NATUR & UMWELT - Land Burgenland
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3 0 . J a h r g a n g • A u s g a b e 4 / 2 0 2 0 • W i n t e r NATUR & UMWELT i m P a n n o n i s c h e n R a u m BIODIVERSITÄT IST MEHR Alte Haustierrassen: vielseitig, robust und anpassungsfähig BIOLANDBAU IST MEHR Böden schützen Klima schützen Umwelt schützen FORSTWISSEN IST MEHR Hubert Iby im Gespräch über klimafitten Wald Vielfalt versus Einfalt Der Mensch allein bestimmt, wie sein Lebensraum in Zukunft aussieht
In dieser Ausgabe: Editorial Naturschutzbund Österreich 03 Mag. Hermann Frühstück 29 Private Feuerwerke verbieten Beeidet Welterbe-Naturpark 04 56 neue Naturschutzorgane 30 Naturschutz und Biodiversität Dr. Robert Fink: Genetische 08 Diversität in der Landwirtschaft 05 Vortrag H. P. Hutter 31 Naturpark Rosalia-Kogelberg Standort für Naturparkzentrum „Hitzedämliches“ Verhalten Dreiländer-Naturpark Raab 06 Biodiversitätskrise 32 Absagen und zwei neue Projekte DI Thomas Zuna-Kratky Naturpark in der Weinidylle 08 Genetische Diversität 33 Neugierige Kinder in der Natur wHR i. R. Dr. Robert Fink Naturpark Geschriebenstein 11 Jagd und Biodiversität 34 Attraktive Naturparkthemen DI Andreas Duscher Naturpark Landseer Berge 12 Vielfalt im Bio-Landbau 35 Vielfältige Aktivitäten Dr. Karin Stein-Bachinger Biodiversitätsexpertinnen Diözese Eisenstadt 14 36 In Viro veritas für Burgenlands Naturparke Bgld. Forstverein Naturschutzbund Bgld. 15 Naturnahe Waldbewirtschaftung 37 Nachtaktiver Hecken-Wollafter Maßnahmen gegen das 19 Vogelsterben im Burgenland 38 Mobilitätszentrale Burgenland E-Auto-Test + Radeln im Winter Aktivitäten des Landes Bgld. WLV Nördliches Burgenland 16 Interview mit wHR DI Hubert Iby 40 2021 bringt Rekordinvestitionen Aktionstage Nachhaltigkeit Forschung Burgenland 17 menschen.machen.morgen 42 Elektrogeräte + Digitale Trends Forschungsprojekt BOKU Tierschutz macht Schule 18 Ressourcen nachhaltig nutzen 44 Die zehn Gartenfreunde Land Bgld. + BirdLife Österr. 19 Vogelsterben im Burgenland Am Wort ist ... UA DI Dr. Graf n TITELFOTO: 20 Entwurf des EAG Alois LANG durchstöberte für uns das Archiv des E-Tankstellen, PV-Anlagen 22 Landesverwaltung beispielhaft Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel und stellte uns das 28 Biologische Station Illmitz: Regionale LTSER-Plattform 22 Forschung Burgenland klimaaktiv-Gebäudestandard Wasserbüffel-Foto für diese Ausgabe zur Verfügung. Nachdem diesmal ein Schwerpunkt auf alten und / oder selten gewordenen Innovationslabor act4.energy Haustierrassen liegt, zu denen 23 Regionale Energiesysteme Wasserbüffel zweifelsohne BIO AUSTRIA Burgenland zählen, ein ideales Motiv. 24 Verlust der Artenvielfalt Esterhazy 25 Fürstlich wandernde Hühner Verein BERTA 26 Neue LE-Naturschutzprojekte NP Neusiedler See-Seewinkel 27 Abschluss Projekt Vogelwarte 2 Burgenländischer Forstverein Biologische Station Illmitz 37 Naturnahe Waldbewirtschaftung 28 Sozio-Ökologische Forschung N+U 2
editorial BIODIVERSITÄT UND REGIONALITÄT Regionalität ist und führt zu Biodiversität. Ich stelle diese Behauptung einfach so in den Raum und ver- suche eine Begründung. Biodiversität ist nicht nur Artenvielfalt, sondern auch genetische Vielfalt und Vielfalt von Ökosystemen. Vielfalt bedingt Gesundheit, Stabilität, Unabhängig- Mag. Hermann Frühstück keit und Autonomie. Eine vielfältige klein- und reich- strukturierte Natur- und Kulturlandschaft ist nicht Und was können wir zu alldem beitragen? Nun, das ist eintönig und nicht nur für das Auge schön, sondern ganz einfach und gerade die derzeitige Krisensituati- befindet sich durch die Vielzahl von Strukturelemen- on lehrt es uns: Jeder von uns kann und soll die Pro- ten, wie Wiesen, Hecken, Baumgruppen, Trocken- dukte und Dienstleistungen verstärkt und überhaupt und Feuchtlebensräumen, Tümpeln, Weihern, Seen, nutzen, die die Region bietet und liefert. Dies stärkt Flüssen, Wäldern u. ä., in einem stabilen und gesun- die Betriebe, schafft und fördert Arbeitsplätze, nützt den Gleichgewicht. Die dadurch bedingte Artenviel- auch einer vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft, falt sorgt für ein ausgeglichenes Nützlings-/Schäd- fördert somit die Artenvielfalt und Biodiversität, sorgt lingsverhältnis, das, sofern es nicht durch negative für eine gesunde Umwelt. Und wenn man so neben- Einflüsse des Menschen gestört wird, eine Grundlage bei in einer solch reichhaltigen, erlebnisreichen und für eine optimale Produktion von gesunden Lebens- gesunden Region Freizeit und Erholung sucht und im mitteln darstellt. Lebensmittel, wie sauberes Was- eigenen Land Urlaub macht, praktiziert man zusätz- ser, gute Luft, stabiles Klima, gesunder Boden und lich noch aktiven Klimaschutz. ebensolche Nahrung. Und dies nicht nur für den Schön zu sehen und zu beobachten, dass dies im Menschen, sondern für alle Mitlebewesen, also auch Sommer und Herbst dieses Jahres schon viele unse- Pflanzen und Tiere. rer Mitmenschen so umgesetzt haben. Leider passiert Artenvielfalt bedingt auch eine Vielzahl von Rassen es dabei immer wieder, dass manche unserer Zeitge- und Sorten. Diese Vielfalt ist in einer stabilen, vielfälti- nossen bei der Freizeitnutzung in unserer Landschaft gen Natur- und Kulturlandschaft, mitunter auch durch diese mit einem Abfüllkübel verwechseln. So kann gezielten Einfluss des Menschen, über viele Jahrhun- man dann in Straßengräben und neben Rad- und derte oder gar Jahrtausende entstanden und an diese Wanderwegen jede Menge Abfall finden. Das führt bestens angepasst; ergibt gesunde und robuste, bo- denständige Formen, die negativen Einflüssen trot- zen und diesen auch widerstehen können, wie wir in Beiträgen in dieser Zeitschrift lesen können. Eine Landwirtschaft, die diesen Voraussetzungen verpflichtet ist, liefert gesunde Lebensmittel und so- mit auch eine Vielfalt von frischen, gesunden und geschmackvollen Nahrungsmittel und führt zu einer ausreichenden Versorgung der Bevölkerung sowie zu Autonomie in der Region wie auch im Land. Desgleichen verhält es sich, wenn Wirtschaft und Handel der Regionalität, den Orten, Regionen und dem Land verpflichtet sind, Produkte und Dienst- leistungen in jener Vielfalt erbringen, die vollständig dann, abgesehen von der Verunstaltung der Land- den Bedürfnissen der Bevölkerung, der Menschen schaft, oft zu schwersten Verletzungen bei Tieren, entsprechen. Das führt zu gesunden Betrieben, zu und mancher Tierhaltungsbetrieb hat schon Verluste ausreichend vielen Arbeitsplätzen, zu Stabilität, Au- zu beklagen gehabt, wenn