: Alleine macht und für andere da ist. Sich hinter
durch den Park gehen, auf eine Feier, in der Pandemie verstecken und nichts tun
Urlaub fahren, frühstücken und Sylvester ist keine Option! Corona konform leben
verbringen. bedeutet nicht Nichts tun. Wenn Veran-
Die Corona-Pandemie verstärkt die staltungen ersatzlos gestrichen werden,
Einsamkeit. Ich musste die Erfahrung statt nach kreativen Lösungen zu suchen,
machen, vier Wochen ohne Partner in verlieren wir die Menschen, die uns brau-
Quarantäne zu sein, isoliert von ande- chen, aus dem Blick.
ren Menschen, keine Berührungen und
Gespräche von Angesicht zu Angesicht,
kein Lächeln und Witze zwischendurch,
keine Entlastung und kein Schritt vor die Meike Kempkens
Tür: furchtbar! KF Grefrath
06/12

 Endlich alleine?

Es ist schon seltsam - plötzlich sind zwei Wie schwer ist es, einen Neuanfang zu
Zimmer in der Wohnung frei. Wie oft machen. Vor mir müssen doch unzählige
habe ich gedacht: „Hätte ich die beiden Elternteile in dieser Lage gewesen sein?
doch schon in trockenen Tüchern...“ Sagt mal, wie habt ihr das verkraftet?
Jetzt ist es soweit, beide Kinder haben Über 20 Jahre Beieinandersein ver-
das Nest verlassen, gehen ihre eigenen schwinden so einfach?
Wege, melden sich meinem Geschmack „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...“
nach viel zu selten. Naja, noch kann die So ein Quatsch, Hermann. Jeder (Neu-)
eine oder andere Katastrophe sie ins ver- Anfang startet mit einem Abschied. Tröst-
traute Heim zurücktreiben. Ist das eine lich, dass ich Geschichten von Menschen,
Art Wunschdenken meinerseits? die Abschied nehmen mussten, um neu
Was kann ich jetzt alles mit den Zimmern anzufangen in meiner Glaubensurkunde
anfangen? Endlich ein eigenes Musikzim- finde: Adam und Eva, Noah, Abraham
mer, ein Gästezimmer, vielleicht einen und Sara, Josef und Maria, Jesus selbst
Studenten aus dem Ausland aufnehmen. am Kreuz.
Oder radikaler, die Bude verkaufen und Ich brauch‘ noch ein bisschen. Aber es
meinen Hausstand verkleinern. wird... und schließlich sind sie nicht aus
Doch ich realisiere, dass ich nicht will, der Welt.
dass ich alles erst mal so lasse wie es
ist: die übrig gebliebenen Möbel, die
Bilder an der Wand, sogar die wenigen
Kleidungsstücke, die noch im Schrank Albert Bettin
hängen. KF Ohler/Ohlerfeld
07/12

 ZusammenHALTEN
 und Neuanfangen.

Neuanfangen heißt erstmal „sich fangen“. Zu leicht, die Hände hoch zu werfen.
Sich zurechtfinden mit der Informations- Wir sollen doch gerade jetzt voneinander
flut. aufgefangen werden. Das geht nur mit
Wie ein Strom spült diese am Anfang geschlossenen Händen, mit kreativen
über mich hinweg. Formen von Gemeinschaft.
Werde ich gefangen, von den herrschen- Verantwortung heißt für mich auch ein
den Sorgen und Ängsten? Umdenken, wie gemeinschaftsstiftende
Gefangen, von den Unsicherheiten um Aktionen wieder neu anfangen können.
mich herum? So fangen wir uns auf.

Schnell begreife ich es als eine Chance,
um innezuhalten, umzudenken und sehe
eine Chance für kleine Neuanfänge - ich Annkatrin Gentges
lerne neue Sachen und versuche (digita- KF Aachen
les) Miteinander zu erschaffen.
Es wäre viel zu leicht, sich aus der Verant-
wortung für gemeinschaftsstiftende Akti-
onen zu ziehen. Zu leicht, alles abzusagen
und sich zu verbarrikadieren.
08/12

 „Niedergeworfen
 und aufgestanden“

Dieser Tage war Ralf D. da und klagte Am Tiefpunkt seines Lebens dann,
wieder, wie abweisend die Menschen mit unterwegs - „Am Fuße eines Hügels,
ihm umgehen und dass er eigentlich im- dicht neben der Straße, stand dazumal
mer schon ein armer Hund gewesen ist, ein verfallenes Stationsbild, um dasselbe
ein Eckensteher auf dem Schulhof, immer ein paar alte Lindenbäume.“ - bricht er
ohne Freunde. Ich selbst kenne das auch, zusammen. Erst durch die aufopferungs-
das wohlige Gefühl des Selbstmitleids. volle Pflege seiner Frau kann er genesen,
Manchmal darf das kommen; es hilft und durch neuen Mut und besonnenes
aber nicht weiter. Herangehen an die horrenden Aufgaben
 können sie sich und ihre wirtschaftliche
An einem schönen Frühsommertag, Situation retten. – „Niedergeworfen und
erzählt Adolph Kolping (im Volkskalen- aufgestanden“, war das letzte, lösende
der 1865), während einer Erholung im Kapitel dieser Geschichte überschrieben.
stillen Landstädtchen B. am Rhein habe
er ein altes Ehepaar kennengelernt. Die
erzählten aus ihrem Leben: von ihrer
jungen Liebe, der Heirat, dem Kauf eines Dr. Christoph Zettner
Gutshofs, der Gründung der Familie. KF Krefeld
Dann sei die Liebe erkaltet, teils in Hass
umgeschlagen, das Gut verschleudert,
der Mann in Spekulationen verstrickt und
mit einem Prozess bedroht worden.
09/12

