Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
W W W. D E H O G A B W. D E – N R . 4 – A P R I L 2 0 1 9 Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie DEHOGA-FRÜHLINGSFEST Branche zeigt im Zelt politisch Flagge SPARVORTEILE Beim Auto richtig Geld sparen
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, SOPHIE GOTTE! Die Allgemeine Hotel- und Gastronomie- Zeitung und die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland e. V. haben am 23. März 2019 zum achten Mal den DEUTSCHEN HOTELNACHWUCHS-PREIS verliehen und gratulieren Sophie Gotte zum 1. Platz! Sophie Gotte ag e r Operations Man ünchen Marias Platzl, M 2019 Wir danken unseren Partnern! Impressionen der Preisverleihung unter www.hotelnachwuchspreis.de
DEHOGA MAGAZIN 4.19 3 Editorial Alarmsignal Dass die Stimmung bei vielen Wirtinnen und Wir- Gasthaus mehr geöffnet. „Man kann nirgends mehr ten im Land trotz der guter Gästenachfrage denkbar hingehen“, sagen dann die enttäuschten Gäste. Wir aber schlecht ist, wissen wir schon lange: Quälende Büro- sagen: Kein Wunder! Wer die Gastronomie bei der Mehr- kratie und eine immer höhere Arbeitsbelastung der In- wertsteuer benachteiligt, wer Wirtinnen und Wirten haberfamilien, die ihren Betrieb trotz Mitarbeiterman- immer mehr Regulierung und Dokumentationspflich- gels irgendwie am Laufen halten, bestimmen den All- ten auferlegt und dann auch noch die Steuerfreibeträge tag.Wenn einem dann noch steigende Kosten das für konkurrierende Vereinsaktivitäten erhöht, muss sich Betriebsergebnis verhageln, fragt sich manch’ einer: nicht wundern, wenn Betriebsinhaber resignieren. Wieso tu’ ich mir das eigentlich an? Für immer mehr Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird es in Ba- Kolleginnen und Kollegen sind die Grenzen der persön- den-Württemberg bald noch mehr Gemeinden ohne Gas- lichen Belastungs- und Leidensfähigkeit längst erreicht. tronomie geben – mit allen negativen Konsequenzen Die Ergebnisse der DEHOGA-Umfrage bei Gastro- für den Tourismus und für die Lebensqualität der Bür- nomiebetrieben im Land (siehe Bericht auf Seite 8) sind ger. Um so wichtiger ist es, dass die Politik gegensteuert ein Alarmsignal: Sie zeigen, dass der Mix aus gesell- und die Betriebe ermutigt, die sich – trotz allem – mo- schaftlichem Wandel und mittelstandsfeindlichen Rah- dern und marktgerecht aufstellen wollen. Denn die gibt menbedingungen mittlerweile deutlich spürbare Folgen es durchaus. für Gäste und Touristen hat: Die Gastronomie im Land Um ihnen zu helfen, müssen wir nicht auf die Lö- „streikt“ zwar nicht, wie manche Hardliner es immer sung der großen bundespolitischen Blockaden – Mehr- wieder fordern, aber sie zieht sich zurück. Das sieht wertsteuer und Arbeitszeitgesetz – warten. 25 Prozent man nicht nur an den vielen geschlossenen Gasthäu- unserer Umfrageteilnehmer berichten von Schwierig- sern, für die es keine Nachfolgeregelung gibt, sondern keiten bei der Finanzierung notwendiger Investitionen. auch daran, dass immer mehr Betriebe ihre Öffnungs- Hier verstärkt mit Landesmitteln zu helfen wäre ein und Küchenzeiten einschränken und die Zahl der Ru- sinnvoller Schritt, von dem der ländliche Raum insge- hetage erhöhen. samt profitieren würde. Gastronomiebetriebe, die Mittagessen anbieten, sind in einigen Regionen selten geworden, und in vielen klei- Fritz Engelhardt nen Gemeinden ist unter der Woche überhaupt kein Vorsitzender des DEHOGA Baden-Württemberg Am 6. Mai auf dem Wasen Am 26. Mai 2019 Porträt Inhalt 4 DEHOGA Frühlingsfest: 12 Kommunalwahlen: 21 Harald Leissner Branche zeigt im Zelt Der Branche eine Der glückliche Patron politisch Flagge Stimme geben vom Bodensee Titelbild: Julia Wörter aus dem Best Western Hotel in Wiesloch, fotografiert von Tobias Schwerdt. DEHOGA aktuell 14 Europapolitik hat hohe 22 Ehrenpreis für Miniköche-Gründer DEHOGA vor Ort Bedeutung für die Branche Jürgen Mädger 33 „Der festlich gedeckte Tisch“: 15 Beim Auto mit dem DEHOGA 22 Stuttgart erste China Pay City Ricardo Haubmann gewinnt 5 DEHOGA-Beirat diskutiert in Frei- richtig Geld sparen Deutschlands in Heidenheim burg aktuelle Branchenthemen 16 Konjunkturumfrage: Mitmachen 24 Lokaltermin: „Beim Lotte trifft 35 Trauer um Heinz Gaiselmann 7 Bessere Bleibeperspektiven für und den DEHOGA bei seiner poli- sich Jung und Alt am Tresen“ gut integrierte Flüchtlinge 36 Spannender Wettkampf tischen Arbeit unterstützen 25 Umfrage zur Außengastronomie und strahlende Sieger 8 Umfrage zeigt: Alarmstufe Rot 19 DEHOGA Beratung: „Wenn der Be- in der Gastronomie im ländlichen 27 Pro und Contra: Airbnb nutzen? 40 Impressum trieb wächst, muss auch die Fi- Raum nanzierungsstruktur mitwachsen“ 28 Im Blickpunkt: Neue Sterneköche 10 EU-Trinkwasserrichtlinie: 30 Mit der Tischkultur DEHOGA Akademie Drohender Eingriff in die Wohlfühlatmosphäre schaffen unternehmerische Freiheit Aus der Branche 37 Rezepttipp: Schokoladen- 32 Sprachhürden überwinden Variegato-Parfait am Stiel 11 Seminar für DEHOGA-Ehrenamts- 20 Teilzeitausbildung: „Genial im mit Lernvideos träger Gesamtpaket“ 38 Seminarangebote
4 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell Am 6. Mai auf dem Cannstatter Wasen DEHOGA-Frühlingsfest: Branche zeigt im Zelt politisch Flagge Die Vorsitzenden aller fünf im Landtag vertretenen Parteien stel- len sich beim DEHOGA-Frühlingsfest am 6. Mai den Fragen des Gastgewerbes. Bei der politischen Kundgebung in Grandls Hof- bräu Zelt zeigen Gastronomen und Hoteliers politisch Flagge. Wenige Wochen vor den anstehenden Kommunal- und Europawahlen steigt in Stuttgart die größte politische Ver- anstaltung des deutschen Gastgewerbes. Rund 4000 Gas- tronomen und Hoteliers zeigen dann, dass sie nicht nur Als Redner zugesagt ha- stimmungsvoll feiern, sondern auch gemeinsam für ihre ben (oben v.l.) Thomas Anliegen kämpfen können. Den Auftakt gibt Fritz Engel- Strobl (CDU) und Mi- hardt, Vorsitzender des DEHOGA Baden-Württemberg. Er chael Theurer (FDP) eröffnet die politische Kundgebung im Zelt und wird in und Andreas Stoch seiner Rede klare Worte an die Politik richten. Die ist im (SPD) sowie (unten) Zelt prominent vertreten: Mittlerweile haben nämlich die Dr. Sandra Detzer Vorsitzenden aller fünf im Landtag vertreten Parteien zu- (Bündnis 90/Die Grü- gesagt – die AfD hatte zunächst abgesagt, diese entschei- nen) und dung aber später revidiert. Dr. Sandra Detzer (Bündnis 90/ Dr. Dirk Spaniel (AfD). Die Grünen), Thomas Strobl (CDU), Dr. Dirk Spaniel (AfD) Andreas Stoch (SPD) und Michael Theurer (FDP) werden sich beim DEHOGA-Frühlingsfest den Fragen der Branche stellen. „Es ist uns selbstverständlich bewusst, dass wir eine welt- offene Branche sind.“ Die Einladung der AfD bedeute kei- Engelhardt: „Wir sind eine ne Annäherung an deren inhaltliche Positionen, sondern weltoffene Branche“ sei die Konsequenz einer demokratischen Wahl, aus der die AfD als drittstärkste Partei im baden-württembergischen Dass in diesem Jahr auch die AfD bei der DEHOGA- Landtag hervorgangen ist. Traditionell lade der DEHOGA Großveranstaltung auf der Bühne vertreten sein, ist ein Baden-Württemberg alle im Landtag vertretenen Parteien Novum. DEHOGA-Vorsitzender Fritz Engelhardt stellt klar: (Fortsetzung auf Seite 5) Mehr als 4000 Besucher waren auf dem DEHOGA-Frühlingsfest im Jahr 2017. Archivbild: Arne Hettrich
