MOODLE@SCHULE Arbeiten mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt - DIALOG 26

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MOODLE@SCHULE Arbeiten mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt - DIALOG 26
MOODLE@SCHULE
Arbeiten mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt

                                              DIALOG 26
MOODLE@SCHULE Arbeiten mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt - DIALOG 26
Autoren

Aune Chu                     Genthin
Kerstin Dalitz               Parey
Gunnar Junge                 Halle
Solvejg Mettin               Raßnitz
Henry Patz                   Magdeburg
Gabi Priske                  Schönebeck
Anja Rockmann                Wittenberg
Juliane Schmidt              Wittenberg
Diana Schult                 Schneidlingen

Die vorliegende Publikation ist unter der „Creative Commons“-Lizenz veröffentlicht.

       CC BY-SA 3.0 DE

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Ausführliche Lizenzinformationen: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/

Impressum

Herausgeber:     Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA)
Redaktion:       Gunnar Junge, Henry Patz
Layout:          Doreen Eckhoff
Druck:           druckhaus köthen GmbH & Co. KG
ISSN:		          1438 – 4787
LISA Halle (Saale) 2014 – 1. Auflage 900

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weib-
licher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei
Geschlecht.
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INHALT | 3

INHALT

1       Die Lernplattform als Teil des Lehr- und Lernprozesses .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
1.1     Was Sie zu Lernplattformen wissen sollten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.2     Annäherung an das Arbeiten mit einer Lernplattform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.3     Zum Verständnis von E-Learning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2       Moodle auf dem Weg in die Schulen.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 18
2.1     KALSA und BeST@Webschule als Wegbereiter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                18
2.2     moodle@schule und die schulspezifische Nutzung einer Lernplattform. . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                        22
2.2.1   Schulinstanzen als technisch-organisatorische Basis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                   22
2.2.2   Fortbildung der Lehrkräfte zur Nutzung der Schulinstanz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                       25
2.2.3   Content – gezielt ausgestaltete Kursräume. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                       27
2.2.4   Differenzierung und Individualisierung durch die Integration von
        E-Learning-Sequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                     28
2.3     Moodle@LISA – von Schule lernen – für Schule lernen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                     31

3       Lehrkräfte geben Erfahrungsberichte.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 34
3.1     Lernen und Fördern durch E-Learning? – das geht!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                34
3.2     Moodlen als Bereicherung des Englischunterrichts –
        „heiße Kartoffeln“ selbst gemacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                  38
3.3     KALSA – Fluch oder Segen? – Eine persönliche Antwort auf diese Frage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                    41
3.4     Moodlen im jahrgangsgemischten Unterricht der Grundschule –
        für uns auch ein Stück Schulentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                        44
3.5     Dürers Leben und Werk mit Moodle kennenlernen –
        ein Online-Kurs für den Kunstunterricht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                       47
3.6     Eine Lernplattform im Auslandseinsatz – Moodlen kann man (von) überall. . . . . . . . . . . . . . .                                                                            50

4       E-Learning an Schulen in Sachsen-Anhalt – Ausblicke .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 54

5       Anhang – Bildnachweise .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 57
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4 | VORWORT

  Liebe Kolleginnen und Kollegen,

  als Lehrerinnen und Lehrer stehen wir alltäglich vor    Obwohl diese durchaus verschieden sind, zeichnen
  der Frage, wie Unterricht effektiv und erfolgreich      sich Vertreter der „jüngeren Generation“ einheitlich
  gestaltet werden kann. Stetig suchen wir nach ge-       durch einen Zugang zu modernen Medien aus. De-
  eigneten Methoden, anschaulichen Unterrichtsmit-        ren Gewohnheiten und Fähigkeiten, interaktiv und
  teln und praktikablen Wegen, um auf der Grundlage       kommunikativ zu sein, eröffnen Chancen für einen
  der gültigen Lehrpläne und Rahmenrichtlinien die        erfolgreichen Lernprozess. Im Zusammenhang mit
  Kompetenzentwicklung junger Menschen möglichst          Schule und Unterricht gerät dabei das Schlagwort
  positiv voranzutreiben. Soll dies gelingen, dann gilt   E-Learning in den Blickpunkt.
  es, neben einer Vielzahl von Rahmenbedingungen
  auch die Lerngewohnheiten der Kinder, Jugendli-
  chen sowie jungen Erwachsenen zu berücksichtigen.
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VORWORT | 5

In Sachsen-Anhalt wurde E-Learning über einige         erfolgreichen Lehrkraft auf einer Lernplattform nicht
Jahre hinweg punktuell und auf Initiative einzelner    außer Kraft gesetzt wird, sondern dort in gleicher
Personen in den Unterricht bzw. Ausbildungsprozess     Weise gefragt ist.
integriert. Seit 2009 können wir den Weg, E-Lear-      Darüber hinaus begleiten wir Ihre Lektüre durch
ning auf breiterer Front im schulischen Unterricht     einen Online-Kurs, so dass Sie aktive Elemente (Au-
zu etablieren, nun systematisch beschreiten. Wir,      dios, Videos, Dokumente und Internetseiten) nutzen
das sind ein E-Learning-Team am Landesinstitut für     können, um Gelesenes im wörtlichen Sinne einse-
Schulqualität und Lehrerbildung sowie eine Vielzahl    hen, ansehen und anfassen zu können (Hinweise
von Lehrkräften, die gemeinsam bestrebt sind, Mög-     auf Seite 10). Folglich haben wir die Handreichung
lichkeiten, Chancen und Grenzen des E-Learnings        auch nicht mit diversen Anlagen versehen, da diese
auszuloten. Dabei verstehen wir E-Learning als eine    über den angebotenen Kursraum zugänglich sind.
mögliche Bereicherung des schulischen Lehr- und
Lernprozesses. In geeigneten didaktischen Szenarien    Obwohl wir in der klassischen Papierform über ein
erschließt das Kursraumprinzip einer Lernplattform     digitales und interaktives Medium berichten, hoffen
den Lernenden nach unserer Auffassung inhaltlich,      wir, dass wir Sie ermuntern können, sich Neuem zu
medial, örtlich und zeitlich neue Lerngelegenheiten    öffnen. Lassen Sie sich auch von den Erfahrungen
und -pfade.                                            aus unseren Projektschulen inspirieren und lesen
                                                       Sie über Erfolge und steinige Passagen. Sollten wir
Mit der vorliegenden Handreichung verfolgen wir        Ihr Interesse geweckt haben, zeigen wir Ihnen im
das Ziel, von unseren Aktivitäten und Ergebnissen      letzten Kapitel Wege, wie auch Sie in Ihrer Schule
zu berichten und aufzuzeigen, welchen Wert es hat,     Möglichkeiten des E-Learnings in den Schulalltag
den Unterricht partiell durch aufbereitete Online-     integrieren können.
Sequenzen zu ergänzen. Vielleicht können wir
Ihnen Mut machen, sich dieser Form des Lernens zu      Falls Sie bereits zu den Kennern und Nutzern einer
öffnen.                                                Lernplattform gehören, dann hoffen wir, dass Sie
                                                       sich in unseren Ausführungen wiederfinden und
Unsere Ein- und Ausblicke beruhen auf                  unserem Votum für den unterrichtlichen Einsatz
• den Ergebnissen des Modellversuchs KALSA, der        zustimmen.
   mit 37 Schulen der Sekundarstufe I von 2009 bis
   2012 durchgeführt wurde,                            Vielen Dank für Ihr Interesse!
• den Erkenntnissen des ESF-Fortbildungsprojektes
   BeST@Webschule für 40 Lehrkräfte Berufsbilden-
   der Schulen (2010 bis 2012),                        Das E-Learning-Team am LISA in Halle
• den technischen Gegebenheiten und organisato-
   rischen Erfahrungen des aktuell stattfindenden
   ESF-Fortbildungsprojektes moodle@schule für
   über einhundert Lehrkräfte aller Schulformen,
• dem engagierten praktischen Wirken der Lehr-
   kräfte und Schulen, die an den genannten Projek-
   ten beteiligt waren und sind sowie
• dem Feedback zahlreicher Schüler.
Vermutlich ist den meisten Lesern die Arbeit mit
einer Lernplattform bisher noch fremd. Wir versu-
chen deshalb, bei den Einblicken in das E-Learning
bei der Schule, wie wir sie täglich erleben, und dem
Präsenzunterricht anzusetzen. Es ist uns dabei wich-
tig, zu zeigen, dass das Denken und Handeln einer       Stefan Oertel, Gunnar Junge, Henry Patz (v. l. n. r.)
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AUSSAGEN VON SCHÜLERN, ELTERN UND
LEHRERN ZUR ARBEIT MIT DER LERNPLATT-
FORM AN UNSERER PINNWAND