 Familie

Ein entscheidender Neuanfang in Mit der Geburt der Kinder haben wir
meinem Leben war die Zeit, seit ich mit jeweils in unserem gemeinsamen Leben
meinem Mann zusammen bin. Da ich immer einen Neuanfang erlebt. Auf
Ende 30 war, hatte ich Ehe und Kinder zu einmal waren wir für sie verantwortlich,
diesem Zeitpunkt für mich abgeschrie- mussten und müssen Dinge entscheiden
ben. Ich fand es schade, aber der „Richti- und tun, mit denen wir zuvor nie kon-
ge“ war mir einfach noch nicht begegnet. frontiert waren. Wir erleben das Leben
Ich hatte einen Beruf, der mich ausfüllte, und die Welt aus einer anderen und
engagierte mich in der Pfarre und bei Kol- neuen Sicht, obwohl die Reisen nun in
ping, unternahm viele und zum Teil weite die Eifel und an die Nordsee gehen und
Reisen und pflegte einen intensiven Kon- nicht mehr an das andere Ende der Welt.
takt zu meinen Freunden und vor allem Durch Peter und die Kinder hat sich mein
zu meinen beiden Patenkindern und war bisheriges Leben entscheidend geändert,
stolze Eigentümerin einer schönen Woh- dass es sich rückblickend anfühlt, als ob
nung. Ich hatte mich „eingerichtet“. es ein Leben bis zur Gründung der eige-
Mit dem Kennenlernen von Peter wurde nen Familie gab und eines danach mit
alles anders. Mein bisheriges Single der eigenen Familie.
Leben wurde auf den Kopf gestellt. Auf
einmal musste ich im wahrsten Sinne
des Wortes Platz machen und schaffen in
meiner Wohnung und in meinem Leben. Karin Witte
Und Ehe und Kinder wurden wieder KF Elmpt
denkbar.
10/12

 Neu installieren?

Während des Lockdowns hatte ich regel- C hristliches Leben
mäßigen WhatsApp – Kontakt mit einer O rientierung an Jesus
lieben Freundin. Eines Tages erhielt ich R ichtung weisen
von ihr folgende WhatsApp: Ein kleines O ffenheit für Neues
Kind betet: „Lieber Gott, kannst du bitte N ächstenliebe
das Jahr 2020 löschen und neu installie- A chtsamkeit üben
ren? Es hat einen Virus! Danke.“ V ielfalt in der Einheit
Es wäre schön, wenn das so einfach I nnehalten
wäre, und dann habe ich mir vorgestellt, R uhe genießen
dass Gott diese Bitte erhört und mich U msicht walten lassen
gefragt, welche Apps würde Gott wohl S tellung beziehen
vor- installieren?
 Welche dieser Apps würdet Ihr bzw.
 würde ich zuerst öffnen?

 Anne Lichtenberg
 KF Willich
11/12

 Spurwechel –
 „Alles auf Anfang?“

In unserer Gemeinde gehöre ich zu einer monatlich mit der „Auszeit 19 Uhr“ für
kleinen Gruppe von Menschen, die seit den Einstieg ins Wochenende am Freitag-
etlichen Jahren am Sonntagabend zu- abend. Wir wollen nicht stehen bleiben,
sätzlich zur Messfeier am Vormittag eine die Idee und uns weiter entwickeln, nicht
Wortgottesfeier anbietet. Diese wird je- erstarren im Althergebrachten. Denn
doch von sehr wenigen Besucher*innen Leben heißt Neues wagen.
angenommen. Wenn wir nicht mehr weiterwissen und
Gerade lerne ich, vom Gewohnten und wenn wir das Ziel aus dem Auge verlie-
Eingespielten Abschied zu nehmen. ren, dürfen wir sicher sein: Einer weist
Muss ich Vertrautes hinter mir lassen, uns den Weg, kommt uns entgegen,
neue Wege gehen, Wagnisse eingehen? geht uns voraus. Der eine, von dem wir
Vielleicht Wortgottesdienste anders sagen: er ist der Weg, die Wahrheit und
gestalten, für Menschen, die nicht zu das Leben: Jesus Christus. Er kennt uns
den klassischen Kirchenbesucher*innen und er kennt unseren Weg. Eines aber
gehören? Über meine Gedanken habe müssen wir selbst tun: Wir müssen uns
ich mich mit Anderen ausgetauscht und aufmachen mit ihm. Und damit haben
einige spüren das Bedürfnis, sich mit auf wir begonnen.
den Weg zu machen für Menschen, die
suchen, die offen sind.
Die Gruppe ist gewachsen und hat sich
dadurch verändert. Wir wollen lebendige, Maria Wefers
anders gestaltete Gottesdienste anbieten KF Willich
und starten in diesem Advent einmal
12/12

 Alles auf Anfang?
 - Das haben wir
 schon immer so
 gemacht!

