MOSAIK INFO - Mosaik-Unternehmensverbund
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Nr. 68 | II-2020
MOSAIK
INFO
Neuigkeiten. Entwicklungen. Projekte.
28 32 39
Ihr könnt einpacken Sing meinen Song Mitten im Arbeitsleben
35 Jahre Außenarbeitsplätze 55 Jahre Mosaik 4 Menschen und ihre
bei Gühring (Außen-)Arbeitsplätze
Ich krieg'
die Krise !
Thema: Corona – wenn
plötzlich alles anders ist
Mit Engagement und
Kreativität durch die Krise
JEDER IST EIN TEIL DES GANZEN.3
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,
dieses Jahr ist ein Jahr „ohne“ – Plattform entwickelt, die auch in
wochenlang ohne die Gemeinschaft Zukunft die pädagogische Arbeit
in den Arbeitsgruppen, ohne Gäste bereichern wird. Unsere produzie-
in unseren Restaurants, ohne renden Gewerke konnten teilweise
Tage der offenen Tür und ohne von einer gesteigerten Nachfrage
Erntedankfest. Vieles, was uns lieb profitieren. Die vergangenen
und teuer ist, hat Corona nicht Monate haben auch gezeigt, in wie
zugelassen. Aber dieses Jahr ist vielen Bereichen wir systemrele-
auch ein Jahr „mit“ – mit kreativen vante Arbeit leisten. Es gibt viele
Lösungen, mit Kollegialität, mit Gründe, in dieser Krise – mit ihren
Notbetreuung, Miteinander und tiefen Einschnitten und Entbeh-
natürlich mit Abstand und Maske. rungen – auch Positives zu sehen.
Hier im Heft finden wir viele
wundervolle Beispiele dafür, wie Ich danke allen Kolleginnen und
diese Krise Mosaik zusammen- Kollegen an den Standorten für
geschweißt, weiterentwickelt ihren Einsatz, ihre Flexibilität und
und im positiven Sinne verändert Kreativität. Ein großer Dank geht
hat. Viele Mitarbeiterinnen und auch an das Team des „Corona-
Mitarbeiter haben ganz selbstver- Steuerkreises“, der fast täglich
ständlich an anderen Standorten auf die aktuellen Entwicklungen
sowie im Wohnen unterstützt und reagiert und Mosaik durch die
dabei wertvolle Einblicke in andere unvorhersehbaren Gewässer
Arbeitsbereiche gewonnen. gelenkt hat. Zusammen haben
Der Berufsbildungsbereich hat wir erreicht, dass Mosaik in vielen
in kürzester Zeit eine E-Learning- Punkten positiv in die Zukunft
sehen kann. Ich bin zuversichtlich,
dass wir auch in den kommenden
Monaten die Herausforderungen
der Corona-Krise bewältigen können.
Damit wünsche ich Ihnen viel Freude
beim Lesen. Bleiben Sie gesund
und suchen Sie weiter nach den
Lichtblicken– es gibt sie.
FRANK JEROMIN Ihr Frank Jeromin
GESCHÄFTSLEITUNG4
28 39
ARBEIT UND BILDUNG
6 DIE CORONA-CHRONIK 44 KUNSTWERKSTATT
Die Ereignisse im Überblick Notizen und Neuigkeiten
8 „MAN WAR JEDEN TAG ANGESPANNT“ 46 AUSBILDUNG
Interview mit Geschäftsführer Frank Jeromin Gebäudereinigung und Malerei
10 ZWISCHEN SORGE UND VORFREUDE 53 UK IST AUF EINMAL ÜBERALL
Unsere Beschäftigten berichten aus Neue Materialien und mehr Öffentlichkeit
ihrem Corona-Alltag für die Unterstützte Kommunikation
13 CORONA-TAGEBUCH
Fotos und Berichte aus den Standorten KUNDEN UND MÄRKTE
18 BERUFLICHE BILDUNG VON ZUHAUSE 22 KREATIV DURCH DIE KRISE
Die neue Mosaik-Cloud Unsere Kunden in Corona-Zeiten
IMPRESSUM 21 SCHREIBEN IN DER KRISE 24 NUUKK
Wortfinder-Schreibwettbewerb 2020 Interview mit Andrea Hild –
Herausgeber 28 IHR KÖNNT EINPACKEN Gründerin von Nuukk
Das Mosaik e. V.
Ifflandstraße 12 35 Jahre Außenarbeitsplätze Gühring
10179 Berlin 36 EIN SPEZIELLES JUBILÄUM
presse@mosaik-berlin.de
25 Jahre Café Schwartzsche Villa
www.mosaik-berlin.de
38 GEWALTPRÄVENTION MIT AHA
V. I. S. D. P. Hygieneschulungen für mehr
Frank Jeromin
Respekt
Redaktion
Alexandra Lange 39 MITTEN IM ARBEITSLEBEN
Jennifer Bulla Vier Menschen und ihre
Gestaltung
(Außen-)Arbeitsplätze
Katja Stein
Fotografie
Mosaik-
15
Unternehmensverbund
Druck
DBM Druckhaus
Berlin-Mitte GmbH
Auflage UF6
2.300 Exemplare Dieses Druckerzeugnis wurde mit dem Blauen Engel
Oktober 2020 ausgezeichnet.5
INHALT
32 35
LEBEN
26 DEUTSCHES KINDERHILFSWERK 35 AUSGEZEICHNET
Interview mit Cornelia Teichmann – Berndt Maier erhält das Bundesverdienstkreuz
Spendensammlerin von Beruf 50 WOHNEN IN ZEITEN VON CORONA
Berichte aus dem Wohnbereich
PROJEKTE 52 BETREUTES EINZELWOHNEN
Neue Treffpunktwohnung in Spandau
32 55 JAHRE MOSAIK
Sing meinen Song
48 BFB KOHLFURTER STRASSE I SPREESCHANZE RUBRIKEN
Verschiedene Projekte 55 LIEBLINGSPRODUKT
54 KÖNIGLICHER WEINBERG 56 JUBILÄEN
Weinverkostung und Weinfest via Internet 58 SOZIALE MEDIEN
55 ÖKOHOF KUHHORST 60 GEWINNSPIEL
Bio-Milch im Handel 61 ANDI‘S KOLUMNE
61 TIPPS I TERMINE
62 NACHRUFE
CORONA – WENN PLÖTZLICH ALLES ANDERS IST
Mit Engagement und Kreativität durch die Krise
Pandemie, Betretungsverbot, Notbetreuung, Systemrelevanz,
Lockdown – mit dem Corona-Virus haben sich auch neue
Begriffe, Konzepte und Alltagserfahrungen verbreitet.
Wie ist Mosaik mit der Krise umgegangen? Was bedeutet
die Krise für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Diesen und anderen Fragen gehen wir auf den folgenden
Seiten nach. Dabei zeigt sich, dass neben Ängsten vor allem
viel kreative Kraft entfesselt wurde.6 ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-CHRONIK
NOVEMBER/ ANFANG MÄRZ
DEZEMBER 2019 Die Deutschen hamstern
In der chinesischen Stadt Klopapier und Nudeln. In den
Wuhan treten die ersten Fälle Geschäften findet man
einer unbekannten Lungen- immer öfter leere Regale.
erkrankung auf.
11. FEBRUAR
28. JANUAR Das Virus bekommt einen
Der erste bekannte Namen: SARS-CoV-2.
Patient in Deutschland Die Krankheit heißt ab jetzt 11.
hat sich mit dem neu- Covid-19. MÄRZ
artigen Corona-Virus Die Weltgesundheitsor-
infiziert. ganisation (WHO) ruft eine
PANDEMIE aus. Pandemie
bedeutet, dass die ganze
Welt von dem Virus
betroffen ist.
10. MÄRZ
Die Werkstätten:
Messe 2020 in Nürnberg
ANFANG MÄRZ wird abgesagt.
MÄRZ
Mitarbeiter und
19. MÄRZ
Mitarbeiterinnen, die zu
Für alle Betriebsstätten
Risikogruppen gehören, sollen
und Standorte des Beschäf-
zu ihrer Sicherheit zuhause
tigungs- und Förderbereichs
bleiben.
wird ein Betretungsverbot
verhängt.
1. AUGUST
In Deutschland werden
5. SEPTEMBER 8. AUGUST erstmals seit Mai über 1.000
Der Berliner Senat ver- Für Reisende, die aus Neuinfektionen pro Tag regis-
schärft die Corona-Regeln für Corona-Risikogebieten triert. In Berlin demonstrieren
Demos und private Feiern. Bei zurückkehren, gilt die ca. 20.000 Menschen gegen
Nichteinhaltung drohen Pflicht, sich testen zu die Politik in der
Bußgelder. lassen. Pandemie.
