100 JAHRE "KEMPENER LICHTSPIELE" S. 6 WAS BRINGT DAS NEUE HOTEL FÜR KEMPEN? S. 32 - SEIT MÄRZ 1919 FÜHRT DIE FAMILIE JANSSEN DAS KINO AM ...
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FEBRUAR 2019 AUSGABE #69 SEIT MÄRZ 1919 FÜHRT DIE FAMILIE JANSSEN DAS KINO AM BUTTERMARKT 100 JAHRE „KEMPENER LICHTSPIELE“ S. 6 STADTWERKE UND EIN INVESTOR PLANEN AUF DEM GELÄNDE DAS AQUA SOL EINEN NEUBAU: WAS BRINGT DAS NEUE HOTEL FÜR KEMPEN? S. 32
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EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser! FEBRUAR 2019 AUSGABE #69 G eschichte begegnet uns in Kempen auf Schritt und Tritt. Und es sind nicht nur die steinernen Zeugen der bis weit ins Mittelalter zurückreichenden Vergangenheit, die Anlass zu Bilanz und Feierstunde geben. Schon wirft das 725-jährige Stadtjubi- läum seine Schatten voraus, das am 3. November mit einem Festakt und zuvor im September mit einem Fest begangen wird. Wobei man allerdings auf den merkwürdigen Umstand trifft, dass die Kempener mehr als ein volles Jahrtausend von der Verleihung dieser Urkunde SEIT MÄRZ 1919 FÜHRT DIE FAMILIE JANSSEN DAS KINO AM BUTTERMARKT IMPRESSUM LICHTSPIELE“ überhaupt kein Aufhebens machten. Der erste Festumzug fand 600 KempenKompakt S. 6 100 JAHRE „KEMPENER DAS AQUA SOL EINEN NEUBAU: PLANEN AUF DEM GELÄNDE STADTWERKE UND EIN INVESTOR FÜR KEMPEN? S. 32 WAS BRINGT DAS NEUE HOTEL Jahre nach Verleihung statt, im Jahr 1894. 1994 feierten wir stolz die 700 Jahre, und haben nun die Schlagzahl deutlich erhöht: Künftig Verlag: chanissmedien | Heinrich-Horten-Straße 1 | 47906 Kempen werden wir wohl alle 25 Jahre feiern. Neben diesen 725 Jahren neh- men sich die 100 Jahre „Kempener Lichtspiele“, denen wir unsere Herausgeber: Karl J. Wefers aktuelle Titelgeschichte widmen, zwar bescheiden aus. Aber das Telefon: 02152 - 96 90 300 | Fax: 02152 - 96 90 280 täuscht: Nach unseren Recherchen ist das Kino am Buttermarkt das E-Mail: info@kempenkompakt.de | Web: www.kempenkompakt.de einzige Lichtspielhaus in Deutschland, dass über ein volles Jahrhun- dert ununterbrochen bespielt wurde und zugleich in den Händen ei- ner Familie blieb: der Kino-Dynastie Janssen. Und in unserem Be- Redaktion: richt über die Anfänge des Filmtheaters in Kempen begegnen wir Eberhard Fehre (v.i.S.d.P.) | Uli Geub | Charly Niessen neben dem Gründer Arnoldus Janssen weiteren Unternehmer-Per- Ulrike Gerards | Sergej Paromkin sönlichkeiten wie Heinrich Schmitz oder den Brüdern Wissink, deren Online-Redaktion: Uli Geub Familien bis heute aus dem Wirtschaftsleben der Stadt nicht wegzu- denken sind. 100 Jahre Kino in Kempen sind also auch ein interes- Grafik und Layout: Inside Grafik santes Stück Kultur-, Wirtschafts- und Familiengeschichte. Titelfoto: b-14 Guido de Nardo Natürlich ist auch der Karneval und der neue Prinz ein großes The- Vertrieb: KempenKompakt ma. Und unsere Kollegin Ulrike Gerards geht der Frage nach, wie Anzeigen: Karl J. Wefers, Wolfgang Kremp | Auflage: 8.500 sinnvoll das neue Hotel im aqua sol wohl ist. Wir gratulieren Rudi Alsdorf zum 75. Geburtstag und erinnern dabei daran, wie entschei- dend dieser Politiker aus Leidenschaft die drei letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts in Kempen geprägt hat. Auch die Kultur hat wieder ihren Platz: Wir stellen den neuen Literaturwettbewerb © by KempenKompakt vor und einen bemerkenswerten Bildband von Josef Lamozik, dessen Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen übernimmt sensationelle Aufnahmen überraschende Blicke auf und in die Props- KempenKompakt keine Haftung. Nachdrucke (auch auszugsweise) und Verfielfälti- teikirche werfen. Und das sind nur einige der vielen Themen dieser gungen jeglicher Art nur mit schriftlicher Erlaubnis des Herausgebers/der Redaktion. Für die Inhalte der Anzeigen sind allein die Auftraggeber verantwortlich. ST.ID-Nr. aktuellen Ausgabe. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen DE120047543 Ihr KempenKompakt-Team Erkeshütte 1 Mathias-Brüggen-Straße 120 Rudolf-Diesel-Straße 4 47906 Kempen 50829 Köln 56566 Neuwied Kempen - Köln - Neuwied Tel: 02152 9104-0 Tel: 0221 956402-0 Tel: 02631 9144-0 Fax: 02152 9104-111 Fax: 0221 956402-20 Fax: 02631 9144-20 info@hefe-van-haag.de www.hefe-van-haag.de Alles für die Bäckerei, Konditorei, Gastronomie & Eisherstellung werbung_190x60_quer.indd 1 24.08.18 12:29 3
INHALT INHALT Februar 2019 06 KEMPEN AKTUELL JETZT AUCH NEUROLOGIE: BESTATTUNGSHAUS CAMPS HOSPITAL GELINGT EIN DAS UNVERMEIDLICHE MIT LIEBE 100 JAHRE KINO-JANSSEN: „ECHTER COUP“ S. 20 GESTALTEN S. 30 INTERVIEW MIT FRANK JANSSEN S. 6 HOSPITAL-SPRECHSTUNDE NEUBAU IM AQUA SOL: PRINZ PETER I.: MICH TRIFFT DER SCHLAG S. 21 WAS BRINGT DAS NEUE HOTEL DIE ERFÜLLUNG EINES FÜR KEMPEN? S. 32 09 HERZENSWUNSCHES S. 15 BEWUSSTSEINSCOACHING: BLOCKADEN LÖSEN - KEMPEN HISTORISCH KG ECHTE FRÜNDE: ENDLICH FREI WERDEN S. 22 SINGEN FÜR EIN SOZIALES KEMPENER LICHTSPIELE ENGAGEMENT S. 18 BLUMEN-HAUS WOLTERS: ALS AUCH IN KEMPEN DIE BILDER FÜR DIE SCHÖNEN UND DIE LAUFEN LERNTEN S. 9 TRAURIGEN MOMENTE S. 24 4
INHALT 14 WINKLERS KOLUMNE 35 WIRTSCHAFT IN KEMPEN 40 KULTUR IN KEMPEN AUF DEN PUNKT: VOLKSBANK KEMPEN-GREFRATH: LITERATURWETTBEWERB: GESCHENKE AUS LUXEMBURG S. 14 MARKUS KNAUF RÜCKT ERSTMALS AUCH MIT 25 MENSCHEN IN KEMPEN IN DEN VORSTAND AUF S. 35 POETRY SLAM S. 40 LOMBERG IMMOBILIEN: ALLES FÜR ST. MARIEN RUDI ALSDORF WURDE 75: VERLIEBT IN KEMPEN UND SEINE NEUER BILDBAND ZUR DAS LETZTE POLITISCHE HÄUSERKULTUR S. 36 PROPSTEIKIRCHE S. 42 38 44 NATURTALENT S. 25 SPORT IN DER REGION KULTURTICKER 45 KREFELD PINGUINE: PLAYOFFS - DIESMAL SOLL KEMPEN KALENDER ES KLAPPEN S. 38 ... unsere Karneval´s Berliner! Alles Gute kommt von Café PEERBOOMS® · Inh. Manfred Oomen Buttermarkt Burg Café 21 Oomen · 47906Brüggen Kempen • Inh. Manfred www.peerbooms.de Oomen Besuchen Sie unseren Onlineshop Telefon: 02152505619 Klosterstr. • 41379 Brüggen info@oomen.de www.burgcafe-brueggen.de www.oomen-onlineshop.de Besuchen Sie unseren Pralinenshop im Internet! Telefon: 0049 21 63 - 52 85 genuss@burgcafe-brueggen.de www.burgcafe-brueggen.de 5
