Für die Rechte der Frauen - Der SKF macht sich stark - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
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Nummer 9 1. bis 14. Mai 2021 Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau Für die Rechte der Frauen Der SKF macht sich stark
Editorial … Inhalt 3+4 50 Jahre Frauenstimmrecht: Vieles in Bewegung Die Aktionen des SKF im Frauenjahr Bild: ©Holländisches Nationalarchiv/Wikimedia Commons Sarah Stutte Vor 50 Jahren wurde den Schweizer Frauen das Stimmrecht zugesprochen. Für die einen «schon?», für andere «erst?». Auch ich tendiere zu Letzterem, vor allem, wenn man sich den Stand anderer Länder in Europa anno 1971 anschaut. Finnland beispielsweise führte, als erstes europäisches Land, schon 1906 das Frauenstimmrecht ein, es folgten Norwegen 1913 und 5 Muttertag: Mehr als nur ein Revuestar Dänemark 1915. In der Türkei durften Frauen ab 1934 Eine Tänzerin kämpft gegen Rassismus und Nazis wählen, in Italien ab 1946. Doch die Schweiz ist nicht das absolute Schlusslicht, Portugal und Liechtenstein 6 Kirche und Digitalisierung: Von der «Krücke» zum waren noch später. Und es gibt bis heute weltweit drei nützlichen Tool Staaten ganz ohne Frauenstimmrecht: neben Saudi- Über digitale Formate in der Seelsorge Arabien und Brunei ist das der Staat Vatikanstadt – die letzte absolute Monarchie Europas. Im Februar 7 Aus der Nachbarschaft: Mehr Luft für Seelsorge 2021 erhielt schliesslich die französische Theologin Eine Diözese definiert sich neu Nathalie Becquart als erste Frau in der Geschichte der katholischen Kirche ein Stimmrecht 8 Gedankenimpuls von Marie Curie bei der Bischofssynode. TUELLEN UFG RUN D DER AK BSEITEN Auch in der Schweiz kam bei der Einführung des A WE BITTE DIE Frauenstimmrechts der Widerstand bis zuletzt aus den PFARREIMITTEILUNGEN SITUATION REIEN BEACHTEN! katholischen Kantonen. Das zeigt der Dokumentarfilm DER PFAR «Das katholische Korsett – oder der mühevolle Weg 9 Den Glauben feiern: zum Frauenstimmrecht», der im Januar dieses Jahres Gottesdienste und Gedanken zum Sonntag an den Solothurner Filmtagen gezeigt wurde. Der Film geht der These nach, inwiefern die katholische Tradi- 10 Thurgau: Mut zeigen, anders zu sein tion das negative Abstimmungsverhalten vielerorts Weder Frau noch Mann beeinflusst hat und befragt dazu verschiedene Frauen mit katholischem Background wie Judith Stamm oder Bild: zVg Imelda Abt. Letztere bringt es auf den Punkt, als sie meint, dass gesellschaftliche Strukturen immer neu hinterfragt werden müssten. In derselben Tradition versteht sich auch der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF), der die starren innerkirchlichen Prinzipien auflösen und für Frauen hier grundsätzlich etwas bewegen möchte. 2019 riefen die SKF-Frauen erfolgreich zum Frauen- kirchenstreik auf, danach folgten Gespräche mit der Schweizerischen Bischofskonferenz (SBK), eine Arbeits- gruppe wurde gebildet und sieben Forderungen zum 10+11 Kirche ohne Grenzen: Von der Waffenfabrik zum Haus Erneuerungsprozess erarbeitet. Auch in diesem des Friedens Frauenjahr hat sich der Verband einiges vorgenommen. Die Arbeit des Jugendmissionsdienstes SERMIG Die Veränderung, so SKF-Präsidentin Simone Curau- Aepli sei nicht von heute auf morgen realisierbar, doch 12 Aus dem Bistum: Den Aufbruch wagen sie komme. Hoffentlich sind dafür nicht noch einmal Zehn Schritte zu einer geschwisterlichen Kirche 50 Jahre nötig. 12 News 13 Aus dem Bistum · Thurgau 14+15 Tipps aus der Redaktion: Veranstaltungen und Medien Titelbild: Der Frauenkirchenstreik 2019 wurde unter anderem vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF) mitgetragen. Bild: zVg 16 Cartoon & Zum Schluss 2 forumKirche | 9-2021
