Lockruf - Berliner Mieterverein eV

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Lockruf - Berliner Mieterverein eV
Wohnungstausch     Milieuschutz        Miniatur-
                                             großer urlaub      Kein schönwetter-   häuser
                                             für kleines geld   instrument          raum ist in der
                                                                                    kleinsten hütte
  Magazin des
  Berliner Mieter-
  verein e.V.,
  Landesverband
  Berlin im
  Deutschen
  Mieterbund

  Mai
  5/2017

                                             Lockruf
                                                 Brandenburger Kommunen werben um
MieterMagazin

                                                 Wohnungssuchende aus der Hauptstadt
              www.berliner-mieterverein.de
Lockruf - Berliner Mieterverein eV
MARKTPLATZ

     Mitglieder werben Mitglieder

            Machen Sie den Berliner
                                                                           Viel Wissen ...
           Mieterverein noch stärker!                                                         für wenig Geld
   Überzeugen Sie Ihre Freunde, Bekannten, Arbeits-
    kollegen oder Nachbarn von den Vorteilen einer                         Der Klassiker
   Mitgliedschaft im Berliner Mieterverein: Sie haben
   Anspruch auf Beratung und Unterstützung in allen
  wohnungs- und mietrechtlichen Fragen. Der Berliner
 Mieterverein setzt berechtigte Mieteransprüche gegen-
 über Vermietern durch. Überprüfungen der Ansprüche
  und ausführliche Rechtsberatung sind für Mitglieder
          des Berliner Mietervereins kostenlos.
   Für jedes neugeworbene Mitglied erhält der Werber
   15,- Euro auf seinem Mitgliedskonto gutgeschrieben.

                                
  
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                                                                            13 Euro
                                                      rund 720 Seiten
                                                        Aktuell und informativ
                                                                            mit allen Neuregelungen des seit Mai 2013
                                                              geltenden Mietrechtsänderungsgesetzes
                   ”Œ“•ŠŒŠŒ”Œ”ŠŒ
                                                     
                                                                         Übersichtlich von A bis Z
   ’“ † 
                                                       ­­    Für alle verständlich
          •ŽŠ ƒ–ƒ   €‚ƒ          Fundgrube für Fachleute
                                                                            Über 3000 Gerichtsurteile
                                                                            Alle großen Mietrechtsthemen
                                                                            Die häufigsten Alltagsprobleme
       MieterMagazin online lesen                                           Die wichtigsten Fragen rund um die Wohnung
         Wenn Sie künftig zu den online-Lesern                             Das Mieterlexikon ist erhältlich in den Beratungszentren
          des MieterMagazin gehören wollen,                                und in der Geschäftsstelle des Berliner Mietervereins,
                                                                           Spichernstraße 1, 10777 Berlin während der Geschäfts-
          dann registrieren Sie sich bitte unter
                                                                           zeiten oder beim DMB-Verlag, 10169 Berlin oder
    https://service.berliner-mieterverein.de/service                       im Internet unter www.mieterbund.de
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INHALT

                                                                                PANORAMA
                 Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030:
                 Mehr als ein Flächenverzeichnis ............................................             6
                 IBB-Wohnungsmarktbericht: Reich baut für reich ..................                        6
                 Deutsche Wohnen: Acht Monate ohne Bad ...........................                        7
                 Veranstaltungstipp: Fotos aus dem alten Osten ....................                       7
                 Mietrechtsreform Teil 2:
                 Union verhindert Verbesserungen .........................................                8
                 „Urbane Gebiete“:
                 In der Innenstadt wird es dichter und lauter ..........................                  8           Die Brandenburger Gemeinden
                 Sanierung der Buwog Group: Ohne jedes Augenmaß ............                              9           haben durch wirtschaftliche Umwälzungen
                 Wo Hotel Mama besonders gut gebucht ist ..........................                       9           in den letzten Jahrzehnten viele Bewohner
                 Umzugspannen: Da hört der Spaß auf ...................................                  10           verloren. Jetzt werben sie um Neu-
                 Heizungsanlagen: Viele Oldtimer im Keller ...........................                   10           bürger – mit Erfolg auch in Berlin,

                                                                                                                                                           14
                 Altglas: Kampagne für die Hoftonne .....................................                11           wo kaum noch bezahlbarer
                 Veranstaltungstipp:                                                                                  Wohnraum zu finden ist.
                 Vom Bunker zur Neuköllner Streuobstwiese ..........................                     11
                 Gebäudeenergiegesetz: Fatale Verzögerung ..........................                     12
                 Neubauprojekt der Genossenschaft Marzahner Tor:
                 Back to the Roots ...................................................................   12     Ihr Ruf ist legendär,
                 Kooperationsvereinbarung:                                                                         aber keineswegs
                 Mietpreisdämpfer mit Geburtsfehlern ...................................                 13         schmeichelhaft:
                 Buchtipp: Bezahlbares Wohnen ist möglich ..........................                     13        Die Berliner
                                                                                                                Pensionswirtin
                                                                                                TITEL          der Kaiserzeit gilt als
                                                                                                                 alles reglementie-
                 Lockruf – Brandenburger Kommunen                                                                rende Herrscherin
                 werben um Wohnungssuchende                                                                      über ihre Zimmer-
                 aus der Hauptstadt ................................................................ 14         gäste, ausgestattet
                                                                                                                   mit Neugier und
                                                                           HINTERGRUND                               Geschäftssinn.

                 Wohnungstausch: Großer Urlaub für kleines Geld ................                         19
                                                                                                                                         24
                 Milieuschutz: Kein Schönwetter-Instrument ..........................                    20
                 Miniatur-Häuser: Raum ist in der kleinsten Hütte ..................                     22
                 Berliner Pensionen: Frau Wirtin und die möblierten Herren ...                           24
                 Imkern auf dem Balkon: Berliner Fleißbienchen .....................                     26

                                                                                  MIETRECHT
                 Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes ............................ 27

                                                                                                                       26
                 Instanzen-Rechtsprechung .................................................... 29

                                                                                         SERVICE
                                                                                                                        Pflanzliche Artenvielfalt ermöglicht die
                 Impressum .............................................................................. 4             Imkerei auch in der Großstadt.
                 Leserbriefe ............................................................................. 4           Auf Berliner Balkonen werden alljährlich
                 Die BMV-Beratungszentren .................................................... 31                             viele Kilogramm Honig geerntet.
                 Beratungsstellen und weitere Angebote ................................. 32
                                                                                                                                           Abbildungen: ullstein bild,
                                                                                                                                                 Sabine Mittermeier

MieterMagazin 5/2017                                                                                                                                                3
Lockruf - Berliner Mieterverein eV
Die unter „Leserbriefe“ abgedruck-                  Vielleicht war es auch ein vorgezo-       Flughafens Tegel. Ein paar hundert