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 5 Kritik an Plattform „Topf Secret“ DEHOGA-Beirat diskutiert in Freiburg aktuelle Branchenthemen Informationen über aktuelle Branchenthemen und engagierte Diskussionen prägten die Tagung des DEHOGA-Beirates am 26. März in Freiburg-Munzingen. Der DEHOGA-Beirat ist das zweithöchste Entscheidungs- gremium des Landesverbandes. Ihm gehören die Kreis- vorsitzenden sowie die Mitglieder des Landesvorstands und der Landes-Fachgruppenvorstände an. Für eine rege Debatten sorgte „Topf Secret“, die aktu- elle Kampagne von Foodwatch. Über die gleichnamige Onlineplattform können Verbraucher Ergebnisse von amt- Sie informierten über aktuelle Branchenthemen: DEHOGA-Landesvor- lichen Lebensmittelkontrollen anfordern, die dann auf sitzender Fritz Engelhardt (l.) und Hauptgeschäftsführer Jürgen Kirchherr. der Kampagnenseite von Foodwatch veröffentlicht wer- den. So entsteht, gespeist durch Infos von Privatpersonen, ein öffentlicher „Hygienepranger“ im Internet – ohne Re- Petra Thollembeek, stellvertretende Hauptgeschäftsfüh- geln wie z. B. Löschfrist, Berücksichtigung der Mängelbe- rerin des DEHOGA Baden-Württemberg, verwies bei der seitigung und Schwellenwert für Veröffentlichungen. Tagung auf die Möglichkeit für betroffene Gastronomen, Der DEHOGA wehrt sich gegen die „Topf Secret“-Platt- sich Rat bei ihrer DEHOGA-Geschäftstelle zu holen. Bevor form und zweifelt deren Rechtmäßigkeit an. Ein vom Ver- die Behörde Auskunft erteilt, wird der betroffene Gastro- band in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten soll dies klä- nom angehört. Die DEHOGA-Fachgruppe hat ein Muster ren.Bis dahin kämpft der Verband weiter dafür, den Scha- für die Antwort im Anhörungsverfahren vorbereitet, das den für die Branche so gering wie möglich zu halten. (Fortsetzung auf Seite 6) DEHOGA-Frühlingsfest: Die Branche zeigt Flagge (Fortsetzung von Seite 4) Als Hauptpreis gibt’s zum Frühlingsfest ein. „Eine Nicht-Berücksich- bei der großen Bran- tigung der AfD hätte denen Argumente gelie- chentombola beim DE- fert, die behaupten, die AfD würde von den HOGA-Frühlingsfest ,Etablierten‘ grundsätzlich unfair behandelt“, wieder einen INTER- betont der Landesvorsitzende. Der DEHOGA GASTRA-Smart zu ge- Baden-Württemberg habe sich im Umgang mit winnen. Der gesamte der AfD für den Weg der argumentativen Aus- Erlös der Tombola einandersetzung und nicht für den Weg der kommt der Ausbildung Ausgrenzung entschieden, „weil wir diesen Weg im Gastgewerbe für den demokratisch angemessenen Umgang zugute. mit einer gewählten Partei halten und weil wir glauben, dass wir in dieser Auseinanderset- zung gute, überzeugende Argumente haben“, erklärt Engelhardt. Zu dieser Entscheidung, mit der man es sich nicht leicht gemacht habe, stehe der Landesverband, auch wenn es kriti- sche Stimmen mit durchaus guten Argumen- ten gegeben habe. Jetzt anmelden zum wollen, können zusätzliche Gutscheinhefte Der DEHOGA Baden-Württemberg dankt DEHOGA Frühlingsfest (max. 4 Stück) zum Preis von 30 Euro pro den drei Hauptsponsoren des Frühlingfestes, Heft erworben werden. Metro, Mineralbrunnen Überkingen Teinach Die DEHOGA-Kreisstellen im Land organi- KG und Stuttgarter Hofbräu, sowie allen wei- sieren Busfahrten aus allen Regionen Baden- Große Branchentombola teren Förderern, die die Großveranstaltung Württembergs nach Stuttgart. Alle Mitglieder zugunsten der Ausbildung am 6. Mai unterstützen. Ebenso herzlich dankt haben eine Einladung von ihrer zuständigen der Verband allen Ehrenamtsträgern in den DEHOGA-Geschäftsstelle erhalten und kön- Außerdem gibt es auch wieder eine große Kreisstellen sowie den hauptamtlichen Mit- nen sich somit zum Branchenevent auf dem Tombola mit vielen wertvollen Preisen, Haupt- arbeitern, die sich in die Organisation der Mit- Cannstatter Wasen anmelden. Jeder DEHO- gewinn ist ein INTERGASTRA-Smart. Die Aus- glieder-Einladungen und Bustransfers einbrin- GA-Mitgliedsbetrieb erhält mit seiner Anmel- zubildenden der Branche gewinnen bei der gen. dung zwei Gutscheinhefte mit einem Essens- Tombola in jedem Fall, denn der Erlös des Aktuelle Informationen zum DEHOGA-Früh- gutschein und Getränkebons. Sollte ein Be- Losverkaufs kommt der Ausbildung im Gast- lingsfest gibt es im Online-Themenbereich: trieb mehr als zwei Personen mitbringen gewerbe zugute. → www.dehogabw.de/fruehlingsfest
6 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell Engagierte Diskussionen im DEHOGA-Beirat (Fortsetzung von Seite 5) Gastronomen nutzen können. Viele der an- wesenden Gastronomen machten in der Sit- zung ihrem Ärger über den „Internetpranger“ von Foodwatch Luft.„Wir müssen nach der Datenschutzgrundverodnung alle möglichen Regelungen erfüllen – und unsere Daten wer- den einfach so im Internet veröffentlicht“, kri- tisierte DEHOGA-Landesvorsitzender Fritz Engelhardt. „Wir bohren dicke Bretter“ Sie berichteten in der Beiratssitzung von der Arbeit der Fachgruppen und wichtigen Projekten des DEHOGA- Landesverbandes: Von links Martin Bosch (Fachgruppe Berufsbildung), Michael Steiger (Fachgruppe Gastro- Zur politischen Arbeit des Verbandes sagte nomie), Schatzmeister Hans-Ulrich Kauderer (Projektgruppe Internate) und Klaus-Günther Wiesler (Fach- Engelhardt: „Wir bohren dicke Bretter.