Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...

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Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...
W W W. D E H O G A B W. D E – N R . 4 – A P R I L 2 0 1 9

                                                            Umfrage
                                                            Alarmstufe Rot
                                                            in der Gastronomie
                                                            DEHOGA-FRÜHLINGSFEST
                                                            Branche zeigt im Zelt
                                                            politisch Flagge
                                                            SPARVORTEILE
                                                            Beim Auto richtig Geld sparen
Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH,
SOPHIE GOTTE!

                                       Die Allgemeine Hotel- und Gastronomie-
                                       Zeitung und die Hoteldirektorenvereinigung
                                       Deutschland e. V. haben am 23. März 2019
                                       zum achten Mal den DEUTSCHEN
                                       HOTELNACHWUCHS-PREIS verliehen
                                       und gratulieren Sophie Gotte zum 1. Platz!

Sophie Gotte
                ag e r
Operations Man
                 ünchen
Marias Platzl, M
                                                  2019

        Wir danken unseren Partnern!
                                               Impressionen der Preisverleihung unter
                                               www.hotelnachwuchspreis.de
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DEHOGA MAGAZIN 4.19 3

                                          Editorial
                                          Alarmsignal

                                             Dass die Stimmung bei vielen Wirtinnen und Wir-            Gasthaus mehr geöffnet. „Man kann nirgends mehr
                                          ten im Land trotz der guter Gästenachfrage denkbar            hingehen“, sagen dann die enttäuschten Gäste. Wir aber
                                          schlecht ist, wissen wir schon lange: Quälende Büro-          sagen: Kein Wunder! Wer die Gastronomie bei der Mehr-
                                          kratie und eine immer höhere Arbeitsbelastung der In-         wertsteuer benachteiligt, wer Wirtinnen und Wirten
                                          haberfamilien, die ihren Betrieb trotz Mitarbeiterman-        immer mehr Regulierung und Dokumentationspflich-
                                          gels irgendwie am Laufen halten, bestimmen den All-           ten auferlegt und dann auch noch die Steuerfreibeträge
                                          tag.Wenn einem dann noch steigende Kosten das                 für konkurrierende Vereinsaktivitäten erhöht, muss sich
                                          Betriebsergebnis verhageln, fragt sich manch’ einer:          nicht wundern, wenn Betriebsinhaber resignieren.
                                          Wieso tu’ ich mir das eigentlich an? Für immer mehr              Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird es in Ba-
                                          Kolleginnen und Kollegen sind die Grenzen der persön-         den-Württemberg bald noch mehr Gemeinden ohne Gas-
                                          lichen Belastungs- und Leidensfähigkeit längst erreicht.      tronomie geben – mit allen negativen Konsequenzen
                                             Die Ergebnisse der DEHOGA-Umfrage bei Gastro-              für den Tourismus und für die Lebensqualität der Bür-
                                          nomiebetrieben im Land (siehe Bericht auf Seite 8) sind       ger. Um so wichtiger ist es, dass die Politik gegensteuert
                                          ein Alarmsignal: Sie zeigen, dass der Mix aus gesell-         und die Betriebe ermutigt, die sich – trotz allem – mo-
                                          schaftlichem Wandel und mittelstandsfeindlichen Rah-          dern und marktgerecht aufstellen wollen. Denn die gibt
                                          menbedingungen mittlerweile deutlich spürbare Folgen          es durchaus.
                                          für Gäste und Touristen hat: Die Gastronomie im Land             Um ihnen zu helfen, müssen wir nicht auf die Lö-
                                          „streikt“ zwar nicht, wie manche Hardliner es immer           sung der großen bundespolitischen Blockaden – Mehr-
                                          wieder fordern, aber sie zieht sich zurück. Das sieht         wertsteuer und Arbeitszeitgesetz – warten. 25 Prozent
                                          man nicht nur an den vielen geschlossenen Gasthäu-            unserer Umfrageteilnehmer berichten von Schwierig-
                                          sern, für die es keine Nachfolgeregelung gibt, sondern        keiten bei der Finanzierung notwendiger Investitionen.
                                          auch daran, dass immer mehr Betriebe ihre Öffnungs-           Hier verstärkt mit Landesmitteln zu helfen wäre ein
                                          und Küchenzeiten einschränken und die Zahl der Ru-            sinnvoller Schritt, von dem der ländliche Raum insge-
                                          hetage erhöhen.                                               samt profitieren würde.
                                             Gastronomiebetriebe, die Mittagessen anbieten, sind
                                          in einigen Regionen selten geworden, und in vielen klei-        Fritz Engelhardt
                                          nen Gemeinden ist unter der Woche überhaupt kein                Vorsitzender des DEHOGA Baden-Württemberg

                                              Am 6. Mai auf dem Wasen                 Am 26. Mai 2019                            Porträt
         Inhalt                           4   DEHOGA Frühlingsfest:               12 Kommunalwahlen:                        21 Harald Leissner
                                              Branche zeigt im Zelt                   Der Branche eine                           Der glückliche Patron
                                              politisch Flagge                        Stimme geben                               vom Bodensee

Titelbild: Julia Wörter aus dem Best
Western Hotel in Wiesloch, fotografiert
von Tobias Schwerdt.

    DEHOGA aktuell                        14 Europapolitik hat hohe               22 Ehrenpreis für Miniköche-Gründer       DEHOGA vor Ort
                                             Bedeutung für die Branche               Jürgen Mädger
                                                                                                                            33 „Der festlich gedeckte Tisch“:
                                          15 Beim Auto mit dem DEHOGA             22 Stuttgart erste China Pay City            Ricardo Haubmann gewinnt
5   DEHOGA-Beirat diskutiert in Frei-
                                             richtig Geld sparen                     Deutschlands                              in Heidenheim
    burg aktuelle Branchenthemen
                                          16 Konjunkturumfrage: Mitmachen         24 Lokaltermin: „Beim Lotte trifft        35 Trauer um Heinz Gaiselmann
7   Bessere Bleibeperspektiven für
                                             und den DEHOGA bei seiner poli-         sich Jung und Alt am Tresen“
    gut integrierte Flüchtlinge                                                                                             36 Spannender Wettkampf
                                             tischen Arbeit unterstützen
                                                                                  25 Umfrage zur Außengastronomie              und strahlende Sieger
8   Umfrage zeigt: Alarmstufe Rot
                                          19 DEHOGA Beratung: „Wenn der Be-
    in der Gastronomie im ländlichen                                              27 Pro und Contra: Airbnb nutzen?         40 Impressum
                                             trieb wächst, muss auch die Fi-
    Raum
                                             nanzierungsstruktur mitwachsen“      28 Im Blickpunkt: Neue Sterneköche
10 EU-Trinkwasserrichtlinie:
                                                                                  30 Mit der Tischkultur                        DEHOGA Akademie
   Drohender Eingriff in die
                                                                                     Wohlfühlatmosphäre schaffen
   unternehmerische Freiheit              Aus der Branche                                                                   37 Rezepttipp: Schokoladen-
                                                                                  32 Sprachhürden überwinden                   Variegato-Parfait am Stiel
11 Seminar für DEHOGA-Ehrenamts-          20 Teilzeitausbildung: „Genial im
                                                                                     mit Lernvideos
   träger                                    Gesamtpaket“                                                                   38 Seminarangebote
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4 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell

Am 6. Mai auf dem Cannstatter Wasen

DEHOGA-Frühlingsfest: Branche
zeigt im Zelt politisch Flagge
    Die Vorsitzenden aller fünf im Landtag vertretenen Parteien stel-

    len sich beim DEHOGA-Frühlingsfest am 6. Mai den Fragen des

    Gastgewerbes. Bei der politischen Kundgebung in Grandls Hof-

    bräu Zelt zeigen Gastronomen und Hoteliers politisch Flagge.

