OForum - Pro Bahn Schweiz
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Fo rum I n fo www.pro-bahn.ch Pro Bahn Schweiz • Pro Rail Suisse • Pro Bahn Svizzera Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs 4/13 Bild: zVg Zu Gast in der Schweiz Wie Touristen ausserhalb der Stosszeiten zur Auslastung von Zügen beitragen Neuerungen für den öV: 2015 kommt die Chipkarte „SwissPass“ Schwerpunkt „Ausländische Touristen“ ab Seite 3 Schwerpunkt 2/2011 InfoForum 1
Editorial Inhalt Ausländische Touristen Im Lande der Bahnweltmeister.........................3 Das Swiss Travel System............................... 4-5 Aus der Sicht eines Deutschen.........................6 Top: Glacier-Express und Gornergrat............ 7-8 Zimmer mit Aussicht in Filisur...........................9 PostAuto Graubünden............................. 10-11 Angebot für Ausländer: Jungfrau Tours.... 12-13 Kurt Schreiber Aktuell Präsident Gepäck und WiFi: Neue Dienstleistungen bei Pro Bahn Schweiz den SBB.........................................................14 Die neue öV-Karte: SwissPass.........................15 Weichenstellung im öV: FABI-Abstimmung im Februar 2014.......... 16-17 Genf im öV-Fieber..........................................18 Weichen stellen D Die öffentlichen Verkehrsmittel schreiben eine Erfolgsgeschichte. Erwartungen wurden übertroffen und immer mehr Züge sind in immer kürzeren Abständen unterwegs. Darum Bahntechnik im Gotthard-Basistunnel............19 Ausland ist das Netz ausgelastet. Sein Unterhalt sollte aber wegen Sparanstrengungen des Bundes Trenitalia setzt auf „Frecciarossa 1000“..........20 vernachlässigt werden, wie dies schon in der Vergangenheit geschehen ist. Deshalb müssen für Unterhalt und Ausbau des Eisenbahnnetzes die finanziellen Mittel sichergestellt werden, Leserbriefe...........................................21 unabhängig von Budgetvorgaben. Ein „Ja“ bei der FABI-Volksabstimmung am 9. Februar 2014 stellt die Weichen für eine gesicherte Finanzierung. Pro Bahn intern Die Schweiz als Reiseland hat eine lange Tradition. Trotz europaweiter Rezession und den Bessere Kundeninformation in Luzern.............22 damit verbundenen Währungsproblemen hat sie diese Stellung halten, ja sogar ausweiten In memoriam Roger Hasler..............................23 können, dies nicht zuletzt dank der Innovationskraft der einzelnen Bahnunternehmungen. Darüber und über vieles mehr berichtet die vorliegende Ausgabe unserer Zeitschrift. Ich wünsche frohe Festtage und ein gutes neues Jahr. Points faibles et jalons F L’histoire des transports publics helvétiques rime avec succès. Les attentes ont même été dépassées et de plus en plus de trains roulent à des cadences rapprochées, ce qui entraine Impressum InfoForum 4/2013, Versand: 12. Dezember 2013 une saturation du réseau. Et pourtant, l’entretien des lignes ferroviaires sera négligé en Herausgeber raison des mesures d’économies édictées par la Confédération, comme cela a d’ailleurs déjà Pro Bahn Schweiz (PBS) Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des été le cas par le passé. C’est la raison pour laquelle les coûts liés à l’entretien et à l’extension öffentlichen Verkehrs Postfach 2224, 8021 Zürich du rail doivent être assurés indépendamment des contraintes budgétaires. Un «oui» dans T 044 741 49 90, M 079 401 05 40 les urnes le 9 février prochain permettrait de poser les jalons pour un financement assuré. www.pro-bahn.ch, info@pro-bahn.ch Postkonto: 82-4920-4 La Suisse est traditionnellement une destination appréciée des voyageurs. Et malgré la Redaktion récession qui secoue l’Europe et la monnaie unique, le pays a confirmé et même renforcé sa Gerhard Lob (gl) cp 361, 6604 Locarno position dans ce domaine notamment, grâce à l’esprit d‘innovation des diverses entreprises T 091 752 38 29 cescato.lob@ticino.com ferroviaires. Mitarbeit Pro Bahn C’est de ces thèmes et de bien d’autres choses encore qu’il est question dans cette édition Romeo Degiacomi, Edwin Dutler, François Jobin, Giovanni Ruggia, Hans Schärer, Kurt Schreiber, Andreas Theiler. de notre journal. Bilder Je vous souhaite de belles fêtes de fin d’année. Pressedienste, Redaktion, soweit nicht anders erwähnt Korrektorat Stefan Schweizer Gettare le basi Inserate und Druck I I trasporti pubblici rappresentano uno storia di successo. Le aspettative sono state superate e sempre più treni circolano ad intervalli sempre più brevi. Ma proprio a causa di questo Rub Media AG Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern Postfach 6364, 3001 Bern T 031 380 14 95, F 031 380 14 91 zeitschriftenverlag@rubmedia.ch successo la rete ferroviaria si confronta con dei limiti e necessita di costante manutenzione. Grafisches Konzept und Layout Purtroppo però la Confederazione nell’ambito delle misure generali di risparmio, prevedeva mbDesign Marco Bernet, Konzept und Gestaltung Holderbachweg 24, 8046 Zürich di risparmiare su questo punto come ha già fatto passato. Per questo è importante che ven- T 044 362 76 77, M 079 472 35 62 gano assicurati mezzi finanziari per la manutenzione e l’ampliamento della rete ferroviaria marco.bernet@bluewin.ch che non dipendano dalle indicazione del budget. Ciò significa votare “sì“ il 9 febbraio. Un Auflage 2000 Exemplare, 4 x jährlich “sì” getterà le basi per un finanziamento sicuro. Mitgliedschaften La Svizzera come destinazione di viaggio ha una lunga tradizione. Nonostante la recessione Europäischer Fahrgastverband, Europäischer Verband für die Entwicklung des Schienenverkehrs europea e i conseguenti problemi la Svizzera ha conservato questa sua specificità, anzi, Nächste Ausgaben ha persino ampliato la sua offerta, anche grazie alla forza innovativa delle diverse imprese InfoForum 1/2014 13. März 2014 ferroviarie. Inserate- und Redaktionsschluss 19. Februar 2014 L’edizione attuale affronta queste ed altre tematiche. InfoForum 2/2014 13. Juni 2014 Inserate- und Redaktionsschluss 21. Mai 2014 Auguro a tutti un sereno periodo natalizio e un buon anno nuovo. 2 InfoForum 4/2013 Editorial