“ Die gruppe Tourismus & Hotellerie). derzeit wichtigsten Themen für die Branche werden alle auf Bundesebene entschieden:, zum Beispiel die Flexibilisierung des Arbeits- tiert wurde. In dem Papier wird die hohe Be- Ein wesentlicher Mangel der Studie besteht zeitgesetzes, oder die Erhöhung der Minijob- deutung von Gastronomie und Hotellerie als darin, dass ausschließlich Kinder-Speisekar- Vergütungsgrenze. „Mehrheiten für unsere Hauptleistungsträger für die Tourismuswirt- ten untersutcht wurden. In vielen Restau- politischen Anliegen zu gewinnen, wird zu- schaft ausdrücklich hervorgehoben. Wörtlich rants gibt es aber die Möglichkeit, kleine Por- nehmend schwierig“, sagte Fritz Engelhardt. heißt es: „Das Gastgewerbe ist eine eine we- tionen zu bestellen oder für Kinder einen Angesichts bundespolitischer Blockaden stel- sentliche Säule des Tourismusangebots“. Da- „Räuberteller“ anzubieten. le sich die Frage: Was kann die Politik auf her müssten die Rahmenbedingungen und Michael Steiger verwahrte sich gegen po- Landesebene für das Gastgewerbe tun? Förderinstrumentarien verbessert werden, um litische Bevormundung der Branche: „Wir Antworten darauf wird es beim DEHOGA- die Wettbewerbsfähigkeit der Branche und da- Unternehmer wissen am besten, was wir un- Frühlingsfest am 6. Mai auf dem Cannstatter mit des Tourismusstandortes aufrechtzuerhal- seren Gästen anbieten“, betonte er. Vorschrif- Wasen geben. Die Vorsitzenden aller fünf im ten. Lobende Worte gab es dafür vom DEHO- ten aus der Politik, was Gastronomen auf Landtag vertretenen Parteien werden bei der GA-Landesvorsitzenden Fritz Engelhardt: „Wenn ihre Speisekarten schreiben sollen, seien we- politischen Kundgebung in Grandls Hofbräu- diese Konzeption so beschlossen wird, muss der sinnvoll noch notwendig. Nach scharfen zelt zu den Anliegen der Branche Position be- sie ein Leitfaden für die Politik sein“. Engel- Protesten des DEHOGA-Bundesverbandes ziehen (siehe Bericht auf Seite 4 und 5). hardt dankte den Gastronomen und Hoteli- hat Ministerin Klöckner mittlerweile klarge- ers, die sich auf Regionalkonferenzen an der stellt, dass sie kein Gesetz zur Speisekarten- Neue Tourismuskonzeption: Weiterentwicklung der Tourimuskonzeption Reglementierung plant. Aktuellen Stand vorgestellt beteiligt haben. Lob sprach er auch in Rich- tung von Tourismusminister Guido Wolf aus, Bosch: „Interessierten Jugendlichen DEHOGA-Hauptgeschäftsführer Jürgen dessen Ressort für die Erarbeitung der Tou- Praktikumgsplätze anbieten“ Kirchherr stellte die Ergebnisse Gastronomie- rismuskonzeption zuständig ist. Umfrage vor, die der Verband unter seinen Über aktuelle Themen im Bereich Berufs- Mitgliedern gemacht hat (siehe Seite 8 und Kinderspeisekarten: Gegen bildung sprach der Fachgruppenvorsitzende 9). Zu den alarmierenden Ergebnisse passe staatliche Bevormundung Martin Bosch. Dabei ging es unter anderem die Tatsache, dass mittlerweile 11 Prozent der um die mögliche Fortschreibung der erfolg- Gemeinden in Baden-Württemberg gastrono- Für die Fachgruppe Gastronomie sprach reichen DEHOGA-Nachwuchskampagne „WIR misch unterversorgt sind. In einer wachsen- Michael Steiger in der Beiratssitzung in Ver- GASTFREUNDE“, die seit Sommer 2016 läuft den Zahl von Dörfern gibt es überhaupt kein tretung des Vorsitzenden Thomas Heiling. und die vom Land mit Mitteln aus dem Eu- Gasthaus mehr. Für die Tourismusziele des Sein Thema: die Diskussion über das Thema ropäischen Sozialfond gefördert wird. Landes sei der Rückzug des Gastgewerbes vor Kinder-Speisekarten. Eine Studie zu angeb- Bosch und appellierte an die Kolleginnen allem aus ländlichen Regionen absolut kont- lich ungesunden Kindergerichten in Restau- und Kollegen, interessierten Jugendlichen raproduktiv. rants hatte mit teilweise absurden Schlussfol- Praktikumsplätzen anzubieten. „Wenn wir Warum dies so ist, ging aus der Vorstellung gerungen für Schlagzeilen gesorgt und auch es nicht schaffen, den Interessierten solche des aktuellen Standes der Tourismuskonzep- die zuständige Bundes-Ernährungsministerin Plätze anzubieten, nützt das schönste Gastro- tion vor, die von Petra Thollembeek präsen- Julia Klöckner (CDU) auf den Plan gerufen. Mobil nichts“. Die Mitglieder des DEHOGA-Beirates bei der Tagung im Hotel Schloss Reinach in Freiburg-Munzingen. Foto: Reiser
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 7 Beschäftigungsduldung Bessere Bleibeperspektive für gut integrierte Flüchtlinge Geduldete Flüchtlinge, die eine Arbeit haben und gut integ- in Fällen, in denen noch keine Identitätsklärung erfolgen konnte, alle erforderlichen und zumutbaren Maßnahmen riert sind, haben in Baden-Württemberg jetzt eine sicherere zur Identitätsklärung ergriffen worden sein. Wer Strafta- ten begangen hat, ist freilich ausgenommen. Bleibeperspektive. Die neue Regelung gibt Arbeitgebern und „Wir tun das jetzt – und warten nicht erst die geplante bundesgesetzliche Regelung ab“, erklärte Thomas Strobl Geduldeten Rechtssicherheit. nach zahlreichen intensiven Gesprächen mit Familienbe- trieben, Mittelstand und Handwerk. Im Vorgriff auf eine Regelung auf Bundesebene hat In- Planungssicherheit bis zur Bundeslösung nenminister Thomas Strobl (CDU) veranlasst, dass durch das Regierungspräsidium Karlsruhe künftig Ermessens- Damit komme der Minister dem vielfach geäußerten Wunsch duldungen für ausreisepflichtige Ausländer in Beschäfti- aus der Unternehmerschaft in Baden-Württemberg nach, gut gung erteilt werden können. „Dadurch werden wir wei- integrierten Ausländern in Arbeit – gerade auch vor dem Hin- testgehend vermeiden, dass im Laufe dieses Jahres Aus- tergrund des nach wie vor sehr angespannten Arbeitsmark- länder und ihre Familienangehörigen abgeschoben werden, tes – Planungssicherheit bis zum Erlass einer bundesweiten obwohl sie bereits die Voraussetzungen der künftigen Be- Regelung zur Beschäftigungsduldung zu geben, heißt es in schäftigungsduldung erfüllen“, so Thomas Strobl. einer Pressemitteilung des Innenministeriums. Der DEHOGA begrüßt diesen Vorstoß des Ministers als Voraussetzungen für Duldung richtigen und wichtigen Schritt in Zeiten des Fachkräfte- mangels. „Arbeit ist ein wichtiger Schlüsselfaktor für eine Für solch eine Duldung müssen bestimmte Vorausset- gelungene Integration“, sagt der DEHOGA-Landesvorsit- zungen vorliegen: Die betroffene Person ist seit mindes- zende Fritz Engelhardt. Dass nun die rechtlichen Grund- tens 12 Monaten geduldet, sie übt seit mindestens 18 Mo- lagen für eine längerfristige Bleibeperspektive geschaffen naten eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wurden, sei ein positives Signal sowohl für die Flüchtlin- aus und ihr Lebensunterhalt ist gesichert. Zudem müssen ge, als auch für die Arbeitgeber.
