Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen - (NMOSD): Wissenswertes zu Diagnose und Therapie

 
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Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen - (NMOSD): Wissenswertes zu Diagnose und Therapie
Neuromyelitis-optica-
Spektrum-Erkrankungen
(NMOSD):
Wissenswertes zu
Diagnose und Therapie
Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen - (NMOSD): Wissenswertes zu Diagnose und Therapie
Inhalt                                                                                            Vorwort
Vorwort                                                                 3                         Der Begriff Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (engl. NMOSD;
                                                                                                  Neuromyelitis Optica Spectrum Disorders) umfasst eine Gruppe entzündlicher
NMOSD: Was ist das?                                                     4                         Autoimmunerkrankungen des zentralen Nervensystems.
                                                                                                  In dieser Broschüre dürfen wir Ihnen dieses seltene neuroimmunologische
Wie häufig ist NMOSD?                                                   5                         Erkrankungsspektrum vorstellen und Sie über das Krankheitsbild informieren,
                                                                                                  da NMOSD-Schübe einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der
Pathogenese: Wie entwickelt sich eine NMOSD?                            6                         betroffenen Patienten haben.
                                                                                                  Bereits im Jahr 1894 beschrieb der französische Neurologe Eugène Devic 16
Was sind die klinischen Symptome bei Erstmanifestation?                 8                         Patienten mit simultaner Opticusneuritis und subakuter transverser Myelitis.
                                                                                                  Die Neuromyelitis optica-Erkrankung wurde deshalb auch „Devic-Syndrom“
Wie wird die Diagnose gestellt?                                       10                          genannt und lange Zeit als Variante der Multiplen Sklerose angesehen. Die
                                                                                                  Entdeckung von Antikörpern gegen den membrangebundenen Wasserkanal
Wichtige Differenzialdiagnosen der Myelitis und Opticusneuritis       13                          Aquaporin-4 (AQP4), das als Tetramer einen Wasserkanal formt, hat zu einem
                                                                                                  grundlegenden Umdenken und Revision der Diagnosekriterien geführt, so
Wie ist der Verlauf?                                                  15                          dass man heute von Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen als eigener
                                                                                                  Krankheitsentität spricht.
Wie wird therapiert?                                                  16                          Da schon ein einzelner NMOSD-Schub irreversible neurologische Schäden
                                                                                                  mit bleibenden Behinderungen verursachen kann, bedarf es einer schnellen
Weitere Informationen rund um die NMOSD                               19                          Diagnostik, einem frühzeitigen Beginn der Schubtherapie und der Einleitung
                                                                                                  einer langfristigen Immuntherapie zur Verhinderung weiterer Schübe.
                                                                                                  Bei Verdacht auf eine NMOSD sollte der Patient daher frühestmöglich in einer
                                                                                                  neurologischen Klinik vorgestellt werden. Dafür ist eine enge Kooperation
                                                                                                  zwischen allen beteiligten Kollegen – vor allem Haus­ärzten, Augenärzten und
                                                                                                  Neurologen – notwendig.

Wichtige Abkürzungen                                                                              Die vorliegende Broschüre soll das Bewusstsein für die Erkrankung schärfen
                                                                                                  sowie die Diagnosemöglichkeiten und die grundlegenden Prinzipien der
AION:       Anteriore ischämische Opticusneuropathie                                              Therapie der NMOSD vorstellen. Das wichtigste Ziel bei NMOSD-Patienten ist,
APS:        Area-postrema-Syndrom                                                                 die Erkrankung zu erkennen, akute Schübe rasch und konsequent zu behandeln
AQP4:       Aquaporin-4                                                                           und weitere Schübe und damit neurologische Funktionsstörungen und
Ak:         Antikörper                                                                            Behinderungen zu verhindern.
CRION:      Chronic relapsing inflammatory optic neuropathy
GC:         Glukokortikoide
IL-6:       Interleukin 6                                                                         Diese Broschüre wird von der Roche Pharma AG zur Verfügung gestellt.
IPND:       International Panel for NMO Diagnosis                                                 Die Erstellung der Inhalte wurde durch die wissenschaftliche Beratung
KKNMS:      Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose                                   folgender NMOSD-Experten unterstützt:
LETM:       Longitudinale extensive transverse Myelitis
LHON:       Leber’sche hereditäre Opticusneuropathie                                              PD Dr. med. Antonios Bayas, Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie,
MRT:        Magnetresonanz-Tomographie                                                            Universitätsklinikum Augsburg
MOG:        Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein                                                  PD Dr. med. Joachim Havla, Institut für Klinische Neuroimmunologie, LMU Klinikum,
MRZ:        Masern, Röteln, Zoster                                                                Ludwig-Maximilians-Universität München
MS:         Multiple Sklerose                                                                     Prof. Dr. med. Ingo Kleiter, Marianne-Strauß-Klinik, Berg
NMO:        Neuromyelitis optica
                                                                                                  PD Dr. med. Markus Krumbholz, Neurologische Universitätsklinik Tübingen
NMOSD:      Neuromyelitis Optica Spectrum Disorders; Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen
OKB:        Oligoklonale Banden                                                                   Dr. med. Christoph Mayer, Neurologische Gemeinschaftspraxis im Bienenkorbhaus,
                                                                                                  Frankfurt/M.
ON:         Opticusneuritis
RZA:        Riesenzellarteriitis                                                                  Dr. med. Stefan Pfennigsdorf, Niedergelassener Augenarzt, Polch
SSc:        Systemische Sklerose                                                                  PD Dr. med. Marius Ringelstein, 1. Klinik für Neurologie, Heinrich-Heine-Universität
SLE:        Systemischer Lupus erythematodes                                                      Düsseldorf; 2. Zentrum für Neurologie und Neuropsychiatrie (ZNN), LVR-Klinikum Düsseldorf

