Natur- und Umweltschutz - Zeitschrift der Naturschu - und Forschungsgemeinschaft Der Mellumrat e.V. Band 18 - Heft 1 2019 - Der Mellumrat eV
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Natur- und Umweltschutz Zeitschrift der Naturschuĵ- und Forschungsgemeinschaft Der Mellumrat e.V. Band 18 – Heft 1 – 2019 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Inhaltsverzeichnis Editorial . H. Freund ........................................................................................................................................... 3 Aus dem Verein Aus der Redaktion Die Redaktion stellt sich vor ............................................................................................ 4 M. Heckroth Berichte 2018 aus den Schutzgebieten des Mellumrats .................................................. 5 A. Tuinmann 154. Mitgliederversammlung des Mellumrats e.V. ........................................................ 10 Aus der Redaktion Die Zusammenarbeit im Nationalpark geht in die nächste Runde ................................ 12 Aus der Redaktion Fotohefte des Mellumrates .................................................................................. .......... 13 Aus der Redaktion Ankündigungen und Termine ......................................................................................... 14 F. Braun, P. Ertzinger Ein Hitzesommer auf Mellum ........................................................................................ 15 & L. Nachreiner Aus Wissenschaft und Forschung L. Nachreiner, N. Knipping Schlupferfolg von Löfflern (Platalea leucorodia) auf Mellum ...................................... 18 & M. Grünwald † K. Lohmus & M. Kleyer Experimente im Wattenmeer vor Spiekeroog zur Erforschung der Besiedlung von Inseln durch Salzwiesenarten .................................................................................. 28 Aus dem Nationalpark und der Küstenregion N. Ahlers Das Portrait: Roger Staves – ein Bildungsarbeiter im Wattenmeer ................................. 35 F. Apffelstaedt Naturschutzring Dümmer e.V. seit über 25 Jahren aktiv im Naturschutz ...................... 37 B. Schmidt Jung und dynamisch – das Rangersystem im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ..................................................................................................................... 41 Berichte E. Hartwig Das Pottwalsterben 2016 an den Küsten der Nordsee. Die Ursachen! .......................... 45 C. Philipp & B. Unger Meeresmüll – Ideen zur Vermeidung und aktuelle Forschung aus Schleswig-Holstein ........................................................................................................ 47 M. & J. Voßkuhl Bericht vom 12. Deutschen See- und Küstenvogelkolloquium ..................................... 49 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Editorial Liebe Mitglieder und Freunde des Mellumrats, Das Ergebnis unserer Überlegungen und Arbeit halten sie nun mit dieser Ausgabe von „Natur- und Umweltschutz“ Sie haben sich sicher gewundert, dass in 2018 nur eine in den Händen. Wir hoffen, dass das neue Layout sowie Ausgabe unserer Zeitschrift „Natur- und Umweltschutz“ die Neugestaltung der Rubriken und Seiten Ihnen gefallen. erschienen ist. Nachdem Thomas Clemens und Eike Hart- Als kleines Danke schön für die ausgefallene Ausgabe wig im Jahr 2002 die Zeitschrift aus der Taufe gehoben in 2018, haben wir das vorliegende Heft umfangreicher und 32 Hefte gestaltet haben, waren die Hefte immer ein gestaltet. Für die folgenden Hefte streben wir wieder den informativer Begleiter der Vereinsarbeit, mit Berichten gewohnten Seitenumfang an. Als Naturschutzverein haben und Beiträgen aus den Schutzgebieten sowie aus dem wir auch großen Wert auf eine umweltfreundliche Produk- Nationalpark und der Küstenregion und darin soll sich tion und Druck der Zeitschrift gelegt. Mit der Druckerei auch in der Zukunft nichts ändern. Thomas Clemens und „Die Umweltdruckerei“ in Hannover konnten wir einen allen anderen, die sich in den vergangenen Jahren auf Partner gewinnen, der alle unsere Wünsche und die zurzeit vielfältige Art und Weise am Gelingen der Zeitschrift besten ökologischen Standards erfüllt. beteiligt haben, sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt. Unsere Zeitschrift ist das Forum und Sprachrohr vor allem aller Mitglieder des Mellumrats, aber auch aller anderen an Mit dem Wechsel im Vorstand, war im letzten Jahr auch Natur- und Umweltschutz der Küstenregion interessierten ein Neustart in der Redaktion verbunden. Mit Norbert Mitmenschen, Institutionen und Vereine. Eine Zeitschrift Ahlers, Mathias Heckroth, Carola Kaltofen, Manuela und lebt immer von einer aktiven Beteiligung, deshalb möch- Johannes Voßkuhl und mir hat sich ein Redaktionsteam ten wir alle ermuntern mit Beiträgen, Artikeln und Leser- zusammengefunden, das in den nächsten Jahren die briefen etc. zum Gelingen der Zeitschrift beizutragen. Die Zeitschrift gestalten und weiterentwickeln möchte. Wir Richtlinien für das Verfassen von Artikeln und Berichten haben uns deshalb ein wenig Zeit genommen, um Ideen zu können Sie auf der Homepage des Mellumrats einsehen sammeln, Konzepte zu entwickeln und gestalterisch tätig bzw. als Datei herunterladen (https://www.mellumrat.de/ zu werden. Wichtig war uns dabei auch die Meinung der projekte/zeitschrift/). Bitte senden Sie Ihre Beiträge dann Vereinsmitglieder, die wir mit einer Befragung einge- elektronisch an Redaktion@Mellumrat.de. Wir freuen uns sammelt haben. Allen, die sich hieran beteiligt haben, gilt schon jetzt auf eine Vielzahl interessanter Beiträge, die uns unser Dank. Das Echo war überwiegend sehr positiv, so hoffentlich in Zukunft zahlreich erreichen werden. Wie dass es keiner grundlegenden Veränderungen bedurfte. in den vergangenen Jahren üblich, sind weiterhin wieder Kritische Stimmen haben wir gehört, Verbesserungs- zwei Ausgaben von „Natur- und Umweltschutz“ pro Jahr bzw. Veränderungswünsche diskutiert und in unsere geplant, die im Mai und Dezember jeden Jahres erscheinen Überlegungen miteinbezogen. sollen. Holger Freund Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 3