KEMPEN AKTUELL Ein Leben mit dem und für das Kino: Frank Janssen in seinem Kempener Büro, neben einem zur Hausbar umgebauten Projektorkopf „Askania X“, des legendären ersten Nachkriegs-Projektors von 1950. Rechts grüßt James Dean mit seinem Klassiker „Giganten“, links ein aktueller Wandkalender, von den Mitarbeitern selbst gestaltet, mit Köpfen des gesamten Teams. Auf dem Deckblatt Hausmeister Siegfried Raatz (links) und Janssen selbst. 100 JAHRE KEMPENER LICHTSPIELE „ICH KÖNNTE MIR KEINEN SCHÖNEREN JOB VORSTELLEN ALS KINO“ Ein Kinobetreiber aus Leidenschaft, in der vierten Generation an der Spitze der Janssen-Gruppe mit ihren Filmtheatern in Kempen, Geldern, Kleve und Mönchengladbach: Frank Janssen führt nun die „Kempener Lichtspiele“, das Stammhaus der Familie, begründet am 30. März 1919 von seinem Urgroßvater Arnoldus Paulus Janssen, in ihr zweites Jahrhundert. KempenKompakt sprach mit Frank Janssen über eine Erfolgsgeschichte und die harte Arbeit, die dahinter steckt. KempenKompakt: Seit den 50er Jah- einen ganz besonderen Abend erleben. Und Morricone, wenn ich daran denke, bekomme ren ist die Rede vom Kinosterben. das bietet unser Kino in Kempen. Und wenn ich noch heute Gänsehaut. So etwas erlebt Jahr für Jahr werden Grabreden ge- man dann in diesem dunklen Saal mit vielen man zu Hause nicht. halten, aber die Kempener Lichtspie- fremden Menschen sitzt, ist man viel gelös- le gibt es immer noch. Was haben Sie ter und lockerer, man kann lachen oder wei- KK: Nun war 2018, wenn die ersten und Ihre Familie in den 100 Jahren nen. Das ist ein ganz entscheidender Unter- bundesweiten Zahlen stimmen, mit richtig gemacht? schied zum Fernsehen zum Beispiel. einem Minus von 20 Prozent an Besu- FRANK JANSSEN: Erst kam das Fernsehen, chern, kein gutes Filmjahr … da wurde vom Kinosterben geredet, dann KK: Das Gemeinschaftserlebnis Film JANSSEN: Problematisch ist in Deutschland Farbfernsehen, Video oder VHS, und immer spricht die Emotion viel stärker an? der Sommer. Wenn die Sonne scheint, ist hat man gesagt: Das ist der Tod. Und es war JANSSEN: Genau, diese Emotion, die kann Kino aus den Köpfen. Da geht man in den Quatsch. Denn das Entscheidende ist, die man hier spüren, das ist ein Kick, den die Biergarten und macht alles andere, da hat es Leute wollen ausgehen. Und da passt das Leute toll finden und den sie zu Hause in ih- das Kino schwer. hier in Kempen mit der tollen Gastronomie ren vier Wänden so gar nicht erleben. Noch und dem Kino perfekt zusammen, um aus ein Beispiel dazu: Seit 2017 haben wir in un- KK: Ein guter Sommer verhagelt dem einem einfachen Abend ein Event zu ma- serem Gladbacher Haus das Programm Kino die Bilanz? chen. Das ist etwas ganz anderes, als zu Hau- „Movie‘s in Concert“. Da kommt das Or- JANSSEN: Ja, und das war 2018 ein extrem se auf dem Sofa zu sitzen. Die Leute wollen chester der Musikschule mit 130 Musikern guter Sommer. Und eines der schlechtesten ausgehen, wollen Freunde treffen, vor dem und begleitet die Filme live. „Spiel mir das Kinojahre des letzten Jahrzehnts. Die Multi- Kinobesuch etwas essen oder trinken, also Lied vom Tod“ mit der Musik von Ennio plex-Kinos hatten bis zu 35 Prozent Einbu- 6
KEMPEN AKTUELL ßen. Aber da muss ich unsere Theater tat- JANSSEN: Natürlich, denn es ist tatsächlich Im November und Dezember zeigten wir sächlich ausnehmen. Wenn das Kinojahr gut so, dass wir hier in Kempen ein anderes Pub- „Bohemian Rhapsody“ und „A Star is Born“, war, waren wir immer noch ein bisschen bes- likum haben als in Geldern oder Gladbach. Sachen also, die ein besonderes Publikum ser gewesen. War es bundesweit ein Plus von Deshalb funktionieren hier gerade die an- ansprechen, das Wert auf gute Unterhaltung sechs Prozent, hatten wir zehn. Und auch spruchsvolleren Filme besser. Und da wir legt. Dieses Publikum haben wir hier in 2018 sind wir über alle unsere Kinos hinweg hier von Multiplex-Kinos umzingelt sind, Kempen. Und dafür kommen auch Leute mit einem kleinen Minus von zwei Prozent kann ich auch auf diese Schieß-mich-tot- aus Viersen, Düsseldorf, Krefeld oder Duis- gut weggekommen. Nicht weil wir so viel Filme gerne verzichten und spiele lieber die burg nach Kempen, um hier ins Kino zu gehen. „Kempen, seine tolle Gastronomie und das KK: Es ist also das Gesamtpaket aus Kino, das passt perfekt zusammen, um aus Stadt, Gastronomie und Filmauswahl, das den Erfolg ausmacht? einem einfachen Abend ein Event zu machen.“ JANSSEN: Und es kommt noch etwas ganz FRANK JANSSEN zum anhaltenden Erfolg der Kempener Lichtspiele Entscheidendes hinzu: Kino hat sich deutlich verändert, ist viel luxuriöser geworden, viel besser machen, denke ich. Sondern auch, anspruchsvollen Sachen. Das muss gar nicht besser ausgestattet. Wenn Sie Kinos in Ame- weil wir hier eine wunderschöne Stadt haben hochtrabend sein. Nehmen wir zum Beispiel rika mit deutschen vergleichen, so sind wir mit einer Gastronomie und einem Flair, das „Honig im Kopf“, der ist in ganz Deutsch- weit vorn. Unsere Kinos sind technisch auf die Leute von weither anlockt, weil sie die land gut gelaufen, aber in Kempen lief der einem höheren Standard, legen aber zu- Stadt und das Kino kennen. noch einmal deutlich besser. Oder „Der Jun- KK: Spielt für Ihr Kempener Haus ge muss an die frische Luft“ von Hape Ker- keling, der macht jetzt in Kempen Zahlen Fortsetzung siehe nächste Seite nicht auch die Filmauswahl eine ganz wie in einer Großstadt. Da sind wir sogar entscheidende Rolle? besser als viele Großstädte. Das größte Kino der Janssen-Gruppe: Das Comet Cine Center in Mönchengladbach. Die Janssen-Gruppe KEMPENER LICHTSPIELE Seit März 1919 in der Hand der Familie Janssen. Das Stammhaus am Buttermarkt 15 verfügt über vier Säle, der größte fasst 250 Besucher, ein weiterer hat 164 Plätze, die beiden anderen bieten jeweils etwa 100 Besuchern Platz. Das Theater verfügt also insgesamt über rund 620 Zuschauerplätze. HERZOG-THEATER GELDERN Seit 1980 in der Hand der Familie Janssen. Damals von Arnold Janssen übernommen, der es 1991 an seinen Sohn Frank ver- kaufte. Der führte in den 90er Jahren eine komplette Modernisierung und anschließend eine Erweiterung durch. Durch den Erwerb einer Nachbar-Immobilie konnte 2008 die Erweiterung um zwei weitere Kinosäle mit neuester Bild- und Tontechnik abgeschlossen werden. So verfügt der Kinostandort Geldern nun über insgesamt 650 Plätze mit fünf Leinwänden. TICHELPARK CINEMAS KLEVE Von Frank Janssen im Jahr 2000 mit seinem Team übernommen. Nach seiner Erweiterung und Mo- dernisierung im Jahr 2014 verfügt das Theater in Kleve nun über acht Kinosäle mit insgesamt 1300 Zuschauerplätzen, von rund 400 Sitzen in Kino 1 bis zu 128 Sitzen in Kino 8. COMET CINE CENTER MÖNCHENGLADBACH Multiplex-Kino, am 1, Januar 2016 von Frank Janssen übernommen. Das im Volksmund damals land- läufig wegen seiner schmucklosen blauen Fliesen „Aquarium“ genannte Kino wurde von Janssen für insgesamt 1,2 Millionen Euro in allen wesentlichen Teilen, vom Brandschutz über die Tonanlage und die Sitze bis zur Klima-Anlage, modernisiert und gilt heute als Vorzeigebetrieb. Das Kino verfügt über sieben Säle mit insgesamt 1480 Zuschauerplätzen. Imad Assaf, Insgesamt beschäftigt die Janssen-Gruppe 200 Mitarbeiter, allein 40 davon im Stammhaus Kempen. Theaterleiter in Kempen. 7
