Nah!reisen - Ablinger Garber

Die Seite wird erstellt Henrietta-Louise Kühn
 
WEITER LESEN
Nah!reisen - Ablinger Garber
nah!reisen
DAS REISEMAGAZIN FÜR SPIEGEL-LESER                                 SOMMER 2020

                                                           Die ganze
                                                                Stadt
                                                           ist Bühne
                                                               100 Jahre Salzburger
                                                       Festspiele als Anlass für eine
                                                             besondere Kulturreise

 Wandern             Radfahren             Genuss                Stadt & Kultur
 Wie man sich        Bike & Hike mit       Kulinarik und         Ludwigsburg auf
 sein Essen selbst   Elektromotor          Wein im Weltkultur-   dem Sprung zur
 erwandert           liegt voll im Trend   erbe Wachau           Kulturmetropole
Nah!reisen - Ablinger Garber
ABSOLUTE RUHE                          ALPINER GENUSS                         WOHLFÜHLZIMMER

     YOGA RETREATS                         30.000 m² GARTEN                               SPA ALPIN

                Luxury Hideaway & Spa Retreat
             Erleben Sie die Kraft der Natur – am Fuße 80 majestätischer Dreitausender, eingebettet in
             die geschützte Landschaft des Südtiroler Ahrntals. Ein Gefühl von grenzenloser Freiheit &
                                        Geborgenheit in großzügigen Räumen.

             Erholen Sie sich im ausgezeichneten Spa mit fünf warmen Pools, praktizieren Sie Yoga, spü-
             ren Sie Zeitlosigkeit inmitten energiebringender Bergwelt und unbegrenzte Möglichkeiten
                                      zum Erholen, Entspannen und Abschalten.

Gisse 32 | I-39030 Ahrntal | Südtirol | T +39 0474 670 230 | info@alpenpalace.com | w w w.alpenpalace.com
Nah!reisen - Ablinger Garber
                                                                                                                                                                    EDITORIAL

            Liebe Leser,
            Kultur und Glamour ergeben eine prickelnde Mischung, die seit nunmehr
            hundert Jahren ein besonderes Publikum zu den Salzburger Festspielen lockt. In
                                                                                                                                                               Mein
                                                                                                                                                       HOCH
            unserer Titelgeschichte „Die ganze Stadt ist Bühne“ beleuchten wir die Historie
            der Festspiele und den Charme der Mozartstadt. Das Gute liegt so nah: Salzburg
            ist selbst für den Stammgast immer wieder überraschend.
               Überraschend sind hoffentlich auch die anderen Themen dieser Ausgabe von
            nah!reisen: So liegt „Foraging“ – die Nahrungssuche in der freien Natur – gerade

                                                                                                                                                      GEFÜHL
            voll im Trend. Unser Autor Günter Kast erwandert sich sein Menü in Vorarlberg
            unter fachkundiger Anleitung gleich selbst. Und wer damit noch nicht genug
            hat, der kann bei Baiersbronn im Schwarzwald auch gleich im Wald zelten.
               E-Mountainbikes liegen ebenfalls momentan gerade voll im Trend, Berg-
            sportler benutzen sie zu kombinierten Bike-&-Hike-Touren – wie in Seefeld in
            Tirol. Der österreichische Autor Thomas Brezina hingegen hat in China mehr
            Jugendbücher verkauft als J. K. Rowling – und gestaltet nicht nur virtuelle
                                                                                                                                                          FERIENREGION
            Abenteuerwelten. Wie man Kinder wieder für Bewegung in der Natur begeistern                                                                  TUX-FINKENBERG
            kann, erzählt er im Interview.
               Nicht nur zur Freude von Naturliebhabern werfen wir einen Blick in die
            Genussregion Wachau, in ihre Küchen, Keller und Backstuben. Und auch hier
            gibt es ein rundes Jubiläum zu feiern: Seit 20 Jahren ist die kleine Region an
            der Donau UNESCO-Weltkulturerbe.
               Zu guter Letzt widmen wir uns der Kultur – und zwar mit einem Special
            zu Dresden und einem Ausblick auf die sommerlichen Events, die nicht jeder
            kennt – mit einem Fokus auf das neugestaltete Ludwigsburger Schlossfestival.[ ]

            Viel Vergnügen mit dieser Ausgabe
            von nah!reisen wünschen Ihnen

            Walter Garber                  Christian Eder
            Herausgeber                    Redaktionsleiter

            P. S.: Das nächste nah!reisen erscheint im September 2020.

                                                          100 Jahre Salzburger Festspiele
                                                          Geboren in der Zeit nach dem Ersten
                                                          Weltkrieg haben sich die Salzburger
                                                          Festspiele zu einem Kulturereignis von
                                                          Weltformat gemausert. Zu verdanken
                                                          haben sie das auch ihrem Schauplatz, der
                                                          nicht zu unrecht „Mozartstadt“ heißt.
                                                          Foto: Tourismus Salzburg GmbH/Günter Breitegger

            Impressum:
            Verlag Ablinger & Garber GmbH, Medienturm, 6060 Hall in Tirol, Österreich, Tel. +43 5223 513-0
            Herausgeber Walter Garber Redaktion Christian Eder (Leitung), Günter Kast, Frieder Pfeiffer, Gloria Staud, Nadia Weiss

                                                                                                                                                        www.tux.at
            Projektkoordination Karin Ablinger-Hauser (Leitung), Monika Schlögl Konzeption Dietmar Suchalla
            Gestaltung/Produktion Christian Frey, Franziska Lener, Kathrin Marcher Anzeigen Tasso Astl, Gerald Daum,
            Edmund Deck, Walter Garber (verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen), Klaus Grabherr, Priska Junker, Thomas Lindtner,
            Alexandra Ryba (alle Ablinger Garber). Emanuel Garber, Matthias Häussler, Astrid Kröll, Silvia Moser, Claudia Schwarz
            (alle Garber Advertising). Günter Dankwart, Bastian Nissen (alle Spiegel Media) Druck Stark Druck, Pforzheim

            Hinweis zur Genderformulierung: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde entweder die männliche oder die
            weibliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils
            anderen Geschlechts. Frauen und Männer mögen sich von den Inhalten gleichermaßen angesprochen fühlen.

                                                                                                      www.AblingerGarber.com

SOMMER 2020 nah!reisen                                                                                                                                     Promotion-Magazin von Ablinger Garber   3
                                                                                                                                       TVB_Tux-Finkenberg_Inserat_Spiegel_Mein_Hochgefühl_58x237mm_Sommer_2020.indd
                                                                                                                                                                                                 11.02.20 07:52
Nah!reisen - Ablinger Garber
INHALT

                                                                                                                                     FOTO: SALZBURGER FESTSPIELE/MATTHIAS HORN
100 Jahre Salzburger Festspiele
machen die Stadt zur Bühne S. 6

                                                     FOTO: OLYMPIAREGION SEEFELD

                                                                                                                                     FOTO: FX PICHLER
Auch am Berg geht der Trend
zum E-Bike S. 24

                                                                                   Das Weltkulturerbe Wachau                                                                     Schritt für Schritt zum Menü: Foraging
                                                                                   verspricht Weingenuss S. 32                                                                   im Großen Walsertal S. 14

             Inhalt
              TITELSTORY                                                                                         16 Klein-Kanada im Schwarzwald
                                                                                                                    Auf sechs Lagerplätzen rund um Baiersbronn darf
        6     Die ganze Stadt ist Bühne                                                                             man ganz offiziell im Wald zelten – für gestresste und
              Die Salzburger Festspiele bieten den Besuchern zum                                                    der Natur entfremdete Städter ist das eine ziemlich
              hundertjährigen Jubiläum einige Programm-Highlights -
                                                                                                                    spannende Sache aka „Mikro-Abenteuer“.
              weit über die Sommermonate hinaus.
                                                                                                                 22 Wander-Tipps
        10    Glücklich, nicht stolz
                                                                                                                    Gipfelsiege, Kletterabenteuer, Weitwanderungen
              Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler und
                                                                                                                    und Genusswege - in den Alpen wird das Gehen zum
              Intendant Markus Hinterhäuser im Gespräch.
                                                                                                                    besonderen Erlebnis.

              SALZBURG                                                                                                RADFAHREN
        12    Zauberhafte Gärten
                                                                                                                 24 Gipfel-Stromer statt Gipfel-Stürmer
              Im Frühling blüht Salzburg auf.
                                                                                                                    Immer mehr Bergsportler satteln auf E-Mountainbikes
              Impressionen von Barock bis modern.
                                                                                                                    um – und erweitern so ihren Aktionsradius bei kombi-
                                                                                                                    nierten Bike-&-Hike-Touren. Ob es den Kritikern gefällt
              WANDERN                                                                                               oder nicht: Der Trend ist nicht mehr aufzuhalten.
        14    Von der Hand in den Mund                                                                           27 Radfahr-Tipps
              „Foraging“ – das Kochen mit Zutaten, die man                                                          Ob mit reiner Muskelkraft oder mit elektro-
              selbst in Wald und Flur gesammelt hat, liegt voll im Trend.                                           motorischer Unterstützung: Biken hat sich neben
              In Vorarlberg kann man sein Menü selbst erwandern.                                                    dem Wandern als alpine Sportart etabliert.

