BEISPIELE 2019 Landespreise für Kultur - Land Oberösterreich
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d Oö an ©L Die Vielfalt der Landespreise für Kultur, die das Land Oberösterreich in allen Sparten vergibt, spiegelt die hervorragenden Leistungen, die das Kunst- und Kulturland Oberösterreich auszeichnen. Dieser Katalog präsentiert erstmals alle Kunst- und Kulturschaffenden, sowie alle Projekte, die 2019 mit einem Landespreis ausgezeichnet wur- den. Er zeigt eine große Breite im kulturellen und künstlerischen Schaffen, und eine herausragen- de Qualität. Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preis- trägern zu ihren Auszeichnungen, und wünsche den Leserinnen und Lesern des Katalogs span- nende Einblicke in Kunst und Kultur Oberöster- reichs. Mag. Thomas Stelzer LANDESHAUPTMANN
PREISTRÄGER 2019 Anerkennungspreise Bühnenkunst RedSapata TANZFABRIK Kunst- und Kulturinitiative Adalbert Stifter-Preis Denkmalpflege Fritz Grampelhuber und Tamino Grampelhuber Dr. Anna Mitgutsch Röm.-Kath. Pfarre Stroheim Landespreise Talentförderungsprämien Bildende Kunst Auguste Kronheim Bildende Kunst DIin Doris Gall-Schuhmann, BA MA Bühnenkunst Eginhartz Kanter Harald Gebhartl Mag.art. Felix Pöchhacker Oktavia Schreiner, MA Mlitt Denkmalpflege Mag. Gerald Gottsbachner und Interdisziplinäre Kunstformen Mag.a Marianne Gottsbachner Mag.art. David Wittinghofer Interdisziplinäre Kunstformen Kultur- und Geisteswissenschaften Mag.a Tatiana Lecomte MMMag.a Christiane Maria Hornbachner, PhD Dr.in Susanne Kopf Kultur- und Geisteswissenschaften Mag.a arch. Eva Thysell, BA MA Mag. Dr. Walter Schuster, MAS Mag. Dr. Peter Vogl Literatur Literatur Dr.in phil. Sabine Scholl Lisa Viktoria Niederberger 3
PREISE 1977 - Fulbright/ACLS Scholarship for 2002 - Kunstwürdigungspreis der Stadt Linz Postgraduate Research, 2007 - Heinrich Gleißner-Preis Princeton University 2015 - Ehrendoktorat der Universität Salzburg 1985 - Brüder Grimm-Preis der Stadt Hanau 2016 - Premio Internazionale Letterature dal 1986 - Landeskulturpreis Oberösterreich Fronte, Cassino 1990 - Südtiroler Leserpreis der Stadt Bozen - Short List für den österreichischen 1992 - Anton Wildgans-Preis Buchpreis 1996 - Förderpreis für Literatur des - Johann-Beer-Literaturpreis Bundesministeriums für Kunst 2019 - Großes Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Linz 2000 - Würdigungspreis [Staatspreis] für für Verdienste um die Kultur Literatur der Republik Österreich 2001 - Solothurner Literaturpreis DIE WELT, DIE RÄTSEL BLEIBT. ESSAYS [AUSZUG] Was aber bedeutet Toleranz? Das Ertragen eines anderen, dessen Motive ich nicht nachvollziehen kann, der mein Selbstverständnis in Frage stellt, ein Ertragen des Fremdartigen, vielleicht Unangenehmen, mit der Haltung freundlichen Bemühens, im Bewußtsein meiner Überlegenheit, in der Gewißheit meiner Macht, dem Ertragen ein m Ende oder zumindest eine Grenze zu setzen. Im Wort Toleranz klingt die Toleranzgrenze au mit, und sie wird nicht vom Schwächeren bestimmt, sondern von dem, der von Anfang O hlb de an weiß, wo und wann er sie ziehen wird. Die Geschichte der Juden Europas ist ein Ablauf © Isol von periodisch gekündigten Toleranzpatenten, Erholungspausen zwischen Verfolgungen, wenn die Mehrheitskultur beschloß, daß die Schonzeit vorbei sei. Ausgrenzung ist eine Sache des Konsens, und sie ist von den Werten der jeweiligen Gesellschaft, aber auch von Dr. Anna Mitgutsch Zeit und Ort ihrer Ausübung abhängig, letztlich also willkürlich. Je autoritärer und hierarchischer geb. 1948 in Linz eine Gesellschaft ist, desto rigoroser wird alles Abweichende, Andersartige eliminiert. Wie aber nimmt einer, dem aufgrund seines An- dersseins die Zugehörigkeit verweigert wird, sein Fremdsein wahr? Und wie kann er sich vor den Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Salzburg, Dr.phil. 1974. Sanktionen der Gesellschaft schützen, vor dem Assistentin an der Amerikanistik der Universität Innsbruck. Anpassungszwang der Institutionen und dem drohenden Verlust seiner Rechte? Kein Mensch, Lehrtätigkeit an britischen Universitäten [Hull University, University of East Anglia] und ja kein Lebewesen, geht a priori von der Annah- in Seoul, Südkorea. me aus, ein Mangelwesen, eine Abweichung vom Normalen zu sein. Für den Einzelnen sind In den siebziger/ achtziger Jahren Assistant Professor an amerikanischen Universitäten und es immer zunächst die anderen, die anders sind. Colleges in New York [Sarah Lawrence College] und in Massachusetts [Amherst College, Daß sie anders sind, mag ihn erstaunen, wenn die Tufts University, Simmons College, Emmanuel College]. meisten anders sind, mag dieser Umstand das Leben erschweren, aber erst die Zuschreibungen In den neunziger Jahren writer-in-residence an verschiedenen amerikanischen Universi- und Ausgrenzungsstrategien, die als Sozialisie- täten [ Oberlin College, Allegheny College, Lafayette College] und Lehraufträge an öster- rung durchgehen, bringen das Stigma mit sich, reichischen Universitäten [Salzburg, Graz und Innsbruck] . daß ein Mensch sich als Anomalie erfahren muß. Erst die Instanzen der Gesellschaft machen aus Seit 1974 zahlreiche Essays und literaturwissenschaftliche Publikationen zur anglopho- der Durchsetzung der Norm die Normalität und nen und deutschsprachigen Gegenwartsliteratur [Sylvia Plath, Ted Hughes, Christi- zwingen den von ihr Abweichenden, sie als ver- ne Lavant, Marlen Haushofer, Paul Celan, amerikanische und israelische Literatur, etc.], bindlich anzuerkennen, auch wenn er dadurch bis 2007 Rezensentin für den STANDARD [Wien]. aus der Norm und in letzter Konsequenz aus der 2013, S. 356-357 Gesellschaft hinausgedrängt wird. Seit 1985 freischaffende Schriftstellerin und Essayistin. Lebte dreißig Jahre abwechselnd in Linz und Boston. 6 ADALBERT STIFTER-PREIS 7