Die Redaktion stellt sich vor olger Freund ist seit 2018 Vorsitzender des Carola Kaltofen arbeitet als Biologin mit Schwerpunkt H Mellumrats, war mehrere Jahre Editor-in-Chief einer quartärgeologischen Zeitschrift und ist durch seine Ornithologie im nordwestdeutschen Küstenraum. Sie hat 2014 für den Mellumrat Untersuchungen zum Schlupf- Arbeit am Institut für Chemie und Biologie des Meeres an und Bruterfolg von Kiebitz und Uferschnepfe auf Wan- der Universität Oldenburg dem Küstenraum auf intensive gerooge durchgeführt und den Verein seitdem wiederholt Weise verbunden. ehrenamtlich unterstützt. Norbert Ahlers arbeitet seit 2018 für den Mellumrat. Manuela Voßkuhl ist durch verschiedene Aktivitäten auf Er hat ein Faible für Küstengeschichten und sein Spektiv Mellum, wie die Löschteichentkusselung und Müllsamm- ist auf die eigensinnigen Geschichten der Jademündung lungen mit dem Verein verbunden. Sie arbeitet bei einem ausgerichtet. ökologischen Gutachterbüro auf Norderney und ist für Artenschutzprojekte auf den ostfriesischen Inseln und am Mathias Heckroth hat seit Jahrzehnten eine intensive Festland zuständig. Momentan ist sie in Elternzeit. Leidenschaft für die Insel Wangerooge und die Schutz- gebiete des Mellumrats. Er begleitet als Geschäftsführer Johannes Voßkuhl ist Mitglied des Mellumrats seit der des Vereins die Zeitschrift seit ihrem Bestehen. Müllsammelaktion auf Mellum 2015 und arbeitet als wis- senschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Oldenburg. Das Redaktionsteam der Zeitschrift von links oben: Holger Freund, Norbert Ahlers, Mathias Heckroth, Carola Kaltofen, Manuela und Johannes Voßkuhl. Fotos: H. Behrends 4 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Berichte 2018 aus den Schutzgebieten des Mellumrates Zusammengestellt von Mathias Heckroth ie Berichte aus den einzelnen Schutzgebieten wurden Jakobs-Greiskrautes (Senecio jacobaea) in die Brach- und D von den jeweiligen Schutzgebietsbeauftragten er- stellt. Recht herzlichen Dank an alle Mitarbeitende, die die Pufferflächen. Dieses breitet sich exponentiell aus und ist giftig für Weidegänger, also auch für Schafe, die das Ge- Daten ermittelt und unsere Naturschutzarbeit unterstützt biet beweiden. Gleichzeitig ist das Jakobs-Greiskraut Nah- haben, namentlich: Dr. Sabine Baumann, Florian Braun, rungspflanze des bedrohten Karminbärs (Tyria jacobaeae), Philip Broermann, Friedrich Büter, Stefan Czybik, Len- der auch im Gebiet in geringer Zahl auf den Pflanzen nard Dietrich, Amelie Eilers, Pascal Ertzinger, Matthias gefunden wurde. Sollten sich allerdings die Bestände aus- Feldhoff, Dr. Dietrich Frank, Jonas Frey, Philipp Gewalt, dehnen, was nahezu unvermeidlich ist, dürfte es Probleme Tom Heide, Stephanie Hirdes, Hartmut Janetzky, Jan bei den Pflegemaßnahmen durch den Schäfer geben. Juffa, Kea Junior, Andreas Knipping, Nadine Knipping, Gerald Könecke, Reno Lottmann, Holger Meinz, Lena Die Brutvogelbestände sind relativ konstant (u.a. nachge- Nachreiner, Luise Przibilla, Benjamin Reiff, Elisa Riedle, wiesen: Baumpieper, Braunkehlchen, Feldlerche, Fluss- Jan Luca Roth, Moritz Röttgen, Anna Schäffer, Katharina uferläufer, Heidelerche, Kiebitz, Krickente, Neuntöter, Schmidtmann, Hans Uhlmann, Jan Ulber, Julius Weiß, Rohrschwirl, Schwarzkehlchen, Wachtel), Graugans- Karla Wenner, Frederic von Wild sowie allen, die sich bei bruten wurden vermehrt beobachtet. Zudem hielt sich über den Wasser- und Watvogel-Zählungen beteiligt haben. den gesamten Sommer ein junger Fischadler im Gebiet Besonderen Dank für die gute Zusammenarbeit gilt auch auf. den Mitarbeitern des Nationalpark-Hauses Wangerooge, insbesondere Silke Schmidt, sowie Norbert Hecker von der Nationalparkverwaltung. Sager Meer – Sabine Baumann Im Rahmen der Betreuung wurden die üblichen Arbeiten ausgeführt: Regelmäßige Kontrollen, Erfassung der Brut- vogel- und Rastvogelbestände, Kontrolle der Lebensräume und Rote-Liste-Arten (RL-Arten) von Fauna und Flora, Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde bei der Entwicklung von Pflegeplänen und Managementmaß- nahmen. Der Beobachtungsschwerpunkt im Schutzgebiet lag in diesem Jahr – begründet durch die in den nächsten Jahren geplanten Maßnahmen des Entwicklungsplanes – auf einer möglichst gründlichen Dokumentation des Ist-Zustandes, besonders der Flora und der bereits festzustellenden Aus- wirkungen der Anhebungen des Wasserstandes. Graugans. Foto: R. Lottmann Es zeichnet sich im Gebiet auf Dauer ein naturschutzin- Eine weitere Zunahme gab es erneut bei den rastenden terner Konflikt zwischen der Zunahme der im Gebiet Gänsen in Herbst und Winter. Im Oktober/November brütenden, mausernden und rastenden Gänse/Enten und rasteten zur Zugzeit auf dem Großen Sager Meer über den RL-Arten der Uferzonen der Meere ab. 1.200 Gänse, neben Graugänsen v.a. Blässgänse, Saat- gänse, einige Brandgänse, sowie einige Nilgänse. Tags- Ein weiteres, sich abzeichnendes Problem ist die an über suchten sie im Gebiet auf feuchtem Grünland nach mehreren Stellen zu beobachtende Einwanderung des Nahrung, unternahmen aber auch weitere Flüge in die Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 5
Umgebung. Die Zahl der rastenden Enten ist vergleichbar toter Dachs lag dort im Spülsaum. Nicht auszudenken, mit den Jahren zuvor und schwankt von etwa 200 Indi- wenn dieser die Insel lebend erreicht hätte. viduen bis zu Spitzenwerten von über 1.000 Enten im Dezember/Januar. Besonders das Kleine Sager Meer ist Im Rahmen der Brutvogelerfassung wurden in diesem Jahr ein Rückzugsort für überwinternde Krick- und Pfeifenten, 40 Brutvogelarten mit insgesamt 8.493 Brutpaaren (BP) während auf dem Großen Sager Meer v.a. Stockenten und auf Minsener Oog festgestellt. Gänse rasten. Von besonderem Interesse und Bedeutung sind die brü- Alle im Gebiet bereits nachgewiesenen bedrohten Pflan- tenden Seeschwalben. Die häufigste auf Minsener Oog zenarten konnten auch 2018 trotz des sehr trockenen brütende Seeschwalbenart war die Brandseeschwalbe mit Sommers erneut nachgewiesen und dokumentiert werden, 1.591 BP (2017: 385 BP) und Anfang Juli wurden mindes- allerdings haben besonders in den Moorflächen bzw. tens 450 fast flügge Küken gezählt. Etwa eine Woche nach im Feuchtgrünland die Bestände z.B. der Knabenkräu- den Brandseeschwalben siedelten sich die Flussseeschwal- ter, Sonnentau-Arten, Moosbeere, Sumpffarn etc. durch ben in ihrem angestammten Brutgebiet im Bunkerdreieck die Trockenheit gelitten bzw. waren nur eingeschränkt und südlich davon an. Gleichzeitig entstand eine Teilkolo- ausgeprägt. Die Bestände seltener Arten der Uferzonen nie im östlichen Teil der Nordwiese. Aus den westlichen (z.B. Littorella uniflora, Luronium natans, Utricularia Teilen des Gebietes südlich der Gleise wurden die Fluss- minor) waren z.T. beeinträchtigt durch die Beweidung von seeschwalben im Verlauf der Brutzeit sukzessive von den mausernden/rastenden Gänsen, außerdem verschieben sich Brandseeschwalben verdrängt. Während der diesjährigen z.T. die Zonierungen an den Gewässerrändern durch den Brutsaison brüteten in den beiden Teilkolonien insgesamt langsam ansteigenden Wasserstand. 