Lockruf - Berliner Mieterverein eV
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Wohnungstausch Milieuschutz Miniatur- großer urlaub Kein schönwetter- häuser für kleines geld instrument raum ist in der kleinsten hütte Magazin des Berliner Mieter- verein e.V., Landesverband Berlin im Deutschen Mieterbund Mai 5/2017 Lockruf Brandenburger Kommunen werben um MieterMagazin Wohnungssuchende aus der Hauptstadt www.berliner-mieterverein.de
MARKTPLATZ Mitglieder werben Mitglieder Machen Sie den Berliner Viel Wissen ... Mieterverein noch stärker! für wenig Geld Überzeugen Sie Ihre Freunde, Bekannten, Arbeits- kollegen oder Nachbarn von den Vorteilen einer Der Klassiker Mitgliedschaft im Berliner Mieterverein: Sie haben Anspruch auf Beratung und Unterstützung in allen wohnungs- und mietrechtlichen Fragen. Der Berliner Mieterverein setzt berechtigte Mieteransprüche gegen- über Vermietern durch. Überprüfungen der Ansprüche und ausführliche Rechtsberatung sind für Mitglieder des Berliner Mietervereins kostenlos. Für jedes neugeworbene Mitglied erhält der Werber 15,- Euro auf seinem Mitgliedskonto gutgeschrieben. 13 Euro rund 720 Seiten Aktuell und informativ mit allen Neuregelungen des seit Mai 2013 geltenden Mietrechtsänderungsgesetzes Übersichtlich von A bis Z Für alle verständlich Fundgrube für Fachleute Über 3000 Gerichtsurteile Alle großen Mietrechtsthemen Die häufigsten Alltagsprobleme MieterMagazin online lesen Die wichtigsten Fragen rund um die Wohnung Wenn Sie künftig zu den online-Lesern Das Mieterlexikon ist erhältlich in den Beratungszentren des MieterMagazin gehören wollen, und in der Geschäftsstelle des Berliner Mietervereins, Spichernstraße 1, 10777 Berlin während der Geschäfts- dann registrieren Sie sich bitte unter zeiten oder beim DMB-Verlag, 10169 Berlin oder https://service.berliner-mieterverein.de/service im Internet unter www.mieterbund.de
INHALT PANORAMA Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030: Mehr als ein Flächenverzeichnis ............................................ 6 IBB-Wohnungsmarktbericht: Reich baut für reich .................. 6 Deutsche Wohnen: Acht Monate ohne Bad ........................... 7 Veranstaltungstipp: Fotos aus dem alten Osten .................... 7 Mietrechtsreform Teil 2: Union verhindert Verbesserungen ......................................... 8 „Urbane Gebiete“: In der Innenstadt wird es dichter und lauter .......................... 8 Die Brandenburger Gemeinden Sanierung der Buwog Group: Ohne jedes Augenmaß ............ 9 haben durch wirtschaftliche Umwälzungen Wo Hotel Mama besonders gut gebucht ist .......................... 9 in den letzten Jahrzehnten viele Bewohner Umzugspannen: Da hört der Spaß auf ................................... 10 verloren. Jetzt werben sie um Neu- Heizungsanlagen: Viele Oldtimer im Keller ........................... 10 bürger – mit Erfolg auch in Berlin, 14 Altglas: Kampagne für die Hoftonne ..................................... 11 wo kaum noch bezahlbarer Veranstaltungstipp: Wohnraum zu finden ist. Vom Bunker zur Neuköllner Streuobstwiese .......................... 11 Gebäudeenergiegesetz: Fatale Verzögerung .......................... 12 Neubauprojekt der Genossenschaft Marzahner Tor: Back to the Roots ................................................................... 12 Ihr Ruf ist legendär, Kooperationsvereinbarung: aber keineswegs Mietpreisdämpfer mit Geburtsfehlern ................................... 13 schmeichelhaft: Buchtipp: Bezahlbares Wohnen ist möglich .......................... 13 Die Berliner Pensionswirtin TITEL der Kaiserzeit gilt als alles reglementie- Lockruf – Brandenburger Kommunen rende Herrscherin werben um Wohnungssuchende über ihre Zimmer- aus der Hauptstadt ................................................................ 14 gäste, ausgestattet mit Neugier und HINTERGRUND Geschäftssinn. Wohnungstausch: Großer Urlaub für kleines Geld ................ 19 24 Milieuschutz: Kein Schönwetter-Instrument .......................... 20 Miniatur-Häuser: Raum ist in der kleinsten Hütte .................. 22 Berliner Pensionen: Frau Wirtin und die möblierten Herren ... 24 Imkern auf dem Balkon: Berliner Fleißbienchen ..................... 26 MIETRECHT Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes ............................ 27 26 Instanzen-Rechtsprechung .................................................... 29 SERVICE Pflanzliche Artenvielfalt ermöglicht die Impressum .............................................................................. 4 Imkerei auch in der Großstadt. Leserbriefe ............................................................................. 4 Auf Berliner Balkonen werden alljährlich Die BMV-Beratungszentren .................................................... 31 viele Kilogramm Honig geerntet. Beratungsstellen und weitere Angebote ................................. 32 Abbildungen: ullstein bild, Sabine Mittermeier MieterMagazin 5/2017 3
Die unter „Leserbriefe“ abgedruck- Vielleicht war es auch ein vorgezo- Flughafens Tegel. Ein paar hundert Leserbriefe ten Beiträge sind Meinungsäuße- gener Aprilscherz? Mich hat es zu- Meter außerhalb der Lärmschutzzo- rungen von Leserinnen und Lesern mindest inspiriert, Sie auf den klei- ne habe ich mit er„hören“ müssen, zu Berichten im MieterMagazin nen Lapsus (Karolinenhof-/Wilhel- dass der Fluglärm enorm zugenom- und geben nicht die Meinung der minenhofstraße) hinzuweisen. men hat. Das ist schon schlimm, aber Redaktion wieder. B. Niesel, 12437 Berlin genau so furchtbar ist, dass wir auch die Immissionen nicht nur von den Betr.: MieterMagazin 4/2017, Sei- MieterMagazin Niesel hat Recht: Balkonblechen wischen müssen, wir te 12, Birgit Leiß: „Urteil des Ber- Die MieterMagazin-Redaktion hat müssen sie auch einatmen. Darüber liner Landgerichts – Abgezogene in ihrem Hinweis auf den Artikel ver- wird aber überhaupt nicht gespro- Dielen erhöhen Wohnwert“ sehentlich Karoline anstatt Wilhel- chen und geschrieben. Ich weiß auch mine den Hof gemacht. nicht, ob überhaupt dazu schon ein- Zweifelhafter Wert Die Redaktion mal Untersuchungen gemacht wor- Es stellt sich mir die Frage, für wen den sind und wenn ja, dann werden sich der Wohnwert erhöht. Sicher- Betr. : MieterMagazin 4/2017, Sei- sie unter Verschluss gehalten und lich nicht für die Mieter unter der te 11, Rainer Bratfisch: „Strom – Der