Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun

Die Seite wird erstellt Ralf Jacob
 
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Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
NR. 5 | OKTOBER 2020

                                            Kultur
                                  Grosser Kulturpreis
                                        für Portenier
                                             SEITE 12

                                 Biodiversität
                                    Massnahmen für
                                  die kalte Jahreszeit
                                             SEITE 18

                                 Schloss Thun
                                  Sonderausstellung
                                         ­Zähringer
                                            SEITE 26

Regine Gfeller
Die Schulleiterin geht mit
Respekt in die Wintersaison.
SEITE 6
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
INHALT
                              NEU bei Möbel Brügger:
                   Eröffnung Rolf Benz Studio am 13. Oktober 2020      Wohnevent
                                                                       Dienstag                                                                                                             Editorial
                                                                       13. Okt. 2020                                                                                                        Liebe Leserin,
                                                                       bis Sonntag                                                                                                          lieber Leser

                                                                       18. Okt. 2020                                                                                                        Als Schulleiterin und
                                                                                                                                                                                            Lehrerin prägt Regine
                                                                                                       Seite 18                                                                             Gfeller die Zukunft
                                                                       Dienstag bis Freitag                                                                                                 Thuns seit 30 Jahren.
                                                                       09.00-18.30 Uhr                                                                                                      In Ihrem Beruf, den sie
                                                                                                                                                                                            mit grosser Leiden-
                                                                       Samstag und Sonntag                                                                                                  schaft ausübt, ist sie
                                                                       10.00 -17.00 Uhr                                                                                                     mit verschiedenen Er-
                                                                                                                                                                                            wartungen konfrontiert. Obwohl man
                                                                                                                                                                                            nicht allen Ansprüchen gerecht werden
                                                                                                                                                                                            könne, schätzt die Schulleiterin die zu-

                            e n
                                                                                                                                                                                            nehmende Differenzierung und Farbig-

        m i t E m o t i o n                                                                                                                                                                 keit in der Gesellschaft, wie sie im Tite-
                                                                                                                                                                                            linterview betont. Sie ist des Lobes voll

 Wohnen
                                                                                                                                    Seite 24
                                                                                                                                                                                            über «die heutige Jugend» und attes-
                                                                                                                                                                                            tiert ihr eine hohe Kompetenz, viel
                                                                                                                                                                                            Selbstsicherheit und Kreativität. Eigen-

                                                                                                                                                         Seite 15
                                                                                                                                                                                            schaften, von denen Thun nur profitie-
                                                                                                                                                                                            ren kann.
                                                                                                                                                                                                Nebst der Schule werden natürlich
                                                                                                                                                                                            auch in der Politik wichtige Grundsteine

       Grosse                                                                                             Inhalt                                                                            für die künftige Entwicklung unserer
                                                                                                                                                                                            Stadt gelegt. Eines der aktuell wichtigs-
                                                                                                                                                                                            ten und grössten Projekte der Stadt ist
                                                                                                                                                                                            die Ortsplanungsrevision. Im Rahmen
       Herbstausstellung.                                                                                 EDITORIAL
                                                                                                          3   Simone Tanner: Thun – eine
                                                                                                                                                     18 Serie Biodiversität: Wie der
                                                                                                                                                         ­ arten im Herbst zum Refugium
                                                                                                                                                         G
                                                                                                                                                                                            der Mitwirkung konnte sich die Bevölke-
                                                                                                                                                                                            rung dazu äussern, wie Thun in 10, 20
                                                                                                              ­lebens- und liebenswerte Stadt            für Tiere wird
                                                                                                                                                                                            oder 30 Jahren aussehen soll. Die über
       Besuchen Sie uns und                                                                                                                          21 Seegebiet: Äschenlarven erhalten    600 Eingaben und 1200 Anliegen sind
                                                                                                                                                         neues Zuhause
       machen Sie eine Probefahrt.                                                                        MENSCHEN                                                                          für den Stadtpräsidenten Raphael Lanz
                                                                                                                                                     23 Verkehr: Neue blaue Welle in        ein Zeichen dafür, dass sich die Thune-
       Wir freuen uns auf Sie!                                                                            6   Schule: Interview mit S
                                                                                                                                    ­ chulleiterin
                                                                                                                                                         der Freienhofgasse
                                                                                                              Regine Gfeller                                                                rinnen und Thuner mit ihrer Stadt identi-
                                                                                                                                                     24 Leben mit Sehbehinderung:           fizieren und sie mitgestalten wollen. Im
                                                                                                                                                         «Ohne Hilfe sind spontane Aus-     Interview zeigt der Stadtpräsident auf,
                                                                                                          STADT THUN                                     flüge unmöglich»                   inwiefern der Gemeinderat die Kritik-
                                                                                                          12 Kulturpreis: Der grosse Kultur-         26 Geschichte: Sonderausstellung       punkte und Anregungen aus der Bevöl-
                                                                                                              preis für Modedesignerin Sabine            über die Zähringer                 kerung aufgenommen und Zonenplan
                                                                                                              Portenier                                                                     und Baureglement angepasst hat. Klar
                                                                                                                                                     27 Kunstmuseum Thun: Der mit den
                                                                                                          15 Familie: Kita-Betreuungs­                   Farben tanzt – ein Selbstversuch   ist: Thun soll sich massvoll und qualitativ
                                                                                                              gutscheine für Thuner Familien                                                weiterentwickeln, ohne seinen Charak-
                                                                                                          16 Stadtentwicklung: «Thun soll                                                   ter zu verlieren, damit die Stadt für un-
                                                                                                              sich massvoll und qualitativ gut
                                                                                                                                                     SHOPPING / INNENSTADT
                                                                                                                                                                                            sere Kinder eine lebens- und liebens-
  Freitag, 30. Oktober von 16 bis 19 Uhr                                                                      weiterentwickeln»                      8   Geniessen: Die Thuner Gastro­      werte Stadt bleibt.
                                                                                                                                                         szene ist vielfältiger denn je
  Samstag, 31. Oktober von 09 bis 16 Uhr
                                                                                                                                                     33 Fröhliche Gesichter – dank
                                                                                                                                                         ­IGT-Geschenkkarten                                      Simone Tanner
                                                                                                                                                                                                       Kommunikationsbeauftragte
                         Freund & Brönnimann AG, Gwattstrasse 56, 3604 Thun,                                                                                                                                       der Stadt Thun
                         Telefon 033 334 11 55, freund-broennimann.hyundai.ch

                                                                                                                                                                                                                    5/20 | ThunMagazin    3
023_300_HYA-200915160931-17128_178x127 1                                              16.09.20 10:30
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
INHALT
                   V I TA L R E SORT A M T H U N ER SEE

                                                                                                                                                                                                                         Seite 50

Wellness-Fans mit dem Bedürfnis nach Privatsphäre finden im Obergeschoss
vom Deltaspa drei individuell gestaltete Private Spa-Suiten. Jede Suite bietet
ein einzigartiges Spa-Erlebnis auf zwei Etagen mit Saunen, Dampfbädern,
Ruhezonen, teilweise Paarwannen und Erlebnisduschen.
                                                                                                 Seite 46                                                                           Seite 60
                                             Asian Lagoon
                                             Dampfbad | Sauna | Erlebnisdusche | Day-Bed
                                                                                                    VEREINE
                                              • 2 Stunden CHF 350.00                                                                             40 Optilens GmbH: Dank Nachtlinsen               55 GRÜNE Heimberg: GRÜNE ­
                                                                                                    35 Curling Club Thun Regio: Curling             die Lesebrille vergessen                         wollen zurück in den Heimberger
                                              • 3 Stunden CHF 480.00
                                                                                                        Spiel und Spass – Emotion, Präzision                                                         Gemeinderat
                                              • 4 Stunden CHF 590.00                                                                             43 Vitalyse Thun: Abnehmen und
                                                                                                        und Konzentration – Geselligkeit
                                                (max. 2 Personen)                                                                                   Ernährung umstellen – persönlich              57 Griwa Interior AG: Gesundes und
                                                                                                    35 Eiger-Loge-Oberland: Öffentli-               und individuell begleitet                        flexibles Arbeiten im Homeoffice
                                                                                                        cher Informationsanlass – Kultur­
                                                                                                                                                 45 Woods Optik AG: Neuste Brillen-               58 Garage Ullmann AG: Beständig-
                                                                                                        spektrum 2020
                                                                                                                                                    mode – attraktiv präsentiert                     keit durch Wandel

                                             African Lodge                                          PUBLIREPORTAGEN
                                                                                                                                                 46 Tertianum Residenz Bellevue-Park:
                                                                                                                                                    Leben im Alter mit Genuss und
                                                                                                                                                                                                  60 mobile4business AG: mobile-
                                                                                                                                                                                                     4business macht’s möglich – und
                                             Dampfbad oder Rasul-Ritual | Sauna | Sprudelwanne                                                      Komfort                                          koppelt das Rex mit dem Lauitor
                                                                                                    29 Krebser AG: Buchtipps
                                             Erlebnisdusche | Day-Bed                                                                            49 Chäs Rösch: Saisonstart im                    63 Raiffeisenbank Thunersee:
                                                                                                    31 Atelier & Kunstgalerie Hodler
                                                                                                                                                    ­ estaurant Schwizer Chäshüttli,
                                                                                                                                                    R                                                ­DOCUPASS: Persönliche Wünsche
                                                                                                        GmbH: Der Kunstmarkt Berner
                                              • 2 Stunden CHF 390.00                                                                                Spiez                                             für den Ernstfall festgehalten
                                                                                                        Oberland startet in die erste
                                              • 3 Stunden CHF 520.00                                    Runde                                    50 Deltapark Vitalresort AG:
                                              • 4 Stunden CHF 630.00                                                                                Warum ist Ihr Deltapark Vital­
                                                                                                    37 AEK Bank 1826: Vorsorge im                                                                 UNTERHALTUNG
                                                (max. 4 Personen, Aufpreis ab der 3. Person)                                                        resort so einzigartig?
                                                                                                        Renten­alter
                                                                                                                                                                                                  65 Kreuzworträtsel
                                                                                                    39 Gesundheitstipp Bälliz Apo-               51 Werd & Weber Verlag AG:
                                                                                                                                                    ­ rlebnisführer für Rollstuhlfahrer
                                                                                                                                                    E                                             66 Veranstaltungskalender
                                                                                                        theke + Drogerie AG: Erste Hilfe
                                             Swiss Chalet                                               für Kinder
                                                                                                                                                    ab Thun
                                             Molkebad | Sauna | Erlebnisdusche | Day-Bed