452 BP der Flussseeschwalbe (2017: 585 BP). Während der ungünstigen Witterungsphase Ende Mai mit hoch Am Großen Sager Meer kam es wiederholt zu Vandalis- auflaufenden Tiden am 29. und 30.06. wurden zahlreiche mus, z.B. am Tor bzw. unbefugtem Betreten, Übernachtun- Bruten in den tiefergelegenen Teilen des Koloniestandor- gen, so dass hier für einen gewissen Zeitraum die Kontrol- tes überflutet. In den nicht direkt betroffenen Teilen der len intensiviert werden mussten. Zu Beginn des Oktobers Kolonie kam es in diesem Zusammenhang mit den durch wurden Pflegemaßnahmen auf dem Kleinen Sand durch- die Überflutung verursachten Störungen zu umfangreicher geführt und Birken bzw. Pappeln entnommen und Flächen Prädation. Anfang Juli waren nur 5 flügge Flussseeschwal- mit deren Schösslingen gechoppert. benküken in der Umgebung des Koloniestandortes zu beobachten. Minsener Oog – Dietrich Frank Auf der Südspitze und in den nördlich anschließenden Dünen von Minsener Oog brüteten in diesem Jahr 175 BP Nachdem das Stationsgebäude auf Minsener Oog während der Küstenseeschwalbe (2017: 245 BP). Hoch auflau- der Wintersaison 2017/18 wegen der gefährdeten Stand- fende Tiden und eine ungünstige Witterungsphase Ende sicherheit nicht nutzbar war, konnte ab Ende März das Mai führten zur Auflösung der Brutkolonie. In den Tagen Gebäude unter Auflagen wieder bewohnt werden. danach wurden zwar zeitweise noch zahlreiche Küsten- Kaum war Holger Meinz, der Naturschutzwart während seeschwalben über der Südspitze und der unmittelbaren der Saison 2018, auf Minsener Oog angekommen, machte Umgebung gesichtet, erneute Brutversuche waren aber er auf der Südspitze eine ungewöhnliche Entdeckung. Ein nicht mehr feststellbar. Ebenfalls auf der Südspitze siedelte sich auch während der diesjährigen Brutsaison wieder die Zwergseeschwalbenkolonie an. Maximal 26 Paare der Zwergseeschwalbe brüteten dort (2017: 33 BP). Auch hier endete das Brutgeschehen mit der ungünstigen Witterungs- phase Ende Mai, obwohl offensichtlich keine oder nur vereinzelte Neststandorte der Zwergseeschwalbe überflutet wurden. In der folgenden Zeit konnten keine flüggen dies- jährigen Zwergseeschwalben, auch nicht in der weiteren Umgebung der Neststandorte, beobachtet werden. Als weitere Strandbrüter wurden neben den Zwergsee- schwalben nur noch 2 BP des Sandregenpfeifers nachge- wiesen. Einem Paar gelang es mit einer späten Brut bis Mitte August noch Junge aufzuziehen. Toter Dachs im Spülsaum, Minsener Oog 23.03.2018. Foto: H. Meinz 6 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
11 Paare der Schwarzkopfmöwe brüteten 2018 auf Minsener Oog. Foto: V. Lautenbach Die Brutbestände von Sturm-, Herings- und Silbermöwen verwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und dem lagen auf dem Niveau des Vorjahres. 11 BP der Schwarz- Mellumrat e.V. am Strand von Minsener Oog den ange- kopfmöwe brüteten auf der Insel. schwemmten Müll. Die Lachmöwe war mit 3.329 BP die häufigste Brutvo- Ende September endete die Betreuungssaison, da das gelart, gefolgt von der Silbermöwe mit 897 BP und der Gebäude nur bis zu diesem Zeitpunkt als Wohngebäude Heringsmöwe, die mit 676 BP vertreten war. freigegeben war und somit nicht mehr als Unterkunft für die Naturschutzwarte zur Verfügung stand. Aus diesem Ungewöhnlich war der Bestand an Greifvögeln, jeweils Grund konnten im Winterhalbjahr auf Minsener Oog auch ein Paar von Habicht, Wanderfalke und Rohrweihe nur sehr eingeschränkt Wasser- und Watvogelzählungen konnten als Brutvögel nachgewiesen werden und zogen durchgeführt werden. erfolgreich Junge auf. In der ersten Septemberwoche wurden als Teil der Mellum – Nadine & Andreas Knipping Kompensationsmaßnahmen für den Bau des Windparks Nordergründe Pflegearbeiten auf Minsener Oog durchge- Die Station war vom 19.03. - 19.10. mit insgesamt 10 führt. In Folge des trockenen und warmen Sommers war Naturschutzwarten besetzt. Besonders günstig war die die Vegetation nur wenig aufgewachsen und die Mähar- Situation während der Brutzeit, als mit Lena Nachreiner, beiten konnten zügig abgeschlossen werden. Der deutliche Pascal Ertzinger und Florian Braun die Station von März Neuausschlag der Zitterpappel auf der östlichen, größeren bis Ende August durchgängig besetzt war und so eine Fläche machte umfangreichere Nacharbeiten notwendig. hohe Kontinuität der Arbeit vor Ort, gerade in der Brut- Die Sandflächen wurden bis in größere Tiefe durchgeharkt saison, sichergestellt werden konnte. Neben der regulären und Pappelwurzeln und -triebe von Hand abgelesen. Bei Brutvogelerfassung, die federführend von Pascal Ert- einer gemeinsamen Begehung zum Abschluss der Arbei- zinger geleitet wurde, hat Florian Braun das diesjährige ten wurde festgestellt, dass die Pflegemaßnahmen den An- Bruterfolgsmonitoring an Silbermöwen durchgeführt. Im forderungen entsprechend durchgeführt wurden. Mögliche Rahmen des alljährlich stattfindenden Bruterfolgsmoni- Auswirkungen der bisher umgesetzten Kompensations- torings werden 50 Gelege von Silbermöwen untersucht, maßnahmen auf die 2018 brütenden Seeschwalben, wie von denen 20 zur Bestimmung des Bruterfolgs eingezäunt etwa Verlagerungen der Brutplätze oder Neuansiedlungen werden. Die Schlupfrate aller Gelege lag zwar bei 77,3%, von Brutkolonien, waren nicht feststellbar. allerdings ist der Bruterfolg (bei den 20 eingezäunten Nes- tern) mit 0,5 flüggen Jungvögeln pro Gelege als gering zu Am 18. August sammelten ca. 50 Freiwillige der bezeichnen. Der hohe Verlust von Küken ist wohl auf eine Soltwaters e.V. in Zusammenarbeit mit der Nationalpark- erhöhte Prädationsrate in diesem Jahr zurückzuführen. Die Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 7
Neue Beobachtungshütte am Teich auf Mellum. Foto: P. Mergel Rohrweihe brütete direkt neben der Monitoringfläche. In Teich komplett neu erbaut. Finanziert wurde der Bau der deren Nestumgebung konnten 9 Reste von Möwenküken Hütte durch die Aktion Blauer Adler der Allianz Umwelt- gefunden werden. stiftung. Udo Funch hatte sich hier erfolgreich um die Förderung bemüht. Bei den Brutvögeln sind besonders die Sandregenpfeifer hervorzuheben. Vier von insgesamt sieben Brutpaaren Für eine pünktliche Lieferung der sorgfältig zu verpa- konnten mit bis zu vier Küken beobachtet werden. Ein ckenden Lebensmittel, die Hausmüllentsorgung und Paar brachte sogar vier Küken zum Ausflug. sonstige Serviceleistungen sorgte Harmut Janetzky. Die Versorgungsfahrten durch Helmo Nicolai verliefen wieder Der Kormoranbestand ist mit 184 Brutpaaren im Vergleich zuverlässig und hervorragend. zum Vorjahr (149 BP) wieder auf das Niveau des Bestan- des 2016 (179 BP) angestiegen. Der Löfflerbestand ist mit Aus unserer Sicht eine gelungene Saison 2018 auf 176 BP weiter angestiegen (Vorjahr 152 BP). Lena Nach- Mellum. reiner hat als Bachelorkandidatin eine umfangreiche Arbeit zum Thema Schlupferfolg von Löfflern in der Brutsaison 2018 auf Mellum verfasst (siehe Beitrag in diesem Heft). Wangerooge – Mathias