MOSAIK INFO - Mosaik-Unternehmensverbund
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nr. 68 | II-2020 MOSAIK INFO Neuigkeiten. Entwicklungen. Projekte. 28 32 39 Ihr könnt einpacken Sing meinen Song Mitten im Arbeitsleben 35 Jahre Außenarbeitsplätze 55 Jahre Mosaik 4 Menschen und ihre bei Gühring (Außen-)Arbeitsplätze Ich krieg' die Krise ! Thema: Corona – wenn plötzlich alles anders ist Mit Engagement und Kreativität durch die Krise JEDER IST EIN TEIL DES GANZEN.
3 VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, dieses Jahr ist ein Jahr „ohne“ – Plattform entwickelt, die auch in wochenlang ohne die Gemeinschaft Zukunft die pädagogische Arbeit in den Arbeitsgruppen, ohne Gäste bereichern wird. Unsere produzie- in unseren Restaurants, ohne renden Gewerke konnten teilweise Tage der offenen Tür und ohne von einer gesteigerten Nachfrage Erntedankfest. Vieles, was uns lieb profitieren. Die vergangenen und teuer ist, hat Corona nicht Monate haben auch gezeigt, in wie zugelassen. Aber dieses Jahr ist vielen Bereichen wir systemrele- auch ein Jahr „mit“ – mit kreativen vante Arbeit leisten. Es gibt viele Lösungen, mit Kollegialität, mit Gründe, in dieser Krise – mit ihren Notbetreuung, Miteinander und tiefen Einschnitten und Entbeh- natürlich mit Abstand und Maske. rungen – auch Positives zu sehen. Hier im Heft finden wir viele wundervolle Beispiele dafür, wie Ich danke allen Kolleginnen und diese Krise Mosaik zusammen- Kollegen an den Standorten für geschweißt, weiterentwickelt ihren Einsatz, ihre Flexibilität und und im positiven Sinne verändert Kreativität. Ein großer Dank geht hat. Viele Mitarbeiterinnen und auch an das Team des „Corona- Mitarbeiter haben ganz selbstver- Steuerkreises“, der fast täglich ständlich an anderen Standorten auf die aktuellen Entwicklungen sowie im Wohnen unterstützt und reagiert und Mosaik durch die dabei wertvolle Einblicke in andere unvorhersehbaren Gewässer Arbeitsbereiche gewonnen. gelenkt hat. Zusammen haben Der Berufsbildungsbereich hat wir erreicht, dass Mosaik in vielen in kürzester Zeit eine E-Learning- Punkten positiv in die Zukunft sehen kann. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch in den kommenden Monaten die Herausforderungen der Corona-Krise bewältigen können. Damit wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen. Bleiben Sie gesund und suchen Sie weiter nach den Lichtblicken– es gibt sie. FRANK JEROMIN Ihr Frank Jeromin GESCHÄFTSLEITUNG
4 28 39 ARBEIT UND BILDUNG 6 DIE CORONA-CHRONIK 44 KUNSTWERKSTATT Die Ereignisse im Überblick Notizen und Neuigkeiten 8 „MAN WAR JEDEN TAG ANGESPANNT“ 46 AUSBILDUNG Interview mit Geschäftsführer Frank Jeromin Gebäudereinigung und Malerei 10 ZWISCHEN SORGE UND VORFREUDE 53 UK IST AUF EINMAL ÜBERALL Unsere Beschäftigten berichten aus Neue Materialien und mehr Öffentlichkeit ihrem Corona-Alltag für die Unterstützte Kommunikation 13 CORONA-TAGEBUCH Fotos und Berichte aus den Standorten KUNDEN UND MÄRKTE 18 BERUFLICHE BILDUNG VON ZUHAUSE 22 KREATIV DURCH DIE KRISE Die neue Mosaik-Cloud Unsere Kunden in Corona-Zeiten IMPRESSUM 21 SCHREIBEN IN DER KRISE 24 NUUKK Wortfinder-Schreibwettbewerb 2020 Interview mit Andrea Hild – Herausgeber 28 IHR KÖNNT EINPACKEN Gründerin von Nuukk Das Mosaik e. V. Ifflandstraße 12 35 Jahre Außenarbeitsplätze Gühring 10179 Berlin 36 EIN SPEZIELLES JUBILÄUM presse@mosaik-berlin.de 25 Jahre Café Schwartzsche Villa www.mosaik-berlin.de 38 GEWALTPRÄVENTION MIT AHA V. I. S. D. P. Hygieneschulungen für mehr Frank Jeromin Respekt Redaktion Alexandra Lange 39 MITTEN IM ARBEITSLEBEN Jennifer Bulla Vier Menschen und ihre Gestaltung (Außen-)Arbeitsplätze Katja Stein Fotografie Mosaik- 15 Unternehmensverbund Druck DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH Auflage UF6 2.300 Exemplare Dieses Druckerzeugnis wurde mit dem Blauen Engel Oktober 2020 ausgezeichnet.
5 INHALT 32 35 LEBEN 26 DEUTSCHES KINDERHILFSWERK 35 AUSGEZEICHNET Interview mit Cornelia Teichmann – Berndt Maier erhält das Bundesverdienstkreuz Spendensammlerin von Beruf 50 WOHNEN IN ZEITEN VON CORONA Berichte aus dem Wohnbereich PROJEKTE 52 BETREUTES EINZELWOHNEN Neue Treffpunktwohnung in Spandau 32 55 JAHRE MOSAIK Sing meinen Song 48 BFB KOHLFURTER STRASSE I SPREESCHANZE RUBRIKEN Verschiedene Projekte 55 LIEBLINGSPRODUKT 54 KÖNIGLICHER WEINBERG 56 JUBILÄEN Weinverkostung und Weinfest via Internet 58 SOZIALE MEDIEN 55 ÖKOHOF KUHHORST 60 GEWINNSPIEL Bio-Milch im Handel 61 ANDI‘S KOLUMNE 61 TIPPS I TERMINE 62 NACHRUFE CORONA – WENN PLÖTZLICH ALLES ANDERS IST Mit Engagement und Kreativität durch die Krise Pandemie, Betretungsverbot, Notbetreuung, Systemrelevanz, Lockdown – mit dem Corona-Virus haben sich auch neue Begriffe, Konzepte und Alltagserfahrungen verbreitet. Wie ist Mosaik mit der Krise umgegangen? Was bedeutet die Krise für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Diesen und anderen Fragen gehen wir auf den folgenden Seiten nach. Dabei zeigt sich, dass neben Ängsten vor allem viel kreative Kraft entfesselt wurde.
6 ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-CHRONIK NOVEMBER/ ANFANG MÄRZ DEZEMBER 2019 Die Deutschen hamstern In der chinesischen Stadt Klopapier und Nudeln. In den Wuhan treten die ersten Fälle Geschäften findet man einer unbekannten Lungen- immer öfter leere Regale. erkrankung auf. 11. FEBRUAR 28. JANUAR Das Virus bekommt einen Der erste bekannte Namen: SARS-CoV-2. Patient in Deutschland Die Krankheit heißt ab jetzt 11. hat sich mit dem neu- Covid-19. MÄRZ artigen Corona-Virus Die Weltgesundheitsor- infiziert. ganisation (WHO) ruft eine PANDEMIE aus. Pandemie bedeutet, dass die ganze Welt von dem Virus betroffen ist. 10. MÄRZ Die Werkstätten: Messe 2020 in Nürnberg ANFANG MÄRZ wird abgesagt. MÄRZ Mitarbeiter und 19. MÄRZ Mitarbeiterinnen, die zu Für alle Betriebsstätten Risikogruppen gehören, sollen und Standorte des Beschäf- zu ihrer Sicherheit zuhause tigungs- und Förderbereichs bleiben. wird ein Betretungsverbot verhängt. 1. AUGUST In Deutschland werden 5. SEPTEMBER 8. AUGUST erstmals seit Mai über 1.000 Der Berliner Senat ver- Für Reisende, die aus Neuinfektionen pro Tag regis- schärft die Corona-Regeln für Corona-Risikogebieten triert. In Berlin demonstrieren Demos und private Feiern. Bei zurückkehren, gilt die ca. 20.000 Menschen gegen Nichteinhaltung drohen Pflicht, sich testen zu die Politik in der Bußgelder. lassen. Pandemie. 17. SEPTEMBER ER SEPTEMB Der Aktionstag „Schichtwechsel“ findet auch 2020 statt. Dabei tauschen in diesem Jahr deutlich weniger Menschen ihren Arbeitsplatz.
ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-CHRONIK 7 22. MÄRZ Bund und Länder einigen sich auf strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Kitas, 16. MÄRZ Schulen, Gaststätten und Geschäfte Die europäischen Länder bleiben geschlossen. AP schließen ihre Grenzen. Millionen Deutsche arbeiten RI L Deutschland führt Grenz- im Homeoffice. kontrollen zu seinen Nach- 20. APRIL barn Frankreich, Österreich, Erste Lockerungen Luxemburg, Dänemark und treten in Kraft. In der Schweiz ein. Geschäften darf mit Einschränkungen wieder eingekauft MA werden. I 24. MÄRZ 21. APRIL Mosaik hat eine Cloud mit Ein bereichsübergreifender Arbeitsmitteln für den Berufs- Steuerkreis wird gegründet und beginnt die Wiederöffnung 27. APRIL bildungsbereich. Ab jetzt wird zu der Mosaik-Standorte In allen deutschen Bundes- Hause gelernt. vorzubereiten. ländern gilt inzwischen 8 e1 eit 18. MAI eine Mundschutz-Pflicht, Mehr auf S Schrittweise Wiederaufnahme meist für Einkäufe sowie in des Beschäftigungs- Bus und Bahn. angebots in der Werkstatt mit DIE 35 %. CORONA- JUN I CHRONIK 5. JUNI Die EU-Innenminister einigen sich darauf, in Europa bis zum 1. Juli wieder alle Grenzen innerhalb der EU zu öffnen. AU GU ST 16. JUNI Die Corona-Warn-App zur besseren Nachverfolgung von Infektionsketten startet 2. JUNI in Deutschland. 50 % der Beschäf- 21. JULI tigten dürfen die Die EU beschließt das größte Werkstatt wieder Haushalts- und Finanzpaket ihrer besuchen. Geschichte mit 750 Milliarden Euro I JUL für ein Konjunkturprogramm gegen die Folgen der 21. JULI Corona-Krise 90 % der Beschäftigten dürfen die Werkstatt wieder 5. JULI besuchen. 75 % der Beschäftigten dürfen die Werkstatt wieder besuchen.
8 ARBEIT UND BILDUNG | INTERVIEW MIT DER GESCHÄFTSFÜHRUNG Die Corona-Krise war auch für die Wir haben also weitergearbeitet, wussten aber noch gar nicht, langjährige Geschäftsleitung des ob wir alles refinanziert bekommen. Irgendwann war die Refi- Mosaik-Unternehmensverbunds nanzierung zugesagt, aber unter der Voraussetzung, dass wir eine außergewöhnliche Heraus- auch bereit sind, andere Träger – insbesondere Wohnträger – forderung. Im Interview erzählt personell zu unterstützen. Denn dort gab es plötzlich mehr Frank Jeromin Ende Juli von den Arbeit. Hier muss ich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonderen Aufgaben der letzten sehr loben. Viele haben sich freiwillig gemeldet und mit Freude Monate, von viel Ungewissheit unterstützt. Auch in unseren eigenen Wohneinrichtungen und und nachhaltigen Veränderungen. im gesamten Unternehmen wurde bereichsübergreifend mitge- holfen. Es gab viel Solidarität, für die ich sehr dankbar bin. Sie sind seit über 30 Jahren in der Geschäftsleitung von Mosaik Den Gastronomiebereich bei Mosaik-Services mussten wir aller- tätig, seit 2013 als alleiniger dings in Kurzarbeit schicken, weil die Gastronomie von Gesetzes Geschäftsführer des Unterneh- wegen geschlossen wurde. Die Gebäudereinigung und Malerei mensverbunds. Haben Sie in lief erst einmal weiter, aber auch dort wussten wir nicht, wie Ihrer bisherigen Berufszeit etwas lange das funktionieren würde. Vergleichbares wie die Corona- Krise schon erlebt? Hinzu kam die pädagogische Herausforderung. Wir hatten die Natürlich hatten wir in der Ver- Auflage, insbesondere im Berufsbildungsbereich, aber auch im gangenheit andere Herausforde- Arbeitsbereich, die Leute per Telefon, E-Mail oder anderen rungen, die im Hinblick auf Mosaik verfügbaren Medien nicht nur zu begleiten, sondern auch mit mindestens genauso herausfor- Aufgaben zu versorgen und fortzubilden. Das war für alle dernd waren. An eine vergleichbare Situation wie diese fast Total- Beteiligten neu und herausfordernd. Mit viel Engagement und Schließung kann ich mich aber nicht erinnern. Kreativität haben wir das gemeinsam sehr gut umsetzen können. Vor welche besonderen Herausforderungen hat die Corona- Wie war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit den politischen Situation das Unternehmen Mosaik, aber auch Sie persönlich Stellen? Haben Sie sich ausreichend unterstützt gefühlt? gestellt? Aus den vergangenen Jahren sind wir eine sehr viel intensivere Wie gesagt, so etwas gab es noch nicht und uns blieb keine Zeit, Zusammenarbeit gewohnt, das hätte ich mir auch dieses Mal Strategien zu entwickeln. Man war jeden Tag angespannt. Vieles gewünscht, weil das beruhigt hätte. Wir waren alleine und musste parallel und kurzfristig gelöst werden, wobei man nicht haben immer gebangt − wie läuft es weiter, wie werden wir weiter wusste, was am nächsten Tag sein würde. Gerade zu Beginn finanziert? änderten die Verordnungen des Senats immer wieder ihre Ziel- richtung. Die betriebswirtschaftliche Herausforderung war dabei Hat Sie das Betretungsverbot überrascht? die allergrößte. Der Notbetrieb in den Werkstätten und die Not- Lange haben wir gedacht, man habe uns vergessen. Es wurde betreuung für die Menschen mit Behinderung liefen. öffentlich sehr viel über Kitas, Schulen und sonstiges öffentliches „MAN WAR JEDEN TAG ANGESPANNT.“ Interview mit Mosaik-Geschäftsführer Frank Jeromin
ARBEIT UND BILDUNG | INTERVIEW MIT DER GESCHÄFTSFÜHRUNG 9 Leben diskutiert. Die Regelungen für uns wurden recht kurz- habe ich viele Standorte selber begangen. Auch von einigen fristig getroffen und galten teilweise sogar rückwirkend. Leider Gesundheitsämtern sind wir besucht und sehr gelobt worden. erleben wir das immer wieder, dass die Menschen mit Behinde- Ich denke, die gute Vorbereitung und Zusammenarbeit sowie rung vergessen werden oder erst hinten drankommen. das umsichtige Verhalten aller haben dazu beigetragen, dass wir bisher keinen einzigen bestätigten Corona-Fall bei uns hatten. Knapp 1.200 Menschen mit Behinderung arbeiten in den Werk- stätten von Mosaik, über 400 besuchen den Beschäftigungs- Sie haben es schon gesagt, auch für die Mosaik-Services und Förderbereich. Was hat das Betretungsverbot für diese Integrationsgesellschaft war die Situation eine besonders Menschen bedeutet? schwierige. Die Cafés und Restaurants mussten geschlossen Das war für viele ganz schwierig. Wir hatten unzählige Anrufe. werden. Der Malerei und Gebäudereinigung sind anfangs Die Menschen wollten wissen, wie es weitergeht und wann sie Kunden weggebrochen. Wie geht es dem Bereich und den wiederkommen können. Unsere Sozialpädagogischen Dienste Mitarbeitenden inzwischen? und die Gruppenleitungen haben die Menschen so gut wie In der Gastronomie konnten wir immer noch nicht alles wieder möglich in dieser für alle neuen Situation begleitet. Wir haben vollständig öffnen, zum Beispiel sind die Kantine, das Casino immer im Einzelfall entschieden, wer in die Notbetreuung sowie die Pausenbewirtschaftung im Konzerthaus nach wie vor kommen kann. Von Tag zu Tag hat das mehr Menschen betroffen. geschlossen. Das Café fährt aktuell massive Defizite ein. Natür- Die