NACH DEM EINBRUCH IST VOR DEM AUFSCHWUNG - Die Wirtschaftsentwicklung der Bundesländer im Jahr 2020 und Ausblick 2021 - Bank ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
JUNI 2021 NACH DEM EINBRUCH IST VOR DEM AUFSCHWUNG Die Wirtschaftsentwicklung der Bundesländer im Jahr 2020 und Ausblick 2021
Bundesländer Überblick Inhalt Inhalt 3 Zusammenfassung 5 Wirtschaftstrends 7 Länderdetails 7 Burgenland 10 Kärnten 13 Niederösterreich 16 Oberösterreich 19 Salzburg 22 Steiermark 25 Tirol 28 Vorarlberg 31 Wien Autor: Robert Schwarz Impressum Herausgeber, Verleger, Medieninhaber: UniCredit-Bank Austria AG Economics & Market Analysis Austria Rothschildplatz 1 1020 Wien Telefon +43 (0)50505-41974 Fax +43 (0)50505-41050 e-Mail: econresearch.austria@unicreditgroup.at Stand: Juni 2021 UniCredit Research Seite 2
Bundesländer Überblick Zusammenfassung Nach historischem Einbruch ist Erholung in Sicht 2020 sank die österreichische Wirtschaftsleistung aufgrund der Coronapandemie real um 6,3 Prozent, wobei es starke sektorale Unterschiede gab. Die Bauwirtschaft konnte sich vom ersten Lockdown beginnend im März des Vorjahres am schnellsten wieder erholen. Die Industrie passte sich ebenfalls rasch an die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an. Nach einem kurzen und starken Einbruch im zweiten Quartal produzierte die Sachgüterindustrie im zweiten Halbjahr 2020 nur knapp unter dem Vorkri- senniveau. Zu den stärksten Einbußen kam es im Dienstleistungssektor vor allem beim Tourismus und bei der Freizeitwirtschaft inkl. Kultur. Die persönlichen Dienstleistungen, wie z.B. Friseure, waren von den Lockdown-Maßnahmen mit den Schließungen von Ge- schäften ebenfalls massiv betroffen. Auch regional verlief im Vorjahr die Konjunktur unterschiedlich. Es verzeichneten alle Bundes- länder einen starken Einbruch der Wirtschaftsleistung. Am stärksten litten die großen Tourismushochburgen im Westen unter der Pandemie, die in erster Linie von den Schließungen in der Gastronomie und Hotellerie betroffen waren. Die industrieorientierten Bundesländer und die Länder mit einer starken Baukonjunktur verzeichneten einen geringeren Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung. Aufgrund der Aufhellung der globalen Konjunktur begünstigt durch die fortschreitende Impfung der Bevölkerung bei den wichtigsten Handelspartnern Österreichs und die schrittweise Öffnung der Gastronomie und Geschäfte am 19. Mai erwarten wir ein Wirtschafts- wachstum von 3,2 Prozent für 2021. Vorausgesetzt es kommt heuer zu keinen weiteren starken Lockdown-Maßnahmen mehr. Auch 2021 wird es einen regional unterschiedlichen Konjunkturverlauf geben. Es werden in diesem Jahr wieder die Bundesländer mit hohem Industrieanteil die Nase vorne haben, während die Tourismusgebiete im Westen aufgrund des de facto Totalausfalls der Wintersaison 2020/21 nur ein unterdurchschnittliches Wachstum verzeichnen werden. Bundesländer im Kurzüberblick: ● Das Burgenland verzeichnete 2020 mit 4,7 Prozent den geringsten Rückgang der Wirtschaftsleistung. Ausschlaggebend für den unterdurchschnittlichen Wirtschaftseinbruch war eine solide Baukonjunktur und die relativ große Bedeutung des öffentlichen Sektors im Burgenland. Überdurchschnittlich stark fiel allerdings der Wertschöpfungsverlust in der burgenländischen Industrie aus. Die Arbeitslosenquote stieg 2020 auf durchschnittlich 9,4 Prozent nach 7,3 Prozent 2019. Ausblick 2021: Für heuer rechnen wir mit einer Erholung der burgenländischen Regionalwirtschaft und einem Wachstum von 3,3 Prozent im Bereich des bundesweiten Schnitts von 3,2 Prozent. Die Industrie wird angeführt von einer wiedererstarkten KFZ- Industrie deutlich positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen können. Der Bausektor bleibt eine verlässliche Konjunkturstütze für die burgenländische Wirtschaft. Wir erwarten einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 8,8 Prozent für 2021. ● In Kärnten fiel 2020 der Wirtschaftsabschwung mit -5 Prozent deutlich schwächer aus als im Bundesschnitt. Das lag in erster Linie an der relativ stabilen Industriekonjunktur und dem guten Sommertourismus im Juli und August. Der Rückgang der Wert- schöpfung der Kärntner Bauwirtschaft war im Pandemiejahr überdurchschnittlich. Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen führten 2020 zu einem starken Anstieg der Arbeitslosenquote auf 11,3 Prozent nach 8,8 Prozent ein Jahr davor. Ausblick 2021: Wir rechnen für heuer mit einem deutlich überdurchschnittlichen Wachstum der Kärntner Wirtschaft von 3,9 Pro- zent, vorausgesetzt dass es zu keinen weiteren starken Lockdowns heuer kommen wird. Der Rebound wird von einer guten In- dustriekonjunktur getragen. Der Dienstleistungssektor allen voran die Gastronomie und die Transportwirtschaft profitieren von den Öffnungen im Mai. Das verbesserte wirtschaftliche Umfeld führt voraussichtlich zu einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 10,6 Prozent. ● Niederösterreich verzeichnete 2020 einen Rückgang der regionalen Wirtschaftsleistung von 6,3 Prozent und lag damit im Be- reich des bundesweiten Durchschnitts von 6,3 Prozent. Die Industrie musste einen kräftigen Rückgang ihrer Wertschöpfung hin- nehmen, während sich die Bauwirtschaft relativ robust zeigte. Pandemiebedingt gab es auch deutliche Einbußen in der Gastro- nomie/Hotellerie und Freizeitwirtschaft. Die Arbeitslosenquote stieg 2020 auf durchschnittlich 9,4 Prozent nach 7,5 Prozent 2019. Ausblick 2021: Ein starker Rebound der niederösterreichischen Industrie ist der Hauptreiber für ein überdurchschnittliches Wirt- schaftswachstum von 3,5 Prozent im Gesamtjahr 2021. Unter der Voraussetzung, dass es zu keinen weiteren langen Lockdowns kommt, werden heuer auch der Handel, die Gastronomie und die Transportwirtschaft maßgeblich zum Wirtschaftswachstum beitragen können. Wir rechnen mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 8,7 Prozent. ● Im Industrieland Oberösterreich ging die Wirtschaftsleistung um 6,3 Prozent zurück. Im Sog einer schwächelnden Industrie erlit- ten auch unternehmensnahe Dienstleister wie z.B. Vermittlung von Arbeitskräften Wertschöpfungsverluste. Im Dienstleistungs- sektor verzeichneten vor allem Teile des Handels und die Gastronomie/Hotellerie starke Einbrüche. Die Arbeitslosenquote stieg 2020 auf 6,5 Prozent nach 4,8 Prozent 2019. UniCredit Research Seite 3