        4    Promotion-Magazin von Ablinger Garber                                                                                                                                                         nah!reisen SOMMER 2020
Nah!reisen - Ablinger Garber
                                                                                                                                                                                                                                  INHALT

                                            FOTO: GÜNTER KAST

                                                                                                                          FOTO: RAFAEL KROETZ/KOLORIERUNG: DANIEL WIESMANN
                                                                                                                                                                                                       Dresden
                                                                                                                                                                                                       überzeugt mit
                                                                                                                                                                                                       Kultur und
                                                                                                                                                                                                       Natur S. 42

                                                                                                                                                                             FOTO: DDPIX.DE
                                                                                                                                                                                                       Thomas Brezina lädt
                                                                                                                                                                                                       zu Familienabenteuern
                                                                                                                                                                                                       am Berg S. 28

                                                                                                                                                                             FOTO: ANDREAS KIRSCHNER

                                                                Ludwigsburg will sich am Festivalmarkt etablieren S. 36

             GROSS & KLEIN                                                                            40 Stadt- & Kultur-Tipps
                                                                                                         Zu Stein gewordene Geschichte und moderne
        28 Jede Wanderung wird zum Abenteuer
           Der österreichische Autor Thomas Brezina hat mit den                                          Architektur, Theater und Musik, große
           Abenteuerbergen ein Outdoor-Erlebnis für Kinder initiiert.                                    Jubiläen und Festivals - mit dem Frühling kommt
        31 Groß & Klein-Tipps                                                                            eine besondere Zeit, um Kunst und Historie, Städte
           So macht Familienurlaub richtig Spaß.                                                         und stille Plätze (neu) zu entdecken.
                                                                                                      42 Dresden Elbland begeistert nicht nur Kulturfans
             GENUSS                                                                                      Nicht nur mit der Gemäldegalerie
        32 Genuss in der Wachau im Osten Österreichs                                                     Alte Meister legt die Stadt einen gewichtigen
           Das Weltkulturerbe Wachau ist eine der bekanntesten                                           Schwerpunkt auf die Kunstszene.
           Genussregionen Europas mit einzigartigen Weinen.
        34 Genuss-Tipps                                                                                    REISENOTIZEN
           Kulinarische Highlights zwischen Alpen und Nordsee.
                                                                                                      46 Stiller Genießer
             STADT & KULTUR                                                                              Der Genuss ist ein wesentliches Grundbedürfnis
        36 Bayreuth, Salzburg, Ludwigsburg                                                               des Menschen. Die Befriedigung dessen scheint
           Das Ludwigsburger Schlossfestival will in diesem                                              zumeist über materielle Sättigung und oberflächliche
           Jahr eine neue Ära einläuten und sich im umkämpften                                           Unterhaltung möglich. Unser Gastautor Mirco Hitzigrath
           Festivalmarkt weiter etablieren.                                                              will aber einen anderen Weg gehen.

SOMMER 2020 nah!reisen                                                                                                                                                                                    Promotion-Magazin von Ablinger Garber   5
Nah!reisen - Ablinger Garber
KOLUMNENTITEL
TITELSTORY

                                   Die ganze Stadt
                                      ist Bühne Seit nunmehr hundert Jahren zieht die Mozartstadt mit den
                                            Salzburger Festspielen alljährlich ein ganz besonderes Publikum in
                                            den Bann. Atmosphärisch ist der Geist der Festspiele weit über die
                                                            Sommermonate hinaus spürbar.

                                                                      von Nadia Weiss

6   Promotion-Magazin von Ablinger Garber                                                                        nah!reisen SOMMER 2020
Nah!reisen - Ablinger Garber
                                                                                     TITELSTORY

                                                         Während der Salzburger
                                                         Festspiele verwandelt sich der
                                                         sogenannte Festspielbezirk
                                                         in das schönste Pausenfoyer
                                                         der Welt.

                                                            I
                                                                  Im Zentrum Europas, umgeben von einer
                                                                  idyllischen Landschaft, befindet sich eine
                                                                  mittelgroße Stadt, die alljährlich zum Na-
                                                                  bel der Kulturwelt wird. Schauspiel und
                                                              Musik, Kultur und Glamour geben in den
                                                              Sommermonaten den Ton an. Vom Dom-
                                                              platz hört man in der Dämmerstunde die
                                                              „Jedermann“-Rufe über die Festungsmau-
                                                              ern hallen, Damen und Herren in großer
                                                              Abendgarderobe verwandeln den Platz vor
                                                              dem großen Festspielhaus zum schönsten
                                                              Pausenfoyer der Welt, Operndiven setzen
                                                              sich neben ihre Fans an einen Restaurant-
                                                              tisch, Schauspielstars radeln in vollem Kos-
                                                              tüm durch die engen Gassen, und viele, viele
                                                              Zaungäste und Statisten lassen sich vom Zau-
                                                              ber dieser Festspielsinfonie einfangen und
                                                              für die Auseinandersetzung mit ihr begeis-
                                                              tern. Diese Melodie zieht sich durch das gan-
                                                              ze Stadtbild, alle Gesellschaftsschichten und
                                                              schließlich durch das gesamte Jahr. Salzburg
                                                              ohne Festspiele? Kaum denkbar. Zwei Grö-
                                                              ßen, die sich in ständiger Kommunikation
                                                              miteinander befinden und dadurch in kon-
                                                              stanter Verwandlung ihren ursprünglichen
                                                              Charakter bewahrt haben.

                                                              Friedensprojekt im Herzen Europas
                                                              Von allem „das Höchste“ war die Maxime,
                                                              der sich die Gründerväter der Salzburger
                                                              Festspiele, Max Reinhard, Hugo von Hof-
                                                              mannsthal und Richard Strauss, vor mehr
                                                              als hundert Jahren verschrieben haben. Ein
                                                              Theatermann aus Berlin, ein Dichter und ein
                                                              Komponist aus Wien, die in ihrem Metier un-
                                                              umstritten als genial gelten, bündelten ihren
                                                              Geist, ihre Energie und ihre Kreativität für
                                                              ein einzigartiges „Friedensprojekt“ der Küns-
                                                              te, das dem verbliebenen Österreich nach
                                                              den Schrecken des Ersten Weltkrieges auf
                                                              der Suche nach einer neuen Identität stüt-
                                                              zen sollte. „Das Salzburger Land ist das Herz
                                                              vom Herzen Europas. Es liegt zwischen der
                                                              Schweiz und den slawischen Ländern, halb-
                                                              wegs zwischen dem nördlichen Deutschland
                                                              und dem lombardischen Italien; es liegt in
                                                              der Mitte zwischen Süd und Nord, zwischen
                                                              Berg und Ebene, zwischen dem Heroischen
                                                              und dem Idyllischen; es liegt als Bauwerk
                         FOTO: TOURISMUS SALZBURG GMBH

                                                              zwischen dem Städtischen, dem Uralten und
                                                              dem Neuzeitlichen, dem barocken Fürstli-
                                                              chen und dem lieblich ewig Bäuerlichen:
                                                              Mozart ist der genaue Ausdruck von alledem.
                                                              Das mittlere Europa hat keinen schöneren »

SOMMER 2020 nah!reisen                                                   Promotion-Magazin von Ablinger Garber   7
Nah!reisen - Ablinger Garber
TITELSTORY

                             Kulturgenuss unter dem
                            Sternenhimmel: Oper gibt
                             es auch Open Air für alle.

Raum, und hier musste Mozart geboren wer-
den“, hielt Hugo von Hofmannsthal 1919
schwärmerisch in der Schrift „Die Salzburger
Festspiele“ fest.

Hoffnung und Aufbruch
Geboren wurde der Gedanke eines sommer-
lichen Festspiels bereits in den von Mangel
geprägten Kriegsjahren. 1917, im Grün-
dungsjahr der Salzburger Festspielhaus-Ge-
meinde, ist der Erste Weltkrieg noch nicht
entschieden und der künftige Weg Europas
völlig unklar. Revolutionen und Umstürze,
Verzweiflung und Hoffnung prägen das Stim-
mungsbild. Menschen hungern, Menschen
sehnen sich nach Frieden. In dieser Situation
denkt Max Reinhardt an eine bessere Zeit.
In „einer von der Landschaft bevorzugten
Stadt“, wie es für ihn Salzburg ist, „abseits
vom städtischen Alltagsgetriebe“ sollen „die
                                                          TOURISMUS SALZBURG, FOTO: BREITEGGER GÜNTER

Menschen in den sommerlichen Ruhetagen,
befreit von ihren Sorgen und Mühen, gerne
hinpilgern“. Denn: Kunst sei „nicht nur ein
Luxusmittel für die Reichen und Saturierten,
sondern ein Lebensmittel für die Bedürfti-
gen“. Es wundert wenig, dass sein Einsatz
unter den herrschenden Umständen nicht
unmittelbar von Erfolg gekrönt war. 1919
erwarb Reinhard das Schloss Leopoldskron
und hielt sich in der Folge jeden Sommer in                                                             konnten. Der Gegensatz zwischen Avantgarde                                                   Spielbetriebes als Signal des Aufbruchs. „Je-
Salzburg auf. Er konzipierte mit Hugo von                                                               und Tradition, Reich und Arm, liberalem und                                                  dermann“ und Mozart blieben, während zahl-
Hofmannsthal die Festspiele und erklärte die                                                            konservativem Publikum überzeugte – und                                                      reiche Uraufführungen in Schauspiel, Oper
ganze Stadt zur Bühne. Die Premiere von Hof-                                                            polarisierte. Die Nationalsozialisten erho-                                                  und Konzert alljährlich Progression verhießen
mannsthals Neufassung des mittelalterlichen                                                             ben in den 1930er Jahren den Besuch der                                                      und verheißen. Ein Gegensatz, der durch die
Mysterienspiels „Jedermann. Das Spiel vom                                                               Festspiele durch die 1000-Mark-Sperre zum                                                    Jahrzehnte für schöpferische Spannung und
Sterben des reichen Mannes“ am 22. August                                                               oppositionellen Akt. Später nutzten sie die                                                  Gesprächsstoff gesorgt hat. Wären manche
1920 markiert den Beginn der Salzburger                                                                 Festspielbühne für ihre Propaganda. Sofort                                                   Skandale in einer anderen Stadt als Salzburg
Festspiele, die sich von Beginn an eines star-                                                          nach Ende des Zweiten Weltkrieges veran-                                                     möglich gewesen? Kann Kunst ohne Gegen-
ken Besucherstromes aus aller Welt erfreuen                                                             lassten die Alliierten die Wiederaufnahme des                                                position zu ihrer höchsten Form auflaufen?