8 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell Bräuhaus Rossberg, Wolfegg-Rossberg, geschlossen seit Gaststätte „Löwen“, Schwaigern, geschlossen seit 2014. Gasthaus „Zum Rosengarten“, Bad Schussenried- 2016. Roppertsweiler, geschlossen seit 2011. Gasthaus „Lamm“, Bad Ditzenbach, geschlossen seit Gaststätte „Zum Bahnhof“, Ilsfeld, geschlossen seit Gaststätte Adler, Horgenzell-Zogenweiler, geschlos- 2014. 2018. sen seit 2016. Probleme im ländlichen Raum besonders gravierend Umfrage zeigt: Alarmstufe Rot in der Steigende Arbeitsbelastung, dürftige Erträge und ungelöste Nachfolgeprobleme. Die die persönliche und familiäre Arbeitsbelas- tung im Betrieb seit 2015 zugenommen oder Gastronomie-Umfrage des DEHOGA Baden-Württemberg wirft ein grelles Licht auf die sogar stark zugenommen (59%) hat. Ein Um- frageteilnehmer schreibt: „Wir arbeiten selber Probleme der Branche und zeigt klar: Wenn sich nichts ändert, gibt’s bald noch weniger etwa 40% mehr Stunden pro Woche als vor 2015. Wir sind gesundheitlich am Ende und Gasthäuser in Baden-Württemberg. suchen nach Lösungen, wie wir unseren Le- bensunterhalt anders als in Gastronomie be- streiten können. Auch unsere minderjährigen Innerhalb von nur einer Woche haben über chronischem Mitarbeitermangel und starren Kinder helfen viel mehr im Geschäft, als es 830 Gastronominnen und Gastronomen die gesetzlichen Arbeitszeitvorgaben reduzieren in einem Land wie Deutschland zumutbar Online-Umfrage des DEHOGA Baden-Würt- auch viele der noch existierenden Betriebe wäre.“ temberg beantwortet. Knapp ein Drittel von ihre Angebote: So haben seit 2015 – dem Jahr ihnen haben ihren Betrieb in Gemeinden un- der Einführung der Arbeitszeit-Dokumenta- Dürftige Ertragsentwicklung: Dass der wirt- ter 5000 Einwohnern – sie sind also Vertreter tionspflicht – 64,5 % der Umfrageteilnehmer schaftliche Erfolg der Schafferei bei viele Wir- der „Dorfgastronomie“. Für die Umfrage hat- ihre Öffnungszeiten reduziert. Mehr als die tinnen und Wirten eher dürftig ist, legen die te der Verband Mitte März ausschließlich Gas- Hälfte der Teilnehmer haben die Küchenzei- Angaben zur wirtschaftlichen Entwicklung tronomiebetriebe (ohne Hotellerie) kontak- ten eingeschränkt (57,1%) oder die Speise- nahe: Zwar berichten fast 80% der Teilneh- tiert. „Allein die starke Beteiligung zeigt, wie karte verkleinert (52,3%). Mehr als jeder drit- mer von steigenden oder zumindest stabilen hoch der Problemdruck trotz der guten Kon- te Betrieb, der an der Umfrage teilgenommen Umsätzen im letzten Jahr – nur jeder vierte junktur ist“, sagt DEHOGA-Landesvorsitzen- hat, bietet mittlerweile keinen warmen Mit- Betrieb (26,6%) konnte die gute Konjunktur- der Fritz Engelhardt. „Die Umfrage zeigt ganz tagstisch mehr an. 42,1 Prozent der Umfrage- lage allerdings in steigende Erträge ummün- klar: Wenn politisch nichts passiert, wird das teilnehmer haben einen zusätzlichen Ruhetag zen. 40 Prozent der Umfrageteilnehmer be- Gasthaus-Sterben im Land weitergehen – mit eingeführt. richten sogar von gesunkenen Erträgen im allen Konsequenzen für die Lebensqualität Besonders dramatisch ist die Lage auf dem letzten Jahr. der Bürger und für den Tourismus.“ Land, also in Gemeinden unter 5000 Einwoh- nern: Fast drei Viertel der Teilnehmer (70,4%) Die wichtigsten Probleme: Nicht überraschend, Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage berichten von gesunkenen Betriebszahlen im weil bekannt aus vielen anderen Umfragen, sind im Überblick: Ort. Auch die Werte zur Reduzierung von An- die Probleme, die Wirtinnen und Wirte im Land geboten und Öffnungszeiten liegen bei den am meisten belasten. Auf den Spitzenplätzen Gastronomie auf dem Rückzug: Fast zwei Dorfgastronomen deutlich über denen der Ge- rangieren die Belastung durch Bürokratie, Mit- Drittel der Umfrage-Teilnehmer (63,3 %) ga- samtauswertung. arbeitermangel und steigende Kosten. Alarmie- ben an, dass die Zahl der Gasthäuser und Re- rend ist aber auch, dass zahlreichen Betrieben staurants in ihrer Stadt/Gemeinde gesunken Arbeiten bis zum Umfallen: Dass der Mitar- offenbar die Mittel fehlen, um sich gut für die ist. Lediglich 8 % der Teilnehmer berichteten beitermangel und die starren Vorgaben des Zukunft aufzustellen: 25,6 % der Umfrageteil- von gestiegenen Betriebszahlen. Der Rück- Arbeitszeitgesetzes vor allem zulasten der Be- nehmer gaben an, dass sie Schwierigkeiten bei gang der Betriebszahlen, der sich mittlerwei- triebsinhaber und ihrer Familien geht, ist ein der Finanzierung notwendiger Investitionen ha- le statistisch gut belegen lässt, zeigt aber nicht weiteres, alarmierendes Ergebnis der Umfra- ben. In vielen Fällen dürfte fehlendes Eigenka- das ganze Problem: Unter dem Druck von ge. Über 90 % der Teilnehmer geben an, dass pital dafür eine wesentliche Ursache sein.
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 9 Metzgerei Gaststätte Bälz, Schwaigern-Stetten, ge- Hirsch, Bad Saulgau-Bogenweiler im Kreis Sigmaringen, Gasthaus „Kutscherstube“, Dunningen-Seedorf, ge- schlossen seit 2013. geschlossen seit 2013. schlossen seit 2018. Gaststätte „Adler“, Bergatreute im Kreis Ravens- Gasthaus „Engel“ in Aichhalden, geschlossen seit Früh- Gasthaus Sonne, Königsfeld-Erdmannsweiler, ge- burg, geschlossen seit 2018. jahr 2016. schlossen seit 2018. Fotos auf dieser Doppelseite: Bauhofer (1), Kapitel (5), Pfäffle(3), Himmelheber (3). r Gastronomie Das sagen die Wirte: Nachfolge oft ungeklärt: Vor allem im länd- Umfrage-Teilnehmer im O-Ton lichen Raum wissen offenbar viele Betriebs- inhaber nicht, wer ihr Unternehmen in der Was erwarten die Gastronominnen und Gas- „Unbürokratische Marktöffnung für gastro- nächsten Generation weiterführen soll. Le- tronomen besonders dringlich von der Poli- nomische Fachkräfte aus dem Ausland. Ver- diglich 14,3% der befragten „Dorfgastronomen“ tik? Bei der DEHOGA-Umfrage hatten sie die stärkte aktive Vermittlung durch Arbeits- (Betriebe in Gemeinden unter 5000 Einwoh- Möglichkeit, ihre Anliegen frei zu formulie- agenturen.“ ner) gaben an, die Unternehmensnachfolge ren. Hier eine Zitat-Auswahl: geregelt oder eine Regelung zumindest in Aus- „Weniger Abgaben für Kleinbetriebe,man sicht zu haben. Bei 46,8 % der Dorfgastrono- „Wir brauchen Praktiker in der Politik und kei- kommt nie vom Fleck. Immer wenn man men ist die Nachfolge dagegen ungeklärt, 38,9 ne Leute, die noch niemals richtig gearbeitet denkt, man hätte ein kleines Polster für be- % der Befragten gaben an, dass sie sich mit haben.“ triebliche Investitionen, holt es der Staat . Hat dieser Frage aktuell noch nicht befassen müs- man mal einen Monat einen höheren Um- sen. Dass die Antworten zum Thema Unter- „Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Spei- satz, werden wieder so viel Steuern abgezo- nehmensnachfolge bei den Dorfgastronomen sen, um an Bäcker und Metzger nicht die gan- gen , man tritt immer auf derselben Stelle durchweg ungünstiger ausfallen als in der Ge- ze Kundschaft zu verlieren, weil dort das Ab- und fängt wieder von vorne an.“ samtauswertung ist ein deutlicher Beleg für holessen mit 7 % besteuert und dadurch die besonders schwierige Situation der Gas- günstiger ist.