oberste Prämisse war es, stärkere Erkrankungen, Depressi- lich mache ich mir Sorgen um unsere Mitarbeiterinnen und Mit- onen oder sogar Suizidgefahr zu vermeiden. arbeiter, die weiterhin in Kurzarbeit sind. Auch wenn wir 80 bis 87 % des Gehalts zahlen, ist es eine enorme Belastung nicht zu Im Arbeitsbereich gab es vertragliche Verpflichtungen. Wie wissen, wann man wieder arbeiten kann. Außerdem wissen wir konnten diese während des Betretungsverbots erfüllt werden? nicht, wie es wirtschaftlich weitergeht. Zum jetzigen Zeitpunkt Gab es große finanzielle Einbuße? kann ich nicht garantieren, dass wir alle Gastronomiestandorte Einige Aufträge fielen gleich weg. Wenn man zum Beispiel an die dauerhaft erhalten können. Bei der Malerei ist das Geschäft wie- Wäscherei denkt, die vornehmlich Hotelwäsche reinigt. Die der stabil. Es wird wahrscheinlich ein ausgeglichenes Ergebnis in Hotels waren geschlossen. Unsere Auslastung ging auf maximal diesem Bereich geben. Fast alle Kunden, die uns kurzfristig weg- 10 % zurück. Andere Bereiche liefen weiter. Dort mussten alle mit gebrochen sind, haben sich wieder zurückgemeldet. Genauso in anpacken, damit wir die Aufträge weiter erfüllen konnten. In der Gebäudereinigung, wo es zwischenzeitlich auch Einbrüche Kuhhorst war das Team besonders gefordert. Da hatten wir gab. einen riesen Ansturm. Unsere Kartoffeln und Mehle waren so gefragt wie nie. Das hat Corona eher begünstigt. Zugleich ist es Aktuell wird viel darüber diskutiert, dass die Corona-Krise die ein kleiner Bereich von Mosaik. Insgesamt gesehen sind 30 bis Inklusion ausbremsen würde. Wie ist Ihre Meinung dazu? 40 % Umsatzeinbuße festzustellen. Wir merken die wirtschaftli- Ja, leider mussten auch wir das stellenweise beobachten. Wir chen Auswirkungen aber erst nach und nach. Ich denke, die hatten vereinzelt das Problem, dass teilweise Wohnträger den große Herausforderung kommt noch bis Ende 2020 und im Kontakt mit den Menschen verweigert haben und die Menschen ersten Halbjahr 2021. mit Behinderung nicht in die Werkstätten kommen durften, obwohl sie gern gekommen wären. Dies widerspricht ganz klar Parallel zum Notbetrieb musste die Wiederöffnung vorbereitet dem Inklusionsgedanken. Die Menschen sollen selbst entschei- werden, hierfür wurde eine eigene Arbeitsgruppe gegründet. den können bzw. ihre gesetzliche Betreuung. Können Sie uns dazu mehr erzählen? Mitte April haben wir ein Querschnittsteam mit Vertreterinnen Meinen Sie, dass die Corona-Pandemie Mosaik verändert hat? und Vertretern aus allen Bereichen gebildet: aus dem Arbeitsbe- Ja, sicher. Ich denke, dass wir insgesamt empathischer und rück- reich, dem Beschäftigungs- und Förderbereich, dem Berufs- sichtsvoller aus dieser Krise hervorgehen werden. Das kann man bildungsbereich sowie vom Sozialpädagogischen Dienst. Die jetzt schon feststellen, zum Beispiel am Verhalten im Kantinen- Arbeitsgruppe kam anfangs wöchentlich, später 14-tägig bereich. Die ruhige Atmosphäre ist sehr angenehm, was auch zusammen. Wir mussten zunächst klären, welche Maßnahmen schon vom Werkstatt- und Betriebsrat sowie dem Personal überhaupt erforderlich sind und generell das Prozedere der Wie- gelobt worden ist. deröffnung festlegen. Wir brauchten Masken. Zu dieser Zeit gab || DAS INTERVIEW FÜHRTE ALEXANDRA LANGE es nirgendwo Masken. Zum Glück hatten wir am Standort in Mitte bereits angefangen, selber Masken herzustellen. Wir brauchten überall Desinfektionsspray. Hier haben wir davon profitiert, dass wir eine eigene Gebäudereinigung haben, die uns versorgen konnte. Wegeleitsysteme mussten besprochen werden. Die Kantinen und Arbeitsplätze mussten umgebaut wer- den. Insgesamt war es ein sehr gutes Teamspiel. Inzwischen
10 ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-ALLTAG ZWISCHEN SORGE UND VORFREUDE Unsere Beschäftigten berichten aus ihrem Corona-Alltag Am 19. März trat das Betretungsverbot für Werkstätten und Tagesförderstätten in Berlin in Kraft. Plötzlich waren die Über Kummer und Sorgen reden Bis zum 19. März haben wir noch in unserer Werkstatt in Menschen gezwungen, zuhause zu bleiben. Uns haben die Mitte gearbeitet. Ab dem 20. März mussten wir zuhause Beschäftigten erzählt, wie sie die folgenden Wochen erlebt bleiben. Die ersten drei Wochen waren wie Urlaub haben. gewesen, aber danach war es sehr langweilig. Zu Hause bin ich kaum rausgegangen, weil ich Angst hatte. Ich bin lung für alle Eine große Umstel rtet. Dann habe ich versucht, nur rausgegangen, wenn ich einkaufen musste, aber sonst Jahr gesta war ich immer zu Hause. Meine Arbeitskollegen sind schon Ich bin gut in das neue teilweise etwas, zu plane n. Daraus wurde nur seit über drei Monaten zu Hause. Seit dem Kontaktverbot mein Arbeitsjahr r dazwischen und als mit dem Fuß kam mi habe ich meine Familie und auch meine Freunde nicht eine vierwöchige Pause e verändert werden, das Virus. Vieles musst mehr gesehen und auch nicht mehr getroffen, und das das vorbei war, kam alle, die viel Kraft un d n. Eine Umstellung für finde ich sehr schade. vieles umgesetzt werde aber ich kon nte sie gu t Umstellung war neu, In dieser Zeit hatte ich Angst um meinen Job, dass ich ihn Energie kostete. Diese un d Ko chen war das kein verlieren könnte, aber mit dem Begleitenden Dienst en, Musikhören überbrücken. Mit Les ot, Abstand halten un d htlinien – Kontaktverb konnte ich über meinen Kummer und meine Sorgen Problem. Mit den Ric weiß, dass ich an de re un d reden. Der hat mich angerufen und ich bin auch sehr froh, ich gut klar, weil ich Maske tragen – kam des Virus be itra ge . Ich d zur Verlangsamung dass es ihn gibt und das hat mir echt geholfen. Ich würde mich damit schütze un ba ld un ser öffentliches Leben auch den anderen empfehlen, es so zu machen und dort Zukunft, dass wir wünsche mir für die nen. Bis dahin bleibt alle anzurufen. wieder fortführen kön ohne Beschränkung Nicole Hüting (19. Juni) gesund und munter! Philipp Falk (13. Mai) Rappen mit dem Einzelfa llhelfe r Ich habe meine Zeit währen d Corona sehr gut übersta Beispiel mit meinem Einzelf nden. Ich habe zum allhelfer per Video-Chat ein en Rap aufgenommen. Darin ging es darum, dass ich trotz Corona in die Disk auch einfach unterwegs sein o möchte oder möchte. Ich habe mich imm über die Video-Chat-Termine er sehr mit meinem Einzelfallhelfe da mir das Rappen großen r gefreut, Spaß macht. Es hat mich auß einfach nur gefreut, ihn zu erdem sehen. Ansonsten war die sehr einsam. Ich freue mic Zeit schon h sehr, wenn ich meinen Ein in echt wiedersehen kann. zelfallhelfer Ich habe auch während der meinen Kollegen telefoniert Wochen mit . Ich war immer froh, deren zu hören und sie haben sich Stimmen ebenfalls gefreut! Mit einem leiter aus der Nachbargruppe Gruppen- habe ich auch telefoniert. glücklich, mich zu hören und Alle waren ich ebenso. Nun bin ich wieder zurück an meinem Arbeitsplatz und mich gut. Ich hatte Aufgab fühle en von meiner Werkstatt bek Ich habe die Aufgaben, die ommen. ich von Mosaik bekommen alle erledigt. Oft hatte ich hab e, fast Hilfe von meinen Geschwiste hatte Post von Mosaik und rn. Ich das hat mich gefreut. Schön dass es so viele Materialie war , n gab, wie Stifte, Zirkel, Kle Manche Aufgaben waren ein bes tift. fach, andere wiederrum war schwer. Einiges habe ich mit en meiner Gruppenleiterin nac geholt. h- ngsbereich bei ard wieder im Berufsbildu Inzwischen ist Leonh Leonhard Zeller (12. August Ellen Matthes (recht s). )
ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-ALLTAG 11 Keine Langeweile Wenn ich Corona-Krise hör e, heißt das abwarten, was passiert. Dass das Betreten der Mosaik-Werkstätten verboten ist, habe ich auf der Mosaik-Website gelese Zuhause mache ich Betrieb n. ssystem-Anpassungen. Ich habe viel zu tun, langweilig wird mir auf keinen Fall. :-) Der erste Tag nach dem Bet retungsverbot wird ganz normal sein. Andre Giese (30. April) Wunsch Der allergrößte Werkstatt schließt, war ich , dass die Als ich erfahren habe e Heimat ist und weil das meine zweit ein bisschen traurig, COVID-19 fühle ich le. Bei dem Thema ich mich sauwohl füh habe meine Zeit schen eingeengt. Ich mich dadurch ein bis Ich habe auch noch r Familie verbracht. zuhause mit meine durch die ganzen beschäftigen muss einen Sohn, den ich isten, dass ich wünsche mir am me Schulaufgaben. Ich wünsche ich mir gehen darf. […] Das bald wieder arbeiten eitskollegen, e meine ganzen Arb so sehr. Ich vermiss ppenleiterin. besonders meine Gru n. Das ist mein wieder arbeiten gehe Ich möchte so gerne Schule wieder ganz nsch und, dass die allerallergrößter Wu normal weiterläuft. Charly Otte (29. Ma i) Homeoffice in der Kunstwerk- statt Für die Künstlerinnen und Künstler von Mosaik Mehr Unterstützung für Werkstätten war das Betretungsver- Als die Werkstatt schloss, dachte ich, dass das wohl das Beste sei, da dieses bot kein Grund, mit der Virus außerordentlich gefährlich ist und sich sehr schnell ausbreiten kann. Kunst zu pausieren, Vor allem in geschlossenen Räumen und, wenn viele Menschen nah stattdessen wurde von beieinander sind. Wie wahrscheinlich jeder, der nicht an Verschwörungs- Zuhause gearbeitet. theorien bezüglich der Pandemie glaubt, habe ich Angst vor dem Virus und Ansonsten nutzte das versuche mich keinem unnötigen Risiko der Ansteckung auszusetzen. Team die Zeit Ich mache mir auch Gedanken um meine Mutter, mit der ich in einem z. B. für einige Haushalt lebe, die bereits Ende 60 ist und die zur Risikogruppe gehört. Renovierungsarbeiten. Bis auf das Einkaufen von Lebensmitteln und Spaziergängen am Mauer- weg, wo man den Leuten gut aus dem Weg gehen kann, gehe ich nicht viel raus. Höchstens mal zur Packstation gegenüber. Während der Schließung machte ich die bereits genannten Spaziergänge und sonst habe ich einige Zeit mit dem Schauen von Serien/Filmen und dem Hören meiner Lieblingsmusik verbracht. Mein Wunsch ist es, dass unser Land und auch unsere Werkstatt einigermaßen gut durch die Nachdenkl Pandemie kommen und die Zahl der Infizierten nicht wieder steigt. Leider ich Ich finde es muss ich sehen, dass nicht jeder die Bedrohung so ernst nimmt, wie es echt schade , dass wir ni kommen dü cht mehr zu angebracht wäre. Einige Menschen tun so, als ob das Virus besiegt worden rfen. Wir m üs r Arbeit es weitergeh sen abwarte ist, bloß weil es nun einige Lockerungen gab und auch einige Politiker sich t und wann n. Wir wisse wir wieder ko n nicht, wie nachdenklic mmen dürfen nun für weitere Lockerungen einsetzen/diese durchsetzen, wie in NRW und h. Wir denk en nach, wie . Wir sind wir sorgen un es weitergeh Thüringen. Dass dies auch nach hinten losgehen kann, konnte man ja an s sehr, weil es en soll und hoffe, dass do ch langsam zu dem Gottesdienst und in dem Restaurant sehen, wo sich viele Menschen wir bald kom viel wird. Ic bald ein Ende men dürfen h jetzt infiziert hatten. Auch würde ich mir Unterstützung vom Staat für die hat. Ich will . Dass es vo un rbei geht un kollegen wie te r Menschen se d Werkstätten wünschen. Ich meine, Fluggesellschaften und der Wirtschaft dersehen, w ei in, Arbeits- haben. Ich fin l w ir uns lange Ze wird ja auch geholfen. Ist aber wahrscheinlich zu viel verlangt, da in de es so scha it nicht gese wir uns bald de. Ich hätte hen unserem Land oft Konzerne/die Wirtschaft wichtiger als das Soziale sind. treffen und mich gefreu arbe iten t, wenn auf, tragen können. Wir Gegen die Armut im Land tut man ja auch wenig und überlässt dies Masken, was passen auch chen Hände ehrenamtlichen Organisationen (Die Tafel etc.) Ich persönlich wünsche mir und halten Abstand. Anela Fehrat noch, dass wir uns alle gesund und munter wiedersehen. ovic (30. Ap ril) Benjamin Jungbluth (29. Mai)
12 ARBEIT UND BILDUNG | URLAUB IN CORONA-ZEITEN Ein „Corona-Abenteuer“ der besonderen Art unternahm Sabine Zobel. Sie verreiste als eine der ersten wieder nach Mallorca. Wie Urlaub in Corona-Zeiten aussieht und welche Hygieneregeln es vor Ort gab, erzählt sie in ihrem Beitrag: Mallorca oder Url aub in Corona-Zeiten auf verträgt die Haut? wie viel Desinfektionsmittel r gefahren. Wäre ich Berlin mit dem Zug nach Hannove Am 12. Juli bin ich zunächst von en meines Attestes das deutlich mehr gekostet. Weg direkt von Berlin geflogen, hätte enschen habe ich en. Aus Rücksicht auf meine Mitm brauche ich keine Maske zu trag eckt. trotzdem zumindest den Mund bed ktlich und für mich selbst nicht sehr Der Flug nach Mallorca war pün en vorher. Das Tragen einer viel anders als ein Flug in den Jahr ice und das Ausfüllen eines Maske, der eingeschränkte Serv e, die anders waren. Auch Formulars waren die einzigen Ding die Nas e unbedeckt lassen. Es hat während des Flugs konnte ich Nach der Landung durften die niemand deswegen gemeckert. en. Anschließend ging es durch Passagiere in 10er-Reihen aussteig Formular aus dem Flugzeug eine Kontrolle, bei der man das e vom Handy gescannt wurde. abgeben musste oder ein Cod rum der Hauptstadt Palma de Mein Hotel lag etwa 5 km vom Zent das Gebirge. Die kleines Einzelzimmer mit Blick auf Mallorca entfernt. Ich hatte ein en für sein Essen dass man nur eingeschränkte Zeit Corona-Ordnung im Hotel sah vor, Uhr für das Abendessen. das Frühstück und 20.00 – 20.45 hatte: Bei mir 9.00 – 9.45 Uhr für wenn man vom Tisch seraum betreten und jedes Mal, Man durfte nur mit Maske den Spei Tisch saß und aß, durfte aufsetzen. Nur während man am aufstand, musste man sie wieder man sich beim Betreten m wurde darauf geachtet, dass sie abgenommen werden. Außerde k oder beim Die Speisen, egal ob beim Frühstüc des Raums die Hände desinfiziert. man such te sich etwas t selbst nehmen , sond ern Abendessen, durfte man sich nich gt. Das hinter der Theke auf den Teller gele aus und bekam es von Mitarbeitern glich der Kaff ee, die Müsli