Noch gut 20 Monate bis zum Schlüpftermin - AuguSt 2013 - Vogelwarte Sempach
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AVINEWS august 2013 Noch gut 20 Monate bis zum Schlüpftermin Nachdem die Finanzierung für das Projekts zuständigen Christian einen Nesthocker dagegen spricht bauökologische Pionierleistung neue Besuchszentrum durch zweck- Marti und Felix Tobler. Mit grossen die Aussicht, dass das frisch ge- sein wird. Ökologische Leistungen bestimmte Drittmittel weitgehend Vogeleiern, die sie an der «Grund- schlüpfte Besuchszentrum am An- sind auch die Renaturierung des gesichert war, fällte der Stiftungs- Ei-Legung» am 23. August auf fang seines Daseins von der Vogel- Geländes am heutigen Standort rat der Vogelwarte diesen Frühling dem künftigen Gelände des Be- warte-Mutter wohl noch fürsorg- des Vogelwarte-Gebäudes und die einstimmig den Baubeschluss für suchszentrums im Garten der Vo- lich gehudert und später behutsam amphibiengerechte Umgestaltung das neue Besuchszentrum. Die gelwarte ablegten, brachten sie in sein eigenes Leben geführt wer- des Teiches unter Federführung «Grund-Ei-Legung» am 23. August dies symbolisch zum Ausdruck. den muss. Wir werden es sehen. des Basler Landschaftsarchitek markierte den Baubeginn und da- In der so gestarteten, gut 20 So oder so gibt es aber auch turbüros Fontana. Und was mit den Start in die knapp zweijäh- Monate dauernden Bauphase wer- viele gesicherte Fakten zum Vogel- schliesslich ganz sicher, aber kei- rige Schlussphase dieses für die den diese ganz besonderen Eier warte-Besuchszentrum, in dem neswegs selbstverständlich ist: Vogelwarte epochalen Projekts. nun ausgebrütet, auf dass im Mai auch die Vogelpflegestation unter- Unser grosses Ei können wir jetzt 2015 das Küken «Besuchszent- gebracht sein wird: Die in Zusam- nur ausbrüten, weil uns Gönne Ideen, Visionen, Skizzen, Konzepte, rum» schlüpfen kann. Ob dieses menarbeit mit Steiner Sarnen rinnen und Gönner, Stiftungen, Ausführungs-, Finanzierungs- und ein Nestflüchter oder ein Nest Schweiz konzipierte und realisierte Kantone, Eidgenossenschaft, Terminpläne für das Besuchszent- hocker sein wird, können heute Ausstellung wird ganz neuartige Standortgemeinde und Firmen fi- rum der Vogelwarte sind nach jah- nicht einmal die Fachleute von der Einblicke in die einheimische Vo- nanziell sehr grosszügig bei unse- relangen intensiven Vorarbeiten zu Vogelwarte mit Sicherheit voraus- gelwelt bieten. Gesichert ist auch, rem Vorhaben unterstützten. Ih- einer runden Sache geworden. sagen. Für einen Nestflüchter dass das vom Bieler Architektur- nen danken wir an diesem ent- Davon sind die Beteiligten über- spricht die Tatsache, dass der Tag büro :mlzd im Minergie-P-ECO- scheidenden Punkt für das uns zeugt, allen voran Stiftungsrats- der Eröffnung mit grösster Wahr- Standard projektierte Besuchszent- entgegengebrachte Wohlwollen präsident Richard Maurer und die scheinlichkeit zu einem Sprung ins rum als erstes dreigeschossiges und Vertrauen sehr herzlich! für die Gesamtkoordination des kalte Wasser werden dürfte. Für Lehmgebäude der Schweiz eine Felix Tobler
L A n d wi r t s c h a f t Wiesenbrüter in Nord- und Mittelbünden Ein spezieller Vegetationstyp, nämlich die Bergfettwiese (Trisetion), wird vom Braunkehlchen bevorzugt – aber der Mahdzeitpunkt muss stimmen! Unterhalb von ca. 1300 m ü.M. werden solche Wiesen heutzutage oft zu früh gemäht, so dass die Nester zerstört und häufig sogar die brütenden Weibchen getötet werden (Fotos: links: Roman Graf, rechts: Mathias Schäf). In Graubünden wird das Grünland graphische Besonderheiten (bis in wie Feldlerche, Braunkehlchen kammern mit einem besonders bis weit hinauf als Mähwiese ge- grosse Höhen nur mässig geneigte und Baumpieper wichtige Habi- grossen Potenzial für Bodenbrüter. nutzt. So liegen die höchst gelege- Hänge in den Gebieten mit Bünd- tate sind. Zu vermuten ist, dass sie Es sind dies grossflächige Wiesen- nen Mähder in den Bündner Tal- ner Schiefer), anderseits aber auch weit überregionale Bedeutung ha- gebiete oberhalb von etwa schaften verbreitet über 2100 m kulturelle Traditionen, sowohl bei ben und für die Erhaltung der 1000 m ü.M, die nur mässig steil ü.M., vereinzelt (z. B. im Avers, den Walsern als auch bei den Ro- Wiesenbrüter im gesamten Alpen- und nicht von allzu vielen Struktu- Rheinwald und Val Schons) sogar manen. Aus den Monitoringpro- raum eine Schlüsselstellung ein- ren wie Wäldchen, Hecken und auf gegen 2400 m ü.M. grammen der Schweizerischen Vo- nehmen. Einzelbäumen durchsetzt sind. Zu- gelwarte wissen wir, dass die Leider geraten wiesenbrütende sammen mit der Ornithologischen Grund für diese bemerkenswerte hochgelegenen Bündner Mähwie- Vogelarten aber auch in Graubün- Arbeitsgemeinschaft Graubünden Nutzungsform sind einerseits geo- sen für bodenbrütende Vogelarten den zusehends unter Druck. Die (OAG) plante die Schweizerische Resultate des langjährigen Moni- Vogelwarte Sempach in diesen Po- torings der Brutvögel im Engadin tenzialgebieten eine vollständige zeigen für die letzten zwanzig Bestandsaufnahme. 55 Kartierer Jahre beim Baumpieper eine Ab- (Freiwillige der OAG, Mitarbeiter nahme um 47 Prozent, bei der der Vogelwarte) untersuchten in Feldlerche um 58 Prozent und den Jahren 2010 bis 2013 mehr beim Braunkehlchen um 46 Pro- als 150 km2 Bündner Wiesland. zent (Korner et al. in Vorb.). Mit Dabei legten sie zu Fuss mehr als ein Grund für diese bedenklichen 1000 km zurück. Wegen der riesi- Zahlen ist die beobachtete Nut- gen Kartierfläche mussten Zuge- zungsintensivierung unterhalb ständnisse bei der Methode ge- von ca. 1300 m ü.M (Graf et al. macht werden. Um den Aufwand in Vorb.) in Grenzen zu halten, wurden nur Deshalb ist es höchste Zeit, die 2 Kartiergänge (anstatt drei wie wichtigen Wiesenbrütergebiete im üblich) durchgeführt, und die Po- grössten Bergwiesenkanton zu tenzialgebiete wurden lediglich identifizieren, denn nur mit guten auf einem Transekt durchschritten, Daten können Schutzstrategien anstatt wie gewohnt die ganze effizient geplant und Schutzmass- Fläche minutiös abzusuchen. Um nahmen zielführend umgesetzt die Resultate abzusichern wurden Den Baumpieper kann man in ganz Graubünden beobachten. Seine Nester be werden. zehn Gebiete im gleichen Jahr finden sich meist an nicht mehr genutzten Böschungen, in Waldrandnähe oder In einer Vorauswahl bestimm- zweimal kartiert, einmal mit der in extensivem Weideland (Foto: Mathias Schäf). ten wir ca. 100 Landschafts abgespeckten und einmal mit der 2 Avinews 2013 / 2