50 Jahre Frauenstimmrecht Vieles in Bewegung TGEISCTHICEHLTE Die Aktionen des SKF im Frauenjahr Bild: zVg Zum 50-Jahr-Jubiläum des Frauenstimm- rechts sind schweizweit zahlreiche kul- turelle, gesellschaftliche und politische Anlässe geplant; auch und trotz Bremse durch die Pandemie von Seiten des Schweizerischen Katholischen Frauen- bundes (SKF). Deren Präsidentin, Simone Curau-Aepli, erklärt im Interview, welche Projekte das sind, wie der momentane Stand des kirchlichen Erneuerungsprozes- ses ist und inwiefern der SKF sich wan- deln muss, um auch in Zukunft Frauen- anliegen gerecht zu werden. Gibt es in diesem Jahr viel zu feiern oder viel mehr zu tun? Es gibt immer etwas zu tun. Wir wollen das Jahr nutzen, um zu überprüfen, in welchen politischen Gremien sich in punkto Partizi- pation von Frauen wirklich etwas verändert hat und wo noch Handlungsbedarf besteht. Dazu haben die Frauendachverbände unter Simone Curau-Aepli und Bischof Felix Gmür im September 2020. dem Lead von alliance f zwei besondere Veranstaltungen geplant. Das ist einerseits das Frauenrütli am Nationalfeiertag. An die- Was ist heute das Wichtigste, wofür sich sie sich gegen jede Form von Diskriminie- sem Ort mit seiner starken symbolischen Frauen einsetzen sollten? rung in Bezug auf das Geschlecht, den Bedeutung soll am 1. August ein grosses Frauen sollten in ihrem beruflichen, politi- Lebensentwurf, die sexuelle Ausrichtung Frauenfest stattfinden, an dem wir den da- schen und gesellschaftlichen Umfeld ganz oder den Zivilstand ein. Es kann nicht sein, für notwendigen enormen Einsatz zahlrei- bewusst Anliegen von Frauen einbringen. dass eine katholische Kirche aufgrund ver- cher Frauen würdigen. Neben dem Blick zu- Sie sollten sich gegenseitig darin bestär- schiedener Kriterien Menschen minder be- rück und dem Blick nach vorne möchten wir ken, neue Wege zu finden, wie in allen wertet und ihnen die Chance verwehrt, ihre vor allem die Gegenwart feiern und hoffen Lebensbereichen eine höhere Beteiligung Talente einzubringen. Wir setzen uns ein für deshalb, dass es die Situation bis dahin von Frauen und Diversität erreicht werden synodale, transparente und partizipative zulässt, um die 2'000 Teilnehmerinnen auf kann. Sie sollten sich gegenseitig dazu er- Dialoge und Entscheidungen auf allen dem Rütli begrüssen zu können. mutigen, Vorschläge zu erarbeiten, wie bei- Ebenen. Dafür, dass Macht und Verant- spielsweise das politische Engagement mit wortung geteilt wird und das proaktiv – im Und der zweite Anlass? Familie und Beruf besser vereinbar ist. Sinne von präventiv und offen – gegen je- Das ist die Frauensession, die dieses Jahr Des Weiteren ist es wichtig zu erinnern. gliche Form von Missbrauch vorgegangen am 29. und 30. Oktober im Bundeshaus Wir können proaktiv in den Gemeinden wird. Die Kirche muss dafür einstehen, um stattfindet. Sie hat das Ziel, die dringlichs- darauf hinwirken, dass Frauen, die Wesent- im Sinne des Evangeliums glaubwürdig zu ten politischen Anliegen von in der Schweiz liches für die Gesellschaft leisten oder sein. Wir wünschen uns, dass sich dieser lebenden Frauen in Bezug auf die Erneue- geleistet