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Die Ökologische Zeitschrift für Hamm Nr. 3 – Februar 2019 Mit spitzer Feder: Nachrichten, Informationen, Tipps rund um Natur, Arten und Umwelt in Hamm
Liebe Leser, diese Ausgabe der „ÖKOLOGISCHEN“ befasst sich mit den Berichten der Biologi- Inhaltsverzeichnis schen Stationen Unna-Dortmund und Soest in einer Zusammenfassung. Die Arbeiten sind fundiert, umfassend und erkenntnisreich, aber sie geben auch ein Freie Fahrt für freie Bürger – katastrophales Bild des Zustandes der Hammer Naturschutzgebiete wieder. Hier Tempolimit auf Autobahnen ist kommt noch viel Arbeit auf die Stadt Hamm zu, sofern aus diesen Berichten gefordert 1 die nötigen Schlüsse gezogen werden. Teuer wird es allerdings auch. Mehr Radverkehr Ebenfalls ein umfassendes Thema stellt der Umbau der Lippeaue zwischen für lebenswerte Städte 2 Münster- und Fährstraße dar. Diese an sich gute Maßnahme, die eine Wieder- vernässung der Lippeaue zum Ziel hat und mehr Überschwemmungsflächen für Magazin 3 die Lippe mit sich bringt, hat allerdings einen Haken: die Freizeitnutzung! In Vegetarische Gerichte 5 der schmalen Hammer Lippeaue lassen sich beide Ziele nicht verwirklichen. Umbau der Lippe zwischen Der Regionalverband Ruhrgebiet hat den Regionalplan für Hamm aufgestellt. Münster- und Fährstraße 6 Die Ausweisung von Gewerbe- und Industriegebieten geht mit einem nicht Bebauung Peter-Röttgen-Platz tolerierbaren Freiflächenverbrauch einher, als gäbe es das Ziel der Bundes- schont alten Baumbestand 8 regierung nicht, diesen Freiflächenverbrauch endlich zu verringern. In Uentrop ist eine Industriegebietsfläche von 50 Hektar geplant, dort zeigte sich der erste Umgestaltung der Geithe Protest der Bürger am 17.02.2019 bei einer Freiluftveranstaltung im Gebiet: und Verbesserung 400 protestierende Bürger waren gekommen! Es zeigen sich aber auch erste des Hochwasserschutzes 9 Parallelen zum Gewerbegebiet „Inlogparc“ in Weetfeld auf: Auch dort war die RVR stellt Regionalplan Pelkumer CDU gegen den Inlogparc, und im Rat stimmte die CDU Hamm für für Hamm auf 10 das Gewerbegebiet; in Uentrop hat sich die Ostener CDU im Gegensatz zur CDU Hamm in einer Pressemitteilung ablehnend geäußert. Was geht hier vor, Berichte der Biologischen ist das Augenwischerei? Stationen Unna und Soest 12 Gerd Köpke hat wieder einmal die Situation der Greifvögel in Hamm Tödlicher Hass – eine beleuchtet. Seit Jahrzehnten beobachtet und kartiert er u. a. die Bestände von unendliche Geschichte? 18 Habicht, Sperber, Bussard, Milan, Weihe und Uhu und kommt zu der Biologie der Greifvögel 19 Erkenntnis, dass die Situation sich immer weiter verschlechtert, leider. Stellungnahme des Hinweise für den Bau einer Insektennisthilfe finden sich in diesem Heft: Wie Umweltbundesamtes zur macht man es richtig und was sollte man besser nicht machen, wenn der Heim- Dieselproblematik 20 werker zum Insektenschutz aktiv werden will? Glyphosat – vor 2022 kein Tja, und dann noch ein Wort zum Inlogparc in Weetfeld. Wie sagte der Beige- Verbot möglich 22 ordnete des Regionalverbandes Ruhrgebiet, Martin Tönnes, bei der Vorstellung des neuen Regionalplans im Technischen Rathaus (sinngemäß): 120.000 vorzeitige Todesfälle in Deutschland durch „Der Inlogparc ist nach heutiger Vorstellung von der Feinstaub; Massentierhaltung Planung eines Gewerbegebiets nicht mehr genehmigungs- gilt als Hauptverursacher 23 fähig, niemand würde heute ein solches Gebiet an einem solchen Ort planen! Die fehlende Straßenanbindung und Insektennisthilfen selbst gebaut der fehlende Anschluss an ein bereits vorhandenes mit Tipps und Hinweisen 23 Gewerbegebiet ließen die Planung auf der grünen Wiese Wallnau auf Fehmarn – heute nicht mehr zu!“ immer eine Reise wert 25 Da haben die Weetfelder Bürger also Pech gehabt, die Planung kam 15 Jahre zu früh. Den Weetfelder Anwohnern fehlen die Worte dazu, aber sie werden mit den Auswirkungen des Gewerbegebietes auf Dauer leben müssen. Trotzdem: Eine angeehme Lektüre der ÖKOLOGISCHEN wünscht Ulrich Schölermann Redaktion „DIE ÖKOLOGISCHE – ZEITSCHRIFT FÜR HAMM“ Die Ökologische Zeitschrift für Hamm Impressum Gastbeiträge erwünscht! Herausgeber: Ulrich Schölermann, Weetfelder Straße 179, 59077 Hamm, Telefon 0 23 81/44 35 80, Telefax 0 23 81/43 14 16, Die Redaktion freut sich über E-Mail: info@dieoekologische.de, www.dieoekologische.de engagierte Hammer Bürger, die Beiträge: Alle namentlich nicht gekennzeichneten Beiträge vom Heraus- sich an der inhaltlichen Gestal- geber, Gastbeiträge sind namentlich benannt tung dieser Zeitschrift beteiligen Redaktionsschluss: 19.02.2019 möchten. Wenn Sie schreiben Fotos: Alle Fotos vom Herausgeber, weitere Fotos sind namentlich benannt wollen zu passenden Themen, Titelbild: Mäusebussard, Foto: Hubert Röttger dann melden Sie sich bitte! Das Auflage: 175 Exemplare im Druck, online unter www.dieoekologische.de Erscheinung: Halbjährlich gilt natürlich auch für Fotografen.
