LEITFADEN STRASSENRAUMGESTALTUNG - SGD Nord
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LEITFADEN STRASSENRAUMGESTALTUNG Anregungen für die Gestaltung öffentlicher Straßen und Plätze im Welterbe Oberes Mittelrheintal
Dr. Ulrich Kleemann Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir leben und arbeiten in einem der schönsten Landstriche, chen Straßenraums im Spanungsfeld zwischen den die unsere Welt zu bieten hat. Die UNESCO hat diese gesetzlichen und technischen Vorgaben und der regionalen einzigartige Kulturlandschaft zum Welterbe ernannt. Das Baukultur gelingen kann. Dabei spielen die historisch bedeutet eine große Auszeichnung und zugleich eine geprägten Verkehrswege durch das enge Mittelrheintal starke Verpflichtung. und die Einbindung von malerischen Orten mit ihren Gassen und Plätzen eine wichtige Rolle. Straßenraumge- Mit der über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft staltung ist ein fester Bestandteil der baukulturellen und ihren unverwechselbaren Stadt- und Ortsbildern im Identität und attraktive Straßenräume sind ein Schlüssel Oberen Mittelrheintal müssen wir verantwortungsvoll für lebenswerte Städte und Gemeinden. Mit Blick auf umgehen. Dieser Leitfaden soll Ihnen Anregungen zur Wirtschaft und Tourismus sind sie im Welterbe bedeut- Gestaltung des öffentlichen Straßenraums im Welterbe sam. Oberes Mittelrheintal geben und baut auf den schon vorliegenden Leitfäden zur Bau- und Farbkultur auf. Der Leitfaden setzt auf qualitätssichernde Verfahren und Gemeinsam möchten wir unseren Blick schärfen für das, auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen was die Schönheit und Besonderheit des Welterbes Experten aus Wissenschaft, Technik und Verwaltung. Mit ausmacht. Die Qualität von Architektur, Straßen- und „Best Practice“-Beispielen zeigt er besonders gelungene Städtebau sowie Landschaftsplanung verlangt nach einem Maßnahmen auf. Er soll Ihnen Lust machen, sich in den ausgewogenen Zusammenspiel von Proportion, Material Gestaltungsprozess für diesen herausragenden Kulturraum und Farbe. Sie formen die Identität einer Region. einzubringen. Wir setzen auf Ihr Engagement, um Tradition und Moderne gelungen zu verbinden. Ohne Sie wird das Der Leitfaden Straßenraumgestaltung formuliert Leitlinien nicht gelingen! Vertreten Sie mit uns gemeinsam die und Maßstäbe, wie eine moderne Gestaltung des öffentli- Interessen für das Welterbe Oberes Mittelrheintal. 3
Mathias Samson, Staatssekretär im Hessischen Ministe- rium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung und Beauf- tragter der Landesregierung für das Welterbe Oberes Mittelrheintal Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, historische Orte, Burgen und Weinberge prägen das Obere ihren Aufenthalt hier erleben. Deswegen bedarf ihre Gestal- Mittelrheintal, durch das seit Jahrhunderten eine der tung besonderer Aufmerksamkeit – denn wir alle wollen den wichtigsten Handelsrouten zwischen dem Mittelmeerraum Reiz und den Charakter des Mittelrheintals bewahren und und Nordeuropa verläuft. Die Anerkennung als UNESCO- pflegen. Welterbestätte bestätigt den Rang dieser einzigartigen Kulturlandschaft und trägt erheblich zu ihrer Beliebtheit Ich bin deshalb sehr dankbar, dass die Initiative Baukultur als Reiseziel bei. einen weiteren Leitfaden vorgelegt hat, der sich speziell mit der ganzheitlichen und regionaltypischen Gestaltung Straßen und Plätze als öffentliche Aufenthaltsräume haben des Straßenraums befasst. Ich wünsche eine anregende einen großen Anteil daran, wie Besucher und Besucherinnen Lektüre. 4
Dipl.-Ing. Arno Trauden Geschäftsführer Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz Liebe Leserinnen, liebe Leser, das Obere Mittelrheintal ist einerseits eine organisch Es geht vielmehr darum, die erkannten außergewöhnlichen gewachsene und sich weiter fortentwickelnde Kulturland- Werte zu erhalten und das Welterbegebiet in diesem Span- schaft von großer Vielfalt und Schönheit und andererseits nungsfeld nachhaltig weiterzuentwickeln. einer der wichtigsten Verkehrswege Europas, der in den vergangenen Jahrhunderten den Kulturaustausch zwischen Der Leitfaden soll dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen. Er dem Mittelmeerraum und dem nördlichen Teil des Konti- soll sensibilisieren und Anregungen geben, wie die Stra- nents erleichtert und gefördert hat. ßenraumgestaltung unter Wahrung der Authentizität des Welterbes Oberes Mittelrheintal erfolgen kann. Diese charakteristischen Eigenschaften haben dazu ge- führt, dass dem Oberen Mittelrheintal der Welterbestatus Ich wünsche mir von daher, dass der Leitfaden bei den zuerkannt wurde. Handelnden im Oberen Mittelrheintal regen Anklang findet. Der Umgang mit diesem Status bedeutet nicht, dass nun die Gegebenheiten im Rheintal auf ewig ‚eingefroren‘ sind. 5
Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal Das Obere Mittelrheintal wurde im Jahr 2002 als UNESCO- Die Schaffung lebenswerter Räume im Oberen Mittel- Welterbestätte anerkannt. Verbunden mit der Anerken- rheintal unter Berücksichtigung sozialer, ökonomischer nung ist die Aufgabe, die Authentizität und Integrität der und ökologischer Aspekte ist das definierte Ziel der Welterbestätte zu schützen und im Sinne der Welterbe- Initiative Baukultur. Die baukulturelle Identität der Region konvention weiterzuentwickeln. Zur Unterstützung dieser soll bewahrt und in zeitgemäßes Bauen übersetzt werden. Aufgabe wurde im Jahr 2006 die Initiative Baukultur für Der Fokus liegt auf landschaftsgerechtem und nachhal- das Welterbe Oberes Mittelrheintal gegründet. tigem Bauen. Innovatives Bauen unter Berücksichtigung regionaltypischer Bauweisen und Materialien ist ausdrück- Mitglieder der Initiative Baukultur sind das Ministerium lich erwünscht. Die Initiative Baukultur für das Welterbe der Finanzen Rheinland-Pfalz, der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal setzt sich mit allen Themen rund um Oberes Mittelrheintal, die Generaldirektion Kulturelles das Bauen auseinander. Der Begriff Baukultur beschreibt Erbe und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Die Ge- hierbei das gesamte Spektrum der gebauten Umwelt und schäftsstelle der Initiative Baukultur ist bei der Struktur- schließt alle Bereiche des Bauens ein. Dazu zählen die und Genehmigungsdirektion Nord angesiedelt. landschaftliche Einbindung der