ESSAYS [AUSWAHL] - “I prefer not to.” In: Die Presse. Spec- [Wien] Album, 20.6. 2009 - „Die Macht der Sprache“. Dankes- trum. Samstag, 27.7.2019, S. 1-2 [Her- rede anläßlich der Verleihung des man Melville zum 200. Geburtstag] - „Die Grenzen der Integrität. Über- Österreichischen Würdigungs- legungen zur Situation der Schrift- preises. Kommentar der Anderen. - “Diagnosen können retten oder zer- steller in totalitären Diktaturen“. In: Der Standard. 22.12.2000 stören.” In: Behinderte Menschen. In: Birgit Kirchmayr [Hrsg.]: Kultur- Nr. 2/2019, S.22-24 hauptstadt des Führers. Kunst und - „Das autobiographische Ich im lite- Nationalsozialismus in Linz und rarischen Text“. In: Altes Land, neu- - “Die Liebe ist ein eifersüchti- Oberösterreich. Ausstellungskatalog es Land. Erich Fried-Symposium ger Gott.” In: Programmbuch der Schloßmuseum Linz. Bibliothek der 1999. Zirkular. Sondernummer 56. Wiener Staatsoper. Camille Saint-Sa- Provinz [Weitra] 2008. S. 17-32 Oktober 1999. S.54-58 ens: Samson et Dalila. Wien, Mai 2018. S. 19-23 - „Mein Amerika“. In: Der Standard. - „Veza Canetti“. In: Literatur und Kritik. Album. 20. 9. 2008 335/336 [Juli 1999], S.99-110 BÜCHER - “Das Glück lag immer nah am Schmerz.” In: Die Presse. Spec- - „Das Ablaufdatum der Literatur“ - „Das Paradies liegt in der Utopie. trum. Zeichen der Zeit III. Samstag, In: Der Standard. Album. 19.4.2008 Toni Morrison“. In: Der Standard. 5. Mai 2018. Album 11, 16.10.1999 - „Man muß seine Feinde nicht - „Heil der Selbstoptimierung“. lieben. Amos Oz. Ein Porträt.“ - “Das nationalsozialistische Frau- In: Max Joseph. Magazin der In: Der Standard. Album. 20.10.2007 enbild und Antisemitismus“. In: Bayrischen Staatsoper. H.4: Heilen. Mit der Ziehharmonika. Zeitschrift für 2017/2018. S.33-36 - „Ein [fast] unbewohnbarer Ort“. Literatur/Widerstand/ Exil, 12 [1995] 4 In: Text & Kritik, hrsg. Heinz Ludwig - “Puccinis Turandot”. In: Programm- Arnold. Sonderband „Literatur und - „Was ist Frauenliteratur?“ Wie- buch der Wiener Staatsoper: Migration“, IX/2006, S.180-186 ner Vorlesungen, Oktober 1995. Giacomo Puccini: Turandot. Wien, In: Wespennest [Wien] 105 [1996] April 2016. S. 18 -26 - „Impressionen von Oberlin“, „Lite- rature and Politics“. In: Heidi Tewar- - „Literatur und Macht. Zur Poetik von - „Nur der Mensch zählt. Ein Es- son & Dorothea Kaufmann [Hg.]: Imre Kertesz“. Wiener Vorlesun- say über das Vermessen”. In: Max Willkommen und Abschied. Thirty- gen, 1995. In: Wespennest [Wien], Joseph. Magazin der bayrischen Five Years of German Writers-in-Resi- 104 [1996] Staatsoper, H.1. 2015-2016, S. 14-22 dence at Oberlin College. Rochester, NY [Camden House] 2005. S. 311-330 - „Die Bösartigkeit der Banalität. - “Es ist ein Schweigen in der Welt“. Zum Werk der Marlen Haushofer“. Programmbuch der Wiener Staats- - „Die Welt, an der ich schreibe“. In: Vierteljahrsschrift des Adalbert 1985 1986 1989 1992 oper: Alban Berg. Wozzek. Wien In: Kurt Neumann [Hg.]: Die Welt, an Stifter-Instituts [Linz] Bd. 2 [1995] März 2013. S. 20-28 der ich schreibe. Wien [Sonderzahl Verlag] 2005. S. 144-153 - „Christine Lavants hermetische Bil- - „He doesn’t exist, the bastard“. dersprache als Instrument subversi- In: Die Presse [Spectrum]. Samstag, - „Die Welt ist voller Bilder, und in ven Denkens“. In: Elisabeth Reichart 3.11.2012 welche Bilder wir geraten, entschei- [hrsg.] : Österreichische Dichterinnen det unser Leben [Elias Canetti]“. , Salzburg [Otto Müller Verlag] 1993, - „Auch Gott war ein Fremder“. Festrede zur Eröffnung des Bruck- S.85-113 In: Das jüdische Echo. Religion heute. nerfestes Linz 2004. In: Wolfgang Wozu? Glauben in einer säkularisier- Winkler, Wolfgang Lehner [Hg.]: Kul- - „Autoren und ihre Kritiker“. ten Welt. Vol. 60, 2011/12. S. 78-85 tur. Zeit. Gesellschaft. Band 2. Bruck- In: Herbert Herzmann [Hrsg]: nerfestreden 1999 bis 2009. Linz Deutschsprachige Erzähler der Ge- - Nachwort zu Eva Kollisch: Der Bo- 2009. S. 75-93 genwart. Tübingen [Stauffenberg den unter meinen Füßen. Aus dem Colloquium, Bd. 34] 1995, S.229-237 Amerikanischen von Astrid Berger. - „In zwei Sprachen leben“. In: Wien (Czernin Verlag) 2010 Sprache im technischen Zeitalter - „Sylvia Plath: Wann weiß man, daß 169, März 2004, 42. Jg., S.14-28 das Warten sich nicht mehr lohnt?“ - „Judentum in den USA — aus euro- In: Hanna Kulessa [Hrsg.]: Es geht päischer Sicht“. In: Das jüdische - „Von den Schibbolets einer un- mir verflucht durch Kopf und Herz. Echo. Zuhause in Europa. Vol. 58, sichtbaren Gemeinde“. Dankesrede Vergessene Briefe an unvergesse- November 2009. S. 53-59 anläßlich der Verleihung des ne Frauen. Hamburg [Hoffmann & Solothurner Literaturpreises 2001. In: Campe] 1990. S.168-184 - „Byzantinische Madonna. Isabella Basler Zeitung. Dienstag,17.7.2001, Stewart Gardner“. In: Der Standard Feuilleton S.35 1999 2000 2003 2007 8 ADALBERT STIFTER-PREIS 9
BÜCHER Übersetzung Romane Philip Larkin: Gedichte. Die Züchtigung. Düsseldorf [Claassen] 1985, dtv Übersetzt und herausgegeben. Stuttgart [Klett-Kotta] 1987 Das andere Gesicht. Düsseldorf [Claassen] 1986 , dtv Ausgrenzung. Darmstadt [Luchterhand] 1989, dtv Essays In fremden Städten. Hamburg [Luchterhand] 1992, dtv Erinnern und Erfinden. Abschied von Jerusalem. Berlin [Rowohlt Berlin] 1995, dtv Grazer Vorlesungen. Graz [Droschl-Verlag] 1999 Haus der Kindheit. München [Luchterhand] 2000, dtv Familienfest. München [Luchterhand] 2003, btb Die Grenzen der Sprache. An den Rändern des Schweigens. Zwei Leben und ein Tag [Luchterhand] 2007, btb Essays in der Reihe „Unruhe Bewahren“. St. Pölten Wenn du wiederkommst [Luchterhand] 2010, btb [Residenz Verlag] 2013 Die Annäherung [Luchterhand] 2016, btb ABSCHIED VON JERUSALEM. ROMAN [AUSZUG] Die Welt, die Rätsel bleibt. Die Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Als ich mit Gilbert an Samstagen hierherkam, der mit Beduinenstickereien auf Kleidern und Tüchern, Essays. München [Luchterhand Verlag] 2013 waren die Palmen, die jetzt breite Schatten über mit geknüpften Teppichen und Decken so voll behan- die Fußgängerpromenade werfen, noch nicht gepflanzt. gen war, daß ich mir wie in einer warmen rotschwarzen Akazien und Ginsterbüsche säumten den Weg, und Höhle vorkam. Ich weiß nicht, warum ich so lange dort die Zufahrt zum Jaffa-Tor wurde von Touristenbussen blieb, manchmal finde ich jemanden, der mir wie von blockiert. In den Jahren seither waren die Palmen jedes- früher vertraut ist, und es ist schön, sich nicht mit den üb- mal ein Stück höher gewachsen, und Westjerusalem lichen Fragen und Antworten aufhalten zu müssen. Des- hatte sein Gesicht verändert. Weiße Siedlungen auf halb weiß ich nichts von dem Händler, dessen schwarzen kahlen Hügelkämmen behaupteten sich wie ein Kaffee ich trank, außer daß er mir nichts verkaufen und Festungsgürtel über den Straßenkehren von der Küsten- mich nicht verführen wollte, er wollte nur reden, und das VORTRÄGE UND REDEN [AUSWAHL] ebene herauf. Wenn ich fort war, verklärte sich die Stadt in wollte auch ich. meiner Erinnerung, bis sie einem romantischen Gemälde 1992 - „Vergangenheitsbewälti- 2005 - „Der Erkenntniswert der Li- aus lauter goldenen Strahlen und einem tiefroten Leuch- Du hast es nicht eilig, sagte er als Erklärung, warum er mich gung in der österreichischen