Bundesländer Überblick Zusammenfassung Ausblick 2021: Die wiedererstarkte globale Konjunktur sollte dafür sorgen, dass Oberösterreich mit der höchsten Exportquote mit 4,1 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum aller Bundesländer erreichen wird. Die Arbeitslosenquote wird voraussichtlich wieder unter die 6-Prozent-Marke fallen und mit 5,9 Prozent die niedrigste aller Bundesländer sein. ● Salzburg: Das Salzburger Land als Tourismus- und Kulturland war 2020 besonders stark von den Schließungen der Gastronomie und Kulturbetriebe betroffen. Der Einbruch der regionalen Wirtschaftsleistung war mit 7 Prozent deutlich stärker als der bundes- weite Schnitt mit 6,3 Prozent. Eine relativ robuste Industrie- und Baukonjunktur mit unterdurchschnittlichen Produktionsrück- gängen verhinderten einen noch stärkeren Einbruch. In diesem trüben Konjunkturumfeld gab es einen starken Anstieg der durch- schnittlichen Arbeitslosenquote 2020 auf 7,3 Prozent nach 4,6 Prozent 2019. Ausblick 2021: Nach dem katastrophalen Jahr 2020 für den Salzburger Tourismus wartet auch das Jahr 2021 mit widrigen Be- dingungen. Wir gehen von einem weiteren Rückgang der Nächtigungen um ein Drittel auf 13,5 Millionen aus. Eine robuste In- dustrie- und Baukonjunktur ermöglichen aber trotzdem ein positives Wirtschaftswachstum der Salzburger Regionalwirtschaft mit 2,2 Prozent in diesem Jahr. Die aufgehellte Konjunktur ermöglicht einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 6,8 Prozent 2021. ● Die Steiermark hatte im Vorjahr zusätzlich zur Coronapandemie mit einer strukturellen Krise in der für sie besonders wichtigen KFZ-Industrie zu kämpfen. Dies führte 2020 zu einem überdurchschnittlichen Wirtschaftseinbruch von 6,8 Prozent für den Wachs- tumskaiser von 2019. Der Rückgang der erzielten Wertschöpfung in der Bauwirtschaft war mit -2,2 Prozent im Bereich des bun- desweiten Schnitts. Die Arbeitslosenquote stieg von durchschnittlich 6 Prozent 2019 auf 8,4 Prozent 2020. Ausblick 2021: Die steirische Wirtschaft profitiert heuer von der wiedererstarkten globalen Konjunktur in der Sachgütererzeugung und wächst voraussichtlich kräftig um 3,8 Prozent. Falls es zu keinen weiteren längeren Lockdowns in der zweiten Jahreshälfte kommt, werden heuer auch die Gastronomie und der Handel deutlich zum Wirtschaftswachstum beitragen können. Die Konjunk- turerholung spiegelt sich auch am Arbeitsmarkt wider. Die Arbeitslosenquote wird voraussichtlich auf 7,6 Prozent sinken. ● Tirol hat den größten Tourismusanteil an der Wertschöpfung von allen Bundesländern und war deshalb am stärksten von den Maßnahmen gegen die Pandemie betroffen. Wir rechnen mit einem historischen Rückgang der Wirtschaftsleistung um real 8,7 Prozent. Im Sog des schwachen Tourismus mussten auch der Handel und die Transportwirtschaft herbe Wertschöpfungsver- luste hinnehmen. Sowohl die Industrie als auch die Bauwirtschaft verzeichneten einen im Bundesländervergleich unterdurch- schnittlichen Rückgang ihrer Produktionsleistung. Die Arbeitslosenquote stieg 2020 auf durchschnittlich 8,1 Prozent nach 4,5 Prozent 2019. Ausblick 2021: Trotz der weiterhin widrigen Bedingungen speziell im Tourismus rechnen wir mit einem leichten Wachstum von 2 Prozent. Hauptverantwortlich für die Rückkehr auf den Wachstumspfad werden heuer die Industrie, die Bauwirtschaft und die Transportwirtschaft sein. Im Tourismus werden die Nächtigungen im Gesamtjahr 2021 in unserem Szenario um weitere 30 Pro- zent auf 22,5 Millionen fallen. Wir erwarten einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 7,7 Prozent 2021. ● In Vorarlberg ermöglichte 2021 eine relativ robuste Industriekonjunktur und eine sehr gute Baukonjunktur, dass die Wirtschaft im Vergleich zu den anderen Tourismusländern im Westen mit 6,1 Prozent weniger stark schrumpfte. Der schwache Tourismus aufgrund der Lockdowns mit einem Rückgang von über 30 Prozent im Vorjahr belastete auch den stationären Einzelhandel im Ländle. Aufgrund der mit dem Coronavirus infizierten Regionalwirtschaft stieg die Arbeitslosenquote von durchschnittlich 5,3 Pro- zent auf 7,7 Prozent 2020. Ausblick 2021: Für heuer gehen wir von einem soliden Rebound der Vorarlberger Wirtschaft und einem Wachstum von real 3 Prozent aus. Eine wiedererstarke Industrie und daran hängende Dienstleistungen wie die Vermittlung von Arbeitskräften und die Transportwirtschaft bilden das Fundament für das Wachstum. In unserem wahrscheinlichsten Szenario fallen im Gesamtjahr 2021 die Nächtigungen im Tourismus um 30 Prozent auf 4,4 Millionen. Die Arbeitslosenquote dürfte heuer auf 7,3 Prozent zurückgehen. ● In Wien schrumpfte 2020 die Wirtschaft mit 5,5 Prozent trotz des starken Einbruchs im Wiener Städtetourismus unterdurch- schnittlich stark. Gründe dafür sind eine überraschend starke Industrie und der relativ hohe Anteil des öffentlichen Dienstes und der Informationstechnologie in der Bundeshauptstadt. Die Baukonjunktur war hingegen im Bundesländervergleich nur unter- durchschnittlich. Die Folgen der Pandemie waren am Wiener Arbeitsmarkt unübersehbar. Die bereits relativ hohe Arbeitslosen- quote stieg weiter auf durchschnittlich 15,1 Prozent 2020 nach 11,7 Prozent im Jahr davor. Ausblick 2021: Wir erwarten eine Erholung der Wiener Wirtschaft heuer im Bereich von 3 Prozent und gehen von einem weiterhin robusten Wachstum der Wiener Industrie aus. Der Handel sollte heuer wieder den Rebound schaffen und auf den Wachstumspfad zurückkehren. Die Nächtigungen werden aber auch heuer auf sehr niedrigem Niveau verharren. Die verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führen 2021 zu einem Rückgang der durchschnittlichen Arbeitslosenquote auf 14,1 Prozent. Sie bleibt damit weiterhin auf sehr hohem Niveau. UniCredit Research Seite 4
Bundesländer Überblick Wirtschaftstrends Wirtschaftstrends in den Bundesländern 2020 historischer Einbruch in allen Bundesländern Die Maßnahmen gegen die Pandemie mit den harten Lockdowns beginnend im März und No- vember des Vorjahres verursachten in Österreich mit einem Wirtschaftseinbruch von 6,3 Prozent Tourismushochburgen im Wes- die größte Rezession in Friedenszeiten seit der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre. Alle ten am stärksten betroffen Bundesländer verzeichneten 2020 eine Rezession für die Geschichtsbücher. Je nach Branchen- struktur in den einzelnen Bundesländern variierte die Stärke des Wirtschaftseinbruchs. Am stärksten waren die Tourismushochburgen im Westen von den Pandemie-Maßnahmen betrof- fen, während die Regionen mit höherem Industrieanteil bzw. größerem öffentlichen Sektor et- was besser durch die Krise kamen. Das Burgenland mit dem höchsten Anteil des relativ krisensi- cheren öffentlichen Sektors verzeichnete 2020 mit 4,7 Prozent den geringsten Rückgang der re- gionale Wertschöpfung. Tirol mit dem höchsten Tourismusanteil aller Bundesländer war mit mi- nus 8,7 Prozent der Wirtschaftsleistung am schlimmsten von der Pandemie betroffen. Besser Burgenland und Tirol mit als der bundesweite Schnitt von -6,3 Prozent entwickelten sich zusätzlich zum Burgenland auch schwächstem bzw. stärkstem Kärnten mit -5 Prozent, Wien (-5,5 Prozent), Vorarlberg (-6,1 Prozent) sowie recht knapp Nieder- Rückgang der Wirtschaftsleis- österreich und Oberösterreich (jeweils -6,3 Prozent), die neben der teilweise günstigeren Bran- tung chenstruktur von einer relativ guten Entwicklung entweder in der Industrie oder in der Bauwirt- schaft