                                                                                                                                                                                                     Zeitkapsel der Impressionen
                                                                                                                                                        FOTO: SALZBURGER FESTSPIELE, MATTHIAS HORN

                                                                                                                                                                                                     Das Salzburger Lebensgefühl zeigt: Im be-
                                                                                                                                                                                                     schaulich-überschaulichen Rahmen einer
                                                                                                                                                                                                     100.000-Einwohner-Stadt gelingt eine Ver-
                                                                                                                                                                                                     dichtung der Lebensrealitäten, die konst-
                                                                                                                                                                                                     ruktiv auf das Miteinander einwirkt. Das
                                                                                                                                                                                                     ganze Jahr arbeiten 230 Menschen in Voll-
                                                                                                                                                                                                     zeitjobs für die Festspiele, im Sommer steigt
                                                                                                                                                                                                     die Anzahl auf mehr als das Zehnfache. Sie
                                                                                                                                                                                                     alle sind mit dem Alltag der Stadt veran-
                                                                                                                                                                                                     kert und bestimmen ihren Pulsschlag mit.
                                                                                                                                                                                                     Für den Gast ist dies als seltene Mischung
                                                                                                                                                                                                     von Hochkultur, Handwerk und Lebensart
                                                                                                                                                                                                     spürbar. Wo sonst klingen klassische Arien
                                                                                                                                                                                                     durch die Gassen und wissen Taxifahrer
                                                                                                                                                                                                     bestens über die Premieren der Saison Be-
                                                                                                                                                                                                     scheid? Klappern die Hufe der Fiaker über
                                                                                                                                                                                                     die Pflastersteine, und können selbst Kaf-
Tobias Moretti in der Rolle des „Jedermann“ mit „Buhlschaft“ Valery Tscheplanowa (2019)                                                                                                              feehäuser darauf verweisen, bereits den klei-

8   Promotion-Magazin von Ablinger Garber                                                                                                                                                                                   nah!reisen SOMMER 2020
Nah!reisen - Ablinger Garber
                                                                                                                                                                                        TITELSTORY

nen Wolfgang Amadeus mit süßem Gebäck            Bereich der klassischen Musik als sakrosankt                                                         im kulturellen Jahreszyklus. Sie sind Teil der
versorgt zu haben? So findet sich der Besu-      galten. Mit der Gründung der Osterfestspiele                                                         „Begeisterungsgemeinschaft“, ein Begriff, der
cher bisweilen scheinbar in einer Zeitkapsel     1967 schuf er sich seinen eigenen Kosmos in                                                          von Philosoph Bacon Brock in einer Rede in
wieder, die Bilder, Geräusche und Düfte aus      Salzburg, 1973 folgten die Pfingstfestspiele.                                                        Salzburg geprägt wurde. Eine Begeisterungsge-
vielen Jahrhunderten konservieren konnte.        Finanziell und organisatorisch sind sie unab-                                                        meinschaft, die sich an vielen Orten der Stadt
Die Kunst, diese besondere Atmosphäre für        hängig von den Salzburger Festspielen. Alle                                                          bemerkbar macht und ihre Spuren hinterlässt.
ein breites Publikum zu bewahren, gelingt.       drei Festspiele gemeinsam wurden jedoch mit                                                          Dadurch, dass Leben in Salzburg von den Fest-
                                                 ihren drei künstlerischen Verantwortlichen                                                           spielen durchdrungen ist, verlässt auch der
Begeisterung multiplizieren                      Christian Thielemann, Cecilia Bartoli und                                                            Zaungast und Durchreisende den Ort nicht
„Die Message so breit wie möglich zu streu-      Markus Hinterhäuser zu fixen Bestandteilen                                                           unberührt. Die ganze Stadt ist Bühne.
en“ war auch die Maxime jenes Mannes, der
die Stadt und die Festspiele bis heute wesent-                                                                                                        Festspiele für alle
                                                                                                 FOTO: ARCHIV SALZBURGER FESTSPIELE, PHOTO ELLINGER

lich geprägt hat: Der Dirigent und gebürtige                                                                                                          Einen umfassenden Eindruck davon ver-
Salzburger Herbert von Karajan bestimmte                                                                                                              spricht die Salzburger Jubiläumsausstellung
von 1956 bis 1960 als künstlerischer Leiter                                                                                                           2020. Unter dem Titel „Großes Welttheater
und in der Folge bis 1988 als Direktoriums-                                                                                                           – 100 Jahre Salzburger Festspiele“ ermöglicht
mitglied den Kurs der Festspiele wesentlich                                                                                                           die Ausstellung von 25. April bis 31. Oktober
mit. Polarisierend aufgrund seiner Karriere                                                                                                           besondere Blicke auf das weltweit bedeutends-
im NS-Regime, unumstritten sein Streben                                                                                                               te Festival für klassische Musik und darstel-
nach dem „perfekten Klang“: Mit Akribie                                                                                                               lende Kunst. Die Ausstellung beschreibt das
trieb er technische Entwicklungen voran                                                                                                               Werden und die Bedeutung der Festspiele. Sie
und hinterließ mehr als 2000 Tonträger, 150                                                                                                           vermittelt Höhepunkte, Krisen und Verände-
Filme und tausende Fotos. Heute wird sein                                                                                                             rungen. Sie widmet sich ihren Künstlerinnen
Vermächtnis vom in Salzburg ansässigen Her-                                                                                                           und Künstlern und erzählt von Menschen,
bert-von-Karajan-Zentrum verwaltet. Dem                                                                                                               die die Festspiele prägten und ermöglichten.
Besucher eröffnet sich ein Gesamtblick auf                                                                                                            In Kooperation mit dem Salzburg Museum,
das Werk: Mit der Kombination von Sehen                                                                                                               das bereits mit dem „Stillen Nacht“-Jubilä-
und Hören, der technischen Bearbeitung der       „Von allem das Höchste“ war die
                                                                                                                                                      umsjahr Erfahrung bei großen Ausstellungs-
Aufnahmen und der Verbindung von Kunst           Maxime der Gründer Max Reinhardt und                                                                 projekten gesammelt hat, werden 1800 Qua-
und Kommerz überwand er Schranken, die im        Hugo von Hofmannsthal.                                                                               dratmeter Gesamtfläche bespielt. Keine »

SOMMER 2020 nah!reisen                                                                                                                                         Promotion-Magazin von Ablinger Garber   9
Nah!reisen - Ablinger Garber
TITELSTORY

                                                                              Glücklich, nicht stolz
Nabelschau, sondern Spiegel der gesamtstäd-
tischen Entwicklung: Die Festspiele haben als
Impulsgeber die Kulturlandschaft der Stadt
vorangetrieben und sind heute Partner diver-
                                                                                Hundert Jahre Salzburger Festspiele sollen die Besucher
ser Institutionen. In diesem Sinne spielt die
Interaktion mit den Besuchern eine wesent-
                                                                         nicht unberührt lassen. Präsidentin Helga Rabl-Stadler und Intendant
liche Rolle im Konzept. Unter anderem gibt                                       Markus Hinterhäuser laden zu Spiel und Reflexion ein.
es in der Kunsthalle während der gesamten

                                                                                                                                                                     FOTO: CAMERA SUSPICTA / SUSI BERGER
Ausstellungsdauer eine Bühne, auf der Men-
schen der „Begeisterungsgemeinschaft“ zu
Wort kommen sollen. Im Fokus steht die
junge Generation, der ein umfassendes Kin-
der- und Jugendprogramm angeboten wird.
   Wer also 2020 nach Salzburg reist, kann
hundert Jahre nach Gründung der weltbe-
rühmten Festspiele sie noch immer als Reise
in die Zukunft erleben. Die Vision eines „Frie-
densprojektes“ der Künste, wie es Max Rein-
hard 1917 formulierte, ist notwendig geblie-
ben. Vom felsigen Mönchsberg überblickt man
den Festspielbezirk, der über die Jahrzehnte
um Spielstätten reicher wurde. Großes Fest­
spielhaus, Felsenreitschule und Haus für Mo-
zart fassen täglich mehrere Tausend Besucher.
Auf dem Domplatz erklingen jedes Jahr aufs                          Intendant Markus Hinterhäuser und Präsidentin Helga Rabl-Stadler
Neue bei 14 Vorstellungen des „Jedermann“
die „Jedermann“-Rufe, ein Stück, das nicht für
Salzburg geschrieben wurde, aber wohl nur                           Das Gespräch führte Nadia Weiss                   ser, auch er ein Verfechter des Nahbaren,
wegen Salzburg derart berühmt wurde. Mehr                                                                             vor allem in Kombination mit Anspruch