Freie Fahrt für freie Bürger Warum ein Tempolimit auf Autobahnen uns allen gut tun würde Geschwindigkeitsbeschränkungen in Europa Landstraße Autobahn Belgien 90 km/h 120 km/h Bulgarien 90 km/h 130 km/h Dänemark 80 km/h 130 km/h Bei uns in Deutschland gibt es auf der Abgasmanipulationen vieler Fahr- Deutschland 100 km/h kein Limit Autobahnen kein Tempolimit. Welt- zeugbauer infrage gestellt werden! Finnland 80 km/h 120 km/h weit haben wir damit eine Ausnahme- Aber es geht ja auch um die Un- Frankreich 90 km/h 130 km/h stellung erreicht. Das Thema anzu- fallhäufigkeit auf Autobahnen. Die Griechenland 90 km/h 120 km/h fassen ist ein heißes Eisen im deut- Befürworter des ungebremsten Ra- Großbritannien 96 km/h 112 km/h Irland 80 km/h 120 km/h schen Autoland. Das weiß die Politik, sens werden in ihren Informationen Italien 90 km/h 130 km/h und daher reden CDU und SPD nicht nicht so richtig konkret, beschreiben Kroatien 90 km/h 130 km/h gern darüber. Wenn das Tempolimit eher sinkende Unfallzahlen auf Auto- Litauen 90 km/h 110 km/h angesprochen wird, hört man die bahnen. Allerdings: Wenn es kracht Luxemburg 90 km/h 130 km/h Aussage, dass die „freie Fahrt für bei hohem Tempo, sind die Folgen Niederlande 80 km/h 120 km/h freie Bürger“ ein hohes Gut sei. Alles für die Beteiligten besonders schwer. Norwegen 80 km/h 90 km/h andere wird als Gängelei verteufelt. Wer in Skandinavien unterwegs Österreich 100 km/h 130 km/h Polen 100 km/h 130 km/h Was kann erreicht werden mit ei- war, kennt die dortigen Straßenver- Portugal 90 km/h 120 km/h nem Tempolimit auf den Autobah- hältnisse. So lange, schnurgerade Au- Rumänien 90 km/h 130 km/h nen? Es müssen ja nicht gleich tobahnen gibt es bei uns nicht. Aber Russland 90 km/h 110 km/h 90 km/h sein, wie es in Norwegen die Skandinavier haben deshalb das Schweden 70 km/h 120 km/h der Fall ist. Für uns Autofahrer in Tempolimit nicht erhöht. Nur selten Schweiz 80 km/h 120 km/h Deutschland gilt eine Richtgeschwin- wird 130 km/h zugelassen. Serbien 80 km/h 120 km/h Slowakei 90 km/h 130 km/h digkeit von 130 km/h, es darf also ge- Ein Rechenbeispiel aus einem Slowenien 90 km/h 130 km/h rast werden, weil die Richtgeschwin- Gutachten aus 2005: Tempo 130 Spanien 90 km/h 120 km/h digkeit nur eine Empfehlung ist. So- km/h würde den CO2-Ausstoß um Tschechien 90 km/h 130 km/h lange nichts passiert, ist alles gut. 3.300.000 Tonnen pro Jahr senken. Türkei 90 km/h 120 km/h Wenn es kracht, kann es aber teuer Das käme dem Klimaschutz zugute Ungarn 90 km/h 130 km/h werden. Auch derjenige Autofahrer, und würde die verheerende Bilanz der unverschuldet an einem Unfall der nicht mehr erreichbaren deut- mitschwimmen. Unterschiede von 90 beteiligt ist, erhält eine Mitschuld, schen Klimaschutzziele verbessern. km/h auf der rechten zu 160 km/h wenn er schneller als 130 km/h ge- Es gibt nur einige wenige Länder auf der linken Spur tragen zur Stau- wesen ist. Weiß das jeder Autofahrer? in Europa, die kein Tempolimit aus- bildung bei, denn der Verkehr kann Eine Geschwindigkeitsbegren- gewiesen haben, denn dort gibt es bei geringen Tempounterschieden zung hat viele Vorteile und Effekte. höchstens Schnellstraßen, aber keine harmonischer fließen, weil die Das gilt z. B. für den Lärmschutz. Autobahnen. Dazu gehören z. B. Straßenkapazität besser ausgelastet Nicht umsonst gilt ein Tempolimit Grönland, die finnischen Åland-In- wird. Geringere Geschwindigkeiten von meist 100 km/h auf Autobahnen, seln und Monaco. senken den Verbrauch von Kraftstoff die an Wohngebieten vorbeiführen. Verkehrsexperten drücken sich und minimieren dadurch den CO2- Wenn der Wind für Anwohner un- klar aus: Ein Tempolimit könnte die Ausstoß. Der Lärm wird reduziert, günstig steht, ist das Rauschen der Unfallzahlen deutlich minimieren. wovon alle Anwohner profitieren. Fahrzeuge selbst in großer Entfer- Durch ein gleichmäßigeres Fahren Für ein Tempolimit auf unseren nung hörbar, und das besonders auf den Autobahnen entstehen weni- Autobahnen sprechen viele Argu- abends, wenn der Umgebungslärm ger Staus, weil alle im großen Strom mente, es ist mehr als nötig! sinkt. Bei niedrigen Geschwindigkei- ten wird weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) ausgestoßen als bei höheren. Beispielhaft wird hier für einen Pkw- Benziner bei Tempo 100 ein Ausstoß von 138 Gramm CO2 pro Kilometer genannt, bei Tempo 140 sind es be- reits 171 g/km CO2. Die Abgastech- nik der Fahrzeuge verbessert sich, ohne Frage. Aber der dadurch er- reichte Effekt des geringeren Schad- stoffausstoßes wird durch das stän- dig steigende Verkehrsaufkommen und die zunehmende Zahl der Autos aufgehoben. Schon allein deshalb wä- re ein Tempolimit auf Autobahnen sinnvoll. Inwieweit die von der Auto- mobilindustrie genannten Werte überhaupt zutreffen, muss aufgrund Kein Tempolimit: Deutschland, Åland, Grönland und auf Formel-1-Strecken ... 1
Mehr Radverkehr für lebenswerte Städte Mobilität ist in unserer Gesellschaft das Auto für den Einzelnen unver- überholen können auf Radwegen, die wichtig – wir wollen die Möglichkeit zichtbar ist. Auf freier Strecke ist das getrennt vom motorisierten Verkehr haben, jederzeit an einen beliebigen Auto jedem anderen Verkehrsmittel verlaufen. Um solche Radwege zu Ort kommen. Das Auto ist für die an Geschwindigkeit überlegen. Aller- schaffen, braucht es aber auch Ver- meisten von uns das Verkehrsmittel dings ist gerade das Fahrrad vor al- kehrsplaner, die die Bedürfnisse der der Wahl dafür. Wir fühlen uns frei, lem bei kurzen Strecken oft die Radler kennen. In Innenstädten, an wenn in der Einfahrt ein PS-starkes schnellere Option, wenn wir Fakto- Bahnhöfen, vor Schulen und Ein- Gefährt steht. Bilder von spekta- ren wie Staus, hohes Verkehrsauf- kaufszentren fehlen sichere Abstell- kulären Bergstraßen und einsamen kommen zu Stoßzeiten, Parkplatzsu- plätze, an denen E-Bikes mit dem Stränden sollen uns zeigen, was mit che und den Fußweg vom Parkplatz Rahmen abgeschlossen werden kön- einem BMW oder Audi alles möglich zum eigentlichen Ziel mit einrech- nen. Überregionale Radwege und ist. Wirklich? nen. Für viele Menschen ist das Auto Radschnellwege, auf denen Pendler Was in den Werbespots von ein so selbstverständliches Verkehrs- auch weitere Strecken zurücklegen BMW, Audi & Co nicht erwähnt wird: mittel geworden, dass sie über eine können, müssen geschaffen werden, dass Autofahren wenig mit Fahrspaß Alternative gar nicht mehr nachden- um das Fahrrad als Alternative zum vor Bergpanorama zu tun hat, son- ken. Könnte es nicht in einer Zeit, in Auto attraktiver zu machen. Lastenrä- dern mehr mit Stop-and-Go. Nord- der wir so viel über die klimaschädli- der sind eine klimafreundliche Alter- rhein-Westfalen ist Spitzenreiter in chen Wirkungen von CO2 und die ge- native zum Auto als Transportmittel der Staustatistik des ADAC, demnach sundheitlichen Wirkungen von Fein- und sollten