haben, in der Öffentlichkeit ver- Allianz Einzelpersonen, Gruppierungen und rung des Demokratie-Verständnisses und mehrt sichtbar gemacht werden. Aktionsgruppen, Vereine, Verbände und die Partizipation in allen Lebensbereichen Kirchengemeinden anschliessen, die sich zu erarbeiten. Diese sollen anschliessend Im Januar 2021 gründeten Jubla Schweiz, für diese Vision in ihrem Umfeld einsetzen. dem Parlament und dem Bundesrat gegen- SKF und die Christliche Sozialbewegung über als konkrete Forderungen formuliert Schweiz (KAB) zusammen die reform- Gibt es bezüglich der Gespräche des SKF werden, um diesbezüglich Prozesse auf al- katholische Organisation Allianz Gleich- mit der Schweizerischen Bischofskonferenz len Ebenen anzustossen. Während der zwei würdig Katholisch. Mit welcher Vision und (SBK) rund um die Erneuerung der katho- Tage werden 246 Frauen aus allen Regionen welchem Ziel? lischen Kirche in der Schweiz schon kon- der Schweiz Anträge aus eigens dazu gebil- Die Allianz Gleichwürdig Katholisch ist eine krete Ergebnisse? deten Kommissionen behandeln. Der SKF offene Projektgemeinschaft mehrerer ka- Ja, die gibt es. Die Arbeitsgruppe ist weiter organisiert zusammen mit den Evangeli- tholischer Organisationen und Initiativen aktiv. Sie besteht aus SKF-Frauen aus der schen Frauen Schweiz (EFS) die staats- sowie interessierter Einzelpersonen. Sie Deutschen Schweiz, der Romandie und politische Kommission. Wir widmen uns hat sich dem Grundsatz verschrieben: dem Tessin, von Seite der SBK aus zwei darin den Fragen nach der Partizipation von Gleiche Würde, gleiche Rechte in der katho- Vertreterinnen des Frauenrats, General- Migrantinnen an politischen Diskursen. lischen Kirche und in der Welt. Damit setzt (Fortsetzung nächste Seite) forumKirche | 9-2021 3
50 Jahre Frauenstimmrecht Bild: zVg Der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) bietet kostenlose Aus- und Weiterbildungen für Vorstandsfrauen an (Impulstagung make up! in Olten, 2016). (Fortsetzung von Seite 3) sekretär Erwin Tanner und bis anhin aus die Gastpredigerinnen sein wollen – diese Gemeinschaft wird neben den Liturgien Weihbischof Denis Theurillat, dem bis- versuchen wir zu vernetzen. Zudem stellen immer noch meist durch Vereine gestaltet. herigen Verantwortlichen der SBK für wir dort auch Hintergrundinfos und Liturgi- Doch die notwendigen Strukturen dafür Frauenfragen. Die Zuständigkeit für Frauen- sche Texte zur Verfügung, die als Inspira- können nicht mehr so einfach nur durch fragen und den Frauenrat hat nun vorläufig tion dienen. Die Kirchgemeinden wurden Freiwillige geleistet werden. Das bedingt Bischof Markus Büchel übernommen. bereits informiert und auch die SKF-Orts- einen Veränderungsprozess in den Kirch- Gemeinsam wurden sieben Erwartungen vereine sind dazu aufgerufen, mit der gemeinden beziehungsweise in den an den Veränderungsprozess erarbeitet. «Helvetia predigt!»-Forderung an die pasto- Pfarreien. Darunter beispielsweise die Forderung, ralen Verantwortlichen zu gelangen und sie dass in den Gremien der deutschsprachi- für die Aktion zu gewinnen. Wie muss sich der SKF wandeln, um auch gen und französischsprachigen Ordinarien- in Zukunft Themen und Anliegen von konferenzen Frauen ständigen Einsitz ha- Was gibt es für strukturelle Veränderungen Frauen aufgreifen zu können? ben. In den nächsten Wochen finden hierzu im Verband, an der Basis sowie regional? Jede Ebene im SKF hat ihre