                                                                                                                                                                                              Vorwort 3
NMOSD: Was ist das?                                                                                                 Wie häufig ist NMOSD?
                                                                                                                                 Cossburn et al. (2012):           Jacob et al. (2013):              Asgari et al. (2011):       Abcul-Enein et al. (2013):
                                                                                                                                 Cardiff (South East Wales)        Merseyside (Liverpool)            South Denmark               Austria
Unter dem Begriff der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (engl. NMOSD;                                                   {96 % Whites)                     (adults)                          (adults)                    71 / 8.4 million =
                                                                                                                                 14 / 712,572 =                    (95 % Whites)                     {94 % Danes)                0.77 / 100,000         Houzen et al. (ECTRIMS
Neuromyelitis Optica Spectrum Disorders) wird eine Gruppe seltener chronisch-entzündlicher                                       1.96 / 100,000                    8 / 1,145,322 =                   42 / 952,000 =              F:M = 7 : 1            2016): Tokachi Province,
                                                                                                                                 F:M = 6 : 1                       0.72 / 100,000                    4.4 / 100,000               AQP4+: 100 %           Hokkaido (Japanese)
Autoimmunerkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) zusammengefasst.1-4 Der Verlauf                                          AQP4+: 71 %                       F:M = 3 : 1                       F:M = 2.8 : 1                                      14 / 350,000 =
                                                                                                                                                                   AQP4+: 88 %                       AQP4+: 62 %                                        4.1 / 100,000
kann unbehandelt schwer sein: Nach fünf Jahren ist die Hälfte der Patienten erblindet und                                                                                                                                                               F:M = 5.7 : 1
                                                                                                                                                                                                                                                        AQP4+: 79 %
nicht mehr selbständig mobil, 20 % der Betroffenen sind verstorben. Häufigste Todesursache                     Flanagen, Cabre et al.
                                                                                                               (2016): Olmsted county
                                                                                                               (Mayo Clinic)                                                                                                                             Current study
sind respiratorische Insuffizienz und deren Komplikationen, meist als Folge einer zervikalen                   (82% Whites, 5% Blacks)                                                                                                                   Penang Island
                                                                                                               6 / 145,979 =                                                                                                                             (56 % Chinese, 33 % Malays,
transversen Myelitis.5-7                                                                                       3.9 / 100,000                                                                                                                             10 % Indians)
                                                                                                               F:M = 5 : 1                                                                                                                               14 / 702,200 =
                                                                                                               AQP4+: 83 %                                                                                                                               1.99 / 100,000
                                                                                                                                                                                                                                                         All females
                                                                                                               Whites: 4.0 / 100,000
                                                                                                                                                                                                                                                         AQP4+: 100%
KURZ GEFASST:                                    Historisches zur Nomenklatur                                  Blacks: 13.0 / 100,000
                                                                                                                                                                          Eskandarieh et al.
                                                                                                                                                                                                                                                         Chinese: 3.31 / 100,000
                                                 Die Neuromyelitis optica (NMO) galt aufgrund von häufig                                                                  (PACTRIMS 2016):
                                                                                                                                                                                                                                                         Malays: 0.43 / 100,000
NMOSD ist ein Oberbegriff für                    gleichzeitig vorkommender Opticusneuritis und transverser                                                                Teheran, Iran (Iranians)
seltene Autoimmunerkrankungen                    Myelitis lange Zeit als Unterform der Multiplen Sklerose      Cabrera-Gomez et al.                                       96 cases =
                                                                                                               (2009) Cuba:              Flanagen, Cabre et al. (2016):   0.81 / 100,000
des ZNS, die mit typischen                       (MS).1 Die Entdeckung des Autoantikörpers (Ak) gegen das                                                                                                                                                Bukhari et al. (2017):
                                                                                                               (65 % Whites, 10 %        French Martinique Island         F:M = 5 : 1
klinischen Phänotypen einhergehen                Wasserkanalprotein Aquaporin-4 (AQP4) im Jahr 2004 und        Blacks, 25 % Mixed)       (90 % Blacks, 5 % Whites)        AQP4+: 51 %                                                                     Australia & New Zealand
                                                                                                                                                                                                     Etemadifar et al. (2014):
und in AQP4-Ak-seropositiv oder                  dessen zentrale Rolle in der Pathogenese identifizierte die   58 / 11,177,743 =         39 / 392,291 =                                                                                                   155 / 27,669,900 =
                                                                                                                                                                                                     Isfahan, Iran (Iranians)    Pandit et al. (2014):
-negativ differenziert werden                    NMO jedoch als eigene Krankheitsentität und machte die        0.52 / 100,000            10 / 100,000
                                                                                                                                                                       Kashipazha et al. (2015):     95 cases =                  Urban Mangalore
                                                                                                                                                                                                                                                          0.70 / 100,000
können.                                          klinische Erweiterung des NMO-Spektrums notwendig.8           F:M = 7.3 : 1             F:M = 8.8 : 1                                                                                                    F:M = 6 : 1
                                                                                                                                                                       Khuzestan, Iran (Iranians)    1.9 / 100,000               (Indians)
                                                                                                               AQP4+: not tested         AQP4+: 79 %                                                                                                      AQP4+ > 90 %
                                                 Daraus folgte 2007 die Einführung der Bezeichnung NMO-                                                                51 / 4.5 million =            F:M = 2.3 : 1               11 / 419,306 =
                                                 Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) als Oberbegriff für NMO         Whites: 0.43 / 100,000    Blacks: 11.5 / 100,000        1.1 / 100,000                 AQP4+: 66 %                 2.6 / 100,000            Asians: 1.57 / 100,000
                                                 und ihre AQP4-Ak-seropositiven Varianten.5                    Blacks: 0.8 / 100,000                                   F:M = 7.5 : 1                                             F:M = 1.2 : 1            Whites & Others:
                 1                               Im Jahr 2015 wurden von der internationalen Studiengruppe                                                             AQP4+: 54 %                                               AQP4+: 27 %              0.57 / 100,000

                                                 „International Panel for NMO Diagnosis“ (IPND)                     1. Populations-basierte Prävalenzstudien zur NMOSD (mod. nach Hor Y et al. Multi Scler Relat Disord 2018; 19: 1920–1924)
                                                 überarbeitete Diagnosekriterien publiziert. Demnach
                 2                               unterscheidet man unter dem Oberbegriff NMOSD zwischen
                                                 „NMOSD mit AQP4-Ak“ und „NMOSD ohne AQP4-Ak“ ​                     KURZ GEFASST:                                                    Die NMOSD betrifft in westlichen Ländern schätzungsweise 1 bis
                                                 oder „NMOSD mit unbekanntem AQP4-Status“ (siehe Kapitel                                                                             3 Personen pro 100.000 Einwohner.10 Damit ist die NMOSD viel
                                                 „Wie wird die Diagnose gestellt?“, Seite 10 –12).9                 Mit einer Prävalenz von 1 bis 3                                  seltener als eine MS.6
                                                                                                                    Personen pro 100.000 Einwohner ist                               Zudem variiert die Prävalenz international erheblich – möglicherweise
                                                                                                                    NMOSD in westlichen Ländern eine                                 auch aufgrund genetischer Dispositionen – mit einem deutlich
                                                                                                                    seltene Erkrankung, Frauen sind                                  häufigeren Vorkommen bei asiatischen, afroamerikanischen und
                                                                                                                    deutlich häufiger betroffen.                                     südamerikanischen Personen im Vergleich zu Kaukasiern.3, 10
                                                                                                                                                                                     Das Alter bei Erstmanifestation einer NMOSD liegt in Deutschland
                                                                                                                                                                                     im Median bei 39 Jahren,11 jedoch sind ca. 20 % der AQP4-Ak-
                     3                                                                                                                                                               seropositiven Patienten 18 Jahre alt oder jünger bzw. 65 Jahre alt oder
                                                                                                                                                                                     älter.12 Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer (AQP4-Ak-
                                                                                                                                                                                     seropositive Formen Verhältnis F:M 6 – 9 : 1).2, 6, 13, 14
                                                                                                                                                                                     Zu berücksichtigen ist, dass ungefähr einer von vier AQP4-Ak-
                                                                                                                                                                                     seropositiven NMOSD-Patienten an einer weiteren manifesten
                                                                                                                                                                                     Autoimmunerkrankung leidet.13 Besonders häufig treten die
                                                                                                                                                                                     Hashimoto-Thyreoiditis, der systemische Lupus erythematodes (SLE),
                                                   1   Gehirn       2   Sehnerv       3   Rückenmark                                                                                 das Sjögren-Syndrom und Zöliakie als Komorbiditäten auf.2, 3, 6

                                                                                                                                                                                                                                                NMOSD – Was ist das? 5
Peripherie                      Blut-Hirn-Schranke                      ZNS

                                                                                                                                                 IL-6                                                                Oligodendrozyt