Womit verbindet man die Aussage? Mit Sie gestalten die Gegenwart mit dem
älteren Leuten? Mit Verwaltung? Nicht Blick auf die Zukunft. Sie machen Sachen
ganz falsch gedacht. Ich kenne den Satz anders, sie sind digitaler, manchmal
auch aus dem Büro. Ich verbinde ihn unverbindlicher, manchmal lustiger und
mit Bequemlichkeit, mit Sich-Auskennen sie haben neue Ideen. Änderungen sind
und mit der Abwehr von Neuem. Ehrlich keine Beleidigungen des Alten.
gesagt: Ich mag den Satz nicht. Das zusammenzubringen kann hoffent-
Und dann sind sie da: neue Kollegen, lich einer traditionsreichen Kolpingsfa-
neue Freunde, neue Leute im Vereinsvor- milie ein langes Leben sichern. Da gehe
stand. Und sie fragen diese böse Frage: ich vielleicht auch mal zu einem Vortrag,
Warum? Warum nicht anders? der mich nur wenig reizt, weil mich das
Traditionen sind gut. Sie bilden Heimat. Thema nicht wirklich interessiert. Dafür
Aber sie sind nicht das Bewahren der klettert ein 86-jähriger auf einen hohen
Asche. Sie sind ein Weitertragen der Aussichtsturm und hat auch noch Spaß
Flamme. dran.
Aus diesem Verständnis heraus macht es Alles auf Anfang. Ja bitte! Aber mit einer
Sinn, in unserer Kolpingsfamilie neben schönen Chronik!
einer Messe auch neue Gottesdienst-
formate durchzuführen. Es ist für mich
selbstverständlich, die „Alten“ im Verein
wertschätzen, denn sie haben ihn zu Ulrike Kratz
dem gemacht, was er ist. Genau so gilt es KF Aachen
auch, die „Jungen“ wertzuschätzen.
13/12

 Hier teilt sich
 mein Weg,
 mein Vertrauter.

Tagein tagaus auf Achse, Routine, Rhyth- „Mein Hirt ist Gott der Herr, er wird mich
mus, immer leiten, darum ich nimmermehr
ewiges Auf und Ab… kann Not und Mangel leiden.“
lange genug im ewigen Trott, alles neh- Innere Freiheit, die man außen nicht
men wie es kommt… erkennt,
Plötzlich nur noch: Links oder rechts. Weite und Heimat wo sonst Chaos
Nun Stillstand, wie geht es weiter? herrscht,
Nein, nur ganz langsam, fast Schwellen Vertrauen, das stärker ist als die Unge-
tastend. wissheit,
Was nun? Ungewohnt, wie blind dem Tag so viel mehr tut sich auf in der Stille.
begegnen, ER ist bei mir alle Tage, im Vertrauen auf
nicht wissend, alles – neu, ungewohnt. ihn ist der Weg egal, sofern seine
Halten, weil ich nicht weiter weiß? Resi- Botschaft mich begleitet.
gnieren? So nehme ich diesen Funken Licht, den
Ist an diesem Punkt „Ende“ – und wenn grünen hoffnungstragenden Zweig als
ja, womit? Fingerzeig für meine weitere Spur und
Gedanken überschlagen sich, lebe im Bewusstsein seiner Liebe. Sie
doch mich drängt es weiter. trägt und strahlt Hoffnung aus über alle
Ich weiß, dass ich nur begrenzt weit vor- Finsternis.
ausschauen kann.
Wo ist in dieser Einsamkeit Licht?
Es wird ruhig und seltsam still.
Gesänge erobern mein Bewusstsein Inge Claremin
 KF Hüls
14/12

 Anfang – Anpfiff –
 Anstoß – Abschlag
 – Spielbeginn

Wenn das Christentum ein Sport wäre – Kann ich Hürden meistern und Hindernis-
wie würde das für mich aussehen? se umfahren oder überwinden?
Sitze ich auf der Zuschauertribü- Bin ich ein Taktiker oder gehe ich immer
ne, auf der Reservebank oder wäre voll auf Angriff?
mein Platz auf dem Spielfeld? Wäre Habe ich eine gute Deckung?
ich Zuschauer*in, Schiedsrichter*in, Halte ich mich an Regeln?
Trainer*in oder Spieler*in? Stehe ich nach einem Foul auf, ohne mich
Würde ich mich, wie beim Eishockey, aufs anschließend dafür zu revanchieren?
Glatteis begeben und mit harten Banda- Und nach einer Niederlage – kann ich
gen kämpfen? mich wieder aufrappeln?
Bin ich eher für Kurzstrecken oder mehr Nicht nur im Sport, auch in meinem All-
für den Langlauf geeignet? tag und als Christ, muss ich durchhalten,
Kann ich gewinnen? Kann ich verlieren? verlieren, aufstehen, gewinnen,
Würde ich mich, wie beim Fußball, eher neu-anfangen-können.
für die Defensive oder eher für die Offen- Gerade und trotz Corona.
sive entscheiden? Also: Auf die Plätze. Fertig. Los…!
Wie hoch wäre mein Handicap?
Geht es mir nur um den Pokal oder ist
Dabeisein alles?
Kann ich um Dinge und Meinungen rin- Udo Haak
gen, ohne andere zu verletzen? KF Baesweiler, KF Eschweiler
Wie sieht es überhaupt mit meiner Kon-
dition aus – trainiere ich gar nicht, nur
gelegentlich oder regelmäßig?
15/12

 „Gottes Liebe ist
 ansteckend!“

Es ist viele Jahre her, da sah ich den Film: Er schaut auf jeden Menschen. Jeder ist
„Und täglich grüßt das Murmeltier!“. ihm wertvoll – denn schon beim Prophe-
Der Hauptdarsteller kämpft damit, dass ten Jesaja heißt es: „Gott sagt: Ich verges-
sich der Tag immer wieder wiederholt. se dich niemals! Unauslöschlich habe ich
Er kommt nicht weiter, der Tag beginnt deinen Namen auf meine Handflächen
immer wieder von vorne. Zuerst ist das geschrieben, deine Mauern habe ich
lustig. Fehler, die ich mache, werden kei- ständig vor Augen!“(Jes.49,16)
nen Schaden anrichten, weil ich nach 24 Lass die Liebe, die Gott uns Menschen
Stunden wieder eine neue Chance erhal- entgegenbringt, in Dein Herz, sie wird
te. Aber dann… wird es zäh. Man kommt Dich erfüllen. So kannst Du weihnacht-
aus diesem Strudel nicht mehr heraus. lich werden, denn diese Liebe strahlt
Manchmal könnte ich im Leben einen in die Welt, in Deine Familie, in Deine
Reset-Knopf gebrauchen. Ich sage schon Umgebung, in Deine Gemeinde. Diese
mal Sätze, die besser nicht gesagt wor- Liebe ist ansteckend, wie ein Virus - sie
den wären. Ich treffe Entscheidungen, die will die Welt verändern. Du musst es nur
sich im Nachhinein als falsch erweisen, zulassen!
dann hätte ich gerne die Möglichkeit die
Ereignisse auszuradieren.
Aber….. ist unser Menschsein nicht so
ausgelegt, dass ich immer wieder neu an- Maria Taube
fangen kann? Gott bietet mir seine Hand, KF Vorst
er liebt mich – so wie ich bin!
16/12

