Obstetrica - Arbeitsmodelle Diversi modelli professionali Les différents modèles professionnels - Schweizerischer Hebammenverband
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N o 10 2018 Obstetrica Das Hebammenfachmagazin / La revue spécialisée des sages-femmes Jahresha up ausgabe t- Edition p rin de l’annécipale e Edizione prin dell’annocipale Arbeitsmodelle Diversi modelli professionali Les différents modèles professionnels
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EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser S eit 18 Jahren habe ich die grosse Ehre und das Glück, auf Einladung einer Gruppe von Hebammen, die in der privaten und häuslichen Betreuung bzw. auch in öffentlichen und privaten Geburtshilfeeinrich- tungen tätig sind, jedes Jahr an sechs bis sieben eineinhalbstündigen Supervi- sions-/Intervisionsgesprächen teilnehmen zu dürfen. Gegenstand dieser Treffen sind die Vorstellung und Besprechung potenziell schwieriger Situationen für Hebammen und Mütter im Fall postpartaler psychischer und sozialer Störun- gen, die unter Umständen schwer und komplex oder auch gefährlich sein können, was die kurz- und langfristigen Folgen angeht. In solchen Fällen bedarf es eines interdisziplinären Herangehens, das auch konkret praktiziert wird – sowohl in der Ausbildungsgruppe, wo persönliche Erfahrungen in einer vertrauensvollen und unterstützenden Umgebung ausge- tauscht werden, als auch in der klinischen Arbeit, die sich häufig auf ein koordiniertes und vernetztes Vorgehen stützt, bei dem in der Regel unterschied- liche Fachkräfte einbezogen werden wie z. B. Kinderärztinnen/Kinderärzte, Frauenärztinnen/Frauenärzte, Häusärztinnen/Hausärzte, Kinder-/Wochen-/ Säuglingspflegende, Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten, Sozialhelfer/ «In solchen Fällen bedarf es innen sowie Angehörige und ehrenamtliche Hilfspersonen. Dieser Ansatz hat sich für die Patientinnen und deren Angehörige als äusserst nützlich erwiesen. eines interdisziplinären Doch auch die Behandelnden profitieren enorm von diesem kooperativen Herangehens, das auch Vorgehen, bei dem alle – Patienten eingeschlossen – voneinander lernen und sich nah am klinischen Alltag gegenseitig unterstützen und über die jeweiligen konkret praktiziert wird.» Behandlungserfahrungen austauschen. Die Vorstellung der entsprechenden Erfahrungen in Baden, Bellinzona, Delémont und Thalwil, die von Fall zu Fall verschieden sein kann, stets aber in die Tiefe geht und bereichernde Erkenntnisse zutage fördert, sowie die beiden Studien über die Rolle der Hebammen in Geburtshäusern und die geburtshilfli- chen Versorgungsmodelle zeigen, dass auch in unserem Land ein beständiges und konstruktives Bemühen vorhanden ist, sich auf die zunehmenden Verände- rungen einzustellen – ohne Silodenken und indem wir dem raschen kulturellen Wandel Rechnung tragen, der das menschliche Miteinander unserer Zeit prägt. Herzlich, Ihr Dr. med. Stefano Montaldi Facharzt SIWF Psychiatrie und Psychotherapie Stefano Montaldi Obstetrica 03
I N H A LT Obstetrica Im Überblick 18 06 30 T I T ELT H EM A FOKUS 08 03 24 Chancen und Herausforderungen Editorial Forschung auf dem Weg zur Geburtshaus- Stefano Montaldi Recht auf Verständigung – hebamme Ergebnisse der BRIDGE-Studie Kristina Heldner und 06 Paola Origlia Ikhilor, Gabriele Hasen- Stephanie Wälti Kurz gesagt berg, Elisabeth Kurth, Barbara Stocker Kalberer, Eva Cignacco, 38 Jessica Pehlke-Milde 14 Verband Wenn zwei dasselbe tun 30 Bernadette Bandlow und 48 Praxis Marianne Bauer Sektionen Brauchen Risikoschwangere Hebammenbetreuung? Lena Sutter, Patricia Blöchlinger, 18 Ursula Böhme, Martina Gisin Das Praxiszentrum Arcus ist 34 integrativ erfolgreich Bücher Michèle Todeschini und Claudia Bettenmann 46 Fort- und Weiterbildung 70 THEMA DER Stellenangebote AUSGABE 11/2018 13 eHealth Impressum Titelbild: iStockphoto 504780456, sorbetto 04 Obstetrica
Obstetrica CONTENU Aperçu 60 68 GRAND ANGLE/GRANDANGOLO FOCUS 50 49 68 La levatrice e lo psicologo in Editoriale Ailleurs un progetto di collaborazione Stefano Montaldi Une sage-femme à Calais interdisciplinare Mélanie Guédon Francesco Sella und 57 Giorgia Caterino Mainini Editorial 47 Stefano Montaldi Formation continue 60 58 70 Modèles de soins en maternité: En bref Les offres d’emploi ce qui fait la différence Bénédicte Michoud Bertinotti 42 Fédération / Federazione 64 13 Les sages-femmes agréées Impressum à la Maternité de Delémont Aude Affolter et Claude Joliat THÈME DE L’ É D I T I O N 1 1 / 2 0 1 8 Cybersanté Obstetrica 05
KURZ GESAGT Gebärmuttertransplantation: NEK hat Vorbehalte Die Gebärmuttertransplantation ist ein neues medizinisches Verfahren, das im Jahr 2014 in Schweden erstmals zur Geburt eines Kindes führte. Seither sind durch diese Methode weltweit rund zehn Kinder zur Welt gekommen. Noch ist das Verfahren klinisch nicht etabliert, sondern befindet sich in einem buggyfit.ch experimentellen Stadium. Da die Methode neu ist, müssen noch viele Aspekte untersucht werden. Ent- Bewegungsempfehlungen sprechende Projekte laufen derzeit in verschiedenen Ländern und für Schwangere könnten auch in der Schweiz lanciert werden. Regelmässige Bewegung und Sport sind wesentlich für Wohlbefinden und In ihrer Stellungnahme setzt sich die Gesundheit und haben für Schwangere grundsätzlich dieselben gesundheitli- Nationale Ethikkommission im chen Vorteile wie für alle Erwachsenen. Sowohl Mutter als auch Kind profitie- Bereich der Humanmedizin (NEK) ren von körperlicher Aktivität während und nach der Schwangerschaft. Mit mit den ethischen Aspekten der dem Projekt Miapas fördert Gesundheitsförderung Schweiz zusammen mit Gebärmuttertransplantation nationalen Partnern die Gesundheit von Kleinkindern. In diesem Zusammen- auseinander. Sie hält fest, dass die hang haben 24 Institutionen, u. a. auch der Schweizerische Hebammenver- körperlichen und psychischen band, die Empfehlungen «Gesundheitswirksame Bewegung bei Frauen Folgen des Verfahrens für die direkt während und nach der Schwangerschaft» erarbeitet, welche Fachleuten als betroffenen Personen nicht zu Grundlage für die Beratung dienen. Sie bilden die Grundlage für individuelle, unterschätzen sind. Unklar ist der jeweiligen Situation angepasste Bewegungsempfehlungen. insbesondere, ob und welche Bewegungsempfehlungen unter Risiken mittel- und langfristig für die www.gesundheitsfoerderung.ch/bewegung-schwangere Gesundheit des Kindes bestehen. Quelle: Medienmitteilung der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin vom 6. September 2018 Stellungnahme unter Onlinehandbuch zur Praxis www.nek-cne.admin.ch in der Suchtmedizin Zwei neue Onlineseiten informieren über Wirkungen von Alkohol und Nikotin auf den Fetus. Fachpersonen des Gesundheitswesens finden Hinweise und Instrumente, die sie dabei unterstützen, diese Themen vor und während Schwangerschaften anzusprechen. Sucht Schweiz hat diese Informationen in Zusammenarbeit mit Fachpersonen zusammengefasst. Das Projekt wurde durch den Nationalen Alkoholpräventionsfonds finanzi- ell unterstützt. Weitere Informationen unter www.fosumos.ch 06 Obstetrica