profitierten. Neben den Tourismushochburgen Tirol und Salzburg (-7,0 Prozent) war auch im Industrieland Steiermark mit - 6,8 Prozent die Rezession überdurchschnittlich stark. In der Steiermark kam neben der Pandemie eine strukturelle Krise in der wichtigen Fahrzeugindustrie hinzu. Massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit Der Arbeitsmarkt ist meist ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung. Den größten relati- ven Anstieg der Arbeitslosenzahl gab es 2020 in Tirol und Salzburg, die auch den größten Rück- gang ihrer Wirtschaftsleistung verzeichneten. Österreichweit stieg die Arbeitslosenquote von In allen Bundesländern stieg 7,4 Prozent 2019 auf durchschnittlich 9,9 Prozent im Pandemiejahr 2020. Absolut erhöhte sich die Arbeitslosenquote auf his- die Zahl der Arbeitslosen inkl. Schulungsteilnehmer im Vorjahr um mehr als 103.000 Personen torische Höhen auf durchschnittlich fast 467.000. Es wurden 2020 neue Kurzarbeitsbestimmungen eingeführt, um möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. Von März bis Dezember des Vorjahres waren österreichweit knapp 12 Prozent der Ak- tiv-Beschäftigten in Kurzarbeit. In Kärnten war der Anteil am geringsten mit knapp 9 Prozent, in Oberösterreich war er mit fast 14 Prozent am höchsten. Beim Beschäftigungsrückgang, der österreichweit 2020 bei -2,1 Prozent lag, waren die westli- chen Bundesländer Tirol (-4,3 Prozent) und Salzburg (-3,3 Prozent) ebenfalls am stärksten be- troffen. REGIONALE WIRTSCHAFTSENTWICKLUNGEN 2020 MIT PROGNOSEN FÜR 2021 Wirtschaftsentwicklung in den Bundesländern nach Sektoren Wirtschaftswachstum in den Bundesländern (Schätzung 2020, reale Veränderung zum Vorjahr) (Reale Veränderung zum Vorjahr in %) 2 6 2020s 2021p 3,9 4,1 3,8 3,3 3,5 3,2 4 3,0 3,0 0 2,2 2,0 2 -2 0 -4 -2 -6 -4 -6 -4,7 -5,0 -8 -5,5 -6,1 -6,3 -6,3 -6,3 -8 -6,8 -7,0 -10 -10 -8,7 B K W V OÖ NÖ ST S T Ö Industrie/Wasser u. Energie Bauwirtschaft Handel/Verkehr/Tourismus B K W V OÖ NÖ ST S T Ö Immobilien/Finanzdienstl. wirtschaftl. DL öffentl. Bereich s....Schätzung p...Prognose Quelle: Statistik Austria, UniCredit Research UniCredit Research Seite 5
Bundesländer Überblick Wirtschaftstrends Industrie konnte sich im bereits im zweiten Halbjahr wieder erholen Nach einem kurzen massiven Einbruch der österreichischen Sachgütererzeugung mit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 passten sich die Industrieunternehmen relativ rasch an die geän- Mit Ausnahme von Wien derten Rahmenbedingungen an. Trotzdem gab es über das gesamte Jahr einen realen Wertschöp- überall Wertschöpfungsver- fungsverlust von 7,1 Prozent im Bereich Herstellung von Waren. Mit Ausnahme von Wien verzeich- luste in der Industrie neten alle Bundesländer einen Wertschöpfungsrückgang in der Industrie. Am stärksten drehten Niederösterreich und die Steiermark ins Minus mit Wertschöpfungsverlusten von deutlich über 10 Prozent. Relativ robuste Baukonjunktur Im Vergleich zur Industrie kam die österreichische Bauwirtschaft im Vorjahr mit einem Wertschöp- fungsverlust von 2,1 Prozent besser durch die Krise. Der Bausektor ist weniger stark von der globa- Wertschöpfungsplus beim len Konjunktur abhängig und konnte deshalb sehr rasch wieder auf Vorkrisenniveau produzieren. Bau in Vorarlberg und Salz- Trotz Pandemie gab es ein Wertschöpfungsplus beim Bau in Vorarlberg und Salzburg. Einen über- burg durchschnittlichen Rückgang der abgesetzten Produktion meldeten die Bauunternehmen in Wien und Kärnten. Viele Verlierer und wenige Gewinner im Dienstleistungssektor Innerhalb des Dienstleistungssektors, der im Vorjahr real 6,5 Prozent an Wertschöpfungsverlust verzeichnete, zeigte sich ein äußerst heterogenes Bild. Je nach Stärkefeldern der einzelnen Bundes- länder war die regionale Entwicklung bei den Dienstleistungen sehr unterschiedlich. Tirol und Salz- Massive Verluste im Touris- burg - als Tourismushochburgen - mussten den größten Rückgang der Wirtschaftsleistung im mus und Freizeitwirtschaft Dienstleistungssektor im Bereich von -10 Prozent bzw. von -8 Prozent hinnehmen. In Bundeslän- dern wie dem Burgenland und Kärnten mit relativ hohem Wertschöpfungsanteil des öffentlichen Sektors war der Wirtschaftseinbruch im tertiären Sektor nur halb so hoch. In allen Bundesländern gab es neben dem Tourismus auch in der Freizeitwirtschaft, in Teilen des Handels und in der Transportwirtschaft massive Wertschöpfungsverluste. Ein Wachstum in allen Regionen gab es hin- gegen in der Informationstechnologie sowie im Immobilien- und Finanzwesen. Ausblick 2021: Unterschiedlich starke Erholung in den Bundesländern Aufgrund der aufgehellten Konjunktur im ersten Quartal 2021 und der besseren Stimmung unter anderem wegen der Öffnungsschritte im Mai und des Impffortschritts rechnen wir mit einem Wirt- schaftswachstum für heuer von real 3,2 Prozent. Es werden 2021 voraussichtlich alle Bundeslän- der auf den Wachstumspfad zurückkehren, wobei der Grad der Erholung sehr unterschiedlich aus- fallen wird. Die industrieorientierten Bundesländer wie Oberösterreich und die Steiermark mit einer hohen Exportquote profitieren heuer von der stark verbesserten globalen Konjunktur mit einem Wachstum im Bereich von 4 Prozent, während Tirol und Salzburg nach dem de facto Totalausfall Arbeitslosenquote sollte der vergangenen Wintersaison im Tourismus nur relativ schwach im Bereich von 2 Prozent wach- heuer in allen Bundesländern sen. Neben Oberösterreich und Steiermark erwarten wir auch für Kärnten ein deutlich überdurch- sinken schnittliches Wachstum von fast 4 Prozent. Das Wirtschaftswachstum der restlichen Bundesländer wird voraussichtlich nahe des bundesweiten Durchschnitts von 3,2 Prozent liegen. Damit dürfte 2021 kein Bundesland das Vorkrisenniveau erreichen. Vorausgesetzt es kommt zu keinen weiteren längeren Lockdowns, sollte die in allen Bundesländern sehr hohe Arbeitslosenquote überall wieder sinken. In allen Regionen wird sie aber mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin deutlich höher sein als im Vorkrisenjahr 2019. Wie schon im Vorjahr dürfte Oberösterreich mit 5,9 Prozent die geringste Arbeitslosenquote erreichen. Schlusslicht bleibt nach unseren Erwartungen Wien mit 14,1 Prozent. UniCredit Research Seite 6