totgeschwiegen. Je nach Windver- entsprechenden Wohnung oder Staat dreht mit an der Preisschraube“ hältnissen sind sicher mehr Men- für die Mieter in der angrenzenden schen durch die Abgase betroffen Wohnung. Wer schon einmal unter Anbieter bestraft Stromsparen als durch den Lärm. oder neben einer solchen Wohnung Mein Anbieter Yello Strom kündigte R. Hiepler per E-Mail gewohnt hat weiß, wovon ich spre- im Oktober vergangenen Jahres eine che – insbesondere wenn auf diesem Preiserhöhung zum 1. Februar 2017 Bodenbelag mit lautem Schuhwerk an, ein Sonderkündigungsrecht wur- Teppich von Abgasen gelaufen wird. Eigentlich sollte den de eingeräumt. Einer Erhöhung der Ihr Artikel beleuchtet nur einen Teil- Nachbarn „das Plus für den hoch- monatlichen Grundgebühr in meinem aspekt der vom innerstädtischen wertigen Bodenbelag“ als Entschä- Tarif von circa 7 auf 11 Euro stand ei- Flughafen Tegel ausgehenden Belas- digung von ihrer Miete abgezogen ne Minderung des Kilowattstunden- tungen für hunderttausende Berliner. werden. preises um circa 5 Cent gegenüber. Ich vermisse zum Beispiel Fakten und S. Orth per E-Mail Um abschätzen zu können, ob mein Zahlen zu den ausgestoßenen Ab- bestehender Vertrag noch Sinn macht, gasen, die gerade in der Startphase Betr.: MieterMagazin 4/2017, habe ich die Jahresabrechnung ab- doch ganz sicher enorm sind. Seit Seite 3 unten rechts gewartet. Sie ging Anfang März bei Jahrzehnten werden wir Berliner mit mir ein. Mein monatlicher Verbrauch einem Teppich von Abgasen über- Aprilscherz? liegt mit 500 Kilowattstunden sehr zogen. In der Argumentation zum Bei der Lektüre Ihrer Zeitschrift stol- niedrig, weshalb ich unverzüglich Flughafenproblem findet man dazu perte ich über ein Bild, das bestimmt kündigen beziehungsweise den Tarif nichts Konkretes. Während Autos einige zum Nachdenken veranlasste. wechseln wollte. Leider war jedoch immer wieder wegen ihres CO2- und bis zum Erhalt der Jahresabrechnung Feinstaubausstoßes im Fokus stehen IMPRESSUM die Sonderkündigungsfrist abgelau- und eine behördliche Maßnahme die Herausgeber und Verlag: Berliner Mieterverein e.V., Landesverband Berlin fen. Erst zum März 2018 kann ich, andere verschärft (Plakette, abgas- im Deutschen Mieterbund, Spichernstr. 1, 10777 Berlin, S 030/22626 - 0, Telefax 030/22626 - 161, www.berliner-mieterverein.de, E-Mail: bmv@ber liner- ganz regulär, kündigen. Eigentlich bezogene Kfz-Steuer, angedachte mieterverein.de · Konto für Beitragszahlungen: bitte die Kontenangaben hatte ich mich über meinen geringen Fahrverbote und so weiter) spielen unserer Überweisungsträger nutzen · Bankverbindung für sonstige Zahlun- gen: IBAN: DE21 1004 0000 0771 9008 00 (keine Beitragszahlungen) Monatsverbrauch gefreut. Diese die von oben auf uns herabrieseln- BIC: COBADEFFXXX (für Zahlungen aus dem Ausland) Freude ist größtenteils dem Ärger den Verbrennungsrückstände des 65. Jahrgang 2017 Geschäftsführender Redakteur: Hermann Behlau · Chefredakteur: Udo darüber gewichen, dass durch die Flugzeugkerosins in der öffentlichen Hildenstab (v.i.S.d.P.) · Redaktion: Sebastian Bartels, Frank Maciejewski, Wibke Werner, Reiner Wild · Mitarbeiter: Rainer Brat fisch, Katharina Buri, von Yello, meiner Meinung nach ab- Wahrnehmung keine Rolle. Birgit Leiß, Rosemarie Mieder, Jens Sethmann · Titelfoto: Sabine Mitter- sichtlich, so gestaltete Preiserhöhung Sie könnten sich um die Sache ver- meier · Fotografen/Bildagenturen: Eon, Julia Gandras, Genossenschaft Marzahner Tor, Birgit Leiß, IBB, Max Missmann, Sabine Mittermeier, Chris- meine Monatskosten gestiegen sind. dient machen, wenn Sie im Vorfeld tian Muhrbeck, Bernd Oertwig/pa, Nils Richter, Lisa Smith, ullstein bild, L. Hekeno per E-Mail des nun bald anstehenden Referen- Kers ten Urbanke, Heinrich Zille, Harf Zimmermann, Paul Zinken/dpa · Layout: Kers ten Urbanke · Anzeigen: Hermann Behlau (verant wortlich) · dums dazu aufklärende Fakten lie- Anzeigenver kauf: scala media Ver lagsservice GmbH, Wilhelmine- Betr.: MieterMagazin 4/2017, Sei- fern würden. Ich bin strikt gegen Gemberg-Weg 11, 10179 Berlin, S 211 00 95, Fax 211 00 99, E-Mail: scalamedia@ arcor.de · Zur zeit gilt Anzeigenpreisliste 8 vom 1.1.2002 · te 19, Jens Sethmann: „Fluglärm – einen Weiterbetrieb Tegels und hof- Satz: ComPress Media Ser vices GmbH, Berlin · Düsenlärm und kein Ende?“ fe sehr, dass die Befürworter eine Druck: Sattler Media Press GmbH, Hornburg deutliche Abfuhr erleben. Dazu be- Das MieterMagazin ist das offizielle Organ des Berliner Mieterverein e.V. und erscheint mit zehn Ausgaben jährlich, wovon zwei Hefte Doppelnum- Totgeschwiegen? darf es natürlich einer engagierten mern sind. Abonnement: 20 Euro pro Jahr, Vorabüberweisung auf obiges Konto des Berliner Mietervereins. Für unverlangt eingesandte Manuskripte Ich wohne seit fast 60 Jahren im Sie- Aufklärungsarbeit – sonst haben die wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Artikel delmeisterweg, einer Nebenstraße interessierten Lobbyisten womöglich stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Nachdrucke nur nach Rücksprache mit der Redaktion. der Waldstraße in Reinickendorf, noch Erfolg. ISSN 0723-3418 parallel zur Ein-/Ausflugschneise des R. Röder per E-Mail 4 MieterMagazin 5/2017
„Bezahlbare Mieten Veranstaltung und sozial abgesichertes Wohnen?“ Die Bezirksgruppe Mitte des Berliner Mietervereins lädt herzlich ein zum Dialog mit zwei Direktkandidaten Gut zu wissen aus Berlin-Mitte für die Wahl zum Bundestag 2017, Frau Dr. Eva Högel (SPD), MdB und Änderung Ihrer persönlichen Daten Herrn Steve Rauhut (Die Linke). Ihre Anschrift, Ihre Kontoverbindung oder Ihr Nach- Donnerstag, den 18. Mai 2017 um 19 Uhr name hat sich geändert? Sie können im Internet die im Seniorentreff Mitte, persönlichen Daten Ihrer Mitgliedschaft ändern und Torstraße 204/205, 10115 Berlin dem Berliner Mieter verein online mitteilen: https://service.berliner-mieterverein.de/service MieterMagazin online lesen Wenn Sie künftig zu den Online-Nutzern des Mieter- Maga zin gehören wollen, dann registrieren Sie sich unter https://service.berliner-mieterverein.de/service Telefonische Kurzberatung Vorstandssprechstunde Bei einfachen rechtlichen Fragen erhalten Sie als Mit- Der ehrenamtliche Vorstand des Berliner Mieter vereins glied eine telefonische Kurzberatung – schnell und bietet an jedem dritten Montag im Monat von 16 bis unbürokratisch. Mehr zu diesem Service auf Seite 32. 