diese Abfälle mit dem ge- tonomie und Unabhängigkeit. Die Krisensituation, in ernteten Gras oder Heu als Futter zu den Haustieren der wir uns derzeit befinden, hat es uns ja deutlich vor gelangen und diese in der Folge auf Grund schwers- Augen geführt. ter innerer Verletzungen notgeschlachtet werden Ein Vergleich aus dem Bereich der Gesundheit sei mir müssen. Das kann die Existenz solcher Betriebe noch gestattet, nämlich aus der Gesundheits- und durchaus gefährden. speziell Suchtprävention: Ein Mensch ist dann wirk- Eine sinnvolle und achtsame Nutzung unserer lich gesund, stabil und nicht suchtgefährdet, hat ein Natur- und Kulturlandschaft in allen Bereichen kann reiches, vielfältiges und glückliches Leben, wenn er die Regionalität fördern und der Region sowie uns neben seiner Arbeit noch eine Vielzahl von Interessen Menschen eine gesunde, stabile und somit glückliche und Hobbys hat. Gleichsam so, wie ein Klavier, das Zukunft bringen, meint Ihr viele Tasten hat, mit denen man eine schöne, viel- Hermann FRÜHSTÜCK stimmige Melodie erzeugen kann. Landesleiter Naturschutzorgane Burgenland 3 N+U
Impressum + Offenlegung ReUse-Shops: Retro, Vintage & Oldie but Goldie Verleger, Inhaber, Herausgeber: • Die Zeitschrift transportiert • Verein der Burgenländischen im wesentlichen die Inhalte des Neulich war ich wieder in einem Naturschutzorgane – VBNO Natur- und Umweltschutzes im dieser ReUse-Shops – gibt’s eh im Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt Pannonischen Raum und dient als ganzen Burgenland. Ich sage euch, T 057 600 2812 (Karin Wild) Sprachrohr sowie Koordinations- das ist eine wahre Fundgrube für • Co-Herausgeber: und Informations-Drehscheibe Second-Hand-Freaks. Coole Sachen - Amt der Burgenländischen aller mit Natur- und Umweltschutz zum unschlagbaren Preis – von Landesregierung, Abteilung 4, befassten burgenländischen Insti- Kleidung über Technik bis zu Origi- Hauptref. Natur- und Klimaschutz tutionen.Das gemeinsame Ziel ist nal LPs. Wo gibt’s denn - Landesumweltanwaltschaft die Gewährleistung einer verstärk- Burgenland das sonst noch? ten Zusammenarbeit und mehr Effizienz in der Arbeit für den Redaktionsbeirat: Und alle Sachen Natur- und Umweltschutz. HITS Lois Berger, sind tip-top und Johann Binder, 80‘s in einem super • „Natur & Umwelt im Pannoni- Thomas Böhm, Zustand. Ich finde schen Raum” erscheint vier Mal Ernst Breitegger, die ReUse-Shops pro Jahr und wird in enger Zusam- Hermann Fercsak, echt stark und die Idee menarbeit mit den folgenden Hermann Frühstück, very nachhaltig. Vereinen und Institutionen erstellt: Christian Horvath, Thomas Knoll, Weitere Infos findest du unter • Naturschutzbund Burgenland, www.reuse-burgenland.at Anton Koo, • Bgld. Naturschutzorgane, Alois Lang, • Verein B.E.R.T.A. Andreas Leitgeb, • Bio Austria Burgenland, Ernst Leitner, • Welterbe-Naturpark, Markus Malits, • NuP Rosalia-Kogelberg, www.bmv.at Verena Münzenrieder European Regional Development Fund • NuP Landseer Berge, Michael Niederkofler • NuP Geschriebenstein-Irottkö, Clara Noé-Nordberg • NuP In der Weinidylle, Gottfried Reisner, Nikolaus Sauer, • NuP Raab-Örsèg-Gori˘cko, • Bgld. Müllverband, 56 neue Naturschutzorgane Thomas Schneemann, • NP Neusiedler See – Seewinkel, Am 2. Oktober 2020 wurden im Hof des Landhau- Andrea Sedlatschek, • WLV Nördliches Burgenland Doris Seel, ses Neu in Eisenstadt unter Einhaltung aller vorgeschrie- • Verein „Initiative Welterbe” Ernst Trettler, • „Hianzenverein” benen Coronaregeln in einer würdigen Feier 56 neue Thomas Zechmeister, ehrenamtliche Naturschutzorgane von der prov. Abtei- • Burgenland Tourismus Markus Zechner Christine Zopf-Renner • Biolog. Station Neusiedler See lungsleiterin, Mag. Ljuba Szinovatz, im Beisein von prov. • Diözese Eisenstadt Hauptreferatsleiterin Mag. Martina Jauck, den Mitar- Redaktion, Produktion: • Bgld. Forstverein beiterinnen und Mitarbeitern der Naturschutzabteilung, • Esterházy Betriebe DIE SCHREIBMEISTER OG Karin Wild, Brigitte Fiala und Roman Zehetbauer, sowie Manfred Murczek • Innovationslabor act4.energy des Landesleiters der Naturschutzorgane Burgenland, 2491 Neufeld/L., Lisztgasse 2 • Forschung Burgenland • Mobilitätszentrale Burgenland Mag. Hermann Frühstück, auf das Bgld. Naturschutz- T +43 676 6106297 murczek@speed.at und Landschaftsplegegesetz beeidet. www.schreibmeister.info • „Natur & Umwelt im Pannoni- „Wir wünschen unseren neuen Kolleginnen und Kol- schen Raum” ist ein grenzüber- legen viel Freude und Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit Auflage: 7.500 Stück schreitendes – A, HU, SK, SLO, zum Schutz, zur Erhaltung und zur Pflege unserer schö- HR ... – Informationsmedium und nen und wertvollen Natur und Landschaft in unserem • Es wird ausdrücklich darauf auch das offizielle Mitglieder- hingewiesen, dass die Inhalte magazin des Naturschutzbunds Heimatland Burgenland. Glück auf!“ der Artikel nicht in allen Fällen Burgenland. Mitgliedsgemeinden die Meinung des Verlegers bzw. des Naturschutzbunds Burgen- des Herausgebers wiedergeben. land: Leithaprodersdorf, Stotzing, Für die Inhalte sind die jeweiligen Müllendorf, Baumgarten, Gols, Autoren direkt verantwortlich. Pöttelsdorf, Zemendorf-Stöttera, Mattersburg, Forchtenstein, • Bezahlte, redaktionell gestaltete Eberau, Rohr i. Bgld., Ollersdorf, Anzeigen oder Beiträge, für die Burgauberg-Neudauberg, Markt ein Druckkostenbeitrag geleistet Allhau, Wolfau, Grafenscha- wurde, sind entsprechend chen, Oberschützen, Bernstein, gekennzeichnet. Rechnitz, Mogersdorf, Neusiedl am See, Tadten, Unterrabnitz- Schwendgraben, Draßmarkt. N+U 4