“ „Schutz der Arbeitnehmer ja, aber nicht tronomie im ländlichen Raum. durch Überregulierung. Sie fühlen sich selber „Die seit Jahren versprochene Entbürokrati- in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt.“ Alarmzeichen für die sierung, anstatt noch mehr Dokumentations- Tourismuswirtschaft wahn.“ „Reduzierter Mehrwertsteuersatz! Bürokra- tieabbau!“ Der DEHOGA Baden-Württemberg dankt „Es lohnt sich in Deutschland nicht mehr, bis allen Mitgliedern, die sich an der Umfrage zum Umfallen zu schuften, der Ertrag nach „Die Reglementierung der täglichen/wö- beteiligt haben. Die Antworten liefern starke Steuern ist zu gering.“ chentlichen Arbeitszeit muss weg. Meine Argumente für die politische Arbeit des Ver- Aushilfen arbeiten freiwillig nach dem Job bandes. „Die dramatische Lage der Gastrono- „Weniger Bürokratie, Vereinsgastronomie noch bei mir, weil sie Spaß daran haben und mie ist ein Alarmzeichen. Die Vertreter der einschränken, flexible Arbeitszeiten.“ das Geld brauchen.“ Tourismuswirtschaft sollten nicht abwarten, sondern sich gemeinsam mit dem DEHOGA „Regelung der Arbeitszeiten – Aufschreib- „In einem Kleinbetrieb laufen alle wichtigen noch deutlicher für bessere Rahmenbedingun- pflicht abschaffen. Nicht einhaltbar!“ Fragen i.d. Regel beim Chef zusammen. Die- gen“, betont DEHOGA-Vorsitzender Fritz En- ser kann sich kaum noch seiner eigentlichen gelhardt. Denn, so Engelhardt: „Regionen, die „Die immer aufwändigere Bürokratie, über- Aufgabe stellen, sondern muss sich ständig keine gute, vielfältige Gastronomie mehr ha- triebene Kontrollen, der Zeitaufwand und fortbilden, informieren, dokumentieren, per- ben, sind touristisch nicht zu vermarkten.“ Personalprobleme führen dazu, dass die Mo- sonelle Probleme klären. Die Auswertung der Umfrage kann unter fol- tivation in dieser Branche nachlässt.“ gendem Link heruntergeladen werden. „Anpassung der 450€-Grenze an neue Gege- „Weniger Bürokratie!“ benheiten durch Mindestlohn.“ → www.dehogabw.de/gastro-umfrage
10 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell EU-Trinkwasserrichtlinie Drohender Eingriff in die unternehmerische Freiheit Für Aufregung in der Branche sorgt derzeit die geplante EU- Schon heute kann jeder Gastronom seinen Gästen kos- tenlos Leitungswasser anbieten, wenn er das für eine gute Trinkwasserrichtlinie. Es geht um die Frage, ob Gastronomen Marketing-Maßnahme hält. Dies ist aber immer eine freie unternehmerische Entscheidung, und das Gratis-Wasser künftig Leitungswasser kostenlos zur Verfügung stellen sollen. gibt es auch meist nur zusammen mit einer anderen be- zahlten Bestellung, beispielsweise zum Espresso. Der DEHOGA wehrt sich gegen den drohenden Eingriff in die Aus Sicht des DEHOGA unternehmerische Freiheit. völlig inakzeptabel Die Idee, Gastronomen per Gesetz zum Verschenken Noch haben sich die EU-Politiker nicht geeinigt, wie von Wasser zu verpflichten, ist jedoch aus Sicht des Ver- die Richtlinie genau aussehen wird. Offene Fragen sind bandes völlig inakzeptabel. Gastronomiebetriebe sind unter anderem: Soll Gratis-Leitungswasser nur für die Gäs- schließlich Wirtschaftsunternehmen, die Gewinn machen te bereitgestellt werden oder für jedermann? Soll eine müssen, um existieren und ihre Mitarbeiter bezahlen zu Servicegebühr verlangt werden dürfen? Wird die Bereit- können. Was in der Öffentlichkeit auch oft nicht bedacht stellung von Leitungswasser in Restaurants in der EU- wird: Gastronomen verkaufen eine Dienstleistung, die Richtlinie verpflichtend vorgeschrieben oder nur als Mög- unabhängig vom Warenwert einzelner Produkte immer lichkeit vorgeschlagen? mit Kosten verbunden ist und der Wareneinsatz macht in Die Entscheidung über die Ausgestaltung der EU-Richt- der Gastronomie nur rund ein Drittel der Kosten aus. linie fällt vermutlich in der zweiten Jahreshälfte. Da es Die politischen Verhandlungen zur geplanten Trink- sich um eine Richtlinie handelt, muss diese nach Inkraft- wasserrichtlinie auf EU-Ebene wird der DEHOGA weiter- treten in nationales Recht umgesetzt werden. Wie genau hin kritisch begleiten. Momentan laufen Gespräche in das Gesetz dann in Deutschland ausgestaltet wird, ist also den drei EU-Institutionen Parlament, Kommission und auch noch völlig unklar. Rat. Der ursprüngliche Entwurf der Kommission enthielt Fest steht schon jetzt: Der DEHOGA wehrt sich gegen eine Verpflichtung für die Mitgliedsstaaten, Restaurants den geplanten Eingriff in die unternehmerische Freiheit zu ermutigen, den Kunden Leitungswasser kostenlos an- der Gastronomen. „Die Preisgestaltung ist in unserem Land zubieten. Das Parlament vertrat den Standpunkt, kosten- ein hohes unternehmerisches Gut. Das muss auch so blei- loses Leitungswasser nur für Gäste oder gegen eine ge- ben“, so Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DE- ringe Servicegebühr zu servieren. HOGA-Bundesverbands. „Jeder Unternehmer muss für Der Rat hat sich nun für einen flexiblen Ansatz ausge- sich entscheiden dürfen, ob und zu welchen Konditionen sprochen, es ist nur noch von „Maßnahmen“ die Rede, die er seinen Gästen Wasser anbietet.“ dafür sorgen sollen, dass mehr Menschen Zugang zu Lei- Während es in Ländern wie Italien oder Frankreich üb- tungswasser bekommen und weniger Plastikflaschen an- lich ist, den Gästen kostenloses Leitungswasser anzubie- fallen. Dazu gibt es verschiedene unverbindliche Vorschlä- ten, wird dies in Deutschland unterschiedlich gehandhabt ge, neben öffentlichen Trinkbrunnen und Wasserzapfstel- – und auch unter Gastronomen gibt es dazu verschiede- len auch die kostenlose Abgabe von Leitungswasser in nen Meinungen. der Gastronomie. KOMMENTAR Wir sind nicht die Wasser-Wohlfahrt Haben die Bürokraten in Brüssel eigentlich Auch das Glas Wasser wird von bezahlten Mit- nichts Besseres zu tun, als uns Gastronomen arbeitern serviert und gereinigt. Es wird in oft teu- vorzuschreiben, was wir an unsere Gäste ver- er bezahlten Räumlichkeiten dargeboten, die ein- schenken sollen? gerichtet, renoviert, repariert und geheizt werden Gastronomen können selbst entscheiden, ob müssen. Im schlechtesten Fall sitzt das halbe Lo- sie Leitungswasser als besonderen Service an- kal voll mit Leuten aus einem Touristenbus, die bieten möchten – wenn die Kosten einkalkuliert gerade ihren Durst mit kostenlosem Wasser stil- sind. Ein Gesetz braucht es dafür nicht. len, die Toilette benutzen und die Plätze für zah- Wir sind schließlich nicht die Wasser- lende Gäste blockieren. Wohlfahrt für die durstige Bevölkerung, son- Es bleibt abzuwarten, wie die EU-Trinkwasser- dern Wirtschaftsunternehmen, die mit dem richtlinie tatsächlich aussieht. Am Ende muss je- Verkauf von Speisen und Getränken Geld ver- der Gastronom überlegen, ob und wie er trotz ei- dienen. Besonders Getränke und somit auch nes solchen Eingriffs in die unternehmerische Wasser sind ein entscheidender Umsatzbrin- Freiheit wirtschaftlich arbeiten kann. Vom Ver- Thomas Heiling, Vorsitzender der Fachgruppe ger in der Gastronomie. schenken kann schließlich kein Betrieb leben. Gastronomie des DEHOGA Baden-Württemberg.