                                              • 2 Stunden CHF 350.00
                                              • 3 Stunden CHF 480.00
                                              • 4 Stunden CHF 590.00                                ­Impressum
                                                (max. 2 Personen)
                                                                                                    ISSN 1662-0992 Herausgeber Stadt Thun,        Weber, Werd & Weber AG. ­Inserate                  Redaktion IGT  / weitere ­Beiträge Werd &
                                                                                                    in Partnerschaft mit der Innenstadt-Genos-    Christine Hunkeler, Werd & Weber AG.               Weber AG. Titelbild Erich Häsler. Auflage
                                                                                                    senschaft Thun IGT. Verlag, Konzept,          Stadtredaktion Simone Tanner ­(Leitung),           65 600 Exemplare. Erscheinungsweise 6×
                                                                                                    Realisation Werd & ­Weber AG,                 Fabio Burri, Fabiana Graf, Cilia Julen, Pat-       jährlich. Druck Swiss­printers AG, Zofingen.
                                                                                                    Werbeagentur und Verlag, Gwattstrasse         rick Liechti, ­Gabriela Meister, Jan Miluška,      Papier Umschlag: 150 g/m2, weiss, matt,
          Jede Private Spa-Buchung beinhaltet freien Zutritt zur allgemeinen Spa-Landschaft!        144, 3645 Gwatt, Tel. 033 336 55 55, Fax      Lena Pritz, Luzia Schmid­. ­Beiträge, die mit      holzfrei. ­Inhalt: 70 g/m2, erhöhte Weisse,
        Jetzt buchen unter: spa@deltapark.ch oder 033 334 30 36, www.deltapark.ch/privatespa        033 336 55 56, E-Mail thun@weberag.ch.        diesem Logo (       ) gekennzeichnet ­werden,      ­gestrichen, glänzend. Lese-­App Gratis­-
                                                                                                    Leitung Abteilung Stadt­marketing und         sind ­redaktionelle Inhalte der Stadtver­           Download im App Store.
                                                                                                    Kommunikation, Stadt Thun; IGT; Annette       waltung Thun.                                       Nächste Ausgabe 23. / 24. November 2020.
DELTAPARK | Deltaweg 29 | CH-3645 Gwatt bei Thun | Tel. 033 334 30 30 | www.deltapark.ch
                                                                                                                                                                                                                         5/20 | ThunMagazin         5
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
MENSCHEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 MENSCHEN
                                                                                                                                                     steckt viel Idealismus hinter dem, was       Welche Rolle hat in der Krisenbewälti-       rausfordernder als den Beginn. Die Mei-
                                                                                                                                                     sie tun. Die Arbeitsbelastung kann aber      gung die Taskforce Schulen, in der Sie       nungen über Massnahmen gehen aus-
                                                                                                                                                     schon sehr hoch sein.                        auch Mitglied sind? Sie ist ein zentrales    einander, der Ton wird schärfer und
                                                                                                                                                                                                  Organ zur Koordination. Ober- und Un-        viele Leute sind ungeduldig, corona-
                                                                                                                                                     Auch die Kinder und Jugendlichen sind        terstufen, Schulkommission, Stadt Thun       müde. Ich habe grossen Respekt vor der
                                                                                                                                                     fordernd, kritischer vielleicht. Ich denke   und Kanton sind darin vertreten. In die-     Wintersaison.
                                                                                                                                                     da an Strömungen wie die Klima­              sem Gremium können wir wichtige
                                                                                                                                                     jugend. Wie finden Sie das? Die Kinder       Punkte diskutieren und Entscheide fäl-       Wie erleben die Kinder die Krise? Man-
                                                                                                                                                     und Jugendlichen haben Ideen, Kom-           len für alle Thuner Schulen.                 che Kinder sind total gelöst aus dem
                                                                                                                                                     petenzen und Fähigkeiten, da kann                                                         Lockdown zurückgekehrt. Sie haben
                                                                                                                                                     mein Jahrgang einpacken. Tendenziell         Können Sie der Coronakrise auch et-          die Zeit mit der Familie genossen und
                                                                                                                                                     sind sie wohl auch selbstsicherer als wir    was Positives abgewinnen. Ja. Dieses         konnten auch gut mit der neuen Situa-
                                                                                                                                                     damals.                                      Zusammenstehen, einander vertrauen,          tion umgehen. Andere blieben auf der
                                                                                                                                                                                                  gemeinsam die Krise meistern, das war        Strecke. Ihnen konnte zum Teil niemand
                                                                                                                                                     Die Coronakrise hat auch die Schule          sehr positiv. Bezüglich der Digitalisie-     helfen daheim.
                                                                                                                                                     mit voller Wucht getroffen. Ist sie die      rung hat die Schule gemeinsam mit den
                                                                                                                                                     grösste Herausforderung Ihrer Karri-         Kindern und den Eltern extreme Fort-         Was ist das Wichtigste, das eine Lehre-
                                                                                                                                                     ere? Ja, das würde ich schon sagen. Die      schritte gemacht. Und für mich persön-       rin einem Kind mitgeben kann? Das
                                                                                                                                                     Schulhaussanierung Pestalozzi vor fünf       lich war die Entschleunigung ein durch-      Vertrauen in die eigenen Stärken, ohne
                                                                                                                                                     Jahren war auch eine grosse Herausfor-       aus positiver Effekt.                        die Schwächen auszublenden. Und die
                                                                                                                                                     derung, aber davon waren «nur» wir be-                                                    Einstellung, dass das Glas halb voll und
                                                                                                                                                     troffen. Corona geht alle etwas an.          Was ist von diesen positiven Aspekten        nicht halb leer ist.
                                                                                                                                                                                                  geblieben? Die digitalen Errungen-

           «Die Kinder haben Kompetenzen –
                                                                                                                                                     Wo lagen die Herausforderungen? Beim         schaften bleiben. Wir sind jetzt auch pa-                        Interview: Simone Tanner
                                                                                                                                                     Lockdown wussten wir anfangs nicht,          rat, falls eine Klasse oder eine ganze                                  Bilder: Erich Häsler
                                                                                                                                                     wie wir die Kinder erreichen können. Wir     Schule geschlossen werden müsste.

            da kann mein Jahrgang einpacken»                                                                                                         waren unsicher, was wir den Eltern alles
                                                                                                                                                     zumuten können. Wir kannten die Um-
                                                                                                                                                     stände bei den Kindern zuhause nicht.
                                                                                                                                                                                                  Von der Entschleunigung ist allerdings
                                                                                                                                                                                                  nicht sehr viel geblieben.

                                                                                                                                                     Nicht alle Familien verfügten über die       Doch die Krise ist noch nicht vorbei. Die
            Regine Gfeller ist seit 30 Jahren im Schulbetrieb tätig – zuerst als Lehrerin, seit vielen Jahren                                        technische Einrichtung wie Computer,         heutige Situation erachte ich fast als he-
            als Leiterin der Schule Pestalozzi, Göttibach und Seefeld. Die grösste Herausforderung ihrer                                             Internetzugang, Drucker. Und wie soll-
            Karriere war oder ist die Coronakrise. Aber sie kann sogar ihr etwas Positives abgewinnen.                                               ten wir mit den Kindern umgehen, die
                                                                                                                                                                                                  Bild linke Seite: Schulleiterin Regine
                                                                                                                                                     nicht betreut werden können? Es gab zu
                                                                                                                                                                                                  ­Gfeller springt heute noch ab und zu als
                                                                                                                                                     Beginn mehr Fragen als Antworten.             Stellvertreterin in einem Klassenzimmer
            Warum sind Sie Lehrerin geworden?            ist die ­Basis für eine erfolgreiche Zu-       che sehr unterschiedlich. Einige möch-                                                     im «Peschu» ein.
            Das war für mich schon in der 1. Klasse      sammenarbeit.                                  ten, dass sich die Kinder völlig frei ent-   Wie meisterten Sie die Herausforde-
            klar. Ich bin in einem kleinen Dorf aufge-                                                  falten, andere finden Grenzen sehr           rungen? Alle zogen in dieselbe Rich-         Bilder unten und rechts: Vor fünf Jahren
            wachsen, und wir hatten eine ganz            Was ist Ihr Geheimrezept für eine              wichtig und wieder andere denken vor         tung. Nur so konnten wir die Situation       hat die Stadt Thun das Schulhaus Pesta-
                                                                                                                                                                                                  lozzi umfassend saniert.
            coole Lehrerin mit einem roten Sport-        gute Beziehung mit den Kindern? Man            allem leistungsorientiert.                   stemmen. Es gab nichts anderes, als Lö-
            wagen. Wir spielten Theater und koch-        muss die Kinder und ihre Bedürfnisse                                                        sungen zu finden. Dabei war auch un-
            ten Linsensuppe. Bei ihr machte Schule       ernst nehmen und sich bewusst sein,            Wie gehen Sie mit diesen Ansprüchen          sere Kreativität gefragt. Eine Lehrerin
            einfach Spass. Das wollte ich später         dass es für jedes Verhalten einen Grund        um? Auch hier ist es wichtig, im Ge-         fuhr mit dem Velo zu den Kindern und
            auch machen.                                 gibt.                                          spräch zu bleiben, den Eltern zuzuhö-        brachte ihnen Unterlagen. Eine andere
                                                                                                        ren, zu erklären. Wir können nicht allen     kreierte eine eigene Website.
            Sie seien «so etwas wie eine Lieblings-      Worin sehen Sie die Hauptaufgabe ei-           Ansprüchen gerecht werden. Wichtig
            lehrerin» gewesen, sagte mir eine ehe-       ner Lehrerin? Da zu sein für die Kinder        ist es, eine stringente Linie zu haben.
            malige Schülerin. Was löst das in Ihnen      und sie auf ihren individuellen Wegen          Das wird gut angenommen. Wir reagie-         Zur Person
            aus? Das ist eine schöne Bestätigung.        zu begleiten. Wenn einem das gelingt,          ren vielleicht manchmal auch etwas zu        Regine Gfeller ist 1968 in Zäziwil ge­
            Mir war es immer sehr wichtig, eine          ist alles andere fast Nasenwasser. Dann        sensibel. Rückfragen darf man immer,         boren. Nach dem Lehrerseminar be-
            gute Beziehung mit meinen Schülerin-         kommen Motivation, Bereitschaft zu Ar-         das bedeutet nicht zwingend Kritik.          gann sie 1989, als Lehrerin in der
            nen und Schülern zu haben. Denn das          beiten und Leistung fast von selbst.                                                        Schule Pestalozzi zu arbeiten. Seit 1998
                                                                                                        Sind die gestiegenen Ansprüche der           ist sie Schulleiterin der Schule Pesta-
                                                         Sie sind auch mit hohen Erwartungen            Gesellschaft der Hauptgrund für den          lozzi, Göttibach und Seefeld, seit 2015
           «Ich habe Respekt vor                         vonseiten der Eltern konfrontiert. Als         Mangel an Lehrpersonen? Im Kanton            gemeinsam mit Mark Grundler.
                                                         ich 1989 anfing, Schule zu geben, hin-         Bern bezieht man es auch auf den Lohn.       Regine Gfeller lebt in der Altstadt
            der Wintersaison»                            terfragte man uns nicht gross. Heute ist       Ich weiss nicht, ob das der Hauptgrund       von Thun, singt im Berner Bach Chor
                                                         alles viel differenzierter, farbiger, leben-   ist. Gemäss meiner Erfahrung steht der       und liebt Sport und Bewegung.
                                                         diger. Dadurch sind auch die Ansprü-           Lohn nicht an oberster Stelle. Bei vielen    www.schulen-pgs.ch