gefördert werden. ist NRW das staureichste Bundes- staub wissen, nicht selbstverständ- Die Volksinitiative „Aufbruch land mit knapp 455.000 Staukilome- lich sein, das Auto stehen zu lassen? Fahrrad“ setzt sich dafür ein, bis 2025 tern im Jahr (ADAC Staubilanz 2017). Allerdings ist unsere Stadt- und einen Radverkehrsanteil von 25 % in Im Vergleich zum Vorjahr ist die Verkehrsplanung so auf Autos zuge- NRW zu erreichen. Dies kann nur ge- Staulänge in NRW um 17 Prozent ge- schnitten, dass Fahrradfahrer es oft lingen, wenn Politik und Verkehrspla- stiegen. Jeden Tag gibt es nur in schwer haben. An vielen Hauptver- nung das Fahrrad als nachhaltiges NRW Staus mit einer Gesamtlänge kehrsstraßen gibt es keine Fahrrad- Verkehrsmittel fördern und gute In- von etwa 1250 Kilometern im Durch- wege oder nur enge Schutzstreifen, frastruktur schaffen. In den Nieder- schnitt. Im Bundesdurchschnitt ver- die zwischen parkenden Autos und landen und in Dänemark sehen wir, brachten die Deutschen neun Pro- Bussen geführt werden. Ampelschal- was eine auf Fahrräder zugeschnitte- zent mehr Zeit im Stau als im Jahr da- tungen und Kreuzungen sind für Au- ne Infrastruktur bewirken kann. vor. Ist das Mobilität? tos geplant, sichere Aufstellflächen Mehr Radverkehr in den Städten Sind wir dann am Ziel angekom- und Querungen für Radfahrer fehlen. sorgt nicht nur für weniger Staus und men, geht die Suche nach einem Gerade ältere Menschen und Famili- Lärm, sondern trägt dazu bei, Städte Parkplatz los. Wir stehen in der en mit Kindern fühlen sich auf einer lebenswerter zu gestalten. Weniger Schlange vor der Parkhauseinfahrt, gemeinsamen Fahrspur für Autos Autos in den Städten bedeutet weni- kurven suchend durch die Innenstäd- und Fahrräder nicht sicher. Der Ber- ger zugeparkte Fläche – diese kann te, ärgern uns über besetzte Parkplät- liner Tagesspiegel hat 2018 in einem neu gestaltet und von Menschen statt ze und hohe Parkgebühren. bundesweit bisher einmaligen Expe- von Autos genutzt werden. Das Kuriose dabei ist, dass etwa riment 100 Radfahrer mit Messgerä- Wir können mit einer klugen Ver- die Hälfte aller Wege mit dem Auto ten ausgestattet, die den Abstand zwi- kehrsplanung die schädlichen Wir- kürzer sind als fünf Kilometer. Wir schen Fahrrad und überholendem kungen des Autoverkehrs (CO2, Ab- steigen ins Auto als das vermeintlich Fahrzeug gemessen haben. Über die gase, Lärm, hoher Platzverbrauch) bequeme und schnelle Verkehrsmit- Hälfte der Pkw- und Lkw-Fahrer verringern. Davon profitieren alle tel, um damit am Sonntagmorgen überholte bei den 17.000 ausgewerte- Menschen. Auch wer nicht auf das zum Bäcker zu fahren. In unserem ten Überholvorgängen Fahrräder zu Auto verzichten kann, freut sich über Bemühen, mobiler zu sein und eng. Und je mehr Menschen Auto weniger Staus, Feinstaub und Stick- schneller anzukommen, verlängern fahren, desto lauter wird der Ruf nach oxide. Nachhaltige Mobilität mit ei- wir in der Realität den Stau vor der mehr Straßen. Eins ist sicher, nach- nem höheren Radverkehrsanteil trägt Ampel oder auf der Autobahn. Wir haltige Mobilität sieht anders aus. dazu bei, unser Klima zu schützen. wünschen uns einen fließenden Ver- Hier setzen die Forderungen der Die Volksinitiative „Aufbruch kehr und rufen nach mehr Straßen. Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ Fahrrad“ sammelt noch bis zum Ist das wirklich die Lösung für das an. Um mehr Menschen zum Um- 1. Mai 2019 Unterschriften. Wird die Verkehrschaos? Könnte nicht die Ver- stieg auf das Fahrrad zu bewegen, Zahl von 66.000 Unterschriften er- kehrssituation einfacher und schnel- braucht es eine sichere Infrastruktur. reicht, muss sich der Landtag mit den ler entspannt werden, wenn mehr Dazu brauchen wir in den Städten Forderungen beschäftigen. Wer dies Menschen vom Auto auf andere Ver- und auf Verbindungswegen zwischen unterstützen will, kann die Unter- kehrsmittel umsteigen? Gemeinden Radwege, die breit genug schriftenliste auf www.aufbruch-fahr Sicherlich gibt es Fälle, in denen sind, damit Radfahrende sich sicher rad.de herunterladen. Sonja Thiele 2
Magazin Knallen macht Laune! An Silvester wird geknallt, das ist von vielen kleinen bunten Alumini- um- und Plastikstreifen. Die Kleintei- Meldungen in Kürze Flächen von einem einzelnen Unter- nehmen belegt. Die Anwohner auf zum Jahreswechsel üblich. Wohl le, die auf Wiesen landen, gelangen den Zufahrtstraßen spüren die Aus- kaum einer der Aktiven macht sich über die Silage in die Mägen von wirkungen durch den gestiegenen Gedanken darum, dass durch Rake- Kühen und Bullen. Das ist sicher Fahrzeugverkehr bereits jetzt, denn ten und Böller große Konzentratio- nicht gesund für das Tierwohl! täglich ignorieren schwere Lkw das nen von Feinstaub freigesetzt wer- 1000 µg/m3 (Mikrogramm pro Durchfahrtverbot. den, 5000 Tonnen sollen es bundes- Kubikmeter) Feinstaub werden zu Die Stadt Hamm hat Ende des weit zu Silvester sein. Das entspricht Neujahr in Innenstädten gemessen. Jahres 2018 eine neue Parkregelung etwa einem Sechstel der jährlich Während des Silvesterfeuerwerks ist auf der Weetfelder Straße eingeführt, durch den Fahrzeugverkehr entste- die Konzentration fast doppelt so um, wie sie sagt, den Wünschen der henden Belastung! hoch. Es gilt aber ein gesetzlicher Landwirte entgegen zu kommen. Es So wie private Osterfeuer mittler- Grenzwert von 50 µg/m3, der nur an darf nur noch abschnittsweise wech- weile verboten sind mehren sich die 35 Tagen im Jahr überschritten wer- selseitig geparkt werden. Die Lücken Stimmen, die auch für private Silves- den darf. Dieser Feinstaub, der täg- zwischen den einseitigen Parkzonen terknallerei eine neue Regelung fin- lich durch Verkehr und Industrie ent- sind so groß, dass überbreite den wollen: Silvesterfeuerwerk an steht, belastet die Atemwege insbe- Trecker (mit Anhängern) und Mäh- zentralen Orten am Stadtrand, orga- sondere der Asthmatiker, der Kinder drescher problemlos die Spur wech- nisiert von Vereinen und Verbänden und Schwangeren und erreicht zum seln können. Die Parkregelung gilt auf Antrag und nach Genehmigungs- Jahresende einen früher nicht für an 365 Tagen im Jahr, die Erntezeit bescheiden. Geschützt werden soll möglich gehaltenen Höhepunkt. Die ist lange vorbei, die nächste Erntezeit die Bevölkerung in den bebauten negativen gesundheitlichen Auswir- kommt in einigen Monaten, aber die Wohngebieten vor dem Feinstaub. kungen für Menschen sind unstrittig. 