              Leserbriefe
                            ten Beiträge sind Meinungsäuße-                     gener Aprilscherz? Mich hat es zu-        Meter außerhalb der Lärmschutzzo-
                            rungen von Leserinnen und Lesern                    mindest inspiriert, Sie auf den klei-     ne habe ich mit er„hören“ müssen,
                            zu Berichten im MieterMagazin                       nen Lapsus (Karolinenhof-/Wilhel-         dass der Fluglärm enorm zugenom-
                            und geben nicht die Meinung der                     minenhofstraße) hinzuweisen.              men hat. Das ist schon schlimm, aber
                            Redaktion wieder.                                   B. Niesel, 12437 Berlin                   genau so furchtbar ist, dass wir auch
                                                                                                                          die Immissionen nicht nur von den
                            Betr.: MieterMagazin 4/2017, Sei-                   MieterMagazin Niesel hat Recht:           Balkonblechen wischen müssen, wir
                            te 12, Birgit Leiß: „Urteil des Ber-                Die MieterMagazin-Redaktion hat           müssen sie auch einatmen. Darüber
                            liner Landgerichts – Abgezogene                     in ihrem Hinweis auf den Artikel ver-     wird aber überhaupt nicht gespro-
                            Dielen erhöhen Wohnwert“                            sehentlich Karoline anstatt Wilhel-       chen und geschrieben. Ich weiß auch
                                                                                mine den Hof gemacht.                     nicht, ob überhaupt dazu schon ein-
                            Zweifelhafter Wert                                  Die Redaktion                             mal Untersuchungen gemacht wor-
                            Es stellt sich mir die Frage, für wen                                                         den sind und wenn ja, dann werden
                            sich der Wohnwert erhöht. Sicher-                   Betr. : MieterMagazin 4/2017, Sei-        sie unter Verschluss gehalten und
                            lich nicht für die Mieter unter der                 te 11, Rainer Bratfisch: „Strom – Der     totgeschwiegen. Je nach Windver-
                            entsprechenden Wohnung oder                         Staat dreht mit an der Preisschraube“     hältnissen sind sicher mehr Men-
                            für die Mieter in der angrenzenden                                                            schen durch die Abgase betroffen
                            Wohnung. Wer schon einmal unter
                                                                                Anbieter bestraft Stromsparen             als durch den Lärm.
                            oder neben einer solchen Wohnung                    Mein Anbieter Yello Strom kündigte        R. Hiepler per E-Mail
                            gewohnt hat weiß, wovon ich spre-                   im Oktober vergangenen Jahres eine
                            che – insbesondere wenn auf diesem                  Preiserhöhung zum 1. Februar 2017
                            Bodenbelag mit lautem Schuhwerk                     an, ein Sonderkündigungsrecht wur-
                                                                                                                          Teppich von Abgasen
                            gelaufen wird. Eigentlich sollte den                de eingeräumt. Einer Erhöhung der         Ihr Artikel beleuchtet nur einen Teil-
                            Nachbarn „das Plus für den hoch-                    monatlichen Grundgebühr in meinem         aspekt der vom innerstädtischen
                            wertigen Bodenbelag“ als Entschä-                   Tarif von circa 7 auf 11 Euro stand ei-   Flughafen Tegel ausgehenden Belas-
                            digung von ihrer Miete abgezogen                    ne Minderung des Kilowattstunden-         tungen für hunderttausende Berliner.
                            werden.                                             preises um circa 5 Cent gegenüber.        Ich vermisse zum Beispiel Fakten und
                            S. Orth per E-Mail                                  Um abschätzen zu können, ob mein          Zahlen zu den ausgestoßenen Ab-
                                                                                bestehender Vertrag noch Sinn macht,      gasen, die gerade in der Startphase
                            Betr.: MieterMagazin 4/2017,                        habe ich die Jahresabrechnung ab-         doch ganz sicher enorm sind. Seit
                            Seite 3 unten rechts                                gewartet. Sie ging Anfang März bei        Jahrzehnten werden wir Berliner mit
                                                                                mir ein. Mein monatlicher Verbrauch       einem Teppich von Abgasen über-
                            Aprilscherz?                                        liegt mit 500 Kilowattstunden sehr        zogen. In der Argumentation zum
                            Bei der Lektüre Ihrer Zeitschrift stol-             niedrig, weshalb ich unverzüglich         Flughafenproblem findet man dazu
                            perte ich über ein Bild, das bestimmt               kündigen beziehungsweise den Tarif        nichts Konkretes. Während Autos
                            einige zum Nachdenken veranlasste.                  wechseln wollte. Leider war jedoch        immer wieder wegen ihres CO2- und
                                                                                bis zum Erhalt der Jahresabrechnung       Feinstaubausstoßes im Fokus stehen
IMPRESSUM                                                                       die Sonderkündigungsfrist abgelau-        und eine behördliche Maßnahme die
Herausgeber und Verlag: Berliner Mieterverein e.V., Landesverband Berlin        fen. Erst zum März 2018 kann ich,         andere verschärft (Plakette, abgas-
im Deutschen Mieterbund, Spichernstr. 1, 10777 Berlin, S 030/22626 - 0,
Telefax 030/22626 - 161, www.berliner-mieterverein.de, E-Mail: bmv@ber liner-   ganz regulär, kündigen. Eigentlich        bezogene Kfz-Steuer, angedachte
mieterverein.de · Konto für Beitragszahlungen: bitte die Kontenangaben          hatte ich mich über meinen geringen       Fahrverbote und so weiter) spielen
unserer Überweisungsträger nutzen · Bankverbindung für sonstige Zahlun-
gen: IBAN: DE21 1004 0000 0771 9008 00 (keine Beitragszahlungen)                Monatsverbrauch gefreut. Diese            die von oben auf uns herabrieseln-
BIC: COBADEFFXXX (für Zahlungen aus dem Ausland)                                Freude ist größtenteils dem Ärger         den Verbrennungsrückstände des
65. Jahrgang 2017
Geschäftsführender Redakteur: Hermann Behlau · Chefredakteur: Udo               darüber gewichen, dass durch die          Flugzeugkerosins in der öffentlichen
Hildenstab (v.i.S.d.P.) · Redaktion: Sebastian Bartels, Frank Maciejewski,
Wibke Werner, Reiner Wild · Mitarbeiter: Rainer Brat fisch, Katharina Buri,
                                                                                von Yello, meiner Meinung nach ab-        Wahrnehmung keine Rolle.
Birgit Leiß, Rosemarie Mieder, Jens Sethmann · Titelfoto: Sabine Mitter-        sichtlich, so gestaltete Preiserhöhung    Sie könnten sich um die Sache ver-
meier · Fotografen/Bildagenturen: Eon, Julia Gandras, Genossenschaft
Marzahner Tor, Birgit Leiß, IBB, Max Missmann, Sabine Mittermeier, Chris-
                                                                                meine Monatskosten gestiegen sind.        dient machen, wenn Sie im Vorfeld
tian Muhrbeck, Bernd Oertwig/pa, Nils Richter, Lisa Smith, ullstein bild,       L. Hekeno per E-Mail                      des nun bald anstehenden Referen-
Kers ten Urbanke, Heinrich Zille, Harf Zimmermann, Paul Zinken/dpa ·
Layout: Kers ten Urbanke · Anzeigen: Hermann Behlau (verant wortlich) ·
                                                                                                                          dums dazu aufklärende Fakten lie-
Anzeigenver kauf: scala media Ver lagsservice GmbH, Wilhelmine-                 Betr.: MieterMagazin 4/2017, Sei-         fern würden. Ich bin strikt gegen
Gemberg-Weg 11, 10179 Berlin, S 211 00 95, Fax 211 00 99, E-Mail:
scalamedia@ arcor.de · Zur zeit gilt Anzeigenpreisliste 8 vom 1.1.2002 ·
                                                                                te 19, Jens Sethmann: „Fluglärm –         einen Weiterbetrieb Tegels und hof-
Satz: ComPress Media Ser vices GmbH, Berlin ·                                   Düsenlärm und kein Ende?“                 fe sehr, dass die Befürworter eine
Druck: Sattler Media Press GmbH, Hornburg
                                                                                                                          deutliche Abfuhr erleben. Dazu be-
Das MieterMagazin ist das offizielle Organ des Berliner Mieterverein e.V.
und erscheint mit zehn Ausgaben jährlich, wovon zwei Hefte Doppelnum-
                                                                                Totgeschwiegen?                           darf es natürlich einer engagierten
mern sind. Abonnement: 20 Euro pro Jahr, Vorabüberweisung auf obiges
Konto des Berliner Mietervereins. Für unverlangt eingesandte Manuskripte
                                                                                Ich wohne seit fast 60 Jahren im Sie-     Aufklärungsarbeit – sonst haben die
wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Artikel               delmeisterweg, einer Nebenstraße          interessierten Lobbyisten womöglich
stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Nachdrucke nur
nach Rücksprache mit der Redaktion.
                                                                                der Waldstraße in Reinickendorf,          noch Erfolg.
ISSN 0723-3418                                                                  parallel zur Ein-/Ausflugschneise des     R. Röder per E-Mail

4                                                                                                                                       MieterMagazin 5/2017
Lockruf - Berliner Mieterverein eV
„Bezahlbare Mieten

                                                           Veranstaltung
                                                                           und sozial abgesichertes Wohnen?“
                                                                           Die Bezirksgruppe Mitte des Berliner Mietervereins
                                                                           lädt herzlich ein zum Dialog mit zwei Direktkandidaten
  Gut zu wissen                                                            aus Berlin-Mitte für die Wahl zum Bundestag 2017,
                                                                           Frau Dr. Eva Högel (SPD), MdB und
  Änderung Ihrer persönlichen Daten                                        Herrn Steve Rauhut (Die Linke).
  Ihre Anschrift, Ihre Kontoverbindung oder Ihr Nach-
                                                                           Donnerstag, den 18. Mai 2017 um 19 Uhr
  name hat sich geändert? Sie können im Internet die
                                                                           im Seniorentreff Mitte,
  persönlichen Daten Ihrer Mitgliedschaft ändern und
                                                                           Torstraße 204/205, 10115 Berlin
  dem Berliner Mieter verein online mitteilen:
  https://service.berliner-mieterverein.de/service
  MieterMagazin online lesen
  Wenn Sie künftig zu den Online-Nutzern des Mieter-
  Maga zin gehören wollen, dann registrieren Sie sich
  unter https://service.berliner-mieterverein.de/service
  Telefonische Kurzberatung                                        Vorstandssprechstunde
  Bei einfachen rechtlichen Fragen erhalten Sie als Mit-           Der ehrenamtliche Vorstand des Berliner Mieter vereins
  glied eine telefonische Kurzberatung – schnell und               bietet an jedem dritten Montag im Monat von 16 bis
  unbürokratisch. Mehr zu diesem Service auf Seite 32.             18 Uhr eine Sprechstunde für Mitglieder an. Gerne
  Telefonberatung: S 030-226 26-152                                stellt sich der Vorstand den Fragen oder Anregungen
  www.berliner-sozialgipfel.de                                     der Mitglieder.
  getragen vom DGB, von den Gewerkschaften NGG                     Nächste Termine: Montag, 15. Mai 2017 und Montag,
  und Ver.di, von den Sozialverbänden AWO, SoVD,                   19. Juni 2017.
  VdK und der Volkssolidarität, vom Humanistischen                 Eine Anmeldung ist bis 14 Tage vor dem Termin
  Verband sowie vom Berliner Mieterverein                          unter S 030-226 26-120 erforderlich.