Siedlungen in die Kul- turlandschaft, die städtebaulichen Organisationsformen Die Initiative Baukultur arbeitet nach dem Drei-Säulen- der Ortschaften und die Bauweise der Gebäude mit ihren Prinzip in den Schwerpunktbereichen: architektonischen Details. Aber auch die Gestaltung der • Projekte: Die Initiative Baukultur initiiert Wettbewerbe Straßen, Wege und Plätze sowie der Ingenieurbauwerke oder Workshops bei herausragenden und wichtigen Bau- und der technischen Infrastruktur gehören dazu. aufgaben im Welterbe Oberes Mittelrheintal. • Netzwerk: Die Initiative Baukultur arbeitet mit den Ver- Der Leitfaden Straßenraumgestaltung gibt dem Leser waltungsstrukturen des Mittelrheintals zusammen und wertvolle Anregungen zur Gestaltung der letztgenannten berät die Kommunen und private Bauherren bei Bauvor- Bereiche. In diesem Sinne ist er als Fortsetzung der bereits haben. veröffentlichten Leitfäden Baukultur und Farbkultur zu • Kampagnen: Die Initiative Baukultur organisiert Veran- verstehen. staltungen zu baukulturellen Themen. 6
IMPRESSUM Herausgeber: Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal Geschäftsstelle: Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Stresemannstraße 3–5 56068 Koblenz Telefon: 02 61-120-0 E-Mail: Poststelle@sgdnord.rlp.de www.sgdnord.rlp.de/de/planen-bauen-natur-energie/bauen-und-eigentum/die-initiative-baukultur DIE PARTNER DER INITIATIVE BAUKULTUR: Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal Architektenkammer Rheinland-Pfalz Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Dieser Leitfaden wurde unter finanzieller Beteiligung des Ministeriums der Finanzen Rheinland-Pfalz, des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, des Landesbe- triebes Mobilität Rheinland-Pfalz und des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal erstellt. 7
Inhalt Zur Bedeutung des öffentlichen Straßenraumes für das Bild der Kulturlandschaft 10 Qualität braucht Planungskultur 16 Allgemeine Ziele und Planungsempfehlungen 21 Grußwort des Präsidenten der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord 3 Barrierefreiheit 26 Grußwort des Staatssekretärs des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Außerortsstraßen 31 Verkehr und Landesentwicklung 4 Innerortsstraßen 39 Grußwort des Geschäftsführers des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz 5 Grün im Straßenraum 58 Impressum 7 Oberflächen und Bauweisen 64 Inhaltsverzeichnis 8 Ausstattung, Möblierung, Beleuchtung 79 Abkürzungsverzeichnis 92 Flächen / Anlagen besonderer Zweckbestimmung 85 Bearbeiter, Bildnachweis, Quellen 93 Förderung 89 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. 8
Zur Bedeutung des öffentlichen Straßenraumes für das Bild der Kulturlandschaft Verkehrswege im Oberen Mittelrheintal Die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal ist durch ihre landschaftliche Schönheit geprägt. Die besondere Topografie mit den steilen, zum Rhein hin abfallenden Hängen und die Enge des Tals machen den besonderen Reiz dieser Landschaft aus. Seit jeher begleiten den Rhein auf beiden Seiten des Flusses überregionale Verkehrswe- ge, die schon vor Jahrhunderten Teil eines europäischen Fernwegesystems waren. Sie übernahmen dabei wichtige Funktionen für den Handel, für den Transport, für den kulturellen Austausch und auch für militärische Zwecke. Das topografisch enge Obere Mittelrheintal galt als wichtiges Nadelöhr zwischen Nord- und Südeuropa. Dort wo die Topografie es zuließ, konnten sich über die Jahrhunderte hinweg kleinere und größere Siedlungen entwickeln. Die verwinkelten Orte mit ihren Gassen und Plätzen formen noch heute das Bild des Oberen Mittel- Abb. 1.2 – Der Rhein als bedeutende Verkehrsachse (Straße, Bahn, Schifffahrt) rheintals und machen den besonderen Charme des Tals aus. In den Straßen und Gassen fand das dörfliche und städtische Leben statt. Sie waren gleichermaßen Arbeits- und Aufenthaltsräume für die Menschen und übernahmen neben den straßenräumlichen auch soziale Funktionen. Um auf die umliegenden, oft landwirtschaftlich genutz- ten Höhen zu gelangen, mussten Straßen und Wege in die schwierige Topografie eingepasst werden. Viele serpentinenförmige Straßen zeugen noch heute vom Umgang mit den topografischen Gegebenheiten. Auch diese Verkehrswege sind fester Bestandteil der Kultur- Abb. 1.3 und 1.4 – topografisch eingebundene Kreisstraße zu den Höhenge- landschaft. meinden, hier bei Spay in Richtung Siebenborn 10
UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal Im Jahr 2002 wurde die Kulturlandschaft Oberes Mittel- Abb. 1.5 – Die engste Stelle im Tal – der Loreleyfelsen rheintal von der UNESCO als Welterbestätte anerkannt. Einzigartigkeit, Authentizität (historische Echtheit) und Integrität (Unversehrtheit) waren dabei die Entscheidungs- kriterien, die zur Aufnahme in die Welterbeliste führten. Gemäß Artikel 11 Absatz 2 der Welterbekonvention [UNESCO] muss die Welterbestätte einen außergewöhnli- chen universellen Wert haben. Eines der Kriterien war dabei die Bedeutung des Mittel- rheintals als Verkehrslandschaft. In der Begründung [WOM] heißt es u. a.: „Kriterium (ii): Als eine der wichtigsten Handelsrouten in Europa hat das Mittelrheintal seit zwei Jahrtausenden den Abb. 1.6 – Die Rheinschleife bei Boppard kulturellen Austausch zwischen der Mittelmeerregion und dem Norden Europas ermöglicht.“ „Kriterium (v): Das Mittelrheintal ist ein herausragendes Beispiel für einen gewachsenen traditionellen Lebens- und Verkehrsstil in einem engen Flusstal. ….“ In der Erklärung zum außergewöhnlichen Wert (outstan- ding universal value) für das Welterbe Oberes Mittelrhein- tal heißt es (Auszug): „Die strategische Lage des dramatischen 65 km langen Abschnittes des Mittelrheintals zwischen Bingen, Rüdes- heim und Koblenz als einer Transport- und Handelsarterie und der Wohlstand, den diese Rolle hervorbrachte, wird in den 60 kleinen Städten, den ausgedehnten Weinbergen Abb. 1.7 – Typische Struktur und Abfolge: der Rhein mit Schiffsverkehr, den und den Ruinen der Burgen, die einst den Handel sicher- Ort durchquerende Bundesstraßen, historische Ortskerne und der Bahnver- ten, zum Ausdruck gebracht.“ kehr, hier St. Goar 11