                                                                      Für unsere
                                                                                 Tochter verb
                                                                      „Moodle“ d              indet die L
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                                              Hemmungen, di                        h auch keine
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                                                              lem, es fördert
                                                                               eher das Lehrer
                                                            Schüler-Verhältn                   -
                                                                               is.
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                                                                                Schüler ge                          ülern für
 es zwisch           spie    le r is c h  u
                                                      aben­                  Frau Chu m
                                                                                            macht. … Ic
                                                                                                        h war erstau
           e Wissen                      elnen Aufg                                       einte, dass                 nt, als
 erworben                 d  e r  e in  z                                                             durch mein
              arbeitung                                                       sich manch                           e Übungen
   bei der Be                   festigen.                                                  e Schüler in
                 blöcke zu                           itz
                                                                             haben. Als
                                                                                         o war mein
                                                                                                        Biologie ve
                                                                                                                    rbessert
                                             Raßn
                                  ndschule                                                           e Arbeit nic
                      an der Gru                                               Schüler am                         ht sinnlos.
           Elternteil                                                                      Bism    arck-Gymn
                                                                                                            asium Gen
                                                                                                                     thin

                                                                                        serer
                                                         e rs te n  A u sg estaltung un
                                                   der                                echner
                                      Als ich nach               ä ch  st en Tag den R
                                                   rm   a m    n
                                      Schulplattfo                 a s war ein bis
                                                                                   schen wie
                                                   e t h a b e , d
                                       angeschalt                      kommen.
                                                    nach Hause                                n-
                                                                                      deratore
                                                         d erat o r am 2. Tag der Mo
                                                  le-M o
                                      Schul-Mood                                  linstanzen
                                                     g zu r Ü b er gabe der Schu
                                          Fortbildun
MOODLE@SCHULE Arbeiten mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt - DIALOG 26
1   DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES
    LEHR- UND LERNPROZESSES
MOODLE@SCHULE Arbeiten mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt - DIALOG 26
8 | DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES

  1         DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERN-
            PROZESSES
  1.1       WAS SIE ZU LERNPLATTFORMEN WISSEN SOLLTEN

  EINE LERNPLATTFORM IST EIN
  LEARNING-MANAGEMENT-SYSTEM (LMS), …

  … auf dem sich Lernprozesse zeit- sowie ortsunab-          • Um auf der Plattform sinnvoll etwas ausführen
  hängig organisieren und koordinieren lassen. Auf             zu können, müssen Sie einen zweiten Schritt
  einer Lernplattform können die Geschehnisse im               in einen sogenannten Kursraum gehen. Erst als
  Unterrichtsraum inkl. der vorhergehenden Planung,            Teilnehmer eines Kursraumes kann auf die bereit-
  der steuernden Begleitung und der Nachbereitung              gestellten Inhalte und Materialien zugegriffen
  aus Lerner- sowie aus Lehrersicht abgebildet wer-            werden, so wie Unterricht in einer realen Schule
  den.                                                         nicht auf dem Flur, sondern überwiegend im
                                                               Klassenraum stattfindet.
  Nachfolgend seien einige grundsätzliche Details
  genannt, die jedem Nutzer bekannt sein sollten:                  Als Teilnehmer haben sie die Möglichkeit,
                                                                          einen Kursraum zu betreten.
  • Ein LMS ist ein Softwarepaket. Es beinhaltet
    eine Vielzahl von Werkzeugen, die in der Summe
    Kommunikation und Interaktion zwischen den
    Beteiligten ermöglichen.
  • Das Softwarepaket muss auf einem Serversystem
    installiert werden, auf das man online über einen
    Webbrowser Zugriff hat.
  • Um die Lernplattform betreten zu können, be-
    darf es in der Regel einer Anmeldung mit einem
    personenbezogenen und passwortgeschützten
    Zugang.                                                   Zugang zum Kurs(raum)

      Durch die Anmeldung auf der Lernplattform mit
          einem personenbezogenen Account …
                                                             • In einem Kursraum gibt es in der Regel einen
                                                               Trainer (entspricht der Lehrkraft) und mehrere
                                                               Teilnehmer (Lernende), also Personen mit un-
                                                               terschiedlichen Berechtigungen. Grundsätzlich
                                                               kommt dem Trainer die Aufgabe zu, den Kurs-
                                                               raum mit Inhalten auszugestalten sowie Aktivi-
                                                               täten der Teilnehmer zu initiieren, zu lenken und
                                                               zu betreuen. Aufgabe der Teilnehmer ist es, die
      … betreten sie das                                       Aktivitäten auszuführen und dabei alle Möglich-
      „Schulgebäude“.
                                                               keiten der Interaktion zu nutzen.

   Zugang zur Lernplattform
MOODLE@SCHULE Arbeiten mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt - DIALOG 26
DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES | 9

• Die Lernplattform entspricht dabei der Schule,       • In anderen Bundesländern, in denen das Arbeiten
  der Kursraum ist das Klassenzimmer. So, wie es in      mit Lernplattformen sowohl im Bereich Schule
  einer realen Schule Personen in bestimmten Hier-       als auch in anderen Bildungseinrichtungen grö-
  archien gibt, so ist das auch auf einer Plattform.     ßeren Raum einnimmt, setzt man ebenfalls auf
  Der Administrator plant, lenkt und koordiniert in      Moodle.
  Analogie zur Schulleitung. Sollte die Instanz auf
  dem Server von jemand anderem gehostet wer-          Es wird immer wieder der Fall eintreten, dass je-
  den, dann ist das vergleichbar mit der Wartung       mand in Kenntnis einer anderen Plattform dort
  technischer Systeme durch den Schulträger.           Einzelelemente für konkrete Zwecke attraktiver oder
                                                       nutzerfreundlicher findet. Das tritt jedoch in den
                                                       Hintergrund, wenn man sich verdeutlicht, dass die
WIR ARBEITEN MIT DER LERNPLATTFORM                     Erfolgskriterien für den Einsatz einer Lernplattform
MOODLE …                                               nicht im technischen Detail liegen, sondern in Be-
                                                       dingungen, die eher plattformunabhängig sind:

                                                       • Die Qualität der Materialien und Aktivitäten
                                                         sowie deren didaktisch-methodisch sinnvolle
                                                         Verknüpfung sind entscheidend.

… und auch bei Lernplattformen gilt, es gibt Moodle    • Ein Kurs muss für die Teilnehmenden Kommuni-
und es gibt andere Systeme. Nicht jede Lernplatt-        kation, Interaktion und Feedback ermöglichen.
form ist dabei für jeden Zweck geeignet. Dass wir
2009 mit Moodle an den Start gegangen sind, hat        • Es muss ein Kursdesign gewählt werden, das die
mehrere Gründe:                                          (auch jüngeren) Teilnehmer anspricht und moti-
                                                         viert.
• Moodle ist nachweislich ausgerichtet auf den
  schulischen Unterricht. Alle Werkzeuge wurden        • Die erfolgreiche Arbeit im Kurs verlangt eine ver-
  mit dem Ziel ausgewählt und installiert, Abläufe       trauensvolle, sichere, konsequente und präsente
  des schulischen Lehrens und Lernens im virtuel-        Kursbetreuung.
  len Raum abzubilden.
                                                       • Die sinnvolle Verortung des Online-Kurses im
• Moodle wird von einer weltweiten Community             gesamten Lernprozess ist wichtig.
  betreut und weiter entwickelt, wobei die Nutzer-
  sicht aus der Schulperspektive eine entscheiden-
  de Rolle spielt.                                     Bei all diesen Überlegungen ist es letztlich nicht
                                                       entscheidend, mit welcher Plattform man arbeitet.
• Moodle ist grundsätzlich kostenfrei. Lediglich das   Im Fokus der Lehrkraft steht der Lernende. Ihn in
  Hosting auf einem Server kann Kosten verursa-        seiner Individualität zu erreichen und seine Kompe-
  chen. Die Schulinstanzen auf dem Bildungsserver      tenzentwicklung zu fördern, ihm eine zusätzliche
  in Sachsen-Anhalt werden technisch vom LISA          Gelegenheit zu bieten, selbst gesteuert, aber nicht
  aus betreut. Das bedeutet, die betreffenden          allein gelassen zu lernen, dafür scheint uns Moodle
  Schulen nutzen funktionierende Moodle-Instan-        geeignet.
  zen vollständig kostenfrei.
MOODLE@SCHULE Arbeiten mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt - DIALOG 26
10 | DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES

  1.2       ANNÄHERUNG AN DAS ARBEITEN MIT EINER LERNPLATTFORM

  DER KURS ZUM BUCH – EINE PRAKTISCHE
  ANNÄHERUNG

  Wir möchten Ihnen die Gelegenheit geben, sich der           Missverständnisse. Andere denken dabei eher an
  Thematik „Lernplattform“ ganz praktisch zu nähern,          Seminare, Fortbildungen oder sonstige Angebote
  und laden Sie ein, sich parallel zum Lesen dieser           von Bildungsträgern. Damit liegen sie gar nicht so
  Handreichung in den „Kurs zum Buch“ zu begeben.             verkehrt, nur dass das Angebot nicht im Rahmen ei-
  Ein Kurs zum Buch, was ist denn das?                        ner Präsenzveranstaltung umgesetzt wird, sondern
                                                              in digitaler Form vorliegt und über Rechner sowie
  Es wird in dieser Handreichung sehr oft von Kursen          Internet erreichbar ist. In diesem Fall ist es ein Kurs,
  die Rede sein. Das ist dadurch begründet, dass die          der Ihnen den Inhalt dieser Handreichung nahe
  Arbeit mit Moodle auf dem Kursraumprinzip beruht            bringt, Zusatzinformationen liefert und somit das
  und die Planung sowie die Gestaltung von Lehr-              Kursraumprinzip von Moodle in Ansätzen erlebbar
  und Lernprozessen sich in Kurs(räum)en vollzieht.           macht.
  Im Kreis derer, die ständig mit moodle arbeiten
  und sich darüber austauschen, gibt es dabei keine

   Auszug aus dem Kurs zum Buch
DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES | 11

Und so wie es einen „Buch zum Film“ gibt, bei dem                   UNTERRICHTLICHE EINSATZSZENARIEN – EINE
sich verschiedene Medien mit dem gleichen Inhalt                    DIDAKTISCHE ANNÄHERUNG
auseinander setzen, handelt es sich hier um den
„Kurs zum Buch“. Damit ermöglichen wir einen Zu-                    Die hier geschilderten Szenarien sind Beispiele, wie
gang zur „Arbeit mit Lernplattformen an Schulen in                  sie so oder anders an Schulen in Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt“ genau über das Medium, von dem                      Ausgangspunkt für den unterrichtlichen Einsatz
es im Folgenden viel zu berichten gibt.                             von Online-Kursen sind. Namen, Einrichtungen und
                                                                    Situationen sind erfunden, aber unserer täglichen
                                                                    Praxis entlehnt. Konkrete Berichte aus Projektschu-
                                                                    len finden Sie später in dieser Handreichung.

                                                                    Szenario 1:     Ein Kurs als „Begleiter“ des
                                                                    		Fachunterrichts
                                                                    Herr Tischer unterrichtet Hauswirtschaft in der Klas-
                                                                    se 7b an der Salzland-Sekundarschule. Nach dem
                                                                    Ende einer Doppelstunde kann der Unterricht erst
                                                                    in 4 Wochen fortgesetzt werden, denn dazwischen
                                                                    liegen Projektwochen, Klassenfahrten und Ferien.
 Film zum Grundverständnis einer Moodle-Plattform – Eingangsbild-   Während die Schüler die Arbeitsplätze auf- und die
 schirm
                                                                    Arbeitsmittel einräumen, hatte Herr Tischer früher
                                                                    hektisch Absprachen zu treffen, was bis dahin alles
Sie begeben sich in den Kurs, indem sie unter http://               zu erledigen, zu wiederholen oder auch mitzubrin-
moodle.bildung-lsa.de/lisa/ die Lernplattform des                   gen ist. Es tauchten 100 Fragen der Schüler auf und
LISA besuchen und dort in der Menü-Zeile den                        nur die Hälfte der Lernenden bekam in der Hektik
Kurs zum Buch klicken.                                              die Antworten mit. Entspannt verweist er nun auf
                                                                    einen Online-Kurs, der den Hauswirtschaftsunter-
Sie sind nun Gast in diesem Kursraum und wir                        richt fortwährend begleitet. Die Schüler wissen, dass
raten Ihnen, sich zunächst den kleinen Film (vgl.                   sie dort auf Materialien zugreifen können, Aufträge
Abb. – zum Starten anklicken) anzuschauen. Dabei                    vorfinden und bei deren Bearbeitung miteinander
erfahren Sie, wie eine solche Moodle-Lernplattform                  oder auch mit Herrn Tischer in Kontakt treten kön-
aufgebaut und organisiert ist.                                      nen.

Sie werden sowohl beim Lesen dieser Handreichung                    Szenario 2: Eine Audiodatei ersetzt den
als auch beim „Klicken“ im Kurs merken, dass ein                                  Originalvortrag
solcher Kurs mehr bietet, als nur das Lesen der Texte               Frau Sangesfreude weiß, dass ihre pubertierenden
auf dem Bildschirm. Sie können vielleicht auch                      Achtklässler gern und gut singen – nur nicht im
schon erahnen, welche Möglichkeiten sich damit für                  Musikunterricht und vor versammelter Mannschaft.
die Gestaltung ihres Unterrichts ergeben.                           Deshalb stellt sie im virtuellen Musikkurs für ihre
                                                                    Klasse eine Aufgabe zur Audioeingabe bereit und
Innerhalb der Handreichung werden wir immer wie-                    bittet ihre Schüler, die Volksweise am heimischen
der auf den Kurs verweisen.                                         Laptop zu singen und aufzunehmen. Das tun diese
                                                                    so oft, bis sie mit dem Ergebnis selbst zufrieden
                                                                    sind, direkt im virtuellen Klassenzimmer, ohne
                                                                    dass zusätzliche Software erforderlich ist. Bis zur
                                                                    nächsten Stunde in einer Woche sind die Vorträge
                                                                    bewertet. An zwei oder drei Beispielen erläutert die
                                                                    Lehrerin die Bewertungsgrundsätze.
12 | DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES

  Szenario 3: Entscheidungen (orts-)unabhängig                IV (Förderschwerpunkt Lernen) probiert sich über
              treffen                                         eine Internetseite (der Link wird im Kursraum be-
  Herr Abstimmer möchte die Wahl des Klassenspre-             reitgestellt) darin aus, Primzahlen zu erkennen und
  chers diesmal nicht durch klassisches "Handheben"           aufzuschreiben.
  durchführen. Er hatte schon beim letzten Mal die            Zum Abschluss tragen die Lernenden aller 4 Grup-
  Vermutung, dass die Cliquenbildung in der 10b kein          pen die Erkenntnisse zusammen und erstellen
  reales und gerechtes Ergebnis zulässt. Kurzerhand           (offline) ein Plakat. Als das gut gelingt, überlegt Frau
  wird eine anonyme Abstimmung im Klassenleiter-              Förderer, das nächste Mal ein externes Tool zur Erar-
  Kurs der Moodle-Plattform der Schule angelegt, wo           beitung eines interaktiven Plakates zu nutzen und
  jeder Lernende auch außerhalb der Schule seinen             sie sieht keinen Grund, warum das ihren Schülern
  Wunschkandidaten anklicken kann.                            nicht gelingen sollte.