                                                                    T
als 240 000 Eintrittskarten werden pro Saison                              osca“ und „Jedermann“ ausver-              und Können. „Die Menschen wollen auf
für Oper, Schauspiel und Konzert aufgelegt.                                kauft, der Ansturm auf Programm            kluge und intelligente Weise gefordert
Die Preisspanne liegt zwischen fünf und 445                                und Rahmenprogramm allgemein               werden“, ist sein Erfahrungswert mit dem
Euro. Rund 50 Prozent der Karten liegen je-                         weitaus größer als erhofft. Im Jubilä-            Salzburger Publikum, dessen Wissen und
doch im unteren Preissegment zwischen fünf                          umsjahr könnte man bei den Salzburger             Aufmerksamkeit auch für die Künstler
und 105 Euro. Jedermann und jederfrau und                           Festspielen in Jubelstimmung verfallen.           Ansporn zu höchstem Einsatz sei. Daher
auch jedem Kind sollte es möglich sein, in die                      Doch: „Die Auslastungszahlen sind                 fühlen sie sich bei den Festspielen
Gemeinschaft der Begeisterten einzutreten.                          nicht alles, wir sind vielmehr glücklich,         ernst genommen und genießen die
Manchmal genügt ein magischer Moment,                               dass die Qualität unseres Programmes              Intimität, die sich durch den zwischen
um sein ganzes Leben zu verändern – und                             dem Statement der Gründer entspricht:             Dom und Spielstätten eingezirkelten
sei es auch nur durch die Macht der Fantasie.                       Oper, Schauspiel, Konzert, von allem das          Festspielbezirk ergibt. Salzburg lädt die
Das ist der Beginn einer langen Reise, die nie                      Höchste. Ob Shakespeare, Gluck oder               Welt ein, und die Welt kommt gerne.
aufhört. Das Gute liegt so nah.             []                     Nono, die Qualität muss stimmen.“ Stolz           Doch: „Die Festspiele sind keine Wolke
                                                                    wolle sie darauf nicht sein, so Rabl-Stad-        der Reichen und Schönen mehr, die im
Alle Details zum Jubiläum: www.sf100.at                             ler, es sei vielmehr ein Privileg, in diesem      Sommer ein paar Wochen abregnet“, so
                                                                    einzigartigen Festspiel-Biotop mit seiner         Rabl-Stadler. Aus mehr als 80 Ländern
                                                  FOTO: SCHAFFLER

                                                                    gewachsenen „Begeisterungsgemein-                 reisen die Besucher an, und sie bleiben
                                                                    schaft“ Dinge vorantreiben zu dürfen. Ein         im Schnitt sechs Tage in der Stadt, das
                                                                    Herzensanliegen ist ihr, den Nachwuchs            Vielfache eines „normalen“ Städte­
                                                                    an Begeisterten zu fördern: „Wir wollen           reisenden. „Wer Salzburg kennt, bei
                                                                    unser Geld in kein Feuerwerk zum                  dem haben es andere Städte schwer“,
                                                                    Jubiläum investieren, sondern in ein              zitiert die Präsidentin Hans Weigel. Wer
                                                                    Feuerwerk der Ideen für unser Kinder-             heuer nach Salzburg kommt, wird nicht
                                                                    und Jugendprogramm jung & jede*r.“                unberührt vom Jubiläumsjahr abreisen.
                                                                    Gemeinsam mit Intendant Markus                    Aber: „Wir wollen behutsam transpor-
                                                                    Hinterhäuser tourt sie im Zuge der                tieren, was hundert Jahre Festspiele
                                                                    Programmpräsentation durch drei                   für uns bedeuten. Es geht um Fragen
                                                                    Kontinente. Die „Road Show“, wie es               der Gesellschaft, der Politik, der Kunst,
                                                                    die Präsidentin salopp formuliert, sei            und vor allem sollen sie ein Appell zum
                                                                    ungeheuer wichtig für den Zuspruch.               Nachdenken sein“, betont Hinterhäuser.
                                                                    „Nur durch Nahbarkeit wird man                    „Beim Festspiel tritt man aus dem Alltag
                                                                    unersetzlich“, ist sie überzeugt. Ein             heraus, lässt sich auf das Spiel ein und
                                                                    anstrengender Job, den sie seit 25 Jahren         reflektiert. Die Kunstwerke geben uns die
Streben nach Perfektion: Herbert von Karajan                        mit Freude ausübt. An ihrer Seite in den          Möglichkeit zum Nachdenken. Sie sind
prägte über die Jahrzehnte die Festspiele.                          vergangenen Jahren Markus Hinterhäu-              die Mikroskope unserer Existenz.“        []

10   Promotion-Magazin von Ablinger Garber                                                                                                  nah!reisen SOMMER 2020
                                                                                                                                                                                               TITELSTORY

                                                                                                                                    FOTO: WWW.CAFE-BAZAR.AT

                                                                                                                                                                                                                   FOTO: VICO CHAMLA
                                                     FOTO: SALZBURGER FESTSPIELE

Cornelius Obonya wurde plötzlich „Jedermann“, Grigori Sokolov zum Pianisten, der den Naturgewalten trotzt, und das „Bazar“ bleibt wie eh und je Treffpunkt für alle.

      Heiter bis turbulentes Jahrhundert
                                 Während der sogenannten „fünften Jahreszeit“ in Salzburg blühen Anekdoten,
                                    Kuriositäten und Extravaganzen ganz nahe am Pfad der Hochkultur.

                                                                                                  von Nadia Weiss

S
         eit hundert Jahren verbreiten die                                         le als identitätsstiftende und verbindende                                 jenem Moment kam Cornelius Obonya zur
         Salzburger Festspiele für mehrere                                         Veranstaltung jedenfalls bei ihren Anhän-                                  Tür herein. Man habe zusammen gegessen
         Wochen im Jahr ein ganz besonde-                                          gern ein durchschlagender Erfolg. Nicht von                                und geredet. „Als Cornelius wieder weg war,
         res Flair. Die Temperatur verändert                                       ungefähr erbat sich Kato Jolesch im Jahre                                  fragten mich die beiden, warum eigentlich
sich: meteorologisch in Richtung Hochsom-                                          1966 von Friedrich Torberg für ihren ersten                                nicht er der neue Jedermann wird“, erzählte
mer und atmosphärisch zum Schmelzpunkt                                             Besuch Österreichs nach der Flucht vor den                                 Bechtolf später.
der Hochkultur und Gesellschaft. Socie-                                            Nationalsozialisten und der Emigration nach                                   Ein Job, der seit hundert Jahren Schau-
ty-Treffpunkt waren sie von Beginn an. So                                          Chile Karten für die Salzburger Festspiele.                                spielgrößen an ihre Grenzen bringt. Ob bei
merkte der scharfzüngige Schriftsteller An-                                           Apropos Übersee: Unlängst wurde Fest-                                   drückender Hitze oder kühlen Temperatu-
ton Kuh im Jahre 1928 an: „Die Salzburger                                          spiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler bei der                               ren treibt er das Spiel um Leben und Sterben
Festspiele sind der Umweg – das Bazar ist                                          Präsentationsgala im Big Apple von einem                                   des reichen Mannes am Domplatz voran.
der Zweck.“ Gemeint war damit das „Café                                            hingerissenen Besucher gefragt, wie sie auf                                So soll Peter Simonischek an heißen Tagen
Bazar“ an der Salzach, das bis heute Hotspot                                       die Idee gekommen sei, die Festspiele zu                                   pro Vorstellung vier Liter Wasser getrunken
der Haute Volée und Haute Culture geblie-                                          gründen. „Ich hoffe, dass er 2020 weiß, wir                                haben. Eine Kleinigkeit, wenn man daran
ben ist. Wenig andere Institutionen können                                         feiern hundert Jahre Salzburger Festspiele                                 denkt, welche Probleme durch andere Wet-
mehr Künstler und Kunstliebhaber zu ihren                                          und nicht den hundertsten Geburtstag der                                   terextreme eintreten können. 1,4 Millionen
Stammgästen zählen.                                                                Präsidentin“, resümierte sie trocken.                                      Liter Wasser prasselten im Jahr 2018 auf das
                                                                                                                                                              Dach des im Jahre 1960 gebauten Großen
Grenzenlos begeistert                                                              Elementare Herausforderungen                                               Festspielhauses und in der Folge aufgrund
Prinzipiell ist der durchschnittliche Festspiel-                                   Immerhin ist es in Salzburg auch möglich,                                  eines Lecks kurz vor der Pause auch auf die
gast Stammgast. Er hat das Festival bereits                                        ein Lokal als bekannter Schauspieler zu betre-                             Köpfe der Besucher eines Konzerts des Pia-
18 Mal besucht, reist dazu extra an, bleibt                                        ten und als Jedermann wieder zu verlassen.                                 nisten Grigori Sokolov. Er spielte unbeirrt
im Schnitt sechs Tage und sieht sich in die-                                       So geschehen im Jahr 2012. Schauspielchef                                  das gerade begonnene Stück zu Ende. In
ser Zeit mindestens vier Vorstellungen an.                                         Sven-Eric Bechtolf saß mit den Regisseuren                                 der Pause wurden die Gäste versorgt, das
Die Besucher kommen aus 80 unterschied-                                            Brian Mertes und Julian Crouch in einem                                    Loch gestopft, die nassen Stühle getrock-
lichen Ländern, allen Kontinenten und                                              Restaurant und ging mögliche Namen für                                     net, und der zweite Teil konnte ungestört
Altersschichten. Somit waren die Festspie-                                         die Besetzung des Jedermanns durch. Eben in                                fortgesetzt werden.                       []

SOMMER 2020 nah!reisen                                                                                                                                                Promotion-Magazin von Ablinger Garber   11
SALZBURG


                                         Lustgärten und
                                        Stadtwanderweg
                                      Zwischen üppiger Botanik und prachtvoller Architektur kann man in
                                             Salzburg Naturerlebnis mit Kulturgenuss verbinden.