KURZ GESAGT Milchbanken in allen In den USA stirbt eine Mutter Kommission des Ständerates Landesteilen gefragt von 4000 präferiert zwei Wochen Vaterschaftsurlaub Spendermilch ist gemäss der Weltgesund- Dass Mütter bei der Geburt ihrer Kinder ster- heitsorganisation die beste Alternative zur ben, gehört in entwickelten Ländern gröss- Die Kommission für soziale Sicherheit und Muttermilch. Doch in der Schweiz mangelt es tenteils der Vergangenheit an. Mit einer be- Gesundheit des Ständerates (SGK-S) hat die an einer sicheren Infrastruktur, wie eine neue sorgniserregenden Ausnahme: den USA. Beratung der Volksinitiative «Für einen ver- Studie zu den Erfahrungen mit dem Aus- Dort lag die Müttersterblichkeitsrate im Jahr nünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen tausch von Muttermilch zeigt. Stillförderung 2015 bei 26,4. Das bedeutet: Bei 100 000 Le- der ganzen Familie» fortgesetzt und in die- Schweiz setzt sich für standardisierte Rah- bendgeburten verlieren im Schnitt mehr als sem Zusammenhang Vertreter der Arbeit- menbedingungen für den Aufbau von Milch- 26 Mütter ihr Leben. Das ergab eine Studie im nehmer- und Arbeitgeberverbände ange- banken für Frühgeborene in allen Landestei- Rahmen des Projekts «Global Burden Disea- hört. Mit acht zu fünf Stimmen hat sie in der len ein. Dazu sollte Muttermilch gesetzlich se» der Universität Washington in Seattle. zweiten Augusthälfte eine parlamentarische als Lebensmittel oder Blutprodukt deklariert Solche Werte sind in weitaus ärmeren und Initiative als indirekten Gegenentwurf zur werden. weniger entwickelten Ländern wie Kasachs- Volksinitiative beschlossen. Der Vorschlag In der Studie «The Milk Gap» hat Jacqueline tan oder Costa Rica üblich. Zum Vergleich: der SGK-SR sieht einen zweiwöchigen be- Barin im Auftrag von Stillförderung Schweiz Die Müttersterblichkeitsrate im Nachbarland zahlten Vaterschaftsurlaub vor. Diesen soll die Erfahrungen rund um Milchbanken und Kanada liegt bei 7,3, in der Schweiz bei 5,8. der Vater innerhalb von sechs Monaten ab Milchtauschpraktiken in der Schweiz unter- Für die USA zeichnet auch der Mehrjahres- der Geburt am Stück oder als Teilzeitredukti- sucht. Dabei hat die Forscherin Laktations- trend ein düsteres Bild. 1990 lag die Sterb- on, also auch tageweise, beziehen können. beraterinnen in Spitälern befragt, online lichkeitsrate bei 16,9 – bei 100 000 Geburten Finanziert werden soll der Vaterschaftsur- Websites zum Teilen und Verkaufen von Mut- starben also fast zehn Mütter weniger als laub gleich wie die Mutterschaftsentschädi- termilch überprüft und Interviews mit Müt- 25 Jahre später. In derselben Zeitspanne ist gung über die Erwerbsersatzordnung. tern geführt, die Milch angeboten oder ge- die Rate weltweit gesunken, und zwar in Quelle: Medienmitteilung der nutzt haben. Fazit: Die Milchbanken sind in Industrie-, Schwellen- und Entwicklungs- Kommission für soziale Sicherheit der Praxis sehr heterogen und leiden mitun- ländern. und Gesundheit des Ständerates ter an Engpässen bei der Spendermilch. Zu- Quelle: www.srf.ch vom 21. August 2018 dem existieren sie nur in der Deutschschweiz. Den Spitälern mangelt es an Finanzen, Infra- struktur und Unterstützung. Auf den Online- plattformen sind die Informationen sehr un- terschiedlich. Es fehlen Qualitätskontrollen, und die Haftungsfrage ist ungeklärt. Das Risi- Erstes Patientendossier ko beim Austausch von nicht pasteurisierter, also roher Muttermilch tragen alleine die Be- in der Nordwestschweiz eröffnet nutzerinnen und ihre Kinder. Quelle: Medienmitteilung von Mitte August hat Lukas Engelberger, Regierungsrat des Kantons Ba- Stillförderung Schweiz vom sel-Stadt, am Universitätsspital Basel (USB) im Rahmen einer Medienkon- 3. September 2018 ferenz sein persönliches «myEPD» vorgestellt. Er gab damit für die ersten Studie unter Kliniken am USB den Startschuss. Dort können bald erste Patientinnen und www.stillfoerderung.ch Patienten nach einem Aufgebot und gezielter Aufforderung ihr elektroni- sches Patientendossier (EPD) eröffnen – die ersten in der Deutschschweiz. Das Pilotprojekt der Nordwestschweiz ist damit die erste umfassende Umsetzung eines Patientendossiers, die sich an den nationalen Vorgaben orientiert. Die Zertifizierung zur «Stammgemeinschaft» unter dem nationa- len EPD ist bis zum gesetzlich verpflichtenden Termin im Frühjahr 2020 vorgesehen. Quelle: Newsletter von eHealth Suisse vom 23. August 2018 Obstetrica 07
Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Geburtshaushebamme Manchen Hebammen fällt es beim Wechsel ins Geburtshaus schwer, sich in die neue Arbeitsweise und -kultur einzuarbeiten. Im Rahmen einer Bachelorarbeit war es das Ziel, die Chancen und Herausforderungen beim Arbeitsplatzwechsel vom Spital ins Geburtshaus zu ermitteln. Die Autorinnen untersuchten dies mithilfe eines Literaturreviews und einer qualitativen Befragung von Hebammen, die den Wechsel selbst erlebt oder begleitet haben. T E X T: KRISTINA HELDNER UND S T EPH A N I E WÄ LT I 8 08 Obstetrica
Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Geburtshaushebamme T I T ELT H EM A G «Die Arbeitszufriedenheit ist eburtshaushabammen oder ge- nerell Hebammen in hebammen- sicher grösser im Geburtshaus. geleiteten Einrichtungen sind laut der Studie von Bode et al. (2016) Weil einfach mehr Eigen zufriedener mit ihrer Arbeitssituation als Hebammen, die im klinischen Setting und verantwortung, Eigeninitiative somit in vorwiegend ärztegeleiteten Ein- richtungen arbeiten. Trotzdem hat ein gut in meiner Arbeit möglich ist.» besuchtes Geburtshaus (GH) in der Schweiz Schwierigkeiten, offene Stellen zu beset- zen. In der Schweiz sind gemäss der Erhebung von 2016 3676 Hebammen arbeitstätig (Schweizerischer Hebammenverband, SHV, 2016). Mittels Zählung auf den Internetsei- ten aller Schweizer GH konnte ermittelt werden, dass zurzeit rund 166 Hebammen in einem GH tätig sind (Kälin und Lafranchi, 2017). Das sind rund 4,5% aller Hebammen, wenn man von den Zahlen des SHV ausgeht. Aus der Analyse konnte abgeleitet werden, Rufbereitschaft beeinflusst dass Hebammen grundsätzlich in/mit heb- das Privatleben Ziele und Methode ammengeleiteten Betreuungsmodellen zu- In allen hebammengeleiteten Arbeitsbedin- der Bachelorthesis frieden sind. Diese Zufriedenheit entsteht gungen erleben Hebammen die flexiblen In einem ersten Arbeitsschritt wurde mit- u. a. durch die flachere Hierarchie und die Arbeitszeiten und die Rufbereitschaft als tels Literaturreview beantwortet, wie Heb- weniger stringenten Rahmenbedingungen, herausfordernd und teilweise als nachteilig ammen die verschiedenen Arbeitsbedin- die eine hohe Autonomie und mehr Freiheit (Ehrler und Recher-Conzetti, 2016; Fereday gungen im Spital und im GH erleben und in der Arbeitsweise ermöglichen. Ebenfalls und Oster, 2010; Thorgen und Crang-Svale- welche Faktoren ihr Erleben beeinflussen. schätzen Hebammen das Praktizieren der nius, 2009). Die flexiblen Arbeitszeiten er- Die befragten Hebammen aus dem Litera- 1:1-Betreuung sowie das entspannte und schweren die Vereinbarkeit mit dem Privat- turreview waren in zwei klinischen und drei ruhige Arbeitsklima im GH, wie eine Hebam- leben. In mehreren internationalen Studien ausserklinischen Arbeitsorten tätig. me kurz nach ihrem Arbeitsplatzwechsel konnten eine Reihe negativer Einwirkungen Mittels qualitativer Befragung (QB) sollten äussert: «Die Arbeitszufriedenheit ist sicher von Bereitschaftsdiensten auf Beschäftigte Chancen und Herausforderungen bei einem grösser im GH. Weil einfach mehr Eigenver- nachgewiesen werden (Bamberg wie zitiert Arbeitsplatzwechsel vom Spital ins GH auf- antwortung, Eigeninitiative in meiner Arbeit in Weber-Tramèr, 2015). Ebenso, dass Heb- gezeigt werden. Es wurden drei Hebammen, möglich ist. Klar habe ich Richtlinien und ammen durch diese Arbeitsbedingung be- die den Arbeitsplatzwechsel vor nicht län- muss gewisse Sachen einhalten. Aber es ist sonders Burn-out gefährdet sind (Donald et ger als einem Jahr vorgenommen haben doch anders, wenn ich es für mich aufglei- al., 2014; Yoshida und Sandall, 2013). Nur und aktuell im GH arbeiten, befragt sowie sen kann. Ich glaube, das hat einen sehr po- wenn eine ausgewogene Balance zwischen drei erfahrenere Geburtshaushebammen, sitiven Einfluss auf die Zufriedenheit.» Belastung, genügend Erholung und gesun- die den Wechsel einer Hebammenkollegin Die Arbeit mit den Frauen in GH ist durch der Lebensweise hergestellt werden kann, begleitet und miterlebt haben. Die Hebam- viele Unterschiede im Vergleich zur Arbeit sind Hebammen längerfristig in der Lage, men arbeiten in fünf verschiedenen GH aus im Spital gekennzeichnet. Diese werden den hohen Anforderungen ihres Berufes dem deutschsprachigen Raum der Schweiz v. a. positiv bewertet. Das salutogenetische nachzugehen, ohne dabei einen gesund- und bringen einen breit gestreuten Grad an Betreuungsprinzip, die 1:1-Betreuung, die heitlichen Schaden zu erleiden (We- Berufserfahrung mit. Arbeit im gesamten Betreuungsbogen und ber-Tramèr, 2015). Für die Hebammen aus der unterschiedliche Umgang mit der Zeit der Studie von Fereday und Oster (2010) be- Wie fielen beschreiben die Hebammen als Chance. Sie deutet eine ausgewogene Work-Live-Balan- die Ergebnisse aus? geniessen es, weniger «hebammenfremde» ce, eine adäquate Hebammenbetreuung im Das Literaturreview hat ähnliche Ergebnisse Tätigkeiten auszuführen und interventions- gesamten Betreuungsbogen zu leisten und aufgezeigt wie die QB aus der Schweiz. Aus arm zu arbeiten. Die gute Zusammenarbeit dabei die flexible Arbeitsorganisation so zu der Analyse haben sich fünf Hauptkategori- im GH-Team wird mehrfach wertschätzend nutzen, dass sie mehr Zeit mit der Familie en und 21 Kategorien abgeleitet, die in der beleuchtet und ihre Wichtigkeit hervorge- verbringen, soziale Aktivitäten geniessen Abbildung auf Seite 11 ersichtlich sind. hoben. Obstetrica 09
T I T ELT H EM A und während gewissen Zeitepisoden unge- und Crang-Svalenius, 2009). Sie beschrei- Praktika während der Ausbildung erleben stört schlafen können. ben, dass das Hintergrundwissen und die sie diese von Anfang an. Dies verschärft die gemachten Erfahrungen in einem klini- Problematik, dass die autonome Arbeits- Arbeitsorganisation und schen Setting hilfreiche und erleichternde weise beim Übergang in ein GH zu Beginn Work-Live-Balance Faktoren im Umgang mit Notfallsituationen als herausfordernd wahrgenommen wird. Aus dem Literaturreview wie auch aus der sind (QB; Ehrler und Recher-Conzetti, 2016; Hebammen aus der QB wünschen sich wäh- QB ging hervor, dass es für Hebammen hilf- Skogheim und Hanssen, 2015). rend der Ausbildung deshalb auch Berufser- reich ist, wenn sie beim Einstieg in ein heb- fahrung in hebammengeleiten Modellen, in ammengeleitetes Modell begleitet und von Wie sich die Ausbildung denen sie lernen, mit der Verantwortung einem Team unterstützt werden. Eine Lei- im klinischen Setting auswirkt und Autonomie umzugehen. Wünschens- tende Hebamme aus der QB meinte, es sei Die Ausbildungsplätze befinden sich zurzeit wert wäre, dass mehr Ausbildungsplätze in zu Beginn angebracht, eine angepasste Per- vorwiegend im klinischen Setting. Dort hebammengeleitete Einrichtungen ermög- sonalplanung vorzunehmen, damit die nöti- erleben die Hebammen die ausgeprägte licht werden. gen Ressourcen für einen guten Einstieg Hierarchie und das unterschiedliche Be Neueinsteigerinnen im GH bringen man- bereitgestellt werden können. rufsverständnis als herausfordernd und gelndes Wissen in gewissen Teilbereichen Es konnte aufgezeigt werden, dass eine unbefriedigend, da diese Aspekte oft zu mit, da sie in der Klinik häufig nicht im ge- mangelnde Work-Live-Balance einen Ein- Konflikten führen (QB; Ehrler und Recher- samten Betreuungsbogen tätig waren. fluss auf die Arbeitszufriedenheit hat (Rizvi Conzetti, 2016; Everly, 2012; Thorgen Mehrmals wurde eine Wissenslücke betref- et al., 2012). Diese spielt eine wichtige Rolle und Crang-Svalenius, 2009). In einer Umfra- fend Schwangerschaftskontrollen genannt bei der Entscheidung, einen Arbeitsplatz- ge des Deutschen Hebammenverbandes und das Gefühl, nicht ausführlich Informati- wechsel zu vollziehen (Warmelink et al., e. V. (2014) wurde nachgewiesen, dass die onen abgeben zu können (QB). Hebammen 2015). Gemäss Lobsiger et al. (2016) beträgt hierarchischen Strukturen in der Klinik un- wünschen sich zur Erleichterung ein breite- der Anteil an Berufsaustritten bei Hebam- zufrieden