beim Früh stück. Ledi betraf sogar die Brötchen und das selb st dafü r mus ste die st geholt werden . Doch Säfte und das Wasser durften selb gem acht , das war hat absolut kein en Spaß Maske angelegt werden. Nein, das ls essen, Ich war daru m auch einige Male außerhalb des Hote einfach nur nervig. das war deutlich entspannter. habe ich ne Hände desinfizieren musste, Wie oft ich in diesem Urlaub mei r als in Deutsch- ien ist man sehr viel strenge allerdings nicht gezählt. In Span häft gera de die i Minuten in einem Gesc land. Auch wenn man sich vor zwe wied er das im nächsten Gesc häft Hände eingerieben hat, muss man hat en die dich raus werfen. Jeder Bus und jeder Zug machen, sonst könn ion gere inigt. werden an jede r End stat Desinfektionsspender und die Züge p rück t an ßen warten, der Putz trup Die neuen Passagiere müssen drau nfiziert, was die Sprühflasche hergibt! und dann wird desi nem Wetter. Ich bin viel n recht guten Urlaub mit sehr schö Abgesehen davon hatte ich eine waren, brauchte man tlich weniger Urlauber auf Mallorca unterwegs gewesen und da deu aurants schnell einen Man bekam in den Cafés und Rest auch nicht überall lange zu warten. er nach Mallorca ient. Im Oktober werde ich wied Sitzplatz und wurde freundlich bed fliegen, wenn es möglich ist. Sabine Zobel (29. Mai)
13 CORONA- TAGEBUCH Fotos und Berichte aus den Standorten 23. JUNI I BFB WERBELLINSTRASSE CORONA-SONG Corona macht erfinderisch: Statt in schlechter Laune zu versinken, schrieb Belal aus dem Beschäftigungs- und Förderbereich in der Werbellinstraße deshalb lieber einen Song über seinen Corona-Alltag. Das dazugehörige Musik- Video gibt es auf Belals YouTube-Kanal. Ich wach morgens auf, Und dann guck ich hinaus. Alle Straßen sind so leer, keine Menschen mehr. Vom Zocken schon die Nase voll, jeden Tag das Gleiche ist nicht toll. Keine Arbeit, keine Schule, Mütter und Väter ziehen ´ne Schnute. Ich habe Lust, was zu unternehmen, 9. JUNI I MALEREI PALETTE Kollegen und Freunde wiedersehen. TEAMSITZUNG MIT ABSTAND UND FRISCHER LUFT „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, sagte sich Thomas Herold, Leiter des Malerei- Kein Fussball und Konzerte, betriebs Palette, und meinte damit die Teamsitzungen. Auf diese wollte er nämlich das trifft mich mit voller Härte. auch in Corona-Zeiten nicht verzichten, vor allem dann nicht, wenn es um Arbeits- schutz geht. Um die nötigen Abstandsregeln einhalten zu können, traf man sich Auf Quarantäne hab ich keinen Bock, deshalb Anfang Juni auf dem Hof des Betriebsgeländes in der Kühnemannstraße. viel lieber spazier´ ich um den Block. Ein Kreis mit dem nötigen Abstand war schnell gebildet und frische Sommerluft gab es außerdem. Vielleicht ein Modell für die Zukunft! Lidl, Netto, Aldi und Co., keine Nudeln, warum ist das so? Die Leute neigen zum Hamsterkauf, das hält doch nicht das Virus auf. Alle nutzen Sagrotan, weil man ja nie wissen kann. Die Alten sind Risikogruppe, den Jungen ist das doch Schnuppe. Egal, wie man‘s dreht und wendet, 16. JUNI I KASINO BORSIG ich will, dass Corona bald endet. DER CLOWN IST DIE WICHTIGSTE MAHLZEIT Von Belal und Jule DES TAGES Das Team des Kasinos Borsig hat seinen ganz T U. :// YO U eigenen Mundschutz. H T T P S6--Z889Q H C BE / N So hat man bei der Arbeit immer ein Lächeln auf den Lippen.
14 ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-TAGEBUCH MÄRZ – AUGUST I BETRIEBSSTÄTTE MITTE MASKEN IM AKKORD Gleich mit Beginn der Krise haben wir im Textilbereich angefangen, im großen Stil Masken zu nähen. Da die Wäscherei durch die Schließung der Hotels nicht mehr voll ausgelastet war, hatten wir viele fleißige Helferinnen und Helfer. Im ganzen Haus wurde zugeschnitten, genäht und gebügelt. Nicht nur für un- sere eigenen Standorte, sondern auch für viele verschiedene Auftraggeber. SPASS BEI DER ARBEIT Im Auftrag von Hertha fertigten wir Masken aus Trikots. Einige Kollegen hatten in dieser Zeit besonders viel Freude an der Arbeit. ;-) GROSSE FANS ... Über unsere Mosaik-Edition freuten sich die Mitgli-eder des 10. JUNI I WOHNEN WESERSTRASSE Vorstands und unser Geschäfts- BALKON-KONZERT führer Frank Jeromin. Musik bringt Freude. Musik hilft durch schwere Zeiten. Genau das dachte sich auch der Verein KulturLeben Berlin und startete Mitte April das Musikprojekt „Werkstatt Utopia“. Die Idee: Wenn die Menschen nicht zu Konzerten gehen können, dann müssen die Konzerte eben zu ihnen kommen. Natürlich mit dem nötigen Abstand. Fortan besuchten Musikerinnen und Musiker einmal wöchentlich Einrichtungen der Behinder- ten- und Altenpflege in ganz Berlin. Am 10. Juni war das Musikprojekt in der ... UND NEUE KUNDEN Weserstraße zu Gast. Klassische Musik Das Kulturhaus Spandau unter freiem Himmel – ein Genuss und verteilte bei seinen Konzerten, eine große Freude für alle. Eine will- die im Juli wieder starten kommene Abwechslung im eintönigen konnten, Masken aus unserer Corona-Alltag und endlich wieder ein Textilwerkstatt. gemeinsames Erlebnis, das alle miteinan- der teilen konnten.
ARBEIT UND BILDUNG | CORONA-TAGEBUCH 15 APRIL – MAI I BFB SPREESCHANZE MUNDSCHUTZ-NÄHEN ALS CORONA-THERAPIE Der Bedarf an Mund-Nasen-Masken war überall groß. So groß, dass das Textil-Team am Standort in Mitte schon Ende März dringend Unterstützung brauchte. Dem Aufruf mitzunähen sind mosaikweit viele Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter gefolgt. Auch im Beschäftigungs- und Förderbereich Spree- schanze fand sich schnell ein Näh-Team zusammen: Sritharan, Claudia, Julia, Johanna und Cindy produ- zierten allein in den ersten 4 Wochen 650 Masken und konnten über die Zeit fast den kompletten Beschäftigungs- und Förderbereich von Mosaik mit Mundschutz versorgen. Dabei brachte das Team einige Näh-Erfahrung mit: Sirtharan, der bereits seit zehn Jahren als Heilerziehungspfleger bei Mosaik arbeitet, ist im ersten Beruf gelernter Schneider. Er über- nahm die schwierigeren Arbeitsschritte, wie das Versäubern der Kanten. FSJlerin Cindy war für das Zuschneiden der Stoffe und Gummibänder verantwortlich. Julia, die während ihrer Aus- bildung zur Heilerziehungspflegerin das Nähen lernte, verglich das Mundschutz-Nähen mit der arbeitsteiligen Produktion eines Autos. Jeder Arbeitsschritt muss sitzen und alle müssen wissen, was sie zu tun haben. Klingt ein wenig wie Fließband-Arbeit? Nicht ganz! Die fleißigen Näherinnen und Näher waren vor allem froh über diese Aufgabe in der Zeit des Betretungsverbots. Claudia gab das Projekt außerdem die Gelegenheit, um altes Wissen, das die ausge- bildete Altenpflegerin in ihrer Zeit an einer Mode- und Bekleidungsschule erworben hatte, wieder aufzufrischen. Aber vor allem war es das Gefühl, etwas Sinnvolles und Nützliches tun zu können, das allen half, besser mit der Situation umzugehen. Sritharan nannte das Näh-Projekt deshalb – halb scherzhaft, halb ernst – ihre Corona-Therapie.