      6     ThunMagazin | 5/20                                                                                                                                                                                                                                        5/20 | ThunMagazin         7
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
GENIESSEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                          GENIESSEN
                                                                                                                                                     mal etwas anderes erlebt werden kann.»
                                                                                                                                                     Das Hotel und Restaurant Spedition ist
                                                                                                                                                     im ehemaligen Speditionsgebäude der
                                                                                                                                                     Gerberkäse AG seit ein paar Jahren fest
                                                                                                                                                     installiert. Doch zurück zum Reife-
                                                                                                                                                     schrank. Dort lagert das Entrecote, das
                                                                                                                                                     im Simmental und im Emmental einge-
                                                                                                                                                     kauft wird, 21 Tage. «Das Fleisch verliert
                                                                                                                                                     dabei Wasser und wird aussergewöhn-
                                                                                                                                                     lich zart», erklärt Adrian Tschanz. Zudem
                                                                                                                                                     kreiert die Speditionsküche ebenso
                                                                                                                                                     eine Rindsbratwurst, die nach eigenem
                                                                                                                                                     Rezept selbst hergestellt wird. Dazu
                                                                                                                                                     werden saisonale Beilagen und aus­
                                                                                                                                                     erwählte Saucen nach Wahl serviert.
                                                                                                                                                     Gäste können dabei in der offenen Kü-
                                                                                                                                                     che gleich einen Blick in die dampfen-
                                                                                                                                                     den Kochtöpfe werfen und den Köchen
                                                                                                                                                     über die Schultern schauen, wie das ge-
                                                                                                                                                     wählte Menü entsteht. Auch vegane
                                                                                                                                                     und vegetarische Gerichte stehen in der
                                                                                                                                                     Spedition auf der Menükarte. «Wir sind
                                                                                                                                                     eine Beiz für alle», betont der Gastge-
                                                                                                                                                     ber. Zumal die Spedition sieben Tage in
                                                                                                                                                     der Woche offen hat und täglich wech-
                                                                                                                                                     selnde Mittagsmenüs auf der Speise-
                                                                                                                                                     karte stehen. Weit herum bekannt ist

            Die Thuner Gastroszene ist
                                                                                                                                                     mittlerweile ebenso das Speditions-          ist die El Camino Café Bar am Mühle-       «Wir stellen sie von A bis Z in Handarbeit
                                                                                                                                                     plättli zum Znüni, Zvieri oder Apero mit     platz. «Unser Gemüse und die Brötchen      selber her», betont Urs Leuenberger
                                                                                                                                                     regionalen Wurst- und Käsespezialitä-        kommen täglich frisch aus der Umge-        nicht ohne Stolz. Und weiter: «Dies wird

            ­vielfältiger denn je                                                                                                                    ten. Zudem lassen sich dort auch feine
                                                                                                                                                     Drinks wie auch leichte und frische regi-
                                                                                                                                                     onale Biere geniessen. Ganz nach dem
                                                                                                                                                                                                  bung», erläutert Urs Leuenberger. Er ist
                                                                                                                                                                                                  Inhaber und Geschäftsführer und hat
                                                                                                                                                                                                  das Lokal in diesem Frühjahr von Martin
                                                                                                                                                                                                                                             von den Gästen besonders geschätzt.»
                                                                                                                                                                                                                                             Und da sind auch noch die Pulled Pork
                                                                                                                                                                                                                                             oder Pulled Chicken Burger. Serviert mit
                                                                                                                                                     Motto Innovation und Tradition.              Zalud übernommen. Mit Frische sind         Tomaten, Salat, Zwiebeln und selbstge-
            Viel bunter, attraktiver und abwechslungsreicher geht es kaum: Geniesser und Freunde                                                        Am 14. November steht zudem der           nicht nur Gemüse und Backwaren ge-         machten Saucen.
            der Gastronomie sind in der Thuner Innenstadt ganz besonders gut aufgehoben.                                                             Besuch von Bruno Kernen und dessen           meint. Dies gilt ebenso für sämtliche         Urs Leuenberger und sein Team set-
            Ein Streifzug gibt direkten Einblick in die grosse Vielfalt.                                                                             Küchenchef aus Schönried auf dem Pro-        Fleischerzeugnisse, die im El Camino       zen überdies auf eine beachtliche Aus-
                                                                                                                                                     gramm. An diesem Abend wird Wild             auf den Tisch kommen. Sie werden aus-      wahl an Biersorten. Gleich sechs unter-
                                                                                                                                                     aus eigener Jagd serviert. Bruno Ker-        schliesslich beim Thuner Stadtmetzger      schiedliche Biere sind im Offenaus-
            Die Geschmäcker sind bekanntlich                                                                                                         nen ist passionierter Jäger und hat vor      Muster bezogen. Die Küchencrew krei-       schank erhältlich. Dazu gesellen sich
            ziemlich verschieden. So viel gastrono-          «Wir zeigen auf, wie kulinarisch                                                        rund einem Jahr ein Buch veröffentlicht.     ert daraus zum Beispiel einen hausge-      weitere Spezialitäten wie etwa das Bier
            mische Vielfalt mit viel Abwechslung auf                                                                                                 Im Gegenzug wird die Küchencrew der          machten Beef Burger, der schön rosa        Kona Big Wave, ein leicht süsses Ale
            überschaubarem Raum gibt es fast nur              auch einmal etwas anderes erlebt                                                       Spedition am 12. Dezember im Hotel           gebraten mit Greyerzerkäse, Tomate,        aus Hawaii.
            in der Thuner Innenstadt. Wer dort an-            werden kann.»                                                                          von Bruno Kernen in Schönried ein Thu-       Zwiebel und Salat serviert wird. Apro-        Und wer in der Thuner Innenstadt
            kommt, hat nicht nur die berühmten Al-                                                                                                   ner-Menü zusammenstellen.                    pos Salat. Hoch im Kurs ist er bei den     gemütlich frühstücken will, ist im El Ca-
                                                                                                        Adrian Tschanz, Gastgeber in der Spedition
            pengipfel Eiger, Mönch und Jungfrau                                                                                                                                                   Gästen so oder so. Etwa der besondere      mino gut aufgehoben.
            und die Seenlandschaft vor Augen. In                                                                                                     Knackig gesund und frisch                    Avocadosalat mit Limette. Die Dres-           «Burrito» ist zum Beispiel auf der
            der Innenstadt wartet eine Gastroszene,      Evelyn Strahm teilt die Aufgabe mit Adrian   Oben: Geschäftsführer Adrian Tschanz          Frische Kost ist nicht nur das Credo, dies   sings dazu sind übrigens alle zu 100       Frühstückskarte zu lesen. Mit Eier, Speck,
            die einfach Spass macht und dazu ein-        Tschanz. Sie nennen sich Spediteur und       und Küchenchef Tobias Pirags von der           wird auch gelebt. Die Rede ist nicht von     Prozent hausgemacht, ohne Zusätze          Tomaten, Cheddar, Zwiebeln und Ran-
                                                                                                      Spedition setzen in ihrem Restaurant auf
            lädt zu geniessen.                           Gastgeber. Wer genau jetzt Gastgebe-                                                        einer Nullachtfünfzehn-Beiz. Gemeint         versehen sowie lactose- und glutenfrei.    cho Sauce. Am besten einfach hinge-
                                                                                                      Tradition und Innovation.
                                                         rin oder Spediteur ist, lassen die beiden                                                                                                                                           hen und probieren. Dies gilt auch für
                                                                                                      Rechts oben:Urs Leuenberger ist der
            Kulinarisch mal anders                       offen. Fürs Ambiente jedenfalls sorgen                                                                                                                                              den Frappuccino. Ein ganz besonderer
                                                                                                      neue Inhaber und Geschäftsführer der
            Die Visitenkarte von Gastgeberin Evelyn      sie und das Team sowie ein alter Hack-                                                                                                                                              Kaffee. Nicht nur der Kaffeegenuss ist in
                                                                                                                                                          «Wir stellen alles von A bis Z in Hand-
                                                                                                      El Camino Café Bar am Mühleplatz. Dort
            Strahm gleicht einem Zugbillett, das         stock und das knochengereifte Fleisch        gibt es nicht nur Bier-Spezialitäten,                                                                                                  der Thuner Innenstadt eben Kult. Eines
            einst vom Kondukteur mit der Loch-
            zange entwertet wurde. Das Zugbillett
                                                         im Reifeschrank, zudem machen die
                                                         selbstgemachten Würste so oder so Ap-
                                                                                                      ­sondern ebenso viele frische und kna-
                                                                                                       ckige Gerichte.                                     arbeit selber her. Dies wird von                                                  jedenfalls ist sicher: Das El Camino ist
                                                                                                                                                                                                                                             für Jung und Alt ein Erlebnis. Und auch
            ist Teil der Spedition. Das Hotel und Res-   petit. «Wir nehmen den Gast mit auf eine                                                          den Gästen besonders geschätzt.»                                                  ein Treffpunkt für Leute, die kein Fleisch
            taurant an der Gewerbestrasse 4 in Thun      Reise», sagt Adrian Tschanz und fügt an:                                                                                                     Urs Leuenberger, El Camino Café Bar
                                                                                                                                                                                                                                             mögen und vegetarische und vegane
            setzt auf Tradition und Innovation.          «Wir zeigen auf, wie kulinarisch auch ein-                                                                                                                                          Gerichte schätzen.