Fotos: Engelbert Marakovits n Mit „coronagerechtem“ Abstand verfolgten die Gäste des „Aktionstag Schöpfung“ dem Vortrag von H. P. Hutter „Hitzedämliches“ Verhalten Umweltmediziner Hans Peter Hutter referierte am 12. Okto- schaftlicher Basis mehr Glauben ber 2020 beim Aktionstag Schöpfung im Haus der Begegnung zu schenken als den üblichen Lobbys. In Österreich“, so Hutter, in Eisenstadt über gesundheitliche Folgen der Klimakrise. „fehlt es oft an Mut, wenn es um das Vorpreschen geht.“ Es gibt „Die Auswirkungen des Kli- blem wird. Das wurde dann aber viele Beispiele. „Denken Sie nur mawandels sind schon spürbar“, kaum bis gar nicht beachtet. Doch an skandinavische Städte und betont Hans Peter Hutter. „Am viele Menschen werden aufgrund ihren Radverkehr. Wir brauchen Land verdorrt die Ernte“ und es des Klimawandels ihre Heimat nichts erfinden, wir müssen um- häufen sich „Wetterereignisse, die verlassen müssen.“ setzen, was da und erprobt ist.“ lebensbedrohlich sein können“. Fenster nicht „sperrangel- Der Straßenverkehr sei ein Be- Was wenige wissen: In Österreich weit“ offen lassen. Der Klima- reich, wo es extremen Widerstand gibt es bereits mehr Tote durch wandel führt zu paradoxen Maß- gebe, sobald es um Einschnit- Klimaveränderungen als im Stra- nahmen. Viele müssen Klima- te gehe. „Dabei bewegt sich die ßenverkehr. Doch die Gefahren anlagen installieren und in Dau- überwiegende Mehrheit öffentlich, würden laut Hutter unterschätzt. erbetrieb nehmen, was den zu Fuß oder mit dem Rad.“ „Selbst junge Leute merken, dass Klimawandel begünstigt. „Leider Warum wird dann trotz dieser anhaltende Hitze über mehrere verhalten sich etliche nicht hitze- Mehrheit nicht stärker in deren Tage nicht lustig ist. Die leiden- klug sondern hitzedämlich“, be- Sinne klimafreundlicher gehan- de Mehrheit, die alleine in ihren tont Hutter. Bevor überhaupt an delt? „Eine von vielen Erklärungen Wohnungen sitzt, bekommt die eine Klimaanlage zu denken sei, ist etwa der mächtige Einfluss der breite Öffentlichkeit nicht mit.“ „ist ein Ventilator das Mittel der Automobillobbys. Sie sitzen näher Bei gesundheitlich beeinträchtig- Wahl“. Man könne die Räume an den Hebeln der Macht.“ In den ten Menschen löst die Hitze auch verdunkeln und die Fenster zur letzten Wahlkämpfen wurde der Folgeerscheinungen aus. „Wenn Mittagszeit „nicht sperrangelweit Klimaschutz von einigen Parteien jemand bereits einen Herzinfarkt offen lassen“. Auch in der Archi- als Zugpferd verwendet. Ändert hatte und bei Hitze die Belastung tektur werde der Klimaschutz nicht sich etwas? „Zumindest haben seines Herzens spürt“, so Hutter. immer mitgedacht. Etliche würden sich alle als Klimaschützer posi- Wie kann man den Klima- hier klug handeln, betont Hutter, tioniert. Ich möchte daran erin- wandel gesundheitlich besser „aber beim Gros der Bauherren ist nern, dass noch 2017 angestrengt ertragen? „Im Vergleich mit den noch nicht angekommen, dass sie wurde, Wirtschaftswachstum, Ländern des globalen Südens hier Gebäude errichten, die lang- Beschäftigung und einen wettbe- sind wir super aufgestellt. Immer- fristig Bestand haben.“ Begrünte werbsfähigen Wirtschaftsstandort hin haben wir eines der besten Fassaden seien nur eine von zahl- als Staatsziel in der Verfassung Gesundheitssysteme der Welt“, reichen Maßnahmen. „Es braucht festzuschreiben. Unter anderem so Hutter. „Aber ohne Klima- ein ganzes Bündel davon.“ weil man mit Umweltverträglich- schutz wird es auch bei uns nicht Lobbys. Wie radikal muss keitsprüfungen wenig Freude hat.“ gehen.“ In manchen Gegenden man beim Individualverkehr sein, Afrikas dagegen sei es schon jetzt damit die Gesundheitsbelastung bald nicht mehr erträglich. „Schon minimiert wird? Hutter: „Man hät- Autor vor mehr als zehn Jahren wur- te schon vor Jahrzehnten damit Gerald GOSSMANN de darauf hingewiesen, dass die anfangen müssen, vernünftigen Redakteur der Umweltmigration global ein Pro- Mobilitätskonzepten mit wissen- Kirchenzeitung „martinus“ 5 N+U
Der Beitrag der Landwirtschaft zur Lösung der Biodiversitätskrise Unsere Kulturlandschaft und begleitet, dass die Rückgänge Maßnahmen, die die Stärkung die darin lebenden Tiere und inzwischen auch die „Allerwelts- der Biodiversität zum Ziel haben, Pflanzen werden in hohem Maße arten“ erreicht haben. Das „In- auf ihre Wirkung auf Tagfalter und von der Nutzung durch uns Men- sektensterben“ wird international Heuschrecken an Feldstücken in schen geprägt – das gilt für das durch zahlreiche Studien themati- ganz Österreich untersuchen. Un- Burgenland mit seinen ausge- siert und untermauert; und auch in sere Ergebnisse konnten klar zei- dehnten Agrarsteppen, seinen Österreich hat das Umweltbun- gen, dass nur ein kleiner Teil der durchwegs kultivierten Talland- desamt kürzlich eine umfang- geförderten Maßnahmen wirklich schaften und der vergleichswei- reiche Studie zur Situation der zu einer signifikanten Erhöhung se sanften, nutzungsfreundlichen Insekten in Österreich veröffent- der Artenzahl der untersuchten Landschaftsform ohne unbewirt- licht, die nicht sehr positiv ausfällt. Insekten führte. Im Ackerland schaftbare Urwildnis ganz beson- Gerade das derzeit ablaufende konnte die Anlage von Grün- ders. Große Teile der Biodiversität Ringen um eine Neugestaltung des brachen als die bedeutendste hängen direkt von der landwirt- landwirtschaftlichen Fördersys- wirksame Maßnahme identifiziert schaftlichen Bewirtschaftung von tems steht daher auch im Zeichen werden. Vor allem Brachen mit Grünland und Ackerland ab, einer Schwerpunktsetzung zur großem Pflanzenartenreichtum selbst Intensivackerbaugebiete, Erhaltung der Biodiversität in der und einer guten Strukturierung wie die Parndorfer Platte, beher- Landwirtschaft. Österreich verfügt – wo beispielsweise nur Teil- bergen prioritäre Ziele des heimi- seit dem EU-Beitritt im Jahr 1995 bereiche gemäht wurden – wiesen schen Artenschutzes, wie die cha- über ein Förderprogramm mit dem überdurchschnittlich viele Tagfal- rismatische Großtrappe oder die vielversprechenden Titel „Öster- ter und Heuschrecken auf. So- unauffällige Kleine Beißschrecke. reichisches Programm zur För- wohl im Acker- als auch im Grün- Der seit Jahrzehnten anhalten- derung einer umweltgerechten, land erwies sich die Maßnahme de Druck auf die Landwirtschaft, extensiven und den natürlichen „Naturschutz – WF“, bei der, produktiver zu wirtschaften, hat Lebensraum schützenden Land- basierend auf einer Begehung vor jedoch nicht nur zu einem star- wirtschaft“ – mit einer jährlichen Ort, gezielte Pflegemaßnahmen ken Rückgang der Bäuerinnen Fördersumme von durchschnitt- vorgeschrieben werden, als be- und Bauern geführt, sondern lich über 400 Millionen Euro ist sonders wirksam bzw. im Grün- wird auch für den Rückgang von es dabei Österreichs potentestes land sogar als die einzig wirk- Tier- und Pflanzenarten der Kul- Förderinstrument im Natur- und same Maßnahme. Das ist gerade turlandschaft verantwortlich ge- Umweltschutz! für das Burgenland eine wichtige macht. Das Verschwinden der Im Zuge eines Evaluierungs- Erkenntnis, da dieses Bundes- naturschutzfachlichen „Spitzen- projekts im laufenden Förder-pro- land die Naturschutzmaßnahme arten“, das bereits in den 1950er- gramm konnte ich gemeinsam mit sehr großflächig anwendet und Jahren eingesetzt hat, wird nun meinen Kollegen Thomas Holzer viele Landwirte als Vertrags- zunehmend von Beobachtungen und Georg Bieringer diejenigen partner gewinnen konnte. Hier zeigte sich aber auch, dass eine Weiterentwicklung der gewon- nenen Naturschutzflächen durch eine gezieltere Anpassung der Bewirtschaftungsmaßnahmen auf die Ansprüche der dort vorkom- menden, gefährdeten Arten die Wirksamkeit noch deutlich erhö- hen kann! Leider zeigte sich, dass die Maßnahme „biologische Wirt- schaftsweise“ keine Erhöhung der Biodiversität in unserer Stichpro- be bewirkte. Diese überraschen- de Tatsache liegt vor allem daran, n Beweidung ermöglicht die Nutzung schwer bewirtschaftbarer Grenz- dass der Biolandbau im nationa- ertragsstandorte und kann bei angepasster Besatzdichte wertvolle Sonder- len Kontext sich in der Wirkung auf strukturen schaffen – oben: Sulzbreiten bei Sankt Margarethen. z. B. Beikrautdichte oder Mahd- N+U 6