 Wagen wir
 kleine Schritte

Die Sehnsucht nach Normalität, Rück- • froh und dankbar sein (mir geht es gut,
kehr zum Alltag in den frohen, tragenden ich kann die Wohnung verlassen, kann
Gemeinschaften ist sehr groß. Doch wie bei einem Spaziergang die Natur erleben,
und wann wird es wieder möglich? Krisen habe genug zum Leben...)
und die dadurch bedingten Einschrän- • kleine Glücksmomente des Alltags
kungen machen klar, wie wenig unser wahrnehmen und genießen
Leben planbar und alles vom Menschen • Glücksmomente verschenken (ein Tele-
machbar ist. fonanruf, eine Postkarte schreiben, eine
Nutze die C hance Nachricht posten)
O rientiere dich neu • in Gedanken, Worten und Werken
Finde R uhe in Gott und in dir einen wertschätzenden Umgang pflegen
Lebe O ffensiv – auch wenn ich anderer Meinung bin
Entwickle eine neue N ormalität • respektvoll und achtsam miteinander
Aller A nfang ist schwer sein
Plötzlich ist mein Kalender leer. Zurück- • in Gottesdienst und Gebet mich und
geworfen auf mich selbst muss ich jetzt meine Ängste Gott anvertrauen
meine Fehler und Schwächen aushalten Nicht die großen und lärmenden Sprüche
und neu definieren: Was ist mir wichtig? bringen uns weiter, sondern die vielen
Wo und wie kann ich mich mit meinen kleinen Schritte und Ereignisse. Wagen
Fähigkeiten einbringen? Was gibt mei- wir sie!
nem Leben Sinn?
Zum Leben gehören Begegnungen. In
einer Zeit, in der es wichtig ist, genügend
Abstand zu halten, ist das ein schweres Maria Maurer
Unterfangen. Möglichkeiten, die ich sehe: KF-Grefrath
17/12

 Ein Lächeln

Die Pandemie ist für uns, wie ein Oder nutzen wir diese, zugegeben nicht
Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel. Eigent- einfache Zeit, um einmal über den Tel-
lich war man auf dem Weg zu einem Ziel lerrand hinauszuschauen? Heißt Abstand
und schwupps, kommt ein anderer Spiel- auch „Gefühlsabstand“? Oder zeigen
stein und schmeißt einen raus und bringt wir vielleicht auf andere Art und Weise
uns vom „normalen“ Weg ab und stört unsere Liebe und Verbundenheit. Ist ein
uns bei der Erreichung unserer Ziele. Lächeln - auch hinter der Maske - jetzt
Natürlich ist das nicht schön, müssen wir nicht wichtiger als je zuvor?
im Spiel doch mit unserem Spielstein von Und wohnt nicht nebenan auch ein
vorne anfangen. Aber birgt dieser Neuan- Mensch der Risikogruppe, der dankbar
fang nicht auch eine Chance? Vielleicht ist, wenn wir für ihn einkaufen gehen?
geht es jetzt deutlich besser und schnel- Stehen bleiben, umsehen, zupacken. Das
ler zum Ziel als vorher? Vielleicht kann wäre ein Neuanfang trotz oder wegen
ich jetzt besser taktieren, um mein Ziel Covid19. Und wo wir helfen, ist Gott
zu erreichen? Vielleicht wird es noch ein immer unter uns.
besonders lustiges Spiel, welches durch
meinen Neuanfang nun sogar etwas
länger dauert?
Was bedeutet das für unser Leben? Michael Germes
Bringt uns die Pandemie von unserem KF Vorst
Weg ab? Lassen wir uns die Lust am
Leben nehmen? Oder an Gott zweifeln?
18/12

 RESET -
 Alles auf Anfang

So ein Mist: Ich sitze am PC, feile seit Das kann ich nicht brauchen! Ich will
Stunden an einem Text und jetzt reagiert funktionieren, will gut drauf sein! Früher
das blöde Ding nicht mehr – in keiner ging das doch. Wieso jetzt nicht mehr?
Weise – weder über Tastatur, noch Maus. Ich fühle mich getrieben, fremdgesteuert
Es ist zum aus der Haut fahren. Mir bleibt und rastlos. Wie kann ich das ändern? Ich
nur, den RESET-Knopf zu drücken in der will das Leben genießen, möchte mich
Hoffnung, dass nichts verloren geht. frei und leicht fühlen, meine Kraft und
Während sich das System initialisiert, Kreativität wiederfinden und ausleben!
schweife ich ab: Wie genial wäre es, hätte auch ich eine
Viele Menschen begreifen Corona -durch RESET-Taste: Wenn‘s hakt, einfach auf‘ s
die Beschränkungen bedingt- als Chance Knöpfchen drücken und hoffen, dass sich
zur Ruhe zu kommen, herunterzufah- alles in den blockadefreien Grundzustand
ren und sich auf das Wesentliche zu zurücksetzt und wieder reibungslos
konzentrieren. Nicht für mich: Bin ich klappt (natürlich ohne Datenverlust:
schon vor der Krise am Limit gelaufen, wieder 17 sein mit dem Wissen von
so erlebe ich jetzt erhöhten Druck durch
mehr Überstunden im Labor, Nachtar-
 
 heute ).