30-Tonner-Lkw sind täglich unter- Hier besteht Diskussionsbedarf, wegs, trotz Durchfahrtverbot. denn die Flächen in der Nähe von Erweiterung Inlogparc Die Fläche des zweiten, nördli- landwirtschaftlich genutzten Wiesen chen Bauabschnitts würde bis an die und Weiden sollen auch nicht mit den steht in den Sternen Wilhelm-Lange-Straße heran reichen, Rückständen der Böller belastet wer- Der Inlogparc in Pelkum-Weetfeld be- wenn der erforderliche Bebauungs- den. Das Foto zeigt die Sammelakti- steht aus zwei Bauabschnitten. Der plan rechtskräftig werden würde. Die on eines ca. 550 qm großen Grund- erste, südliche Bauabschnitt ist reali- Sache hat einen Haken, und das ist stücks in Pelkum, das an eine Mäh- siert und seit Jahren rechtskräftig. der Verkehr. Das vorhandene Stra- wiese grenzt: Über 250 Hartplastik- Hier wird bereits eifrig gebaut, meh- ßennetz wird den zusätzlichen Ver- hülsen aus Batterien, dazu Rake- rere Großfirmen haben sich angesie- kehr nicht aufnehmen können. Die tenköpfe und -stäbe lagen auf dem delt, das Plangebiet ist so gut wie aus- Anwohner in Bönen beschweren sich Grundstück, von Nachbarn abgefeu- genutzt. Mit dem Paketzulieferer dpd bereits jetzt, da der Verkehr ins Ge- ert. Dazu kommen noch Rückstände wird dort derzeit eine der größten werbegebiet nur über Bönener Stra- ßen herangeführt werden darf; so se- hen es die geltenden Regelungen vor. Immer wieder gefordert wird auch ei- ne zusätzliche Abfahrt an der Auto- bahn A 2 nur für das Gewerbegebiet, was von den zuständigen Behörden nicht geplant ist. Wenn der Paketzu- steller dpd im Südabschnitt fertig ist, sind 800 Sprinterfahrten täglich pro- gnostiziert! Dazu kommen die Ver- kehre aus dem Nordabschnitt, sobald er bebaut ist! Mittlerweile ist klar: Der Inlog- parc wird erst dann nach Norden er- weitert, wenn die Verkehrsprobleme gelöst sind! Die B 63n müsste gebaut sein, damit auch die Zufahrten von und ins Gewerbegebiet gebaut wer- den können. Aber auch die Verlänge- rung der A 445 von Hilbeck zur A 2 Reststoff-Bilanz der Silvesternacht auf einem Grundstück in Wiescherhöfen, zählt dazu, ebenso die Verlegung der 550 qm groß: ca. 250 Hartplastikhülsen, 15 Raketenköpfe, 19 Raketenstäbe. Unnaer Straße mit einem Anschluss 3
an die neue A 445. Das sind Planun- gen, deren Umsetzung viele Jahre dauern wird. Aber: Vorstellbar ist es, auch wenn es noch eine Generations- phase dauern kann. Bereits jetzt be- ginnt die Stadt Hamm mit kleineren Maßnahmen an der Lösung zu arbei- ten. Die beschriebene Parkregelung an der Weetfelder Straße gehört da- zu, die neue Einbahnstraßenregelung auf der Wilhelm-Lange-Straße von der Einmündung der Weetfelder Straße bis zum Bahnübergang an der Provinzialstraße und die Planung für die Überführung der Wiescherhöfe- ner und Provinzialstraße über die Bahnlinien mit der Beseitigung der höhengleichen Bahnübergänge. Momentan herrscht relative Ruhe. Wenn der Wind günstig steht (eher „ungünstig“) ist das Rauschen der A 2 unüberhörbar. Wenn die B 63n da ist, Die Durchfahrt durch den baumbestandenen, zweigeteilten Siepen auf dem steht der Wind immer ungünstig, Gelände des Möbelhauses Finke – hier wurde ein Biotop zerstört! denn dann rauscht es von zwei Seiten auf die Bürger in Weetfeld, Selmiger- Sinnvolle Anfrage zum sind, sie erfüllen vielfältige Funktio- nen als Sauerstofflieferant und Stick- heide und Wiescherhöfen ein. Ver- Zustand des Bachtals auf stoffvernichter, verbessern das Klein- kehrsprobleme mit immer neuen dem Finke-Gelände klima erheblich und bieten Insekten- Straße zu lösen ist ein Irrglaube! Bündnis 90/Die Grünen haben bei und Vogelarten Lebensräume. Die der Stadt Hamm angefragt, wie es um Ausgleichspflanzungen an anderer Blühwiesen die Lösung? den Zustand des Bachtals (Siepen) Stelle werden die Funktionen des Sta- Den Insekten geht’s schlecht, das auf dem Gelände des Möbelhauses tus quo übernehmen können, aber weiß mittlerweile jeder. Immer wie- Finke bestellt ist. Der damals gefun- erst in vielen Jahren. Warum die der wird die Anlage von Blühwiesen, dene Kompromiss der Besucherzu- Stadt Hamm hier von „nicht beson- Bienenweiden und Blühstreifen vor- fahrt durch das baumbestandene ders schützenswerten Bäumen“ geschlagen. Blühstreifen entlang von Bachtal war ein einschneidender Ein- spricht erschließt sich dem Leser des Äckern waren im letzten Sommer be- griff in das Ökosystem. WAs vom 29.01.2019 eigentlich nicht! reits zu sehen. Die Landwirte haben Aber zumindest war es möglich sie angelegt und auf Ernteerträge geworden, die Zuschüttung der Quel- Radbodhalde wird verzichtet. Der finanzielle Ausfall war le auf dem Finke-Gelände zu verhin- dadurch gegeben, aber sicher auch dern! Die Grüne Partei will jedenfalls endgestaltet zu verkraften. Schließlich haben die wissen, was nach dem Besitzerwech- Die Bergehalde der Zeche Radbod in Landwirte auch eine Verantwortung sel des Möbelhauses Finke zum Höff- Bockum-Hövel wird sich rein äußer- für die frei lebenden Arten zu erfül- ner-Konzern „Stand der Dinge“ ist lich verändern. Der Bergbau plant len, nicht nur für Nutztiere. und wie sich der derzeitige Zustand jetzt, die Halde endgültig zu gestal- Wie sinnvoll sind die blühenden des Bachtals darstellt. Die Antwort ten. Das kann aus Sicht des Natur- Flächen und Streifen? Können sie das der Stadt Hamm wird in der nächsten schutzes nur Anlass geben zu großen Problem des Insektenrückgangs Sitzungsrunde des Rates gegeben. Befürchtungen! stoppen und die Arten- und Individu- An der Straße „Schwarzes Gold“ enzahl wieder auf das frühere Maß Bäume an der Kanalkante (das ist die letzte Querstraße vor der ansteigen lassen? Wohl kaum! Halde, Zufahrt von der Hammer Der Entomologische Verein Kre- nicht schützenswert? Straße) wird sogenannter „Ruderal- feld, der über den katastrophalen Zu- Das neue Wassersportzentrum an bewuchs“ entfernt; damit sind „einige stand der Insektenarten in einem Vor- der Kanalkante ist beschlossene Sa- wild gewachsene Birken, Sträucher trag 2017 in der Biologischen Station che. Hintergrund ist der Umbau der und bodennahe Gewächse“ gemeint. Unna-Dortmund informiert hat, ist Lippeaue zwischen Münster- und Merkwürdig ist, dass schon Fällarbei- der Überzeugung, dass die Blühstrei- Fährstraße. Für die Baumaßnahme ten in Auftrag gegeben worden sind, fen keine nachhaltigen Verbesserun- müssen Bäume im Bereich des Sport- bevor der Gestaltungsplan vorliegt. gen mit sich bringen. Solange auf den platzes des Gymnasiums und der an- Warum überhaupt sollen diese Bäu- angrenzend ackerbaulich genutzten grenzend liegenden Grundstücke der me und Pflanzen entfernt werden, die Intensivflächen mit chemischen Kanuvereine gefällt werden. sich auf natürliche Weise dort ausge- Pflanzenbehandlungsmitteln und ge- Wie hat die Stadt Hamm sich dazu samt haben? Bewuchs durch Sukzes- gen Schädlings-(Insekten-)Befall ge- im Westfälischen Anzeiger geäußert? sion ist den Anpflanzungen mit spritzt wird, bekommen die Insekten Es beträfe „nicht besonders schüt- Baumschulware grundsätzlich vorzu- den tödlichen Cocktail auf den Nach- zenswerte Bäume“! Grundsätzlich ist ziehen, nicht nur aus ökologischer, barflächen „gereicht“. es so, dass alle Bäume schützenswert sondern auch aus finanzieller Sicht. 4