teratur“. Eröffnungsrede der ten glich. Am Morgen, manchmal an ganzen Vormittagen gerufen hatte, das sehe ich an der Art, wie du gehst. Und es Literatur“, Podiumsdiskus- Donaufestwochen im Stru- sind die Mauern von einem zarten, fast weißen Blau, wie kommen weniger Touristen, wegen der Intifada, ein gan- sion bei der internationalen dengau/Grein unter einem milchigen Schleier, gegen Mittag entfärbt sie zer Tag, selbst Buchmesse „Salon du livre“ ein gewalttätiges Blenden und Flimmern, das am späten ein halber im in Bordeaux - „Der Tod im Werk von Nachmittag einem sanfteren Licht zu weichen beginnt. Zwielicht des Elias Canetti“. Hommage à Es treibt die rötlichen Adern im weißen Gestein hervor Suk ist lang. 1993 - „Weibliche Erfahrung in Canetti zum 100. Geburtstag. und legt Kerben mit tiefen Schatten in seine Glätte, und Wir sind ei- Wissenschaft und Kunst“. Grazer Literaturhaus während die Dunkelheit bereits in die engen fensterlosen nander ähn- Podiumsdiskussion mit Erika Gassen der Altstadt eindringt, leuchtet noch einmal die lich, die Juden Weinzirl und Marjorie Perloff 2006 - „Herman Melville“. Vortrag Kuppel der Omar-Moschee auf und alles Kirchengold und wir, sagte an der Universität Wien in der Reihe Dichter über vom Ölberg bis zu den flammenden Wolken im Westen. er, nur will Dichter, Kremsmünsterer Hof, Am Ende der Dämmerung, bevor Jerusalem in der Nacht es keiner se- 1995 - „Literatur und Politik“. Linz verschwindet, wird es wieder blau, es ist ein weicheres hen. Wenn ein Podiumsdiskussion mit Amos Blau als am Morgen, die Lichter in den Stadtvierteln und in Franzose nach Oz und Sari Nusseibeh im 2011 - „Auch Gott ist ein Fremder“. den arabischen Dörfern der Ostseite blitzen wie Spiegel, Amerika aus- Kreisky Forum Wien Eröffnungsrede zur Ökume- die die untergegangene Sonne festzuhalten versuchen. wandert, wird er nischen Sommerakademie Dann kommen die Schatten aus den Gassen und aus den nach zehn Jah- 2001 - „Statement zur literarischen in Kremsmünster Tälern, kommen unter den fleischigen Händen der Maul- ren Amerikaner Produktion“, Vortrag an beerbäume hervor und legen sich über das Grün der sein, dasselbe den Universität Trento zum 2012 - „Die Welt, die Rätsel bleibt“. Rasenflächen. Die schiefen Kiefern empfangen den Wind gilt für Deutsche, internationalen Schriftsteller Drei Vorlesungen in der wie einen ungestümen Liebhaber, geduldig und zärtlich, für fast jede treffen Fare letteratura oggi. Reihe Unruhe bewahren der reiben ihre trockenen Finger aneinander, es klingt wie ein Nation. Aber wir, Akademie Graz Flüstern, und weit draußen versinken die Berge Moabs die Juden und 2002 - „Solidarität ist Sache des und die runden Bodenwellen der Wüste im schweren die Palästinenser, Respekts“. Festrede zur Ver - „Emily Dickinson“. Vortrag Dunkel der Nacht. haben unsere leihung der Solidaritätspreise in der Reihe Dichter über Wurzeln hier in Linz Dichter, Wissensturm, Linz Die Stadt war meine größte Sehnsucht, die sich nie er- und können sie füllte, weil ich nie wußte, was ich eigentlich von ihr wollte. nicht ausreißen 1995, S. 108-110 2004 - “Die Welt ist voller Bilder und 2018 - „Individuum versus Kategorie. Jedesmal, wenn ich hier bin, schleiche ich um sie herum und verpflanzen, in welche Bilder wir geraten, Ein Dilemma“. Eröffnungs- wie eine hungrige Katze, zwänge mich zwischen ihre ganz gleich, wie viel Zeit vergeht, wir können nirgendwo entscheidet unser Leben” rede zum 10. Hinterbrühler Mauern, dränge mich auf, nicht unwillkommen, aber doch sonst existieren, wir gingen zugrunde. Und wenn wir in der [Elias Canetti]: Festrede zur Symposium mit dem Titel: nur geduldet. Oder sehne ich mich nur jedesmal heftiger, Diaspora leben müssen, sind wir mit unseren Gedanken Eröffnung des Bruckner Dem Kind einen Namen weil die Menschen, die ich in ihr liebte, verschwunden und unserer ganzen Sehnsucht hier, in Jerusalem. festes in Linz geben sind und sie immer da bleibt? Deshalb blieb ich so lange bei ihm sitzen, weil er der ein- Vor einigen Tagen saß ich lange in einem Laden im Suk, zige war, der wir sagen konnte. 10 ADALBERT STIFTER-PREIS 11
oder die zerstörerische Verzweiflung für ein neues, ein besseres Leben, eines vorkritischen Fatalismus. Nicht von Medea, überleben Jahrtausende aber die Familie zerbricht. Der Vater um jenes antike Fatum geht es, das und erzeugen als Drama oder Epos ist weg, die Mutter bleibt eine Frem- uns ein göttliches Orakel voraussa- immer noch jene Katharsis, über die de, ein Bruder entscheidet sich für gen könnte, sondern um die mensch- Aristoteles schon im vierten vorchrist- Israel. Max ist der Einzige, der sich in liche Erfahrung, nur teilweise Herr lichen Jahrhundert viel Kluges gesagt den USA einigermaßen daheim fühlt, oder Herrin über das eigene Leben hat. beruflich erfolgreich ist, aber in Lie- zu sein. Die letzten Fragen nach der Überblickt man die insgesamt besbeziehungen bindungsunfähig, Transzendenz und dem Numinosen zehn Romane, die Anna Mitgutsch also unbehaust bleibt. Er trägt ein Foto haben sich für Anna Mitgutsch mit zwischen 1985 und 2016 veröffentlicht vom „Haus der Kindheit“ bei sich und Moderne, Aufklärung und Zivilisation hat, so begegnet man existenziellen die Erinnerung gibt Max in den Siebzi- nicht erledigt. Grundmotiven, die der Menschheits- gerjahren den Impuls zur Österreich- Es ist kein Zufall, dass sie in ihren geschichte eingeschrieben sind. Reise. Er stößt aber beim Versuch, das zwei jüngsten Romanen Verlust, Ab- Ich greife vier dieser Motive heraus: Haus der Kindheit zurückzubekom- schied und Tod thematisiert, also die 1. Die Erfahrung von Fremdheit und men, auf erhebliche Hindernisse - im Erfahrung der Grenze. In „Wenn du die Hoffnung auf Heimat; Heimat im ganz praktischen Sinn des Wortes, wiederkommst“ [2010] wird der un- räumlichen, aber auch im kulturellen aber auch im metaphorischen Sinn. erwartete Tod ihres Ex-Manns für die Sinn und verstanden als Sehnsucht, Behausung findet er im Herkunftsland Ich-Erzählerin zum Anlass für einen angenommen zu werden. 2. Die Lie- nicht. Die wartet dann doch eher in emotional vielschichtigen Rückblick be, vor allem das Scheitern an den New York. auf eine tiefe, aber schwierige Lie- Herausforderungen einer Liebe, die Die Frage „Können uns kulturelle besbeziehung. Die Trauer über den nicht als erotisches Strohfeuer de- Traditionen in der Moderne noch Ge- Tod des geliebten Menschen ist auch finiert wird, sondern als Liebe, die borgenheit und Sicherheit geben?