17. SEPTEMBER
ER
SEPTEMB
Der Aktionstag „Schichtwechsel“
findet auch 2020 statt. Dabei
tauschen in diesem Jahr deutlich
weniger Menschen ihren
Arbeitsplatz.ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-CHRONIK 7
22. MÄRZ
Bund und Länder einigen
sich auf strenge Ausgangs- und
Kontaktbeschränkungen. Kitas,
16. MÄRZ Schulen, Gaststätten und Geschäfte
Die europäischen Länder bleiben geschlossen.
AP
schließen ihre Grenzen. Millionen Deutsche arbeiten
RI
L
Deutschland führt Grenz- im Homeoffice.
kontrollen zu seinen Nach- 20. APRIL
barn Frankreich, Österreich, Erste Lockerungen
Luxemburg, Dänemark und treten in Kraft. In
der Schweiz ein. Geschäften darf mit
Einschränkungen
wieder eingekauft
MA werden.
I
24. MÄRZ 21. APRIL
Mosaik hat eine Cloud mit Ein bereichsübergreifender
Arbeitsmitteln für den Berufs- Steuerkreis wird gegründet und
beginnt die Wiederöffnung 27. APRIL
bildungsbereich. Ab jetzt wird zu
der Mosaik-Standorte In allen deutschen Bundes-
Hause gelernt. vorzubereiten. ländern gilt inzwischen
8
e1
eit 18. MAI eine Mundschutz-Pflicht,
Mehr auf S Schrittweise Wiederaufnahme meist für Einkäufe sowie in
des Beschäftigungs- Bus und Bahn.
angebots in der Werkstatt mit
DIE
35 %.
CORONA- JUN
I
CHRONIK 5. JUNI
Die EU-Innenminister einigen
sich darauf, in Europa bis zum
1. Juli wieder alle Grenzen
innerhalb der EU zu öffnen.
AU
GU
ST
16. JUNI
Die Corona-Warn-App zur
besseren Nachverfolgung
von Infektionsketten startet
2. JUNI
in Deutschland. 50 % der Beschäf-
21. JULI tigten dürfen die
Die EU beschließt das größte Werkstatt wieder
Haushalts- und Finanzpaket ihrer besuchen.
Geschichte mit 750 Milliarden Euro
I
JUL
für ein Konjunkturprogramm
gegen die Folgen der
21. JULI
Corona-Krise
90 % der Beschäftigten dürfen
die Werkstatt wieder 5. JULI
besuchen. 75 % der Beschäftigten
dürfen die Werkstatt
wieder besuchen.8 ARBEIT UND BILDUNG | INTERVIEW MIT DER GESCHÄFTSFÜHRUNG
Die Corona-Krise war auch für die Wir haben also weitergearbeitet, wussten aber noch gar nicht,
langjährige Geschäftsleitung des ob wir alles refinanziert bekommen. Irgendwann war die Refi-
Mosaik-Unternehmensverbunds nanzierung zugesagt, aber unter der Voraussetzung, dass wir
eine außergewöhnliche Heraus- auch bereit sind, andere Träger – insbesondere Wohnträger –
forderung. Im Interview erzählt personell zu unterstützen. Denn dort gab es plötzlich mehr
Frank Jeromin Ende Juli von den Arbeit. Hier muss ich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
besonderen Aufgaben der letzten sehr loben. Viele haben sich freiwillig gemeldet und mit Freude
Monate, von viel Ungewissheit unterstützt. Auch in unseren eigenen Wohneinrichtungen und
und nachhaltigen Veränderungen. im gesamten Unternehmen wurde bereichsübergreifend mitge-
holfen. Es gab viel Solidarität, für die ich sehr dankbar bin.
Sie sind seit über 30 Jahren in der
Geschäftsleitung von Mosaik Den Gastronomiebereich bei Mosaik-Services mussten wir aller-
tätig, seit 2013 als alleiniger dings in Kurzarbeit schicken, weil die Gastronomie von Gesetzes
Geschäftsführer des Unterneh- wegen geschlossen wurde. Die Gebäudereinigung und Malerei
mensverbunds. Haben Sie in lief erst einmal weiter, aber auch dort wussten wir nicht, wie
Ihrer bisherigen Berufszeit etwas lange das funktionieren würde.
Vergleichbares wie die Corona-
Krise schon erlebt? Hinzu kam die pädagogische Herausforderung. Wir hatten die
Natürlich hatten wir in der Ver- Auflage, insbesondere im Berufsbildungsbereich, aber auch im
gangenheit andere Herausforde- Arbeitsbereich, die Leute per Telefon, E-Mail oder anderen
rungen, die im Hinblick auf Mosaik verfügbaren Medien nicht nur zu begleiten, sondern auch mit
mindestens genauso herausfor- Aufgaben zu versorgen und fortzubilden. Das war für alle
dernd waren. An eine vergleichbare Situation wie diese fast Total- Beteiligten neu und herausfordernd. Mit viel Engagement und
Schließung kann ich mich aber nicht erinnern. Kreativität haben wir das gemeinsam sehr gut umsetzen können.
Vor welche besonderen Herausforderungen hat die Corona- Wie war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit den politischen
Situation das Unternehmen Mosaik, aber auch Sie persönlich Stellen? Haben Sie sich ausreichend unterstützt gefühlt?
gestellt? Aus den vergangenen Jahren sind wir eine sehr viel intensivere
Wie gesagt, so etwas gab es noch nicht und uns blieb keine Zeit, Zusammenarbeit gewohnt, das hätte ich mir auch dieses Mal
Strategien zu entwickeln. Man war jeden Tag angespannt. Vieles gewünscht, weil das beruhigt hätte. Wir waren alleine und
musste parallel und kurzfristig gelöst werden, wobei man nicht haben immer gebangt − wie läuft es weiter, wie werden wir weiter
wusste, was am nächsten Tag sein würde. Gerade zu Beginn finanziert?
änderten die Verordnungen des Senats immer wieder ihre Ziel-
richtung. Die betriebswirtschaftliche Herausforderung war dabei Hat Sie das Betretungsverbot überrascht?
die allergrößte. Der Notbetrieb in den Werkstätten und die Not- Lange haben wir gedacht, man habe uns vergessen. Es wurde
betreuung für die Menschen mit Behinderung liefen. öffentlich sehr viel über Kitas, Schulen und sonstiges öffentliches
„MAN WAR JEDEN TAG
ANGESPANNT.“
Interview mit Mosaik-Geschäftsführer Frank JerominARBEIT UND BILDUNG | INTERVIEW MIT DER GESCHÄFTSFÜHRUNG 9
Leben diskutiert. Die Regelungen für uns wurden recht kurz- habe ich viele Standorte selber begangen. Auch von einigen
fristig getroffen und galten teilweise sogar rückwirkend. Leider Gesundheitsämtern sind wir besucht und sehr gelobt worden.
erleben wir das immer wieder, dass die Menschen mit Behinde- Ich denke, die gute Vorbereitung und Zusammenarbeit sowie
rung vergessen werden oder erst hinten drankommen. das umsichtige Verhalten aller haben dazu beigetragen, dass wir
bisher keinen einzigen bestätigten Corona-Fall bei uns hatten.
Knapp 1.200 Menschen mit Behinderung arbeiten in den Werk-
stätten von Mosaik, über 400 besuchen den Beschäftigungs- Sie haben es schon gesagt, auch für die Mosaik-Services
und Förderbereich. Was hat das Betretungsverbot für diese Integrationsgesellschaft war die Situation eine besonders
Menschen bedeutet? schwierige. Die Cafés und Restaurants mussten geschlossen
Das war für viele ganz schwierig. Wir hatten unzählige Anrufe. werden. Der Malerei und Gebäudereinigung sind anfangs
Die Menschen wollten wissen, wie es weitergeht und wann sie Kunden weggebrochen. Wie geht es dem Bereich und den
wiederkommen können. Unsere Sozialpädagogischen Dienste Mitarbeitenden inzwischen?