18 Uhr eine Sprechstunde für Mitglieder an. Gerne Telefonberatung: S 030-226 26-152 stellt sich der Vorstand den Fragen oder Anregungen www.berliner-sozialgipfel.de der Mitglieder. getragen vom DGB, von den Gewerkschaften NGG Nächste Termine: Montag, 15. Mai 2017 und Montag, und Ver.di, von den Sozialverbänden AWO, SoVD, 19. Juni 2017. VdK und der Volkssolidarität, vom Humanistischen Eine Anmeldung ist bis 14 Tage vor dem Termin Verband sowie vom Berliner Mieterverein unter S 030-226 26-120 erforderlich. Mediation und Konfliktberatung Edwin Massalsky (Vorsitzender), Dr. Rainer Tietzsch (Schatzmeister), Die Zeiten der telefonischen Beratung Dr. Regine Grabowski (Schriftführerin) und die Rufnummer haben sich geändert. Telefonische Beratung: donnerstags 17 bis 18 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet. Neue Rufnummer: S 030 - 34 71 08 21 E-Mail-Anfragen: mediation@berliner-mieterverein.de Beratungszentrum Müllerstraße Beratung Ab sofort bieten wir auch in unserem Einsenderin dieses Fotos ist Melanie Piorecki Beratungszentrum Müllerstraße 135 am U-Bahnhof Seestraße samstags Bera- Augenblicke tungen ohne Terminvereinbarung an. Ob ein Bild zum Nachdenken, ein Motiv mit Witz oder Kommen Sie von 9 bis 13 Uhr spontan ein Foto aus ungewöhnlicher Perspektive: Schicken zu uns und nehmen Sie eine Rechts- Sie dem MieterMagazin Ihre Momentaufnahme rund beratung in Anspruch. um das Thema Wohnen – die Redaktion honoriert den Abdruck mit 40 Euro. MieterMagazin 5/2017 5
Panorama StaDtEntWicklungSPlan WohnEn 2030 Mehr als ein Flächenverzeichnis Die Senatsverwaltung für Stadtent- chen Wohnraum sowohl in den be wicklung und Wohnen stellt einen stehenden Quartieren als auch an neuen Stadtentwicklungsplan (StEP) neuen Standorten zu schaffen.“ Wohnen auf. Mehr als sein Vorgän- Der 2014 beschlossene StEP Woh Foto: Nils Richter ger soll der Plan auch Strategien zur nen 2025 hatte vor allem die Auf Sicherung der bestehenden Woh- gabe, Flächen für den Neubaube nungen enthalten. darf von 10 000 Wohnungen pro Jahr zu finden. Diese Wohnungen Der StEP Wohnen 2025 ist gerade sollten auf möglichst großen, zu Der neue Stadt- einmal drei Jahre alt. Jetzt soll bis sammenhängenden Baugebieten bauten aufzeigen und Bereiche be entwicklungsplan Ende 2018 der StEP Wohnen 2030 errichtet werden. Weil Berlin noch nennen, die zu Sanierungs, Quar Wohnen soll erarbeitet werden. Er soll „eine lang schneller wächst als damals ange tiersmanagement oder Milieuschutz Verdichtungs- fristige Orientierung zur Wohnraum nommen, wird der Plan nun aktua gebieten erklärt werden könnten. potenziale entwicklung Berlins“ bieten, so Stadt lisiert. Der StEP Wohnen 2030 soll Am StEP Wohnen arbeitet ein Be aufzeigen entwicklungssenatorin Katrin Lomp auch Verdichtungsmöglichkeiten im gleitkreis mit, in dem auch der Ber scher. „Sein Ziel ist es, preiswerten Siedlungsbestand durch Dachaus liner Mieterverein vertreten ist. Wohnraum zu sichern und zusätzli bau, Aufstockung oder Ergänzungs Jens Sethmann iBB-WohnungSMarktBEricht reich baut für reich L Der Bericht Der iBB-Wohnungsmarktbericht 10 722 im vorvergangenen Jahr fertig die „Zahl der Mietwohnungen nicht mit Tabellen verzeichnet erneut einen anstieg gestellte Wohnungen – ein Plus von oder nur marginal steigt“. Insofern und zusätzlichen der Durchschnittsmiete bei neu ab- 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr sei auch ein Ende der Preisspirale interaktiven Dar- geschlossenen Mietverträgen. Die – lassen die Investitionsbank Berlin nicht absehbar. Der im IBBBericht stellungen unter gemeldeten neubauzahlen haben (IBB) in ihrem Wohnungsmarktbe dokumentierte Anstieg der Neu www.ibb.de/ für den größten teil der Berliner richt einen „enormen Wachstums vertragsmieten um 3 Prozent auf wohnungs Wohnungssuchenden allerdings schub“ erkennen. Dem gegenüber durchschnittlich 9,07 Euro pro Qua marktbericht keinerlei positive auswirkung. steht allerdings, dass die Berliner Ein dratmeter im Jahr 2016 verdeutlicht wohnerschaft im selben Jahr um rund die anhaltende Entwicklung. Keine 45 000 Menschen zugenommen hat. wesentliche Entlastung bringt in die angebotsmieten Und dass die neugebauten Wohnun sem Umfeld die Fertigstellung von in Berlin 2016 gen auf die Versorgung des größeren gerade mal 230 Wohnungen im Teils der Bevölkerung keinen wesent Sozialen Wohnungsbau. lichen Einfluss ausüben: Weder er Stadtentwicklungssenatorin Katrin weitern diese nennenswert das Markt Lompscher (Linke), die den Woh angebot für Mieter, denn sie werden nungsmarktbericht gemeinsam mit zu rund 50 Prozent als Eigentums der IBB vorgestellt hat, ist sich „der wohnungen errichtet, noch wirken Angebotslücke gerade im unteren sie dämpfend auf die Mietpreisent Preissegment“ bewusst. Abhilfe sol wicklung, denn die verbleibenden len die städtischen Wohnungsbau und zur Miete offerierten Neubau gesellschaften schaffen – durch Neu ten liegen im teuren Preissegment. bau und Zukauf von 55 000 Woh Grafik: IBB „Reich baut für reich“, kommentiert nungen in den nächsten vier Jahren. Reiner Wild, der Geschäftsführer des Dass die gültigen Förderkonditionen 11,00 Euro/m2 und mehr Berliner Mietervereins, diese Markt auch für private Investoren „einen 10,00 Euro/m2 bis unter 11,00 Euro/m2 situation. Berücksichtige man, so attraktiven Rahmen für den Bau 9,00 Euro/m2 bis unter 10,00 Euro/m2 Wild weiter, dass im Jahr 2016 zu preiswerter und bezahlbarer Woh 8,00 Euro/m2 bis unter 9,00 Euro/m2 sätzlich über 17 000 Bestandswoh nungen“ darstellen, wie die Sena 7,00 Euro/m2 bis unter 8,00 Euro/m2 nungen von Miet in Eigentumswoh torin behauptet, lässt sich aus den unter 7,00 Euro/m2 nungen umgewandelt wurden, dann Zahlen der IBB nicht ablesen – schon keine Angebote geringe Fallzahl müsse man davon ausgehen, dass eher das Gegenteil. Udo Hildenstab 6 MieterMagazin 5/2017