regime nur wenig bis gar nicht von wirksam ist etwa die Anlage von Evaluierungsstudien/Biodiversit%C3% vergleichbaren konventionellen „Schmetterlingsstreifen“, wie sie A4t-Boden-Wasser-Klima.html Rabitsch, W., Zulka, K.P. & Götzl, M. Schlägen unterscheidet und dies im Burgenland seit Jahren umge- (2020): Insekten in Österreich. Artenzahlen, durch die erwartbaren Vorteile setzt werden. Status, Trends, Bedeutung und Gefährdung. des Pestizid- und Kunstdünger- Nicht zuletzt ist der Erhalt und Umweltbundesamt GmbH, Wien. verzichts nicht ausgeglichen wird. die Neuanlage von Landschafts- https://www.umweltbundesamt.at/ Ähnliche Ergebnisse zeigte auch elementen, wie Magersäumen, fileadmin/site/publikationen/rep0739.pdf Zuna-Kratky, T., Bieringer, G., Denner, die Evaluierung ihrer Wirkung auf Buschgruppen oder Stufenrainen, M, Dvorak, M. & Karner-Ranner, E. (2013): Vögel durch BirdLife. Aktuell wird vor allem als Refugium für jene In- Schutzprogramm für die gefährdeten jedoch von Bio Austria ein Set sekten von Bedeutung, die in der Heuschrecken des Nordburgenlands. an ergänzenden Maßnahmen- angrenzenden Kulturlandschaft Naturschutzbund Burgenland, Eisenstadt. bausteinen für Biobetriebe erar- inzwischen keine Überdauerungs- 159 pp. http://www.naturschutzbund- burgenland.at/images/stories/ beitet, mit dem in der nächsten möglichkeiten haben. Heuschrecken_im_Nordburgenland.pdf Programmperiode eine positive Einem ambitionierten Pro- Biodiversitätswirkung ermöglicht gramm, das die Anlage von Grün- werden sollte. brachen und Sonderstrukturen, Text und Fotos Als noch wirksamer als die ge- die massive Förderung der Be- DI Thomas ZUNA-KRATKY nannten Maßnahmen erwies sich wirtschaftung von Extensivgrün- jedoch die Bewirtschaftung von land, den Ausbau der experten- ... ist freiberuflicher Land- Extensivgrünland, also von ein- basierten „Naturschutz“-Maßnah- schaftsökologe und beschäftigt mähdigen Wiesen, Streuwiesen, men und die verstärkte Anlage sich u.a. mit den Auswirkungen Hutweiden und – im Alpenraum spät gemähter bzw. überstandi- menschlicher Nutzung in der – Bergmähdern. Diese Lebens- ger Bereiche im Grünland ermög- Kulturlandschaft sowie in Auen, räume tauchen etwa in den vom licht, könnte eine Trendwende in vor allem im östlichen Österreich. Naturschutzbund Burgenland he- der Biodiversitätskrise gelingen. Sein fachlicher Schwerpunkt liegt rausgegebenen Artenschutzpro- Die Finanzmittel sind im künftigen besonders in der Ornithologie grammen, wie dem über die Heu- ÖPUL vorhanden. Die Ausgestal- und bei Heuschrecken. Aktuell schrecken des Nordburgenlands, tung der Maßnahmen wird aber arbeitet er in einem Projekt von gerade bei den „Spitzenarten“ mit entscheiden, ob sie auch zum Esterhazy und WWF Österreich sicherer Regelmäßigkeit auf. Die Wohle der Biodiversität eingesetzt zur Bewei- Sicherstellung der Bewirtschaf- werden können. dung von tung dieser Grenzertragsstandorte Magerwiesen und auch die Rückgewinnung der Weiterführende Literatur: am Westufer Holzer, T., Zuna-Kratky, T. & Bieringer, G. bereits aufgegebenen und verbra- des Neu- (2019): Bewertung der Wirkung relevanter chenden Standorte ist daher von LE-Maßnahmen auf Tagfalter und siedler Sees herausragender Bedeutung zur Heuschrecken als Indikatoren für Biodiver- sowie an einer Rettung der Biodiversität in der sität – Endbericht. Studie im Auftrag des Insektenstudie Kulturlandschaft! Gerade auf sol- Ministeriums für Nachhaltigkeit & Tourismus, des BMLRT Wien. 60 pp. https://www.bmlrt.gv.at/land/ chen Standorten kann eine dem und der neun laendl_entwicklung/evaluierung/ Lebensraum angepasste, extensi- Bundesländer. ve Beweidung sehr viel Positives bewirken, wie aktuelle Untersu- chungen zu Beweidungsprojekten im Nordburgenland zeigen. Aber auch im „normalen“ Grün- land ist angesichts des fortschrei- tenden Artenschwunds dringen- der Handlungsbedarf gegeben. Unsere Untersuchungen zeigten, dass für Tagfalter vor allem die Verschiebung der ersten Mahd um acht Wochen die Artenzahlen steigen lassen, während Heu- schrecken eher auf eine größere „Mahdpause“ zwischen erster und zweiter Mahd von zumindest zehn Wochen „anspringen“. In der heutigen Grünlandwirtschaft ist das aber nur auf einem klei- nen Teil der Wiesen und mit ent- n Ungemähte „Schmetterlingsstreifen“ sind wichtige Rückzugsräume sprechender Förderung umsetz- während der Mahd und ermöglichen Insekten eine Überwinterung in der bar. Vorbildlich in dieser Richtung genutzten Fläche – oben: Schachblumenschutzgebiet bei Luising. 7 N+U
Genetische Diversität in der Landwirtschaft Wie bereits im Frühjahrsheft werden vom Menschen definiert von Natur & Umwelt beschrieben, und waren immer auch oder bei- besteht Biodiversität nicht nur aus nahe ausschließlich am Nutzen für Artenreichtum und aus einer Viel- die Menschen ausgerichtet. falt an Lebensräumen und Öko- Die vom Menschen festgeleg- systemen, sondern auch aus der ten Zuchtziele – insbesondere die genetischen Vielfalt innerhalb von der letzten 50 Jahre – waren bei- Arten oder Rassen. nahe ausschließlich durch Leis- Als genetische Vielfalt kann tungssteigerungen geprägt. man die unterschiedlichen gene- Bis nach dem 2. Weltkrieg tischen Informationen der Indivi- lebten die landwirtschaftlichen duen innerhalb einer Art bezeich- Haustiere zum Großteil in einem nen. Diese genetische Vielfalt ist Verbund mit dem Tierhalter, der die Voraussetzung für Anpassun- Umwelt, dem Nahrungsangebot gen an veränderte Lebensbedin- und den Leistungen, die ihnen ab- gungen und Umwelteinflüsse, verlangt wurden, wobei der Tier- aber auch an Krankheiten, die halter darauf achtete, dass diese in ein bestehendes Ökosystem in einem ausgewogenen Verhält- n Heute sind es oft Hobbyhalter, die eingebracht werden. Diese An- nis zueinander standen. „alte Haustierrassen“ schätzen