L A n d wi r t s c h a f t Norm-Methode. Nach der Analyse der Resultate zeigte sich, dass mit beiden Methoden die gleichen Ge- biete als besonders wertvoll er- kannt worden wären. Resultate Das Braunkehlchen wurde wäh- rend der Kartierung in ca. 70 % der untersuchten Gebiete ange- troffen. Etwa die Hälfte aller Braunkehlchen-Beobachtungen gelangen in einem Höhenbereich zwischen ca. 1600 und 1920 m ü.M. In dieser Höhenlage gibt es noch relativ üppige Goldhaferwie- sen, wie das Braunkehlchen sie mag. Aus klimatischen und ar- beitstechnischen Gründen werden diese Bergwiesen oft erst im Juli gemäht, so dass die Bruten nicht Bergwiesen ob Partnun / Sankt Antönien auf über 2000 m ü.M. Dass solche Lagen trotz sehr geringen Erträgen noch gemäht werden, hat viel mit dem Traditionsbewusstsein der Bündner Bergbauern zu tun (Foto: Roman Graf). vermäht werden. Besonders gute Braunkehlchengebiete wurden im Tujetsch, bei Vrin, bei Vals, im obe- ren Safiental, bei Langwies (Schan- ganzen Kanton verteilt, gehäuft in vos) sowie in den Hochlagen des Rahmen der Vernetzungsprojekte figg), bei St. Antönien, im Val der Surselva und im obersten Teil Schanfiggs. Im übrigen hat die der Fokus auf den grossflächigen Schons, im oberen Rheinwald und des Hinterrheintals (Val Schons, Lerche die Bündner Mähwiesen Abschluss von Spätmahd-Verträ- bei Bivio festgestellt. Weil sich die Rheinwald). Da der Baumpieper ebenso verlassen wie die Futter- gen gelegt werden. In Zusammen- Vorauswahl der Untersuchungs nicht an gemähte Gebiete gebun- baugebiete im Unterland. Sie sie- arbeit mit den Naturparks (Parc gebiete vor allem an den An den ist, sondern in extensivem delt meist nur noch weit oben, Ela, Parc Adula, Parc Beverin) kön- sprüchen des Braunkehlchens Weideland oft noch besser vertre- im Grenzbereich der Mähwiesen nen hoffentlich ortsansässige Per- orientierte, können wir davon aus- ten ist, können wir nicht davon und in den angrenzenden, heide sonen gefunden werden, welche gehen, dass wir mit unserer Me- ausgehen, dass wir die Hotspot- artigen Magerweiden. Deshalb die Schutzmassnahmen in diesen thode praktisch alle Bündner Gebiete für diese Art vollständig ist auch bei der Feldlerche nicht Gebieten koordinieren. Der Ent- Braunkehlchen-Hotspots identifi- erfasst haben. auszuschliessen, dass gewisse scheid über das weitere Vorgehen zieren konnten. Besonders bedenklich sieht die Populationen in ausgedehnten, liegt zu einem grossen Teil bei den Der Baumpieper wurde eben- Situation bei der Feldlerche aus. mageren Alpweidegebieten mit kantonalen Behörden. Die Schwei- falls in etwa 70 % der besuchten Nur in 30 % aller untersuchten unserer Methode nicht erfasst zerische Vogelwarte Sempach bie- Gebiete gefunden. Er bevorzugt Flächen konnte diese Art über- wurden. tet aber ihre Hilfe gerne an, denn geringfügig tiefere Höhenlagen haupt noch festgestellt werden. es ist eines unserer Hauptziele, (50 % der Beobachtungen zwi- Die besten Bestände findet man Umsetzung den Schutz der Wiesenbrüter im schen ca. 1600 und 1850 m ü.M.). noch im Val Schons, am Heinzen- Jetzt müssen Taten folgen. In den Alpenraum voranzutreiben. Gute Gebiete findet man über den berg, im Lumnez bei Parsenn (Da- Bündner Hotspot-Gebieten soll im Roman Graf In den ausgedehnten heideartigen Flachmooren ob Peist im Schanfigg gibt es noch Feldlerchen; diese Flächen werden nur alle 2–4 Jahre gemäht (Fotos: links: Pierre Mollet, rechts: Mathias Schäf). Avinews 2013 / 2 3
A t lasnews Ein geglückter Start ins Atlasabenteuer zwischen einer weiblichen Küsten- seeschwalbe und einer männli- chen Flussseeschwalbe. Am 21. Juni beobachtete er die Fütterung zweier 8–9 Tage alter Küken. Im Gebiet Fanel/Chablais de Cudrefin waren ab Ende Juni ebenfalls zwei Küstenseeschwalben anwesend, die auch die dortige Flusssee- schwalbenkolonie besuchten. Ein baldiger Brutversuch könnte also bevorstehen. Der Seidenreiher hat den Sprung in den Atlas noch nicht geschafft. In der Petite Camargue alsacienne nördlich von Basel wurden zwei Horste mit je drei Jungen entdeckt. Auf der anderen Seite gibt es auch Hiobsbotschaften: So blieben die ehemaligen Brutgebiete des Rotkopfwürgers verwaist. Auch bei der Beutelmeise liegt bisher keine Meldung vor, die auf eine Brut deutet. Noch Anfang Juni lag in den Alpen verbreitet Schnee bis auf 1900 m. Einige hoch gelegene Kilometerquadrate konnten erst ab Juli bearbeitet werden und waren selbst dann noch nicht schneefrei (Foto: Peter Knaus). Seltene Arten trotz nasskal- tem Frühling Unter den seltenen Arten ist ein Kurz vor Abschluss der ersten Feld- Das kühle Wetter verzögerte wurde der Brutversuch durch das singender Brachpieper während saison für den neuen Brutvogelat- die Vegetationsentwicklung. Auch Hochwasser vereitelt. über drei Wochen im Südtessin las lässt sich trotz des misslichen auf die Vögel hatte es grössere Auch beim Silberreiher gelang bemerkenswert. Eine weibliche Frühlings ein erfreuliches Fazit zie- Auswirkungen. Viele Kurzstre- der erste Brutnachweis. Am 9. Au- Rohrweihe wurde in Chavornay hen: In über 750 Kilometerquadra- ckenzieher wie Hausrotschwanz, gust beobachtete Jacques Jeanmo- beim Nestbau beobachtet. Ob es ten wurden Kartierungen durchge- Rotkehlchen, Heckenbraunelle nod am Südufer des Neuenburger- zu einem Brutversuch gekommen führt und aus 466 (von 467) Atlas- und Drosseln gerieten durch den sees die Fütterung zweier flügger ist, ist nicht bekannt. quadraten gingen Meldungen ein. hartnäckigen Spätwinter arg in Jungvögel ausserhalb des Nests. Der nasskalte Frühling schien In über 40 Atlasquadraten wurden Bedrängnis. Der reichliche und An selber Stelle hatte Pascal Rapin einigen Arten nichts auszumachen. bereits nach der ersten Saison späte Schnee in den Bergen hat schon am 2. Juni und 12. Juli einen So wurden rund um den Bodensee gleich viele oder sogar mehr Arten den Brutbeginn vieler Brutvögel warnenden Altvogel gesichtet. auf deutscher Seite und im Rhein- als 1993–1996 nachgewiesen. durcheinander gebracht. So hat Eine weitere neue Brutvogelart delta sechs Sänger des Kleinen die Tannenmeise gebietsweise schaffte es (noch) nicht über die Sumpfhuhns festgestellt. Erfreulich Vom Wetter wurden die Atlas-Mit- deutliche Einbussen erlitten. Ge- Grenze: Im Vorarlberger Rhein- ist eine Brut der Zwergohreule im arbeitenden mindestens zu Beginn nau aus