Pathogenese:                                                                       IL-6
                                                                                                                                                        4

                                                                                                                                                                                                                                                Neuron

Wie entwickelt
                                                                                  1                                                                                                            AQP4-Ak
                                                                                                                    AQP4-Ak

                                                                  Naive                                Th17
                                                                                                                                                                                                AQP4
                                                                                                                                                                                5

sich eine NMOSD?
                                                                  T-Zelle                              Zellen

                                                                                                                                 3
                                                                                                 2                                                                   Aktivierung des                                                               8
                                                                            Aktivierung
                                                                                                                                                                     Komplementsystems          Astrozyt
Auch wenn die Pathogenese der NMOSD noch nicht abschließend                                                                                                                                                                        7
                                                                                                                Plasmablast                                              IL-6
geklärt ist, konnte die autoimmunvermittelte Zerstörung von                                          B-Zelle                            Inflammatorische                              6
Astrozyten als zentrales Geschehen bei einem Großteil der NMOSD                                                                         Zellen

Patienten identifiziert werden.3, 6
                                                                                                                2. Pathogenese einer NMOSD (mod. nach Fujihara K. et al. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm.2020:7:e841)

KURZ GEFASST:                                  Rolle der Autoantikörper gegen Aquaporin-4 (AQP4-Ak)             Rolle von Interleukin 6 (IL-6)                                       1    IL-6 fördert die Differenzierung von T-Zellen zu Th17-Zellen.
                                               In etwa 75 % der Fälle kommt es zur Bildung von IgG-             Neben den AQP4-Ak und der AQP4-Ak-vermittelten
Die AQP4-Ak-vermittelte                        Autoantikörpern gegen das Wasserkanalprotein Aquaporin-4;        komplementabhängigen Zytotoxizität nimmt auch                        2 	Th17-Zellen fördern die Differenzierung und Proliferation von
                                                                                                                                                                                          B-Zellen zu Plasmablasten.
komplementabhängige Zerstörung                 der Trigger für dieses primäre Ereignis ist unbekannt.8          Interleukin 6 (IL-6) in der NMOSD-Pathogenese eine
der Astrozyten gilt als zentraler              Aquaporin-Wasserkanäle sind besonders in Geweben und             Schlüsselrolle ein.18 So finden sich im Serum und Liquor             3    Plasmablasten produzieren AQP4-Ak.
Mechanismus in der Pathogenese                 Organen mit hohem Flüssigkeitsaustausch wie beispielsweise       Betroffener insbesondere während des Schubs erhöhte
der AQP4-Ak-seropositiven NMOSD.               Speicheldrüsen und Nierentubuli exprimiert.15                    IL-6-Konzentrationen.19–21 Zudem fördert IL-6 in                     4	IL-6 erhöht die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke:
Neben den AQP4-Ak und dem                      Im ZNS findet sich das AQP4-Protein vor allem an                 in vitro-Untersuchungen die Bildung von AQP4-Ak durch                     Inflammatorische Zellen und AQP4-Ak wandern ins ZNS.
Komplementsystem nimmt auch                    Astrozytenfortsätzen nahe der Blut-Hirn- und Blut-               Plasmablasten und verlängert deren Überleben,22
                                                                                                                                                                                     5	AQP4-Ak binden an AQP4 der Astrozytenfortsätze, wodurch
Interleukin (IL) 6 eine Schlüsselrolle         Liquorschranke und in der Retina.15, 16                          beeinträchtigt die Blut-Hirn-Schranke, fördert die
                                                                                                                                                                                          es zu einer Aktivierung der Komplementkaskade kommt.
in der Pathogenese ein.                                                                                         Chemokin-Produktion und Einwanderung von Leukozyten
                                               Rolle des Komplementsystems                                      ins ZNS17, 23 sowie die Differenzierung von naiven T-Zellen          6	Die Komplement-Aktivierung fördert die Rekrutierung von
                                               Die AQP4-Ak werden von peripheren Plasmablasten, einer           in proinflammatorische Th17-Zellen.24, 25                                 inflammatorischen Zellen und damit die Entzündungsreaktion.
                                               Subpopulation von B-Zellen, gebildet und gelangen über die
                                                                                                                                                                                     7	Es kommt zu einer AQP4-Ak-vermittelten
                                               bereits durchlässige Blut-Hirn-Schranke in das ZNS, wo sie an    Antikörper gegen das Myelin-Oligodendrozyten-
                                                                                                                                                                                          komplementabhängigen Zytotoxizität und Zerstörung der
                                               die Astrozytenfortsätze binden.6 Dies bedingt eine Aktivierung   Glykoprotein (MOG-Ak)
                                                                                                                                                                                          Astrozyten.
                                               der Komplementkaskade, Rekrutierung inflammatorischer            Bei Patienten mit einem NMOSD-artigen Phänotyp ohne
                                               Immunzellen wie Neutrophilen und Eosinophilen sowie              AQP4-Ak werden zum Teil Antikörper gegen das Myelin-                8	Durch die entzündlichen Prozesse kommt es zu einer
                                               zytotoxischer T-Zellen.6 Die daraus resultierende AQP4-Ak-       Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG-Ak) gefunden.6, 26, 27                 sekundären Schädigung von Neuronen und Oligodendrozyten,
                                               vermittelte komplementabhängige Zytotoxizität und                MOG ist im Gegensatz zu AQP4 kein astrozytäres Protein,                   die Demyelinisierung und Neuronenverlust bedingen.
                                               Zerstörung der Astrozyten gilt als wesentlicher Schädigungs­     sondern wird auf der Oberfläche von Oligodendrozyten
                                               mechanismus bei NMOSD.3 Bei der NMOSD handelt es sich            exprimiert. MOG-Ak-seropositive Patienten sind deutlich
                                               demnach primär um eine Astrozytopathie.                          häufiger männlich und meist jünger. Primäre klinische
                                                                                                                Manifestationen sind ebenfalls Opticusneuritiden und
                                               Sekundäre Demyelinisierung und Neuronenverlust                   Myelitiden.6
                                               Durch die geschädigte Blut-Hirn-Schranke wandern zudem           Der Verlauf bei einem NMOSD-Phänotyp kann entgegen
                                               Entzündungszellen in das ZNS ein, insbesondere Lymphozyten      der früheren Einschätzung oft ähnlich schwer wie bei
                                               sowie neutrophile und eosinophile Granulozyten.3, 6, 8, 15-17    AQP4-Ak-seropositiven Patienten sein, so dass MOG-
                                               Die Entzündungsreaktion führt zu einer sekundären              seropositive Patienten ebenfalls oft langfristig behandelt
                                               Schädigung von Neuronen und Oligodendrozyten mit                 werden müssen.6 MOG-Ak können aber auch bei Patienten
                                               nachfolgender Demyelinisierung und Neuronenverlust.3, 6          mit anderen entzündlichen ZNS-Erkrankungen außerhalb
                                                                                                                des NMO-Spektrums vorkommen.3

