Perspektiven Alles Gute kommt von oben

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Perspektiven Alles Gute kommt von oben
Perspektiven
Magazin der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim

    St. Jakobus der Ältere | St. Johannes der Täufer | St. Martin | St. Michael | St. Petrus

                                                                                                   4 / 2020
            Alles Gute kommt von oben

                                                                                               1
Perspektiven Alles Gute kommt von oben
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Perspektiven Alles Gute kommt von oben
Editorial

                                                                                                                                                           Liebe Leserinnen und Leser,

                                                                                                                                                                                „Alles Gute kommt von oben“, eine                 ben. Ein „Geschenk des Himmels“, wie Ilka Wasserzier es
                                                                                                                                                                                  Redewendung mit biblischem                      in ihrem Beitrag auf S. 7 nennt, mitten unter den Men-
                                                                                                                                                                                    Ursprung* als Titelthema. Sol-                schen. Und plötzlich ist der Himmel nicht mehr oben.
                                                                                                                                                                                    che Sprichwörter und Rede-                    Da macht es Sinn, wenn wir das „Oben“ Gottes nicht
                                                                                                                                                                                     wendungen sorgen in der                      über die Wolken verlegen, nicht mehr in ein hierar-
                                                                                                                                                                                     Redaktion immer für viele                    chisches Oben, wie wir Menschen uns das vorstellen.
                                                                                                                                                                                     Ideen und spannende Diskus-
                                                                                                                                                                                     sionen. Dieses Mal hat mich                  Für mich passiert hier etwas anderes: Die Währung der
                                                                                                                                                                                    irgendetwas daran von vorne-                  Hierarchie ist nicht mehr Macht, sondern Liebe. Das
                                                                                                                                                                                   herein gestört. Nein, vielleicht               verdreht manches ins Gegenteil. Und dann ist „oben“
                                                                                                                                                                                  nicht gestört, aber meinen Wi-                  plötzlich ganz woanders, vielleicht innen, in unserem
                                                                                                                                                                               derspruch herausgefordert. Ich                     Herz. Alles Gute kommt von innen?
                                                                                                                                                                           glaube, es war weniger der topogra-
Titelbild: 272447 und skeeze auf pixabay, S. 2: Image: Friedbert Simon (Fotografie), Erich Schickling (künstlerischer Entwurf), In: Pfarrbriefservice.de

                                                                                                                                                           phische Aspekt von „oben“, eher das Hierarchische, das                 Frohe Weihnachten, und bleiben Sie gesund!
                                                                                                                                                           aus diesem Wort herausklingt. Damit hat sich auch Karl-
                                                                                                                                                           Heinz Groß ab S. 8 beschäftigt.
                                                                                                                                                                                                                                                                             Alfred Dahmen
                                                                                                                                                           Viele Religionen und Kulturen haben ihre Gottheiten in
                                                                                                                                                           einem „oben“ beheimatet, Griechen und Römer, aber
                                                                                                                                                           auch im Fernen und im Nahen Osten: Auch die Juden                                            Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                                           kannten den Gottesberg Horeb. Götter waren als perso-                      3     Editorial
                                                                                                                                                           nifizierte (Natur)Gewalten selbstverständlich für das zu-
                                                                                                                                                           ständig, was wortwörtlich von oben kam, Sonne und                          4     Gebete der Redaktion
                                                                                                                                                           Regen, Blitz, Donner und Hagel, Wohl oder Wehe für                         6     Ein Geschenk des Himmels
                                                                                                                                                           Ernte und damit für den Wohlstand. Mit Ihnen waren
                                                                                                                                                           auch gottgleiche Herrscher aus der Masse der Bevölke-                            Kommt was von oben? Oder nicht? Was er-
                                                                                                                                                                                                                                      8
                                                                                                                                                           rung herausgehoben, von den Pharaonen bis zu den                                 warten wir?
                                                                                                                                                           Monarchen der Neuzeit. Selbst in der katholischen Kir-                           Trotzdem - Bemerkungen zu vatikanischen
                                                                                                                                                                                                                                     10
                                                                                                                                                           che haben sich diese Strukturen eines hierarchischen                             Verlautbarungen und Kölner „Reformen“
                                                                                                                                                           Oben über die Jahrhunderte immer weiter verfestigt                        12     Was ist, wenn es ausbleibt?
                                                                                                                                                           und halten sich erstaunlich hartnäckig bis in unsere Zeit
                                                                                                                                                           hinein. Da lohnt sich schon einmal ein kritischer Blick,                  14     Ein „Lied“ sagt mehr als tausend Worte...
                                                                                                                                                           wie ihn Martin Barth in seinem Beitrag auf S. 10 wagt,                           Lesetipps aus der Bücherei / Digitaler of-
                                                                                                                                                                                                                                     16
                                                                                                                                                           was an Gutem nun von oben kommt und ob das schon                                 fener Adventskalender
                                                                                                                                                           alles Gute sein kann. Oder ob nicht doch auch von „un-                    17     Geistliches Wort
                                                                                                                                                           ten“ Gutes wächst.
                                                                                                                                                                                                                                     18     Buchtipps für Kinder
                                                                                                                                                           Wie anders wirkt auch der Blick auf Weihnachten, bei                      19     Sternsingeraktion 2021
                                                                                                                                                           dem das „Gute“ in Form eines hilflosen Kindes einfach
                                                                                                                                                           plötzlich und mitten unter uns auftaucht, nicht heraus-                   20     Herzlichen Glückwunsch / Ökumene
                                                                                                                                                           gehoben, sondern bei denen „da unten“, die nachts                         21     Kirchenmusik im „anderen Alltag“
                                                                                                                                                           draußen Vieh hüten müssen, schon gar nichts von oben
                                                                                                                                                           erwarteten. Da muss der Evangelist Lukas schon Zei-                       22     Caritas-Adventsammlung 2020
                                                                                                                                                           chen von oben bemühen, einen Stern, Engelchöre, um                        23     Notizen
                                                                                                                                                           das außerordentliche dieses Ereignisses hervorzuhe-
                                                                                                                                                                                                                                     25     Statistik
                                                                                                                                                           *Original in Jak 17: „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt      26     Gottesdienste an Weihnachten / Neujahr
                                                                                                                                                           von oben herab, von dem Vater des Lichts...“
                                                                                                                                                           Die Redewendung ist damit deutlich verkürzt und sinnverändert.            28     Kontakt

                                                                                                                                                                                                                                                                                         3
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Gebete der Redaktion

                   Beten
                   Wenn ich sehr unruhig bin und die Gedanken
                   quasi unkontrolliert Achterbahn fahren,
                   versuche ich beim Beten an die asiatische
                   Meditationspraxis anzuknüpfen. Die Mönche in
                   Nepal wiederholen ununterbrochen ihren Text,
                   um sich zu vertiefen. Der Rosenkranz lässt sich
                   ähnlich beten, denn er wiederholt immer den
                   Text des Ave Maria und konzentriert sich auf das
                   Geheimnis, das aber auch oft wiederholt wird.

                                                   Karl-Heinz Groß

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Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum
frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein
Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trös-
ten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner
Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll
ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben
lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Wohl kein Gebet im eigentlichen Sinne, doch der Psalm 23
begleitet mich schon seit er bei der Trauung von meinem
Mann und mir vor 31 Jahren gesungen wurde. Die Zuversicht
und das Vertrauen, dass Gott in allen Lebenslagen bei mir ist,
spüre ich, wenn ich den Psalm still vor mich hin singe. In
dieser Zuversicht schließt sich oft ein frei formuliertes Gebet
an.

Maria Luise Regh

                                                                  Gott sei Dank!

                                                                  Ist uns eigentlich bewusst, wie leicht dieser Aus-
                                                                  spruch über die Lippen kommt, sei es im Gespräch
                                                                  im Familien- und Freundeskreis, in Rundfunk- und
                                                                  Fernsehendungen, ganz gleich zu welchen Anläs-
                                                                  sen oder Themen. „Gott sei Dank!“ nur noch als
                                                                  geflügeltes Wort oder doch als fester Bestandteil
                                                                  unseres Betens? Denken wir einmal darüber nach.
   „Gott, gib mir die Gelassenheit,                               Eine Hilfestellung bieten vielleicht diese Auszüge
   Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,                  aus einem Gebetstext von Rainer Haak: "Danke,
   den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,                 himmlischer Vater, für deine Treue und Liebe. Dan-
   und die Weisheit, das eine vom anderen zu                      ke, dass du treu bist, auch wenn mein Glaube klein
   unterscheiden.“                                                ist. Danke, dass ich beten und hoffen darf, dass
                                                                  mein Glaube wächst."
   Dieses Gebet stand auf einem Kreuz, das bei meinen
                                                                                                    Helmut Bremm
   Großeltern in der Küche hing und war neben den
   typischen Abend- und Tischgebeten das erste Gebet,
   was ich bewusst wahrgenommen habe. Seitdem hat
   es mir bei vielen großen und kleinen Entschei-
   dungen geholfen.