       8    ThunMagazin | 5/20                                                                                                                                                                                                                                       5/20 | ThunMagazin   9
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
GENIESSEN
                                                          «Die Gäste sollen sich wohl fühlen, weil wir eben genügend
                                                           Platz haben und in Covid-Zeiten eine entsprechende
                                                           ­Atmosphäre zum Wohlfühlen schaffen können.»
                                                                                                                                                     Martin Dummermuth Eggermann,
                                                                                                                                    Geschäftsführer Toutvent AG Restaurationsbetriebe

                                                           Mehr als ein Klassiker                     ist, müssen Geniesser nicht auf Tout-        Bild: Martin Dummermuth Eggermann,
                                                          Auch wenn die Covid-19-Pandemie den         vents Café de Paris verzichten», betont      Geschäftsführer und Inhaber der Tout-
                                                                                                                                                   vent AG Restaurationsbetriebe, ist in sei-
                                                           Messecaterer, die Thuner Toutvent AG       Martin Dummermuth Eggermann. Der
                                                                                                                                                   nem Element, wenn es um die richtige
                                         #kauflokal        Restaurationsbetriebe, ausgebremst
                                                           hat, sind Familienfeiern und Firmene-
                                                                                                      Gastgeber und sein Team servieren
                                                                                                      den Klassiker einmal im Monat in der
                                                                                                                                                   Würze geht.

                                                           vents durchaus möglich. «Das Thuner        Reithalle Ost. So am 30. Oktober, am
                                                           Messegelände bietet für bis zu 800 Per-    20. November und am 4. Dezember.             an. Sei es vom Apero über die persönli-
                                                           sonen genügend Raum, um sämtliche          Eine Anmeldung ist von Vorteil.              che Geburtstagsfeier bis hin zum Hoch-

ThunciTy GeschenkkarTen                                    BAG-Vorgaben umsetzen zu können»,
                                                           sagt Martin Dummermuth Eggermann,
                                                                                                          Zudem kreieren die Köche vom
                                                                                                      22. bis am 24. Oktober gleich an drei
                                                                                                                                                  zeitsfest oder Weihnachtsessen für
                                                                                                                                                  ­Firmen. Und erst noch mit Produkten,

ein Geschenk, das Freude macht!
                                                          Geschäftsführer und Inhaber. Die Tout-      Abenden ein Wildbuffet wie anno dazu-        die aus der Region kommen. Ob die
                                                           vent AG Restaurationsbetriebe sorgt        mal. «Es wird ein klassisches Buffet ge-     Feier auf dem Expo-Gelände, in einer
                                                           normalerweise auf dem Thuner Expo          ben mit der ganzen Fülle, welche die        Wunschlokalität oder zuhause stattfin-
                                                          ­Gelände für das leibliche Wohl der Mes-    Natur im Herbst bringt», erläutert der       den soll, spielt dabei keine Rolle. «Die
             Im Herzen der Stadt Thun heissen über 150     sebesucherinnen und –besucher. Zum         Geschäftsführer. Im November steht          Abstimmung des jeweiligen Anlasses
                                                           Beispiel an der Oberländischen Herbst­                                                  mit den BAG-Richtlinien und dem dafür
             Geschäfte und restaurants die Beschenkten     ausstellung OHA, der Neuland oder der
                                                                                                      weiter das Thema Fisch und Wein auf
                                                                                                      dem Programm. «Die Gäste sollen sich         nötigen Schutzkonzept gehört zu unse-
             zu einem attraktiven shopping- und Genuss-   Agrimesse. Vor allem an der OHA be-         ganz einfach wohl fühlen, weil wir eben      ren Dienstleistungen», sagt der Vollblut-
             erlebnis willkommen.                          kannt und beliebt ist Toutvents Café de    auch genügend Platz haben und in Co-         gastronom.
                                                           Paris. Es ist der Klassiker schlechthin.   vid-Zeiten eine entsprechende Atmo-                                  Text: Stefan Kammermann
             Die Geschenkkarte kann online                 Das Entrecote wird dabei am Stück ge-      sphäre zum Wohlfühlen schaffen kön-                           Bilder: Stefan Kammermann / zvg

             bestellt oder in diversen Innen-              braten und mit einer eigens kreierten      nen», so Martin Dummermuth Egger-
                                                           Kräutersauce, Salat und Pommes Allu-       mann weiter.
             stadt-Geschäften gekauft werden.              mettes serviert. Das zarte Fleisch kommt       Letzteres gilt übrigens auch für an-
                                                           am Stück auf einer Platte mit Rechaud      dere Anlässe. So bietet der Caterer für
             Mehr Infos auf: www.thuncity.ch
                                                           auf den Tisch, wo es weiterbrutzelt.       Gruppen ab 15 Personen ganz individu-
                                                          «Auch wenn die OHA heuer ausgefallen        elle und massgeschneiderte Angebote

                                                                                                                                                                               5/20 | ThunMagazin     11
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
Grosser Kulturpreis für
KULTUR

                                                                                                                                                                                                                                                                                       KULTUR
         ­Modedesignerin Sabine Portenier
         Die Stadt Thun zeichnet dieses Jahr die Modedesignerin Sabine Portenier mit dem Grossen
         Kulturpreis aus. Weitere Preise gehen an die Tänzerin Jessica Rieben, die Mezzosopranistin
         und Dirigentin Ursula Krummen Schönholzer und den Filmemacher David Oesch.

         Mit dem Grossen Kulturpreis zeichnet       heitliches Verständnis von Mode wich-        Tanz. In der Breakdance-Szene als Jazzy
         die Stadt Thun ausserordentliche kultu-    tig. Dazu gehört eine konsequent nach-       Jes bekannt, performt, juriert und unter-
         relle Leistungen von überregionaler Be-    haltige, ethisch verantwortungsvolle         richtet Jessica Rieben heute auf fast
         deutung aus. Der Preis ist mit 15 000      und lokale Produktion. Der Gedanke           ­allen Kontinenten. Internationales Re-
         Franken dotiert und würdigt ein künstle-   der Nachhaltigkeit spiegelt sich auch im      nommee geniesst sie nicht zuletzt für
         risches Gesamt- oder Lebenswerk. In        Stil ihrer Kreationen wider. «Immer stär-     den gemeinsam mit Ez Mike (Michael
         diesem Jahr ehrt Thun die Modedesig-       ker interessiert mich Mode, die mög-          Zurflüh) kreierten Tanzstil «Top Rock
         nerin Sabine Portenier. «In ihrer Arbeit   lichst vielseitig tragbar ist von jungen      Hustle». 2017 gründete sie in Thun mit
         verbindet Sabine Portenier auf innova-     wie von älteren Leuten und die man            Freunden die Tanzschule «The Yard –
         tive Weise aktuelle Trends mit traditio-   weitergeben kann. Die Stücke sollen in        dance & culture district». «Ich möchte in
         nellem Handwerk. […] Als Pionierin in      den Alltag passen, aber auch schick sein      der Schule auch die Werte der Hip-Hop-
         Sachen nachhaltiger Produktion ist sie     für besondere Anlässe. Wichtig ist mir        Kultur weitergeben», fügt sie an. Eine
         Vorbild für die junge Generation von       auch, dass die Schnitte so gestaltet sind,    davon ist die Idee der Community, der
         Modedesignerinnen», begründet die          dass sie von Menschen mit ganz unter-         Gemeinschaft. «Eine Lehrer-Schüler-­
         Kulturkommission ihren Entscheid.          schiedlichem Körperbau getragen wer-          Hierarchie passt daher nicht zu uns. Es
                                                    den können», sagt Sabine Portenier.           ist eher ein Austausch statt ein Unter-
         Nachhaltige Mode aus Thun                                                                richt. Wir nennen es die sogenannte
         Seit 2013 kreiert und produziert sie im    Spartenpreis Tanz für Jessica Rieben          ‹Each one teach one›-Philosophie.»
         Selve-Areal zeitlos moderne Mode. Por-     Nebst der Vergabe des Grossen Kultur-
         tenier erhielt bereits zweimal den Eid-    preises zeichnet die Stadt Thun weitere      Kulturstreuer für Krummen
                                                                                                                                                                                                                                    Bild linke Seite: Für ihre nachhaltige
         genössischen Preis für Design sowie        Kunst- und Kulturschaffende aus. Jes-        Die Sängerin, Gesangspädagogin, Diri-
                                                                                                                                                                                                                                    Mode mit dem Grossen Kulturpreis aus-
         1999 den Kulturförderpreis der Stadt       sica Rieben (*1988) erhält den mit           gentin und Stimmbildnerin Ursula                                                                                                   gezeichnet: Sabine Portenier.
         Thun. Von Anfang an war ihr ein ganz-      10 000 Franken dotierten Spartenpreis        Krummen Schönholzer (*1957) erhält
                                                                                                                                                                                                                                    Bild ganz oben: Jessica Rieben ist nicht
                                                                                                 den mit 5000 Franken dotierten Kultur-
                                                                                                                                                                                                                                    zuletzt wegen ihres eigenen Tanzstils
                                                                                                 streuer für aussergewöhnliche Leistun-                                                                                             «Top Rock Hustle» international bekannt.
                                                                                                 gen in der Kulturvermittlung und -förde-
                                                                                                                                                                                                                                    Bild links: Drehbuchautor David Oesch
                                                                                                 rung zugesprochen. In Thun ist sie seit
                                                                                                                                                                                                                                    hat kürzlich einen Award in New York
                                                                                                 Jahrzehnten musikalisch engagiert,                                                                                                 ­gewonnen, jetzt erhält er den Kulturförder­
                                                                                                 zum Beispiel als künstlerische Leiterin                                                                                             preis der Stadt Thun.
                                                                                                 der Vesper-Konzerte in der Kirche
                                                                                                                                                                                                                                    Bild oben: Ursula Krummen Schönholzer
                                                                                                 Scherzligen oder bis vor kurzem durch
                                                                                                                                                                                                                                    wird für ausserordentliche Leistungen
                                                                                                 die Leitung resp. Co-Leitung der Frau-                                                                                             in der Kulturvermittlung und -förderung
                                                                                                 en-Vokalensembles Donne da Canto                                                                                                   ausgezeichnet.
                                                                                                 und Les Voc-à-Lises. Die beiden Ensem-
                                                                                                 bles brachte sie auf höchstes Niveau.        «Bei kleinen Ensembles ist es stets eine   durch den Gemeindeverband Amtsan-          ersten Langspielfilm zu realisieren. Das
                                                                                                                                              Gratwanderung zwischen Ensemblesin-        zeiger Verwaltungskreis Thun finanziert.   Drehbuch steht bereits. Zurzeit ist
                                                                                                                                              gen und Solo. Solche Soloparts muss        Die Kurzfilme von David Oesch liefen       Oesch auf Produzentensuche. «Es ist
                                                                                                                                              man sich zutrauen. Ich habe dafür die      an 65 Festivals und erhielten über ein     eine Horror-Comedy übers Lügen als
                                                                                                 Öffentliche Kulturpreis­                     Sängerinnen eng begleitet – auch im        Dutzend Jury- und Publikumspreise. Mit     ansteckende Krankheit und ich glaube,
                                                                                                 verleihung                                   Einzelunterricht», so Krummen Schön-       seinem letzten Kurzfilm «Cru» gewann       sie ist brandaktuell.»
                                                                                                 Mittwoch, 18. November 2020,                 holzer.                                    er den Student Visionary Award am re-                                   Text: Jan Miluška
                                                                                                 20 Uhr, KKThun                                                                          nommierten Tribeca Film Festival in                                Bilder: Marco Quandt,
                                                                                                                                                                                                                                                             Carolina Piasecki, zvg
                                                                                                 Eintritt nur mit Online-Ticket (gratis).     Kulturförderpreis für David Oesch          New York. Seine Filme handeln oft von
                                                                                                 Durchführung und Besuch nach den             Dem Regisseur und Drehbuchautor Da-        Randfiguren in beinahe ausweglosen
                                                                                                 geltenden Corona-Sicherheitsbestim-          vid Oesch (*1992) aus Goldiwil verleiht    Situationen. «Mich interessiert das Mo-
                                                                                                 mungen. Alle Informationen unter:            die Stadt Thun den Kulturförderpreis.      tiv des selbstgewählten Gefängnisses»,
                                                                                                 www.thun.ch/kultur/kpv2020                   Das Preisgeld von 10 000 Franken wird      sagt Oesch dazu. Sein Traum ist, einen