                Wenige Wochen vor den anstehenden Kommunal- und
             Europawahlen steigt in Stuttgart die größte politische Ver-
             anstaltung des deutschen Gastgewerbes. Rund 4000 Gas-
             tronomen und Hoteliers zeigen dann, dass sie nicht nur                                                             Als Redner zugesagt ha-
             stimmungsvoll feiern, sondern auch gemeinsam für ihre                                                              ben (oben v.l.) Thomas
             Anliegen kämpfen können. Den Auftakt gibt Fritz Engel-                                                             Strobl (CDU) und Mi-
             hardt, Vorsitzender des DEHOGA Baden-Württemberg. Er                                                               chael Theurer (FDP)
             eröffnet die politische Kundgebung im Zelt und wird in                                                             und Andreas Stoch
             seiner Rede klare Worte an die Politik richten. Die ist im                                                         (SPD) sowie (unten)
             Zelt prominent vertreten: Mittlerweile haben nämlich die                                                           Dr. Sandra Detzer
             Vorsitzenden aller fünf im Landtag vertreten Parteien zu-                                                          (Bündnis 90/Die Grü-
             gesagt – die AfD hatte zunächst abgesagt, diese entschei-                                                          nen) und
             dung aber später revidiert. Dr. Sandra Detzer (Bündnis 90/                                                         Dr. Dirk Spaniel (AfD).
             Die Grünen), Thomas Strobl (CDU), Dr. Dirk Spaniel (AfD)
             Andreas Stoch (SPD) und Michael Theurer (FDP) werden
             sich beim DEHOGA-Frühlingsfest den Fragen der Branche
             stellen.                                                      „Es ist uns selbstverständlich bewusst, dass wir eine welt-
                                                                           offene Branche sind.“ Die Einladung der AfD bedeute kei-
                           Engelhardt: „Wir sind eine                      ne Annäherung an deren inhaltliche Positionen, sondern
                             weltoffene Branche“                           sei die Konsequenz einer demokratischen Wahl, aus der
                                                                           die AfD als drittstärkste Partei im baden-württembergischen
               Dass in diesem Jahr auch die AfD bei der DEHOGA-            Landtag hervorgangen ist. Traditionell lade der DEHOGA
             Großveranstaltung auf der Bühne vertreten sein, ist ein       Baden-Württemberg alle im Landtag vertretenen Parteien
             Novum. DEHOGA-Vorsitzender Fritz Engelhardt stellt klar:                                           (Fortsetzung auf Seite 5)

Mehr als 4000 Besucher waren auf dem DEHOGA-Frühlingsfest im Jahr 2017.                                                      Archivbild: Arne Hettrich
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Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 5

Kritik an Plattform „Topf Secret“

DEHOGA-Beirat diskutiert in Freiburg
aktuelle Branchenthemen
   Informationen über aktuelle Branchenthemen und engagierte

   Diskussionen prägten die Tagung des DEHOGA-Beirates am

   26. März in Freiburg-Munzingen.

               Der DEHOGA-Beirat ist das zweithöchste Entscheidungs-
            gremium des Landesverbandes. Ihm gehören die Kreis-
            vorsitzenden sowie die Mitglieder des Landesvorstands
            und der Landes-Fachgruppenvorstände an.
               Für eine rege Debatten sorgte „Topf Secret“, die aktu-
            elle Kampagne von Foodwatch. Über die gleichnamige
            Onlineplattform können Verbraucher Ergebnisse von amt-       Sie informierten über aktuelle Branchenthemen: DEHOGA-Landesvor-
            lichen Lebensmittelkontrollen anfordern, die dann auf        sitzender Fritz Engelhardt (l.) und Hauptgeschäftsführer Jürgen Kirchherr.
            der Kampagnenseite von Foodwatch veröffentlicht wer-
            den. So entsteht, gespeist durch Infos von Privatpersonen,
            ein öffentlicher „Hygienepranger“ im Internet – ohne Re-     Petra Thollembeek, stellvertretende Hauptgeschäftsfüh-
            geln wie z. B. Löschfrist, Berücksichtigung der Mängelbe-    rerin des DEHOGA Baden-Württemberg, verwies bei der
            seitigung und Schwellenwert für Veröffentlichungen.          Tagung auf die Möglichkeit für betroffene Gastronomen,
               Der DEHOGA wehrt sich gegen die „Topf Secret“-Platt-      sich Rat bei ihrer DEHOGA-Geschäftstelle zu holen. Bevor
            form und zweifelt deren Rechtmäßigkeit an. Ein vom Ver-      die Behörde Auskunft erteilt, wird der betroffene Gastro-
            band in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten soll dies klä-     nom angehört. Die DEHOGA-Fachgruppe hat ein Muster
            ren.Bis dahin kämpft der Verband weiter dafür, den Scha-     für die Antwort im Anhörungsverfahren vorbereitet, das
            den für die Branche so gering wie möglich zu halten.                                          (Fortsetzung auf Seite 6)

DEHOGA-Frühlingsfest: Die Branche zeigt Flagge
(Fortsetzung von Seite 4)                                                                                                    Als Hauptpreis gibt’s
zum Frühlingsfest ein. „Eine Nicht-Berücksich-                                                                               bei der großen Bran-
tigung der AfD hätte denen Argumente gelie-                                                                                  chentombola beim DE-
fert, die behaupten, die AfD würde von den                                                                                   HOGA-Frühlingsfest
,Etablierten‘ grundsätzlich unfair behandelt“,                                                                               wieder einen INTER-
betont der Landesvorsitzende. Der DEHOGA                                                                                     GASTRA-Smart zu ge-
Baden-Württemberg habe sich im Umgang mit                                                                                    winnen. Der gesamte
der AfD für den Weg der argumentativen Aus-                                                                                  Erlös der Tombola
einandersetzung und nicht für den Weg der                                                                                    kommt der Ausbildung
Ausgrenzung entschieden, „weil wir diesen Weg                                                                                im Gastgewerbe
für den demokratisch angemessenen Umgang                                                                                     zugute.
mit einer gewählten Partei halten und weil wir
glauben, dass wir in dieser Auseinanderset-
zung gute, überzeugende Argumente haben“,
erklärt Engelhardt. Zu dieser Entscheidung,
mit der man es sich nicht leicht gemacht habe,
stehe der Landesverband, auch wenn es kriti-
sche Stimmen mit durchaus guten Argumen-
ten gegeben habe.

          Jetzt anmelden zum                     wollen, können zusätzliche Gutscheinhefte           Der DEHOGA Baden-Württemberg dankt
         DEHOGA Frühlingsfest                    (max. 4 Stück) zum Preis von 30 Euro pro         den drei Hauptsponsoren des Frühlingfestes,
                                                 Heft erworben werden.                            Metro, Mineralbrunnen Überkingen Teinach
   Die DEHOGA-Kreisstellen im Land organi-                                                        KG und Stuttgarter Hofbräu, sowie allen wei-
sieren Busfahrten aus allen Regionen Baden-              Große Branchentombola                    teren Förderern, die die Großveranstaltung
Württembergs nach Stuttgart. Alle Mitglieder            zugunsten der Ausbildung                  am 6. Mai unterstützen. Ebenso herzlich dankt
haben eine Einladung von ihrer zuständigen                                                        der Verband allen Ehrenamtsträgern in den
DEHOGA-Geschäftsstelle erhalten und kön-           Außerdem gibt es auch wieder eine große        Kreisstellen sowie den hauptamtlichen Mit-
nen sich somit zum Branchenevent auf dem         Tombola mit vielen wertvollen Preisen, Haupt-    arbeitern, die sich in die Organisation der Mit-
Cannstatter Wasen anmelden. Jeder DEHO-          gewinn ist ein INTERGASTRA-Smart. Die Aus-       glieder-Einladungen und Bustransfers einbrin-
GA-Mitgliedsbetrieb erhält mit seiner Anmel-     zubildenden der Branche gewinnen bei der         gen.
dung zwei Gutscheinhefte mit einem Essens-       Tombola in jedem Fall, denn der Erlös des           Aktuelle Informationen zum DEHOGA-Früh-
gutschein und Getränkebons. Sollte ein Be-       Losverkaufs kommt der Ausbildung im Gast-        lingsfest gibt es im Online-Themenbereich:
trieb mehr als zwei Personen mitbringen          gewerbe zugute.                                   → www.dehogabw.de/fruehlingsfest
Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...
6 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell

Engagierte Diskussionen im DEHOGA-Beirat
(Fortsetzung von Seite 5)
   Gastronomen nutzen können. Viele der an-
wesenden Gastronomen machten in der Sit-
zung ihrem Ärger über den „Internetpranger“
von Foodwatch Luft.„Wir müssen nach der
Datenschutzgrundverodnung alle möglichen
Regelungen erfüllen – und unsere Daten wer-
den einfach so im Internet veröffentlicht“, kri-
tisierte DEHOGA-Landesvorsitzender Fritz
Engelhardt.

