NATUR & UMWELT - PARCS.at

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NATUR & UMWELT - PARCS.at
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NATUR & UMWELT
i m         P a n n o n i s c h e n                               R a u m

www.burgenlandflora.at
Unsere Pflanzenwelt
nun online abrufbar

Frühlingserwachen
Natur.Erlebnis.Tage
im ganzen Land

Wo der Geschmack wohnt
Genussakademie
Burgenland

   Wasserlebensräume
                                                                                      Foto: H-M Berg

     kostbar • schützenswert • lebensnotwendig
NATUR & UMWELT - PARCS.at
In dieser Ausgabe:
                                            Am Wort ist ...                       Burgenland Tourismus
                                       04   Christian Zechmeister, MA        33   Natur.Erlebnis.Tage 2015
                                            Safe the dates:                       Verein Initiative Welterbe
                                       05   Birdlife Termine                 34   Ortskerne in der Kulturlandschaft
 06 Thema  Wasser: Auenstrategie für
    Österreich 2020+                   06
                                            Thema Wasser
                                            Auenstrategie 2020+              35
                                                                                  Burgenländischer Müllverband
                                                                                  Landesweite Flurreinigung 2015
                                            Thema Wasser                          Verein Genuss Burgenland
                                       08   Brunnen und Quellen              36   Genussakademie vor Eröffnung
                                            Thema Wasser                          Energieagentur Burgenland
                                       10   Begleitvegetation pflegen
                                                                             38   Baumesse & Familienbetriebe
                                            Thema Wasser                          Hianzenverein
                                       12   Hochwasservorsorge
                                                                             39   Reisebericht Slowenien
                                            Lebensräume                           Diözese Eisenstadt
                                       13   Geld für Nationalpark
                                                                             40   Kirche pro Wasserlebensräume
                                                                                  Burgenländischer Forstverein
                                                                             41   Waldpädagogik am Fluss
                                            Sonstige Maßnahmen                    WLV Nördliches Burgenland
                                       14   Niedermoore & Feuchtgrünland     42   Wasserversorgung gesichert

 18 Artenschutzprogramm   für
    Tagfalter im Burgenland            16
                                            Sonstige Maßnahmen
                                            Wegränder im Blickpunkt          43
                                                                                  Das ökoEnergieland
                                                                                  Solaroffensive mit Bürgern
                                            Sonstige Maßnahmen
                                       18   Artenschutzprogramm Tagfalter
                                            Sonstige Maßnahmen                    Veranstaltungen
                                       20   Ergebnis Streuobstkartierung     44   Aktionstag Schöpfung 2015
                                            Sonstige Maßnahmen                    Kampagne
                                       22   Pflanzenwelt online abrufbar     44   Sei keine Dreckschleuder
                                            Sonstige Maßnahmen                    Safe the date:
                                       23   Sieben neue Broschüren           44   Tag der Umwelt 2015
                                                                                  Energy Globe Award Bgld.
                                                                             45   Sieg geht an Redwell GmbH
                                            BIO AUSTRIA Burgenland                Energiestudie
                                       24   Wasser ist kostbar!              46   Top bei Innovativer Energie

 32 Pannonian  Bird Experience 2015
    im Nationalpark Neusiedler See     25
                                            Verein BERTA
                                            Wald aus Nutzung genommen        48
                                                                                  Ramsargebiet
                                                                                  Rundwanderweg Güssing
                                            Dreiländer Naturpark Raab
                                       26   Frühlingsauftakt im Naturpark
                                            Naturpark in der Weinidylle
                                       27   Weinfrühling Südburgenland            ! TITELFOTO: Wo Wasser ist,
                                            Naturpark Geschriebenstein            sind auch (Kopf-)Weiden. Ein
                                       28   IGEN-Projekt abgeschlossen                               stattliches
                                                                                                     Exemplar
                                            Naturpark Landseer Berge                                 ersehnt mit
                                       29   3. Naturparkschule                                       den zarten
                                            Welterbe Naturpark                                       Sonnen-
                                       30   Wandern im Leithagebirge                                 strahlen die
                                            Naturpark Rosalia-Kogelberg                              wärmere
                                       31   Natur hautnah erleben                                    Jahreszeit
                                                                                                     herbei.
                                            NP Neusiedler See-Seewinkel
 44 Kampagne    „Sei keine Dreck-
    schleuder ...“ startet wieder      32   Pannonian Bird Experience 2015        Foto: H-M Berg

N+U 2
NATUR & UMWELT - PARCS.at
editorial

WASSER(LEBENS)RÄUME                                                     Prof. Mag.
                                                                 Hermann Frühstück

  Unter diesem Titel hat der Naturschutzbund              jetzt lebenden Menschen. Die Menschen sollen die-
Österreich im Auftrag des Umweltministeriums in Zu-       se Gebiete besuchen und nutzen können, wohl mit
sammenarbeit mit anderen NGOs, Behörden, Insti-           entsprechenden Vorgaben, wie das Betreten nur auf
tutionen, Ländern und Gemeinden umfassende und            vorhandenen Wegen, Verboten für das Beunruhigen,
erfolgreiche Akzente für den Imagegewinn und die          Stören, Pflücken oder Vernichten der geschützten
Rettung sowie Erhaltung von Wasserlebensräumen            Arten. Jedenfalls sollen diese Gebiete den Menschen
gesetzt. Im letzten Jahr wurde vom Naturschutzbund        zur Erholung und Entspannung dienen, damit sie an
Österreich mit ähnlichen Partnern die zukunftswei-        dem Schönen und Besonderen sich erfreuen, an Blu-
sende Auenstrategie 2020+ erarbeitet (siehe Seite ...),   men, Eidechsen, Schmetterlingen und Vögeln etwa.
die es jetzt umzusetzen gilt.                                Leider muss ich auf meinen Dienstreisen und
  Die Landesumweltanwaltschaft Burgenland will zu-        auch privaten Ausflügen immer wieder erleben, wie
sammen mit allen Partner dieser Zeitschrift diesen        respektlos Mitmenschen mit solchen Gebieten
wichtigen Aspekten des Schutzes unserer Wasserle-         umgehen. Wie sie eigenen, absolut egozentrischen
bensräume und der vom Wasser geprägten Ökosys-            Bedürfnissen folgend die Schutzinteressen umgehen.
teme insofern Rechnung tragen, dass wir das Jahres-       Hinweisschilder mit entsprechender Ausweisung des
motto 2015 von „Natur und Umwelt im Pannonischen          Schutzgebiets, Gebote wie „nur bestehende Wege
Raum“ dem großen und wichtigen Thema „Wasser“             benutzen“ und „Hunde an die Leine“ werden rück-
widmen. So wird die Frühjahrsnummer den „Was-             sichtslos missachtet. Immer wieder muss ich solche
serlebensräumen“ gewidmet, die Sommernummer               Mitmenschen in diesen Situationen daran erinnern,
wird das Thema „Wasser in Sport und Freizeit“, die        dass sie sich an die vorgegebenen Verhaltensre-
Herbstnummer das Thema „(Trink)Wasserver- und             geln halten sollen. Vor kurzem erst, als ich am Rand
-entsorgung“ und die Winternummer das Thema               eines Schutzgebiets am Parkplatz mit dem Auto
„Wasserskreislauf“, vor allem im Hinblick auf den Kli-    anhielt, um einige Telefonate zu erledigen: In diesen
mawandel, behandeln.                                      etwa dreißig Minuten habe ich nacheinander drei
                                                          Personen mit Hunden ansprechen müssen, dass sie
                                                          die bestehenden Wege benutzen und ihre Hunde an
ES IST SO EINE SACHE, DER NATURSCHUTZ                     die Leine nehmen sollen. Die neben ihren parkenden
                                                          Autos stehenden, entsprechenden Hinweisschilder
  Schutzgebiete, ob Natur-, Landschafts- oder             des beginnenden Schutzgebiets haben sie geflissent-
Europaschutzgebiete, werden nach rechtlichen und          lich übersehen. Die rüden Antworten, die ich dabei
fachlichen Vorgaben eingerichtet. Dies sind einer-        und bei solchen Gelegenheiten bekomme, möchte
seits wertvolle und bedeutende Lebensräume mit            ich Ihnen ersparen.
einer hervorragenden Ausstattung aus einer großen            Wenn Mitmenschen auf diese Weise respektlos,
Artenvielfalt an meist schon sehr seltenen Pflanzen-      egozentrisch, fixiert auf die eigenen Interessen und
und Tierarten. Andererseits sind es reichstrukturierte,   rücksichtslos agieren, dann frage ich mich, ob Tole-
charakteristische und oft vielfältige Landschaften von    ranz, Respekt vor dem und den Anderen, Integration
besonderer Schönheit und Einmaligkeit.                    und Miteinander überhaupt gelingen können und vie-
  Der hoheitliche Schutz dieser Naturräume richtet        le Menschen dazu überhaupt noch fähig sind?
sich gegen deren Verarmung, Verlust und Zerstörung           Ich denke, hier wäre noch großer Nachholbedarf.
und somit dem Schutz vor allem vor dem negativen          Am Schutz unserer Naturschätze könnte dies geübt
Einfluss der Menschen. Der Schutz dieser Gebiete          und gelernt werden, meint
ist aber auch für die Menschen! Für die Erhaltung
dieser besonderen, wertvollen und bedeutenden                                         Hermann FRÜHSTÜCK
Räume für unsere Nachkommen, aber auch für alle                                          Landesumweltanwalt
                                                                                                                  Foto: Georg Wolfram

                                                                                                             3 N+U
NATUR & UMWELT - PARCS.at
am wort ist ...

                  Christian Zechmeister, MA

   WIE KANN JEDER VON UNS EINEN BEITRAG ZUM UMWELTSCHUTZ LEISTEN?