    12   ThunMagazin | 5/20                                                                                                                                                                                                                                  5/20 | ThunMagazin       13
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
FAMILIE
GESCHENK-
KARTE Wünsche
      für alle
                                                                 Kita-Betreuungsgutscheine für
                                                                ­Thuner Familien
                                                                 Per 1. Januar 2021 stellt die Stadt Thun beitragsberechtigten Eltern einkommens­
                                                                 abhängige Betreuungsgutscheine aus, die den Besuch einer Kita oder Tagesfamilie
                                                                ­vergünstigen. Seit Anfang Oktober können Eltern Gesuche online einreichen.

                                                                Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf     Thun liegen. Im Weiteren müssen Fami-      Bild: D
                                                                                                                                                              ie Stadt Thun unterstützt Familien per
                                                                sowie die bestmögliche Förderung aller      lie und Beruf nicht vereinbart werden      1. Januar 2021 mit Betreuungsgutscheinen
                                                                                                                                                       für Kita- oder Tagesfamilienplätze.
                                                                Kinder sind der Stadt Thun ein grosses      können, weil die Eltern arbeiten, eine
                                                                Anliegen. Mit Betreuungsgutscheinen         Stelle suchen, einer berufsorientierten
                                                                unterstützt die Stadt Thun Familien per     Aus- oder Weiterbildung nachgehen,         Beantragung eines Gutscheins
                                                                1. Januar 2021 zusätzlich. Je nach Ein-     an einem Integrations- oder Beschäfti-     Seit Anfang Oktober können Eltern in
                                                                kommen, Vermögen, Familiengrösse            gungsprogramm teilnehmen oder eine         der Stadt Thun Betreuungsgutscheine
                                                                und Arbeitspensum erhalten Eltern eine      gesundheitliche Beeinträchtigung vor-      für das laufende Schuljahr 2020/21 be-
                                                                Gutschrift, welche sie bei einer zugelas-   liegt. Bei Alleinerziehenden muss das      antragen. Sie suchen zunächst im Kan-

           HEUTE
                                                                senen Kita oder Tagesfamilie im Kanton      Beschäftigungspensum mindestens            ton Bern einen Betreuungsplatz in einer
                                                                Bern einlösen können. «Mit dem neuen        20 %, bei Paaren 120 % betragen. Eltern,   Kita oder Tagesfamilie, die am System
                           GESCHENKKARTE
                                                                Gutscheinsystem können wir mehr Fami-       die nicht oder weniger erwerbstätig        teilnimmt, und stellen anschliessend ei-
                                                                lien in der familienergänzenden Kinder-     sind, erhalten einen Betreuungsgut-        nen Antrag über die Webapplikation ki-

           SHOPPEN WIR
                                                                betreuung unterstützen und für mehr         schein, wenn die familienexterne Be-       Bon (siehe www.thun.ch/bg). Die Fach-
                                                                Chancengleichheit sorgen. Zuvor waren       treuung zur sozialen oder sprachlichen     stelle Familie im Amt für Bildung und
                                                                die subventionierten Kitaplätze stark li-   Integration des Kindes im Hinblick auf     Sport prüft das Gesuch, berechnet den
                                                                mitiert», sagt Gemeinderat Roman Gim-       den Volksschuleintritt notwendig ist.      Gutschein und überweist den Beitrag
                                                                mel, Vorsteher der Direktion Bildung        Das massgebende Familieneinkommen          monatlich direkt an die Kita, die diesen

                    à la carte.                                 Sport Kultur. Der Kanton finanziert die
                                                                Betreuungsgutscheine über den soge-
                                                                nannten Lastenausgleich mit.

                                                                Voraussetzungen
                                                                Die Stadt Thun führt das System ohne Li-
                                                                                                            muss ausserdem unter 160 000 Franken
                                                                                                            liegen. Voraussetzung ist zudem, dass
                                                                                                            die Kita oder Tagesfamilie einen Betreu-
                                                                                                            ungsplatz zugesichert hat und Gut-
                                                                                                            scheine entgegennimmt.
                                                                                                                Die Gutscheinhöhe hängt vom Ein-
                                                                                                                                                       von der Rechnung an die Eltern abzieht.
                                                                                                                                                       Der Gutschein ist längstens ein Jahr gül-
                                                                                                                                                       tig, das heisst jeweils bis zum 31. Juli
                                                                                                                                                       des Folgejahres. Kita-Gutscheine sind
                                                                                                                                                       demnach jährlich neu zu beantragen.

                                                                mitierung der Gutscheine ein. Das heisst,   kommen, dem Vermögen, dem Be-              Weitere Informationen unter:
panoramacenter.ch                          zentrumoberland.ch   alle Familien, welche die Richtlinien er-   schäftigungsgrad und der Familiengrösse    www.thun.ch/bg
                                                                füllen, haben Anrecht auf einen Betreu-     ab. Mit dem Gutscheinrechner auf der       Tel. 033 225 86 00, bg@thun.ch
                                                                ungsgutschein. Für Eltern von Kleinkin-     Homepage der Stadt Thun kann der An-                                    Text: Larissa Furer
                                                                dern gelten folgende Voraussetzungen:       spruch auf die Vergünstigung grob be-                                             Bild: zvg
                                                                Erstens muss der Wohnsitz in der Stadt      rechnet werden.

                                                                                                                                                                                5/20 | ThunMagazin        15
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
«Thun soll sich massvoll und
STADTENT WICKLUNG

                                                                                                                                                                                                                                                                                                   STADTENT WICKLUNG
                    qualitativ gut weiterentwickeln»
                    Die Ortsplanungsrevision bewegt. Der Gemeinderat berücksichtigt wichtige Kritikpunkte und
                    Anregungen aus der Mitwirkung und passt Zonenplan und Baureglement an. Stadtpräsident
                    Raphael Lanz will, dass sich die Stadt weiterentwickelt, aber ihren Charakter behält.