machen. Firth et al. (2014) konn- res Angebot an Weiterbildungen und durch men 14%, was im Vergleich zu anderen Ge- ten aufzeigen, dass fachliche Konflikte eine das Einsetzen von dozierenden Hebammen sundheitsberufen viel ist. Damit Hebam- grosse Barriere in der Leistung von adäqua- in der Ausbildung eine fachbezogenere Aus- men mit der Rufbereitschaft umgehen ter Geburtshilfe darstellen. Im Rahmen der einandersetzung mit wichtigen Hebam- können, mit der Flexibilität zurechtkommen «Lancet Series on Midwifery» weisen die Au- menthemen und dem Hebammenhand- und eine ausgeglichene Work-Life-Balance torinnen/Autoren darauf hin, dass eine ef- werk (QB; Ehrler und Recher-Conzetti, 2016; erreichen, brauchen sie individuelle Strate- fektive, interdisziplinäre Zusammenarbeit Skogheim und Hanssen, 2015; Thorgen und gien, Unterstützung auf sozialer Ebene und erforderlich ist, um den Qualitätsrahmen Crang-Svalenius, 2009). auch Unterstützung im beruflichen Umfeld umzusetzen (Renfrew et al., 2014). Damit die (Sandall, 1997). Zusammenarbeit in hierarchischen Gefü- Strategien entwickeln, gen funktionieren kann, könnte diese auch um Physiologie zu fördern Gründe für den Wechsel schon in der Ausbildung gefördert werden. Beim Übergang vom Spital ins GH bereitet des Arbeitsplatzes Weiter erleben Hebammen durch die Hier- zu Beginn das Vertreten der interventions- Einer der Hauptgründe für Hebammen aus archie und die strikten Rahmenbedingun- armen Philosophie und das Zurückerlangen der QB wie aus dem Literaturreview, ins GH gen in der Klinik eine Einschränkung in ihrer des Vertrauens in die Physiologie Mühe (QB; zu wechseln, ist der Wunsch, «zurück zur Autonomie (QB, Everly, 2012; Skogheim und Skogheim und Hanssen, 2015). Hebammen Hebammenarbeit» zu gelangen und wieder Hanssen, 2015). Durch die fast ausschliess- beschreiben, dass es mit der Zeit leichter «voll Hebamme» zu sein (Thorgen und lich im klinischen Setting stattfindenden wird, nachdem sie eine Vielzahl von natürli- Crang-Svalenius, 2009). Hebammen erle- ben, dass das Potenzial von Hebammen mit Einer der Hauptgründe für Bachelorabschluss v. a. im klinischen Set- ting zu wenig ausgenutzt wird. Sie wün- Hebammen aus der qualitativen schen sich eine praktische Ausweitung und die Ausschöpfung ihrer Kompetenzen. Befragung wie aus dem Literatur Ein weiterer Grund für den Wechsel in ein hebammengeleitetes Modell ist, dass Heb- review, ins Geburtshaus zu ammen darin eine höhere Autonomie ge- niessen. Es macht sie zufrieden, mehr Ei- wechseln, ist der Wunsch, «zurück genverantwortung und Eigeninitiative zu übernehmen (QB; Ehrler und Recher-Con- zur Hebammenarbeit» zu gelangen. zetti, 2016; Fereday und Oster, 2010). Je- doch erleben sie diese Verantwortung zu Beginn als besonders herausfordernd, v. a. im Zusammenhang mit Notfallsituationen (QB; Skogheim und Hanssen, 2015; Thorgen 10 Obstetrica
Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Geburtshaushebamme T I T ELT H EM A Übersicht der Ergebnisse der Bachelorthesis Grafik: Kristina Heldner und Stephanie Wälti chen Geburten erlebt und begleitet und sich hebammengeleitete Modelle gefördert wer- ammengeleitete Einrichtung erleichtert so wieder Schritt für Schritt in das salutoge- den (Renfrew et al., 2014). Die weitere Vor- werden. Hebammen im ausserklinischen netische Betreuungsprinzip eingelebt ha- antreibung der hebammengeleiteten Ge- Setting nennen insgesamt in weniger Berei- ben (QB; Skogheim und Hanssen, 2015). burtshilfe in der Schweiz könnte insgesamt chen belastende Faktoren als jene, die im Dies zeigt, dass die Betreuungsansätze zwi- ein sinnvoller Lösungsansatz zu allen ge- Spitalsetting arbeiten. Langfristig kann dies schen Spital und GH sehr unterschiedlich nannten Schwierigkeiten darstellen. Wird weniger Gesundheitskosten und weniger sind. Thompson et al. (2016) haben heraus- Fehlzeiten zur Folge haben (Eissler und gefunden, dass das Arbeitssetting Einfluss Jerg-Bretzke, 2015). In der Schweiz konnte darauf nimmt, ob Hebammen die Physiolo- nach der Einführung von koordinierter heb- gie fördern. Es hat sich herausgestellt, dass ammengeleiteter Wochenbettbetreuung ein klinisches Setting die Arbeitsweise, wel- Hebammen im ausser- aufgezeigt werden, dass eine Senkung der che die Physiologie unterstützt, hindert. klinischen Setting nennen Kosten erreicht werden kann (Zemp et al., Wünschenswert ist nach Thompson et al. 2017). Es scheint sinnvoll zu sein, in der (2016), dass Hebammen im klinischen wie insgesamt in weniger Schweiz weitere Untersuchungen und Ver- auch im ausserklinischen Setting Kompe- Bereichen belastende gleiche der Kosten in Bezug auf hebammen- tenzen zur Unterstützung der Physiologie geleitete Geburtshilfe durchzuführen und entwickeln. Dazu sollen in der Hebammen- Faktoren als jene, die im dabei die Begleitung im gesamten Betreu- ausbildung und in der Forschung, die durch Spitalsetting arbeiten. ungsbogen miteinzubeziehen. Dass GH Hebammen betrieben wird, Strategien ent- oder hebammengeleitete Einrichtungen wickelt werden, die sie darin unterstützen eine Versorgungsalternative zur Geburtshil- (Thompson et al., 2016). fe in der Klinik darstellen (Bauer und Kötter, 2013), konnte in Deutschland anhand natio- Hebammengeleitete Geburtshilfe dieses Arbeitsmodell vermehrt umgesetzt, naler Erhebungen bestätigt werden. In der als möglicher Lösungsansatz so können die Kompetenzen der Hebam- Schweiz gibt es zurzeit leider noch keine Gute Betreuung während der Schwanger- men ausgeschöpft, die Autonomie und das vergleichbare Erhebungsmethode. Damit schaft bis hin zur Säuglingszeit kann laut Erleben von physiologischen Geburtsver- aussagekräftige Zahlen bzgl. der Geburts- den Autorinnen/Autoren der «Lancet Series läufen gefördert und somit auch der Über- verläufe und Outcomes von Frauen und ih- on Midwifery» verbessert werden, indem gang in ein GH oder in eine andere heb ren Kindern in der Schweizer Geburtshilfe Obstetrica 11