       Diese Frage beantwortet jeder für sich auf eine       STANDARDS UND GÜTESIEGEL
   andere Weise. Die Einen meinen, es mit exakter Müll-         Die Agrarmarkt Austria hat ein Siegel entwickelt.
   trennung zu tun, andere vermeiden Flugreisen, der         Mit dem AMA-Gütesiegel können Lebensmittel aus-
   Dritte geht zu Fuß oder fährt Rad. Wie sich Umwelt-       gezeichnet werden, die qualitativ die gesetzlichen
   schutz für uns gestaltet, hängt für jeden Einzelnen von   Vorgaben übertreffen und deren Herkunft konkret
   unterschiedlichen, subjektiven Auflagen ab. Nun stellt    nachvollziehbar ist.
   sich eine weitere Frage: Was können wir, die Akteure         Im Burgenland ist meiner Meinung nach in der
   in der Wirtschaft, der Landwirtschaft und in der Poli-    Vergangenheit zu wenig passiert, um Regionalität ins
   tik tun, um Umweltschutz für Jedermann möglich zu         rechte Licht zu rücken. Daher hat das burgenländi-
   machen und (vor) zu leben? Wie können wir gemein-         sche Genuss- und Agrarmarketing letztes Jahr einen
   sam viele Menschen für Maßnahmen gewinnen, um             landesweiten Aufruf im ORF Burgenland gestartet, um
   unsere Region nachhaltig zu stärken und zu erhalten?      in allen sieben Bezirken 70 Testpersonen zu finden,
       Ein wichtiger Ansatz ist es, Wege zu finden, um       die sich bereit erklärt haben, sich eine Woche lang
   Produkten aus dem Burgenland den größtmöglichen           ausschließlich regional zu ernähren. Ihre Erfahrungen
   Absatz im Burgenland und in umliegenden Regionen          haben die Testpersonen in einem „Regionalitätstage-
   zu erschließen. Einfach gesagt: Wenn wir es schaffen,     buch“ festgehalten. Wir wollten damit erfahren, wie
   unsere Lebensmittel selbst zu essen, dann muss man        es um die Ernährungssouveränität im Burgenland tat-
   sie nicht durch die halbe Welt karren – und das ist       sächlich bestellt ist.
   (auch) Umweltschutz. Damit diese Entwicklung von-            Unsere Regionalitätstester haben besonders
   statten gehen kann, brauchen wir verlässliche Partner     schnell festgestellt, dass es zumindest einige Zeit
   im Handel. Und es ist notwendig, unsere Direktver-        der Vororganisation und Planung bedarf, total regio-
   markter und Produzenten zu unterstützen.                  nal zu agieren. Kritik mussten vor allem Supermärkte
       Nach einer Studie von A.T. Kearney legen die          ein-stecken. Burgenländische Waren gibt es zwar in
   Konsumenten in Österreich zunehmend mehr Wert             den unterschiedlichsten Produktsparten, jedoch fin-
   auf regionale Produkte. Die beliebtesten regionalen       det man sie nur schwer. Die Kennzeichnung ist unzu-
   Produkte sind dabei Eier, Gemüse und Obst, Fleisch        reichend. Denkmodelle gibt es ja schon, beispiels-
   und Milchprodukte. Die wichtigsten Motive der Kon-        weise eine Erweiterung des AMA-Gütesiegels um ein
   sumenten sind Geschmack und Qualität. Die regiona-        AMA-Regionalsiegel Burgenland oder die Entwick-
   le Herkunft wird laut Befragung sogar höher bewertet      lung eines eigenen Siegels zur „Dachmarke Burgen-
   als biologischer Anbau. Bei der Hälfte der Befragten      land“. Wenn dann noch alle Partner in der Entwick-
   macht der Anteil der regionalen Lebensmittel mehr         lung dieser Strategien miteingebunden sind, würde
   als 20 Prozent – Tendenz steigend – aus.                  das sowohl die burgenländische Wirtschaft als auch
       Was verbindet der Verbraucher mit Regionalität?       den Umweltschutz weiterbringen.
   Ein verbessertes Sortiment und höhere Qualität.
   Anders als bei „Bio“ gibt es derzeit noch keine Über-                               Christian ZECHMEISTER
   einstimmung, was unter „regional“ zu verstehen ist.                                   GF Genuss Burgenland
                                                                                                                     Foto: Stephan Boroviczeny

N+U 4
NATUR & UMWELT - PARCS.at
Impressum + Offenlegung
  Richtig Müll trennen bringt´s!
                                                                Verleger & Inhaber:                      Uʹ >ÌÕÀÊEÊ1“ÜiÌʈ“Ê*>˜˜œ˜ˆ-
                                                                Landesumweltanwaltschaft                 schen Raum” ist das Informati-
                                                                Burgenland,                              onsmedium der Landesumwelt-
Also ehrlich, sortenrein Mülltrennen ist echt kinderleicht:     Europaplatz 1,                           anwaltschaft Burgenland. Es
                                                                7000 Eisenstadt,                         erscheint vier Mal pro Jahr und
 Die Zeitung zum Altpapier, die Speisereste in die Biotonne,
                                                                Telefon 02682/600-2192                   wird in Zusammenarbeit mit den
                Plastikverpackung in den Gelben Sack, usw.
                                                                                                         folgenden Vereinen und Institutio-
                                      Nur wenn die Altstoffe    Herausgeber:                             nen erstellt:
                                        richtig getrennt sind   UÊ>˜`Ê ÕÀ}i˜>˜`]ÊLÌiˆÕ˜}ÊxÊ          UÊ >ÌÕÀÃV ÕÌâL՘`Ê ÕÀ}i˜>˜`]Ê
                                      können sie auch sinn-     Hauptreferat Natur- und                  UÊ }`°Ê >ÌÕÀÃV ÕÌâœÀ}>˜i]Ê
                                      voll verwertet werden.    Umweltschutz, Europaplatz 1,             UÊ6iÀiˆ˜Ê ° °,°/°°Ê
                                                                7000 Eisenstadt                          UÊ ˆœÊÕÃÌÀˆ>Ê ÕÀ}i˜>˜`]Ê
                                       Alle Trenninfos findet   UÊ >ÌÕÀÃV ÕÌâL՘`Ê ÕÀ}i˜>˜`ÊÊ           UÊ˜Ì°Ê ÕÈÕÇiÃiÃV >vÌ]Ê
                                             Ihr übrigens auf    ÃÌiÀ >âÞÃÌÀ>~iÊ£xÊ­7®]Ê               UÊ ˜iÀ}ˆi>}i˜ÌÕÀÊ ÕÀ}i˜>˜`]Ê
                                             www.bmv.at         7000 Eisenstadt,                         UÊ7iÌiÀLi‡ >ÌÕÀ«>ÀŽ]
                                                                /i°ÊäÈÈ{Én{xÎä{n                        UÊ Õ*Ê,œÃ>ˆ>‡œ}iLiÀ}]
                                                                                                         UÊ Õ*Ê>˜`ÃiiÀÊ iÀ}i]Ê
                                                                Redaktionsbeirat:                        UÊ Õ*ÊiÃV ÀˆiLi˜ÃÌiˆ˜‡ÀœÌ̎Ÿ]Ê
                                                                Ing. Franz Bauer,                        UÊ Õ*ʘÊ`iÀÊ7iˆ˜ˆ`ޏi]Ê
                                                                DI Lois Berger                           UÊ Õ*Ê,>>L‡&ÀÃm}‡œÀˆSVŽœ]Ê
                                                                Dr. Ernst Breitegger,                    UÊ }`°Ê؏ÛiÀL>˜`]Ê
                                                                Mag. Maria Busch,                        UÊ *Ê iÕÈi`iÀÊ-iiÊqÊ-ii܈˜Ži]
                                                                Bgm. Bernhard Deutsch,                   UÊ76Ê ŸÀ`ˆV iÃÊ ÕÀ}i˜>˜`Ê
                                                                Hermann Fercsak,                         UÊ6iÀiˆ˜Ê¹˜ˆÌˆ>̈ÛiÊ7iÌiÀLi»
                                                                Dr. Sonja Fischer,                       Uʹˆ>˜âi˜ÛiÀiˆ˜»
                                 BIOABFALL                      Mag. Hermann Frühstück,                  UÊ >ÃʟŽœ‡ ˜iÀ}ˆi>˜`
                                                                  Ê/ œ“>Ãʘœ]ÊÊ                      UÊ ÕÀ}i˜>˜`Ê/œÕÀˆÃ“ÕÃ
                                                                >}°Ê˜Ìœ˜Êœœ]ÊÊ                        UÊ ˆœœ}°Ê-Ì>̈œ˜Ê iÕÈi`iÀÊ-ii
                                                                œˆÃÊ>˜}]                              UÊ ˆŸâiÃiÊ ˆÃi˜ÃÌ>`Ì
                                                                Dr. Ernst Leitner,                       UÊ }`°ÊœÀÃÌÛiÀiˆ˜
                                                                  À°Ê>ÕÃʈV >iŽ]                     UÊ6iÀiˆ˜Êi˜ÕÃÃÊ ÕÀ}i˜>˜`
                                                                >}°Ê­®Ê ˆÃ>LiÌ Ê*viˆvviÀ]
                                                                DI Gottfried Reisner,                    Uʹ >ÌÕÀÊEÊ1“ÜiÌʈ“Ê*>˜˜œ-
                                                                Mag. Nikolaus Sauer,                     nischen Raum” ist das offizielle
                                                                DI Thomas Schneemann,                    Mitgliedermagazin des Natur-