Bundesländer Überblick Burgenland Länderdetails Burgenland 2020 mit Wirtschaftseinbruch von fast 5 Prozent ■ 2020 geschätzter Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,7 Prozent ■ Stärkster Einbruch im Tourismus und Freizeitwirtschaft ■ Auch Industrie spürte die Auswirkungen der Pandemie schmerzhaft ■ Bauwirtschaft erwies sich als stabiles Fundament im Burgenland ■ Kräftiger Anstieg der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 9,4 Prozent im Vorjahr ■ Ausblick 2021: Erholung der Wirtschaft im Bereich über 3 Prozent erwartet In aller Kürze Wie in allen anderen Bundesländern waren 2020 auch im Burgenland vor allem die körpernahen Dienstleistungen von den Lockdown-Maßnahmen aufgrund der Coronapandemie am stärksten betroffen. Eine relativ robuste Baukonjunktur sorgte dafür, dass der Rückgang der Wirtschafts- leistung im Vorjahr im Burgenland mit 4,7 Prozent am geringsten ausfiel. Die Bereiche Gastro- Wirtschaftseinbruch im Bur- nomie und die Freizeitwirtschaft bzw. sonstige Dienstleistungen wie z.B. Friseure waren für fast genland am geringsten die Hälfte des Wirtschaftseinbruchs von fast 5 Prozent verantwortlich. Die burgenländischen In- dustriebetriebe spürten vor allem die Schließungen im ersten Lockdown im April und Mai, konn- ten sich aber relativ schnell wieder erholen. Trotzdem ging die Wertschöpfung in der Industrie um etwa 10 Prozent zurück. Der weltweite Wirtschaftseinbruch führte zu einem Rückgang der burgenländischen Warenexporte von über 5 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Für heuer rechnen wir mit einer Erholung des Bruttoregionalprodukts von etwa 3 Prozent, d.h. dass das Vorkrisenni- veau der Wirtschaftsleistung im Jahr 2019 heuer noch nicht erreicht wird. Arbeitsmarkt spiegelt Wirtschaftseinbruch wider 2020 stieg die Zahl der arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer um 23,7 Prozent auf 12.500. Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren alle Branchen betroffen, wobei er am stärksten 2020 mit kräftigem Anstieg der im Tourismus und Handel ausfiel, die zusammen einen Arbeitslosenzuwachs von fast 1.000 Arbeitslosenquote auf durch- Menschen verzeichnen mussten. Die wirtschaftlichen Dienstleistungen wie die Vermittlung von schnittlich 9,4 Prozent Arbeitskräften und Gebäudebetreuung, die Industrie und die Bauwirtschaft waren ebenfalls von stark steigender Arbeitslosigkeit betroffen. Der Beschäftigungsrückgang fiel im Vorjahr mit 0,8 Prozent deutlich schwächer aus als in Gesamtösterreich mit 2,1 Prozent. Das lag vor allem daran, dass im Burgenland die Beschäftigung im öffentlichen Bereich wie Verwaltung und Ge- REALE VERÄNDERUNG DER WERTSCHÖPFUNG UND ARBEITSLOSENENTWICKLUNG NACH BRANCHEN Wachstum 2020 der Branchen mit Anteilen an der gesamten Arbeitslosenentwicklung nach Branchen 2020 Wertschöpfung 10% 25% 16.000 14% 14.000 12% 0% 20% 12.000 10% -10% -4,7% -6,3% 15% 10.000 8% 8.000 -20% 10% 6% 6.000 4.000 4% -30% 5% 2.000 2% -40% 0% 0 0% Jän Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Industrie Bau Handel Verkehr Tourimus Unternehm. DL Burgenland: Wachstum in % Österreich: Wachstum in % Öffentl. Bereich Kunst/Freizeit REST Anteil am BIP (r.A) Anteil am BIP (r.A) AL-Quote (r.A.) Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der SV-Träger, UniCredit Research UniCredit Research Seite 7
Bundesländer Überblick Burgenland sundheitswesen deutlich anstieg. Der Wirtschaftseinbruch aufgrund der Pandemie führte im Vorjahr im Burgenland zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote um über 2 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent. Konjunktureinbruch in der burgenländischen Industrie überdurchschnittlich stark Der reale Wertschöpfungsverlust der burgenländischen Industrie lag im Vorjahr bei 10 Prozent und war damit deutlich kräftiger als in Gesamtösterreich mit einem Rückgang von 7,2 Prozent. Die Fahrzeug- und Getränkeindustrie mussten die stärksten Einbußen hinnehmen. Die KFZ-In- Wertschöpfung der Industrie dustrie war neben der Pandemie zusätzlich noch von einer strukturellen Krise betroffen. Die ging 10 Prozent zurück Getränkehersteller litten vor allem unter den Schließungen der Gastronomie. In der Elektroin- dustrie lag der prozentuelle Produktionsrückgang ebenfalls im zweistelligen Bereich und sie war hauptverantwortlich dafür, dass sich 2020 die Warenexporte Burgenlands voraussichtlich um über 5 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro verringerten. Damit fiel allerdings der Exportrück- gang deutlich schwächer aus als bundesweit mit einem Minus von 7,5 Prozent. In der Nah- rungsmittel-, Metall- und Kunststoffindustrie gab es den größten Anstieg der Arbeitslosenzahl. Bau: Nur leichtes Minus der Bauwirtschaft Im Burgenland ging im Vorjahr die von der Bauwirtschaft erzielte Wertschöpfung mit 0,5 Pro- zent deutlich geringer zurück als in Gesamtösterreich mit einem Rückgang von 2,3 Prozent. Tiefbau und Baugewerbe mit so- Der Tiefbau – z.B. Bau der Schnellstraße S7 – und die Bauinstallationen konnten das starke Mi- lider Konjunktur nus im Wohnungsbau zum Teil wettmachen. Die abgesetzte Produktion im Hochbau, der vor allem im ersten Lockdown im März und April stark betroffen war, ging im Gesamtjahr 2020 um über 7 Prozent auf knapp 400 Millionen Euro zurück. Im Baugewerbe stieg die Zahl der Ar- beitslosen um 180 und war damit für etwa 70 Prozent des gesamten Anstiegs der Arbeitslo- sigkeit am Bau verantwortlich. Dienstleistungen: Relativ gute Sommersaison im Tourismus Der burgenländische Tourismus war im Vorjahr wie alle anderen Bundesländer stark von den pandemiebedingten Schließungen betroffen. Die Nächtigungen gingen um 27,3 Prozent auf 2,8 Millionen zurück. Aufgrund des hohen Inländeranteils bei den Touristen fiel der Rückgang deutlich schwächer aus als vergleichsweise in den westlichen Bundesländern. Auch der Handel Burgenländischer Dienstleis- im Burgenland kam lt. KMU-Forschung mit einem realen Minus von 2,7 Prozent besser durch tungsektor zeigte sich relativ kri- die Krise als in Gesamtösterreich mit -3,5 Prozent. Die unternehmensnahen Dienstleistungs- senrobust sektoren, zu denen die Vermittlung von Arbeitskräften zählt, sowie Verkehr und Lagerei waren ebenfalls massiv von den Lockdown-Maßnahmen betroffen. Einzig das Immobilienwesen zeigte sich krisenresistent mit einem deutlichen Plus der Wertschöpfung im Bereich von 3 Pro- zent. Am burgenländischen tertiären Arbeitsmarkt wirkten sich die Lockdown-Maßnahmen am stärksten im Tourismus, in der Freizeitwirtschaft/Kultur und im Handel aus, wo die Arbeitslo- sigkeit um 30 Prozent und mehr anstieg. REGIONALINIDIKATOREN (NUTS-3-REGIONEN UND BEZIRKE) Burgenland Einwohner Veränd. zum VJ jährl. Veränd. Regionalprodukt Veränd. zum VJ jährl. Veränd. pro Kopf pro Kopf (in Tsd, 2020) (in %) (in %, 2003-2020) (in Mio, 2018) (nominell, in %) (nom., 2001-2018) (in Tsd, 2018) (B=100) Mittelburgenland 37,4 -0,3 -0,1 1.004 0,1 3,0 26,7 86,9 Nordburgenland 160,1 0,7 0,7 5.300 3,4 4,0 33,6 109,4 Südburgenland 97,0 0,1 0,0 2.678 2,1 3,1 27,6 89,8 Unselbst. Beschäftigte* Veränd. zum VJ jährl. Veränd. Arbeitslose Veränd. zum VJ jährl. Veränd. AL-Quote Veränd. zum VJ (in Tsd, 2020) (in %) (in %, 2010-2020) (2020) (in %) (in %, 2010-2020) (2020) (abs., in PP) Eisenstadt 25,3 -1,0 0,6 2.073 32,5 5,1 7,6% 1,8 Mattersburg 16,9 -1,3 0,8 1.551 29,0 3,5 8,4% 1,8 Neusiedl am See 21,6 -1,8 0,5 2.005 35,7 5,3 8,5% 2,2 Oberpullendorf 14,4 -1,1 0,0 1.295 23,2 1,9 8,2% 1,5 Oberwart 21,0 -1,6 0,2 2.416 26,3 1,1 10,3% 2,1 Stegersbach 9,1 -2,4 0,0 984 27,9 2,8 9,8% 2,1 Jennersdorf 6,7 -2,6 -0,1 624 44,6 2,4 8,5% 2,6 *wohnortbezogen Quelle: Statistisk Austria, UniCredit Research UniCredit Research Seite 8