“ Trauer über Versäumtes, Unerreich- 2010 2013 2016 auf Dauer und Verantwortung grün- wird von Anna Mitgutsch in „Haus der tes, Vorenthaltenes. In ihrem bislang det, oder als fürsorgliche Liebe, der Kindheit“ schon angespielt, im drei letzten Roman „Die Annäherung“ Eltern zu ihren noch unselbstständi- Jahre später erschienenen Roman [2016] erzählt Anna Mitgutsch die gen Kindern, aber auch als Fürsorge „Familienfest“ [2003] rückt diese Frage Geschichte einer konfliktbeladenen erwachsen gewordener Kinder für Eltern-Kind-Beziehung. Zwischen auk- ihre unselbstständig gewordenen torialer Erzählperspektive und Toch- Eltern. 3. Das menschliche Leben Können uns kulturelle ter-Perspektive wechselnd, gelingt ihr im Spannungsfeld von Freiheit und Traditionen in der Moderne eine psychologisch erhellende Erzäh- Fremdbestimmung, vielleicht sogar noch Geborgenheit und lung über die vorsichtige, liebevolle Schicksal. 4. Abschied, Verlust, Tod. Sicherheit geben? Wiederannäherung einer Tochter an In den Romanen von Anna Mit- ihren 96-jährigen Vater. gutsch wird erkennbar, dass es zwi- Meine Damen und Herren, ange- Laudatio auf Dr. Anna Mitgutsch schen diesen vier Motivkomplexen in das Motivzentrum. Es geht um eine sichts meiner Schilderungen von ge- Schnittmengen gibt, dass sie einan- jüdische Familie in Boston, ihr sozialer fährdeter Liebe, verlorener Heimat, ERINNERUNG. REFLEXION. SCHRIFT. der partiell überlagern. Dazu einige Mittelpunkt ist eine kraftvolle Frauen- schicksalhaftem oder selbst verschul- Beispiele, die ich hier nur in Ansätzen figur namens Edna. Sie hält die Erinne- detem Unglück mag bei Ihnen der Wenn man Anna Mitgutsch ver- Aber wie zuverlässig ist die Erin- durch sogenannte „handwerkliche“ Ent- skizzieren kann: rung an die Familiengeschichte wach. Eindruck einer bedrückenden Erd- ärgern möchte, dann stelle man ihr – nerung? Welche Einzelstücke aus der scheidungen: durch Perspektivierung, Lillian, die Protagonistin im Roman Indem sie erzählt, versucht sie eine schwere entstanden sein. Daher will mit einer wohltemperierten Mi- Fülle des Vorgefallenen und Erleb- kompositorische Verfahren des Text- „In fremden Städten“ [1992], ist eine in kollektive Identität und das Gefühl ich mit dem Hinweis schließen, dass schung aus Naivität und Taktlosig- ten bleiben in der Erinnerung aufge aufbaus, Raffung oder Dehnung der Österreich verheiratete Amerikanerin, der Zusammengehörigkeit aufrecht- zwischen den dunkleren epischen keit – die Frage: Haben Sie das alles hoben? Welche davon halten der Zeit und anderes mehr. die nach fünfzehn Jahren Ehe in eine zuerhalten. Die Auflösungserschei- Tönen auch immer Zeichen von Hoff- wirklich genau so erlebt, wie Sie es in Bearbeitung durch die Schrift Stand? Sie sehen, meine Damen und Her- persönliche Krise gerät und Mann und nungen sind aber nicht zu leugnen. nung, Glück und Sinn aufleuchten. Ihren Romanen erzählen? – Die Lite- Und vor allem: Welche Bedeutung ren, die eingangs zitierte Leserfrage Kinder verlässt, indem sie einer spon- Nicht nur private Lebenssituationen Und wer Anna Mitgutsch kennt, weiß, ratur und das Leben, zweifellos ist das wird den Erinnerungsstücken durch Haben Sie das alles wirklich genau tanen Leidenschaft für einen jungen erweisen sich als brüchig, auch die dass sie über eine kostbare Eigen- ein Thema, das der Beachtung und das schreibende Subjekt zugespro- so erlebt, wie Sie es in Ihren Roma- amerikanischen Sänger nachgeht. an das Judentum gebundenen fami- schaft verfügt, die vieles im Leben der Betrachtung wert ist. chen? nen erzählen? erodiert rückstandslos Lillians Gefühl erweist sich als Illusion liären Feierrituale verlieren in einer sä- leichter macht. Anna Mitgutsch hat Anna Mitgutsch gehört zu den Anna Mitgutsch ist eine intellek- im rauen Wind der poetologischen und die Rückkehr in das Herkunfts- kularisierten Welt ihre bindende Kraft. Humor. Den braucht sie als Schriftstel- Autorinnen und Autoren, die – un- tuelle Autorin, die den erkenntnis- Reflexion. Man kann sie aber durch land USA wird nicht zur als Heimkehr In „Zwei Leben und ein Tag“ [2007] lerin auch, denn unser leider schon trennbar verbunden mit dem kritischen Diskurs der Moderne nicht andere, tragfähigere Fragen ersetzen: im metaphorischen Sinn. Aber auch provoziert Anna Mitgutsch die Frage verstorbener Kollege und Freund eigenen Schreiben – immer wieder nur kennt, sondern in ihr Verständnis Welche Deutung des Erlebten vermit- die soziale Welt, die sie verlassen hat, nach den Grenzen freier Lebensge- Walter Wippersberg hat einmal treff- solche Betrachtungen anstellen. Die von literarischem Schreiben integ- teln Gehalt und Gestalt eines Romans ihre Familie in Österreich, signalisiert staltung. Die Erzählerin reflektiert in sicher festgestellt: Das Leben ist an poetologische Reflexion des poeti- riert. Mit naivem Realismus verträgt uns Leserinnen und Lesern? Und was ihr, dass man sie „daheim“ nicht ver- Briefen an ihren Ex-Mann das Schei- sich schon hart, aber das Kulturleben schen Akts leistete sie – unter ande- sich solch ein Schreiben nicht. Ein löst diese Deutung in uns aus? Zu misst. tern einer großen Liebe und spiegelt ist noch härter. Liebe Anna, wir, dei- rem – in ihren Vorlesungen mit dem weiterer Aspekt besteht darin, dass welchen Erinnerungen und Einsichten Anna Mitgutschs Roman „Haus der die eigene Geschichte in der Le- ne Leserinnen und Leser, danken dir, aussagekräftigen Titel „Erinnern und sich die Schriftstellerin, so wie jede gelangen wir, wenn wir mit Anna Mit- Kindheit“ [2000] könnte man, Bezug bensgeschichte des amerikanischen dass du der Härte des Kulturlebens Erfinden“ [1999]. Die Erinnerung an das Kunstschaffende, als schöpferisches gutsch über das Medium des Romans nehmend auf den Titel, ein Buch der Schriftstellers Herman Melville - ein seit Jahrzehnten trotzt, und wir hoffen, Gesehene, Gehörte, Gefühlte, kurz- Subjekt versteht, das eine eigene kommunizieren? Unbehaustheit nennen. Die Haupt- sehr kunstvolles kompositorisches dass du es noch viele Jahre mit dei- um an das Erlebte, ist die unerschöpf- Welt hervorbringt, zum Beispiel eine Große, wirkungsmächtige Literatur handlung erzählt vom Leben des Max Verfahren. Dadurch weckt sie unsere nen Schöpfungen bereichern wirst. liche Vorratskammer der Literatur. Ihr Romanwelt, die sich zwar auf das Le- bezieht sich fast immer auf essenzielle Bermann, der in der Zwischenkriegs- Erinnerung an einen Begriff, der von entnimmt eine den Menschen zuge- ben bezieht, aber nicht mit diesem Themen der menschlichen Existenz. zeit als Fünfjähriger mit seiner jüdi- weit herkommt, den Begriff „Schick- Dr. Christian Schacherreiter wandte Erzählerin den Stoff zu ihren identisch ist. Die besondere Gestalt Mythische Erzählungen, zum Beispiel schen Familie Österreich verlassen sal“. Anna Mitgutsch löst diesen Be- Lehrbeauftragter für Literatur sowie Geschichten. einer fiktionalen Welt entsteht auch über das Unglück des Königs Ödipus hat. Die USA sind das Hoffnungsland griff aus dem geschichtlichen Kontext Schriftsteller und Literaturkritiker 12 ADALBERT STIFTER-PREIS