Herausforde- die ersten Gespräche statt, um die Regle- Auf Dachverbandsebene wird es in den rungen. Dabei ist es wichtig, neue Formen mente dahingehend zu überarbeiten. Wei- nächsten Jahren einen grossen Digitali- von Vernetzung zu entwickeln und umzu- ter erwarten wir Überlegungen dazu, inwie- sierungsschub geben. Damit möchten wir setzen, auch digital. Wir bieten dazu hoch- weit das sakramentale Verständnis sowohl das Wir-Gefühl als auch die Ver- karätige und kostenlose Aus- und Weiterbil- ausgeweitet werden kann, so dass Frauen bindung von Dachverband zu Ortsverein dung für Vorstandsfrauen an. Wir sprechen offiziell beauftragt werden, um beispiels- stärken. Wir sind sowohl Mitgliederverband zudem die Frauengemeinschaften vor Ort weise die Taufe oder die Krankensalbung als auch Interessenverband und wir haben an und legen ihnen nahe, eine Standort- zu spenden. Um diesen Punkt zu diskutie- zwei Hilfswerke – das sind drei Beine, die bestimmung zu machen. Was ist in der Ge- ren, wird das Präsidium der SBK noch uns immer wieder fordern und vor die Frage meinde notwendig an Dienstleistungen und dieses Jahr eine Fachtagung organisieren. stellen, wo wir unsere Ressourcen investie- Aktivitäten? Welche Menschen brauchen Zudem soll der Frauenrat der SBK reorgani- ren, denn es ist alles wichtig. Hier befinden Unterstützung und Vernetzung? Was funk- siert und zu einer Kommission umfunktio- wir uns in einem ständigen Wandel und tioniert nicht mehr und was gäbe es Neu- niert werden, die Vorschlagsrechte und müssen uns immer wieder neu justieren. es? Zudem sollten vermehrt Frauen mit Befugnisse hat. Wir sind positiv gestimmt, Migrationshintergrund einbezogen werden, dass aus unseren Erwartungen konkrete Wird es nicht immer schwieriger für Orts- damit auch sie sich zu einer Frauengruppie- Veränderungen hervorgehen werden. vereine und Regionalverbände, genügend rung zugehörig fühlen. Es braucht hier Mitglieder und Vorstände zu finden… grössere Anstrengungen, Aktivitäten und Was genau steckt hinter der Aktion Das ist so und hat zur Folge, dass Orts- Aktionen, damit Frauen niederschwellig den «Helvetia predigt!»? vereine sistieren und einigen Kantonal- Zugang zu diesen Projekten finden. Den Wir haben die ökumenische Aktion zusam- verbänden wie kürzlich in Schaffhausen Kantonalverbänden ist bewusst, dass der men mit den Evangelischen Frauen Schweiz die Gefahr der Auflösung droht. Wenn eine Kontakt zu den Ortsvereinen und deren (EFS) und dem Verband der christkatholi- Frauengemeinschaft nicht mehr fähig ist, Unterstützung wichtig ist. Es gibt mir und schen Frauen der Schweiz (VCF) lanciert, genügend Vorstandsfrauen zu finden, um vielen Frauen gegenseitig Kraft, zu sehen, um alle Kirchgemeinden und Pfarreien dazu ihre Aufgaben wahrzunehmen, müssen die dass es überall engagierte Frauen gibt. aufzurufen, Frauen am 1. August 2021 Kirchgemeinden diese unterstützen. Dies, predigen zu lassen. Auf unserer Webseite um freiwillig engagierten Frauen weiterhin Interview: Sarah Stutte können sich Gemeinden melden, die Gast- die Möglichkeit zu geben, sich sinnstiftend predigerinnen suchen und Theologinnen, in ihrer Gemeinde einzubringen. Lebendige Weitere Infos unter www.frauenbund.ch 4 forumKirche | 9-2021