  Mediation und Konfliktberatung                                   Edwin Massalsky (Vorsitzender),
                                                                   Dr. Rainer Tietzsch (Schatzmeister),
  Die Zeiten der telefonischen Beratung
                                                                   Dr. Regine Grabowski (Schriftführerin)
  und die Rufnummer haben sich geändert.
  Telefonische Beratung: donnerstags 17 bis 18 Uhr.
  Außerhalb dieser Zeiten ist ein Anrufbeantworter
  geschaltet.
  Neue Rufnummer: S 030 - 34 71 08 21
  E-Mail-Anfragen:
  mediation@berliner-mieterverein.de

                Beratungszentrum Müllerstraße
     Beratung

                Ab sofort bieten wir auch in unserem       Einsenderin dieses Fotos ist Melanie Piorecki
                Beratungszentrum Müllerstraße 135 am
                U-Bahnhof Seestraße samstags Bera-
                                                           Augenblicke
                tungen ohne Terminvereinbarung an.         Ob ein Bild zum Nachdenken, ein Motiv mit Witz oder
                Kommen Sie von 9 bis 13 Uhr spontan        ein Foto aus ungewöhnlicher Perspektive: Schicken
                zu uns und nehmen Sie eine Rechts-         Sie dem MieterMagazin Ihre Momentaufnahme rund
                beratung in Anspruch.                      um das Thema Wohnen – die Redaktion honoriert den
                                                           Abdruck mit 40 Euro.

MieterMagazin 5/2017                                                                                                                5
Lockruf - Berliner Mieterverein eV
Panorama

StaDtEntWicklungSPlan WohnEn 2030

Mehr als ein Flächenverzeichnis
Die Senatsverwaltung für Stadtent-          chen Wohnraum sowohl in den be­
wicklung und Wohnen stellt einen            stehenden Quartieren als auch an
neuen Stadtentwicklungsplan (StEP)          neuen Standorten zu schaffen.“
Wohnen auf. Mehr als sein Vorgän-           Der 2014 beschlossene StEP Woh­

                                                                                          Foto: Nils Richter
ger soll der Plan auch Strategien zur       nen 2025 hatte vor allem die Auf­
Sicherung der bestehenden Woh-              gabe, Flächen für den Neubaube­
nungen enthalten.                           darf von 10 000 Wohnungen pro
                                            Jahr zu finden. Diese Wohnungen
Der StEP Wohnen 2025 ist gerade             sollten auf möglichst großen, zu­                                                                        Der neue Stadt-
einmal drei Jahre alt. Jetzt soll bis       sammenhängenden Baugebieten                                   bauten aufzeigen und Bereiche be­        entwicklungsplan
Ende 2018 der StEP Wohnen 2030              errichtet werden. Weil Berlin noch                            nennen, die zu Sanierungs­, Quar­            Wohnen soll
erarbeitet werden. Er soll „eine lang­      schneller wächst als damals ange­                             tiersmanagement­ oder Milieuschutz­         Verdichtungs-
fristige Orientierung zur Wohnraum­         nommen, wird der Plan nun aktua­                              gebieten erklärt werden könnten.                potenziale
entwicklung Berlins“ bieten, so Stadt­      lisiert. Der StEP Wohnen 2030 soll                            Am StEP Wohnen arbeitet ein Be­                 aufzeigen
entwicklungssenatorin Katrin Lomp­          auch Verdichtungsmöglichkeiten im                             gleitkreis mit, in dem auch der Ber­
scher. „Sein Ziel ist es, preiswerten       Siedlungsbestand durch Dachaus­                               liner Mieterverein vertreten ist.
Wohnraum zu sichern und zusätzli­           bau, Aufstockung oder Ergänzungs­                             Jens Sethmann

                     iBB-WohnungSMarktBEricht

                     reich baut für reich
L Der Bericht        Der iBB-Wohnungsmarktbericht                     10 722 im vorvergangenen Jahr fertig­                  die „Zahl der Mietwohnungen nicht
mit Tabellen         verzeichnet erneut einen anstieg                 gestellte Wohnungen – ein Plus von                     oder nur marginal steigt“. Insofern
und zusätzlichen     der Durchschnittsmiete bei neu ab-               23 Prozent gegenüber dem Vorjahr                       sei auch ein Ende der Preisspirale
interaktiven Dar-    geschlossenen Mietverträgen. Die                 – lassen die Investitionsbank Berlin                   nicht absehbar. Der im IBB­Bericht
stellungen unter     gemeldeten neubauzahlen haben                    (IBB) in ihrem Wohnungsmarktbe­                        dokumentierte Anstieg der Neu­
www.ibb.de/          für den größten teil der Berliner                 richt einen „enormen Wachstums­                       vertragsmieten um 3 Prozent auf
wohnungs             Wohnungssuchenden allerdings                      schub“ erkennen. Dem gegenüber                        durchschnittlich 9,07 Euro pro Qua­
marktbericht         keinerlei positive auswirkung.                    steht allerdings, dass die Berliner Ein­              dratmeter im Jahr 2016 verdeutlicht
                                                                      wohnerschaft im selben Jahr um rund                    die anhaltende Entwicklung. Keine
                                                                      45 000 Menschen zugenommen hat.                        wesentliche Entlastung bringt in die­
                                     angebotsmieten                   Und dass die neugebauten Wohnun­                       sem Umfeld die Fertigstellung von
                                       in Berlin 2016                 gen auf die Versorgung des größeren                    gerade mal 230 Wohnungen im
                                                                      Teils der Bevölkerung keinen wesent­                   Sozialen Wohnungsbau.
                                                                       lichen Einfluss ausüben: Weder er­                    Stadtentwicklungssenatorin Katrin
                                                                      weitern diese nennenswert das Markt­                   Lompscher (Linke), die den Woh­
                                                                       angebot für Mieter, denn sie werden                   nungsmarktbericht gemeinsam mit
                                                                      zu rund 50 Prozent als Eigentums­                      der IBB vorgestellt hat, ist sich „der
                                                                      wohnungen errichtet, noch wirken                       Angebotslücke gerade im unteren
                                                                       sie dämpfend auf die Mietpreisent­                    Preissegment“ bewusst. Abhilfe sol­
                                                                      wicklung, denn die verbleibenden                       len die städtischen Wohnungsbau­
                                                                       und zur Miete offerierten Neubau­                     gesellschaften schaffen – durch Neu­
                                                                      ten liegen im teuren Preissegment.                     bau und Zukauf von 55 000 Woh­
                                                        Grafik: IBB

                                                                      „Reich baut für reich“, kommentiert                    nungen in den nächsten vier Jahren.
                                                                       Reiner Wild, der Geschäftsführer des                  Dass die gültigen Förderkonditionen
    11,00 Euro/m2 und mehr                                             Berliner Mietervereins, diese Markt­                  auch für private Investoren „einen
    10,00 Euro/m2 bis unter 11,00 Euro/m2                              situation. Berücksichtige man, so                     attraktiven Rahmen für den Bau
    9,00 Euro/m2 bis unter 10,00 Euro/m2                              Wild weiter, dass im Jahr 2016 zu­                     preiswerter und bezahlbarer Woh­
    8,00 Euro/m2 bis unter 9,00 Euro/m2                                sätzlich über 17 000 Bestandswoh­                     nungen“ darstellen, wie die Sena­
    7,00 Euro/m2 bis unter 8,00 Euro/m2                                nungen von Miet­ in Eigentumswoh­                     torin behauptet, lässt sich aus den
    unter 7,00 Euro/m2                                                 nungen umgewandelt wurden, dann                       Zahlen der IBB nicht ablesen – schon
    keine Angebote       geringe Fallzahl                              müsse man davon ausgehen, dass                        eher das Gegenteil. Udo Hildenstab