DEutSchE WohnEn acht Monate ohne Bad Die Deutsche Wohnen, Berlins größ- der eingeschaltete Versicherer ver Mieterin Fatma E. ter und wohl umstrittenster privater zögere die Regulierung des Schadens. muss bei einer Vermieter, vermeldete für das ge- Ihr seien daher „bedauerlicherweise“ nachbarin schäftsjahr 2016 ein rekordergeb- die Hände gebunden. übernachten nis. Dass die gewinnmaximierungs- Vom MieterMagazin um eine Stel strategie auf dem rücken der Mie- lungnahme gebeten, kam die Sache ter ausgetragen wird, zeigt ein be- dann plötzlich doch in die Gänge. sonders skandalöser Fall aus kreuz- Man werde umgehend eine Firma L Gutachten über berg. beauftragen, so DeutscheWohnen die Geschäfts- Mitarbeiter Marko Rosteck. Der praktiken der Seit acht Monaten lebt Fatma E. ohne Unternehmenssprecher zeigt sich Deutsche Wohnen funktionierende Toilette und ohne zerknirscht: „Hier ist so ziemlich al des Wirtschafts- Wasser im Bad. „Es ist eine Kata les schiefgelaufen, was schief laufen wissenschaftlers Foto: Christian Muhrbeck strophe“, sagt die 65Jährige immer kann, da gibt es nichts zu beschöni Prof. Dr. Heinz-J. wieder. Bei einer Nachbarin kann gen.“ Ganz so dringlich scheint man Bontrup unter: sie schlafen und sich waschen, da die Sache aber doch nicht zu sehen. www.linksfraktion. für gibt sie ihr 150 Euro im Monat. Erst drei Wochen nach dieser Ankün berlin/politik/ Tagsüber geht sie in den umliegen digung sollte die Instandsetzung themen/mieten _ den Cafés auf die Toilette. Das Bad er folgen. Fatma E. hofft, dass ihr und _ wohnen/ der winzigen Wohnung direkt am wenigstens der finanzielle Schaden die _ wirtschaft Kottbusser Tor ist eine Baustelle. Das ersetzt wird. Sie zahlt die Miete un zur Mietminderung finden, so die lichen _ verhaelt WC ist nicht mehr angeschlossen, die ter Vorbehalt. Man werde nach Ab Deutsche Wohnen. nisse _ der _ deut Badewanne wurde entfernt und die schluss der Arbeiten eine Regelung Birgit Leiß sche _ wohnen _ ag/ Fliesen an der Wand abgeschlagen. Aus den Rohren kommt ein übler Geruch. „Dieser Gestank ist wirk lich schlimm, ich muss ständig das Fenster geöffnet lassen“, sagt die Veranstaltungstipp Mieterin. Fotos aus dem alten osten Was war geschehen? Im August 2016 hatte es in den obersten Eta Wann ist ein Mensch alt? Wann ist eine Straße alt? Foto: Harf Zimmermann gen des Hochhauses einen Rohrbruch Wann sind Fotos alt? Der Fotograf Harf Zimmermann gegeben. Anschließend wurde das wurde zwar nicht in der Hufelandstraße geboren, 1904 gesamte Bad entkernt. Seitdem ist so benannt nach dem Berliner Arzt und preußischen nichts passiert. Immer wieder wur Staatsrat Christoph Wilhelm Hufeland, sondern in Dres de die Rentnerin vertröstet. „Mir den. Mitte der 1980er Jahre aber lebte er in Berlin und wurde gesagt, dass die Handwerker zog ein Jahr lang von Haus zu Haus, von Laden zu La erst den achten und neunten Stock den, von Mieter zu Mieter, um die Besonderheiten des Ausstellung „Harf Zimmer- machen und dann zu mir kommen.“ Kiezes mit der Postleitzahl NO 55, später 1055 und mann . Hufelandstraße . Anfang Februar hat die völlig ver heute 10407, mit der Kamera zu dokumentieren. Mit 1055 Berlin“ zweifelte Mieterin schließlich einen ten in der Hauptstadt der DDR entdeckte er kleinbür C/O Berlin Foundation, Anwalt eingeschaltet. Auch die Woh gerliche Idyllen, Häuser mit Fluren im Jugendstil, Woh Amerika Haus nungsaufsicht war da und hat dem nungen mit Stuck, Parkett und Flügeltüren, viele klei Hardenbergstraße 22–24, Vermieter eine Frist von vier Wo ne Geschäfte und Werkstätten, aber auch bröckelnde 10623 Berlin chen eingeräumt, sich zu äußern. Fassaden, Tristesse und Verfall. Die Außenaufnahmen www.co-berlin.org Rechtsanwalt Benjamin Hersch hat sind SchwarzWeiß, die Fotos der Mieter auch in Farbe. 29. April bis 2. Juli 2017 für seine Mandantin nun eine In Die 95 in der Ausstellung gezeigten Fotos berühren als Öffnungszeiten: standsetzungsklage eingereicht. „Ei stimmungsvolle Momentaufnahmen aus einem Land täglich 11 bis 20 Uhr ne einstweilige Verfügung wäre in am Vorabend des Zusammenbruchs, als ein Stück Kul diesem Fall riskant gewesen, weil tur und Kiezgeschichte und als ein soziokulturelles Do die Mieterin zu lange gewartet hat“, kument einer Straße, die sich inzwischen radikal geän erklärt er. Das Gericht könnte daher dert hat. „Die Straße ist schöner als erwartet, aber auch argumentieren, dass keine Eilbedürf fremder. Sie liegt im alten Osten – doch der ist aus ihr tigkeit vorliegt. Die Deutsche Woh gewichen“, schreibt Joachim Gauck in seinem Essay zur nen gab gegenüber dem Gericht an, Ausstellung. rb MieterMagazin 5/2017 7
Panorama MietrechtsreforM teil 2 Union verhindert Verbesserungen Die lange erwartete zweite tranche desregierung, das geplante „Miet der Mietrechtsreform wird es nicht rechtspaket II“ nicht mehr vor der geben. im Koalitionsausschuss konn- Bundestagswahl umzusetzen. Von Foto: Paul Zinken/dpa te sich die sPD nicht gegen den Wi- einer Korrektur der Mietpreisbremse derstand der cDU/csU durchsetzen. war keine Rede mehr. Auch die Mietpreisbremse bleibt „CDU/CSU haben kein Interesse, das ein stumpfes schwert. Mietrecht sozial gerecht zu gestal ten“, beschwert sich Michael Groß, Das Landgericht Berlin hat Ende März wohnungspolitischer Sprecher der Die Mietenreform- entschieden, dass die Mietpreisbrem SPD. „Die Union lässt die Mieterin fristlosen Kündigungen können Mie pläne von sPD-Jus- se rechtmäßig ist. Es wies die Beru nen und Mieter endgültig im Regen ter den Verlust der Wohnung ver tizminister heiko fung eines Vermieters zurück und stehen.“ Seit einem Jahr blockieren meiden, indem sie den ausstehen Maas werden vom bestätigte, dass der Mieter 1105 Eu die Unionsparteien einen Gesetzent den Betrag nachzahlen, bei fristge Koalitionspart- ro an zu viel gezahlter Miete zurück wurf von Justizminister Heiko Maas mäßen Kündigungen hingegen nicht. ner blockiert fordern kann. „Wir begrüßen das Ur (SPD). Darin war eine Senkung der Deshalb sind die meisten Vermieter teil“, erklärt Reiner Wild, Geschäfts Modernisierungsumlage von elf auf inzwischen dazu übergegangen, bei führer des Berliner Mietervereins acht Prozent, realitätsnahe Regeln für Zahlungsrückständen sowohl fristlos (BMV), „aber für den Erfolg der Miet die Aufstellung von Mietspiegeln, die als auch fristgemäß zu kündigen. preisbremse bedarf es nach wie vor Abschaffung der ZehnProzentTole Schon kleine Zahlungsirrtümer kön gesetzlicher Korrekturen, denn wei ranz für falsch angegebene Wohnflä nen so zur Wohnungslosigkeit füh terhin missachtet die Mehrheit der chen und die Möglichkeit, auch frist ren. Der BMV hält deshalb die Berli Vermieter diese auferlegte Mieten gemäße Kündigungen wegen Zah ner Bundesratsinitiative für dringend kappung.