                                                                                                                                                                                                                        NMOSD – Pathogenese 7
Was sind die klinischen
Symptome bei
Erstmanifestation?
Die NMOSD manifestiert sich bevorzugt am Nervus opticus, Rückenmark und                                                                                                     KURZ GEFASST:

der Area postrema; die Symptome können sehr vielfältig sein. Zu den häufigsten                                                                                              Kardinalsymptome der        Denken Sie bei diesen
Lokalisationen und entsprechenden Beschwerden gehören: 3, 6, 9, 11
                                                                                                                                                                            NMOSD sind, alleine oder    Alarmsymptomen an eine NMOSD: 3, 6
                                                                                                                                                                            teilweise in Kombination,
                                                                                                                                                                            das Auftreten einer
                                                                                                                                                                            Querschnittsymptomatik,
                                                                                                                                                                                                         ine akut auftretende, ungewöhnlich
                                                                                                                                                                                                        E
                                                                                                                                                                            meist schwerer
                                                                          Akute Myelitis mit sensiblen, motorischen und/oder autonomen Reiz-                                Sehstörungen oder           schwere unilaterale oder bilaterale
„Das Wichtigste bei der NMOSD
                                                                           oder Ausfallerscheinungen bis hin zum vollständigen sensomotorischen                             unstillbares Erbrechen      Opticusneuritis bis zum Visusverlust
                                                                           Querschnitt.                                                                                     und /oder unstillbarem
 ist, differenzialdiagnostisch an die                                     Akute Opticusneuritis mit schmerzhaften ein- oder beidseitigen                                   Schluckauf.                 (bilaterale Opticusneuritis in ca. 20 % der
Erkrankungen zu denken und nach                                            Sehstörungen bis hin zur Erblindung.                                                                                         Fälle bei Erstmanifestation 28).
Ausschluss ophthalmologischer                                              Area-postrema-Syndrom mit Übelkeit, unstillbarem Schluckauf
                                                                           und/oder Erbrechen. Die Area postrema liegt am kaudalen Ende der
Ursachen eines Visusverlusts
 schnellstmöglich an den Neurologen
                                                                           Rautengrube (Fossa rhomboidea) im Bereich des Hirnstamms.                                                                    Ein motorisches oder sensibles
 bzw. eine neurologische Klinik zu                                        Folgende Lokalisationen können bei NMOSD außerdem betroffen sein                                                              Querschnittsyndrom.
 überweisen.“                                                             und zählen mit den o.g. zu den klinischen Kernmerkmalen:

Dr. med. Dr. Stefan Pfennigsdorf,                                                                                                                                                                       Entleerungsstörungen der Blase
Niedergelassener Augenarzt in Polch
                                                                                                                                                                                                        und des Mastdarms.

                                                                                                                                                                                                        Unstillbares Erbrechen/Schluckauf
                                                                                                                                                                                                        über mehrere Tage.
              Akute Myelitis                                                 Opticusneuritis                                          Area-postrema-Syndrom
              39,7 % †#2                                                     32,5 % †2                                                10,6 % †2

              Akutes                                                         Symptomatische                                           Symptomatisches zerebrales
              Hirnstammsyndrom                                               Narkolepsie oder akutes                                  Syndrom mit NMOSD-
              5,5 % †2                                                       diencephales Syndrom                                     typischen Hirnläsionen
                                                                             4,1 % †^2                                                3,8 % †2

3. Spektrum der klinischen NMOSD-Symptomatik* 1 (nach 1. Wingerchuk DM et al. Neurology 2015; 85: 177–189 und 2. Long Y et al.
Front Neurol 2017; 28; 8: 62)

* N ach Kriterien des International Panel for NMO Diagnosis (IPND); † Studie mit retrospektiver Auswertung von 292 chinesischen Patienten mit AQP4-Ak-seropositiver NMO/
  NMOSD auf Basis der Diagnosekriterien zur NMO von 2006 und zur NMOSD von 2015; ^ Mit NMOSD-typischen MRT-Läsionen im Diencephalon; # Tansverse Myelitis

                                                                                                                                                                                                                                       NMOSD – Alarmsyptome 9
Wie wird die
Diagnose gestellt?
Die Diagnose einer NMOSD basiert hauptsächlich auf der klinischen
Präsentation, den Befunden der Magnetresonanz-Tomographie (MRT),                                                                    MRT
                                                                                                                                    Bei Patienten, bei denen aufgrund von Anamnese und klinischer
Liquorbefunden und dem AQP4-Ak-Nachweis.6, 9, 29                                                                                    Präsentation eine NMOSD vermutet wird, ist die kraniale MRT-
                                                                                                                                    Untersuchung mit Darstellung des N. opticus sowie der gesamten
                                                                                                                                                                                                              „Das MRT hat wegen des möglichen
                                                                                                                                    spinalen Achse jeweils vor und nach Gabe von Kontrastmittel (KM)          Nachweises des optico-spinalen Befalls und
                                                                                                                                    indiziert.3, 6, 9, 30                                                     Ausdehnung der Läsionen einen relevanten
                                                                                                                                                                                                              Anteil an der Diagnosestellung; neben den
                                                                                                                                    Charakteristische MRT-Befunde bei akuter Opticusneuritis sind: 3, 6
                                                                                                                                    • Signalsteigerung in fettuntedrückten T2-Sequenzen
                                                                                                                                                                                                               klinischen Symptomen ist das MRT ein
Die Diagnosestellung erfolgt nach den 2015                                a. Kraniales MRT mit Normalbefund oder nur                  sowie KM-Anreicherung innerhalb des Sehnervs in                        wichtiger paraklinischer Parameter, der den
revidierten Kriterien des IPND, die in seropositive                           unspezifischen Marklagerläsionen                         T1-gewichteten Sequenzen                                               Verdacht auf eine NMOSD lenken kann.“
(AQP4-Ak-seropositiv) und seronegative NMOSD                              oder                                                      • Häufig langstreckige Affektion des entsprechenden Sehnerven mit
                                                                                                                                                                                                              PD Dr. med. Antonios Bayas, Klinik für Neurologie und klinische
(AQP4-Ak-seronegativ) unterscheiden.9                  Opticus­neuritis   b. MRT der Sehnerven mit entweder T2-Hyperintensität        Ausdehnung bis ins Chiasma opticum                                     Neurophysiologie des Universitätsklinikums Augsburg
Bei der AQP4-Ak-seropositiven Form ist der                                    oder KM-Anreicherung, jeweils mindestens die          • Mehr als die Hälfte des Sehnervs betreffende Läsionen, bevorzugt
Nachweis von AQP4-Ak bei klinischer Präsentation                              Hälfte der Länge des N. opticus einnehmend oder das      hintere Sehnervensegmente betroffen
eines der sechs klinischen Kernkriterien für die                              Chiasma betreffend                                    • Sind beide Nn. optici betroffen, unterstützt dies die Diagnose NMOSD
Diagnose einer NMOSD ausreichend.6, 9, 11, 29
Bei der seronegativen NMOSD werden dagegen                                a. Spinales MRT mit intramedullärer Läsion, die sich     Charakteristische MRT-Befunde bei Myelitis sind: 3, 6
deutlich strengere Kriterien angelegt, und es müssen                          über mindestens drei Segmente erstreckt (engl.        • Langstreckige T2-hyperintense Signalanhebungen über
zusätzliche klinische und neuroradiologische                                  longitudinally extensive transverse myelitis, LETM)      ≥ 3 vertebrale Segmente (Longitudinale Extensive Transverse
                                                       Myelitis
Befunde vorhanden sein.9, 11                                              oder                                                         Myelitis; {LETM}), nach Gadolinium-Applikation kann sich eine
Bei AQP4-Ak-negativen Patienten müssen                                   b. Fokale Rückenmarksatrophie, die sich über                Schrankenstörung zeigen
nach Ausschluss anderer Differentialdiagnosen                                 mindestens drei Segmente erstreckt                    • CAVE: Verlaufsaufnahmen können multiple kurzstreckige
mindestens zwei der genannten klinischen                                                                                               Läsionen zeigen
Kardinalsyndrome im Rahmen eines oder mehrerer         Area-postrema-     Nachweis einer Läsion in der dorsalen Medulla             • Die Läsionen nehmen in axialen Sequenzen oft den kompletten
akuter Schübe aufgetreten sein. Zusätzlich müssen    Syndrom            oblongata (Area postrema)                                    Myelon-Querschnitt ein und sind mehrheitlich zentral gelegen
folgende Kriterien erfüllt sein: 9, 11                                                                                             • Charakteristisch sind „bright spotty lesions“ (zentral im Myelon
                                                       Hirnstamm­         Nachweis einer periependymalen Hirnstammläsion
                                                                                                                                       gelegene T2 liquorisointense Läsionen)
                                                       syndrom
1. B
    ei mindestens einem der Kardinalsyndrome                                                                                       • Eventuell zystische Läsionen, teilweise zentral-nekrotisch und
   muss es sich um eine Opticusneuritis, eine                                                                                          Kavitationen
                                                       Dienzephales       Läsionen mit Beteiligung des Hypothalamus,
   Myelitis oder ein Area-postrema-Syndrom                                                                                          • Postakut: meist hochgradige Atrophie des zuvor entzündlich
                                                       Syndrom oder       Thalamus oder periependymaler Areale des dritten
   handeln.                                                                                                                            geschwollenen Myelons („Sanduhr-Myelon“)
                                                       Narkolepsie        Ventrikels