6                                                                                                                                          MieterMagazin 5/2017
Lockruf - Berliner Mieterverein eV
DEutSchE WohnEn

acht Monate ohne Bad
Die Deutsche Wohnen, Berlins größ-       der eingeschaltete Versicherer ver­                                                                   Mieterin Fatma E.
ter und wohl umstrittenster privater     zögere die Regulierung des Schadens.                                                                  muss bei einer
Vermieter, vermeldete für das ge-        Ihr seien daher „bedauerlicherweise“                                                                  nachbarin
schäftsjahr 2016 ein rekordergeb-        die Hände gebunden.                                                                                   übernachten
nis. Dass die gewinnmaximierungs-        Vom MieterMagazin um eine Stel­
strategie auf dem rücken der Mie-        lungnahme gebeten, kam die Sache
ter ausgetragen wird, zeigt ein be-      dann plötzlich doch in die Gänge.
sonders skandalöser Fall aus kreuz-      Man werde umgehend eine Firma                                                                         L Gutachten über
berg.                                    beauftragen, so Deutsche­Wohnen­                                                                      die Geschäfts-
                                         Mitarbeiter Marko Rosteck. Der                                                                        praktiken der
Seit acht Monaten lebt Fatma E. ohne     Unternehmenssprecher zeigt sich                                                                       Deutsche Wohnen
funktionierende Toilette und ohne        zerknirscht: „Hier ist so ziemlich al­                                                                des Wirtschafts-
Wasser im Bad. „Es ist eine Kata­        les schiefgelaufen, was schief laufen                                                                 wissenschaftlers

                                                                                  Foto: Christian Muhrbeck
strophe“, sagt die 65­Jährige immer      kann, da gibt es nichts zu beschöni­                                                                  Prof. Dr. Heinz-J.
wieder. Bei einer Nachbarin kann         gen.“ Ganz so dringlich scheint man                                                                   Bontrup unter:
sie schlafen und sich waschen, da­       die Sache aber doch nicht zu sehen.                                                                   www.linksfraktion.
für gibt sie ihr 150 Euro im Monat.      Erst drei Wochen nach dieser Ankün­                                                                   berlin/politik/
Tagsüber geht sie in den umliegen­       digung sollte die Instandsetzung                                                                      themen/mieten _
den Cafés auf die Toilette. Das Bad      er folgen. Fatma E. hofft, dass ihr                                                                   und _ wohnen/
der winzigen Wohnung direkt am           wenigstens der finanzielle Schaden                                                                    die _ wirtschaft
Kottbusser Tor ist eine Baustelle. Das   ersetzt wird. Sie zahlt die Miete un­                           zur Mietminderung finden, so die      lichen _ verhaelt
WC ist nicht mehr angeschlossen, die     ter Vorbehalt. Man werde nach Ab­                               Deutsche Wohnen.                      nisse _ der _ deut
Badewanne wurde entfernt und die         schluss der Arbeiten eine Regelung                              Birgit Leiß                           sche _ wohnen _ ag/
Fliesen an der Wand abgeschlagen.
Aus den Rohren kommt ein übler
Geruch. „Dieser Gestank ist wirk­
lich schlimm, ich muss ständig das
Fenster geöffnet lassen“, sagt die
                                                  Veranstaltungstipp
Mieterin.                                         Fotos aus dem alten osten
Was war geschehen? Im August
2016 hatte es in den obersten Eta­                Wann ist ein Mensch alt? Wann ist eine Straße alt?

                                                                                                                                                                Foto: Harf Zimmermann
gen des Hochhauses einen Rohrbruch                Wann sind Fotos alt? Der Fotograf Harf Zimmermann
gegeben. Anschließend wurde das                   wurde zwar nicht in der Hufelandstraße geboren, 1904
gesamte Bad entkernt. Seitdem ist                 so benannt nach dem Berliner Arzt und preußischen
nichts passiert. Immer wieder wur­                Staatsrat Christoph Wilhelm Hufeland, sondern in Dres­
de die Rentnerin vertröstet. „Mir                 den. Mitte der 1980er Jahre aber lebte er in Berlin und
wurde gesagt, dass die Handwerker                 zog ein Jahr lang von Haus zu Haus, von Laden zu La­
erst den achten und neunten Stock                 den, von Mieter zu Mieter, um die Besonderheiten des                             Ausstellung „Harf Zimmer-
machen und dann zu mir kommen.“                   Kiezes mit der Postleitzahl NO 55, später 1055 und                               mann . Hufelandstraße .
Anfang Februar hat die völlig ver­                heute 10407, mit der Kamera zu dokumentieren. Mit­                               1055 Berlin“
zweifelte Mieterin schließlich einen              ten in der Hauptstadt der DDR entdeckte er kleinbür­                             C/O Berlin Foundation,
Anwalt eingeschaltet. Auch die Woh­               gerliche Idyllen, Häuser mit Fluren im Jugendstil, Woh­                          Amerika Haus
nungsaufsicht war da und hat dem                  nungen mit Stuck, Parkett und Flügeltüren, viele klei­                           Hardenbergstraße 22–24,
Vermieter eine Frist von vier Wo­                 ne Geschäfte und Werkstätten, aber auch bröckelnde                               10623 Berlin
chen eingeräumt, sich zu äußern.                  Fassaden, Tristesse und Verfall. Die Außenaufnahmen                              www.co-berlin.org
Rechtsanwalt Benjamin Hersch hat                  sind Schwarz­Weiß, die Fotos der Mieter auch in Farbe.                           29. April bis 2. Juli 2017
für seine Mandantin nun eine In­                  Die 95 in der Ausstellung gezeigten Fotos berühren als                           Öffnungszeiten:
standsetzungsklage eingereicht. „Ei­              stimmungsvolle Momentaufnahmen aus einem Land                                    täglich 11 bis 20 Uhr
ne einstweilige Verfügung wäre in                 am Vorabend des Zusammenbruchs, als ein Stück Kul­
diesem Fall riskant gewesen, weil                 tur­ und Kiezgeschichte und als ein soziokulturelles Do­
die Mieterin zu lange gewartet hat“,              kument einer Straße, die sich inzwischen radikal geän­
erklärt er. Das Gericht könnte daher              dert hat. „Die Straße ist schöner als erwartet, aber auch
argumentieren, dass keine Eilbedürf­              fremder. Sie liegt im alten Osten – doch der ist aus ihr
tigkeit vorliegt. Die Deutsche Woh­               gewichen“, schreibt Joachim Gauck in seinem Essay zur
nen gab gegenüber dem Gericht an,                 Ausstellung.                                           rb

MieterMagazin 5/2017                                                                                                                                                  7
Lockruf - Berliner Mieterverein eV
Panorama

MietrechtsreforM teil 2

Union verhindert Verbesserungen
Die lange erwartete zweite tranche      desregierung, das geplante „Miet­
der Mietrechtsreform wird es nicht      rechtspaket II“ nicht mehr vor der
geben. im Koalitionsausschuss konn- Bundestagswahl umzusetzen. Von

                                                                                                       Foto: Paul Zinken/dpa
te sich die sPD nicht gegen den Wi- einer Korrektur der Mietpreisbremse
derstand der cDU/csU durchsetzen. war keine Rede mehr.
Auch die Mietpreisbremse bleibt        „CDU/CSU haben kein Interesse, das
ein stumpfes schwert.                   Mietrecht sozial gerecht zu gestal­
                                        ten“, beschwert sich Michael Groß,
Das Landgericht Berlin hat Ende März wohnungspolitischer Sprecher der                                                                                               Die Mietenreform-
entschieden, dass die Mietpreisbrem­ SPD. „Die Union lässt die Mieterin­                                                  fristlosen Kündigungen können Mie­       pläne von sPD-Jus-
se rechtmäßig ist. Es wies die Beru­    nen und Mieter endgültig im Regen                                                 ter den Verlust der Wohnung ver­           tizminister heiko
fung eines Vermieters zurück und        stehen.“ Seit einem Jahr blockieren                                               meiden, indem sie den ausstehen­          Maas werden vom
bestätigte, dass der Mieter 1105 Eu­    die Unionsparteien einen Gesetzent­                                               den Betrag nachzahlen, bei fristge­           Koalitionspart-
ro an zu viel gezahlter Miete zurück­   wurf von Justizminister Heiko Maas                                                mäßen Kündigungen hingegen nicht.               ner blockiert
fordern kann. „Wir begrüßen das Ur­ (SPD). Darin war eine Senkung der                                                     Deshalb sind die meisten Vermieter
teil“, erklärt Reiner Wild, Geschäfts­  Modernisierungsumlage von elf auf                                                 inzwischen dazu übergegangen, bei
führer des Berliner Mietervereins       acht Prozent, realitätsnahe Regeln für                                            Zahlungsrückständen sowohl fristlos
(BMV), „aber für den Erfolg der Miet­ die Aufstellung von Mietspiegeln, die                                               als auch fristgemäß zu kündigen.
preisbremse bedarf es nach wie vor      Abschaffung der Zehn­Prozent­Tole­                                                Schon kleine Zahlungsirrtümer kön­
gesetzlicher Korrekturen, denn wei­ ranz für falsch angegebene Wohnflä­                                                   nen so zur Wohnungslosigkeit füh­
terhin missachtet die Mehrheit der      chen und die Möglichkeit, auch frist­                                             ren. Der BMV hält deshalb die Berli­
Vermieter diese auferlegte Mieten­      gemäße Kündigungen wegen Zah­                                                     ner Bundesratsinitiative für dringend
kappung.“                               lungsverzugs durch Mietnachzah­                                                   erforderlich. Für die Verschärfung der
Diese Korrekturen wird es aber zu­      lungen abzuwenden, vorgesehen.                                                    Mietpreisbremse aber gab es nie ein      L Landgericht
nächst nicht geben. Am selben Tag,     Zumindest letzteren Punkt versucht                                                 gesetzgeberisches Verfahren, auch        Berlin, Urteil vom
an dem das Landgericht Berlin sein      nun das Land Berlin mit einer Bun­                                                nicht von Justizminister Maas.           29. März 2017
Urteil verkündete, beschloss die Bun­   desratsinitiative durchzusetzen. Bei                                              Jens Sethmann                            – 65 S 424/16