“ lungsverzugs durch Mietnachzah erforderlich. Für die Verschärfung der Diese Korrekturen wird es aber zu lungen abzuwenden, vorgesehen. Mietpreisbremse aber gab es nie ein L Landgericht nächst nicht geben. Am selben Tag, Zumindest letzteren Punkt versucht gesetzgeberisches Verfahren, auch Berlin, Urteil vom an dem das Landgericht Berlin sein nun das Land Berlin mit einer Bun nicht von Justizminister Maas. 29. März 2017 Urteil verkündete, beschloss die Bun desratsinitiative durchzusetzen. Bei Jens Sethmann – 65 S 424/16 „UrBAne GeBiete“ in der innenstadt wird es dichter und lauter Der Bundestag hat im März beschlos- „Gesetz zur Stärkung des neuen Zu gebiet. Im Urbanen Gebiet gelten sen, in innenstädten eine dichtere sammenlebens in der Stadt“ lautet erhöhte Lärmgrenzwerte: 63 Dezi Wohnbebauung zuzulassen. in den der Name der Baurechtsänderung. bel tagsüber und 48 Dezibel nachts. neuen „Urbanen Gebieten“ wird Um in den Innenstädten mehr Woh Das sind je drei Dezibel mehr als im auch der lärmschutz gelockert. nungen zu ermöglichen, können die Mischgebiet. Eine solche Erhöhung Städte in ihren Bebauungsplänen wird fast als Verdoppelung der Laut in „Urbanen nun die neue Kategorie „Urbanes stärke empfunden. Der Bundesrat Gebieten“ darf Gebiet“ festlegen. will mit einer Korrektur der Verwal der lärmpegel Das Urbane Gebiet schließt die Lü tungsvorschrift („FALärm“) sicher höher sein – cke zwischen den Typen „Mischge stellen, dass nachts 45 Dezibel nicht tags wie nachts biet“ und „Kerngebiet“: Während überschritten werden. im Mischgebiet Gewerbebetriebe Die Gesetzesänderung dient dazu, nur zulässig sind, wenn sie das Woh die Innenstadtentwicklung der Groß nen nicht wesentlich stören, muss städte zu stärken. Im Widerspruch sich im Kerngebiet das Wohnen den dazu wird gleichzeitig aber auch das Foto: Christian Muhrbeck citytypischen Nutzungen unterord Bauen im Außenbereich erleichtert: nen. Im Urbanen Gebiet ist nun das Am Rande bestehender Baugebiete Wohnen mit den gewerblichen, kul kann neues Bauland im beschleunig turellen und sonstigen Nutzungen ten Verfahren ohne Umweltverträg gleichberechtigt. Die Bebauung darf lichkeitsprüfung ausgewiesen wer hier ebenso dicht sein wie im Kern den. Jens Sethmann 8 MieterMagazin 5/2017
sAnierUnG Der BUWoG GroUP ohne jedes Augenmaß „Glücklich wohnen“ lautet der slo- setzliche Recht der Härtefallregelung gan des investors „Buwog Group“. berufen – mit ungewissem Ausgang. Foto: Birgit Leiß für die Bewohner in der Gonter- Der Berliner Mieterverein hat bereits mannstraße klingt das wie hohn. im Februar eine Mieterversammlung Durch eine energetische Moderni- durchgeführt. Die Modernisierungs sierung sollen sich ihre Mieten im ankündigung sei formal unwirksam, schnitt um 2,81 euro pro Quadrat- allerdings ist die energetische Mo Die Mieter in der meter verteuern. „Wir sind kleine dernisierung mit juristischen Mitteln verweigern: „Wir werden aber genau Gontermannstraße leute, wir können uns diese mas- langfristig nicht zu verhindern. hinschauen, ob das Erscheinungsbild haben sich zum siven Mieterhöhungen nicht leis- Dass die Siedlung in einem Erhal beeinträchtigt wird“, sagt Jörn Olt gemeinsamen ten“, sagen die Mieter. sie wollen tungsgebiet liegt, nutzt den Mie mann (Grüne). Die Mieterinitiative Protest zusam- kämpfen. tern wenig. Die Erhaltungssatzung befürchtet, dass das stilprägende mengefunden bezieht sich nur auf das historisch Element der Loggien durch die Fas Es geht um 232 Wohnungen in der einheitliche Erscheinungsbild. So sadendämmung vernichtet würde. FritzBräuningSiedlung. Die 20er ziale Aspekte spielen keine Rolle. Der Baustadtrat unterstützt die Mie JahreBauten in der Gartenstadt Allerdings müssen bauliche Verän terinitiative und hatte für den 20. April NeuTempelhof waren bis 1998 im derungen beantragt und genehmigt zu einem Runden Tisch geladen. Die Besitz der städtischen Wohnungs werden. Buwog Group hatte ihre Teilnahme baugesellschaft Stadt und Land. Der Der neue Baustadtrat von Tempel zugesagt. „Eins ist klar“, so Stadtrat jetzige Eigentümer, die Tempelhofer hofSchöneberg sieht dennoch kaum Oltmann: „diese Modernisierung ist Feld GmbH, gehört zur börsenno Chancen, die Baugenehmigung zu ohne jedes Augenmaß.“ Birgit Leiß tierten deutschösterreichischen Buwog Group. Im Jahresgeschäfts bericht 2015/2016 heißt es ganz un verblümt, man könne durch „ge zielte Modernisierungen“ die Aus Wo hotel Mama besonders gut gebucht ist wirkungen der Mietpreisbremse dämpfen. Im Falle der Gontermannstraße sieht das so aus: Nach Einbau neuer Kunst stofffenster und einer Wärmedäm mung soll die Miete in den über wiegend 65 Quadratmeter großen Wohnungen um rund 185 Euro stei gen. Die Maßnahmen seien für sie größtenteils unwirtschaftlich, kriti sieren die Mieter. Über vier Millio nen Euro sollen allein die Fassaden dämmung und der Austausch der alten Doppelkastenfenster kosten. Dem steht eine Energieeinsparung von maximal 15 Euro pro Wohnung im Monat gegenüber. So haben es Illustration: Julia Gandras jedenfalls zwei von der Mieterini tiative beauftragte Architekten er rechnet. Die Buwog Group nennt diese Zahlen „nicht nachvollziehbar“. Die konkre ten Kostenersparnisse könne man je doch nicht nennen, das hänge von Sechs von zehn jungen Menschen zwischen 18 und 24 lebten in Deutschland 2015 verschiedenen Faktoren ab. Für Här noch bei ihren Eltern, vor allem in ländlichen Gebieten. In Gemeinden mit we tefälle gebe es Sonderlösungen, heißt niger als 10 000 Einwohnern hatten 78 Prozent noch ein Zimmer im elterlichen es in der Stellungnahme an das Mie Haushalt. In Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern waren es lediglich terMagazin. Etwa 70 Prozent der 45 Prozent. In Italien wohnen sogar 81 Prozent der jungen Menschen noch bei Mieter könnten sich auf dieses ge ihren Eltern, in Griechenland sind es 76 Prozent und in Spanien 74 Prozent. dmb MieterMagazin 5/2017 9