16 JULI I BFB KOHLFURTER STRASSE 12 TONNEN MEHL IN 2 MONATEN Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, da legte ein Virus die Werkstätten lahm. Die große Frage war: Wer kümmert sich um die liegengebliebene Arbeit? So zog ein Trupp unerschrockener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Beschäftigungs- und Förderbereich Kohlfurter Straße mit dem VW-Bus in das brandenburgische Kuhhorst aus, um den Ökohof zu unterstützen. Dort vor Ort wurden wir erstmal ganz genau in die Mehlabfüllung eingewiesen und teilten uns für die einzelnen Arbeitsschritte auf. Wir lernten relativ schnell: Mehl ist nicht gleich Mehl, und dass sich Roggenmehl mit hohem Kleie-Anteil in der Verpackungstüte ganz anders anfühlt und diese ausfüllt als Weizenmehl. Auch lernten wir, dass es verschiedene Mahlgrade gibt, z. B. 550, 630 oder 1.020. Unsere Aufgabe bestand darin, das gemahlene Mehl aus 25 kg-Säcken jeweils in 1 kg-Tüten umzufüllen, die Tütenöffnung form- schön zusammenzufalten und dann 6 Packungen in einen MÄRZ – APRIL I KÖNIGLICHER WEINBERG Karton zu legen, mit Klebeband zu verschließen und zu etikettieren. Da wir UNSER EINSATZ AUF DEM KÖNIGLICHEN WEINBERG IN POTSDAM nun zu dritt die Arbeit von 21 Werkstattbeschäftigten machten, brauchten Bei frostiger Kälte starteten wir Ende März unseren Arbeitseinsatz auf wir anfänglich viel Zeit. dem Königlichen Weinberg in Potsdam. Es erwartete uns ein Weinberg, auf dem es noch nicht grün aussah, der aber in wunderschöner Natur am Da in der Corona- Anfangsphase neben Klopapier, Hefe und Nudeln auch Rand des Schlossparks Sanssouci mit Blick auf das Drachenhaus lag. Mehl plötzlich zu einer Mangelware wurde, haben wir im Akkord geschippt, Unter fachkundiger Anleitung von Oliver Boden [vom Team Garten- und Land- abgefüllt und verpackt. Wir hatten trotz alledem viel Spaß an der Arbeit, schaftspflege] wurden wir in unsere Aufgaben eingewiesen. Diese Aufgaben und wenn es mal zäh und anstrengend wurde, haben wir uns mit vielen waren sehr vielfältig: Wir beschnitten Wein, pflanzten neue Weinstöcke, lustigen Sprüchen die Arbeit leichter gemacht – „Egal ob Roggen oder installierten und befestigten Ranksysteme, banden und bogen die Wein- Weizen, beim Mehl brauchen wir nicht geizen!“ ranken, befestigten Clipper für die Bewässerungsschläuche (wir „clipperten“ viel in unserer Zeit auf dem Weinberg), düngten mit Hornmehl, gossen die Fazit unseres Ausflugs in einen Produktionsbereich der Werkstatt: Wir wuss- neuen Pflanzen, mähten Rasen, befreiten sehr alte Weinreben von Brombeer- ten schon vorher, dass Ihr tagtäglich eine wichtige und großartige Arbeit gebüsch und vieles mehr. leistet. Aber durch diesen Einblick in Eure Arbeitswelt haben wir nochmal mehr Respekt vor Eurer Tätigkeit gewonnen, die Ihr unermüdlich ausübt. Wir lernten fast täglich etwas Neues – vor allem über biologischen Wein- Hut ab! anbau. Es war eine körperliche Herausforderung, der wir uns bei Wind und Susanne Nauheimer, Jens Kassier, Marika Heß Wetter für eine gute Ernte stellten. Es gab auch sehr schöne sonnige Tage und die Natur um uns herum begann immer mehr zu blühen und zu grünen. Es war ein herrlicher Anblick und wir freuten uns auf jeden neuen Tag. Wir genossen es sehr, über eine längere Zeit mit so vielen neuen, tollen Leuten zusammenzukommen, die wir sonst nicht kennengelernt hätten. Nun freuen wir uns auf die Ernte von Trauben, Äpfeln, Birnen und Pfirsi- chen und hoffen, dass wir dazu eingeladen sind! Vielen Dank an Oliver, Jan und Dirk für diese bereichernde Zeit auf dem Weinberg. Eure ab jetzt amtierenden Weinbergköniginnen aus dem Beschäftigungs- und Förderbereich Janina Lindecke, Antonie Bischoff, Susanne Armbruster-Falkenberg und Peggy Büttner
17 JULI I BFB KOHLFURTER STRASSE STELLWÄNDE ZUM SELBERBAUEN Lange haben wir überlegt, wie wir in unseren Gruppenräumen Abstands- halter installieren können, um unsere Teilnehmenden mit dem notwendi- gen Abstand wieder in den Gruppen fördern zu können. Wir haben uns viele käufliche Modelle angeschaut, aber nichts passte so wirklich zu uns. Also blieb wie immer nur eines übrig: Entwerfen und selbst bauen. Es war ziemlich schnell klar, dass der Rahmen der Abstandsstellwand aus Holz sein soll. Wir probierten, Plexiglas zu bekommen, was sich zu dieser Zeit als sehr schwierig heraus- stellte, da es mit langen Wartezeiten verbunden und zudem ziemlich teuer war. Dann stolperte ich bei meinen Recherchen über durchsich- tige Zeltplanen. Ein Anruf bei einem Familienbetrieb für Schaumstoffe in Schöneberg war erfolgreich und wir hatten die benötigte Zeltplane von 50 m Länge. Es dauerte eine Weile, bis wir uns über die optimale Höhe der Stellwände einigen konnten, denn auch für uns war es das erste Mal, dass wir solche Abstands-Stellwände bauen und wer weiß schon, wie hoch Aerosole fliegen. Von unserem Kollegen Martin Schulz, der zufällig gelernter Schreiner ist, wurden der Rahmen und die Befestigung sowie die nötigen Stellfüße konzipiert. Er berechnete die Menge des benötigten Holzes, die Unmengen an Schrauben (ca. 5.000 Stück) und die Beschläge. Damit ging es dann ab zum Bauhaus. Wir stellten sehr schnell fest, dass wir nicht die Einzigen waren, die Holzlatten benötigten. Im ersten Bauhaus waren genau vier Stück vorhanden. Wir benötigten aber 149. Also habe ich eine mit Ausre- den gerüstete Angestellte dazu überreden können, verschiedene Filialen anzurufen und nach dem Bestand zu fragen. Und Jackpot: Eine Filiale hatte noch 280 Leisten, die gerade frisch geliefert wurden. So konnte Martin mit Unterstützung von Kollegen und natürlich auch Teilnehmenden insgesamt 48 Stellwände zur Einhaltung der Abstandsregel MÄRZ – JUNI I ÖKOHOF KUHHORST bauen. Als Besonderheit brachten wir Möbelrollen unter den Stellwänden HAMSTERN MIT DEN KUHHORSTERN an, damit sind sie optimal beweglich. Im Hofladen und im Online-Shop der Kuhhorster ging Susann Breitfeld es hoch her. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gab es richtig viel zu tun und besonders ein Produkt war gefragt: Mehl! Roggen- l Vollkornmeh Weizenmehl Typ 550 Dinkel- l Vollkornmeh Weize n- l Vollkornmeh Dinkelm l eh Typ 630 Leberwurst UNSERE Blutwurst CORONA- Dinkel Ganze Körner MÄRZ – JUNI I BETRIEBSSTÄTTE KREUZBERG B E ST S E L L E R Roggen CORONA-KUNST Ganze Körner Kunst im Wandel der Zeit – in der Betriebsstätte Kreuzberg ist die Mona Lisa mit Mundschutz entstanden. Das einzigartige Kunstwerk kann meistbietend Jagdwurst ersteigert werden. Gebote gerne an: presse@mosaik-berlin.de. Das fertige Bild ist auf Seite 61 zu sehen.