BILDENDE KUNST Auguste Kronheim BÜHNENKUNST 2018 Harald Gebhartl DENKMALPFLEGE Mag. Gerald Gottsbachner und Mag.a Marianne Gottsbachner INTERDISZIPLINÄRE KUNSTFORMEN Mag.a Tatiana Lecomte KULTUR- UND GEISTESWISSENSCHAFT Mag. Dr. Walter Schuster, MAS LITERATUR Dr.in phil. Sabine Scholl
PREISE | AUSZEICHNUNGEN 1972 - Theodor-Körner-Preis 1973 - Förderungspreis des Wiener Kunstfonds 1977 - 1. Preis Politische Graphik in Österreich, vergeben von der Jungen Generation, Jury: Klaus Staeck O Ö and ©L Auguste Kronheim geb. 1937 in Amsterdam, lebt und arbeitet in Wien Bild links: „Winkels“, aus der Serie „Mein irisches Bilderbuch“, Nr. 11, 1966, Holzschnitt auf Japanpapier, 44,3 x 56,7 cm [34 x 48 cm] Bild rechts: Aus der Serie „Entfernung“, Nr. 1, 1987, Holzschnitt, handkoloriert auf Japanpapier, 50 x 65 cm [29,5 x 47,6 cm], Aufl. 1/30 Fotos © NORDICO Stadtmuseum Linz 1944 Übersiedlung nach Grundlsee 1948 Übersiedlung nach Linz 1952-1956 Besuch der Bundesgewerbeschule Linz, Fachrichtung Graphik 1956 Heirat mit dem Maler Fritz Aigner. Geburt des Sohnes Friedrich 1957-1960 Weiterbildung im Holzschnitt bei Hanns Kobinger HOLZSCHNITT-SERIEN 1959 Geburt der Tochter Eva Maria 1962 Scheidung der Ehe 1969 - Wurmfortsatz 1983 - Geschmack [Einfach ist 1963 Geburt des Sohnes Amadeus 1970 - Begleiterscheinungen - zweifellos] 1964-1966 Aufenthalt in Irland örtliche Verhältnisse 1986 - Tragödie eines weißbärti- 1966 Übersiedlung nach Brunnwies bei Untermühl - Frau und Mutter gen Mannes 1969 Übersiedlung in das Burgenland 1971 - Décadence 1987 - Entfernung 1970 Übersiedlung nach Wien 1972 - Hell wie der lichte Tag 1988 - Der Großglockner. Geburt der Zwillinge Brendan und Sheila 1973 - Die Krankheit zum Tode - Serie mit 7 Ansichten Teilnahme an der 1. Graphikbiennale, Secession, Wien für Hermann Flasch 1992 - Schang-Schung. Himmels- 1991-1996 Mehrere Studienreisen nach Nepal - Unheimliche Kindheit reisen - ‚Mein Weg ist der 1974 - Oben und Unten [Kapital Saum einer purpurnen und Arbeit] Wolke‘ 1976 - Wien III 1994 - Die Brücke zum anderen 1978/79 - Morgen bist du Hausfrau Ufer 1980 - Durch die Wüste 1995 - Holzschnittserie Kalte 1982 - Durchs wilde Kurdistan Schulter - Variationen über dem Bergweg 16 LANDESPREIS BILDENDE KUNST 17
Laudatio auf Auguste Kronheim KUNST ALS „BEGLEITERSCHEINUNG DES LEBENS“ Auguste Kronheim übersiedelt mit scheinbaren Idylle des Landlebens James Rosenquist. Wie schon zuvor ihrer Familie 1948 von Grundlsee nach ab. Sie setzt den Dorftratsch bildlich in ihrer Serie Hell wie der lichte Tag Linz. Ab 1952 besucht sie die Linzer um, wonach sich die körperliche Zu- kombiniert die Künstlerin fallweise Kunstgewerbeschule, wo sie von Paul neigung so mancher Bauern zum die Darstellung manueller Arbeit mit Ikrath unterrichtet wird. Einen bedeu- lieben Vieh als größer erweist als zu inneren Bildern oder Gedankenasso- tenden Einfluss auf ihr künstlerisches ihren Angetrauten. Sie prangert Brun- ziationen. Die Geschlechterdebatte Schaffen übt der oberösterreichische nenvergifter und Zündteufel an und kulminiert in den 1970er-Jahren zum Künstler Hanns Kobinger aus, den vergisst auch nicht die geschwän- wichtigsten Topos ihres künstleri- die junge Frau zwischen 1957 und gerte Magd, die im Tod den letzten schen Schaffens. 1960 mehrmals in seinem Domizil in Ausweg findet. Der Zyklus zeigt sich Grundlsee besucht. Kobinger ist ein in seiner formalen Ausführung mittel- Ab den 1980er-Jahren wendet Meister des Holzschnitts, den die Pa- alterlich-volkstümlich. Die Linien wer- sich Kronheim verstärkt der Natur zu, AUSSTELLUNGEN pierschablonenschnitte Franz Zülows den in groben, breiten Holzgraten wobei sie hier der Ausdruck des Bild- faszinieren und der sich auch intensiv hervorgehoben. Die Handkolorie- künstlerischen besonders interessiert. 1961 - Ausstellung in der Galerie Bejvl, Linz mit Egon Hofmanns Holzschnitten rung verleiht den Holzschnitten ei- Die Auseinandersetzung mit formalen 1962 - Ausstellung in der Galerie Bejvl, Linz befasst. nen starken Leuchtcharakter, der die Harmonien und Dissonanzen fern- 1964 - Ausstellung in der Galerie Gurlitt, München Schärfe der Gesellschaftskritik noch ab mimetischer Repräsentation tritt 1966 - Ausstellung in der Pädagogischen Neunzehnjährig verheiratet sich verstärkt. Als Genrebilder weisen sie, in den Vordergrund. In der sechs- Hochschule, Bonn die junge Frau mit dem bekannten wenn auch drastisch überhöht, Par- teiligen Holzschnittserie „Entfernung“ 1967 - Ausstellung in der Pädagogischen Linzer Maler Fritz Aigner. Sohn Fried- allelen zu fotografischen Serien von [vgl. Abb. S. 17] arbeitet sie mit for- Hochschule, Köln rich wird geboren und drei Jahre Heinz Cibulka, Franz Hubmann oder malen Facettierungen und Aufsplitte- 1969 - Ausstellung in der Galerie Bejvl, Linz später kommt Tochter Eva Maria zur Leo Kandl auf. Kronheim ist mit die- rungen. Kronheim schildert in dieser 1972 - Ausstellung in der Galerie Globetrotter, Welt. Auguste Kronheim-Aigner ist sem Thema topaktuell! Serie den Tod als ein schrittweises Frankfurt am Main nun Mutter, Hausfrau und Künstlerin. Verschmelzen mit der Natur. Selten 1974 - Ausstellung in der Galerie Lehner, Linz, Sie stellt 1961 erstmals in der renom- zuvor wurde das sogenannte „letzte gemeinsam mit Sepp Hinterleithner [Keramik] mierten Linzer Galerie Bejvl aus. Nach Dieser erste Thema“ auf eine so poetische Weise 1975 - Ausstellung im NORDICO Stadtmuseum Linz der Scheidung der Ehe im Jahr 1962 Holzschnittzyklus berichtet bildsprachlich formuliert. 