  Szenario 4: Potenzial im Hinblick auf                       Das alles und vieles mehr ist möglich, weil die
               Differenzierung und Individualisierung         Schulen über eine Instanz der Lernplattform Moodle
  Frau Förderer unterrichtet Mathematik an einer              verfügen. Dadurch können Teile des Unterrichts bzw.
  Förderschule. Eine heterogene Schülerschaft und             bestimmte organisatorische Aufgaben in diesen und
  die Forderung, sich dieser Situation permanent zu           vielen weiteren Szenarien in sogenannte Kursräume
  stellen, sind für sie nichts Neues. Um hierbei auch         verlagert werden. Präsenzunterricht an der Schule
  neue Wege zu gehen, hat Frau Förderer einen Kurs            findet so eine zeit- und ortsunabhängige Ergänzung.
  auf der Moodle-Instanz der Schule erstellt, in dem          Eine wichtige Erkenntnis, die sich aus der Arbeit mit
  verschiedene Gruppen auch verschiedene Aufträge             den Schulen ergibt, sei an dieser Stelle genannt:
  bearbeiten.                                                 Es geht nicht darum, unter dem Vorsatz, die Lern-
  Es geht um Primzahlen und den Mathematiker                  plattform einsetzen zu wollen, nach derartigen
  Erathostenes. Dabei erhält die leistungsstarke Grup-        Szenarien zu suchen. Die genannten und andere
  pe im Moodle-Kursraum einen Text zu Alexandria in           Szenarien liefern der Schulalltag und die Unter-
  der Antike und Gruppe II recherchiert selbstständig         richtsbedürfnisse von sich aus. Es gilt deshalb, die
  einen Text über das Wirken des Mathematikers.               Möglichkeiten der zeit- und ortsunabhängigen
  Gruppe III informiert sich über das Leben des Ma-           Unterrichtsarbeit zu kennen und somit gewinnbrin-
  thematikers und füllt einen Lückentext aus. Gruppe          gend einzusetzen.
DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES | 13

UNTERRICHTEN MIT MOODLE – EINE
PÄDAGOGISCHE ANNÄHERUNG

Bei der Arbeit mit Computer und Internet be-            • Die Kommunikation über E-Mail darf nichts
schleicht den nicht so versierten Nutzer immer            Fremdes für Sie sein und die damit verbundenen
etwas die Angst, Dinge aus der Hand zu geben und          Praktiken sollten zu Ihrem Handwerkszeug gehö-
das nun auch noch in Bezug auf Unterricht. Die-           ren.
se Angst ist unbegründet. In einer Veranstaltung
                                                        • Es sollte für Sie möglich sein, sich mit Web­
in der das Fortbildungsprojekt „moodle@schule“
                                                          browsern (Explorer, Firefox usw.) im Internet „zu
eröffnet wurde, übersetzten wir den Projektnamen
                                                          bewegen“.
mit „moodle in Regie von Schule“. Diese Überset-
zung unterstreicht, dass die Lehrkraft (auch) bei       • Es ist wichtig, dass es Ihr Grundverständnis als
der Nutzung der Lernplattform alles in der Hand           Lehrer zulässt, die „klassische Lehrerrolle“ auch
hat. Eine Lernplattform bildet nämlich stets einen        einmal zu verlassen, Lernangebote zu unter-
Teil aus dem Lehr- und Lernprozess ab und dieser          breiten und die Individualität des Lernenden zu
muss inhaltlich und organisatorisch vorbereitet,          akzeptieren.
lenkend und helfend begleitet sowie abschließend        • Es ist günstig, wenn Sie an der Kommunikation
nachbereitet und evaluiert werden. Das sind alles         mit Lernenden interessiert sind und das in un-
klassische pädagogische Aufgaben, die Ihnen weder         komplizierter Weise auch praktizieren.
der Computer noch das Internet und auch nicht die
Lernplattform abnehmen können und wollen.
                                                        Fassen wir dies zusammen und packen die bisheri-
                                                        gen Erfahrungen in der Arbeit mit einer Lernplatt-
                                                        form dazu, dann stellen wir fest, dass es weniger
                                                        die technischen Hürden sind, die es zu überspringen
                                                        gilt. Vielmehr sind es die Voraussetzungen und
                                                        Handlungen, die auch jenseits der Lernplattform
                                                        einen guten Lehrer und erfolgreichen Unterricht
                                                        ausmachen.

                                                        Aber warum schauen wir bei den erforderlichen
                                                        Voraussetzungen eigentlich immer auf die Lehrkräf-
                                                        te? Wir machen das deshalb, weil wir davon ausge-
                                                        hen, dass die Lernenden über das nötige Rüstzeug
                                                        verfügen. Schüler gehen wie selbstverständlich mit
Mit einer Lernplattform können Lehrerinnen und          Online-Werkzeugen um, laden Dateien hoch und
Lehrer aller Schulformen und Fachrichtungen arbei-      herunter, kommunizieren in Netzwerken und gehen
ten. Man muss nicht Informatik studiert haben oder      intuitiv die erforderlichen Schritte. Sie können unse-
besonders affin im Umgang mit Computern sein.           re Reserviertheit nicht nachvollziehen. Ist das nicht
Die Frage nach den Kompetenzen, die man in der          Grund genug, ihnen in ihrem Denken und Handeln
Funktion eines Trainers zur inhaltlichen und orga-      zu folgen? Sollten wir nicht damit aufhören, all
nisatorischen Aufbereitung von Inhalten und zur         diese Dinge als „Störung“ hinzustellen und stattdes-
Betreuung Lernender in Kursräumen braucht, soll so      sen offen damit umgehen? Dabei ist es zweifellos
beantwortet werden:                                     förderlich, auch einmal den Rat derer zu suchen und
                                                        anzunehmen, die das schon „drauf“ haben.
• Es ist günstig, wenn Sie auch sonst bereit und in
  der Lage sind, Materialien in digitaler Form in den
  Unterricht einzubeziehen.
14 | DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES

  Arbeiten mit Moodle ist wie "richtige Schule", Schü-        Bei sinnvollem Gebrauch werden Sie feststellen,
  ler sind anwesend, sitzen vor oder um uns, wir tre-         dass es sich hierbei nicht um Lösungen zweiter
  ten mit ihnen und diese untereinander in Kontakt.           Klasse handelt, die sich notgedrungen durch die
  Die Auslagerung einzelner Unterrichtsaktivitäten            Umsetzung auf der Plattform ergeben. Vielmehr
  auf eine Lernplattform ist kein Ersatz des direkten         bringen diese Tools häufig deutliche Vorteile mit,
  Kontakts, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Dies er-        die den modernen Lerngewohnheiten der Schüler
  weitert einerseits die Möglichkeiten der Unterrichts-       näher sind als klassisches Lehrbuch und Wandtafel.
  gestaltung durch die Lehrkraft. Auf der anderen             Es geht aber nicht darum, das eine durch das andere
  Seite ermöglicht es dem Lernenden zeitgemäßes,              zu ersetzen, sondern eine sinnvolle und zeitgemäße
  schülerorientiertes und individuelles Lernen. Zeitlich      Ergänzung vorzunehmen.
  und örtlich ergeben sich neue Gelegenheiten, Kom-
  petenzen zu erwerben oder zu festigen.
  Wie in der richtigen Schule
  • werden Materialien bereitgestellt, angeboten,
    übergeben,
  • werden Fragen gestellt und Antworten gegeben,
  • werden Aufträge erteilt und damit Aktivitäten
    der Teilnehmer initiiert,
  • findet Kommunikation zwischen zwei oder
    mehreren Beteiligten statt, um Rücksprache zu
    halten, Aufgaben gemeinsam zu bearbeiten, zu
    diskutieren oder zu intervenieren,
  • werden Lernende verschiedener Niveaustufen                Zum Abschluss dieser „Annäherungsversuche“
    differenziert mit unterschiedlich schwierigen             möchten wir Sie nochmals ermuntern, sich in unse-
    Problemstellungen konfrontiert,                           ren Kursraum zu begeben. Dort können Sie in einem
  • gibt es diverse Wege der Problemlösung und                YouTube-Video ein interessantes Gespräch verfol-
    Kompetenzentwicklung,                                     gen, das vielleicht weitere Klarheit schafft. Übrigens
                                                              liegt gerade auch hierin ein großer Vorteil, Informa-
  • werden Arbeitsergebnisse bewertet und vieles
                                                              tionen auch über moderne Medien zugänglich zu
    mehr, was zum Unterricht und zum schulischen
                                                              machen.
    Leben insgesamt dazu gehört.