      Birdlife Termine
                                                                Mag. Doris Seel,                         schutzbundes Burgenland
                                                                iœ«œ`Ê-œ““iÀ]Ê]                      und als solches ein grenzüber-
                                                                DI Ernst Trettler,                       ÃV ÀiˆÌi˜`iÃÊqÊ]Ê1]Ê-]Ê-"]Ê
                                                                Dr. Thomas Zechmeister                   ,Ê°°°ÊqʘvœÀ“>̈œ˜Ã“i`ˆÕ“°
          Birdlife Österreich bietet im Burgenland eine Rei-    DI Markus Zechner                        Mitgliedsgemeinden des Natur-
      he an interessanten Exkursionen an. Highlight ist                                                  schutzbundes Burgenland:
      die Pannonian Bird Experience 2015 von 18. bis            ,i`>ŽÌˆœ˜]Ê*Àœ`Վ̈œ˜\Ê                  Leithaprodersdorf, Stotzing,
      26. April im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel      DIE SCHREIBMEISTER OG                    ؏i˜`œÀv]Ê >Փ}>ÀÌi˜]Ê*ŸÌ-
      (Details siehe Seite ...).                                Manfred Murczek                          ÌiÃ`œÀv]Ê]Ê
          „Vogelstimmen im Schlosspark Halbturn“ ste-           2491 Neufeld/L., Lisztgasse 2            Mattersburg, Forchtenstein,
                                                                murczek@speed.at                         Eberau, Rohr i. Bgld., Ollersdorf,
      hen am 9. Mai unter der Leitung von Gilbert Hafner,
                                                                                                         Burgauberg-Neudauberg, Markt
      Msc auf dem Programm. Treffpunkt um 7 Uhr am Kir-          ÀÕVŽ\Ê  ‡ ÀÕVŽ                         >Õ]Ê7œv>Õ]ÊÀ>vi˜ÃV >-
      chenplatz Halbturn, Dauer ca. 2 Stunden, Infos und        ÇäxÎÊœÀ˜ÃÌiˆ˜                           chen, Oberschützen, Bernstein,
      Anmeldung unter Telefon 0680 1445446.                                                              Rechnitz, Mogersdorf, Neusiedl
          „Brutvögel im Dorfgebiet“ heißt die Exkursion         Õy>}i\ÊV>°ÊÇ°xääÊ-ÌØVŽ                  am See, Tadten, Unterrabnitz-
      am 20. Juni unter der Leitung von DI Harald Gra-                                                   Schwendgraben, Draßmarkt.
      benhofer. Treffpunkt um 6 Uhr am Hauptplatz Illmitz,      UÊ ÃÊ܈À`Ê>ÕÃ`ÀØVŽˆV Ê`>À>ÕvÊ
      Dauer ca. 2 Stunden, Infos und Anmeldung unter Te-        hingewiesen, dass die Inhalte       UÊ ˆiʘëœÀ̈iÀÌÊ
      lefon 0676 4592057.                                       `iÀÊÀ̈ŽiÊ˜ˆV Ìʈ˜Ê>i˜ÊBi˜Ê`ˆiÊ
                                                                                                    die Inhalte des Natur- und
          „Die Sommer-Vogelwelt von A bis Z“ wird am            Meinung des Verlegers bzw. des      1“ÜiÌÃV ÕÌâiÃʈ“Ê*>˜˜œ˜ˆÃV i˜Ê
      21. Juni unter der Leitung von DI Thomas Kessler be-      Herausgebers                        Raum und dient als Sprachrohr
                                                                wiedergeben. Für die Inhalte        Ü܈iÊœœÀ`ˆ˜>̈œ˜Ã‡Ê՘`ʘvœÀ“>-
      trachtet. Treffpunkt um 14 Uhr beim Tourismusbüro
                                                                Ș`Ê`ˆiʍiÜiˆˆ}i˜ÊÕ̜Ài˜Ê`ˆÀiŽÌÊ tions-Drehscheibe aller mit Natur-
      Purbach, Kellerplatz 1, Dauer ca. 3 Stunden, Infos        verantwortlich.                     und Umweltschutz befassten
      und Anmeldung unter Telefon 0676 5271751.                                                     LÕÀ}i˜B˜`ˆÃV i˜Ê˜Ã̈ÌṎœ˜i˜°
          Über sämtliche Aktivitäten der Birdlife-Landes-       UÊ iâ> Ìi]ÊÀi`>ŽÌˆœ˜iÊ           Das gemeinsame Ziel ist die
      gruppe Burgenland informiert gerne Landesstellen-         }iÃÌ>ÌiÌiʘâiˆ}i˜Êœ`iÀÊ iˆÌÀB}i]Ê iÜB ÀiˆÃÌ՘}Êiˆ˜iÀÊÛiÀÃÌBÀŽÌi˜Ê
      leiter DI Harald Grabenhofer, Telefon 0676 4592057,       für die ein Druckkostenbeitrag ge- Zusammenarbeit und mehr
      e-Mail: h.grabenhofer@nationalpark-neusiedlersee-         leistet wurde, sind entsprechend      vwâˆi˜âʈ˜Ê`iÀÊÀLiˆÌÊvØÀÊ`i˜Ê
      seewinkel.at                                              gekennzeichnet.                     Natur- und Umweltschutz.

                                                                                                                                          5 N+U
NATUR & UMWELT - PARCS.at
thema: wasser

   Auenstrategie 2020+
   Das Thesenpapier „Auenstrategie für Österreich 2020+“                                                                                     sonders wertvolle Auen geschützt
   definiert Ziele für eine aktive Erhaltung und Entwicklung                                                                                 und die noch vorhandenen Reten-
   der Auen in Österreich als Kern einer nachhaltigen Bewirt-                                                                                tions- und Überflutungsflächen
                                                                                                                                             gesichert werden.
   schaftung von Flusslandschaften.                                                                                                              30 Jahre nach den Ereignissen
                                                                                                                                             um das geplante Donaukraftwerk
                                                                                                          Rund drei Viertel der heimi-       Hainburg hat sich Manches ver-
                                                                                                      schen Auen sind verschwunden           ändert. Die Donauauen zwischen
                                                                                                      oder ökologisch stark beeinträch-      Wien und Bratislava wurden Na-
                                                                                                      tigt. Zu dieser ernüchternden Bi-      tionalpark und damit ein anderes,
                                                                                                      lanz kommen Experten bei einer         regionales Planungskonzept Rea-
                                                                                                      Bestandsaufnahme. Eine bundes-         lität. Die Region selbst rückte aus
                                                                                                      weite Auenstrategie zur Erhaltung      einer europäischen Randlage in
                                                                                                      und Wiederherstellung der natur-       den mitteleuropäischen Zentral-
                                                                                                      nahen Auendynamik ist also drin-       raum. Auch das Thema „Auen“ er-
                                                                                                      gend nötig, auch um bestehende         fuhr insgesamt, in Österreich und
                                                                                                      Initiativen zu bündeln und damit       europaweit, eine neue Bedeutung
                                                                                                      den Schutz zu verbessern. Grund-       und befindet sich heute in den
                                                                                                      lagen für eine solche Strategie        Spannungs- und Schnittfeldern
                                                                                                      schaffen wollen Naturschutzbund        verschiedenster gesellschaftlicher
                                                                                                      und ARGE Naturschutz gemein-           Ansprüche und Interessen so-
                                                                                                      sam mit fluvius und dem Büro La-       wie vielfältiger ökologischer und
                                                                                                      zowski in einem aktuellen Projekt.     räumlicher Funktionen. Damit ist
                                                                                                      Es braucht gemeinsame Ziele            etwa der mittlerweile enorm ge-
                                                                                                      und nationale Prioritäten im Au-       stiegene Flächenbedarf für Sied-
                                                                                                      enschutz. Vor allem müssen be-         lungen sowie für wirtschaftliche

