Mit Bibel und Spaten? - Perspektiven der Biblischen Archäologie
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2 Cardo Inhaltsverzeichnis Editorial............................................................................................................................................3 Mit Bibel und Spaten? Perspektiven der Biblischen Archäologie Gunnar Lehmann Archäologie in der Welt der Bibel...............................................................................................5 Christian Frevel Wenn die Jünger schweigen, werden die Steine schreien! Zur Notwendigkeit der Emanzipation der Palästinaarchäologie und der Bibelwissenschaft.....................................................................13 Yonathan Mizrachi Archaeology in the shadow of the conflict. The Mound of Ancient Jerusalem (City of David) in Silwan........................................................20 Buchrezensionen....................................................................................................................26 Aktuelles aus dem Forum Studienjahr Jerusalem e.V. Martin Metzger „Biblische Archäologie“ – Palästinakunde – Archäologie Palästinas/Israels. Eine Skizze..............32 Katharina Müller/Sarah Schulz/Manuel Schuster „Nichts ist so beständig wie ein Loch!“ Bericht zur Exkursion des Forum Studienjahr Jerusalem in den Libanon....................................34 Achim Budde Die Rückkehr der Ökumene-Retter...........................................................................................38 Dietmar Hallwaß/Daniel Lanziger Ein Jahr voller Premieren. Bericht aus dem 37. Studienjahr.......................................................42 Susanne Gutmann Neue Mitarbeiter – gute Ideen. Bericht der Ökumenischen Stiftung Jerusalem.................................44 Nikodemus C. Schnabel OSB Neues aus der Reihe „Jerusalemer Theologisches Forum“ (JThF)................................................48 Post-Studienjahr-Projekt. Ausschreibung der Ökumenischen Stiftung Jerusalem.....................................55 Projektvorstellungen..................................................................................................56 Impressum.............................................................................................................................59
Cardo 3 Editorial M anche gehen ins Heilige Land mit der Bibel in der Hand, um es als fünftes Evangelium zu lesen, bungen, Methoden, Ausstattung, Herangehensweisen und interdiszi- plinäre Ausrichtungen, (archäologi- andere um zu beweisen, dass sie sche) Institutionen und Forschungs- doch recht hat. Und wieder andere projekte u.v.m. in den Blick nimmt. ziehen mit der Bibel in der Hand Anschließend reflektiert Christian durchs Land, um sie zu widerlegen. Frevel am Beispiel der sogenann- Allen geht es dabei darum, die Reste ten Landnahmediskussion und der der Welt zu begreifen, die die Welt Großreichhypothese zum einen der Bibel war. Es geht um Steine das methodische Verhältnis von und Scherben: Es geht um Archäo- Bibelwissenschaften und Palästina- logie. Archäologie und spricht sich für die Doch Archäologie ist weder eine Emanzipation beider wissenschaft- Romantik, ausgedrückt durch einen licher Disziplinen voneinander aus. Spaten in der Hand auf der Suche Zum anderen zeigt er auf, welche nach biblischen Stätten, noch ein Frageperspektiven und -horizon- Abenteuer à la Indiana Jones, gegen te sich dadurch neu für die Bibel- Nationalsozialisten kämpfend auf wissenschaften eröffnen, und hebt der Suche nach der Bundeslade. Ar- somit die bleibende Relevanz einer chäologie ist eine Wissenschaft mit historischen Perspektive für die eigenen Methoden und Fragestel- Theologie hervor. Zum Abschluss lungen, die ein enger Dialogpart- des wissenschaftlichen Abschnitts ner für die Bibelwissenschaften im erarbeitet Yonathan Mizrachi am Besonderen und die Theologie im Beispiel der Ausgrabungen in der Allgemeinen ist, wie es sich auch an Davidsstadt, dass archäologische der Konzeption des Studienjahres in Ausgrabungen besonders im Kon- Jerusalem widerspiegelt. text des Nahostkonflikts eine nicht Aus diesem Grund – und in An- zu unterschätzende politische Be- knüpfung an die vergangene Liba- deutung haben, sich sozusagen nicht non-Exkursion unter der Leitung im luftleeren Raum ereignen. von Martin Metzger – steht diese Dieser inhaltlich ausgerichte- Cardo-Ausgabe unter dem Titel te Teil der Ausgabe wird mit drei „Mit Bibel und Spaten? Perspekti- Buchrezensionen zu einem Studi- ven der Biblischen Archäologie“. enbuch, einem Sammelband und Einen ersten Überblick über die einer historischen Studie rund um Entwicklung der Disziplin „Bib- das Thema „Biblische Archäologie“ lische Archäologie“ gibt Gunnar abgeschlossen. Lehmann in seinem Beitrag „Ar- Der Bericht zur Libanon-Exkursi- chäologie in der Welt der Bibel“, on – kombiniert mit einer Skizze zur indem er ältere und neuere Ausgra- Biblischen Archäologie von Martin
4 Cardo Metzger – leitet in den zweiten Teil Weihnachtskanon des Johannes von des Cardo über, in dem die aktuells- Damaskus und den Schriften aus ten Ereignisse und die vielfältigen Nag Hammadi näher vorgestellt. Aktivitäten im und um das Forum Der dritte Teil der diesjährigen Studienjahr herum thematisiert wer- Cardo-Ausgabe „Projektvorstellun- den. Unter dem programmatischen gen“ stellt gegenüber den vorgängi- Titel „Die Rückkehr der Ökumene- gen Heften eine Neuerung dar. Un- Retter“ schildert Achim Budde sei- ter dieser Rubrik werden in Zukunft ne Eindrücke von dem im November sowohl wissenschaftliche als auch 2010 in Kooperation mit Burg Ro- pastorale Projekte und Initiativen thenfels durchgeführten Symposi- vorgestellt, an denen ehemalige Stu- on zum Thema Ökumene. dienjährlerinnen und Studienjähr- Aus dem aktuellen Studienjahr gibt ler bzw. Forumsmitglieder beteiligt es einige Premieren zu berichten, sei sind und die in Kontinuität zu den es in Bezug auf die Verläufe der Ex- Themen des Studienjahres stehen. kursionen, die materielle Kultur des Dadurch soll eine forumsinterne Studienjahres, den Besuch des deut- Plattform geschaffen werden, die al- schen Bundespräsidenten oder auch len Mitgliedern eine weiterführende die architektonischen Neuheiten in inhaltlich-thematische Vernetzung Jerusalem selbst. In dem Beitrag der und einen fruchtbaren Austausch für Ökumenischen Stiftung Jerusalem Forschung und Projektarbeit ermög- stehen nicht nur die Studienjahrs- licht. bezogenen Projekte und Initiativen Abschließend sei allen, die an der (Europa-Stipendium, Post-Studien- Entstehung dieser Cardo-Ausgabe jahr-Stipendium, „Kulturticket“), mitgewirkt haben – insbesondere den sondern auch die Vorstellung zweier Autoren und unseren Werbepartnern neuer Vorstandsmitglieder im Vor- – ganz herzlich gedankt. dergrund. Schließlich werden aus der Wir wünschen allen viel Freude Reihe „Jerusalemer Theologisches bei der Lektüre! Forum“ Neuerungen wie auch Alt- bewährtes berichtet und die zwei neu Katharina Pyschny, Bochum erschienenen Bände zum jambischen Till Magnus Steiner, Bonn