diesem Grund werden delta entdeckte Daniel Bruderer Solothurner Jura mit mindestens der ersten Atlassaison kaum unter- für den Brutvogelatlas die Daten wie im Jahr zuvor ein Mischpaar einem Jungen. Auch sonst ist bei stützt. In den Klimabulletins von über vier Feldsaisons ermittelt. MeteoSchweiz finden sich zum Die Resultate werden somit nicht gefühlten kalten und nassen Früh- durch ein Extremjahr zu stark ling auch die entsprechenden Fak- beeinflusst. Gespannt darf man ten: In den Niederungen war es auf die diesjährigen Ergebnisse verbreitet der kälteste März seit des Monitorings Häufige Brutvögel 1987. Ab Mitte März bis Anfang (MHB) sein, mit dem die jährliche April herrschte kaltes Wetter mit Bestandsentwicklung verfolgt Schneelagen bis in die Niederun- wird. gen. Nach Mitte April kam es er- neut zu einem Temperatursturz Überraschungen im ersten und vor allem in der Westschweiz Jahr fiel Schnee bis unter 1000 Meter. Der Frühling bot auch einige or Auch der Mai war der kühlste seit nithologische Highlights: Erstmals 1991. Zudem war er verbreitet brütete der Stelzenläufer in der nass, ein Unwetter am Monats- Schweiz. Am Flachsee Unterlunk- ende brachte regional sogar Re- hofen balzten ab Mitte Mai zwei kordniederschläge. Erst im Juni Paare. Am 30. Mai entdeckten An- stellte sich allmählich sommerli- ders Storensten und Martin Hüsler Erstmals kam es zu einem Brutversuch des Stelzenläufers in der Schweiz (Foto: ches Wetter ein. ein Nest mit einem Ei. Leider Anders Storensten). 4 Avinews 2013 / 2
At L A S N E W S dass die Gesamtverbreitung schon grosser Einsatz der Mitarbei- jetzt gut mit dem Areal 1993– tenden 1996 verglichen werden kann. Angesichts der Wetterverhältnisse So liegen beim Grünspecht Nach- war der Einsatz der Atlas-Mitarbei- weise aus 398 Atlasquadraten tenden grossartig! Obschon ab (10 × 10 km-Quadrate) vor; 1993– Mitte April manches Wochenende 1996 waren 452 Quadrate be- buchstäblich ins Wasser fiel, wur- setzt. Auch der Turmfalke weist den über 750 Kilometerquadrate fast schon eine ausgeglichene (1 × 1 km-Quadrate) kartiert. Am Bilanz auf (409 bzw. 460 Atlas- Schluss dürfte diese Zahl deutlich quadrate). Auffällig bei dieser höher sein, denn noch immer er- Art sind Lücken im östlichen halten wir täglich Feldkarten zuge- Mittelland. Die weiteren Jahre schickt. Unter den kartierten Kilo- werden zeigen, ob dort die Dichte meterquadraten sind auch rund wirklich tiefer ist oder ob dies 320 Quadrate aus dem MHB-/ durch die geringe Beobachter- BDM-Netz. Diese Langfristprojekte dichte bedingt ist. mit jährlichen Bestandserfassun- Im Südtessin war während über Bei der Zippammer gelang gen (MHB) bzw. Kartierungen alle Erfreuliche Meldung beim Sperlings drei Wochen der Gesang eines zwar kein Brutzeitnachweis im fünf Jahre (Biodiversitätsmonito- kauz: Er brütete dieses Jahr erfolgreich Brachpiepers zu hören (Foto: Beat in der Region Winterthur (Foto: Marcel Jura. Dafür wurde die Art in den ring Schweiz BDM) laufen weiter, Rüegger). Burkhardt). Alpen an mehreren Stellen neu und die Ergebnisse fliessen vollum- entdeckt, vor allem in Graubün- fänglich in den Atlas ein. den. Beim Mittelspecht ist eine An dieser Stelle gebührt allen dieser Art in den nächsten Jahren eindeutige Bestandsentwicklung Mitarbeitenden und ornitho-Mel- mit Überraschungen zu rechnen. zu verzeichnen. Die Art wurde in derinnen und -Meldern ein grosses Zwei Vorstösse der speziellen Art über 30 Quadraten neu gefunden, Dankeschön für den enormen Ein- Auswertungen der re- gab es im Mittelland: Vom Hasel- so dass sich das Areal nun vom satz und die vielen Daten! Fast vierkartierungen huhn wurde wie im Vorjahr ein Genfer- bis zum Bodensee er- 2000 Beobachterinnen und Beob- Revier in der Umgebung von Zo- streckt. Massiv ausgebreitet haben achter haben ihre Brutzeitmeldun- Das Atlasteam wäre froh, fingen gefunden. Und beim Sper- sich auch Mittelmeermöwe und gen auf www.ornitho.ch erfasst wenn Sie die Auswertungen lingskauz gab es in der Region Saatkrähe. und damit zur Datensammlung der Revierkartierungen mit Winterthur sogar eine erfolgreiche Auch der Rotmilan dehnt sein des Atlas beigetragen. In diesem «Terrimap online» demnächst Brut mit zwei Jungen! Dagegen Areal weiter aus und ist nun an Jahr wurden bisher über 880 000 abschliessen könnten, damit blieben Vorstösse von anderen al- zahlreichen Stellen am Alpennord- Meldungen erfasst (nicht nur aus wir die Ergebnisse kontrollie- pinen Arten wie beispielsweise des rand anwesend. In den grösseren der Brutzeit). Damit werden 2013 ren können. Jede Kartiererin Dreizehenspechts bislang aus. Im- Alpentälern kommt es ebenfalls erstmals deutlich mehr als eine Mil- bzw. jeder Kartierer wird da- merhin wurden die Juravorkom- vermehrt zu Beobachtungen bis lion Datensätze zusammenkom- nach persönlich Bescheid so- men dieser Art bestätigt und sie weit in die Brutzeit hinein. Hier men; 2012 lagen wir knapp unter wie eine Zusammenfassung wurde erstmals im Misox auf der wäre es besonders aufschlussreich, der Millionengrenze. Wir freuen der Ergebnisse pro Kilometer- Alpensüdseite nachgewiesen. wenn in diesen Regionen auch uns unter diesen Umständen be- quadrat erhalten. Wir bitten Nachweise gelingen würden, die reits auf das zweite Atlasjahr und um Verständnis, wenn Sie die Erfreulicher Zwischenstand mindestens auf ein wahrscheinli- sind überzeugt, dass viele Löcher Rückmeldung trotz terminge- bei einigen Arten ches Brüten hindeuten (z.B. bal- in den Verbreitungskarten dann rechtem Abschluss erst in ein Bei einigen Arten wurden im ers- zendes Paar, Transport von Nist- bereits gestopft werden können! paar Wochen erhalten werden. ten Jahr so viele Daten gesammelt, material). Peter Knaus 1993–1996 2013 Beim Mittelspecht ist die positive Bestandsentwicklung auf der Verbreitungskarte schon nach der ersten Atlassaison klar erkennbar (Foto: JeanLou Zimmermann). Avinews 2013 / 2 5