Muttertag Mehr als nur ein Revuestar Eine Tänzerin kämpft gegen Rassismus und Nazis Bild: ©Holländisches Nationalarchiv/Wikimedia Commons Josephine Baker (1906–1975) war eine der grossen Unterhaltungsstars des 20. Jahrhunderts. Abseits des Schein- werferlichts engagierte sich die Amerika- nerin, die französische Staatsbürgerin wurde, politisch wie sozial und kämpfte zeitlebens gegen rassistische Vorurteile an. Josphine Baker wird 1906 unter dem Namen Freda Josephine McDonald in St. Louis, Missouri geboren, als uneheliche Tochter einer afroamerikanischen Wäsche- rin und eines spanischen Theater-Schlag- zeugers. Sie wächst in ärmlichen Verhält- nissen auf und arbeitet deshalb schon im Kindesalter als Hausangestellte für weisse Familien. Mit 11 Jahren erlebt sie ein Pogrom im Osten der Stadt mit, bei dem bis zu hundert Menschen, vor allem Afro- Josephine Baker mit ihren Pflegekindern in den Ferien in Spanien 1969. amerikaner, ermordet werden. Dieses Ereignis traumatisiert sie stark und nährt ihren Hunger nach einem selbstbestimm- reichsten US-amerikanischen Unterhalterin Mutter hoch zwölf ten Leben. Als sie im Alter von 13 Jahren in Frankreich. Auch in Bezug auf ihr persönliches Leben von ihrer Mutter mit einem viel älteren bleibt Josephine Baker ein Freigeist. Die Mann verheiratet wird, flüchtet sie nach nur Pilotin und Aktivistin Entertainerin heiratet insgesamt fünfmal wenigen Wochen aus dieser Beziehung und Doch Josephine Baker ist nicht nur auf der und unterhält Beziehungen zu Männern und auf die Theaterbühne, um ihren Traum in Bühne erfolgreich. Als erste afroamerikani- Frauen. Unter anderem auch als Zeichen die Tat umzusetzen. sche Frau überhaupt spielt sie in einem ihres Protests gegen Ungleichbehandlung internationalen Film die Hauptrolle (La und Rassismus adoptiert sie nach dem Französische Freiheit Sirène de Tropiques, 1927) und eröffnet Zweiten Weltkrieg zwölf Waisenkinder – Von Auftritten als Komparsin in St. Louis 1926 in Paris ihren eigenen Nachtclub zehn Jungen und zwei Mädchen – unter- gelangt sie schliesslich nach New York und «Chez Josephine». In ihrer Verbundenheit schiedlichster Hautfarben und Nationalitä- tourt 1919 mit einer afroamerikanischen zu Frankreich gibt sie 1937 die amerikani- ten. Baker bezeichnet sie als ihre «Regen- Truppe, die mit der damals populären re- sche Staatsbürgerschaft auf, um die fran- bogenfamilie» und lebt mit dieser fortan vueartigen Theaterform «Vaudeville» auf- zösische zu erlangen. Im Zweiten Weltkrieg auf einem Schloss in Südfrankreich, das tritt, durch die USA. Schnell spricht sich ihr tritt sie als Pilotin dem Korps fliegender als offener Ort der Rassen- und Religions- Talent herum, denn die junge Frau kann Krankenschwestern bei und arbeitet nach toleranz gelten soll. 1956 kündigt sie ihren ebenso gut singen wie tanzen, besitzt aber dem Einmarsch der deutschen Truppen in Rückzug von der Bühne an, feiert aber auch ein besonderes Faible für komische Paris ab 1940 für die Résistance und den 1961 ihr Comeback und tritt 1973 erfolg- Momente. Ein Star wird sie aber erst in Geheimdienst, indem sie Nachrichten über reich in der New Yorker Carnegie Hall auf. Frankreich. Als sie 1925 im Alter von 19 den Standort der Nazi-Truppen in ihren Schon früh sagt sie einmal: «Ich werde Jahren nach Paris reist, stellt sie fest, dass Notenblättern versteckt. Im Mai 1944 geht mein ganzes Leben lang tanzen. Ich bin es hier keine Rassentrennung wie in den Baker zur französischen Luftwaffe und wird zum Tanzen geboren, nur dazu. Leben ist Staaten gibt. Sie darf vor einem gemisch- später als Offizierin der Ehrenlegion aus- Tanz. Und