                      „UrBAne GeBiete“

                      in der innenstadt wird es dichter und lauter
                      Der Bundestag hat im März beschlos-                            „Gesetz zur Stärkung des neuen Zu­                       gebiet. Im Urbanen Gebiet gelten
                      sen, in innenstädten eine dichtere                              sammenlebens in der Stadt“ lautet                       erhöhte Lärmgrenzwerte: 63 Dezi­
                      Wohnbebauung zuzulassen. in den                                 der Name der Baurechtsänderung.                         bel tagsüber und 48 Dezibel nachts.
                      neuen „Urbanen Gebieten“ wird                                   Um in den Innenstädten mehr Woh­                        Das sind je drei Dezibel mehr als im
                      auch der lärmschutz gelockert.                                  nungen zu ermöglichen, können die                       Mischgebiet. Eine solche Erhöhung
                                                                                      Städte in ihren Bebauungsplänen                         wird fast als Verdoppelung der Laut­
       in „Urbanen                                                                    nun die neue Kategorie „Urbanes                         stärke empfunden. Der Bundesrat
     Gebieten“ darf                                                                   Gebiet“ festlegen.                                      will mit einer Korrektur der Verwal­
     der lärmpegel                                                                    Das Urbane Gebiet schließt die Lü­                      tungsvorschrift („FA­Lärm“) sicher­
       höher sein –                                                                   cke zwischen den Typen „Mischge­                        stellen, dass nachts 45 Dezibel nicht
    tags wie nachts                                                                   biet“ und „Kerngebiet“: Während                         überschritten werden.
                                                                                      im Mischgebiet Gewerbebetriebe                          Die Gesetzesänderung dient dazu,
                                                                                      nur zulässig sind, wenn sie das Woh­                    die Innenstadtentwicklung der Groß­
                                                                                      nen nicht wesentlich stören, muss                       städte zu stärken. Im Widerspruch
                                                                                      sich im Kerngebiet das Wohnen den                       dazu wird gleichzeitig aber auch das
                                                          Foto: Christian Muhrbeck

                                                                                      city­typischen Nutzungen unterord­                      Bauen im Außenbereich erleichtert:
                                                                                      nen. Im Urbanen Gebiet ist nun das                      Am Rande bestehender Baugebiete
                                                                                     Wohnen mit den gewerblichen, kul­                        kann neues Bauland im beschleunig­
                                                                                      turellen und sonstigen Nutzungen                        ten Verfahren ohne Umweltverträg­
                                                                                      gleichberechtigt. Die Bebauung darf                     lichkeitsprüfung ausgewiesen wer­
                                                                                      hier ebenso dicht sein wie im Kern­                     den.                   Jens Sethmann

8                                                                                                                                                           MieterMagazin 5/2017
Lockruf - Berliner Mieterverein eV
sAnierUnG Der BUWoG GroUP

ohne jedes Augenmaß
„Glücklich wohnen“ lautet der slo-       setzliche Recht der Härtefallregelung
 gan des investors „Buwog Group“.        berufen – mit ungewissem Ausgang.

                                                                                 Foto: Birgit Leiß
 für die Bewohner in der Gonter-         Der Berliner Mieterverein hat bereits
 mannstraße klingt das wie hohn.         im Februar eine Mieterversammlung
 Durch eine energetische Moderni-        durchgeführt. Die Modernisierungs­
 sierung sollen sich ihre Mieten im      ankündigung sei formal unwirksam,
 schnitt um 2,81 euro pro Quadrat-       allerdings ist die energetische Mo­                                                                  Die Mieter in der
 meter verteuern. „Wir sind kleine       dernisierung mit juristischen Mitteln                   verweigern: „Wir werden aber genau          Gontermannstraße
 leute, wir können uns diese mas-        langfristig nicht zu verhindern.                        hinschauen, ob das Erscheinungsbild           haben sich zum
 siven Mieterhöhungen nicht leis-        Dass die Siedlung in einem Erhal­                       beeinträchtigt wird“, sagt Jörn Olt­            gemeinsamen
 ten“, sagen die Mieter. sie wollen      tungsgebiet liegt, nutzt den Mie­                       mann (Grüne). Die Mieterinitiative             Protest zusam-
 kämpfen.                                tern wenig. Die Erhaltungssatzung                       befürchtet, dass das stilprägende               mengefunden
                                         bezieht sich nur auf das historisch                     Element der Loggien durch die Fas­
 Es geht um 232 Wohnungen in der         einheitliche Erscheinungsbild. So­                      sadendämmung vernichtet würde.
 Fritz­Bräuning­Siedlung. Die 20er­      ziale Aspekte spielen keine Rolle.                      Der Baustadtrat unterstützt die Mie­
Jahre­Bauten in der Gartenstadt          Allerdings müssen bauliche Verän­                       terinitiative und hatte für den 20. April
 Neu­Tempelhof waren bis 1998 im         derungen beantragt und genehmigt                        zu einem Runden Tisch geladen. Die
 Besitz der städtischen Wohnungs­        werden.                                                 Buwog Group hatte ihre Teilnahme
 baugesellschaft Stadt und Land. Der     Der neue Baustadtrat von Tempel­                        zugesagt. „Eins ist klar“, so Stadtrat
 jetzige Eigentümer, die Tempelhofer     hof­Schöneberg sieht dennoch kaum                       Oltmann: „diese Modernisierung ist
 Feld GmbH, gehört zur börsenno­         Chancen, die Baugenehmigung zu                          ohne jedes Augenmaß.“ Birgit Leiß
 tierten deutsch­österreichischen
 Buwog Group. Im Jahresgeschäfts­
 bericht 2015/2016 heißt es ganz un­
verblümt, man könne durch „ge­
zielte Modernisierungen“ die Aus­
                                                  Wo hotel Mama besonders gut gebucht ist
wirkungen der Mietpreisbremse
 dämpfen.
 Im Falle der Gontermannstraße sieht
 das so aus: Nach Einbau neuer Kunst­
 stofffenster und einer Wärmedäm­
 mung soll die Miete in den über­
wiegend 65 Quadratmeter großen
Wohnungen um rund 185 Euro stei­
 gen. Die Maßnahmen seien für sie
 größtenteils unwirtschaftlich, kriti­
 sieren die Mieter. Über vier Millio­
 nen Euro sollen allein die Fassaden­
 dämmung und der Austausch der
 alten Doppelkastenfenster kosten.
 Dem steht eine Energieeinsparung
von maximal 15 Euro pro Wohnung
 im Monat gegenüber. So haben es
                                                                                                                                                       Illustration: Julia Gandras

 jedenfalls zwei von der Mieterini­
 tiative beauftragte Architekten er­
 rechnet.
 Die Buwog Group nennt diese Zahlen
„nicht nachvollziehbar“. Die konkre­
 ten Kostenersparnisse könne man je­
 doch nicht nennen, das hänge von                 Sechs von zehn jungen Menschen zwischen 18 und 24 lebten in Deutschland 2015
verschiedenen Faktoren ab. Für Här­               noch bei ihren Eltern, vor allem in ländlichen Gebieten. In Gemeinden mit we­
 tefälle gebe es Sonderlösungen, heißt            niger als 10 000 Einwohnern hatten 78 Prozent noch ein Zimmer im elterlichen
 es in der Stellungnahme an das Mie­              Haushalt. In Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern waren es lediglich
 terMagazin. Etwa 70 Prozent der                  45 Prozent. In Italien wohnen sogar 81 Prozent der jungen Menschen noch bei
 Mieter könnten sich auf dieses ge­               ihren Eltern, in Griechenland sind es 76 Prozent und in Spanien 74 Prozent. dmb

MieterMagazin 5/2017                                                                                                                                                                 9
Lockruf - Berliner Mieterverein eV
Panorama

UmzUgspannen

Da hört der spaß auf
Der schrank steckt im Treppenhaus       lich auf ihre Umzugshelfer, die hat­                                                       Die häufigsten pannen beim Umzug
fest, das Bett passt nicht durch die    ten entweder verschlafen oder wa­
                                                                                                                                   Ich habe einzelne Möbel nicht/nur mit sehr viel Aufwand
Tür und das Klavier nicht in den auf-   ren erkrankt. Mit fehlenden Park­                                                          in die Wohnung bekommen (z. B. Treppenhaus zu eng).                    25 %
zug: Falsch eingeschätzte maße von      möglichkeiten vor der neuen oder                                                           Es haben nicht alle Sachen in das Transportfahrzeug
                                                                                                                                                                                                       14 %
möbeln, Treppenhäusern oder auf-        der alten Wohnung mussten sich                                                             gepasst.
zügen sind der häufigste auslöser       11 Prozent herumschlagen.                                                                  Die Umzugshelfer waren nicht einsatzfähig
                                                                                                                                                                                                   12 %
von Umzugspannen. Jeder vierte          Die meisten Pannen könnten mit                                                             (z. B. haben verschlafen, waren krank, betrunken etc.).