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 11 Hauptgeschäftsführer Jürgen Kirchherr informierte die Seminarteilnehmer umfassend über die DEHOGA-Verbandsarbeit. Foto: Ohl Im „Radisson Blu“ in Mannheim Seminar für DEHOGA-Ehrenamtsträger Über 600 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich In seinem Vortrag erläuterte Hauptgeschäftsführer Kirch- herr zum Beispiel, warum erfolgreiche politische Inter- ehrenamtlich im DEHOGA Baden-Württemberg. Mehr als 30 von essenvertretung nicht meist weniger eine Frage der öf- fentlicher Wirkung und des lautstarken Auftretens ist, ihnen waren am 18. und 19. März beim Ehrenamts-Seminar „DE- sondern vor allem eine Frage des richtigen Timings: Vie- le wichtige Lobby-Erfolge erzielt der DEHOGA als Bran- HOGA im Profil“ in Mannheim dabei. chenvertreter unbemerkt von der Öffentlichkeit und da- mit auch von den meisten Verbandsmitgliedern – zum Beispiel, wenn er dafür sorgt, dass problematische Geset- DEHOGA-Landesvorsitzender Fritz Engelhardt hob in zesvorhaben bereits in der Planungsphase modifiziert und seiner Begrüßung die Bedeutung der Ehrenamtsträger für „entschärft“ werden. den Verband und die Branche: „Sie sorgen für eine leben- Neben diesen Informationen vermittelte das Seminar dige Verbandsarbeit vor Ort und Sie sind mit Ihren per- umfangreiches Wissen über den DEHOGA, seine Struk- sönlichen Kontakten auch die Speerspitze unserer politi- tur und über die Grundlagen der Verbandsarbeit. schen Arbeit. Danke, dass Sie hier beim Seminar sind und Am zweiten Seminartag informierte Daniel Ohl, ver- danke, dass Sie sich engagieren!“ antwortlich für Kommunikation im DEHOGA Baden-Würt- Die Themen, die von DEHOGA-Hauptgeschäftsführer temberg, über die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit. Jürgen Kirchherr vorgetragen wurden, waren so vielfältig Zur Attraktivität des Seminars trug neben den Inhalten wie der Verband selbst: Welche Aufgaben und Kompeten- auch der Tagungsort bei: Die Veranstaltung fand im Vier- zen haben die DEHOGA-Kreisstellen? Welche Dienstleis- Sterne-Superior-Hotel „Radisson Blu“ im neuen Mannhei- tungen bietet der Verband seinen Mitgliedsbetrieben – mer Stadtquartier Q6 Q7 statt. Im 6. Stock des Hauses ge- und aus welchen Geschäftsfeldern hält sich der DEHOGA nossen die Teilnehmer nicht nur die hellen, modernen ganz bewusst heraus, um Interessenkonflikte zu vermei- Tagungsräume, sondern auch den sehr guten gastromi- den? Wie funktioniert die politische Arbeit in der Praxis? schen Service des Hauses. Bundestag stimmt Gesetzentwurf zu „Hygiene-Pranger“: Bald neue Regeln? Der Bundestag hat am Donnerstag, 14. März staatlichen „Prangerseite“, wo der Mangel ver- bewirken, bei der Veröffentlichung außer Be- 2019, für den von der Bundesregierung vorge- öffentlicht wurde. tracht bleiben. legten Gesetzentwurf zur Änderung des Lebens- Darüber hinaus sprachen sich die Abge- Für die Entschließung stimmte die breite mittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB) in ordneten im Rahmen einer Entschließung da- Mehrheit der Fraktionen. Die Abgeordneten einer vom Ernährungsausschuss geänderten für aus, schnellstmöglich mit den Ländern der Fraktion der Grünen enthielten sich der Fassung gestimmt. Mit der Vorlage sollen künf- im Rahmen der gemeinsamen Bund-Länder- Stimme. tig die Behörden die Verbraucher sechs Mona- Arbeitsgruppe einen bundesweit einheitlichen Den Abstimmungen lag eine Beschlussemp- te lang über festgestellte Verstöße gegen die Bußgeldkatalog zu schaffen. fehlung des Ausschusses für Ernährung und Lebensmittelsicherheit informieren. Landwirtschaft (19/8349) zugrunde. DEHOGA begrüßt Klarstellung Die Anträge der Fraktionen DIE LINKE und Wichtig: Verstöße gegen bauliche Anforde- DIE GRÜNEN, mit denen die beiden Fraktio- rungen und Verstöße gegen Aufzeichnungs- Der DEHOGA begrüßt, dass die Bundesre- nen weitergehende Veröffentlichungen von pflichten, die keine Gefahr einer nachteiligen gierung die geforderte Ergänzung der Lösch- Hygienemängeln, etwa in Form eines Hygie- Beeinflussung von Lebensmitteln bewirken, frist zum Anlass genommen hat, eine not- nesmileys forderten, lehnte die Mehrheit des sollen außer Betracht bleiben. wendige Klarstellung vorzunehmen, nämlich Bundestags ab. Sobald ein veröffentlichter Mangel beho- dass bauliche Mängel und Verstöße gegen Auf- Vor In Kraft treten des Gesetzentwurfes be- ben wurde, muss die Behörde dies unverzüg- zeichnungspflichten, die keine Gefahr einer darf nun noch der Zustimmung des Bundes- lich kommunizieren, und zwar auf derselben negativen Beeinflussung von Lebensmitteln rats.