Cardo 5 Mit Bibel und Spaten? Perspektiven der Biblischen Archäologie Archäologie in der Welt alltäglichen Lebens in dieser Welt entwickelten sich spätestens seit dem der Bibel dritten Jahrtausend v.Chr. Im Zen- D ie Archäologie der biblischen Welt findet in einem Teil der Welt statt, in dem heute kaum etwas politisch um- trum einer Archäologie der Welt der hebräischen Bibel stehen damit die Kulturen der Bronzezeit, der Eisen- strittener ist als das Land Israel/Palästi- zeit und der sogenannten persischen na in seinen historischen Dimensionen oder achämenidischen Epoche. Die und geographischen Bezeichnungen. theoretische und methodologische Der Gebrauch übergreifender Begrif- Diskussion um die Überreste der prä- fe und Namen wie „Palästina“ oder historischen Kulturen führt bereits in „Israel“ wird oft durch den politischen einen derart speziellen Zweig der mo- Standort bestimmt. Das geographische dernen Archäologie, dass ich diesen Gebiet, mit dem ich mich hier beschäf- Teil der Vergangenheit der biblischen tige, lässt sich auch als „heiliges Land“ Welt hier ausklammere. Als „Vorder- beschreiben, heilig sowohl dem Juden- asiatischer Archäologe“ werde ich tum, dem Christentum als auch dem mich hier auf die Welt des Alten Tes- Islam. Neutraler und weniger im religi- taments bzw. der hebräischen Bibel ösen Sinn wertend ist der Begriff „Welt konzentrieren, obwohl mir sehr wohl der Bibel“. Er umfasst geographisch das bewusst ist, wie sehr dieser Text auch Gebiet der modernen politischen Staa- in der hellenistischen Epoche geformt ten und Territorien Israel, Jordanien, die und gestaltet wurde. von Israel besetzte Westbank und das Auf den ersten Blick gibt es kei- autonome palästinensische Gebiet. Im nen Grund, warum sich die Archäo- weiteren Sinn ist eine Archäologie der logie Palästinas von der übrigen biblischen Welt nicht ohne Syrien und Archäologie Vorderasiens auf be- den Libanon denkbar. sondere Weise unterscheiden sollte. Wenn im Folgenden aber vor allem Geographisch hebt sich das Land von „Palästina“ die Rede ist, dann ist nicht außergewöhnlich aus dem Na- damit keine politische Stellungnahme hen Osten hervor. Und doch hat die verbunden, sondern der am weitesten Archäologie hier aufgrund der über- verbreitete Begriff gewählt, mit dem ragenden Bedeutung der Bibel für die spätestens seit dem 18. Jahrhundert westliche Kulturgeschichte in vielen in der wissenschaftlichen Literatur Bereichen eine besondere Entwick- Europas und Amerikas der Untersu- lung genommen. chungsraum bezeichnet wird. Die alten Kulturen, die sich in Die Mehrzahl der Institutionen, und um Palästina entwickelt haben, der Strukturen und der Gestalt des griffen in den verschiedenen Epo-
6 Cardo chen der Geschichte oft weit über chäologisch-historischer Forschung ihre eng definierten Grenzen hinweg. in Palästina, die in keinem Verhältnis Die Kulturgeschichte hat an unse- zu den materiellen Überresten steht. ren modernen Grenzen nie haltge- Der Begriff Archäologie geht auf macht, und die Kultur Palästinas ist das griechische Wort aörxaiologißa in den vergangenen Jahrtausenden zurück und bedeutet eigentlich Alter- von Ägypten und Vorderasien stark tumskunde. Im modernen Sprach- beeinflusst worden. Zwischen Syrien gebrauch bezeichnet Archäologie und Mesopotamien einerseits und heute die Wissenschaft, die sich mit Ägypten andererseits gelegen, ist Pa- den materiellen Überresten vergan- lästina eigentlich immer ein Randbe- gener Kulturen beschäftigt. Die Ge- reich gewesen, der geographisch in schichtswissenschaft, die Historie, sich stark differenziert ist und stets beschäftigt sich demgegenüber mit gleichzeitig Heimat mehrerer Völker, der Überlieferung des geschriebenen Sprachen und Religionen war. Wortes. Sie rekonstruiert die Ge- Seit dem Paläolithikum besiedelt, schichte und die antike Kultur aus entwickelt sich Palästina vor allem ab überlieferten Texten oder epigraphi- der Bronzezeit im Austausch mit den schen Funden. Als Altertumskunde umliegenden Kulturen und Gesell- wird im deutschen Sprachgebiet heu- schaften. Die Integration Palästinas te die Gesamtheit der Geschichts- in die Mittelmeerwelt seit der späten wissenschaft und der Archäologie Eisenzeit schafft in römischer Zeit bezeichnet. Damit hat sich die Be- den Hintergrund für die Verbreitung deutung des Begriffs Archäologie des Judentums und des Christentums verändert. Flavius Josephus nannte weit über die Grenzen Palästinas hi- seine Geschichte des jüdischen Vol- naus. Damit ist der Ausgangspunkt kes öIoudaikoßw aörxaiologißaw.αικῆς ἀρχαιολογ gesetzt für das besondere Interesse Noch bis in das 19. Jahrhundert wur- der westlichen christlichen Kulturen de der Begriff Archäologie als eine an der Geschichte und der Archäo- Disziplin verstanden, die materielle, logie Palästinas. Dieses Interesse mündliche und schriftliche Hinterlas- westlicher Kulturen hat Palästina ei- senschaften aufarbeitet. Im Bereich nen geschichtlichen Rang zugewie- der Archäologie der biblischen Welt sen, den dieses Randgebiet eigentlich zeugen noch einige Titel wie I. Ben- nicht verdient. Die Archäologie, d.h. zingers „Hebräische Archäologie“ die materielle Kultur Palästinas, wirkt (erschienen 1927) von diesem Ge- im Vergleich zu Ägypten, Mesopo- brauch des Begriffs. Heute wird unter tamien und Syrien eher ärmlich und Archäologie einzig die Wissenschaft bescheiden. Die besondere Bedeu- von den nichtliterarischen kulturel- tung, die die biblische Tradition als len Überresten vergangener Zeiten eine der zentralen Grundlagen der verstanden. Sie ist also ein spezieller westlichen Gesellschaft hat, führte zu Zweig der Altertumswissenschaft, der disproportionalen Betonung ar- der sich von der Erforschung der li-