T I T ELT H EM A erhoben werden können, wäre es sinnvoll, ein nationales Erhebungssystem zu gene- AUTORINNEN rieren. Fazit: gute interprofessionelle Zusammenarbeit ist nötig Die Arbeit von Hebammen ist unabhängig vom Setting, in der sie ausgeführt wird, sehr anspruchsvoll und wichtig. Dabei ist das Er- reichen einer Work-Life-Balance elementar. Das Einbeziehen der Richtlinie von NICE (2015) zur Personalplanung in geburtshilfli- Kristina Heldner, Stephanie Wälti, chen Einrichtungen könnte hilfreich sein, Hebamme BSc 2018, sammelt ihre ersten Erfahrungen zurzeit im Mutterschaftsurlaub, beendet im Februar um die Qualität der Betreuung aufrechtzu- als diplomierte Hebamme ab November im 2019 die letzten zehn Wochen des Zusatzmoduls B. erhalten und herausfordernde Situationen St. Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach. stephanie.waelti@gmail.com für Hebammen vorzubeugen. kristina_heldner@hotmail.com Damit auch in pathologischen Geburtsver- läufen adäquate Geburtshilfe geleistet wer- den kann, ist es von Bedeutung, dass eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit stattfindet und gefördert wird. Weiter soll- ten Bestrebungen unternommen werden, Literatur Bauer, S. und Kötter, C. (2013) Geburtshäuser: Renfrew, M. J. et al. (2014) Midwifery and quality damit mehr Ausbildungsplätze in hebam- care: Findings from a new evidence-informed Versorgungsalternative zur Klinikentbindung? mengeleitete Einrichtungen zur Verfügung [Midwife-led birth centres: an alternative to hospital framework for maternal and newborn care. «The Lancet»; stehen. childbirth?]. «Zeitschrift Für Geburtshilfe Und 384(9948), 1129–1145. https://doi.org/10.1016/ Neonatologie»; 217(1), 14–23. S0140-6736(14)60789-3 Werden Hebammen in ihrem Wunsch unter- Rizvi, R. et al. (2012) Facets of career satisfaction for https://doi.org/10.1055/s-0032-1333214 stützt und motiviert, ins GH zu wechseln, Bode, A. et al. (2016) Einflussfaktoren auf die women physicians in the United States: A systematic kann so möglicherweise die hebammenge- Arbeitszufriedenheit von Hebammen im Kreißsaal. review. «Women & Health», 52(4), 403–421. www.hebammenverband.de https://doi.org/10.1080/03630242.2012.674092 leitete Geburtshilfe gefördert werden. Zu Sandall, J. (1997) Midwives’ burnout and continuity of Deutscher Hebammen Verband e. V. (2014) bedenken ist dabei, dass es gut ist, wenn Arbeitsbedingungen der Hebammen in den Kliniken care. «British Journal of Midwifery»; 5(2), 106–111. Hebammen diesen Weg wählen, damit sie verschlechtern sich: Hebammenverband stellt https://doi.org/10.12968/bjom.1997.5.2.106 Ergebnisse einer Befragung von 2.000 Hebammen vor. Schweizerischer Hebammenverband (2016) Faktenblatt die Hebammenkompetenzen voll ausschöp- Hebammen in der Schweiz. www.hebamme.ch www.hebammenverband.de fen können und so die für sie bestmöglichste Donald, H. et al. (2014) Creating a better work-life Skogheim, G. und Hanssen, T. A. (2015) Midwives’ Betreuung für Frauen leisten können. Es balance. «New Zealand College of Midwives Journal»; experiences of labour care in midwifery units. A (49), 5–10. qualitative interview study in a Norwegian setting. sollte aber nicht die logische Folge sein, dass «Sexual & Reproductive Healthcare: Official Journal of Ehrler, R. und Recher-Conzetti, M. K. (2016) sie dazu ins GH wechseln müssen. Es wäre Hebammengeleitete Betreuung im Kanton Bern: Eine the Swedish Association of Midwives»; 6(4), 230–235. ein Umdenken in Richtung hebammengelei- qualitative Erhebung zu Arbeitsorganisationsformen https://doi.org/10.1016/j.srhc.2015.05.001 (Bachelorthesis). Berner Fachhochschule, Bern. Thompson, S. M. et al. (2016) Exploring Dutch tete Geburtshilfe im Spitalsetting wün- midwives’ attitudes to promoting physiological www.gesundheit.bfh.ch schenswert, damit v. a. Frauen mit einem Eissler, A. B. und Jerg-Bretzke, L. (2015) Arbeitsort childbirth: A qualitative study. «Midwifery»; 42, 67–73. physiologischen Schwangerschaftsverlauf beeinflusst die Belastungsfaktoren teilweise https://doi.org/10.1016/j.midw.2016.09.019. signifikant. «Hebamme.ch»; (9), 4–7. Thorgen, A. und Crang-Svalenius, E. (2009) Birth in jedem Setting die bestmögliche und inter- centres in the East Midlands: Views and experiences of Everly, M. C. (2012) Facilitators and barriers of ventionsarme Betreuung erhalten. independent decisions by midwives during labor and midwives. «British Journal of Midwifery»; 17(3), birth. «Journal of Midwifery & Women’s Health», 57(1), 144–151. https://doi.org/10.12968/ 49–54. https://doi.org/10.1111/j.1542-2011.2011. bjom.2009.17.3.40076 Dieser Artikel beruht auf der Bachelorthesis «Der Weg 00088.x Warmelink, J. C. et al. (2015). Career plans of primary zur Geburtshaushebamme – Chancen und Herausforde- Fereday, J. und Oster, C. (2010) Managing a work-life care midwives in the Netherlands and their intentions to rungen. Qualitative Untersuchung der Erfahrungen von balance: The experiences of midwives working in a leave the current job. «Human Resources for Health»; group practice setting. «Midwifery», 26(3), 311–318. 13, 29. https://doi.org/10.1186/s12960-015-0025-3 Hebammen beim Wechsel des Arbeitsplatzes vom Spital https://doi.org/10.1016/j.midw.2008.06.004 Weber-Tramèr, A.-T. (2015) Belastungen erkennen und ins Geburtshaus» (2017), die zum Abschluss des Hebam- Frith, L. et al. (2014) Organisational culture in Lösungsstrategien finden. «Hebamme.ch»; 2015(9), menstudiums an der Berner Fachhochschule maternity care: a scoping review. «Evidence Based 8–10. Midwifery»; 2014(12(1)), 16–22. www.researchgate.net Yoshida, Y. und Sandall, J. (2013) Occupational Gesundheit eingereicht wurde. Sie ist verfügbar unter Kälin, C. und Lafranchi, E. (2017) Wie entscheiden burnout and work factors in community and hospital www.gesundheit.bfh. sich Paare für den Geburtsort ihres Kindes? Ein midwives: A survey analysis. «Midwifery»; 29(8), systematischer Literaturreview: Unveröffentlichtes 921–926. https://doi.org/10.1016/j.midw.2012.11.002 Material (Bachelorarbeit). Berner Fachhochschule, Bern. Zemp, E. et al. (2017). Does Coordinated Postpartum Lobsiger, M. et al. (2016). Berufsaustritte von Care Influence Costs? «International Journal of Gesundheitspersonal. «Obsan Bulletin»; (7). Integrated Care»; 17(1), 459. https://doi.org/10.5334/ NICE (2015) Safe midwifery staffing for maternity ijic.2487 setting: Nice guidline. www.nice.org.uk 12 Obstetrica