At L A S N E W S Immer aktuell dank ornitho.ch dem artspezifischen Stichdatum erfolgte, möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass damit noch kein gültiger Nachweis für den Atlas vorliegt (Meldungen mit Fragezeichen erscheinen nicht auf den Verbreitungskarten). Durch die rasche Mitteilung hoffen wir, dass es in möglichst vielen Fällen noch gelingt, die Beobachtung im Feld zu bestäti- gen. Auch möchten wir vermei- den, dass wir erst nach der Brut- In ornitho.ch erleichtern saison solche Nachfragen machen Quadratübersichten müssen. Dann sind die Erinnerun- zwischen den beiden gen an die Details möglicherweise Atlanten 1993–1996 und 2013–2016 die Übersicht längst verflogen. Wir haben von erheblich. den meisten Beobachterinnen und Beobachtern viel Verständnis für dieses Vorgehen erhalten und Die Datenzentrale des Brutvogelat- und die Exkursionsziele gezielt zu code. Eine Meldung wird also auf werden es auch in den kommen- las ist die Internetplattform www. planen. Dank der Aktualisierung der Karte dargestellt, wenn sie den Feldsaisons anwenden. ornitho.ch. Damit lässt sich der der Karten und Quadratübersich- den minimalen Atlascode der be- aktuelle Stand für jedes Atlasqua- ten in Echtzeit können Sie prüfen, treffenden Art erfüllt, selbst wenn direkte kontrollen erwünscht drat und jede Art stets abrufen. welche Arten schon von anderen sie vor dem Stichdatum erfolgte. Atlasquadrat-Verantwortliche und Wir bemühen uns, die hier verfüg- Beobachtern nachgewiesen wor- Wir haben daher die erfassten Da- ihre Mitarbeitenden können übri- baren Karten möglichst fehlerfrei den sind. Dadurch sollte verhin- ten laufend überwacht. In ver- gens auf ornitho.ch selber die Ar- zu halten, damit sie möglichst dert werden, dass Sie überflüssige schiedenen Fällen haben wir im tenliste und die Meldungen kon- jenen im künftigen Buch «Schwei- Sucharbeit leisten müssen. Sinne der Qualitätssicherung nach trollieren und bei Fragen direkt die zer Brutvogelatlas 2013–2016» Die als geschützt erfassten Beo- weiteren Details nachgefragt und/ betreffenden Beobachterinnen entsprechen. bachtungen bleiben indes weiter- oder uns erlaubt, ein blaues Frage- und Beobachter kontaktieren. hin unterdrückt, auch für die Ver- zeichen zu setzen. Hiermit zwei- Oder Sie melden sich beim Atlas- Der Brutvogelatlas 2013–2016 ist antwortlichen der Atlasquadrate feln wir nicht die Artbestimmung team (atlas@vogelwarte.ch). der erste Atlas, der «live» ent- und ihre Mitarbeitenden. Die ein- an. In Fällen, wo eine Meldung vor Peter Knaus steht. Alle Beobachtungen werden zige abrufbare Information ist, ob auf www.ornitho.ch oder auf «Ter- diese Arten schon im Atlasquadrat rimap online» erfasst. Die Daten- (also auf Niveau 10 × 10 km) nach- eingabe ging in der ersten Feldsai- gewiesen worden sind. Spezialfunktionen für den Atlas auf ornitho.ch son sehr zügig vorwärts. Dafür möchten wir Ihnen schon jetzt regelmässige durchsicht der Die Atlas-Funktionen sind im gelben Menü «Brutvogelatlas 2013– herzlich danken! Zudem sind die daten 2016» verfügbar. Es handelt sich um die folgenden: vielen punktgenauen Meldungen Aus technischen Gründen ist es • Im Untermenü «Verbreitungskarten» kann man die Karte mit der bei seltenen Arten und Kolonie- auf ornitho.ch leider nicht mög- Artenzahl pro Atlasquadrat sowie die Artkarten für den neuen At- brütern sehr wertvoll. lich, die Artkarten gemäss Stichda- las (2013–2016) aufrufen, aber auch für die früheren Atlanten Diese Daten erleichtern es Ih- tum und Atlascode zu erzeugen, (1972–1976 und 1993–1996). Die den Karten zugrunde liegenden nen, die Feldarbeit zu optimieren sondern nur gemäss dem Atlas- Meldungen sind zudem auf einfache Weise abrufbar. • Mit den «Vergleichskarten» lässt sich die Verbreitung von Arten zwischen zwei Perioden vergleichen. • Die «Karte der Quadratverantwortlichen» zeigt die Verantwortli- chen und Mitarbeitenden der Atlasquadrate. • Die «Atlasdokumente» sind nur für die Verantwortlichen der Atlas- quadrate und ihre Mitarbeitenden verfügbar. Hier können unter anderen die Artenlisten der Atlanten abgerufen werden, z.B. 2013–2016 im Vergleich zu 1993–1996. Zudem finden Sie hier neu die zum Atlasquadrat gehörigen Dokumente (Übersichtskarte über das Atlasquadrat; Artenliste 1972–1976 und 1993–1996 inkl. die verschiedenen Kategorien pro Art: seltene Arten gelb, Kolonie- brüter grün usw.). Wir werden Anfang 2014 eine aktualisierte Liste mit den Nachweisen 2013 aufschalten. • Unter «Terrimap online» besteht ein direkter Zugang zur Internet- seite http://atlasdata.vogelwarte.ch, so dass man sich dort nicht Beim Pirol erschweren vor allem im Alpenraum späte Durchzügler die Zuordnung, mehr einloggen muss. ob es sich um einen möglichen Brutvogel handelt (Foto: Tomi Muukkonen). 6 Avinews 2013 / 2
At L A S N E W S Aussicht auf die weitere Atlasarbeit Nachweise Grenze Mittelland/Jura – Alpen längere Anwesenheit deutet schon Mittelland, Nachweise Jura – Alpen Atlasquadrate Atlasquadrate viel mehr auf eine mögliche Brut hin als eine isolierte Beobachtung. Neue Erkenntnisse bei Weiden- und Alpenmeise Bei der Mönchsmeise wird von vielen Mitarbeitenden nach Mög- lichkeit Weiden- und Alpenmeise unterschieden. Das einzige Be- stimmungsmerkmal der beiden Meisenformen ist der Gesang (http://atlas.vogelwarte.ch/ moenchsmeise). Gemäss der letzten detaillierten Der Kuckuck ist hoffentlich vor allem im Jura noch deutlich verbreiteter als es sich auf der provisorischen Karte zeigt (Foto: Verbreitungsstudie von Willy Thö- Pascal Rapin). nen 1962 verläuft die Arealgrenze von Alpen- und Weidenmeise ent- lang einer Linie vom Genfersee 2014 gibt es neben den Kartierun- fer, Zitronengirlitz und Alpenbir- Beispielsweise können Fitis, Trau- über Thuner- und Brienzersee zum gen in den Kilometerquadraten kenzeisig), wo wir die Verbreitung erschnäpper und Pirol im Alpen- Vierwaldstätter- und Walensee bis und der weiteren Artensuche in in diesen beiden biogeografischen raum bis in die Brutzeit hinein zum Rheintal bei Sargans. Nun den Atlasquadraten zwei Schwer- Regionen so vollständig wie mög- festgestellt werden. Ohne Hinweis zeigt sich schon nach einer Feld- punkte: Es soll eine möglichst voll- lich haben möchten. In den Alpen auf eine wahrscheinliche Brut in saison, dass die Weidenmeise ständige Erfassung der Koloniebrü- zählen diese Vogelarten zu den der Umgebung würden solche Be- auch in den tiefen Lagen des Chu- ter durchgeführt werden. Zudem verbreiteten Arten. obachtungen unter Umständen rer Rheintals vorkommt. An ande- sollen die Lebensräume von selte- bei der Schlussbereinigung weg- ren Stellen der Alpennordseite nen Arten und von Koloniebrütern Nachweise abseits des be- gelassen werden, wie das auch wurden ebenfalls Weidenmeisen kontrolliert werden, damit für kannten Brutareals beim Atlas 1993–1996 gemacht ausserhalb des erwarteten Areals diese Arten auch die Verbreitung Bei Feststellungen ausserhalb des worden ist. Daher sind wir Ihnen