KEMPEN AKTUELL gleich auch viel Wert auf Ordnung und Sau- machen, damit er auch berkeit. In vielen Multiplex-Theatern ist das wiederkommt. Und sicherlich schwierig, da muss noch nachge- wenn uns das gelingt bessert werden. Aber in unseren Häusern und der Sommer sorgen wir dafür, dass das einen gewissen nicht ganz so Charme hat, dass die Leute gern zu uns hart ist und es kommen und sich zu Hause fühlen. Sie ken- ab und zu mal nen unsere Mitarbeiter, und die sorgen dafür, regnet, dann dass die Leute zufrieden sind. sind wir Kino- betreiber auch Auch die fünfte Generation arbeitet schon im Familien-Unternehmen: Senior-Chef KK: Sind Streaming und Raubkopien glücklich. Frank Janssen (r.) mit seinen Söhnen Lennard, Henning und Johannes (v.l.). ein Problem für das etablierte Kino? JANSSEN: Streaming und Kino sind kein KK: Keine Sorgen um die Zukunft des Schauen Sie: Ende Januar ist Filmwoche in Gegensatz. Das ist nur fürs Fernsehen ge- Kinos also? München, mein Steuerberater fährt immer fährlich und für die Videotheken. Auch JANSSEN: Nein, absolut nicht. Abgerechnet gerne mit, und er sagt jedes mal: Das ist eine Raubkopien sind heute nicht mehr das Prob- wird natürlich immer am Ende. Und in die- geile Branche. Und er hat tatsächlich recht. lem, denn wir erhalten die Filme als Daten sem Jahr sind wir wie gesagt mit einem klei- Interview: Sergej Paromkin mit einem Sicherheitsschlüssel, der beinhal- nen Minus von nur zwei Prozent über alle Fotos: b-14 Guido de Nardo, privat tet sogar die Nummer des Projektors, damit Kinos hinweg im Vergleich sehr erfolgreich könnte ich nicht einmal ein anderes Kino be- gewesen. Das ist wirklich besonders. Das be- spielen. Das Problem fängt viel früher an, deutet aber auch: Das ist harte Arbeit. Und weil viele Verleiher die Filme an Journalisten trotzdem macht es Spaß. Ich könnte mir kei- zur Besprechung schicken. Oder die Filme nen schöneren Job vorstellen als Kino. werden im Kino selbst abgefilmt, mit jäm- merlicher Qualität zwar. Aber wenn die Ver- leiher den Filmstart dann um einige Monate zurückstellen, haben Filme ein Problem. Das Zur Person ist zuletzt so passiert im Sommer mit „Die Unglaublichen 2“, ein Film, der weltweit Frank Janssen über eine Milliarde eingespielt hat. In Deutschland ist der gefloppt, wegen der Im Jahr 1962 in Kempen geboren, wurde Frank sechsmonatigen Verschiebung des Filmstarts, Janssens Leidenschaft fürs Kino schon früh und der Film ist dann sechs Millionen Mal durch seinen Großvater Raimund geweckt. Der aus dem Internet kopiert worden und hatte entschied: „Du machst Kino.“ Und so lernte Frank Janssen bereits mit 14 Jahren, in Deutschland am Ende keine zwei Millio- Filme vorzuführen. Das tat er dann auch für seine Mitschüler am traditionsreichen nen Besucher. Internat Collegium Augustinianum bei Goch. Nach seinem Abitur, abgelegt am Kempener Thomaeum, lernte er ab 1982 das Kinogeschäft von der Pike auf an den Lichtspielhäusern des bekannten Kino-Unternehmers Willi Goldermann in Düssel- KK: Zum Schluss ein Ausblick auf das dorf. Seine erste Station war die legendäre „Lichtburg“ auf der Kö, schon drei Monate beginnende zweite Jahrhundert. Sind später übertrug Goldermann dem erst 20-Jährigen die Leitung sämtlicher Düssel- Sie gut aufgestellt?? dorfer Theater, neben der „Lichtburg“ das „Savoy“ auf der Graf-Adolf-Straße und das JANSSEN: Wir haben in den vergangenen „Rex“ am Hauptbahnhof. 1985 ging Janssen in Goldermanns Auftrag ans „Residenz“ Jahren unglaublich viel investiert in unsere in Duisburg, um dort die Weltpremiere von Götz Georges „Zahn um Zahn“ zu orga- Kinos. Unsere Faustformel ist: Von jeder Ki- nisieren. George und sein Partner Eberhard Feik kamen auf Motorrädern, eskortiert nokarte wird ein Euro reinvestiert. Das hört von Rockern. Auch an der Deutschland-Premiere von „Es war einmal in Amerika“ sich bei einem Eintritt von neun Euro viel- von Sergio Leone an den Bonner „Stern-Lichtspielen“ arbeitete der Kempener damals leicht nicht so wahnsinnig viel an. Wenn man mit: Neben dem Regisseur Leone und Enno Morricone kamen Bundeskanzler Kohl und Hans-Dietrich Genscher zur Premierenfeier. aber bedenkt, dass 53 Prozent dieser neun Euro an die Verleihfirmen gehen und man Im Jahr 1988 übernahm Frank Janssen als Theaterleiter das familieneigene „Her- dann noch von den verbleibenden 4,50 Euro zog-Theater“ in Geldern, das ihm sein Vater Arnold dann im Jahr 1991 verkaufte. Am die ganzen Kosten abziehen und den Rest 3. Januar 2001 schließlich übernahm er von seinem Vater die Geschäftsführung der versteuern muss, dann ist es schon sehr be- gesamten Janssen-Gruppe. achtlich, wenn wir von dem, was übrig bleibt, einen Euro in Renovierung und Verbesse- Frank Janssen ist seit 1991 verheiratet mit Ute Gorath-Janssen. Ihre drei Söhne, die rung der Ton- und Bildqualität stecken. Des- nun schon fünfte Generation der Kino-Dynastie, arbeiten ebenfalls im Familienunter- halb sind wir sehr gut aufgestellt. Daneben nehmen: Johannes Janssen, geboren 1992, und Lennard Janssen, geboren 1996, leiten gemeinsam das „Comet Cine Center“ in Mönchengladbach, Henning Janssen, versuchen wir natürlich, dem Besucher den geboren 1993, führt das „Herzog-Theater“ in Geldern. Kino besuch so angenehm wir möglich zu 8
KEMPEN HISTORISCH Moderne Reklame im Jahr 1930: Seinen Privatwagen nutzte Arnoldus Janssen auch zur Werbung, hier am Moorenring für den Film „Das Recht auf Liebe“ mit Evelyn Holt in der Hauptrolle. Evelyn Holt war ein gefeierter UFA-Star der Weimarer Republik. Die Halbjüdin musste 1933 emigrieren und starb, in Deutschland völlig vergessen, 95-jährig im Jahr 2001 in Hollywood. Vorne links auf dem Foto: Jakob „Köbi“ Kuypers. ALS AUCH IN KEMPEN DIE BILDER LAUFEN LERNTEN Am 29. März 1919, der Erste Weltkrieg ist erst wenige Monate vorbei, lädt per Anzeige im „Niederrheinischen Tageblatt“ Arnoldus Paulus Janssen die Kempener für den folgenden Sonntag, 30. März, „zu recht zahlreichem Besuche ergebenst“ in die „Kempener Lichtspiele“ am Markt 15 ein. Und er begründet damit eine Kino-Dynastie, die über jetzt schon fünf Generationen und ein volles Jahrhundert mit großem Erfolg nicht nur das Lichtspielhaus am Buttermarkt, sondern inzwischen auch Theater in Geldern, Kleve und Mönchengladbach betreibt. Ein Stück Stadtgeschichte, die zugleich Kultur- und Familiengeschichte ist. U m die Jahrhundertwende, kurz nach ums – in Kempen ein dauerhaftes rals-Livre empfangen und von einer fünfköp- Erfindung des Kinematographen Filmtheater zu etablieren. Das