Ausländische Touristen Vorbildlich: Die Schweizer nehmen im Mittel 51 Mal pro Jahr den Zug und fahren dabei 2274 Kilometer. Bild: zVg Weltmeister mit ausländischer Unterstützung Die Mobilität in der Schweiz nimmt immer weiter zu. Im Personenverkehr auf der Schiene: plus 53 Prozent in 11 Jahren. Gerhard Lob Der neue Synthesebericht „Mobili- liche Verkehr wird in der Schweiz so häufig land, insbesondere aus Asien, stammt. Die Jah- tät und Verkehr 2013“ des Bundesamts für Sta- genutzt wie in keinem anderen Land. Gemäss resberichte bestätigen dies. tistik zeigt auf, dass der Verkehr in der Schweiz den Zahlen des Internationalen Eisenbahnver- Die Bedeutung der ausländischen Touristen in den vergangenen Jahren deutlich zugenom- bandes UIC fuhren die Kundinnen und Kunden wird auch bei PostAuto Schweiz im Falle Grau- men hat. Im Personenverkehr sind die Verkehrs- 2012 durchschnittlich 51 mal pro Jahr mit der bündens klar, wie einem Artikel in diesem Heft leistungen auf der Strasse zwischen 2000 und Bahn und legten dabei 2274 km zurück. Dies (Seiten 10/11) zu entnehmen ist. Die Krise im 2011 um 14 Prozent und auf der Schiene so- bedeutet den europäischen Spitzenplatz. Nur Tourismus und der Besucherschwund bei tra- gar um 53 Prozent angewachsen. Gleichzeitig die Japaner nahmen den Zug häufiger, legten ditionellen Gästegruppen wie den Deutschen steigerte sich die Anzahl Flugpassagiere im Li- aber weniger Kilometer zurück. Bezüglich der hinterlässt dort jedenfalls tiefe Spuren. Trotz nien- und Charterverkehr um 24 Prozent. Auch mit der Bahn zurückgelegten Reisedistanz ha- dieser offenkundigen Wichtigkeit von ausländi- im Güterverkehr sind markante Zunahmen zu ben die Schweizerinnen und Schweizer ihren schen Gästen erstaunt es manchmal, wie wenig verzeichnen: Bei Schiene und Strasse stiegen Weltmeistertitel somit vor Japan (1912 km), Aufmerksamkeit dieser Fahrgastgruppe einge- die Transportleistungen im genannten Zeitraum Dänemark (1365 km) und Frankreich (1301 km) räumt wird. Beispiel Centovallina: Die Schmal- zusammengenommen um 17 Prozent. verteidigt. spurbahn der Ferrovie Autolinee Regionali Tici- Obwohl der öV in der Schweiz einen hohen nese (FART) verkehrt von Locarno bis Camedo, Stellenwert einnimmt, zeigt der Bericht deut- Touristenschwund macht sich bemerkbar teilweise bis Domodossola (Italien). Halte gibt es lich auf, dass das Verkehrsverhalten der Be- Zum guten Abschneiden der Schweiz in Sachen auf dieser Strecke im Regionalverkehr auf Tes- völkerung vom Auto dominiert wird. Von den öV-Nutzung leisten sicherlich auch die Touris- siner Seite nur auf Verlangen, Ansagen zu den durchschnittlich fast 37 Kilometern, die jeder ten einen kleinen Beitrag, auch wenn ihr Anteil Haltestellen werden nur sporadisch nach Lust Einwohnerin und jeder Einwohner 2010 pro Tag nicht quantitativ erfasst wird. Zumindest sind und Laune des Fahrzeugführers gemacht. Elek- im Inland zurücklegte, wurden zwei Drittel mit keine offiziellen Statistiken auffindbar. Für be- tronische Anzeigetafeln in den Zügen fehlen. dem Auto absolviert; nur ein Viertel geht auf stimmte, insbesondere touristisch orientierte Ei- Für Gäste aus dem Ausland ein Albtraum. das Konto des öffentlichen Verkehrs (Bahn, Bus, senbahnunternehmen wie die Jungfraubahnen Von der Bedienerunfreundlichkeit der Automa- Tram) und etwas weniger als ein Zehntel auf sind die ausländischen Gäste sogar die Existenz- ten des Verkehrsverbundes Arcobaleno ganz zu dasjenige des Langsamverkehrs (zu Fuss, Velo). basis. 2012 transportierten die Jungfraubahnen schweigen. Dabei wäre es gerade in einem Feri- zu ihrem 100-Jahr-Jubiläum 833 000 Fahrgäste enland wie der Schweiz besonders wichtig, dass Titel als Bahnweltmeister verteidigt aufs Jungfraujoch. Wer mit der Zahnradbahn sich die Anbieter von öffentlichen Verkehrsleis- Gleichwohl schneidet die Schweiz im internati- das „Top of Europe“ erreicht, merkt schnell, tungen in die Lage eines ausländischen Besu- onalen Vergleich hervorragend ab; der öffent- dass der Löwenanteil der Gäste aus dem Aus- chers versetzen würden. Ausländische Touristen 4/2013 InfoForum 3
„Wenn Europa, dann Schweiz. Wenn Schweiz, dann öV!“ Dank dem Swiss Travel System sollen ausländische Touristen in der Schweiz mit Bahn, Bus und Schiff stressfrei reisen. CEO Maurus Lauber erklärt die Strategie. Swiss Travel System oder kurz STS: Schon mal Prozent über dem Vorjahr (detaillierte und aktu- lichkeit, Erlebnisvielfalt) tun können, das ist un- von dieser Firma gehört? Vermutlich nicht. Ers- elle Zahlen siehe Kasten), obwohl die Übernach- sere Aufgabe. tens tritt sie fast nur im Ausland in Erscheinung, tungen ausländischer Gäste nur um 3 Prozent Unser Paradepferd ist der Swiss Pass (siehe und zweitens richtet sie sich nicht an Schweizer zunahmen. Das heisst, ein starkes Wachstum Kasten „Angebot“), weltweit einer von ganz Endkunden, sondern primär an Reiseanbieter der Anzahl ausländischer Gäste, die unseren öV wenigen Artikeln, der noch physisch auf Wert- in aller Welt sowie sogenannte Multiplikato- benützen. „Wenn Schweiz, dann öV!“ ist eine papier ausgedruckt und anschliessend physisch ren, vor allem Medienvertreter. Wenn aber die Botschaft, die in der Welt draussen immer besser verschickt werden muss. Das ist aktuell unsere Verkaufszahlen des „Swiss Pass“ und andere ankommt, geschätzt und genutzt wird. grosse Herausforderung, an der wir arbeiten, Angebote für ausländische Touristen gegen- denn die internationalen Tour-Operators ar- über den Übernachtungen um ein Mehrfaches ÖV nicht als Angebot für Randständige beiten heute voll auf der elektronischen Ebene steigen, so heisst das, dass die STS AG erfolg- Das Spannende unseres Jobs ist, dass wir in 23 inklusive „print at home“. Wir erwarten eine reich gearbeitet hat und unser fantastisches öV- unterschiedlichen Märkten unterwegs sind. Die Lösung bis spätestens 2016. System mit den richtigen Argumenten unter die Bedürfnisse des Schweizer Touristen sind allge- Die zweite Herausforderung unseres Ange- Leute bringt. mein bekannt, darauf hat man sich längst ein- bots: Die Konkurrenz zum Mietauto. Die Reser- Das InfoForum sprach mit Maurus Lauber, gestellt. Wir sprechen hier vom Australier, vom vation ist sehr einfach, und die Abläufe, zum dem Geschäftsführer von Swiss Travel System, Chinesen, dem Brasilianer, dem Franzosen etc. Beispiel bei Ankunft am Flughafen, sind ziem- in seinem Büro in der Nähe des Hauptbahnhofs – und jeder hat andere Bedürfnisse. Jeder reist lich standardisiert, ich finde mich also als Tourist Zürich. Hier folgen Teile seiner Ausführungen, wohl aus einem andern Grund, mit einem an- überall weltweit gut zurecht. Für den Reisever- die für einmal einen sichtlich zufriedenen Tou- dern Ziel, auf andern Strecken. Unsere Heraus- käufer ist es dadurch ebenfalls ein einfaches ristiker zeigen – ein seltenes Ereignis im Umfeld forderung ist, in jedem Markt dasjenige Bild der Produkt. Ein Bahnbillett zu verkaufen braucht der letzten Jahre. Schweiz zu zeigen, das diesen Kundentyp am dagegen zuerst beim Reiseverkäufer eine ge- „Was ist speziell an unserer Vermarktung des besten anspricht. wisse Begeisterung fürs Produkt Bahn, und es öV im Ausland? Aus Sicht unserer Auftraggeber Es ist nicht einfach, einen Nordamerikaner, braucht recht viel Know-How, so dass er einem ist der Pendlerverkehr mehr oder weniger aus- der gewohnt ist, mit Flugbillett und Übernach- Touristen, der in Schweiz reist, mit Überzeu- gereizt, der Ausflugsverkehr der Schweizer hat tung auch noch gleich ein Mietauto zu bestel- gung eine Reise im öV verkauft. nicht mehr grosses Potential, aber im Tourismus len, zum Benutzer des öV zu machen. ÖV ist in generell liegen sehr grosse Chancen. Der Touris- vielen Ländern dieser Welt etwas für die vier A Drei Paradepferde mus ist weltweit eine klare Wachstumsbranche (Alte, Arbeitslose, Auszubildende, Arme), und