Abb. 1.8 – Bandartig begleiten Bundesstraßen den Fluss auf beiden Seiten – wie hier die Bahnlinie und die B 9 mit Radweg am Bopparder Hamm Abb. 1.9 – Bundesstraßen und Bahntrassen haben vielerorts eine Trennwir- Verkehrswege im kung und schneiden die Orte vom Rhein ab – wie hier in Hirzenach Oberen Mittelrheintal heute Die beiden parallel zum Rhein verlaufenden Bundesstraßen B 9 und B 42 sind Teil des Landschaftsbildes im Oberen straßen in vielen Gemeinden des Oberen Mittelrheintals Mittelrheintal zwischen Koblenz und Bingen/Rüdesheim. zwischen den eigentlichen Orten und dem Fluss liegen. Sie Zusammen mit den Radwegen und den Bahnlinien bilden schneiden damit die betroffenen Ortslagen vom eigentli- sie zwei Bänder, die den Flusslauf begleiten. chen Flussufer ab. Die beiden Bundesstraßen verbinden die Orte im Oberen Mittlerweile haben jedoch viele Gemeinden erkannt, dass Mittelrheintal untereinander und sichern im Norden und gerade die Rheinvorgelände attraktive Aufenthaltsbereiche im Süden die großräumige Anbindung des Oberen Mittel- für die Bewohner und die Touristen sind. Sie suchen ver- rheintals an das europäische Fernstraßennetz. mehrt nach Möglichkeiten, die Trennwirkung der Bundes- straßen und auch der Bahn zu überwinden sowie die Orte Bedingt durch die Enge des Tals sind nur an wenigen zum Fluss hin zu öffnen. Der Leitfaden Straßenraumgestal- Stellen Ortsumfahrten möglich, sodass die beiden Bundes- tung gibt hierzu Anregungen und Lösungsmöglichkeiten. 12
Bahn Auf beiden Seiten des Rheines verlaufen die Bahnlinien parallel zu den Bundesstraßen B 9 und B 42 und zum Fluss. Auch sie beeinflussen das Bild der Kulturlandschaft im Oberen Mittelrheintal. Als europäische Verkehrsachse verbindet die Bahnlinie die Nordsee mit dem Mittelmeer- raum. Das Obere Mittelrheintal ist die Engstelle, die die Züge passieren müssen. Abb. 1.10 – Fernradwegenetz – Geh- und Radweg an der B 42 zwischen Oster- So schön es ist, vom Zug aus die beeindruckende Land- spai und Filsen schaft an sich vorbeiziehen zu lassen, so dramatisch ist die Radwege Beeinträchtigung der Bewohner des Oberen Mittelrhein- Auch Radwege sind Teil des öffentlichen Straßenraumes. In tals durch den Bahnlärm. Es ist zu befürchten, dass die weiten Bereichen verlaufen die Radwege im Oberen Mittel- Lärmbelastung nach Fertigstellung der Eisenbahn-Alpen- rheintal entlang des Rheins und der beiden Bundesstraßen transversale (Gotthard- und Ceneri-Basistunnel) weiter- B 9 und B 42. Sie sind Teil des europäischen Fernradwege- hin zunehmen wird. Die erforderlichen Lärmschutzwände netzes. Der Ausbau des Radwegenetzes erfolgte schrittwei- entlang der Bahnlinien haben Einfluss auf das empfindliche se in den vergangenen Jahren. Hier gilt es, trotz hoher Auf- Landschaftsbild. Es bedarf daher einer sensiblen Planung lagen der Naturschutz- und Wasserwirtschaftsbehörden, und eines behutsamen Einbaus dieser Schutzwände. die Radwege sensibel in das Landschaftsbild einzufügen. Wie die Bundesstraßen, hat auch die Bahnlinie in vielen Gemeinden eine trennende Wirkung zwischen dem eigent- lichen Ort und dem Rheinufer. Hier gilt es, ansprechende Lösungen für Über- und Unterführungen zu finden, die diese Trennwirkung überwinden. Auch Ingenieurbauwerke haben Einfluss auf das Orts- und Landschaftsbild. Sie sind integra- ler Bestandteil unserer gebauten Umgebung und von baukultureller Bedeutung. Abb. 1.11 – Das Tal als Engstelle im europäischen Bahnnetz – Rhein, B 42, B 9 Abb. 1.12 – Trennwirkung – Bahnstrecken erfor- und Bahn verlaufen parallel dern eine Vielzahl von Fußgängerunterführungen 13
Abb. 1.13 – Straßen Innerörtliche Straßen, Gassen und Plätze übernehmen viel- Auch heute noch sind die Ortschaften im Mittelrheintal fältige Funktionen – durch eine dichte Bebauung gekennzeichnet. Enge Straßen hier in Bacharach und Gassen formen das Erscheinungsbild in den Ortschaf- ten. Dort wo sich die Straßen und Gassen aufweiten, sind Plätze mit verschiedenen Funktionen entstanden. Die am Rhein aneinandergereihten Ortschaften mit ihren Straßen, Gassen und Plätzen bestimmen noch heute das Land- schaftsbild des Oberen Mittelrheintals und machen seinen Aufgrund der dichten Bauweise und fehlender eigener besonderen Charme aus. Grün flächen unmittelbar an den Wohnhäusern übernimmt der Straßenraum in den Ortskernen eine wichtige soziale Funktion. Er ist gleichermaßen Aufenthaltsbereich und Treffpunkt für die Bewohner. Hier findet die Kommunika- tion statt, hier können Kinder gefahrlos spielen. Abb. 1.14 – Verkehrs- beruhigte Straßen und Plätze laden zum Aufenthalt ein – hier in Rhens Ungestört vom schnellen Durchgangsverkehr konnten sich innerorts weitestgehend verkehrsberuhigte Straßenräume entwickeln, die gerade für die Gastronomie und den Tou- Abb. 1.15 – Enge, gepflasterte Straßen und Gassen prägen vielfach die Orte, rismus ein großes Potenzial haben. hier in Bacharach 14
Der öffentliche Straßenraum prägt das Bild der Kultur- Straßen im Landschaftsraum landschaft Die kleinen Straßen auf die Rheinhöhen und in die Steil- Das Obere Mittelrheintal zeichnet sich neben der heraus- lagen der Weinberge sind Bestandteil der Kulturland- ragenden, natürlichen Schönheit der Kulturlandschaft auch schaft. Um die großen topografischen Höhenunterschiede durch seine gebaute Umgebung aus. Dies schließt sowohl zwischen dem Rheintal und den angrenzenden Höhen zu die eigentlichen Bauwerke als auch die topografische überwinden, wechseln sich steile Passagen mit serpenti- Einbindung der Ortschaften in das Landschaftsbild ein. nenartigen Straßenführungen ab. Seit jeher wurden diese Dieses wird auch durch die gebauten Ingenieurbauwerke Straßen und Wege an die Besonderheiten der Topografie geprägt. Brücken und Unterführungen sind Teil des öffent- angepasst. lichen Straßenraumes und haben Einfluss auf die gebaute Umgebung. © GeoBasis-DE / LVermGeoRP, 2018, dl-de/by-2-0, www.lvermgeo.rlp.de Abb. 1.17 – Serpentinenartig schlängelt sich die Landstraße von St. Goar auf die Höhen nach Werlau Abb. 1.16 – Unter Denkmalschutz stehendes Abb. 1.18 – Blick von den Höhen auf Rhens Tunnelportal der DB-AG 15