Panorama UmzUgspannen Da hört der spaß auf Der schrank steckt im Treppenhaus lich auf ihre Umzugshelfer, die hat Die häufigsten pannen beim Umzug fest, das Bett passt nicht durch die ten entweder verschlafen oder wa Ich habe einzelne Möbel nicht/nur mit sehr viel Aufwand Tür und das Klavier nicht in den auf- ren erkrankt. Mit fehlenden Park in die Wohnung bekommen (z. B. Treppenhaus zu eng). 25 % zug: Falsch eingeschätzte maße von möglichkeiten vor der neuen oder Es haben nicht alle Sachen in das Transportfahrzeug 14 % möbeln, Treppenhäusern oder auf- der alten Wohnung mussten sich gepasst. zügen sind der häufigste auslöser 11 Prozent herumschlagen. Die Umzugshelfer waren nicht einsatzfähig 12 % von Umzugspannen. Jeder vierte Die meisten Pannen könnten mit (z. B. haben verschlafen, waren krank, betrunken etc.). Deutsche hat diesen Umzugsfrust professionellen Helfern vermieden Es gab keinerlei Parkmöglichkeit vor der Wohnung 11 % (egal ob alte oder neue Wohnung). schon erlebt. werden. Jeder dritte Wohnungs wechsler (32 Prozent) ist schon ein Es sind kostspielige Sachen beschädigt worden (z. B. 8% Waschmaschine, Vitrine, Marmortreppe zur Wohnung). Ein Ranking der häufigsten Umzugs mal mit einem Umzugsunternehmen pannen hat das Internetportal „Um umgezogen – davon haben 78 Pro Die neue Wohnung war noch nicht frei (z. B. Renovierung 5% nicht abgeschlossen, Vormieter noch nicht ausgezogen). zugsauktion.de“ erstellt. Ein häufi zent nur positive Erfahrungen ge Ich habe kein Fahrzeug (z. B. Transporter) bekommen ges Ärgernis ist demnach der zu macht. Dennoch verzichtete ein Groß oder es war nicht einsatzfähig (z. B. Panne, Unfall). 5% Grafik: Kersten Urbanke kleine Transporter. Das ist beson teil der Befragten beim letzten Um ders fatal, wenn der Umzug in eine zug auf professionelle Hilfe. Haupt Ich bin bei den Nachbarn gleich negativ aufgefallen. 4% neue Stadt führt und einige Möbel grund dafür waren nicht etwa die Ich wurde bestohlen (z. B. es wurden Gegenstände 2% einfach nicht mehr in den Wagen Kosten, sondern zu 56 Prozent die beim Aus/Einräumen aus dem Fahrzeug entwendet). passen. 14 Prozent der Deutschen Ansicht, dass ein privat organisier Nichts, es hat immer alles gut geklappt. 56 % standen bereits vor diesem Problem. ter Umzug mit Freunden mehr Spaß Weitere 12 Prozent warteten vergeb macht. mm Quelle: immowelt; Ergebnisse aus der Studie „Umzug 2017“ HeizUngsanlagen Viele Oldtimer im Keller 46 Prozent aller Heizungsanlagen ter Duldung. „Solange es unter dem von gewerblichen Vermietern sind Strich keine Mehrkosten verursacht, älter als 20 Jahre, 18 Prozent stam werden energetische Sanierungen men sogar noch aus der Zeit vor mitgetragen. Nur ein kleiner Teil der 1980. Bei den privaten Vermietern Mieter ist allerdings bereit, mehr zu stammen nur 8 Prozent der Heizungs bezahlen“, zitiert die Studie die Ein anlagen aus der Zeit vor 1980. Drei stellung der Mieter. „Insgesamt sind Illustration: Julia Gandras Viertel der gewerblichen Vermieter Lage, Ausstattung und die Nach und jeder zweite private Kleinvermie barschaft die entscheidenden Krite ter haben in den letzten fünf Jahren rien bei der Wohnungssuche. Da energetisch modernisiert, vor allem rüber hinaus ist die Gesamtmiete durch eine Verbesserung der Wärme entscheidend und nicht der Energie dämmung. Für die kommenden zwei verbrauch.“ Jahre planen 62 Prozent der befrag Zahlreiche alte Heizkessel erhalten ten gewerblichen und 24 Prozent der jetzt vom Schornsteinfeger ein Ener privaten Vermieter, ihre Wohnungen gielabel, das angibt, wie sparsam Viele Heizkessel energetisch zu sanieren – die Erneue oder verschwenderisch die Heizung in Deutschland alte Heizungsanlagen von gewerb- rung der Heizungsanlage hat dabei ist. Moderne Brennwertkessel ver müssen dringend lichen Vermietern haben einen ho- mittlerweile fast die gleiche Priorität brauchen deutlich weniger Öl oder erneuert werden hen energieverbrauch und belasten wie die Wärmedämmung. Gas als die alten Heizwertkessel, das Klima. Für einige gilt bereits ei- Fast ein Drittel der gewerblichen weil sie auch den Abgasen noch ne austauschpflicht. Das Hamburger Vermieter gab bei der Befragung nutzbare Wärme abgewinnen. Die Beratungsunternehmen „analyse an, dass entsprechende Modernisie Investition amortisiert sich schnell – & Konzepte“ hat in einer studie für rungsmaßnahmen von den Mietern für den Vermieter. Auch das Klima den Bundesverband der energie- problemlos akzeptiert würden. Hier profitiert. Nur für die Mieter geht und Wasserwirtschaft untersucht, verwechselten wohl manche Vermie die Rechnung oft nicht auf. wie Deutschlands Vermieter heizen. ter Zustimmung mit angstgeschulde Rainer Bratfisch 10 MieterMagazin 5/2017
alTglas Kampagne für die Hoftonne in seltener einmütigkeit unterstüt- in Berlin abzuziehen“, erklärt ein Spre zen mieter- und Vermieterverbände cher. eine Kampagne des BUnD für Um- Beim BUND hält man die Argumen welt- und naturschutz zum erhalt te für vorgeschoben. In Wirklichkeit der Hoftonnen für altglas. auch gehe es um Kosteneinsparungen, so Foto: Nils Richter das abgeordnetenhaus spricht sich Tobias Quast: „Absurderweise sollen fraktionsübergreifend für die haus- gleichzeitig auch die Mittel für die haltsnahe glassammlung aus. Un- Instandhaltung und Säuberung der geachtet dessen will der zuständige StraßenIglus gekürzt werden, was Betreiber die Umstellung auf stra- zu einer weiteren Vermüllung führt.“ Der Weg zum glas- ßencontainer vorantreiben. Es gebe andere Möglichkeiten, die Der BUND will nun Druck machen iglu ist besonders Qualität zu verbessern, etwa ver und hat zur Aktion „Ich will meine für Ältere zu weit Die Erfahrungen in den drei Testge stärkte Bürgerinformation oder ab Altglastonne behalten!“ aufgerufen. bieten sind eindeutig: Seit die meis schließbare Glastonnen mit kleinerer Mit einem Klick gelangt man zu ei ten Bewohner von TreptowKöpenick, Einwurföffnung. Das Berliner Modell nem Briefentwurf, der direkt über L www.meine- Lichtenberg und MarzahnHellers sei historisch gewachsen, zudem ge die Website an die verantwortlichen altglastonne.de dorf ihr Altglas zu Containern im be es Platzprobleme: „Die Bezirke dualen Systeme verschickt werden S 78 79 00 38 öffentlichen Straßenland schleppen können gar nicht so viel Stellplätze kann. (Daniel Affelt, müssen, ist die gesammelte Menge für Iglus genehmigen.