waren der figen Kapelle unterhalten werden. Zwischen durch die Brüder Lumiere, waren Bauunternehmer Heinrich Schmitz, die Brü- 20 und 60 Pfennig kostet der Eintritt. Filme selten länger als eine Minute und da- der Hermann Wissink und Heinrich Wiss- her eher eine Jahrmarktssensation. Und so ink, Buchhändler der erste, Der Erste Weltkrieg setzt erleben auch die Kempener während der Kolonialwarenhändler der zweite, sowie der dem Projekt ein Ende Sommerkirmes im Jahr 1903 die ersten be- Architekt Wilhelm Rottmann. Gemeinsam wegten Bilder in einem Zelt des Düsseldorfer kauften sie von dem Destillateur Peter This- Doch das so hoffnungsvoll gestartet Unter- Schaustellers Heinrich Weidauer auf dem sen das im Jahr 1903 errichtete Haus am nehmen gerät bald in Schwierigkeiten. Zum heutigen Viehmarkt. Häufiger ziehen dann Markt 15. Schmitz errichtet im Garten des einen verfolgen Obrigkeit und Kirche das in den kommenden Jahren Schausteller mit Hauses nach Rottmanns Plänen einen Kino- Projekt nicht ohne Argwohn, befürchten sie ihren Kinematographen durch die Stadt, saal mit 400 Plätzen. Schon am 17. Mai doch, das Kino leiste der „Sittenlosigkeit“ nun schon mit etwas längeren Filmchen und 1913 findet hier die große Eröffnungsveran- Vorschub. Zum anderen setzt der im Jahr Berichten von aktuellen Ereignissen, und staltung statt. Mit einer für damalige Verhält- 1914 ausbrechende Erste Weltkrieg dem gastieren gelegentlich auch einige Tage in nisse riesigen Anzeige bewerben sie die Theater ein Ende. Die Brüder Wissink wer- der Stadt. Das war das Umfeld, als sich Ende Premiere, deren Programm 13 Filme und den als Soldaten einberufen und verlassen 1912 vier auf ganz anderen und sehr unter- eine Art Wochenschau mit Pariser Mode, Ei- schiedlichen Feldern erfolgreiche Kempener senbahn-Katastrophe und Zeppelin-Lan- Geschäftsleute zusammentaten, um – über- zeugt von der Zukunft dieses neuen Medi- dung umfasst. Und die Kempener strömen ins Kino, wo sie von einem Portier in Gene- Fortsetzung siehe nächste Seite 9
KEMPEN HISTORISCH Am 17. Mai 1913 eröffnet erstmals das „Lichtspielhaus“ am Markt. Hier die Anzeige vom gleichen Tag aus dem „Niederrheinischen Tageblatt“. das Unternehmen, auch da sie einen Boykott ihrer Läden befürchten müssen. Als auch Heinrich Schmitz Soldat wird, führt zwar dessen Frau Emilie gemeinsam mit Maria Wissink das Haus am Markt weiter. Doch ab 1916 bleibt die Leinwand endgültig dunkel. Es scheint, das Projekt Kino in Kempen ist gescheitert, Ende 1918, der Krieg ist gerade zu Ende, steht das Haus am Markt mit sei- nem Saal wieder zum Verkauf. Arnoldus Paulus Janssen wagt den Neuanfang Die Kempener „Lichtspiele“ im Haus Markt 15 etwa um 1925. Noch fehlen die nach Da greift der damals 36-jährige gebürtige dem Krieg angebrachten Rundbögen. Im Eingang stehen Emilie Janssen geb. Füsers Niederländer Arnoldus Paulus Janssen zu. mit Tochter Hanna, der im Text erwähnten Janssen, ein Nachbar des Kinos und gelern- Aushilfsmusikerin, und Tochter Maria Luzia. ter Kunstschlosser, Huf- und Wagenschmied, hatte seine Werkstatt seit 1908 Auf dem Acker 1. Noch heute zeugen die Fenstergitter „Hilde, nimm am Sparkassengebäude am Viehmarkt von die Geigerin mit!“ seiner Kunstfertigkeit. Ursprünglich hatte Janssen das Haus am Markt vor allem des- Und Janssen investiert. Bald schafft er einen halb erworben, um hier im Kinosaal eine zweiten Projektor an, damit die lästigen Pau- Manufaktur für eiserne Spezialgeräte einzu- sen beim Rollenwechsel wegfallen. Ein Al- richten. Vor dem beabsichtigten Umbau ver- leinstellungsmerkmal zu dieser Zeit. „Wir mietet er aber den Kinosaal über die Winter- sind immer weit vor Krefeld gewesen“, erin- monate an den Düsseldorfer nert sich Frank Janssen, Urenkel des Grün- Schiffsschaukel-Betreiber Josef Weidauer, ei- ders und heute Geschäftsführer der Jans- nen Sohn des oben erwähnten Schaustellers sen-Gruppe. „Mit den zwei Projektoren Heinrich Weidauer. Und der beginnt ab dem konnten wir schon überblenden und ohne 5. Januar 1919 jeweils Sonntags und Mon- Pause durchgehend Programm machen.“ tags mit der Vorführung von Filmen, erst- Aber noch sind wir in der Stummfilmzeit, mals unter dem Label „Kempener Lichtspie- und in der Regel begleitet eine le“. Nach wenigen Wochen aber packt Zwei-Mann-Kapelle die Streifen, eine Geige Weidauer mit der ersten Frühlingssonne wie- und ein Klavier. Gelegentlich musste eine der die Wanderlust: Im März 1919 ver- Geigerin als Vertretung einspringen, Hanna, schwindet er aus Kempen. Janssen, ohnehin die Schwester von Arnolds Sohn Raimund, technik-begeistert und allem Neuen aufge- die nur zwei Lieder auf Lager hatte: Egal ob schlossen, erkennt das Potenzial der aufstre- auf der Leinwand geliebt oder gestorben benden Kunstform Film und übernimmt wurde, es erklang das Schwalbenlied oder die deshalb den Kinobetrieb in eigener Regie: Csardasfürstin. Bei einer solchen Vorfüh- Am 29. März erscheint im „Niederrheini- rung, die Hauptdarstellerin „Hilde“ ging in schen Tageblatt“ seine erste Anzeige. Auf dieser Szene gerade hochdramatisch ins dem Programm steht als Hauptfilm „Die Ra- Wasser, rief ein Besucher laut: „Hilde, nimm che des Homunculus“, eine Art Franken- die Geigerin mit!“ Noch heute gehört diese stein-Schocker, das Drama „Das Opfer der Episode zum Anekdoten-Schatz bei Famili- Ärztin“ und die Komödie „Eva contra entreffen. Wenig später aber schon über- Adam“. nimmt die musikalische Begleitung ein elekt- risch betriebenes Orchestrion. 10
KEMPEN HISTORISCH Ende der 20er Jahre kommt der Tonfilm auf, und auch hier ist Janssen unter den ersten, die auf die neue Technik umstellen. Vier Wochen vor ihrer Krefelder Konkurrenz zei- gen die „Kempener Lichtspiele“ 1928 den ersten Tonfilm „Wien, du Stadt der Lieder“. Hatten diese Streifen noch getrennte Film- und Tonspuren, was bei Schnittverlusten zu peinlichen Differenzen zwischen Ton und Bild führte, so behob wenig später der auf- kommende Lichtton, wobei Bild und Ton auf einer Spur laufen, auch diesen Mangel. Raimund Janssen eröffnet 1954 das „Burgtheater“ Im Jahr 1934 übernimmt Raimund Janssen die Leitung der Kempener Lichtspiele von seinem Vater. Der aber setzt sich keineswegs zur Ruhe, sondern kauft einen modernen Arnoldus Janssen war ein begeisterter Auto-Fan. Hier im im Jahr Reisebus, mit dem er Fahrten zwischen Kem- 1925 vor seinem ersten Pkw, einem Modell der Adler-Werke Frankfurt. In der zweiten Reihe mit Mütze sein Sohn Raimund. pen und Köln anbietet. Und auch später noch findet man Arnoldus Janssen im Kas- senhäuschen am Buttermarkt. Raimund schwung und Raimund Janssen eröffnete saal, ein Restaurant eingerichtet, das heutige Janssen modernisiert nicht nur das Kempe- Dezember 1954 im Haus Neustraße 1 das „Falko“. Die 80er und 90er Jahre stehen ner Haus, sondern übernimmt 1937 auch „Burgtheater“, das erste Kino mit Cinema- dann ganz im Zeichen einer grundlegenden das „Capitol“ in Lobberich und begründet scope®-Breitwand und 285 Plätzen. Drei Jah- Modernisierung. 