Für uns Schweizer ist das alles selbstverständ- mit massiven Zuwächsen. Die Schweiz – und wer sich eine Interkontinentalreise leisten kann, lich, wir sind mit dem öV aufgewachsen, für natürlich die Leistungsträger des öV Schweiz – der fährt doch sicher nicht mit der Bahn! Diese viele Touristen ist das eine Premiere. Sie stehen haben die grosse Möglichkeit, sich an diesem Leute dazu zu bringen, in der Schweiz etwas am Flughafenbahnhof in Zürich, sehen zwei Wachstum zu beteiligen. Heute liegen wir mit auszuprobieren, das sie sonst nirgends in dieser Perrons, haben aber keine Ahnung, in welche unseren Verkäufen an ausländische Gäste gut 15 Art (aufeinander abgestimmtes System, Pünkt- Richtung ihr Zug fährt – und lernen trotzdem schnell, sich in unserem dichten öV-Netz zu- rechtzufinden. Am Anfang ist das oft mit Stress Wem gehört STS? verbunden – wie steige ich um?, wie funktioniert Die Swiss Travel System AG wurde 2010 mit dem Ziel gegründet, ab 1. Januar 2011 inter- die Billettkontrolle?, was sind 1. und 2. Klasse? nationale Gäste für die Reise mit Schweizer Bahnen, Bussen und Schiffen zu gewinnen. Daraus wird aber schnell ein Reiseerlebnis, das Als reine Marketingorganisation (ohne eigenen Vertrieb, das heisst ohne eigenes Produkt!) geschätzt wird. Diese Chance nutzen wir aktiv – legt STS den Fokus auf die optimale Bearbeitung des weltweiten Tourismusmarktes. Es gilt, deshalb unser grosses aktuelles Wachstum. in den richtigen Märkten die richtigen Aktivitäten zu realisieren, damit eine nachhaltige Unsere Paradepferde sind Bernina-Express, Ertragssteigerung für den öV-Incoming-Verkehr der Schweiz sichergestellt werden kann. Glacier-Express und GoldenPass. Dies sind be- Dabei baut STS auf die beiden Säulen Marketing und Marktbearbeitung. reits gute Marken, und wir nehmen sie natürlich Die Prioritätsmärkte (D, F, I, A, GB sowie Nordamerika und Indien) generieren rund 80 Pro- in unserer Kommunikation auf. Aber natürlich zent des gesamten Umsatzes von STS. Prozentual erfolgte 2012 das grösste Wachstum in sind für Leute aus dem Ausland auch ganz ge- den Märkten Brasilien, China und Japan. wöhnliche Strecken wie die Jurasüdfusslinie Die SBB sind mit 60 Prozent der grösste Aktionär der STS AG, gefolgt von Schweiz Touris- oder Zürich–Chur ein Erlebnis, wie wir es uns mus mit 10 Prozent und den Transportunternehmen Rhätische Bahn, Matterhorn Gotthard kaum vorstellen können. Wir haben uns bereits Bahn, Montreux¬-Berner Oberland-Bahn, BLS und Jungfraubahnen mit je 6 Prozent. vor der offiziellen Gründung im Jahre 2010 gut überlegt, unter welchen Marken wir auftreten 4 InfoForum 4/2013 Ausländische Touristen
Angebot STS (Auswahl) Swiss Pass Erhältlich für eine Periode ab vier Tagen bis zu einem Monat. Eingeschlossen sind: Unbegrenztes Reisen mit Bahn, Bus und Schiff, freie Fahrt auf den Panoramastrecken, kostenlose Nutzung des Nahverkehrs in 75 Städten, freier Eintritt in über 470 Museen, 50% Ermässigung auf den meisten Bergbah- nen. Preisbeispiel: 4 (aufeinander folgende) Tage für 272 Franken (2. Klasse). Swiss Flexi Pass Mit einem Swiss Flexi Pass steht es den Kun- den offen, ob sie mit Bahn, Bus und Schiff reisen oder noch ein bisschen länger am selben Ort verweilen möchten. Der Swiss Flexi Pass ist an frei wählbaren Tagen innerhalb eines Monats gültig. Zwischen dem ersten und letzten validierten Tag gibt es 50 Prozent Ermässigung auf weitere Fahrten mit Bahn, Bus, Schiff und Bergbahnen. Preisbeispiel: 3 Tage in einem Monat: 260 Franken (2. Klasse) Hat gut lachen: Maurus Lauber, CEO der Swiss Travel System AG. Bild: zVg Swiss Card Der Fahrausweis berechtigt zur Hin- und Rückreise ab Schweizer Grenzbahnhof oder Flughafen bis zum Urlaubsort und wieder wollen. Es ist nun eine Kombination, einerseits die wir mit klassischer Reklame gar nicht zahlen zurück. Für die Dauer des Aufenthaltes gilt „Swiss Travel System“, anderseits kommunizie- könnten. Wir unterteilen die Reiseplanung eines der halbe Preis bei Bahnen, Bussen, Schiffen ren wir dies gegen aussen verständlicher mit potentiellen Kunden in „dream – plan – book“. und Bergbahnen. Die Swiss Card ist ideal für „Schweiz mit Bahn, Bus und Schiff“. Schweiz Tourismus ist für „dream“ zuständig, alle, die ihren Urlaub mit ein paar Ausflügen Selbstverständlich nutzen wir auch Social das heisst: Wenn Europa, dann Schweiz. Wir «würzen» möchten. Geltungsdauer maximal Media, sei das Facebook, Twitter oder Flickr, das schauen, dass der Übergang von „dream“ zu ein Monat. Preis: 1 Monat für 195 Franken Bildportal. Wir sehen das zum Beispiel bei den „book“ möglichst schlank geht. Wenn sich ein (2. Klasse) Chinesen: Fotos mit Bahnen sind das dritthäu- Kunde für die Schweiz entschieden hat, erhält figste Thema, welches dort aus der Schweiz er die nötigen Unterlagen für den Buchungs- aufgeschaltet wird. Je mehr Leute öV-Bilder aus entscheid mit konkreten Angeboten rasch und der Schweiz auf solche Plattformen aufschal- komplett. Das heisst, wir sind fürs „plan“ zu- STS Zahlen ten, umso stärker unterstützen sie damit unsere ständig; wir beliefern lokale Tour-Operator oder per Ende August 2013 Botschaft. Das wirkt unendlich stärker, als wenn Reisebüros mit den nötigen Informationen. Für wir irgendwo ein Inserat erscheinen lassen. die Buchung geht der Kunde dann ja dorthin. verglichen mit Vorjahresperiode: Das Ziel unserer Firma ist, die Erträge des Erträge im öV Schweiz steigern öV Schweiz nachhaltig zu steigern. Uns wird es Weltweiter Verkauf STS-Tickets + 16.5% Zusammen mit Schweiz Tourismus laden wir nicht gelingen, jedes Jahr weiterhin eine Stei- Grösstes Wachstum: Korea + 57.5% regelmässig Mitarbeitende von Tour-Operators gerung von 15 Prozent zu erreichen, aber wir Incoming und Reisebüros ein. Sie wirken als Multiplikato- können dank unseren gezielten und überleg- Schweiz * + 41.6% ren, denn sie sind es, die schliesslich entweder ten Marketingmassnahmen überdurchschnitt- China + 40.7% Reisepakete schnüren oder direkt mit den End- lich gegenüber dem Tourismus allgemein in Thailand + 41.5% kunden sprechen. Wenn sie in der Schweiz an- der Schweiz wachsen. Das macht uns Freude, Entwicklung der Logiernächte gekommen sind, so sind wir dafür besorgt, dass macht uns auch ein wenig stolz, denn damit (Gäste Ausland) + 3.5% sie ausschliesslich mit dem öV unterwegs sind, steigern wir ja direkt die Erträge aller öV-Anbie- * Umsätze, die in der Schweiz für Gäste aus dem so dass sie das Reiseerlebnis Schweiz hautnah ter in der Schweiz. Wir sind in einer positiven Ausland getätigt wurden erfahren. Gleich verfahren wir mit Journalisten. Spirale drin, von der ich überzeugt bin, dass sie Wenn in einer indischen Sonntagszeitung dann noch eine gute Weile anhalten wird.“ ein zweiseitiger Bericht erscheint, der von 600 000 Leuten gelesen wird, so sind das Dinge, (Aufgezeichnet von Andreas Theiler) Ausländische Touristen 4/2013 InfoForum 5