                                                                                                      ! links oben und unten: Die in der Steiermark und im Burgenland überwie-
                                                                                                      gend regulierte Raab wird abschnittsweise von Altarmen und Weidenauen
                                                                                                      begleitet. Sie sind seit einigen Jahren Gegenstand diverser Renaturierungs-
                                                                                                      und Naturschutzprojekte.
                                                                                                      ! unten: Liebinger Bach – die Grabenauen im Günser und Bernsteiner Berg-
                                                                                                      land und im südburgenländischen Hügelland sind eine Besonderheit des
                                                                                                      Burgenlands. Sie weisen Schwarzerlen-Bestände, Erlen-Eschenwälder sowie
                                                                                                      Übergänge zu Bruchwäldern auf.
                               Fotos: wasserbausteiermark (links); Lazowski (links oben und rechts)

N+U 6
NATUR & UMWELT - PARCS.at
iLi˜ÃÀBՓi
und technische Infrastrukturen        " Kern der Auenstrategie
angesprochen. Umgekehrt neh-              Eine Zusammenschau muss
men, nicht zuletzt auch infolge       nun nach außen getragen und
dieser Flächeninanspruchnahme,        kommuniziert werden. Erst dann
Anforderungen an den Hochwas-         wird sie als Thema wahrnehm-
serschutz zu. Hinzu kommt die         bar. Das gilt nicht nur für die in-
unbestritten notwendige Erhal-        ternationale Ebene, sondern auch
tung der ökologischen Funktions-      für die strategische Anwendung
fähigkeit der Gewässer und was-       ihrer Erkenntnisse. Im Kern der
serabhängigen Ökosysteme, wie         Auenstrategie geht es um fach-
auch der „Dienstleistungen“ die       und sektorenübergreifende Ko-
sie erbringen. So geben verschie-     operation und um Partizipation
dene europäische Richtlinien die      (bzw. Information): Wissens- und
Erhaltung oder Erreichung eines       Systemmanagement, interdiszip-
günstigen Erhaltungszustands für      linäre Planung, Bürgerbeteiligung
die Gewässer sowie bestimmter         und sachorientierte Vermittlung
naturnaher Lebensräume und Ar-        bzw. Bildung sind die Schlagwör-
ten vor.                              ter dazu. Letztlich ist es ein Pro-
   Die nationale und europäische      zess, der tatsächlich schon im
Biodiversitätsstrategie wiederum      Gange ist.
steht in Kontext zu einem demge-          Als Grundlage für die dringend    ! Stremtalwiese    Foto: Manfred Fiala
genüber anhaltenden Verlust von       notwendige Nationale Auenstrate-
Tier- und Pflanzenarten und ihrer     gie wurden gemeinsam mit Natur-       Bedeutung sowie über eine nicht
Lebensräume. Letztendlich verän-      schutz und Wasserbau-Vertretern       unbeschränkt verfügbare Land-
dert sich unser aller Lebensraum.     von Bund und Ländern Ziele und        schaftsressource vermittelt wer-
Vom Anspruch der Bewahrung            Maßnahmen zu fünf strategischen       den. Hierzu bedarf es innovativer
einer umfassenden Lebensquali-        Schwerpunkten definiert:              Konzepte, die alle Gesellschafts-
tät her ist dies gesamtheitlich zu    " Schützen und sichern: Auf-          teile – Besitzer, Nutzer und Betrof-
verstehen und zu bewerten.            grund des signifikanten Rück-         fene – einbeziehen muss.
                                      gangs und der zahlreichen Beein-      " Auen ohne Grenzen: Beson-
" Überblick mittels Aueninventar      trächtigungen der Auen müssen         ders im europäischen Kontext ha-
   Mit dem Aueninventar wurde         die bestehenden Auen erhalten         ben die Grenzflüsse und ihre Auen
versucht, einen repräsentativen,      und nachhaltig entwickelt werden.     eine herausragende Bedeutung
bundesweiten Überblick zu schaf-      " Verbessern und erweitern:           und sollten gemeinsam partner-
fen. Dabei zeigt sich, dass nicht     Veränderte bzw. beeinträchtigte       schaftlich geschützt und bewirt-
nur der Raum, den intakte Auen        Auenstandorte müssen verbes-          schaftet werden.
heute einnehmen, geringer gewor-      sert werden, insbesondere ihre                   Dr. Werner LAZOWSKI
den ist, sondern auch, im über-       hydromorphologischen Rahmen-               Mag. Christine PÜHRINGER
tragenen Sinn, der Raum in dem        bedingungen. Das Restaurie-                                       Autoren
sie liegen. Anders ausgedrückt:       rungspotenzial für Auen soll
In den intensiv genutzten Tallagen    erhoben und Zielsetzungen für
und den urban-wirtschaftlichen        eine langfristige Entwicklung und
Gunstlagen im Flachland ist der       Erweiterung intakter Aulebensräu-        "#Dr. Werner
Druck auf grüne Infrastrukturen       me erarbeitet werden.                      Lazowski;
und ökologische Ausgleichsflä-        " Nachhaltig nutzen und Gefähr-          Technisches
chen hoch und die Möglichkeiten,      dungen minimieren: Die Nutzung        Büro f. Ökologie
solche wiederherzustellen bzw. zu     von Auen muss in einer nachhal-       werner.lazowski
entwickeln sehr eingeschränkt.        tigen Weise erfolgen und deren              @chello.at
   Zum Zweiten ist über weite         komplexes Wirkungsgefüge be-
Strecken eine ökologische Ent-        rücksichtigen. Insbesondere der       "#Mag. Christine
koppelung zwischen den Fließ-         Nutzungsdruck und die Flächen-              Pühringer;
gewässern und ihrem Umland            inanspruchnahme müssen deut-              Studium der
festzustellen. Viele Auen können      lich reduziert werden. Hochwas-           Biologie und
nicht mehr regelmäßig überflutet      sergefahren ist Hand in Hand mit      Ökologie an der
werden, häufig aufgrund begra-        einem adäquaten Auenmanage-              Uni Wien; seit
digter und sich eintiefender Fluss-   ment zu begegnen.                       1998 beim Na-
betten bzw. denaturierter Gerinne.    " Kennen und wertschätzen:              turschutzbund
Dazu kommen Absenkungen der           Die Wahrnehmung der Auen, ihrer             Österreich,
Grundwasserkörper oder gestau-        Schönheit und Vielfalt muss geför-        Koordination
te sowie weitgehend abgedichte-       dert, das Wissen über ihre Öko-       von internationalen und nationalen
te Oberflächenwasserkörper.           systemleistungen und biologische               Kampagnen und Projekten