                                         Ilka Wasserzier

                                                                                                                       5
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Ein Geschenk des Himmels

                                                                                              Bild: Bruno / Germany auf pixabay

„Jetzt weiß ich endlich, was ich mir in diesem Jahr zu Weih-   Frage gefunden, wie wir Weihnachten feiern werden,
nachten wünsche!“                                              wen wir wann sehen und wie wir besinnliche Stimmung
                                                               in eine Zeit zaubern, die so gar nicht zauberhaft ist.
Diesen Satz hatte ich in den letzten Wochen schon das          Für uns Erwachsene steht aber eins fest: Die Geschenke
ein oder andere Mal von meinem Sohn gehört. Meist              spielen an diesen Tagen keine große Rolle. Vielleicht ist
folgten dann eine Reihe Lego-Packungen, der Name               dieses Jahr das eigentliche Geschenk des Himmels, dass
mir unbekannter Actionfiguren oder Harry Potter-Fan-           wir alle gesund bleiben.
Artikel.
Doch dieses Mal war das anders. Auf meine Frage, was           Auch wenn es Wichtigeres als Geschenke gibt, so fehlt
denn heute den ersten Platz im Ranking um das be-              mir das Schenken doch. Ich beginne meist schon im
gehrteste Weihnachtsgeschenk belegen würde, kam                Spätsommer mit einer Liste, auf der ich Ideen sammle,
die Antwort:                                                   verwerfe, ergänze. Manches Geschenk wandert schon
„Ich wünsche mir vom Christkind, dass Corona endlich           lange vor Weihnachten ins Geheimfach im Arbeitszim-
vorbei ist und wir ganz normal Weihnachten feiern kön-         mer – so wie in diesem Jahr zum Beispiel die Eintritts-
nen.“                                                          karten für ein Konzert, die ich meinen Eltern schenken
                                                               wollte und die seit August dort liegen. Ob dieses Kon-
Alle materiellen Herzenswünsche waren plötzlich zur            zert im nächsten Herbst stattfinden kann, ist wohl frag-
Nebensache geworden. Jetzt, wenige Wochen vor                  lich und somit das einzige Weihnachtsgeschenk, das ich
Weihnachten, zählt für einen siebenjährigen Jungen             bisher gekauft habe, wahrscheinlich ein Schuss in den
nur die Sehnsucht nach einem ganz normalen Weih-               Ofen. Es gibt Schlimmeres.
nachten. Dem Weihnachten vergangener Tage mit den
Großeltern, dem Besuch des Krippenspiels, der großen           Als ich im März nur wenige Tage nach Beginn des ersten
Familienfeier bei der 97-jährigen Ur-Oma – eben einem          Lockdowns Geburtstag hatte, war das schönste Ge-
Weihnachten, wie er es kennt, ohne Abstand, Hygiene-           schenk, dass unglaublich viele Menschen an mich ge-
regeln und Mund-Nasen-Schutz.                                  dacht haben. Auch solche, mit denen ich zum Teil seit
                                                               Jahren keinen Kontakt hatte, riefen an diesem Tag an
Nach diesem Wunsch musste ich erst mal schlucken. Es           und so haben wir gemeinsam Zeit am Telefon ver-
gibt glaube ich niemanden auf der Welt, der diesen             bracht.
Wunsch nicht teilt. Die Normalität scheint schon an
ganz gewöhnlichen Herbsttagen so weit weg zu sein              Diese gemeinsame Zeit ist genau das, was in dieser
wie nie zuvor, aber die bevorstehende Adventszeit be-          Adventszeit fehlt. Kein gemeinsamer Glühwein auf dem
reitet mir Sorgen. Wir haben noch keine Lösung für die         Zintemaat, kein gemütlicher Kaffee bei Zimtsternen

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und Eierpunsch, kein Bummeln über Weihnachtsmärk-                  werden wir uns Alternativen suchen müssen: Marktplät-
te in der Umgebung. Das fehlt mir. Aber alles Klagen               ze, Parks, Felder. Es wird anders sein, aber vielleicht gibt
und Jammern bringt nichts. Wir müssen vernünftig sein              uns dieses Anderssein in diesem Jahr die Möglichkeit,
und alles dafür tun, dass das Virus so schnell wie mög-            das Fest und seinen wahren Kern bewusster zu erleben
lich aus unserem Leben verschwindet. Und deswegen                  und trotz aller Einschränkungen und Maßregeln dieses
ist in diesem Jahr eben alles anders.                              Weihnachten 2020 so zu nehmen wie es ist.

Auch wenn die gemeinsamen Aktivitäten in dieser Ad-                Die Kirchen sind anders als an Ostern auf dieses beson-
ventszeit ausfallen, so möchte ich Zeit für meine                  dere Weihnachtsfest vorbereitet. Neben Open-Air-Mes-
Freunde verwenden, wenn ich die Zeit schon nicht mit               sen sind in Großstädten auch Straßenandachten und
ihnen verbringen kann. Und deswegen stricke, häkle,                Prozessionen in Planung. Kurzmessen im Stundentakt
bastle ich seit einigen Wochen wie ein Weltmeister. Das            sollen so vielen Gläubigen wie möglich die Chance ge-
Ergebnis ist zwar nicht immer schön und sieht weit                 ben, an Weihnachten in die Kirche zu kommen – wenn
entfernt von gekauft aus, aber es kommt von Herzen.                auch nur für kurze Zeit. Dass es anders geht, hat schon
Und bei der Überlegung, welche Wolle, welches Acces-               der Stationen-Gottesdienst in St. Michael in Merl an St.
soire am besten zu wem passt, denke ich zumindest oft              Martin gezeigt.
an meine Lieben, auch wenn ich sie gerade nicht sehen
und in den Arm nehmen kann. Vielleicht werde                            Eine weitere Alternative sind im Internet oder
ich in diesem Jahr auch die gute alte                                         Fernsehen übertragene Gottesdienste.
Weihnachtspost, die zuletzt doch sehr                                              Gläubige können unter anderem an
in Vergessenheit geraten ist, zum                                                     allen Adventssonntagen sowie an
Leben erwecken.                                                                          Heiligabend und am ersten
                                                                                           Weihnachtsfeiertag       Gottes-
Nach den letzten, in unserem                                                                dienste im Fernsehen verfol-
Fall     zugegebenermaßen                                                                    gen. Die ARD stellt dazu in
recht konsumorientierten                                                                      ihren Dritten Programmen
Weihnachtsfesten, bringt                                                                      zusätzliche Sendeplätze be-
uns diese Erfahrung viel-                                                                     reit: Dort sind von Ende No-
leicht wieder ein bisschen                                                                    vember bis Weihnachten
näher an den Kern des                                                                         sieben Gottesdienste mehr
Weihnachtsfestes.                                                                            als ursprünglich geplant zu
Ja, es wird vermutlich eine                                                                 sehen. Die Christmette wird in
sehr stille Nacht und aus der                                                              der ARD schließlich um 23:30
Vorfreude ist eher eine Art Vor-                                                          Uhr zu sehen sein. Vorher über-
furcht geworden vor dem, was uns                                                       trägt der BR ab 21:25 Uhr der BR die
erwartet. Doch die Hirten vor rund                                                 liturgischen Zeremonien mit Papst
2.000 Jahren hatten auch Angst.                                                Franziskus aus Rom.
                                                                   Wenn wir es schaffen, die Zuversicht nicht zu verlieren
„Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des
                                                                   und dem Engel vertrauen, wenn er sagt: „Fürchtet euch
Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und
                                                                   nicht“, dann werden wir auch dieses Weihnachten – so
der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!“
                                                                   anders es sein mag – zu einem Fest machen.
Das Lukasevangelium ist noch aus einem anderen                     Meinem Sohn habe ich übrigens erklärt, dass ich seinen
Grund so aktuell wie nie:                                          Wunsch zwar sehr schön finde, dass das Christkind aller-
                                                                   dings üblicherweise nicht in der Pandemiebekämpf-
„Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Win-          ung eingesetzt wird und es deswegen völlig okay sei,
deln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst           wenn weiterhin Spielsachen seinen Wunschzettel fül-
keinen Raum in der Herberge.“                                      len. Aber ich habe ihm versprochen, dass wir alles daran
                                                                   setzen, dieses Weihnachtsfest nach unseren Möglich-
Auch wir werden in diesem Jahr auf der Suche nach                  keiten festlich gestalten.
einer Herberge sein, denn unsere Kirchen sind in Zeiten
                                                                                                               Ilka Wasserzier
von Corona zu klein und zu eng. Wie Maria und Josef
                                      Bild: Bob Dmyt auf pixabay
                                                                                                                             7
Perspektiven Alles Gute kommt von oben
Titelthema

Alles Gute kommt von oben
Kommt was von oben? Oder nicht? Was erwarten wir?
Das Sprichwort                                              In diesem System gibt es zwar mit der Regierung ein
Das Motto dieser „Perspektiven“ ist ein bekanntes           Oben und mit dem Bürger ein Unten. Das Oben dient
Sprichwort, das in unterschiedlichen Zusammenhän-           aber vor allem dem Unten. Das Gute, was hier vom
gen von uns benutzt wird. Dabei kann es beim „Oben“         Oben kommen soll und muss, ist die Sicherung der
sowohl um einen Hinweis auf eine Hierarchie über uns        Rechte der Bürger. Es ist kein Raum für überraschende
gehen als auch um eine räumliche Beschreibung.              Geschenke von Oben.