Bundesländer Überblick Burgenland Ausblick 2021: Wirtschaft wieder auf Wachstumspfad Nach dem pandemiebedingten Wirtschaftseinbruch von fast 5 Prozent im Vorjahr wird die bur- genländische Wirtschaft heuer mit 3,3 Prozent wieder deutlich wachsen. Bundesweit rechnen wir für 2021 mit einem Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent, vorausgesetzt es kommt nach den Öffnungen am 19. Mai zu keinen Lockdowns mehr. Trotz der Pandemie-Maßnahmen, u.a. mit den Burgenländische Wirtschaft sollte heuer im Bereich von Schließungen von Restaurants und Hotels im ersten Halbjahr, wird es aufgrund einer starken Er- 3 Prozent wachsen holung im zweiten Halbjahr ein kräftiges Wachstum im Gesamtjahr 2021 in der Gastronomie ge- ben. Im Tourismus ermöglicht der „grüne Pass“, dass wieder mehr Touristen aus EU-Ländern ih- ren Urlaub im Burgenland verbringen. Für die Sommersaison von Mai bis Oktober gehen wir von einem Übernachtungsplus von über 5 Prozent gegenüber den Sommer 2020 aus. Aufgrund der schwachen Wintersaison 2020/2021 würde dies ein leichtes Nächtigungsminus im Gesamtjahr 2021 bedeuten. Auch die burgenländische Industrie angeführt von der KFZ-Zulieferindustrie wird heuer nach dem Produktionseinbruch im Vorjahr wieder deutlich positiv zum Wirtschaftswachs- tum beitragen können. Die gute Industriekonjunktur erzeugt auch einen Rückenwind für unter- Leichtes Nächtigungsplus im Sommer nehmensnahe Dienstleistungen wie z.B. die Vermittlung von Arbeitskräften sowie Verkehr und Lagerei, die ebenfalls wieder stark wachsen werden. Bauprojekte wie beispielsweise der Bau der Schnellstraße S7 sollten für die notwendige Unterstützung der Baukonjunktur sorgen. Beim Han- del sind wir ebenfalls optimistisch, dass nach den Öffnungsschritten im Mai im Gesamtjahr 2021 ein positives Wachstum verzeichnet werden kann. Der öffentliche Sektor hat im Burgenland eine relativ hohe Bedeutung und leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Wachstum des Brutto- regionalprodukts. Die wirtschaftliche Erholung spiegelt sich auch am Arbeitsmarkt wider. Wir rechnen mit einem Beschäftigungswachstum von 1,5 Prozent im Vergleich zu 0,6 Prozent bundesweit und mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 8,8 Prozent im Gesamtjahr 2021 nach dem historischen Hoch von 9,4 Prozent im Krisenjahr 2020. AUSGEWÄHLTE INDIKATOREN Länderschnitt Länderschnitt bzw. Österreich bzw. Österreich 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020s 2019 2020 BIP (in Mio EUR) 7.737 8.041 8.354 8.772 9.006 9.276 9.025 397.575 377.297 BIP pro Kopf (in EUR) 26.900 27.800 28.600 30.000 30.700 31.600 30.600 44.800 42.300 BIP pro Kopf (in % von Österreich) 69,0 69,7 69,9 71,4 70,4 70,5 72,3 100,0 100,0 BIP (reale Vrdg. zum VJ in %) 0,4 1,0 1,5 3,3 0,7 1,6 -4,7 1,4 -6,3 Beschäftigung (absolut in Tsd) 98,6 99,8 100,9 102,7 104,6 106,0 105,2 3.797,3 3.717,2 Beschäftigung (Vrdg. zum VJ in %) 1,4 1,2 1,1 1,8 1,8 1,4 -0,8 1,5 -2,1 Arbeitslose inkl. Schulung (absolut in Tsd) 11,8 12,1 12,2 11,5 10,6 10,1 12,6 363,3 466,7 Arbeitslose inkl. Schulung (Vrdg. zum VJ in %) 5,5 2,5 0,7 -5,7 -7,7 -4,4 23,7 -4,6 28,5 Arbeitslosenquote (Jahresdurchschnitt in %) 8,9 9,3 9,3 8,6 7,7 7,3 9,4 7,4 9,9 Warenexporte (in Mio EUR) 1.996 2.086 2.025 2.205 2.317 2.342 2.219 153.502 141.933 Warenexporte (Vrdg. zum VJ in %) 1,6 4,5 -2,9 8,9 5,1 1,1 -5,3 2,3 -7,5 Exportquote (Warenexporte in % des BIP) 25,8 25,9 24,2 25,1 25,7 25,2 24,6 38,6 37,6 Warenimporte (in Mio EUR) 2.741 2.615 2.473 2.525 2.606 2.770 2.517 157.817 144.203 Warenimporte (Vrdg. zum VJ in %) 4,7 -4,6 -5,4 2,1 3,2 6,3 -9,1 1,1 -8,6 Handelsbilanz (in Mio EUR) -745 -529 -448 -320 -288 -428 -298,04 -4315,6 - 2.270,0 Handelsbilanz (in % des BIP) -9,6 -6,6 -5,4 -3,6 -3,2 -4,6 -3,3 -1,1 -0,6 Übernachtungen (in Tsd) 2.913 2.914 3.084 3.093 3.050 3.144 2.287 152.709 97.876 Übernachtungen (Vrdg. zum VJ in %) 2,1 0,0 5,8 0,3 -1,4 3,1 -27,3 1,9 -35,9 Budgetsaldo (ESVG 2010, in Mio EUR)* 94,9 111,7 60,4 65,2 85,6 -25,0 -19,4 730,3 -2850,2 Budgetsaldo (ESVG 2010, in % des BIP)* 1,2 1,4 0,7 0,7 0,9 -0,3 -0,2 0,2 -0,8 Öffentliche Verschuldung (ESVG 2010, in Mio EUR)* 1.063 1.054 1.032 1.020 1.016 1.011 1.094 28.437 30.937 Öffentliche Verschuldung in % des BIP (ESVG 2010)* 13,7 13,1 12,3 11,6 11,3 10,9 12,1 7,2 8,2 Öffentliche Verschuldung pro Kopf (ESVG 2010)* 3.694 3.644 3.537 3.490 3.469 3.439 3.710 3.203 3.471 *ohne Gemeinden s: teilweise Schätzungen Quelle: AMS, HV d. SV-Träger, Statistik Austria, UniCredit Research UniCredit Research Seite 9
Bundesländer Überblick Kärnten Kärnten 2020 schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 5 Prozent ■ In Kärnten war der pandemiebedingte Wirtschaftseinbruch schwächer als bundesweit ■ Trotz Krise relativ robuste Industriekonjunktur ■ Rückgang der Bauleistung war stärker als in Gesamtösterreich ■ Tourismus und Verkehrswirtschaft im Dienstleistungsbereich am stärksten betroffen ■ 2020 mit deutlichem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 11,3 Prozent ■ Ausblick 2021: Kräftiges Wirtschaftswachstum erwartet In aller Kürze Auch in Kärnten verzeichnete der Tourismus im Vorjahr trotz einer relativ guten Sommersaison den stärksten Einbruch. Die Bereiche Gastgewerbe/Hotellerie und Freizeitwirtschaft/Kultur trugen etwa ein Drittel zum gesamten Rückgang der Wirtschaftsleistung bei. Die Sektoren Verkehr und Relativ robuste Industriekon- Lagerei sowie der Handel waren ebenfalls massiv von den Lockdown-Maßnahmen aufgrund der junktur Coronapandemie betroffen. Die Wertschöpfung der Kärntner Industrie und Bauwirtschaft ging 2020 ebenfalls zurück, wobei der Rückgang in der Industrie mit -3,7 Prozent unterdurchschnitt- lich war und beim Bau mit -5,1 Prozent stärker ausfiel als in Gesamtösterreich. Die Warenexporte aus Kärnten sind im Vorjahr um 6,3 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro gefallen. Für 2021 gehen wir von einem Wirtschaftswachstum im Bereich von fast 4 Prozent aus. 2020 treibt die Pandemie Arbeitslosenquote auf historisches Hoch Im Vorjahr stieg die Zahl der Arbeitslosen in Kärnten um 6.000 Personen oder fast 30 Prozent auf durchschnittlich 26.800. Zusätzlich waren lt. AMS von März bis November 2020 durchschnittlich 2020 kam ein Drittel aller 8,7 Prozent aller Aktiv-Beschäftigten in Kurzarbeit. Ein Drittel der neuen Arbeitslosen kommt neuen Arbeitslosen vom Tou- vom Tourismus. Eine starke Steigerung gab es auch im Handel, in der Bauwirtschaft, bei der Ver- rismus mittlung von Arbeitskräften und Gebäudebetreuung. 2020 betrug die durchschnittliche Arbeitslo- senquote 11,3 Prozent im Vergleich zu 8,8 Prozent ein Jahr davor. Das ist deutlich über dem Ös- terreichschnitt von 9,9 Prozent. Die Beschäftigung ging um über 6.000 Personen oder 2,8 Prozent (Ö: -2,1 Prozent) auf knapp 210.000 zurück, dabei ist für fast die Hälfte des Beschäftigungsrück- gangs der Tourismus verantwortlich. Nur relativ kleines Minus in der Industrie Die Kärntner Sachgüterindustrie verzeichnete 2020 einen Rückgang der abgesetzten Produktion um 4 Prozent im Vergleich zu einem bundesweiten Minus von 7,5 Prozent. Die relativ gute Per- REALE VERÄNDERUNG DER WERTSCHÖPFUNG UND ARBEITSLOSENENTWICKLUNG NACH BRANCHEN Wachstum 2020 der Branchen mit Anteilen an der gesamten Arbeitslosenentwicklung nach Branchen Wertschöpfung 10% 25% 40.000 20% 35.000 0% 20% 30.000 15% -10% -5,0% -6,3% 15% 25.000 20.000 10% -20% 10% 15.000 -30% 5% 10.000 5% 5.000 -40% 0% 0 0% Jän Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Industrie Bau Handel Verkehr Tourimus Unternehm. DL Kärnten: Wachstum in % Österreich: Wachstum in % Öffentl. Bereich Kunst/Freizeit REST Anteil am BIP (r.A) Anteil am BIP (r.A) AL-Quote (r.A.) Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der SV-Träger, UniCredit Research UniCredit Research Seite 10