                                                                     von Nadia Weiss

                                                                                                                                          Fülle an Möglichkeiten. Urbanität und Na-

                                                                                                   FOTOS: TSG TOURISMUS SALZBURG GMBH
                                                                                                                                          turverbundenheit passen wunderbar unter
                                                                                                                                          einen Wanderhut.

                                                                                                                                          Flanieren im Barockgarten
                                                                                                                                          Doch nicht nur die Salzburger Stadtberge
                                                                                                                                          verheißen einen anregenden Ausflug in
                                                                                                                                          die Botanik. Sehr beliebt seit jeher ist bei
                                                                                                                                          bewegungshungrigen Gästen ein Besuch
                                                                                                                                          der zahlreichen Gartenanlagen. Allein das
                                                                                                                                          Schloss Mirabell verbucht mittlerweile rund
                                                                                                                                          sechs Millionen Besucher pro Jahr. Der Park
                                                                                                                                          mit dem „Zwergerlgarten“ und der barocken
                                                                                                                                          Struktur wurde unter anderem durch den
                                                                                                                                          Film „Sound of Music“ weltberühmt. Um
                                                                                                                                          die Besucherströme weiterhin in einer per-
                                                                                                                                          fekt gepflegten Anlage begrüßen zu können,
                                                                                                                                          werden heuer intensive Wegesanierungen in
                                                                                                                                          Angriff genommen. „Wir werden aufgrund
                                                                                                                                          der veränderten klimatischen Bedingungen
                                                                                                                                          aber auch eine Bewässerung einbauen“,
                                                                                                                                          erklärt Gartenamtsleiter Christian Stadler.
                                                                                                                                          Pflanzen wie Stiefmütterchen können mitt-
                                                                                                                                          lerweile bereits im Herbst ausgesetzt werden
                                                                                                                                          und blühen daher bereits sehr früh im Jahr.
                                                                                                                                          Das Farbkonzept der Bepflanzung ist heuer
                                                                                                                                          bunt angelegt, mit einem Schwerpunkt auf
                                                                                                                                          Rosatönen bei den größeren Flächen. Ober-
                                                                                                                                          gärtner Peter Ebner hält dafür zehntausen-
Auf den Stadtwanderwegen bekommt man Schritt für Schritt ein beeindruckendes Bild der Stadt.                                              de Eisbegonien bereit. Im Barockgarten setzt
                                                                                                                                          man auf die gleiche Bepflanzung wie bereits
                                                                                                                                          im 18. Jahrhundert. Löwenmaul, Thymian,

R
        und eineinhalb Stunden ist man               haber, dem Augustiner Bräu. Diese „Stadt-                                            Kapuzinerkresse, Salbei und Rosmarin sind
        unterwegs, Ruhepausen und Fo-                wanderungen“ entsprechen einem neuen                                                 nicht nur widerstandsfähig, sondern ver-
        tostopps nicht eingerechnet. Die             Reisetrend: lieber im eigenen Tempo die                                              strömen besonders in den Morgenstunden
        Tour führt vom Wohnhaus des „Stil-           Umgebung entdecken statt beim Power-Si-                                              einen betörend-erfrischenden Duft. Wirklich
le Nacht“-Autors Joseph Mohr im Zentrum              ghtseeing den Überblick verlieren. Salzburg                                          raffinierte Lustgärten sind schließlich auf alle
der Stadt über einen schönen Spazierweg              bietet dem Besucher in dieser Hinsicht eine                                          Sinne ausgerichtet.
an Franziski-Schlössl und Kapuzinerkloster
vorbei zur ehemaligen Villa des berühmten                                                                                                 Ein Ziel für vier Jahreszeiten
Stefan Zweigs bis hin zum Sebastiani-Fried-                                                                                               Der Frühling bietet sich als bevorzugte Rei-
hof. Oder man wählt alternativ einen Rund-                                                                                                sezeit zum Lustwandeln und Stadtwandern
gang zum Stift Nonnberg, weiter zum ro-                                                                                                   an. Aber auch abseits der Wonnemonate
mantischen „Krautwächterhäuschen“, am                                                                                                     bietet die Natur auf der Bühne Salzburg ein
Almkanal entlang zur Festung Hohensalz-                                                                                                   prachtvolles Schauspiel dar. Sei es im bunten
berg – dem Wahrzeichen der Stadt, um un-                                                                                                  Herbstkleid oder unter der weißen Schnee-
weit davon die buddhistische Stupa, die seit                                                                                              decke des Winters.                         []

2011 auf dem Mönchsberg thront, zu sehen.
Nach dem Museum der Moderne und der
Kirche Mülln (mit Gnadenmadonna) pilgert                                                                                                Stadtoase: Im Mirabellgarten
man schlussendlich zum Gral der Bierlieb-                                                                                               genießt man barocke Pflanzenpracht.

12   Promotion-Magazin von Ablinger Garber                                                                                                                         nah!reisen SOMMER 2020
                                                                                                                                            SALZBURG

                                                                                                                                                 ANZEIGE

                                                                                                                                                              FOTO: ©WERBEFOTOGRAFIE GRUBER MICHAEL, EISRIESENWELT GESMBH
                                                                                                           GUT GERÜSTET IN DIE
                                                                                                           EISRIESENWELT
                                                                                                           Anfahrt: Vom Markt Werfen über Eisriesen-
                                                                                                           weltstraße zum Besucher- und Informati-
Feine Eisgespinste wie „Friggas Schleier“ (links), mächtige Eisblöcke und                                  onszentrum, anschließend rund 20-minütige
Eisseen säumen den Weg durch die Eisriesenwelt.                                                            Wanderung zur Wimmerhütte, Auffahrt mit der
                                                                                                           Seilbahn oder rund 90-minütiger Gehweg zum
                                                                                                           Dr.-Oedl-Haus, von dort nochmals 20-minüti-
                                                                                                           ge Wanderung zum Eingang der Eisriesenwelt

Faszination Eis                                                                                            Temperatur in der Eishöhle: Meist unter 0 °C
                                                                                                           Ausrüstung:festesSchuhwerk,Winterbekleidung
                                                                                                           Dauer der Führung: 75 Minuten
                                                                                                           (nur mit Führung begehbar, Karten sind im
                                                                                                           Besucherzentrum erhältlich)
In eine magische Welt unter Tag entführt die Eisriesenwelt in
                                                                                                           Höhenunterschied: 134 Höhenmeter über
Werfen bei Salzburg. Im über 40 Kilometer langen Höhlensystem der                                          zahlreiche Stufen und Wege erschlossen
größten Eishöhle der Welt, die seit 100 Jahren erschlossen ist,                                            Öffnungszeiten: Täglich von Mai bis Oktober
wachsen laufend Eisformationen nach.

G
          eheimnisvoll glitzert das gefrore-            führt es in ein Höhlensystem mit insgesamt       deckte. Auf Treppen und befestigten Wegen
          ne Wasser in unerwarteter Farben-             gut 42 Kilometer Länge, mit riesigen Hallen,     geht es durch ein Geflecht von Eishöhlen,
          vielfalt auf: blau-grünlich, dann             Gängen und Labyrinthen, von denen der            die Namen aus der nordischen Mythologie
          wieder rötlich, oft blendend weiß.            Anfangsbereich begehbar ist. Die 75-minü-        wie Hymirburg, Niflheim oder Odinsaal
20 000 Quadratmeter Bodeneis türmen sich                tige Tour beginnt mit einem Überraschungs-       tragen. Die Tour führt entlang an Eisfäl-
bis zu 20 Meter hoch auf, glasklare Eiszap-             effekt: Wenn die plötzlich wegen des Höh-        len, Kolken, dem Großen Eiswall mit einer
fen hängen von den Decken, vom Boden                    lenwindes erloschenen Karbidlampen – um          Breite von über 40 Metern und 20 Meter
wachsen gigantische Eistürme in die Höhe,               eine möglichst naturbelassene Erscheinung        Höhe, Eisbergen, Baumeisbildung, wo die
unterschiedlichste Eisformationen regen die             zu bewahren, wird auf elektrisches Licht         Eiszapfen wie Äste von Tannenzweigen aus
Fantasie an. Wer in die eisverkleideten Gän-            verzichtet – wieder entzündet werden, steht      der Eiswand herauswachsen, oder „Friggas
ge der Eisriesenwelt in Werfen eindringt,               man auf dem ersten Eissee und blickt bereits     Schleier“, einem zarten Eisgebilde, das von
schreitet durch eine magische Welt im Berg.             auf schillernde Eiskaskaden. Die Eisformatio-    hinten beleuchtet smaragdgrün schimmert.
Seit genau hundert Jahren ist ein Teil des              nen im gesamten Höhlengeflecht verändern         Am Ende des erschlossenen Höhlenteiles
ständig im Wandel begriffenen Naturphä-                 sich ständig: Durch den Kamineffekt, der im      treten die Wanderer in den 70 Meter lan-
nomens für Besucher zugänglich. Nur 40 Ki-              Winter kalte Luftmassen ins Höhleninnere         gen und 25 Meter breiten beeindruckenden
lometer von Salzburg entfernt lockten diese             transportiert, speichert das Gestein die Kälte   Eispalast. Hier auf dem riesigen Eissee, der
„Eis-Festspiele der Natur“ im Tennengebir-              bis ins Frühjahr. Setzt die Schneeschmelze       größten ebenen Bodenvereisung der Eisrie-
ge, die dieses Jahr ebenso wie die Salzburger           ein, sickert Wasser durch Spalten und Risse      senwelt, trainierten in den 1930er Jahren
Festspiele 100-Jahre-Jubiläum feiern, bereits           im Felsen in die Höhle und gefriert, wodurch     Eiskunstläufer für die Olympischen Spiele
gut acht Millionen Menschen an.                         die Eisdecke laufend nachwächst.                 im Paarlauf. Als großes Finale wartet auf die
                                                                                                         Besucher beim Ausgang ein atemberauben-
Eisige Metamorphosen                                    Durch Eisberge und Baumeis                       der Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel
Schon das Eingangstor zu der größten Eis-               Die Besucher folgen zunächst den Spuren          der Hohen Tauern.                          []