  Um all diesen Anforderungen auch innerhalb einer
  Lernplattform gerecht werden zu können, stellen
  E-Learning-Systeme dem Lehrer eine Vielzahl inter-
  aktiver Elemente und Werkzeuge zur Verfügung. Die
  Lehrkraft kann so ihren persönlichen Unterrichtsstil
  auch hier entwickeln und entfalten und bedarfs-
  gerecht reagieren – wie im „normalen“ Unterricht
  auch.
DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES | 15

1.3           ZUM VERSTÄNDNIS VON E-LEARNING

Bringt man Lernprozesse in Verbindung mit Compu-                                  das Lehrbuch, Arbeitsblätter, diverse Kopien bzw.
ter und Internet, dann wird schnell von E-Learning                                vermittels projizierter (Präsentations- oder her-
gesprochen. Dieser Begriff wird zurzeit bisweilen                                 kömmlicher) Folien. Sollen solche Materialien durch
inflationär verwendet. Was darunter konkret ver-                                  Filme oder Tonaufnahmen veranschaulicht werden,
standen wird, dazu gehen die Aussagen auseinan-                                   sind zusätzliche Geräte nötig, der Unterrichtsfluss
der. In Bezug auf die vom LISA koordinierten Projek-                              wird unterbrochen und alle sehen und/oder hören
te haben wir ein Begriffsverständnis, welches der                                 gleichzeitig das Gleiche. Eine Lernplattform bietet
Arbeit mit einer Lernplattform sehr nahe kommt.                                   hier immense Vorteile und verdeutlicht, dass es zur
Insofern verwenden wir Lehren und Lernen mit einer                                Textdatei vielfältige Alternativen gibt. Das gilt auch
Lernplattform und E-Learning durchaus synonym.                                    und gerade im Hinblick auf Differenzierung und
Institutions- und zielgruppenbezogen wird auch die                                individuelle Führung.
Arbeit mit anderer Software oder Web2.0-Anwen-
dungen unter dem Begriff E-Learning erfasst.                                      ANGEBOT VON AUTONOMEM UND INTERAKTI-
                                                                                  VEM LERNEN
Wir sprechen von E-Learning, wenn sich ein Lehr-
und Lernprozess durch die im Folgenden genannten                                   Autonom
                                                                                   • Wann und von welchem Ort aus
und beschriebenen Merkmale auszeichnet1:                                              arbeite ich?
                                                                                   • In welcher Reihenfolge bearbeite
NUTZUNG MODERNER MULTIMEDIA­                                                          ich die Aufgaben?
TECHNOLOGIE                                                                        • Welche Aufgaben wiederhole ich, welche lasse ich
                                                                                     aus?
                                                                                   Interaktiv
                                                                                   • gemeinsam etwas bearbeiten
                                                                                   • den Mit-Lerner zur Unterstützung
                                                                                      einbeziehen
                                                                                   • Kommunikation unter den Teilnehmern
                                                                                   • aktiv im Netz
    • Einbindung von Texten, Bildern, Audios oder Videos
      in Lernangebote                                                              Merkmal 2 – Angebot von autonomem und interaktivem Lernen

    • Selbsterstellung von Medien
    • Abspielen der Medien                                                        Ein Online-Lernangebot kann jederzeit und von
    • Aufträge an Lernende zur Erzeugung von Medien,                              jedem Ort über ein internetfähiges Gerät abgerufen
      zur Dokumentation von Arbeitsergebnissen (auch                              werden. Schüler nutzen in zunehmendem Maße
      als Leistungsnachweis)                                                      mobile Technik. Ein Verbot solcher in der Schule ist
    Merkmal 1 – Nutzung moderner Multimediatechnologie
                                                                                  eher kontraproduktiv, denn das nimmt dem Lerner
                                                                                  den Freiraum, seinen individuellen Pfad beim Lernen
Ohne dies negativ zu werten, erhalten Schülerinnen                                zu beschreiten. Welchen Spielraum der Lerner hier-
und Schüler Arbeitsmaterialien, Aufgabenstellun-                                  bei eingeräumt bekommt, gibt der Trainer mit seiner
gen usw. in der Mehrzahl in schriftlicher Form über                               Kurskonstruktion vor. So bieten vielfältige Übungen
                                                                                  die Möglichkeit der Auswahl, aber auch der mehrfa-
                                                                                  chen Ausführung.
1
        vgl. Robert Bauer, Tillmann Philippi: Einstieg ins E-Learning – Die Zu-
        kunftschance für beruflichen und privaten Erfolg, Verlag Bildung und
        Wissen 2001, S. 108 ff
16 | DIE LERNPLATTFORM ALS TEIL DES LEHR- UND LERNPROZESSES

  Entscheidend ist auch, dass Optionen zur Interak-           NUTZUNG VON ELEKTRONISCHEN DATEN- UND
  tion und Kommunikation eingeräumt werden. Das               KOMMUNIKATIONSNETZEN
  kann zunächst über Aktivitäten geschehen, die
  gemeinsam zu bearbeiten sind (Wikis, Glossare).
  Andererseits bieten Foren und/oder Mitteilungen                • schneller und kostengünstiger Datenaustausch
  Chancen der Vernetzung und Kommunikation. Auf                  • Speichern von und strukturierter Zugang zu
  diese Weise wird situations- und personenbezogen                 Informationen
  ermöglicht, Hilfestellung zu suchen und zu geben,              • Einsatz moderner Formen der Kommunikation
  Absprachen zu treffen bzw. Dinge zur Diskussion zu             • Möglichkeit zur zeitnahen Aktualisierung
                                                                   bestehender Inhalte
  stellen.

  MÖGLICHKEIT DER PERSÖNLICHEN BETREUUNG

      Die Betreuung durch einen Tutor (Trainer, Lehrer)
      ist z. B. möglich bei                                    Merkmal 4 – Nutzung von elektronischen Daten- und Kommunika-
                                                               tionsnetzen
      • Fragen zu Kursinhalten,
      • technischen Problemen,
      • der Bewertung von Aktivitäten,                        Hier ist nichts anderes gefordert als das, was in
      • „Ordnungswidrigkeiten“.                               persönlichen Fragen, in privaten Haushalten, in Ab-
                                                              läufen des Freizeitbereiches und in allen Bereichen
      Gleichzeitig erfolgt darüber die Pflege sozialer        des Beruf- und Wirtschaftslebens bereits üblich ist.
      Kontakte, ein wichtiger Aspekt auch bei der Arbeit
                                                              Mitteilungen über E-Mail, Verschicken von Datei-
      auf einer Lernplattform.
                                                              en, Verteilen von Informationen, termingerechtes
                                                              Abgeben von Arbeitsergebnissen, Diskutieren sowie
   Merkmal 3 – Möglichkeit der persönlichen Betreuung
                                                              Werten in Foren gehören zum Alltag. In der Übertra-
                                                              gung dieser Praxis auf die Arbeit mit der Lernplatt-
  Der verantwortliche Lehrer ist Ansprechpartner in           form liegt ein besonderer Wert.
  organisatorischen (auch technischen) sowie fachli-
  chen Fragen und trägt „wie im richtigen Schulleben“         Zusammenfassend kann festgestellt werden:
  Verantwortung für ein konfliktfreies Miteinander            All die genannten Merkmale lassen sich auf einer
  der Lernenden.                                              Lernplattform umsetzen. Dabei stellen sie zum
  Es ist ein Irrtum, dass der Lerner beim E-Learning          einen Anforderungen an Lernprozesse, eröffnen aber
  sich selbst und dem Lernangebot überlassen bleibt.          gleichzeitig eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die
  Zumindest muss, sollte und darf das nicht so sein.          Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Art Mogel-
  In der Begegnung zwischen Trainer und Teilnehmer            packung entsteht, wenn wir das Verständnis von
  über den Rechner lässt sich, sicher mit Abstrichen,         E-Learning „niedriger“ ansetzen, vielleicht in einer
  eine ähnlich persönliche Atmosphäre im Lernprozess          Weise, wo jeder Kontakt der Lernenden mit einem
  entwickeln, wie in einer face-to-face-Situation im          Rechner oder auch mit mobilen Endgeräten schon
  realen Unterrichtsraum. Auch sollte der Trainer hier        als solches verstanden wird. Gerade die genannten
  keine prinzipiell andere Herangehensweise pflegen.          Anforderungen machen ggf. den Mehrwert von
                                                              E-Learning gegenüber dem ausschließlichen Prä-
                                                              senzlernen aus. Es geht also nicht vorrangig darum,
                                                              Schülerinnen und Schüler, die von morgens 7:00 Uhr
                                                              bis nachmittags 14:00 Uhr in der Schule präsent
                                                              sind, zeitweise am Computer zu unterrichten. Es
                                                              geht vielmehr darum, die echten Vorteile zeit- und
                                                              ortunabhängig sowie über das herkömmliche
                                                              didaktisch-methodische Angebot hinaus zu nutzen.
2   MOODLE AUF DEM WEG IN DIE
    SCHULEN
18 | MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN

  2         MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN

  Wir haben in Sachen Einsatz einer Lernplattform            dividuell für den eigenen Unterricht anzupassen
  bei der Unterstützung der Unterrichtsarbeit in den         und dort einzusetzen sowie
  Schulen inzwischen einiges auf den Weg gebracht.         • der organisatorischen, technischen und inhaltli-
  Dazu existiert ein stabiles System                         chen Unterstützung durch Verantwortliche am
  • der schulspezifischen Bereitstellung der techni-         LISA.
    schen Voraussetzungen,
                                                           Vor allem haben wir inzwischen eine immer größer
  • der zentralen technischen Betreuung und Admi-
                                                           werdende Community derer, die mit der Lernplatt-
    nistration der Schulinstanzen,
                                                           form arbeiten und sich gegenseitig unterstützen.
  • von Fortbildungsangeboten für potenzielle und          Diese Gemeinschaft Gleichgesinnter fand durch
    fortgeschrittene Nutzer und damit der schritt-         die Arbeit im Modellversuch KALSA und im Projekt
    weisen Heranführung an die Werkzeuge der               BeST@Webschule zueinander; viele der Kolleginnen
    Lernplattform,                                         und Kollegen sind auch am derzeit laufenden Pro-
  • des Zugriffs auf eine Vielzahl erprobter Online-       jekt moodle@schule beteiligt.
    Kurse verbunden mit der Möglichkeit, diese in-

  2.1       KALSA UND BEST@WEBSCHULE ALS WEGBEREITER

  DER MODELLVERSUCH KALSA

  Im Sommer 2009 erteilte das Kultusministerium            Rahmenbedingun-
  an das LISA den Auftrag zur Durchführung eines           gen zu schaffen.
  Modellversuchs mit der Bezeichnung „Kompetenzo-          Damit verbunden
  rientiertes Arbeiten mit Lernplattformen in Sachsen-     war zum einen der
  Anhalt“ (KALSA). Grundsätzlich verfolgen Modell-         Aufbau eines Sys-
  versuche die Absicht, an einer begrenzten Anzahl         tems der Qualifizie-
  von Schulen etwas zu erproben und in der Folge           rung der Lehrkräfte
  dann zu entscheiden, inwieweit es ins Regelsystem        im Hinblick auf die
  übernommen werden kann. Mit der Erprobung                Arbeit mit einer
  verbunden sind jeweils die Schaffung der erforder-       Lernplattform. Zum
  lichen Voraussetzungen und eine Evaluierung der          anderen ging es um die Bereitstellung der technisch-
  Vorgehensweise. Das geschah innerhalb von KALSA          administrativen Basis und somit den störungsfreien
  genauso in Bezug auf den Einsatz einer Lernplatt-        Zugriff auf eine solche Plattform.
  form.                                                    Für die Projektleitung von KALSA war Herr Gunnar
                                                           Junge verantwortlich. Die Projektkoordinierung und
  Lehrkräfte von 37 Schulen mit Sekundarstufe I            die Detailarbeit in allen Fragen oblag Herrn Henry
  (Gymnasien, Sekundarschulen und Förderschulen)           Patz, der als Moodle-Experte, Fortbildner, Motivator
  arbeiteten über drei Jahre hinweg an dem Auftrag,        und Organisator mit Geduld und Zielstrebigkeit die
  Content für Lernplattformen zu entwickeln, zu            Arbeit im Modellversuch vorantrieb.
  erproben und austauschbar auf dem Bildungsserver         Die vielfältigen Erfahrungen und Ergebnisse des
  vorzuhalten. Parallel dazu galt es, die erforderlichen   Modellversuchs sind in einem Abschlussbericht
MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN | 19

der Verantwortlichen am LISA gegenüber dem MK          liche Fassetten des Lehrens und Lernens, aber auch
dargestellt und können in unserem Begleitkurs          Fragen der Schulorganisation und der gesamten
(Abschnitt 2) nachgelesen werden. Den Lesern           Bildungs- und Erziehungsarbeit diskutiert.
dieser Handreichung seien hier als Auszug aus dem      Mindestens in den KALSA-Fächern der 37 Mo-
Abschlussbericht die wesentlichen Meilensteine des     dellschulen sind interaktive Smartboards fester
Modellversuchs dargestellt.                            Bestandteil des Unterrichts geworden. E-Learning-
                                                       Szenarien bereichern und ergänzen punktuell den
                                                       herkömmlichen Unterricht.

     Webschule – technisch administrative Basis
                                                            Lehrkräfte – die wesentlichen Akteure in allen
Als technische Basis für die Lernplattform wurde das        Phasen
Learning Management System "Moodle" benutzt.
Hier befand sich während der gesamten Projektlauf-     Mehr als 80 Kollegen wurden durch die Aufberei-
zeit die organisatorische und kommunikative Basis,     tung völlig unterschiedlicher Unterrichtsinhalte
wurden Fortbildung begleitet und Support geleistet.    vermittels gleicher (Moodle-)Werkzeuge und über
In dieser zentralen virtuellen Schule konnten ebenso   zeitliche und örtliche Beschränkungen hinaus zu
die Content-Erstellung, später der Einsatz im Un-      neuem Nachdenken über inhaltliche und metho-
terricht und am Ende des Modellversuchs auch die       disch-didaktische Belange angeregt, was Wirkungen
Evaluation ermöglicht und realisiert werden.           bis in den Schulalltag und den "konventionellen"
                                                       Unterricht zeigte. All diese "KALSA-Lehrkräfte" nut-
                                                       zen neue multimediale und kommunikative Mög-
     Modellschulen – Partner im Modellversuch          lichkeiten des Internets und setzen diese auch an
                                                       interaktiven Tafeln ein.
37 Schulen bildeten über den Zeitraum von drei Jah-
ren eine gemeinsame virtuelle Bildungseinrichtung.
Schulform- und fächerübergreifend wurden sämt-

     Organigramm Webschule1.9 (KALSA)
20 | MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN

         Support – eine Voraussetzung für erfolgrei-            Content – multimedial aufbereitete Unter-
         ches E-Learning                                        richtsinhalte und -schritte

  Blended Learning, bei dem Teile des Unterrichts         Kompetenzentwicklung erfordert handlungsorien-
  ohne die Präsenz einer Lehrkraft stattfinden, erfor-    tierte Auseinandersetzung des Lernenden mit curri-
  dert die Einführung eines funktionierenden Un-          cular bestimmten Inhalten, Abläufen und Prozessen.
  terstützungssystems, sodass sich der Lernende in        Im Unterschied zum Präsenzunterricht setzt E-Lear-
  keiner Phase „allein gelassen“ fühlt. Anfangs sind      ning das Neudenken des Lehr- und Lernprozesses
  es eher technisch-administrative Probleme, die den      und somit eine komplett neue Vorbereitung, Durch-
  ungeübten Benutzern ein barrierefreies Arbeiten         führung, Begleitung und Nachbereitung seitens der
  auf einer Lernplattform erschweren (vergessene          jeweiligen Lehrkraft voraus. Eine Lernplattform kann
  Passworte, bestimmte Einstellungen, Navigations-        qualitativ nur über ihren Content bewertet werden,
  probleme). Bei der späteren Herstellung interaktiver    sodass im Modellversuch 135 Kompetenzorientierte
  digitaler Lerninhalte sind zumeist handwerkliche        Onlinekurse (KOK) als Repräsentanten dieser didak-
  Fragen zu klären. Werden die fertigen Kurse dann        tisch-methodisch und multimedial aufbereiteten
  von Lernenden bearbeitet, stehen inhaltliche Prob-      Inhalte hergestellt wurden.
  leme im Vordergrund. Im Modellversuch wurde ein
  System aus zentralen, regionalen und fachspezifi-
  schen Präsenzveranstaltungen mit Onlinephasen                 Zertifizierung – ein Teil des Qualitätssiche-
  und plattformbezogenen Kommunikationsmöglich-                 rungssystems
  keiten verknüpft. Zudem waren der Projektkoordi-
  nator und einige besonders engagierte Lehrkräfte                              Die erarbeiteten Unterrichtsse-
  praktisch jederzeit online erreichbar.                                        quenzen durchliefen ein System
                                                                                der Qualifizierung, sodass dieje-
                                                                                nigen KOKs, die nach eingehen-
                                                                                der Prüfung zur Nachnutzung
                                                                                an anderen Schulen geeignet
                                                                                schienen, ein entsprechendes
                                                          Zertifikat erhielten und unter einer Creative-Com-
                                                          mons-Lizenz veröffentlicht wurden. Die Kriterien zu
                                                          dieser redaktionellen Bewertung führten zu einem
                                                          Katalog mit Details zu diesen 53 Kursen.