und die Gruppenleitungen haben die Menschen so gut wie In der Gastronomie konnten wir immer noch nicht alles wieder
möglich in dieser für alle neuen Situation begleitet. Wir haben vollständig öffnen, zum Beispiel sind die Kantine, das Casino
immer im Einzelfall entschieden, wer in die Notbetreuung sowie die Pausenbewirtschaftung im Konzerthaus nach wie vor
kommen kann. Von Tag zu Tag hat das mehr Menschen betroffen. geschlossen. Das Café fährt aktuell massive Defizite ein. Natür-
Die oberste Prämisse war es, stärkere Erkrankungen, Depressi- lich mache ich mir Sorgen um unsere Mitarbeiterinnen und Mit-
onen oder sogar Suizidgefahr zu vermeiden. arbeiter, die weiterhin in Kurzarbeit sind. Auch wenn wir 80 bis
87 % des Gehalts zahlen, ist es eine enorme Belastung nicht zu
Im Arbeitsbereich gab es vertragliche Verpflichtungen. Wie wissen, wann man wieder arbeiten kann. Außerdem wissen wir
konnten diese während des Betretungsverbots erfüllt werden? nicht, wie es wirtschaftlich weitergeht. Zum jetzigen Zeitpunkt
Gab es große finanzielle Einbuße? kann ich nicht garantieren, dass wir alle Gastronomiestandorte
Einige Aufträge fielen gleich weg. Wenn man zum Beispiel an die dauerhaft erhalten können. Bei der Malerei ist das Geschäft wie-
Wäscherei denkt, die vornehmlich Hotelwäsche reinigt. Die der stabil. Es wird wahrscheinlich ein ausgeglichenes Ergebnis in
Hotels waren geschlossen. Unsere Auslastung ging auf maximal diesem Bereich geben. Fast alle Kunden, die uns kurzfristig weg-
10 % zurück. Andere Bereiche liefen weiter. Dort mussten alle mit gebrochen sind, haben sich wieder zurückgemeldet. Genauso in
anpacken, damit wir die Aufträge weiter erfüllen konnten. In der Gebäudereinigung, wo es zwischenzeitlich auch Einbrüche
Kuhhorst war das Team besonders gefordert. Da hatten wir gab.
einen riesen Ansturm. Unsere Kartoffeln und Mehle waren so
gefragt wie nie. Das hat Corona eher begünstigt. Zugleich ist es Aktuell wird viel darüber diskutiert, dass die Corona-Krise die
ein kleiner Bereich von Mosaik. Insgesamt gesehen sind 30 bis Inklusion ausbremsen würde. Wie ist Ihre Meinung dazu?
40 % Umsatzeinbuße festzustellen. Wir merken die wirtschaftli- Ja, leider mussten auch wir das stellenweise beobachten. Wir
chen Auswirkungen aber erst nach und nach. Ich denke, die hatten vereinzelt das Problem, dass teilweise Wohnträger den
große Herausforderung kommt noch bis Ende 2020 und im Kontakt mit den Menschen verweigert haben und die Menschen
ersten Halbjahr 2021. mit Behinderung nicht in die Werkstätten kommen durften,
obwohl sie gern gekommen wären. Dies widerspricht ganz klar
Parallel zum Notbetrieb musste die Wiederöffnung vorbereitet dem Inklusionsgedanken. Die Menschen sollen selbst entschei-
werden, hierfür wurde eine eigene Arbeitsgruppe gegründet. den können bzw. ihre gesetzliche Betreuung.
Können Sie uns dazu mehr erzählen?
Mitte April haben wir ein Querschnittsteam mit Vertreterinnen Meinen Sie, dass die Corona-Pandemie Mosaik verändert hat?
und Vertretern aus allen Bereichen gebildet: aus dem Arbeitsbe- Ja, sicher. Ich denke, dass wir insgesamt empathischer und rück-
reich, dem Beschäftigungs- und Förderbereich, dem Berufs- sichtsvoller aus dieser Krise hervorgehen werden. Das kann man
bildungsbereich sowie vom Sozialpädagogischen Dienst. Die jetzt schon feststellen, zum Beispiel am Verhalten im Kantinen-
Arbeitsgruppe kam anfangs wöchentlich, später 14-tägig bereich. Die ruhige Atmosphäre ist sehr angenehm, was auch
zusammen. Wir mussten zunächst klären, welche Maßnahmen schon vom Werkstatt- und Betriebsrat sowie dem Personal
überhaupt erforderlich sind und generell das Prozedere der Wie- gelobt worden ist.
deröffnung festlegen. Wir brauchten Masken. Zu dieser Zeit gab || DAS INTERVIEW FÜHRTE ALEXANDRA LANGE
es nirgendwo Masken. Zum Glück hatten wir am Standort in
Mitte bereits angefangen, selber Masken herzustellen. Wir
brauchten überall Desinfektionsspray. Hier haben wir davon
profitiert, dass wir eine eigene Gebäudereinigung haben, die
uns versorgen konnte. Wegeleitsysteme mussten besprochen
werden. Die Kantinen und Arbeitsplätze mussten umgebaut wer-
den. Insgesamt war es ein sehr gutes Teamspiel. Inzwischen10 ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-ALLTAG
ZWISCHEN SORGE
UND VORFREUDE
Unsere Beschäftigten berichten aus ihrem Corona-Alltag
Am 19. März trat das Betretungsverbot für Werkstätten und
Tagesförderstätten in Berlin in Kraft. Plötzlich waren die
Über Kummer und Sorgen reden
Bis zum 19. März haben wir noch in unserer Werkstatt in
Menschen gezwungen, zuhause zu bleiben. Uns haben die
Mitte gearbeitet. Ab dem 20. März mussten wir zuhause
Beschäftigten erzählt, wie sie die folgenden Wochen erlebt bleiben. Die ersten drei Wochen waren wie Urlaub
haben. gewesen, aber danach war es sehr langweilig. Zu Hause
bin ich kaum rausgegangen, weil ich Angst hatte. Ich bin
lung für alle
Eine große Umstel rtet. Dann habe ich versucht,
nur rausgegangen, wenn ich einkaufen musste, aber sonst
Jahr gesta war ich immer zu Hause. Meine Arbeitskollegen sind schon
Ich bin gut in das neue teilweise etwas,
zu plane n. Daraus wurde nur seit über drei Monaten zu Hause. Seit dem Kontaktverbot
mein Arbeitsjahr r dazwischen und als
mit dem Fuß kam mi habe ich meine Familie und auch meine Freunde nicht
eine vierwöchige Pause e verändert werden,
das Virus. Vieles musst mehr gesehen und auch nicht mehr getroffen, und das
das vorbei war, kam alle, die viel Kraft un
d
n. Eine Umstellung für finde ich sehr schade.
vieles umgesetzt werde aber ich kon nte sie gu t
Umstellung war neu, In dieser Zeit hatte ich Angst um meinen Job, dass ich ihn
Energie kostete. Diese un d Ko chen war das kein verlieren könnte, aber mit dem Begleitenden Dienst
en, Musikhören
überbrücken. Mit Les ot, Abstand halten un
d
htlinien – Kontaktverb konnte ich über meinen Kummer und meine Sorgen
Problem. Mit den Ric weiß, dass ich an de re un d
reden. Der hat mich angerufen und ich bin auch sehr froh,
ich gut klar, weil ich
Maske tragen – kam des Virus be itra ge . Ich
d zur Verlangsamung dass es ihn gibt und das hat mir echt geholfen. Ich würde
mich damit schütze un ba ld un ser öffentliches Leben auch den anderen empfehlen, es so zu machen und dort
Zukunft, dass wir
wünsche mir für die nen. Bis dahin bleibt
alle
anzurufen.
wieder fortführen kön
ohne Beschränkung
Nicole Hüting (19. Juni)
gesund und munter! Philipp Falk (13. Mai)
Rappen mit dem Einzelfa
llhelfe r
Ich habe meine Zeit währen
d Corona sehr gut übersta
Beispiel mit meinem Einzelf nden. Ich habe zum
allhelfer per Video-Chat ein
en Rap aufgenommen.
Darin ging es darum, dass
ich trotz Corona in die Disk
auch einfach unterwegs sein o möchte oder
möchte. Ich habe mich imm
über die Video-Chat-Termine er sehr
mit meinem Einzelfallhelfe
da mir das Rappen großen r gefreut,
Spaß macht. Es hat mich auß
einfach nur gefreut, ihn zu erdem
sehen. Ansonsten war die
sehr einsam. Ich freue mic Zeit schon
h sehr, wenn ich meinen Ein
in echt wiedersehen kann. zelfallhelfer
Ich habe auch während der
meinen Kollegen telefoniert Wochen mit
. Ich war immer froh, deren
zu hören und sie haben sich Stimmen
ebenfalls gefreut! Mit einem
leiter aus der Nachbargruppe Gruppen-
habe ich auch telefoniert.
glücklich, mich zu hören und Alle waren
ich ebenso.