Auf der Beiratssitzung im Novem- ber 2018 hat die UNB zugesagt, dem Beirat den Gestaltungsplan zur Bera- tung vorzulegen. Das ist bisher noch nicht geschehen, aber erste Arbeiten sind in die Wege geleitet worden! Bauern bekommen reichlich Zuschüsse Die Europäische Union (EU) verfügt über ein großes Füllhorn, das über die Mitgliedstaaten entleert wird. Auch Hamm profitiert davon, denn al- lein 21 Millionen Euro an Fördergel- dern kommen in Hamm an. Davon werden den Landwirten 14 Mio. Euro über den „Europäischen Garantie- fonds für die Landwirtschaft“ (EGFL) direkt ausgezahlt. Auch die Imker Tabula rasa am Fuß der Radbodhalde: Nur noch Baumstümpfe und gehäckselte werden mit 238.000 Euro unterstützt. Reste waren nach dem Arbeitseinsatz des Landschaftsbauunternehmens zu sehen. Weitere 1,4 Mio. Euro kommen aus dem „Europäischen Landwirtschafts- fonds für die Entwicklung ländlicher Fakt ist, dass der durch Sukzession ratsmitglieds. Es wurde nachgefragt, Räume“ (ELER). Tier-, Natur- und entstandene Bewuchs dort eher hin- ob der UNB der Standort von Orchi- Klimaschutz, ökologischer Landbau gehört als angepflanzte Baumschul- deen auf der Halde bekannt sei. und Investitionen werden dadurch ware, die nicht unbedingt mitteleu- Orchideen sind streng geschützt, ih- gefördert. ropäischer Herkunft sein muss. re Standorte müssen geschützt wer- Die restlichen Millionen werden Was sind denn überhaupt „wilde“ den. Der UNB war dieser Standort breit gestreut: Arbeitsmarkt, Sozial- Birken? Sind das minderwertige oder nicht bekannt. Das ist nicht weiter projekte, Infrastruktur sind Nutz- nicht nutzbare Bäume? Warum über- tragisch, dafür ist der Beirat ja auch nießer. Dazu gehören beispielsweise haupt werden die Birken entfernt? da, um die Behörde über solche Vor- das Stadtteilzentrum an der Wilhelm- Stehen sie nicht in Reih und Glied, kommen zu informieren. Aber wa- straße, die Wirtschaftsförderung, die nicht „ordentlich“? Wertvoll ist die rum holt die UNB die Beiratsmitglie- Hochschulen, das Kommunale Job- Birke allemal, denn sie ist die erste der nicht zur Beratung hinzu, wenn center für die Produktionsschule, Baum-Initialpflanze, die sich von al- sie erkennt, dass bei ihnen umfassen- Wohlfahrtsverbände, Bildungsträger lein ansiedelt, wenn man eine Fläche des Wissen vorliegt und bevor die Ar- und einige Firmen, die Neu- und Wei- sich selbst überlässt; erst danach fol- beiten starten? terentwicklungen planen. gen Eichen und andere Arten. 230 In- sektenarten leben auf einer Birke, sie ist nach der Eiche mit 300 Arten der artenreichste Baum in unserer Regi- Vegetarische Gerichte on. Mit der Redewendung „wild“ soll dem Bürger offensichtlich suggeriert Winterliche Minestrone – werden, dass etwas entfernt werden schneller und leichter Wintereintopf soll, was dort nicht hingehört – aber Zutaten: 1 Zwiebel, 500 g Wirsing, 1 Stange im Rahmen der Endgestaltung ver- Lauch, 1 Petersilienwurzel, 4 Möhren, 1 rote mutlich angepflanzt werden wird. Of- Paprika, 2 EL Bratöl, Salz, 250 g Muschelnudeln, 250 g tiefgefrorene grü- fensichtlich hat die Ruhrkohle AG ne Bohnen, Pfeffer, 1,5 l Gemüsebrühe, getrocknete Kräuter der Proven- (RAG) immer noch zu viel Geld zur ce (Zugabe nach Belieben), 1 Glas rotes Pesto. Verfügung! Zubereitung: Das Gemüse waschen und putzen. Die Zwiebel fein wür- Im Westfälischen Anzeiger vom feln, den Wirsing in Streifen, den Lauch in Ringe, die Petersilienwurzel in 01.02.2019 ist nachzulesen, dass ein kleine Würfel, die Möhren in Scheiben und die Paprika in grobe Stücke Gespräch stattgefunden hätte und die schneiden. Planung mit dem Naturschutz abge- Das Bratöl in einem weiten Topf erhitzen, zuerst die Zwiebelwürfel an- sprochen worden sei. Mit welchem dünsten, Möhren und Petersilienwurzel zugeben und kurz anbraten, dann „Naturschutz“ mag das gewesen die Paprikawürfel zugeben, nach weiteren 2 Min. Lauch und Wirsing. sein? Mit dem amtlichen oder dem Alles leicht salzen und Kräuter der Provence zugeben und bei mittlerer ehrenamtlichen Naturschutz? Die Hitze ca. 5 Min. unter Rühren schmoren lassen. Mit der Gemüsebrühe Ehrenamtler haben davon jedenfalls auffüllen, die gefrorenen Bohnen zugeben und alles ca. 10-12 Min. zuge- nichts gehört. Auf der letzten Sitzung deckt köcheln lassen. des Beirats bei der unteren Natur- In der Zwischenzeit die Muschelnudeln in Salzwasser kochen. Die fer- schutzbehörde der Stadt Hamm tigen Nudeln in die Suppe geben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. (UNB) war der Zustand der Halde Mit rotem Pesto servieren. Guten Appetit! Gegenstand einer Anfrage eines Bei- 5
Umbau der Lippe zwischen Münster- und Fährstraße Eine an sich gute Planung in der Lippeaue bekommt einen faden Beigeschmack Die Planung des „Erlebensraumes Tierarten, die hier früher ihre Le- damit die Schuhe der Sonntagsspa- Lippeaue“ ist ein großer Eingriff in bensräume gefunden haben, wieder ziergänger und die Hosensäume der das ökologische Gefüge der Auen- zurückkehren. Die meisten von ihnen Radfahrer sauber bleiben? Wenn im landschaft zwischen Münster- und stehen heute auf der Roten Liste der Frühjahr Erdkröten, Grasfrösche und Fährstraße. Nicht alle Menschen in bestandsbedrohten Arten: Lebens- Molche sich wieder auf den Weg vom Hamm sind darüber begeistert. Die raumverlust verhindert ihre Fort- Winter- ins Sommerquartier machen, Federführung liegt bei der unteren pflanzung, Nahrung wird knapp! Be- sind Radfahrer für die wandernden Naturschutzbehörde (UNB) der kassinen, Regenpfeifer, Brachvögel, Amphibien eine große Gefahr. Stadt Hamm, mit dem Lippeverband Weihen sind betroffen! Und natürlich Die Landesregierung hat in ihrem arbeitet die Behörde eng zusammen. der Kiebitz, der vor einigen Jahren Programm „Natur 2000 in NRW“ fol- Die einzelnen Verfahrensschritte hier noch in großer Zahl brütete. Die gende Aussage getroffen: „Die Lip- begannen mit der 28. Änderung des Umgestaltung wird die Verhältnisse peaue ist die entscheidende ökologi- Flächennutzungsplanes (FNP) der für diese Arten verbessern. sche Ost-West-Verbindung im nördli- Stadt Hamm, die Planung konnte ins Nicht alles ist so wirklich gut aus chen Ruhrgebiet. Ausgleichs- und Er- Leben gerufen werden. Der FNP Sicht des Naturschutzes. Weitere Vor- satzmaßnahmen, die sich zwangsläu- stellt dar, was auf Flächen gebaut stellungen klingen wie das Ergebnis fig durch den Steinkohlenbergbau er- werden darf: Wohngebäude, Indus- einer Ideensammlung: Schließlich geben werden, sollten gezielt in Teil- triegebiete, Sportplätze, Abfallanla- sind hier in der schützenswerten, re- bereichen der Aue zwischen Wesel gen oder auch Wald und Naturschutz. lativ kleinen Hammer Flussaue und Hamm gelegt werden. …“ Zwischen Münster- und Fähr- Flächen mit hoher Aufenthaltsqua- Nun ist der Steinkohlenbergbau straße im Westen und Osten sowie lität für Spiel, Sport, Erlebnis und Er- in Deutschland Geschichte. Erkenn- Flugplatz/Heessener Straße und Lip- holung (Liegewiese, Strand am Lip- bar ist das Vorhaben der Landesre- pe