12 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell Am 26. Mai sind die Bürger aufgerufen, die Kommunalparlamente neu zu wählen. Auch Gastronomen und Hoteliers stellen sich zur Wahl. Bild: Fotolia/C. Schwier Kommunalwahlen 2019 Der Branche eine Stimme geben Die Kommunalwahlen am 26. Mai sind ein wichtiges Datum die Gastronomen und Hoteliers, die sich für ein kommu- nalpolitisches Amt bewerben und ruft dazu auf, ihnen die auch für das Gastgewerbe. Denn in den Stadt- und Gemeinde- Stimme zu geben. Damit in möglichst vielen Kommunen die Anliegen der Branche mit einer starken Stimme in räten wird über viele Themen entschieden, welche Gastrono- der Politik vertreten sind. Die wichtigsten kommunalpolitischen Themen, die das men und Hoteliers direkt betreffen. Gastgewerbe direkt betreffen, im Überblick: ○ Konzessionsgebühren: Diese sind hier auf einen Blick zusammengefasst – und Gebühren sollen den Verwaltungsaufwand decken, der auf einem DEHOGA-Merkblatt, das auch im Dialog mit einer Kommune bei der Bearbeitung von Anträgen ent- den Kommunalpolitikern vor Ort eine gute Grundlage steht. Dies gilt auch für Konzessionsgebühren, die bei sein kann. Wer setzt sich für welches Anliegen der Bran- einer Beantragung einer Konzession entstehen, aber che besonders ein? Halten sich die Sondernutzungsge- auch bei einer Betriebsübergabe. Maßvolle und realis- bühren im Rahmen, werden Tourismusabgaben erhoben tische Gebühren helfen gerade Betrieben in der wirt- und wenn ja, wenigstens zweckgebunden eingesetzt? Wer- schaftlich schwierigen Anfangsphase und sichern lang- den Umbauten und Konzessionen schnell und unbüro- fristig deren Existenz. kratisch genehmigt? Gibt es für die Vereinsfeste wirklich einen besonderen Anlass oder nehmen die Gestattungen ○ Sondernutzungsgebühren überhand? Aus solchen Fragen können sich spannende Gastronomie ohne Außenbewirtschaftung ist für Gäs- Diskussionen ergeben. te kaum mehr vorstellbar und für Gastronomen wirt- Und die folgende Auflistung zeigt auch: Es ist nicht schaftlich kaum zu stemmen. Die meisten Gastrono- egal, wer im Stadt- oder Gemeinderat die Entscheidun- men sind hierzu auf die Nutzung kommunaler Flächen gen trifft, denn diese haben direkte Auswirkungen auf angewiesen, für die sie jedoch Gebühren entrichten gastgewerbliche Betriebe. Wenn Gastronomen und Hote- müssen.Die Kommunen sind daher aufgefordert, sich liers in den kommunalen Parlamenten vertreten sind, ist über eine Abschaffung oder zumindest deutliche Re- die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Politik für die Bran- duzierung Gedanken zu machen. Denn Innenstädte che hilfreich gestaltet wird. Denn wer wüsste besser, wie werden durch Außengastronomie belebt und touris- unternehmerfreundliche Politik aussieht als die Unter- tisch aufgewertet, davon profitieren auch andere Bran- nehmer selbst. chen (z.B. Einzelhandel). Wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Gemeinde- rat zu Gunsten des örtlichen Gastgewerbes aussehen kann, ○ Sperrzeiten im Freien zeigt das Beispiel aus Freudenstadt (s. Artikel auf der Anwohnerschutz ist wichtig, aber auf das richtige Maß nächsten Seite). Dort sitzt Beate Gaiser, Betreiberin des kommt es an. Sperrzeiten sollten daher in den Kom- Hotels Adler in Freudenstadt und stellvertretende DE- munen vor Ort so gestaltet sein, dass sie attraktive In- HOGA-Kreisvorsitzende, seit zehn Jahren im Gemeinde- nenstädte ermöglichen und nicht verhindern, damit rat und setzt sich dafür ein, dass für das Gastgewerbe Gastronomen auch weiterhin in ihre Betrieb investie- günstige Rahmenbedingungen geschaffen werden. ren können und Einwohnern wie Gästen attraktive Aus- Beate Gaiser ist eine von zahlreichen Kandidatinnen gehmöglichkeiten anbieten können. und Kandidaten aus der Branche. Alle, die sich bis zum 5. April bei uns gemeldet hatten, werden in der Mai-Aus- ○ Gestaltungsrichtlinien gabe, also etwa zwei Wochen vor den Kommunalwahlen, Das Ziel von Kommunen, ein einheitliches Stadtbild im DEHOGA Magazin vorgestellt. Der Verband unterstützt sicherzustellen, ist nachzuvollziehen. Vorgaben für Gas-
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 13 tronomen, wie Mobiliar oder Sonnenschirme auszuse- georientiert Essen und Getränke zur Mitnahme anbie- hen haben, schießen jedoch über das Ziel hinaus. In- ten. Ein gesellschaftliches Umdenken wird nicht durch nenstädte werden gerade durch unterschiedliche Lo- zusätzliche Abgaben erreicht, damit wird lediglich die kale mit individuellem Flair attraktiv. Gastronomen Beseitigung finanziert und das Gastgewerbe pauschal haben daher ein berechtigtes Interesse, sich von ihren für eine Fehlentwicklung der Gesellschaft bestraft. Mitbewerben abzuheben. Zudem ist der erzwungene Austausch von intaktem Mobiliar weder wirtschaftlich ○ Verwaltungshandeln noch nachhaltig. Egal, ob es um die Konzession, Umbauten oder schlicht eine veranstaltungsbezogene Sperrzeitverkürzung geht, ○ Stellplatzvorgaben die bürokratischen Anforderungen, die Gebührenfestset- Nach Landesbauordnung und entsprechender Verwal- zung, v.a. aber die Bearbeitungsdauer werden regelmäßig tungsvorschriften sind je nach Nutzung eines Gebäu- als Hürde bei Ausübung des Betriebes empfunden. Kom- des die notwendigen Stellplätze bereit zu stellen. Ge- munen können mit einer effektiven genehmigungsfreund- rade Gastronomen mit regem Publikumsverkehr und lichen Handhabung die Rahmenbedingungen für Gast- Innenstadtlage stellen die oft gar nicht verfügbaren ronomen deutlich erleichtern. Stellplätze vor große, auch finanzielle Herausforde- rungen. Kommunen können ihre Gastronomen durch ○ Gestattungen großzügige Befreiungen und Festsetzung maßvoller Ab- Jedes Jahr finden zahlreiche Vereinsfeste statt, für die lösesummen tatkräftig unterstützen. gar kein „besonderer Anlass“ gegeben ist und die nach § 12 Gaststättengesetz gar nicht genehmigt werden dürf- ○ Bettensteuern ten. Die Häufung von Vereinsfesten speziell zu bestimm- Bettensteuern oder Kultur- und Tourismusförderabga- ten Jahreszeiten und Wochenenden beeinträchtigt die ben, mit denen willkürlich Hoteliers belastet werden, Gastronomie vor Ort erheblich. Wer daher den Rück- sind strikt abzulehnen. Gerade die Hotellerie trägt mit gang der traditionellen Dorfgasthäuser beklagt, darf selbst finanzierten Marketingmaßnahmen erheblich zur dabei nicht das Problem der wettbewerbsverzerrenden touristischen Belebung von Kommunen bei. Eine iso- Konkurrenz der Vereinsfeste übersehen. lierte Belastung der Hotellerie sorgt eher dafür, dass durch die Reduzierung der finanziellen Spielräume In- Zeitgleich mit den Kommunal- finden auch die Europa- vestitionen vor Ort reduziert werden und der Frust über wahlen statt, mehr dazu lesen Sie auf Seite 11. die damit verbundene zusätzliche Bürokratie zunimmt. ○ Verpackungssteuern In einigen Kommunen gibt es Bestrebungen, eine Ver- Das Merkblatt zu den Kommunalwahlen sowie weitere Infos finden packungssteuer einzuführen, um den unsachgemäß ent- Interessierte in unserem Online-Themenbereich unter: sorgten Müll in den Griff zu bekommen. Die Verantwor- www.dehogabw.de/kommunalwahl tung hierfür trifft die Bürger, die ihren Müll wahllos entsorgen, nicht jedoch die Gastronomen die nachfra- Unternehmerin im Gemeinderat „OB hat Bedeutung des Gastgewerbes erkannt“ In Freudenstadt seien sich der Oberbür- eine Gastronomie einzieht – und so ist es dann auch gekommen. germeister und die Stadtverwaltung da- Die Höhe der Kurtaxe in Freudenstadt sei mit Augenmaß festgelegt und die Abgabe wer- rüber im Klaren, wie wichtig das Gast- de zudem zweckgebunden für den örtlichen Tourismus verwendet. Auch die Sondernut- gewerbe für den Tourismus ist, sagt zungsgebühren halten sich im Rahmen und werden nicht willkürlich erhöht, nur um die Beate Gaiser. Stadtkasse zu füllen, so Beate Gaiser. Derzeit gibt es viele Hotel-Neubauten in Freudenstadt. Dass die Baugenehmigungen Sie führt das Hotel Adler in Freudenstadt zügig durchgehen, dafür kann sich Beate Gai- und hat neben ihrem Amt als stellvertreten- ser auch im zuständigen Ausschuss einsetzen, de DEHOGA-Kreisvorsitzende auch einen Sitz in dem sie Mitglied ist. im Gemeinderat inne. „Die Politik fährt hier „Gastronomie und Hotellerie sorgen für eine keinen Verhinderungs- und Verweigerungs- hohe Lebensqualität“, sagt Beate Gaiser. Das kurs, sondern arbeitet gemeinsam mit uns an ziehe Touristen an, aber auch Einwohner. „Das guten Lösungen.“ ist dem OB klar, deshalb sind wir willkommen“, Bei den diesjährigen Kommunalwahlen tritt sagt Beate Gaiser. Aber nicht nur ihm: Schließ- Beate Gaiser wieder an auf der Liste der frei- lich sei auch die örtlichen Industrie darauf an- en Wähler. Seit 10 Jahren ist die Betreiberin gewiesen – besonders im ländlichen Raum – des Hotel Adler schon in der Kommunalpoli- Hotelbetreiberin und Gemeinderätin Beate Gaiser Fachkräfte anzulocken. Von einem florieren- tik aktiv, in mehreren Ausschüssen und in- (Hotel Adler Freudenstadt). Foto: Kuhnert den Gastgewerbe profitieren also alle in zwischen so gut vernetzt, dass sie oft den klei- Freudenstadt – umso mehr, wenn die politi- nen Dienstweg nutze, um für die Anliegen Als es beispielsweise darum ging, in bester schen Rahmenbedingungen dafür stimmen. von Gastronomen und Hoteliers Gehör zu fin- Lage auf dem Freudenstädter Marktplatz ein den. „Der Oberbürgermeister schätzt den di- leerstehendes Gebäude neu zu besetzen, habe Alle Kandidaten aus der Branche, die sich bis rekten Kontakt und hat immer ein offenes sich der OB in einem persönlichen Gespräch zum 5. April gemeldet hatten, werden im nächs- Ohr für die Branche“, sagt Beate Gaiser. mit dem Investor dafür eingesetzt, dass dort ten Magazin veröffentlicht.