Deutsche hat diesen Umzugsfrust         professionellen Helfern vermieden                                                          Es gab keinerlei Parkmöglichkeit vor der Wohnung
                                                                                                                                                                                                   11 %
                                                                                                                                   (egal ob alte oder neue Wohnung).
schon erlebt.                           werden. Jeder dritte Wohnungs­
                                        wechsler (32 Prozent) ist schon ein­                                                       Es sind kostspielige Sachen beschädigt worden (z. B.
                                                                                                                                                                                                  8%
                                                                                                                                   Waschmaschine, Vitrine, Marmortreppe zur Wohnung).
Ein Ranking der häufigsten Umzugs­      mal mit einem Umzugsunternehmen
pannen hat das Internetportal „Um­      umgezogen – davon haben 78 Pro­                                                            Die neue Wohnung war noch nicht frei (z. B. Renovierung
                                                                                                                                                                                              5%
                                                                                                                                   nicht abgeschlossen, Vormieter noch nicht ausgezogen).
zugsauktion.de“ erstellt. Ein häufi­    zent nur positive Erfahrungen ge­
                                                                                                                                   Ich habe kein Fahrzeug (z. B. Transporter) bekommen
ges Ärgernis ist demnach der zu         macht. Dennoch verzichtete ein Groß­                                                       oder es war nicht einsatzfähig (z. B. Panne, Unfall).
                                                                                                                                                                                              5%

                                                                                                         Grafik: Kersten Urbanke
kleine Transporter. Das ist beson­      teil der Befragten beim letzten Um­
ders fatal, wenn der Umzug in eine      zug auf professionelle Hilfe. Haupt­                                                       Ich bin bei den Nachbarn gleich negativ aufgefallen.      4%

neue Stadt führt und einige Möbel       grund dafür waren nicht etwa die                                                           Ich wurde bestohlen (z. B. es wurden Gegenstände
                                                                                                                                                                                             2%
einfach nicht mehr in den Wagen         Kosten, sondern zu 56 Prozent die                                                          beim Aus­/Einräumen aus dem Fahrzeug entwendet).
passen. 14 Prozent der Deutschen        Ansicht, dass ein privat organisier­
                                                                                                                                   Nichts, es hat immer alles gut geklappt.                               56 %
standen bereits vor diesem Problem.     ter Umzug mit Freunden mehr Spaß
Weitere 12 Prozent warteten vergeb­     macht.                          mm                                                         Quelle: immowelt; Ergebnisse aus der Studie „Umzug 2017“

                    HeizUngsanlagen

                    Viele Oldtimer im Keller
                                                                                       46 Prozent aller Heizungsanlagen                                        ter Duldung. „Solange es unter dem
                                                                                       von gewerblichen Vermietern sind                                        Strich keine Mehrkosten verursacht,
                                                                                       älter als 20 Jahre, 18 Prozent stam­                                    werden energetische Sanierungen
                                                                                       men sogar noch aus der Zeit vor                                         mitgetragen. Nur ein kleiner Teil der
                                                                                       1980. Bei den privaten Vermietern                                       Mieter ist allerdings bereit, mehr zu
                                                                                       stammen nur 8 Prozent der Heizungs­                                     bezahlen“, zitiert die Studie die Ein­
                                                                                       anlagen aus der Zeit vor 1980. Drei                                     stellung der Mieter. „Insgesamt sind
                                                         Illustration: Julia Gandras

                                                                                       Viertel der gewerblichen Vermieter                                      Lage, Ausstattung und die Nach­
                                                                                       und jeder zweite private Kleinvermie­                                   barschaft die entscheidenden Krite­
                                                                                       ter haben in den letzten fünf Jahren                                    rien bei der Wohnungssuche. Da­
                                                                                       energetisch modernisiert, vor allem                                     rüber hinaus ist die Gesamtmiete
                                                                                       durch eine Verbesserung der Wärme­                                      entscheidend und nicht der Energie­
                                                                                       dämmung. Für die kommenden zwei                                         verbrauch.“
                                                                                       Jahre planen 62 Prozent der befrag­                                     Zahlreiche alte Heizkessel erhalten
                                                                                       ten gewerblichen und 24 Prozent der                                     jetzt vom Schornsteinfeger ein Ener­
                                                                                       privaten Vermieter, ihre Wohnungen                                      gielabel, das angibt, wie sparsam
Viele Heizkessel                                                                       energetisch zu sanieren – die Erneue­                                   oder verschwenderisch die Heizung
in Deutschland      alte Heizungsanlagen von gewerb-                                   rung der Heizungsanlage hat dabei                                       ist. Moderne Brennwertkessel ver­
müssen dringend     lichen Vermietern haben einen ho-                                  mittlerweile fast die gleiche Priorität                                 brauchen deutlich weniger Öl oder
erneuert werden     hen energieverbrauch und belasten                                  wie die Wärmedämmung.                                                   Gas als die alten Heizwertkessel,
                    das Klima. Für einige gilt bereits ei-                             Fast ein Drittel der gewerblichen                                       weil sie auch den Abgasen noch
                    ne austauschpflicht. Das Hamburger                                 Vermieter gab bei der Befragung                                         nutzbare Wärme abgewinnen. Die
                    Beratungsunternehmen „analyse                                      an, dass entsprechende Modernisie­                                      Investition amortisiert sich schnell –
                    & Konzepte“ hat in einer studie für                                rungsmaßnahmen von den Mietern                                          für den Vermieter. Auch das Klima
                    den Bundesverband der energie-                                     problemlos akzeptiert würden. Hier                                      profitiert. Nur für die Mieter geht
                    und Wasserwirtschaft untersucht,                                   verwechselten wohl manche Vermie­                                       die Rechnung oft nicht auf.
                    wie Deutschlands Vermieter heizen.                                 ter Zustimmung mit angstgeschulde­                                      Rainer Bratfisch

10                                                                                                                                                                                MieterMagazin 5/2017
alTglas

Kampagne für die Hoftonne
in seltener einmütigkeit unterstüt-        in Berlin abzuziehen“, erklärt ein Spre­
zen mieter- und Vermieterverbände          cher.
eine Kampagne des BUnD für Um-             Beim BUND hält man die Argumen­
welt- und naturschutz zum erhalt           te für vorgeschoben. In Wirklichkeit
der Hoftonnen für altglas. auch            gehe es um Kosteneinsparungen, so

                                                                                      Foto: Nils Richter
das abgeordnetenhaus spricht sich          Tobias Quast: „Absurderweise sollen
fraktionsübergreifend für die haus-        gleichzeitig auch die Mittel für die
haltsnahe glassammlung aus. Un-            Instandhaltung und Säuberung der
geachtet dessen will der zuständige        Straßen­Iglus gekürzt werden, was
Betreiber die Umstellung auf stra-         zu einer weiteren Vermüllung führt.“                                                                Der Weg zum glas-
ßencontainer vorantreiben.                 Es gebe andere Möglichkeiten, die                           Der BUND will nun Druck machen           iglu ist besonders
                                           Qualität zu verbessern, etwa ver­                           und hat zur Aktion „Ich will meine        für Ältere zu weit
Die Erfahrungen in den drei Testge­        stärkte Bürgerinformation oder ab­                          Altglastonne behalten!“ aufgerufen.
bieten sind eindeutig: Seit die meis­      schließbare Glastonnen mit kleinerer                        Mit einem Klick gelangt man zu ei­
ten Bewohner von Treptow­Köpenick,         Einwurföffnung. Das Berliner Modell                         nem Briefentwurf, der direkt über       L www.meine-
Lichtenberg und Marzahn­Hellers­           sei historisch gewachsen, zudem ge­                         die Website an die verantwortlichen     altglastonne.de
dorf ihr Altglas zu Containern im          be es Platzprobleme: „Die Bezirke                           dualen Systeme verschickt werden        S 78 79 00 38
öffentlichen Straßenland schleppen         können gar nicht so viel Stellplätze                        kann.                                   (Daniel Affelt,
müssen, ist die gesammelte Menge           für Iglus genehmigen.“                                      Birgit Leiß                             BUND)
um 19 Prozent zurückgegangen. Das
belegt ein begleitendes Gutachten.
Gerade für ältere Menschen ist der
Weg zu den Glas­Iglus zu weit. Das
Gurkenglas oder die Weinflasche                     Veranstaltungstipp
wird dann eben wieder in die Rest­
mülltonne geworfen – mit Mehr­                      Vom Bunker zur
kosten für den Geldbeutel und die
Umwelt.
                                                    neuköllner streuobstwiese
Dasselbe Szenario drohe nun auch                   Was hat das Neuköllner Roma­Kulturfestival „Herde­
in anderen Teilen der Stadt, heißt                 lezi“ mit der Umgestaltung der Spandauer Altstadt
es beim BUND: „Aktuell laufen die                  zu tun? Und was verbindet den Gemeinschaftsgarten
Verhandlungen zur Ausschreibung                    der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag mit dem ge­
für die Sammelgebiete Mitte, Pan­                  planten Flussbad an der Museumsinsel? All dies sind
kow und Reinickendorf“, sagt Tobias                Projekte der Städtebauförderung. Über Programme
Quast vom Berliner Landesverband.                  wie Soziale Stadt, Stadtumbau Ost/West und Städte­