Nun bin ich wieder zurück
an meinem Arbeitsplatz und
mich gut. Ich hatte Aufgab fühle
en von meiner Werkstatt bek
Ich habe die Aufgaben, die ommen.
ich von Mosaik bekommen
alle erledigt. Oft hatte ich hab e, fast
Hilfe von meinen Geschwiste
hatte Post von Mosaik und rn. Ich
das hat mich gefreut. Schön
dass es so viele Materialie war ,
n gab, wie Stifte, Zirkel, Kle
Manche Aufgaben waren ein bes tift.
fach, andere wiederrum war
schwer. Einiges habe ich mit en
meiner Gruppenleiterin nac
geholt. h-
ngsbereich bei
ard wieder im Berufsbildu
Inzwischen ist Leonh Leonhard Zeller (12. August
Ellen Matthes (recht
s). )ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-ALLTAG 11
Keine Langeweile
Wenn ich Corona-Krise hör
e, heißt das abwarten, was
passiert. Dass das Betreten
der Mosaik-Werkstätten
verboten ist, habe ich auf
der Mosaik-Website gelese
Zuhause mache ich Betrieb n.
ssystem-Anpassungen. Ich
habe viel zu tun, langweilig
wird mir auf keinen Fall. :-)
Der erste Tag nach dem Bet
retungsverbot wird ganz
normal sein.
Andre Giese (30. April)
Wunsch
Der allergrößte Werkstatt schließt, war ich
, dass die
Als ich erfahren habe e Heimat ist und
weil das meine zweit
ein bisschen traurig, COVID-19 fühle ich
le. Bei dem Thema
ich mich sauwohl füh habe meine Zeit
schen eingeengt. Ich
mich dadurch ein bis Ich habe auch noch
r Familie verbracht.
zuhause mit meine durch die ganzen
beschäftigen muss
einen Sohn, den ich isten, dass ich
wünsche mir am me
Schulaufgaben. Ich wünsche ich mir
gehen darf. […] Das
bald wieder arbeiten eitskollegen,
e meine ganzen Arb
so sehr. Ich vermiss
ppenleiterin.
besonders meine Gru n. Das ist mein
wieder arbeiten gehe
Ich möchte so gerne Schule wieder ganz
nsch und, dass die
allerallergrößter Wu
normal weiterläuft. Charly Otte (29. Ma
i)
Homeoffice in
der Kunstwerk-
statt
Für die Künstlerinnen
und Künstler von Mosaik
Mehr Unterstützung für Werkstätten war das Betretungsver-
Als die Werkstatt schloss, dachte ich, dass das wohl das Beste sei, da dieses bot kein Grund, mit der
Virus außerordentlich gefährlich ist und sich sehr schnell ausbreiten kann. Kunst zu pausieren,
Vor allem in geschlossenen Räumen und, wenn viele Menschen nah stattdessen wurde von
beieinander sind. Wie wahrscheinlich jeder, der nicht an Verschwörungs- Zuhause gearbeitet.
theorien bezüglich der Pandemie glaubt, habe ich Angst vor dem Virus und Ansonsten nutzte das
versuche mich keinem unnötigen Risiko der Ansteckung auszusetzen. Team die Zeit
Ich mache mir auch Gedanken um meine Mutter, mit der ich in einem z. B. für einige
Haushalt lebe, die bereits Ende 60 ist und die zur Risikogruppe gehört. Renovierungsarbeiten.
Bis auf das Einkaufen von Lebensmitteln und Spaziergängen am Mauer-
weg, wo man den Leuten gut aus dem Weg gehen kann, gehe ich nicht
viel raus. Höchstens mal zur Packstation gegenüber.
Während der Schließung machte ich die bereits genannten Spaziergänge
und sonst habe ich einige Zeit mit dem Schauen von Serien/Filmen und
dem Hören meiner Lieblingsmusik verbracht. Mein Wunsch ist es, dass
unser Land und auch unsere Werkstatt einigermaßen gut durch die
Nachdenkl
Pandemie kommen und die Zahl der Infizierten nicht wieder steigt. Leider ich
Ich finde es
muss ich sehen, dass nicht jeder die Bedrohung so ernst nimmt, wie es echt schade
, dass wir ni
kommen dü cht mehr zu
angebracht wäre. Einige Menschen tun so, als ob das Virus besiegt worden rfen. Wir m
üs r Arbeit
es weitergeh sen abwarte
ist, bloß weil es nun einige Lockerungen gab und auch einige Politiker sich t und wann n. Wir wisse
wir wieder ko n nicht, wie
nachdenklic mmen dürfen
nun für weitere Lockerungen einsetzen/diese durchsetzen, wie in NRW und h. Wir denk
en nach, wie . Wir sind
wir sorgen un es weitergeh
Thüringen. Dass dies auch nach hinten losgehen kann, konnte man ja an s sehr, weil
es en soll und
hoffe, dass do ch langsam zu
dem Gottesdienst und in dem Restaurant sehen, wo sich viele Menschen wir bald kom viel wird. Ic
bald ein Ende men dürfen h
jetzt infiziert hatten. Auch würde ich mir Unterstützung vom Staat für die hat. Ich will . Dass es vo
un rbei geht un
kollegen wie te r Menschen se d
Werkstätten wünschen. Ich meine, Fluggesellschaften und der Wirtschaft dersehen, w
ei in, Arbeits-
haben. Ich fin l w ir uns lange Ze
wird ja auch geholfen. Ist aber wahrscheinlich zu viel verlangt, da in de es so scha it nicht gese
wir uns bald de. Ich hätte hen
unserem Land oft Konzerne/die Wirtschaft wichtiger als das Soziale sind. treffen und mich gefreu
arbe iten t, wenn
auf, tragen können. Wir
Gegen die Armut im Land tut man ja auch wenig und überlässt dies Masken, was passen auch
chen Hände
ehrenamtlichen Organisationen (Die Tafel etc.) Ich persönlich wünsche mir und halten
Abstand.
Anela Fehrat
noch, dass wir uns alle gesund und munter wiedersehen. ovic (30. Ap
ril)
Benjamin Jungbluth (29. Mai)12 ARBEIT UND BILDUNG | URLAUB IN CORONA-ZEITEN
Ein „Corona-Abenteuer“ der besonderen Art unternahm Sabine Zobel.
Sie verreiste als eine der ersten wieder nach Mallorca. Wie Urlaub in
Corona-Zeiten aussieht und welche Hygieneregeln es vor Ort gab,
erzählt sie in ihrem Beitrag:
Mallorca oder
Url aub in Corona-Zeiten auf
verträgt die Haut?
wie viel Desinfektionsmittel
r gefahren. Wäre ich
Berlin mit dem Zug nach Hannove
Am 12. Juli bin ich zunächst von en meines Attestes
das deutlich mehr gekostet. Weg
direkt von Berlin geflogen, hätte enschen habe ich
en. Aus Rücksicht auf meine Mitm
brauche ich keine Maske zu trag eckt.
trotzdem zumindest den Mund bed
ktlich und für mich selbst nicht sehr
Der Flug nach Mallorca war pün
en vorher. Das Tragen einer
viel anders als ein Flug in den Jahr
ice und das Ausfüllen eines
Maske, der eingeschränkte Serv
e, die anders waren. Auch
Formulars waren die einzigen Ding
die Nas e unbedeckt lassen. Es hat
während des Flugs konnte ich
Nach der Landung durften die
niemand deswegen gemeckert.
en. Anschließend ging es durch
Passagiere in 10er-Reihen aussteig
Formular aus dem Flugzeug
eine Kontrolle, bei der man das
e vom Handy gescannt wurde.
abgeben musste oder ein Cod
rum der Hauptstadt Palma de
Mein Hotel lag etwa 5 km vom Zent
das Gebirge. Die
kleines Einzelzimmer mit Blick auf
Mallorca entfernt. Ich hatte ein en für sein Essen
dass man nur eingeschränkte Zeit
Corona-Ordnung im Hotel sah vor, Uhr für das Abendessen.
das Frühstück und 20.00 – 20.45
hatte: Bei mir 9.00 – 9.45 Uhr für wenn man vom Tisch
seraum betreten und jedes Mal,
Man durfte nur mit Maske den Spei Tisch saß und aß, durfte
aufsetzen. Nur während man am
aufstand, musste man sie wieder man sich beim Betreten
m wurde darauf geachtet, dass
sie abgenommen werden. Außerde k oder beim
Die Speisen, egal ob beim Frühstüc
des Raums die Hände desinfiziert. man such te sich etwas
t selbst nehmen , sond ern
Abendessen, durfte man sich nich gt. Das
hinter der Theke auf den Teller gele
aus und bekam es von Mitarbeitern glich der Kaff ee, die
Müsli beim Früh stück. Ledi
betraf sogar die Brötchen und das selb st dafü r mus ste die
st geholt werden . Doch
Säfte und das Wasser durften selb gem acht , das war
hat absolut kein en Spaß
Maske angelegt werden. Nein, das ls essen,
Ich war daru m auch einige Male außerhalb des Hote
einfach nur nervig.