Qualität braucht Planungskultur Planungskultur ist Baukultur Planen im Dialog und als Prozess Baukultur beschreibt das qualitätsvolle Bauen und schließt Beim Planen und Bauen gibt es viele Beteiligte mit unter- dabei ausdrücklich auch die Planungs- und Beteiligungs- schiedlichen Interessen: Anwohner und Geschäftsleute, prozesse ein, die dem eigentlichen Bauen vorausgehen. Politik und Verwaltung, (Landschafts-)Architekten, Inge- Die Qualität des öffentlichen Raumes wird auf allen nieure und Planer sowie Investoren und (Förder-)Geldge- Planungsebenen, bereits in der Regionalplanung, Ortsent- ber. Die Ergebnisse von Bedarfsermittlungen sind ebenso wicklungsplanung und Bebauungsplanung, später bei der zu berücksichtigen wie die vielfältigen Nutzeransprüche. Entwurfs- und Ausführungsplanung, bis hin zur endgülti- Daher ist eine frühzeitige, vorbereitende Verständigung gen Detaillösung bestimmt. Qualitätsvolles Bauen kann über die Ziele, Inhalte und Qualitätsmaßstäbe der Planung nur entstehen, wenn alle beteiligten Disziplinen in die Pla- notwendig. nungsprozesse einbezogen werden und alle Elemente der gebauten Umgebung ineinandergreifen. Hier setzt auch der Der Prozess ist dabei ein wesentlicher Bestandteil der Pla- Begriff des „integrierten städtebaulichen Konzeptes“ an. nung. Die Einbeziehung der unterschiedlichen Interessen in den Planungsprozess hat großen Einfluss auf die Qualität des Ergebnisses und muss daher sorgfältig gepflegt wer- den. Beste Ergebnisse werden durch ein Miteinander aller Beteiligten erreicht, das lokale Erfahrungen der Bürger und externes Fachwissen zusammenführt. Dabei werden Grenzen und Machbarkeit ausgelotet und ein gegenseitiges Verstehen gefördert. Es ist zu empfehlen, diesen Prozess gegebenenfalls durch professionelle Moderationsverfahren zu begleiten. Abb. 2.1 – Workshop zum Finden der besten Lösung 16
Workshops und Wettbewerbsverfahren zur Qualitäts- sicherung Ein dialogorientierter und kommunikativer Planungsprozess, keiten, sodass als Ergebnis eine qualifizierte Entscheidung der die lokalen Potenziale und Kenntnisse mit fachlichem möglich wird. Know-how verbindet, ermöglicht Zufriedenheit und Akzep- tanz bei allen. Insbesondere das interdisziplinäre, fachüber- Der 2009 durchgeführte städtebauliche Wettbewerb greifende Planen führt zu gestalterischem Gewinn. „Modellstadt St. Goar“ [Modellstadt] für die Rheinufer, die Ortsdurchfahrt und die angrenzenden Plätze und Gassen in Empfehlenswerte Instrumente für einen erfolgreichen St. Goar ist ein gutes Beispiel für einen ganzheitlichen An- Planungsprozess sind vor allem Workshop- und Wettbe- satz. Neben der Stadt und den beauftragten Planungsbüros werbsverfahren, an denen neben den Fachleuten verschie- wirkten hier der Landesbetrieb Mobilität, das Wasser- und dener Disziplinen auch Bürger und politische Vertreter ihre Schifffahrtsamt, die Struktur- und Genehmigungsdirektion Interessen einbringen können. Nord und weitere Akteure aktiv an der Zielfindung und Diese Verfahren bieten eine Vielzahl an Lösungsmöglich- einem guten Gesamtergebnis mit. Abb. 2.2 – Wettbewerbspläne Modellstadt St. Goar 17
Integrierte städtebauliche Ansätze am Beispiel der Gemeinde Kestert Die Radwegeplanung des LBM entlang der B 42 und die städtebauliche Planung, die die Ideen aus der Bürgerschaft Anerkennung der Ortsgemeinde Kestert als Schwerpunkt- sowie die freiraum- und stadtplanerischen Zielstellungen gemeinde der Dorferneuerung RLP waren Anlass für ein zusammenführte. Ein wichtiges Ziel war dabei auch die frühzeitiges Bürgerbeteiligungsverfahren innerhalb der bessere Verknüpfung aus dem Ort über die Bundesstraße Gemeinde. B 42 an den Rhein. Die Planung schlägt entsprechende Zugänge vor. Im Rahmen der durchgeführten Dorfmoderation entwickel- ten die Bürger Ziele, die ihnen für die weitere Entwicklung Inzwischen arbeiten die Fachingenieure des LBM, der des Ortes wichtig waren. Die Neugestaltung des Rheinufers Wasserwirtschaft und ein beauftragtes Stadt- und Land- als hochwertigen Aufenthaltsbereich im Zuge des Radwe- schaftsplanungsbüro gemeinsam an der Umsetzung des gebaus und die bessere Anbindung des Rheinufers an den Grundkonzeptes, bei dem die technischen Belange der be- eigentlichen Ortskern war ein formuliertes Ziel. teiligten Fachdisziplinen, aber auch die formulierten Ziele aus der Dorfmoderation berücksichtigt werden. Eine von der Hochschule Koblenz betreute Masterthesis [CLOS] gab schließlich den Impuls für eine integrierte Abb. 2.3 – Entwurfsplan – der neue Radweg verläuft unterhalb der Bundesstraße. In Ergänzung werden platzartige Aufweitungen geschaffen. Die aus dem Ort kommenden Gassen sind Anknüpfungspunkte für Querungen der Bundesstraße B 42 und neue Zugänge zum Rheinvorgelände 18
Abb. 2.4 – Ist-Situation 2018 – Bundesstraße B 42 und das sehr schmale Rheinvorgelände in Kestert, Blick Richtung Norden Abb. 2.5 – Die Draufsicht zeigt eine mögliche Zugangssituation mit Treppen und Sitzstufen. Eine Stützmauer trennt den tiefer liegenden Geh- und Radweg sowie neue, platzartige Aufweitungen von der B 42. Die bestehende Rampe bleibt als Zugang zum Fluss erhalten Abb. 2.6 – Schnitt/ A-A‘: Darstellung der unterschiedlichen Ebenen: Straße, Geh- und Radweg und Flussebene 19
Visualisierungen und 3-D-Planungen als Möglichkei- ten der Planung und der Bürgerbeteiligung Gestalterisch anspruchsvolle Lösungen können durch das Gerade bei Bürgerinformationsveranstaltungen und im Instrument der 3-D-Visualisierung den verschiedenen Zuge der politischen Entscheidungsprozesse ist dieses Beteiligten verständlich dargestellt werden. Technische Hilfsmittel heute fast unerlässlich. 2-D-Planungen lassen die Gestaltungsabsichten oft nicht Der Unterschied kann am Beispiel der Umgestaltung der in der räumlichen Gesamtwirkung erkennen. Casinostraße in Koblenz gut nachvollzogen werden: Abb. 2.7 – Ist-Situation vor dem Umbau Abb. 2.8 – Situation nach dem Umbau Abb. 2.9 – 2-D-Querschnitt o. M. Abb. 2.10 – 3-D-Visualisierung der Neuordnung des öffentlichen Verkehrsraums in der neuen städtebaulichen Situation 20