14 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell Wahl des EU-Parlaments am 26. Mai: Europapolitik hat hohe Bedeutung für die Branche Weltoffenheit, fairer Wettbewerb und die Mobilität von Gästen und Arbeitnehmern in Europa sind zentrale Anliegen des Hotel- und Gaststättengewerbes. Die Europawahlen, die am 26. Mai zeitgleich mit den Kommunalwahlen in Baden-Württemberg stattfinden, sind daher von hoher Bedeutung für die Branche. Themen, bei denen die Politik auf europäischer Ebene aus Sicht des Gastgewerbes eine besonders hohe Bedeu- tung hat, gibt es viele: So gehören die Vermeidung von überflüssiger Bürokratie, die Fachkräftesicherung und Ar- beitnehmermobilität über die EU-Grenzen hinweg sowie die Sicherstellung von fairem Wettbewerb bei Online-Platt- formen zu den Anliegen des Hotel- und Gaststättenge- werbes, die maßgeblich von „Brüssel“, also der Europäi- schen Union, beeinflusst werden. Europa-Wahlcheck des DEHOGA Zur anstehenden Europawahl wird der DEHOGA-Bun- Die Abgeordneten für das Europaparlament werden in den EU-Ländern am 26. desverband daher eine Wahlcheck-Liste mit branchen- Mai neu gewählt. Foto: Adobe Stock/Grecaud Paul wichtigen europapolitischen Themen veröffentlichen und dabei im Einzelnen die Argumente und Positionen des Hotel- und Gaststättengewerbes verdeutlichen. wird aber ab ca. 10. April 2019 auf den Internetseiten des Zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag die Europa- DEHOGA Baden-Württemberg online abrufbar sein un- Wahlcheckliste des DEHOGA noch nicht vor. Sie wird ter: → www.dehogabw.de/europawahlen Wirtschaft und Gewerkschaftstellen Antrag: Neuordnung der gastgewerblichen Berufe Nach intensiven Abstimmungsprozessen ist Bei den Köchen sollten Kalkulation und temgastronomie deckt den Servicebereich ab, es nun soweit: Wie der DEHOGA Bundesverband Kostenkontrolle eine noch größere Rolle spie- die neue „Fachkraft Küche“ den Küchenbe- mitteilt, haben das Kuratorium der Deutschen len, ebenso wie moderne Küchentechnik, neue reich. Die Ausbildungsordnung für die „Fach- Wirtschaft für Berufsbildung (KWB) und der Anforderungen im Verbraucherschutz und kraft Küche“ soll zunächst für fünf Jahre be- Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am 6. März sich wandelnde kulinarische Vorlieben der fristet gelten und evaluiert werden. Für beide 2019 den Antrag auf Neuordnung der gastge- Gäste. Um die Vermittlung von Basiskennt- Berufe soll es die Möglichkeit einer Anrech- werblichen Ausbildungsberufe beim Bundes- nissen in diesem weiterhin handwerklich ge- nung auf die entsprechenden dreijährigen wirtschaftsministerium gestellt. prägten Beruf zu unterstützen, werden Min- Berufe geben. destinhalte insbesondere in den Bereichen Auf Initiative des DEHOGA haben sich die Arbeitstechniken und Garverfahren detaillier- DEHOGA hofft auf schnelles Verfahren Vertreter der Wirtschaft und der Gewerkschaf- ter formuliert und konkretisiert. ten auf Eckwerte zur inhaltlichen Modernisie- Mit Blick auf die wachsende Bedeutung Von den Sozialpartnern angestrebt wird da- rung und teilweise Umstrukturierung der Aus- kommunikativer Kompetenzen gehören zum rüber hinaus eine so genannte „gestreckte bildung in Gastronomie und Hotellerie ver- Eckwerte-Entwurf auch neue, eigene Berufs- Abschlussprüfung“. Das bedeutet, dass der ständigt. Nach den Vorstellungen der bildpositionen für „Digitalisierung und Kom- erste Teil der Prüfung etwa nach der Hälfte Sozialpartner DEHOGA und NGG sollen im munikation“ sowie „Anleitung und Führung der Ausbildungszeit stattfindet, wie die bis- Hotelfach die Kompetenzen in den Bereichen von Mitarbeitern“ in allen dreijährigen Beru- herige Zwischenprüfung, der zweite am Ende. Buchungssysteme, Bewertungsportale, Reve- fen. Neu daran ist, dass beide Ergebnisse in die nue Management und Vertrieb stark ausgebaut Abschlussnote einfließen. werden. Der bisherige Hotelkaufmann soll zu Änderung bei zweijähriger Ausbildung DEHOGA setzt auf schnelles und erfolg- einem „Kaufmann für Hotelmanagement“ mit reiches Fortführen des Verfahrens stärkerer strategischer Ausrichtung weiterent- Besonders wichtig war es dem DEHOGA, Die Initiative für eine inhaltliche Moderni- wickelt werden und so eine attraktive Alter- im Bereich der zweijährigen Ausbildung bes- sierung und teilweise Umstrukturierung der native zum Hochschulstudium darstellen. sere Chancen für praktisch begabte Jugend- sechs bestehenden gastgewerblichen Ausbil- Im Restaurantfach geht es darum, den Kom- liche, zum Beispiel auch für Auszubildende dungsinhalte sowie für einen zweijährigen Aus- petenzen zu Produkten, zum Verkauf und mit Migrationshintergrund oder Geflüchtete, bildungsberuf in der Küche ging vom DEHO- zum Veranstaltungsmanagement eine höhere zu schaffen. So soll die bisherige „Fachkraft GA aus. Üblicherweise beträgt die Dauer von Gewichtung zu geben. Der Fachmann für im Gastgewerbe“ in zwei Ausbildungsberufe Ordnungsverfahren ab der Weisung an das BIBB Systemgastronomie wird insbesondere mit aufgespalten werden: Die „Fachkraft für Ho- etwa ein Jahr. Ein realistischer Zeitpunkt für Blick auf Digitalisierung und Interkulturalität tellerie und Gastronomie“ mit den beiden das Inkrafttreten der neuen Verordnungen modernisiert. Schwerpunkten Restaurantservice und Sys- könnte danach August 2021 sein.
Sie können auch lesen