       „Wir bohren dicke Bretter“                     Sie berichteten in der Beiratssitzung von der Arbeit der Fachgruppen und wichtigen Projekten des DEHOGA-
                                                      Landesverbandes: Von links Martin Bosch (Fachgruppe Berufsbildung), Michael Steiger (Fachgruppe Gastro-
   Zur politischen Arbeit des Verbandes sagte         nomie), Schatzmeister Hans-Ulrich Kauderer (Projektgruppe Internate) und Klaus-Günther Wiesler (Fach-
Engelhardt: „Wir bohren dicke Bretter.“ Die           gruppe Tourismus & Hotellerie).
derzeit wichtigsten Themen für die Branche
werden alle auf Bundesebene entschieden:,
zum Beispiel die Flexibilisierung des Arbeits-        tiert wurde. In dem Papier wird die hohe Be-          Ein wesentlicher Mangel der Studie besteht
zeitgesetzes, oder die Erhöhung der Minijob-          deutung von Gastronomie und Hotellerie als            darin, dass ausschließlich Kinder-Speisekar-
Vergütungsgrenze. „Mehrheiten für unsere              Hauptleistungsträger für die Tourismuswirt-           ten untersutcht wurden. In vielen Restau-
politischen Anliegen zu gewinnen, wird zu-            schaft ausdrücklich hervorgehoben. Wörtlich           rants gibt es aber die Möglichkeit, kleine Por-
nehmend schwierig“, sagte Fritz Engelhardt.           heißt es: „Das Gastgewerbe ist eine eine we-          tionen zu bestellen oder für Kinder einen
Angesichts bundespolitischer Blockaden stel-          sentliche Säule des Tourismusangebots“. Da-           „Räuberteller“ anzubieten.
le sich die Frage: Was kann die Politik auf           her müssten die Rahmenbedingungen und                     Michael Steiger verwahrte sich gegen po-
Landesebene für das Gastgewerbe tun?                  Förderinstrumentarien verbessert werden, um           litische Bevormundung der Branche: „Wir
   Antworten darauf wird es beim DEHOGA-              die Wettbewerbsfähigkeit der Branche und da-          Unternehmer wissen am besten, was wir un-
Frühlingsfest am 6. Mai auf dem Cannstatter           mit des Tourismusstandortes aufrechtzuerhal-          seren Gästen anbieten“, betonte er. Vorschrif-
Wasen geben. Die Vorsitzenden aller fünf im           ten. Lobende Worte gab es dafür vom DEHO-             ten aus der Politik, was Gastronomen auf
Landtag vertretenen Parteien werden bei der           GA-Landesvorsitzenden Fritz Engelhardt: „Wenn         ihre Speisekarten schreiben sollen, seien we-
politischen Kundgebung in Grandls Hofbräu-            diese Konzeption so beschlossen wird, muss            der sinnvoll noch notwendig. Nach scharfen
zelt zu den Anliegen der Branche Position be-         sie ein Leitfaden für die Politik sein“. Engel-       Protesten des DEHOGA-Bundesverbandes
ziehen (siehe Bericht auf Seite 4 und 5).             hardt dankte den Gastronomen und Hoteli-              hat Ministerin Klöckner mittlerweile klarge-
                                                      ers, die sich auf Regionalkonferenzen an der          stellt, dass sie kein Gesetz zur Speisekarten-
      Neue Tourismuskonzeption:                       Weiterentwicklung der Tourimuskonzeption              Reglementierung plant.
      Aktuellen Stand vorgestellt                     beteiligt haben. Lob sprach er auch in Rich-
                                                      tung von Tourismusminister Guido Wolf aus,             Bosch: „Interessierten Jugendlichen
   DEHOGA-Hauptgeschäftsführer Jürgen                 dessen Ressort für die Erarbeitung der Tou-               Praktikumgsplätze anbieten“
Kirchherr stellte die Ergebnisse Gastronomie-         rismuskonzeption zuständig ist.
Umfrage vor, die der Verband unter seinen                                                                      Über aktuelle Themen im Bereich Berufs-
Mitgliedern gemacht hat (siehe Seite 8 und                   Kinderspeisekarten: Gegen                      bildung sprach der Fachgruppenvorsitzende
9). Zu den alarmierenden Ergebnisse passe                    staatliche Bevormundung                        Martin Bosch. Dabei ging es unter anderem
die Tatsache, dass mittlerweile 11 Prozent der                                                              um die mögliche Fortschreibung der erfolg-
Gemeinden in Baden-Württemberg gastrono-                 Für die Fachgruppe Gastronomie sprach              reichen DEHOGA-Nachwuchskampagne „WIR
misch unterversorgt sind. In einer wachsen-           Michael Steiger in der Beiratssitzung in Ver-         GASTFREUNDE“, die seit Sommer 2016 läuft
den Zahl von Dörfern gibt es überhaupt kein           tretung des Vorsitzenden Thomas Heiling.              und die vom Land mit Mitteln aus dem Eu-
Gasthaus mehr. Für die Tourismusziele des             Sein Thema: die Diskussion über das Thema             ropäischen Sozialfond gefördert wird.
Landes sei der Rückzug des Gastgewerbes vor           Kinder-Speisekarten. Eine Studie zu angeb-               Bosch und appellierte an die Kolleginnen
allem aus ländlichen Regionen absolut kont-           lich ungesunden Kindergerichten in Restau-            und Kollegen, interessierten Jugendlichen
raproduktiv.                                          rants hatte mit teilweise absurden Schlussfol-        Praktikumsplätzen anzubieten. „Wenn wir
   Warum dies so ist, ging aus der Vorstellung        gerungen für Schlagzeilen gesorgt und auch            es nicht schaffen, den Interessierten solche
des aktuellen Standes der Tourismuskonzep-            die zuständige Bundes-Ernährungsministerin            Plätze anzubieten, nützt das schönste Gastro-
tion vor, die von Petra Thollembeek präsen-           Julia Klöckner (CDU) auf den Plan gerufen.            Mobil nichts“. 

Die Mitglieder des DEHOGA-Beirates bei der Tagung im Hotel Schloss Reinach in Freiburg-Munzingen.                                                 Foto: Reiser
Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 7

Beschäftigungsduldung

Bessere Bleibeperspektive
für gut integrierte Flüchtlinge
  Geduldete Flüchtlinge, die eine Arbeit haben und gut integ-        in Fällen, in denen noch keine Identitätsklärung erfolgen
                                                                     konnte, alle erforderlichen und zumutbaren Maßnahmen
  riert sind, haben in Baden-Württemberg jetzt eine sicherere        zur Identitätsklärung ergriffen worden sein. Wer Strafta-
                                                                     ten begangen hat, ist freilich ausgenommen.
  Bleibeperspektive. Die neue Regelung gibt Arbeitgebern und            „Wir tun das jetzt – und warten nicht erst die geplante
                                                                     bundesgesetzliche Regelung ab“, erklärte Thomas Strobl
  Geduldeten Rechtssicherheit.                                       nach zahlreichen intensiven Gesprächen mit Familienbe-
                                                                     trieben, Mittelstand und Handwerk.

             Im Vorgriff auf eine Regelung auf Bundesebene hat In-       Planungssicherheit bis zur Bundeslösung
          nenminister Thomas Strobl (CDU) veranlasst, dass durch
          das Regierungspräsidium Karlsruhe künftig Ermessens-          Damit komme der Minister dem vielfach geäußerten Wunsch
          duldungen für ausreisepflichtige Ausländer in Beschäfti-   aus der Unternehmerschaft in Baden-Württemberg nach, gut
          gung erteilt werden können. „Dadurch werden wir wei-       integrierten Ausländern in Arbeit – gerade auch vor dem Hin-
          testgehend vermeiden, dass im Laufe dieses Jahres Aus-     tergrund des nach wie vor sehr angespannten Arbeitsmark-
          länder und ihre Familienangehörigen abgeschoben werden,    tes – Planungssicherheit bis zum Erlass einer bundesweiten
          obwohl sie bereits die Voraussetzungen der künftigen Be-   Regelung zur Beschäftigungsduldung zu geben, heißt es in
          schäftigungsduldung erfüllen“, so Thomas Strobl.           einer Pressemitteilung des Innenministeriums.
                                                                        Der DEHOGA begrüßt diesen Vorstoß des Ministers als
                     Voraussetzungen für Duldung                     richtigen und wichtigen Schritt in Zeiten des Fachkräfte-
                                                                     mangels. „Arbeit ist ein wichtiger Schlüsselfaktor für eine
            Für solch eine Duldung müssen bestimmte Vorausset-       gelungene Integration“, sagt der DEHOGA-Landesvorsit-
          zungen vorliegen: Die betroffene Person ist seit mindes-   zende Fritz Engelhardt. Dass nun die rechtlichen Grund-
          tens 12 Monaten geduldet, sie übt seit mindestens 18 Mo-   lagen für eine längerfristige Bleibeperspektive geschaffen
          naten eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung     wurden, sei ein positives Signal sowohl für die Flüchtlin-
          aus und ihr Lebensunterhalt ist gesichert. Zudem müssen    ge, als auch für die Arbeitgeber. 
Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...
8 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell

Bräuhaus Rossberg, Wolfegg-Rossberg, geschlossen seit      Gaststätte „Löwen“, Schwaigern, geschlossen seit 2014.        Gasthaus „Zum Rosengarten“, Bad Schussenried-
2016.                                                                                                                    Roppertsweiler, geschlossen seit 2011.