Allgemeine Ziele und Planungsempfehlungen Straßenplanung – städtebaulich integrierter Ansatz Entwicklung von „selbsterklärenden“ Streckenabschnitten Straßen sind immer Bestandteil eines städtebaulichen Das Fahrverhalten und die Lesbarkeit von Straße – wie Gesamtgefüges. Vor allem innerorts gilt: Straße ist öffent- schnell darf / kann ich hier fahren? – hängen unmittelbar licher Raum und Ort des sozialen Lebens. Die funktionalen zusammen. Die verschiedenen Abschnitte der Straßen, z. B. und technischen Aspekte von Straßen müssen soziales freie Strecke, Ortseingänge oder Ortsdurchfahrt, müssen in Leben zulassen und auch mit den raumbildenden und ge- ihrer baulichen Ausgestaltung so eindeutig erkennbar sein, stalterischen Ansprüchen verbunden werden. dass sie das Fahrverhalten im positiven und rücksichtneh- menden Sinne beeinflussen. Dies kann durch die Wahl der Daher sollten Stra- Fahrbahnbreite, der Dimensionierung der Seitenflächen, „Der öffentliche Raum ist das ßenplanungen der Materialien oder durch ergänzende Grünstrukturen Herz unserer Gesellschaft. Die grundsätzlich einen erreicht werden. Weise, wie wir den öffentlichen integrierten städ- Raum nutzen und gestalten, Die Ortsdurchfahrten erfordern als Aufenthalts- und Le- tebaulichen Ansatz erzählt uns etwas über die bensräume hierbei eine besondere Aufmerksamkeit in der verfolgen. Durch Menschen und die Art ihres Ausgestaltung. integriertes Denken Zusammenlebens.“ und Handeln kön- (Hans Mondermann, 1947–2008, nen sich stufenweise Verbesserung der Aufenthaltsqualität von Straßen, niederländ. Verkehrsplaner u. Planungskonzepte insbesondere in den Ortslagen Bauingenieur, zitiert aus: Mas- ergeben, die den Stra- Im Sinne integrierter Straßenraumkonzepte haben die terplan Ortskern St. Johann in ßenraum in einem Straßen, neben der Sicherung der Versorgungs- und Trans- Tirol S. 29 [Masterplan]) größeren Zusammen- portfunktion, große Bedeutung für den Erhalt oder die hang betrachten. Rückgewinnung von Aufenthalts- und Lebensqualität. Sie Verkehrssicherheit für „alle“ sind Orte der Begegnung, des gemeinschaftlichen Lebens sollte daher oberste Prämisse sein. Dies bedeutet, dass und des alltäglichen Treffens. Der motorisierte Verkehr alle Nutzer von Straßenräumen zu berücksichtigen sind. mit seinem Platzbedarf, insbesondere für den ruhenden Die Ausbildungen der Straßen müssen, unter Beachtung Verkehr, stellt in den engen Orten häufig eine Konkurrenz- ihrer jeweiligen Funktion, klare Orientierung bieten und nutzung dar. Es sind Lösungen zu suchen, die für ausgewo- Eindeutigkeit von Verhaltensregeln ermöglichen. Je nach genere Flächenanteile und für ein verträgliches Nebenein- Straßentyp und Verkehrsmenge stellt sich hierbei die ander von Auto-, Rad- und Fußverkehr sorgen. Frage nach Trennprinzip oder Mischprinzip als richtigem Lösungsansatz für den Straßenraum. 21
Die sogenannten „Shared Space“- Um eine stimmige Gestaltqualität der Lösungen [Shared Space] können hier Straßenräume zu fördern, erscheint im Sinne von Mischverkehrsnutzungen es zunehmend wichtig, angrenzende, für kleinräumige Platzflächen und zum Teil private Flächen und Über- Gassen eine Lösung sein. Neben der gangsbereiche in die Straßenplanung Abb. 3.1 – Lübbenau, Brandenburg Flächenverfügbarkeit gehören auch einzubeziehen. Angebote zum Sitzen, zum Spielen, zum beschaulichen Entspannen am Regionaltypische Materialien Rande des Geschehens zur Aufent- Die richtige Materialfindung muss haltsqualität. Auch Grün in seinen un- sich neben den Aspekten der Funk- terschiedlichen Ausprägungen fördert tionsfähigkeit, den Anforderungen das Wohlbefinden in der Straße. an Barrierefreiheit auch an regi- onaltypischen Baustoffen und an Qualitätvolle Gestaltung der Stra- ortstypischen Farben sowie an einer ßenräume qualitätsvollen Alterungsfähigkeit Die Gestaltqualität der Straßen wird orientieren. Dabei ist grundsätzlich von einer angemessenen Querschnitts- Zurückhaltung in Materialvielfalt und Abb. 3.2 – Piesport / Mosel gestaltung, von Materialwahl, Aus- Farbgebung zu empfehlen. Erdtöne stattung und Grünanteil bestimmt. wie grau und beige in Abstufungen Dabei bilden angrenzende Gebäude sind harten Farbkontrasten wie rot mit ihren Nutzungen, ihren Fassaden, zu grau vorzuziehen. Vielfalt erreicht Eingängen und ggf. Vorgärten den man auch durch unterschiedliche For- wahrnehmbaren, räumlichen Rahmen mate bei gleichem Stein oder durch von Straße. Sie prägen damit ebenso unterschiedliche Oberflächenrauhig- wie die Oberflächengestaltung das keiten. Kombinationen von ebenem charakteristische Erscheinungsbild Betonpflaster mit Naturstein oder des Straßenraumes. Für ein propor- wassergebundener Decke bieten gute tioniertes Verhältnis von Flächen für Lösungen. Abb. 3.3 – Bacharach Fahrverkehr, ruhenden Verkehr sowie Diese Straßen sind zwar im Trennprinzip, aber niveaugleich ausgebildet. Die Materialverwen- Rad- und Fußverkehr ist grundsätzlich dung unterstützt die Zonierung des Straßenraums die [RASt] heranzuziehen. 22
Grünstrukturen als Bestandteil der Straßen Innerorts sind Bäume und Gehölze zudem als Schatten- Hierbei ist zwischen innerörtlichen und außerörtlichen spender, als Klimaverbesserer und als Lebensraum wichtig. Standorten und Planungsaufgaben zu unterscheiden. In Neben diesen ökologischen Funktionen tragen sie wesent- beiden Fällen sind für Straßenbegleitgrün Planungen zu lich zum Wohlbefinden der Menschen und zur Aufenthalts- erstellen, ob als Ausgleichsmaßnahme bei Verkehrsbauten qualität im Freien bei. Schatten im Sommer, Licht im Winter oder aus stadtgestalterischer Sicht. ermöglicht zudem auch das Wahrnehmen des Jahreszeiten- wechsels. Im Bereich der Infrastrukturen sind Bäume die wichtigs- ten raumbildenden Grünstrukturen. In den Empfehlungen Je nach Baumstandort sind bei der Baumartenwahl die für Baumpflanzungen [FLL] steht geschrieben: „Bäume Anforderungen an die erforderlichen Lichtraumprofile, an sind schön und dienen als Einzelbäume, Baumreihen oder die Abstände und die Mindesthöhen für den Kronenansatz Baumgruppen der Gestaltung von Stadt und Landschaft zu berücksichtigen. Klimawandelbedingte Änderungen der sowie der Gliederung der Natur.“ Standorte erfordern die Wahl angepasster Bäume. Baumar- ten, die nicht hoch genug werden, um aufgeastet zu werden, Als Reihen unterstreichen sie die Topografie und die Ver- benötigen einen größeren Sicherheitsabstand zur Fahrbahn. kehrsführung. Sie verdeutlichen die räumliche Zonierung Entsprechende Eignungsempfehlungen finden sich in der und können eine optische Fassung des Straßenraumes jährlich aktualisierten Straßenbaumliste der Gartenamtslei- darstellen. Dadurch haben sie sowohl eine Leit- als auch terkonferenz (s. nachfolgenden Link). eine Trennwirkung und können als optische Einengung [http://www.galk.de/arbeitskreise/ak_ stadtbaeume/web- der Fahrbahn zur Geschwindigkeitsreduzierung beitragen. projekte/sbliste/] Durch entsprechende Baumartenwahl und Anordnung im Straßenraum können Bäume die Straßenhierarchie Für Straßenbegleitpflanzungen in der freien Landschaft wird verdeutlichen, von den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, auf den „Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Pflanzen über die innerörtlichen Erschließungsstraßen bis hin zu bei Straßenbaumaßnahmen in Rheinland-Pfalz, 2011“ des Wohnstraßen oder Gassen. Landesbetriebs Mobilität hingewiesen [Pflanzen LBM]. Abb. 3.4 – Hecken gliedern den Straßenraum an Abb. 3.5 – Baumreihen markieren die Ortsein- Abb. 3.6 – Durch Hecken gefasster Ortseingang der B 9 in Boppard fahrt in Darscheid, Eifel in Reimerath, Eifel 23