                    Raphael Lanz, insgesamt gingen über          Entwicklung Thuns nicht auf der «grü-       das Wachstumspotenzial noch einmal
                    1200 Anliegen zur Ortsplanungsrevision       nen Wiese» erfolgen, sondern es             überprüft und es reduziert. Ich muss
                    (OPR) ein. Haben Sie damit gerechnet?        braucht eine gewisse Entwicklung nach       ­vorausschicken, dass wir bereits durch
                    Für mich war offen, wie stark sich die Be-   innen. Das bewegt die Leute. Sie stell-      die unbestrittene Abschaffung der
                    völkerung einbringen wird. Es freut          ten sich Fragen nach der Verträglichkeit,    ­Ausnützungsziffer viel erreichen kön-
                    mich, dass sich viele Thunerinnen und        dem Mass der Innenentwicklung und             nen, indem man dadurch Raum nutzen
                    Thuner für die künftige Entwicklung un-      dem Schutz von Grünräumen.                    kann, der bereits gebaut ist, z.B. mit
                    serer schönen Stadt interessieren.                                                         dem Ausbau des Estrichs. Damit die Vo-
                                                                 Können Sie die Befürchtungen einer zu         lumen künftig nicht zu gross werden,
                    Aber die Ortsplanung ist für viele wohl      grossen Verdichtung nachvollziehen?           behalten wir den grossen Grenzab-
                    eher abstrakt. Umso erfreulicher, dass       Absolut. Aber wir wollen das Gesicht          stand als bewährtes und unumstrittenes
                    sich so viele Menschen damit auseinan-       von Thun nicht völlig verändern. Die          Instrument bei. Zudem schlagen wir
                    dergesetzt haben. Mit der OPR legen          Stadt soll ihren Charakter behalten. Wir      eine Grünflächenziffer vor, damit wir
                    wir das Fundament dafür, wie Thun in         schauen darauf, dass Thun sich massvoll       Grünräume sichern können, ohne zu
                    10, 20 oder 30 Jahren aussehen wird.         und qualitativ gut weiterentwickelt.          viel einzuschränken.
                    Die Mitwirkung zeigte, dass sich die         Aber eine gewisse Weiterentwicklung
                    Thunerinnen und Thuner mit ihrer Stadt       muss möglich sein – gerade auch im In-      Dann gibt es also auch eine Vereinfa-      terhin Wert auf eine quali­tative, quar-     Ist die Suche nach dem Mittelweg das       Bild linke Seite: Stadtpräsident Raphael
                    identifizieren und bei deren Entwick-        teresse der jüngeren Generation und         chung für Bauwillige? Ja. Auch hier        tierverträgliche Gestaltung legen.           A und O in Ihrer Arbeit als Stadtpräsi-    Lanz freut sich, dass sich die Bürgerinnen
                                                                                                                                                                                                                                                und Bürger für die Entwicklung ihrer Stadt
                    lung mitreden möchten.                       der Wirtschaft.                             nimmt der Gemeinderat Justierungen                                                      dent? Wir alle haben unsere persönli-
                                                                                                                                                                                                                                                interessieren.
                                                                                                             vor, die zu mehr Klarheit führen.          Gibt es Gebiete, welche die Bevölke-         chen Überzeugungen. Aber meine Auf-
                                                                                                                                                                                                                                                Bild oben: Der Gemeinderat hat das
                    Welche Themen bewegen die Bevölke-           Der Gemeinderat passt den Zonenplan                                                    rung besonders interessierten? Ja, die       gabe und die des Gemeinderates ist es,
                                                                                                                                                                                                                                                Wachstumspotenzial noch einmal über-
                    rung am meisten? Aufgrund der raum-          und das Baureglement aufgrund der           Ein Kritikpunkt war der Fachausschuss      Schadaugärtnerei. Die Anliegen aus der       etwas vorzuschlagen, das eine Chance       prüft und es reduziert.
                    planerischen Ausgangslage kann die           Mitwirkung an. Inwiefern? Wir haben         für Bau- und Aussenraumgestaltung.         Bevölkerung unterstützt der Gemeinde-        hat, vor dem Parlament und allenfalls
                                                                                                             Ihm werde zu viel Gewicht eingeräumt.      rat. Ich persönlich führte vor sieben Jah-   auch vor dem Volk zu bestehen. Bei der
                                                                                                             Wie geht der Gemeinderat darauf ein?       ren die Verhandlungen mit dem Kanton         OPR haben wir nach unserer Beurtei-        und Baureglement. Gleichzeitig unter-
                                                                                                             Der Fachausschuss hatte schon bisher       für den Erwerb des Areals mit dem Ziel,      lung gute, mehrheitsfähige Lösungen        breiten wir dem Kanton die Vorlage zur
                                                                                                             keine Entscheidbefugnis. Aber wir wol-     dass das Gebiet primär öffentlich ge-        gefunden.                                  Vorprüfung. Die öffentliche Auflage ist
                                                                                                             len seine Rolle noch schärfen. Der Ge-     nutzt werden soll. Dies ist nach wie vor                                                bis Ende 2021 vorgesehen. Danach fol-
                                                                                                             meinderat hat entschieden, dass das        unsere Absicht. Zudem sollen die histo-      A propos Mehrheitsfähigkeit. Auch bei      gen die Genehmigung durch das Parla-
                                                                                                             Gremium, das neu Fachbeirat Stadtbild      rischen Strukturen erhalten bleiben.         der Entwicklung des ESP Thun Bahnhof       ment und den Kanton und schliesslich
                                                                                                             heisst, grundsätzlich bei Regelbau­zonen                                                nimmt der Gemeinderat Justierungen         die Inkraftsetzung.
                                                                                                             nicht mehr einbezogen werden soll. Der     Nachhaltigkeit und Umwelt haben              vor. Ja, die Verlegung einzelner Buskan-
                                                                                                             Fachbeirat liefert aber in gewissen Ge-    ebenfalls bewegt. Wie reagiert der Ge-       ten auf die Südseite des Bahnhofes         Was nehmen Sie persönlich mit aus
                                                                                                             bieten weiterhin wichtige qualitative      meinderat in diesem Bereich? Hier            stiess auf grossen Widerstand. Deshalb     dem bisherigen Prozess OPR? Er hat
                                                                                                             Entscheidgrundlagen zuhanden des           sieht man die verschiedenen Interessen       hat der Gemeinderat beschlossen, das       mir verdeutlicht, dass Planungsge-
                                                                                                             Bauinspektorats. Denn wenn wir unsere      am deutlichsten. Auf der einen Seite be-     Projekt in dieser Form nicht umzuset-      schäfte aufgrund der verschiedenen In-
                                                                                                             wunderschöne Altstadt betrachten oder      steht eine Besorgnis betreffend Klima        zen. Viele Aspekte stossen jedoch auf      teressen und Ebenen von Bund, Kanton
                                                                                                             auch gewisse Quartiere, sollten wir wei-   und Nachhaltigkeit. Auf der anderen          Konsens – wie das Freispielen der          und Gemeinde sehr komplex sind. Und
                                                                                                                                                        Seite gibt es Befürchtungen, dass zu         Ländte, die Verlegung der Seestrasse       dass man in einem so langen Prozess
                                                                                                             Informationen zur OPR                      viele Vorgaben das Bauen zu teuer ma-        und das Entwicklungskonzept. Diese         gewisse Dinge überdenken und Justie-
                                                                                                             Im November wird der Mitwirkungs­          chen und für die Wirtschaft hinderlich       verfolgen wir weiter, hin zu einer breit   rungen vornehmen muss. Die schönste
                                                                                                             bericht publiziert. Gleichzeitig sind      sind. Deshalb ist der Gemeinderat der        getragenen Gesamtlösung.                   Erkenntnis aber ist, dass sich die Bürge-
                                                                                                             ­diverse Informationsveranstaltungen       Meinung, dass der gewählte Mittelweg                                                    rinnen und Bürger für die Entwicklung
                                                                                                              zu verschiedenen Themen geplant. Die      sinnvoll ist. So gehen wir bei Neubauten     Welches sind nun die nächsten Schritte     ihrer Stadt interessieren.
                                                                                                              Daten und weitere Informationen und       etwas weiter als das kantonale Energie-      in der OPR? Im November publizieren                               Interview: Simone Tanner
                                                                                                              Unterlagen gibt es auf der Website:       gesetz, bei Gewerbebauten stützen wir        wir den Mitwirkungsbericht mit den de-              Bilder: Adrian Moser, Christoph Gerber

                                                                                                              www.ortsplanungsrevisionthun.ch           uns auf die kantonale Regelung.              taillierten Anpassungen an Zonenplan

             16     ThunMagazin | 5/20                                                                                                                                                                                                                                    5/20 | ThunMagazin      17
Regine Gfeller - Kultur Grosser Kulturpreis für Portenier - Stadt Thun
Wie der Garten im Herbst zum
SERIE BIODIVERSITÄT, TEIL 5

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 SERIE BIODIVERSITÄT, TEIL 5
                              ­Refugium für Tiere wird
                              Im Herbst werden viele Gärten auf die kalte Jahreszeit vorbereitet. Mit wenigen gezielten
                              Massnahmen können Gartenbesitzerinnen und -besitzer dabei die Biodiversität fördern.
                              Stadtgrün Thun zeigt wie.

                              Die Bäume verfärben sich, Feuchtigkeit      Holzscheiter oder dicke Äste kreuzweise     und auch Nahrung bieten können, emp-
                              liegt in der Luft, Laub bedeckt den Bo-     aufschichtet und damit einen Hohlraum       fiehlt es sich, sie im Garten liegenzulas-
                              den. Für Gärtnerinnen und Gärtner ist       schafft, der etwa 30×30×30 cm gross ist.    sen. Ein Asthaufen aus alten Himbeer-
                              der Herbst oft eine intensive Zeit. Sie     Darauf kommt ein kleines Dach aus di-       oder Brombeerstängeln zum Beispiel
                              räumen den Garten auf und bereiten          cken Ästen», erklärt Weibel. Das ergibt     bietet zahlreichen Kleintieren Lebens-
                              ihn auf den Winter vor. «Für viele Tiere    einen idealen Tages- oder Winterschlaf-     raum. «Tiere, die dort Unterschlupf fin-
                              ist es allerdings besser, wenn die Gärten   platz. Das kleine Igelhaus wird schliess-   den, sind durch die Stacheln der Pflanze
                              weniger oder nur gezielt aufgeräumt         lich grosszügig mit Laub bedeckt. Da-       besser geschützt vor Fressfeinden und
                              werden», sagt Markus Weibel, Leiter         von wird sich der Igel das Nestmaterial     die hohlen Stängel sind prädestiniert
                              Stadtgrün Thun. «Laub zum Beispiel          nehmen. «Über das Laub schichtet man        als Nistplatz für Insekten», sagt Weibel.
                              sollte zwar von den Rasenflächen ge-        am besten noch Zweige, Tannenzweige         «Ausserdem sind die Beeren, die sich
                              kehrt werden, damit das Gras genü-          zum Beispiel, die verhindern, dass das      noch an den Ästen finden, wichtige
                              gend Licht erhält. Allerdings kann man      Laub durch den Wind fortgetragen            Energielieferantinnen, etwa für Vögel.»
                              mit dem Laub in den Randpartien des         wird.» Damit kein Wasser in das Igelre-     Ähnlich wie Himbeer- und Brombeer­
                              Gartens Unterschlupf für Tiere, wie zum     fugium fliesst, sollte der Standort nicht   stauden sorgen auch die Äste von Sträu-
                              Beispiel Insekten, schaffen, anstatt die    in einer Delle liegen.                      chern wie der Kornelkirsche, der Hage-
                              Blätter wegzuwerfen», so Weibel.                                                        butte, des Weissdorns, der Hasel oder
                                                                          Totholz ist Lebensraum                      Buche für guten Lebensraum.
                              Der ideale Laubhaufen für Igel              Stauden und Sträucher werden wäh-
                              Laubhaufen sind nicht nur für Insekten      rend der Vegetationsruhe in den kalten      Nachhaltige Massnahmen
                              ein Refugium, auch Igeln dienen sie als     Monaten oft zurückgeschnitten, damit        Was in den kalten Monaten beginnt,
                              Winterquartier. «Der ideale Rückzugsort     diese kräftig und gesund bleiben. Da        dient das ganze Jahr über. Vielen Insek-                                                                                              Bild linke Seite: Aus Ästen und Laub
                              für Igel entsteht, wenn man zunächst        die Äste ein wertvoller Rückzugsort sind    ten kommt es zugute, wenn Asthaufen                                                                                                  k­ önnen Gartenbesitzerinnen und -besitzer
                                                                                                                      über alle vier Jahreszeiten im Garten lie-                                                                                           Rückzugsorte für Igel schaffen.
                                                                                                                      gen bleiben und verrotten können.                                                                                                    Bild ganz oben: Am besten lässt man
                                                                                                                      «Liegt das Totholz an einem sonnigen                                                                                                 ­geschnittene Stängel von Beerenstauden
                                                                                                                      Platz, wird es Unterschlupf für Wildbie-                                                                                              liegen. Sie sind wertvolle Nahrungsquelle.