                                                                                                               7 N+U
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thema: wasser

   Brunnen und Quellen als
   Versorgungsressourcen
   Österreich ist in der glücklichen Lage, 100 % seines Trink-                  tät des Grundwassers von großer
   wassers aus Grundwasservorkommen zu decken. Diese                            Bedeutung. Porige Böden wirken
   teilen sich in zirka 50 % Porengrundwässer (Grundwässer                      als Filter für das Grundwasser,
                                                                                das nach einer gewissen Aufent-
   in den Sanden und Kiesen der Tal- und Beckenfüllungen),                      haltsdauer bakteriologisch ein-
   sowie rund 50 % Quellwässer (Karst- und Kluftgrundwäs-                       wandfrei, klar und kühl wird, da
   ser in den alpinen Bereichen) auf.                                           es die Temperatur des Bodens
                                                                                annimmt. Der natürliche Bodenfil-
      Während in vielen europäi-         Oberflächenwasser, gelangt es in       ter kann einsickernde Wässer, die
   schen Staaten sauberes Trink-         den Grundwasserkörper. Dieser          mit abbaubaren Verunreinigungen
   wasser nur nach teuren und            ist, bedingt durch die unterschied-    belastet sind, nach Durchfließen
   aufwendigen Aufbereitungspro-         lichen geologischen Schichten,         entsprechender Strecken und
   zessen zur Verfügung steht, wird      ebenso vielfältig wie die Land-        nach Ablauf einer entsprechen-
   das in Österreich verwendete          schaften, die wir von der Erd-         den Zeit (Verweildauer) reinigen.
   Grund- und Quellwasser zumeist        oberfläche kennen. Die Poren und       Ausschlaggebend für das Maß
   nur durch die natürliche Filtration   Hohlräume zwischen Sand und            der Reinigung sind die Art des
   des Bodens gereinigt. Um die vor-     Kies leiten das Grundwasser wei-       Bodens, die Fließstrecke und die
   handenen Grundwasservorkom-           ter, da sie wasserdurchlässig sind.    Verweildauer.
   men nutzen zu können, benötigt        Trifft das Wasser hingegen auf             Im Bereich von wasserun-
   man Brunnenbauwerke für die           Materialien wie Ton, Mergel oder       durchlässigen Schichten tritt ein
   Fassung von Porengrundwässern         Fels, wird es gestaut oder umge-       Teil des Wassers als Quellwasser
   und Quellfassungen für die Fas-       leitet. Ein Labyrinth an Wasser-       wieder an die Oberfläche. An an-
   sung von Quellwässern.                rückhaltungen, Wasserführungen         deren Stellen findet es „Fenster“
                                         und Wasserverteilungen entsteht.       in der undurchlässigen Schicht,
   " Unterirdische                       Dieser unterirdische Wasserstrom       durch die es in größere Tiefen
   Wasser(lebens)räume                   ist – verursacht durch Schwerkraft     vordringt. Unter einer Quelle ver-
      Grundwasser ist Wasser, das        und Reibungskräfte – ständig in        steht man die räumlich begrenz-
   sich in zusammenhängenden,            Bewegung.                              te, natürliche Austrittsstelle von
   unterirdischen Hohlräumen sam-            Die unterschiedlichen Ge-          unterirdischem Wasser. Im Ein-
   melt. Versickert Niederschlag oder    steinsschichten sind für die Quali-    zugsgebiet – das Gebiet oberhalb
                                                                                der Quelle – versickert das Nie-
                                                                                derschlagswasser und fließt der
                                                                                Quelle zu. Die Qualität des Quell-
                                                                                wassers und das Maß der Schüt-
                                                                                tung (= mögliche Fördermenge)
                                                                                werden von der Größe und dem
                                                                                geologischen Aufbau des Ein-
                                                                                zugsgebiets mitbestimmt.
                                                                                    Besondere Bedeutung für die
                                                                                Wasserversorgung kommt den zu-
                                                                                meist in größeren Tiefen vorkom-
                                                                                menden (oft auch viele hunderte
                                                                                Meter), durch dichte Deckschich-
                                                                                ten gut geschützten Tiefengrund-
                                                                                wässern zu. Weltweit werden Tie-
                                                                                fengrundwasservorkommen für
                                                                                Zwecke der Trinkwasserversor-
                                                                                gung, der Mineralwassergewin-
                                                                                nung, für balneologische Zwecke
                                                                                (Heil- und Thermalwässer), wie
   ! Brunnen des WLV Nördliches Burgenland                          Foto: WLV   auch für die Energiegewinnung

N+U 8
NATUR & UMWELT - PARCS.at
iLi˜ÃÀBՓi

genutzt. Gleichzeitig sind Tiefen-
grundwässer nur in begrenzter
Menge verfügbar und aufgrund
des durch weitgehend dichte
Deckschichten und lange Verweil-
zeiten (oft mehrere tausend Jahre)
gegebenen natürlichen Schutzes
als wasserwirtschaftlich beson-
ders wertvoll einzustufen. Die vor-
rangige Nutzung stellt zweifellos
die Trinkwasserversorgung, und
hier besonders die Trinkwasser-
notversorgung dar.
    Der Atomunfall in Tschernobyl
hat eindrucksvoll die Wichtigkeit
dieser Ressourcen, die vor aktu-
ellen Verunreinigungen und Kata-
strophen gut geschützt sind, vor
Augen geführt.                         ! Historischer Quellstein der Quelle in Winden                    Foto: WLV
    Karstgrundwässer, die zumeist
in Form von Quellen zu Tage tre-
ten, stellen eine maßgebliche          sich auf oberflächennahe Brunnen        der Vertikalfilterbrunnen sind die
Ressource – zirka 50 % der ös-         in den quartären (eiszeitlichen)        Vertikalfilterrohre, die bei grö-
terreichischen      Trinkwasserver-    Schotterkörpern, Tiefbrunnenan-         ßeren Brunnenanlagen zumeist
sorgung, da Kluftgrundwässer           lagen (erschließen tiefergelegene       als sogenannte Wickeldrahtfilter
von insgesamt eher geringer            tertiäre Aquifere) sowie zu einem       ausgebildet sind, sowie die sich
Bedeutung sind – dar. Aufgrund         geringeren Teil Quellfassungen          zwischen den Filterrohren und
des Auftretens in verkarsteten         auf. Die bedeutendste Quellfas-         der Bohrlochwand befindliche
Kalkgebirgsbereichen mit oft nur       sung im nördlichen Burgenland           Schicht aus Filterkies. Die Tie-
geringer oder fehlender Boden-         stellt die Karstquelle in Winden        fe der Grundwasservorkommen,
bedeckung und zumeist hohen            mit einer Quellschüttung von rund       die durch Vertikalfilterbrunnen
Fließgeschwindigkeiten in den          25 l/s dar. Sie befindet sich im        erschlossen werden, reicht im
Hohlräumen und Spalten ergibt          Kalkgestein des Leithagebirges.         Bereich des WLV Nördliches Bur-
sich ein hohes Gefährdungspo-              Bei den Brunnenfassungen            genland von 8 bis 150 Meter.
tenzial, vor allem hinsichtlich bak-   werden im Wesentlichen zwei                 Abschließend ist festzuhalten,
teriologischer Verunreinigungen.       Arten, nämlich Horizontalfilter-        dass bei den Wassererschließun-
Ein herausragendes Beispiel für        brunnen und Vertikalfilterbrunnen       gen möglichst ein guter Mix an
die Bedeutung der Karstgrund-          unterschieden. Bei den Horizon-         Ressourcen zu wählen ist, der so-
wässer stellen die erste und zwei-     talfilterbrunnen werden große           wohl oberflächennahe wie auch
te Wiener Hochquellenleitung dar,      senkrechte Sammelschächte mit           tiefergelegene Grundwässer be-
die vollständig von Karstgrund-        Durchmessern von etwa 3 – 5 Me-         inhaltet und sich möglichst über
wässern gespeist werden.               tern bis in die gewünschte Tiefe        das gesamte Versorgungsgebiet
                                       abgeteuft und dann horizontal mit-      verteilt, um eine größtmögliche
" 45 Brunnen und Quellen               tels hydraulischer Pressen Filter-      Versorgungssicherheit auch bei
    Beim Wasserleitungsverband         rohre mit bis zu 35 Metern Länge        längeren Trockenperioden und
Nördliches Burgenland werden           strahlenförmig in die wasserfüh-        Katastrophen zu gewährleisten.
derzeit 45 Brunnen und Quellen         renden Sand- und Kiesschichten
für die Wasserversorgung ge-           vorgetrieben. Durch diese Brun-                  DI Dr. Helmut HERLICSKA
nutzt, wobei sich die wichtigsten      nenanlagen sind bei günstigen                                       Autor
Brunnenanlagen im Randbereich          hydrogeologischen Verhältnissen
der Mitterndorfer Senke, dem           vergleichsweise große Wasser-
größten Grundwasservorkommen           entnahmen bei geringen Wasser-
Mitteleuropas befinden. Von maß-       spiegelabsenkungen möglich.
geblicher Bedeutung sind hierbei           Die Vertikalfilterbrunnen sind
die beiden Horizontalfilterbrun-       die gebräuchlichsten Brunnen-             "#Technischer
nenanlagen in Neudörfl, die Kon-       anlagen für die Erschließung von          Betriebsleiter
sensmengen (Maß für die bewil-         Grundwässern. Diese Brunnen             des Wasserlei-
ligte Wasserentnahme) von 400 l/s      werden im Bereich der Was-              tungsverbands
und 200 l/s aufweisen. Die ande-       serversorgung als Bohrbrun-                  Nördliches
ren Wassererschließungen teilen        nen errichtet. Hauptmerkmale                Burgenland