auch sterben möchte ich am ten Publikum auftreten und sich frei be- gezeichnet. Sie kämpft aber nicht nur für liebsten völlig erschöpft und ausser Atem wegen, denn auch Hotels, Restaurants Frankreich, sondern setzt sich auf der an- am Ende eines Tanzes». Ihr Wunsch be- sowie Kinos unterscheiden sich nicht in deren Seite des Atlantiks engagiert für die wahrheitet sich. Sie stirbt wenige Tage weisse und schwarze Bereiche. In mehre- Bürgerrechtsbewegung ein. So kehrt sie nach einer Galavorstellung in einem Pariser ren Revuen – unter anderem des berühm- 1963 für den Marsch nach Washington in Theater am 12. April 1975 an den Folgen ten Varietétheaters «Folies Bergère» – tanzt die USA zurück, wo sie zusammen mit einer Gehirnblutung. Geblieben ist die sie sich, nur bekleidet mit einem heute Martin Luther King Jr. eine Rede hält. In Erinnerung an ihren Freiheitsdrang, ihr sicherlich kontrovers zu beurteilenden Anerkennung ihrer Arbeit und ihres Akti- Selbstbewusstsein und ihre Vorstellung Bananenröckchen, in den folgenden Jahren vismus im Laufe der Jahre erklärt die eines Lebens, in dem die Rechte jedes an die Spitze des Pariser Nachtlebens. National Association for the Advancement Menschen unantastbar sind. Ihr erotischer und exotischer Tanzstil wird of Colored People (NAACP) den 20. Mai zur Marke und Josephine Baker zur erfolg- später zum offiziellen Josephine Baker-Tag. Sarah Stutte forumKirche | 9-2021 5
Kirche und Digitalisierung Von der «Krücke» zum nützlichen Tool Über digitale Formate in der Seelsorge Inwieweit haben die Kirchen beim ersten (Familie, Nachbarschaft usw.) aus. Auch in die systematisch Menschen ab einem Shutdown auf digitale Kanäle gesetzt? den Kirchen wurden Bedürftigen vielerorts gewissen Alter angerufen haben», so Arnd Dies interessiert eine ökumenische Studie, Hilfen angeboten. Laut der Umfrage gaben Bünker. bei der in der Schweiz etwa 800 Seel- etwa zwei Drittel der Seelsorger*innen an, Auffällig ist in diesem Kontext, dass mehr sorger*innen befragt wurden. Arnd Bünker, dass auch im digitalen Bereich diakonische Frauen (54 %) als Männer (34 %) von einer Leiter des Schweizerischen Pastoral- Angebote ausgebaut wurden oder neu ent- Zunahme seelsorgerlicher Tätigkeit berich- soziologischen Instituts (SPI), wertete die standen sind. Dies war allerdings im Unter- ten. «Seelsorge ist strukturell ‹gegendert›», Bereiche «Diakonie» und «Seelsorge» aus. schied zu den vielen Gottesdienstüber - erläutert Arnd Bünker. Schon vor der Krise Er ist überzeugt, dass digitale Formate tragungen öffentlich wenig greifbar. «Im seien seelsorgliche Bereiche mehr von Chancen für die Seelsorge bieten. Online-Bereich haben die Kirchgemeinden Frauen getragen gewesen als von Männern. meist nur auf professionelle Akteure verwie- Dies mag auch ein Grund dafür sein, dass Als sich im Frühjahr 2020 Covid-19 aus- sen», sagt Arnd Bünker. Da die Inanspruch- im Shutdown eher Frauen (63 %) ihre Rolle breitete, wurden in der Schweiz und anderen nahme von Hilfe einer gewissen Vertraulich- als Seelsorgerin stabiler erlebten als Ländern Kontakte und Versammlungen keit bedarf, geht er davon aus, dass es viele Männer (48 %). stark eingeschränkt. Schon bald fand sich digital, vor allem aber im direkten Kontakt eine Gruppe von Wissenschaftler*innen zu- vermittelte Unterstützungen gab, die sich Vorteile des Internets sammen, die in einer Umfrage herausfinden jedoch öffentlich nicht