IMPRESSUM PR-ANZEIGE Herausgeberin | Editeur Schweizerischer Hebam menverband (SHV). Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des SHV Geteiltes Wissen, wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion | Fédération suisse des sages-femmes (FSSF). Les articles gemeinsamer Fortschritt: signés ne reflètent pas forcément l’opinion de la FSSF. Toute reproduction est soumise à autorisation de la Das MAM Online-Portal rédaction Redaktion | Rédaction Redaktorin Deutsch- schweiz: Miryam Azer, m.azer@hebamme.ch | Rédactrice für medizinisches Fachpersonal romande: Cynthia Khattar, c.khattar@sage-femme.ch Geschäftsstelle SHV | Secrétariat de la FSSF Rosen- weg 25 C, 3007 Bern, T +41 (0)31 332 63 40 Adressände- rungen | Changements d’adresse adress@hebamme.ch Redaktioneller Beirat | Conseil rédactionnel Marie Blanchard, Aurélie Delouane-Abinal, Christina Diebold, Regula Hauser, Maja Hiltbrunner, Maria-Pia Politis Mercier Konzept | Concept www.la-kritzer.ch Jahres abonnement | Abonnement annuel Nichtmitglieder CHF 109.–, inkl. 2,5 % MWST, Ausland CHF 140.–, Einzelnummer CHF 13.20, inkl. 2,5 % MWST + Porto. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht bis zum 31. Oktober des laufenden Jahres schriftlich beim SHV gekündigt wird | Non-membres CHF 109.–, 2,5 % TVA inclue, étranger CHF 140.–, prix du Qualität durch Teamwork numéro CHF 13.20, 2,5 % TVA inclue + porto. L’abonne- Die Art, wie MAM jedes einzelne Produkt entwickelt, ist einzig ment est automatiquement renouvelé pour un an s’il artig. So entsteht seit über 40 Jahren eine MAM Innovation in n’est pas résilié par écrit auprès de la FSSF au 31 octobre einem internationalen und Disziplin übergreifenden Teamwork de l’année en cours. Inseratemarketing | Régie aus renommierten Wissenschaftlern, Medizinern, Hebammen, d’annonces Kömedia AG, Jessica Magos, Geltenwilenstr. Entwicklungspädagogen, Designern und Technologiespezialisten. 8a, 9001 St. Gallen, D +41 (0)71 226 92 75, T +41 (0)71 226 92 92, j.magos@koemedia.ch, www.kömedia.ch Damit Sie alles geben können, geben auch wir alles Layout, Druck | Mise en page, impression rubmedia AG, Sämtliche Produkte werden in Zusammenarbeit mit Fachkräften Seftigenstr. 310, 3084 Wabern, www.rubmedia.ch sowie durch fundierte Marktforschung unter Verbrauchern er- Papier PlanoArt 100 gm2, holzfrei, hochweiss matt, forscht und entwickelt. MAM arbeitet aktuell mit über 20 me- säurefrei, FSC-zertifiziert | PlanoArt 100 gm2, sans bois, dizinischen Partnern weltweit zusammen und hat von 2009 extra-blanc mat, sans acide, certifié FSC Auflage | bis 2014 Studien mit 35 700 Verbrauchern in 15 Ländern Tirage Druckauflage 3350 Exemplare, erhöhte Auflage durchgeführt. 4000 Exemplare, verbreitete Auflage 3135 Exemplare (WEMF-beglaubigt 2016/2017) | Tirage total 3350 Das Healthcare-Professionals-Netzwerk exemplaires, distribution supplémentaire 4000 exem MAM Healthcare Professionals sind seit jeher die wichtigsten plaires, tirage diffusé 3135 exemplaires (certifié REMP Partner, wenn es um die Entwicklung von Babyprodukten geht. 2016/2017) | ISSN 2624-7747 Deshalb ist es für MAM von grosser Bedeutung, diese Zusam- menarbeit nachhaltig zu fördern. 116. Jahrgang Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Hebammen verbandes | Revue officielle de la Fédération suisse des Ihre Vorteile: sages femmes | Giornale ufficiale della Federazione • Umfangreiche Studiendatenbank svizzera delle levatrici | Revista uffiziala da la Federaziun • Broschüren und Fachartikel gratis downloaden svizra da las spendreras • Wissenschaftlicher Newsletter (quartalsweise) • Veranstaltungskalender Erscheinungsweise • Newsflash zu medizinischen Themen 10 Mal im Jahr, Doppelausgaben im Januar/Februar und Juli/August | Werden auch Sie Teil dieses Netzwerks! Publié 10 fois par an, numéro double en Jetzt registrieren unter: janvier/février et juillet/août mambaby.com/professionals Obstetrica 13
Wenn zwei dasselbe tun Die Kantonsspital Baden AG wendet das Belegmodell nicht nur bei Ärzten, sondern auch bei Hebammen an. Mit Erfolg: Von der Zusammenarbeit zwischen Spital und Geburtshaus profitieren alle Beteiligten, insbesondere die gebärenden Frauen. T E X T: BERNADETTE BANDLOW UND MARIANNE BAUER 14 Obstetrica
Wenn zwei dasselbe tun T I T ELT H EM A W ie heisst es doch so schön: Wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Ge- rade auf die Geburt trifft diese Weisheit zu. Spital oder Geburtshaus? Das ist die Frage, an der sich mitunter die Geis- ter scheiden. Dabei sind die Unterschiede gar nicht so gross. Wer es nicht glaubt, soll die beiden nachfolgenden Werbeverspre- chen der Kantonsspital Baden AG resp. dem Geburtshus Storchenäscht in Othmarsin- gen, dem ältesten Geburtshaus der Schweiz, zuordnen: • «Jede Geburt ist einmalig. So einmalig Kantonsspital Baden AG wie unsere individuelle Betreuung. Wir begleiten Sie – und Ihren Partner. Vor, während und nach der Geburt sind wir für Sie da. Wir stehen an Ihrer Seite, hören auf Ihre Wünsche, stellen Ihnen Seit Juli dieses Jahres sind zwei Hebammen unsere ganze Kompetenz zur Verfügung. sowohl in der Kantonsspital Baden AG (Bild) Wir tun alles, damit Sie Ihr Kind sicher angestellt wie auch im Geburtshus Storchenäscht. und geborgen zur Welt bringen können.» Neue Wege • «Unser Ziel ist es, eine kompetente, beschritten aktuelle, bedürfnisorientierte und Nichtsdestotrotz bilden Spitäler und Ge- Dieser gemeinsame Nenner ist es denn auch, individuelle Betreuung während Schwan- burtshäuser vielerorts Parallelwelten. Oft der das Team der Gebärabteilung bewogen gerschaft, Geburt und Wochenbett macht es den Anschein, dass die Rivalität hat, neue Wege zu gehen. Mit einem neuen anzustreben; in Zusammenarbeit mit der einzige gemeinsame Nenner ist und Arbeitsmodell ist es ihm gelungen, die Mau- interdisziplinären Stellen. Unser Fokus dass Vorurteile, Unwissenheit und ein ge- ern des gegenseitigen Misstrauens einzu- liegt bei der kompetenten, individuellen genseitiger Standesdünkel den professio- reissen: So arbeitet seit Juli 2017 eine und gesundheitsorientierten Betreuung nellen Diskurs prägen. Dies ist umso bedau- Hebamme im Teilzeitpensum sowohl im Ge- von Mutter und Kind.» erlicher, als dass der allgemeine Nutzen burtshus Storchenäscht als auch in der Ge- Die Chance, die Aufgabe richtig zu bewälti- dieser ideologisch geprägten Debatte ge- bärabteilung der Kantonsspital Baden AG, gen, liegt bei 50 Prozent. Denn die beiden ring ist. Denn sowohl die Spitäler als auch und seit Juli 2018 sind es zwei erfahrene Statements gleichen sich wie eineiige Zwil- die Geburtshäuser haben sich auf die Flag- Hebammen. Zudem begleiten sie gebärende linge. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, ge geschrieben, die Frau ins Zentrum ihres Mütter als Beleghebammen bei Überweisun- dass die erste Botschaft auf der Webseite der Handelns zu rücken und Schwangeren eine gen vom Geburtshus Storchenäscht ins Spi- Kantonsspital Baden AG aufgeschaltet ist, sichere und möglichst angenehme, den in- tal. So einfach dieses Modell, so vielschichtig während die zweite dem Leitbild des Ge- dividuellen Bedürfnissen entsprechende sind die Vorteile, die sich für alle Beteiligten burtshus Storchenäscht entnommen ist. Geburt zu ermöglichen. ergeben. Tatsächlich stellt diese Kooperati- on sowohl für das Spital als auch für das Ge- burtshaus eine Win-Win-Situation dar. Wer profitiert auf welche Art? Die Vorteile für das Spital • Durch die Zusammenarbeit empfinden sich die Beteiligten nicht mehr als Konkurrentinnen, sondern als Partnerin- nen. Denn trotz den zahlreichen Parallelen unterscheiden sich die Angebote eines Geburtshauses und eines Spitals in wesentlichen Punkten. Sie sprechen Geburtshus Storchenäscht Dank der Zusammenarbeit der Hebammen im Geburtshus Storchenäscht (Bild) mit dem Team der Gebärabteilung der Kantonsspital Baden AG nehmen Toleranz und Akzeptanz zu. Obstetrica 15