„Deutschland könnte von der Schweiz lernen“ Der deutsche Journalist Manfred Redelfs leidet unter der Deutschen Bahn und lobt die öffentlichen Verkehrsmittel in der Schweiz. InfoForum: Herr Redelfs, Sie sind häufig in ich mit der Half Fare Card auch bei den meisten Deutschland, im Sommer aber auch in der Seilbahnen nur die Hälfte bezahle. So kommt Schweiz mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell allerhand an Ersparnis zusammen. unterwegs. Welchen Eindruck haben Sie vom öV in der Schweiz? Die Schweiz gilt als Hochpreisinsel. Wie Manfred Redelfs: Ich bin immer wieder schätzen Sie die Ticketpreise, auch im Ver- begeistert vom öffentlichen Verkehr in der gleich zu Deutschland, ein? Schweiz, denn er ist sehr zuverlässig und bringt In der Schweiz bin ich – wie gesagt – in der einen selbst an entlegene Orte, zum Beispiel Regel mit der Swiss Half Fare Card unterwegs, wenn man mit dem Postauto zum Ausgangs- sodass es ohnehin preiswert ist. Aber als sehr punkt einer Wanderung fahren möchte oder teuer empfinde ich den Verkehr in der Schweiz vom Endpunkt einer Tour wieder zurück muss. nicht, wenn man bedenkt, wie dicht die Ver- Viele Bergwanderungen in der Schweiz sind sehr kehrsverbindungen selbst in abgelegene Berg- viel einfacher zu planen als in anderen Ländern, dörfer sind, die man per Postauto noch errei- dank des sehr guten Postauto- und Bahnnetzes. chen kann. In Deutschland habe ich dagegen oft den Eindruck, für einen unzuverlässigen Service Was sind die Stärken im Vergleich zu auch noch viel zu bezahlen. Da könnte Deutsch- Deutschland? land wirklich viel vom Nahverkehrssystem der Ich schätze die Zuverlässigkeit des öffent- Schweiz lernen! lichen Verkehrs in der Schweiz sehr, denn in Deutschland werde ich leider oft ein Opfer von Was ärgert Sie noch an der Deutschen Verspätungen, gerade bei Umsteigeverbindun- Bahn? gen. Auch die Planbarkeit ist für die Kunden in Für mich ist es in Deutschland auch ein Preis- der Schweiz hervorragend, etwa durch verläss- faktor, dass die Deutsche Bahn auf den Fernstre- liche Takte zwischen den Städten und schnelle cken so unzuverlässig ist: Oft muss ich zum Bei- Anschlüsse beim Umsteigen. spiel in Berlin morgens Termine wahrnehmen, zu denen ich bei einem verlässlichen Bahnnetz Lobt den öV in der Schweiz: Manfred Redelfs. Bild: zVg Was läuft in Deutschland konkret einfach am frühen Morgen von meinem Wohn- schlechter? ort Hamburg aus hinfahren würde. Weil man In Deutschland sind auf den Fernstrecken die zierte Sonderangebote ausgedacht, dass selbst aber nie weiss, ob man wirklich pünktlich an- Verspätungen leider derart häufig, dass selbst die Bahnmitarbeiter am Schalter oft überfordert kommt, muss ich oft schon am Vorabend fahren mir als passioniertem Bahnfahrer das Zugfahren sind und man je nach Person, die man fragt, un- und in Berlin übernachten, um auf der sicheren zunehmend verleidet wird. Hinzu kommt, dass terschiedliche Preise genannt bekommt. Seite zu sein. Die vielen Verspätungen der Deut- die Züge oft überfüllt sind und die Bahnmitar- schen Bahn sind somit nicht nur ein Zeit-, son- beiter überfordert. Das führt dann leicht dazu, Mit welchem Ticket sind Sie in der Regel dern auch ein ganz erheblicher Kostenfaktor, dass man als Passagier den Eindruck vermittelt unterwegs? gerade bei beruflichen Terminen, zu denen man bekommt, wenig zu zählen und eigentlich ein Für die Fernstrecken von Deutschland in die pünktlich erscheinen muss. Reisender dritter Klasse zu sein. In der Schweiz Schweiz nutze ich gerne Angebote wie das bin ich stets beeindruckt von der Freundlichkeit Europa-Spezial. Innerhalb der Schweiz finde Welche Verbesserungsvorschläge hätten der Bahnmitarbeiter. ich die Swiss Half Fare Card genial, denn schon Sie als regelmässiger Besucher für das bei einem kurzen Aufenthalt lohnt sich so ein Schweizer öV-System? Und der Service? Halbpreisangebot für einen Monat. Wenn ich in Die Übersicht zu den verschiedenen Tickets Der ist in der Schweiz auch deutlich besser: der Schweiz wandern gehe, freue ich mich, dass könnte auf der Homepage der SBB noch etwas Zum Beispiel freue ich mich bei meinen Auf- einfacher gestaltet werden. Der normale Kun- enthalten immer wieder über solche kleinen de wird sicherlich erst einmal unter „Abos & Dinge wie die regionalen Hefte, in denen alle „In der Schweiz bin ich Billette“ suchen, um sich kundig zu machen, Verkehrsverbindungen einer Region aufgelistet stets beeindruckt von der entdeckt dann aber viele Spezialangebote erst sind – vom Postauto über die Bergbahnen bis unter „Ferien & Freizeit“. Davon abgesehen, zu den Zügen und Fähren. So etwas Praktisches Freundlichkeit der Bahn- wünsche ich mir, dass das gut funktionierende gibt es in Deutschland leider nicht. Auch das mitarbeiter.” Schweizer öV-System lange erhalten bleibt und Preissystem in der Schweiz ist leicht verständlich. auch die deutschen Nachbarn inspiriert. In Deutschland hat die Bahn sich derart kompli- (Interview: Gerhard Lob) 6 InfoForum 4/2013 Ausländische Touristen
Schweiz pur: Um Kundenbedürfnissen Rechnung zu tragen, gibt es seit zwei Jahren auch indische Menüs im Glacier-Express. Bild: zVg Der Zug der Sehnsucht Eine Fahrt mit dem Glacier-Express von Zermatt nach St. Moritz stellt für viele ausländische Touristen den Höhepunkt einer Reise durch die Schweiz dar. Der Glacier-Express ist wohl der bekannteste A nach B reisen zu können. Wer genau diese von Ost nach West und umgekehrt fährt. Wich- Zug der Schweiz – weltweit ein Begriff. Für viele Transporte ausführt, ist für den Touristen sekun- tig für die Qualität ist zudem das Angebot der Touristen eine eindrückliche Erfahrung im wah- där. Die Fahrt in die Destinationen selbst ist aber Frischküche im Zug. ren Sinne des Wortes, für andere eine Sehn- für viele ausländische Gäste ein Erlebnis. Die Bedürfnisse unserer Märkte bezüglich sucht, die sie eines Tages stillen wollen. Warum Daneben – und das ist der wesentliche Reiserouten, Transportmitteln, Reisebudget und ist das so? Ein Gespräch mit Helmut Biner, Leiter Punkt – kreieren wir im Kopf des Touristen den Aufenthaltsdauer sind sehr unterschiedlich. Je- Märkte und Verkauf der Matterhorn Gotthard Wunsch, mit einem speziellen Zug fahren zu der Markt funktioniert nach anderen Gesetzmäs- Bahn (MGB). wollen. Und das ist logischerweise neben der sigkeiten, und nicht in jedem Markt bestehen Gornergrat Bahn der Glacier-Express. Wir po- gleiche Chancen. Wir bearbeiten aktiv ausge- InfoForum: Welche Märkte bearbeiten Sie sitionieren den Glacier-Express als touristische wählte Märkte in Europa, Nordamerika sowie in welcher Art? Premium-Dienstleistung, die sich durch hohen Asien/Pazifik. Bei Märkten mit weniger hoher Helmut Biner: Wir bewerben aktiv unsere Komfort des Rollmaterials sowie ausgezeich- Priorität wie Südamerika oder den Golfstaaten Key Products – Glacier-Express und Gornergrat nete Service- und Dienstleistungsqualität aus- überlassen wir den Lead Swiss Travel System – im Ausland aber nicht den Begriff „Matter- zeichnet. Es gibt ja verschiedenste Möglich- (STS), das diese Märkte für den gesamten öf- horn Gotthard Bahn“. Wir kommunizieren keiten, von Zermatt nach St. Moritz/Davos zu fentlichen Verkehr bearbeitet, so können wert- im Zusammenhang mit der MGB, dass es den reisen; wir zeigen aber dem Touristen auf, dass volle Synergien erzielt werden. Wir finanzieren qualitativ sehr hochstehenden öV zu den Tou- es nur einen Zug gibt, der im Herzen der Al- deren Marketing gemäss einem Kostenschlüs- rismusorten gibt, als Mittel zum Zweck, um von pen diese Strecke mit spektakulärer Aussicht sel des öV mit. Wenn die Mitarbeitenden von >>> Ausländische Touristen 4/2013 InfoForum 7