1976 - Ausstellung Elefanten Press Galerie, bleibt sie noch zwei Jahre in Linz, ehe von Geburten, Alltags- und Berlin-Kreuzberg sie gemeinsam mit ihren Kindern zu Todesriten ... Auguste Kronheim verbrachte 1979 - Ausstellung in der Galerie Hildebrand, einer mehrjährigen Reise nach Irland eine wesentliche Zeit ihrer künstleri- Klagenfurt aufbricht. Für eine Linzer Tageszei- schen Prägung sowie ihres künstleri- 1980 - Ausstellung in der Galerie Henning, Hamburg tung sendet die Künstlerin Kurzge- 1970 übersiedelt die Künstlerin schen Schaffens in Linz und Oberös- 1981 - Ausstellung in der BAWAG Foundation, Wien schichten über ihre Erlebnisse zurück nach Wien. Frei nach dem Motto „Das terreich. Was hier vielversprechend 1982 - Ausstellung in der Galerie APEX, Göttingen in die Heimat. Private ist politisch“ [Edith Almhofer] begann und großartig reifte, wurde 1983 - Ausstellung in der Galerie an der Stadtmauer, beginnt sie, den Holzschnitt zur Pro- später kontinuierlich fortgeführt. Zur Villach Zurück in Linz setzt Kronheim die klamation feministischer Standpunkte einzigartigen Qualität ihres künstleri- 1984 - Ausstellungsbeteiligung Paul Ikrath und seine in Irland gewonnenen Eindrücke in einzusetzen. Damit befindet sie sich in schen Œuvres trägt neben den ge- Meisterschüler, NORDICO Stadtmuseum Linz ihre 16-teilige Serie „Mein irisches Bil- bester Gesellschaft mit VALIE EXPORT, nialen Bildfindungen die großartige 1985 - Ausstellung im österreichischen Kulturinstitut, derbuch“ [vgl. Abb. S. 17] um. Dieser Birgit Jürgenssen, Linda Christanell technische Perfektion bei. In der Zu- Paris erste Holzschnittzyklus berichtet von und Karin Mack. Kronheims achttei- sammenschau ihres künstlerischen - Ausstellung Künstler arbeiten in Betrieben, Geburten, Alltags- und Todesriten auf liger Zyklus „Morgen bist du Haus- Schaffens wird deutlich, wie sehr sich Firma Siemens, Wien einer kleinen irischen Insel. Kronheim frau“ [vgl. Abb. S. 18] thematisiert die Auguste Kronheim von der Darstel- 1986 - Ausstellung in der Galerie Schwankl, kontrastiert darin mächtige Hell-Dun- berühmten „drei K“: Kinder, Küche, lung rein visueller Phänomene, wie sie Wolfratshausen kel-Werte und setzt kühne Perspekti- Kirche. Eindeutig weiblich/männlich sie zunächst bei Egon Hofmann und 1988 - Ausstellung in der Galerie Mana, Wien ven und Verkürzungen ein. Durch die konnotierte Motive erlauben ihr, den Hanns Kobinger vorfand, Zug um Zug 1989 - Ausstellung in Galerie Hofkabinett, Linz vielen narrativen Details wirkt der Zy- Geschlechterkampf auf den Punkt zu befreite. Es ist schließlich Kronheims 1991 - Ausstellung bei Ludwig Beck am Rathauseck klus wie ein spannender Reisebericht. bringen. Zur Schärfung ihrer Intention Verdienst, den Holzschnitt inhaltlich Bild oben: „Begleiterscheinungen - örtliche Verhältnisse“, Nr. 9, 1970 im Vierten, München Bald darauf übersiedelt Kronheim integriert Kronheim einzelne Wörter, pointiert und in technischer Brillanz Holzschnitt, handkoloriert auf Papier, 26,8 x 20,8 cm, Aufl. 13/20 2014/15 - Ausstellungsbeteiligung Kunstgenuss Essen, mit ihren Kindern ins Mühlviertel. Parolen und Texte in ihre Holzschnit- als Medium politischer und feministi- NORDICO Stadtmuseum Linz Trotz der harten Winter und der be- te, wie den damals bekannten Wer- scher Gesellschaftskritik in unsere Zeit Bild unten: „Morgen bist du Hausfrau“, Nr. 3, 1978, Holzschnitt, 2017/18 - Ausstellung Auguste Kronheim. Begleiterschei- scheidenen Lebensverhältnisse in der beslogan „Pflegen ist unsere Stärke“. geführt zu haben. handkoloriert auf Japanpapier, 32 x 23,8 cm [19 x 17,3 cm], Aufl. 2/30 nungen, NORDICO Stadtmuseum Linz Brunnwies bei Untermühl verliert sie Manche Themen spitzt sie ausschnitt- 2019 - Galerie Hofkabinett Linz [gemeinsam mit den Mut nicht. In ihrer Serie „Begleit- haft als Blow-up zu. Diese Fokussie- Dr. Brigitte Reutner Fotos © NORDICO Stadtmuseum Linz Monika Pichler] erscheinungen - örtliche Verhältnisse“ rung auf wichtige Details verwenden Kunsthistorikerin, Leiterin Grafik- und [vgl. Abb. S. 18] rechnet die Künstle- damals auch internationale Pop-Art- Fotosammlung des LENTOS rin allerdings schonungslos mit der Künstler wie Tom Wesselmann und 18 LANDESPREIS BILDENDE KUNST
DRAMATURGIE SCHAUSPIEL BEARBEITUNG Die Berühmten. Versuch. [1990] Der kranke Raum [1991] Der Zerrissene [2000] Versuch. Ein Stück [1990] Der Talisman [2007] Die Drei von der Tankstelle [2010] AUTOR 1990 - Titanic oder sink positiv 2014 - Blues Brothers 1994 - PeepShow 1 2015 - Er ist wieder da 1995 - Lucky Strike 2016 - Charleys Tante und die - PeepShow 2 Macht des Geldes sic Me ©T om 1998 - Loving Garbo 2017 - Der Menschenfeind - Orfeus//Donau//Euridike 2018 - Urfaust 2000 - sitcom : menschenzoo 2019 - Die Rückkehr der Blues Harald Gebhartl 2001 - Jedermann Brothers geb. 1957 in Leonding REGIE Harald Gebhartl, geboren 1957 in Leonding, ist künstlerischer Leiter sowie Mitbegründer des Linzer Theater Phönix [1989] und prägte die Linzer Institution von der ersten Stunde an. 1990 - Quartett 2001 - Jedermann 2014 - Blues Brothers Zusätzlich ist er als freier Autor, Dramatiker und Regisseur tätig. 1992 - Vom Fleischhacken und 2002 - Das Ende vom Anfang 2015 - Er ist wieder da Als Dramatiker erlebte er dreizehn Uraufführungen im Theater Phoenix, und als Regisseur Liebhaben inszenierte er bereits über 50 Dramen, Opern und Performances, unter anderem im Lan- 2003 - Geschichten aus dem Wie- 2016 - Charleys Tante und die destheater Linz, dem Ars Electronica Center, im Ensembletheater Wien, dem Staatstheater 1994 - PeepShow 1 ner Wald Macht des Geldes Saarbrücken und dem Schauspielhaus Kiel, für den ORF und im Rahmen des Brucknerfes- - Clockwork Orange tival Linz. 2005 - Pussycats! 2017 - Der Menschenfeind 1995 - PeepShow 2 1994 erhielt er das österreichische Staatsstipendium für Dramatik und 1996 ein Literar-Me- 2007 - Der Talisman 2018 - Urfaust chana-Stipendium für sein künstlerisches Gesamtwerk. 1996 - Pension Schöller - Geschnitzte Heiligkeit 2009 - Big Bang Löbinger 2019 - Die Rückkehr der Blues 2013 erschien sein Roman „Fett!“ im Arovell-Verlag. Als Autor publiziert Gebhartl in diver- - Die Axt im Bischofsrücken Brothers sen Printmedien und las bereits auf der Buchmesse Leipzig, im Schauspielhaus Kiel, der 2010 - Die Drei von der Tankstelle Deutschvilla Strobel und im Stifterhaus Linz. 1997 - The Black Rider 2012 - Fra Diavolo Aktuell tritt er auch regelmäßig als Autor, Dramatiker, Regisseur und Musikaktionist des seit 1998 - Loving Garbo 2014 performenden und konzertierenden Musikprojektes „Rea de Luxe“ auf. - urfaust.goethe 2013 - Biedermann und die Brand- stifter Im Theater Phoenix war er für die Regie von insgesamt 26 Produktionen verantwortlich. 2000 - Der Zerrissene 20 LANDESPREIS BÜHNENKUNST 21