das war deutlich entspannter.
habe ich
ne Hände desinfizieren musste,
Wie oft ich in diesem Urlaub mei r als in Deutsch-
ien ist man sehr viel strenge
allerdings nicht gezählt. In Span häft gera de die
i Minuten in einem Gesc
land. Auch wenn man sich vor zwe wied er
das im nächsten Gesc häft
Hände eingerieben hat, muss man hat
en die dich raus werfen. Jeder Bus und jeder Zug
machen, sonst könn ion gere inigt.
werden an jede r End stat
Desinfektionsspender und die Züge p rück t an
ßen warten, der Putz trup
Die neuen Passagiere müssen drau
nfiziert, was die Sprühflasche hergibt!
und dann wird desi
nem Wetter. Ich bin viel
n recht guten Urlaub mit sehr schö
Abgesehen davon hatte ich eine waren, brauchte man
tlich weniger Urlauber auf Mallorca
unterwegs gewesen und da deu aurants schnell einen
Man bekam in den Cafés und Rest
auch nicht überall lange zu warten. er nach Mallorca
ient. Im Oktober werde ich wied
Sitzplatz und wurde freundlich bed
fliegen, wenn es möglich ist. Sabine Zobel (29. Mai)13
CORONA-
TAGEBUCH
Fotos und Berichte aus den Standorten
23. JUNI I BFB WERBELLINSTRASSE
CORONA-SONG
Corona macht erfinderisch: Statt in
schlechter Laune zu versinken, schrieb
Belal aus dem Beschäftigungs- und
Förderbereich in der Werbellinstraße
deshalb lieber einen Song über seinen
Corona-Alltag. Das dazugehörige Musik-
Video gibt es auf Belals YouTube-Kanal.
Ich wach morgens auf,
Und dann guck ich hinaus.
Alle Straßen sind so leer,
keine Menschen mehr.
Vom Zocken schon die Nase voll,
jeden Tag das Gleiche ist nicht toll.
Keine Arbeit, keine Schule,
Mütter und Väter ziehen ´ne Schnute.
Ich habe Lust, was zu unternehmen,
9. JUNI I MALEREI PALETTE Kollegen und Freunde wiedersehen.
TEAMSITZUNG MIT ABSTAND UND FRISCHER LUFT
„Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, sagte sich Thomas Herold, Leiter des Malerei- Kein Fussball und Konzerte,
betriebs Palette, und meinte damit die Teamsitzungen. Auf diese wollte er nämlich das trifft mich mit voller Härte.
auch in Corona-Zeiten nicht verzichten, vor allem dann nicht, wenn es um Arbeits-
schutz geht. Um die nötigen Abstandsregeln einhalten zu können, traf man sich Auf Quarantäne hab ich keinen Bock,
deshalb Anfang Juni auf dem Hof des Betriebsgeländes in der Kühnemannstraße. viel lieber spazier´ ich um den Block.
Ein Kreis mit dem nötigen Abstand war schnell gebildet und frische Sommerluft gab
es außerdem. Vielleicht ein Modell für die Zukunft! Lidl, Netto, Aldi und Co.,
keine Nudeln, warum ist das so?
Die Leute neigen zum Hamsterkauf,
das hält doch nicht das Virus auf.
Alle nutzen Sagrotan,
weil man ja nie wissen kann.
Die Alten sind Risikogruppe,
den Jungen ist das doch Schnuppe.
Egal, wie man‘s dreht und wendet,
16. JUNI I KASINO BORSIG ich will, dass Corona bald endet.
DER CLOWN IST DIE
WICHTIGSTE MAHLZEIT Von Belal und Jule
DES TAGES
Das Team des Kasinos
Borsig hat seinen ganz
T U.
:// YO U
eigenen Mundschutz. H T T P S6--Z889Q H C
BE / N
So hat man bei der Arbeit
immer ein Lächeln auf den
Lippen.14 ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-TAGEBUCH
MÄRZ – AUGUST I
BETRIEBSSTÄTTE MITTE
MASKEN IM AKKORD
Gleich mit Beginn der Krise haben wir
im Textilbereich angefangen, im großen
Stil Masken zu nähen. Da die Wäscherei
durch die Schließung der Hotels nicht
mehr voll ausgelastet war, hatten wir
viele fleißige Helferinnen und Helfer.
Im ganzen Haus wurde zugeschnitten,
genäht und gebügelt. Nicht nur für un-
sere eigenen Standorte, sondern auch
für viele verschiedene Auftraggeber.
SPASS BEI DER ARBEIT
Im Auftrag von Hertha fertigten wir
Masken aus Trikots. Einige Kollegen
hatten in dieser Zeit besonders viel
Freude an der Arbeit. ;-)
GROSSE FANS ...
Über unsere Mosaik-Edition
freuten sich die Mitgli-eder des 10. JUNI I WOHNEN WESERSTRASSE
Vorstands und unser Geschäfts- BALKON-KONZERT
führer Frank Jeromin. Musik bringt Freude. Musik hilft durch
schwere Zeiten. Genau das dachte sich
auch der Verein KulturLeben Berlin und
startete Mitte April das Musikprojekt
„Werkstatt Utopia“. Die Idee: Wenn die
Menschen nicht zu Konzerten gehen
können, dann müssen die Konzerte eben
zu ihnen kommen. Natürlich mit dem
nötigen Abstand. Fortan besuchten
Musikerinnen und Musiker einmal
wöchentlich Einrichtungen der Behinder-
ten- und Altenpflege in ganz Berlin.
Am 10. Juni war das Musikprojekt in der
... UND NEUE KUNDEN Weserstraße zu Gast. Klassische Musik
Das Kulturhaus Spandau unter freiem Himmel – ein Genuss und
verteilte bei seinen Konzerten, eine große Freude für alle. Eine will-
die im Juli wieder starten kommene Abwechslung im eintönigen
konnten, Masken aus unserer Corona-Alltag und endlich wieder ein
Textilwerkstatt. gemeinsames Erlebnis, das alle miteinan-
der teilen konnten.ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-TAGEBUCH 15 APRIL – MAI I BFB SPREESCHANZE MUNDSCHUTZ-NÄHEN ALS CORONA-THERAPIE Der Bedarf an Mund-Nasen-Masken war überall groß. So groß, dass das Textil-Team am Standort in Mitte schon Ende März dringend Unterstützung brauchte. Dem Aufruf mitzunähen sind mosaikweit viele Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter gefolgt. Auch im Beschäftigungs- und Förderbereich Spree- schanze fand sich schnell ein Näh-Team zusammen: Sritharan, Claudia, Julia, Johanna und Cindy produ- zierten allein in den ersten 4 Wochen 650 Masken und konnten über die Zeit fast den kompletten Beschäftigungs- und Förderbereich von Mosaik mit Mundschutz versorgen. Dabei brachte das Team einige Näh-Erfahrung mit: Sirtharan, der bereits seit zehn Jahren als Heilerziehungspfleger bei Mosaik arbeitet, ist im ersten Beruf gelernter Schneider. Er über- nahm die schwierigeren Arbeitsschritte, wie das Versäubern der Kanten. FSJlerin Cindy war für das Zuschneiden der Stoffe und Gummibänder verantwortlich. Julia, die während ihrer Aus- bildung zur Heilerziehungspflegerin das Nähen lernte, verglich das Mundschutz-Nähen mit der arbeitsteiligen Produktion eines Autos. Jeder Arbeitsschritt muss sitzen und alle müssen wissen, was sie zu tun haben. Klingt ein wenig wie Fließband-Arbeit? Nicht ganz! Die fleißigen Näherinnen und Näher waren vor allem froh über diese Aufgabe in der Zeit des Betretungsverbots. Claudia gab das Projekt außerdem die Gelegenheit, um altes Wissen, das die ausge- bildete Altenpflegerin in ihrer Zeit an einer Mode- und Bekleidungsschule erworben hatte, wieder aufzufrischen. Aber vor allem war es das Gefühl, etwas Sinnvolles und Nützliches tun zu können, das allen half, besser mit der Situation umzugehen. Sritharan nannte das Näh-Projekt deshalb – halb scherzhaft, halb ernst – ihre Corona-Therapie.
16
JULI I BFB KOHLFURTER STRASSE
12 TONNEN MEHL IN 2 MONATEN
Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, da legte ein Virus
die Werkstätten lahm. Die große Frage war: Wer kümmert
sich um die liegengebliebene Arbeit? So zog ein Trupp
unerschrockener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus
dem Beschäftigungs- und Förderbereich Kohlfurter Straße
mit dem VW-Bus in das brandenburgische Kuhhorst aus,
um den Ökohof zu unterstützen. Dort vor Ort wurden wir
erstmal ganz genau in die Mehlabfüllung eingewiesen und
teilten uns für die einzelnen Arbeitsschritte auf.