notiert. Man darf auf weitere neue pro Kilometerquadrat so vollstän- Areals, wie es im Atlas 1993–1996 dankbar, wenn Sie solche Beob- Erkenntnisse in den kommenden dig wie möglich bekannt ist. dargestellt war, hätten wir gerne achtungen nach 1–2 Wochen wie- Jahren gespannt sein! möglichst konkrete Bruthinweise. der zu bestätigen versuchen. Eine Peter Knaus Bei den Koloniebrütern steht im Schwerpunktjahr 2014 eine voll- ständige Erfassung an. Damit wer- Weidenmeise Weidenmeis e Alpenmeise den wir eine Richtgrösse für den beide Gesangsformen Gesangsformen Gesamtbestand von Kormoran, Graureiher, Kiebitz, Lach- und Mit- telmeermöwe, Flussseeschwalbe, Alpensegler, Uferschwalbe, Dohle und Saatkrähe erhalten. Auch bei den beiden Koloniebrütern in Siedlungen, Mauersegler und Mehlschwalbe, ist eine solche Zäh- lung anzustreben, allerdings nur für die Kolonien mit mindestens 10 Brutpaaren. Bei den seltenen Arten sind Nachweise zwar schon viele Meldungen ein- Atlasquadrate gegangen. Jedoch sollte in den kommenden Atlassaisons noch vermehrt darauf geachtet werden, pro Atlasquadrat alle möglichen Lebensräume abzusuchen. Das Ziel ist, dass die Verbreitung für diese Arten auf der Basis von 1 × 1 km so vollständig wie mög- lich erfasst wird. Dasselbe Ziel gilt für die selte- nen Arten im Mittelland und Jura (Kuckuck, Wendehals, Felsen- Oben: Verbreitungskarte der Mönchsmeise 2013, aufgeschlüsselt in die beiden Gesangsformen Weiden und Alpenmeise. schwalbe, Bergpieper, Stein- Unten: Auf der Punktkarte des Schwarzkehlchens zeichnen sich die Verbreitungsschwerpunkte bereits nach dem ersten Atlas schmätzer, Ringdrossel, Mauerläu- jahr ab (Fotos: Marcel Burkhardt). Avinews 2013 / 2 7
a k t u elles a u s d e r v o g elwel t Energiewende: Gehen die Verfassungsziele im Landschaftsschutz den Bach runter? Der Rheinfall und zahlreiche weitere Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung werden durch überrissene Projekte gefährdet. Die Vogelwarte ist überzeugt, dass die Ziele der Energiewende sich anderweitig realisieren lassen (Foto: KEYSTONE/Steffen Schmidt). Die Idee für ein Kraftwerkprojekt dienen. Begründet wird dies mit lerte Erhaltung nationaler Natur- ein verheerender Rückschritt in die am Rheinfall hat eine Welle der der Energiewende, die neben Pho- und Kulturdenkmäler fordert, wird Zeit vor dem Artikel zum Natur- Empörung hervorgerufen, steht tovoltaik und Windkraft insbeson- ausgehebelt. Denn die neue Be- und Heimatschutz in der Bundes- doch der Rheinfall für Naturmonu- dere den Ausbau der Wasserkraft stimmung würde bedeuten, dass verfassung. Unter dem Vorwand mente, die in den Augen der erfordere. es gar kein schweizerisch bedeu- der Energiewende soll eine hart Schweizer Bevölkerung Schutz ver- tendes Natur- oder Kulturerbe erarbeitete Errungenschaft von dienen. Das national wichtigste Zerstörerische Wirkung gäbe, das ungeschmälert zu be- Bund, Kantonen und Gemeinden Natur- und Kulturerbe der Nach- Die Wirkung dieser Initiative ist al- wahren ist. Was sind «öffentliche weggefegt werden. Die unge- welt zu erhalten, ist einer der we- lerdings noch verheerender als bis- Interessen»? Das sind längst nicht schmälerte Erhaltung nationalen sentlichen Eckpfeiler der schweize- her angenommen: Der einschlä- nur Energieanlagen. Dabei wurden Naturerbes gälte nur noch, so- rischen Landschaftspolitik seit dem gige Absatz im Natur- und Hei- gerade diese von der ENHK in lange kein Projekt von «öffentli- Bundesverfassungsartikel über den matschutzgesetz verlangt heute, zwei Dritteln als realisierbar einge- chem Interesse» realisiert werden Natur- und Heimatschutz vor 50 dass die national bedeutenden stuft, denn das BLN bedeutet kein soll – eine glatte Pervertierung des Jahren. Diese Gebiete sind in In- Objekte «ungeschmälert» erhalten absolutes Veränderungsverbot. Verfassungsauftrags. Es gibt offen- ventaren des Bundesrats aufge- bleiben, jedenfalls grösstmögliche Der Staats- und Verwaltungs- bar Verfassungsbestimmungen, führt. Schonung verdienen. Davon darf rechtler Alain Griffel hat in einem die man einfach ins Gegenteil dre- nur abgewichen werden, wenn Gutachten die zerstörerische Wir- hen kann. Abgesehen von dieser Ins Schussfeld der Kritik gekom- bei Erfüllung einer Bundesaufgabe kung dieser parlamentarischen Ini- merkwürdigen Rechtsauffassung men ist das Bundesinventar der gleich- oder höherwertige Interes- tiative offengelegt. Für die Gebiete ist es unverständlich, dass gegen Landschaften und Naturdenkmäler sen von ebenfalls nationaler Be- im BLN-Inventar kann dies sogar Energieverschwendung zögerlich von nationaler Bedeutung (BLN-In- deutung entgegenstehen. Diese einen schlechteren Schutz als für vorgegangen, Landschaftszerstö- ventar, u. a. mit Ruinaulta, Jung- «gleich- oder höherwertigen Inter- kommunale Landschaftsschutzge- rung aber legitimiert wird. frau-Aletsch, Oberengadin, Made- essen» sollen nun nach dem Wil- biete bedeuten. Denn zahlreiche Gekürzte Fassung des in der ranertal usw.): Die parlamentari- len der Kommissionsmehrheiten BLN-Gebiete sind nicht formell als Neuen Zürcher Zeitung vom sche Initiative von Ständerat von Stände- und Nationalrat er- Landschaftsschutzzonen in Nut- 28.5.2013 erschienenen Beitrags. Joachim Eder, von beiden Kommis- setzt werden durch «öffentliche zungsplänen bezeichnet, weil sich sionen der eidgenössischen Räte Interessen des Bundes oder der viele Behörden darauf verlassen angenommen, will den genannten Kantone», es ist gar von öffentli- haben, dass der Schutz mit der Eckpfeiler wegbrechen. Die Gut- chen Interessen der Gemeinden Verpflichtung zu obligatorischen achten der Eidgenössischen Natur- die Rede. Damit wird die vorange- Gutachten der ENHK ausreiche. und Heimatschutzkommission hende Gesetzesverpflichtung zur (ENHK), welche den Grad der Be- «ungeschmälerten Erhaltung» fak- Pervertierung des Ver Richard Maurer, einträchtigung eines Vorhabens zu tisch ausser Kraft gesetzt. Mehr fassungsauftrags Stiftungsrats beurteilen hat, sollen nur noch als noch: Auch der Verfassungsartikel, Es geht beim Vorstoss Eder um viel präsident der unverbindliche Stellungnahmen welcher ebenfalls die ungeschmä- mehr als um die ENHK. Es erfolgt Vogelwarte 8 Avinews 2013 / 2