„Auch im Tourismus gibt es einen Produktezyklus, >>> STS Verkaufsgespräche mit Anbietern von Rei- die Nachfrage verändert Rail Europe in 49 Übersee-Ländern buchen, in sen in die Schweiz führen, vermitteln sie auch Europa ist das via das Einzelplatz-Reservations- sich in der Zeit.” den Glacier-Express als eines der Highlights der system möglich. Schweiz. Zu diesen Highlights gehört einmal der öV Bei Anbietern aus Asien wissen wir, dass die Welches sind Ihre Chancen, welches die als flächendeckendes System, das erst noch achtstündige Reise im Glacier-Express oft zu aktuellen Probleme? mit einem einzigen Billett in seiner Gesamtheit lang ist; wir schlagen dann eine Teilstrecke vor, Mit dem Glacier-Express verfügen wir über erfahren werden kann. Dann sind es ganz klar meistens ist dies Andermatt–Zermatt, Ander- ein Produkt, das wir weltweit vermarkten kön- die bekannten Panoramazüge wie der Glacier- matt–St. Moritz oder Brig–Chur. Wir beraten die nen, weil es einen hohen Bekanntheitsgrat hat. Express, Bernina-Express oder GoldenPass. So Reiseveranstalter dann aktiv, wie der Glacier-Ex- Gleiches gilt für den Gornergrat mit dem Mat- wird unser Flaggschiff automatisch beworben. press in eine Rundreise durch die Schweiz oder terhorn. Beide sind wichtige Türöffner, wenn Weitere Märkte, wie zum Beispiel Tschechien die Nachbarländer integriert werden kann und wir beginnen, neue Märkte zu bearbeiten. und Polen, lassen wir von einem Partner – in empfehlen ihnen Routen und Destinationen. Durch die Internationalität unserer Kunden diesem Fall der Rhätischen Bahn (RhB) – bear- gibt es aber auch neue Herausforderungen: beiten oder gehen Kooperationen mit Destina- Wie werben Sie? Andere Kulturen haben andere Bedürfnisse und tionen ein, um die limitierten Mittel möglichst Wir haben alleine nicht die finanziellen Mit- Verhaltensweisen. Kommen die teilweise sehr effizient einzusetzen. tel, den Individualgast im Ausland anzuspre- rudimentären Englischkenntnisse vieler auslän- Im Gegenzug vertreten wir den Bernina- chen, wir konzentrieren unsere Aktivitäten discher Touristen dazu, wird das gegenseitige Express auch in Südostasien für die Rhätische deshalb auf die enge Zusammenarbeit mit Rei- Verstehen zusätzlich erschwert. Um den neu- Bahn und nutzen so gegenseitig Synergien. severanstaltern und Medienschaffenden. Bot- en Kundenbedürfnissen Rechnung zu tragen, Für die Hauptmärkte Schweiz, Deutschland, schaften sind die spektakuläre Natur, die Lini- haben wir seit zwei Jahren im Glacier-Express England und Japan haben wir ein gemeinsa- enführung, die UNESCO-Welterbe-Strecke, die auch indische Menus. Ausserdem bieten wir mes Marktbearbeitungs-Budget mit der RhB. Verbindung von bekannten Bergkurorten, die interne Schulungen für unsere Mitarbeitenden Unsere Keymärkte in Europa sind die Schweiz, Frischküche und schliesslich das Gesamterleb- an. Letztes Jahr veranstalteten MGB und RhB Deutschland, England und Italien, aussereu- nis. Dieses Jahr empfingen wir bereits über 260 gemeinsame Anlässe über indische Kunden und ropäisch Japan, Süd-Korea, China (mit Hong Journalisten, darunter auch zahlreiche Fernseh- ihre Kultur; eine indische Referentin sprach über Kong), Taiwan, Thailand, Malaysia, Indonesien, stationen, die über den Glacier-Express berich- Verhalten, Bedürfnisse, Mentalitäten, so dass Singapur und die USA. Wir streben bewusst ten. Bei der Ansprache der Reisenden arbeiten vor allem unsere Leute an der Front verbesserte eine Mischung zwischen reifen Märkten wie wir eng mit Schweiz Tourismus, Swiss Travel Grundkenntnisse haben. Deutschland oder Japan und neuen Wachs- System und weiteren Partnern zusammen und Weiter haben wir in Gebirgsorten wie Zer- tumsmärkten wie China oder Südost-Asien an. intensivieren auch das E-Marketing. Broschüren matt ein strukturelles Problem: Wo können wir Auch im Tourismus gibt es einen Produktezyk- bieten wir in 11 Sprachen an. in der Wintersaison Gruppen unterbringen? Die lus, die Nachfrage verändert sich mit der Zeit. Von hoher Bedeutung ist auch der Vertrieb Gruppen sind ja nur für eine oder zwei Nächte Zudem können durch die hohe Marktdiversifi- im Ausland: Individualgäste können den Gla- da, die Skitouristen bleiben eine ganze Woche. zierung Abhängigkeiten und Risiken vermindert cier-Express bei rund 2000 Sales Agents von Eine grosse Herausforderung liegt auch darin, werden (Währung, Konjunktur, kurzfristige ne- dass 90 Prozent der Glacier-Express-Gäste Neu- gative Einflüsse etc.). kunden sind und wir jedes Jahr rund 200 000 neue Gäste akquirieren müssen. Was heisst das nun konkret für Ihre MGB feiert 10-jähriges Wir spüren gerade in Europa den ungünsti- Produkte? Jubiläum gen Wechselkurs zum Euro und zum britischen In Märkten, welche neu Europareisen anbie- Pfund, in den Märkten Deutschland und Eng- ten, ist es oft so, dass sich die Gruppenreisen- Am 1. Januar 2003 wurden die beiden land sind die Besucherzahlen stark gesunken. den nur ein oder zwei Tage in der Schweiz auf- Meterspurbahnen Furka-Oberalp-Bahn (FO) Schliesslich bauen wir bewusst Märkte auf, die halten. Diese Reiseprogramme umfassen den und BVZ Zermatt-Bahn offiziell fusioniert. ihre Hauptferienzeiten in unserer Zwischensai- Besuch von rund acht Ländern in zehn Tagen. Die daraus entstandene Matterhorn Gott- son haben, um die Abhängigkeit von der Hoch- In diesen Programmen sind oft wegen der zent- hard Bahn (MGB) konnte in diesem Jahr ihr saison zu vermindern. In Thailand sind das zum ralen Lage Interlaken oder Luzern integriert, die 10-jähriges Jubiläum feiern. Im Verlaufe des Beispiel die Monate April, Mai und Oktober, für Reise mit dem Glacier-Express dauert zu lange. Jubiläumsjahres wurden diverse Aktionen uns absolut ideal. Singapur und Malaysia haben Zudem sind diese Programme sehr preissensitiv und Anlässe gemeinsam mit Kunden, im November/Dezember rund sieben Wochen und für die Reisenden mit langen Bustransfers Partnern, Mitarbeitenden, Aktionären Schulferien. Leider sind aber in der Zwischen- verbunden. Bei den Touristen steigt nach einer und der Öffentlichkeit durchgeführt. Das saison in gewissen Orten touristische Anbieter solchen Reise das Bedürfnis, mehr von einem heutige Netz umfasst die Strecken Zer- wie Hotels, Restaurants, Bergbahnen oder Ge- Land zu sehen. Deshalb werden bei einem zwei- matt–Visp–Brig, Brig–Andermatt–Disentis schäfte geschlossen, was die Vermarktung er- ten Besuch Europas Rundreisen mit drei Ländern und Andermatt–Göschenen. Auf den 144 schwert. So ergibt sich schliesslich ein Bild, wo (Italien–Schweiz–Frankreich) oder nur mit der Strecken-Kilometern finden sich 29 Tunnels, Chancen und Probleme häufig am gleichen Ort Schweiz angeboten. Bei diesen Programmen 20 Galerien und über 60 Brücken. Die MGB zu finden sind. überzeugen wir die Reiseveranstalter häufig hat ihren Sitz in Brig (VS). erfolgreich, den Glacier-Express zu integrieren. (Gespräch: Andreas Theiler) 8 InfoForum 4/2013 Ausländische Touristen