passungsfähigkeit wird in Zeiten So war es oft notwendig, so- des Wandels (z. B. Klimawandel) gar kleinräumig andere Tierrassen haben sich die Spezialisierung in umso mehr gefragt sein. zu halten bzw. die vorhandenen der Landwirtschaft und damit die Aus dem vorhandenen Gen- Rassen durch Zucht an die Um- Nutztierhaltung und der Pflanzen- pool entwickeln sich durch natür- gebung anzupassen. Als Beispiel anbau fast völlig verändert. Durch liche Selektion an das Ökosystem kann man im Burgenland die Kommassierungen, Zunahme des angepasste Individuen. Bei der Graurinder im jetzigen National- allgemeinen Verkehrs, Preisdruck, künstlichen Selektion werden die park Neusiedler See – Seewinkel Abwanderung aus den bäuerli- Ziele (Zuchtziele) vorgegeben und hernehmen, die eben nur dort den chen Betrieben usw. änderten müssen nicht im Einklang mit der optimalen Kompromiss aller Erfor- sich die Rahmenbedingungen des besten Anpassung an ein Ökosys- dernisse darstellen. ehemals bäuerlichen Wirtschaf- tem einhergehen. Die Zuchtziele Ab Beginn der 1970er-Jahre tens. Gesellschaftliche und poli- n Graurinder werden im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel zu Weidezwecken eingesetzt. N+U 8
tische Vorgabe war, ausreichend Diese Entwicklungen führten Vielleicht greifen wir bald auf billige Nahrungsmittel für alle Be- dazu, dass die ehemals große diese angepassten, aber ver- völkerungsgruppen zu produzie- Rassenvielfalt bei den landwirt- drängten Altarten und Altrassen ren. Der Leistungsgedanke wurde schaftlichen Nutztieren immer zurück, um der Trockenheit, den in der landwirtschaftlichen Bera- mehr eingeengt wurde; einige der Schädlingen und anderen negati- tung in den Vordergrund gestellt. Rassen wurden, wenn überhaupt, ven Klimafaktoren Paroli bieten zu Das Aufkommen der Supermärk- ausschließlich als Kreuzungstiere können. te und damit die fortschreitende verwendet. Die große Vielfalt war Nachdem Topografie und Kli- Konzentration des Handels auf auf dem Weg auszusterben. ma im ganzen Burgenland sehr wenige große Ketten geben den Einige wenige über ganz ähnlich sind, war auch in früherer Takt vor: billig, billig, billig. Österreich verteilte Bauern, oft Zeit die Aufspaltung in viele unter- als Spinner verlacht, haben sich schiedliche, angepasste Rassen w Aus Bauern wurden Landwirte dieser beinahe ausgestorbenen nicht notwendig, anders aber im Die Folge war, dass die Tier- Rassen in letzter Minute ange- alpinen Raum. haltung von der herkömmlichen nommen und ihnen ein Überleben Im Burgenland hielt man bei Haltungsart und den sie umge- ermöglicht. Diese Bauern haben den Rindern fast ausschließlich benden Lebensumständen immer es sich zum Ziel gesetzt, neben Fleckvieh, das aus primitiven mehr entkoppelt wurde und die der wirtschaftlichen Führung ihrer Landrassen durch Kreuzung mit Stallhaltung mit optimierter Ar- Landwirtschaft auch bodenstän- Simmentalern und auch mit un- beitsbelastung des Bauern in den dige Rassen zu erhalten. Der Lohn garischer Nachzucht verbessert Vordergrund trat. Durch die dau- dafür war nicht Geld, sondern das wurde. Es entsprach als Mehr- ernde Stallhaltung war es auch Glücksgefühl etwas sehr Sinnvol- nutzungsrasse (Milch und Fleisch) nicht mehr notwendig, auf Klima, les und Befriedigendes zu tun. An allen Anforderungen der damali- Boden, Gelände, Futterangebot ihrer Freude und ihrem Stolz kann gen Zeit: sehr anpassungsfähig usw. Rücksicht zu nehmen. Dies man ablesen wo die wirklichen an das Klima, gute Mast- und alles wurde unter Betriebsmittel Werte einer erfüllten Arbeit liegen. Milchleistung, langlebig, frucht- subsummiert und konnte jeder- Mit der Zeit fanden sich auch bar, nicht krankheitsanfällig und zeit herangekarrt werden. Wichtig Vereinigungen, die die Erhaltung als Zugtier einsetzbar (aus: „Das wurde ausschließlich die Leistung aussterbender Rassen zu ihren Buch der Burgenländischen Bau- in einem für die Leistungserbrin- Aufgaben gemacht haben. So ern“, 1954). Durch die kleinbäu- gung optimierten Umfeld. wurden die oben angeführten erliche Struktur mit sehr geringen Sollte das Tier nicht ganz in Rassen vorerst doch noch erhal- Tierzahlen (durchschnittlich 2,2 das System hineinpassen, wur- ten und es besteht die Hoffnung, Kühe pro Hof) gab es auch keinen de es dafür zugerichtet (z. B. der dass sie auch tatsächlich erhal- Zuchtfortschritt in Richtung Leis- Schwanz wurde bei Maststieren ten bleiben. Dies betrifft nicht nur tung. Die Milchleistung lag bei ca. auf Vollspaltenhaltung kupiert), Tierrassen, sondern in gleichem 3.000 kg pro Jahr. Die Kühe wur- d. h. das Tier wurde dem Stall Ausmaß auch Getreidepflanzen. den sowohl im Stall als auch auf angepasst. Durch die Einführung Die Rinderhaltung wird nach- der Weide (Austrieb) gehalten. der künstlichen Besamung wur- stehend nur deshalb so genau be- In Österreich gab es allerdings den die Stierlinien massiv einge- schrieben, weil man exemplarisch sehr viele, oft kleinräumig unter- schränkt, durch Embryotransfer darstellen kann, welchen Sinn die schiedliche Rinderrassen, die alle auch die Mütterlinien – zum Glück unterschiedlichen Rassen hat- an die oft kleinräumigen Lebens- hat sich der Embryotransfer nicht ten und vielleicht als Genreserve bedingungen angepasst waren. in großem Stil durchgesetzt. Bei in baldiger Zukunft wieder haben So wurden die folgenden Rinder- Tierarten mit kürzerer Generati- werden. rassen mit den jeweiligen Vortei- onszeit ist es üblich geworden, Dies gilt aber auch für die len gehalten; Hybridzüchtungen einzusetzen. Schweinerassen, noch viel aus- w Fleckvieh: fruchtbar, langlebig, Der Tierhalter hat dann gar nicht geprägter bei den Geflügelrassen weidetauglich, sowohl für intensiv mehr die Möglichkeit, mit seinen (bei den Putenrassen kann man als auch extensiv genutzte Betrie- Tieren weiterzuzüchten. Diese die weltweit wirtschaftlich genutz- be nutzbar, frohwüchsig mit guter Entwicklung ist am Pflanzensek- ten Rassen an einer Hand abzäh- Fleischleistung. tor noch viel stärker ausgeprägt – len), aber in weiterer Folge auch w Braunvieh: milchbetont, weide- Hybridsorten sind die Norm. Dort bei den Getreidearten usw. Über- tauglich, fruchtbar kommt noch dazu, dass gentech- all, wo es eine intensive Ausrich- w Holstein: milchbetonte Hoch- nisch veränderte Pflanzen in vie- tung auf Leistungsparameter gibt, leistungskühe, gutes Fundament, len Bereichen als normal angese- kommt es zu einer Einengung der großes Futteraufnahmevermögen hen werden. Auch, wenn diese bei genetischen Vielfalt. Und überall, w Pinzgauer: mittel- bis groß- uns verboten sind, werden sie als wo man eine Einengung der gene- rahmig; starke Bemuskelung der Tierfutter oder – bereits veredelt – tischen Vielfalt hat, wird die Reak- Hinterextremität, sehr gute An- als Fleisch importiert und von den tionsmöglichkeit bei Klimaände- passungsfähigkeit und Weide- Konsumenten als Spezialitäten rung schwieriger bzw. nur mehr tauglichkeit, ausgeprägter Mut- eingekauft. von Spezialisten durchführbar. terinstinkt, gutmütig 9 N+U