Bundesländer Überblick Kärnten formance ist in erster Linie auf die für Kärnten wichtige Elektronikindustrie zurückzuführen, die ihre Produktionsleistung im Vorjahr ausbauen konnte. Weniger gut lief es für die Metall- und Schwächere Exporte von Ma- Glasindustrie, deren Produktion stark schrumpfte. Die Getränkeindustrie war von den Schließun- schinen und Holz gen in der Gastronomie stark negativ betroffen. Die Kärntner Warenexporte sind 2020 voraus- sichtlich um 6,3 Prozent auf 7 Milliarden Euro gesunken verglichen mit einem Minus von 7,5 Prozent in Österreich. Die Maschinen- und Holzindustrie als Stärkefelder der Kärntner Exportin- dustrie litten am meisten unter der Exportschwäche aufgrund des pandemiebedingten globalen Konjunkturtiefs. Absolut gesehen stieg die Arbeitslosenzahl im niedrigen dreistelligen Bereich am stärksten in der Metall- und Nahrungsmittelindustrie. Bau: Kärntner Hochbau im Tief 2020 ist die Wertschöpfung der Kärntner Bauwirtschaft im Bereich von 5 Prozent gesunken. Der schwache Hochbau war maßgeblich verantwortlich für den Rückgang. Die abgesetzte Produktion 2020 Kärntner Bauwirtschaft der Kärntner Baubetriebe gingen im Vorjahr um fast 6 Prozent auf 3,1 Milliarden zurück, wobei mit deutlichen Wertschöp- die Produktion im Hochbau um über 7 Prozent auf knapp über 1 Milliarde zurückging. Die relativ fungsrückgang schwache Baukonjunktur zeigte sich auch am Arbeitsmarkt. Die Baubeschäftigung ging 2020 erstmals seit 2015 zurück nämlich um 1,1 Prozent auf knapp 16.000. Gleichzeitig stieg die Ar- beitslosigkeit am Bau um über 20 Prozent bzw. 500 Personen auf knapp 3.000. Dienstleistungen: Eine halbe Milliarde weniger Wertschöpfung In Kärnten ging 2020 die Wirtschaftsleistung im Tourismus, in der Freizeitwirtschaft/Kultur und im Verkehrswesen zwischen 15 Prozent und 20 Prozent zurück. Im Handel lief es mit einem Wertschöpfungsverlust von knapp 6 Prozent etwas besser. Insgesamt war der Rückgang im terti- Tourismus und Freizeitwirt- ären Sektor mit etwa 500 Millionen Euro beträchtlich, wobei für knapp die Hälfte der Tourismus schaft von Schließungen stark betroffen und die Freizeitwirtschaft verantwortlich waren. Ebenfalls stark betroffen waren die unterneh- mensnahen Dienstleistungen wie Vermittlung von Arbeitskräften und die Gebäudebetreuung. Auf der positiven Seite standen im Vorjahr das Gesundheits- und Immobilienwesen und die IT, die trotz Lockdown die Wirtschaftsleistung sogar deutlich ausbauen konnten. Dementsprechend stark war 2020 der tertiäre Arbeitsmarkt vom Wirtschaftseinbruch gebeutelt. Mehr als 90 Pro- zent der 6.000 im Vorjahr neu entstandenen Arbeitslosen kam vom Dienstleistungssektor. Ausblick 2021: Kärtner Wirtschaft erholt sich wieder nach Einbruch Nach dem starken Einbruch im Vorjahr wird die Kärtner Wirtschaft heuer um fast 4 Prozent wachsen unter der Voraussetzung eines günstigen Infektionsverlaufs, der keine neuerliche Ver- schärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie im zweiten Halbjahr notwendig wer- Wirtschaftswachstum von den lässt. Den größten Rebound Effekt wird es erwartungsgemäß in einigen Branchen des 4 Prozent erwartet Dienstleistungssektors geben. Nach einem Rückgang der Wertschöpfung im tertiären Sektor von über 5 Prozent wird heuer die Wirtschaftsleistung aller Dienstleistungssektoren real um deutlich über 3 Prozent wachsen. REGIONALINIDIKATOREN (NUTS-3-REGIONEN UND BEZIRKE) Kärnten Einwohner Veränd. zum VJ jährl. Veränd. Regionalprodukt Veränd. zum VJ jährl. Veränd. pro Kopf pro Kopf (in Tsd, 2020) (in %) (in %, 2003-2020) (in Mio, 2018) (nom inell, in %) (nom ., 2001-2018) (in Tsd, 2018) (K=100) Klagenfurt-Villach 288,8 0,5 0,4 12.364 5,7 3,0 43,1 115,4 Oberkärnten 123,8 -0,3 -0,3 3.558 2,4 2,3 28,6 76,5 Unterkärnten 148,7 -0,3 -0,4 5.041 6,4 3,6 33,6 90,0 Unselbst. Beschäftigte* Veränd. zum VJ jährl. Veränd. Arbeitslose Veränd. zum VJ jährl. Veränd. AL-Quote Veränd. zum VJ (in Tsd, 2020) (in %) (in %, 2010-2020) (2020) (in %) (in %, 2010-2020) (2020) (abs., in PP) Feldkirchen 11,1 -3,2 -0,1 1.191 32,9 2,9 9,7% 2,4 Hermagor 6,4 -4,2 -0,4 588 43,3 2,0 8,4% 2,6 Klagenfurt 62,2 -2,0 0,5 8.122 26,1 4,6 11,5% 2,3 Spittal/Drau 27,3 -3,8 -0,2 3.912 28,3 1,5 12,5% 2,8 St. Veit/Glan 20,2 -2,6 -0,2 2.082 32,0 1,4 9,3% 2,3 Villach 48,8 -2,4 0,6 6.814 27,2 2,8 12,3% 2,6 Völkermarkt 15,3 -3,8 -0,3 2.152 31,8 2,6 12,3% 3,0 Wolfsberg 20,3 -3,7 -0,3 1.887 36,3 0,1 8,5% 2,3 *wohnortbezogen Quelle: Statistisk Austria, UniCredit Research UniCredit Research Seite 11
Bundesländer Überblick Kärnten Die Branchen mit der stärksten wirtschaftlichen Erholung werden die Gastronomie, die Transport- wirtschaft und die Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen wie z.B. die Vermittlung von Arbeitskräften sein. Im Tourismus rechnen wir nach dem starken Nächtigungsrückgang im Winter von 82,5 Prozent mit einer Sommersaison (Mai bis Oktober) im Bereich des Vorjahres. Nach der EU-Einigung auf den „grünen“ Pass wird es ein Nächtigungsplus bei Gästen aus der EU geben, allerdings werden Die Arbeitslosenquote bleibt auf die für Kärnten wichtigen inländischen Touristen wieder vermehrt u.a. die Adriastrände aufsu- hohem Niveau chen. Im Gesamtjahr 2021 werden die Nächtigungen voraussichtlich um fast 15 Prozent zurück- gehen. Die nominelle Wertschöpfung aller Kärntner Dienstleistungssektor wird heuer etwa 12,2 Milliarden betragen und damit knapp 350 Millionen Euro höher sein als letztes Jahr. Auch für die Industrie, die 2020 mit einem Wertschöpfungsminus von 3 Prozent relativ gut durch die Krise gekommen ist, erwarten wir für heuer mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung von über 5 Prozent ein kräftiges Wachstum. Angeführt wird die gute Industriekonjunktur im südlichs- ten Bundesland durch die Elektronikindustrie und den Maschinenbau. Der Wirtschaftsaufschwung macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Arbeitslosenquote bleibt aber mit