N e u es a u s d e r f o r s c h u n g Altersbestimmung bei Rauchschwalben Rebhühner und Umwelteinflüsse Die Altersbestimmung von Nestlin- Dann stossen die Federschäfte zu Um bedrohten Vogelarten helfen fangenschaft gehalten wurden, gen ist ein wichtiger Bestandteil verschiedenen Zeiten an verschie- zu können, müssen wir verstehen, teilweise besser auf das Leben im von Studien, in denen das Wachs- denen Körperpartien durch die wie sie auf Veränderungen ihrer Käfig angepasst. Unsere Studie tum von Vögeln untersucht wird. Haut. In einem schön illustrierten Umwelt reagieren. Wir haben zeigt auf, dass man mit einfachen Da eine genaue Altersbestimmung Artikel werden hier die verschiede- beim Rebhuhn (Perdix perdix) un- Mitteln den Gesundheitszustand mit regelmässigen Nestbesuchen nen Entwicklungsschritte für tersucht, wie sich die genetische der Rebhühner beeinflussen und häufig schwierig ist, werden dazu Rauchschwalben-Nestlinge be- Herkunft und die Umweltbedin- somit die Erfolgschancen einer Entwicklungskurven verwendet. schrieben, so dass deren Alter zu- gungen vor und nach dem Schlupf Rebhuhn-Wiederansiedlung ver- Vorsicht ist aber bei Nahrungs- verlässig bestimmt werden kann. auf die körperliche Entwicklung bessern kann. knappheit geboten, da dann das Morales, J. et al. (2012): auswirken. Vögel aus wilder Her- Homberger, B. et al. (2013): Wachstum verlangsamt stattfin- Ageing nestling Barn Swallows kunft waren physiologisch gut ge- The impact of pre- and post-natal det. Am besten eignen sich die Hirundo rustica: an illustrated rüstet für ein Überleben in freier contexts in wild and domesticated frühen Stadien der Gefiederent- guide and cautionary comments. Wildbahn. Hingegen waren Vögel, grey partridges. Functional Ecology: wicklung zur Altersbestimmung. Ringing & Migration, 27:2, 65–75. die seit vielen Generationen in Ge- doi: 10.1111/1365-2435.12092. 3-tägiger Rauchschwalbennestling (Zeichnung: Judith Morales). Bereits Rebhuhnküken reagieren auf Umweltveränderungen (Foto: Markus Jenny). Windkraftanlagen als Risiko? Steinschmätzer reisen vorsichtig In der Schweiz werden zuneh- wir eine Risikokarte für die Viele Vogelzugfragen sind noch für ein Mehrfaches einer Nacht- mend Windenergieanlagen ge- Schweiz entwickeln. Diese be- offen. Mit wie viel Energie und flug-Etappe haben. Zudem sind sie plant und gebaut. Das Bestreben, zeichnet Gebiete mit hohem bzw. wann verlassen Zugvögel einen schnelle Reisende, bereits ca. eine den Klimaschutz mit erneuerbaren tiefem Konfliktpotenzial. Da viele Rastplatz? Um dies zu beantwor- Stunde nach Sonnenuntergang Energieformen voranzutreiben, gute Windstandorte im Bereich ten, rüstete Heiko Schmaljohann ziehen sie ab. Dadurch wird die führt immer häufiger zu Konflik- mit hohen Zugintensitäten liegen, Steinschmätzer mit an der Vogel- nächtliche Flugzeit optimiert und ten mit dem Vogelschutz. Wir zei- empfehlen wir ein System, welches warte entwickelten Telemetriesen- Reisedistanzen von 300–400 km gen auf, wo die Technologie Risi- die Anlagen automatisch abstellt, dern aus. Er stellte fest, wie sich können pro Nacht erreicht werden. ken für die Vogelwelt bietet und wenn viele Vögel durchziehen. Vögel verhalten, die von Alaska zu Schmaljohann, H. et al. (2013): wie diese gesenkt werden können. Liechti, F. et al. (2013): Model ihren in Ost-Afrika gelegenen Win- Stopover optimization in a long- Von Windturbinen betroffen sind ling the spatial concentrations of terquartieren aufbrechen. Zum ei- distance migrant: the role of fuel insbesondere Zugvögel. Dank un- bird migration to assess conflicts nen sind sie vorsichtige Reisende, load and nocturnal take-off time seren langjährigen Beobachtungen with wind turbines. Biological da sie beim Start der nächsten in Alaskan northern wheatears. und Forschungsresultaten konnten Conservation 162: 24–32. Flugetappe genügend «Treibstoff» Frontiers in Zoology, 10:26. Auf Pässen können hohe Vogelzugkonzentrationen auftreten. Ein vorübergehendes Ein mit einem Radiosender versehener Steinschmätzer in Alaska, der sich auf seinen Abstellen der Windturbinen könnte den Konflikt entschärfen (Foto: Daniela Heynen). 15 000 km langen Zugweg nach Ost-Afrika vorbereitet (Foto: Heiko Schmaljohann). Avinews 2013 / 2 9
VogELSchutZthEMEN ErkLÄrt revision Waldgesetz 2013 und Agrarpolitik 2014 –17 allgemeine «Massnahmen zur För- derung der Artenvielfalt im Wald» finanziell unterstützen. Im Gegen- zug gelten Jungwaldpflege und die «Gewinnung von forstlichem Vermehrungsgut» neu nicht mehr als Massnahmen, die zur Erhal- tung der biologischen Vielfalt im Wald beitragen. Sie werden weiter finanziell unterstützt, doch neu in einem separaten Absatz, als Mass- nahmen, welche die Anpassung des Waldes an die Klimaerwär- mung begünstigen. Dies sind durchaus zweckmässige Änderun- gen. Letztlich ist aber für die Er- In Ackerbaugebieten ist der Anteil an Die Berglandwirtschaft wird von der AP14–17 profitieren. Zu hoffen ist, dass haltung und Förderung der Bio- Biodiversitätsförderflächen sehr gering. auch die bedrohten Bodenbrüter im Berggebiet zu den Gewinnern der Reform diversität im Wald anderes ent- Ob sich mit der AP14–17 viel ändern gehören werden (Foto: Markus Jenny). scheidend. Für die Etablierung wird, ist fraglich (Foto: Markus Jenny). von Waldreservaten und die Um- setzung von anderen zweckmässi- Noch bevor die letzte Revision des Massnahmen an die Klimaerwär- gen Massnahmen müssen auch in lücken bestehen. Insgesamt füh- Eidgenössischen Waldgesetzes mung, die vermehrte Nutzung Zukunft genügend Mittel vorhan- ren die VS zu einer Verwässerung (WaG) am 1. Juli 2013 in Kraft trat, von Holz als nachwachsender den sein. in Bezug auf das Ziel der AP14–17, stand schon die Vernehmlassung Rohstoff sowie die Förderung der die Direktzahlungen stärker an zur nächsten Revision an. Im Früh- Wald-Biodiversität. Die vorgeschla- Agrarpolitik 2014–17 – das Leistungen zu koppeln. jahr 2013 hatte das Parlament mit genen Gesetzesänderungen ste- resultat ist ernüchternd Die Vogelwarte forderte in ih- grosser Mehrheit die Gesetze zur hen fast alle im Zusammenhang Positiv zu werten ist, dass zahl- rer Stellungnahme, dass die Bei- neuen Agrarpolitik (AP14–17) ver- mit den Zielen der Waldpolitik reiche Verordnungen wesentliche tragssätze aller leistungsbezoge- abschiedet. Ende Juni ging die Ver- 2020. Von «punktuellen Ergän- Verbesserungen gegenüber heute nen Direktzahlungsprogramme nehmlassung zu den Verordnungs- zungen» zu reden ist jedoch un- bringen werden und den Entschei- im Minimum wieder auf das Ni- entwürfen zu Ende. tertrieben. In nicht weniger als den des Parlamentes Rechnung veau