höhle der Welt präsentiert sich beeindru-               des Alpinisten und Naturforschers Anton
ckend: 18 Meter breit und 20 Meter hoch                 von Posselt-Csorich, der die Höhle 1879 ent-     www.eisriesenwelt.at

SOMMER 2020 nah!reisen                                                                                           Promotion-Magazin von Ablinger Garber   13
WANDERN


      Von
der Hand
   in den
    Mund     „Foraging“ – das Kochen mit
     Zutaten, die man selbst in Wald und
                 Flur gesammelt hat, liegt
       voll im Trend. Bei Hilde Sperger im
        Großen Walsertal kann man sein
                  Menü selbst erwandern.

                                 von Günter Kast

                                                   Selbstgesammelte Steinpilze sollen ein Höhepunkt des Menüs werden. Am gefragtesten sind junge und feste

S
         chauen wir mal, was morgen Abend          eine exotische Strömung des Islam, wie Hilde         hier etwas an den Haken. Für mich hat Hilde
         auf deinem Teller landen wird!“ Ich       lachend anmerkt. Sufi ist das, was im Kessel         Option zwei reserviert, die anspruchsvollere
         weiß nicht so recht, wie ich diesen       übrig bleibt, wenn der junge Käse längst im          Variante: richtiges Fliegenfischen in einem
         Satz von Hilde Sperger verstehen          Reifen unter der Presse liegt. Ludwig verfüt-        Wildfluss. Wir fahren nach Buchboden, ei-
soll. Klingt das aufmunternd, bedrohlich,          tert den Sufi an die Schweine. Doch Hilde            nige Kilometer unterhalb des Faschinajochs.
neugierig? Gar nach einem Tag Heilfasten?          hat den Sufi für sich, für die Menschen wie-         Hier hole ich meine Tagesfischerkarte ab,
Die Chefin zweier Hotels im Großen Wal-            derentdeckt. „Du kennst doch Ricotta, den            31 Euro wandern über die Theke. Okay, nie-
sertal in Vorarlberg hat mir gerade folgende       du im Supermarkt kaufst. Nichts anderes ist          mand hat mir versprochen, dass mein Menü
Idee präsentiert: Ich soll morgen beim Früh-       Sufi, nur besser, frischer. Und daraus machen
stück nicht etwa auf die Halbpensionskarte         wir heute Abend eine Vorspeise mit aroma-
schauen und bequem mein Wunschmenü                 tischen Kräutern und Wiesenblumen.“ Bald
für den Abend ankreuzen. Nein, ich soll            schon liegen Blutwurz, Hornklee, Brennnes-
mein Mehr-Gänge-Dinner selbst pflücken,            sel, Spitzwegerich, Breitwegerich, Guter Hein-
erwandern, fangen, suchen. Das, so meint           rich, Frauenmantel sowie Weißer und Roter
sie, könne nicht schaden in Zeiten, in denen       Süßklee in unserem Weidenkörbchen. Für
manche Kinder ein Gänseblümchen nicht              den Vorspeisen-Sufi, aber auch für den Salat,
mehr von einem Enzian unterscheiden                zum Verzieren der Speisen, für Kräutertees.
können, und kaum noch jemand weiß, wie                Kräutertee? Das ist jetzt nicht gerade das
Produkte naturnah erzeugt werden oder wo           Getränk, das mir einfällt, wenn ich an ein stil-
man sie im Wald und auf der Wiese findet.          volles Abendessen denke. Hilde schwärmt von
                                                   frischem Quellwasser mit Walderdbeer-                Senner Ludwig Hartmann bei der Arbeit.
Sufi und Kräutertee                                Aroma, von Bergtee aus Pfefferminze, Thymi-
Am nächsten Morgen scheucht mich Hilde             an, Salbei und Kleiner Braunelle. Mal sehen,
zeitig aus den Federn. Sie ist „bewaffnet“         vielleicht können wir uns auf einen Grünen
mit Barfußschuhen, Wanderkleidung und              Veltliner einigen – ist ja auch ein reines Natur-
schrecklich guter Laune. Ich stolpere ihr          produkt, nur eben nicht selbst „erlegt“.
mit noch kleinen Augen hinterher, hinauf              Apropos „erlegt“: „Wir brauchen Forellen,
zur Staffelalpe, wo der Senner Ludwig Hart-        dein Hauptgericht“, erklärt Hilde. Ihren Gäs-
mann schon seit Stunden am heißen Kessel           ten bietet sie zwei Varianten an. Option eins:
werkelt, um Bergkäse herzustellen. Wir ha-         Anfänger angeln die Regenbogenforellen
ben es jedoch auf etwas anderes abgesehen:         und Saiblinge in den hoteleigenen Fischtei-
auf Sufi, wie die Walser sagen. Das ist ein        chen. Die Flossenträger tummeln sich dort            Selbstgefangene Forellen soll es
Nebenprodukt der Käserei, und nicht etwa           auf engstem Raum, auch Kinder bekommen               als Hauptgericht geben.

14   Promotion-Magazin von Ablinger Garber                                                                                        nah!reisen SOMMER 2020
WANDERN