Angebote zur Erlebbarkeit des Landschaftsraums Die technische Ausbildung der Verkehrsachsen im Tal als lineare Bänder fördert mehr das schnelle „Vorbei“-fahren als das geruhsame Landschaftserleben. Auf langen Strecken verstärken die Schutzeinrichtungen und Sicherheitsplanken diesen Effekt und verhindern zudem durch ihre Höhe den Blick aus dem Auto auf den Rhein. Abb. 3.7 – Informationsstele am R(h)einblick in Brey Es gibt eine Vielzahl touristischer Aussichtspunkte auf die Burgen, Schlösser und Denkmäler des Mittelrheintals. Hier R(h)einblicke sind beispielhaft die Burg Pfalzgrafenstein, die Loreley, Um das Erleben des so vielfältigen Landschaftsraums zu das Niederwalddenkmal, die Festung Ehrenbreitstein, die fördern, braucht es Abschnittsbildungen im linearen Band Marksburg oder das Schloss Stolzenfels zu nennen. Den und attraktive Haltemöglichkeiten, die Wahrnehmung Reisenden eröffnen sich immer wieder neue interessante und Blickbezüge stärken sowie den Zugang zum Fluss Blickbezüge zu diesen herausragenden Sehenswürdigkeiten. ermöglichen. Die „R(h)einblicke“ – neue, gezielt verortete Haltepunkte – sind ein erster Ansatz und ein Angebot zur Leider fehlt es häufig an attraktiven und sicheren Hal- Unterbrechung der linearen Verkehrsströme. tepunkten für Autos, Motorräder oder auch für die Fahr- Die R(h)einblicke wurden als Eigenprojekt des Zweck- radfahrer, sodass es zu gefährlichen Konfliktsituationen verbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal [Rheinblicke] zwischen den Verkehrsteilnehmern kommen kann. als Ergebnis eines Wettbewerbsverfahrens geplant und umgesetzt. Daher sollten die touristisch stark nachgefragten Orte unter dem Gesichtspunkt der Verkehrssicherheit optimiert und als Vista-Points hochwertig ausgebaut werden. Hierzu bedarf es einer nach den Richtlinien für die touristische Beschilde- rung [RtB] erstellten Ausweisung. Damit das Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer entsprechend angepasst werden kann, ist eine frühzeitige Vorankündigung angebracht. Abb. 3.8 – Lädt zum Verweilen ein – R(h)einblick in Brey 24
Unterstützung zukunftsweisender Mobilitätsarten Alternative Mobilitätsarten, wie die Elektromobilität, gewinnen künftig mehr an Bedeutung. Insofern wird die Bereitstellung notwendiger Infra- strukturen für die Elektromobilität, für Autos oder Fahrräder an zentralen Standorten erforderlich. Abb. 3.9 – E-Bike-Station Grundsätzliche Planungsempfehlungen für die Straßenraumgestaltung Betonung der Ortseingänge durch Baumtore oder optische Straßenveren- gungen Aufheben der Trennwirkung der Straßen Größeres Flächenangebot für Fußgänger Entwicklung alternativer Stellplatzkonzepte Mehr Grün in Straßenräumen Höhere Pflasterqualitäten, regionaltypische Materialien für Pflaster und Verkleidungen Zurückhaltende Farbgestaltung, keine glänzenden Materialien Abb. 3.10 – Ladestation für Elektroautos 25
Barrierefreies Bauen im öffentlichen Raum Barrierefreiheit im Straßenraum Um die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben zu gewährleisten, muss der barrierefreie Ausbau der öffentlichen Räume erfolgen. Gesetzliche Grundlagen Die Vermeidung einer Benachteiligung aufgrund einer Behin- derung ist ein Grundrecht und im Grundgesetz ([GG] Art. 3, Abs. 3) sowie im Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Behindertengleichstellungsgesetz [BGG] § 1 Abs. 1) und den jeweiligen Landesgesetzen ([LGGBeHM] in RLP und [HessBGG] in Hessen) verankert. Auch in den Straßengesetzen des Bundes [FStrG] und der Länder (§ 11 [LStrG RLP]; § 9 [HStrG]) finden sich entspre- chende Vorgaben zur Barrierefreiheit. Die Straßenbauverwaltungen in Rheinland-Pfalz und Hessen haben darüber hinaus eigene Leitfäden zur Barrierefrei- heit formuliert: RLP: Leitfaden für die barrierefreie Gestaltung von Fußgän- gerverkehrsflächen für mobilitätsbeeinträchtigte Men- schen [Leitfaden LBM Entwurf] Hessen: Leitfaden – Unbehinderte Mobilität [Leitfaden Hessen] Folgende DIN-Normen sind für den barrierefreien Ausbau des Straßenraumes zu beachten: Abb. 4.1 – Planerische Konzeption unter Berücksichtigung der Barrierefrei- heit in Sankt Goar, insbesondere Rampenanlage und Leitsystem Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum [DIN 18040-Teil 3] Bodenindikatoren im öffentlichen Raum [DIN 32984] 26
Bestandsaufnahme Insbesondere für die Ortslagen wird ein Bestandsaudit aus An vielen Stellen genügen bereits Bordsteinabsenkungen der Sicht der Barrierefreiheit empfohlen, um Probleme zu und die DIN-konformen Nachrüstungen von Bodenindikato- erkennen und entsprechend der gesetzlichen Vorgaben ren, um dem vorgenannten Anspruch gerecht zu werden. beheben zu können. Dieses sollte in enger Abstimmung mit den zuständigen Behindertenbeauftragten erfolgen. Es ist Vor allem die Querungen der hochbelasteten Ortsdurch- darauf zu achten, dass Wegeketten im öffentlichen Ver- fahrten müssen eindeutige Angebote unter der Prämisse des kehrs- und Freiraum durchgängig und lückenlos barrierefrei Zwei-Sinne-Prinzips aufweisen. nutzbar sind. Erläuterungen zu Bodenindikatoren: SF Sperrfeld Sehbehindert AF Auffindestreifen Gehbehindert RF Richtungsfeld Verwendung der nachfolgenden Bord- bzw. Sonderbordsteine: A Rundbordstein B Spezial-Adapter „rechts“ bzw. „links“ von Fase 2 auf Rund- Abb. 4.2 – Darstellung einer barrierefreien „getrennten“ Querungsstelle an einem Fuß- bordstein gängerüberweg nach dem Zwei-Sinne-Prinzip [Leitfaden LBM Entwurf ] C Nullabsenkung Übergangsstein 0-3-3 auf Fase 2 „rechts“ bzw. „links“ D Nullabsenkung Mittelstück 0-3cm E Tastbordstein – Fase 2 – für Sehbeeinträchtigte H Nullabsenkung Übergangsstein 0-3-6 auf Fase 2 „rechts“ bzw. „links“ 27