durchschnittlich 10,6 Prozent auf hohem Niveau nach 11,3 Prozent im Vorjahr. Das Beschäftigungswachstum wird voraussichtlich mit 0,5 Prozent leicht unter dem bundeswei- ten Schnitt von 0,6 Prozent liegen. AUSGEWÄHLTE INDIKATOREN Länderschnitt Länderschnitt bzw. Österreich bzw. Österreich 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020s 2019 2020 BIP (in Mio EUR) 18.420 18.718 19.121 19.881 20.882 21.514 20.724 397.575 377.297 BIP pro Kopf (in EUR) 33.100 33.500 34.100 35.400 37.200 38.300 36.700 44.800 42.300 BIP pro Kopf (in % von Österreich) 84,9 84,0 83,4 84,3 85,3 85,5 86,8 100,0 100,0 BIP (reale Vrdg. zum VJ in %) 0,5 -0,4 0,5 3,6 3,9 0,8 -5,0 1,4 -6,3 Beschäftigung (absolut in Tsd) 204,5 205,3 207,5 210,4 214,0 216,0 209,9 3.797,3 3.717,2 Beschäftigung (Vrdg. zum VJ in %) -0,4 0,4 1,1 1,4 1,7 0,9 -2,8 1,5 -2,1 Arbeitslose inkl. Schulung (absolut in Tsd) 28,3 29,0 28,5 27,1 24,6 23,3 29,2 363,3 466,7 Arbeitslose inkl. Schulung (Vrdg. zum VJ in %) 6,0 2,3 -1,5 -5,1 -9,1 -5,2 25,0 -4,6 28,5 Arbeitslosenquote (Jahresdurchschnitt in %) 10,8 11,1 10,9 10,2 9,2 8,8 11,3 7,4 9,9 Warenexporte (in Mio EUR) 6.722 7.137 7.016 7.546 8.092 7.423 6.954 153.502 141.933 Warenexporte (Vrdg. zum VJ in %) 5,3 6,2 -1,7 7,6 7,2 -8,3 -6,3 2,3 -7,5 Exportquote (Warenexporte in % des BIP) 36,5 38,1 36,7 38,0 38,8 34,5 33,6 38,6 37,6 Warenimporte (in Mio EUR) 5.690 5.856 6.013 6.500 7.063 6.922 6.293 157.817 144.203 Warenimporte (Vrdg. zum VJ in %) 3,7 2,9 2,7 8,1 8,7 -2,0 -9,1 1,1 -8,6 Handelsbilanz (in Mio EUR) 1032 1281 1003 1046 1029 501 660 -4316 -2270 Handelsbilanz (in % des BIP) 5,6 6,8 5,2 5,3 4,9 2,3 3,2 -1,1 -0,6 Übernachtungen (in Tsd) 12.101 12.176 12.731 13.038 13.332 13.360 11.083 152.709 97.876 Übernachtungen (Vrdg. zum VJ in %) -3,3 0,6 4,6 2,4 2,3 0,2 -17,0 1,9 -35,9 Budgetsaldo (ESVG 2010, in Mio EUR)* -28,4 66,3 -1162,0 50,0 75,5 78,3 -66,8 730,3 -2850,2 Budgetsaldo (ESVG 2010, in % des BIP)* -0,2 0,4 -6,1 0,3 0,4 0,4 -0,3 0,2 -0,8 Öffentliche Verschuldung (ESVG 2010, in Mio EUR)* 3.068 3.212 4.203 3.648 3.454 3.400 3.463 28.437 30.937 Öffentliche Verschuldung in % des BIP (ESVG 2010)* 16,7 17,2 22,0 18,4 16,5 15,8 16,7 7,2 8,2 Öffentliche Verschuldung pro Kopf (ESVG 2010)* 5.512 5.750 7.490 6.505 6.159 6.061 6.139 3.203 3.471 *ohne Gemeinden s: teilweise Schätzungen Quelle: AMS, HV d. SV-Träger, Statistik Austria, UniCredit Research UniCredit Research Seite 12
Bundesländer Überblick Niederösterreich Niederösterreich Industrie und Tourismus mit starkem Einbruch ■ 2020 mit Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,3 Prozent ■ Industrie mit kräftigem Rückgang der Wertschöpfung ■ Nur leichter Rückgang der Bauleistung ■ Tourismus und Freizeit/Kultur mit historischem Wirtschaftseinbruch ■ 2020 mit starkem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,4 Prozent ■ Aussichten 2021: Leichte Erholung der Wirtschaft erwartet In aller Kürze 2020 lag der pandemiebedingte Wirtschaftseinbruch in Niederösterreich mit 6,3 Prozent im Be- reich von Gesamtösterreich. Den stärksten prozentuellen Rückgang der Wirtschaftsleistung ver- zeichneten der Tourismus, die Freizeitwirtschaft/Kultur und die Verkehrswirtschaft. Im Sog einer Wirtschaftseinbruch im Be- schwachen Industrie wiesen auch die wirtschaftsnahen Dienstleistungen wie z.B. die Vermittlung reich des bundesweiten Durch- von Arbeitskräften eine stark negative Dynamik auf. Im Vergleich dazu erwies sich die niederös- schnitts terreichische Bauwirtschaft mit nur einem kleinen Minus als relativ krisensicher. Vom Immobi- lienwesen gab es 2020 die stärksten positiven Impulse. Die Exportindustrie spürte die schwache globale Industriekonjunktur vor allem im ersten Halbjahr 2020 mit einem Rückgang der nieder- österreichischen Warenexporte um 8,4 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro. Für heuer rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum im Bereich von 3,5 Prozent. Starker Anstieg der Arbeitslosenquote Der Arbeitsmarkt in Niederösterreich auf Branchenebene war 2020 ein Spiegelbild der Konjunk- tur. Den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit erreichten der Bereich Gastronomie/Beherber- Geringste Beschäftigungsrück- gung, die Industrie, die Vermittlung von Arbeitskräften und der Handel. Laut AMS waren von gang von allen Bundesländern März bis Dezember 2020 in Niederösterreich durchschnittlich 11,6 Prozent aller Aktiv-Beschäf- tigten in Kurzarbeit. Die Beschäftigung verzeichnete im Gesamtjahr 2020 mit einem Rückgang von 0,7 Prozent den geringsten Rückgang von allen Bundesländern. Dies war vor allem auf die öffentliche Verwaltung und das Gesundheitswesen zurückzuführen, wo die Beschäftigung um über 1.000 anstieg, während sie im Tourismus und Industrie durchschnittlich um 4.000 bzw. 1.700 zurückging. Die Pandemie führte 2020 zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,4 Prozent nach 7,5 Prozent ein Jahr zuvor. Im Vergleich dazu stieg die Arbeitslosenquote wäh- rend der Finanzkrise „nur“ um 1,4 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent an. Am stärksten war der An- stieg im Bereich Beherbergung und Gastronomie, wo sich die Quote von 2019 auf 2020 von 14,8 Prozent auf 25,7 Prozent fast verdoppelte. REALE VERÄNDERUNG DER WERTSCHÖPFUNG UND ARBEITSLOSENENTWICKLUNG NACH BRANCHEN Wachstum 2020 der Branchen mit Anteilen an der gesamten Arbeitslosenentwicklung nach Branchen 2020 Wertschöpfung 10% 25% 100.000 14% 12% 0% 20% 80.000 10% -10% -6,3% -6,3% 15% 60.000 8% -20% 10% 40.000 6% 4% -30% 5% 20.000 2% -40% 0% 0 0% Jän Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Industrie Bau Handel Verkehr Tourimus Unternehm. DL Niederösterreich: Wachstum in % Österreich: Wachstum in % Öffentl. Bereich Kunst/Freizeit REST Anteil am BIP (r.A) Anteil am BIP (r.A) AL-Quote (r.A.) Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der SV-Träger, UniCredit Research UniCredit Research Seite 13