Wir lernten relativ schnell: Mehl ist nicht gleich Mehl,
und dass sich Roggenmehl mit hohem Kleie-Anteil in der
Verpackungstüte ganz anders anfühlt und diese ausfüllt
als Weizenmehl. Auch lernten wir, dass es verschiedene
Mahlgrade gibt, z. B. 550, 630 oder 1.020. Unsere Aufgabe
bestand darin, das gemahlene Mehl aus 25 kg-Säcken
jeweils in 1 kg-Tüten umzufüllen, die Tütenöffnung form-
schön zusammenzufalten und dann 6 Packungen in einen
MÄRZ – APRIL I KÖNIGLICHER WEINBERG Karton zu legen, mit Klebeband zu verschließen und zu etikettieren. Da wir
UNSER EINSATZ AUF DEM KÖNIGLICHEN WEINBERG IN POTSDAM nun zu dritt die Arbeit von 21 Werkstattbeschäftigten machten, brauchten
Bei frostiger Kälte starteten wir Ende März unseren Arbeitseinsatz auf wir anfänglich viel Zeit.
dem Königlichen Weinberg in Potsdam. Es erwartete uns ein Weinberg,
auf dem es noch nicht grün aussah, der aber in wunderschöner Natur am Da in der Corona- Anfangsphase neben Klopapier, Hefe und Nudeln auch
Rand des Schlossparks Sanssouci mit Blick auf das Drachenhaus lag. Mehl plötzlich zu einer Mangelware wurde, haben wir im Akkord geschippt,
Unter fachkundiger Anleitung von Oliver Boden [vom Team Garten- und Land- abgefüllt und verpackt. Wir hatten trotz alledem viel Spaß an der Arbeit,
schaftspflege] wurden wir in unsere Aufgaben eingewiesen. Diese Aufgaben und wenn es mal zäh und anstrengend wurde, haben wir uns mit vielen
waren sehr vielfältig: Wir beschnitten Wein, pflanzten neue Weinstöcke, lustigen Sprüchen die Arbeit leichter gemacht – „Egal ob Roggen oder
installierten und befestigten Ranksysteme, banden und bogen die Wein- Weizen, beim Mehl brauchen wir nicht geizen!“
ranken, befestigten Clipper für die Bewässerungsschläuche (wir „clipperten“
viel in unserer Zeit auf dem Weinberg), düngten mit Hornmehl, gossen die Fazit unseres Ausflugs in einen Produktionsbereich der Werkstatt: Wir wuss-
neuen Pflanzen, mähten Rasen, befreiten sehr alte Weinreben von Brombeer- ten schon vorher, dass Ihr tagtäglich eine wichtige und großartige Arbeit
gebüsch und vieles mehr. leistet. Aber durch diesen Einblick in Eure Arbeitswelt haben wir nochmal
mehr Respekt vor Eurer Tätigkeit gewonnen, die Ihr unermüdlich ausübt.
Wir lernten fast täglich etwas Neues – vor allem über biologischen Wein- Hut ab!
anbau. Es war eine körperliche Herausforderung, der wir uns bei Wind und Susanne Nauheimer, Jens Kassier, Marika Heß
Wetter für eine gute Ernte stellten. Es gab auch sehr schöne sonnige Tage
und die Natur um uns herum begann immer mehr zu blühen und zu grünen.
Es war ein herrlicher Anblick und wir freuten uns auf jeden neuen Tag.
Wir genossen es sehr, über eine längere Zeit mit so vielen neuen, tollen
Leuten zusammenzukommen, die wir sonst nicht kennengelernt hätten.
Nun freuen wir uns auf die Ernte von Trauben, Äpfeln, Birnen und Pfirsi-
chen und hoffen, dass wir dazu eingeladen sind! Vielen Dank an Oliver,
Jan und Dirk für diese bereichernde Zeit auf dem Weinberg.
Eure ab jetzt amtierenden Weinbergköniginnen
aus dem Beschäftigungs- und Förderbereich
Janina Lindecke, Antonie Bischoff,
Susanne Armbruster-Falkenberg und
Peggy Büttner17
JULI I BFB KOHLFURTER STRASSE
STELLWÄNDE ZUM SELBERBAUEN
Lange haben wir überlegt, wie wir
in unseren Gruppenräumen Abstands-
halter installieren können, um unsere
Teilnehmenden mit dem notwendi-
gen Abstand wieder in den Gruppen
fördern zu können. Wir haben uns
viele käufliche Modelle angeschaut,
aber nichts passte so wirklich zu uns.
Also blieb wie immer nur eines übrig:
Entwerfen und selbst bauen.
Es war ziemlich schnell klar, dass
der Rahmen der Abstandsstellwand
aus Holz sein soll. Wir probierten,
Plexiglas zu bekommen, was sich zu
dieser Zeit als sehr schwierig heraus-
stellte, da es mit langen Wartezeiten
verbunden und zudem ziemlich
teuer war. Dann stolperte ich bei
meinen Recherchen über durchsich-
tige Zeltplanen. Ein Anruf bei einem
Familienbetrieb für Schaumstoffe
in Schöneberg war erfolgreich und
wir hatten die benötigte Zeltplane
von 50 m Länge. Es dauerte eine Weile, bis wir uns über die optimale Höhe
der Stellwände einigen konnten, denn auch für uns war es das erste Mal,
dass wir solche Abstands-Stellwände bauen und wer weiß schon, wie hoch
Aerosole fliegen.
Von unserem Kollegen Martin Schulz, der zufällig gelernter Schreiner
ist, wurden der Rahmen und die Befestigung sowie die nötigen Stellfüße
konzipiert. Er berechnete die Menge des benötigten Holzes, die Unmengen
an Schrauben (ca. 5.000 Stück) und die Beschläge. Damit ging es dann ab
zum Bauhaus. Wir stellten sehr schnell fest, dass wir nicht die Einzigen
waren, die Holzlatten benötigten. Im ersten Bauhaus waren genau vier
Stück vorhanden. Wir benötigten aber 149. Also habe ich eine mit Ausre-
den gerüstete Angestellte dazu überreden können, verschiedene Filialen
anzurufen und nach dem Bestand zu fragen. Und Jackpot: Eine Filiale hatte
noch 280 Leisten, die gerade frisch geliefert wurden.
So konnte Martin mit Unterstützung von Kollegen und natürlich auch
Teilnehmenden insgesamt 48 Stellwände zur Einhaltung der Abstandsregel
MÄRZ – JUNI I ÖKOHOF KUHHORST
bauen. Als Besonderheit brachten wir Möbelrollen unter den Stellwänden
HAMSTERN MIT DEN KUHHORSTERN
an, damit sind sie optimal beweglich.
Im Hofladen und im Online-Shop der Kuhhorster ging
Susann Breitfeld
es hoch her. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
gab es richtig viel zu tun und besonders ein Produkt
war gefragt: Mehl!
Roggen-
l
Vollkornmeh
Weizenmehl
Typ 550
Dinkel-
l
Vollkornmeh
Weize n-
l
Vollkornmeh
Dinkelm l
eh
Typ 630
Leberwurst
UNSERE
Blutwurst
CORONA-
Dinkel
Ganze Körner
MÄRZ – JUNI I BETRIEBSSTÄTTE KREUZBERG
B E ST S E L L E R
Roggen CORONA-KUNST
Ganze Körner Kunst im Wandel der Zeit – in der Betriebsstätte Kreuzberg ist die Mona Lisa
mit Mundschutz entstanden. Das einzigartige Kunstwerk kann meistbietend
Jagdwurst ersteigert werden. Gebote gerne an: presse@mosaik-berlin.de.
Das fertige Bild ist auf Seite 61 zu sehen.18 ARBEIT UND BILDUNG | BERUFSBILDUNGSBEREICH
Zu Beginn dieses Jahres zählte der Berufsbil- Eigenregie erstellt, um noch persönlicher Kontakt
dungsbereich von Mosaik um die 100 Teilneh- zu ihrer Gruppe halten zu können. Im Nachhinein
merinnen und Teilnehmer. Auch für sie hieß es ist sie überrascht, wie gut alles funktioniert hat
Screenshot einer
im März von heute auf morgen: Bitte zuhause und wie gut viele mit der Cloud zurechtgekom-
Video-Anleitung von
bleiben! Doch nicht nur für die Teilnehmenden men sind. Selbstverständlich mussten hier und da und mit Ellen Matthes
begann eine außergewöhnliche Zeit: „Für uns Eltern, Geschwister oder Freunde mithelfen.
alle war das eine ganz neue Situation“, sagt zum
Beispiel Gruppenleiterin Ellen Matthes. Mit
ihr haben wir stellvertretend für das BBB-Team
über die vergangenen Monate gesprochen.