Cardo 7 terarischen Quellen abgespalten hat. Die Analyse, der zweite Arbeits- Archäologie ist in zwei Arbeits- schritt der Archäologie, wertet die schritten tätig: in der Feldforschung Feldforschung aus. Zum einen han- und der analytischen Archäologie. delt es sich um eine Analyse der Fun- Zu Beginn aller Untersuchungen de und Befunde, zum anderen um sollte die Ausgangsfrage klar defi- die Interpretation und Erklärung der niert werden, die man mithilfe der festgestellten Beobachtungen. Bei archäologischen Forschung lösen der Analyse der Funde und Befunde möchte. Dann lässt sich ein Projekt werden die Beobachtungen beschrie- konzipieren, in dem es eine Phase der ben und die Forschungsobjekte z.B. Datenerhebung (Feldforschung) und typologischen Untersuchungen, Da- der Datenanalyse gibt. tierungen und anderen Analysen un- Zwei große Bereiche der archäo- terworfen. Die Interpretation kann logischen Feldforschung lassen in jede nur denkbare Richtung ge- sich unterscheiden: die Ausgrabung hen. Es können kunstgeschichtliche und die Oberflächenuntersuchung. Schlussfolgerungen gezogen, Fragen Während die archäologische Fund- der Sozialgeschichte behandelt oder stelle bei der Grabung sorgfältig geschichtliche Einzelprobleme ge- und kontrolliert ausgegraben – und deutet werden. Dies hängt einzig von damit auch zerstört – wird, findet dem zu Beginn der Untersuchung kein derartig schwerwiegender Ein- definierten Problem ab, unter dessen griff bei der Oberflächenuntersu- Gesichtspunkt die Daten erhoben chung (Survey) statt. Bei Letzterem worden sind. wird nicht gegraben, sondern nur die Oberfläche der Fundstelle gründlich Die ersten Forschungen untersucht. Grabungen finden in der Regel an einer Fundstelle statt. Ober- Ein Meilenstein in der Geschichte flächenuntersuchungen finden dage- der Archäologie waren die privaten gen in der Regel in einer Region statt Sammlungen und Kuriositätenkabi- und untersuchen mehrere Fundstel- nette der frühen Neuzeit. Hier fan- len. Daher lassen sich aus Grabungen den sich archäologische Artefakte ne- weitreichende und detaillierte Infor- ben biologischen und physikalischen mationen zur Siedlungsgeschichte Objekten als Merkwürdigkeiten in eines Ortes gewinnen, während über einer Sammlung vereinigt. Solche die Umgebung des Ortes durch eine Sammlungen waren oft von Fürsten Grabung wenig bekannt wird. Ober- oder Bischöfen angelegt worden, die flächenuntersuchungen lassen uns von den Objekten selbst und ihrem einen Einblick gewinnen in die Sied- Hintergrund oft wenig wussten. Da- lungsgeschichte mehrerer Fundorte, her wurden nicht selten Kuratoren der aber weniger weitreichende und eingestellt, die die Sammlungen ord- detaillierte Informationen über die nen und verwalten sollten. Ein sol- einzelnen Fundorte zulässt. cher Spezialist war Johann Joachim
8 Cardo Winckelmann (1717-1768), der die neue Wege beschritten. Die Funde Sammlungen reicher italienischer und Befunde wurden nun nicht mehr Besitzer bearbeitete. Für viele der als Merkwürdigkeiten betrachtet, son- Sammlungsobjekte war damals we- dern als Quellen für eine vergangene der der Fundort noch eine genaue Kultur und deren Geschichte. Es war Datierung bekannt. ein Prozess von der Dekoration zur J. Winckelmann führte in die Ar- Information. Dieser Prozess führt al- chäologie die Rekonstruktion des lerdings geradewegs in ein neues Pro- Kontextes ein. Es gelang ihm mithil- blem heuristischer Natur, das unter fe seiner kunsthistorischen Methode dem englischen Titel „Contextual Ar- die Objekte teilweise wieder in einen chaeology“ diskutiert wird. Dahinter Zusammenhang zurückzuführen, steht die Frage: Wie kann der moder- aus dem sie durch die antike Abla- ne Mensch die Symbolik, die Bedeu- ge am Fundort und die nachlässige, tungen und die Ausdrücke der antiken unwissenschaftliche Ausgrabung Welt überhaupt verstehen? Dies ist herausgerissen worden waren. J. ein zentrales Problem auch für die Re- Winckelmann (re)konstruierte eine konstruktion der alten israelitischen kunstgeschichtliche Abfolge der Religion und daher eines der wichtigs- Objekte, die er bearbeitete. Er woll- ten Themen für den Dialog zwischen te aber auch eine Erklärung für die Theologen und Archäologen. Funktion und die Bedeutung dieser Archäologie als moderne Wis- Objekte finden. Was vorher lediglich senschaft entwickelte sich in Europa einen materiellen Wert für das Presti- während des 18. und 19. Jahrhun- ge des wohlhabenden Besitzers hatte, derts. Sie wurzelt konzeptionell in wurde nun durch J. Winckelmanns der christlich-jüdischen Tradition der Analyse transformiert in einen geis- modernen westlichen Kultur. Eine tigen Besitz, an dem jeder teilhaben Tatsache, die sich in der Entwicklung konnte und den jeder „haben“ konn- der Archäologie Palästinas deutlich te, auch derjenige, der das Objekt widerspiegelt. Der Beitrag westlicher selbst nicht besaß. Wissenschaftler ist zu Beginn der Die von Winckelmann begonnene Forschungsgeschichte bestimmend. Rekonstruktion des Kontextes wurde Spätestens seit dem 19. Jahrhundert in allen Bereichen der Archäologie entwickelt sich in Westeuropa und weitergeführt. In der Feldforschung in den USA eine besondere Kom- wurde nun nicht nur die Bedeu- bination von regionalem Interesse tung des ursprünglichen Fundortes an Palästina und am Nahen Osten erkannt, sondern im Laufe des 19. insgesamt. Es handelt sich um eine Jahrhunderts auch die sachgemäße Mischung von Politik, Wissenschaft Bergung der Funde und schließlich und religiösen Interessen. Archäolo- auch die Fundzusammenhänge, die gie und Geographie stehen dabei in Befunde, beachtet. In der Analyse der Regel im Dienst des Imperialis- und Interpretation wurden ebenfalls mus und der religiösen Kräfte in den