Heckroth Routinemäßig liefen auch wieder die Schutzgebietskon- trollen, Strandmüllerfassungen, Gastvogelzählungen, Die ganzjährige Schutzgebietsbetreuung auf Wangerooge Eiprobensammlungen für Schadstoffuntersuchungen, Mo- wurde 2018 von insgesamt 14 Naturschutzwarten, davon nitoring des Herzmuschelbestandes zur Einschätzung der fünf Teilnehmende am Freiwilligen Ökologischen Jahr Nahrungsgrundlage für muschelfressende Vögel und die (FÖJ) und eine Teilnehmerin am Bundesfreiwilligendienst Erfassung der Nahrungszusammensetzung der Eiderente (BFD) hochmotiviert und engagiert abgedeckt. zur Mauserzeit. Besondere Ereignisse im Brutgeschehen: Der Brutbestand Im Sommer wurde an zwei Wochenenden vier Exkursio- des Kiebitzes ist leicht gesunken auf 123 BP (2017: 164 nen mit der Wega 2 durchgeführt. Alle Exkursionen waren BP, 2016: 144 BP, 2015: 92 BP). Bei der Uferschnepfe ist ausgebucht und erneut ein voller Erfolg. Vor allem das der Bestand im Westinnengroden mit 16 BP im Vergleich neue Exkursionskonzept mit wechselnden ehemaligen Na- zum Vorjahr (11 BP) leicht gestiegen, während er im Ost- turschutzwarten des Mellumrates sagte den Teilnehmern innengroden um 4 BP auf 21 BP abgenommen hat. Beim besonders zu. Austernfischer scheint sich mit 140 BP eine Bestandssta- bilisierung einzustellen (Vorjahr 126 BP, 2016: 161 BP, Im Oktober hat Andreas Knipping mit Unterstützung der 2015: 183 BP). Der Bestand der Weißwangengans lag bei Naturschutzwarte die abgängige Beobachtungshütte am 43 BP und der der Graugans bei 80 BP. Ein großer Erfolg 8 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Errichtung des Strandbrüterschutzzaunes an der Ostspitze von Wangerooge. Foto: M. Heckroth war eine Absperrung zum Strandbrüterschutz an der Ost- im Trichtergelände wurde – finanziell unterstützt durch die spitze. Dort brüteten zwei Zwergseeschwalbenpaare, die je Stöckmann-Stiftung – fortgeführt. ein Küken erfolgreich großzogen und zwei Sandregenpfei- ferpaare mit jeweils vier flüggen Jungvögeln. Die Erhöhung und Verstärkung des Dorf- und Ostgroden- deiches durch das NLWKN wurde fortgeführt. Während Als große Besonderheit ist die Kornweihenbrut zu nennen. der diesjährigen Deichbaumaßnahme wurde ein Abschnitt Diese Greifvogelart brütete 2018 im niedersächsischen am Südaußengroden erneuert. Die Sanierung des Deck- Wattenmeer nur auf Wangerooge. Zwei Paare siedel- werks seitens des WSA im Bereich zwischen Hafen und ten sich an, allerdings konnte nur bei einem der Nester Saline ist derzeit ausgesetzt, da die Baufirma in Insolvenz ein Bruterfolg dokumentiert werden. Trotz optimaler gegangen ist. Die Baumaßnahmen werden voraussichtlich Brut- und Nahrungsbedingungen ist der Brutbestand der erst 2020 fortgeführt. Kornweihe auf den niedersächsischen Wattenmeerinseln in einem kritischen Zustand. Es wird befürchtet, dass in In 2018 wurden im Rahmen von Bachelorarbeiten Daten naher Zukunft deutschlandweit keine Kornweihen mehr auf Wangerooge erhoben. Elisa Riedle untersuchte das brüten. Vorkommen und Ausbreitungspotenzial des Nadelkrauts (Crassula helmsii), Benjamin Reiff, führte eine Neophy- Einen großen Raum nimmt für die Naturschutzwarte tenkartierung durch, um die Entwicklung von 2006 und die Öffentlichkeitsarbeit im Form von Vogelkundlichen 2018 zu vergleichen. Beide studieren in Oldenburg. Über Exkursionen mit Schulklassen und Urlaubern ein. Unsere die Ergebnisse der Arbeiten wird in den folgenden Ausga- FÖJler werden dafür extra zum zertifizierten Natur- und ben dieser Zeitschrift berichtet. Landschaftsführer geschult. Mit Schulklassen wurden auch regelmäßig Müllsammelaktionen durchgeführt. Erneut führte wieder eine IJGD (Internationaler Jugend- gemeinschaftsdienst) Gruppe mit 16 jungen Menschen unter Anleitung der Nationalparkverwaltung und dem Mellumrat Pflegemaßnahmen im Heidegebiet der Insel Wangerooge durch. Diese Maßnahme wurden durch eine Bethel-Gruppe aus Bielefeld (diakonische/gemeinnützige Sozialeinrichtung, europaweit tätig) fortgeführt. Weitere Pflegemaßnahmen erfolgten auf dem Gelände der Weststa- tion. Dort wurde durch verschiedene Schülergruppen der Teich entschlammt. Auch die Beseitigung junger Gehölze Kornweihenweibchen auf Wangerooges. Foto: J. Ulber Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 9
154. Mitgliederversammlung des Mellumrats e.V. Von Armin Tuinmann er Vorsitzende Dr. Holger Freund begrüßte rd. 55 sich für das hohe Engagement der beiden. Viele Projekte D Mitglieder, Mitgliedsvertreter und Gäste im Natio- nalparkhaus in Dangast zur 154. Mitgliederversammlung auf Mellum wurden insbesondere durch Andreas Knipping geplant und durchgeführt wie z.B. der Beobachtungsturm, am 16.03.2019. ein Schuppenbau, die Zisterne und zuletzt der geplante Erweiterungsbau. Frau Knipping wird auch weiterhin als Seit der letzten Mitgliederversammlung im März letzten Vertreterin im Nationalpark-Beirat zur Verfügung stehen. Jahres sind folgende Mitglieder des Mellumrats verstor- Jan Ulber wurde vom Vorstand als neuer Gebietsbeauf- ben: Am 04.07.2018 Wiard Fischer, zuletzt wohnhaft in tragter bestellt und freut sich darauf, die neue Aufgabe in Hamburg, im Alter von 84 Jahren. Er war Mitglied im Angriff zu nehmen. Mellumrat seit 2004. Am 08.10.2018 verstarb Dr. Dr. Gerhard Schwalbach aus Tauberbischofsheim im Alter Der neue Kooperationsvertrag mit der Nationalpark- von 73 Jahren. Er war Mitglied seit 2017 und im Jah- verwaltung für 2019 - 2022 wurde im Dezember 2018 re 1956 als Vogelwart auf der Insel Mellum tätig. Am unterzeichnet. In einem weiteren Zusatzvertrag wurde 22.02.2019 ist Klaus Otten aus Obernkirchen im Alter dem Mellumrat die Mitwirkung bei naturschutzfachlichen von 74 Jahren verstorben. Er war Mitglied seit 2002 und Aufwertungsmaßnahmen auf den Nationalparkflächen der arbeitete 2003 als Naturschutzwart auf Minsener Oog. Insel Wangerooge übertragen (siehe gesonderten Beitrag in Dr. Freund erklärte, dass der Mellumrat den Verstorbe- dieser Zeitschrift). nen dankbar ist für deren engagiertes Mitwirken und ihr Andenken in Ehren halten wird. Der Mellumrat ist seit 2018 auch offizieller Nationalpark- Partner des Nationalparks und UNESCO-Biosphärenreser- Nach Feststellung der fristgerechten Einladung und vates Niedersächsisches Wattenmeer. Beschlussfähigkeit der Versammlung wurde das Protokoll der 153. Mitgliederversammlung genehmigt. Seit dem Mai 2018 wird die Arbeit in der Geschäftstelle durch Norbert Ahlers aus Varel unterstützt. Derzeit laufen Gespräche, damit der Geschäftsführer durch zusätzliches Personal entlastet wird. Die Planungen zur Fortführung der Mitgliederzeitschrift „Natur- und Umweltschutz“ wurden vorgestellt. Das Trichtergelände auf Wangerooge wurde im Herbst erneut gemulcht und die restlichen Baumstubben ober- flächlich gefräst. Damit