zeigten. Diese Ein- Bemerkenswert ist auch, dass in der West- wollten, wie man im kirchlichen Alltag auf schätzung bestätigten auch Rückmeldungen schweiz mehr auf digitale Formen der Seel- diese Krise reagierte und dabei digitale bei einer CONTOC-Tagung Anfang April, die sorge gesetzt wurde als in der Deutsch- Möglichkeiten nutzte. «Wir haben die Fragen darauf hinwiesen, dass in dieser Zeit ein schweiz, wobei die Westschweizer Verant- sehr schnell zusammengestellt und gingen grosses diakonisches Engagement von wortlichen die Möglichkeiten digitaler Seel- damals davon aus, dass die Einschränkun- Jugend- und Sozialarbeiter*innen ausging. sorge gleichzeitig kritischer einschätzten gen bis Mai/Juni 2020 wieder aufgehoben als ihre Deutschschweizer Kolleg*innen. werden», erzählt Arnd Bünker. Die langfristi- Seelsorge gesteigert Arnd Bünker relativiert diese Momentauf- gen Wirkungen auf die Kirchen hätten die Mit den Kontaktbeschränkungen fielen auch nahme: «Wenn wir alle drei Monate nach- Beteiligten dabei weniger im Blick gehabt. Möglichkeiten weg, im Einzelgespräch oder gefragt hätten, hätten wir unter Umständen Dadurch ergab sich eine detaillierte in Gruppen seelsorgerisch tätig zu sein. gesehen, dass die digitale Krücke in der Momentaufnahme, die allerdings die Ent- Viele kirchliche Mitarbeiter*innen realisier- Seelsorge inzwischen zu einem nützlichen wicklungen während der zweiten und dritten ten schnell, dass sie nun digitale Kanäle Tool geworden ist.» Welle nicht widerspiegelt. nutzen müssen, um Menschen erreichen zu Der Theologe ist überzeugt, dass Begegnun- können. 42 Prozent der Befragten gab an, gen im digitalen Raum die Seelsorge durch- Diakonie eher im Verborgenen im Shutdown häufiger seelsorgerlich tätig aus bereichern können. Die Kirchgemeinden Während der ersten Welle war im privaten gewesen zu sein als zuvor. Dabei standen könnten ein breites, ausdifferenziertes Seel- Umfeld und in der Öffentlichkeit eine grosse vor allem ältere Menschen im Fokus, weil sorgeangebot bereitstellen. Schnittstellen Hilfsbereitschaft festzustellen. Diese ging diese stärker isoliert waren. Bevorzugtes zwischen territorialer und kategorialer Seel- vielfach von informellen Netzwerken Medium war das Telefon. «Es gab Pfarreien, sorge würden durchlässiger. «Per Zoom kann ein Spitalseelsorger einen Patienten auch Grafik: SPI/CONTOC/adur-werbung.ch nach seinem Aufenthalt begleiten», sagt Ich war häufiger und intensiver seelsorgerisch tätig als sonst. Bünker. Schliesslich hätten Erfahrungen aus der Psychotherapie gezeigt, dass man weiblich männlich digital «schneller auf den Punkt kommt» 30 als im direkten Gespräch. Detlef Kissner 20 Prozent 30% 29% 24% 23% Zur CONTOC-Studie 10 21% 22% Wissenschaftler*innen aus 22 Ländern 15% 14% 12% 10% untersuchten in der Studie Churches Online in Times of Corona (CONTOC), in- 0 wieweit man sich in der Pastoral wäh- überhaupt nicht eher nicht teils-teils eher voll und ganz überhaupt nicht eher nicht teils-teils eher voll und ganz rend des ersten Shutdowns digitaler Kanäle bediente. Dafür wurden ca. 6'500 evangelische und katholische Seel- sorger*innen vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Rückmeldungen zu Seelsorge-Einsätzen im ersten Corona-Shutdown. 6 forumKirche | 9-2021