Situation im Mittelrheintal Viele Ortsmitten weisen in Gassen und Plätzen Naturstein- ten, d. h. oberflächig ebenem, abgesägten Großsteinpflas- pflaster auf. Andere haben aufgrund der Topografie steile ter gut begeh-, befahr- und berollbare Flächen integriert Gassen, Treppen oder Rampen. In diesen städtebaulich und werden können. denkmalpflegerisch besonders sensiblen Bereichen müssen die Planungskonzepte verträgliche Lösungen für die Integra- Es wird empfohlen, vor einer endgültigen Entscheidung zur tion von ebenen Laufflächen, Rampen und ggf. auch Liften Planung Musterflächen anzulegen und die Rollfreundlich- vorsehen. Die Fotos zeigen verschiedene Möglichkeiten, wie keit von Pflasterflächen mit dem Behindertenbeauftragten auch bei Natursteinpflaster mit Plattenbahnen oder geköpf- abzustimmen. Grundsätzlich sind fugenarme Plattenbeläge besser geeignet als fugenreiche Kleinpflasterflächen. Ebenes Kleinpflaster in gebundener Ausführung, d. h. mit einer vermörtelten Fuge, wird von Rollstuhlfahrern oft als guter Kompromiss zwischen Gestaltung und Rollfreundlich- keit akzeptiert. Abb. 4.3 – Ebenes Laufband mit Plattenbelag in Verkehrsfläche mit Natur- steinkleinpflaster Abb. 4.4 – Anordnung eines geschliffenes Großpflasters als geh- und roll- Abb. 4.5 – Musterflächen können bereits in der Planung auf ihre Eignung freundliches Laufband hinsichtlich der Barrierefreiheit in situ geprüft werden 28
Die Forderung nach kontrastreichen Leitsystemen steht dem gestalteri- schen Anspruch häufig entgegen. Hier gilt es, in Abstimmungsprozessen nach Lösungen zu suchen, die sich in das Gestaltungskonzept einfügen. Abb. 4.6 – Planung der Rampenkonstruktion zur Herstellung weitestgehender Barrierefreiheit in Sankt Abb. 4.7 – Barrierefreier Zugang zum Rhein durch Goar o. M. eine integrierte Rampenanlage Barrierefreiheit am Beispiel der Modellstadt St. Goar Die Umsetzung zur Modellstadt St. Goar sieht den konsequenten barrierefreien Ausbau des öffentlichen Raumes vor. Dies gelang durch die frühe Einbindung des Behindertenbeauftragten in die Planung. Die Umsetzung erfolgte in enger Abstimmung mit allen Beteiligten. Eine besondere Herausforderung, die sich im Mittelrheintal immer wieder findet, ist der barrierefreie Zugang zu Bereichen mit starken Geländeversprüngen. In Treppenanlagen integrierte Rampen mit max. zulässigem Gefälle machen diese Bereiche auch für Rollstuhlfahrer erlebbar. Gestalterisch fügen sich die Abb. 4.8 – Rampen-/Treppenkombination zum Leitsysteme und taktilen Bodenindikatoren möglichst in das Gesamtkonzept ein. Rhein nach dem Umbau in Sankt Goar 29
Barrierefreie Bushaltestellen Der ÖPNV wird im Mittelrheintal durch die Regionalbahnen Eine Vielzahl der Bushaltestellen im Oberen Mittelrheintal und den Linienbusverkehr sichergestellt. muss hinsichtlich der Barrierefreiheit überprüft und ggf. angepasst werden. Nach § 8 Abs. 3 Personenbeförderungsgesetz [PBefG] gilt für alle Einrichtungen des ÖPNV folgende Maßgabe: „… Nahverkehrsplan hat die Belange der in ihrer Mobilität oder sensorisch eingeschränkten Menschen mit dem Ziel zu berücksichtigen, für die Nutzung des öffentlichen Perso- nennahverkehrs bis zum 1. Januar 2022 eine vollständige Barrierefreiheit zu erreichen …“ Barrierefreiheit bedingt, dass die Bushaltestellen so an- gefahren werden können, dass zwischen der 2. Bustür und dem Busbordstein nur ein Spalt von maximal 5 cm entsteht. Abb. 4.9 – Die Busbucht kann nicht optimal angefahren werden, der Spalt Darüber hinaus darf die Einstiegshöhe zwischen Buseinstieg zwischen der hinteren Tür und dem Busbord ist viel zu groß und Busbordstein ebenfalls 5 cm nicht überschreiten, wobei ein Höchstmaß von 3 cm anzustreben ist. Die 1. Bustür ist Neuere Haltestellen zeigen bei ordnungsgemäßer Planung für sehbehinderte Personen vorgesehen und durch ent- wenig Defizite. Es wird empfohlen, für alle Formen von Bus- sprechende Bodenindikatoren zu kennzeichnen. Die o. g. For- haltestellen im Oberen Mittelrheintal ein einheitliches Ge- derungen können nur mit modernen Niederflurbussen mit staltungskonzept zu entwickeln und sukzessive umzusetzen. „Kneeling Funktion“ erreicht werden. Nach der [RASt] und den „Empfehlungen für Anlagen des öf- fentlichen Personennahverkehrs“ [EAÖ] muss eine Busbucht eine Gesamtlänge von 88,70 m haben, um von einem 12-m- Solobus parallel angefahren werden zu können. Die meisten Busbuchten weisen dieses Maß nicht auf, daher stehen die Busse oft schräg an den Haltestellen. Das max. zulässige Spaltmaß von 5 cm an der 2. Tür wird überschritten. Durch die Anordnung von schräg verlaufenden Borden oder durch Haltestellentaschen bzw. „Sägezahn“ kann diesem Umstand Abb. 4.10 – Gut umgesetztes Gestaltungskonzept mit taktilem Leitsystem entgegengewirkt werden. am Busbahnhof in Andernach 30
Außerortsstraßen Verbindungsfunktionsstufe 0 Verbindungsfunktionsstufe I Verbindungsfunktionsstufe II Verbindungsfunktionsstufe III Funktion Straßen verbinden! Außerortsstraßen dienen in erster Linie der verkehrlichen Verbindung zwischen den Orten. Je nach Wichtigkeit für das Verkehrsnetz handelt es sich hierbei überwiegend um anbaufreie Straßen mit überregionaler, regionaler oder nahräumiger Verbindungsfunktion. Die Einteilung der Verbindungsfunktionsstufen erfolgt nach den Richtlinien für integrierte Netzgestaltung [RIN]. Die Landesstraßenbauverwaltungen haben hierzu eigene Karten erstellt. Abb. 5.1 – Funktionales Netz der Straßen nach RIN, Karte o. M. vom Landes- So üben die Bundesstraßen im Gebiet des UNESCO-Welt- betrieb Mobilität RLP [RIN LBM] kulturerbes Oberes Mittelrheintal eine überregionale Funk- tion (Verbindungsfunktionsstufe II) aus, d. h. der Verkehr soll möglichst störungsfrei fließen können. Dieses bezieht sich nicht nur auf den Kfz-Verkehr, sondern auch auf die Radverkehrswege, die beidseits des Rheins als Fernradwege eingestuft sind. Insbesondere die B 9 und die B 42 haben darüber hinaus aber auch eine sehr hohe touristische Funk- tion. Hier müssen also die beiden funktionalen Ansprüche aufeinander abgestimmt werden. Auch die überwiegende Anzahl der direkten Verbindungen von der B 9 zu den Auto- bahnanschlussstellen an der A 61 sind zu den überregiona- len Verbindungen zu zählen. Zu den regionalen Verbindungen gehören die bedeutenden Landesstraßen im Welterbegebiet (Verbindungsfunktions- stufe III). Diese binden in erster Linie die Mittelzentren an das überregionale Straßennetz an. Alle anderen klassifizier- ten Straßen üben eine nahräumige Funktion (Verbindungs- funktionsstufe IV) aus . Abb. 5.2 – Baulich getrennter Radweg an der B 9 mit Überlagerung von ver- kehrlicher und touristischer Funktion bei Sankt Goar 31