   Treffpunkte, über die der Support gewährleistet wird
MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN | 21

DAS ESF-PROJEKT BEST@WEBSCHULE

Ziel dieses Fortbildungsprojektes war die Bereit-      stellung und schulischen Nutzung von E-Learning-
stellung und computergerechte Aufbereitung von         Sequenzen befähigt werden. Es entstanden mehr
Kursinhalten für Berufsbildende Schulen. Während       als 20 nachnutzbare Kurse, die auf der Webschule
für KALSA allgemein bildende Schulen im Fokus          verfügbar sind.
standen, sollten hier Kollegen aus der Berufsbildung
zur Nutzung einer Lernplattform befähigt werden.       Neben den geringeren Reisekosten erwies sich vor
Es wurden zunächst Fachlehrer als Multiplikatoren      allem die individuelle Betreuung in kleinen regiona-
gewonnen, die sich gemeinsam mit dem Projekt-          len Gruppen als Vorteil. Darüber hinaus können als
leiter durch die Entwicklung von Pilotkursen für die   Erfolgsfaktor für das Projekt die bilateralen Konsul-
nachfolgend geplante Anleitung weiterer Kollegen       tationen angesehen werden, die entscheidend zur
qualifizierten.                                        inhaltlichen und didaktischen Qualifizierung der
                                                       Online-Sequenzen beitrugen.
Als sehr hilfreich in der Projektrealisierung erwies
sich die Zusammenarbeit mit dem Projekt KALSA,         Durch BeST@Webschule verfügt Sachsen-Anhalt
das einige Monate vorher gestartet wurde.              im berufsbildenden Bereich über ein Netz erfahre-
BeST@Webschule konnte in vollem Umfang von             ner E-Learning-Trainer und -Multiplikatoren, von
den dort gesammelten organisatorischen, didakti-       dem auch Nachfolgeprojekte aller Schulformen in
schen und handwerklichen Erfahrungen profitieren.      besonderem Maße profitieren. Am Zustandekom-
Außerdem ersparte die Platzierung der „BeST-Kurse“     men und der erfolgreichen Umsetzung von BeST@
im Bereich Berufsbildung der KALSA-Plattform in        Web­schule, aber auch an der Initiative für die Arbeit
erheblichem Maße organisatorische und technische       mit Lernplattformen an Schulen in Sachsen-Anhalt
Arbeit.                                                insgesamt hat Herr Prof. Dr. habil Claus Richter, der
                                                       zuletzt als Lehrer an den BbS „Hugo Junkers“ in Des-
Mit Hilfe der Multiplikatoren, die ein System regio-   sau und als Fachbetreuer tätig war, wesentlichen
naler Fortbildungen nach einem „Schneeballsystem“      Anteil.
aufbauten, konnten insgesamt 30 Lehrkräfte zur         Den gesamten Abschlussbericht können Sie im „Kurs
Arbeit mit der Lernplattform Moodle und zur Her-       zum Buch“ nachlesen.
22 | MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN

  2.2       MOODLE@SCHULE UND DIE SCHULSPEZIFISCHE NUTZUNG
            EINER LERNPLATTFORM

  Mit den Ergebnissen von KALSA stand fest, dass die
  Schulen und Lehrkräfte, die sich in Sachen Arbei-
  ten mit einer Lernplattform auf den Weg gemacht
  hatten, unbedingt die Gelegenheit zum „Weiter-
  machen“ und die dafür erforderliche Unterstüt-
  zung benötigen. Die Möglichkeit dazu bot sich im
  Rahmen eines ESF-Fortbildungsprojektes, welches
  seinen inhaltlichen Schwerpunkt auf die Differenzie-
  rung und Individualisierung im Unterricht durch die
  Integration von E-Learning-Sequenzen richtet.
                                                         Seit dem findet Fortbildung in Präsenzveranstaltun-
  Im Sommer 2012 erklärten 90 Lehrkräfte aus 32          gen und Online-Phasen statt. Dabei ist
  Schulen aller Schulformen (darunter viele KALSA-       moodle@schule nicht einfach ein Neuaufguss von
  und BeST-Schulen) ihre Bereitschaft zur Mitarbeit.     KALSA, sondern eine gezielte Weiterentwicklung der
  Damit verbunden war die Vereinbarung, dass im          oben beschriebenen Aspekte des E-Learnings. Worin
  Projekt Lehrkräfte in verschiedenen Rollen bei der     diese Weiterentwicklung bis hin zu einer Neuaus-
  Nutzung einer schuleigenen Instanz der Lernplatt-      richtung besteht, soll Schwerpunkt der folgenden
  form mit dem o. g. Schwerpunkt fortgebildet wer-       Ausführungen sein.
  den.

  2.2.1     SCHULINSTANZEN ALS TECHNISCH-ORGANISATORISCHE BASIS

  Um den eingeschlagenen Weg „Jede Schule erhält         mens nicht gespeichert, deren Anmeldung erfolgte
  ihre eigenen Instanz“ nachvollziehbar zu machen,       aus Gründen des Datenschutzes völlig anonym.
  sei hier zunächst noch einmal die Ausgangssituation
  im Ergebnis von KALSA beschrieben.                     Davon ausgehend wurden mit moodle@schule
  Für die Projekte KALSA und BeST@Webschule stellte      die Voraussetzungen zur Umsetzung einer Lösung
  das LISA in Kooperation mit der Otto-von-Guericke-     geschaffen, die die inhaltliche und organisatorisch-
  Universität Magdeburg eine einzelne Moodle-            hierarchische Struktur in die Verantwortung der
  Instanz der Version 1.9, die sogenannte Webschule,     jeweiligen Schule legt. Die technisch-administrative
  bereit. Während die technisch-adminis­trative          Betreuung für alle Instanzen liegt am LISA in den
  Betreuung der Uni Magdeburg oblag, wurden der          Händen von Stefan Oertel, der das Hosting der
  organisatorisch-hierarchische Aufbau, die User-        Plattformen, notwendige Updates, Backups usw.
  Einrichtung und deren Support durch den Projektko-     übernimmt, wodurch die Schulen wesentlich ent-
  ordinator Henry Patz realisiert. Zum Ende arbeiteten   lastet werden. Ein entscheidender Vorteil besteht in
  über 3000 Benutzer aller Klassen- und Altersstufen     der Anbindung aller Instanzen an den Bildungsser-
  aus über 60 Einrichtungen aller Schulformen auf        ver. Dadurch erleben die Nutzer den Zugriff auf eine
  einer gemeinsamen Instanz. Personalisiertes Ar-        Lernplattform (mit den gleichen Zugangsdaten) als
  beiten, Aufsichtsführung und Moderation sowie          einen weiteren Baustein des digitalen Angebotes
  individuelles Fördern waren so nur schwer möglich.     des Bildungsservers.
  Schülerdaten wurden mit Ausnahme des Schulna-
MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN | 23

In der Eröffnungsveranstaltung von moodle@schule                                                  nen Absichten sowie die damit einher gehenden
im Januar 2013 in Halle benannte Stefan Oertel die                                                Neuerungen und Änderungen.
mit der Einführung von Schulinstanzen verbunde-