Gasthaus „Lamm“, Bad Ditzenbach, geschlossen seit          Gaststätte „Zum Bahnhof“, Ilsfeld, geschlossen seit           Gaststätte Adler, Horgenzell-Zogenweiler, geschlos-
2014.                                                      2018.                                                         sen seit 2016.

Probleme im ländlichen Raum besonders gravierend

Umfrage zeigt: Alarmstufe Rot in der
   Steigende Arbeitsbelastung, dürftige Erträge und ungelöste Nachfolgeprobleme. Die                             die persönliche und familiäre Arbeitsbelas-
                                                                                                                 tung im Betrieb seit 2015 zugenommen oder
   Gastronomie-Umfrage des DEHOGA Baden-Württemberg wirft ein grelles Licht auf die                              sogar stark zugenommen (59%) hat. Ein Um-
                                                                                                                 frageteilnehmer schreibt: „Wir arbeiten selber
   Probleme der Branche und zeigt klar: Wenn sich nichts ändert, gibt’s bald noch weniger                        etwa 40% mehr Stunden pro Woche als vor
                                                                                                                 2015. Wir sind gesundheitlich am Ende und
   Gasthäuser in Baden-Württemberg.                                                                              suchen nach Lösungen, wie wir unseren Le-
                                                                                                                 bensunterhalt anders als in Gastronomie be-
                                                                                                                 streiten können. Auch unsere minderjährigen
   Innerhalb von nur einer Woche haben über             chronischem Mitarbeitermangel und starren                Kinder helfen viel mehr im Geschäft, als es
830 Gastronominnen und Gastronomen die                  gesetzlichen Arbeitszeitvorgaben reduzieren              in einem Land wie Deutschland zumutbar
Online-Umfrage des DEHOGA Baden-Würt-                   auch viele der noch existierenden Betriebe               wäre.“
temberg beantwortet. Knapp ein Drittel von              ihre Angebote: So haben seit 2015 – dem Jahr
ihnen haben ihren Betrieb in Gemeinden un-              der Einführung der Arbeitszeit-Dokumenta-                   Dürftige Ertragsentwicklung: Dass der wirt-
ter 5000 Einwohnern – sie sind also Vertreter           tionspflicht – 64,5 % der Umfrageteilnehmer              schaftliche Erfolg der Schafferei bei viele Wir-
der „Dorfgastronomie“. Für die Umfrage hat-             ihre Öffnungszeiten reduziert. Mehr als die              tinnen und Wirten eher dürftig ist, legen die
te der Verband Mitte März ausschließlich Gas-           Hälfte der Teilnehmer haben die Küchenzei-               Angaben zur wirtschaftlichen Entwicklung
tronomiebetriebe (ohne Hotellerie) kontak-              ten eingeschränkt (57,1%) oder die Speise-               nahe: Zwar berichten fast 80% der Teilneh-
tiert. „Allein die starke Beteiligung zeigt, wie        karte verkleinert (52,3%). Mehr als jeder drit-          mer von steigenden oder zumindest stabilen
hoch der Problemdruck trotz der guten Kon-              te Betrieb, der an der Umfrage teilgenommen              Umsätzen im letzten Jahr – nur jeder vierte
junktur ist“, sagt DEHOGA-Landesvorsitzen-              hat, bietet mittlerweile keinen warmen Mit-              Betrieb (26,6%) konnte die gute Konjunktur-
der Fritz Engelhardt. „Die Umfrage zeigt ganz           tagstisch mehr an. 42,1 Prozent der Umfrage-             lage allerdings in steigende Erträge ummün-
klar: Wenn politisch nichts passiert, wird das          teilnehmer haben einen zusätzlichen Ruhetag              zen. 40 Prozent der Umfrageteilnehmer be-
Gasthaus-Sterben im Land weitergehen – mit              eingeführt.                                              richten sogar von gesunkenen Erträgen im
allen Konsequenzen für die Lebensqualität                  Besonders dramatisch ist die Lage auf dem             letzten Jahr.
der Bürger und für den Tourismus.“                      Land, also in Gemeinden unter 5000 Einwoh-
                                                        nern: Fast drei Viertel der Teilnehmer (70,4%)              Die wichtigsten Probleme: Nicht überraschend,
  Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage                berichten von gesunkenen Betriebszahlen im               weil bekannt aus vielen anderen Umfragen, sind
im Überblick:                                           Ort. Auch die Werte zur Reduzierung von An-              die Probleme, die Wirtinnen und Wirte im Land
                                                        geboten und Öffnungszeiten liegen bei den                am meisten belasten. Auf den Spitzenplätzen
   Gastronomie auf dem Rückzug: Fast zwei               Dorfgastronomen deutlich über denen der Ge-              rangieren die Belastung durch Bürokratie, Mit-
Drittel der Umfrage-Teilnehmer (63,3 %) ga-             samtauswertung.                                          arbeitermangel und steigende Kosten. Alarmie-
ben an, dass die Zahl der Gasthäuser und Re-                                                                     rend ist aber auch, dass zahlreichen Betrieben
staurants in ihrer Stadt/Gemeinde gesunken                 Arbeiten bis zum Umfallen: Dass der Mitar-            offenbar die Mittel fehlen, um sich gut für die
ist. Lediglich 8 % der Teilnehmer berichteten           beitermangel und die starren Vorgaben des                Zukunft aufzustellen: 25,6 % der Umfrageteil-
von gestiegenen Betriebszahlen. Der Rück-               Arbeitszeitgesetzes vor allem zulasten der Be-           nehmer gaben an, dass sie Schwierigkeiten bei
gang der Betriebszahlen, der sich mittlerwei-           triebsinhaber und ihrer Familien geht, ist ein           der Finanzierung notwendiger Investitionen ha-
le statistisch gut belegen lässt, zeigt aber nicht      weiteres, alarmierendes Ergebnis der Umfra-              ben. In vielen Fällen dürfte fehlendes Eigenka-
das ganze Problem: Unter dem Druck von                  ge. Über 90 % der Teilnehmer geben an, dass              pital dafür eine wesentliche Ursache sein.
Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 9

 Metzgerei Gaststätte Bälz, Schwaigern-Stetten, ge-   Hirsch, Bad Saulgau-Bogenweiler im Kreis Sigmaringen,    Gasthaus „Kutscherstube“, Dunningen-Seedorf, ge-
 schlossen seit 2013.                                 geschlossen seit 2013.                                   schlossen seit 2018.

 Gaststätte „Adler“, Bergatreute im Kreis Ravens-     Gasthaus „Engel“ in Aichhalden, geschlossen seit Früh-   Gasthaus Sonne, Königsfeld-Erdmannsweiler, ge-
 burg, geschlossen seit 2018.                         jahr 2016.                                               schlossen seit 2018.

                                                                                                               Fotos auf dieser Doppelseite: Bauhofer (1), Kapitel
                                                                                                               (5), Pfäffle(3), Himmelheber (3).