1988 entsteht im bisher un- damit die Familiendynastie Janssen als Be- re später wurde auch das Haus am Butter- genutzten Innenhof ein hochmoderner 4. treiber mehrerer Kinos. Nach den schwieri- markt 15 auf diesen neuesten Stand gebracht Saal mit 130 Plätzen. Anschließend werden gen Kriegsjahren folgt 1949 eine weitere und um einen weiteren Saal erweitert. So auch die anderen Säle komplett renoviert. Gründung in Geldern durch einen Jans- dass nun parallel drei verschiedene Pro- Im Jahr 1994 wendet sich dann Arnold Jans- sen-Enkel. In den „Wirtschaftswunderjah- gramm gezeigt werden konnten. sen, da schon gemeinsam mit seinem Sohn ren“ erlebt der Film einen steilen Auf- Frank, der Neugestaltung der Fassade zu. In Die Fassade erhält ihr Absprache mit dem Landeskonservator und beeindruckendes Gesicht dem Denkmalbeauftragten der Stadt, Karl-Josef Schaaff, wird der klassizistische Im Jahr 1960 übernimmt Arnold Janssen, Bau seiner ursprüngliche Gestalt wieder an- geboren 1935, die Leitung des Familienun- genähert: Die Fassade in hellem Grau, nachts ternehmens von seinem Vater Raimund. In angestrahlt, mit den drei freigelegten Rund- einer schwierigen Zeit, denn mit dem Fern- bögen, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg sehen kommt auch der Begriff „Kinoster- angebracht worden waren. Heute steht das ben“ auf. Aber nicht in Kempen: Arnold gesamte Gebäude unter Denkmalschutz. Das Janssen expandiert, baut das Theater aus, ge- gilt übrigens auch für den Schriftzug „Kem- staltet das Foyer neu und erweitert 1979 das pener Lichtspiele“, der nicht zufällig in Blau Haus um einen dritten Saal. Im gleichen und Rot, den Stadtfarben also, gehalten ist. Jahr wurde dann auch im Eingangsbereich des „Burgtheaters“, getrennt vom Vorführ- 100 Jahre – und noch immer auf Erfolgskurs Im Januar 2001 übernimmt Frank Janssen „Zu zahlreichem Besuche ladet ergebenst ein A. Janssen“, die Geschäftsführung von seinem Vater Ar- so lasen es die Kempener am nold. Und leitet heute ein Kino-Imperium, Samstag, 29. März 1919, im das inzwischen auch über Häuser in Kleve, „Niederrheinischen Tageblatt“. Am folgenden Sonntag zeigte Arnoldus Janssen zum ersten Mal Filme in seinen „Kempener Lichtspielen“, die bis heute diesen Namen tragen. Fortsetzung siehe nächste Seite 11
KEMPEN HISTORISCH Bundesschnitt. Für Frank Janssen übrigens Ergebnis des Gesamtpakets: Die schöne mit- telalterliche Stadt mit ihrer tollen Gastrono- mie, das sowohl technisch wie von der Aus- stattung her absolut moderne Filmtheater und eine stimmige Filmauswahl, all das zu- sammen macht den Kinobesuch in Kempen so attraktiv, dass viele Filmfreunde sogar re- gelmäßig von Krefeld, Düsseldorf oder Vier- sen den Weg nach Kempen finden. 100 Jahre Kino in Kempen sind zugleich 100 Jahre Kino-Janssen. Mit Frank Janssen steht jetzt die vierte Generation an der Spitze des Unternehmens. Doch mit den Söhnen Jo- hannes, Henning und Lennard steht schon heute auch die fünfte Generation in der Ver- antwortung. Und geht gemeinsam mit dem Vater optimistisch in das nächste Jahrhun- dert. Text: Sergej Paromkin / Fotos: b-14 Guido de Nardo, Kreisarchiv Viersen, privat, Wikimedia Der gelernte Kunstschlosser Janssen ließ sich bei der Werbung etwas einfallen: Im November 1934 erregt diese um sich selbst drehende Werbetrommel auf einem Fahrradanhänger in Kempen aufsehen. Zu sehen ist Greta Garbo in ihrem Film „Königin Christine“. Geldern und Mönchengladbach verfügt (sie- Filme laufen zum Bundesstart, und für he Kasten: Die Janssen-Gruppe S. 7). Auch Freunde des besonderen Films gibt es ein Frank Janssen setzt konsequent auf ständige Programmkino-Angebot sowie die Reihe Renovierung und Modernisierung. Mit einer „Filme am Mittwoch“. Und er hat damit Er- sorgfältigen Filmauswahl bedient er bewusst folg: Die „Kempener Lichtspiele“ liegen im auch ein anspruchsvolleres Publikum, alle Vergleich Jahr für Jahr deutlich über dem Stichwort Kino Der Begriff Kino ist eine Kurzform der deutschen Bezeichnung für die Erfindung der Gebrüder Lumiere: Kinematograph (siehe Foto rechts). Der Begriff leitet sich aus den griechischen Wörtern kinesis für „Bewegung“ und graphein für „zeichnen“ ab, bedeutet also wörtlich Bewegungsaufzeichnung. Mit dem von Lumiere entwickelten Gerät konnte man Filme aufnehmen und abspielen. Eine erste Aufführung eines Filmes fand 1895 in Paris durch die Brüder Lumiere statt. Die Geschichte des Kinos begann danach Ende des 19. Jahrhunderts in den Schaubuden auf Jahrmärkten. Diese ersten schwarzweißen und stummen Sequenzen hatten selten eine Länge von mehr als einer Minute und galten Anfangs als Kuriosität und Sensation. Es kam kaum darauf an, was sie zeig- ten, das Publikum strömte in die Vorführungen und staunte schon allein darüber, dass es überhaupt funktionierte: sich bewegende Bilder. Diese ersten Filme hatten nur zwischen 15 und 20 Bilder pro Sekunde. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Kino und mit ihm der Film dann eine etablierte Kunstform. Nach 1900 ent- standen die ersten dauerhaften Filmtheater in festen Räumen. Das älteste bis heute bespielte Kino Deutschlands ist das „Gabriel Filmtheater“ in München, das 1907 in Betrieb genommen wurde. Das „Burg Theater“ in Burg bei Magdeburg und das „Filmtheater Weltspiegel“ in Cottbus, beide eröffnet im Jahr 1911, gelten als die zweitältesten dauerhaft bis heute bespielten Kinos Deutsch- lands. Anders aber als die nur wenig später eröffneten „Kempener Lichtspiele“ am Buttermarkt wechselten diese Theater sehr häufig ihre Besitzer. Die „Kempener Lichtspiele“ zählen also nicht nur zu den ältesten in Deutschland, sondern sind zudem wahrschein- lich sogar das einzige, das über ein volles Jahrhundert in Familienhand blieb. 12