Das Sprichwort ist sehr alt und stammt ursprünglich aus     Oben und Unten in der Coronakrise
der Bibel. Es zitiert den Vers 1,17 im Brief des Apostels   Das Grundgesetz unseres Staates setzt den Gedanken
Jakobus. Dort heißt es: „Jede gute Gabe und jedes voll-     der Grundrechte des Einzelnen weitestgehend um. Es
kommene Geschenk kommt von oben“. Bei Jakobus ist           formuliert einen umfassenden Katalog von Rechten für
das „Oben“ natürlich die Sphäre Gottes. Damit das           den Einzelnen. Es verzichtet fast vollständig darauf,
Geschenk Gottes ankommt, muss es angenommen                 Grundpflichten der Gemeinschaft gegenüber festzule-
werden.                                                     gen.
Das Sprichwort selbst lässt offen, was mit „oben“ ge-       Wir waren alle daran gewöhnt, in unserer Freiheit selbst
meint ist. Es wird immer dann benutzt, wenn uns von         für das Gute zu sorgen, das wir für uns und unser Leben
oben etwas überraschend zufällt, was uns gut tut. Im        wünschen. Und mit unserem Einkommen verfügen wir
Sprichwort kommt das Gute ohne besondere Annahme            auch über die Mittel, uns etwas Gutes zu gönnen.
bei uns an.
Was ist Oben in unserer Gesellschaft ?
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es bei uns eine
gesellschaftliche Hierarchie. An der Spitze stand der
Kaiser, von Gottes Gnaden dorthin berufen, darunter
der Adel, das Bürgertum und die Bauern. Wenn unsere
Urgroßväter an einem besonders schönen Sommertag
von „Kaiserwetter“ sprachen, spiegelte das leicht ironi-
siert deren Verständnis von Oben wieder.
Paradoxerweise gab es auch in der ehemaligen DDR ein                              Bild: Peter Weidemann, in: pfarrbriefservice.de
klares Oben. Das waren die Menschen und Institutio-
nen, die in der Gesellschaft über die ganze Macht und       Bis zum Ausbruch der Coronakrise gab es bei uns kei-
einen umfassenden Einfluss auf alle verfügten. Wenn es      nen Zweifel, dass wir unsere Freiheit in diesem Sinne
in der DDR Bananen für alle zu kaufen gab, war das in       voll ausschöpfen können. Es gab nur sehr selten einen
der wirtschaftlichen Realität etwas Gutes, das von oben     Konflikt zwischen den Bürgern, die sich auf die Frei-
kam, denn die wirtschaftlich Verantwortlichen hatten        heitsrechte berufend gegen Einschränkungen von
entschieden, knappe Devisen für den Bananenimport           Oben, von der Regierung wehrten.
freizugeben.
                                                            Angesichts der Risiken für die Gesundheit und die dro-
Wir leben seit siebzig Jahren in einer Demokratie, deren    henden Folgen der Pandemie für die Gemeinschaft hat
Fundament unser Grundgesetz ist. Unsere Verfassungs-        sich das geändert. Eine Mehrheit wünscht sich jetzt,
väter orientierten sich 1949 an den Gedanken, die in der    dass das „Gute“ in Form einer umfassenden Regelung
amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wie folgt           mit Einschränkungen der individuellen Freiheiten von
zusammengefasst sind: Alle Menschen sind gleich, sie        Oben kommen soll. Dem wird aber mit dem Verweis auf
haben unveräußerliche Rechte, zu denen das Recht auf        die Grundrechtsgarantien von einer Minderheit
Leben, auf Freiheit und das Streben nach Glück gehö-        widersprochen.
ren. Zur Sicherung dieser Rechte wird eine Regierung
eingerichtet, die jederzeit vom Volk durch freie Wahlen     Die Folgen dieses Spannungsverhältnisses zwischen
geändert werden kann.                                       Oben und Unten erleben wir zur Zeit täglich. Der Kampf
                                                            gegen die Pandemie ist in einer Gesellschaft freier Indi-
                                                            viduen offenbar schwieriger als in Gesellschaften, in

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Perspektiven Alles Gute kommt von oben
Titelthema
denen die Verpflichtungen zur Gemeinschaft stärker         beseitigt, sondern angenommen und bis zu seinem Tod
verankert ist.                                             ertragen. Er hat uns zudem versprochen, uns im Leid zu
                                                           begleiten und zu stärken. Das Geheimnis dieses Ver-
Wo erwarten Menschen Gutes von oben ?
                                                           sprechens ist in besonders schöner Weise in dem Ge-
Wahrscheinlich kann man davon ausgehen, dass es in         dicht von den Spuren im Sand von Margret Fishback
unserer Gesellschaft ziemlich viele Menschen gibt, die     Powers ausgedrückt:
mit Blick auf unseren Staat und die Gesellschaft keine
Hierarchie anerkennen. Das mag ihren Blick auf das
Oben verstellen, von dem der Apostel Jakobus spricht.
Wo erwarten Menschen trotzdem in ihrer ziemlich
grenzenlosen individuellen Freiheit Gutes von Oben?
Das Grundgesetz gibt jedem das Recht, nach Glück zu
streben. Es gibt aber in keiner Verfassung der Welt das
Recht auf Glück. Und Glück beziehungsweise glücklich
leben und glücklich sein ist eigentlich fest verbunden
mit der Liebe. Gott liebt jeden Menschen, und er verbin-
det dieses Angebot mit der Nächstenliebe.
Dabei geht es im täglichen Streben nach Glück auch
um die kleinen Gesten der Nächstenliebe. Ein Lächeln
zu meinem Gegenüber, sich nicht ärgern und schimp-
fen, wenn der Nachbar einmal mit Lärm stört, Verständ-
nis zeigen, zuhören, ruhig und freundlich sein, all das
macht glücklich und gibt Glück weiter.
Und in der momentanen Pandemie sind wir alle gebe-
ten und gefordert, verantwortlich mit unseren Frei-
heitsrechten umzugehen. Die Rücksicht auf den
Nächsten erfordert Verzicht auf eigene Freiheiten. Das
ist als Nächstenliebe die Weitergabe der Liebe, die uns
von Oben, von Gott geschenkt wird.                                               Bild: Michael Bogedain, in: pfarrbriefservice.de

Befürchtetes von Oben                                      „Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer
                                                           entlang … und Bilder aus meinem Leben erschienen
In unserem Leben werden wir nicht nur von Gutem
                                                           mir. Jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine
überrascht, sondern wir erleben auch Leid. Manches
                                                           eigene und die meines Herrn.
Leid ist von Menschen verursacht, so dass es nicht von
Oben kommt. Daneben gibt es aber eben auch die Er-         Als das letzte Bild an meinen Augen vorbeigezogen
fahrung, dass uns unverschuldet Leid trifft. Die Pande-    war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
mie des Coronavirus mit ihren Ängsten, der Verein-         dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine
samung und der tödlichen Erkrankung ist ein aktuelles      Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwers-
Beispiel für unverschuldetes Leid.                         ten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich den Herrn:
                                                           Herr als ich anfing, Dir nachzufolgen, da hast Du mir
Diese Erfahrung ist so alt wie die Menschheit. Wenn wir
                                                           versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt
in der von der Pandemie ausgelösten Bedrängnis heute
                                                           entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines
mit den Worten des Psalm 13 beten, nehmen wir eine
                                                           Lebens nur eine Spur zu sehen ist. Warum hast Du mich
(An-)Klage auf, die schon im 3. Jahrhundert vor Christus
                                                           verlassen, als ich Dich am meisten brauchte?
Gott vorgetragen wurde: „Wie lange noch, Herr, vergisst
Du mich ganz? Wie lange noch muss ich Schmerzen            Da antwortete Er:
ertragen in meiner Seele, in meinem Herzen Kummer          Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
Tag für Tag?“                                              allein lassen, erst recht nicht in Nöten und
Für alle Menschen, die an einen gütigen und gerechten      Schwierigkeiten. Dort, wo du nur ein Spur gesehen
Gott glauben, ist es schwer zu akzeptieren, dass Er das    hast, da habe ich dich getragen“.
unverschuldete Leid in der Welt zulässt. Es gibt für uns
                                                           Besser als dieses Gedicht kann man das Gute, das uns
darauf keine Antwort.
                                                           von Oben angeboten und geschenkt ist, nicht beschrei-
Das Gute von Oben                                          ben. Es kann Mut im Leid machen und Trost und Kraft
                                                           spenden.
Wir glauben aber, dass Gott sich in der Menschwerdung
Christi dem Leid der Welt gestellt hat. Er hat es nicht                                                   Karl-Heinz Groß