r Gastronomie                                                    Das sagen die Wirte:
            Nachfolge oft ungeklärt: Vor allem im länd-
                                                                 Umfrage-Teilnehmer im O-Ton
         lichen Raum wissen offenbar viele Betriebs-
         inhaber nicht, wer ihr Unternehmen in der               Was erwarten die Gastronominnen und Gas-           „Unbürokratische Marktöffnung für gastro-
         nächsten Generation weiterführen soll. Le-              tronomen besonders dringlich von der Poli-         nomische Fachkräfte aus dem Ausland. Ver-
         diglich 14,3% der befragten „Dorfgastronomen“           tik? Bei der DEHOGA-Umfrage hatten sie die         stärkte aktive Vermittlung durch Arbeits-
         (Betriebe in Gemeinden unter 5000 Einwoh-               Möglichkeit, ihre Anliegen frei zu formulie-       agenturen.“
         ner) gaben an, die Unternehmensnachfolge                ren. Hier eine Zitat-Auswahl:
         geregelt oder eine Regelung zumindest in Aus-                                                              „Weniger Abgaben für Kleinbetriebe,man
         sicht zu haben. Bei 46,8 % der Dorfgastrono-            „Wir brauchen Praktiker in der Politik und kei-    kommt nie vom Fleck. Immer wenn man
         men ist die Nachfolge dagegen ungeklärt, 38,9           ne Leute, die noch niemals richtig gearbeitet      denkt, man hätte ein kleines Polster für be-
         % der Befragten gaben an, dass sie sich mit             haben.“                                            triebliche Investitionen, holt es der Staat . Hat
         dieser Frage aktuell noch nicht befassen müs-                                                              man mal einen Monat einen höheren Um-
         sen. Dass die Antworten zum Thema Unter-                „Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Spei-          satz, werden wieder so viel Steuern abgezo-
         nehmensnachfolge bei den Dorfgastronomen                sen, um an Bäcker und Metzger nicht die gan-       gen , man tritt immer auf derselben Stelle
         durchweg ungünstiger ausfallen als in der Ge-           ze Kundschaft zu verlieren, weil dort das Ab-      und fängt wieder von vorne an.“
         samtauswertung ist ein deutlicher Beleg für             holessen mit 7 % besteuert und dadurch
         die besonders schwierige Situation der Gas-             günstiger ist.“                                    „Schutz der Arbeitnehmer ja, aber nicht
         tronomie im ländlichen Raum.                                                                               durch Überregulierung. Sie fühlen sich selber
                                                                 „Die seit Jahren versprochene Entbürokrati-        in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt.“
                     Alarmzeichen für die                        sierung, anstatt noch mehr Dokumentations-
                     Tourismuswirtschaft                         wahn.“                                             „Reduzierter Mehrwertsteuersatz! Bürokra-
                                                                                                                    tieabbau!“
            Der DEHOGA Baden-Württemberg dankt                   „Es lohnt sich in Deutschland nicht mehr, bis
         allen Mitgliedern, die sich an der Umfrage              zum Umfallen zu schuften, der Ertrag nach          „Die Reglementierung der täglichen/wö-
         beteiligt haben. Die Antworten liefern starke           Steuern ist zu gering.“                            chentlichen Arbeitszeit muss weg. Meine
         Argumente für die politische Arbeit des Ver-                                                               Aushilfen arbeiten freiwillig nach dem Job
         bandes. „Die dramatische Lage der Gastrono-             „Weniger Bürokratie, Vereinsgastronomie            noch bei mir, weil sie Spaß daran haben und
         mie ist ein Alarmzeichen. Die Vertreter der             einschränken, flexible Arbeitszeiten.“             das Geld brauchen.“
         Tourismuswirtschaft sollten nicht abwarten,
         sondern sich gemeinsam mit dem DEHOGA                   „Regelung der Arbeitszeiten – Aufschreib-          „In einem Kleinbetrieb laufen alle wichtigen
         noch deutlicher für bessere Rahmenbedingun-             pflicht abschaffen. Nicht einhaltbar!“             Fragen i.d. Regel beim Chef zusammen. Die-
         gen“, betont DEHOGA-Vorsitzender Fritz En-                                                                 ser kann sich kaum noch seiner eigentlichen
         gelhardt. Denn, so Engelhardt: „Regionen, die           „Die immer aufwändigere Bürokratie, über-          Aufgabe stellen, sondern muss sich ständig
         keine gute, vielfältige Gastronomie mehr ha-            triebene Kontrollen, der Zeitaufwand und           fortbilden, informieren, dokumentieren, per-
         ben, sind touristisch nicht zu vermarkten.“             Personalprobleme führen dazu, dass die Mo-         sonelle Probleme klären.
         Die Auswertung der Umfrage kann unter fol-              tivation in dieser Branche nachlässt.“
         gendem Link heruntergeladen werden.                                                                        „Anpassung der 450€-Grenze an neue Gege-
                                                                 „Weniger Bürokratie!“                              benheiten durch Mindestlohn.“
             → www.dehogabw.de/gastro-umfrage
Umfrage Alarmstufe Rot in der Gastronomie - Branche zeigt im Zelt politisch Flagge - DEHOGA Baden ...
10 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell

EU-Trinkwasserrichtlinie

Drohender Eingriff in die
unternehmerische Freiheit
 Für Aufregung in der Branche sorgt derzeit die geplante EU-                    Schon heute kann jeder Gastronom seinen Gästen kos-
                                                                             tenlos Leitungswasser anbieten, wenn er das für eine gute
 Trinkwasserrichtlinie. Es geht um die Frage, ob Gastronomen                 Marketing-Maßnahme hält. Dies ist aber immer eine freie
                                                                             unternehmerische Entscheidung, und das Gratis-Wasser
 künftig Leitungswasser kostenlos zur Verfügung stellen sollen.              gibt es auch meist nur zusammen mit einer anderen be-
                                                                             zahlten Bestellung, beispielsweise zum Espresso.
 Der DEHOGA wehrt sich gegen den drohenden Eingriff in die
                                                                                               Aus Sicht des DEHOGA
 unternehmerische Freiheit.                                                                     völlig inakzeptabel
                                                                                Die Idee, Gastronomen per Gesetz zum Verschenken
             Noch haben sich die EU-Politiker nicht geeinigt, wie            von Wasser zu verpflichten, ist jedoch aus Sicht des Ver-
          die Richtlinie genau aussehen wird. Offene Fragen sind             bandes völlig inakzeptabel. Gastronomiebetriebe sind
          unter anderem: Soll Gratis-Leitungswasser nur für die Gäs-         schließlich Wirtschaftsunternehmen, die Gewinn machen
          te bereitgestellt werden oder für jedermann? Soll eine             müssen, um existieren und ihre Mitarbeiter bezahlen zu
          Servicegebühr verlangt werden dürfen? Wird die Bereit-             können. Was in der Öffentlichkeit auch oft nicht bedacht
          stellung von Leitungswasser in Restaurants in der EU-              wird: Gastronomen verkaufen eine Dienstleistung, die
          Richtlinie verpflichtend vorgeschrieben oder nur als Mög-          unabhängig vom Warenwert einzelner Produkte immer
          lichkeit vorgeschlagen?                                            mit Kosten verbunden ist und der Wareneinsatz macht in
             Die Entscheidung über die Ausgestaltung der EU-Richt-           der Gastronomie nur rund ein Drittel der Kosten aus.
          linie fällt vermutlich in der zweiten Jahreshälfte. Da es             Die politischen Verhandlungen zur geplanten Trink-
          sich um eine Richtlinie handelt, muss diese nach Inkraft-          wasserrichtlinie auf EU-Ebene wird der DEHOGA weiter-
          treten in nationales Recht umgesetzt werden. Wie genau             hin kritisch begleiten. Momentan laufen Gespräche in
          das Gesetz dann in Deutschland ausgestaltet wird, ist also         den drei EU-Institutionen Parlament, Kommission und
          auch noch völlig unklar.                                           Rat. Der ursprüngliche Entwurf der Kommission enthielt
             Fest steht schon jetzt: Der DEHOGA wehrt sich gegen             eine Verpflichtung für die Mitgliedsstaaten, Restaurants
          den geplanten Eingriff in die unternehmerische Freiheit            zu ermutigen, den Kunden Leitungswasser kostenlos an-
          der Gastronomen. „Die Preisgestaltung ist in unserem Land          zubieten. Das Parlament vertrat den Standpunkt, kosten-
          ein hohes unternehmerisches Gut. Das muss auch so blei-            loses Leitungswasser nur für Gäste oder gegen eine ge-
          ben“, so Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DE-            ringe Servicegebühr zu servieren.
          HOGA-Bundesverbands. „Jeder Unternehmer muss für                      Der Rat hat sich nun für einen flexiblen Ansatz ausge-
          sich entscheiden dürfen, ob und zu welchen Konditionen             sprochen, es ist nur noch von „Maßnahmen“ die Rede, die
          er seinen Gästen Wasser anbietet.“                                 dafür sorgen sollen, dass mehr Menschen Zugang zu Lei-
             Während es in Ländern wie Italien oder Frankreich üb-           tungswasser bekommen und weniger Plastikflaschen an-
          lich ist, den Gästen kostenloses Leitungswasser anzubie-           fallen. Dazu gibt es verschiedene unverbindliche Vorschlä-
          ten, wird dies in Deutschland unterschiedlich gehandhabt           ge, neben öffentlichen Trinkbrunnen und Wasserzapfstel-
          – und auch unter Gastronomen gibt es dazu verschiede-              len auch die kostenlose Abgabe von Leitungswasser in
          nen Meinungen.                                                     der Gastronomie. 