Bundesländer Überblick Niederösterreich Auch Industrie stark von Pandemie betroffen 2020 ging die reale Wertschöpfung um über 10 Prozent bzw. 1,5 Milliarden Euro zurück. Deutlich zu spüren war der Konjunktureinbruch in der Maschinen-, Metall-, Elektronik- und KFZ-Industrie, Schwieriges Jahr für die Export- die durch ihren hohen Exportanteil besonders von der globalen Schwäche betroffen waren. Das industrie zeigte sich auch in der Exportstatistik. Die Ausfuhren von Waren verringerten sich um 8,4 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro. Der Exportrückgang in der Maschinen- und KFZ-Industrie war im zwei- stelligen Prozentbereich. Die Schließung der Gastronomie hatte negative Auswirkungen auf die Nahrungsmittel und Getränkeindustrie, deren abgesetzte Produktion kräftig zurückging. Den größten Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Industrie gab es im Vorjahr in der Nahrungsmittel-, Metall und Elektronikindustrie. Baukonjunktur stabil trotz Lockdown im Frühjahr Die niederösterreichische Baukonjunktur war trotz Lockdown im Frühjahr relativ stabil. Die Wert- schöpfung im Bausektor ging nur leicht zurück. Zurückzuführen war dies vor allem auf eine ro- Wohnungsbau weiterhin robust buste Konjunktur im Hochbau und Baugewerbe. Im Tiefbau ging 2020 die abgesetzte Produktion um über 6 Prozent zurück. Die relativ gute Hochbaukonjunktur zeige sich auch am Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung stieg 2020 in diesem Bereich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen um 2 Prozent. Wertschöpfungsverlust von 800 Millionen im Tourismus und Freizeitwirtschaft Auch in Niederösterreich waren die persönlichen Diensteistern von den Geschäftsschließungen im Vorjahr am stärksten betroffen. In den Bereichen Gastronomie und Beherbergung sowie Frei- zeitwirtschaft mit der Sparte Kultur ging die Wertschöpfung 2020 um über 35 Prozent bzw. 20 Prozent zurück und summierte sich zu einem Wertschöpfungsverlust von 800 Millionen Euro. REGIONALINIDIKATOREN (NUTS-3-REGIONEN UND BEZIRKE) Niederösterreich Einwohner Veränd. zum VJ jährl. Veränd. Regionalprodukt Veränd. zum VJ jährl. Veränd. pro Kopf pro Kopf (in Tsd, 2020) (in %) (in %, 2003-2020) (in Mio, 2018) (nominell, in %) (nom., 2001-2018) (in Tsd, 2018) (NÖ=100) Mostviertel-Eisenwurzen 247,3 0,3 0,2 8.479 2,3 3,3 34,5 95,8 Niederösterreich-Süd 261,2 0,3 0,3 8.247 3,5 3,2 31,8 88,3 Sankt Pölten 156,4 0,6 0,5 6.849 1,1 3,6 44,2 122,9 Waldviertel 216,7 -0,4 -0,2 6.691 4,2 3,0 30,7 85,2 Weinviertel 125,2 0,2 0,1 2.987 3,5 3,1 23,9 66,5 Wiener Umland-Nordteil 333,0 0,8 1,0 9.423 4,2 3,8 28,8 80,1 Wiener Umland-Südteil 344,6 0,7 0,9 17.439 4,8 3,2 51,3 142,6 Unselbst. Beschäftigte* Veränd. zum VJ jährl. Veränd. Arbeitslose Veränd. zum VJ jährl. Veränd. AL-Quote Veränd. zum VJ (in Tsd, 2020) (in %) (in %, 2010-2020) (2020) (in %) (in %, 2010-2020) (2020) (abs., in PP) Amstetten 43,0 -1,6 0,8 2.769 40,7 2,2 6,0% 1,7 Baden 57,7 -1,8 3,4 7.297 27,5 7,8 11,2% 2,4 Bruck/Leitha 20,5 -1,3 0,6 1.850 23,6 4,6 8,3% 1,6 Gänserndorf 43,6 -1,1 1,0 5.040 25,2 7,2 10,4% 2,0 Gmünd 13,9 -1,9 0,0 1.405 16,6 -0,3 9,2% 1,3 Hollabrunn 19,9 -1,6 0,4 1.692 27,7 2,7 7,8% 1,7 Horn 12,1 -1,2 0,2 682 19,5 -0,1 5,3% 0,9 Korneuburg 39,1 -0,9 2,0 3.232 30,8 7,0 7,6% 1,7 Krems 32,5 -2,4 0,4 2.883 30,8 3,1 8,2% 1,9 Lilienfeld 10,0 -2,9 0,0 968 27,9 3,2 8,8% 2,0 Melk 33,5 -1,9 0,7 2.246 47,9 3,0 6,3% 2,0 Mistelbach 30,9 -1,5 -0,9 2.692 23,7 3,4 8,0% 1,5 Mödling 47,9 -1,6 0,5 4.390 31,6 5,5 8,4% 2,0 Neunkirchen 33,8 -1,9 0,2 4.002 20,3 4,0 10,6% 1,8 St.Pölten 76,1 -1,3 2,5 8.023 26,9 5,8 9,5% 2,0 Scheibbs 16,9 -1,7 0,4 956 48,1 2,4 5,3% 1,7 Schwechat 26,1 0,1 1,6 2.647 30,2 5,5 9,2% 2,0 Tulln 44,0 -0,4 -1,0 3.239 32,0 2,8 6,9% 1,6 Waidhofen/Thaya 9,9 -2,0 0,0 776 21,5 -1,2 7,3% 1,3 Waidhofen/Ybbs 11,6 -1,2 0,3 582 38,3 0,0 4,8% 1,3 Wiener Neustadt 49,8 -0,7 0,8 6.512 23,4 5,2 11,6% 2,0 Zwettl 16,7 -1,7 0,1 1.059 24,8 0,4 6,0% 1,2 *wohnortbezogen Quelle: Statistisk Austria, UniCredit Research UniCredit Research Seite 14
Bundesländer Überblick Niederösterreich Stark negativ betroffen waren auch die Verkehrswirtschaft und unternehmensnahe Dienstleis- tungen wie die Arbeitsvermittlung und Gebäudebetreuung. Im stationären Einzelhandel gab es Reale Umsätze des stationären Einzelhandels stiegen um laut KMU-Forschung für Niederösterreich mit 0,2 Prozent den geringsten Rückgang der nominel- 0,5 Prozent len Umsätze im Vorjahr. Trotz Pandemie konnte ein Wertschöpfungsplus bei den Finanzdienst- leistern, Immobilienwesen und in der IT-Wirtschaft erzielt werden. Aussichten 2021: Überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent er- wartet Angeführt von einer wiedererstarkten Sachgüterproduktion wird die niederösterreichische Regio- nalwirtschaft heuer voraussichtlich um 3,5 Prozent wachsen. Die Treiber der guten Industriekon- junktur mit einem Wachstum von fast 6 Prozent werden heuer die Betriebe der Mineralölverar- Industrie als Konjunkturloko- beitung und des Maschinenbaus sein. motive Im Rückenwind der Industrie werden auch die wirtschaftsnahen Dienstleistungen und die Trans- portwirtschaft ein kräftiges Wachstum über 5 Prozent erreichen. Nach dem starken Einbruch in der Gastronomie und Beherbergung im Vorjahr rechnen wir für heuer mit einer Erholung speziell in der Gastronomie unter der Voraussetzung, dass es zu keinen weiteren Lockdowns im zweiten Halbjahr kommt. Aufgrund des aufgehellten Konjunkturbildes wird die Arbeitslosenquote im Gesamtjahr 2021 auf voraussichtlich 8,7 Prozent fallen nach 9,4 Prozent im Vorjahr. Das Beschäftigungswachs- tum wird mit 0,6 Prozent im Bereich des bundesweiten Durchschnitts liegen. AUSGEWÄHLTE INDIKATOREN Länderschnitt bzw. Länderschnitt bzw. Österreich Österreich 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020s 2019 2020 BIP (in Mio EUR) 52.049 53.885 55.691 58.168 61.020 61.730 58.820 397.575 377.297 BIP pro Kopf (in EUR) 31.900 32.800 33.500 34.900 36.500 36.700 35.000 44.800 42.300 BIP pro Kopf (in % von Österreich) 81,8 82,2 81,9 83,1 83,7 81,9 82,7 100,0 100,0 BIP (reale Vrdg. zum VJ in %) 1,5 1,4 1,2 3,3 2,2 0,9 -6,3 1,4 -6,3 Beschäftigung (absolut in Tsd) 582,5 588,1 597,0 607,2 620,2 629,6 624,9 3.797,3 3.717,2 Beschäftigung (Vrdg. zum VJ in %) 0,5 1,0 1,5 1,7 2,1 1,5 -0,7 1,5 -2,1 Arbeitslose inkl. Schulung (absolut in Tsd) 63,9 67,7 69,3 68,0 62,4 59,7 72,9 363,3 466,7 Arbeitslose inkl. Schulung (Vrdg. zum VJ in %) 8,3 5,9 2,2 -1,8 -8,2 -4,4 22,1 -4,6 28,5 Arbeitslosenquote (Jahresdurchschnitt in %) 8,4 9,1 9,1 8,7 7,8 7,5 9,4 7,4 9,9 Warenexporte (in Mio EUR) 20.349 20.447 20.048 21.824 23.104 22.520 20.627 153.502 141.933 Warenexporte (Vrdg. zum VJ in %) -2,3 0,5 -1,9 8,9 5,9 -2,5 -8,4 2,3 -7,5 Exportquote (Warenexporte in % des BIP) 39,1 37,9 36,0 37,5 37,9 36,5 35,1 38,6 37,6 Warenimporte (in Mio EUR) 23.801 23.055 22.215 24.679 26.913 27.102 23.484 157.817 144.203 Warenimporte (Vrdg. zum VJ in %) -4,8 -3,1 -3,6 11,1 9,1 0,7 -13,3 1,1 -8,6 Handelsbilanz (in Mio EUR) -3452 -2608 -2167 -2854 -3809 -4582 -2857 -4316 -2270 Handelsbilanz (in % des BIP) -6,6 -4,8 -3,9 -4,9 -6,2 -7,4 -4,9 -1,1 -0,6 Übernachtungen (in Tsd) 6.723 6.804 6.902 7.182 7.419 7.678 4.569 152.709 97.876 Übernachtungen (Vrdg. zum VJ in %) 2,9 1,2 1,4 4,0 3,3 3,5 -40,5 1,9 -35,9 Budgetsaldo (ESVG 2010, in Mio EUR)* -131,3 -69,5 -59,4 35,4 126,1 249,6 -410,0 730,3 -2850,2 Budgetsaldo (ESVG 2010, in % des BIP)* -0,3 -0,1 -0,1 0,1 0,2 0,4 -0,7 0,2 -0,8 Öffentliche Verschuldung (ESVG 2010, in Mio EUR)* 7.808 8.402 8.675 8.709 8.661 8.572 9.150 28.437 30.937 Öffentliche Verschuldung in % des BIP (ESVG 2010)* 15,0 15,6 15,6 15,0 14,2 13,9 15,6 7,2 8,2 Öffentliche Verschuldung pro Kopf (ESVG 2010)* 4.787 5.114 5.223 5.223 5.175 5.101 5.441 3.203 3.471 *ohne Gemeinden s: teilweise Schätzungen Quelle: AMS, HV d. SV-Träger, Statistik Austria, UniCredit Research UniCredit Research Seite 15
Sie können auch lesen