T I T ELT H EM A unterschiedliche Bedürfnisse und menarbeit. Gerade Notfallsituationen Erwartungen für die Geburtsbetreuung an. können so effizient und pragmatisch Beide Ansätze haben ihre Berechtigung. angegangen werden, ohne Kompetenz- • Die Zusammenarbeit fördert die Toleranz gerangel. und Akzeptanz untereinander. Verfechte- rinnen der natürlichen Geburtshilfe im Die Vorteile für die Mütter Auf der Alternativ- Geburtshus Storchenäscht erhalten • Unverhofft kommt leider vor! Ein Paar, einen Einblick in die Arbeit der Hebam- das sich bewusst für eine Geburt im route ins Ziel men im Spital. Durch dieses Wissen Geburtshaus entschieden hat, hat dafür verwandelt sich Misstrauen in Vertrauen. gute Gründe. Muss die Frau aber wegen Seit 27 Jahren ist Bernadette • In rund zwei Dutzend Fällen erwies sich starken Schmerzen oder Komplikationen Bandlow als Hebamme tätig. bisher eine Überweisung vom Geburts- in eine Klinik überführt werden, kann Derzeit arbeitet sie in einem hus Storchenäscht in die Kantonsspital dies zu Frustrationen führen, weil ihre 40-Prozent-Pensum im Geburtshus Baden AG als notwendig. Von diesen Vorstellung der Wunschgeburt geplatzt Storchenäscht in Othmarsingen Direktzuweisungen profitiert die ist. Durch das Beleghebammenmodell und zu 20 Prozent in der Gebärab- Gebärabteilung in Form von höheren werden solch negative Emotionen teilung der Kantonsspital Baden Geburtenzahlen. vermieden, und gleichzeitig geniesst die AG, wo sie die Frauen hauptsäch- • Dank der kontinuierlichen Nähe zwischen Sicherheit des Kindes und der Frau lich in der Hebammensprechstunde Hebammen und Ärzten können Fragen höchste Priorität. betreut. Seit Juli 2017 begleitet sie und Probleme direkt und unkompliziert • Trotz der Unannehmlichkeiten durch die als Beleghebamme diejenigen angesprochen und geklärt werden. Überweisung hat das Paar Vertrauen in Frauen, die in der Gebärphase aus die Hebamme und kann den Verlauf der dem Geburtshus Storchenäscht in Die Vorteile für das Team der Gebärabteilung Geburt besser akzeptieren. die Kantonsspital Baden AG • Es geht kein Know-how verloren, wenn • Die beiden Elternteile wissen, dass sie überwiesen werden. Dies klappt sich eine langjährige Spitalhebamme für nach der Geburt zurück ins Geburtshaus dank der professionellen Arbeits- einen «Seitenwechsel» entscheidet, was verlegt werden für das Wochenbett, planung und dem Verständnis der in der Vergangenheit immer wieder wenn sie das wünschen. Arbeitskolleginnen. Ausserdem vorkam. Aktuell teilen in der Kantonsspi- basiert ihr Einsatz auf Anfrage, d. h tal Baden AG zwei erfahrene Hebammen sie kann auch absagen, und ihr Wissen und ihre Erfahrungen, die sie gegebenenfalls springt eine zweite im Geburtshaus erweitert haben, mit AUTORINNEN Beleghebamme ein. jüngeren Kolleginnen und Studentinnen. Über ihre Beweggründe, sowohl im • Das Leistungsangebot wird optimiert: Die Spital als auch in einem Geburts- beiden Hebammen übernehmen im Team haus tätig zu sein, sagt Bernadette Zusatzaufgaben wie Hebammensprech- Bandlow: «Nicht jede Frau muss stunde oder Akupunktursprechstunde. zwingend in einem Spital gebären, • Der physiologische Aspekt der Geburt und nicht jede Frau kann oder darf bekommt durch die Beleghebammen ihr Kind in einem Geburtshaus zur eine ganz neue, positive Bedeutung. Welt bringen. Das Wichtigste ist, • Entlastung der Spitalhebammen: dass das Richtige am richtigen Ort Gebärende eines Geburtshauses sind Bernadette Bandlow, geschieht.» Ein grosses Anliegen ist sich eine 1:1-Betreuung gewohnt, die ein Hebamme HF, seit 2002 als Hebamme tätig in der ihr, die Geburtsvorstellungen Spital nicht über die gesamte Dauer des Gebärabteilung der Kantonsspital Baden AG, seit 2015 gemeinsam mit dem Paar oder der Aufenthaltes bieten kann. Durch die teilzeitangestellt im Geburtshus Storchenäscht und seit werdenden Mutter zu definieren. Beleghebamme kann die Gebärende Juli 2017 Beleghebamme in der Kantonsspital Baden AG. «Erfüllt sich der Geburtswunsch, ist auch im Spital 1:1 betreut werden. das Ziel erreicht», sagt Bernadette • Durch die Teilzeitarbeit in der Gebärab- Bandlow. «Kommen Komplikatio- teilung kennt die Beleghebamme alle nen dazwischen, so kann ich die Weisungen und Abläufe in der Kantons- Eltern unter der Geburt als Be- spital Baden AG, die Medikamente, das leghebamme im Spital weiter elektronische Dokumentationssystem betreuen. So gelangen wir auf einer und die Örtlichkeiten des Spitals. Sie ist Alternativroute ebenfalls zu Teil des Teams und kennt auch die Ärzte unserem Ziel.» der Geburtshilfe, der Anästhesie und der Pädiatrie sehr gut. Marianne Bauer, • Die Integration in den Spitalalltag Hebamme HF, seit März 2014 Leitende Hebamme der erleichtert die interdisziplinäre Zusam- Gebärabteilung der Kantonsspital Baden AG. 16 Obstetrica
SANFTES ABPUMPEN MIT DER CARUM Sanft und schonend Abpumpen mit dem DIE PROFESSIONELLE KLINIKPUMPE MIT "SENSITIVE PROGRAMME" "Sensitive Programme" Die Carum im "Sensitive Programme" pumpt mit einem kaum spürbaren Vakuum und Zyklus und ermöglicht ein sanftes Abpumpen bei schmerzenden wunden Brustwarzen. Zudem können die Einstellungen in kleinen Schritten dem Empfinden der Mutter angepasst werden. Jede Carum Klinikpumpe verfügt über das "Sensitive Programme": Modus-Taste drücken während Welcome-Seite erscheint. Sensitive Programme Ardo medical AG – Schweiz – www.ardo.ch Ausbildungslehrgang AKUPUNKTUR NACH TRADITIONELLER CHINESISCHER MEDIZIN FÜR HEBAMMEN UND GYNÄKOLOGEN Grundkurs Akupunktur nach TCM in der Geburtshilfe gemäss den Ausbildungsrichtlinien des SHV und der SBO-TCM Anzahl Kurstage: 15 (105 Unterrichtsstunden) Anwendungsgebiet: Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett Nächste Kurse Start in Winterthur am 8. November 2018 Start in Bern am 15. November 2018 Information & Anmeldung ZHONG INSTITUT www.zhong.ch • info@zhong.ch