Ellen Matthes ist seit 26 Jahren bei Mosaik und
am Standort in Kreuzberg für 6 BBB-Teilneh-
mende verantwortlich. Kurzzeitig waren sie und
ihre Kolleginnen sowie Kollegen sogar von Kurz-
arbeit bedroht. Soweit ist es glücklicherweise
nicht gekommen. Denn warum sollte das, was
vielen Bildungseinrichtungen gelang, nicht
genauso bei Mosaik möglich sein? Neben den
regelmäßigen Telefonaten, versendeten E-Mails
und Lernpaketen entstand innerhalb kürzester
Zeit eine Mosaik-Cloud. Auf schnellem Weg konn- Doch die Kommunikation war keine Einbahn-
ten darüber Informationen und Aufgaben unter- straße, viel kam zurück − ob Fotos von erledigten
einander getauscht oder mittels Erklär-Videos Aufgaben, Dankes-Nachrichten oder Anrufe −
begleitet werden. auch die Teilnehmenden versuchten in Kontakt zu
bleiben. Fragt man Ellen Matthes, was die Corona-
Dabei waren die technischen Lösungen das eine, Zeit verändert hat, dann ist ihre Antwort ganz
die Inhalte das andere: „Die größte Herausfor- klar: „Wir sind digitaler geworden und üben
derung war es, innerhalb kürzester Zeit jeweils stärker diese Fähigkeiten. Wie funktioniert eine
geeignete Aufgaben für alle zu finden“, berichtet Cloud? Wie logge ich mich ein? Wie lade ich etwas
Ellen Matthes und sagt weiter: „Ausmalbilder herunter? Solche Übungen sind jetzt Standard.“
waren nicht unser Anspruch. Abwechslungsreich
und praktisch sollte es sein. Unsere Teilneh-
menden sollten die Gelegenheit erhalten, Fertig-
BERUFLICHE
keiten zu trainieren.“ Also wurden nicht nur Auf-
gaben per E-Mail, Post oder Cloud zur Verfügung
gestellt, sondern komplette Material-Päckchen für
Zuhause geschnürt. Durchschnittlich drei solcher
BILDUNG
Päckchen haben beispielsweise Ellen Matthes und
ihre Kollegin vom Sozialpädagogischen Dienst,
Astrid Wallroth, pro Woche verschickt. Je länger
das Betretungsverbot anhielt, desto sehnsüchtiger
VON
wurden diese Päckchen von den Teilnehmenden
erwartet. Dabei kam anfangs zum Einsatz, was
vorrätig war, wie zum Beispiel die Mosaik-Rechen-
hexe. Mit der Zeit und den positiven Rückmel-
ZUHAUSE
dungen der Teilnehmenden wurden alle sicherer
und das Niveau der Aufgaben konnte gesteigert
werden. Wer wollte und konnte, loggte sich zudem
in die Mosaik-Cloud ein, um weitere Aufgaben
herunterzuladen. Auch Ellen Matthes Videoanlei-
tungen waren dort zu finden. Diese hatte sie in Die neue Mosaik-CloudARBEIT UND BILDUNG | BERUFSBILDUNGSBEREICH 19
Nachgefragt
Seit 10 Jahren leitet Kerstin Niehaus den Berufsbildungsbereich beiterinnen und Mitarbeiter. Eine Woche später waren bereits
von Mosaik. Für sie war die Corona-Zeit neben all den Heraus- knapp 300 Bildungsmaterialien in der Cloud verfügbar.
forderungen und Anstrengungen auch eine Zeit der Chancen
und des Ausprobierens. Wir haben mit ihr über die positiven Wie waren die Reaktionen der BBB-Teilnehmenden auf die
Effekte gesprochen, wie zum Beispiel die neue Mosaik-Cloud. Mosaik-Cloud?
Alle, die die technischen Voraussetzungen hatten, haben die
Wie ist die Idee zur Mosaik-Cloud entstanden? Cloud gerne genutzt und darüber kommuniziert. Zudem war es
Die Idee zu einer interaktiven Lernplattform kam uns ziemlich so, dass manche nicht mehr angerufen werden wollten. Es war
schnell. Denn es ist eine ideale Ergänzung zu allen anderen Mög- ihnen einfach zu viel, jeden Tag einen Anruf zu bekommen. Die-
lichkeiten der Kommunikation – wie Telefon- und E-Mail-Kontakt sen Teilnehmenden haben wir stattdessen E-Mails geschrieben,
oder die Lernpakete, die wir per Post verschickt haben. Vor allem meist mit einem besonderen Inhalt, der Freude machen und
ist es eine zeitgemäße Form der Kommunikation und Interakti- ebenfalls zur Interaktion einladen sollte.
on. Technisch war die Cloud sehr schnell bereitgestellt. Ein Team
um Herrn Beckmeier wurde mit der Koordination der Inhalte Wie geht es jetzt mit der Cloud weiter?
betraut. Dank des großen Engagements aller stand die Mosaik- Wir haben von Anfang an gesagt, mit dieser Lernplattform
Cloud bereits am 24. März, wenige Tage nach Inkrafttreten des möchten wir weitermachen. Wir sehen das als große Chance,
Betretungsverbots, für die BBB-Teilnehmenden zur Verfügung. stärker den Umgang mit modernen Medien zu üben, und daran
Noch am selben Tag gab es erste Online-Tutorials für die Mitar- wollen wir festhalten. Jetzt geht es darum, wie wir die Cloud
CIN DY
tung der Caritas. Sie
wohnt in einer Wohneinrich
iten Jahr des Ber ufsb ildungsbereichs.
ist im zwe
sie sich übe r das Anpflan-
Besonders gefreut hat DO UG KA N
se. Und was hat Cind y mit der Kresse ist seit einem Ja
zen der Kres hr bei Mosaik.
esse n“, sag t sie lachend. Aktuell
gemacht? „Natürlich geg arbeitet er in de
r EDV-Versandgr
Zuhause hat er uppe.
keinen Rechner.
ohne Cloud und Aber auch
Videoanleitunge
sich jeden Tag hi n hat er
ngesetzt und di
ben gelöst, die e Aufga-
er geschickt be
hat. Manchmal kommen
half ihm seine Sc
hwester.
Bildschirmfoto der Cloud-Oberfläche.
Sortiert nach Themengebieten können
die Teilnehmenden hier ihre
Arbeitsmaterialien abrufen.20
YV O N N E zusam-
ihren Eltern
wohnt mit rn h atte sie
ders ge
men. Beson e auch
hexe. Da si
noch besser aufbereiten können. Wie gelingt es uns beispiels- die Rechen ar be itet, hat
für sich
sonst gern A fgaben
u
weise, schon auf einen Blick erkennbar zu machen, für wen der t, so viele
sie versuch e zu lösen.
allein
Inhalt bestimmt ist? Außerdem soll es mehr Arbeitsblätter ge- wie möglich Ja hr des
im zweiten
ben, die man direkt am Rechner bearbeiten kann und nicht erst Yvonne ist re ic h s.
ungsbe
Berufsbild
herunterladen oder ausdrucken muss. Generell ist diese Cloud
eine tolle zusätzliche Möglichkeit, eigene Lerninhalte zusam-
menzustellen, die für viele Menschen bei uns gut geeignet sind.
Was nehmen Sie – neben der Cloud – für sich aus diesen
vergangenen Monaten mit?
Ich nehme mit, dass wir ein tolles Team im Berufsbildungs-
bereich haben, sowohl die Teilnehmenden als auch die Gruppen-
leitenden. Selbst wenn es in den Wochen zuhause vielleicht
weniger war, was stofflich aufgenommen wurde, konnte doch
Wesentliches gelernt werden: Sich selbst zu motivieren, Dinge
zu machen, ohne dass jemand dahintersteht. Oder mutig zu
sein, Dinge auszuprobieren, sich etwas zuzutrauen und anschlie-
ßend stolz auf sich zu sein. Und das sind doch wich-
tige Fähigkeiten, die für das Leben gelernt wurden,
ganz unabhängig von vereinbarten Lernzielen. Wie
gesagt, ich bin wirklich gern ein Teil dieses Teams
und ein Teil dieses Ganzen hier. Wir haben gese-
hen, wenn es darauf ankommt, können wir alle
ganz viel bewältigen. Wir stehen zusammen und
finden Lösungen. Es ist eine tolle Bestätigung, das
für alle so erfahrbar zu machen.