Blues Brothers [2014] Foto © Christian Herzenberger Die Drei von der Tankstelle [2010]; Foto © Christian Herzenberger URAUFFÜHRUNGEN [AUSWAHL] - Spielstatt Leonding: Torkater Carlo, Das Menschenspiel des Doktor Faust, Musikal Banal - Landestheater Linz: Was geschah wirklich mit Robert K. - Ars Electronica Linz: Mein Kopf ist ein Aquarium - Europäischer Kulturmonat 92 - Linzer Schiffswerft: Orfeus/Donau/Euridice - Ensembletheater Wien: R.I.P. - Schauspiel St.Pölten: Vatertag - Staatstheater Saarbrücken: Peepschau II - Rampe Stuttgart: Willi the Kid - Schauspiel Kiel: Fête des Pères - Theater Phönix Linz: Lucky Strike, Peepschau I, Charleys Tante und die Macht des Geldes, Der Menschenfeind oder Wie Herr Molière zum Mörder wurde JURYBEGRÜNDUNG Harald Gebhartl ist ein Allrounder der oberösterreichischen Theaterszene – als Regis- seur, Dramatiker, Theatergründer, künstlerischer Leiter und Musiker, hat er mit seinem Lebenswerk die Theaterszene Oberösterreichs über lange Jahre hinweg aktiv mit- gestaltet und geprägt. Das Theater Phoenix als größte und bedeutendste freie Bühne Biedermann und die Brandstifter [2013]; Foto © Christian Herzenberger Oberösterreichs ist nicht ohne Harald Gebhartl denkbar und Harald Gebhartl nicht ohne das Theater. 22 LANDESPREIS BÜHNENKUNST
BÖDEN | STIEGENHAUS Es wurden in allen Wohnräumen verkleidet, dies ebenso mit Fichten- schlossen hat. In den Vorräumen neue Pfostenböden aus Fichtenholz brettern mit geölter Oberfläche. Eine und Gängen im ersten Stock wurden auf Polsterhölzer, die in die großteils gänzliche Neuanfertigung der Stiege handgeschlagene Ziegelplatten in ei- erhalten gebliebene, ursprüngliche hätte ein Beispiel alter Handwerks- nem Kalkmörtelbett verlegt; auch hier Beschüttung gelegt wurden, ver- kunst des Holz-Treppenbaues über wurde die Oberfläche nur geölt. legt. Die Oberfläche ist nur geölt. Die Tonnengewölben zerstört, weshalb vorhandene Holzstiege wurde neu man sich zur genannten Lösung ent FASSADE Die vorgefundene platzseitige Fas- sadengestaltung zeigte einfache Formen des 19. Jahrhunderts, wurde aber unter den vorherigen Eigen- tümern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast völlig erneuert, y ra h wodurch die Fassade großflächig tog ph o mit Rieselputz auf Zementbasis über- olf. ©n iciw zogen war; auch der Großteil der Faschen und Gliederungen war in Zementmörtel erneuert. Nachdem entschieden wurde, den rezen ten Putz vollständig abzunehmen, da Mag. Gerald Otto Gottsbachner sich auf Grund der falschen Technik zahlreiche Risse und Hohllagen zeig- Mag.a Marianne Gottsbachner Bild oben: vor Restaurierung ten, kam darunter der bauzeitliche, Bild unten: nach Restaurierung in seiner Oberfläche jedoch massiv Restaurierung der Objekte Stadtplatz 6 und 7 in Eferding Fotos © Gottsbachner zerstörte Kalkputz zu Tage. Da dieser noch etliche Reste der ursprünglichen malerischen Gliederung zeigte, fiel der Entschluss zu Gunsten einer ori- ginalgetreuen Rekonstruktion, zumal am Erker neben den drei bekannten RESTAURIERUNGSGRUNDSÄTZE noch ein weiteres gotisches Fenster- gewände aufgefunden wurde. Nach Beim gesamten Bauvorhaben wurde nach dem Prinzip „Restaurierung bzw. Reparatur vor einer genauen Vermessung sämt- Erneuerung" vorgegangen. Ausstattungsteile und Bauteiloberflächen, die nicht mehr in ei- licher Dekorreste und der Aufnahme nem historisch adäquaten Zustand erhalten waren, wurden grundsätzlich in traditionellen der Farben wurde die gesamte Fassa- Handwerkstechniken ergänzt oder neu hergestellt. Sämtliche Arbeiten wurden durch Ei- de mit Kalkmörtel verputzt, wobei die gentümer und Baubegleitung genau überwacht, um allfällige unabsichtliche Zerstörungen Oberfläche keinen Artstrich erhielt wertvoller Teile zu verhindern; hierdurch konnten unter anderem ein verbautes Spitzbogen- sondern der Putz nur mit der Maler- Steingewände und Seccomalereien vor Beschädigung oder Zerstörung bewahrt werden. bürste verstrichen wurde. Die Gliede- rungen und farblichen Gestaltungen Unter Anleitung der zielraum architektur ziviltechniker gmbh wurden neben der Durch- wurden dem Befund entsprechend führung der Arbeiten überwiegend mit Firmen aus der Region auch umfangreiche Eigen- mit dem Nagel vorgeritzt und freihän- leistungen in das Vorhaben investiert, sodass nach dem Baubeginn im Jahr 2011 die Ar dig in den entsprechenden Farben beiten erst im Sommer 2019 endgültig abgeschlossen werden konnten. Diese relativ lange mit rein mineralischen Pigmenten Bauzeit hat sich insofern als Vorteil erwiesen, als keine überhasteten und möglicherweise nachgezogen. Den historischen Ge- nachteiligen Entscheidungen getroffen werden mussten. gebenheiten entsprechend wurden sämtliche Werksteinteile gemäß dem Erstbefund geschlämmt und nicht wie meist üblich „freigelegt“. 24 LANDESPREIS DENKMALPFLEGE 25
GEWÖLBE Die Gewölbe mussten teilweise gesichert werden. Es wurde hierzu die auf den Gewöl- ben liegende Beschüttung entfernt und gela- gert. Danach wurde der Kalkmörtel, der seine Festigkeit verloren hatte, im oberen Bereich Holzdecke nach Restaurierung, Foto © Gottsbachner der Fugen ausgekratzt, die nun bis zu 8 cm tiefen Fugen ausgesaugt und dann neu mit Kalkmörtel vergossen; hierdurch konnte die ursprüngliche Stabilität wieder hergestellt und HOLZDECKEN der Bestand dauerhaft sichergestellt werden. Die in beiden Häusern erhaltenen insgesamt sieben Holz- Eines der vorhandenen Kreuzgewölbe war decken waren alle mit Schilfrohr vernagelt und verputzt. insbesondere durch eine Leitungsverlegung Diese Decken, sechs Riemling- und eine Rundholzdecke, etwa aus den 1930er Jahren mitten im Ge- wurden frei gelegt und zu deren Erhaltung auf Stützkons- wölbegrat etwas zusammengesackt. Dieses truktionen rückverhängt. wurde durch einen dem Eigentümer glück- Foto © Gottsbachner licherweise noch zur Verfügung stehenden, Danach wurden die Decken von unzähligen Nägeln be- betagten Maurer nach Freilegung von Putz Seccomalereien: freit und behutsam gereinigt: und Beschüttung vorsichtig wieder auf die ur- Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurden im zweiten Obergeschoß Seccomalereien aus dem Verrußungen wurden in bis zu drei Waschungen mit sprüngliche Scheitelhöhe angehoben, bevor zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts aufgefunden, die in ihrem gesamten erhaltenen Umfang frei- Schmierseife und Warmwasser entfernt, sekundäre Über- es in der ursprünglichen Form mit Kalkmörtel gelegt restauriert wurden. streichungen mit Kalkfarbe wurden durch Waschungen vergossen werden konnte. mit Mineralwasser abgenommen. Im Anschluss an die Gewölbesanierung wur- Nach einer entsprechenden Trocknungszeit wurden alle de sogar die bauzeitliche, zwischenzeitig in Decken nach Rückfrage mit einem Leinöl-Balsamterpen- anderen Räumen