                                                                                                                               9
Perspektiven Alles Gute kommt von oben
Titelthema

Trotzdem

Bemerkungen zu vatikanischen Verlautbarungen und
Kölner „Reformen“
                                                                                                    Fotos: Martin Barth

„Trotzdem“. Dieses kleine Adverb sollte zum Repertoire     auch aus Sozialstrukturen wie Vereinen vor Ort zurück-
jedes aufrechten Katholiken und jeder aufrechten Ka-       zieht.
tholikin gehören. Darin steckt ganz viel Widerstand –      Der Priester ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt im
und die Aufforderung, nicht aufzugeben.                    neuen Konzept. Nur er kann der Eucharistie vorstehen
Aufzugeben hieße, der Entwicklung der Kirche ihren         und nur die Eucharistie ist die einzige gewollte Form
scheinbar unaufhaltsamen Lauf zu lassen.                   sonntäglicher Gottesdienste. Seien wir uns darüber im
                                                           Klaren: damit ist der Sonntagsgottesdient vor Ort be-
Insbesondere im Erzbistum Köln, aber auch in anderen
                                                           droht. Damit einher geht der Verlust an sozialer Heimat.
Bistümern wie Trier oder Freiburg, resultieren „Reform-
                                                           Menschen, die an Sonntagen in „ihrer“ Kirche zusam-
prozesse“ in immer größeren Strukturen, die auf einen
                                                           menkommen, wollen eben mehr als Kommunionemp-
Manager-Priester hin ausgerichtet sein sollen. Die Rech-
                                                           fang und Schlusssegen, sondern echte Begegnung, vor
nung ist einfach: die Zahl der pastoralen Einheiten be-
                                                           allem mit den ihnen bekannten Mitchristen.
misst sich an der Zahl der (noch) vorhandenen Priester.
Alles andere hat sich dem zu beugen: zum Teil Jahrhun-     Dabei ginge es anders, und in anderen Bistümern
derte alte Gemeinden werden zu Mega-Pfarreien              Deutschlands finden sich Beispiele hierfür. Im Bistum
zwangsfusioniert, die sonntäglichen Gottesdienste          Münster wurde unlängst ein Patoralreferent mit der
werden nur noch an wenigen Kirchorten stattfinden.         Leitung einer Gemeinde beauftragt, in Bistümern wie
Und um alles andere dürfen sich die Ehrenamtlichen         Rottenburg-Stuttgart oder Freiburg wollen die verant-
kümmern, sozusagen als pastorale Resteverwerter.           wortlichen Bischöfe, dass in jeder Gemeinde an Sonnta-
                                                           gen Gottesdienst gefeiert wird, wenn keine Eucharistie,
Dass dies keine ferne Zukunftsmusik ist, konnten wir im
                                                           dann eben Wortgottesdienste mit Kommunionaustei-
sog. Seelsorgebereichsforum erfahren, das am 6. Okto-
                                                           lung, geleitet von Laien.
ber 2020 in St. Johannes, Meckenheim wie in anderen
Gemeinden des Erzbistums stattfand. Der Eindruck die-      Kardinal Woelki hält von solchen Ansätzen nichts, ja er
ser Veranstaltung war: ernüchternd. Schon in den zu-       verbietet sie sogar. Bestärkt wird er in seiner Haltung
rückliegenden Jahren sind durch Fusionen zuvor             durch ein jüngst erschienenes vatikanisches Schreiben
eigenständiger Gemeinden wie in St. Marien (Wacht-         der Kleruskongregation, in dem der Gemeindeleitung
berg) Großpfarreien entstanden. Die Zahl der 500 Pfar-     durch Laien enge Grenzen gesetzt werden. Dies ist Was-
reien im Bistum soll in den nächsten zehn Jahren auf       ser auf seine Mühlen und die der mit ihm verbündeten
nur mehr 50 bis 60 reduziert werden. Damit einher geht     konservativen Bischöfe. Allerdings sollte Woelki, wenn
eine massive Zentralisierung der Mega-Pfarreien. Zu        sein Blick nach Rom geht, auch sehr genau verfolgen,
befürchten ist, dass sich die Kirche weiter aus der Ge-    wie die Trierer Bistumsreform, die eine Reduktion von
sellschaft, aus Städten, Dörfern und Kommunen, aber        900 auf nur noch 35 Pfarreien vorsah, kläglich schei-

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Titelthema
terte. Unter anderem hatten sich ehrenamtlich Tätige      schuss in diesem Jahr den Erntedankgottesdienst vor
gegen diese Reform ausgesprochen und mit einem Hil-       der Pfarrkirche, in St. Petrus werden sonntagmorgens
fegesuch an Rom gewandt. Bischof Ackermann musste         Andachten gehalten, in St. Michael fand ein „Gottes-
nach Rom reisen, wo ihm unmissverständlich klar ge-       dienst unterwegs“ statt (das Foto aus dem Merler Dom
macht wurde, dass es so nicht gehen könne. Die Reform     unten auf der Seite zeigt Familien, die „unterwegs“ wa-
dürfte indes nur aufgeschoben sein.                       ren). Vor Corona organisierte der dortige Pfarraus-
Man kann die Papiere und Verlautbarungen, die Re-         schuss bereits die „Leuchtspuren“-Gottesdienste. Und
formen und Zukunftswege hin und her wenden, wie           dies sind nur einige Beispiele für das jetzt schon breite
man will: die Fusionen werden kommen. Die kirchliche      Engagement der Ehrenamtlichen.
Wirklichkeit wird in zehn Jahren ganz anders aussehen     Wir werden damit zu „Fackelträgern des Glaubens“,
als heute, auch weil neben den Priesterzahlen jene der    vielleicht in der Hoffnung, dass sich wirklich einmal
pastoralen Dienste im gleichen Maße sinken. Und weil      Rückenwind aus Rom und Köln einstellt, dass Forde-
es keine Bereitschaft gibt, am Amtsverständnis der        rung z.B. nach einer Lockerung des Zölibats und Weihe-
Priester und den klerikalen Machtstrukturen zu rütteln.   ämtern für Frauen Gehör finden. Wir geben die
                                                          Hoffnung nicht auf, dass die Kirche irgendwann ihre
                                                          „Türsteherfunktion“ anders begreift: dass sie Menschen
„Trotzdem“
                                                          aufgrund ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientie-
Die Arbeit in den Gemeinden wird noch mehr von Eh-        rung oder gebrochener Lebensläufe nicht ausschließt,
renamtlichen übernommen werden, oder sie wird prak-       sondern gerade für diese Menschen da ist und sie ein-
tisch zum Erliegen kommen. Gefragt ist jeder Christ und   lädt, in die Kirche zu kommen. Dass sie die Türen vor
jede Christin, die Botschaft des Evangeliums, wenn        jenen, die, wie es bei Matthäus heißt, „mühselig und
auch in unseren engen Grenzen, aber doch zu verkün-       beladen“ sind, nicht verschließt und sie nach draußen
den. Im eingangs genannten kleinen Wort steckt ganz       drängt, sondern sie weit öffnet.
viel Trotz: „Dann machen wir eben unser Ding - und
                                                          Diese Hoffnung besteht und sie besteht fort, allen Wi-
Rom und Köln sind weit weg.“
                                                          dernissen zum Trotz,
Hoffnungsvoll stimmen mich die Initiativen von Seiten
                                                          meint
der Ehrenamtlichen, gerade in diesen so bewegten Co-
rona-Zeiten: in St. Martin organisierte der Pfarraus-                                                 Martin Barth

                                                                                                                11
Titelthema

Alles Gute kommt von oben
– und was ist, wenn es ausbleibt?