                                                                            unvorsichtige Forelle darauf herein. Ich fühle

                                                       FOTOS: GÜNTER KAST
                                                                            mich wie Brad Pitt in Robert Redfords Flie-         INFO
                                                                            genfischer-Epos „Aus der Mitte entspringt ein       Alpenregion Bludenz Tourismus GmbH
                                                                            Fluss“. Für uns ist es ein Spiel, für den Fisch     www.alpenregion.at
                                                                            das Todesurteil. Er wird mich heute Abend           Damüls-Faschina Tourismus
                                                                            satt machen und mit Proteinen versorgen.            www.damuels.at
                                                                                                                                Alpenresort Walsertal
                                                                            Blutreizker und Perlpilze                           www.alpenresort-walsertal.at
                                                                            „Was möchtest du als Beilage?“, frägt mich
                                                                            Hilde. Sie schlägt einen Salat aus jungem
                                                                            Löwenzahn und „Spinat“ aus gedünsteten            Haiattacken? Wir flüchten uns in den Wald,
                                                                            Brennnesseln vor. „Wächst gleich hier auf         zu den Pilzen, hoffentlich.
                                                                            der Wiese um die Ecke“, schiebt sie nach.            Es läuft besser als erwartet. Anfangs sind
                                                                            „Passt“, sage ich, und dann „Autsch!“ Die         wir noch dankbar für Blutreizker, Hexen-
                                                                            Brennnesseln heißen nicht umsonst so, aber        röhrlinge, Perlpilze und Reifpilze. Letztere
                                                                            mein Menü macht sichtbare Fortschritte.           nennt Hilde politisch herrlich inkorrekt
                                                                            Beim Rückweg aus dem Tal des Lutzbachs            „Zigeuner“. Doch bald schon „ernten“ wir
                                                                            sammeln wir noch Früchte: Heidelbeeren,           nur noch die edelsten unter den Schwam-
                                                                            Preiselbeeren, Himbeeren, Brombeeren. Es          merln: Steinpilze und Pfifferlinge. Wir stei-
                                                                            fällt auf, wie klein die Früchte sind im Ver-     gern uns fast in eine Art Rausch hinein. Der
                                                                            gleich zu den überzüchteten Plantagen-Bee-        Jäger- und Sammlertrieb wird übermäch-
                                                                            ren – und um wie viel süßer sie schmecken.        tig. Wir vergessen Raum und Zeit – und das
                                                                            „Aufhören mit dem Naschen“, ermahnt               Gewitter, dessen Donnergrollen uns daran
                                                                            mich Hilde. „Die sind für den Nachtisch.“         erinnert, dass wir jetzt schleunigst Richtung
                                                                            „Wie sieht’s mit Pilzen aus?“, will ich von ihr   Hotel stapfen sollten.
                                                                            wissen. „Schlecht“, sagt sie, „viel zu trocken
                                                                            war der Sommer. Aber vielleicht haben wir         Sig und Waldbeeren
                                                                            Glück.“ Mit Glück allein, so viel weiß ich,       Nach der Sauna schwebe ich tiefenentspannt
Pilze, die noch nicht von Würmern befallen sind.                            findet niemand Pilze. Man muss schon die          in den Speisesaal. Nie hätte ich gedacht, dass
                                                                            richtigen Plätze kennen. Plätze, die man selbst   es so glücklich macht, sein Menü selbst aus der
                                                                            unter Folter niemandem verraten würde. Hil-       Natur zu holen. Ja, ich habe Vorurteile abge-
   günstiger sein wird als ein Abendessen von                               de nimmt mich trotzdem mit. „Bloß nicht           baut: Ich verstehe die Walser „Kräuterhexen“,
   der Karte. Dafür genieße ich das Privileg,                               weitererzählen“, warnt sie. Zuerst müssen wir     zu denen auch die Hilde ein bisschen gehört,
   ganz legal Bachforellen aus dem Lutzbach                                 unter einem Weidezaun hindurchschlüpfen.          jetzt besser. Von wegen esoterisch – ausgespro-
   ziehen zu dürfen. Jetzt müssen nur noch die                              Auf der Wiese werden wir sogleich von den         chen bodenständig geht es bei denen zu! Und
   Fische mitspielen.                                                       Rindviechern entdeckt, die sich in unsere         das Menü, es schmeckt vorzüglich: zuerst der
      Der Beginn ist harzig. Ich wechsle die Flie-                          Richtung aufmachen – eher galoppierend            cremige Sufi mit den Bergkräutern, garniert
   ge, binde jetzt ein Muster ans Vorfach, das                              als trabend. Weiß Hilde, dass jedes Jahr mehr     mit Wiesenblumen; dann ein Saiblingsnockerl
   eine Eintagsfliege imitiert. Prompt fällt eine                           Menschen bei Kuhangriffen sterben als bei         mit frittiertem Wiesensalbei, gefolgt von ei-
                                                                                                                              nem Pilz-Potpourri: der Blutreizker gebacken,
                                                                                                                              Steinpilze und Pfifferlinge in Butter gedünstet,
                                                                                                                              mit Bergkräutern verfeinert. Dazu gibt’s ein
                                                                                                                              kleines Nest Tagliatelle – natürlich nicht selbst
                                                                                                                              „erlegt“, wir wollen ja nicht päpstlicher sein
                                                                                                                              als der Papst. Zur Erfrischung zwischendurch
                                                                                                                              gibt es ein Sorbet aus Alpenrosenblüten-Sirup,
                                                                                                                              garniert mit getrockneten Alpenrosenblüten,
                                                                                                                              aufgegossen mit Cava Rosé. Der Hauptgang
                                                                                                                              ist ein Gedicht: Salat aus Spitzwegerich und
                                                                                                                              Löwenzahn, die Forelle aus dem Salzmantel
                                                                                                                              kommt mit Brennnessel-Spinat. Das Dessert
                                                                                                                              behält noch eine besondere Überraschung be-
                                                                                                                              reit: Ludwig, der Senner von der Staffelalpe,
                                                                                                                              hat „Sig“ vorbeigebracht: Die stundenlang ver-
                                                                                                                              rührten Molkereste heißen im benachbarten
                                                                                                                              Bregenzerwald auch Wälder Schokolade und
                                                                                                                              waren in schlechten Zeiten tatsächlich ein Er-
                                                                                                                              satz für Naschwerk. Hildes Küchenteam macht
                                                                                                                              daraus eine Art Parfait, das mit frischen Wald-
                                                                                                                              beeren einen wunderbaren Nachtisch ergibt.
                                                                                                                                 Keine Frage: Das frühe Aufstehen, die vie-
                                                                                                                              len Stunden in der freien Natur haben sich
   Hilde Sperger arbeitet lieber draußen als drinnen - und hilft ihren Gästen                                                 gelohnt. Alles schmeckt wunderbar frisch
   deshalb gerne dabei, ihr Menü selbst zu erwandern.                                                                         und köstlich – auch der Grüne Veltliner. [ ]

   SOMMER 2020 nah!reisen                                                                                                              Promotion-Magazin von Ablinger Garber   15
WANDERN

                      Klein-Kanada                                                                                                    bisschen Ordnung muss sein – ist ja immer
                                                                                                                                      noch Deutschland!
                                                                                                                                         Sechs solcher identisch ausgestatteter

                     im Schwarzwald
                                                                                                                                      Lagerplätze gibt es rund um Baiersbronn,
                                                                                                                                      drei davon (Bösellach, Seibelseckle und Erd-
                                                                                                                                      beerloch) liegen sogar im Nationalpark, was
                                                                                                                                      hierzulande einzigartig ist. Ähnlich „wilde“
                        In sechs Lagerplätzen rund um Baiersbronn darf man ganz                                                       Zeltplätze existieren nur noch in der Pfalz.
              offiziell im Wald zelten – für gestresste und der Natur entfremdete Städter                                                Die Gruppe will erst einmal nachsehen, wie
                     ist das eine ziemlich spannende Sache aka „Mikro-Abenteuer“.                                                     es um die Wasserstelle steht. Die befindet sich
                                                                                                                                      nicht direkt im Camp, es gibt jedoch eine Ta-
                                                                                                                                      fel, die den Weg zur Quelle weist. Vorsichtige
                                                     von Günter Kast                                                                  Geister werden das Wasser zusätzlich abko-
                                                                                                                                      chen. Jaja, die Wanderer sind in den Camps
                                                                                                                                      auf sich gestellt, ein bisschen zumindest. Müs-

                                                                                                                 FOTOS: GÜNTER KAST
                                                                                                                                      sen die Bürokollegen ja nicht wissen, dass es
                                                                                                                                      für größere Malheure eine Notfallnummer
                                                                                                                                      gibt und Hinweise, wo sich der nächste Stand-
                                                                                                                                      ort mit Handyempfang befindet.

                                                                                                                                      Für zehn Euro im Waldhotel
                                                                                                                                      Die Wanderer packen nach dem Wasserholen
                                                                                                                                      ihre Rucksäcke aus, groß wie die Schultüten
                                                                                                                                      eines Riesen. Zelt, Schlafsack und Isomatte,
                                                                                                                                      Kocher, Topf und Gaskartusche, Wechselkla-
                                                                                                                                      motten, Mütze und Regenjacke, Stirnlampe,
                                                                                                                                      Erste-Hilfe-Set, Wanderkarte und Taschen-
                                                                                                                                      messer, Tüten-Suppen, Brot und Obst, Müs-
                                                                                                                                      liriegel und Schokolade kommen da zum
                                                                                                                                      Vorschein. Hier im Wald, noch dazu selbst
                                                                                                                                      hergeschleppt, sind es wahre Schätze. Der
                                                                                                                                      Rucksack spuckt aus, was Mensch zu brau-
Die Zelte stehen, die Schlafsäcke sind ausgerollt, auf dem Kocher                                                                     chen glaubt, wenn er für ein Wochenende
dampft Wasser. Und was tut man jetzt, so ganz ohne Smartphone?                                                                        in die echte Natur aufbricht.
                                                                                                                                         Die Camps passen zum Zeitgeist wie ein
                                                                                                                                      gut eingelaufener Wanderstiefel zum Fuß.

      M
                  anchmal muss etwas verschwin-                Hummeln, der in den Ästen rauschende Wind.                             Für zwei Tage mal kein Sklave des Smartpho-
                  den, damit man merkt, dass es                Vom Parkplatz Kniebis geht es zunächst                                 nes zu sein und für zehn Euro im Waldhotel
                  gestört hat. Jetzt ist er weg, ver-          zum Ellbachsee. Auch der sagt nichts, liegt                            schlafen – das scheint viele anzusprechen.
                  stummt – der Lärm von Men-                   einfach nur still da. Er spricht nicht zu den                          Auch die Wanderer, die an diesem Abend
       schen, Autos und Motorrädern. Andere                    Wanderern mit ihren prallen Rucksäcken,                                am Camp Gutellbach ankommen, entspan-
       Geräusche sind indes noch da und lassen                 die der blauen Raute und dem Logo des                                  nen sich jetzt, da das Feuer flackert und die
       sich plötzlich sogar viel intensiver wahr-              Seensteigs folgen, bis sie auf ein Schild mit                          Zelte fest verankert sind. Die dampfenden
       nehmen: zwitschernde Vögel, brummende                   dem Versprechen „Abenteuerpfad“ treffen.                               Alutassen fest umklammernd, sitzen sie um
                                                               Orkan Lothar hatte hier den Wald komplett                              die Flammen. Um ihr Tüten-Menü aufzupep-
                                                               gerodet. Die Natur wurde sich selbst über-                             pen, haben sie Pilze gesammelt. Den Geruch
                                                               lassen – und später ein Pfad angelegt. Der                             des Moosbodens gelobt. Das Flattergeräusch
          TREKKING-CAMPS
          SCHWARZWALD                                          ist inzwischen so zugewachsen, dass er ei-                             der Fledermäuse. Den Mond, die Milchstraße.
          Buchung über die Website des Naturparks              nem Dschungel-Trail gleicht. Doch es wird                              Die Einfachheit des Lebens. Nach dem Mahl
          Schwarzwald Mitte/Nord von Anfang Mai                noch abenteuerlicher: Ohne die Leitplanken                             blättern sie im Gästebuch. „Mama schleft mit
          bis Ende Oktober. Hier gibt es auch Ausrüs-          der Logos und Markierungen muss sich die                               kleina Schwesta“, hat da eine mittelgroße
          tungstipps und Wandervorschläge. Feuer ist           Gruppe auf einem kaum erkennbaren Weg-                                 Schwester hingekritzelt.                   []
          nur an den vorgesehenen Stellen erlaubt. Bei         lein zum Trekking-Camp Gutellbach vortas-
          den drei Camps im Nationalpark darf kein Holz
          gesammelt werden, es liegt jedoch Brennholz
                                                               ten. Es liegt versteckt mitten im Wald. Bei der
          bereit. Jedes Camp darf nur eine Nacht genutzt       Pfadfinderei helfen eine Wegbeschreibung
          werden. Weitere Infos:                               und GPS-Daten für die „letzte Meile“, die
          www.baiersbronn.de/de-de/natur/                      man bei der Anmeldung erhält.
          wandern/trekking-camp                                   Die Trekker dürfen hier ganz offiziell wild
          https://naturparkschwarzwald.de/                     campen, was sonst im deutschen Wald ver-
          aktiv_unterwegs/trekking/
          Ein ähnliches Konzept gibt es inzwischen im
                                                               boten ist. Naja, so ganz wild ist es dann doch
          Steigerwald: www.trekkingerlebnis.de – In            nicht. Im Camp Gutellbach gibt es drei mar-
          zehn Camps stehen Feuerstelle, Toilette und          kierte Zeltplätze, eine Feuerstelle und ein
          Lagerplatz zur Verfügung.                            Klohäuschen mit Zahlenschloss, dessen Code                             Man könnte zum Beispiel Holz hacken -
                                                               man ebenfalls bei der Reservierung erhält. Ein                         Feuermachen ist nämlich erlaubt.