Zimmer mit Aussicht Im Hotel Grischuna in Filisur logieren Bahnfreaks aus aller Welt. Edwin Dutler Wer eisenbahnbegeisterte Touris- ten treffen möchte, fährt am besten ins Hotel Grischuna nach Filisur. Von allen Hotelzimmern aus ist der der interessante Eisenbahnbetrieb im Bahnhof Filisur zu beobachten. Und wenn man einmal einen Zug verpasst, so kann man auf der Webcam des Hotels, welche auf dem Balkon im 2. Stock montiert ist, alle Zugsbewegungen nachträglich noch verfolgen. Das Archiv ist im Internet jederzeit abrufbar und zeigt die Zugs- bewegungen im Bahnhof Filisur bis ins Jahre 2001 zurück. Eine einmalige Superdienstleis- tung des Hotels Grischuna. So benützen viele Eisenbahnfreunde das Ho- tel Grischuna als Basislager. Mit der vom Hotel abgegebenen Gratis-Gästekarte können die Züge der Rhätischen Bahn (RhB) bis Davos Laret und der Ortsbus von Davos kostenlos benützt werden. Im Kreuzungspunkt Der Fahrplan im Dreieck Chur–Davos–St. Moritz mit dem Kreuzungspunkt Filisur ist für Ausflüge optimal. Eine Fahrt auf der UNESCO-Welterbe- Strecke Albula und Bernina steht bei Touristen Im „Olten von Graubünden“: Hotel mit Gleisanschluss und drei Stationsglocken. Bild: Edwin Dutler weit oben auf dem Wunschzettel. Die schwei- zerischen Bahnen sind für unsere ausländischen Der grösste Teil der Gäste stammt aus unserem nach Filisur zurückkehren. Im Bahnhof Filisur Kolleginnen und Kollegen der Inbegriff eines nördlichen Nachbarland, dicht gefolgt von den stehen auch noch die drei Stationsglocken, wel- funktionierenden öffentlichen Verkehrs, den Schweizern. Nach dem Nachtessen werden Er- che die Ankunft der Züge aus allen drei Rich- sie in ihren Heimatländern leider nicht erleben lebnisse ausgetauscht, Fotos gezeigt und neue tungen ankündigen. Ein Einheimischer erzählte dürfen. Reisepläne geschmiedet. Die umsichtige und mir am Bahnhof voller Freude, dass der funk- So erstaunt es nicht, dass sich während des liebevolle Betreuung der Gäste durch das Ehe- tionsmässige Erhalt der Glocken massgebend ganzen Jahres Eisenbahnbegeisterte und Foto- paar Uffer sorgt auch dafür, dass aus Gästen Frau Uffer zu verdanken sei. Die Dorfbewohner graphen aus der ganzen Welt im Hotel treffen. Stammgäste werden, welche immer wieder seien darüber sehr glücklich. Visionäre Bahnprojekte Die Bahnprojekte sind mit zahlreichen Übersichtskarten, Tabellen und technischen Spezifikationen detailliert beschrieben und bringen den Edwin Dutler Was wäre die schweizerische Bahnlandschaft ohne die klin- Leser zum Träumen. Auch aus heutiger Sicht wären die Projekte aus genden Namen Glacier-Express, Bernina-Express, GoldenPass oder die mannigfaltigen Gründen noch sinnvoll und würden der dortigen Be- Zahnradbahnen auf die Kleine Scheidegg und das Jungfraujoch? Diese völkerung Verdienstmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven bringen. grandiosen Projekte wurden vor über 100 Jahren durch Weitsicht und Die Hoffnung bleibt, dass unsere Enkel den visionären Zeitgeist unse- in einer Aufbruch-Stimmung mit einem unerschütterlichen Glauben an rer Vorfahren wieder übernehmen und nachhaltige Projekte realisie- den technischen Fortschritt realisiert. ren und nicht nur auf den nächsten Quartalsabschluss schauen. Der Buchautor Heinz Schild stellt im neuen Buch „Visionäre Bahnpro- Wie schreibt doch alt Bundesrat Ogi im Vorwort zum Buch: „Welche jekte – Die Schweiz im Aufbruch“ über 40 faszinierende Bahnprojekte Impulse hätte die Realisierung einzelner dieser Projekte der Wirtschaft vor, welche in der Zeit zwischen 1870 und 1939 geplant wurden und und dem Tourismus gebracht?“. Eines ist klar: Die Schweizerische die Eisenbahn-Konzession von den eidgenössischen Behörden erhal- Bahnlandschaft würde anders aussehen und zahlreiche ausgestorbene ten haben, aber leider nie realisiert wurden. Dank seiner umfassenden Landschaften in den Bergregionen und leer stehende Schulhäuser Recherchen im Bundesarchiv und in der Nationalbibliothek kann der würden zu neuem Leben erwachen. Autor dokumentieren, welche Begeisterung die damaligen Bahnun- Heinz Schild, Visionäre Bahnprojekte – Die Schweiz im Aufbruch, AS Verlag, ternehmer und Ingenieure bei der Bevölkerung ausgelöst haben. Zürich 2013, 256 Seiten, 272 Abbildungen, 98 Franken. Ausländische Touristen 4/2013 InfoForum 9
„Die Pünktlichkeit der Busse überrascht ausländische Besucher“ Die PostAuto Schweiz AG spürt in Graubünden den Rückgang ausländischer Touristen, wie Regionalleiter Kurt Willi ausführt. Im touristischen Verkehr ist PostAuto Schweiz englischsprachigen Gästen. Graubünden Ferien Sommer und Winter: Wie unterschiedlich ein wichtiger Anbieter. Schweizer wie auslän- versucht neue Märkte wie zum Beispiel Polen sind die beiden Welten? dische Touristen benützen den gelben Service aufzubauen, aber auch da sind die Zahlen na- Extrem unterschiedlich. Grundsätzlich sind sowohl bei An- und Abreise sowie für Ausflüge. türlich noch deutlich unter derjenigen der deut- wir in Graubünden winterlastig, wobei die Kurt Willi, stellvertretender Regionalleiter der schen Gäste. Holland hat in den letzten Jahren Sommerangebote kontinuierlich ausgebaut Region Graubünden, nimmt zu Bedeutung und deutlich angezogen, ein Resultat des Resorts werden. Der Bike-Bereich ist da in den letzten Entwicklung des touristischen Geschäfts Stel- von Landal in Unterterzen. zwei, drei Jahren speziell wichtig geworden. lung. Dazu gehören neue Routen und Abfahrtspis- ten, die extra gebaut werden, eine bessere Be- InfoForum: Die PostAuto Schweiz AG ist schilderung, verschiedenste Pärke, so dass wir sowohl im Agglomerationsverkehr wie die ganze Gruppe der Biker inklusive Familien im touristischen Verkehr stark verankert. ansprechen können. Wir beschränken uns auf das touristische Ich denke mir – es fehlen zum Teil noch Un- Geschäft. Wie wichtig ist es? tersuchungen, die harte Fakten bringen – dass Kurt Willi: Für uns ist dies ein unheimlich der grösste Teil der Biker aber Schweizer sind. spannendes Geschäft, das wir gerne machen. Für Deutsche zum Beispiel ist die Region um Wir haben in unserer Region sehr starke touris- den Gardasee preislich viel attraktiver. Aber wir tische Partner, und zusammen mit ihnen entwi- merken bei PostAuto deutlich den Zuwachs, ckeln wir uns ständig weiter. Der Tagestouris- und