“ Birgit Leiß BUND) um 19 Prozent zurückgegangen. Das belegt ein begleitendes Gutachten. Gerade für ältere Menschen ist der Weg zu den GlasIglus zu weit. Das Gurkenglas oder die Weinflasche Veranstaltungstipp wird dann eben wieder in die Rest mülltonne geworfen – mit Mehr Vom Bunker zur kosten für den Geldbeutel und die Umwelt. neuköllner streuobstwiese Dasselbe Szenario drohe nun auch Was hat das Neuköllner RomaKulturfestival „Herde in anderen Teilen der Stadt, heißt lezi“ mit der Umgestaltung der Spandauer Altstadt es beim BUND: „Aktuell laufen die zu tun? Und was verbindet den Gemeinschaftsgarten Verhandlungen zur Ausschreibung der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag mit dem ge für die Sammelgebiete Mitte, Pan planten Flussbad an der Museumsinsel? All dies sind kow und Reinickendorf“, sagt Tobias Projekte der Städtebauförderung. Über Programme Quast vom Berliner Landesverband. wie Soziale Stadt, Stadtumbau Ost/West und Städte Foto: Bernd Oertwig/pa Zuständig für das Altglasrecycling baulicher Denkmalschutz wurden seit 1971 in ganz ist das Duale System Deutschland Deutschland Maßnahmen zur Aufwertung von Stadt (DSD). Dort verweist man auf die quartieren finanziert. Um das Gemeinschaftsprojekt miserable Qualität des in der Haupt von Bund, Ländern und Gemeinden in der Öffent stadt gesammelten Glases. Die „Ber lichkeit bekannter zu machen, findet nun zum drit liner Extrawurst“ (DSD)– fast über ten Mal ein Tag der Städtebauförderung statt. Ange all im Bundesgebiet muss das Glas boten werden geführte Erkundungstouren, etwa zum Tag der Städtebauförderung: zu Iglus gebracht werden – führe zu Hansaviertel, GartenbauWorkshops und Mitmach Samstag, 13. Mai 2017 einer schlechteren Farbreinheit. In Baustellen. In der Weißen Siedlung wird ein neuer Programm und Infos unter den Hoftonnen wird nämlich nur Bolzplatz mit einem Fußballturnier eingeweiht, und www.tag-der-staedtebau nach zwei Farben sortiert statt nach zusammen mit Senatorin Katrin Lompscher kann man foerderung.de drei (grün, braun und weiß). Dazu einen Spaziergang durch das Fördergebiet KarlMarx kommen Fehleinwürfe. Die Glasin Allee unternehmen. Auch ungewöhnliche Orte sind dustrie habe bereits Alarm geschla dabei. So kann man mitten in Neukölln eine Streu gen und will das HauptstadtGlas obstwiese besuchen oder sich durch den Hochbunker nicht mehr annehmen, so das DSD. in der Pallasstraße führen lassen. Dieser wurde aller Ziel sei es daher, in Berlin wieder mehr dings nicht im Rahmen der Städtebauförderung, son Glas in den Containern auf öffentli dern von Zwangsarbeitern gebaut. Alle Veranstaltun chem Straßenland zu sammeln. „Es gen sind kostenlos, bei einigen ist die Teilnehmerzahl war aber nie geplant, alle Hoftonnen begrenzt. bl MieterMagazin 5/2017 11
Panorama GebäudeenerGieGesetz Fatale Verzögerung das Gebäudeenergiegesetz wird in te hier mit gutem Beispiel vorange- den wenigen vor der Wahl noch ver- hen können. Andreas Kuhlmann, bleibenden sitzungswochen nicht Vorsitzender der Geschäftsführung wieder auf der tagesordnung des der Deutschen Energie-Agentur und bundestages stehen. das bedeutet Sprecher der Allianz für Gebäude- einen erheblichen rückschlag für Energie-Effizienz, beklagt das als ei- die dringend erforderliche steige- nen „erheblichen Rückschlag für die rung der energieeffizienz im Gebäu- Energiewende im Gebäudesektor“. desektor und stellt die Verwirkli- Auch Barbara Metz, stellvertretende chung der Klimaschutzziele in Fra- Bundesgeschäftsführerin der Deut- ge. schen Umwelthilfe, betont, dass das GEG „wichtige Signale für Kommu- Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) nen, Verbraucher und Investoren“ Foto: Eon sollte das Energieeinspargesetz samt gesendet hätte. der Energieeinsparverordnung und Als „nicht nachvollziehbar und ein- das Erneuerbare-Energien-Wärme- fach nur ärgerlich“ kommentiert die chance, mit gesetz in einem einheitlichen Regel- Lukas Siebenkotten, Bundesdirektor Reiner Wild, Geschäftsführer des dem Gebäude- werk zusammenführen und den des Deutschen Mieterbundes, das Berliner Mietervereins, hält die Ver- energiegesetz ein Niedrigstenergiegebäudestandard Scheitern des Gesetzes. Er verweist schiebung des Gesetzes für eine „fa- zeichen zu setzen, zumindest für öffentliche Gebäude darauf, dass die öffentliche Hand die tale Verzögerung“, unterstreicht aber wurde vertan festschreiben (das MieterMagazin Chance vertan hat, mit dem GEG auch: „Eine Wärme- und Energiewen- berichtete in seiner Ausgabe 1+2/17, den Niedrigstenergiegebäudestan- de ist ohne die Berücksichtigung so- Seite 13: „Gebündelter Klimaschutz“). dard zumindest für den Neubau von zialer Belange nicht möglich.“ Zumindest die öffentliche Hand hät- Nichtwohngebäuden zu definieren. Rainer Bratfisch neubauprojeKt der GenossenschaFt Marzahner tor back to the roots L Website für das Vermieter suchen sich ihre neuen Robert Wardell, der bei der Genos- Neubauprojekt: Mieter in aller regel nach der sol- senschaft für Marketing und Kom- www.aufgute venz aus. oder es gilt die devise munikation zuständig ist. Dabei sind nachbarschaft.de „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. die Mieten mit 9 bis 11,50 Euro net- Für die 62 Wohnungen, die die Ge- tokalt nicht gerade günstig. Eine 96 nossenschaft Marzahner tor derzeit Quadratmeter große Vierzimmer- Foto: Genossenschaft Marzahner Tor errichtet, gilt das nicht. hier müssen wohnung kostet warm 1281 Euro. interessenten kreative ideen für ein Der Standard sei sehr hochwertig, nachbarschaftliches Miteinander heißt es zur Begründung. einreichen. Die 1979 gegründete Genossen- schaft hat knapp 4500 Wohnun- Wohnungs- E „Was macht Dich zu einem guten gen. „Viele unserer Mitglieder ha- bewerber müssen Nachbarn?“ werden potenzielle In- ben damals beim Neubau selber mit guten ideen teressenten auf der eigens eingerich- mit den Gummistiefeln im Matsch punkten teten Homepage gefragt. Wer sich gestanden, da entsteht die genos- für eine Wohnung bewerben will, senschaftliche Identität von selber“, muss zuerst sagen, wie er oder sie Von der Resonanz ist man – gelinde sagt Wardell. Beim Neubauprojekt sich in der Nachbarschaft einbringen gesagt – überrascht. 600 Bewerbun- wolle man den Genossenschaftsge- will. Je pfiffiger die Idee, desto grö- gen habe man bis zur Halbzeit der danken bewusst in den Fokus stellen, ßer die Chance auf eine Wohnung. Kampagne erhalten, aus ganz Berlin sozusagen: back to the roots: „Unser Die begleitende Plakatkampagne und auch aus dem europäischen Aus- Leitbild ist es, Deutschlands erste zeigt an rund 14 000 Standorten über- land. „Das zeigt doch ganz deutlich, Wohnfühlgenossenschaft zu wer- all in der Stadt kantige Typen fernab dass die Vorbehalte gegenüber Mar- den.“ von Marzahn-Klischees. zahn am Schwinden sind“, freut sich Birgit Leiß 12 MieterMagazin 5/2017