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WINKLERS KOLUMNE Anzeige_7KempenKompakt_Sept_2018.qxp_Layout 1 15.11.18 11:19 Seite 1 Auf den Punkt leichte Brillen. Geschenke aus Luxemburg gutes aussehen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat kürzlich mit zwei arbeitsrechtlichen Urteilen für Schlag- zeilen gesorgt. Die Richter in Luxemburg befan- den, dass ein Urlaubsanspruch nicht wie nach dem deutschen Bundesurlaubsgesetz zum 31.12. eines Jahres verfällt, wenn ein Mitarbeiter ihn nicht im laufenden Kalenderjahr beantragt und genommen hat. Damit stärkt der EuGH die Posi- tion des Mitarbeiters und zwingt den Arbeitgeber, einem möglicherweise schludrig agierenden Mitarbeiter hinterherzulaufen nach dem Motto: „Wann gedenken Sie, Ihren Urlaub zu nehmen?“ Der Mitarbeiter kann sich zurücklehnen und das Thema bis ins nächste Jahr aussitzen. Für den Arbeit- geber ergeben sich hierdurch Unwägbarkeiten im Rahmen von Personaleinsatz und Urlaubsplanung, die sich negativ auf seinen wirtschaftlichen Betrieb auswirken können. Das andere Urteil des EuGH beglückt Witwen bzw. Witwer eines/einer verstorbe- OPTIKNENTWIG nen Mitarbeiters/in. Nach deutschem Recht gab es bislang keinen Urlaubsabgel- Kon tak t l i n s e n s t udi o tungsanspruch für einen verstorbenen Mitarbeiter. Das sieht der EuGH anders. Engerstraße 8+9 . 47906 Kempen 02152-2976 . www.optiknentwig.de Beispiel: Wenn der Ehemann mit Mitte 50 jäh durch einen Herzinfarkt aus dem Zertifiziertes ZEISS Relaxed Vision® Center Leben gerissen wird, er bei seiner Firma aber noch volle 30 Urlaubstage auf dem Konto stehen hat, dann erbt die Witwe diese offenen Urlaubsansprüche, die an sie auszuzahlen sind. Luxemburg sagt, dass Urlaub nichts anderes als ein Ersatz für Geld ist. Und dieses Geld sollte nach Dafürhalten des EuGH vererbt werden dürfen. Dieses Urteil belastet natürlich die Unternehmen. Ganz erheblich dann, Ihre Nr. 1 wenn der verstorbene zu 50 % schwerbehinderte Mitarbeiter vorher lange erkrankt war und dann bis zu 78 Urlaubstage abzugelten sind. Dieses Risiko kann der in der Region! Arbeitgeber durch eine wirksame Vertragsgestaltung auf 43 abzugeltende Tage reduzieren. Es lohnt sich für den Arbeitgeber, arbeitsrechtlichen Rat einzuholen. - Vermittlung / Kauf / Verkauf - Neubau- und Gebrauchtimmobilien - Grundstücks- und Projektentwicklung Fazit: Luxemburg hat zwei arbeitnehmerfreundliche Urteile getroffen. Die Aus- - Immobilienbewertung wirkungen der Entscheidungen können teilweise vom Arbeitgeber durch sinnvolle - Finanzierung (öffentliche Mittel) Vertragsgestaltung etwas abgemildert werden. Ihre Immobilie ist unsere Motivation! Martini Weyers Bankkauffrau Geprüfte Immobilienfachwirtin (IHK) Geprüfte Immobilienbewerterin (EIA) Immobilienbewerterin (IHK) Tel.: 02152-1492148 Volksbank Frank Winkler lebt mit seiner Familie in Kempen Kempen-Grefrath eG und ist Fachanwalt für Arbeitsrecht. Treten Sie mit ihm in die Diskussion: kanzlei@winkler-nagel.de 14
KEMPEN AKTUELL Das ausverkaufte Kolpinghaus erlebte eine begeisternde Prinzenproklamation. Brigitte I. und Prinz Peter II, von allen „Larry“ genannt, wie es sogar auf seinem Orden vermerkt ist, hier mit Bürgermeister Volker Rübo, der mit einer launigen Rede selbst einen der Höhepunkte der Proklamation setzte. „LIEBST DU DEINE PRINZESSIN DENN AUCH WIRKLICH?“ EINMAL PRINZ IM KARNEVAL: DIE ERFÜLLUNG EINES HERZENSWUNSCHES Viele Jahrzehnte hegte er einen Herzenswunsch, und nun erfüllt er sich endlich: Prinz Peter („Larry“) Wolters wird für drei Jahre mit seiner Lieblichkeit, Prinzessin Brigitte, im Kempener Karneval regieren. „Unsere Kinder sind aus dem Haus, die Verpflichtungen wurden im Laufe der Jahre weniger. Ich wollte meinem Mann nun endlich seinen Wunsch erfüllen: Nach 45 Jahren hat er es sich redlich verdient, seinen märchenhaften Traum erfüllt zu bekommen. Und Karneval verrückt war er schon immer!“, sagt Brigitte I. lachend. P eter II., und mit ihm die Prinzessin erlebte bereits in unsere schönsten bezeichnen würde: Unsere seine außergewöhnli- ihrer Kindheit hautnah ganze Familie ging geschlossen im Steinzeit- che Faszination für die Vorzüge des Brauch- gewand. Alle waren mit echten Hähnchen- die Narretei, wurde dank tums Karneval und er- knochen bestückt, zum Teil als Kronen, die seines „jecken“ Eltern- zählt: „Wenn es losging, wir monatelang gesammelt und aus Hygie- hauses im wahrsten Sinne war meine Mutter mit negründen mit Bleichmittel ausgekocht hat- des Wortes im Karneval ihren Freundinnen ten. Schon die Vorbereitungen zu dieser Ak- groß: „Meine Mutter hat meist alle Tage unter- tion haben riesigen Spaß gemacht.“ immer fröhlich gefeiert; wegs, so wie es passte. sie sah sich sämtliche Sit- Sie hat sich jedes Jahr Eine wunderbare Liebe zungen im Fernsehen an, und mindestens ein neues Kos- sie hat sich noch bis ins hohe Alter verkleidet. tüm genäht! Für mich war es als Kind natür- Einst fand das jecke Paar sogar im Karneval Alkohol hat dabei nie eine Rolle gespielt. lich abenteuerlich, dass ich mich in dieser liebevoll zu einander. „Wir haben uns am 1. Man kann auch ohne Alkohol viel Spaß Zeit viel bei den Nachbarskindern aufhalten Februar 1970, am Rosenmontag, im Lokal haben.“ konnte. Und der Kühlschrank war bei uns zu Haus am Werthchen, kennen gelernt. Das Hause natürlich immer voll.“ Auch in den heißt, wir sind nun 45 Jahre verheiratet“, er- Der Kempener schwärmt: „Sobald ich die folgenden Generationen habe die familiäre klärt die Prinzessin nicht ohne Stolz. Die Fra- Karnevalswelt betrete, tauche ich buchstäb- Bindung immer im Vordergrund gestanden, lich darin ein und versinke. Es ist, als ob ein betont die närrische Prinzessin: „Vor einigen wundersamer Schalter umgelegt wird.“ Auch Jahren trugen wir alle Kostüme, die ich als Fortsetzung siehe nächste Seite 15
KEMPEN AKTUELL ge, was der Prinz an seiner Prinzessin beson- besonders aus. „Wir haben unterschiedliche alles gemeinsam Erlebte verbindet tief. Vor ders schätzt, beantwortet er im Brustton der Interessenschwerpunkte; hier spielen Ver- allem aber darf nichts als selbstverständlich Überzeugung: „Wir haben ein gemeinsames trauen, Akzeptanz und Freiheit ein große betrachtet werden.“ Das gelte auch für Lebensmotto: Jeder bekommt so viele Chan- Rolle. Gerade darum treffen wir uns immer Freundschaften, stellt der Prinz fest. „Ein gu- cen, wie er braucht, und das gilt für alle Le- wieder auf einer gemeinsamen Ebene.“ Und ter Freund hat mal zu mir gesagt: Lass uns bensbereiche.“ Was er besonders an seiner die Prinzessin bestätigt: „Das alles trifft na- diese Freundschaft dankbar pflegen bis ins hübschen Prinzessin bewundere, seien ihre türlich für uns beide zu. Ich hätte es nicht an- hohe Alter! Wenn wir mal nicht so viel ha- Intelligenz, ihr Feingefühl und ihre Empathie ders formuliert, du nimmst mir die Worte aus ben, essen wir Frikadellen, ansonsten essen im Umgang mit Menschen. „Das stellt sie dem Mund.“ Selbstverständlich gebe es in wir Steak, satt und glücklich werden wir im- auch immer wieder bei ihrer Arbeit als Er- jeder Ehe auch Zeiten, die fordern, äußerlich mer.Das ist eine Lebenseinstellung.