Das Praxiszentrum Arcus ist integrativ erfolgreich Das integrative Praxiszentrum in Thalwil bietet Frauen, Kindern und jungen Familien eine komplette, kompetente und langfristige medizinische Begleitung. Fachleute aus Komplementär- und Schulmedizin ergänzen sich gegenseitig, um die Gesundheit der Patientinnen/Klientinnen ganzheitlich zu fördern. Ergänzt wird das Angebot durch ein vielseitiges Kursprogramm rund um die Themen Frau, Kind und Familie. T E X T: MICHÈLE TODESCHINI UND CLAUDIA BETTENMANN 18 Obstetrica
Patientinnen T I T ELT H EM A Lionnel Rüegg Die Eröffnung des Praxiszentrums Arcus im Frühling 2017 fand grossen Anklang und war der Startschuss für ein neues, integratives Modell. S chon vor der Gründung des integra- bau jedoch als äusserst anspruchsvoll, schichtigen Problemstellungen in der Frau- tiven Praxiszentrums Arcus im zeitraubend und oft auch frustrierend. en- und Kinderheilkunde Prävention, Ver- Frühling 2017 hatten sich die Praxis Frustrierend einerseits wegen fehlender sorgung und Förderung aus einer Hand für Osteopathie Michèle Todeschini Rückmeldungen der entsprechenden Fach- erhalten. Konventionelle Schul- und Kom- sowie Körper- und Naturzeit Claudia Betten- personen nach Überweisungen und wegen plementärmedizin sollten sich nicht aus- mann während 15 Jahren im Bereich Frau- negativer Feedbacks überwiesener Patien- schliessen, sondern gegenseitig sinnvoll en- und Kinderheilkunde einen Namen ge- tinnen/Wöchnerinnen. Andererseits aber und immer zum Wohl der Patientinnen er- macht. Und sie arbeiteten als Einzelfirmen auch, weil die mangelnde Kooperation der gänzen und so die Grundlage für eine opti- schon lange eng zusammen. Was sie verein- verschiedenen Akteure im Gesundheitswe- male Betreuung und Behandlung schaffen. te, war die gemeinsame Überzeugung, dass sen immer wieder zu schleppenden, langen Mit einem multiprofessionellen Team von gerade in der Frauen- und Kinderheilkunde Krankheitsverläufen führte. ausgewählten, sich ergänzenden komple- viele Problemstellungen auftauchen, für die Die Erfahrung zeigte, dass in einem wir- mentär- und schulmedizinischen Fachleu- es nicht einfach eine richtige Lösung gibt, kungsvollen Netzwerk nicht nur die Kom- ten sollte das Zentrum vielseitige Kompe- sondern bei denen eine interdisziplinäre Zu- plementärmedizin, sondern auch die kon- tenzen in einer stilvollen und persönlichen sammenarbeit angezeigt ist. ventionelle Medizin von grösster Wichtigkeit Umgebung vereinen. ist. Denn die Ziele für Patientinnen und Pati- Aufbau des Netzwerks enten wurden dort am schnellsten erreicht, Prinzip der Salutogenese war herausfordernd wo sich die beiden Ansätze gegenseitig be- als Startpunkt Während ihrer langjährigen Praxistätigkeit fruchten und unterstützen konnten. So ent- Indem sie die Gesamtsituation der jungen wurde den beiden Arcus-Gründerinnen stand bei Michèle Todeschini und Claudia Familien, der Wöchnerinnen, Babys und Michèle Todeschini und Claudia Betten- Bettenmann der Wunsch und die Idee, ein jungen Väter genauer betrachteten, wurde mann immer wieder und mit zunehmender integratives medizinisches Zentrum für jun- Michèle Todeschini und Claudia Betten- Dringlichkeit bewusst, dass es für junge Fa- ge Familien zu gründen. mann sehr klar, in welcher umwälzenden milien, Frauen nach der Geburt, neugebo- Lebensphase sich diese befinden. Das Erle- rene Kinder und Kinder mit besonderen Modernes Zentrum ben von Schwangerschaft, Geburt und Wo- Bedürfnissen unerlässlich ist, von einem für integrative Medizin chenbett, Elternsein und Leben mit einem gut kooperierenden Netzwerk von Fach- Die beiden entwickelten die Vision eines Neugeborenen gestaltet sich oft unerwar- personen betreut und unterstützt zu wer- Praxiszentrums, wo insbesondere Frauen tet anders, komplexer, herausfordernder den. Im Alltag gestaltete sich dessen Auf- und Kinder für die vielfältigen und viel- als erwartet und erträumt. Obstetrica 19
T I T ELT H EM A Das zentrale, grundlegende Gefühl zur Er- Dieser Blickwinkel und die daraus bestätig- Im April 2017 startete Arcus mit den Diszipli- haltung der Gesundheit, das Kohärenzge- te Erkenntnis, dass genau diese Orientie- nen Osteopathie, Hebammenarbeit, Tradi- fühl, beschreibt Aaron Antonovsky (1997, S. rung bei jungen Familien durch die erlebten tionelle Chinesische Medizin, Massage, Psy- 36) im Prinzip der Salutogenese wie folgt: Erfahrungen und die neue Lebenssituation chologie sowie einem Kurswesen mit «Das SOC (Kohärenzgefühl) ist eine globale erschüttert sein kann, bildete einen Start- Rückbildungsgymnastik, Stillgruppe, New Orientierung, die ausdrückt, in welchem punkt für die Entwicklung von Arcus. Mum’s Circle und Babymassage. Später Ausmass man ein durchdringendes, andau- wurde das Behandlungsangebot mit Heil- erndes und dennoch dynamisches Gefühl Komplementär- und Schulmedizin praktik und Homöopathie und das Kurswe- des Vertrauens hat, dass gehen Hand in Hand sen mit Yoga für Schwangere ergänzt. • die Stimuli, die sich im Verlauf des In der ersten Phase des neuen Praxiszent- Kurz nach der Eröffnung des komplementär- Lebens aus der inneren und äusseren rums war die Zusammensetzung des kom- medizinischen Bereichs bot sich die Möglich- Umgebung ergeben, strukturiert, plementärmedizinischen Bereichs eine zen- keit, weitere Räumlichkeiten in derselben vorhersehbar und erklärbar sind, trale Herausforderung. Um sowohl eine Überbauung zu mieten. Nach eingehenden • einem die Ressourcen zur Verfügung ganzheitliche wie auch integrative Betreu- Beratungen mit Architekten, Medical Consul- stehen, um den Anforderungen, die diese ung anbieten zu können, suchten die beiden ting und Finanzierungspartnern entschieden Stimuli stellen, zu begegnen, Gründerinnen gezielt nach Fachpersonen sich die Arcus-Gründerinnen dafür, eine Arzt- • diese Anforderungen Herausforderungen mit Erfahrungshintergrund im Bereich jun- praxis in das Konzept zu integrieren und ver- sind, die Anstrengung und Engagement ge Familien sowie Interesse an Kooperation schiedene Ärzte der Grundversorgung unter lohnen.» im interdisziplinären, integrativen Umfeld. einem Dach zu vereinen. Komplementärmedizinische Behandlungen, die in diesem Zimmer durchgeführt werden, sind eine Ergänzung zum schulmedizinischen Ansatz. Lionnel Rüegg Im Riegelhaus sind der Komplementär- und Hebammenbereich untergebracht, im Neubau rechts der Medizinbereich. Urs Siegenthaler 20 Obstetrica
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