KooperationsVereinbarunG Mietpreisdämpfer mit Geburtsfehlern Foto: Christian Muhrbeck die Vereinbarung des senats mit den steigen. Das gilt auch bei Neuver- sechs städtischen Wohnungsunter- mietung einer frisch modernisierten nehmen zur Mietendämpfung ist Wohnung. Beim BMV vermisst man unter dach und Fach. beim berliner jedoch eine Regelung analog der Mieterverein (bMV) sieht man aller- Koalitionsvereinbarung, wonach dings noch deutlichen handlungs- energetische Modernisierungen an- bedarf. nähernd warmmietenneutral sein auch die pro- müssen. Wohnungen sind an WBS-Berechtig- testierenden Mit der Anfang April unterzeichne- Mindestens 30 000 neue Wohnun- te zu vermieten. 25 Prozent davon degewo-Mieter ten Kooperationsvereinbarung sollen gen sollen die städtischen Woh- sind für Menschen mit besonderen vom Mariannen- Degewo, Gewobag, Gesobau & Co. nungsunternehmen bis 2021 errich- Zugangsschwierigkeiten reserviert, platz profitieren stärker sozial ausgerichtet werden. ten. Jede zweite Wohnung soll eine etwa Obdachlose, Geflüchtete oder von der Koopera- Das betrifft sowohl den Wohnungs- mietpreis- und belegungsgebunde- Haftentlassene. tionsvereinbarung bestand als auch den Neubau. Von ne Sozialwohnung sein. Einziehen Insgesamt profitieren rund 300 000 einem wichtigen Baustein für eine darf nur, wer einen Wohnberech- Haushalte von den neuen Regelun- sozialere Wohnungspolitik in Berlin tigungsschein (WBS) hat. Die an- gen. Die Kooperationsvereinbarung spricht der Geschäftsführer des BMV, dere Hälfte soll zu Mietpreisen von „Leistbare Mieten, Wohnungsneu- L Kooperations- Reiner Wild. Allerdings sieht er auch durchschnittlich unter 10 Euro net- bau und soziale Wohnraumversor- vereinbarung unter Mängel: „Wir hätten uns stärkere tokalt pro Quadratmeter vermietet gung“ löst das 2012 mit den Woh- www.stadtent Schutzmaßnahmen gewünscht.“ werden. Das reicht angesichts des nungsbaugesellschaften geschlosse- wicklung.berlin. Wild kritisiert, dass die Kappung Bedarfs nicht aus, kritisiert Wild. ne Mietenbündnis ab. Das 2016 in de/wohnen/wohn der Mieterhöhungen auf jährlich Auch beim geplanten Zukauf von Kraft getretene Wohnraumversor- raum/wohnungs zwei Prozent nur für die nach dem 10 000 Wohnungen soll nur jede gungsgesetz hat dagegen weiterhin baugesellschaften/ 1. Januar ausgesprochenen Mieterhö- zweite an WBS-Berechtigte gehen. Bestand – auch wenn die nun ver- de/kooperations hungen gilt. Bei Mieterhöhungen, die Im Bestand gilt jedoch ab sofort: 60 einbarten Maßnahmen über das Ge- vereinbarung.shtml bereits zum 1. Januar 2017 wirksam Prozent der jährlich frei werdenden setz hinausgehen. Birgit Leiß #regelungen wurden, sind dagegen acht Prozent in den vergangenen vier Jahren be- ziehungsweise maximal 30 Euro zu- lässig. Das gilt nach Angaben des Senats auch für die rund 1200 Woh- Buchtipp nungen der Degewo rund um den bezahlbares Wohnen ist möglich Mariannenplatz, obwohl diese Miet- erhöhungen erst Anfang Januar ver- Die Lösung der Wohnungsfrage ist für den sozialen Zusam- schickt wurden. Zudem müssen die menhalt in der Gesellschaft entscheidend. Das Wohnen in betroffenen Mieter selber einen An- den Zentren darf nicht zum Privileg Wohlhabender werden. trag auf Rückzahlung beim Vermie- Veränderungen in der Gesellschaft und neue Lebensmodel- ter stellen. „Die Erfahrung mit dem le und -stile, die sowohl Privatheit als auch Gemeinschaft Härteausgleich im Sozialen Woh- ermöglichen, beeinflussen die Anforderungen und Erwar- nungsbau hat gezeigt, dass viele tungen an das Wohnen. Das sind nur einige Themen die- Mieter sich scheuen, als Bittsteller ses hervorragend gestalteten Buches, das auf einer Ausstel- aufzutreten“, erklärt der BMV-Ge- Kleefisch-Jobst, lung des M:AI – Museum für Architektur und Ingenieurkunst schäftsführer. Ursula; Ködder- NRW in Köln und Düsseldorf basiert. Im Mittelpunkt des Zu begrüßen seien dagegen die Här- mann, Peter; Jung, Buches steht die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum tefallregelungen. Künftig können Karen (Hg.): Alle – vor allem durch eine Wiederbelebung des Sozialen Woh- Mieter beim Vermieter beantragen, wollen wohnen – nungsbaus. Zwei Kapitel „Wohnen im Wandel“ behandeln dass ihre Miete auf 30 Prozent des Gerecht. Sozial. die Geschichte des Wohnens von 1900 bis 1930 und von Haushalts-Nettoeinkommens ge- Bezahlbar. Berlin 1945 bis heute. Detailliert werden auch die Entwicklung der senkt wird. Zudem dürfen künftig 2017, 32 Euro Wohnraumförderung, die Rolle der Internationalen Bauaus- nur noch sechs Prozent der Moder- stellungen und Wohngrundrisse im Spiegel des gesellschaft- nisierungskosten umgelegt werden – lichen Wandels dargestellt. Zehn gebaute Beispiele zeigen bisher waren es neun Prozent. Dabei neue Perspektiven des Wohnungsbaus auf. Das Fazit der darf die Nettokaltmiete nach Moder- Autoren: „Nur mit der Ausweitung des Sozialen Wohnungs- nisierung maximal zehn Prozent der baus kann es in wachsenden Städten gelingen, eine gemisch- ortsüblichen Vergleichsmiete über- te Stadtbevölkerung zu erhalten.“ rb MieterMagazin 5/2017 13
TiTel C orinna und Robert Sch.* haben lange nachgedacht: Können wir uns Berlin noch leisten? Die vierköp- fige Familie brauchte dringend eine größere Wohnung: „Als unser zwei- ter Sohn geboren wurde, ging das in anderthalb Zimmern wirklich gar nicht mehr“, so Corinna Sch. Nahe- zu zwei Jahre hatten die Pflegehel- ferin und ihr Mann, ein Lkw-Fahrer, in Neukölln nach einer passenden und auch bezahlbaren Wohnung gesucht. Sie wären gerne im ver- trauten Kiez geblieben, wo der fünf- jährige Sohn seine Kita hatte, viele Freunde und Bekannte wohnten und Lockruf Brandenburger Kommunen werben um Wohnungssuchende aus der Hauptstadt Von Berlin nach Lübbenau, Eberswalde oder Frankfurt (Oder) braucht es mit der Bahn noch nicht mal eine Stunde. Das lässt manchen mit dem Gedanken spielen, seinen Wohnsitz von der hektischen Metropole in eine beschauliche Umlandgemeinde zu verlegen. Gute Gründe gibt es dafür viele: die Zuteilung eines Studien platzes in einer der aufstrebenden Brandenbur ger Universitätsstädte, der Rückzug auf einen ruhigen Alterssitz in einem schön restaurierten Altstadtkern oder ein unwiderstehliches Job angebot im Nachbarbundesland. Zunehmend veranlasst aber auch der teure und leergefegte Berliner Wohnungsmarkt viele Hauptstädter, alle Fotos: Sabine Mittermeier sich ein neues Zuhause außerhalb der Stadt zu suchen. Die Zahl der Pendler wächst rasant. Brandenburger Gemeinden machen aus der Not eine Tugend und werben um die Berliner. 14 MieterMagazin 5/2017
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