2. E
    s muss sich um mindestens zwei                                       Große, konfluierende, einseitige oder beidseitige         Charakteristische MRT-Befunde bei Beteiligung des
   unterschiedliche Kardinalsyndrome handeln                              Läsionen, subkortikal oder im Marklager gelegen;          Zwischenhirns, Hirnstamms und Großhirns: 3, 6
   (räumliche Dissemination).                                             langstreckige (mindestens die Hälfte des Corpus           • Signalalterationen im Bereich von Hypophyse, Thalamus,
                                                                          callosum umfassende), diffuse, heterogene oder               Hypothalamus oder angrenzend an den dritten Ventrikel
3. J e nach Klinik müssen die folgenden,             Zerebrales                                                                   • Wolkige, unscharf begrenzte Läsionen („cloud-like enhancement“)
                                                                          ödematöse Corpus-callosum-Läsionen; langstreckige
    unterstützenden MRT-Kriterien erfüllt sein       Syndrom                                                                         sowie lineare Kontrastmittelaufnahme nahe dem Ependym der
                                                                          Läsionen entlang des Kortikospinaltrakts – ein- oder
   (mod. nach Kompetenznetz Multiple Sklerose:                            beidseitig – unter Beteiligung der Capsula interna           Seitenventrikel („pencil-thin enhancement“)
   Qualitätshandbuch MS/NMOSD. Ausgabe Januar                             und Kleinhirnschenkel; ausgedehnte periependymale         • Supratentorielle zerebrale Läsionen sind bei Erkrankungsbeginn
   2020):                                                                 Hirnläsionen, häufig mit Schrankenstörung                    eher selten, treten jedoch bei bis zu 80 % der Patienten im weiteren
                                                                                                                                       Krankheitsverlauf auf

                                                                                                                                                                                                                                                     NMOSD – Diagnose 11
Wichtige Differenzial-
                                                                                                                               diagnosen der Myelitis und
                                                                                                                               Opticusneuritis
Laboruntersuchungen                                                  KURZ GEFASST:                                             Die wichtigste Differenzialdiagnose der NMOSD ist die Multiple Sklerose (MS).3, 6, 31
Bei Verdacht auf NMOSD sollte eine Testung auf AQP4-Ak
im Serum erfolgen.6, 9, 11, 29, 31 Zellbasierte Testverfahren, bei   Die modifizierten IPND-Diagnose­                          Eine möglichst sichere Unterscheidung beider Entitäten ist aufgrund wesentlicher
denen Patientenserum auf AQP4-exprimierenden Zellen                  kriterien von 2015 erleichtern
inkubiert wird und anschließend eine Auswertung mittels              die frühzeitige NMOSD-Diagnose,                           Unterschiede in der Langzeit-Behandlung essenziell, da einige MS-Therapeutika
Durchflusszytometrie oder Mikroskopie erfolgt, sind heute            die neben den klinischen
die Technik der Wahl.6, 11 Wenn der erste Test negativ ist,          und MRT-Befunden auf der
                                                                                                                               unwirksam sind oder die NMOSD-Symptome sogar verschlechtern können.34
die Symptomatik jedoch für eine NMOSD spricht, sollte                Liquoruntersuchung und
die Testung wiederholt werden, insbesondere im Fall eines            dem serologischen Nachweis
weiteren Erkankungsschubes und eventuell mit einem anderen           von AQP4-Ak basiert.
Nachweissystem. Dabei ist zu beachten, dass Akuttherapien                                                                      Darüber hinaus sind bei Myelitiden vor allem Autoimmunerkrankungen
wie Aphereseverfahren, aber auch einige immunsuppressive                                                                       aus dem rheumatischen Formenkreis differenzialdiagnostisch zu
Intervalltherapien (z. B. eine anti-CD20-Therapie), Einfluss                                                                   berücksichtigen, die sich am ZNS manifestieren können. Hierzu gehören
auf den AQP4-Ak-Titer haben und der AQP4-Ak-Test                                                                               insbesondere der systemische Lupus erythematodes (SLE), das Sjögren-
therapiebedingt sogar negativ ausfallen kann.6, 9, 11                                                                          Syndrom und die systemische Sklerose (SSc) sowie Vaskulitiden. Auch an
Bei AQP4-Ak-seronegativen Patienten mit Verdacht auf                                                                           die Neurosarkoidose sowie infektiöse, metabolische (z. B. Vitamin-B12-
NMOSD empfiehlt sich eine Diagnostik auf das Vorliegen von                                                                     Hypovitaminose) und neoplastische Ursachen (z. B. spinale Manifestation
MOG-Antikörpern.6, 9 Auch hier sind zellbasierte Testverfahren                                                                 eines primären ZNS-Lymphoms oder ZNS-eigene Tumoren) sollte
zu verwenden.6, 11                                                                                                             gedacht werden.3, 6, 31