ist das Gebiet derzeit komplett frei von höherem Bewuchs. Es wird ein Konzept erstellt, wie das Gebiet dauerhaft von Baum- und Strauchbewuchs freigehalten werden kann. U.a. ist eine Beweidung durch Ziegen oder Schafe im Gespräch. Die Stöckmann-Stiftung hat Finanzmittel zur Einzäunung bereitgestellt, außerdem stehen noch Mittel für ein maschinelles Mulchen im Spät- sommer zur Verfügung. Der Vorsitzende bedankt sich bei Nadine und Andreas Knipping für Ihr Engagement als Beauftragte für Mellum. Foto: H. Behrends Der Vorsitzende berichtete über das seit über 25 Jahren bestehende Engagement des Naturschutzrings Dümmer Der Vorsitzende und der Geschäftsführer berichteten über e.V., welches in einer Feierstunde am 13.02.2019 von Ereignisse, Projekte und Planungen: Ende 2018 haben Na- Umweltminister Olaf Lies in Anwesenheit vieler ehren- dine und Andreas Knipping, die Beauftragten für Mellum, amtlich Aktiver gewürdigt wurde (siehe Beitrag in dieser die Beauftragung abgegeben. Der Vorsitzende bedankte Zeitschrift). 10 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Der Geschäftsführer Mathias Heckroth freute sich, dass Herr Heckroth legte die Jahresrechnung 2018 und den der Verein seit der letzten Mitgliederversammlung 26 neue Entwurf des Haushaltsplans 2019 vor. Die Kassenprüferin Mitglieder gewinnen konnte. Es waren 4 Austritte zu ver- Elke Freese trug den Prüfbericht vor und beantragte die zeichnen. Damit beläuft sich der Mitgliederstand auf Entlastung des Vorstandes, welche bei 7 Enthaltungen und 22 juristische und 404 persönliche Mitglieder. keinen Gegenstimmen erteilt wurde. Der Haushaltsplan 2019 wurde einstimmig bei 2 Enthaltungen genehmigt. Das Nationalpark-Haus Wangerooge feiert in diesem Der stellvertretende Vorsitzende Dr. Udo Funch trug vor, Jahr sein 30jähriges Bestehen. Dies soll mit besonderen dass er sein Amt niederlegen möchte, um sich als Kandi- Veranstaltungen gefeiert werden. Vorgesehen ist eine Fei- dat des Schatzmeisters zur Wahl zu stellen. Das Amt des erstunde am 25.07.2019 mit Grußworten u.a. des Staats- Schatzmeisters war nicht besetzt. sekretärs aus dem Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das jährliche Folgende Vorschläge zur Wahl lagen daher vor: Arndt Sommerfest des Nationalparkhauses wird am 27.07.2019 Meyer-Vosgerau zum stellv. Vorsitzenden, Dr. Udo Funch stattfinden. zum Schatzmeister und Helmut Behrends als Referent für die Öffentlichkeitsarbeit. In der folgenden offenen Abstim- Die routinemäßigen Arbeiten, insbesondere die Brutbe- mung werden Arndt Meyer-Vosgerau einstimmig, Dr. Udo standserfassung, Wasser- und Watvogelzählungen, Müll- Funch einstimmig bei 3 Enthaltungen und Helmut Beh- erfassungen, Eiprobensammlungen und Bruterfolgsmoni- rends mit 2 Gegenstimmen und 3 Enthaltungen gewählt. toring, werden 2019 fortgesetzt. Um den Antrag zur Satzungsänderung aus der Mitglie- derversammlung vom 10.03.2018 nachzugehen, hat der Die Naturschutzstationen sind im Frühjahr 2019 bereits Vorstand eine Satzungsänderung erarbeitet und sich dabei gut besetzt. Der Lehrgang für die Naturschutzwarte ist anwaltlich beraten lassen. Die Änderungsvorschläge wur- wieder in der bewährten Zusammenarbeit mit der Natio- den den Mitgliedern mit der Einladung zur Mitgliederver- nalparkverwaltung vorgesehen. sammlung satzungsgemäß mindestens 3 Wochen vor der Mitgliederversammlung vorgelegt. Es wurde der Antrag In Kooperation mit der Universität Oldenburg/ICBM gestellt, die Abstimmung über eine Änderung der Satzung Terramare sind wieder Bachelorarbeiten in den vom auf die nächste Mitgliederversammlung zu verschieben. Mellumrat betreuten Schutzgebieten geplant. Dieser Antrag fand keine Mehrheit. Es folgte eine intensi- ve Diskussion, insbesondere über die vom Vorstand vorge- Auf der Insel Mellum ist ein Erweiterungsbau der Sta- schlagenen Satzungsänderungen in den § 1 und 3. Dabei tion geplant, um die Raumsituation zu verbessern. Be- wurden einzelne Punkte sehr kontrovers diskutiert, wie der standteil des Bauvorhabens ist auch die Errichtung einer Sitz des Vereins und die Möglichkeit der Ehrenvorsitzen- Komposttoilette. Ein Teil der erforderlichen Mittel steht den das Stimmrecht in den Vorstandssitzungen auszuüben. bereits durch die Barthel-Stiftung und eigene Mittel zur Dabei wurde immer wieder darauf eingegangen, ob die Verfügung. Von anderen Stiftungen wartet der Verein noch geplanten Änderungen rechtlich möglich sind. Dr. Freund auf Zusagen. Die Baugenehmigung liegt bereits vor. Der betonte wiederholt, dass die geplanten Änderungen der Baubeginn ist für Ende Juli vorgesehen. Satzung auf den Vorschlägen von Mitgliedern beruhen und keine Vorschläge des Vorstandes seien. Es wurde dann Die 4. Wangerooger Müll-Aktionstage werden am 21. - 22. der Antrag auf eine Beendigung der Diskussion gestellt, Juni stattfinden. Auch Mitglieder des Mellumrates sind verbunden mit der Bitte bis Mitte Juni 2019 Einwände und herzlich eingeladen. Vom Oldenburger Jugenderholungs- Kommentare dem Vorstand zuzuleiten. Es soll ein neuer werk ist als Geschenk die Übernachtung von 100 Personen Vorschlag zur Satzungsänderung erarbeitet und rechtlich ermöglicht worden. Die Aktion wird mit Vorträgen und geprüft werden, der dann in der nächsten Mitgliederver- Filmen ergänzt, die zeigen, wie Müll vermieden werden sammlung zur Abstimmung gebracht werden soll. Dieser kann. Antrag wurde mehrheitlich bei 2 Gegenstimmen und 11 Enthaltungen angenommen. Im Sommer 2019 werden die Pflegearbeiten im Heidege- biet auf Wangerooge durch die IJGD sowie einer Gruppe Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fand ein der Bethel-Stiftung aus Bielefeld fortgeführt. In Koopera- Vortrag über „Neophyta auf den Ostfriesischen Inseln“ von tion mit dem Freiwilligennetzwerk WattoN ist eine weitere Markus Prinz, Uni Oldenburg, statt. Aktion zur Gebietspflege mit ca. 10 Freiwilligen im Sep- tember auf Wangerooge geplant. Das ausführliche Protokoll der 154. Mitgliederversamm- lung kann in der Geschäftsstelle des Mellumrat e.V. einge- Weitere Termine und Aktionen wurden vorgestellt (siehe sehen werden. gesonderten Kasten Termine). Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 11