deshalb haben wir unsere Autos mit Heck- mus aus den Zentren, vor allem Zürich, sowie trägern ausgerüstet. Immer mehr Velofahrer aus Italien ist die eine Seite, der Ferientourismus sparen sich zum Beispiel so einen Aufstieg. die andere. Wir erbringen fast alle Leistungen Der touristische Nutzen der Biker ist dagegen im touristischen Bereich, das ist unser Kernge- schon ziemlich klar untersucht. Wer hier zu uns schäft; das zeigt sich zum Beispiel exemplarisch in die Ferien kommt, generiert eine recht grosse an den Fahrgastzahlen. In der ganzen Schweiz Wertschöpfung. Der Biker isst viel, er hat immer stiegen sie im letzten Jahr, nur in Graubünden Durst, und wenn er übernachtet, so muss es gingen sie zurück – weil der Tourismus einge- eine anständige Unterkunft sein. Und ein gro- brochen war. sses Potential sind sie auf jeden Fall; die Zahl der Velofahrenden zum Beispiel in Südbaden ist na- Das dürfte wohl vor allem aufs Konto der türlich viel höher als die der Skifahrenden. Mit ausländischen Touristen gehen? PostAuto Schweiz AG dem Projekt Graubünden Bike versucht man sie Das ist ganz klar so. Gewisse Destinationen in die Alpen zu holen. Die PostAuto Schweiz AG ist das führende in unserem Kanton wie zum Beispiel Scuol, die Busunternehmen im öffentlichen Verkehr schweizlastig sind, kamen besser weg. Deut- Ihre Zusammenarbeit mit Graubünden in der Schweiz. Mit rund 3500 Mitarbeite- sche Gäste stellen bei uns das grösste ausländi- Ferien ist also eng. rinnen und Mitarbeitern (inkl. Fahrpersonal sche Gästesegment dar, und Orte, die vor allem Das ist so, wir sind ihr kompetenter Partner der PostAuto-Unternehmen) und mehr als von ihnen besucht werden, hatten auch die in Sachen Transport. Zusammen mit der Rhäti- 2150 Fahrzeugen befördert PostAuto pro grössten Rückgänge. Die Gleichung „weniger schen Bahn, die ja spezielle Velowagen anbie- Jahr rund 130 Millionen Fahrgäste. Mit Übernachtungen = Einbussen bei PostAuto“ tet, schaffen wir den nötigen öV-Support für 336 Personaleinheiten steht Graubünden geht überall auf, wir sitzen also mit den Beher- den Velobereich. Ebenfalls zusammen bieten in Bezug auf die Beschäftigten nach den bergern im gleichen Boot. wir einen schnellen Gepäcktransport an. Und Kantonen Bern (459) und Aargau (392) an Wir hatten Stützungspakete vom Bund im dann gibt es die Destinationen, die Packages in- dritter Stelle. Das Aktienkapital beträgt 72 2011, um die Frankenstärke gegenüber dem klusive dem öV anbieten, mit freiem Zugang zu Millionen Franken – der Umsatz im letzten Euro ein wenig abzufedern; diese fielen im letz- Postautos und Bergbahnen. Jahr 777 Millionen Franken. Die gelben ten Jahr weg. Und so merkten wir den Rück- Die Frage ist, wie schnell wir dieses sensati- Postautos mit ihrem Dreiklanghorn gehören gang nicht nur bei den Fahrgastzahlen, sondern onelle Produkt – wer übernachtet, kann gratis zur kulturellen Identität der Schweiz. Das eben auch in Franken. mit den öV reisen – gerade im Ausland bekannt Klangmotiv stammt aus dem Andante der Deutschland ist unser wichtigster Markt. Das machen können. Ich hoffe, wir, und damit mei- Ouvertüre zu Rossinis „Willhelm Tell“ und Engadin ist zusätzlich italienlastig, und überall ne ich alle jeweils beteiligten Akteure, haben umfasst die Töne cis, e und a in A-Dur. hat es natürlich auch eine gewisse Menge an einen genug langen Atem dafür. Vermutlich 10 InfoForum 4/2013 Ausländische Touristen
Für Feriengäste unverzichtbar: Die Postautos in Graubünden (im Bild die war Scuol die erste Destination, die das bei der Der Schweizer kennt sich in der öV-Land- Julierpass-Linie: Chur–Julier–St. Moritz); Eröffnung des Vereina-Tunnels richtig gross aus- schaft aus, speziell wenn er in einem urbanen Palm Express und PostAuto Engadin (kleine Bilder Seite 10). probiert hat; unterdessen bieten fast alle Desti- Gebiet zu Hause ist. Bei den Ausländern stellen Bilder: zVg nationen etwas in dieser Art an. wir immer wieder fest, wie überrascht sie über Was nicht nur uns, sondern der ganzen Tou- das für uns selbstverständliche Taktsystem sind. rismusbranche Schwierigkeiten macht, ist we- Die Tatsache, dass der Bus, auch wenn er nur Dann geht es darum, die Informationen so niger die gesunkene Aufenthaltsdauer als die einmal pro Stunde verkehrt, pünktlich fährt, aufzubereiten, dass ausländische Touristen pro- Kurzfristigkeit des Geschäfts. Wird ein neues ist für viele ausländische Besucher sensationell, blemlos das Angebot benützen können. Das Package kreiert, so muss es – das ist eine we- denn sie sind das überhaupt nicht gewohnt. betrifft zum Beispiel die Beschilderung sowie sentliche Bedingung – kurzfristig buchbar sein, die Fahrpläne der Haltestellen. Die Fahrpläne im Sinne von „anschauen – buchen – fahren“. sind viel besser verständlich, wenn sie die lokale Da müssen wir mit unserem reichhaltigen Sorti- Abfahrtszeit mitteilen, als wenn wir die ganzen ment und dem vielfältigen Vertriebssystem gut Marktkennzahlen von Strecken-Fahrpläne aushängen; und die Zahlen aufpassen, dass am Schluss alles aufgeht. PostAuto Schweiz sind ja international verständlich. Die Aufenthaltsdauer ist sehr oft heute noch Wir müssen unser Angebot also immer aus drei bis vier Tage, auch im Winter; dieses Mus- der Optik des Touristen entwickeln, so dass es Anzahl Linien 814 ter hat die früher übliche Ferienwoche abgelöst. für ihn – und nicht für uns – gut lesbar ist. Wir Netzlänge 11 249 km Oder die Leute buchen drei Tage, bleiben aber reden ja hier fast ausschliesslich von Individual- Anzahl Haltestellen 14231 bei guten Wetterverhältnissen spontan noch ei- touristen. Seit wir mit Piktogrammen arbeiten, Jahreskilometer 106,7 Mio. nen Tag länger. ist übrigens ein rechter Teil unserer Arbeit ein- Fahrgäste 129,3 Mio. facher geworden. Ob zwar alle Reisenden alle Personenkilometer 791,6 Mio. Gibt es grundsätzlich Unterschiede zwi- Piktogramme verstehen, weiss ich nicht … Anzahl Fahrzeuge 2157 schen dem Schweizer und dem ausländi- Umsatz in CHF (2012) 777 Mio. schen Touristen? (Interview: Andreas Theiler) Ausländische Touristen 4/2013 InfoForum 11