des Hauses gelagerte Be- tin-Gemisch zweimal eingelassen. schüttung wieder eingebracht. JURYBEGRÜNDUNG Die beiden spätmittelalterlichen Bür- terial unter Verwendung von reinem Reparatur vor Erneuerung“ vorgegan- gerhäuser wurden im 15. Jahrhundert Kalkmörtel durchgeführt. gen. Ausstattungsteile und Bauteil- errichtet. Als die beiden Häuser vom oberflächen, die nicht mehr in einem jetzigen Eigentümer erworben wur- Der noch partiell vorhandene bauzeitli- historisch adäquaten Zustand erhalten den, wurden diese nur mehr teilwei- che Innenputz wurde gefestigt und er- waren, wurden in traditionellen Hand- se genutzt, leere Räume dienten als halten. Ebenso wurden die Gewölbe, werkstechniken ergänzt oder neu Lager für Gerümpel. Zuvor waren nur Holzdecken und Böden von rezenten hergestellt. Der überwiegende Teil notdürftige Instandhaltungen erfolgt, Belägen befreit und in ursprünglicher der Arbeiten wurde mit Firmen aus die jeglichen Denkmalpflegeaspekt Form und Technik saniert. Die Kunst- der Region oder mit umfangreichen vermissen ließen, wie auch der Ein- stofffenster wurden durch Holzkasten- Eigenleistungen durchgeführt. Die ak- bau von Kunststofffenstern zeigt. Die fenster ersetzt. tuelle Nutzung wird von der Eigentü- Rückseite war mit Efeu und wildem merfamilie als „Idealzustand von Woh- Wein teilweise bis zu zwei Meter ver- Im Haus Stadtplatz 6 befindet sich im nen und Arbeiten unter einem Dach“ wuchert, der Verputz war nur mehr Obergeschoß eine bemerkenswerte beschrieben. marginal vorhanden. Secco-Malerei aus dem zweiten Vier- tel des 16. Jahrhunderts mit der Dar- Für die vorbildhafte Sanierung und Nach Abnahme des rezenten Fassa- stellung einer Szene von Pyramus und Restaurierung in Zusammenarbeit mit denputzes kamen noch Reste des Thisbe, aus den Metamorphosen von dem Bundesdenkmalamt und die be- bauzeitlichen Kalkputzes zu Tage. Da Ovid. Die Malerei wurde in ihrem ge- dachte denkmalgerechte Umsetzung dieser noch die ursprüngliche maleri- samten erhaltenen Umfang freigelegt der Maßnahmen bei den Bürgerhäu- sche Gliederung zeigte, konnte diese und restauriert. sern am Stadtplatz 6 und 7 in Eferding originalgetreu rekonstruiert werden. wird Mag. Gerald und Mag. Marianne Bild links: Gewölbe bei Restaurierung, Bild rechts: nach Fertigstellung Ausbesserungsarbeiten am Mauer- Bei sämtlichen Maßnahmen wurde Gottsbachner der Denkmalpreis des Fotos © Gottsbachner werk wurden mit originalem Steinma- nach dem Prinzip „Restaurierung bzw. Landes Oberösterreich 2019 verliehen. 26 LANDESPREIS DENKMALPFLEGE
PREISE | AUSZEICHNUNGEN 2001 - Fotoförderungspreis der Stadt Graz Grafikwettbewerb, Innsbruck 2004 - outstanding artist award - - Anerkennungspreis des Landes Niederöster- künstlerische Fotografie, Bundeskanzleramt reich, Medienkunst - künstlerische Fotografie - Förderstipendium der Sussmann Stiftung 2013 - Preis der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG, 2006 - European Central Bank Photography Award 33. Österreichischer Grafikwettbewerb, Innsbruck [2. Preis] 2015 - European Month of Photography Arendt 2009 - Preis der Hypo Tirol Bank AG, 31. Österreichi- Award, Luxemburg scher Grafikwettbewerb, Innsbruck - Siegerprojekt, BIG ART Wettbewerb - Mahnmal Viehofen, 1. Preis [ex aequo mit Kurzfilm Gusen Catrin Bolt], Kunst im öffentlichen Raum NÖ 2017 - Projektstipendium f/12.2 der DZ Bank, - Staatsstipendium für bildende Kunst, Frankfurt am Main Bundeskanzleramt 2019 - Österreichischer Kunstpreis - Fotografie, 2011 - Preis der Stadt Innsbruck, 32. Österreichischer Bundeskanzleramt SCREENINGS VON EIN MÖRDERISCHER LÄRM 2015 - Staging the Image : A Portrait kuratiert von Cana Bilir-Meier, FOL Sinema, Istanbul - Dokumentarfilm als Spekulation, Lehrver- anstaltung von Georg Wasner und Joachim Schätz, Österreichisches Filmmuseum, Wien 2016 - Filmreihe zur Ausstellung Zwangsarbeit im en Nationalsozialismus, Top Kino Wien Wi ©B ildr echt EINZELAUSSTELLUNGEN - Interaktionen, auf Einladung von Bertrand Perz, Institut für Zeitgeschichte, Wien 2000 - Tatiana Lecomte - Photographs, Austrian - 33. Kassler Dokumentarfilm und Videofest, Cultural Forum, Tokyo Kassel 2003 - Au bord d’une rivière, photo wall, - Vienna Independant Shorts, 13. Festival für Mag.a Tatiana Lecomte Kunsthalle, Wien Kurzfilm, Animation & Musikvideo - Orte - lieux communs, Camera Austria, Graz 2017 - Hors-champ, mumok kino, Wien geb. 1971 in Bordeaux, lebt und arbeitet in Wien 2004 - Promenons-nous, Fotohof, Salzburg 2018 - Realismus und Protest, Lehrveranstaltung 2005 - A Forest, Thomas K. Lang Gallery at von Georg Wasner und Joachim Schätz, Webster University, Wien Österreichisches Filmmuseum, Wien 1991-1992 Académie des Beaux-Arts, Lyon 2006 - Reading in Absence, Dreizehnzwei, Wien 1993-1995 Meisterklasse für Malerei, Ortweinschule, Graz 2007 - Ersatz, Jesuiten Foyer, Wien 1995-2002 Universität für angewandte Kunst, Wien [Diplom in freier Grafik] - Neu in Biel, lokal-int, Biel-Bienne 1998-2000 Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam [Diplom in künstlerischer Fotografie] 2009 - Scriptures Without Words, Galerie Stadt- park, Krems www.tatianalecomte.com 2011 - Wien 5. [Arbeitstitel], das weisse haus, Wien - Šejla Kamerić, Tatiana Lecomte, Camera Austria, Graz 2012 - Die El-Alamein-Stellung. Eine Montage, Ve.Sch, Wien 2013 - Tselem ve-Tsilum, Museum am Juden- PROJEKTE IM ÖFFENTLICHEN RAUM platz, Jüdisches Museum Wien - Meine erste Löwin, Neue Galerie, 2010-12 - Postkarten können wir 2018 - Frauen und Mädchen! Eine Tiroler Künstlerschaft, Innsbruck eine pro Person schreiben, Intervention vor dem Palais 2016 - Tatiana Lecomte, Photography Challen- Mahnmal Viehofen, St. Pöl- Niederösterreich in Wien ges History, Central European House of ten, Niederösterreich zur Geschichte der poli- Photography, Bratislava tischen Teilhabe und der 2017 - Nach einer wahren Gegebenheit, 2015 - Then Hitler Invaded Austria. Durchsetzung persönlicher Galerie Marenzi, Leibnitz Vertreibung in die Sehn- Rechte von Frauen zwi- 2018 - Anschluss, Lentos Kunstmuseum, Linz sucht, Publikation als tem- schen 1848 und 1918 - Chiasmata 17 - 18, Anna Artaker, Tatiana poräre Installation im Muse- Lecomte, Josephinum, Wien Foto © Bildrecht Wien um ERLAUF ERINNERT, Erlauf, 2019 - Void. Tatiana Lecomte & Yvonne Oswald, Zeitzeuge Jean-Jacques Boijentin mit Geräusche- Niederösterreich Austrian Cultural Forum, New York macher Julien Baissat am Set in Korsika, 2014 28 LANDESPREIS INTERDISZIPLINÄRE KUNSTFORMEN 29
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