Die Zusammenarbeit im Nationalpark geht in die nächste Runde! an kann es nicht anders sagen: Die schon über Nationalparkverwaltung hat in einem Zusatzvertrag dem M Jahrzehnte andauernde, vertrauensvolle Zusam- menarbeit des Mellumrats mit der Nationalparkverwaltung Mellumrat die Mitwirkung bei naturschutzfachlichen Aufwertungsmaßnahmen auf den Nationalparkflächen läuft weiterhin sehr gut. So war es eigentlich nur eine der Insel Wangerooge übertragen. Damit verbunden ist Formsache, als der neue Kooperationsvertrag für die Jahre die Präsenz von bis zu 75 Arbeitstagen pro Jahr auf der 2019 - 2022 am 17. 12. 2018 in der Nationalparkver- Insel durch eine entsprechend qualifizierte Person. Diese waltung unterzeichnet wurde. Peter Südbeck, Leiter der Aufgabe wird von Mathias Heckroth wahrgenommen, der Nationalparkverwaltung, und der Vorsitzende des Mel- nun in regelmäßigen Abständen auf der Insel tätig ist und lumrats freuen sich, dass die erfolgreiche und wertvolle damit gleichzeitig die Aufgaben eines Rangers wahrnimmt Zusammenarbeit fortgesetzt und auch weiterhin finanziell und so die ehrenamtlichen Naturschutzwarte unterstützt. vom Land Niedersachsen unterstützt und sogar aufge- Ein entsprechender Vertrag ist für 5 Jahre ab August 2018 stockt wird. „Die Naturschutzarbeit des Mellumrat reicht abgeschlossen worden. weit vor die Gründung des Nationalparks“ betont Peter Südbeck und „ist aus ihm nicht mehr wegzudenken“. Seit Oktober 2018 ist der Mellumrat nun auch offizielles Es hat einige Jahre gedauert und intensive Arbeit er- Mitglied des Partner-Netzwerks des Nationalparks und des fordert, doch dann erfüllte sich 2015 ein lang ersehnter UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wat- Wunsch: Im Nationalpark nahmen zwölf Ranger ihre tenmeer. Das Netzwerk umfasst momentan 229 Partner Arbeit auf. Ein ausführlicher Bericht zum Rangersystem aus den unterschiedlichsten Bereichen. Diese reichen von im Nationalpark findet sich auch in diesem Heft (SCHMIDT Naturschutz, Bildung, Landwirtschaft, Gastronomie bis 2019). Die Ranger sind im gesamten Schutzgebiet zum Tourismus. Ziel ist unter anderem eine Sensibilisie- unterwegs, setzen Naturschutzmaßnahmen um, klären rung und Aufklärung der zahlreichen Gäste für den Schutz auf, erläutern und geben Obacht. Dieses Credo gilt nun und die nachhaltige Entwicklung der nordwestdeutschen auch offiziell für die Insel Wangerooge, die ja traditio- Wattenmeerregion. nell ehrenamtlich durch den Mellumrat betreut wird. Die Holger Freund (li.) und Peter Südbeck bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages 17.12.2018. Foto: Britta Schmidt / Nationalparkverwaltung 12 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Fotohefte des Mellumrates ie bekannten Fotohefte des Mellumrates liegen nun Dank des Mellumrates. Die Fotohefte haben das quadra- D in einer Neuauflage vor. Eindrucksvolle Bilder zei- gen die Schönheit und Vielfalt der Schutzgebiete, die vom tische Format (21 x 21 cm) beibehalten und haben einen Umfang von 28 Seiten. Die einzelnen Hefte beschreiben Mellumrat betreut werden. Ein kurzer Text stellt die Ent- je ein Schutzgebiet: Mellum, Minsener Oog und Wan- wicklung und Besonderheiten der jeweiligen Gebiete vor gerooge. Zudem gibt es noch eine Gesamtdarstellung des und großformatige Fotografien dokumentieren die Vielfalt Mellumrates. Auf eine Neuauflage des Heftes Sager Meer dieser Lebensräume im UNESCO Weltnaturerbe Natio- wurde verzichtet, da von der vorhergehenden Ausgabe nalpark Wattenmeer. Es ist eine fragile Welt der Brut- und noch ein ausreichender Bestand an Heften vorliegt. Die Gastvögel, der Insekten und charakteristischen Pflanzen, Neuauflage gelang durch die finanzielle Unterstützung der die daher unseres Schutzes bedürfen. Es ist der Sorgfalt Landessparkasse zu Oldenburg. der Bildautoren und ihrem Gespür für den Moment zu verdanken, dass mit diesen Heften ein Eindruck von der Gegen eine Schutzgebühr von 2,50 € pro Heft sind sie in faszinierenden Pflanzen- und Tierwelt vermittelt werden der Geschäftsstelle und in den Betreuungsgebieten des kann. Daher gilt ihnen für diese Arbeit der besondere Mellumrates zu erhalten. Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 13
Ankündigungen und Termine Exkursionen zur Insel Mellum mit der WEGA II So. 25.08.19 ab Wilhelmshaven 9:00 – 17:30 Uhr Sa. 21.09.19 ab Wilhelmshaven 7:00 – 15:30 Uhr So. 22.09.19 ab Wilhelmshaven 7:30 – 16:00 Uhr Mitfahrt nur mit verbindlicher Anmeldung möglich! Ticketverkauf und Infos: Reederei Cassen Eils, 04721 667 600, info@cassen-eils.de 4. Wangerooger Müllaktionstage 21./22. Juni Weiter Infos unter www.nationalparkhaus-wangerooge.de 10 Jahre Weltnaturerbe Wattenmeer Grenzüberschreitende Fahrradtour „Ein Wattenmeer. Zwei Räder. Drei Länder“ vom 18. – 30 Juni Weitere Veranstaltungen unter: www.nationalpark-wattenmeer-erleben.de 30 Jahre Nationalpark-Haus Wangerooge Das Rosenhaus feiert seinen 30. Geburtstag am Samstag, den 27. Juli, 12:00 – ca. 22:00 Uhr. Es wird groß gefeiert mit Tombola, Gartenspielen, Bastelspaß für Groß und Klein, Live-Musik, selbstgemachtem Kuchen und Leckereien vom Grill. Weiter Infos unter www.nationalparkhaus-wangerooge.de Müllsammelaktion auf Mellum am 17. August Infos unter info@mellumrat.de 2. Wangerooger Miesmuscheltage 25.-28. September Weiter Infos unter www.nationalparkhaus-wangerooge.de 11. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer 12. – 20. Oktober Infos & Programm unter www.zugvogeltage.de Herbsttreffen des Mellumrat e.V. am 19. Oktober 2019 Einladung folgt Mellumexkursion Foto: F. Braun Wangerooger Müllaktionstage. Foto: C. Mähr 14 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Ein Hitzesommer auf Mellum Von Florian Braun, Pascal Ertzinger und Lena Nachreiner ellum am 02.06.2018: Es schüttet wie aus Eimern. die Normalität. Wir erreichten die Höchsttemperatur von M Wir sind alle draußen und versuchen möglichst viel Wasser mit Kehrblechen und Eimern in große Tonnen 36° C am 26. Juli (gemessen in der Beobachtungshütte am Teich) und die nächste größere Regenperiode kam bei uns zu schippen (Abb. 1). Mit Erfolg! Es stört uns nicht, dass erst Mitte August. wir nass sind, endlich mal wieder eine richtige Dusche! Am Ende konnten wir ca. 540 Liter Regenwasser in Ton- Das fehlende Wasser und die hohen Temperaturen mach- nen sammeln und die Zisterne ist wieder voll. Im gesam- ten auch den Büschen und Apfelbäumen bald schwer ten Mai hatte es auf Mellum nicht mehr geregnet. Am Tag zu schaffen. Schon ab Ende Juli war die Vegetation im zuvor hatten wir schon für den Notfall Salzwasser geholt, Eingedeichten verdorrt und braun, und sogar die Apfel- um damit das Geschirr zu waschen. Da Leitungswasser bäume bekamen gelbes Laub. Auch der Rasen war sehr auf Mellum nicht zur Verfügung steht, wird in der Regel ausgetrocknet. Das war einerseits ein Glück für uns, denn Regenwasser über das Dach in einer Zisterne gesammelt, wir brauchten deshalb kaum Rasen mähen, andererseits die ca. 4.000 Liter fasst. Mit diesem Wasser haben wir war das vertrocknete pieksige Gras für das Barfußlaufen geduscht, Geschirr abgewaschen, unsere Kleidung gewa- weniger angenehm. Zudem schaffte es die tiefwurzelnde schen und geputzt. Durch den wenigen Regen der letzten Distel als einzige Pflanze an manchen Stellen noch zu Monate, war die Zisterne jedoch schon sehr leer