Wie ein Holländer das Bahnland Schweiz vermarktet Jungfrau Tours organisiert Bahnreisen ausschliesslich für ausländische Touristen. Diese sind ausserhalb der Stosszeiten unterwegs. Andreas Theiler Robertus Laan führt in Interla- Effekt für die Volkswirtschaft, wie wenn Schwei- der Schweiz herumzureisen. Das nützte ich jeden ken die Incoming-Reiseagentur Jungfrau Tours. zer Unternehmen ins Ausland exportieren. Tag voll aus, hatte den Ehrgeiz, möglichst jede Seine Firma organisiert ausschliesslich Bahnrei- Die Vorgeschichte von Robertus Laan ist es Strecke in der Schweiz zu befahren.“ sen für ausländische Touristen, seien das Ein- wert erzählt zu werden, denn sie erklärt seine zelreisende, seien es Gruppen. Umsatzmässig Überzeugung wie auch seine Geschäftsideen. Bequemlichkeit als Trumpf machen die Gruppen leicht mehr als die Hälfte „Ich bin Holländer. Anfangs der Siebzigerjahre Nach Studium und Arbeit in den USA – dem aus. Sein Fokus auf dem öffentlichen Verkehr kam ich zum ersten Mal mit meiner Familie in die Nicht-Bahnland par excellence – kam Robertus ist nicht ein Geschäftsmodell, sondern es ent- Schweiz. Wir kamen zwar per Auto auf die Axalp Laan in die Schweiz und fand eine Stelle beim spricht seiner tiefen Überzeugung, nachhaltiges bei Brienz, aber einmal angekommen machten Nachtverkehr der SBB. 2009 übernahm er dann Reisen anzubieten. wir viele Ausflüge mit dem öV, denn mein Va- Jungfrau Tours von Rolf Widler, der diese Unter- Natürlich können die wirtschaftlichen Argu- ter hatte den Regionalpass für uns alle gekauft. nehmung aufgebaut hatte. So schloss sich der mente nicht vernachlässigt werden, aber: „Wir Mit fünfzehn Jahren kam ich zum ersten Mal al- Kreis, „ich konnte jetzt das verkaufen, was ich dürfen nicht vergessen, dass diese ausländi- leine hierher; ich hatte mir das Geld für einen als fünfzehnjähriger ausländischer Kunde selber schen Gäste in der Regel hohe Preise für den öV einmonatigen Swiss Pass von meinem Vater aus- so ausserordentlich geschätzt hatte“. bezahlen“, erläutert Robertus Laan gleich zu Be- bedungen, wollte nicht den Ring, den meine Ge- „Es gibt kein anderes Land der Welt, wo ginn. Und diese Ausgaben haben den gleichen schwister erhielten, sondern die Möglichkeit, in man so bequem mit dem öV herumreisen kann Eine Reisegruppe der „Jungfrau Tours“ besteigt den GoldenPass Classic (Montreux–Zweisimmen). 12 InfoForum 4/2013 Ausländische Touristen
– alles klappt, Anschlüsse sind schlank, es gibt keine Streiks. Wir bieten also ein Produkt an, das ein ausländischer Tourist, in nachhaltiger Weise nützen kann. Das Reisen ist zusätzlich problemlos, man kann loslassen und geniessen. Und den Fahrplan geben wir ihm von Jungfrau Tours im Voraus.“ „Ich denke, ich weiss wie kaum ein anderer in meiner Branche, eben als ehemaliger begeis- terter Tourist, was es bedeutet, in der Schweiz so herumzureisen. Die Touristen schätzen die Natur mit ihrem Abwechslungsreichtum sehr; dazu gehören übrigens klar auch das Mittel- land mit seinen Städten und der Jura. Übrigens bleibe ich oft in meinen Ferien ebenfalls in der Schweiz, habe gar keine grossen anderen Be- dürfnisse.“ Rundreisen und Städte Robertus Laan und sein Team bedienen, wie oben kurz erwähnt, verschiedene Kunden- segmente. Die meisten Leute finden Jungfrau Tours übers Internet; davon ist ein grosser Teil potentielle Kunden, die dank der Partnerschaft von Jungfrau Tours mit der GoldenPass Line auf das Angebot aus Interlaken aufmerksam wer- Lernte mit 15 Jahren und dank einem Swiss Pass die Schweiz und ihren öV kennen: Robertus Laan. Bilder: zVg den. Gäste, die Packages suchen, also Hotel und Bahn und eventuell weitere Leistungen, schlossen. „Unser Name verpflichtet uns ja qua- „Wir können sehr flexibel offerieren, weil werden, wenn sie bei GoldenPass in Montreux si dazu.“ Es kann aber auch das Schilthorn sein wir dank der guten Zusammenarbeit mit Swiss anrufen, direkt an Jungfrau Tours verwiesen. oder das Brienzer Rothorn. „Sehr viele Reisende Travel System massgeschneiderte Angebote „Daneben kommen viele Leute nach Recher- wollen Schweizer Städte sehen; ihnen machen auf der Basis der Swiss Card machen können. chen im Internet direkt zu uns, da hilft natürlich wir dann Offerten zum Beispiel für Extranächte Dadurch sind wir, trotz unserer Marge, güns- unser Name. Schliesslich ist die Mund-zu-Mund- oder spezielle Abstecher.“ tiger, als wenn der Kunde die einzelnen Ele- Werbung ganz wichtig, speziell für Gruppen- mente – Bahnreise, Ausflüge, Hotel – selber reisen. Mir ist wichtig, dass, im Gegensatz zu Ausserhalb der Stosszeiten buchen würde. Wir befördern unsere Gäste vielen anderen Portalen, bei uns nach der ersten Schliesslich ist ein weiteres Standbein das „ICE übrigens ausnahmslos in der ersten Klasse; der Anfrage eine persönliche Note hineinkommt. + Hotel“-Angebot, welches in Deutschland als Aufpreis ist minim im ganzen Package. Im Wei- Das heisst, wir rufen die Interessierten an, oder reines Bahnangebot vermarktet wird. Dort gab teren profitiert der Kunde von unserem Service. melden uns zumindest per E-Mail und versu- es in den letzten zwei Jahren als Folge des star- Das fängt – für uns Schweizer selbstverständ- chen so in einem möglichst persönlichen Kon- ken Frankenkurses ziemliche Einbussen. „Mit lich – damit an, dass wir dem Kunden auf sei- takt die Bedürfnisse zu ermitteln.“ unserem Angebot reisen die Gäste per Bahn ab nem persönlichen Fahrplan nicht nur angeben, Das Angebot umfasst standardisierte Rund- Deutschland und erhalten auch noch 50% Ra- wann der Zug fährt, sondern auch ab welchem reisen, unter anderen die sechstägige „Heart of batt auf allen Ausflügen, einmal mehr ermögli- Gleis.“ the Alps“ mit Startpunkt München, dann über chen wir also ein nachhaltiges Reisen.“ „Schon Rolf Widler hatte die sehr gute Idee, Bolzano nach St. Moritz, Glacier-Express, Inter- „Was ebenfalls wichtig ist, neben dem direk- mit den Kunden, wenn sie mal hier sind, in per- laken inklusive Jungfraujoch, und schliesslich ten Erlös, den unsere Kunden den Transportun- sönlichen Kontakt zu treten. Das haben wir ge- zurück nach München mit der Option von zwei ternehmen bringen: Sie reisen meistens wäh- nau so übernommen. Wir begrüssen alle Gäste, zusätzlichen Tagen mit dem Abstecher nach rend den Tageszeiten, in denen die Züge nicht wenn sie in Interlaken ankommen, am Bahn- Zermatt und Gornergrat. Eine andere Rund- so stark ausgelastet sind. Sie fahren später als hof. Sie sind überwältigt, rechnen überhaupt reise, „Venice to Paris“, dauert ebenfalls sechs die Pendler, häufig auch in der Gegenrichtung nicht mit so was, das entnehmen wir den Rück- Tage mit der Route Bolzano–Münstertal–St. zu den Pendlerströmen oder auf anderen Stre- meldungen. Damit profilieren wir uns in einer Moritz–Glacier-Express–Interlaken–Jungfrau- cken. Das heisst, die Lücken, welche die Bah- Welt, wo alles immer schneller und unpersön- joch–Paris. Dazu kommen klassische Rundrei- nen in der letzten Zeit so gerne füllen möchten, licher abläuft. Und wir vom Team sehen so das sen innerhalb der Schweiz wie zum Beispiel die werden schon seit langem von den ausländi- Gesicht unserer Gäste in Wirklichkeit – auch das Reise GoldenPass Line in vier oder sieben Tagen schen Touristen gefüllt – sofern sie eben bei uns motiviert uns. Gerade nach einem Tag, wo mir von Zürich über Luzern, Interlaken und Mon- umweltfreundlich und nicht mit einem Mietwa- nicht alles rund gelaufen ist, entschädigt mich treux nach Genf – der Ausflug aufs Jungfrau- gen unterwegs sind. Statt Yield Management ein kurzes Gespräch mit einem zufriedenen joch ist hier, wie bei allen andern Reisen, einge- haben wir also Touristen.“ Gast am Bahnhof, und mir geht es wieder gut.“ Ausländische Touristen 4/2013 InfoForum 13
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