       16    Promotion-Magazin von Ablinger Garber                                                                                                             nah!reisen SOMMER 2020
                                                                                                                                        WANDERN

                                                                                                                                             ANZEIGE

                      Traumhaftes
                 Wanderparadies Achensee
              Passionierte Wanderer und Bergfexe kommen in Tirols Sport & Vital Park Achensee voll auf ihre Kosten.

                                                                                                                                                       FOTOS: ACHENSEE TOURISMUS
                                                                                                     ANGEBOTE
                                                                                                     Ein Highlight für alle – Atoll Achensee
                                                                                                     Das Atoll Achensee am Südostufer in Maurach,
Die Kombination von Bergabenteuern und Badespaß macht den Achensee zum beliebten Ferienziel.         eine multifunktionale Freizeitanlage, die mit
                                                                                                     riesigem Wasser- und Sauna-Areal, Sport-
                                                                                                     angeboten und einem Family-Eldorado punktet.

5
        00 Kilometer gepflegte und markier-         fordernden Touren inklusive Gipfelsieg.          Tipp: Achensee Erlebniscard
        te Wanderwege, von sanft flach bis          Für die ersten Höhenmeter bieten sich die        Mit der Achensee Erlebniscard um 74 Euro für
        hin zu anspruchsvoll auf 2457 Me-           Rofanseilbahn und Karwendel-Bergbahn als         Erwachsene und 37 Euro für Kinder (ab 7 Jahren)
                                                                                                     können Highlights wie Achenseeschifffahrt und
        tern, führen durch eine traumhafte          Aufstiegshilfe an und ermöglichen so auch        -bahn, Museen und Bergbahnen innerhalb einer
und vielfältige Naturkulisse. Die Kombina-          gemütlichere Wanderungen mit Panorama-           Woche, so oft man will, besucht werden.
tion zwischen Berg und See begeistert die           blick auf den Achensee.
Wanderer am Achensee jedes Mal aufs Neue.
                                                    Rofanrunde - Weitwandern
Abwechslungsreich und einzigartig                   am Achensee
Das Angebot für Naturfreunde und Bewe-              Die Umgebung rund um den Achensee ist
gungsliebhaber reicht von flachen Wegen             mit den schroffen Felsen, unberührten Alm-
über Familientouren bis hin zu heraus-              wiesen, urigen Almen und anspruchsvollen
                                                    Wanderungen wie geschaffen für eine Mehr-
                                                    tagestour. Quer durch das Rofangebirge wan-
                                                    dern, auf urigen Hütten übernachten und an
                                                    idyllischen Plätzen, wie dem Ziereiner See,
                                                    eine Pause einlegen, das alles erlebt man auf
                                                    der Rofanrunde. Auf ca. 30 Kilometer und in
                                                    vier Etappen erkundet man bei dieser Mehr-
                                                    tagestour die Brandenberger Alpen.
                                                      Entspannen und abkühlen kann man sich
                                                    nach den anstrengenden Wanderungen im
                                                    Atoll Achensee.                            []

                                                    www.achensee.com
                                                    Achensee Tourismus, Achenseestraße 63
                                                    A-6212 Maurach am Achensee/Tirol
                                                    Tel. +43 595300-0, info@achensee.com

SOMMER 2020 nah!reisen                                                                                      Promotion-Magazin von Ablinger Garber   17
WANDERN

ANZEIGE

                                                                                                                                                                                                           FOTO: ANDI FRANK
                                                                                                                                           EVENTS
                                                                                                                                           – 10. Juni: Nik P – Konzert in Fügen
                                                                                                                                           – 24. bis 26. Juli: Zellberg Buam Alpenparty
                                                                                                                                           – 13. bis 16. August: Juzi OpenAir
                                                                                                                                           – 12., 19., 26. September und 3. Oktober:
                                                                                                                                             Almabtriebe in der Region
                                                                                                                                           – 18. September: Herbstfest der Original Zillertaler
                                                                                                                                           – wöchentliches Kinderprogramm im Sommer

                                                                                                                                           HIGHLIGHTS
Vielfalt Bergerlebnis: In Fügen-Kaltenbach wird der Sommerurlaub zum Abenteuer.                                                            – 1400 Kilometer Wanderwege
                                                                                                                                           – 1200 Kilometer Bikewege
                                                                                                                                           – 1300 Quadratmeter Kletter- und
                                                                                                                                             Boulderfläche im ­Kletterzentrum Zillertal

Schauplatz Zillertal:
                                                                                                                                           – Freizeitzentrum Kabooom
                                                                                                                                           – Zillertaler Höhenstraße

Schönste Outdoor-Bühne der Alpen
Ein Sommerurlaub in der Ferienregion Fügen-Kaltenbach eröffnet von Mai bis Oktober ein facettenreiches Naturschauspiel.
Die blühende Berglandschaft lädt zum Erkunden ein und bietet abwechslungsreichen Sommerspaß für die ganze Familie.

B
        ekannt für seine Vielfalt und beliebt                       Mountainbike-Trails und familiengerechte                            lädt die Erlebnistherme Zillertal in Fügen zu
        weit über die Landesgrenzen hinaus:                         Radtouren ins unvergleichliche Bergerleb-                           Action und Entspannung ein – so kommt
        Das Zillertal lädt zum Wandern,                             nis. Tierische Unterhaltung wartet bei der                          jeder auf seine Kosten.
        Klettern und Spielen ein – egal, ob                         Höhenstraße. Im Murmelland können Alpa-
klein oder groß, Aktivzeit oder Entspan-                            kas, Murmeltiere und weitere Bergbewohner                           Abenteuer Spieljoch
nung. Zahlreiche Wanderwege, alpine Aus-                            hautnah erlebt werden.                                              Wasserspielpark, Barfuß-Weg und Kinder-
flugshighlights und Events begeistern die                                                                                               klettergarten: Am Erlebnisberg Spieljoch hat
ganze Familie.                                                      Abtauchen im Zillertal                                              Langeweile keine Chance. Hoch hinaus kom-
                                                                    Die ersehnte Abkühlung darf im Sommer                               men Abenteurer mit dem Flying Fox und im
Ein Tag auf dem Rad                                                 nicht fehlen. Darum sorgen Freibäder und                            Hochseilgarten – hier ist Weitblick garantiert.
Vom Zillertalradweg bis zur Höhenstraße:                            Badeseen für Erfrischung und Erholung. Und
Auf rund 30 Touren fahren die Gäste über                            wenn das Kaiserwetter auf sich warten lässt,                        Golffreude im Tal
                                                                                                                                        Der anspruchsvolle 18-Loch-Golfplatz mit
                                                                                                                   FOTO: ©PAUL SEVERN
                                                 FOTO: ANDI FRANK

                                                                                                                                        Par 71 in Uderns liegt eingebettet in die Ber-
                                                                                                                                        ge und lässt Golferherzen höherschlagen.
                                                                                                                                        Auf perfekten Platzverhältnissen und ein-
                                                                                                                                        zigartigen Spielbahnen kann hier die Treff-
                                                                                                                                        sicherheit unter Beweis gestellt werden. Ob
                                                                                                                                        Berg oder Tal, das Zillertal bietet ein buntes
                                                                                                                                        Urlaubsprogramm für Groß und Klein. [ ]
                                                                                                                                        www.best-of-zillertal.at
                                                                                                                                        Tourismusverband Erste Ferienregion im Zillertal, Hauptstraße 54
Abenteuer – der Hochseilgarten am Spieljoch                         Golf-Tipp: der 18-Loch-Platz in Uderns                              A-6263 Fügen, Tel. +43 5288 62262, info@best-of-zillertal.at

18   Promotion-Magazin von Ablinger Garber                                                                                                                                nah!reisen SOMMER 2020
Sie können auch lesen