beit aufgrund gesonderter Dienstzeiten,
Homeschooling, die Unausgeglichenheit
meiner Kinder ob deren Lagerkoller und Brigitte Büschges
mein fehlender sozialer sowie kultureller KF Willich
Ausgleich. „Rien ne va plus“ – nichts
geht mehr.
19/12

 Jeder Tag ist ein
 Neuanfang

Pandemie. Dieses Wort ist so sehr Be- Heißt es, dass wir irgendwann wieder zu
standteil unseres gegenwärtigen Lebens, unseren alten Verhaltensmustern zurück-
dass kaum noch Platz ist für anderes. kehren? Fangen wir mit dem alten Trott
Kaum etwas beherrscht derzeit unser wieder erneut an? Oder brechen wir auf
Leben und Denken, wie die Pandemie. zu neuen Ufern? Stellen jeden Tag unser
Das Wort übersetzt meint auch genau Segel dem auftreibenden Wind entge-
das, „pan“: gesamt, umfassend, alles gen. „Carpe Diem“ klar, das kennt jeder!
und „dēmos“: Volk. So zu trefflich und Natürlich soll jeder Tag genutzt werden,
schmerzlich zugleich, erklärt dieser aber jeder Tag ist doch auch die Chance
Begriff eine übergreifende Gefahr, eine es von diesem Tag an anders zu machen.
Angst, unabhängig von Hautfarbe, Kultur Manchmal braucht ein guter Gedanke
oder Geschlecht. Medien lehren uns nur eins: Tatkraft! Lasst unsere Gedanken
unser Verhalten zu ändern, umsichtiger nicht von Ängsten beherrschen, sondern
zu werden, Rücksicht auf Randgruppen von einer wachsenden Idee und dem
zu nehmen, Konsum auf das Nötigste zu Mut, Herausforderungen -wie in dieser
beschränken. Zeit- mit jedem neuen Tag zu verändern.
Jetzt. Und dann? Hört dieser Zustand ein-
fach auf? Kehren wir irgendwann zurück
in eine Normalität? Was bedeutet das?
 Jasmin Bonnacker
 KF Kaldenkirchen
20/12

 Spielend leicht

Zurzeit fesselt mich ein relativ einfaches Erst mit der Zeit habe ich das akzeptiert
Spiel – Antiyoy – auf meinem Handy. Auf und zur Strategie gemacht. Ich überle-
einem Wabenfeld müssen alle Gegner ge mir eine mögliche Vorgehensweise
besiegt werden, so dass einem am Ende und schaue, wie weit ich damit komme.
das ganze Land gehört. Einfache Regeln, Wenn es nicht klappt, starte ich das Level
simple Grafik und auch nicht grausamer neu und probiere etwas Anderes aus. So
als Halma oder Mensch-ärgere-dich-nicht lerne ich immer wieder dazu und so habe
– kurz gesagt: kein Grund zur Sorge. ich – bisher zumindest – am Ende doch
Die meisten Level sind leicht, doch hin noch jedes Level gemeistert.
und wieder läuft es einfach nicht so. Wenn du wieder am Anfang stehst, weil
Während ich den einen Gegner im Osten es so wie bisher nicht weitergeht, dann
nur mühsam „klein kriege“, wird der tust du gut daran, innezuhalten und dich
andere im Westen größer und größer. Am neu zu orientieren!
Ende muss ich mich der Übermacht ge-
schlagen geben. Das frustriert und meis-
tens lege ich das Handy dann schlecht
gelaunt zur Seite. Peter Witte
 KF Elmpt

 P.S. Es gibt in dem Spiel übrigens auch ei-
 nen „Diplomatie“-Modus, aber den habe
 ich noch nicht verstanden…
21/12

 Alles auf Anfang...

Beim Handy ist die Reset Funktion Neue Daten werden erstellt. Ich erlebe
einfach zu betätigen. Ein Hersteller gibt einen Aufbruch bei aller Furcht vor dem
folgende Bedienungsanweisung: Virus, dass das System zum Absturz
Drücke die Lautstärketaste „Lauter“ und gebracht hat.
lass sie schnell wieder los. Ich (er)lebe auch einen neuen Auf-
„Drücke die Seitentaste und halte sie bruch in meinen Glauben. Ist nicht jetzt
gedrückt.“ die Chance, die alten Programme, die
Es geht so schnell. Alles ist weg. Gut, gelaufen sind, aber mein Handy langsam
wenn man kurz vorher die Daten gesi- gemacht haben, nicht mehr zu installie-
chert hat. Aber wer hat das? Die Daten ren? Vielmehr kann ich neue Programme
sind weg und müssen in mühevoller Ar- mit neuen Möglichkeiten aufspielen.
beit wieder zusammengetragen werden. Und ist dies nicht das, was Jesus uns in
Frühjahr 2020 –nichts geht mehr. Das seiner Botschaft schon vor mehr als 2000
System „Welt“ stürzt ab. Alles auf Anfang Jahren aufgegeben hat? „Verlasst die
– es wird die Reset-Taste gedrückt. Alles alten Wege und geht mit mir in eine neue
ist gelöscht. Das Treffen in der Familie, Welt!“ Ich hoffe, dass wir diesen Mut der
die Umarmung, die…. und jetzt? Gibt es Freunde und Freundinnen Jesu aufbrin-
eine Datensicherung, auf die ich zurück- gen können.
greifen kann? Nein! Doch ist es nicht
auch eine Chance? Ich sammle meine
wichtigen „System-Daten“ zusammen
und merke, was gut und was unnütz ist. Ralf Schröder
 KF Hinsbeck
22/12