gewor- überleben, ebenfalls zum Leidwesen unserer Füße. Auf den. Sie wurde im Herbst 2017 neu gebaut und hat nun der Insel war nur am Teich noch eine kleine grüne Oase eine elektrische Pumpe. So haben wir den, für Mellum geblieben, obwohl der Wasserstand auch hier sehr stark ganz neuen Luxus, fließendes Wasser in der Küche nutzen gesunken war. zu können. Zum Zeitpunkt des motivierten Wassersam- melns ahnten wir noch nicht, dass es der letzte größere Regen für die nächsten Monate sein sollte. Wenig später gaben wir aber schon erste Teile unseres selbst angebau- ten Gemüses auf, um Wasser zu sparen. Durch das kurze Regenereignis hielt auch die Abkühlung der Luft nur kurz an. Das Wetter war in dieser Saison nicht nur am Festland, sondern auch auf Mellum sehr extrem. Fast durchgehend hohe Temperaturen und fehlende Niederschläge waren Der Teich war im Sommer die einzige grüne Oase im Einge- deichten, Mellum, 09.08.2018. Foto: F. Braun Hier konnten sich noch farbenprächtige Libellen entwi- ckeln, die manchmal schon vor erfolgreicher Bestim- mung von einigen wenigen Singvögeln verspeist wurden. Dennoch entdeckten wir elf Libellenarten in der Saison 2018 auf Mellum, darunter sogar zwei Erstnachweise für die Insel, die Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica) und die Große Moosjungfer (Leucorrhina pectoralis). Auf Mellum gab es noch zahlreiche weitere Insekten, die sich durch das für sie günstige Frühjahr gut entwickeln konnten. Auch die Heuschrecken waren eine Artengruppe, die wir während der starken Trockenheit auf der Insel und beson- Wasser sammeln bei starkem Regen am 02.06.2018 auf Mellum. Foto: L. Nachreiner ders im Eingedeichten häufig angetroffen haben oder in Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 15
Jagender Turmfalke mit Grünem Heupferd, Mellum, 17.07.2018. Foto: F. Braun der Nacht zirpen hörten. So konnten wir vier verschiedene dieser Gefahr an. Bis sieben Uhr am Morgen waren wir Arten bestimmen: Brauner Grashüpfer (Chorthippus brun- vor ihnen sicher. Die Wat- und Wasservogelzählung, die neus), Weißrandiger Grashüpfer (Chorthippus albomargi- immer bei Hochwasser erfolgt, lag jedoch häufig genau natus), Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeselii) und in der aktiven Phase der Bremsen und dies erschwerte die das Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima). Bedingungen an windstillen, sommerlichen Zähltagen. Dennoch ist die Zählung der rastenden Vögel rund um Das reichhaltige Angebot an Heuschrecken bot wieder- Mellum immer wieder ein Highlight unter den regelmä- um einem Jäger eine gute Nahrungsgrundlage: Ab Mitte ßigen Aufgaben der Naturschutzwarte. Um die rastenden Juli kamen vermehrt Turmfalken, vermutlich vorwiegend Vögel am Strand nicht zu stören, verlässt man das Ein- Jungvögel vom Festland, auf die Insel. Die Jagd der gedeichte der Insel während der Hochwasserphase nicht. Turmfalken am Boden und zu Fuß auf die Heuschrecken Die Zählung ist somit die einzige Gelegenheit, die Insel war sehr spannend und gut zu beobachten. Trotz unserer bei Hochwasser außerhalb des Eingedeichten zu erleben. Anwesenheit waren die Turmfalken nicht aus der Ruhe zu Man sieht dann große Schwärme von Austernfischern oder bringen und sie zeigten wenig Scheu. So kamen manche Großen Brachvögeln und auch die am Strand ruhenden Vögel bis auf einen Meter an uns heran. Sie saßen rund Seehunde mit ihren neugeborenen Jungtieren. ums Haus, auf dem offenen Dachfenster, dem Tisch, der Bank oder dem Beobachtungsturm. Auch unsere neuge- baute Wäscheleinen-Prigge bot eine perfekte Ansitzwarte. Außerdem saß ein beringter Turmfalke regelmäßig vor dem Küchenfenster auf seinem Stammplatz in der Kiefer und wir konnten nach einiger Zeit den Metallring der Be- ringungszentrale Arnhem, Niederlande, ablesen. Besonders schön waren diese einprägsamen Beobachtungen, da im Sommer deutlich weniger Vogelarten zu sehen waren als zu den Vogelzugzeiten im Frühjahr und im Herbst. Trotz der Hitze und Dürre gab es in dieser Zeit zu unserem Leidwesen eine Masse von Bremsen, die uns als Blutquel- le aufsuchten. Unsere Arbeitsabläufe passten wir somit Roesels Beißschrecke, Mellum, 08.07.2018. Foto: P. Ertzinger 16 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Im Juli kam ein Fernseh-Team des WDR auf die Insel, hat sich mehr als bewahrheitet. Wer hätte gedacht, dass das für die bekannte „Sendung mit der Maus“ Aufnahmen wir Ende März mit Eisschollen auf der Insel ankommen machte. Das Team drehte auf Mellum einen Beitrag zum und dann so einen warmen, trockenen Sommer erleben Thema Plastikmüll in der Nordsee und wir zeigten einen werden. Ausschnitt unserer regelmäßig durchgeführten Müller- fassung am Spülsaum, bei der wir eine 100 m Strecke im „Hey komm mach deine Augen zu und denk dir es hat 30 Süden der Insel alle zwei Wochen kontrollierten. Dabei Grad, es ist warm, der Sommer ist da. Wie genial ist denn fanden wir immer wieder unfassbare Mengen verschieden das, ein Tag nur am Strand. Und nur eines was kalt bleibt, großer Plastikteile von Schnüren bis hin zu großen Farb- dein Drink in der Hand.“ – MONO & NIKITAMAN 2004 eimern. Einmal entdeckten wir auch eine große Fahr- wassertonne, die sich losgerissen hat und dann für einige Florian Braun & Lena Nachreiner Zeit im Watt feststeckte. „Drifter“ aus Holz des Projektes Tiegen 2 „Macroplastics“ am ICBM der Uni Oldenburg oder Bern- 29614 Soltau steine sorgten ebenfalls für eine weitere Abwechslung und flo.m.braun@hotmail.de weckten den Sammlertrieb. lena.nachreiner@t-online.de Dieses Jahr konnten wir einen sehr besonderen Sommer Pascal Ertzinger erleben, der uns allen in guter Erinnerung bleiben wird. Fritz-Reuter-Straße 17a Das Lied „Solang die Sonne scheint“ war das Start-Lied 17033 Neubrandenburg für unsere Mellumsaison 2018, das wir auf der Fahrt zum Pascal.ertzinger@web.de Schiff im vereisten Wilhelmshaven hörten und dieser Titel „Die Maus“ genießt die Sommersonne auf dem Beobachtungsturm, Mellum 11.07.2018. Foto: P. Ertzinger Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 17