KOMMENTAR

 Wir sind nicht die Wasser-Wohlfahrt
   Haben die Bürokraten in Brüssel eigentlich       Auch das Glas Wasser wird von bezahlten Mit-
nichts Besseres zu tun, als uns Gastronomen      arbeitern serviert und gereinigt. Es wird in oft teu-
vorzuschreiben, was wir an unsere Gäste ver-     er bezahlten Räumlichkeiten dargeboten, die ein-
schenken sollen?                                 gerichtet, renoviert, repariert und geheizt werden
   Gastronomen können selbst entscheiden, ob     müssen. Im schlechtesten Fall sitzt das halbe Lo-
sie Leitungswasser als besonderen Service an-    kal voll mit Leuten aus einem Touristenbus, die
bieten möchten – wenn die Kosten einkalkuliert   gerade ihren Durst mit kostenlosem Wasser stil-
sind. Ein Gesetz braucht es dafür nicht.         len, die Toilette benutzen und die Plätze für zah-
   Wir sind schließlich nicht die Wasser-        lende Gäste blockieren.
Wohlfahrt für die durstige Bevölkerung, son-        Es bleibt abzuwarten, wie die EU-Trinkwasser-
dern Wirtschaftsunternehmen, die mit dem         richtlinie tatsächlich aussieht. Am Ende muss je-
Verkauf von Speisen und Getränken Geld ver-      der Gastronom überlegen, ob und wie er trotz ei-
dienen. Besonders Getränke und somit auch        nes solchen Eingriffs in die unternehmerische
Wasser sind ein entscheidender Umsatzbrin-       Freiheit wirtschaftlich arbeiten kann. Vom Ver-         Thomas Heiling, Vorsitzender der Fachgruppe
ger in der Gastronomie.                          schenken kann schließlich kein Betrieb leben.           Gastronomie des DEHOGA Baden-Württemberg.
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 11

Hauptgeschäftsführer Jürgen Kirchherr informierte die Seminarteilnehmer umfassend über die DEHOGA-Verbandsarbeit.                             Foto: Ohl

Im „Radisson Blu“ in Mannheim

Seminar für DEHOGA-Ehrenamtsträger
   Über 600 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich                      In seinem Vortrag erläuterte Hauptgeschäftsführer Kirch-
                                                                               herr zum Beispiel, warum erfolgreiche politische Inter-
   ehrenamtlich im DEHOGA Baden-Württemberg. Mehr als 30 von                   essenvertretung nicht meist weniger eine Frage der öf-
                                                                               fentlicher Wirkung und des lautstarken Auftretens ist,
   ihnen waren am 18. und 19. März beim Ehrenamts-Seminar „DE-                 sondern vor allem eine Frage des richtigen Timings: Vie-
                                                                               le wichtige Lobby-Erfolge erzielt der DEHOGA als Bran-
   HOGA im Profil“ in Mannheim dabei.                                          chenvertreter unbemerkt von der Öffentlichkeit und da-
                                                                               mit auch von den meisten Verbandsmitgliedern – zum
                                                                               Beispiel, wenn er dafür sorgt, dass problematische Geset-
                DEHOGA-Landesvorsitzender Fritz Engelhardt hob in              zesvorhaben bereits in der Planungsphase modifiziert und
             seiner Begrüßung die Bedeutung der Ehrenamtsträger für            „entschärft“ werden.
             den Verband und die Branche: „Sie sorgen für eine leben-             Neben diesen Informationen vermittelte das Seminar
             dige Verbandsarbeit vor Ort und Sie sind mit Ihren per-           umfangreiches Wissen über den DEHOGA, seine Struk-
             sönlichen Kontakten auch die Speerspitze unserer politi-          tur und über die Grundlagen der Verbandsarbeit.
             schen Arbeit. Danke, dass Sie hier beim Seminar sind und             Am zweiten Seminartag informierte Daniel Ohl, ver-
             danke, dass Sie sich engagieren!“                                 antwortlich für Kommunikation im DEHOGA Baden-Würt-
                Die Themen, die von DEHOGA-Hauptgeschäftsführer                temberg, über die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.
             Jürgen Kirchherr vorgetragen wurden, waren so vielfältig             Zur Attraktivität des Seminars trug neben den Inhalten
             wie der Verband selbst: Welche Aufgaben und Kompeten-             auch der Tagungsort bei: Die Veranstaltung fand im Vier-
             zen haben die DEHOGA-Kreisstellen? Welche Dienstleis-             Sterne-Superior-Hotel „Radisson Blu“ im neuen Mannhei-
             tungen bietet der Verband seinen Mitgliedsbetrieben –             mer Stadtquartier Q6 Q7 statt. Im 6. Stock des Hauses ge-
             und aus welchen Geschäftsfeldern hält sich der DEHOGA             nossen die Teilnehmer nicht nur die hellen, modernen
             ganz bewusst heraus, um Interessenkonflikte zu vermei-            Tagungsräume, sondern auch den sehr guten gastromi-
             den? Wie funktioniert die politische Arbeit in der Praxis?        schen Service des Hauses. 

Bundestag stimmt Gesetzentwurf zu

„Hygiene-Pranger“: Bald neue Regeln?
   Der Bundestag hat am Donnerstag, 14. März         staatlichen „Prangerseite“, wo der Mangel ver-      bewirken, bei der Veröffentlichung außer Be-
2019, für den von der Bundesregierung vorge-         öffentlicht wurde.                                  tracht bleiben.
legten Gesetzentwurf zur Änderung des Lebens-           Darüber hinaus sprachen sich die Abge-              Für die Entschließung stimmte die breite
mittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB) in       ordneten im Rahmen einer Entschließung da-          Mehrheit der Fraktionen. Die Abgeordneten
einer vom Ernährungsausschuss geänderten             für aus, schnellstmöglich mit den Ländern           der Fraktion der Grünen enthielten sich der
Fassung gestimmt. Mit der Vorlage sollen künf-       im Rahmen der gemeinsamen Bund-Länder-              Stimme.
tig die Behörden die Verbraucher sechs Mona-         Arbeitsgruppe einen bundesweit einheitlichen           Den Abstimmungen lag eine Beschlussemp-
te lang über festgestellte Verstöße gegen die        Bußgeldkatalog zu schaffen.                         fehlung des Ausschusses für Ernährung und
Lebensmittelsicherheit informieren.                                                                      Landwirtschaft (19/8349) zugrunde.
                                                          DEHOGA begrüßt Klarstellung                       Die Anträge der Fraktionen DIE LINKE und
   Wichtig: Verstöße gegen bauliche Anforde-                                                             DIE GRÜNEN, mit denen die beiden Fraktio-
rungen und Verstöße gegen Aufzeichnungs-                Der DEHOGA begrüßt, dass die Bundesre-           nen weitergehende Veröffentlichungen von
pflichten, die keine Gefahr einer nachteiligen       gierung die geforderte Ergänzung der Lösch-         Hygienemängeln, etwa in Form eines Hygie-
Beeinflussung von Lebensmitteln bewirken,            frist zum Anlass genommen hat, eine not-            nesmileys forderten, lehnte die Mehrheit des
sollen außer Betracht bleiben.                       wendige Klarstellung vorzunehmen, nämlich           Bundestags ab.
   Sobald ein veröffentlichter Mangel beho-          dass bauliche Mängel und Verstöße gegen Auf-           Vor In Kraft treten des Gesetzentwurfes be-
ben wurde, muss die Behörde dies unverzüg-           zeichnungspflichten, die keine Gefahr einer         darf nun noch der Zustimmung des Bundes-
lich kommunizieren, und zwar auf derselben           negativen Beeinflussung von Lebensmitteln           rats. 
12 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell

Am 26. Mai sind die Bürger aufgerufen, die Kommunalparlamente neu zu wählen. Auch Gastronomen und Hoteliers stellen sich zur Wahl.   Bild: Fotolia/C. Schwier

Kommunalwahlen 2019

Der Branche eine Stimme geben
   Die Kommunalwahlen am 26. Mai sind ein wichtiges Datum                       die Gastronomen und Hoteliers, die sich für ein kommu-
                                                                                nalpolitisches Amt bewerben und ruft dazu auf, ihnen die
   auch für das Gastgewerbe. Denn in den Stadt- und Gemeinde-                   Stimme zu geben. Damit in möglichst vielen Kommunen
                                                                                die Anliegen der Branche mit einer starken Stimme in
   räten wird über viele Themen entschieden, welche Gastrono-                   der Politik vertreten sind.
                                                                                   Die wichtigsten kommunalpolitischen Themen, die das
   men und Hoteliers direkt betreffen.                                          Gastgewerbe direkt betreffen, im Überblick:

                                                                                ○ Konzessionsgebühren:
                Diese sind hier auf einen Blick zusammengefasst – und             Gebühren sollen den Verwaltungsaufwand decken, der
             auf einem DEHOGA-Merkblatt, das auch im Dialog mit                   einer Kommune bei der Bearbeitung von Anträgen ent-
             den Kommunalpolitikern vor Ort eine gute Grundlage                   steht. Dies gilt auch für Konzessionsgebühren, die bei
             sein kann. Wer setzt sich für welches Anliegen der Bran-             einer Beantragung einer Konzession entstehen, aber
             che besonders ein? Halten sich die Sondernutzungsge-                 auch bei einer Betriebsübergabe. Maßvolle und realis-
             bühren im Rahmen, werden Tourismusabgaben erhoben                    tische Gebühren helfen gerade Betrieben in der wirt-
             und wenn ja, wenigstens zweckgebunden eingesetzt? Wer-               schaftlich schwierigen Anfangsphase und sichern lang-
             den Umbauten und Konzessionen schnell und unbüro-                    fristig deren Existenz.
             kratisch genehmigt? Gibt es für die Vereinsfeste wirklich
             einen besonderen Anlass oder nehmen die Gestattungen               ○ Sondernutzungsgebühren
             überhand? Aus solchen Fragen können sich spannende                   Gastronomie ohne Außenbewirtschaftung ist für Gäs-
             Diskussionen ergeben.                                                te kaum mehr vorstellbar und für Gastronomen wirt-
                Und die folgende Auflistung zeigt auch: Es ist nicht              schaftlich kaum zu stemmen. Die meisten Gastrono-
             egal, wer im Stadt- oder Gemeinderat die Entscheidun-                men sind hierzu auf die Nutzung kommunaler Flächen
             gen trifft, denn diese haben direkte Auswirkungen auf                angewiesen, für die sie jedoch Gebühren entrichten
             gastgewerbliche Betriebe. Wenn Gastronomen und Hote-                 müssen.Die Kommunen sind daher aufgefordert, sich
             liers in den kommunalen Parlamenten vertreten sind, ist              über eine Abschaffung oder zumindest deutliche Re-
             die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Politik für die Bran-         duzierung Gedanken zu machen. Denn Innenstädte
             che hilfreich gestaltet wird. Denn wer wüsste besser, wie            werden durch Außengastronomie belebt und touris-
             unternehmerfreundliche Politik aussieht als die Unter-               tisch aufgewertet, davon profitieren auch andere Bran-
             nehmer selbst.                                                       chen (z.B. Einzelhandel).
                Wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Gemeinde-
             rat zu Gunsten des örtlichen Gastgewerbes aussehen kann,           ○ Sperrzeiten im Freien
             zeigt das Beispiel aus Freudenstadt (s. Artikel auf der              Anwohnerschutz ist wichtig, aber auf das richtige Maß
             nächsten Seite). Dort sitzt Beate Gaiser, Betreiberin des            kommt es an. Sperrzeiten sollten daher in den Kom-
             Hotels Adler in Freudenstadt und stellvertretende DE-                munen vor Ort so gestaltet sein, dass sie attraktive In-
             HOGA-Kreisvorsitzende, seit zehn Jahren im Gemeinde-                 nenstädte ermöglichen und nicht verhindern, damit
             rat und setzt sich dafür ein, dass für das Gastgewerbe               Gastronomen auch weiterhin in ihre Betrieb investie-
             günstige Rahmenbedingungen geschaffen werden.                        ren können und Einwohnern wie Gästen attraktive Aus-
                Beate Gaiser ist eine von zahlreichen Kandidatinnen               gehmöglichkeiten anbieten können.
             und Kandidaten aus der Branche. Alle, die sich bis zum
             5. April bei uns gemeldet hatten, werden in der Mai-Aus-           ○ Gestaltungsrichtlinien
             gabe, also etwa zwei Wochen vor den Kommunalwahlen,                  Das Ziel von Kommunen, ein einheitliches Stadtbild
             im DEHOGA Magazin vorgestellt. Der Verband unterstützt               sicherzustellen, ist nachzuvollziehen. Vorgaben für Gas-
Aktuell DEHOGA MAGAZIN 4.19 13

                tronomen, wie Mobiliar oder Sonnenschirme auszuse-               georientiert Essen und Getränke zur Mitnahme anbie-
                hen haben, schießen jedoch über das Ziel hinaus. In-             ten. Ein gesellschaftliches Umdenken wird nicht durch
                nenstädte werden gerade durch unterschiedliche Lo-               zusätzliche Abgaben erreicht, damit wird lediglich die
                kale mit individuellem Flair attraktiv. Gastronomen              Beseitigung finanziert und das Gastgewerbe pauschal
                haben daher ein berechtigtes Interesse, sich von ihren           für eine Fehlentwicklung der Gesellschaft bestraft.
                Mitbewerben abzuheben. Zudem ist der erzwungene
                Austausch von intaktem Mobiliar weder wirtschaftlich         ○ Verwaltungshandeln
                noch nachhaltig.                                               Egal, ob es um die Konzession, Umbauten oder schlicht
                                                                               eine veranstaltungsbezogene Sperrzeitverkürzung geht,
             ○ Stellplatzvorgaben                                              die bürokratischen Anforderungen, die Gebührenfestset-
               Nach Landesbauordnung und entsprechender Verwal-                zung, v.a. aber die Bearbeitungsdauer werden regelmäßig
               tungsvorschriften sind je nach Nutzung eines Gebäu-             als Hürde bei Ausübung des Betriebes empfunden. Kom-
               des die notwendigen Stellplätze bereit zu stellen. Ge-          munen können mit einer effektiven genehmigungsfreund-
               rade Gastronomen mit regem Publikumsverkehr und                 lichen Handhabung die Rahmenbedingungen für Gast-
               Innenstadtlage stellen die oft gar nicht verfügbaren            ronomen deutlich erleichtern.
               Stellplätze vor große, auch finanzielle Herausforde-
               rungen. Kommunen können ihre Gastronomen durch                ○ Gestattungen
               großzügige Befreiungen und Festsetzung maßvoller Ab-            Jedes Jahr finden zahlreiche Vereinsfeste statt, für die
               lösesummen tatkräftig unterstützen.                             gar kein „besonderer Anlass“ gegeben ist und die nach
                                                                               § 12 Gaststättengesetz gar nicht genehmigt werden dürf-
             ○ Bettensteuern                                                   ten. Die Häufung von Vereinsfesten speziell zu bestimm-
               Bettensteuern oder Kultur- und Tourismusförderabga-             ten Jahreszeiten und Wochenenden beeinträchtigt die
               ben, mit denen willkürlich Hoteliers belastet werden,           Gastronomie vor Ort erheblich. Wer daher den Rück-
               sind strikt abzulehnen. Gerade die Hotellerie trägt mit         gang der traditionellen Dorfgasthäuser beklagt, darf
               selbst finanzierten Marketingmaßnahmen erheblich zur            dabei nicht das Problem der wettbewerbsverzerrenden
               touristischen Belebung von Kommunen bei. Eine iso-              Konkurrenz der Vereinsfeste übersehen.
               lierte Belastung der Hotellerie sorgt eher dafür, dass
               durch die Reduzierung der finanziellen Spielräume In-           Zeitgleich mit den Kommunal- finden auch die Europa-
               vestitionen vor Ort reduziert werden und der Frust über       wahlen statt, mehr dazu lesen Sie auf Seite 11.
               die damit verbundene zusätzliche Bürokratie zunimmt.

             ○ Verpackungssteuern
               In einigen Kommunen gibt es Bestrebungen, eine Ver-             Das Merkblatt zu den Kommunalwahlen sowie weitere Infos finden
               packungssteuer einzuführen, um den unsachgemäß ent-             Interessierte in unserem Online-Themenbereich unter:
               sorgten Müll in den Griff zu bekommen. Die Verantwor-           www.dehogabw.de/kommunalwahl
               tung hierfür trifft die Bürger, die ihren Müll wahllos
               entsorgen, nicht jedoch die Gastronomen die nachfra-