“ zieherin im Kindergarten unter Beweis. Au- sowie innerlich, zum Beispiel Krankheit oder ßerdem kann sie hervorragend organisie- familiäre Angelegenheiten, ergänzt sie. „Und Proklamation mit ren.“ Für Peter II. sind Vertrauen und hier sind wir sehr stolz darauf, dass wir uns kleinen Hindernissen Ehrlichkeit das Wichtigste, und genau das immer gemeinsam heraus gekämpft haben. zeichne eben die gemeinsame Partnerschaft Man findet immer wieder zueinander und „Unsere Proklamation hatte, gerade weil es nicht ganz lief wie am Schnürchen, einen be- sonderen Unterhaltungswert und wird uns Regieren nun die Kempener Narrenschaft: wohl ewig in Erinnerung bleiben“, weiß der Das Prinzenpaar Prinz lachend zu berichten, „als der Adjutant Peter II. und Brigitte mir den aktuellen Orden umhängen wollte, I. so herrschaftlich, wie es sich für eine riss die Kette. Und als er meiner Prinzessin Regentschaft ziemt. eine Spange an der Bluse befestigen wollte, ging der Verschluss nicht auf, so dass ich das Schmuckstück schließlich einfach in die Ta- sche steckte.“ Das alles habe schon eingangs für unfreiwillig komische, aber eben auch lie- benswerte Momente mit einem besonderen Erinnerungswert gesorgt, so lautet die einhel- lige Meinung der beiden Hoheiten. Schließ- lich wurde in einer Ansprache noch spaßig unterstellt, dass das Paar kapriziös die Linie habe stören wollen – denn die vergangenen vier Prinzenpaare hatten allesamt aus St. Hubert gestammt. „Und am Ende wurden bei dem von mir geschriebenen Schlusslied, so wie ich es auch immer in der Art beim El- ferrat und der Herrensitzung präsentierte, anders als beim Soundcheck, falsche instru- mentale Töne angestimmt. Aber irgendwie bog ich es mit dem Gesang hin. Zu guter Letzt stolperte ich dann auch noch über ein Kabel. Zum Glück jedoch ist nichts Schlim- meres passiert!“ Das Geheimnis dreier Jahre Das Schwierigste sei die drei Jahre währende Geheimhaltung gewesen, betont der Prinz. Denn traditionell präsentiert Bürgermeister Volker Rübo das Paar für die neue Amtszeit erst am Elften im Elften um Elf Uhr Elf im Rathaus, zu Beginn der Regentschaft. „Unse- ren Kindern Hanna-Maria und Bastian ha- ben wir im vergangenen Sommer von unse- rem Amt im Karneval erzählt; unsere drei Enkelkinder wissen es erst seit kurzem“, be- 16
KEMPEN AKTUELL schreibt Brigitte I. und fügt mit einem ver- Vorfreude: „...we schmitzten Grinsen hinzu: „Normalerweise fiere all to-same“ erwartet man, dass Teenager Geheimnisse haben. Diesmal waren es die Eltern. Aber „In diesem Sinne wollen wir das Rad nicht ich bin froh, dass diese Geheimniskrämerei neu erfinden, sondern unseren eigenen Stil nun endlich ein Ende hat!“ einbringen. Getreu unserem persönlichen Motto für die Session: „riek un ärm, jruet un Als Mitglied und Präsident des Elferrates kleen, we fiere all to-same“, versichert die habe Peter I. immer auf der Bühne im Prinzessin. Dies gelte ebenso für ihre Familie, wahrsten Sinne des Wortes die Nase vorn ge- die im nächsten Jahr beim Rosenmontagszug habt. „Aber nun selbst komplett mit Gefolg- vollständig den eigenen Wagen bevölkern schaft im Fokus des gesamten Karnevals zu werde. Es sei aber auch im weitesten Sinne stehen, das ist doch noch mal etwas ganz An- von ihrer Tätigkeit als Erzieherin inspiriert. deres. Wir sind damit quasi als Neulinge ins „In unserem Kindergarten haben wir einen kalte Wasser gesprungen“. Heinz Kox, Vor- hohen Anteil unterschiedlicher Nationalitä- sitzender des Kempener Karnevalsvereins, ten. Und allen Kindern, auch ihren Eltern, sowie der Verein selbst, hatten die frisch ge- vermittle ich, unabhängig von Glauben oder Während seiner Proklamation griff Prinz Peter II. backenen Majestäten mit ersten Informatio- Kultur, die Bedeutung des Karnevals und auch selbst zur Gitarre und sang zwei Lieder. nen versorgt, woraufhin die närrischen Vor- wie schön das Feiern ist.“ Natürlich freuen bereitungen ihren Lauf nahmen. Der Prinz sich die Kinder sehr darüber, dass die Prin- lobt: „Ich bin sehr beeindruckt von dem, was zessin quasi in ihren eigenen Reihen zu fin- unseren Wunsch, dass im nächsten Jahr un- die karnevalistischen Ehrenamtler alles leis- den ist und fiebern regelrecht mit. „Ein Mäd- sere ganze Familie, ausnahmslos von groß bis ten und organisieren. Es ist unglaublich viel chen hat mich sogar ernsthaft gefragt: Liebt klein, auf unserem Wagen im Rosenmon- Arbeit, und wir haben bis Aschermittwoch dich dein Prinz denn auch wirklich? Das war, tagszug mitziehen soll.“ 50 Auftritte zu bewältigen, vier davon außer- als ob mein Mann mir noch mal einen An- Text: Susanne Peters halb, in Bocholt, Wuppertal, Krefeld und im trag habe machen sollen“, erinnert sich Bri- Fotos: Feenstaub, b-14 Guido de Nardo Landtag Düsseldorf.“ gitte I. lachend. „all te same steht auch für Große Auswahl Närrische Artikel ab sofort bei uns erhältlich! Steampunk Karnevalshüte Aqua-Schminke Damenkostüme Perücken Neon Haarspray Farbige Kontaktlinsen Herrenkostüme Perücken Kinderkostüme Offizielle Vorverkaufsstelle des Kempener Karnevals Verein! Kempen · Otto-Schott-Str. 8 · www.dahlmann-self.de ww Hauptsitz: Dahlmann self Gmbh & Co. KG, Otto-Schott-Str. 8, 47906 Kempen Gültig bis 28.02.2019 . . . 17
KEMPEN AKTUELL Soziales Engagement ist den Fründen wichtig. Daher überreichten sie nach der letzten Auflage des Mitsingabends einen Scheck an das Familienpaten-Projekt des SKF. DIE FRÜNDE, DIE KEMPEN ZUM SINGEN BRINGEN Die KG Echte Fründe ist Kempens jüngste Karnevalsgesellschaft und hat das rot-blaue närrische Treiben um ein erfolgreiches Event bereichert. „Sing doch ene mit“ bringt nicht nur viel Spaß, sondern auch noch Unterstützung für einen guten Zweck. E chte Fründe ston zesamme“ singen De sen, an diesem Abend dabei zu sein. Wie in Event auf die Beine stellen. „Sing doch ene Höhner. Und in Kempen ist das in die- jedem Jahr wird auch diesmal wieder der mit“ war 2015 zunächst in der Gaststätte „Zum sem Monat wieder wörtlich zu verste- Kempener Karnevals-Hit des Jahres gekürt. Bergwirt“ gestartet, war aber gleich so erfolg- hen. Denn sie stehen alle wieder eng 2018 hatte „Leev Marie“ der Paveier den reich, dass die Truppe entschied in das größere beisammen, wenn Kempens jüngste Karne- Dauerbrenner „Kölsche Jung“ von Brings „The Whistle Irish Pub“ im Haus Berg umzu- valsgesellschaft Echte Fründe zu „Sing doch abgelöst, der 2017 auf Platz eins gelandet ziehen. Die Nachfrage ist so groß, dass es ene mit“ einlädt. Es ist mittlerweile der fünfte war. durchaus schon mal Stimmen gab, die anreg- Kempener Mitsingabend, der am 15. Februar ten ins noch größere Kolpinghaus zu ziehen. im „The Whistle Irish Pub“ im Haus Berg Erster großer Einsatz Aber