Cardo 9 westlichen Gesellschaften. Den Rah- Grundsätzen basieren muss; 2. Dass men für die frühesten wissenschaft- die Gesellschaft als solche sich der lichen Expeditionen in den Nahen Kontroversen enthalten soll; 3. Dass Osten bilden nicht selten militärische sie weder als religiöse Gesellschaft Interventionen wie die Napoleons begonnen noch als solche geführt I. (1798-1799) und Napoleons III. werden soll.“ Mit diesem Programm (1860). ist der Palestine Exploration Fund In der zweiten Hälfte des 19. Jahr- ein eher wertneutraler wissenschaft- hunderts wird die Erforschung Paläs- licher Verein gewesen. Andere For- tinas von europäischen und ameri- schungsvereine und Initiativen waren kanischen Forschungsgesellschaften dagegen stärker von öffentlichen bestimmt, die nicht selten Offiziere religiösen Interessen geleitet. Die ihrer Armeen als Forschungsreisende amerikanische Palestine Exploration entsenden. Zu den wichtigsten Ge- Society schreibt 1870 in ihrer ersten sellschaften zählen der britische Pa- Veröffentlichung programmatisch: lestine Exploration Fund (gegründet Das Ziel der Gesellschaft sei „die 1865), die American Palestine Explo- Illustration und Verteidigung der ration Society (gegründet 1870), der Bibel. ... Der moderne Skeptizismus Deutsche Verein zur Erforschung stellt die [historische] Wirklichkeit Palästinas (gegründet 1877) und die der Bibel infrage. ... Was immer des- American Schools of Oriental Re- halb die biblische Geschichte in Be- search (gegründet 1900). zug auf Zeit, Ort und Umstände als Das Forschungsinteresse kon- tatsächlich erweist, ist eine Zurück- zentrierte sich in dieser Zeit neben weisung des Unglaubens“. Ägypten und Mesopotamien deut- Während die amerikanische Pales- lich auf Palästina. Das besondere tine Exploration Society also klar zur Interesse des Westens an der ärm- Verteidigung von Glauben und Kir- lichen Randprovinz Palästina muss che aufruft, beschränkt sich der briti- in religiöser Motivation und in der sche Palestine Exploration Fund nur gesellschaftlichen Bedeutung der bi- auf den ersten Blick auf ein säkular blischen Überlieferung für Europa gehaltenes Programm, denn eine Il- und Amerika gesucht werden. Dem- lustration der Bibel und des Heiligen entsprechend lesen sich Ausschnitte Landes durch Forschung dient den aus den Grundsatzerklärungen der gesellschaftlichen Grundlagen der Forschungs-Gesellschaften, deren anglikanischen Kirche objektiv nicht Bindungen an Konfessionen und weniger. Kirchen unterschiedlich stark aus- Bemerkenswert ist das breite geprägt waren. Der Palestine Ex- landeskundliche Interesse der wis- ploration Fund hatte sich 1865 in senschaftlichen Gesellschaften: Ar- seinem Programm darauf festgelegt: chäologie, Topographie, Geologie, „1. Dass, was immer unternommen physische Geographie, Sitten und werden soll, auf wissenschaftlichen Gebräuche wurden erforscht. Der
10 Cardo Palestine Exploration Fund hat die- Seit dem Beginn des 20. Jahrhun- sen umfassenden Anspruch auch derts lässt sich in der Archäologie in umfassender Weise ausgeführt: des Nahen Ostens allgemein so et- mit dem monumentalen „Survey was wie eine „Emanzipation“, eine of Western Palestine“ (erschienen Verselbständigung der Archäologie 1882-1888). Dieser Publikation fehlt beobachten. War die Archäologie im jedoch das heute entscheidende Da- 19. Jahrhundert noch eine Hilfswis- tierungsinstrument, die Keramik- senschaft der Geschichtswissenschaft, chronologie. Eine erste verbindliche eine Lieferantin für Inschriften oder Keramiktypologie für Palästina wur- Ausstellungsobjekte für die großen na- de erst um 1890 von Flinders Petrie tionalen Museen, so begann sie nach entwickelt. dem Ersten Weltkrieg eine Wissen- Die Arbeit der wissenschaftlichen schaft mit eigener Theorie, Methodo- Gesellschaften, die von ihren Heimat- logie und eigenem Ausbildungsgang ländern aus operierten, wurde um die zu werden. Dieser Prozess gründete Jahrhundertwende durch die Grün- sich nicht zuletzt auf die zunehmen- dung von Forschungsinstituten in de Spezialisierung des Faches und die Jerusalem ergänzt, mit denen Wissen- wachsende Literatur. In Palästina war schaftler eine Art europäischen Wohn- die Archäologie zu Anfang noch ganz sitz im Nahen Osten erhielten. Die Fragestellungen untergeordnet, die bedeutensten Institute sind die École sich aus dem Bibelstudium ergaben. Biblique et Archéologique (gegründet Spätestens mit der Mandatsverwal- 1890), die American Schools of Ori- tung setzt auch in Palästina ein Pro- ental Research (gegründet 1900) und zess der Verselbständigung ein. Die das Deutsche Evangelische Institut für Antikenverwaltung der Mandatsregie- Altertumswissenschaft des Heiligen rung nach dem Ersten Weltkrieg ent- Landes (gegründet 1902). Die dadurch wickelte einen Denkmalschutz für die entstehenden Forschungsmöglich- materiellen Überreste aller Perioden keiten führten in kurzer Zeit zu einer Palästinas, vom Paläolithikum bis zur Forschungsdichte im Lande sowie zu osmanischen Epoche. Dabei wurde einer Konzentration von Bibliotheken formal den historischen Epochen des und Wissenschaftlern in Jerusalem, Alten und Neuen Testaments keine die damals in keinem anderen Land besondere Rolle eingeräumt. des Nahen Ostens erreicht wurde. In Mit der leistungsfähigen britischen diesen Jahren entwickelten die Briten Antikenverwaltung verbesserten sich mit Flinders Petrie in Palästina die bes- die Forschungsbedingungen weiter: ten Grabungs- und Surveymethoden Zwischen 1918 und 1948 fanden des Nahen Ostens. Die Stratigraphie, zahlreiche Grabungen in den Schlüs- Keramiktypologie und die sorgfältige selfundstellen Palästinas statt. Zu Publikation ihrer Grabungen waren in den bedeutendsten Grabungen die- ihrer Zeit beispielhaft und unerreicht ser Zeit zählen Tell Abu Hawwam, im übrigen Nahen Osten. öAthlit, Megiddo, Beth Schean, Beitin,
Cardo 11 Ai, Tell el-Ful, Beth Schemesch, Jeri- übrigen archäologischen Fächer wie cho, Tell Beit Mirsim und Lachisch. z.B. die vorderasiatische-, klassi- Damit entwickelte sich in Palästina sche- oder prähistorische-Archäolo- ein archäologischer Forschungsvor- gie sucht. sprung gegenüber anderen Regionen Nach 1948 wurden zum einen des Nahen Ostens. In der Mandats- ältere Grabungen nach längerer Un- periode wurden die Fundamente der terbrechung neu aufgenommen, um archäologischen Chronologie, der mit verbesserten Grabungsmetho- Keramiktypologie und der histori- den Probleme zu lösen, die die äl- schen Topographie ausgebaut. Für teren Untersuchungen aufgeworfen eine Randregion des Nahen Ostens hatten. Zum anderen wurden neue war damit ein Forschungsstand er- Grabungen begonnen. Die israeli- reicht, der sich damals nur mit den schen Grabungen in Hazor (1955- Ländern Europas vergleichen ließ. 1958) unter Y. Yadin wurden zur „Schule“ der israelischen Archäolo- Neuere archäologische Forschungen gie. Aber nicht nur Ausgrabungen, Eine der Haupttendenzen der sondern auch systematische archäo- Archäologie in Palästina nach dem logische Oberflächenuntersuchun- Zweiten Weltkrieg ist die „Säkula- gen (Surveys) wurden im ganzen risierung“ der Disziplin. Dies gilt Land durch den Archaeological besonders für die israelische und Survey of Israel durchgeführt. Die- britische Archäologie: Ihre Fachleu- se Untersuchungen, die zu Studien te sind ausgebildete Archäologen. In wie Israel Finkelsteins „Archaeolo- den USA und in Deutschland waren gy of the Israelite Settlement“ (er- die