                                                                                                                                                             Foto: Bernd Oertwig/pa
Zuständig für das Altglasrecycling                 baulicher Denkmalschutz wurden seit 1971 in ganz
ist das Duale System Deutschland                   Deutschland Maßnahmen zur Aufwertung von Stadt­
(DSD). Dort verweist man auf die                   quartieren finanziert. Um das Gemeinschaftsprojekt
miserable Qualität des in der Haupt­               von Bund, Ländern und Gemeinden in der Öffent­
stadt gesammelten Glases. Die „Ber­                lichkeit bekannter zu machen, findet nun zum drit­
liner Extrawurst“ (DSD)– fast über­                ten Mal ein Tag der Städtebauförderung statt. Ange­
all im Bundesgebiet muss das Glas                  boten werden geführte Erkundungstouren, etwa zum                            Tag der Städtebauförderung:
zu Iglus gebracht werden – führe zu                Hansaviertel, Gartenbau­Workshops und Mitmach­                              Samstag, 13. Mai 2017
einer schlechteren Farbreinheit. In                Baustellen. In der Weißen Siedlung wird ein neuer                           Programm und Infos unter
den Hoftonnen wird nämlich nur                     Bolzplatz mit einem Fußballturnier eingeweiht, und                          www.tag-der-staedtebau
nach zwei Farben sortiert statt nach               zusammen mit Senatorin Katrin Lompscher kann man                            foerderung.de
drei (grün, braun und weiß). Dazu                  einen Spaziergang durch das Fördergebiet Karl­Marx­
kommen Fehleinwürfe. Die Glasin­                   Allee unternehmen. Auch ungewöhnliche Orte sind
dustrie habe bereits Alarm geschla­                dabei. So kann man mitten in Neukölln eine Streu­
gen und will das Hauptstadt­Glas                   obstwiese besuchen oder sich durch den Hochbunker
nicht mehr annehmen, so das DSD.                   in der Pallasstraße führen lassen. Dieser wurde aller­
Ziel sei es daher, in Berlin wieder mehr           dings nicht im Rahmen der Städtebauförderung, son­
Glas in den Containern auf öffentli­               dern von Zwangsarbeitern gebaut. Alle Veranstaltun­
chem Straßenland zu sammeln. „Es                   gen sind kostenlos, bei einigen ist die Teilnehmerzahl
war aber nie geplant, alle Hoftonnen               begrenzt.                                           bl

MieterMagazin 5/2017                                                                                                                                                                  11
Panorama

GebäudeenerGieGesetz

Fatale Verzögerung
das Gebäudeenergiegesetz wird in         te hier mit gutem Beispiel vorange-
den wenigen vor der Wahl noch ver-       hen können. Andreas Kuhlmann,
bleibenden sitzungswochen nicht          Vorsitzender der Geschäftsführung
wieder auf der tagesordnung des          der Deutschen Energie-Agentur und
bundestages stehen. das bedeutet         Sprecher der Allianz für Gebäude-
einen erheblichen rückschlag für         Energie-Effizienz, beklagt das als ei-
die dringend erforderliche steige-       nen „erheblichen Rückschlag für die
rung der energieeffizienz im Gebäu-      Energiewende im Gebäudesektor“.
desektor und stellt die Verwirkli-       Auch Barbara Metz, stellvertretende
chung der Klimaschutzziele in Fra-       Bundesgeschäftsführerin der Deut-
ge.                                      schen Umwelthilfe, betont, dass das
                                         GEG „wichtige Signale für Kommu-
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG)           nen, Verbraucher und Investoren“

                                                                                  Foto: Eon
sollte das Energieeinspargesetz samt     gesendet hätte.
der Energieeinsparverordnung und         Als „nicht nachvollziehbar und ein-
das Erneuerbare-Energien-Wärme-          fach nur ärgerlich“ kommentiert                                                                                               die chance, mit
gesetz in einem einheitlichen Regel-     Lukas Siebenkotten, Bundesdirektor               Reiner Wild, Geschäftsführer des                                              dem Gebäude-
werk zusammenführen und den              des Deutschen Mieterbundes, das                  Berliner Mietervereins, hält die Ver-                                       energiegesetz ein
Niedrigstenergiegebäudestandard          Scheitern des Gesetzes. Er verweist              schiebung des Gesetzes für eine „fa-                                       zeichen zu setzen,
zumindest für öffentliche Gebäude        darauf, dass die öffentliche Hand die            tale Verzögerung“, unterstreicht aber                                           wurde vertan
festschreiben (das MieterMagazin         Chance vertan hat, mit dem GEG                   auch: „Eine Wärme- und Energiewen-
berichtete in seiner Ausgabe 1+2/17,     den Niedrigstenergiegebäudestan-                 de ist ohne die Berücksichtigung so-
Seite 13: „Gebündelter Klimaschutz“).    dard zumindest für den Neubau von                zialer Belange nicht möglich.“
Zumindest die öffentliche Hand hät-      Nichtwohngebäuden zu definieren.                 Rainer Bratfisch

                    neubauprojeKt der GenossenschaFt Marzahner tor

                    back to the roots
L Website für das   Vermieter suchen sich ihre neuen                                                                                            Robert Wardell, der bei der Genos-
Neubauprojekt:       Mieter in aller regel nach der sol-                                                                                        senschaft für Marketing und Kom-
www.aufgute          venz aus. oder es gilt die devise                                                                                          munikation zuständig ist. Dabei sind
nachbarschaft.de    „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.                                                                                           die Mieten mit 9 bis 11,50 Euro net-
                     Für die 62 Wohnungen, die die Ge-                                                                                          tokalt nicht gerade günstig. Eine 96
                     nossenschaft Marzahner tor derzeit                                                                                         Quadratmeter große Vierzimmer-
                                                                                                           Foto: Genossenschaft Marzahner Tor

                     errichtet, gilt das nicht. hier müssen                                                                                     wohnung kostet warm 1281 Euro.
                     interessenten kreative ideen für ein                                                                                       Der Standard sei sehr hochwertig,
                     nachbarschaftliches Miteinander                                                                                            heißt es zur Begründung.
                     einreichen.                                                                                                                Die 1979 gegründete Genossen-
                                                                                                                                                schaft hat knapp 4500 Wohnun-
   Wohnungs- E „Was macht Dich zu einem guten                                                                                                   gen. „Viele unserer Mitglieder ha-
 bewerber müssen Nachbarn?“ werden potenzielle In-                                                                                              ben damals beim Neubau selber
  mit guten ideen teressenten auf der eigens eingerich-                                                                                         mit den Gummistiefeln im Matsch
         punkten teten Homepage gefragt. Wer sich                                                                                               gestanden, da entsteht die genos-
                  für eine Wohnung bewerben will,                                                                                               senschaftliche Identität von selber“,
                  muss zuerst sagen, wie er oder sie          Von der Resonanz ist man – gelinde                                                sagt Wardell. Beim Neubauprojekt
                  sich in der Nachbarschaft einbringen        gesagt – überrascht. 600 Bewerbun-                                                wolle man den Genossenschaftsge-
                  will. Je pfiffiger die Idee, desto grö-     gen habe man bis zur Halbzeit der                                                 danken bewusst in den Fokus stellen,
                  ßer die Chance auf eine Wohnung.            Kampagne erhalten, aus ganz Berlin                                                sozusagen: back to the roots: „Unser
                  Die begleitende Plakatkampagne              und auch aus dem europäischen Aus-                                                Leitbild ist es, Deutschlands erste
                  zeigt an rund 14 000 Standorten über-       land. „Das zeigt doch ganz deutlich,                                              Wohnfühlgenossenschaft zu wer-
                  all in der Stadt kantige Typen fernab       dass die Vorbehalte gegenüber Mar-                                                den.“
                  von Marzahn-Klischees.                      zahn am Schwinden sind“, freut sich                                               Birgit Leiß

12                                                                                                                                                           MieterMagazin 5/2017
KooperationsVereinbarunG