die Fründe wollen die Kneipen-Atmo- stattfindet. Die KG Echte Fründe hat damit beim Rosenmontagszug sphäre ihres Mitsingabends bewahren. eine Tradition aus der Karnevalshochburg Köln erfolgreich nach Kempen importiert. Ein würdigeres Gründungsdatum kann es Die traditionellen, aber auch neuen Karne- wohl für eine Karnevalsgesellschaft kaum ge- valslieder gemeinsam einzustudieren, um für Es ist Kneipen-Karneval in seiner wohl ben: Am 11.11.11 um 11:11 Uhr riefen 11 die tollen Tage der Session vorbereitet zu schönsten Form. Jung und Alt, Freunde und Gründungsmitglieder die KG Echte Fründe sein, das ist das Ziel des Abends, den das Ver- Fremde, verkleidet oder auch nicht, singen Kempen ins Leben. Die „Fründe“ heißen gnügungskomitee um Kathrin Eichler und und feiern zusammen. Die Fründe schaffen nicht nur so, sondern sind es auch. Teilweise Anke Horsten-Schürmans vorbereitet. „Jung es Jahr für Jahr wieder, eine richtig gute Mi- haben sich die Freundschaften noch aus der und Alt sind bei uns herzlich willkommen, schung aus alten und neuen Hits zusammen- gemeinsamen Schulzeit in Kempen gehalten. mit uns zusammen zu singen, zu feiern und zustellen. Ein Liederheft bietet den Text, be- zu tanzen“, so Kathrin Eichler. freundete Kölner Musiker sorgen für die Im Vordergrund steht für die mehr als 30 Musik. Bei so manchem melancholischen Mitglieder die Pflege des Brauchtums. Beim Die Kempenerin ist die geborene Karneva- Lied macht sich Gänsehautstimmung breit. Kempener Rosenmontagszug 2013 hatten listin. „Mein Opa stammte aus Köln. Da Beim nächsten Lied wird ausgelassen gehüpft sie ihren ersten großen Einsatz. Und auch wurde Karneval in der Familie immer gefei- und getanzt. Das Konzept kommt bei den beim Zug 2017 waren sie als „Echte Raupen ert“, erzählt sie. Ihre Eltern waren das erste Kempener Narren richtig gut an. Die Karten ston zesamme!“ mit von der Partie. Tanzpaar der Prinzengarde. Die alten Köl- waren wie in den Vorjahren wieder schnell ner Karnevalslieder von Willi Ostermann vergriffen. Traditionell ist auch das Kempe- Stadtbekannt ist die KG mit ihrem ersten und Co. durften damals bei den Feiern in der ner Prinzenpaar mit seinem Gefolge dabei. Vorsitzenden Tobias Strohmeier und der Kneipe „Zur alten Wache“ von Rolli Wilmen Und so werden es sich auch Prinz Peter II. zweiten Vorsitzenden Ellen van Aerde aber nicht fehlen. Und diese Tradition wird nun und Prinzessin Brigitte I. nicht nehmen las- spätestens, seit sie das für Kempen neue von den Fründen in neuem Gewand weiter 18
KEMPEN AKTUELL gepflegt. In Köln haben sich neben den alt eingesessenen Karnevalsbands wie Höhner und Brings auch junge Bands wie Querbeat oder Cat Ballou etabliert, die mit Kölsche Lieder Erfolg haben. Auch ihre Lieder sind beim Mitsingabend der Fründe vertreten. Die Hymne „Kempen rot und blau“ erklingt Mit den Kölnern haben die Kempener aber nicht nur die Lust am Feiern gemeinsam. In Sachen Lokalpatriotismus und Liebe zur ei- genen Stadt stehen die Kempener den Köl- nern ja bekanntlich in Nichts nach. Und die- sem können sich die Besucher von „Sing doch ene mit“ auch voll hingeben und mit- „Echte Raupen ston zesamme!“ hieß es beim Rosenmontagszug 2013. schmettern, wenn der Kempener Sänger Tom Marquardt seine Hymne „Kempen rot und blau“ anstimmt. viele Flüchtlinge auch nach Kempen kamen, Liebe zur Stadt – das hört bei den Echten gingen eine Vielzahl von Hilfsangeboten für Verlosung Fründen aber nicht mit dem Feiern auf. En- die verschiedensten Bereiche ein. „Kempen gagement für die gute Sache gehört auch hilft“ ist eine Plattform mit dem Ziel, die Wenn der Vorverkauf für „Sing doch dazu. „Wir haben uns nicht nur die Brauch- Kempener Flüchtlingshilfe von Hilfsorgani- ene mit“ beginnt, muss man schnell sein. Die Eintrittskarten sind heiß be- tumspflege, sondern auch soziales Engage- sationen, privaten Helfern und amtlicher gehrt und schnell vergriffen. Kempen ment auf die Fahne geschrieben“, erklärt Seite zu koordinieren. Die ursprüngliche Ini- Kompakt verlost zwei Karten an zwei Kathrin Eichler. Gesammelt wurde in den tiative kam vom Team der „Markenweberei singebegeisterte Narren. vergangenen Jahren schon für ein Trommel- UG“ in Kooperation mit dem Flüchtlingsso- projekt, für das Kinderheim Annenhof, für zialdienst des Katholischen Vereins für sozia- Einfach folgende Frage beantworten: den Fahrdienst der Senioren-Initiative Alten- le Dienste in der Region Kempen-Viersen Welches Lied war der Karnevalshit hilfe und zuletzt Familienpaten-Projekt des e.V. (SKM). Verwaltet wird sie von einem 2018 bei „Sing doch ene mit“? Sozialdienstes katholischer Frauen Kempen Team bei der Stadt Kempen. Auch wenn die (SKF). Während der Veranstaltung kreiste Zuweisungen von neuen Geflüchteten mitt- Schicken Sie Ihre Antwort an info@kempenkompakt.de. die Spendenbox und ein Euro jeder verkauf- lerweile weniger werden, ist die Integration ten Eintrittskarte ging an den guten Zweck. der Menschen, die neu nach Kempen ge- Aus allen richtigen Antworten wird ein 888,88 Euro kamen so zusammen. kommen sind, weiterhin ein großes Thema Gewinner gezogen. bei „Kempen hilft“. „Es war uns wichtig, die ehrenamtlichen Hel- Text: Ulrike Gerards Viel Glück! fer zu unterstützen, die einmal wöchentlich Fotos: Echte Fründe bei Familien mit Kleinkindern für ein paar Stunden praktische Alltagshilfen geben oder mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir waren davon begeistert, dass die Paten Alleinerzie- henden oder nicht-deutschsprachigen Fami- lien helfen“, so Kathrin Eichler nach der Spendenübergabe. Von der Spendensumme sollte den Familien ein gemeinsamer Ausflug "$ " " mit den Paten in den Zoo ermöglicht werden. "$ "$ " ! ! "$ %( $ %( &" ! " ( !'''' ''#'' !( &" ! ( !( $ $ &" &" !'''' !'''' ''#'' ''#'' In diesem Jahr wird die Aktion !Öffnungszeiten: %(&" $ $ ! ( !'''' !'''' !( ''#'' ''#'' !Öffnungszeiten: %( Mo. $ &" Öffnungszeiten: ! Mo. Öffnungszeiten: Mo. Öffnungszeiten: – Mo. – Mo. Fr. – Fr. – ( – Fr. 7.00 Fr. 7.00 Fr. Uhr !'''' 7.00 –18.00 7.00 –18.00 7.00 –18.00 Uhr –18.00 Uhr –18.00 · Sa. Uhr ··· Sa. Uhr Sa. 9.00 Sa. 9.00 9.00 !( · Sa. ''#'' 9.00 –13.00 Uhr –13.00 9.00 –13.00 Uhr –13.00 Uhr –13.00 Uhr Uhr „Kempen hilft“ unterstützt Öffnungszeiten: – Mo. Fr. 7.00 –18.00 Uhr · Sa. 9.00 –13.00 Uhr $ Ihr Meisterbetrieb $ Und auch in diesem Jahr gibt es wieder einen $ ! ! !$ $ $ $ # $ $ ! ! ! ! !$ $ $ !$ $ guten Zweck, der unterstützt wird. Das Geld # $ ! ! !$ # # $ $ ! ! !$ """ $ soll der Aktion „Kempen hilft“ zur Verfü- # """ $ ! ! !$ """ gung gestellt werden. Als im September 2015 """ 19
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