                       Revierförster Willi-Josef Wild im Interview mit Marie-Luise Regh

Damit auf unserer Erde etwas gedeiht und wächst,         forderung. Das soll durch die unterschiedlichen Aus-
muss es regnen. In den letzten drei Jahren hatten wir    stellungen deutlich gemacht werden. Was im Moment
lange Dürreperioden, in denen zu wenig Regen fiel.       hier im Wald geschieht, betrifft nicht nur die Forstwirt-
Wohl jeder kennt die großen Kahlschlagflächen im Kot-    schaft, sondern uns alle. Es haben hier schon verschie-
tenforst, die von abgestorbenen Fichten geräumt wor-     dene Führungen und Gruppenbesuche stattgefunden.
den sind. Ich sprach darüber mit dem Revierförster des   Auch waren Konzert und Gottesdienste geplant, die
Forstreviers Venne im Kottenforst, Herrn Wild aus Lüf-   leider wegen der Corona-Krise nicht stattfinden konn-
telberg. Wir trafen uns am Gudenauer Weg bei Ippen-      ten.
dorf. Hier hat das Regionalforstamt eine Ausstellung
zusammengestellt, die auf diese großen Verände-          R: In den letzten drei Jahren haben wir ungewöhnlich lan-
rungen im Wald aufmerksam machen soll. „Zeitenwen-       ge Trockenperioden erlebt und dazu große Hitze. Welche
de“ prangert in großen Lettern vor einem                 Auswirkungen hat das auf den Wald?
abgestorbenen Fichtenwald.
                                                         W: Die letzten drei Jahre mit Dürre und Hitze spielen
R: Was hat diese Ausstellung zu bedeuten?                sicher eine Rolle bei dem Absterben der Bäume. Dazu
                                                         kommen jedoch hier im Kottenforst die besonderen
W: Wir vom Forstamt haben uns gesagt, wir müssen         Bodenverhältnisse. Wir haben hier einen Stauhorizont
etwas tun, um auf die verheerende Situation aufmerk-     im Boden, der das Wasser nicht versickern lässt. Bei
sam zu machen. Die Veränderungen durch den Klima-        hohen Niederschlägen staut sich das Wasser. Früher
wandel sind eine gesamtgesellschaftliche Heraus-         gab es im Winter regelmäßig Frostperioden, die den

12
Titelthema

Projekt „Zeitenwende“
Sie finden das Projekt „Zeitenwende“ an der Venner Allee im Kottenforst. Hinter einer Fläche, die zum Schutz gegen
den Borkenkäfer abgeholzt wurde, stehen die abgestorbenen Gerippe der Bäume, die vor dem Zugriff des Käfers
geschützt werden sollten. An ihnen entfaltet sich mahnend das Wort „Zeitenwende“. Das Kunstwerk „Engel der
Kulturen zur Zeitenwende“ (im Bild neben Willi-Josef Wild zu sehen) lädt den Waldbesucher zum Nachdenken ein.

Weitere Informationen unter https://www.villewaelder.de/de/aktuelles/332-zeitenwende-im-kottenforst
oder unter diesem QR Code:

nassen Boden mit den Wurzeln erstarren ließen. In den        Baumhasel, Libanonzeder und andere sog. klimaange-
letzten Jahren hatten wir zwar nasse Winter, jedoch          passte Baumarten hier anbauen und werden die hier
keinen Frost. Die Wurzeln stehen dann monatelang in          gedeihen?
der Nässe. Unter diesen sauerstofffreien Bedingungen         Eigentlich setzt die Forstwirtschaft in Deutschland auf
sterben die Feinwurzeln ab. Wenn es dann noch ab             Nachhaltigkeit, d.h. es wird nicht mehr Holz entnom-
dem Frühjahr hohe Temperaturen und schließlich               men als nachwächst. Das ist jetzt anders, wir müssen die
kaum Niederschläge gibt, gehen die Bäume ein. Bei der        Bäume entnehmen, weil sie kaputtgehen. Danach gibt
Fichte hat das als erstes eingesetzt, sie steht als Flach-   es entweder die Möglichkeit wieder aufzuforsten oder
wurzler hier auch auf ungeeignetem Standort. Mittler-        die natürliche Waldentwicklung zuzulassen. In den
weile sind jetzt allerdings auch schon viele Rotbuchen       nächsten Jahren werden wir es gar nicht schaffen, die
und andere eigentlich für diesen Standort geeignete          Flächen so schnell wieder aufzuforsten. Es sind ja zur-
Baumarten betroffen.                                         zeit gar keine Jungpflanzen zu bekommen. Auf die Na-
                                                             turverjüngung zu warten ist sehr langwierig: Das dauert
R: Welche wirtschaftlichen Folgen hat die momentane Si-      erst einmal dreißig Jahre, ehe sich in einem Vorwald aus
tuation?                                                     Birken eine Hauptbaumart etabliert, die wir dann be-
                                                             wirtschaften und schließlich erst nach weiteren Jahr-
W: Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Die jetzt ge-      zehnten nutzen können. Vielleicht werden unter den
fällten Bäume gehen für einen Preis von kaum 15 € pro        heutigen Klimabedingungen hier im Kottenforst die
Festmeter nach China. Vor ein paar Jahren lag der Preis      klassischen standortangepassten Baumarten ver-
noch bei 100 €. Viele Forstbetriebe und Waldbesitzer         schwinden und gegen eine Strauchvegetation ersetzt.
werden das nicht durchstehen. Viele stehen vor dem           Die Frage ist dann, wo das Holz herkommen soll, dass
Aus und werden für einen langen Zeitraum keine Ein-          wir für Möbel und Bauholz nutzen wollen.
künfte mehr verzeichnen können.                              Wenn ich durch den Wald gehe und die Bäume auswäh-
                                                             le, die weiter wachsen sollen, dann ist das eine Entschei-
R: Wie sieht denn dann die Zukunft für unsere Wälder aus?    dung für die nächsten 50-100 Jahre. Heute kann es
                                                             passieren, dass der Baum, den ich als „Zukunftsbaum“
W: Ich weiß es nicht. Ich bin skeptisch, ob die jetzt pro-   stehen ließ, abstirbt. Dann sind mindestens 50 Jahre
pagierten Baumarten mit besserer Anpassung an Tro-           und mehr verloren und ich fange wieder von vorne an.
ckenheit die Lösung sind. Hier im Kottenforst müssen
sie auch mit der Winternässe zurechtkommen. Wollen           R: Vielen Dank für das Gespräch
wir hier tatsächlich nicht-einheimische Baumarten wie                                                Maria Luise Regh

                                                                                                                    13
Titelthema

Ein „Lied“ sagt mehr als tausend Worte...
…vor allem dann, wenn es von „oben“ kommt