der Botschaft zu korrigieren 20 von insgesamt 57 Artikeln des tragen. Einige wichtige Paragra- sind. Die bei einer erhöhten Nach- Gemäss dem erläuternden Bericht WaG sind Änderungen geplant. phen in den Verordnungen bewir- frage allenfalls zusätzlich notwen- des Bundesamtes für Umwelt Allerdings sind nur wenige davon ken jedoch gegenüber der bun- digen Mittel sind aus den Versor- (BAFU) will der Bundesrat das für die Biodiversität im Wald und desrätlichen Vorlage (Botschaft) gungssicherheitsbeträgen zu fi- Waldgesetz «punktuell ergänzen» für die Artenförderung Vögel di- deutliche Verschlechterungen, vor nanzieren. und damit die gesetzlichen Grund- rekt relevant. allem für die Berglandwirtschaft lagen zur Umsetzung der «Wald- Beispielsweise kann der Bund und ökologisch wirtschaftende AP14–17 stärkt Qualitätspro- politik 2020» schaffen. Genannt gemäss Artikel 38, in welchem es Betriebe. Diese zählen wohl trotz- duktion werden als wichtigste Ziele für die um die biologische Vielfalt des dem zu den Gewinnern, aber Da das von zwei bäuerlichen Bundes-Waldpolitik bis 2020 die Waldes geht, nicht nur «Schutz nicht mehr in dem Mass wie es Komitees ergriffene Referendum Abwehr biotischer Gefahren durch und Unterhalt», sondern neu auch aufgrund der Botschaft zu erwar- nicht zu Stande gekommen ist, eingeschleppte Schadorganismen, die «Schaffung» von Waldreserva- ten war. Ein Grossteil der Beitrags- soll die AP14–17 wie vorgesehen die Anpassung waldbaulicher ten sowie nicht näher definierte höhen für die Leistungszahlungen auf 1.1.2014 in Kraft treten. Das wurde gekürzt, teilweise um mehr Bundesamt für Landwirtschaft als die Hälfte. Insbesondere für die (BLW) wird die Verordnungen nach ökologischen Ausgleichflächen – Auswertung der Stellungnahmen neu Biodiversitätsflächen genannt nochmals in eine Ämterkonsul- – gehen die Beiträge zurück, und tation schicken und anschliessend zwar nicht nur gegenüber der Bot- dem Bundesrat zur Verabschie- schaft, sondern auch gegenüber dung vorlegen. Gespannt sind heute. Von einer Ökologisierungs- wir, wie die Bäuerinnen und Bau- vorlage kann also in keiner Weise ern auf die neuen Rahmenbedin- die Rede sein. gungen agieren werden. Zu hof- Umgekehrt bleiben die viel zu fen bleibt, dass die Schweizer hohen und nicht begründbaren Landwirtschaft auf ihre Innovati- Pauschalzahlungen der «Versor- onskraft vertraut und einen wei- gungssicherheitsbeiträge» (VS) un- teren Schritt in Richtung einer angetastet. Für diesen Zielbereich wertschöpfenden Qualitätspro- sollen am meisten Mittel zur Ver- duktion mit starker Gewichtung Gemäss Waldgesetz sollen neu auch nicht näher definierte «Massnahmen zur fügung stehen, obwohl im Gegen- der Ökologie und des Tierwohls Förderung der Artenvielfalt im Wald» finanziell unterstützt werden können, satz zu den anderen Bereichen gehen wird. z.B. die Pflege solcher LärchenWeidewälder (Foto: Pierre Mollet). (Ökologie, Tierwohl) keine Ziel- Pierre Mollet & Markus Jenny 10 Avinews 2013 / 2
u n t e r we g s mi t . . . ... Jungforscher Jakob Hochuli und Nikolai Orgland arbeitungsflächen – je eine Tro- cken-, Feucht- und Mosaikfläche sowie eine intensiv bewirtschaf- tete Wiese – auf das Heuschre- ckenvorkommen und verglich die Flächen anhand verschiedener Aspekte. Während in den extensi- ven Flächen zwischen fünf und zehn Arten nachgewiesen werden Sumpfgrashüpfer Chorthippus monta- konnten, wurden in der Fettwiese nus aus Gais (Foto: Jakob Hochuli). keine Arten gefunden. Dies spricht im von intensiver Landwirtschaft standsschwankungen des Boden- dominierten Appenzellerland eine sees waren Brutflösse als künstli- deutliche Sprache. che Brutplätze den Inseln vorzuzie- hen, denn nur dort wurden gute Zwei erfolgreiche Jungforscher: Die beiden ID-Mitarbeiter Jakob Hochuli (links) Nikolai Orgland wird zum Reproduktionsraten erreicht. und Nikolai Orgland haben je eine Arbeit bei «Schweizer Jugend forscht» ein «Lachmöwen-Spezialisten» Der Bestand der Lachmöwe in gereicht und damit ein Prädikat «sehr gut» bzw. «hervorragend» erreicht. Den engagierten Jungornitholo- der Schweiz und ihren Grenzge- gen Nikolai Orgland haben wir bieten ist gefährdeter als ange- bereits im Dezember-Avinews nommen, da sich die Kolonien nur «Schweizer Jugend forscht»: Wäh- station auf dem Col de Bretolet 2011 vorgestellt. Im Rahmen sei- dank Zuwanderung aus dem Aus- rend Jakob Hochuli Heuschrecken- und entfachte in ihm eine riesige ner Arbeit für «Schweizer Jugend land halten können. Bestände in unterschiedlich inten- Begeisterung für die Vögel. Seit forscht» eruierte er die wichtigs- siv genutzten Habitaten unter- diesem Zeitpunkt verbringt er ten Faktoren zum Bruterfolg einer suchte, befasste sich Nikolai seine Freizeit mit Birden und wenig untersuchten Kolonie im Orgland mit dem Bruterfolg von durfte dabei wunderbare Mo- Vorarlberger Rheindelta. Lachmöwen. mente erleben. Die mehr als tausend Brutpaare zählende Kolonie verteilte sich auf Seit klein auf hat Jakob Hochuli Heuschrecken-Bestände im eine Vielzahl von unterschiedli- aus Gais ein grosses Interesse an Appenzell chen Brutplätzen. Sie waren aus- der Tierwelt. 2008 lernte er die or- In seiner Arbeit, die er 2011 im nahmslos künstlich und befanden nithologisch ausgerichtete Jugend- Rahmen eines schulischen Projekts sich auf aufgeschütteten Inseln Als Förderungsmassnahme ist das Ins gruppe Natrix kennen. Die erste durchführte, untersuchte Jakob in und speziell angefertigten Flössen. tallieren von künstlichen Brutflössen zu Exkursion führte zur Beringungs- Gais (AR) vier unterschiedliche Be- Aufgrund der grossen Wasser- empfehlen (Foto: Nikolai Orgland). P e r s o nelles Veränderungen im Vogelwarte-Team Anfang August durfte das Vogel- beiten an der Vogelwarte zu be- warte-Team gleich zwei neue Kolle- enden und vermehrt Französisch- ginnen begrüssen. kurse durchzuführen. Wir danken beiden ganz herzlich für ihr Enga- Unsere Marketingabteilung wird Wir heissen Sophie Ja gement und wünschen ihnen für bei der Medien- und Öffentlich- quier (links) und Tabea ihre Zukunft alles Gute! keitsarbeit in der Romandie neu Kölliker herzlich will von Sophie Jaquier unterstützt. kommen und wün schen Ihnen viel Spass AGENDA Sie absolvierte ihr Biologiestudium und Erfolg an unserem an der Universität Münster und Institut. schrieb eine Masterarbeit über Lerchen. Nach Abschluss des Stu- 22.9.2013 Anlass auf dem Col de Bretolet diums arbeitete sie als Übersetze- den nächsten vier Jahren eine sehr In all den Jahren engagierte sie zum Jubiläum von Nos Oiseaux rin und beim Schweizer Vogel- abwechslungsreiche Lehre absol- sich mit viel Herzblut für die Buch- schutz. Sophie wird dank ihrem vieren und sich in den Bereichen haltung und das Personal und 18.