                                                                                                               9 N+U
NATUR & UMWELT - PARCS.at
thema: wasser

     Begleitvegetation pflegen
     Pflege von Begleitvegetation: Naturnah und technisch korrekt? Ein neues Handbuch gibt
     Empfehlungen und Tipps für Landesstellen, Gemeinden, Landwirte und alle, die Pflege-
     maßnahmen durchführen.
         Die Begleitvegetation an Bä-
     chen und Flüssen, an Wegen und
     Straßen, aber auch Feldgehölze
     und Raine, Streuobst- und Kopf-
     bäume sind wichtige Lebensräu-
     me für viele Pflanzen- und Tierar-
     ten. Die Pflege dieser Strukturen
     steht im Spannungsfeld zwischen
     technischen und ökologischen
     Funktionen – mit unterschied-
     lichen Interessen von Straßen-
     erhaltern      und      Naturschutz,
     Wasserbau und Landwirtschaft,
     Gemeinden und Privatpersonen.           ! Der Krautstreifen direkt am Gewässer bleibt länger stehen und wird erst
         Alle Beteiligten sind sich einig,   beim zweiten Durchgang gemäht bzw. gemulcht.         Foto: Christian Ebenbauer
     dass diese Landschaftselemente
     eine Pflege brauchen. Jedoch bei        zweiten „Pflegedurchgang“ bear-         nahmen an Gewässern. Bei der
     der praktischen Umsetzung – wie         beitet.                                 Anbotseinholung bzw. Auftrags-
     und wann pflegen? – werden die                                                  vergabe muss auf die Einhaltung
     unterschiedlichen Zielsetzungen         " Beispiel 2: Gehölzpflege an           der „Richtlinien zur Pflege von
     deutlich.                               Gewässern                               Bachbegleit- und Ufervegetati-
         Das nun vorliegende Hand-               Ziel der Gehölzpflege ist die       on“ sowie auf eine fachgerechte
     buch beleuchtet diese Fragestel-        Sicherstellung der Abflusskapa-         Pflege Wert gelegt werden. Die
     lungen aus verschiedenen Per-           zität, aber auch die Erhaltung der      Pflege muss im Vordergrund
     spektiven und zeigt Ansätze auf,        ökologischen Funktionsfähigkeit.        stehen, nicht z. B. die maximale
     wie unterschiedliche Interessen         In diesem Sinne werden in den           Holzausbeute!
     „unter einen Hut“ gebracht wer-         Abflussquerschnitt hineinwach-
     den können. Im Folgenden einige         sende Bäume entfernt, insgesamt         " Beispiel 3: Pflege am
     Beispiele dazu.                         müssen jedoch mindestens ein            Straßenrand
                                             Drittel der Bäume sowie die Sträu-         Weg- und Straßenränder sowie
     " Beispiel 1: Pflege von Wiesen         cher unbeschädigt belassen wer-         mit ihnen verbundene Böschun-
     und anderen krautigen Bestän-           den. Dadurch wird eine Beschat-         gen und Gräben sind bedeuten-
     den an regulierten Gewässern            tung des Bachbetts gewährleistet,       de Lebens- und Rückzugsräume
        Das Gewässernetz im Burgen-          die einen positiven Einfluss auf die    für viele Tier- und Pflanzenarten.
     land weist eine Länge von rund          Wasserqualität hat.                     Farbenprächtige, blühende Weg-
     3.500 km auf. Davon sind zirka              Gerade bei der Gehölzpflege
     1.000 km Regulierungsstrecken.          spielen auch die Gemeinden eine          ! unten: Beispiel für eine passende
     An diesen regulierten Abschnitten       wichtige Rolle: Gemeinden sind           Ufergehölzpflege
     werden aus Kostengründen krau-          oft Auftraggeber für Pflegemaß-                           Foto: Gerhard Gebhardt
     tige Bestände meist gemulcht,
     aus ökologischer Sicht werden
     eine Mahd und die Abfuhr des
     Mähguts angestrebt.
        Ein Kompromiss, der ökologi-
     sche Verbesserungen bringt und
     trotzdem Pflegekosten spart: Bei
     der ersten Pflege wird ein bis zu
     2 m breiter Streifen an der Was-
     serlinie belassen und dient so als
     Rückzugsraum für viele Tierarten.
     Dieser Streifen wird erst beim

N + U 10
projekt: sonstige maßnahmen / eler

ränder erfreuen den Menschen
und sprechen sein ästhetisches
Empfinden an. Gleichzeitig sind
Bankette, Straßengräben und
Böschungen Teile von Bauwer-
ken, erfüllen als solche techni-
sche Funktionen und sind auch
entsprechend instand zu halten.
Leitpflöcke, Kreuzungen und
Sichtbeziehungen müssen aus
Sicherheitsgründen frei gehalten
werden.
   Eine gute Möglichkeit, ökolo-
gische und sicherheitstechnische
Aspekte in der Pflege zu berück-
sichtigen, ist die Unterscheidung
in einen intensiven und einen ex-
tensiven Pflegebereich (siehe Foto
rechts).
   Auch das Bodensubstrat hat          ! Der Extensivbereich (zwischen linker und mittlerer Linie) ist ein Spielraum
einen großen Einfluss auf die          für blüten- und bienenfreundliche Pflege. Dieser Streifen sollte nur 1 – 2 mal
Vegetation und den erforderli-         pro Jahr gepflegt werden, das erste (einzige?) Mal im Juli, das Schnittgut
chen Pflegeaufwand. Der Einbau         sollte möglichst abgeräumt werden. Im Intensivbereich (zwischen mittlerer
humusarmer, kiesiger Substrate         und rechter Linie) hat hingegen die Verkehrssicherheit Vorrang.
auf Banketten und Böschungen                                                                      Foto: Gerhard Schlögl
anstatt humusreicher Erden bringt
mehrere Vorteile:                      gen (weniger Gräser) wird diese          Informationen und Pflege-Tipps
" Die Pflanzen bilden auf mageren      positive Wirkung verstärkt.              sind auch die Kontaktdaten der
Böden ein größeres Wurzelsystem            Weitere Beispiele für Praxis-        relevanten Stellen im Handbuch
aus, dies führt zu einer höheren       Tipps aus dem Handbuch:                  enthalten. Dieses steht im In-
Stabilität von Böschungen.             UÊ *yi}iÊ Ûœ˜Ê i`}i Ÿâi˜Ê ՘`Ê        ternet unter www.burgenland.at
" Gleichzeitig ist auf humusarmen      Windschutzgürtel                         (Bürgerservicestellen$Umwelt-
Böden der Aufwuchs geringer, da-       UÊ ˆÃÌi‡ ˜ÌviÀ˜Õ˜}Ê LiˆÊ -ÌÀ>~i˜-      anwalt) zum Download bereit
durch sind weniger Pflegedurch-        bäumen                                   und kann bei der Landesumwelt-
gänge erforderlich und die Kosten      UÊ-V ˜iˆ`i˜Êۜ˜Êœ«vLBՓi˜               anwaltschaft Burgenland ange-
für die Pflege können reduziert        UÊ >~˜> “i˜Ê LiˆÊ >ÃÌ>˜ˆi˜Àˆ˜-         fordert werden: T 057 600 2192,
werden.                                denkrebs                                 F 057 600/2193 umweltanwalt.
" Auf humusarmen Substraten            UÊ 1“}>˜}Ê “ˆÌÊ iœ« ÞÌi˜]Ê ÜˆiÊ          burgenland@bgld.gv.at
wachsen eher blütenreiche Pflan-       z. B. Stauden-Knöterich, Drüsiges
zen in einer höheren Artenvielfalt.    Springkraut, Ragweed und Kana-                DI M.A. Gerhard SCHLÖGL
Dies ist aus Sicht des Naturschut-     dische Goldrute                                                  Autor
zes erwünscht! Durch die Aussaat           Das Handbuch wurde von der
kräuterreicher Saatgutmischun-         Landesumweltanwaltschaft initi-
                                       iert und in enger Abstimmung mit
! unten v. l.: DI Gerald Gebhardt,     Landesstellen und Organisationen
Mag. Hermann Frühstück, LR An-         aus den Bereichen Naturschutz,
dreas Liegenfeld, Dr. Klaus Micha-     Straßenbau, Wasserbau, Land-
lek und Handbuch-Autor DI Gerhard      wirtschaft, Jagd und Gemeinde-
Schlögl                   Foto: BLMS   vertretern erarbeitet. Neben vielen