Mietpreisdämpfer mit Geburtsfehlern

                                                                               Foto: Christian Muhrbeck
die Vereinbarung des senats mit den     steigen. Das gilt auch bei Neuver-
sechs städtischen Wohnungsunter-        mietung einer frisch modernisierten
nehmen zur Mietendämpfung ist           Wohnung. Beim BMV vermisst man
unter dach und Fach. beim berliner      jedoch eine Regelung analog der
Mieterverein (bMV) sieht man aller-     Koalitionsvereinbarung, wonach
dings noch deutlichen handlungs-        energetische Modernisierungen an-
bedarf.                                 nähernd warmmietenneutral sein                                                                       auch die pro-
                                        müssen.                                                Wohnungen sind an WBS-Berechtig-                testierenden
Mit der Anfang April unterzeichne-      Mindestens 30 000 neue Wohnun-                         te zu vermieten. 25 Prozent davon           degewo-Mieter
ten Kooperationsvereinbarung sollen     gen sollen die städtischen Woh-                         sind für Menschen mit besonderen          vom Mariannen-
Degewo, Gewobag, Gesobau & Co.          nungsunternehmen bis 2021 errich-                      Zugangsschwierigkeiten reserviert,          platz profitieren
stärker sozial ausgerichtet werden.     ten. Jede zweite Wohnung soll eine                      etwa Obdachlose, Geflüchtete oder        von der Koopera-
Das betrifft sowohl den Wohnungs-       mietpreis- und belegungsgebunde-                        Haftentlassene.                         tionsvereinbarung
bestand als auch den Neubau. Von        ne Sozialwohnung sein. Einziehen                        Insgesamt profitieren rund 300 000
einem wichtigen Baustein für eine       darf nur, wer einen Wohnberech-                         Haushalte von den neuen Regelun-
sozialere Wohnungspolitik in Berlin     tigungsschein (WBS) hat. Die an-                       gen. Die Kooperationsvereinbarung
spricht der Geschäftsführer des BMV,    dere Hälfte soll zu Mietpreisen von                    „Leistbare Mieten, Wohnungsneu-         L Kooperations-
Reiner Wild. Allerdings sieht er auch   durchschnittlich unter 10 Euro net-                     bau und soziale Wohnraumversor-        vereinbarung unter
Mängel: „Wir hätten uns stärkere        tokalt pro Quadratmeter vermietet                       gung“ löst das 2012 mit den Woh-       www.stadtent
Schutzmaßnahmen gewünscht.“             werden. Das reicht angesichts des                       nungsbaugesellschaften geschlosse-     wicklung.berlin.
Wild kritisiert, dass die Kappung       Bedarfs nicht aus, kritisiert Wild.                     ne Mietenbündnis ab. Das 2016 in       de/wohnen/wohn
der Mieterhöhungen auf jährlich         Auch beim geplanten Zukauf von                          Kraft getretene Wohnraumversor-        raum/wohnungs
zwei Prozent nur für die nach dem       10 000 Wohnungen soll nur jede                         gungsgesetz hat dagegen weiterhin       baugesellschaften/
1. Januar ausgesprochenen Mieterhö-     zweite an WBS-Berechtigte gehen.                        Bestand – auch wenn die nun ver-       de/kooperations
hungen gilt. Bei Mieterhöhungen, die    Im Bestand gilt jedoch ab sofort: 60                    einbarten Maßnahmen über das Ge-       vereinbarung.shtml
bereits zum 1. Januar 2017 wirksam      Prozent der jährlich frei werdenden                     setz hinausgehen.        Birgit Leiß   #regelungen
wurden, sind dagegen acht Prozent
in den vergangenen vier Jahren be-
ziehungsweise maximal 30 Euro zu-
lässig. Das gilt nach Angaben des
Senats auch für die rund 1200 Woh-
                                                                      Buchtipp
nungen der Degewo rund um den                                         bezahlbares Wohnen ist möglich
Mariannenplatz, obwohl diese Miet-
erhöhungen erst Anfang Januar ver-                                    Die Lösung der Wohnungsfrage ist für den sozialen Zusam-
schickt wurden. Zudem müssen die                                      menhalt in der Gesellschaft entscheidend. Das Wohnen in
betroffenen Mieter selber einen An-                                   den Zentren darf nicht zum Privileg Wohlhabender werden.
trag auf Rückzahlung beim Vermie-                                     Veränderungen in der Gesellschaft und neue Lebensmodel-
ter stellen. „Die Erfahrung mit dem                                   le und -stile, die sowohl Privatheit als auch Gemeinschaft
Härteausgleich im Sozialen Woh-                                       ermöglichen, beeinflussen die Anforderungen und Erwar-
nungsbau hat gezeigt, dass viele                                      tungen an das Wohnen. Das sind nur einige Themen die-
Mieter sich scheuen, als Bittsteller                                  ses hervorragend gestalteten Buches, das auf einer Ausstel-
aufzutreten“, erklärt der BMV-Ge-                  Kleefisch-Jobst,   lung des M:AI – Museum für Architektur und Ingenieurkunst
schäftsführer.                                     Ursula; Ködder-    NRW in Köln und Düsseldorf basiert. Im Mittelpunkt des
Zu begrüßen seien dagegen die Här-               mann, Peter; Jung,   Buches steht die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
tefallregelungen. Künftig können                  Karen (Hg.): Alle   – vor allem durch eine Wiederbelebung des Sozialen Woh-
Mieter beim Vermieter beantragen,                 wollen wohnen –     nungsbaus. Zwei Kapitel „Wohnen im Wandel“ behandeln
dass ihre Miete auf 30 Prozent des                 Gerecht. Sozial.   die Geschichte des Wohnens von 1900 bis 1930 und von
Haushalts-Nettoeinkommens ge-                     Bezahlbar. Berlin   1945 bis heute. Detailliert werden auch die Entwicklung der
senkt wird. Zudem dürfen künftig                     2017, 32 Euro    Wohnraumförderung, die Rolle der Internationalen Bauaus-
nur noch sechs Prozent der Moder-                                     stellungen und Wohngrundrisse im Spiegel des gesellschaft-
nisierungskosten umgelegt werden –                                    lichen Wandels dargestellt. Zehn gebaute Beispiele zeigen
bisher waren es neun Prozent. Dabei                                   neue Perspektiven des Wohnungsbaus auf. Das Fazit der
darf die Nettokaltmiete nach Moder-                                   Autoren: „Nur mit der Ausweitung des Sozialen Wohnungs-
nisierung maximal zehn Prozent der                                    baus kann es in wachsenden Städten gelingen, eine gemisch-
ortsüblichen Vergleichsmiete über-                                    te Stadtbevölkerung zu erhalten.“                       rb

MieterMagazin 5/2017                                                                                                                                    13
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                                                                      C    orinna und Robert Sch.* haben
                                                                           lange nachgedacht: Können wir
                                                                      uns Berlin noch leisten? Die vierköp-
                                                                      fige Familie brauchte dringend eine
                                                                      größere Wohnung: „Als unser zwei-
                                                                      ter Sohn geboren wurde, ging das
                                                                      in anderthalb Zimmern wirklich gar
                                                                      nicht mehr“, so Corinna Sch. Nahe-
                                                                      zu zwei Jahre hatten die Pflegehel-
                                                                      ferin und ihr Mann, ein Lkw-Fahrer,
                                                                      in Neukölln nach einer passenden
                                                                      und auch bezahlbaren Wohnung
                                                                      gesucht. Sie wären gerne im ver-
                                                                      trauten Kiez geblieben, wo der fünf-
                                                                      jährige Sohn seine Kita hatte, viele
                                                                      Freunde und Bekannte wohnten und

                                              Lockruf
                                              Brandenburger Kommunen
                                              werben um Wohnungssuchende
                                              aus der Hauptstadt
                                              Von Berlin nach Lübbenau, Eberswalde oder
                                              Frankfurt (Oder) braucht es mit der Bahn noch
                                              nicht mal eine Stunde. Das lässt manchen mit
                                              dem Gedanken spielen, seinen Wohnsitz von
                                              der hektischen Metropole in eine beschauliche
                                              Umlandgemeinde zu verlegen. Gute Gründe
                                              gibt es dafür viele: die Zuteilung eines Studien­
                                              platzes in einer der aufstrebenden Brandenbur­
                                              ger Universitätsstädte, der Rückzug auf einen
                                              ruhigen Alterssitz in einem schön restaurierten
                                              Altstadtkern oder ein unwiderstehliches Job­
                                              angebot im Nachbarbundesland. Zunehmend
                                              veranlasst aber auch der teure und leergefegte
                                              Berliner Wohnungsmarkt viele Hauptstädter,
             alle Fotos: Sabine Mittermeier

                                              sich ein neues Zuhause außerhalb der Stadt
                                              zu suchen. Die Zahl der Pendler wächst rasant.
                                              Brandenburger Gemeinden machen aus der Not
                                              eine Tugend und werben um die Berliner.

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