w Graurind: Zweinutzungsrasse, Schrumpfschnitzel) oder DFD Höhenlagen grasen, in die die auch unter erschwerten Bedin- (dark, firm, dry = Schuhsohle) Rinder nicht mehr hinkommen. gungen haltbar, anspruchslos, wurden bald erkannt und zurück- Von den Schafrassen gelten gute Futterverwertung, Milchleis- genommen. heute das Kärntner Brillenschaf tung nicht so hoch, sehr robustes Heute werden im Burgenland und das Braune Bergschaf als ge- Rind mehr Rassen gehalten. fährdet. w Kärntner Blondvieh: Zwei- w Pietrain: hervorragende Von den Geflügelrassen wur- nutzungsrind mit Hauptnutzung Schlachtleistung, hoher Anteil an den Leghorn (sehr leichte Ras- Fleisch, sehr gute Mutterkühe wertvollen Fleischteilen, kleinrah- se, männliche Tiere konnten ge- w Murbodner: Zweinutzungsrasse mig, hauptsächlich in der Vater- mästet werden), Rhodeländer mit Hauptnutzung Fleisch, gute linie eingesetzt. (mittelschwere Rasse, auch an- Mutterkühe, robust, problemlos, w Duroc: hauptsächlich in der sprechende Fleischleistung) und langlebig, starkes Fundament. Mutterlinie, gute Konstitution und Goldamerikaner (New Hampshire) w Pustertaler Sprinzen, Waldviert- Fleischbeschaffenheit. gehalten. Auf die alten Hühner- ler Blondvieh, Tux Zillertaler, Gelb- w Turopolje: waren schon fast rassen wird heute vermehrt in der vieh, Simmentaler, Angus, Jersey, ausgestorben, neben Speck auch Hobbytierhaltung zurückgegriffen. Ennstaler Bergschecken, ... Fleisch, Zuchtleistung gering. In der landwirtschaftlichen Geflü- Bei den Schweinen gibt es w Mangalitza: Wollschweine, gelhaltung werden eher sehr we- noch keine derart lange Zuchtge- hoher Fett- und geringer Fleisch- nige Rassen mit zum Teil bedenk- schichte. Erst vor etwas über 200 anteil, geringe Zuchtleistung. lich hohen Leistungen eingesetzt. Jahren begann man, Schweine Bei den Ziegen wurden im Vollständigkeitshalber auch ein gezielt zu züchten. Bis dahin hat- Burgenland hauptsächlich die kurzer Blick auf die alten Getrei- ten sie eher das Aussehen von Deutsche Edelziege (weiße Saa- desorten. Wildschweinen. nenziege), das ist eine hornlose, w Dinkel: gehört zur Weizenfamilie, Im Burgenland wurden das kurzhaarige Ziege, eingesetzt. Urgetreide, gute Backeigenschaf- „Deutsche Edelschwein“, die Heute werden in Österreich ten, weniger effizient als Weizen „Deutsche Landrasse“ und in ge- zusätzlich noch die Toggenbur- w Emmer: Weizen, geschmacksin- ringer Anzahl Mangalitza gehalten gerziege, die Bunte Edelziege, tensiver, vor allem für Brotherstel- und gezüchtet. Vereinzelt wurden die Gemsfarbige Gebirgsziege, lung sehr geeignet zur Blutauffrischung Tiere aus Tauernschecken, Pinzgauer Zie- w Grünkern: in der Milchreife ge- England (Large White) zugekauft ge, Steirische Schneckenziege ernteter Dinkel, wird dann ge- und eingesetzt. usw. eingesetzt. Die Gebirgszie- trocknet, hoher Vitamin B Gehalt, Fehlentwicklungen in der ge- gen sind trittsicher, extrem gute hoher Mineralstoffgehalt, sehr ho- samten europäischen Zucht wie Kletterziegen mit harten, kleinen her Eisengehalt PSE (pale, soft, exsudative = Klauen und können noch in w Urroggen (Johannesroggen): benötigt weder Dünger noch Pflanzenschutz, Tiefwurzler w Hafer: nährstoffreich, glutenarm, enthält viele Ballaststoffe und hochwertiges Eiweiß Die häufigsten landwirtschaft- lichen Nutzpflanzen sind heute Weizen, Mais, Reis, Erdäpfel, So- jabohnen und Zuckerrohr. Wir werden in den nächsten Jahren erleben, ob wir im Klima- wandel mit den hochgezüchteten Nutzpflanzen weiterkommen oder ob wir nicht auf den vorhandenen Genpool alter Nutzpflanzen – den auch bei den Pflanzen einige Ini- tiativen angelegt haben – zurück- greifen müssen. Der Autor: wHR i. R. Dr. Robert FINK ehemaliger Landes- veterinärdirektor, Leiter der Fachtier- arztkommission n Woll- und Turopoljeschweine erfreuen sich wieder größerer Beliebtheit. Bienen N + U 10
Jagd und Biodiversität Wenn es auch für manche auf den ersten Blick nicht erkenn- bar ist: Biodiversität ist im Jagdgesetz verankert. Von den vielfältigen Maßnahmen der Jägerinnen und Jäger profitie- ren viele Wildtiere. Die Vielfalt der Lebensräume unterschiedlichen Mähzeitpunk- in Verbindung mit der Vielfalt an ten wird die Landschaft bereichert Lebensgemeinschaften und Arten und bietet auf kleinstem Raum ist eine wesentliche Vorausset- vielfältige Lebens- und Rück- zung für die nachhaltige Jagd. Im zugsmöglichkeiten. Beispielhaft Bgld. Jagdgesetz 2017 wird u.a. sei die prämierte Kooperation des auch diese Bedeutung für gesun- Jagdvereins der Stinatzer Jäger de Wildtierpopulationen normiert: mit dem Verein BERTA erwähnt: w Das Gesetz hat zum Ziel, ge- Feldlerche und Wachtel brüten sunde Wildpopulationen in ihrer und die Blauracke konnte wieder Artenvielfalt zu erhalten sowie die beobachtet werden. Lebensräume des Wildes zu er- Trockene, heiße Sommer sind halten. eine zusätzliche Herausforderung w Wild ist in seiner Vielfalt und für Wildtiere und können schnell natürlichem Beziehungsgefüge zu zur Notzeit werden. Mit Wasser- bewahren. stellen werden wertvolle punk- Viele Parameter, wie Forstwirt- tuelle Anreize und Lebensinseln schaft, Landwirtschaft, Tourismus, im Revier für Säugetiere, Vögel n Randlinien bereichern das Revier. Verkehr und Industrie, wirken mit und Insekten geschaffen. Im Jahr Foto: J. Himmler Bearbeitung, Flächenversiegelung 2019 wurden in einem Revier im und Störung direkt und indirekt Bezirk Neusiedl/See 235.000 Liter auf die Lebensräume und die Le- Wasser ausgebracht! bensgemeinschaften. Zusätzlich Derartige praktische Projekte schaftlicher Flächen angewiesen, verändert der Klimawandel die zeigen, dass es auch heute noch denn die Wichtigkeit der Vielfalt generellen Rahmenbedingungen möglich ist, die in ihrem Bestand des Lebensraums als Basis für drastisch. in weiten Teilen des Landes stark gesunde Wildbestände ist längst Es gilt, mit einfachen Mitteln gefährdeten Wildarten (z. B. alle erkannt. Ohne diese wichtigste wichtige Akzente im Jagdrevier Bodenbrüter, Feldhase) zu erhal- Ressource bleiben zusätzliche zu schaffen. Durch die Anlage ten und die Besatzzahlen langsam Hegemaßnahmen (z. B. Anlegen von Hecken, Windschutzstreifen, wiederaufzubauen. Um solche er- von Wasserstellen, Regulierung Gehölzinseln, Steinhaufen und freulichen Ergebnisse großflächig des Raubwilds) der Jäger oft nur der mosaikartigen Aufteilung von erzielen zu können, ist der Jäger Stückwerk. Blühflächen und Wildäckern mit auf die Bewirtschafter landwirt- Von lebensraumverbessern- den Maßnahmen profitieren ne- ben den Wildtieren auch andere Lebewesen, wie Insekten oder Singvögel. Um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, ist eine wech- selseitige Wertschätzung und die kontinuierliche Zusammenarbeit von Jägerschaft, Gemeinde sowie Landwirtschaft und Naturschutz vor Ort unbedingt notwendig. Autor DI Andreas DUSCHER Burgenländischer Landesjagdverband Geschäftsführer, Wildbiologe n Mut zur Lücke – eine Bereicherung des Lebensraums Foto: Jagdverein Stinatz 11 N + U