 „Ich bin bei euch
 alle Tage eures
 Lebens“. (Mt 28,20)

Alles auf Anfang – ja, das wünschen Auf dieser Basis wünsche ich mir und uns
sich in diesem Jahr mit Sicherheit viele allen:
Menschen. Wir hatten anderes vor in
diesem Jahr. Doch durch Corona änderte Gegen unsere große Angst und unsere
sich unsere Vorstellung von Gegenwart kleinen Ängstlichkeiten
und Zukunft. Was wichtig und gut schien, Deine stärkende Zuversicht
geriet auf den Prüfstand. Gegen unsere Fixierungen
Verunsicherung macht sich breit, wir Deinen Geist der Freiheit
reagieren nervös, verärgert, sorgenvoll, Gegen unseren Leichtsinn
ängstlich bis panisch, depressiv - aber Deinen schützenden Geist
auch mutig, anpackend, unterstützend Gegen unsere Einsamkeit
und zugewandt. Deine liebende Zuwendung
Doch wir brauchen etwas, an dem wir uns Gegen unsere Mutlosigkeit
festhalten können, brauchen Orientierung Dein Vertrauen
und Halt - auch die Mutigeren unter uns. Gegen unsere Fantasielosigkeit
Denn – so sehr wir uns vielleicht ein Deinen Entwurf vom Leben in Fülle
Alles auf Anfang wünschen, es gibt kein
Zurück. Vielleicht ist das auch gut so.
Und vielleicht besinnen wir uns auf die
Bitte „Bleibe bei uns Herr“ und auf seine Brigitte Vieten
Zusage „Ich bin bei euch alle Tage eures KF Mönchengladbach
Lebens“. (Mt 28,20)
23/12

 Am Anfang steht
 Gottes Schöpfung

Für jeden Einzelnen ist der Beginn die „Alles auf Anfang“ ist notwendig, wenn
Geburt in diese Welt. Nicht alle haben die schwierige Phasen in der Familie und im
Chance, in einer glücklichen Familie wohl- Freundeskreis durch zu wenig Reden und
behütet und beschützt aufzuwachsen, wie Zuhören oder Missverständnisse entste-
ich es hatte. Das gleiche gilt für den Ein- hen. In diesen Situationen gilt es, nicht
stieg in das Erwachsenenleben. Es ist eine aufzugeben sondern zu kämpfen, um
wunderbare Erfahrung, viele Menschen nach dieser Zeit wieder „alles auf Anfang“
kennenzulernen, die alleine durch ihre zu setzen. Dies erfordert von allen Be-
Freundschaft, Zuhören und Respekt stets teiligten die Bereitschaft, vergessen und
Mut und Kraft geschenkt haben. verzeihen zu können.
Die Geburt kleiner, geliebter Menschen- Ich bin dankbar, dass dies in meinem
kinder bedeutet für jede Beziehung einen Leben fast immer gelungen ist. Für mich
neuen Anfang. Große Liebe, Glück und kommt der Wille hierzu aus dem Gedan-
Dankbarkeit, gepaart mit viel Verantwor- ken, dass Gott uns jeden Tag Dinge zu
tung und Fürsorge sind in dieser Situation vergeben und zu verzeihen hat. So setzt er
angesagt. Wenn wir mit viel Freude ande- für und mit uns täglich „Alles auf Anfang.“
re Menschen in dieser Situation unterstüt-
zen und helfen, bedeutet das auch für uns
nach vielen Jahren wieder ein Neuanfang.
 Gabriele Thönißen
 KF Schaag
24/12

 Osterlicht

Als im März der Lockdown begann, stand In den folgenden Monaten mussten wir
unser Alltag auf einmal still und nichts auf Weiteres verzichten. Wir konnten
war mehr möglich. Selbst die Gottes- die Schulabschlüsse unserer Söhne nicht
dienste konnten nicht mehr stattfinden ausgiebig feiern, genauso wenig wie den
und das zu einer Zeit, in der wir Christen 18. Geburtstag. Aber auch da haben wir
unser höchstes Fest feiern. Ostern stand Wege gefunden, alle Feste unvergesslich
vor der Tür. Liebgewonnene und wichtige zu machen. Jetzt möchten wir wieder
Rituale konnten nicht gelebt werden. Also einen Geburtstag feiern: Die Geburt Jesu.
saß ich Ostersamstag ziemlich alleine Eine Feier mit Freunden, Familie und
in der großen Kirche mit einem kleinen großen Gottesdiensten wird es wohl so
Osterlicht vor mir. Aber irgendwie war nicht geben. Es muss uns aber nicht daran
ich gar nicht alleine. In der ganzen Stille hindern, den Geburtstag von Jesus auf
war viel mehr Raum für die österliche neuen Wegen zu feiern, sei es durch eine
Botschaft. Ich fasste einen Entschluss. Ich kleine Aufmerksamkeit, durch einen pri-
fuhr nach Hause, druckte mir den zur Ver- vaten Gottesdienst, ein Gebet. Besinnen
fügung gestellten Hausgottesdienst aus, wir uns auf das Wesentliche und lassen
zündete im Garten ein Feuer an und hielt die Liebe und den Frieden des Weih-
meinen eigenen kleinen Gottesdienst. Es nachtsfestes durch uns selbst wirken.
war wunderschön.

 Kirsten Schwikkard
 KF Willich
25/12

 Alles auf Anfang
 oder was?