                                                                                                                  11 N + U
Ì     i“>\ÊÜ>ÃÃiÀÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊ

     Hochwasservorsorge mit
     Überschwemmungsbecken
     Im Burgenland wurde vom Naturschutzbund in Kooperati-
     on mit dem Wasserbau von 2003 bis 2006 der Bestand aller
     natürlichen Hochwasserrückhaltebecken erhoben und ihr
     ökologischer Zustand untersucht.
         Hochwasserereignisse       sind     Hochwasserschutz-Einrichtungen
     seit jeher mit unserer Siedlungsge-     zu erheben, zusammenzufassen
     schichte verbunden. Zur sinnvol-        und auch erstmals unter ökologi-
     len Hochwasservorsorge gegen            schen Gesichtspunkten zu doku-
     allzu dramatische Auswirkungen          mentieren bzw. Managementpläne
     gehören sowohl Überschwem-              zu erstellen. Das Augenmerk wur-
     mungszonen wie auch der Bau             de nicht nur auf die technischen
     von Rückhaltebecken. Retenti-           Voraussetzungen gerichtet, son-
     onsbecken oder -flächen, ob na-         dern auch auf die immens wich-
     türlich entstanden oder künstlich       tigen Aspekte des Naturschutzes,
     angelegt, schützen bei Hochwas-         um ökologische Verbesserungen
     ser die Gemeinden und gewähr-           vornehmen zu können.
     leisten, dass das Wasser langsam
     abfließt. Ein dichtes Netz natürli-     " Rückhaltebecken als
     cher Flächen überzieht bereits das      Lebensraum
     Burgenland. Einige Becken sind              Jedes Rückhaltebecken ist
     derartig groß dimensioniert, dass       ein eigener, charakteristischer
     auch seltene hydrologische Ereig-       Lebensraum: Der Bewuchs, die
     nisse wie Jahrhundert-Hochwäs-          Beckengröße und -tiefe sind un-          heute oftmals eine Lücke in einer
     ser aufgefangen und der Schaden         terschiedlich, ebenso die Umwelt-        weitgehend ausgeräumten, eintö-
     für die Ortschaften begrenzt wer-       faktoren, wie Seehöhe, Klimazone         nigen Kulturlandschaft und haben
     den kann.                               oder Untergrund. Das Spektrum            sich zu unverzichtbaren, natur-
         Vom Naturschutzbund initi-          reicht von Trockenrasenelemen-           räumlichen Elementen entwickelt.
     iert, haben es sich Politik und         ten auf exponierten Beckenrän-           Sie verbinden weit auseinander
     Verwaltung des Burgenlands be-          dern bis hin zum Feuchtlebens-           liegende Habitate miteinander
     reits 2003 zum Ziel gesetzt, diese      raum im Becken selbst. Sie füllen        und ermöglichen einen geneti-
                                                                                      schen Austausch.
                                                                                          Der naturschutzfachliche Wert
                                                                                      der etwa 150 Rückhaltebecken
                                                                                      des Burgenlands ist sehr unter-
                                                                                      schiedlich: Einige zeigen eine
                                                                                      hohe Artenvielfalt an Pflanzen und
                                                                                      Tieren, die auch in der Fauna-
                                                                                      Flora-Habitat-Richtlinie der EU
                                                                                      angeführt sind. Andere erfüllen
                                                                                      diese Bedingungen nicht, bieten
                                                                                      aber ein hohes Potenzial für ver-
                                                                                      bessernde Maßnahmen. Studien
                                                                                      zeigen, dass durch eine geschick-
                                                                                      te Renaturierung von künstlichen
                                                                                      Gewässern das ökologische Ge-
                                                                                      füge und die Artenvielfalt ent-
                                                                                      scheidend verbessert und der
                                                                                      Arbeitsaufwand für Pflege und
                                                                                      Beckenerhaltung minimiert wer-
     ! Rückhaltebecken bei Zurndorf und Antau (rechts) Fotos: Naturschutzbund Bgld.   den können: Mit standortgerech-

N + U 12
ÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊʏiLi˜ÃÀBՓi

      ten Gehölzen, Verlandungszonen
      und einer guten Gliederung der
      Flächen ausgestattet, profitieren
                                          Geld für Nationalpark
      sowohl die Natur als auch der          Der Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel – einer der wichtigsten
      Mensch.                             „Wasserlebensräume“ Österreichs – erhält vom Land Burgenland rund
         Im Rahmen der Studie wur-        1,3 Mio. Euro für den gesamten Personalaufwand und über 1,4 Mio.
      den ökologische Parameter des       Euro für die Sicherung der Grundflächen. Dieser Betrag wird vom Bund
      „Lebensraums Rückhaltebecken“       aufgrund einer entsprechenden Vereinbarung verdoppelt. Der grenz-
                                          überschreitende Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel umfasst auf
                                          burgenländischer Seite schutzwürdige Biotopflächen im Ausmaß von
                                          rund 9.700 ha. Mehr als 700.000 Besucher bewegen sich jährlich in
                                          den zugänglichen Bewahrungszonen. ”Das zeigt, dass der Natur- und
                                          Ökotourismus im Gästetrend liegt und für den Ganzjahrestourismus
                                          immer mehr Bedeutung gewinnt“, betont die zuständige Tourismus-
                                          landesrätin, Michaela Resetar.
                                             Mit diesen Geldern von Land und Bund leistet die Nationalpark-
                                          gesellschaft an die Grundeigentümer Pacht und Entschädigungszah-
                                          lungen. Von den rund 9.700 ha Grundflächen sind 50 % Naturzone, in
                                          der die Natur sich selbst überlassen wird und Besucher keinen Zutritt
                                          haben. Der für die Öffentlichkeit zugängliche Teil des Nationalparks
                                          umfasst die Zitzmannsdorfer Wiesen, Illmitz-Hölle, Sandeck-Neudegg,
                                          Lange Lacke-Apetlon und Hansag-Waasen. Zu allen Jahreszeiten gibt
                                          es unvergessliche Naturerlebnisse. Rund 320 Vogelarten sind übers
                                          Jahr im Nationalpark beheimatet oder Wintergäste.

                                          " Naturtourismus bringt regionale Wertschöpfung
                                              „Die Schutzgebiete fördern nicht nur die lokale und regionale Wirt-
                                          schaft, sondern geben vielen Gemeinden eine touristische Perspek-
                                          tive, weil viele Naturschätze und Sehenswürdigkeiten, aber auch die
                                          schon vorhandene touristische Infrastruktur mit der Gastronomie und
                                          kleinen Beherbergungsbetrieben besser vernetzt und damit von unse-
                                          ren Gästen besser genutzt werden können“, so Resetar.
      und der dort lebenden Pflan-            Für nahezu 60 % aller im Burgenland touristisch nächtigenden Gäs-
      zen- und Tierwelt ermittelt, be-    te sind das Naturerlebnis und die intakte Landschaft ein Grund, um im
      wertet und digital verarbeitet.     Burgenland Urlaub zu machen. „Mit dem Nationalpark Neusiedlersee
      Mit den gewonnenen Daten und        – Seewinkel, den sechs Naturparken und den 16 Natura 2000-Gebie-
      dem Bildmaterial können detail-     ten hat das Burgenland die besten Voraussetzungen für einen Urlaub
      lierte Managementpläne erstellt     im Einklang mit der Natur“, zeigt sich die Tourismuslandesrätin erfreut.
      und von der Wasserbauabtei-
      lung umgesetzt werden. Es bietet
      sich weiters an, die „künstlichen
      Feuchtgebiete“ ökologisch zu
      verbessern und die Retentionsflä-
      chen mit dem Umland zu vernet-
      zen. Die Ergebnisse, die ein Pro-
      jektteam des Naturschutzbundes
      Burgenland im Auftrag der Abtei-
      lung 9 – Wasser- und Abfallwirt-
      schaft des Amtes der Burgenlän-
      dischen Landesregierung in allen
      Bezirken des Nord-, Mittel- und
      Südburgenlands zusammengetra-
      gen hat, ist auch als Studie beim
      Naturschutzbund       Burgenland
      burgenland@naturschutzbund.at
      erhältlich.

                Ingrid HAGENSTEIN
           Mag. Dr. Klaus MICHALEK
                             Autoren      ! v.l.: Michaela Resetar, Kurt Kirchberger, Alois Lang (beide Nationalpark)

                                                                                                                  13 N + U
sonstige maßnahmen

     Niedermoore & Feuchtgrünland
                                            Revitalisierung von Niedermooren und Feuchtgrünland im
                                            Südburgenland: Das zweijährige Leader-Projekt konnte
                                            nun erfolgreich abgeschlossen werden.