Die Vielfalt im Bio-Landbau Was haben Wildbiene, Feldlerche oder Kiebitz gemein- Landschaftselementen sowie die sam? Ihr Bestand und der von vielen anderen Pflanzen und Nutzungsaufgabe extensiv be- wirtschafteter Lebensräume. Sie Tieren nimmt weltweit dramatisch ab – mit spürbaren Fol- führen einerseits zum direkten gen für unser Ökosystem. Es braucht gezielte Maßnahmen, Verlust von wildlebenden Tier- um die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten und zu und Pflanzenarten mit negativen fördern. Der Bio-Landbau ist auf einem guten Weg. Effekten auf Folgenutzer, denen die Nahrungsgrundlage fehlt. Der Schutz der Artenvielfalt ist bewirtschaftung eine Schlüssel- Andererseits erfolgt eine starke seit Jahrzehnten ein erklärtes Ziel funktion für den Erhalt wildleben- Beeinträchtigung der Funktion aller Länder. Trotzdem ist nach wie der Tier- und Pflanzenarten sowie landwirtschaftlicher Nutzflächen vor ein alarmierender Rückgang deren Lebensräume ein. Viele als Lebensraum, sodass viele zu verzeichnen. Dies belegt erneut Arten, wie Feldvögel und Amphi- Arten keine geeigneten Fortpflan- der kürzlich erschienene Bericht bien, leben teilweise auf land- zungsbedingungen mehr vor- des Weltbiodiversitätsrats. Darin wirtschaftlich genutzten Flächen. finden. So fehlen zum Beispiel wird prognostiziert, dass in den Ackerwildkräuter würden ohne Brutplätze für Vögel. Die Blüten- kommenden Jahrzehnten von den regelmäßige Bodenbearbeitung armut der modernen, intensiven geschätzten acht Millionen Tier- verschwinden. Landwirtschaft und die Anwen- und Pflanzenarten weltweit rund Die intensive Landbewirtschaf- dung von Insektiziden werden als eine Million Arten vom Aussterben tung gilt als eine der Hauptver- maßgebliche Ursachen für den bedroht sind, wenn es zu keinen ursacher für den alarmierenden starken Rückgang von Insekten grundlegenden Änderungen bei Artenrückgang in der Kulturland- angesehen. der Landnutzung, dem Umwelt- schaft. Wesentliche Faktoren sind schutz und der Eindämmung des unter anderem die hohe Nährstoff- w Stabile Ökosysteme Klima-wandels komme. zufuhr über Mineraldüngung und Langzeitstudien zeigen, dass Gülle, der hohe Einsatz an Pestizi- eine größere Artenvielfalt einen w Wo die Ursachen liegen den, der Anbau nur noch weniger positiven Einfluss auf die Stabili- In vielen Ländern Europas liegt Fruchtarten, die Vergrößerung und tät und die Leistungsfähigkeit von der Anteil der landwirtschaftlichen Vereinheitlichung der Schläge, der Ökosystemen hat. Arten sind die Nutzfläche bei 40 bis 60 Prozent. Rückgang von Brachen und Dau- Grundlage unserer Ernährung und Daher nimmt die Art der Land- ergrünland, die Beseitigung von wichtige Rohstoffe. Sie sorgen in intakten Ökosystemen unter an- derem für saubere Luft und Was- ser, Hochwasserschutz, Nitrat- abbau, Kohlenstofffixierung und Erosionsschutz. Weltweit hängen etwa drei Viertel aller Nahrungs- pflanzen zumindest teilweise von der Bestäubung durch Tiere ab. Dabei spielen Wildbienen als Bestäuber eine zentrale Rolle. Etwa ein Drittel aller Wildbienen- arten ist auf das Vorhandensein von bestimmten Pflanzen spe- zialisiert. Finden sie diese nicht mehr vor, fehlt den Bienen die Lebensgrundlage. Umgekehrt sind diese Pflanzen meist auf die spezialisierten Wildbienenarten für die Bestäubung angewiesen. Auch der Rückgang der Acker- wildkräuter hat weitreichende Folgen für die Biodiversität in der Agrarlandschaft, da die Ackerflora Nahrungsgrundlage und Deckung für Insekten, Feldvögel und ande- re wildlebende Tierarten darstellt. n Bienenweide als Teil eines intakten Ökosystems Foto: Andrea Grabenhofer Für die Funktionsfähigkeit eines N + U 12
Rot- und Weißklee sowie Luzerne beliebte Nektarpflanzen sind. Hin- zu kommt, dass der Hauhechel- Bläuling seine Eier ausschließ- lich an Blättern und Blüten von Leguminosen legt. Die Raupen überwintern in der Bodenstreu und profitieren somit von mehr- jährigem Kleegrasanbau. Viele In- sektenarten und Spinnen hängen aber auch stark von Landschafts- elementen wie Hecken oder Säu- men ab. Während sie im Sommer ganz oder teilweise auf dem Acker leben, benötigen sie zur Überwin- terung diese angrenzenden, zum Teil nicht oder extensiv genutzten Strukturen. Auch bei der Mahd, sei es im Kleegras oder Grünland, n Die Feldlerche brütet auf Äckern und im Grünland können die Tiere in die Säume Foto: Frebeck, CC BY-SA 3.0 _ Wikimedia Commons flüchten und von dort die Flächen mit nachwachsendem Bestand Agrarökosystems sind zudem vie- von der Landschaftsstruktur und wieder besiedeln. Die Artenvielfalt le unauffällige Tierarten und Mikro- dem Vorhandensein von Begleit- der Agrarlandschaft hängt also organismen wichtig, die Aufgaben biotopen, die sie zum Beispiel zur neben den Bewirtschaftungsver- bei der Kontrolle von Schädlingen Reproduktion oder zur Überwinte- fahren auf der Fläche entschei- und im Recycling von Nährstoffen rung benötigen, abhängig sind. dend auch vom Anteil und der sowie als Pflanzen- oder Samen- Auch im Bio-Landbau findet Qualität dieser Landschaftsele- fresser übernehmen. So ist die aufgrund des steigenden ökono- mente ab. Häufigkeit von Krankheitserregern mischen Drucks eine Intensivie- Da die meisten Naturschutz- und Parasiten bei Pflanzen und rung und Spezialisierung statt – maßnahmen mit Mindererträ- Tieren umso niedriger, je diverser mit negativen Auswirkungen auf gen und erhöhtem Aufwand für ein Ökosystem an Arten ist. Blüh- die Artenvielfalt. Dabei ist gene- den Landwirt verbunden sind, streifen und Hecken verhindern rell zu berücksichtigen, dass be- ist eine Honorierung dieser Leis- die Erosion des