–20.10.2013 ornithologischen Wissen und ihren Informatik, Buchhaltung, Sekreta- baute beide Bereiche gemeinsam Festival Salamandre à Morges guten Sprachkenntnissen eine riat und Marketing ein grosses mit dem Betriebsleiter zu moder- 16.11.2013 grosse Stütze für das Team sein. Wissen aufbauen können. nen Bereichen aus. Francine Volet Beringertagung in Bern In unserer IT-Abteilung nimmt Wir müssen uns Ende August möchte in Zukunft wieder eine mit Tabea Kölliker erstmals eine aber auch von zwei Kolleginnen Arbeit mit einem engeren Publi- 8./9.2.2014 Tagung der Mitarbeiterinnen und Lernende die Ausbildung zur Me- verabschieden. Nach 14 Jahren kumskontakt. Sie hat sich daher Mitarbeiter in Sempach diamatikerin in Angriff. Sie wird in verlässt Irene Fehr die Vogelwarte. entschlossen, die Übersetzungsar- Avinews 2013 / 2 11
h E r A u S g E P I c k t. . . Ideen für eine europäische datenbank Dank online-Plattformen wie orni- besprochen, ob und wie eine eu- tho.ch boomt seit ein paar Jahren ropäische Datenbank betrieben die Beobachtungs- und Meldetä- werden könnte. Erste Versuche tigkeit. In vielen europäischen Län- mit Daten aus rund einem Dut- dern sind mittlerweile solche Por- zend Ländern zeigten vielverspre- tale installiert, teils national, teils chende Ergebnisse. Unsere Vision regional. Deren Aufbau und Struk- ist, dass es dereinst möglich sein tur ist allerdings überall anders – wird, Invasionen, Zugabläufe oder ein europäisches Babylon! Trotz- die Winterverbreitungen zeitnah dem schlummert ein enormes Po- für weite Teile Europas abzurufen. tenzial in diesen Daten. Auf Ein Gelingen hängt davon ab, ob Initiative der Vogelwarte haben die europäischen Portale wirklich sich Ende Juni in Sempach rund 20 zur Zusammenarbeit gewillt sind, Betreiber und Entwickler von sol- und ob entsprechenden Finanz- Foto: Nicola Bormolini chen Plattformen getroffen und quellen gefunden werden können. daniel hegglin – geschäftsführer der Stiftung Pro Bartgeier Betreiber und Ent Welches sind die hauptaufga- Wie sieht die Zusammenarbeit wickler von ben der Stiftung Pro Bartgeier? mit der Vogelwarte aus? Melde Unsere Stiftung hat das Ziel im Al- Die Vogelwarte ist für uns eine portalen trafen sich penraum wieder eine vitale Bart- sehr wichtige Partnerin, die uns an der geierpopulation anzusiedeln, die tatkräftig beim Monitoring unter- Vogelwarte. aus eigener Kraft langfristig über- stützt. Über das Netzwerk der leben kann. Dabei steht die Aus- OrnithologInnen und die gemein- wilderung junger Bartgeier im Vor- same Organisation der Interna- dergrund. Doch nur mit einem tionalen Bartgeierzähltage erhal- 300 Jahre alter Steinadlerhorst! umfassenden Monitoring ist es ten wir viele Beobachtungen, die möglich, den Erfolg des Projekts zentral sind, um die Bestandesent- Steinadler bauen und benutzen Studie. Im Rahmen einer Diplom- zu beurteilen und bei allfälligen wicklung gut abschätzen zu kön- mehrere Horste im Kernbereich ih- arbeit sollten die ältesten Äste die- Problemen frühzeitig einzuschrei- nen. Zudem ist für uns die fach- res Reviers. Einige besonders ser Horste dendrochronologisch ten. Zentral ist auch die Öffentlich- liche Zusammenarbeit bei der mächtige Horste im Engadin, wel- datiert werden. Felix Fischer hat keitsarbeit, denn Bartgeier sind wissenschaftlichen Analyse unse- che bis zu 1.60 m hoch aufgebaut kürzlich die Ergebnisse seiner an empfindlich und brauchen eine rer Monitoringdaten äusserst waren, weckten das Interesse der der WSL und der Universität Würz- starke Lobby. wertvoll. Ornithologie. Es ging insbesondere burg durchgeführten Arbeit prä- um die Frage nach dem Alter die- sentiert: demnach weisen die un- Welche Projekte haben mo- Besteht eine internationale ser Horste. Die Vogelwarte initi- tersten Äste zweier Horste im mentan Priorität? Vernetzung? ierte daher in Zusammenarbeit mit Oberengadin auf ein erstaunliches In den Alpen entwickelt sich der Die grossen Raumansprüche des Ulf Büntgen, Dendrochronologe Horstalter von gut 300 Jahren hin. Bartgeierbestand inzwischen aus Bartgeiers machen eine internatio- an der WSL, im Herbst 2011 eine eigener Kraft. Doch die genetische nal gut abgestimmte Zusammen- IMPrESSuM Basis der Wildpopulation ist noch arbeit zwingend. So arbeiten wir viel zu klein. Um dieses Problem mit verschiedenen Partnerorgani- zu lösen, werden nun zwei Strate- sationen aller Alpenländer zusam- gien verfolgt. Mit Auswilderungen men. Auf europäischer Ebene en- Redaktion: Maria Nuber Mitarbeit: R. Graf, M. Grüebler, B. Hom- in geeigneten Regionen Südfrank- gagieren wir uns zudem stark in berger, D. Jenny, M. Jenny, M. Kesten- reichs wird versucht, die Alpenpo- der Vulture Conservation Founda- holz, P. Knaus, F. Liechti, R. Maurer, P. pulation mit der Population in den tion, deren Präsidium ich zurzeit Mollet, B. Naef, H. Schmid, F. Tobler, B. Trösch. Bild Titelseite: Marcel Burkhardt Pyrenäen zu verbinden. Gleichzei- führe. Diese Stiftung engagiert Auflage: 4000 Ex. tig wildern wir in der Schweiz, wo sich für den Schutz aller vier euro- Ausgaben: April, August und Dezember das Projekt besonders erfolgreich päischen Geierarten und koordi- ISSN: 1664-9451 (elektronische Aus- verläuft, gezielt Bartgeier aus, die niert als Eigentümerin der meisten Die untersten Äste dieses mächtigen gabe: 1664-946X) Horsts im Val Susauna (mit fast flüggem Papier: Gedruckt auf 100 % Recycling- sehr viel zur genetischen Diversität Bartgeier des internationalen papier Jungadler (Pfeil)) wurden auf das frühe beitragen. Nur so kann ein nach- Zuchtstocks die verschiedenen 17. Jahrhundert datiert. Der Einbau der PERFORMA NCE haltiger Erfolg der Wiederansied- Bartgeier-Wiederansiedlungspro- Zweige in den Horst fand ca. 100 Jahre neutral 01-13-618972 lung sichergestellt werden. jekte. später statt (Foto: David Jenny). Drucksache myclimate.org Schweizerische Vogelwarte Tel. 041 462 97 00 Station ornithologique suisse Fax 041 462 97 10 Stazione ornitologica svizzera info@vogelwarte.ch Staziun ornitologica svizra CH-6204 Sempach www.vogelwarte.ch PC 60-2316-1 12 Avinews 2013 / 2
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