Fachleute für Biblische Archäo- schien 1988) führten, machten die logie um 1948 fast ausschließlich Bedeutung der Archäologie für das Theologen. Spätestens seit den sieb- Verständnis der ideologischen Kon- ziger Jahren und als Folge der The- struktion deutlich, die in der Theo- orie- und Methoden-Diskussionen logie die „israelitische Frühzeit“ ge- in der Archäologie in den sechzi- nannt wird. ger Jahren verselbständigte sich die Archäologie wird heute an vier Archäologie in Palästina von einer Universitäten in Israel unterrichtet. Hilfswissenschaft der Theologie In den besetzten Gebieten wird Ar- zu einer eigenständigen Palästina- chäologie an der al-Quds Universi- Archäologie. Damit ist eine regio- ty in Jerusalem und an der Bir Zeit nal ausgerichtete Wissenschaft der University gelehrt. Daneben beste- materiellen Kulturen Palästinas ge- hen die internationalen Institute in meint, die nicht in erster Linie der Jerusalem weiter fort. Die Stadt hat Illustration der Bibel dient, sondern damit eine im Nahen Osten einma- den Anschluss an die Theorie, die lige Konzentration von nationalen Methoden und die Forschungen der und internationalen archäologischen
12 Cardo Forschungsinstituten, Museen, Lehr- nen historischen und chronologischen anstalten und Bibliotheken. Problemen, sondern mit funktionalen Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Regionalanalysen und problemorien- sich eine Grabungsmethode heraus- tierten Projekten zur materiellen Kul- kristallisiert, die von Y. Aharoni in tur des alten Palästinas. der Grabung von Beerscheba und 2. Die Archäologie Palästinas ist von J. Seger in Gezer beispielhaft an- heute ein multidisziplinäres Unterneh- gewandt worden ist. Unabhängig von men, an dem Sprachwissenschaften, einzelnen Differenzen ist man sich Kulturanthropologie, Archäologie und im Wesentlichen einig darüber, wie Naturwissenschaften mitarbeiten. Befunde dokumentiert und Funde 3. Während bis Anfang der siebzi- geborgen werden sollen. ger Jahre Ausgrabungen hauptsächlich Ein zentraler Bereich der palästi- von Theologen durchgeführt worden nensischen Altertumskunde, die bib- sind, sind heute vornehmlich ausgebil- lische Landeskunde, hat sich gründ- dete Archäologen am Werk. lich geändert. War sie früher eher 4. Während früher fast ausschließ- eine historische Disziplin, vor allem lich mit Lohnarbeitern gegraben wur- eine historische Topographie, die da- de, arbeiten heute in den Forschungs- rauf zielte, biblische Orte zu lokali- projekten der Universitäten vor allem sieren, so handelt es sich dabei heute Archäologie-Studenten und Volontäre. um Paläodemographie, historische 5. Früher wurden Grabungen und Siedlungsgeographie und funktionale Surveys hauptsächlich von auslän- Regionalanalysen, die vor allem von dischen Institutionen durchgeführt, Archäologen durchgeführt werden. während sie heute hauptsächlich von Diese neue Form der Landeskunde israelischen Institutionen, Universitä- untersucht die wirtschaftliche und ten und der staatlichen Antikenbehör- gesellschaftliche Komplexität der an- de (Israel Antiquities Authority) veran- tiken Kulturen und ihre geographi- staltet werden. In jüngster Zeit kommt schen Manifestationen. das Palestinian Department of Anti- quities hinzu, das im Gebiet der paläs- Fazit tinensischen Selbstverwaltung tätig ist. 6. Akademische Forschung in Isra- Die Entwicklung der Palästina-Ar- el und den besetzten Gebieten wurde chäologie seit dem Zweiten Weltkrieg früher fast ausschließlich von ausländi- lässt sich in sechs Thesen zusammen- schen Institutionen organisiert. Heute fassen: spielen die Auslandsinstitute immer 1. Archäologie in Palästina beschäf- noch eine wichtige Rolle, die akade- tigt sich heute nicht mehr hauptsäch- mische Hauptarbeit im Lande wird in- lich mit der Identifikation biblischer zwischen aber von israelischen und pa- Ortslagen und den damit verbunde- lästinensischen Universitäten geleistet. Gunnar Lehmann ist Senior Lecturer im Department of Bible, Archaeology and Ancient Near East der Ben-Gurion-Universität in Beersheva in Israel.
Cardo 13 Wenn die Jünger schweigen, von Palästinaarchäologie und Bibel- wissenschaft, sondern vielmehr um werden die Steine schreien! den Blick auf die strukturellen und Zur Notwendigkeit der Emanzi- argumentativen Parallelen zwischen beiden Diskussionsfäden. Dabei soll pation der Palästinaarchäologie aufgezeigt werden, welche neuen Fra- und der Bibelwissenschaft geperspektiven, -horizonte und -stel- W ie stark Palästinaarchäologie lungen sich für die Bibelwissenschaft und Bibel/Bibelwissenschaft eröffnen, wenn die Palästinaarchä- in der Vergangenheit zusammenhin- ologie mit ihren eigenen Methoden gen, ließe sich an den ersten frühen als eigen- und selbstständige Wissen- Ausgrabungen in Israel/Palästina, schaftsdisziplin wahrgenommen und den Gründungsdokumenten der auf eine methodisch reflektierte Art großen Gesellschaften für Palästi- und Weise im Sinne eines Kooperati- naarchäologie oder der Geschichte onsmodells in die Exegese der bibli- der Disziplin „Biblische Archäolo- schen Texte miteinbezogen wird. gie“ an den (deutschen) Universitäten ablesen. Dass die Bibel in vielen Fäl- Klassisch ist die „Landnahme“ len immer noch erkenntnisleitend für Israels mit kriegerischen Mitteln: die Interpretation archäologischer Lässt man die Problematik des un- Befunde ist, ließe sich darüber hinaus eroberten Landes (Jos 13,13; 15,63; besonders an den „heißen Eisen“ 16,10; 17,11f.18; Ri 1,18f; 1,27-35) verdeutlichen, die die publizistische einmal beiseite, so dringt Israel der Agenda über Jahrzehnte bestimmt biblischen Darstellung folgend als haben und zum Teil immer wieder geschlossener Verband zeitgleich neu bestimmen. Im Folgenden sol- von Osten her in das Westjordanland len zwei brisante Themen, die sog. ein und beginnt mit der Eroberung Landnahme und das vereinigte Kö- in Jericho (Jos 6), Ai (Jos 8), Libna, nigreich Davids, exemplarisch und Lachisch, Geser, Hazor usw., bis das skizzenhaft herausgegriffen und ge- „ganze Land“ eingenommen ist, „wie genübergestellt werden. Während es der Herr zu Mose gesagt hatte“ die Diskussion um die Landnahme (Jos 11,23). Unter der Voraussetzung, eher als Klassiker der Diskussion des dass die Bibel einem historischen vergangenen Jahrhunderts gilt und in Bericht gleichkommt und die Ereig- den letzten Jahren weniger intensiv nisse im Kern „wahr“ sind, wurden diskutiert worden ist, stellt die Dis- die spätbronzezeitlichen Brand- und kussion um das „Großreich“ Davids Zerstörungshorizonte in der älteren einen der aktuellen Brennpunkte dar. Forschung mit den Israeliten als Ak- Mir geht es im Folgenden weder um teuren verbunden und als Erweis ei- eine umfassende Darstellung des ner militärisch erfolgten Landnahme Forschungsstandes noch um eine interpretiert (vgl. die sog. Invasions- methodische Verhältnisbestimmung hypothese). Es muss nicht hervor-