im Norden und Süden will die peufer, Beachvolleyballplatz, Freizeit- gierung, die Lippeaue durchgängig UNB hier so einiges realisieren. Die einrichtungen) und Gebäude für Gas- ökologisch aufzuwerten; dieses Ziel Lippe soll größere Retentionsräume tronomie vorgesehen. Der NABU hat sollte heute immer noch gelten. Der bekommen, damit bei Hochwasserer- in seiner Stellungnahme diese Vorha- „Erlebensraum“ und der Auenpark eignissen das Wasser zurückgehalten ben abgelehnt, weil sie nicht mit öko- tragen jedenfalls nicht dazu bei, son- werden kann, bevor es bei den Unter- logischen Zielen einhergehen. Wie dern konterkarieren das Ziel. liegern die Keller überschwemmt. die Erfahrung von 40-jähriger Teil- Ausschlaggebend zur Umsetzung Die Rückverlegung des Lippedeiches nahme an solchen Planungsverfah- aller Maßnahmen und Pläne ist allein nach Norden an die Südgrenze des ren zeigt, muss der Naturschutz der politische Wille. Der Rat der Stadt Flugplatzes, dann südlich die Kläran- Maximalforderungen stellen, wie Ge- Hamm hat bisher allen Einzelschrit- lage Mattenbecke umlaufend und werkschaften es bei Tarifverhandlun- ten dieser Planung mehrheitlich zu- weiter nach Norden schwenkend bis gen machen. Die Entscheidung da- gestimmt, und diesem Willen müssen zur Dolberger Straße ist absolut un- rüber, was umgesetzt wird, liegt letzt- sich alle, Bürger, Naturschutzverbän- terstützenswert. Vorgesehen sind endlich in den Händen der Genehmi- de, Oppositionsparteien, beugen. weitere ökologisch sinnvolle fluss- gungsbehörden, der Bezirksregie- Die Bauzeitenregelungen hin- bauliche Maßnahmen, wie Laufver- rung oder des Stadtrates. sichtlich des Artenschutzes sind ein längerung, Sohlanhebung, Schaffung Als I-Tüpfelchen soll ein asphal- Problem. Im Plangebiet halten sich von Sekundärauen und Verbesserung tierter Rundweg für Spaziergänger 96 wild lebende Tierarten auf, die die der Uferstrukturen. Richtig ist es, die und Radfahrer Besucherverkehr in Aue zu unterschiedlichen Jahreszei- Aue wieder zu vernässen, damit die die Aue locken. Asphalt in einer Aue, ten nutzen; 25 Arten sind Brutvögel. Das haben die von der Stadt Hamm Der Hochwasserdeich beauftragten Gutachter festgestellt. wird nach Norden Wie sollen die Bautätigkeiten mit den verlegt bis an die Grenze unausbleiblichen Scheuchwirkungen des Flugplatzes. ohne Vertreibung der Arten von ihren Nist- und Rastplätzen durchge- führt werden können? In den Planungsunterlagen wird ausgesagt, dass der Bereich des Auenparks nur von wenigen pla- nungsrelevanten* Vogelarten besie- delt wird. Haben die Planer bedacht, dass vom Auenpark Störungen (Scheuchwirkung auf Vögel durch Menschen und Hunde) in angrenzen- de Bereiche ausgehen werden? 6
Schließlich enden die Auswirkungen der Störungen nicht an der Grenze von Liegewiese und Sportplatz. Die Aussage bzw. das Ergebnis der Artenschutzprüfung, dass durch die geplanten Maßnahmen keine Ver- botstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG** erfüllt werden und dass CEF-Maßnahmen*** nicht erforder- lich sind, ist nicht nachvollziehbar. Es wird hier zwangsläufig zur Vertrei- bung vieler geschützter Tierarten kommen. Die in § 44 Abs. 1 BNat- Lippehochwasser SchG aufgeführten Verbote werden im Januar 2003 unweigerlich verletzt werden. östlich der In der Gesamtabwägung wäre al- Münsterstraße. lein die Umgestaltung der Lippeaue mit der Wiedervernässung der Aue fläche ausstrahlende Wärme für eine Beschilderungen für Betretungs- eine positive Entwicklung. Die Ham- längere Verweildauer und werden so verbote und Anleinpflicht für Hunde mer Lippeaue ist in diesem Bereich auch von Radfahrern vermehrt über- haben sich in Hamm in der Lippeaue viel zu schmal, um die geplanten Nut- fahren, weil sie dort länger sitzen erfahrungsgemäß als wirkungslos zungen für die hier ganzjährig wild le- bleiben als auf offenen Wegedecken. heraus gestellt; sie werden schlicht- benden, geschützten, streng ge- Das neue Wegenetz wird, wie die weg nicht beachtet, ihre Befolgung schützten und planungsrelevanten Planer selbst beschrieben haben, nicht kontrolliert. Die Hundehalter Arten störungsfrei verwirklichen zu „nutzungsbedingte Auswirkungen“ wollen ihre Tiere laufen lassen, das können. Die an sich sinnvolle Verbes- auf die in der Aue lebenden Tiere mit stellt man in der gesamten Aue fest. serung der Uferstrukturen wird sich bringen. Der vorgesehene Rund- Warum sollte das künftig in diesem durch Liegewiese und Lippestrand weg trägt erheblich dazu bei. Daher Auenabschnitt anders sein? für Freizeitnutzer nicht erreicht, son- wäre es angebracht, statt eines Rund- * „Planungsrelevante Arten“: dern verhindert! Das Entfernen der wegs einen Weg weitab von Gewäs- Wild lebende Tiere und Pflanzen werden in Steinpackungen an der Uferbö- sern nur an den Deichfuß zu verle- Schutzkategorien geführt: „Besonders ge- schung ist eine richtige Entschei- gen. Vorstellbar wäre ein Stichweg, schützt“ und „Streng geschützt“, dazu kom- dung, ist hier aber auch Mittel zum an dessen Ende eine getarnte Beob- men weitere Listen der EU-Vogelschutz- Zweck für die Liegewiese. achtungsmöglichkeit (Holzhütte) richtlinie und des Anhangs IV der FFH- Der Flugplatz im Norden und der steht. Dieser Stichweg könnte an ei- Richtlinie. In NRW hat das Landesamt für Kanal im Süden zwängen die Lippe nes der Gewässer herangeführt wer- Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) für Planungsverfahren daraus ei- hier in einen bereits schmalen Raum. den. Er sollte durch Abdeckungen so ne Liste von Arten erarbeitet, deren Vor- Die natürlichen Überschwemmungs- abgeschirmt werden, dass die Besu- kommen als „planungsrelevante Arten“ im bereiche der Lippe sind im Norden cher von Vögeln nicht wahrgenom- Rahmen einer „Artenschutzrechtlichen Prü- teilweise bebaut und werden durch men werden. Dies wird in den Nie- fung“ einzeln zu betrachten sind. Dolberger und Heessener Straße be- derlanden vorbildlich realisiert. ** § 44 Abs. 1 BNatSchG: schnitten. Jetzt kommt ein weiterer Sollten nicht bereits jetzt Maß- (1) Es ist verboten, 1. wild lebenden Tieren der besonders ge- erheblicher Störfaktor hinzu. nahmen festgesetzt werden, die Kon- schützten Arten nachzustellen, sie zu fan- Im östlichen Bereich, grob gesagt trollen durch die Ordnungsbehörden gen, zu verletzen oder zu töten oder ihre auf Höhe der Einmündung der Ahle- zwingend vorsehen, kann prophezeit Entwicklungsformen aus der Natur zu ent- ner Straße auf die Heessener Straße, werden, dass eine erhebliche nehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, ist ein „Lern- und Integrationsbauern- Störung durch angeleinte und freilau- 2. wild lebende Tiere der streng geschützten hof“ vorgesehen. Das ist gut, können fende Hunde und uneinsichtige Hun- Arten und der europäischen Vogelarten doch Kinder dann mit eigenen Augen deführer die Folge sein wird. Dies