18 ARBEIT UND BILDUNG | BERUFSBILDUNGSBEREICH Zu Beginn dieses Jahres zählte der Berufsbil- Eigenregie erstellt, um noch persönlicher Kontakt dungsbereich von Mosaik um die 100 Teilneh- zu ihrer Gruppe halten zu können. Im Nachhinein merinnen und Teilnehmer. Auch für sie hieß es ist sie überrascht, wie gut alles funktioniert hat Screenshot einer im März von heute auf morgen: Bitte zuhause und wie gut viele mit der Cloud zurechtgekom- Video-Anleitung von bleiben! Doch nicht nur für die Teilnehmenden men sind. Selbstverständlich mussten hier und da und mit Ellen Matthes begann eine außergewöhnliche Zeit: „Für uns Eltern, Geschwister oder Freunde mithelfen. alle war das eine ganz neue Situation“, sagt zum Beispiel Gruppenleiterin Ellen Matthes. Mit ihr haben wir stellvertretend für das BBB-Team über die vergangenen Monate gesprochen. Ellen Matthes ist seit 26 Jahren bei Mosaik und am Standort in Kreuzberg für 6 BBB-Teilneh- mende verantwortlich. Kurzzeitig waren sie und ihre Kolleginnen sowie Kollegen sogar von Kurz- arbeit bedroht. Soweit ist es glücklicherweise nicht gekommen. Denn warum sollte das, was vielen Bildungseinrichtungen gelang, nicht genauso bei Mosaik möglich sein? Neben den regelmäßigen Telefonaten, versendeten E-Mails und Lernpaketen entstand innerhalb kürzester Zeit eine Mosaik-Cloud. Auf schnellem Weg konn- Doch die Kommunikation war keine Einbahn- ten darüber Informationen und Aufgaben unter- straße, viel kam zurück − ob Fotos von erledigten einander getauscht oder mittels Erklär-Videos Aufgaben, Dankes-Nachrichten oder Anrufe − begleitet werden. auch die Teilnehmenden versuchten in Kontakt zu bleiben. Fragt man Ellen Matthes, was die Corona- Dabei waren die technischen Lösungen das eine, Zeit verändert hat, dann ist ihre Antwort ganz die Inhalte das andere: „Die größte Herausfor- klar: „Wir sind digitaler geworden und üben derung war es, innerhalb kürzester Zeit jeweils stärker diese Fähigkeiten. Wie funktioniert eine geeignete Aufgaben für alle zu finden“, berichtet Cloud? Wie logge ich mich ein? Wie lade ich etwas Ellen Matthes und sagt weiter: „Ausmalbilder herunter? Solche Übungen sind jetzt Standard.“ waren nicht unser Anspruch. Abwechslungsreich und praktisch sollte es sein. Unsere Teilneh- menden sollten die Gelegenheit erhalten, Fertig- BERUFLICHE keiten zu trainieren.“ Also wurden nicht nur Auf- gaben per E-Mail, Post oder Cloud zur Verfügung gestellt, sondern komplette Material-Päckchen für Zuhause geschnürt. Durchschnittlich drei solcher BILDUNG Päckchen haben beispielsweise Ellen Matthes und ihre Kollegin vom Sozialpädagogischen Dienst, Astrid Wallroth, pro Woche verschickt. Je länger das Betretungsverbot anhielt, desto sehnsüchtiger VON wurden diese Päckchen von den Teilnehmenden erwartet. Dabei kam anfangs zum Einsatz, was vorrätig war, wie zum Beispiel die Mosaik-Rechen- hexe. Mit der Zeit und den positiven Rückmel- ZUHAUSE dungen der Teilnehmenden wurden alle sicherer und das Niveau der Aufgaben konnte gesteigert werden. Wer wollte und konnte, loggte sich zudem in die Mosaik-Cloud ein, um weitere Aufgaben herunterzuladen. Auch Ellen Matthes Videoanlei- tungen waren dort zu finden. Diese hatte sie in Die neue Mosaik-Cloud
ARBEIT UND BILDUNG | BERUFSBILDUNGSBEREICH 19 Nachgefragt Seit 10 Jahren leitet Kerstin Niehaus den Berufsbildungsbereich beiterinnen und Mitarbeiter. Eine Woche später waren bereits von Mosaik. Für sie war die Corona-Zeit neben all den Heraus- knapp 300 Bildungsmaterialien in der Cloud verfügbar. forderungen und Anstrengungen auch eine Zeit der Chancen und des Ausprobierens. Wir haben mit ihr über die positiven Wie waren die Reaktionen der BBB-Teilnehmenden auf die Effekte gesprochen, wie zum Beispiel die neue Mosaik-Cloud. Mosaik-Cloud? Alle, die die technischen Voraussetzungen hatten, haben die Wie ist die Idee zur Mosaik-Cloud entstanden? Cloud gerne genutzt und darüber kommuniziert. Zudem war es Die Idee zu einer interaktiven Lernplattform kam uns ziemlich so, dass manche nicht mehr angerufen werden wollten. Es war schnell. Denn es ist eine ideale Ergänzung zu allen anderen Mög- ihnen einfach zu viel, jeden Tag einen Anruf zu bekommen. Die- lichkeiten der Kommunikation – wie Telefon- und E-Mail-Kontakt sen Teilnehmenden haben wir stattdessen E-Mails geschrieben, oder die Lernpakete, die wir per Post verschickt haben. Vor allem meist mit einem besonderen Inhalt, der Freude machen und ist es eine zeitgemäße Form der Kommunikation und Interakti- ebenfalls zur Interaktion einladen sollte. on. Technisch war die Cloud sehr schnell bereitgestellt. Ein Team um Herrn Beckmeier wurde mit der Koordination der Inhalte Wie geht es jetzt mit der Cloud weiter? betraut. Dank des großen Engagements aller stand die Mosaik- Wir haben von Anfang an gesagt, mit dieser Lernplattform Cloud bereits am 24. März, wenige Tage nach Inkrafttreten des möchten wir weitermachen. Wir sehen das als große Chance, Betretungsverbots, für die BBB-Teilnehmenden zur Verfügung. stärker den Umgang mit modernen Medien zu üben, und daran Noch am selben Tag gab es erste Online-Tutorials für die Mitar- wollen wir festhalten. Jetzt geht es darum, wie wir die Cloud CIN DY tung der Caritas. Sie wohnt in einer Wohneinrich iten Jahr des Ber ufsb ildungsbereichs. ist im zwe sie sich übe r das Anpflan- Besonders gefreut hat DO UG KA N se. Und was hat Cind y mit der Kresse ist seit einem Ja zen der Kres hr bei Mosaik. esse n“, sag t sie lachend. Aktuell gemacht? „Natürlich geg arbeitet er in de r EDV-Versandgr Zuhause hat er uppe. keinen Rechner. ohne Cloud und Aber auch Videoanleitunge sich jeden Tag hi n hat er ngesetzt und di ben gelöst, die e Aufga- er geschickt be hat. Manchmal kommen half ihm seine Sc hwester. Bildschirmfoto der Cloud-Oberfläche. Sortiert nach Themengebieten können die Teilnehmenden hier ihre Arbeitsmaterialien abrufen.
20 YV O N N E zusam- ihren Eltern wohnt mit rn h atte sie ders ge men. Beson e auch hexe. Da si noch besser aufbereiten können. Wie gelingt es uns beispiels- die Rechen ar be itet, hat für sich sonst gern A fgaben u weise, schon auf einen Blick erkennbar zu machen, für wen der t, so viele sie versuch e zu lösen. allein Inhalt bestimmt ist? Außerdem soll es mehr Arbeitsblätter ge- wie möglich Ja hr des im zweiten ben, die man direkt am Rechner bearbeiten kann und nicht erst Yvonne ist re ic h s. ungsbe Berufsbild herunterladen oder ausdrucken muss. Generell ist diese Cloud eine tolle zusätzliche Möglichkeit, eigene Lerninhalte zusam- menzustellen, die für viele Menschen bei uns gut geeignet sind. Was nehmen Sie – neben der Cloud – für sich aus diesen vergangenen Monaten mit? Ich nehme mit, dass wir ein tolles Team im Berufsbildungs- bereich haben, sowohl die Teilnehmenden als auch die Gruppen- leitenden. Selbst wenn es in den Wochen zuhause vielleicht weniger war, was stofflich aufgenommen wurde, konnte doch Wesentliches gelernt werden: Sich selbst zu motivieren, Dinge zu machen, ohne dass jemand dahintersteht. Oder mutig zu sein, Dinge auszuprobieren, sich etwas zuzutrauen und anschlie- ßend stolz auf sich zu sein. Und das sind doch wich- tige Fähigkeiten, die für das Leben gelernt wurden, ganz unabhängig von vereinbarten Lernzielen. Wie gesagt, ich bin wirklich gern ein Teil dieses Teams und ein Teil dieses Ganzen hier. Wir haben gese- hen, wenn es darauf ankommt, können wir alle ganz viel bewältigen. Wir stehen zusammen und finden Lösungen. Es ist eine tolle Bestätigung, das für alle so erfahrbar zu machen. Bildschirmfoto verschiedener Arbeitsblätter KURZ GESAGT ) WAS IST EINE CLOUD? Eine Cloud ist eine Wolke aus vielen Daten. Während des Betretungs-Verbots konnten auch Daten können Fotos, Videos, Musik oder Texte sein. die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Berufs- Bildungs-Bereichs nicht in die Werkstatt kommen. Weil sich die Cloud im Internet befindet, kann jeder im Internet die Daten in der Cloud nutzen. Sie haben stattdessen zuhause gelernt. Einige dürfen dort auch neue Daten speichern. Mosaik hat ihnen dazu Aufgaben und Material gegeben. Manche Clouds sind mit einem Passwort geschützt, damit nicht jeder die Daten nutzen kann. Einige Aufgaben sind mit der Post gekommen. Auch die Mosaik-Cloud hat ein Passwort. Andere Aufgaben waren im Internet. Wer das Passwort kennt, kann die Mosaik-Cloud nutzen. Mosaik hat im Internet eine Cloud eingerichtet. In der Mosaik-Cloud gibt es zum Beispiel Arbeits-Blätter Cloud ist ein englisches Wort. zum Herunterladen und Ausfüllen Es wird „klaud“ gesprochen und bedeutet Wolke. und Videos zum Anschauen.