Liquoruntersuchung
Eine Liquorpunktion sollte aufgrund der                              „Die Liquordiagnostik ist zur
differenzialdiagnostischen Abgrenzung zur MS                         Abgrenzung einer MS wichtig:                              Vergleich einiger Charakteristika von NMOSD und Multipler Sklerose 5, 31, 32
erfolgen.6, 9, 29 Typischerweise zeigen NMOSD-Patienten
eine lymphogranulozytäre Pleozytose mit neutrophilen und
                                                                     Für die NMOSD sind fehlende
                                                                                                                                Kriterien        NMOSD                                                    Multiple Sklerose
eosinophilen Granulozyten. Das Fehlen von oligoklonalen               oder nur transient vorhandene
Banden (OKB) oder einer positiven MRZ-Reaktion im Liquor,             oligoklonale Banden typisch,                              Labor            AQP4-Ak                                                  Kein spezifischer Biomarker
wie sie bei MS-Patienten in ca. 95 % bzw. 78 % der Fälle              und auch die für eine MS recht
auftreten, kann auf NMOSD hinweisen.31, 32                                                                                                       Zellzahl auch >50/μl, häufig mit granulozyt.             Zellzahl in der Regel bis 50/μl lymphomonozytär,
                                                                      spezifische MRZ-Reaktion* ist                             Liquor           (auch eosinoph.) u./od. monozytärem Anteil, OKB bis      oligoklonale Banden (OKB) in ~95 %, MRZ-Reaktion
Optische Kohärenztomographie (OCT)                                    bei der NMOSD nur sehr selten                                              ca. 30 %, MRZ-Reaktion ~ 5 %                             in ~78 %
Ein neues bildgebendes Instrument in der Neuroinflammation            positiv.“
ist die retinale optische Kohärenztomographie (OCT), eine                                                                                        spinal: typ. ≥ 3 Segmente, zentrale Läsionen, oft mit    spinal: kurzstreckige lateral oder exzentrisch gelegene
                                                                      PD Dr. med. Marius Ringelstein, Klinik für Neurologie,
Technik, die die Rekonstruktion von Strukturbildern der                                                                                          Schwellungen, bisweilen Höhlenbildung                    Läsionen
                                                                      Universitätsklinikum Düsseldorf
verschiedenen Netzhautschichten mit einer Auflösung von                                                                                          kranial: oft normal od. diencephale Läsionen/ Läsionen   kranial (s. o.): Läsionen periventrikulär, juxta-/ kortikal,
                                                                     * MRZ-Reaktion: Intrathekale Synthese/Nachweis von
                                                                                                                                MRT
wenigen Mikrometern und eine sehr zeiteffiziente Bildaufnahme                                                                                    in der Area postrema od. unspezifische Läsionen,         infratentoriell
                                                                      mindestens 2 erregerspezifischen IgG-Antworten gegen
von nur wenigen Minuten ermöglicht. Dabei korreliert die              Masern-, Röteln- und Varizella-Zoster-Virus                                ~10 % MS-typisch n. Barkhof et al.42
durch die Opticusneuritis verursachte Beeinträchtigung
der visuellen Lebensqualität bei NMOSD mit dem Ausmaß
                                                                                                                                                 uni- od. bilateral, meist hochgradige Visusminderung,    unilateral typisch, MRT: kurzstreckige Ausdehnung, keine
der mittels OCT gemessenen Netzhautschädigung, was die                                                                          ON
                                                                                                                                                 MRT: langstreckige N. opticus-Läsion bis ins Chiasma     Chiasmabeteiligung
potenzielle klinische Relevanz dieser Technik unterstreicht.33

                                                                                                                                                                                                                                NMOSD – Differenzialdiagnosen 13
Wie ist der Verlauf?

                                                                                                                                                                                                         Behinderung

                                                                                                                                                            Kontrastmittelaufnehmende
                                                                                                                                                                     Läsionen

                                                                                                                                          NMO-Schübe
                                                                                                              Entzündung

                                                                                                                                                                                                 Neurodegeneration

                                                                                                            4. Krankheitsverlauf bei NMOSD: Die zunehmende Behinderung und Neurodegeneration resultieren fast ausschließlich
                                                                                                            aus den entzündlichen Schüben (mod. nach Kawachi I et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2017; 88: 137–145)

Bei einer Opticusneuritis sind ischämische (anteriore ischämische      KURZ GEFASST:                        KURZ GEFASST:                                        In über 90 % der Fälle verläuft die NMOSD schubartig, und
Opticusneuropathie {AION}) sowie nicht arteriitische oder                                                                                                        der Grad der Behinderung nimmt meist mit jedem Schub
arteriitische Opticusneuropathien bei Riesenzellarteriitis             Die MS ist die wichtigste            Bei der NMOSD ist die                                zu.6 Anhand früherer Daten benötigen innerhalb von fünf
(RZA) differenzialdiagnostisch abzugrenzen. Paraneoplastische,         Differenzialdiagnose der NMOSD;      Neurodegeneration Folge                              Jahren 50 % der NMOSD-Patienten einen Rollstuhl, rund
erregerbedingte und hereditäre (Leber’sche hereditäre                  daneben müssen infektiöse,           wiederholter Schübe, die damit                       62 % sind erblindet. 7, 36 Bei frühzeitiger Diagnosestellung und
Opticusneuropathie {LHON}) Opticusneuropathien sind ebenfalls zu       auto­i mmune, metabolische,          den Langzeitverlauf bestimmen.                       unter konsequenter Behandlung mit Therapien der neueren
berücksichtigen. Bei rezidivierender, nach Ende der Steroidtherapie    neoplastische, ischämische und                                                            Generation ist allerdings eine bessere Krankheitsprognose zu
rasch wiederaufflammender Opticusneuritis sollte eine                  hereditäre Ursachen ausgeschlossen                                                        erwarten. Ein zweiter Schub tritt unbehandelt bei 60 % der
MOG-Ak-assoziierte Erkrankung oder eine chronisch relapsierende        werden.                                                                                   Patienten im ersten Jahr, bei 90 % der Betroffenen innerhalb
inflammatorische Opticusneuropathie (CRION) in Erwägung                                                                                                          von drei Jahren nach Diagnosestellung auf.6, 37
gezogen werden. Eine zeitnahe ophthalmologische Mitbeurteilung ist
deswegen unbedingt notwendig.3, 6, 31 In den letzten Jahren hat sich                                                                                             Häufig verläuft eine NMOSD in „Clustern“ mit Phasen
die optische Kohärenztomographie (OCT) zur Differentialdiagnostik                                                                                                häufiger Schubaktivität, die sich mit Phasen niedriger
der Opticusneuritis etabliert.35                                                                                                                                 Aktivität abwechseln.6 In den letzten Jahren gab es aber auch
                                                                                                                                                                 einzelne Hinweise auf eine subklinische schub-unabhängige
                                                                                                                                                                 Neurodegeneration.38, 39 Diese Befunde bedürfen noch einer
                                                                                                                                                                 weiteren Bestätigung.