Unternehmerin im Gemeinderat

„OB hat Bedeutung des Gastgewerbes erkannt“
   In Freudenstadt seien sich der Oberbür-                                                             eine Gastronomie einzieht – und so ist es dann
                                                                                                       auch gekommen.
   germeister und die Stadtverwaltung da-                                                                  Die Höhe der Kurtaxe in Freudenstadt sei
                                                                                                       mit Augenmaß festgelegt und die Abgabe wer-
   rüber im Klaren, wie wichtig das Gast-                                                              de zudem zweckgebunden für den örtlichen
                                                                                                       Tourismus verwendet. Auch die Sondernut-
   gewerbe für den Tourismus ist, sagt                                                                 zungsgebühren halten sich im Rahmen und
                                                                                                       werden nicht willkürlich erhöht, nur um die
   Beate Gaiser.                                                                                       Stadtkasse zu füllen, so Beate Gaiser.
                                                                                                           Derzeit gibt es viele Hotel-Neubauten in
                                                                                                       Freudenstadt. Dass die Baugenehmigungen
   Sie führt das Hotel Adler in Freudenstadt                                                           zügig durchgehen, dafür kann sich Beate Gai-
und hat neben ihrem Amt als stellvertreten-                                                            ser auch im zuständigen Ausschuss einsetzen,
de DEHOGA-Kreisvorsitzende auch einen Sitz                                                             in dem sie Mitglied ist.
im Gemeinderat inne. „Die Politik fährt hier                                                               „Gastronomie und Hotellerie sorgen für eine
keinen Verhinderungs- und Verweigerungs-                                                               hohe Lebensqualität“, sagt Beate Gaiser. Das
kurs, sondern arbeitet gemeinsam mit uns an                                                            ziehe Touristen an, aber auch Einwohner. „Das
guten Lösungen.“                                                                                       ist dem OB klar, deshalb sind wir willkommen“,
   Bei den diesjährigen Kommunalwahlen tritt                                                           sagt Beate Gaiser. Aber nicht nur ihm: Schließ-
Beate Gaiser wieder an auf der Liste der frei-                                                         lich sei auch die örtlichen Industrie darauf an-
en Wähler. Seit 10 Jahren ist die Betreiberin                                                          gewiesen – besonders im ländlichen Raum –
des Hotel Adler schon in der Kommunalpoli-         Hotelbetreiberin und Gemeinderätin Beate Gaiser     Fachkräfte anzulocken. Von einem florieren-
tik aktiv, in mehreren Ausschüssen und in-         (Hotel Adler Freudenstadt).         Foto: Kuhnert   den Gastgewerbe profitieren also alle in
zwischen so gut vernetzt, dass sie oft den klei-                                                       Freudenstadt – umso mehr, wenn die politi-
nen Dienstweg nutze, um für die Anliegen              Als es beispielsweise darum ging, in bester      schen Rahmenbedingungen dafür stimmen.
von Gastronomen und Hoteliers Gehör zu fin-        Lage auf dem Freudenstädter Marktplatz ein
den. „Der Oberbürgermeister schätzt den di-        leerstehendes Gebäude neu zu besetzen, habe           Alle Kandidaten aus der Branche, die sich bis
rekten Kontakt und hat immer ein offenes           sich der OB in einem persönlichen Gespräch          zum 5. April gemeldet hatten, werden im nächs-
Ohr für die Branche“, sagt Beate Gaiser.           mit dem Investor dafür eingesetzt, dass dort        ten Magazin veröffentlicht.
14 DEHOGA MAGAZIN 4.19 Aktuell

Wahl des EU-Parlaments am 26. Mai:

Europapolitik hat hohe Bedeutung für die Branche
   Weltoffenheit, fairer Wettbewerb und die Mobilität von Gästen

   und Arbeitnehmern in Europa sind zentrale Anliegen des Hotel-

   und Gaststättengewerbes. Die Europawahlen, die am 26. Mai

   zeitgleich mit den Kommunalwahlen in Baden-Württemberg

   stattfinden, sind daher von hoher Bedeutung für die Branche.

               Themen, bei denen die Politik auf europäischer Ebene
            aus Sicht des Gastgewerbes eine besonders hohe Bedeu-
            tung hat, gibt es viele: So gehören die Vermeidung von
            überflüssiger Bürokratie, die Fachkräftesicherung und Ar-
            beitnehmermobilität über die EU-Grenzen hinweg sowie
            die Sicherstellung von fairem Wettbewerb bei Online-Platt-
            formen zu den Anliegen des Hotel- und Gaststättenge-
            werbes, die maßgeblich von „Brüssel“, also der Europäi-
            schen Union, beeinflusst werden.

                      Europa-Wahlcheck des DEHOGA
              Zur anstehenden Europawahl wird der DEHOGA-Bun-             Die Abgeordneten für das Europaparlament werden in den EU-Ländern am 26.
            desverband daher eine Wahlcheck-Liste mit branchen-           Mai neu gewählt.                           Foto: Adobe Stock/Grecaud Paul
            wichtigen europapolitischen Themen veröffentlichen und
            dabei im Einzelnen die Argumente und Positionen des
            Hotel- und Gaststättengewerbes verdeutlichen.                 wird aber ab ca. 10. April 2019 auf den Internetseiten des
              Zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag die Europa-         DEHOGA Baden-Württemberg online abrufbar sein un-
            Wahlcheckliste des DEHOGA noch nicht vor. Sie wird            ter: → www.dehogabw.de/europawahlen

Wirtschaft und Gewerkschaftstellen Antrag:

Neuordnung der gastgewerblichen Berufe
   Nach intensiven Abstimmungsprozessen ist          Bei den Köchen sollten Kalkulation und         temgastronomie deckt den Servicebereich ab,
es nun soweit: Wie der DEHOGA Bundesverband       Kostenkontrolle eine noch größere Rolle spie-     die neue „Fachkraft Küche“ den Küchenbe-
mitteilt, haben das Kuratorium der Deutschen      len, ebenso wie moderne Küchentechnik, neue       reich. Die Ausbildungsordnung für die „Fach-
Wirtschaft für Berufsbildung (KWB) und der        Anforderungen im Verbraucherschutz und            kraft Küche“ soll zunächst für fünf Jahre be-
Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am 6. März       sich wandelnde kulinarische Vorlieben der         fristet gelten und evaluiert werden. Für beide
2019 den Antrag auf Neuordnung der gastge-        Gäste. Um die Vermittlung von Basiskennt-         Berufe soll es die Möglichkeit einer Anrech-
werblichen Ausbildungsberufe beim Bundes-         nissen in diesem weiterhin handwerklich ge-       nung auf die entsprechenden dreijährigen
wirtschaftsministerium gestellt.                  prägten Beruf zu unterstützen, werden Min-        Berufe geben.
                                                  destinhalte insbesondere in den Bereichen
   Auf Initiative des DEHOGA haben sich die       Arbeitstechniken und Garverfahren detaillier-     DEHOGA hofft auf schnelles Verfahren
Vertreter der Wirtschaft und der Gewerkschaf-     ter formuliert und konkretisiert.
ten auf Eckwerte zur inhaltlichen Modernisie-        Mit Blick auf die wachsende Bedeutung             Von den Sozialpartnern angestrebt wird da-
rung und teilweise Umstrukturierung der Aus-      kommunikativer Kompetenzen gehören zum            rüber hinaus eine so genannte „gestreckte
bildung in Gastronomie und Hotellerie ver-        Eckwerte-Entwurf auch neue, eigene Berufs-        Abschlussprüfung“. Das bedeutet, dass der
ständigt. Nach den Vorstellungen der              bildpositionen für „Digitalisierung und Kom-      erste Teil der Prüfung etwa nach der Hälfte
Sozialpartner DEHOGA und NGG sollen im            munikation“ sowie „Anleitung und Führung          der Ausbildungszeit stattfindet, wie die bis-
Hotelfach die Kompetenzen in den Bereichen        von Mitarbeitern“ in allen dreijährigen Beru-     herige Zwischenprüfung, der zweite am Ende.
Buchungssysteme, Bewertungsportale, Reve-         fen.                                              Neu daran ist, dass beide Ergebnisse in die
nue Management und Vertrieb stark ausgebaut                                                         Abschlussnote einfließen.
werden. Der bisherige Hotelkaufmann soll zu       Änderung bei zweijähriger Ausbildung                 DEHOGA setzt auf schnelles und erfolg-
einem „Kaufmann für Hotelmanagement“ mit                                                            reiches Fortführen des Verfahrens
stärkerer strategischer Ausrichtung weiterent-       Besonders wichtig war es dem DEHOGA,              Die Initiative für eine inhaltliche Moderni-
wickelt werden und so eine attraktive Alter-      im Bereich der zweijährigen Ausbildung bes-       sierung und teilweise Umstrukturierung der
native zum Hochschulstudium darstellen.           sere Chancen für praktisch begabte Jugend-        sechs bestehenden gastgewerblichen Ausbil-
   Im Restaurantfach geht es darum, den Kom-      liche, zum Beispiel auch für Auszubildende        dungsinhalte sowie für einen zweijährigen Aus-
petenzen zu Produkten, zum Verkauf und            mit Migrationshintergrund oder Geflüchtete,       bildungsberuf in der Küche ging vom DEHO-
zum Veranstaltungsmanagement eine höhere          zu schaffen. So soll die bisherige „Fachkraft     GA aus. Üblicherweise beträgt die Dauer von
Gewichtung zu geben. Der Fachmann für             im Gastgewerbe“ in zwei Ausbildungsberufe         Ordnungsverfahren ab der Weisung an das BIBB
Systemgastronomie wird insbesondere mit           aufgespalten werden: Die „Fachkraft für Ho-       etwa ein Jahr. Ein realistischer Zeitpunkt für
Blick auf Digitalisierung und Interkulturalität   tellerie und Gastronomie“ mit den beiden          das Inkrafttreten der neuen Verordnungen
modernisiert.                                     Schwerpunkten Restaurantservice und Sys-          könnte danach August 2021 sein. 
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