Bodens, was u. a. stimmte Arten durch die gängige tungen unabdingbar. So ist auch dem Verlust fruchtbaren Ackerbo- landwirtschaftliche Praxis nicht eine grundlegende Reform der dens entgegenwirkt. ausreichend geschützt und geför- EU-Agrarsubventionen notwen- dert werden. Vögel, wie die Feld- dig. Der Hauptanteil der öffent- w Leistungen und lerche, brüten auf Äckern und im lichen Mittel für die Landwirtschaft Handlungsbedarf Grünland. Um ihre Jungen erfolg- muss in Zukunft verstärkt an die Eine aktuelle, umfangreiche reich aufzuziehen, benötigen sie Erbringung gesellschaftlicher Auswertung wissenschaftlicher einen störungsfreien Zeitraum von Leistungen gekoppelt werden. Untersuchungen aus den Jah- etwa acht Wochen in der Brutzeit. ren 1990 bis 2017 zum Vergleich Stark gefährdete Ackerwildkräu- Die zitierten Ergebnisse basieren auf der Studie ökologischer und konventioneller ter, wie der Acker-Schwarzküm- von Stein-Bachinger et al. (2019) Bewirtschaftung, die von Wissen- mel oder die Kleine Wolfsmilch, zur Biodiversität in Sanders & Heß (Hrsg.): schaftlern des Leibniz-Zentrum die erst ab August reife Früchte Leistungen des ökologischen Landbaus für Agrarlandschaftsforschung bilden, können durch späte Stop- für Umwelt und Gesellschaft. durchgeführt wurde, belegt die pelbearbeitung ab Mitte Septem- Thünen Report 65, 364 S. sowie auf dem Projekt hohe Bedeutung der ökolo- ber und Verzicht auf Striegeln, „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ gischen Landwirtschaft für die auch kleinflächig am Ackerrand www.landwirtschaft-artenvielfalt.de Artenvielfalt. Die Ergebnisse gezielt gefördert werden. Das Ste- zeigen, dass höhere Arten- und henlassen von ungemähten Strei- höhere Individuenzahlen bei den fen bei der ersten oder zweiten Autorin: ausgewählten Artengruppen Mahd im Kleegras oder Grünland Dr. Karin durch ökologische Bewirtschaf- wirkt sich besonders positiv auf STEIN- tung die Regel sind. Bei den Tier- Insekten aus und beansprucht nur BACHINGER gruppen sind die bewirtschaf- einen kleinen Teil der Fläche. Da- Leibniz-Zentrum tungsbedingten Auswirkungen von profitieren auch Tagfalter, wie für Agrar- allerdings nicht so deutlich aus- der Kleine Perlmutterfalter und landschafts- geprägt wie bei den Pflanzen, da der Hauhechel-Bläuling, die ger- forschung Tiere sehr mobil und auch stärker ne Kleegrasflächen besuchen, da (ZALF) e.V. 13 N + U
Biodiversitätsexpertinnen Mit dem ELER-Naturschutz- mit Biodiversitäts-Kompetenz neu unterstützt von Mag.a Andrea Gra- projekt „Umsetzung der Österrei- auf“, so LH-Stellvertreterin Mag.a benhofer chischen Biodiversitätsstrategie Astrid Eisenkopf. 2020+“ in den Burgenländischen Ziel des Projekts ist es, die w Naturpark Rosalia-Kogelberg: Naturparken“ konnte die Arbeit Biodiversität der sechs Burgen- „Streuobstwiesen im Naturpark der vier Biodiversitätsexpertinnen ländischen Naturparke durch Rosalia-Kogelberg: „Besonderer für weitere zwei Jahre gesichert aufeinander abgestimmte und Lebensraum für Zwergohreule werden. Diese Fachkräfte sollen koordinierte Aktivitätsmodule zu und Wiedehopf“ – wird unterstützt die wertvollen Lebensräume in erhalten bzw. zu verbessern., Die von Mag.a Marlene Hrabanek- ihrer Erhaltung und Weiterentwick- Module bauen auf den Zielset- Bunyai, MA, Bakk.techn. lung unterstützen. Zur Koordinati- zungen der Biodiversitätsstrategie on, Vernetzung und Evaluierung Österreichs und der Europäischen w Naturpark Landseer Berge: wird von der ARGE Naturparke Union auf. Konkret sind Maßnah- „Artenschutzmaßnahmen zum gemeinsam mit dem Referat für men in folgenden Themenfeldern Thema ‚Vogel- und Insektenster- Naturschutz der Burgenländi- definiert: Öffentlichkeitsarbeit und ben‘ unter besonderer Berück- schen Landesregierung alle zwei Bewusstseinsbildung, Erfassung sichtigung der Mehl- und Rauch- Monate ein Jour Fixe mit den Bio- und Beschreibung von wertvol- schwalben“ – wird unterstützt von diversitätsexpertinnen organisiert len Flächen und Lebensräumen Katharina Schabl, BSc, MSc und durchgeführt. in den Naturparken, Entwicklung von Pflegekonzepten für beson- w Naturpark Geschriebenstein: w Naturpark-Schwerpunkte dere Lebensräume, Wissensver- „Konzeption und Errichtung eines Übet das ganze Land verteilt, mittlung in der Bevölkerung mit Bienenlehrpfads und Bewusst- verfügt jeder burgenländische Schwerpunkt auf Kooperationen seinsbildung zu Insekten- & Vo- Naturpark über einen eigenen mit Naturpark-Schulen und -Kin- gelsterben“ – wird unterstützt von Schwerpunkt, der die außerge- dergärten, Freiwilligenprojekte zur Katharina Schabl, BSc, MSc wöhnliche Struktur der jeweiligen Pflege wertvoller Flächen, Arten- Landschaft repräsentiert. Dies schutzmaßnahmen, öffentliche w Naturpark in der Weinidylle: geschieht auf Basis der optimier- Grünflächen, die Förderung tra- „Kulturlandschafts- & Wiedehopf- ten Naturparkmanagementplä- ditioneller Nutzungs- und Bewirt- schutz im Naturpark“ – wird unter- ne, in denen Ziele, Projekte und schaftungsmethoden sowie die stützt von Cornelia Mähr, MSc Vorhaben der nächsten Jahre Kommunikation der Projektverläu- skizziert sind. Die vier Biodiversi- fe bzw. -ergebnisse. w Naturpark Raab-Örség- tätsexpertinnen werten mit ihrer Goricko: „Managementkonzept Kompetenz, die Flora und Fauna w Themen und Personen öffentlicher Flächen und Bewusst- sowie die komplexen Zusammen- w Welterbe Naturpark Neusied- seinsbildung über den Wert der hänge betreffend, die Arbeit und ler See – Leithagebirge: „Natur- Biodiversität im Naturpark“ – unter- Leistungen der burgenländischen juwele Trockenrasen und deren stützt von Cornelia Mähr, MSc Naturparke entsprechend auf. große biologische Vielfalt“ – wird u Selbstverständlich werden auch Synergien genutzt und einzelne Projekte aufeinander abgestimmt. „Mit unseren sechs Naturpar- ken haben wir im Burgenland von Nord bis Süd eine intakte Natur quasi direkt vor der Haustüre. Ein wesentlicher Faktor für die- se intakte Natur ist die Biodiver- sität, also die Vielfalt an Tier und Pflanzenarten, die Vielfalt an Le- bensräumen und die so genannte Artenvielfalt. Weil wir wissen, wie wichtig diese Biodiversität für uns ist, setzen wir auf Basis unserer Naturparkmanagementpläne in allen Naturparken einen eigenen Schwerpunkt und werten durch die Anstellung dieser einschlägi- n LH-Stv. Astrid Eisenkopf (Mitte) und die vier Biodiversitätsexpertinnen, die gen Fachkräfte unsere Naturparke die burgenländischen Naturparke unterstützen Foto: Thomas Böhm N + U 14
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