während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Über winterungs- und Wande- sehen, dass Kühe doch nicht lila sind. spiegelt auch der derzeitig aktuelle rungszeiten erheblich zu stören; ... Allein der Standort des Hofes ist Zustand in der gesamten Hammer 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild schlecht gewählt, denn im Westen an Lippeaue wider, in der Übertretun- lebenden Tiere der besonders geschützten der Römerstraße wäre er nicht so gen geltender Vorschriften durch die Arten aus der Natur zu entnehmen, zu be- störend, wird er doch zahlreiche Be- Hammer Ordnungsbehörden nicht schädigen oder zu zerstören, ... sucher in die Aue locken. Das soll mit oder nur selten geahndet werden. In *** CEF-Maßnahmen: Fördergeldern zusammen hängen, diesem Zusammenhang ist in den Infolge eines Eingriffs, wie er lt. § 44 BNat- SchG beschrieben wird, wird eine Aus- die im Westen nicht erreichbar Planungsunterlagen von einer „gerin- gleichs- und Ersatzmaßnahme vor Beginn wären, im Osten schon, so die UNB. gen Eingriffserheblichkeit“ die Rede, der Bauarbeiten durchgeführt. Damit soll si- Einige Änderungen könnten die wenn die Anleinpflicht für Hunde um- chergestellt werden, dass diejenigen Tiere Planung verträglicher gestalten, der gesetzt werden würde. Das ist völlig und Pflanzen, die ihren Lebensraum verlie- Naturschutzbund Hamm (NABU) hat realitätsfern, da diese Auswirkungen ren, rechtzeitig einen neuen Lebensraum dazu Folgendes vorgeschlagen: erheblich sein werden! Kaum ein nutzen können. Das neue Habitat muss in di- rektem Zusammenhang zum verloren ge- Auf die Asphaltierung von Wegen Hundehalter wird sich daran halten, gangenen Lebensraum stehen. Es ist eine ist zugunsten einer wassergebunde- die Hunde werden an den Ufern ent- zeitlich vorgezogene Ausgleichs- und Ersatz- nen Wegedecke zu verzichten. Am- lang laufen und Vögel vertreiben; das maßnahme. Durch ein Monitoring wird der phibien nutzen die von einer Asphalt- ist die derzeit feststellbare Realität. Erfolg der CEF-Maßnahme überwacht. 7
Bebauung des Peter-Röttgen-Platzes schont den alten Baumbestand Für den Peter-Röttgen-Platz liegt ein Bebauungsplan vor. Hier sollen Wohnhäuser entstehen, die in zwei- und dreigeschossiger Bauweise vor- gesehen sind. Das alte auf dem Platz stehende Gebäude wurde in den 1930er Jahren für Angehörige der Wehrmacht errichtet und ist in den vergangenen Wochen bereits abge- rissen worden. Der Naturschutzbund Hamm (NABU) hat dazu einige Anre- gungen gegeben. Auffallend sind die an der westli- chen Grenze zur Weidekampstraße stehenden Großbäume, die schüt- zenswert und im Straßenbaumkatas- ter der Stadt Hamm verzeichnet sind. Bereits im Bebauungsplan ist vorge- sehen, dass diese Bäume erhalten bleiben müssen; trotzdem hat der Bleiben stehen: Die alten Bäume auf dem Peter-Röttgen-Platz in der Innenstadt. NABU in seiner Stellungnahme noch einmal auf die Bedeutung der Bäume in denen mehrere Brutpaare neben- c Ein liegender Baumstamm (der für den Artenschutz hingewiesen. einander Brutmöglichkeiten finden. Äste haben kann) zum Klettern Am Rande des Spielplatzes stehen Sinnvoll wäre es, einen solchen Kas- und Balancieren, an der östlichen Seite drei Bäume, ten an einem der drei neuen Wohnge- c Geländemodellieren; z. B. Hügel die ebenfalls erhalten werden müs- bäude unter der Dachkante anzubrin- zum „Drüberlaufen“ oder eine sen. Sie können in die vorgesehene gen. Die Anbringung sollte so erfol- Mulde, in der sich auch mal nach Sanierung des Spielplatzes als Schat- gen, dass der Kasten erreichbar ist Regenfällen Wasser sammeln tenspender einbezogen werden, und gereinigt werden kann. Für die kann, schließlich sorgen sie für ein ange- Anbringung von Mauerseglerkästen, c ein Steinhaufen zum Klettern, nehmeres Kleinklima. für die eine jährliche Pflege nicht er- c eine Hecke oder ein „Haus“ („Wei- Die vorgeschlagenen Arten- forderlich ist, eignen sich die dreige- den-Tippi“) aus Weidenstecklin- schutzmaßnahmen hinsichtlich der schossigen Wohnhäuser, weil sie gen; vielleicht können hierzu die Fledermaus-Lebensraumansprüche höher sind. Anwohner einbezogen werden. und Vögel sind von den Naturschutz- Auch zum vorhandenen Spiel- Diese Anregungen zur Spielplatz- verbänden als unterstützenswert ein- platz, der saniert werden soll, kamen gestaltung sind dem Fachamt mit Si- gestuft worden. Vorgesehen ist, ent- Anregungen von den Verbänden. An- cherheit bekannt. Allerdings sind sol- sprechende Fledermaus- und Mauer- geregt wurde, den Platz nicht nur cherart gestaltete Spielplätze in Ham- seglerkästen an den neuen Gebäuden nach DIN-Norm zu gestalten, indem mer Wohngebieten selten zu sehen; zu installieren. Weiterhin wäre es neue Spielgeräte aufgestellt werden, daher die in der Stellungnahme sinnvoll, auch den Sperlingen zu hel- sondern dass für Kinder interessante geäußerten Vorschläge. fen. Sperlinge brüten gern in Koloni- Spielmöglichkeiten entstehen. Sinn- Für die Flachdächer regten die en; es gibt im Fachhandel Nisthilfen, voll wären z. B.: Verbände eine Dachbegrünung an. EIN WORT IN EIGENER SACHE Liebe Leser, Die Kosten werden von mir als Herausgeber privat ge- diese Broschüre ist kostenlos, sowohl in der Papierform tragen. als auch online zur Ansicht und zum Download auf der Wenn Ihnen, liebe Leser, diese Broschüre gefällt und Sie Internetseite www.dieoekologische.de. dieses Projekt unterstützen wollen, damit es fortgeführt Allerdings: Es entstehen Kosten für den Druck und die werden kann, freue ich mich über eine freiwillige Spende Online-Veröffentlichung. von 3,00 Euro auf das Konto der Sparkasse Hamm, IBAN DE11 4105 0095 0001 1224 56, Kontoinhaber Mit dieser Broschüre soll kein Geld verdient werden; Ulrich Schölermann, oder in anderer jedem Leser freige- Anlass für die Herausgabe ist allein die Überlegung, dass stellten Form. eine vergleichbare Publikation in Hamm fehlt – und dass sie nötig ist! Nichts anderes wird hiermit bezweckt! Ich bedanke mich im Voraus! Ulrich Schölermann 8