Es gibt Situationen im Leben, da wünsche Unterstützt werde ich von…
ich mir einfach, die Taste auf Löschen zu
drücken und neu anfangen zu können. Es
gibt auch die Situationen, die zwangen
mich, neu anzufangen, ob ich wollte oder Verlassen kann ich mich auf…
nicht. Und manchmal träume ich davon,
wie es wäre, ganz neu anzufangen.
Das Wort Neuanfang suggeriert, alles ist
möglich. Aber ist es das? Ist es nicht eher Nach diesem besonderen Jahr feiern wir
so, dass ich mich immer mit allem, was Weihnachten anders als in den Jahren
mich ausmacht, in den Neuanfang ein- zuvor. Vielleicht eine gute Gelegenheit
bringe? Was gibt mir dann den Mut, das für einen Neuanfang, sich auf die wich-
Vertrauen, die Zuversicht, es trotzdem zu tigen Menschen und Dinge im Leben zu
wagen? konzentrieren, sich bewusst dafür Zeit zu
Mut macht mir… nehmen und dem Leben eine neue Rich-
 tung zu geben. Fangen wir Weihnachten
 mit Gottes Segen damit an.
Vertrauen habe ich in…

 Sigrid Ophoff
Zuversicht gibt mir… KF Aachen
26/12

 Geburtstag zu dritt

Im April 2019 haben wir ein Kind bekom- Natürlich wünsche ich mir für die
men. Der erste Geburtstag fiel genau nächsten Jahre bunte Kindergeburtstage
in die Phase des ersten Lockdowns und mit vielen kleinen und großen Gästen.
zwang uns, diesen Meilenstein nur zu Der Geburtstag zu dritt soll keine neue
dritt – ohne Familie, ohne Freunde – zu Tradition werden. Aber als Anfang, als
feiern. Dabei hatte ich mich auf diesen ersten Geburtstag hat uns nicht zuletzt
Tag sehr gefreut, weil für mich damit die Pandemie einen kleinen, glücklichen
auch ein Neuanfang zu Ende ging. Das Tag beschert!
neue Leben mit Kind, das neue Leben
als Eltern war nun nach einem Jahr
zum Alltag geworden. Wir konnten die
Gewissheit haben, dass wir das können: Lea Scholtes
Eine Familie sein. KF Aachen
Und so saßen wir dann zu dritt am
Kuchentisch unter einer Geburtstagsgir-
lande und packten Geschenke aus. Es
war gemütlich und witzig und entspannt.
Und mich beschlich das Gefühl, dass es
so genau richtig war. Genau richtig für ein
einjähriges Kind und für uns Eltern, die
nach einem Jahr voller schöner Hochzei-
ten und 30. Geburtstagen genug von der
Rolle als Gastgebende hatten.
27/12

 Gottvertrauen

Ich habe im Juni meine Ausbildung been- Ich habe mich dort beworben und bin
det und das bedeutete für mich: auf ins angenommen worden. Seitdem bin ich
Berufsleben. Zunächst war ich arbeitslos superglücklich, als eigenständige Raum-
und hatte trotz meiner Sorgen, wie es ausstatterin dort arbeiten zu dürfen.
wohl weitergeht, das Vertrauen, dass sich Diese Erfahrung hat mich in meinem
alles fügen wird, wie es soll. In meiner Glauben bestärkt, dass es immer einen
freien Zeit habe ich meiner Schwester Grund gibt, warum etwas passiert und
Gardinen für ihren Wohnwagen genäht. dass mit etwas Vertrauen in Gott am
Als sie den Stoff hierfür gekauft hat, ist Ende alles kommt, wie es soll.
sie mit der Verkäuferin des Stoffladens
ins Gespräch gekommen und hat ihr von
meiner Situation als arbeitslose Raum-
ausstatterin erzählt. Ist es Zufall oder Carina Winzen
doch Schicksal, dass der Stoffladen zu KF Elmpt
dieser Zeit eine Raumausstatterin suchte?
28/12

 Neuordnung

Es gibt immer wieder Situationen, in Wir müssen uns immer wieder auf neue
denen wir wieder „Alles auf Anfang“ Anfänge einlassen und dieses im Vertrau-
setzen. Wir lernen neue Menschen en auf Gott angehen. Ich wünsche uns
kennen und wir entwickeln auch neue allen viel Kraft, die momentane Situation
Formen, mit verschiedenen Dingen sehr gut zu überstehen und mit kleinen
umzugehen. So zum Beispiel bei einem Dingen wieder zur Normalität zurück-
Schul- oder Arbeitsplatzwechsel. Es sind zukehren und eine besinnliche ruhige
neue Menschen, mit denen wir uns dort Adventszeit zu begehen.
umgeben, neue Arbeitsmethoden und
Arbeitsschritte.
Auch wenn geliebte Menschen plötzlich
und unerwartet aus dem Leben scheiden, Markus Holländer
stellt es uns vor die Frage: „Was wird nun KF Jülich
werden“? Ich habe diese Situation in die-
sem Jahr zweimal erlebt und habe mich
in unterschiedlichen Bereichen komplett
neu ordnen müssen.
29/12

 Vom Anfangen und
 Weitermachen

Eigentlich finde ich neue Dinge und bissen und bin doch fertig geworden.
Veränderungen doof. Zumindest erstmal. Glücklich, manchmal stolz. Habe Neues
Außer wenn es ums Kreativsein geht. Da gelernt. All meinen Mut zusammenge-
finde ich hier neue Ideen und werde dort nommen und den teuren Stoff ange-
inspiriert. Probiere viele Dinge aus und schnitten, ohne ein Probeteil genäht zu
lasse mich ganz schnell davon begeis- haben.
tern. In meinem Kopf fange ich unzählige Beim Kreativsein bin ich mutig, fange an.
Projekte an, sehe mehr Dinge, die ich Und glücklicherweise kann man Nähte
ausprobieren oder nachmachen will, als ja wieder auftrennen. Und noch mal von
ich Zeit habe. vorne anfangen.
Ich habe immer genug Nähprojekte in
der Planung und schleppe, wenn ich
übers Wochenende weg bin, immer zu
viel Strickzeug mit, weil ich Angst habe, Julia Klütsch
das könnte sonst nicht reichen. KF Düren
Wenn ich neue Projekte anfange, bin ich
meistens ziemlich begeistert. Aber am
Weitermachen scheitert es dann manch-
mal: Die Nähmaschine spinnt rum und
näht nicht, wie ich will. Das Tuch, an dem
ich schon seit Monaten stricke, wächst
kaum und ohne die Anleitung in Reich-
weite geht gar nichts.
Und am Ende? Habe ich mich durchge-
30/12