Was wären unsere Gottesdienste ohne Lieder, ohne                  1783 von Johann Odendahl aus Bad Münstereifel er-
Chöre und vor allem ohne Orgel. Die Orgel, nicht                  baut wurde. Diese Werkstatt ging aus der berühmten
ohne Grund die Königin der Instrumente genannt,                   Orgelbauerdynastie König hervor, die im Rheinland des
hat eine lange Tradition als Solo-, Begleit- und als              18. Jahrhunderts eine ähnlich bedeutende Stellung in-
Konzertinstrument. Aufgrund ihrer Bauweise und                    nehatte wie heute die Firma Klais. Experten vermuten,
Klangfülle ist sie in Konzertgebäuden, wie der Elb-               dass das Gehäuse in Ipplendorf noch älter ist, also nicht
philharmonie in Hamburg und in Gotteshäusern,                     von Odendahl stammt. 1886 baute Josef Müller aus
meist hoch oben angebracht. Eindrucksvolle Bei-                   Reifferscheid in der Eifel ein neues Instrument in dieses
spiele sind im Kölner Dom und im Bonner Münster                   Gehäuse ein. Von diesen beiden Orgeln ist außer dem
zu sehen und zu erleben. Hervorzuheben sind na-                   Gehäuse kaum noch etwas erhalten.
türlich die Orgeln in Lüftelberg und Merl. Denn die-
se Orgelbauwerke stammen alle aus der Werkstatt                   Die Ursprünge der Orgel in St. Johannes der Täufer
der Firma Klais in Bonn, deren familiären Wurzeln                 gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Ursprünglich ge-
bekanntlich in Lüftelberg liegen.                                 baut wurde sie vom Orgelbauer Müller aus Reiffer-
                                                                  scheid zwischen 1861 und 1863 für den Vorgängerbau
                                                                  der Kirche. Diese musste Platz machen für das heutige
Zur Geschichte der Orgelvielfalt in der Pfarreienge-
                                                                  Gotteshaus. Am 24. Juli 1890 wurde der Neubau einge-
meinschaft
                                                                  weiht. Im gleichen Jahr erhielt die Firma Klais den Auf-
In St. Petrus, Lüftelberg, baute die Firma Klais eine neue
                                                                  trag, die Orgel aus der alten in die neue Pfarrkirche
Orgel in ein vorhandenes Gehäuse aus dem 17. Jh.. Im
                                                                  einzubauen und grundlegend zu überarbeiten. Nach
„Merler Dom“, wie die neugotische Kapelle aus dem
                                                                  dem 2. Weltkrieg war es abermals die Firma Klais, die
Jahre 1900 im Ortskern von Merl liebevoll genannt wird,
                                                                  Umbauten vornahm und kriegsbedingte Schäden be-
baute der Firmengründer Johannes Klais bereits 1908
                                                                  seitigte. Nach der Erweiterung der Pfarrkirche in den
                               eine Orgel, die aber nicht
                                                                  Jahren 1973 bis 1976 baute die Firma Peter aus Köln die
                               mehr existiert. Sie wurde
                                                                  Orgel weitestgehend neu. Vor 2 Jahren wurde die Re-
                               1990 ersetzt, ebenfalls ge-
                                                                  gisterbetätigung auf den neuesten Stand gebracht.
                               baut von der Firma Klais.
                                                                  Beachtlich ist, dass trotz dieser umfangreichen Maß-
                               Vom ursprünglichen Ins-
                                                                  nahmen im Laufe von mehr 100 Jahren immer noch
                               trument befindet sich nur
                                                                  Teile des ursprünglichen Gehäuses sowie Pfeifen und
                               noch die Orgelbank auf
                                                                  Register aus der damaligen Zeit erhalten geblieben sind.
                               der Empore. Die Ausfüh-
                               rung, die wir heute in der
                                                                  Alle Orgeln in den Kirchen der Pfarreiengemeinschaft sind
                               neuen Merler Pfarrkirche
                                                                  wichtige Bausteine in unserem kirchlichen Leben. Nicht
                               St. Michael hören können,
                                                                  nur an Hochfesten des Kirchenjahres kam und kommt
Die Orgel im Merler Dom        schuf 1996 wiederum die
                                                                  das Gute für die musikalische Gestaltung der
                               Firma Klais.
                                                                  Gottesdienste buchstäblich von oben.
Das gleiche Unternehmen war 2015 verantwortlich für
die Reinigung und Überarbeitung der Orgel in Wor-                 Corona sucht uns heim
mersdorf, die 1960 von der Firma Seifert aus Kevelaer             Im Frühjahr machte sich das Corona-Virus breit. Zunächst
erbaut wurde. Die Orgeln in Ersdorf (1975) und Ipplen-            in von uns weit entfernten Gebieten der Erde als
dorf (1976) stammen von der Firma Weimbs aus Hel-                 Epedemien. Diese entwickelten sich jedoch mit
lenthal. Im Rheinbacher Stadtarchiv sind Unterlagen               unvorstellbarer Geschwindigkeit zur Pandemie mit
aufgetaucht, die belegen, dass die Ipplendorfer Orgel             einschneidenden Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.
                                                                  So blieb auch das Gemeindeleben nicht verschont. Unsere
                                Artikelfotos: Thomas Schmittgen
14
Titelthema
Pfarrkirchen waren vom 21. März bis 08. Mai                              die Maskenpflicht die Freude daran arg in
für Gottesdienste geschlossen. In diesem                                 Grenzen hielt.
Zeitraum lagen auch die Osterfeiertage. Für
die Liebhaber des Glockengeläutes und der                                Zu einer grundlegenden Entspannung kam
Orgelmusik blieb dadurch ein besonderes                                  es, wie wir wissen, leider nicht. Nach den
Erlebnis aus: die „Rückkehr der Glocken aus                              Sommerferien und in den Herbstwochen
Rom“. Werden sie doch in normalen Zeiten in                              stiegen die Infektionszahlen dramatisch an.
der Osternacht mit festlicher Orgelmusik und                             Dieses Geschehen machte konkrete Planun-
mit Gesang aus den vielen Kehlen der                                     gen für künftige Gottesdienste und deren
Chormitglieder und der Gläubigen begrüßt.                                Gestaltung besonders schwierig. Hoffen und
                                                                         beten wir, dass uns die weitere Entwicklung
Ab dem 09. Mai sind Gottesdienste mit stark                              festliche Gottesdienste mit Orgelmusik und
begrenzter Besucherzahl wieder zugelassen,                               Chorgesang für eine Frohe Weihnacht
zunächst ohne Gesang. Wie gut, dass oben                                 beschert:
die Orgeln wieder erklingen durften.                                     „Alles Gute kommt von oben.“ Ich denke,
                                                                         auch für unsere Gesundheit.
Hoffnung auf Entspannung
Als in den Sommermonaten die Infektions-                                                             Helmut Bremm
zahlen stark zurück gingen, keimte auch die
Hoffnung auf eine Normalität in unseren                                  Für die Mitgestaltung des Textes gebührt
Heiligen Messen auf. Die Besucher-zahlen in                              Herrn Bernhard Blitsch ein besonderes
den Kirchen durften erhöht werden. Selbst                                Dankeschön.
das Mitsingen war wieder erlaubt, wenn auch
                                               St. Johannes der Täufer

Dank an unsere Organistinnen und Organisten
Wir wollen es nicht versäumen, bei dieser Gelegenheit die Personen einmal vorzustellen, denen wir das Klanger-
lebnis der Orgeln in unseren Kirchen und damit das „Gute von oben“ zu verdanken haben:

Bernhard Blitsch                                            nistin, Chorleiterin und Küsterin tätig. Im September
                      Regionalkantor, Organist und          2015 tauschte sie Haupt- und Nebenberuf und ist seit-
                      Chorleiter,                           her als Organistin, Chorleiterin und Küsterin in Mecken-
                      studierte Kirchenmusik und            heim aktiv.
                      Hauptfach Orgel an der Hoch-
                      schule für Musik und Tanz in Köln.    Jenny Hambach
                      Seit 1993 in Meckenheim tätig.                              absolvierte nach ihrem Studium
                                                                                  für Lehramt in Anglistik und ka-
                                                                                  tholischer Religionslehre von
                                                                                  2014 bis 2016 in Köln zusätzlich
                                                                                  die kirchenmusikalische C-Ausbil-
Annette Frankenberg                                                               dung zur nebenberuflichen Kir-
                  absolvierte die kirchenmusika-                                  chenmusikerin (Organistin und
                  lische C-Ausbildung 1996 bis                                    Chorleitung). In dieser Funktion
                  1999 an der Bischöflichen Kir-                                  erleben wir sie seit 2016 in Me-
                  chenmusikschule in Essen und                                    ckenheim.
                  war seitdem über 15 Jahre u. a. in
                  Essen, Köln und Marienheide ne-
                  ben ihrem Deutsch- und Eng-               Ihnen allen an dieser Stelle ein herzliches Wort des
                  lischstudium und ihrer kauf-              Dankes, Gottes Segen für ihren Einsatz und weiter-
                  männischen Tätigkeit als Orga-            hin viel Freude an Ihrem Beruf.

                                                                                                                 15
Titelthema

Buchtipps aus der Bücherei
● Fratelli tutti: Über die Geschwisterlichkeit und die     ● Krause, Ute: Die Muskel-
  soziale Freundschaft. Enzyklika Papst Franziskus. Her-     tiere und das Weihnachts-
  der Verlag 2020.                                           wunder. Mit Illustr. der
● Gebete der Völker – Gebete aus Afrika, Asien, La-          Autorin. Cbj 2019. Zum Vorlesen ab 7 J.
  teinamerika und Ozeanien / hrsg. von Michael Meyer       ● Städing, Sabine: 13 Weihnachtstrolle machen Är-
  EOS Verl. 2013.                                            ger. Boje 2016.
● Gebete der Welt / gesammelt von Jeremy Brooks.             Die Geschwister Jonas und Mila rutschen durch den
  Mit Illustr. Von Elena Gomez. Patmos 2005. Vielseitige     Adventskalender ins Weihnachtsdorf. Ab 8 J.
  Sammlung von Gebeten von Kindern aus verschie-           ● Steinbach, Jan: Das Strandhaus der kleinen Kost-
  denen Kontinenten.                                         barkeiten. Ruetten und Loening. 2019.
● Lachen, beten, Schneemann bauen: 24 Adventser-             Karen reist wider Willen zu ihrem weihnachtlichen
  lebnisse für die ganze Familie / Sebastian Fischer;        Pflichtbesuch bei ihrer Mutter nach Husum. Dort trifft
  Thomas Ochs; Stephanie Spaleck. Echter Verl. 2019.         sie auf ihren Jugendschwarm Bengt, der sich sehr um
  Impulse, um die Adventszeit sinnvoll zu gestalten.         sie bemüht. Ferner eröffnet er ihr eine neue Bezie-
                                                             hung zu ihrer Mutter, der sie sich nach dem Unfalltod
● Wolf, Notker u. Leo G. Linder: Alles Gute kommt            ihres Bruders entfremdet hatte.
  von oben : kleine Wahrheiten für Zwischendurch.
  Rowohlt 2010. Unvorhergesehene Gedanken zum              ● Zett, Sabine: Vom Himmel hoch, da bellt es sehr :
  Leben.                                                     eine Weihnachtsgeschichte in 24 Kapiteln. Loewe
                                                             2019.
● James, P. D. :Der Mistelzweigmord: weihnachtliche          Robin erlebt ein turbulentes Krippenspiel. Ab 8 J.
  Kriminalgeschichten. Droemer 2019.
                                                           ● Meine Weihnachtsbäckerei:
                                                             die schönsten Rezepte zum Backen und Geniessen.