14 Cardo gehoben werden, dass der Bibel in Das Interesse der Archäologie einem solchen Argumentationsmo- und ihre Hypothesenbildung gehen dell eine vorgeordnete und vor allem nicht mehr von der Bibel aus und hypothesenleitende Rolle zugespro- kehren auch nicht dahin zurück. Da- chen worden ist: Die Archäologie mit werden die alttestamentlichen sollte den biblischen Bericht erhel- Landnahme-Traditionen keineswegs len; nicht dessen Wahrheit erweisen, irrelevant, im Gegenteil! Denn unter denn die stand fest. Dass sowohl ein der Voraussetzung, dass die Texte solches Interpretationsmodell als weder einen historischen Ablauf auch die damit zusammenhängende abbilden noch sich mit dem histo- methodische Herangehensweise an rischen Prozess in Deckung bringen die Palästinaarchäologie von der jün- lassen, können die Erzeltern- und geren Forschung seit den 80er Jahren Landnahmeerzählungen als theolo- des vergangenen Jahrhunderts nicht gische Texte, deren eigentlicher Wert mehr als tragfähig angesehen wurde, jenseits des Historischen liegt, neu wird schon allein dadurch deutlich, entdeckt werden. Der Hypothesen- dass in der Regel nicht mehr von bildung in der Exegese werden damit der „Landnahme“, sondern von der zugleich neue Interpretationsräume „Entstehung Israels“ gesprochen geöffnet, was etwa in der jüngeren wurde. Darüber hinaus weiß jeder literarhistorischen Diskussion zum halbwegs Interessierte, dass der ar- relativ späten Zusammenhang von chäologische Befund weder mit den Erzeltern- und Exodustradition zu biblischen Landnahme-Traditionen erkennen ist. Zugleich tauchen neue in Deckung zu bringen ist noch Herausforderungen auf, etwa wann Auskunft über die Verursacher der und wie die älteste Exoduserzäh- Zerstörungen Auskunft gibt. Archä- lung als Gründungsmythos „Israels“ ologisch stellt sich der Prozess des entstanden ist und ob die Erzählung Übergangs von der Spätbronze- zur vom Exodus überhaupt noch eine Eisenzeit ebenso regional stark dif- historische Hintergrundstrahlung ferenziert wie zeitlich gedehnt dar aufweist. Wie ist zu erklären, dass und lässt nach wie vor kein monoli- der nicht-endogene Gott YHWH thisches Erklärungsmodell zu. Dass an die Größe Israel vermittelt wur- die Größe „Israel“ in und zu großen de, wenn ein Exodus nicht historisch Teilen aus Kanaan entstanden ist, greifbar ist? Fragen, die sich derzeit lässt sich nur erkennen, wenn die Bi- weder aus der Archäologie noch aus bel nicht mehr die Interpretationsfo- der Exegese heraus klar beantwor- lie der archäologischen Daten bildet, ten lassen und zur Hypothesenbil- sondern die Palästinaarchäologie in dung einladen. Dabei kann es nicht ihrer Eigenständigkeit und in ihrem mehr vorrangiges Ziel sein, Religi- Eigenwert ernst genommen und ons- und Ereignisgeschichte mit den selbst zur Grundlage der Interpreta- biblischen Erzählungen in vollen tion erhoben wird. Einklang zu bringen. Beide dürfen
Cardo 15 sich sogar widersprechen, solange mitnichten entsprach und sich staat- sie nicht als Aussagen auf dersel- liche Strukturen in Israel und Juda ben Ebene verstanden werden. Erst erst deutlich später (und wohl auch nachdem sich die Palästinaarchäolo- nicht von Jerusalem ausgehend) gie aus dem Fragehorizont der Bibel herausgebildet haben. Heftige De- gelöst hatte, wurden Hypothesen batten um die Reichweite des in der entwickelt, die jenseits der Bibel la- aramäischen Tel Dan-Inschrift des gen. Nachdem sich zunächst die Ar- 9. Jhs. v.Chr. erstmalig außerbiblisch chäologie von der Bibelwissenschaft belegten bytdwd zeigten, wie viel an (nicht zuletzt mit Hilfe derselben) der Annahme hängt, David habe emanzipiert hat, gilt es nun für die nicht nur als von den Philistern pro- Exegese, sich von der Archäolo- tegierter „warlord“ in Ziklag für Un- gie zu emanzipieren. Erst wenn die ruhe gesorgt und später ein politisch Bibelwissenschaft die Ergebnisse wenig bedeutendes „chiefdom“ mit der Archäologie als die Hypothe- Jerusalem als Zentrum beherrscht, senbildung fördernde Grundlage, sondern seine Macht als „König über und nicht als zu ihr im Widerstreit ganz Israel“ schrittweise auf den ge- stehende Evidenz wahrnimmt, wird samten Norden, die Aramäerstaaten sie zu neuen Erkenntnissen an ihren und das Ostjordanland ausgeweitet Texten vorstoßen können. Dass die und schließlich als Großkönig von Bibel „doch recht hat“, gilt nach wie Jerusalem von Schihor bis Lebo- vor, nur auf einer anderen Ebene. Hamat, also über ein Gebiet, das von Ägypten bis zum Libanon reichte, Hatte schon „Keine Posaunen geherrscht (2 Chr 13,5). Die Fronten vor Jericho“ durch seine mediale zwischen Minimalisten und Maxima- Vermarktung den Autoren Israel listen verblassen vor dem archäolo- Finkelstein und Neil Asher Silber- gisch eher spärlichen 10. Jh. v.Chr., man den zweifelhaften Ruf von das für einen weltpolitisch großen unerschrockenen Aufklärern ein- König keine Bühne bietet. Selbst die gebracht, so ebenso das geschickt Sechskammertore aus Geser, Megid- nachgeschobene Buch zur vereinten do und Hazor taugen nicht mehr, um Monarchie unter dem Titel „David den Ausbau des Reiches und die aus und Salomo. Archäologen entschlüs- 1 Kön 9,15-21 abgeleitete prächtige seln einen Mythos“, was sich in der Architektur Salomos zu belegen, Diskussion um den „machtvollen seitdem sich die Debatte um die Großstaat Davids“ (Martin Noth) Herabdatierung archäologischer Be- zeigt. Am Anfang der biblischen Ar- funde des 10. Jhs. v.Chr. mehr oder chäologie führte die Bibel die Feder, minder beruhigt hat. was unweigerlich zu Problemen füh- Durch die von Israel Finkelstein ren musste, als zunehmend erkannt angestoßene sog. Chronologiedebat- wurde, dass der archäologische Be- te hatte sich der Streit um das 10. Jh. fund der Eisen-IB/IIA-Zeit dem zunächst verschärft, weil in den er-