                                                                                  moodle@schule                                                                                   moodle@schule

             Einführung von Schulinstanzen                                                                   Einführung von Schulinstanzen

                Einrichtung eines neuen Moodle-Systems im                                                       Schulinstanz = „schuleigenes“ Moodle-System:
                Bereich des Bildungsservers                                                                        individuelle Webadresse
                                                                                                                   z. B. http://moodle.bildung-lsa.de/sks-reil
                Umzug der „alten“ Webschule auf das neue
                                                                                                                   separate Datenbank für alle Kursinhalte, Nutzer-
                System und Einrichtung einer „neuen“ Web-                                                          daten, Berechtigungen, Einstellungen, Foren- , Chat-
                schule unter Moodle 2.x                                                                            und Mitteilungsinhalte, ...
                technische Betreuung und Plattform-                                                                eigenes Datenverzeichnis für alle relevanten Kurs-
                Administration erfolgt ausschließlich durch                                                        und Nutzerdateien
                Mitarbeiter des LISA                                                                               individuelles Moodle-Programmverzeichnis ermöglicht
                                                                                                                   spezifische Anpassungen
                 ideale Voraussetzungen für Schulinstanzen

                           29. Januar 2013   Stefan Oertel   LISA Halle (Saale)     1                                      29. Januar 2013   Stefan Oertel   LISA Halle (Saale)     2
                                                                                  moodle@schule                                                                                   moodle@schule

             Neuerungen und Änderungen                                                                       Neuerungen und Änderungen

                Zutritt nur für Lehrkräfte, PMs, LiVs und Schüler                                               Lehrer brauchen funktionierende Technik!
                der eigenen Schule                                                                                 Instanz wird vorkonfiguriert übergeben
                Kursstruktur kann der Schule angepasst                                                             alle Instanzen werden zentral durch das LISA
                werden (Klassen, Fächer, Unterrichtsthemen)                                                        gewartet (Updates, Patches, Datensicherung)
                                                                                                                   Moodle-Moderatoren werden aus- und fortgebildet
                Nutzer- und Kursverwaltung erfolgt durch den
                                                                                                                   Hilfe und Support durch das LISA (Patz, Oertel)
                Moodle-Moderator der Schule
                                                                                                                beide LISA-Mitarbeiter können unterstützend
                                                                                                                be
                Verlinken mit Schulhomepage möglich
                                                                                                                auf die Schulinstanzen zugreifen
                                                                                                                au
                Anpassung des Systems und Designs möglich

 Mit der Einführung von Schulinstanzen
                         29. Januar 2013
                                          verbundene
                                         Stefan Oertel
                                                                 Neuerungen
                                                       LISA Halle (Saale) 3
                                                                            und Änderungen                                 29. Januar 2013   Stefan Oertel   LISA Halle (Saale)     4

Natürlich steht für die organisatorische Begleitung
der Schulen und Lehrkräfte im Projekt
moodle@schule, für den handwerklichen Support,
die projektinterne Kommunikation usw. weiterhin
die übergreifende Instanz „Webschule“ zur Verfü-
gung. Hier ist auch die zentrale Eduthek, der nach
Schularten, Schuljahrgängen und Fächern geglie-
derte Katalog nachnutzbarer E-Learning-Sequenzen,
beheimatet.
Während erst ein Login zu den eigentlichen Kursen
und Informationen führt, steht auch der Gast nicht                                                 Webschule Sachsen-Anhalt – Startseite

vor gänzlich verschlossenen Türen der Webschule. Er
wird mit einem Schaukasten begrüßt, der mit aktu-
ellen Meldungen, Aktivitäten und Berichten gefüllt
ist. Über die Menüleiste finden sie weitere für den
Webschul-Besucher interessante Informationen,
Zugänge und Verknüpfungen.
24 | MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN

  Die eigentliche Arbeit findet wie von uns angestrebt                 ansichten“ finden sich unter http://moodle.bildung-
  auf den Schulinstanzen statt, die schon kurz nach                    lsa.de/.
  der Übergabe und in Verbindung mit den ersten                        Ein Zugang zu den auf dem Bildungsserver
  Fortbildungen ein eigenes Gesicht entwickelt hat-                    Sachsen-Anhalt verorteten Instanzen ist erst bei
  ten. Hier nur zwei Beispiele dafür. Weitere „Außen-                  entsprechender Berechtigung möglich.

   Schulinstanz der Förderschule Burg                                      Schulinstanz der Berufsbildenden Schulen III Halle

   Auszug der auf dem Bildungsserver Sachsen-Anhalt gehosteten Moodle-Instanzen
MOODLE AUF DEM WEG IN DIE SCHULEN | 25

2.2.2    FORTBILDUNG DER LEHRKRÄFTE ZUR NUTZUNG DER SCHULINSTANZ

So, wie es in einer Schule Personen gibt, die sich        • Bindeglied zum Administrator am LISA (u. a. An-
in unterschiedlichen Rollen und in einer gewissen           forderungen für plugins) zu sein,
Hierarchie im Schulalltag begegnen, so ist das auch       • Quartalsstatistiken zu erstellen (Absprache für
auf einer Schulinstanz der Lernplattform Moodle.            den Projektzeitraum im Sinne einer Evaluation),
Übrigens ist der Vergleich der Strukturen und Ab-
                                                          • interessierte Kolleginnen und Kollegen anzulei-
läufe einer realen mit denen einer digitalen Schule
                                                            ten sowie
an vielen Stellen hilfreich. Das Kursraumprinzip von
Moodle braucht zum Funktionieren die verschiede-          • die Arbeit mit der Lernplattform gegenüber der
nen Rollen in einer Hierarchie und legt sie deshalb         Schulöffentlichkeit und der Schulleitung zu ver-
auch fest.                                                  treten.
Der Administrator besitzt alle Rechte. Das klingt
gewaltig und erstrebenswert. Mit allen Rechten            So trägt der Moderator in gewisser Weise eine Ge-
sind aber genauso viele Pflichten verbunden und           samtverantwortung für die Umsetzung der Zielstel-
damit trägt der Administrator eine immense Verant-        lung, die Schulinstanz mit Leben zu erfüllen. Unsere
wortung zunächst für das stabile Arbeiten auf der         Anforderung an die Person des Moderators war,
Plattform. Gleichzeitig hat er Einblick in alle Instan-   dass diese über erste Erfahrungen in der Arbeit mit
zen. Die Verpflichtung, mit diesen Einblicken und         Moodle verfügen, aber möglichst nicht Informatik-
dem generellen Zugriff auf Daten streng vertraulich       Lehrkraft oder Administrator des Schulnetzes sind.
umzugehen, ist für einen Administrator selbstver-         Uns war wichtig, dass die zu benennende Person
ständlich. Das ist ein Grundverständnis dieser Rolle,     die Schulinstanz mit dem Denken eines „normalen“
welches für ein funktionierendes System unerläss-         Fachlehrers organisiert und pflegt. Die bisherigen
lich ist. Diese Aufgabe hat Stefan Oertel am LISA für     Erfahrungen in der Arbeit mit den Moderatoren
alle Instanzen inne.                                      bestätigen diese Herangehensweise. Wir können
                                                          all denen, die diese Rolle an ihren Schulen über-
DER (SCHUL-MOODLE-)MODERATOR                              nommen haben, bisher nur Dank und Anerkennung
                                                          aussprechen. Gleichzeitig verbindet sich damit die
Die Gesamtverantwortung für das Betreiben der             Hoffnung, dass ein Mehrwert für die Unterrichts­
Plattform an der Schule wird unterhalb des Admi-
nistrators dort im ersten Schritt von einem Mode-
rator wahrgenommen. Somit gibt es in unserem
Gesamtsystem von 32 Schulinstanzen je einen Mo-
derator. Dieser Personenkreis wurde in zwei dreitä-
gigen Präsenzveranstaltungen, begleitet durch eine
Online-Vernetzung, fortgebildet. Die Aufgaben der
Moderatoren bestehen u. a. darin,
• die Schulinstanz einzurichten und zu pflegen,
• die Schulinstanz usermäßig zu betreuen (Lehr-
  kräfte und Schüler auf die Plattform),
• Kurse anzulegen und zu verwalten,
                                                           Auszug aus dem Moderatorentreff der Webschule
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