                                                                                                                                                                                                                                                           Bild links: Mit sogenannten Rückzugs-
                                                                                                                                                                                                                                                           streifen bietet Stadtgrün Thun Tieren
                                                                                                                      Serie zur Biodiversität                                                                                                              ­Unterschlupf.
                                                                                                                      Heute sind viele Tier- und Pflanzen­                                                                                                 Bild oben: Hohle Stängel werden zum
                                                                                                                      arten gefährdet. Denn natürliche Lebens­                                                                                             Winterquartier für viele Insekten.
                                                                                                                      räume müssen mehr und mehr dem
                                                                                                                      Menschen weichen, sei es für Wohn-           nen und belebt die Struktur des Bodens     Tierarten zu schaffen. Die Mitarbeiten-      ­ erum schaffen wir sogenannte Rück-
                                                                                                                                                                                                                                                           h
                                                                                                                      raum, Strassen oder Landwirtschaft. Die      durch Ameisen oder Würmer, die vom         den von Stadtgrün sind entsprechend          zugsstreifen, indem wir bewusst nicht
                                                                                                                      Stadt Thun beleuchtet mit dieser             Holz zehren», so Weibel. Wer Bedenken      geschult. Bei den Herbstpflegearbeiten       mähen», sagt Markus Weibel. Für lang-
                                                                                                                      ­Artikel-Serie verschiedene Aspekte der      hat, der Garten wirke durch die Mass-      werden Rückzugsorte und Überwinte-           fristige Rückzugsorte hat Stadtgrün bei
                                                                                                                       Biodiversität.                              nahmen nicht mehr gepflegt, dem emp-       rungsplätze gefördert oder mit einfa-        der Primarschule Obermatt gesorgt.
                                                                                                                       — Folge 1 vom 16. März: Im Garten           fiehlt Weibel, einen Teil des Gartens zu   chen Mitteln geschaffen. Ein gezielt plat-   Dort sind Ast- und Steinhaufen perma-
                                                                                                                         ­Flächen für Natur und neue Lebens-       bestimmen und nur diesen naturnah zu       zierter Baumstumpf, ein stehengeblie-        nent angelegt und bilden ganzjährig
                                                                                                                          räume schaffen                           gestalten.                                 bener Grasstreifen, ein Ast- oder Laub-      ein Refugium für Kleintiere.
                                                                                                                       — Folge 2 vom 20. April: Pflanzenlehr-                                                 haufen entlang einer Wildhecke können                          Text: Cilia Julen, Fabiana Graf
                                                                                                                          pfad im Schadaupark                      Stadtgrün Thun schafft Rückzugsorte        eine grosse Wirkung haben. Bei Schul-                        Bilder: Lutz Haberecht / Pixelio,
                                                                                                                                                                                                                                                                        Manfred Richter, Patrick Liechti, zvg
                                                                                                                       — Folge 3 vom 15. Juni: Wie Pflanzen        Das Team von Stadtgrün setzt sich in       anlagen zum Beispiel wird das Gras in
                                                                                                                          für ein gutes Stadtklima sorgen          den städtischen Anlagen und Grün­          den Randbereichen nicht geschnitten.
                                                                                                                       — Folge 4 vom 18. August: Mehr Bio­         flächen täglich damit auseinander, Le-     Es dient als Unterschlupf. «Auch entlang
                                                                                                                          diversität durch weniger Neophyten       bensräume für die verschiedensten          von Strassen oder um Baumstämme

                     18       ThunMagazin | 5/20                                                                                                                                                                                                                                      5/20 | ThunMagazin        19
Äschenlarven erhalten neues

                                                                                                                                                                                                     NATUR
                                                         ­Zuhause
                                                          Im Thuner Seegebiet zeigt sich ein markanter Rückgang der Äschenpopulation.
                                                          ­Daher ­realisiert das Fischereiinspektorat des Kantons Bern im Oktober während drei
                                                         ­Wochen Massnahmen zur Aufwertung des Lebensraums von Äschenlarven.

                                                         Trotz bedeutenden Laichplätzen im
                                                         Thuner Schadaugebiet ist ein deutlicher
                                                         Rückgang der Äschenpopulation er-
                                                         sichtlich. Der Abnahme liegen verschie-
                                                         dene Ursachen zugrunde. Ein mögli-
                                                         cher Auslöser für den Rückgang ist ein
                                                         ungenügender Lebensraum im Bereich
                                                         zwischen Schadau und Scherzlig-
                                                         schleuse. «In diesem Gebiet ist die Strö-
                                                         mung entlang der Ufermauern zu gross,
                                                         sodass die noch schwachen Larven
                                                         nicht dagegen ankommen», sagt Karin
                                                         Gafner, Bereichsleiterin des Fischerei­
                                                         inspektorats des Kantons Bern. Mitte
                                                         Oktober führt das Fischereiinspektorat
                                                         deshalb während drei Wochen Arbei-
                                                         ten zur Verbesserung des Lebensraums
                                                         der Äschenlarven aus. Diese Renaturie-

Rufen Sie uns an und wir bieten Hand,                    rung hat keine Einschränkungen für
                                                         die Anwohnerinnen und Anwohner ­zur
wenn es darum geht, Sie oder Ihre                        Folge.

Angehörigen zu entlasten.                                Bessere Bedingungen für Larven
                                                         Um den Lebensraum für Äschenlarven          sagt Bauleiterin Céline Staub. Die Pro-
                                                         zu verbessern, schüttet das Fischereiin-    jektkosten von rund 410 000 Franken
                                                         spektorat unter anderem den Uferbe-         werden durch den Ökofonds der Ener-
                                                         reich beim Kleistinseli auf. «Durch die     gie Thun AG, den Renaturierungsfonds
                                                         Aufschüttung bieten wir den Larven          des Kantons Bern und durch das Bun-
Wir begleiten Langzeitkranke, Schwerkranke und
                                                         eine Flachwasserzone mit geringer           desamt für Umwelt gedeckt. Bei norma-
Sterbende zu Hause, in Heimen, im Spital.                Strömung», sagt Karin Gafner. Entlang       lem Wasserpegel sind die umgesetzten
                                                         des Ufers am Scherzligweg platziert         Massnahmen während der Sommermo-
Unsere Begleiterinnen und Begleiter sind erfahren        das Fischereiinspektorat Astbündel, so      nate nicht sichtbar. Im Winterhalbjahr
und gut ausgebildet. Alle arbeiten als Freiwillige für   genannte Faschinen, die den Larven          werden die Astbündel und der aufge-
                                                         Schutz gewähren. «Die Faschinen bil-        schüttete Kies teilweise aus dem Wasser
eine geringe Spesenvergütung.
                                                         den Strömungsschatten und bieten den        ragen.
                                                         Larven Versteckmöglichkeiten», erklärt                                                 Bild ganz oben: U m der nächsten
                                                         Gafner. Alle Massnahmen sind mit dem        Population wird erhoben                    Äschen­generation einen besseren Lebens­
                                                                                                                                                raum bieten zu können, wird das Fluss­
                                                         Hochwasserschutz abgestimmt. «Dies          Um die Wirkung der Renaturierung
                                                                                                                                                ufer mit Kies aufgeschüttet.
                                                         garantiert, dass der Kies und die Ast-      kurz- und langfristig bestimmen zu kön-
                                                                                                                                                Bild oben: Durch die Renaturierung soll
                                                         bündel auch bei Hochwasser nicht weg-       nen, führt das Fischereiinspektorat Mes-
                                                                                                                                                die Äschenpopulation erhöht werden.
                                                         gespült werden», sagt sie.                  sungen durch. «Bereits vor der Aufwer-
Verein Schwerkranke begleiten                                                                        tung haben wir erste Erhebungen ge-
                                                         Massnahmen unter Wasser                     macht», sagt Staub. Diese werden mit       hoffen bereits im nächsten Jahr auf
Thun und Umgebung                                        Die Renaturierungsarbeiten finden auf       den Untersuchungen in den Folgejah-        ­einen sichtbaren Anstieg der Äschen­
                                                         respektive im Wasser statt. «Die Seeufer    ren verglichen. «Das Hauptziel ist die      larvenzahl.»
Telefon 033 221 62 91                                    werden mithilfe eines Baggers aufge-        Förderung der Äschenlarven, die im                                         Text: Fabio Burri
www.schwerkranke-begleiten.ch                            schüttet, der auf einem Floss steht»,       Frühjahr schlüpfen», erklärt Staub, «wir                     Bilder: Gilles San Martin, zvg

                                                                                                                                                                         5/20 | ThunMagazin         21
Die blaue Welle regelt nun den

                                                                                                                                                                          VERKEHR
                               ­Verkehr in der Freienhofgasse
                               Seit Ende September sorgt sie auch zwischen Maulbeerkreisel und oberem Bälliz für bes-
                               seren Verkehrsfluss: die blaue Welle. Ein Überblick zur neuen Situation für Fussgängerin-
                               nen und Fussgänger sowie Fahrzeuglenkende in der Innenstadt.

                                                                                                                      bremsbereit und nehmen Rücksicht.
                                                                                                                      Fussgängerinnen und Fussgänger war-
                                                                                                                      ten zum Queren eine Lücke im Verkehr
                                                                                                                      ab. Die Verkehrsteilnehmenden verstän-
                                                                                                                      digen sich mit Blickkontakt oder Hand-
                                                                                                                      zeichen. In den ersten Wochen erklärte
                                                                                                                      die Stadt Thun das richtige Verhalten auf
                                                                                                                      Plakaten vor Ort bei der Freienhofgasse.
                                                                                                                      Neben weiteren Informationen gibt auf
                                                                                                                      der Website ein Erklärvideo Aufschluss.
                                                                                                                      (Siehe www.thun.ch/blauewelle.)