Schlupferfolg von Löfflern (Platalea leucorodia) auf Mellum Von Lena Nachreiner, Nadine Knipping & Mathias Grünwald † Zusammenfassung Mellum die größte Brutkolonie im niedersächsischen Wattenmeer, die einen bedeutenden Anteil der in Deutsch- eit 1996 ist der Löffler (Platalea leucorodia) Brut- land lebenden Population darstellt. Der Löffler ist eine S vogel auf der unbewohnten Insel Mellum. Die Brut- paarzahlen stiegen seitdem stetig an und lagen im Jahr von zehn Zielarten, die für das trilaterale Bruterfolgsmo- nitoring TMAP (Trilateral Monitoring and Assessment 2018 bei 177 Paaren. Mellum beherbergt damit die größte Program) ausgewählt wurden. Daten zum Reproduktions- Brutkolonie von Löfflern im niedersächsischen Watten- erfolg, insbesondere zum Schlupferfolg, wurden für die meer. In der Brutsaison 2018 wurde auf Mellum erstmals Wattenmeer-Population bisher noch nicht erhoben (THORUP ein Nestmonitoring an Löfflern durchgeführt mit speziel- & KOFFIJBERG 2016). lem Fokus auf Gelegegröße, Schlupferfolg und Schlupfra- te. Darüber hinaus wurde untersucht, ob es Unterschiede Vor diesem Hintergrund wurden in der Brutsaison 2018 zwischen frühen und späten Bruten im Hinblick auf den auf Mellum umfangreiche Untersuchungen zum Schlupf- Schlupferfolg und die Schlupfrate gibt und welchen erfolg von Löfflern durchgeführt. Ziel war es herauszufin- Einfluss der Neststandort auf die untersuchten Parameter den, I. wie groß der Schlupferfolg und die Schlupfrate von hat. Die Ergebnisse belegen einen hohen Schlupferfolg der Löfflerbruten auf Mellum sind, II. ob sich der Schlupfer- Löffler auf Mellum und zeigen, dass sowohl der Legezeit- folg zwischen den frühen und späten Bruten unterscheidet, punkt als auch das Alter der Brutvögel einen Einfluss auf III. ob es zwischen Kolonie- und Einzelbruten Unterschie- den Schlupferfolg haben. de im Schlupferfolg gibt und IV: ob sich der Schlupferfolg zwischen jungen und alten Löfflern unterscheidet. 1. Einführung 2. Die Insel Mellum Seit 1996 ist der Löffler (Platalea leucorodia) Brutvogel auf der unbewohnten Insel Mellum in der Ruhezone des Das Untersuchungsgebiet ist die junge Düneninsel Mellum Nationalparks "Niedersächsisches Wattenmeer" (WILKENS in der Kernzone des Nationalparks Niedersächsisches 1997, CLEMENS 1996). Die Anzahl der Brutpaare stieg Wattenmeer mit einer Fläche von 450 ha (oberhalb des seitdem sowohl auf Mellum als auch im gesamten Watten- mittleren Tidehochwassers oMThw). Der zentrale Teil der meer stetig an (KOFFIJBERG ET AL. 2015). Heute beherbergt Insel (25 cm über MThw) ist geprägt durch Vegetations- Abb. 1: Löffler. Foto: R. Lottmann 18 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
Abb. 2: Übersichtskarte über die Insel Mellum mit den großen Prielen, Löfflerstandorten und Laufwegen zu den Kolonien in der Brutsaison 2018 und dem Beobachtungsturm (NATIONALPARK WATTENMEER 2016). typen der oberen Salzwiese (TESKE 2009, NATIONALPARK Während der Kontrollgänge wurden mit Hilfe eines WATTENMEER 2017). Dieser Bereich wird von Prielen Feldbogens das Datum, die Uhrzeit, die Anzahl der Eier, durchzogen, die bei jedem Hochwasser mit Salzwasser die Anzahl geschlüpfter Jungvögel oder toter Küken im gefüllt sein können. Die Brutkolonien von Löfflern Nest und das geschätzte Alter der Küken dokumentiert. befinden sich in diesen Bereichen (vgl. Abb. 2). Wichtig für die Auswertung des Schlupferfolges und der Schlupfrate sind die Parameter Ei-Anzahl und die Zahl der geschlüpften Küken. 3. Material und Methoden Ein Gelege wurde als "erfolgreich" gewertet, sobald min- In der Brutsaison 2018 wurde die gesamte Brutpopulation destens ein geschlüpftes Küken gefunden wurde. Wenn der Löffler auf Mellum im Rahmen eines Nestmonitorings keine Küken im Nest vorgefunden wurden, wurde das untersucht. Die Erfassungen der brutbiologischen Daten Nest als "nicht erfolgreich" eingestuft. Von Prädation des fanden von Mitte März bis Mitte Juli 2018 statt. Geleges wurde ausgegangen, wenn mindestens ein Ei mit erkennbaren Spuren von Prädation (aufgehacktes Ei mit Zunächst wurde zu Beginn der Brutsaison im März die Spuren von Dotter; RÜSTRINGER HEIMATBUND E.V. 2005) Ankunft der Löffler vom Beobachtungsturm, der im gefunden wurde. Ansonsten wurde das Ei als "verschwun- eingedeichten Bereich der Insel steht (Abb. 2), beobach- den" gewertet. tet. So konnte festgestellt werden, in welchen Bereichen sich die Löffler ansiedelten. Um Störungen während der Zur Aufbereitung der Daten wurde für jedes Nest eine Ta- Ansiedlungsphase durch vorzeitiges Betreten potenzieller belle in Microsoft-Excel und eine Gesamttabelle mit den Koloniebereiche zu vermeiden, wurde mit regelmäßigen Daten aller Nester angelegt. Die Gesamttabelle wurde um Begehungen der Fläche erst begonnen, als die ersten Alt- die Angaben zum Standort des Geleges (innerhalb einer vögel sicher brütend festgestellt wurden. Ab Mitte April Kolonie oder Einzelgelege) sowie ggf. die Kolonienum- wurden, in einem Turnus von drei Tagen, Begehungen der mer ergänzt. Darüber hinaus erfolgten die Berechnung verschiedenen Koloniestandorte durchgeführt, um neue des Legezeitpunktes sowie des Schlupfzeitpunktes. Als Nester zu suchen und bereits bekannte auf ihr Schicksal Schlupftag wurde der mittlere Tag zwischen der letzten hin zu kontrollieren. Kontrolle mit Eiern im Nest und der Kontrolle, bei der das erste Mal Küken gefunden wurden, festgesetzt. Der Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019 19
Die Brutbiologie des Löfflers (Platalea leucorodia) Löffler bauen im Wattenmeer turmartige Nester auf dem Boden der Salzwiesen. Das Nest kann eine Höhe von bis zu einem halben Meter erreichen und schützt die Brut gegen höhere Wasserstände (MÜLLER 1983). Die Brutsaison des Löfflers beginnt im März und geht bis in den Juli hinein (LOK et al. 2017). In der Regel legen Löffler drei bis vier, selten fünf, Eier. Der Legeabstand beträgt zwei Tage, wodurch die Küken dementsprechend asynchron schlüpfen. Die Bebrütungszeit beträgt 25 - 26 Tage und beginnt ab dem ersten oder zweiten Ei. Beide Partner wechseln sich bei der Bebrütung ab (MÜLLER 1983, LOK 2013, EL-HACEN 2011). Nach 10-14 Tagen werden die Küken nicht mehr gehudert. Bis zu diesem Alter haben sie noch kein wasserfestes Gefieder und sind gegen widrige Wetterbedingungen (z.B. Starkregen) entspre- chend ungeschützt (LOK et al. 2014, AGUILERA 1994). Mit einem Alter von zwei bis fünf Wochen verlassen die Küken das Nest, bleiben aber noch in der Kolonie und werden weiter von beiden Elternteilen gefüttert. Bis der charakteristisch löffelförmige Schnabel entwickelt ist, dauert es sechs Monate (HANCOCK et al. 1992, HELLQUIST 2018). Unter guten Voraussetzungen können Löffler drei Küken aufziehen. Dies hängt von Faktoren wie dem Wetter, dem Nahrungsangebot und dem Prädationsdruck ab (LOK 2013, TRIPLET et al. 2008). Bis zum vierten Kalenderjahr sind die juvenilen und immaturen Vögel an den schwarzen Flügelspitzen und den fehlenden Schmuckfedern am Hinterkopf zu erkennen (HELLQUIST 2018). Mit welchem Alter Löffler geschlechtsreif werden, ist nicht genau geklärt, in der Regel fangen sie jedoch mit drei bis vier Jahren an zu brüten. Adulter farbberingter Löffler auf einem Turm- nest. Mellum, 30.06.2018. Foto: L. Nachreiner Ein 13 Tage altes Küken mit zwei Geschwistern. Mellum, 26.05.2018. Foto: L. Nachreiner 20 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschuĵ Band 18 – Heft 1 – 2019
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