16 Cardo sten Entwürfen die Herabdatierung nigreichs theologisch einzuordnen der Eisen-I-Zeit bis weit in das 10. und zu erklären? Die Religionsge- Jh. reichte, d.h. bis in die Zeit Salo- schichte beider staatlichen Größen mos und der sog. „Reichsteilung“ in der Eisen-II-Zeit lässt zunehmend in „Nord-“ und „Südreich“. Die in je eigene Akzentuierungen in der der Folgezeit zunächst im offensiven Entwicklung erkennen, wirft aber Streit zwischen Israel Finkelstein und die Frage auf, wie YHWH in beiden Amihai Mazar ausgetragene, dann religiösen Traditionsgeflechten eine zunehmend auch mit einer Fülle von dominante Stellung erreichen konn- 14 C-Daten auf breitere Basis gestell- te. Auch dafür fehlen derzeit noch te Debatte hat inzwischen zu einer konsensfähige Hypothesen. deutlichen gegenseitigen Annähe- Die Marginalisierung der Herr- rung geführt. Der inzwischen brei- schaft Davids und Salomos bleibt ter rezipierte Vorschlag von Ze’ev weiter heftig debattiert. Rückzugs- Herzog und Lily Singer-Avitz, in gefechte und Nebenschauplätze gibt der Eisen-IIA-Zeit eine frühe, mit es zuhauf. Erinnert sei nur an die der Eisen-I-Zeit eng zusammenhän- sog. „large stone structure“ und ihre gende und eine spätere Phase zu un- Interpretation als mit der sog. „step- terscheiden, hat weitere Klärung ge- ped stone structure“ zusammenhän- bracht. Mit einem intensiven Ausbau gende monumentale Architektur, die zentraler staatlicher Herrschaft ist im von Eilat Mazar als „Palast Davids“ 10. Jh. v.Chr. derzeit nicht zu rech- identifiziert wurde. Bezeichnend ist nen. Wenn es aber kein vereinigtes dabei, wie E. Mazar ihren Artikel in Königreich gegeben hat, dann auch BAR einleitet: „There can be little keine „Reichsteilung“. Die Entste- doubt that King David had a palace. hung beider Staaten wurzelt im glei- The Bible tells us that Hiram of Tyre chen Prozess, muss aber nicht gleich- (who would later help King Solomon zeitig stattgefunden haben, sondern build the Temple) constructed the pa- Israel war Juda um mindestens ein lace for David“ (Mazar, Eilat, Did I Jahrhundert voraus. Israel und Juda Find King David’s Palace?, BAR 32,1 sind Staaten, die sich eigenständig, [2006], S. 16). Erkenntnisleitend ist wenn auch nicht unabhängig vonei- die Bibel und daraus wird der archä- nander, entwickelt haben. Auch hier ologische Befund identifiziert. Dass sind die Herausforderungen für die nicht nur dieses Vorgehen, sondern Bibelwissenschaft gewaltig: Die Um- auch der archäologische Befund selbst kehrung der Perspektive, dass dem erhebliche Fragen aufwirft, zeigt, wie Nordstaat gegenüber dem Südstaat groß die Gefahr ist, das zu finden, durchgehend ein Prä zukam, lässt was man mit der Bibel in der Hand die sog. Nord- und Südreichtraditi- finden will. Dass dabei inzwischen onen in neuem Licht erscheinen. Wie oft weniger fundamentalistische als sind die biblischen Darstellungen der zunehmend politische Interessen Reichsteilung und des vereinten Kö- im Hintergrund stehen, sei nur am
Cardo 17 Rande erwähnt und kann in diesem te zwischen Jerusalem und Hebron Kontext nicht ausführlich behandelt in der unmittelbaren Nähe von Ase- werden. David und seine Herrschaft ka, auf der Ost-West-Verbindung, über „ganz Israel“ (was immer das die das bedeutende Gat/Tell eṣ-Ṣāfī dann umfasst haben mag) sind für das in der Schefela mit dem Bergland Selbstverständnis des Staates Israel durch das vermeintlich geschichts- und den Anspruch auf Jerusalem als trächtige (1 Sam 17) Terebinthen- ewige Hauptstadt zentral. Daher wird tal (1 Sam 2,19; 21,10) verbindet. immer wieder versucht, die Debatte Das vorschnell als „hebräisch“ um das 10. Jh. und die Herrschaft Da- klassifizierte, in proto-kanaanäisch vids auf breitere Füße zu stellen, was geschriebene und nicht leicht les- ein letztes Beispiel zeigen soll. bare 15 x 15 cm große fünfzeilige 2008/2009 wurde ein Ostrakon Ostrakon ist ohne Zweifel sozial- aus dem 10. Jh. v.Chr. in der Pres- geschichtlich relevant, weil es nach se als Beweis für die Existenz eines dem derzeitigen Diskussionsstand davidisch-salomonischen Groß- personae miserae aufführt. Wenn reiches angepriesen. Endlich habe es keine Schreiberübung darstellt, man den so lange schmerzlich ver- scheint es aus einem juridisch-ad- missten Nachweis, dass es einen ho- ministrativen Kontext zu stammen, hen Grad an Literalität bereits im 10. der mehr oder minder eine zentra- Jh. gegeben habe, der eine staatliche lisierte Herrschaft voraussetzt. Aber Organisation voraussetze und ganz ist darauf in einem Analogieschluss nebenbei dem Jahwisten als Hof- auf König David und seine bis an geschichtsschreiber des davidisch- die Grenzen des Philistergebietes salomonischen Großreiches wieder reichende Herrschaft zu schließen? Rückendeckung gebe. Das Ostrakon Die archäologischen Strukturen las- stammt aus Khirbet Qeiyafa (Koor- sen bisher eine Zuweisung zur Herr- dinaten 14603.12267), einer 2,3 ha schaft Davids jedenfalls nicht zu, großen Ortslage, die dem Keramik- zumal das regionale Verhältnis zu befund nach in die frühe Eisen-IIA- dem spätestens im 9. Jh. weit bedeu- Zeit gehört und mit einer massiven tenderen Zentralort, dem nahe ge- Kasemattenmauer befestigt war. Die legenen Gat/Tell eṣ-Ṣāfī oder auch aufgrund von 14C-Daten vorgenom- zu dem mächtigen Ekron/Tēl Miqnē mene absolute Datierung der Anla- noch ungeklärt ist. Eine ethnische ge in den Übergang vom 11. zum Zuweisung (die als solche meist zir- 10. Jh. wird inzwischen unter Einbe- kulär argumentiert und methodisch ziehung der Chronologiedebatte kri- sehr problematisch ist) der Befunde tisch diskutiert. Der von den Ausgrä- an die Israeliten, etwa aufgrund des bern wegen zweier Toranlagen mit gegenüber Gat/Tell eṣ-Ṣāfī auffal- Schaarajim (Jos 15,36; 1 Sam 17,52; lenden Fehlens von Schweinekno- 1 Chr 4,31) identifizierte Ort liegt chen, reicht sicher nicht aus, den strategisch günstig etwa auf der Mit- Ort einer israelitischen Zentralherr-