Umgestaltung der Geithe und Verbesserung des Hochwasserschutzes Im vorliegenden Verfahren geht es um den Ausbau des Hochwasser- schutzes der Geithe wegen der Er- weiterung des Baugebiets südlich der Siegenbeckstraße auf Antrag des Rheinisch-Westfälischen Elektrizi- tätswerkes AG (RWE). Auch zu die- sem Verfahren waren die Natur- schutzverbände zu einer Stellungnah- me aufgefordert. Im Juni 2015 hat der NABU zum B-Plan 02.089 Siegenbeckstraße (Baustelleneinrichtungsfläche für den Bau der RWE-Kraftwerksblöcke D und E) Stellung genommen. Dort wurde darauf hingewiesen, dass im Bereich des Geithebaches der Kie- bitz gebrütet hat, bis die Fläche im südlichen Bereich aufgefüllt wurden. Die zum aktuellen Verfahren vorlie- gende „Artenschutzrechtliche Unter- suchung“ führt den Kiebitz nicht auf. Platz wäre hier vorhanden unterhalb des Kraftwerkes Westfalen in Uentrop für Es ist möglich, dass der Kiebitz als die Umlegung der Geithe mit weitaus größerem Schutzstreifen im Gewässerum- Brutvogel aktuell nicht mehr vor- feld als vorgesehen. kommt. Allerdings ist er vertrieben worden durch die Tätigkeiten des Es wird deutlich, dass aus einem geschwindigkeit bekommt. Nicht op- RWE. Der NABU regte daher an, die- Kohleabsetzbecken Niederschlags- timal ist die Entwässerung der Er- sem Umstand Rechnung zu tragen wasser von kohlebelasteten Flächen schließungsstraße. Bei starken Nie- und für den Kiebitz Ersatzflächen zur in das Polderbecken einfließt, das derschlagsereignissen kann es dazu Verfügung zu stellen. Der Kiebitz aber auch nach Durchlaufen des Ab- kommen, dass belastetes Nieder- wird in der Roten Liste der Brutvögel setzbeckens weiterhin belastet ist. schlagswasser, das nicht über die NRW in der Kategorie 2 („Stark ge- Hier sollte für dieses belastete Was- Straßenseitengräben abgeführt wer- fährdet“) geführt, Gefährdungsten- ser eine andere Lösung gefunden den kann, in die Geithe läuft. Dies denz steigend! werden. Aufgrund der angrenzend sollte durch geeignete Maßnahmen Ebenfalls hatten die Verbände be- geplanten Gewerbe- und Industrie- vermieden werden. reits im Juni 2015 angeregt, den flächen wird sich der Zufluss von be- Die Anlage von Kies- und Sand- Schutzstreifen entlang der Geithe lastetem Niederschlagswasser weiter flächen, Röhrichten und Blänken als von beiderseits je zehn Metern auf je verschärfen. Habitate für wild lebende Arten be- 30 Meter zu erhöhen. Somit stünde Auf dem Kraftwerksgelände ist grüßen die Naturschutzverbände in deutlich mehr Raum zur Verfügung die Geithe auf einer Länge von 1,8 Ki- ihrer Stellungnahme ausdrücklich. für eine natürlichere Gestaltung des lometern verrohrt. Vor und nach der Besonders für den Flussregenpfeifer Gewässers. Auch Fische würden da- Verrohrung ist das Gewässer offen. sind solche Kiesflächen wichtig. Die- von profitieren. Aus den aktuell vor- Langfristig sollte hier eine Lösung ge- se Flächen müssen allerdings ge- liegenden Unterlagen geht hervor, funden werden, hier wieder ein offe- pflegt und offen gehalten werden. Da- dass der geplante Gewässerverlauf nes Gewässer im Sinne der Wasser- her wäre es sinnvoll, bereits jetzt eine der Geithe eine gleichförmige, fast li- rahmenrichtlinie zu schaffen. Regelung für die Pflege zu treffen. nienhafte Struktur mit „kleinen Der Durchlass der Geithe unter- Die Bauzeit darf nicht in die Brut- Schwüngen“ nach Norden und Süden halb der Autobahnbrücke liegt viel zu und Aufzuchtzeit wild lebender Arten aufweisen soll. Sinnvoller wäre die hoch. Dadurch wird die Fließge- hineinreichen. Die angegebenen Anlage von Mäandern. Diese Mäan- schwindigkeit der Geithe deutlich sechs bis neun Monate sind zu lang, der müssen so angelegt werden, dass herabgesetzt, und der Bach staut sich sofern bis zu neun Monate benötigt die Bildung von Steilufern sowie permanent vor diesem Durchlass. werden würde. Vom 1. März bis zum Prall- und Gleithängen unterstützt Bei starken Regenfällen verteilt sich 15. August dürfen keine Bautätigkei- wird; Uferschwalbe und Eisvogel dadurch das belastete Wasser im ten durchgeführt werden. Je nach können sie nutzen. Ebenso sinnvoll Rückstau in der Aue! Dieser Durch- Witterungslage ist damit zu rechnen, wäre die Anlage von Kolken. Erst lass muss so vertieft werden, dass die dass die ersten Arten bereits Mitte dann kann man von einer gelungenen Geithe hier wieder ein natürliches Februar auf ihre angestammten Brut- Gewässerrenaturierung sprechen. Gefälle für eine entsprechende Fließ- plätze zurückkehren. 9
RVR stellt Regionalplan für Hamm auf Wenig Begeisterung auf der Bürger versammlung am 16.01.2019 Der Regionalverband Ruhrgebiet sein, er soll Möglichkeiten und Gren- die Bezirksregierung Arnsberg unter (RVR) informierte im Januar die zen einer Nutzung aufzeigen und so Beteiligung der Stadt Hamm. Hammer Bevölkerung über seine ak- Konflikte vermeiden. Zu beachten ist Martin Tönnes kam kaum dazu, tuellen Planungen zur Gestaltung das bundesweit geltende Raumord- auf der Bürgerversammlung über die großflächiger Gebiete in Hamm. Da- nungsgesetz, der Bundesverkehrs- Aufgaben des RVR und die grundle- zu hatte den RVR die Verbandsver- wegeplan und der Landesentwick- genden Ideen der aktuellen Planung sammlung der im RVR zusammenge- lungsplan NRW. zu berichten. Viele der Anwesenden, schlossenen Kommunen* am An diesem Plan kommt keine in- selber bezifferten sie sich auf 90 %, 04.04.2014 beauftragt. RVR-Beigeord- nerstädtische Planung vorbei. Dort, waren aus Uentrop gekommen. Es neter Martin Tönnes und der Leiter wo zum Beispiel im Regionalplan ein ging ihnen nur um das geplante In- des Planungsamtes der Stadt Hamm, reines Wohngebiet vorgesehen ist, dustriegebiet südlich des Trianel- Hans-Martin Muhle, stellten die kann nicht Gewerbe angesiedelt wer- Kraftwerks, nördlich der Baum- Überlegungen den etwa 150 Zuhö- den. Aber: Jeder Plan ist auch verän- straße, westlich der Frielinghauser rern im großen Saale des Techni- derbar, wenn ein entsprechendes Ver- Straße. Der Bereich des Trianel- schen Rathauses vor. fahren auf den Weg gebracht wird. Kraftwerks wird von der Stadt Hamm Der Regionalplan ist ein überge- Auf der Grundlage dieses Plans „K-Park“ genannt, insofern nennt sie ordneter Plan, der nicht parzellen- können die örtlich kleinräumig gel- das neu geplante Gebiet „K-Park II scharf ist. Er legt Gebiete und ihre tenden Pläne entwickelt werden: der Süd“. Die Ausmaße dieses Gebietes Nutzung von stadtweiter Bedeutung Flächennutzungsplan und der jeweili- mit 50 Hektar sind erheblich, mehre- fest. Das sind Wohn-, Gewerbe- und ge Bebauungsplan für ein konkretes re Gehöfte liegen darin. Die Befürch- Industriegebiete, aber auch Flächen Vorhaben. Darüber entscheidet der tungen der Menschen aus Norddin- für Landwirtschaft, Hochwasser- Rat der Stadt Hamm. Raumbedeutsa- ker sind verständlich: Wer möchte schutz, Freiraum, Freiluftschneisen me, also größere Planungen, werden schon Verkehr, Lärm und Abgase, und Ressourcengewinnung (z. B. als Planfeststellungsverfahren oder verursacht durch ein Industriegebiet, Sand- und Kiesabbau), dazu die Pla- Plangenehmigungsverfahren behan- vor der Haustür haben? nung von Bahnstrecken und überört- delt. Das waren zum Beispiel die Pla- Die immer wieder kehrende Fra- lich bedeutsamer Straßen. 15 bis 20 nung der Müllverbrennungsanlage in ge war: Wann wird gebaut? Diese Jahre soll ein solcher Plan bis zur Bockum-Hövel oder der Lippesee in Antwort steht natürlich noch in den nächsten Neuaufstellung wirksam der Stadtmitte. Darüber entscheidet Sternen. Erst muss der Regionalplan Der neue Regionalplan für Hamm: Die grau schattierten Gebiete stellen Industrie- und Gewerbegebiete dar. Regionalplan Ruhr (Ausschnitt Stadt Hamm) – Erarbeitungsentwurf Stand: April 2018 Regionalverband Ruhr 10
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