SCHREIBEN IN DER KRISE | WORTFINDER-SCHREIBWETTBEWERB 2020 21 Es schwärmten mir schon lange diese Gedanken im Kopf herum, eine Geschichte zu schreiben, Bild: D. Daumicher vielleicht über einen Garten. Aber es gab nie einen Anlass dafür. Wie auch, man ahnte ja nicht, dass es mal anders kommen würde. Vor der Zeit ging man arbeiten und machte so seine Sachen wie immer. Plötzlich, ganz plötzlich kam Corona!!! Auf ein- mal nicht mehr arbeiten zu dürfen, das war sehr schlimm und die Ungewissheit und wie lange? Kein Zusammensitzen mehr, überall Abstand hal- ten, kein Knuddeln, allein zu Hause, keine Treffen mit der besten Freundin und die Maskenpflicht! Und die Langeweile!!! Die Langeweile war so schrecklich. Man wusste echt nicht mehr, was man machen sollte. Sie machte auch schlechte Gedanken. Nun kam Frau Bringmann auf die Idee, dass ich eine Geschichte schreiben könnte. Die Idee fand Wortfinder-Schreibwettbewerb 2020 SCHREIBEN IN DER KRISE ich toll. Nun konnte ich die Geschichte schreiben, die mir schon lange im Kopf herumschwirrte. Die Geschichte mit dem geheimnisvollen Garten. Die Geschichte ist in einem richtigen Garten entstan- Ein aufregender Tag I Es war mal ein schöner Garten mit einem den. Ich durfte diesen Garten schon immer be- Teich und einem Krug, wo Wasser drin ist. Da kam eine Kohlmeise suchen. Aber besonders in der Corona-Zeit war er namens Sophia und sie sagt sich: Ach, ist das schön hier. Und so viel mein Lieblingsort. Dort habe ich mich so wohlge- Wasser. Oh, da kann man sich ja ordentlich waschen und planschen fühlt und die Gedanken sind mir nur so im Kopf und das Wasser trinken. Und mein Freund Paul ist auch schon da. umhergeflattert. Sie mussten einfach aufgeschrie- Und wir können hier eine Menge Spaß haben. ben werden. Bloß wir müssen aufpassen, dass wir nicht erwischt werden von der Katze, die hier herum lauert und auf uns wartet, und dass sie uns nicht holt und frisst. Aber es ist hier so schön, sagt Sophia zu sich selber. Und [Eingereicht wurde der Text beim man kann so viel erleben, zum Beispiel Futter Schreibwettbewerb „Wortfinder“, suchen und mit ihrem Freund Paul zusammen an dem sich mehr als 500 Auto- klettern. rinnen und Autoren aus Deutsch- Auf einmal kam ein Schatten über Sophia und land, Österreich und der Schweiz Paul und beide erschrecken sich so sehr, dass beteiligt haben. Aus den fast ihre kleinen Herzen vor Angst riesig schlugen. 1.000 Einsendungen wurden von Ängstlich schauen sich beide um: Was ist das? Ein der Jury auch die Texte von Ulrike Mensch, der hier im Garten wohnt? Noch schlim- Thränhardt ausgewählt. Damit mer: eine Katze? Sie kuscheln sich aneinander gehört sie zu den diesjährigen und schauen sich um. Es ist nichts zu erkennen. Preisträgerinnen. Leider gibt es Sophias Blick geht auch zum Himmel. Oh, da ist wegen der Corona-Maßnahmen eine große schwarze Wolke! Die hat sich genau keine offizielle Preisverleihung. vor die Sonne geschoben und hat dadurch einen Über eine Urkunde und Blumen Schatten gemacht. durfte sich Ulrike trotzdem freuen. Sophia stupst den Paul an. Paul, schau mal zum Herzlichen Glückwunsch!] Himmel, sagt sie. Schau mal, da ist eine große dicke Wolke. Die hat sich vor die liebe Sonne ge- schoben und hat dadurch einen Schatten gemacht. Wir brauchen also keine Angst haben! Wenn die Wolke wieder weg ist, ist auch der böse Schatten wieder weg. Sie beobachten beide, wie die Wolke weiterzieht. Dann scheint auch die Sonne wieder wunderbar warm auf sie herab. || ULRIKE THRÄNHARDT Mehr Infos www.diewortfinder.com
22 KREATIV MUNDSCHUTZ FÜR ALLE STATT BLUSEN FÜR DIE DAME Alles begann mit dem Aufruf einer ehemaligen DURCH DIE Kollegin, die dringend Mund-Nasen-Masken für ein Pflegeheim benötigte. Nach einem Telefonat setzte sich Sandra Schimmele kurzentschlossen an ihre Nähmaschine und spendete 40 Masken. Die Spende KRISE sorgte nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch in der Lokalpresse für ein breites Echo. Von da an hörte das Telefon von Sandra Schimmele nicht mehr auf zu klingeln. Sie musste Telefonsprech- zeiten einführen, um überhaupt weiter nähen zu Unsere Kunden in Corona-Zeiten können. Mundschutz wurde überall gebraucht. Die vielen Anfragen konnten die Inhaberin von Wie ist es eigentlich den Unternehmen, für Hemd‘s Up und ihre eine Mitarbeiterin nicht mehr die wir arbeiten, während der Corona-Krise allein bewältigen. Sie holten sich weitere Unterstüt- ergangen? Fast alle mussten sich umstellen. zung. Fast 2.000 Masken hat das kleine Team über Einige mussten ihre Produktion stark herunter- Wochen genäht. Stoffspenden, wie Tischdecken fahren. Für andere, vor allem unsere Kunden und Bettwäsche, kamen von überall. Stoffe hatte mit Online-Shops, waren die zuhausebleibenden man reichlich, aber an Schrägbändern mangelte Menschen eher verkaufsförderlich. Manch es sehr bald. Sie waren lange Zeit nicht lieferbar, anderes Geschäftsmodell funktionierte plötzlich sodass Sandra Schimmele und ihr Team begannen, nicht mehr. Neue Ideen mussten her. Kreativität auch diese selbst zu nähen. Ein zeitaufwendiger war gefragt. Wieder andere nutzten das Know- Arbeitsschritt. Aber viele Haushalte in Hennigsdorf how ihres Unternehmens und die Kraft ihrer und Umgebung wollten beliefert werden, ebenso Netzwerke, um zu helfen und positive Zeichen wie Geschäftspartner und Unternehmen. Unter an- zu setzen. derem stattete Hemd’s Up die Havelland Kliniken in Nauen mit 500 Masken aus. Im Sommer konn- te Sandra Schimmele langsam wieder zu ihrem eigentlichen Geschäft, dem Entwerfen und Nähen von extravaganten Damenblusen, zurückkehren. Dabei sind auch ihre Masken extravagant: Farben- frohe Urlaubsmodelle sowie edle Varianten für den anzugtragenden Herren finden sich in ihrem Online-Shop. www.hemds-up.de
Sie können auch lesen