18 Cardo schaft zuzuweisen, geschweige denn Die Gründe dafür sind vielfältig. ihn als Teil einer vereinten Monar- Sie liegen zum Teil in der politischen chie zu deuten. wie religiösen „Verzweckung“ der jeweiligen Disziplinen, aufseiten der Betrachtet man die jüngste Dis- Bibelwissenschaft aber vor allem in kussion um das Königtum Davids, der Angst, mit einer Lösung der Bi- seinen Jerusalemer Palast und die bel vom archäologischen Befund das „Großreichhypothese“, so mag es „Historische“ der Bibel aufzugeben. zum Teil scheinen als hätten manche Das käme einer Bankrotterklärung auf beiden Seiten aus der vorgän- gleich, denn schon aus theologischen gigen Landnahmediskussion nichts Gründen muss an einem Bezug der gelernt. Natürlich lässt sich dies nicht Offenbarung zur Geschichte – zu- verallgemeinern, aber zum Teil wer- mindest im christlichen Verständnis den nach wie vor die erkenntnislei- – festgehalten werden. Ohne Bezug tenden Fragen aus den biblischen zur realen bzw. konkreten Geschichte Texten heraus entwickelt. Diese bil- kann keine Menschwerdung gedacht den die Interpretationsfolie für den werden, denn „das Offenbarungs- archäologischen Befund. Weder hat geschehen ereignet sich in Tat und sich dabei die Archäologie von der Wort, die innerlich miteinander ver- Bibelwissenschaft noch die Exegese knüpft sind“ (Dei Verbum 2). So ein- von der Archäologie emanzipiert. fach ist das hermeneutisch – metho- Aufseiten der Archäologie wer- disch kompliziert wird diese einfache den Befunde mithilfe der Bibel in- Einsicht erst, wenn sie vor dem Hori- terpretiert und alternative Möglich- zont wissenschaftlicher Vernunft re- keiten nicht in den Blick genommen. flektiert wird. Denn „Wahrheit“ und So geraten z.B. andere soziologische „Geschichte“ sind bekanntlich eben- Erklärungsmodelle für die Heraus- so wenig identisch wie Geschichts- bildung politischer Führungsstruk- schreibung und Theologiegeschichte. turen und die Entwicklung zentraler Nirgendwo ist vorausgesetzt, dass Herrschaftsformen gar nicht in den Wort und Tat im Sinne der Ereignis- Blick, solange David als (Groß-)Kö- geschichte deckungsgleich sind, d.h. nig das Modell darstellt, in das die die in der Bibel erzählten Ereignisse Befunde eingepasst werden. Aufsei- nicht nur wahr, sondern auch histo- ten der Bibelwissenschaft wird so- risch sein müssen. lange von dem Postulat der Histori- Daraus ergibt sich immer neu die zität – ja oft sogar der Faktizität des Forderung nach einer möglichst weit- Erzählten – ausgegangen, wie der reichenden Eigenständigkeit beider archäologische Befund nicht explizit Bereiche: Die Archäologie muss sich gegen den biblischen spricht. Die von der Theologie emanzipieren und Bibelwissenschaft macht sich darin umgekehrt. Das Eingeständnis, dass zu ihrem Schaden abhängig von der die Archäologie ihren Eigenwert und Archäologie. ihre eigenen Methoden hat, die erst
Cardo 19 dann ganz zur Geltung kommen, wird ein viel größerer Einfluss für die wenn sie aus dem Prokrustesbett Ausbildung der Zentralherrschaften biblischer Interpretationen gelöst zukommen als David und Salomo. werden, und die Akzeptanz, dass die Das zeitliche Auseinandertreten der Archäologie weder illustrierenden Prozesse im Norden und Süden kann noch verifizierenden Charakter hat, als neuer Fragehorizont auch für die wird nicht zu einem Verstummen Texte ernst genommen werden. Um- des „Hosianna“ (vgl. Lk 19,38.40) gekehrt wird der an den zwölf Stäm- führen. Die biblischen Jünger dürfen men orientierte Gründungsmythos ruhig mal schweigen, um die Steine der Entstehung des geeinten König- schreien zu lassen. Für die Diskus- tums erst dann seine theologischen sion um das Großreich Davids be- Horizonte offenbaren, wenn er nicht deutet das ein Zurücktreten des An- mehr an der Archäologie gemessen spruchs, die Historizität der Bibel wird. Ob David historisch König erweisen zu wollen. Wie in der Land- über ganz Israel war, ist – zumindest nahmediskussion wird dann die regi- für die Bibelwissenschaft und den onale und zeitliche Differenzierung Glauben – nicht entscheidend, son- der Entwicklung der Staatenwerdung dern wie und warum er in den altte- in den Blick treten. Kanaanäern, stamentlichen Überlieferungen zum Philistern, Aramäern und Ägyptern König über ganz Israel wurde. Christian Frevel ist Inhaber des Lehrstuhls für Altes Testament an der Ruhr- Universität Bochum.
20 Cardo Archaeology in the shadow of wards, following the destruction of 586 BCE, the city shrank and there the conflict are almost no finds dating between The Mound of Ancient Jerusalem the 5th to the 3rd centuries BCE. During the first century BCE, the (City of David) in Silwan city expanded to the north, towards A ncient Jerusalem, also known as the City of David, located on a ridge south of the Temple Mount, the present day Old City and Mount Zion. From then on it appears that the mound of Ancient Jerusalem was presently part of the Palestinian vil- continuously settled until the 11th lage of Silwan, is a unique archaeo- century AD, when it was once again logical site of global importance for abandoned. In the 16th century, the three main reasons: It is identified village of Silwan was established east with the beginning of habitation in of the Kidron valley. For the last 150 Jerusalem and was the capital of an- years, the village has been expand- cient Israelite kingdoms; it is located ing towards the southeast ridge of in a Palestinian village; and it is close Ancient Jerusalem and the slopes of to the Temple Mount/Haram al- Mount Zion. Sharif – one of the most politically Today, this part of Ancient Jerusa- and religiously sensitive places in the lem is located in Silwan. The site is in Middle East. All of these character- “East Jerusalem” – a large area which istics present great challenges to any includes segments of 28 villages and research undertaken in the area, both neighborhoods that were annexed to from an archaeological perspective the city and the State of Israel after and in terms of the social and po- the 1967 war. To this day, the annexa- litical implications of the work. The tion has not been recognized by the earliest evidence of a city is dated to international community. approximately 1700 BCE, the Ca- The site is now part of the “Jeru- naanite period which, in archaeologi- salem Walls National Park”, an area cal terms, is referred to as the Middle that was designated as a national park Bronze Age IIB. From that period in 1974 and includes other land ad- onward Jerusalem repeatedly ex- jacent to the Old City. The national panded, contracted, and changed its park as a whole is under the auspices character many times depending on of the Israel Nature and Parks Au- the economic, social and political cir- thority, but the specific site of An- cumstances that prevailed within the cient Jerusalem (City of David) in city and its surroundings. Silwan is managed by Elad – a right A significant number of archaeo- wing non-governmental organization logical finds attest to a large city in working to settle Jewish citizens in the 8th century BCE, which expand- East Jerusalem. This, to the best of ed towards the present day Jewish my knowledge, is the only national Quarter and Mount Zion. After- park in the country managed by a
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