 Manchmal träume
 ich davon

Manchmal träume ich davon, wie schön Achtsamkeit für die kleinen und großen
es ist, nochmal von vorn zu beginnen; Geschenke des Alltags zu üben, Dankbar-
einen Fehler ungeschehen zu machen; keit, Offenheit…
ein falsches Wort, eine falsche Geste Für die Zeit deiner Suche wünsche ich dir
zurücknehmen zu können; noch einmal
eine Chance geboten zu bekommen … Anfangen
In der digitalen Welt ist dies eine Mög- Durchhalten
lichkeit, diese Probleme zu lösen: Stopp! Versuchen
Ende! Noch einmal von vorne beginnen. Einlassen
Noch einmal von einem bekannten Start- Nachdenken
punkt aus losgehen. Reset – zurücksetzen / Tun
alles auf Anfang.
In meinem Leben ist das nicht so mög- Ruhe
lich, denn das Vergangene - mein bishe- Einlassen
riges Leben - lässt sich nicht einfach auf Suche
Null zurücksetzen. Ich bin ein Kind mei- Entdecken
ner Lebensgeschichte. Doch ich darf aber Trau dich
diese Lebensgeschichte weiterschreiben.
Ich darf sie gestalten.
Dazu benötige ich Kraft, neue Ideen,
einen neuen Anfang, einen Aufbruch wie Michael Maurer
z.B. einen Berufswechsel, den Mut um KF Grefrath
Entschuldigung zu bitten, verzeihen kön-
nen, sich selbst annehmen lernen,
31/12

 Musik des Lebens

Vom römischen Redner und Staatsmann Frau hat den Flamencotanz für sich ent-
Marcus Tullius Cicero stammt der Satz: deckt. Klar, das Lernen geht nicht mehr
„Fange nie an aufzuhören, höre nie auf so leicht von der Hand wie in früheren
anzufangen.“ Und auch unser Gründer Lebensjahren, aber das lässt sich heute
Adolph Kolping sagt: „Anfangen, wirklich – Weisheit und Gelassenheit des Alters?
anfangen, das ist die Hauptsache.“ – aushalten. Ich werde mich nie mit
Ich habe mich in meinem Leben schon meinem großen Bruder messen können.
öfter bei dem Gedanken ertappt: Ich Ein Hindernis für mich in Kindertagen?
müsste mal… ich sollte mal… ich könnte Vielleicht… wahrscheinlich. Inzwischen ist
ja mal… Nicht immer habe ich es dann das aber egal. Ich mache es trotzdem…
auch getan. Warum? Bequemlichkeit? für mich.
Keinen richtigen Sinn gesehen? Angst, zu Ich wünsche uns allen den Mut und die
scheitern? Fähigkeit zur Neugierde, zum Auspro-
Ich denke, es ist immer eine Herausfor- bieren – zum Anfangen. Vielleicht bietet
derung, etwas Neues anzufangen, vor uns gerade diese Corona-Zeit mit ihrem
allem, wenn man sich in seinem Leben erzwungenen Stillstand die Chance dazu.
vermeintlich eingerichtet hat. Aber – oft
lohnt es sich, „sich lähmender Gewöh-
nung zu entraffen“ (Hermann Hesse,
Stufen). Ich habe in diesem Jahr mit Ende Christian Lehnen
40 angefangen, Klavier zu spielen, meine KF Hinsbeck
01/01

 Auf geht’s

365 Tage liegen in diesem Jahr vor uns; Auf geht’s und lasst uns dieses Jahr mit
genauer 364, weil dieser erste Tag bereits frohem Mut beginnen und wenn irgend-
gelebt wird. Manche von euch / von Ih- wie möglich, ihn – den frohen Mut –
nen begegnen diesem Jahr vorsichtig und auch nicht verlieren.
abwartend. Andere wiederum können es
kaum erwarten, weil sie hoffen, dass es
endlich besser wird. Schon seltsam: Die
Aneinanderreihung von Tagen und deren Dietmar Prielipp
Einteilung in Jahren bringen diesen einen KF Aachen
Tag hervor, wo das Alte hinter sich gelas-
sen wird und das Neue beginnt. Alles auf
Anfang, egal, ob ich den Übergang feiere,
ihn verschlafe oder ängstlich entgegen
trete.
Nehme ich mir für dieses Jahr etwas
Besonderes vor? Habe ich jetzt schon die
Haltung: Augen zu und durch? Bin ich
schon nach den ersten Stunden des Jah-
res müde? Erwarte ich schon jetzt nichts
von diesem Jahr, weil Corona mich lähmt,
der Karneval möglicherweise ausfällt, ich
auf absehbare Zeit nicht ins Stadion kann
und generell meine Lebensfreude getrübt
ist?
Impressum

Herausgeber Dietmar Prielipp für das
 Kolpingwerk, Diözesanverband Aachen
Korrektur Brigitte Vieten und Monika Kothen
Satz und Layout Conny Friedeler
Druck Alwo Druck, Tönisvorst
Auflage 2150

Die Impulstexte dürfen nur mit Einverständnis
der Autor*innen veröffentlicht werden.

Mönchengladbach
November 2020
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