                                                                                                                                                                                                          NMOSD – Wie ist der Verlauf? 15
Wie wird therapiert?
Die Behandlung der NMOSD beruht im Wesentlichen auf drei Säulen.
Der raschen und intensiven Therapie akuter Schübe, der Schubprophylaxe und
der symptomatischen Therapie zur Verbesserung der Residualsymptome.3

• Rasche und intensive Therapie akuter Schübe mit             Wirkungseintritt erfolgen.11 Während der Therapie mit oralen     Schubprophylaxe
   hochdosierten Glukokortikoiden (GC) mit oralem               Steroiden über einen längeren Zeitraum (≥ 4 Wochen),             Da jeder entzündliche Schub das Ausmaß der Behinderung          „Unbedingt zu beachten ist, dass
   Ausschleichen und/oder frühzeitige Aphereseverfahren.        sind regelmäßige Kontrollen von Blutzucker, Blutdruck            verschlechtern kann, ist eine frühzeitige effektive              einige MS-Therapeutika wie
• Schubprophylaxe durch Langzeit-Immuntherapie.                und Elektrolyten, und auf entsprechende Nebenwirkungen           immuntherapeutische Schubprophylaxe bereits nach dem             Interferon-beta, Glatirameracetat,
• Verbesserung der Residualsymptome (Schmerz, Spastik,         essenziell, gegebenenfalls ist eine Osteoporoseprophylaxe        ersten Schubereignis, also sofort nach Diagnosestellung,         Natalizumab, Fingolimod und
   Blasenstörungen, sensible Ataxie) durch symptomatische       einzuleiten.                                                     essenziell.3, 6, 11, 28, 40
                                                                                                                                                                                                 Alemtuzumab bei NMOSD-
   Therapie und rehabilitative Maßnahmen.
                                                                                                                                                                                                  Patienten wahrscheinlich wirkungslos
                                                                Bei ausbleibender Besserung kann ein erneuter Zyklus mit         Lange stand keine zugelassene Therapie zur Behandlung der
Therapie akuter Schübe                                          2000 mg/Tag Methylprednisolon über weitere fünf Tage            NMOSD zur Verfügung, weshalb häufig Immunsuppressiva             sind und sogar manchmal den
Die aktuell häufigste verwandte Schubtherapie ist               erfolgen, allerdings wird bei der NMOSD eine möglichst           wie Azathioprin oder Mycophenolat-Mofetil oder B-Zell-           Krankheitsverlauf in Form von einem
die hochdosierte intravenöse GC-Gabe (1000mg/Tag                zeitnahe alternative Schubtherapie mit antikörper-               depletierende Therapien wie Rituximab in Off-label-             Anstieg der Schubfrequenz oder
Methylprednisolon i. v. über 3–5 Tage) unter Magenschutz       eliminierenden Aphereseverfahren (Plasmapherese,                 Anwendung zum Einsatz kommen.11                                  fulminanten Schüben verschlechtern
und Thromboseprophylaxe.3, 6, 28, 40 Aufgrund der Schwere       Immunadsorption) empfohlen (je nach früherem Ansprechen                                                                           können.“
der Erkrankung mit hohem Rezidivrisiko sollte die               gegebenenfalls auch primär).3, 6, 11, 28, 40 Plasmapherese und   Derzeit gibt es eine zugelassene Therapie zur Behandlung
orale Ausschleichphase mit Steroiden insbesondere bei           Immunadsorption sind dabei in ihrer Wirksamkeit als ähnlich      der NMOSD in Deutschland (Eculizumab), für zwei weitere         Prof. Dr. med. Ingo Kleiter, Marianne-Strauß-Klinik, Berg

gleichzeitiger Einleitung einer Immuntherapie bis zu deren      effektiv einzustufen.41                                          Wirkstoffe (Inebilizumab und Satralizumab) läuft zur Zeit das
                                                                                                                                 Zulassungsverfahren (Stand Januar 2021).

                                                                                                                                 Für ausführliche Informationen zur Behandlung der NMOSD         KURZ GEFASST:
Therapie akuter Schübe                                                                                                           sei an dieser Stelle auf das Qualitätshandbuch MS/NMOSD
                                                                                                                                 des KKNMS verwiesen.11                                          Die Behandlung mit hochdosierten
                                                                                                                                                                                                 Glukokortikoiden oder
  Apheresetherapie (Plasmapherese oder                                                Erneuter Zyklus einer Apherese­                                                                            Aphereseverfahren sind die
  Immunadsorption 5 – 7 Austausche)                                                   therapie ggf. in Kombination mit                                                                           Säulen der Akuttherapie des
                                                                                      Steroiden                                                                                                  entzündlichen Schubs. Da sich die
                                                                                                                                                                                                 langfristige Behinderung durch
                                                                                                                                                                                                 schlecht-remittierende Schübe
                                                                                                                                                                                                 aufbaut, kommt der langfristigen
  Steroide (1g Methylprednisolon/Tag                                    Apheresetherapie (Plasma-                                                                                                Immuntherapie zur Schubprohylaxe
  intravenös für 5 Tage, anschließend                                   pherese oder Immunadsorp-                                                                                                eine besondere Bedeutung zu.
  orales Ausschleichen)                                                 tion 5 – 7 Austausche)

Bei weiter bestehenden funktionellen Defiziten Fortführung der Therapie so rasch wie möglich.