        Seit Jänner 2013 arbeitete          und Trinkwasserschutz,                Burgenland (Ried Langwiesen)
     ein Team des burgenländischen          " die Einbindung der lokalen Be-      und Tobaj KG Punitz (Haselgra-
     Naturschutzbunds, der auch als         völkerung in Naturschutzbelange       ben Ried Ochsenhalt), Tobaj KG
     Projektträger fungierte, an der        und eine damit verbundene öko-        Punitz (Limbachtal Ried Langwie-
     Revitalisierung von hochgradig         logische Bewusstseinsschaffung        sen), St. Martin an der Raab KG
     gefährdeten Lebensräumen der           sowie                                 Welten (Ried Lange Winkel).
     Niedermoore und Feuchtwiesen           " die Flächenbereitstellung für auf
     im Südburgenland.                      Grünland spezialisierte landwirt-     " Drei Schwerpunktbereiche
        Feuchtgebiete, insbesondere         schaftliche Betriebe                      Im Laufe der zwei Projektjah-
     Feuchtwiesen, stellen im Süd-                                                re wurde an drei Schwerpunkt-
     burgenland einen typischen und         " In Nutzung genommen                 bereichen gearbeitet. Im ersten
     gleichsam prägenden Lebens-                In den Bezirken Oberwart,         Teil wurden in Frage kommende,
     raum dar, der in den letzten Jahr-     Güssing und Jennersdorf wur-          wertvolle Flächen ausgewählt. Die
     zehnten vor allem durch den land-      den verbrachte Bachkratzdistel-       notwendigen Informationen konn-
     wirtschaftlichen Strukturwandel        Feuchtwiesen,      Niedermoore,       ten einerseits aus der Feucht-
     stark zurückgedrängt wurde.            Pfeifengraswiesen und sekundäre       gebietsinventarisierung des Na-
        Die Ziele des Projekts waren:       Seggenriede wieder in Nutzung         turschutzbunds Burgenland und
     " die Bewahrung des lokaltypi-         genommen. Die betroffenen Flä-        andererseits aus dem Erfahrungs-
     schen Landschaftsbilds für Nah-        chen liegen in den Gemeinden          schatz von lokalen ExpertInnen
     erholung und Tourismus,                Großmürbisch      (Hausergraben       gewonnen werden.
     " die Sicherung der Artenvielfalt,     Ried St. Emmerich Wiesen), In-            Bei Begehungen der Projekt-
     " der Erhalt von Landschaftsele-       zenhof (Hausergraben Ried Gar-        gebiete wurden vegetationskund-
     menten als wichtiger Beitrag für       tenwiesen), Kemeten (Steinbrückl      liche und zoologische Grundla-
     den Kulturlandschaftsschutz,           Ried Steinbach), Neustift bei         gendaten erhoben und in Folge
     " die Wiedergewinnung der auch         Güssing (Ried Mürbischwiesen),        ein Pflegekonzept erstellt. Dieses
     für die menschliche Infrastruktur      Mariasdorf KG Grodnau (Ried           umfasste sowohl die naturschutz-
     sehr wichtigen Funktionen dieser       Geißleiten), Markt Allhau (Ried       fachliche Erstpflege der Flächen
     Lebensräume wie Hochwasser-            Untere Hutweide), St. Michael im      als auch ihre weitere Nutzung
                                                                                  durch zumeist neu gewonnene
                                                                                  Bewirtschafterinnen und Bewirt-
                                                                                  schafter.
                                                                                      Insgesamt wurden bei den
                                                                                  zoologischen Kartierungen 48
                                                                                  Tagfalterarten mit 547 Individu-
                                                                                  en registriert. Die am häufigsten
                                                                                  festgestellten Arten waren: Gro-
                                                                                  ßes Ochsenauge, Wachtelweizen-
                                                                                  Scheckenfalter,     Senf-Weißlinge
                                                                                  (Artenpaar Leptidea sinapis/juver-
                                                                                  nica), Rotbraunes Wiesenvögel-
                                                                                  chen, Landkärtchen, Grünader-
                                                                                  Weißling, Schwarzer Apollofalter
                                                                                  und Kleines Wiesenvögelchen. 18
                                                                                  Arten wurden überhaupt nur in ei-
                                                                                  nem einzigen Exemplar beobach-
                                                                                  tet, darunter acht Arten der Roten
                                                                                  Listen. Zusätzlich wurden zehn
                                                                                  Libellenarten registriert, die in zu-
                                                                                  mindest einer der beiden Roten
     ! Feuchtwiese mit Bachkratzdiestel und Sibirischer Schwertlilie              Listen (Burgenland, Österreich)

N + U 14
leader
als gefährdet (vulnerable) oder
stark gefährdet (endangered) ver-
zeichnet sind. Mit Ausnahme des
Schwarzen Apollofalters, von dem
in Summe 21 Individuen gezählt
wurden, konnten alle anderen ge-
fährdeten Arten nur in einzelnen
oder gar nur in einem Exemplar
beobachtet werden.

" Hauptteil Pflegemaßnahmen
    Der Hauptteil des Projekts
umfasste die Organisation und
Durchführung der Pflegemaßnah-
men in den betreffenden Gebie-
ten. Hierbei wurde großer Wert
auf die Erhaltung landschaftsprä-
gender Elemente, wie Gruppen
von Asch-Weiden (Salix cinerea),
Schledorn-Gebüsche (Prunus spi-
nosa) sowie einzelne Weißdorne
(Crataegus monogyna), Holz-Bir-       ! Pfeifengraswiese mit Lungen-Enzian
nen (Pyrus pyraster) und Stiel-Ei-
chen (Quercus robur) etc., gelegt.
    Die Kontaktaufnahme mit allen        Die Flächen wurden für eine           – Limbachtal, wo eine fast zusam-
Interessensgruppen war im Vor-        nachfolgende     Bewirtschaftung         menhängende Fläche von 8,2 ha
feld der Pflegemaßnahmen ein          vorbereitet und mit entsprechen-         gewonnen werden konnte.
erster wichtiger Schritt. In vielen   der Nutzungsempfehlung vom
persönlichen Gesprächen und in        jeweiligen Bewirtschafter in das         " Erstellung einer Broschüre
einem Informationsblatt wurden        ÖPUL-Programm         (Österreichi-         Den letzten Schritt des hier
die naturschutzfachliche Bedeu-       sches Programm für umwelt-               vorgestellten Projekts bildete die
tung der jeweiligen Gebiete erläu-    gerechte Landwirtschaft) auf-            Erstellung einer Broschüre. Diese
tert und Partner gesucht.             genommen. Wesentlich für eine            stellt die Projektgebiete und die
    Die Durchführung der Erst-        nachhaltige Wirkung des durch-           jeweils durchgeführten Pflege-
pflegemaßnahmen erfolgte in Zu-       geführten Projekts ist die Bewirt-       maßnahmen mit Text, Bildern und
sammenarbeit mit einem erfah-         schaftung über lange Zeiträume.          Karten anschaulich dar und soll
renen Landschaftspfleger. Diese          Insgesamt wurden im Zuge              die Öffentlichkeit für diese wertvol-
umfassten die Entfernung von          des Projekts 21,12 ha natur-             len, aber besonders gefährdeten
Gebüschen, das Mulchen von            schutzfachlich wertvolle Flächen         Naturlebensräume         des    Bur-
Gehölzstöcken, Häckseln von           durch Erstpflegemaßnahmen wie            genlands      sensibilisieren.   Die
Hochstauden, wie Goldrute oder        Entbuschung revitalisiert. Her-          Broschüre ist kostenlos beim
Brennessel, sowie Pflegemahden.       vorzuheben ist das Gebiet Punitz         Naturschutzbund Burgenland er-
                                                                               hältlich: T 0664 84530 -47 oder -48,
                                                                               burgenland@naturschutzbund.at
                                                                               und steht auf der Homepage www.
                                                                               naturschutzbund-burgenland.at
                                                                               zum Download bereit.
                                                                                  Das Projektteam möchte noch
                                                                               erwähnen, dass die Zusammenar-
                                                                               beit und Kommunikation mit allen
                                                                               Beteiligten vor Ort sehr gut und
                                                                               angenehm funktioniert hat. Dafür
                                                                               möchten wir uns herzlich bedan-
                                                                               ken.
                                                                                                 DI Stefan WEISS
                                                                                                              Autor
                                                                                      DI Dr. Helmut HÖTTINGER
                                                                                                          Co-Autor

! Schwarzer Apollo                                    Foto: Helmut Höttinger

                                                                                                                15 N + U
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