Digitaler offener Adventskalender
                              In den vergangenen           Gruppen wie Messdienern, Pfadfindern etc. gestaltet
                              Jahren fanden in un-         wird. Gedacht ist an Gebete, Gedichte, Geschichten,
                              serer Pfarreiengemein-       Texten aus dem Altem oder Neuen Testament, selbst
                              schaft "offene Advents-      Gesungenem und Gespielten oder aus YouTube oder
                              kalender" statt, bei de-     sonstwo Hochgeladene. Die Dauer soll 15 bis 20 Minu-
                              nen die Menschen sich        ten nicht überschreiten.
                              an den einzelnen Aben-       Diese Tagesimpulse, „Kalenderblätter“ oder „Advent-
                              den in der Adventszeit       stürchen“ werden „live gesendet“ über das Internet.
                              auf Terrassen u.ä. trafen,   Dorthin zu kommen ist kinderleicht: Interessierte kön-
um miteinander zu singen, Gebete zu sprechen, Ge-          nen sich per E-Mail an den Pfarrgemeinderat (E-Mail:
schichten anzuhören usw. Zahlreiche Einzelpersonen         pfarrgemeinderat@kirche-meckenheim.de) wenden,
und Gruppen haben diese Abende gestaltet, und alle         von wo sie ebenfalls per E-Mail als Rückantwort einen
Anwesenden waren sehr begeistert davon.                    Link bekommen, der zu einer abendlichen sog. „Zoom-
Dies wird, Corona-bedingt, in diesem Jahr nicht mög-       Konferenz“ führt. Diesen Link müssen sie einfach ankli-
lich sein. Der Pfarrgemeinderat der Pfarreiengemein-       cken und sie sind im virtuellen Adventstürchen. Der
schaft Meckenheim (PGR) hat sich für den Advent aber       Link bleibt für die Dauer des Advent bestehen, das heißt
eine Alternative ausgedacht, die den offenen Advents-      einmal angemeldet, können sie jeden Abend am Ad-
kalender etwas ersetzen soll.                              ventskalender teilnehmen. Die Anmeldung ist jederzeit
Ab dem 1. Advent (29. November) soll es jeden Abend        möglich, also auch während der gesamten Adventszeit.
ab 19:30 Uhr („Zwischen Abendbrot und Tagesschau“)         Die Organisatoren hoffen auf rege Beteiligung. Laden
einen kurzen Tagesimpuls geben, der von Gläubigen          Sie auch gerne Ihren Freunden und Bekannten zum
aus den Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft oder           digitalen Adventskalender ein!

16
Geistliches Wort

Alles Gute kommt von Oben!?

Na, wenn das kein gutes Zeichen für Weihnachten ist.       Oben und Unten. Der Engel – der Bote von Oben –
Vom Himmel hoch da komm ich her… So müssen wir             kommt zu Maria und konfrontiert sie mit dem Wunsch
doch Weihnachten feiern. Der Heiland kommt von             Gottes – von Oben. Maria ihrerseits ist erstaunt über
oben. Das Retterkind kommt aus den Höhen Gottes.           diesen Wunsch und stimmt nicht gleich zu. Sie hat Ein-
                                                           wände. Da ist kein Mann. Aber dieses Defizit will Gott
Aber ist damit wirklich alles                                                          von Oben beheben. So
gesagt? Stimmt das so? Zur                                                             kommen schließlich Oben
Hälfte ja: Ja der Retter kommt                                                         und Unten zusammen. Ma-
von oben, von Gott. Aber,                                                              ria sagt Ja zum Begehren
was ist mit der anderen, der                                                           Gottes. Es entwickelt sich
unteren Hälfte? Wo bleibt                                                              die Geschichte Jesu des
die?                                                                                   Sohnes Gottes und des
                                                                                       Sohnes von Maria und
Schauen wir in die Bibel,                                                              Josef. Immer wieder wird
dann zeigt sich, dass das Un-                                                          sich in der Geschichte
ten eine große Rolle spielt.                                                           dieses Sohnes zeigen, wie
Natürlich, der Retter kommt                                                            das Oben von Gott her und
von oben. Aber auch das Un-                                                            das Unten von den Men-
ten ist in Bewegung. Der Pro-                                                          schen her sich zu einer
phet Jesaja verkündet das                                                              fruchtbaren Verbindung
Kommen des Erlösers. Mitten                                                            zusammen fügen. So ist
hinein in diese Welt. Noch                                                             unser Gott. Er wirkt nicht
deutlicher zeigt sich das                                                              einfach von Oben herab,
Neue Testament. In der Er-                                                             sondern respektiert auch
zählung von der Verkündi-                                                              das Unten. In dieser Art be-
gung an Maria vor allem im                                                             gegnet Jesus den Men-
Lukas-Evangelium. Bei Lukas                                                            schen, geht auf sie ein und
wird zunächst geschildert,                                                             nimmt sie mit auf seinen
wer unten ist: Eine junge                                                              Weg. Weihnachten ist da-
Frau, die mit Josef aus dem Haus David verlobt war. Ihr    nach ein Ereignis von Oben, aber genauso eingewoben
Name war Maria. Oben ist alles klar: Gott will Mensch      in das menschliche Geschehen. So kommt alles Gute
werden. Aber eben nicht einfach fertig vom Himmel          von Oben, aber nicht nur.
fallen, von Oben herab, sondern richtig verbunden mit
dem Unten, mit einer menschlichen Familie. So beginnt                      In diesem Sinne gesegnete Weihnachten!
es, dass sich Gott nicht allein mit seinem Bereich – dem
                                                                                                         Ihr Pastor
Oben – identifiziert. Vielmehr will er auch die Bedin-
gungen des Unten respektieren. So begegnen sich                                               Reinhold Malcherek

                                                           Foto: Thomas Schmittgen
                                                                                                                17
Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten

                                                                                                                       Buchtipps für Kinder

                                                                                                                       „Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum“                               „Hinter verzauberten Fenstern“

                                                                                                                                             Der kleine Weihnachtsbaum                                                  Warum hat mein blöder kleiner
                                                                                                                                             wird auf dem Weihnachtsbaum-                                               Bruder Olli den schönen Schoko-
                                                                                                                                             Markt von den anderen Tannen                                               ladenadventskalender bekom-
                                                                                                                                             gehänselt. Er ist klein und                                                men und ich nur diesen doofen
                                                                                                                                             krumm und seine Zweige hän-                                                Papieradventskalender,       ärgert
                                                                                                                                             gen kreuz und quer in alle Rich-                                           sich Julia. Doch das auf ihrem Ka-
                                                                                                                                             tungen. Das kleine Bäumchen ist                                            lender abgebildete Haus glitzert
                                                                                                                                             ganz schrecklich traurig und                                               so silbrig und geheimnisvoll, dass
                                                                                                                                             glaubt, dass niemand es haben                                              Julia der Versuchung nicht wider-
                                                                                                                                             will. Dabei wünscht sich der klei-                                         stehen kann und das erste Fens-
                                                                                                                                             ne Weihnachtsbaum nichts                                                   ter ihres Kalenderhauses öffnet.
                                                                                                                                             sehnlicher, als mit einer eigenen                                          Da bemerkt sie, dass das Haus be-
                                                                                                                       Familie Weihnachten zu feiern.                                              wohnt ist und dass sie die Menschen, die darin leben,
                                                                                                                       Doch dann ist Heiligabend und es geschieht das voll-                        besuchen kann. Damit beginnt ein ganz ungewöhn-
                                                                                                                       kommen Unerwartete…                                                         liches Abenteuer…

                                                                                                                       Von Gerlinde Jänicke und Sebastian Fitzek                                   Von Cornelia Funke
                                                                                                                       Für Kinder ab 4 Jahren                                                      Für Kinder ab 8 Jahren
                                                                                                                       Erschienen im Pattloch Verlag                                               Erschienen im Fischer Verlag
                                                                                                                       ISBN: 978-3629142573                                                        ISBN: 978-3596809271

                                                                                                                       „Schnauze, es ist Weihnachten“                                              „Stille Nacht“

                                                                                                                                            Bruno ist rundum zufrieden mit                                                Weihnachtslieder singen, ein
                                                                                                                                            seinem Hundeleben. Doch das                                                   Krippenspiel aufführen – Weih-
                                                                                                                                            ändert sich schlagartig, als seine                                            nachten ist dann am schönsten,
                                                                                                                                            Familie Zuwachs bekommt. Kat-                                                 wenn man es gemeinsam feiert.
                                                                                                                                            zenzuwachs. Eine K.A.T.Z.E. In sei-                                           Die Künstlerin Marijke ten Cate
                                                                                                                                            nem Haus! Unter seinem Dach!                                                  hat ihr Weihnachtsbilderbuch als
                                                                                                                                            Bruno ist mit seinem Hundelatein                                              Inspiration für die ganze Familie
                                                                                                                                            am Ende, denn Soja ist gesund-                                                gestaltet: Während sich die Kin-
                                                                                                                                            heitsbewusst, redet viel und be-                                              der als Hirten, Engel oder Heilige
                                                                                                                                            wegt sich gern. Mit anderen                                                   Drei Könige verkleiden, singen sie
                                                                                                                                            Worten: Sie ist das genaue Ge-                         dazu zwölf klassische Weihnachtslieder. Die liebevollen
                                                                                                                       genteil von Bruno. Wie soll er die 24 Tage bis Weihnach-                    und detaillierten Illustrationen in warmen Farben er-
                                                                                                                       ten bloß überstehen?                                                        zählen während dessen ganz ohne Text die Geschichte
                                                                                                                                                                                                   von Christi Geburt und laden Kinder ein, die Weih-
                                                                                                                       Von Karen Christine Angermayer                                              nachtsgeschichte frei nachzuspielen.
                                                                                                                       Für Kinder ab 6 Jahren
                                                                                                                       Erschienen im CBJ-Verlag                                                    Von Marijke ten Cate
                                                                                                                       ISBN: 978-3570156667                                                        Für Kinder ab 3 Jahren
                                                                                                                                                                                                   Erschienen bei der Deutschen Bibelgesellschaft
                                                                                                                                                                                                   ISBN: 978-3438047021