5. Flowchart Schubtherapie (mod. nach Kompetenznetz Multiple Sklerose: Qualitätshandbuch MS/NMOSD. Ausgabe Januar 2020)

                                                                                                                                                                                                          NMOSD – Wie wird therapiert? 17
Literatur

1	Bennett J Finding NMO: The Evolving Diagnostic Criteria of Neuromyelitis Optica. J Neuroophthalmol 2016; 36: 238-245
2	Weinshenker B, Wingerchuck DM. Neuromyelitis Spectrum Disorders. Mayo Clin Proc 2017; 92:663-679
3	Pache F et al. Neuromyelitis Optica. Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85: 100-114
                                                                                                                                                            Weitere Informationen rund um
4	Jarius S, Wildemann B. The history of neuromyelitis optica. J Neuroinflammation 2013;10: 8
5	Wingerchuk DM et al. The spectrum of neuromyelitis optica. Lancet Neurol 2007; 6: 805-815
6	Pfeuffer S et al. NMO-Spektrum-Erkrankungen. Akt Neurol 2017; 44: 180-193
                                                                                                                                                            die NMOSD finden Sie hier:
7	Wingerchuk DM, Weinshenker BG. Neuromyelitis optica: clinical predictors of a relapsing course and survival. Neurology 2003; 60: 848–853
8	Lennon VA et al. A serum autoantibody marker of neuromyelitis optica: distinction from multiple sclerosis. Lancet 2004; 364: 2106–2112
9	Wingerchuk DM et al. International consensus diagnostic criteria for neuromyelitis optica spectrum disorders. Neurology 2015; 85: 177-189
10	Ganesh A. Practice Current – How do you treat neuromyelitis optica? Neurol Clin Pract. 2017; 7: 170-178                                                 Neuromyelitis optica Studiengruppe
11	Kompetenznetz Multiple Sklerose: Qualitätshandbuch MS/NMOSD. Ausgabe Januar 2020
12	Quek AM et al. Effects of age and sex on aquaporin-4 autoimmunity Arch Neurol. 2012;69(8):1039-1043                                                     www.nemos-net.de
13	Jarius S et al. Contrasting disease patterns in seropositive and seronegative neuromyelitis optica: A multicentre study of 175 patients.
     J Neuroinflammation 2012; 9: 14
14	Mealy MA, et al. Epidemiology of neuromyelitis optica in the United States: a multicenter analysis ArchNeurol.2012;69:1176-1180
15	www.nemos-net.de/aquaporin-4.html; Abruf 15.4.20                                                                                                        Qualitätshandbuch MS / NMOSD des KKNMS
16	Nielsen S et al. Specialized membrane domains for water transport in glial cells: high-resolution immunogold cytochemistry of aquaporin-4
     in rat brain. J Neurosci 1997; 17:171-180                                                                                                              www.kompetenznetz-multiplesklerose.de
17	Lotan I et al. Effectiveness of subcutaneous tocilizumab in neuromyelitis optica spectrum disorders. Mult Scler Relat Disord 2019; 39: 101920
18	Uzawa A et al. Role of interleukin-6 in the pathogenesis of neuromyelitis optica. Clin Exp Neuroimmunol 2013; 4: 167–172
19	Jarius S et al. Cerebrospinal fluid findings in aquaporin-4 antibody positive neuromyelitis optica: results from 211 lumbar punctures.
     J Neurol Sci 2011; 306: 82-90                                                                                                                          Deutsche Gesellschaft für Neurologie
20	Chihara N et al. Interleukin 6 signaling promotes anti-aquaporin 4 autoantibody production from plasmablasts in neuromyelitis optica.
     Proc Natl Acad Sci USA 2011; 108: 3701-370                                                                                                             www.dgn.org
21	Icoz S et al. Enhanced IL-6 production in aquaporin-4 antibody positive neuromyelitis optica patients Int J Neurosci 2010;120:71–5
22	Araki M et al. Efficacy of the anti-IL-6 receptor antibody tocilizumab in neuromyelitis optica: a pilot study. Neurology 2014; 82: 1302-1306
23	Takeshita Y et al. Effects of neuromyelitis optica–IgG at the blood–brain barrier in vitro. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm 2016; 4: e311
24	Kimura K et al. IL-6: regulator of Treg/Th17 balance. Eur J Immunol 2010; 40: 1830–1835                                                                 Guthy-Jackson Charitable Foundation
25	Lin J et al. Th17 cells in neuromyelitis optica spectrum disorder: a review. Int J Neurosci 2016; 126: 1051–1060
26	Jarius S, et al. MOG-IgG in NMO and related disorders: a multicenter study of 50 patients. Part 1: Frequency, syndrome specificity, influence of        www.guthyjacksonfoundation.org
     disease activity, long-term course, association with AQP4-IgG, and origin J Neuroinflammation.2016; 13: 279
27	Sato DK et al Distinction between MOG antibody-positive and AQP4 antibody-positive NMO spectrum disorders. Neurology 2014;82:474–481
28	Kleiter I et al. Neuromyelitis optica: Evaluation of 871 attacks and 1,153 treatment courses Ann Neurol. 2016 Feb;79(2):206-216
29	www.nemos-net.de/diagnostik.html Abruf 15.05.20
30	Trebst C et al. Update on the diagnosis and treatment of neuromyelitis optica: recommendations of the Neuromyelitis Optica Study Group (NEMOS)
     J Neurol (2014) 261:1–16
31   Trebst C et al. Diagnostik und Therapie der Neuromyelitis optica. Konsensusempfehlungen der Neuromyelitis optica-Studiengruppe. Nervenarzt
     2011, 82: 768–777
32	Jarius S, et al.: The MRZ reaction as a highly specific marker of multiple sclerosis: re-evaluation and structured review of the literature. J Neurol
     2017; 264:453–466.
33	Kuchling F, Paul F. Visualizing the Central Nervous System: Imaging Tools for Multiple Sclerosis and Neuromyelitis Optica Spectrum Disorders.
     Front Neurol 2020; 11: 450. doi: 10.3389/fneur.2020.00450
34	Kleiter et al. Present and Future Therapies in Neuromyelitis Optica Spectrum Disorders. Neurotherapeutics 2016; 13: 70-83                               Bildnachweise
35	Oertel F et al. Optical Coherence Tomography in Neuromyelitis Optica Spectrum Disorders. Nervenarzt 2017; 88: 1411-1420                                 Titelbild: Ed Reschke /gettyimages.de
36	Kessler RA et al. Early indicators of relapses vs pseudorelapses in neuromyelitis optica spectrum disorder. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm            S. 14: Lea Kumaus/gettyimages.de
     2016; 3: e269                                                                                                                                          1. mod. nach Hor Y et al. Multi Scler Relat Disord 2018; 19: 1920–1924
37	Wingerchuk DM et al. The clinical course of neuromyelitis optica (Devic’s syndrome). Neurology 1999; 53: 1107-1114                                      2. mod. nach Fujihara K. et al. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm.
38	
   R ingelstein M et al. Longitudinal Optic Neuritis-Unrelated Visual Evoked Potential Changes in NMO Spectrum Disorders. Neurology 2020; 94: e407-e418       2020:7:e841
39	Oertel F et al. Retinal Ganglion Cell Loss in Neuromyelitis Optica: A Longitudinal Study. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2018; 891 259-1265              3. mod. nach 1. Wingerchuk DM et al. Neurology 2015; 85: 177-189
40	www.nemos-net.de/therapie.html Abruf 17.4.20                                                                                                              und 2. Long Y et al. Front Neurol 2017; 28; 8: 62
41	Kleiter I et al. Apheresis Therapies for NMOSD Attacks: A Retrospective Study of 207 Therapeutic Interventions. Neurol Neuroimmunol                     4. mod. nach Kawachi I et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2017; 88: 137-145
     Neuroinflamm 2018; 5 :e504                                                                                                                             5. mod. nach Kompetenznetz Multiple Sklerose: Qualitätshandbuch MS/
42	Barkhof F, Filippi M, Miller DH et al (1997) Comparison of MRI criteria at first presentation to predict conversion to clinicallydefinite multiple        NMOSD. Ausgabe Januar 2020
     sclerosis. Brain 120:2059–2069

                                                                                                                                                                                                                                             Weitere Informationen 19
NMOSD auf einen Blick

• Gruppe seltener autoimmunbedingter, entzündlicher Erkrankungen des
   zentralen Nervensystems, die am häufigsten das Rückenmark und die
   Sehnerven betreffen 3, 6, 9, 11
• Prävalenz 1 bis 3 Fälle pro 100.000 Einwohner 10
• Erstmanifestation meist zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr 11
• Wesentlich häufiger bei Frauen (6 – 9 : 1) 2, 6, 13, 14
• Verlauf schubförmig, die zunehmende Behinderung resultiert fast ausschließlich
   aus den Schüben; eine frühe Diagnose und Therapie sind daher essenziell 6
• Bei etwa 75 % der Patienten Nachweis von Aquaporin-4-Antikörpern (AQP4-Ak) 8
• Therapieprinzipien: Therapie akuter Schübe, langfristige Immuntherapie
   zur Schubprophylaxe und symptomatische Therapie zur Verbesserung der
   Residualsymptome3

Alarmsymptome: 3, 6
• Akut auftretende, ungewöhnlich schwere unilaterale oder
    bilaterale Opticusneuritis bis zum Visusverlust
• Motorisches oder sensibles Querschnittsyndrom
• Entleerungsstörungen von Blase und des Mastdarms
• Unstillbares Erbrechen/Schluckauf über mehrere Tage

Weitere Informationen rund um die NMOSD finden Sie hier:
Neuromyelitis optica Studiengruppe
www.nemos-net.de

Qualitätshandbuch MS / NMOSD des KKNMS
www.kompetenznetz-multiplesklerose.de
                                                                                    0221/22006918(NMOSD Disease Awareness_Broschüre)M-DE-00005399

Deutsche Gesellschaft für Neurologie
www.dgn.org

Guthy-Jackson Charitable Foundation
www.guthyjacksonfoundation.org

Roche Pharma AG
Emil-Barell-Straße 1
79639 Grenzach-Wyhlen,
Deutschland

© 2021

www.roche.de
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