Bildschirmfoto verschiedener Arbeitsblätter
KURZ GESAGT )
WAS IST EINE CLOUD?
Eine Cloud ist eine Wolke aus vielen Daten.
Während des Betretungs-Verbots konnten auch Daten können Fotos, Videos, Musik oder Texte sein.
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Berufs-
Bildungs-Bereichs nicht in die Werkstatt kommen. Weil sich die Cloud im Internet befindet,
kann jeder im Internet die Daten in der Cloud nutzen.
Sie haben stattdessen zuhause gelernt. Einige dürfen dort auch neue Daten speichern.
Mosaik hat ihnen dazu Aufgaben und Material
gegeben. Manche Clouds sind mit einem Passwort geschützt,
damit nicht jeder die Daten nutzen kann.
Einige Aufgaben sind mit der Post gekommen. Auch die Mosaik-Cloud hat ein Passwort.
Andere Aufgaben waren im Internet. Wer das Passwort kennt, kann die Mosaik-Cloud nutzen.
Mosaik hat im Internet eine Cloud eingerichtet. In der Mosaik-Cloud gibt es zum Beispiel Arbeits-Blätter
Cloud ist ein englisches Wort. zum Herunterladen und Ausfüllen
Es wird „klaud“ gesprochen und bedeutet Wolke. und Videos zum Anschauen.SCHREIBEN IN DER KRISE | WORTFINDER-SCHREIBWETTBEWERB 2020 21
Es schwärmten mir schon lange diese Gedanken
im Kopf herum, eine Geschichte zu schreiben,
Bild: D. Daumicher
vielleicht über einen Garten. Aber es gab nie einen
Anlass dafür. Wie auch, man ahnte ja nicht, dass es
mal anders kommen würde. Vor der Zeit ging man
arbeiten und machte so seine Sachen wie immer.
Plötzlich, ganz plötzlich kam Corona!!! Auf ein-
mal nicht mehr arbeiten zu dürfen, das war sehr
schlimm und die Ungewissheit und wie lange?
Kein Zusammensitzen mehr, überall Abstand hal-
ten, kein Knuddeln, allein zu Hause, keine Treffen
mit der besten Freundin und die Maskenpflicht!
Und die Langeweile!!! Die Langeweile war so
schrecklich. Man wusste echt nicht mehr, was man
machen sollte. Sie machte auch schlechte Gedanken.
Nun kam Frau Bringmann auf die Idee, dass ich
eine Geschichte schreiben könnte. Die Idee fand Wortfinder-Schreibwettbewerb 2020
SCHREIBEN IN DER KRISE
ich toll. Nun konnte ich die Geschichte schreiben,
die mir schon lange im Kopf herumschwirrte. Die
Geschichte mit dem geheimnisvollen Garten. Die
Geschichte ist in einem richtigen Garten entstan- Ein aufregender Tag I Es war mal ein schöner Garten mit einem
den. Ich durfte diesen Garten schon immer be- Teich und einem Krug, wo Wasser drin ist. Da kam eine Kohlmeise
suchen. Aber besonders in der Corona-Zeit war er namens Sophia und sie sagt sich: Ach, ist das schön hier. Und so viel
mein Lieblingsort. Dort habe ich mich so wohlge- Wasser. Oh, da kann man sich ja ordentlich waschen und planschen
fühlt und die Gedanken sind mir nur so im Kopf und das Wasser trinken. Und mein Freund Paul ist auch schon da.
umhergeflattert. Sie mussten einfach aufgeschrie- Und wir können hier eine Menge Spaß haben.
ben werden. Bloß wir müssen aufpassen, dass wir nicht erwischt werden von der
Katze, die hier herum lauert und auf uns wartet,
und dass sie uns nicht holt und frisst. Aber es
ist hier so schön, sagt Sophia zu sich selber. Und
[Eingereicht wurde der Text beim man kann so viel erleben, zum Beispiel Futter
Schreibwettbewerb „Wortfinder“, suchen und mit ihrem Freund Paul zusammen
an dem sich mehr als 500 Auto- klettern.
rinnen und Autoren aus Deutsch- Auf einmal kam ein Schatten über Sophia und
land, Österreich und der Schweiz Paul und beide erschrecken sich so sehr, dass
beteiligt haben. Aus den fast ihre kleinen Herzen vor Angst riesig schlugen.
1.000 Einsendungen wurden von Ängstlich schauen sich beide um: Was ist das? Ein
der Jury auch die Texte von Ulrike Mensch, der hier im Garten wohnt? Noch schlim-
Thränhardt ausgewählt. Damit mer: eine Katze? Sie kuscheln sich aneinander
gehört sie zu den diesjährigen und schauen sich um. Es ist nichts zu erkennen.
Preisträgerinnen. Leider gibt es Sophias Blick geht auch zum Himmel. Oh, da ist
wegen der Corona-Maßnahmen eine große schwarze Wolke! Die hat sich genau
keine offizielle Preisverleihung. vor die Sonne geschoben und hat dadurch einen
Über eine Urkunde und Blumen Schatten gemacht.
durfte sich Ulrike trotzdem freuen. Sophia stupst den Paul an. Paul, schau mal zum
Herzlichen Glückwunsch!] Himmel, sagt sie. Schau mal, da ist eine große
dicke Wolke. Die hat sich vor die liebe Sonne ge-
schoben und hat dadurch einen Schatten gemacht. Wir brauchen also
keine Angst haben! Wenn die Wolke wieder weg ist, ist auch der böse
Schatten wieder weg. Sie beobachten beide, wie die Wolke weiterzieht.
Dann scheint auch die Sonne wieder wunderbar warm auf sie herab.
|| ULRIKE THRÄNHARDT
Mehr Infos
www.diewortfinder.com22
KREATIV MUNDSCHUTZ FÜR ALLE STATT BLUSEN
FÜR DIE DAME
Alles begann mit dem Aufruf einer ehemaligen
DURCH DIE
Kollegin, die dringend Mund-Nasen-Masken für ein
Pflegeheim benötigte. Nach einem Telefonat setzte
sich Sandra Schimmele kurzentschlossen an ihre
Nähmaschine und spendete 40 Masken. Die Spende
KRISE
sorgte nicht nur in den sozialen Medien, sondern
auch in der Lokalpresse für ein breites Echo. Von da
an hörte das Telefon von Sandra Schimmele nicht
mehr auf zu klingeln. Sie musste Telefonsprech-
zeiten einführen, um überhaupt weiter nähen zu
Unsere Kunden in Corona-Zeiten können. Mundschutz wurde überall gebraucht.
Die vielen Anfragen konnten die Inhaberin von
Wie ist es eigentlich den Unternehmen, für Hemd‘s Up und ihre eine Mitarbeiterin nicht mehr
die wir arbeiten, während der Corona-Krise allein bewältigen. Sie holten sich weitere Unterstüt-
ergangen? Fast alle mussten sich umstellen. zung. Fast 2.000 Masken hat das kleine Team über
Einige mussten ihre Produktion stark herunter- Wochen genäht. Stoffspenden, wie Tischdecken
fahren. Für andere, vor allem unsere Kunden und Bettwäsche, kamen von überall. Stoffe hatte
mit Online-Shops, waren die zuhausebleibenden man reichlich, aber an Schrägbändern mangelte
Menschen eher verkaufsförderlich. Manch es sehr bald. Sie waren lange Zeit nicht lieferbar,
anderes Geschäftsmodell funktionierte plötzlich sodass Sandra Schimmele und ihr Team begannen,
nicht mehr. Neue Ideen mussten her. Kreativität auch diese selbst zu nähen. Ein zeitaufwendiger
war gefragt. Wieder andere nutzten das Know- Arbeitsschritt. Aber viele Haushalte in Hennigsdorf
how ihres Unternehmens und die Kraft ihrer und Umgebung wollten beliefert werden, ebenso
Netzwerke, um zu helfen und positive Zeichen wie Geschäftspartner und Unternehmen. Unter an-
zu setzen. derem stattete Hemd’s Up die Havelland Kliniken
in Nauen mit 500 Masken aus. Im Sommer konn-
te Sandra Schimmele langsam wieder zu ihrem
eigentlichen Geschäft, dem Entwerfen und Nähen
von extravaganten Damenblusen, zurückkehren.
Dabei sind auch ihre Masken extravagant: Farben-
frohe Urlaubsmodelle sowie edle Varianten für
den anzugtragenden Herren finden sich in ihrem
Online-Shop.
www.hemds-up.deSie können auch lesen