Entwurfsprinzipien Je nach Bedeutung der Straße sind unterschiedliche Planungsparameter zu be- Die Wahl eines rheinseitigen Rückhalte- achten. So sind z. B. größere Fahrbahnbreiten und Kurvenradien sowie geringere systems durch eine Mauer mit regional- Steigungen bei einer Straße mit überregionaler Verbindungsfunktion möglich typischen Natursteinmaterialien bewirkt, als bei einer Kreisstraße, die eine nahräumige Funktion ausübt. Die Planung und dass diese im Vergleich zu einer Stahl- hiermit auch der überwiegende Anteil der Gestaltung von Außerortsstraßen schutzplanke nahezu unauffällig erscheint. werden in Regelwerken der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswe- Hierdurch wird der Gesamteindruck des sen (FGSV) vorgegeben. Hier sind insbesondere die Richtlinien für die Anlage von Landschaftraums wenig gestört. Auch Landstraßen [RAL] sowie das zum Zeitpunkt der Drucklegung noch im Entwurf die Anordnung eines Grüntrennstreifens befindliche Merkblatt für die Übertragung des Prinzips der Entwurfsklassen nach zwischen Fahrbahn und Geh- und Radweg den RAL auf bestehende Straßen [M EKLBEST] zu nennen. lässt den Verkehrsraum weniger dominant erscheinen. Abb. 5.3 – Harmonische Einfügung der B 42 in das Landschaftsbild mit baulich abgetrenntem Geh- und Radweg mit Natursteinmauer 32
Straßen im Rheintal Blickbeziehungen Die beiden Bundesstraßen B 42 und B 9 verlaufen rechts- Trotz der oft beengten Verhältnisse im Rheintal und der hier- und linksrheinisch entlang des Flusslaufes und verbinden mit notwendigen Straßenausstattung werden den Verkehrs- das Mittelrheintal überregional mit den im Norden und teilnehmern immer wieder einzigartige Blickbeziehungen Süden anschließenden Verkehrsräumen. Aufgrund der Enge eröffnet, durch die der Landschaftsraum mit seinen Kultur- des Tals ist eine Vielzahl von Zwangspunkten zu beachten. gütern erlebbar wird. Die attraktiven Sichtachsen sollten Zu nennen sind hier: freigehalten und nicht durch Bewuchs, Bebauung oder durch Flusslauf des Rheins inklusive der wasserwirtschaftlichen großformatige Beschilderungen verdeckt werden. Belange, In Abschnitten mit ausreichendem Platzangebot sind immer rechts- und linksrheinische Bahnstrecken, wieder Verkehrsräume entstanden, die verträglich in das Umweltaspekte, Landschaftsbild eingebunden werden konnten. So führt die Symbiose aus begleitenden Grünstrukturen und der richtigen Topografie, Querschnittsaufteilung für den Verkehr zu einem harmoni- militärische Funktion der Bundesstraßen. schen Landschaftserleben. Die Straßen im Rheintal verlaufen angepasst an die Zwangs- linien Rhein und DB-Strecke sowie zu den Talhängen des Rheins mit seinen Nebentälern. 33
Verbindungsstraßen zu den Höhenrücken des Welter- bes Oberes Mittelrheintal Die Verbindungsstraßen zu den Höhenrücken müssen auf kurzer Entfernung große Höhenunterschiede überwinden. Sie verlaufen daher häufig mäandrierend und geländeange- passt. Es sind überwiegend schmale Straßen, die nur eine nahräumliche Funktion ausüben. Abb. 5.6 – Topografisch angepasster Straßenverlauf von Sankt Goar-Werlau ins Tal Einfügen in das Landschaftsbild Die Straßen auf den Höhenlagen des Welterbes verbin- den die Höhengemeinden untereinander. Es handelt sich dabei meist um Landes- und Kreisstraßen. Bedingt durch die topografische Lage der Hochebene sind diese Straßen weithin sichtbar. Die Straßen sollen sich daher besonders gut in das sensible Landschaftsbild einfügen. Hinweise hierzu finden sich in den „Empfehlungen für die Einbindung von Straßen in die Landschaft“ [ESLa]. Straßenbegleitendes Grün macht den Straßenverlauf im Landschaftsbild nach- vollziehbar. Alleen sind dabei ein wichtiger Bestandteil von Kulturlandschaften. Das Befahren einer alleeartigen Straße ist ein landschaftliches und räumliches Erlebnis. Ein Stre- Abb. 5.7 – Bäume – hier als Allee im Bestand – zeichnen den Geländeverlauf ckenabschnitt der Deutschen Alleenstraße befindet sich nach und binden Straßen in die Landschaft ein – die Sicherheitsanforderun- gen gemäß [ESAB] sind zu beachten bei Boppard und zeugt davon. Bei Neuanpflanzungen von Bäumen sind die Sicherheitsanforderungen der „Empfeh- lungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäumen“ [ESAB] zu berücksichtigen. Passive Schutzeinrichtungen Wo es aus Gründen der Verkehrssicherheit möglich ist, sollte auf die Anordnung von passiven Schutzeinrichtungen verzichtet werden. Bei den Straßenzügen zu den Höhen- rücken oder auch an besonderen Standorten im Rheintal kann darüber hinaus über die Verwendung von [DIN EN 1317-2] geprüften Holz-Stahlschutzplanken nachgedacht Abb. 5.8 – Holz-Stahlschutzplanken bilden eine gute Alternative zu Schutz- werden. Hierdurch lässt sich die passive Schutzeinrichtung einrichtungen aus Stahl in das meist bewaldete Umfeld naturnah integrieren. 34
Abb. 5.9 – Für Wanderer und Fahrradfahrer sind sichere Querungen der Straßen unabdingbar Planungsempfehlungen für Querungen Querungsstellen an Außerortsstraßen müssen für alle Verkehrsteilnehmer gut einsehbar sein. Begrenzung der maximal zulässigen Höchstgeschwindig- keit für den Kfz-Verkehr erforderlich. Geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen für den fahrenden Verkehr sinnvoll. Querungen von Außerortsstraßen Pkw-Fahrer frühzeitig auf mögliche Gefahrenstellen hin- Der Wandertourismus boomt im Welterbe Oberes Mittel- weisen; z. B. durch Baumpflanzungen, Mittelinseln oder rheintal. Viele neu angelegte Wanderwege kreuzen in ihrem entsprechende Warnhinweise. Wegeverlauf dabei die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Im Führung der Wanderer durch Ausschilderung der Wan- Rheintal selbst sind es häufig die Fahrradwege, die sicher die derwege auf möglichst verkehrssichere Querungsstellen. Bundesstraßen überqueren müssen. Hier gilt es, Querungen Ausreichenden Stauraum für Fußgänger und Radfahrer vor zu gestalten, die trotz der z. T. hohen gefahrenen Geschwin- und hinter der zu überquerenden Straße vorsehen. digkeiten ein gefahrloses Kreuzen der Straßen ermöglichen. Abb. 5.10 – Planungsidee einer Querungshilfe an der freien Strecke der B 9 zur sicheren Verbindung des rechtsrheinischen Rheinsteigs mit dem linksrheini- schen Rheinburgenwanderweg, Auszug Bachelor-Thesis der Hochschule Koblenz [MÜLLER] 35
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