                                                                                                                      Bauliche Massnahmen nötig
                                                                                                                      Für die Realisierung musste die Stadt
                                                                                                                      Thun einige Anpassungen im Strassen-
                                                                                                                      bereich vornehmen. Der Fussgänger-
                                                                                                                      streifen beim oberen Bälliz sowie die
                                                                                                                      Holzlatten auf der Bahnhofbrücke wur-
                                                                                                                      den entfernt, letztere werden durch Blu-
                                                                                                                      menschmuck ersetzt. Damit die Strasse
                                                                                                                      besser überquert werden kann, wurde
                                                                                                                      die STI-Bushaltestelle «Bälliz» um ein
                                                                                                                      paar Meter auf die Bahnhofbrücke ver-
                               Seit 2011 hat sich in Thun das Konzept       Bild: Die blaue Welle sorgt seit Ende    schoben. Der Gemeinderat hat für die
                               der blauen Welle zur Verkehrsführung         ­September in der Freienhofgasse für      gesamte Umsetzung der neuen Ver-
                                                                           ­flüssigeren Verkehr.
                               etabliert. Damals wurde das System im                                                  kehrsführung einen Kredit von 195 000
                               Rahmen eines Versuchs im Abschnitt                                                     Franken gesprochen.
                               zwischen Guisanplatz und Sternenplatz       mitte ermöglicht es den Passantinnen
                               eingeführt. Nach der erfolgreichen ein-     und Passanten, die Strasse ohne Um-        Ausblick
                               jährigen Probephase wurde es definitiv      wege über Fussgängerstreifen und in        Die blaue Welle auf der Freienhofgasse
                               eingeführt. «Die blaue Welle hat sich in    Etappen zu überqueren. Die Wellen-         ist eine Übergangsmassnahme. Um-
                               der Marktgasse bewährt und sorgt dort       markierung ist schweizweit einzigartig,    fangreichere bauliche Massnahmen,
                               insbesondere während Spitzen­zeiten         das Verkehrssystem gibt es jedoch in       wie sie im Projekt Sanierung und Erneu-
BEREITS
   BEREITS
        FÜRFÜR                 für einen angenehmeren Verkehrsfluss»,      vielen Gemeinden und Städten.              erung Verkehrsräume Innenstadt (SEVI)
                               sagt Gemeinderat Konrad Hädener, Vor-                                                  vorgesehen waren, wies der Stadtrat
                               steher der Direktion Bau und Liegen-        Wer hat eigentlich Vortritt?               2019 zurück. «Sie sollen frühestens in
                               schaften. Anders als mit Fussgänger-        Bei den klassischen Fussgängerstreifen     der nächsten Legislatur ab 2023 erfol-
                               streifen verursacht dieses Konzept keine    ist der Fall klar: Passantinnen und Pas-   gen», sagt Gemeinderat Konrad Häde-
                               kanalisierten Passantenströme, welche       santen haben stets Vortritt. Im Bereich    ner. Dazu gehört im Jahr 2024 auch der
                               den Verkehr zum Stocken bringen. Von        der blauen Welle sieht die Situation an-   Ersatz der alten und sanierungsbedürf-
                               diesem positiven ­Effekt mit gleichmässi-   ders aus, denn dort haben grundsätzlich    tigen Sinnebrücke.
                               gem Verkehrsfluss profitieren Fahrzeug-     die Fahrzeuglenkenden Vortritt. Sie be-
                               lenkende sowie Fussgängerinnen und          fahren die Strecke mit einer geringen      Weitere Informationen unter:
                 A         A   Fussgänger seit Ende September auch         Geschwindigkeit und halten Abstand         www.thun.ch/blauewelle
                  B
                   C           auf der Freienhofgasse.                     zum vorderen Fahrzeug, um den Fuss-                          Text und Bild: Patrick Liechti
                    D              Der mit den blauen Wellen gestal-       gängerinnen und Fussgängern die
                     E
                      F        tete Mehrzweckstreifen in der Strassen-     Überquerung zu ermöglichen. Sie sind
                       G

                                                                                                                                              5/20 | ThunMagazin         23
«Ohne Hilfe sind spontane
INKLUSION

                                                                                                                                                                                                                                                                                              INKLUSION
            Ausflüge unmöglich»
            Beim Gang durch die Stadt Thun begegnet die sehbehinderte Cornelia Infang
            ­Hindernissen, die für Sehende keine sind. Ein Perspektivenwechsel.

            Alltägliche Dinge wie ein Bahnticket lö-    tung von Treppen ein. «Die Handläufe         sen Leitlinien, die ihr auf dem Trottoir
            sen, Geld abheben oder am Bahnhof           sollen 30 Zentimeter über den An- und        den Weg weisen. Die Leitlinien sind
            den Verkehr passieren, stellen Cornelia     Austritt der Treppe hinausreichen, das       für ihre Orientierung eminent. Sie ver-
            Infang vor grosse Probleme. Jeden           vermindert die Stolpergefahr», sagt sie.     laufen gradlinig über den Gehsteig.
            zweiten Dienstag besucht sie in Thun        «Die Treppenstufen sollen ausserdem          Querstehende Linien weisen jeweils auf
            eine Kreativgruppe und sieht sich in der    mit hellen Streifen markiert werden. Sie     Gefahren oder Hindernisse wie Fuss-
            Innenstadt mit so mancher Herausfor-        bilden einen Kontrast zur dunklen Stufe,     gängerstreifen, Absätze oder Rich-
            derung konfrontiert.                        was sehbehinderten Menschen hilft, sie       tungswechsel hin. «Ich ertaste mehrere
                                                        besser zu erkennen und einzuschät-           querstehende Linien, das heisst, ich be-
            Bedürfnisgerechte Treppen                   zen.» Der Schweizerische Blinden- und        finde mich an einer Strassenkreuzung»,
            Mit dem öffentlichen Verkehr reist Cor-     Sehbehindertenverband SBV setzt sich         sagt die 53-Jährige. Manchmal stehen
            nelia Infang nach Thun. Den Bahnhof         in vielen Bereichen dafür ein, Hinder-       allerdings Fahrzeuge unmittelbar auf
            Thun kennt die 53-Jährige auswendig.        nisse im öffentlichen Raum zu reduzie-       oder neben den Linien. «Das ­erschwert
            Sollte sie sich doch einmal orientieren     ren. «Mit kleinen Massnahmen kann            mir die Orientierung und birgt Gefah-
            müssen, dienen ihr Gleisangaben in          zum Teil viel erreicht werden. Bei Plakat-   ren für mich», sagt Cornelia Infang.                                                                                                  Bild linke Seite: Cornelia Infang ist auf
            Braille- und Reliefschrift am Geländer      ständern dient zum Beispiel eine tief an-                                                                                                                                          ­einem Auge blind, auf dem anderen
                                                                                                                                                                                                                                            sieht sie 20 Prozent mit eingeschränktem
            beim Aufgang zum Perron. Auf dem            gesetzte Querstange, dass Blinde oder        Hürden in der Innenstadt
                                                                                                                                                                                                                                            Sichtfeld.
            Weg in die Innenstadt muss Cornelia In-     Sehbehinderte das Hindernis früh mit         Auf dem rechten Auge ist Cornelia
                                                                                                                                                                                                                                           Bild oben: Besonders Orte mit viel Betrieb
            fang zunächst eine Treppe passieren.        dem weissen Stock erspüren», sagt Bri-       ­Infang blind, auf dem linken sieht sie
                                                                                                                                                                                                                                           sind für Sehbehinderte und Blinde
            Treppen sind ein grosses Hindernis und      gitte Tschanz.                                20 Prozent mit eingeschränktem Sicht-                                                                                                ­schwierig.
            bergen Gefahren für Blinde und Sehbe-                                                     feld. «Im Vergleich zu einer blinden Per-
                                                        Wichtige Leitlinien                                                                                                                                                                Bild links: Ein Bargeldbezug ohne
            hinderte. Brigitte Tschanz, Interessen-                                                   son sehe ich viel», sagt sie optimistisch.
                                                                                                                                                                                                                                           ­Audio-Funktion ist für sehbehinderte und
            vertreterin der Sektionen Bern und Ber-     Cornelia Infang tastet sich mit dem           Eine Herausforderung sind für sie Orte                                                                                                blinde Menschen nahezu un­möglich.
            ner Oberland des Schweizerischen            weis­sen Stock bis zur ersten Treppen-        mit viel Betrieb, der Bahnhofplatz zum
            ­Blinden- und Sehbehindertenverbands        stufe und nimmt Tritt um Tritt. Oben an-      Beispiel. Der Lärm, die Passantinnen und
             SBV, setzt sich für die korrekte Gestal-   gekommen, geht sie zwischen den weis­         Passanten, die nah an ihr vorbeilaufen,
                                                                                                      und die vielen Hindernisse, die in der
                                                                                                      Nähe der Leitlinien stehen, bereiten ihr
                                                                                                      Mühe. Kurz vor einem Auto bleibt Corne-
                                                                                                      lia Infang stehen. «Ich sehe ein Fahrzeug
                                                                                                      nahe der Leitlinie», sagt sie. Ob darin
                                                                                                      eine Person ist, die plötzlich losfahren
                                                                                                      könnte, sieht sie nicht. «Das Verhalten
                                                                                                      anderer zu erkennen, ist schwierig.»

                                                                                                     Die Tücken mit dem Bankautomaten              dige 53-Jährige oft Orte, die sie bereits    liche Dinge möglichst selbst. Techni-      die Bahnhofunterführung und geht zu
                                                                                                     Die Münsingerin ist auf dem Weg zum           kennt. «Ohne Hilfe sind spontane Aus-        sche Hilfsmittel unterstützen sie dabei.   ihrer Orientierung am Rande des Korri-
                                                                                                     Bankautomaten. Moderne Apparate               flüge für mich unmöglich», sagt sie.         «Ein Vergrösserungsprogramm für den        dors. «Anhand des Windes, den ich
                                                                                                     besitzen heutzutage eine Audio-Funk-          Mehr Freiheit und Schutz würde ihr ein       Computer und ein Smartphone mit            spüre, weiss ich, dass ich mich am Ende
                                                                                                     tion, die blinde und sehbehinderte Per-       Blindenhund geben. «Ich bin auf der          Sprachsteuerung erleichtern meinen         der Unterführung befinde», sagt sie
                                                                                                     sonen beim Geldabheben unterstützt.           Warteliste, mein Antrag wird zurzeit ge-     Alltag», erzählt sie. «Zudem stehen mir    und verabschiedet sich in die Kreativ-
                                                                                                     Cornelia Infang sieht sich nun allerdings     prüft», erzählt sie, «mit einem Vierbeiner   wöchentlich Assistentinnen zur Seite.      gruppe.
                                                                                                     mit einem älteren Automaten konfron-          wäre ich viel spontaner und die Hemm-        Sie unterstützen mich im Haushalt sowie                                  Text: Fabio Burri
                                                                                                     tiert. Bereits die Menüführung wird ihr       schwelle, einen unbekannten Ort zu be-       bei administrativen Arbeiten und be-                                 Bilder: Patric Spahni
                                                                                                     zum Verhängnis. «Darum beziehe ich            suchen, wäre tiefer.»                        gleiten mich durch den Alltag», sagt
                                                                                                     mein Geld wenn immer möglich am                                                            Cornelia Infang.
                                                                                                     Schalter oder an mir bekannten Auto-          Technische und menschliche Hilfe
                                                                                                     maten», sagt sie. Zu ihrer eigenen Si-        Trotz dem eingeschränkten Sehver­            Nach den Erledigungen in der Innen-
                                                                                                     cherheit besucht die bewegungsfreu-           mögen erledigt Cornelia Infang alltäg­       stadt durchquert Cornelia Infang erneut

       24   ThunMagazin | 5/20                                                                                                                                                                                                                                      5/20 | ThunMagazin       25
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