                                                                                                                       18 K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n
Aus dem Gemeindeleben
Besuch der Sternsinger mit Maske,
Abstand und auf Anmeldung
            Die Sternsinger kommen – auch in Corona-              „Segen bringen, Segen sein. Kindern Halt geben – in der
             Zeiten!                                              Ukraine und weltweit“ heißt das Leitwort der 63. Aktion
                 Kleine und großen Könige werden wie-             Dreikönigssingen, das Beispielland ist die Ukraine. 1959
                 der in den Straßen unserer Pfarreienge-          wurde die Aktion erstmals gestartet. Inzwischen ist das
                   meinschaft unterwegs sein – diesmal            Dreikönigssingen die weltweit größte Solidaritätsakti-
                    mit Mund-Nasen-Bedeckung, einer               on, bei der sich Kinder für Kinder in Not engagieren.
                    Sternlänge Abstand und unter Be-              Rund 1,19 Milliarden Euro sammelten die Sternsinger
                    achtung der aktuellen Corona                  seit dem Aktionsstart, mehr als 75.600 Projekte für be-
                  Schutzverordnungen. Mit dem Kreide-             nachteiligte Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Oze-
                 zeichen „20*C+M+B+21“ bringen die                anien und Osteuropa wurden in dieser Zeit
Mädchen und Jungen in der Nachfolge der Heiligen                  unterstützt. Die Aktion wird getragen vom
Drei Könige den Segen „Christus segne dieses Haus“ zu             Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ und
den Menschen, sammeln kontaktlos für benachteiligte               vom Bund der Deutschen Katholischen Ju-
Kinder in aller Welt und werden damit selbst zu einem             gend (BDKJ).
wahren Segen. Die Spenden aus St. Johannes der Täu-
fer werden wie in den vergangenen Jahren für die viel-            Weitere Informationen
fältigen Projekte von Pater James Kuriserry nach Indien           zur Aktion Dreikönigs-
weitergeleitet, ebenso wie die Spenden aus St. Michael            singen 2021 und zu den
wieder für Projekte in Kumasi verwendet werden. Die               Corona–Schutzmaßnah-
Gruppen werden von Erwachsenen oder erfahrenen                    men rund um die Aktion finden Sie auf der
Jugendlichen begleitet, die auf die Einhaltung der Hygi-          Webseite www.sternsinger.de
eneregeln und Schutzmaßnahmen achten.
                                                                  Kontakt:
Wer den Besuch der Sternsinger wünscht, möge sich                 Annette Daniel
dieses Mal wegen der besonderen Umstände bitte                    Gemeindereferentin
vorher anmelden. Genauer Informationen dazu fin-                  Telefon: 02225 / 8880198 oder 0176 / 54742008
den Sie rechtzeitig auf unserer Homepage und in                   E-Mail: annette.daniel@kirche-meckenheim.de
den Pfarrnachrichten.

Bild: Benne Ochs / Kindermissionswerk, in: pfarrbriefservice.de
                                                                                                                        19
Aus dem Gemeindeleben / Ökumene
Alles Gute zum Geburtstag, Herr Pfarrer Malcherek!
                     Der leitende Pfarrer unserer Pfar-     sondern gibt der Glaubensentwicklung und -verkündi-
                     reiengemeinschaft, Pastor Dr. Rein-    gung durch Ehrenamtliche und Laien sehr breiten
                     hold Malcherek, feierte am 26.         Raum. Das Pfarreienmagazin Perspektiven etwa, das bis-
                     November seinen 60. Geburtstag.        weilen mit Kritik an der Amtskirche nicht spart, findet
                     Haupt- und Ehrenamtliche sowie         seine volle Unterstützung. In Fortführung dieser Linie
                     die Gläubigen aus den fünf Ge-         setzt er sich auch für den Bestand der jetzigen Pfarrei-
                     meinden der Pfarreiengemein-           engemeinschaft ein und übte jüngst Kritik am „Pastora-
                     schaft gratulieren sehr herzlich und   len Zukunftsweg“ des Erzbistums Köln: „Wenn die
                     wünschen unserem Pastor alles          Bereiche immer größer werden, stehe ich nicht mehr
                     Gute, vor allem Gesundheit, für die    zur Verfügung. Denn ich habe meine Zweifel am Gelin-
kommenden Jahre und Aufgaben.                               gen des Projekts“, so Malcherek am Rande des Seelsor-
Wir sind sehr dankbar dafür, dass Pastor Malcherek in       gebereichsforums am 6. Oktober 2020 gegenüber dem
einer gewiss nicht leichten Zeit zu uns kam, zunächst als   Generalanzeiger.
Pfarrverweser und seit dem Jahr 2012 als leitender Pfar-    Hoffen wir, dass wir eigenständig bleiben und diese
rer.                                                        Fusion noch nicht so bald kommt wie befürchtet.
In ihm haben wir einen hervorragenden Theologen mit         Nochmals also alles, alles Gute für Sie, Herr Pfarrer. Wir
einem modernen Gottes-, Christus und Gemeindebild.          wünschen Ihnen Gesundheit - und lassen Sie sich durch
Er sieht beispielsweise eine Pfarrgemeinde oder eine        die Amtskirche in Rom oder Köln nicht allzu sehr verza-
Pfarreiengemeinschaft nicht als eine lediglich um einen     gen: die sind weit weg, wir Meckenheimer sind Ihnen
zentralen Priester herum versammelte Gruppierung,           nahe!

Ökumene
Weihnachtliche Bläser- und Orgelmusik                       Bibel, den Glauben und das Leben
Freitag, 1. Januar 2021 um 17 Uhr                           sprechen. Im Mittelpunkt der Ge-
Pfarrkirche St. Johannes der Täufer                         spräche stehen diesmal Passagen aus
Ausführende: Regionalkantor Bernhard Blitsch, Orgel         dem Lukasevangelium.
Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde              Die Abende im Einzelnen:
Leitung: Margret Toyka                                      Dienstag, 19.1.2021 in St. Johannes der Täufer in Me-
Wegen der durch die Coronakrise bedingten Unsicher-         ckenheim, Hauptstraße
heiten wird empfohlen, sich vor dem Besuch über die         Dienstag, 26.1.2021 in der Christuskirche in Mecken-
Realisierung zu informieren.                                heim, Dechant-Kreiten-Straße
                                                            Dienstag, 2.2.2021 in St. Johannes der Täufer in Mecken-
Gebetswoche für die Einheit                                 heim, Hauptstraße
„Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Früchte       Dienstag, 9.2.2021 in der Arche in Merl, Akazienstraße
bringen“ (Joh 15,8-9) lautet das Motto der Gebetswoche      Die Abende beginnen jeweils um 19:30 Uhr und bauen
für die Einheit der Christen vom 18. - 25. Januar 2021.     nicht direkt aufeinander auf, so dass sie auch einzeln
Die Texte dafür wurden von der monastischen Kommu-          besucht werden können.
nität Grandchamp in der Schweiz vorbereitet. Die Ge-        Wichtig! Dieses Mal bitten wir um Anmeldung zu den
meinschaft hat sich Gebet, Einsatz für Versöhnung und       Abenden im evangelischen Gemeindebüro oder katho-
Einheit in der Kirche sowie in der Menschheitsfamilie als   lischen Pfarrbüro, da die Zahl der Teilnehmenden auf-
Ziele gesetzt.                                              grund von Corona begrenzt sein muss. Vielen Dank!
Kontakt: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in
Deutschland, Frau Dr. Verena Hammes,                        Weltgebetstag 2021
Tel. 069 24 70 27 - 11, verena.hammes@ack-oec.de,           Die Frauen von Vanuatu, einem Inselstaat im Südpazifik,
www.oekumene-ack.de                                         haben unter dem Motto „Worauf bauen wir?“ die Texte
                                                            für den Gebetstag am 5. März 2021 erarbeitet.
Ökumenische Bibel-Gesprächsabende in Mecken-                Im Mittelpunkt steht das Gleichnis vom Hausbau am
heim                                                        Ende der Bergpredigt in Matthäus 7,24-27.
Im Januar / Februar 2021 gibt es an vier aufeinanderfol-    Materialien bei: MVG, Tel. 02 41 - 47 986 - 300
genden Dienstagen wieder die Gelegenheit, dass evan-        E-Mail: bestellung@eine-welt-shop.de.
gelische und katholische Christen miteinander über die

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