Aus der Nachbarschaft Das Bistum Freiburg mit seinem Münster Bild: pixabay.com möchte sich in den nächsten Jahren neu aufstellen. Mehr Luft für Seelsorge Eine Diözese definiert sich neu Als die Erzdiözese Freiburg (D) mit ihrer zusammenzuführen. Nun möchte man ei- «Damit wird er zum Seelsorger der Seelsor- Raumplanung im Rahmen des Projekts nen weiteren Schritt machen: Die kleinen ger*innen, zum Organisator und Trainer», Kirchenentwicklung 2030 im März an die Pfarreien mit ihren Seelsorgeeinheiten erklärt der Kommunikationsfachmann. Öffentlichkeit ging, stiess sie damit auf sollen aufgelöst und stattdessen 36 Gross- Offen ist auch noch die Frage, wie Leitung ein grosses mediales Interesse. Vor allem pfarreien geschaffen werden, die etwa die vor Ort konkret wahrgenommen werden die Ankündigung, dass die Zahl der Grösse der jetzigen Dekanate haben. Die soll. In der «Einführung» heisst es, dass Pfarreien von derzeit 1057 auf 36 redu- grösste dieser Pfarreien wird ca. 114’000 es um «die Entwicklung einer ‹Pastoral der ziert werden soll, liess viele aufhorchen. Katholik*innen umfassen. Damit ändert Ermächtigung›» geht, die auf die Selbst- Ziel soll sein, die kirchliche Gemeinschaft sich auch das Verständnis von Pfarrei: weg führung und Selbstorganisation derer, möglichst langfristig an vielen Orten von der «Pfarrfamilie» hin zu einem «geogra- die sich engagieren, ausgerichtet ist». lebendig zu halten. Dies erfordert nach fischen Raum, in dessen Gebiet Pastoral Bedeutet dies, dass Laien und Ehrenamt- Ansicht der Initiatoren einen «Kultur- und Verwaltung koordiniert und organisiert liche mehr Kompetenzen erhalten? Die entwicklungsprozess». werden» («Einführung in das Projekt Pasto- Gemeindeteams, die sich aus Seelsor- ral 2030»). Durch diese Konzentration sol- ger*innen und Ehrenamtlichen zusammen- Der Startschuss fiel bereits 2019. Damals len Verwaltungsvorgänge optimiert werden. setzen und bisher das Leben an der Basis war in der Diözesanen Pastoralkonferenz «Somit bleibt mehr Luft für die Seelsorge», gestaltet haben, sollten nach Ansicht von der Entschluss gereift, einen Prozess an- erklärt Michael Hertl. Mit der Einführung Michael Hertl auf jeden Fall weiterbestehen zustossen, der die Kirche zukunftsfähig von Pfarreigeschäftsführer*innen will man und gestärkt werden. macht. Hintergrund dieses Aufbruchs sind zur weiteren Entlastung des Seelsorgeper- die zurückgehenden Zahlen von Priestern sonals von administrativen Aufgaben (Per- Zügige Umsetzung und anderen pastoralen Mitarbeiter*innen. sonal, Finanzen usw.) beitragen. Deren Ein- Die grossen Strukturen sind klar, nun gilt «Auf der anderen Seite sinkt auch die Zahl satz wird bereits in Pilotprojekten getestet. es, sie mit Leben zu füllen. Dafür soll bis der Kirchenmitglieder, die Bindungen zur 2022 ein Konzept erarbeitet werden, in Kirche werden lockerer», fügt Michael Hertl, Neue Aufgaben für den Pfarrer das Meinungen und Bedürfnisse möglichst Leiter der Stabstelle Kommunikation der Und was wird sich durch diese Struktur- vieler Gläubigen einfliessen. «Die Ent- Erzdiözese, hinzu. Was kann und soll die reform vor Ort ändern? Michael Hertl be- scheidungsoptionen werden in einem de- Kirche angesichts dieser Entwicklungen kräftigt, dass es vor allem im Blick auf die mokratischen Prozess entwickelt», so Hertl. noch anbieten? Und wie muss sie sich Seelsorge «keinen Rückzug aus der Fläche Auf dieser Grundlage wird die Diözesane organisieren, um auch in 10 bis 20 Jahren geben wird»: «Kirchen, kirchliche Kinder- Pastoralkonferenz Empfehlungen abgeben, noch zu funktionieren? Diese Grundfragen gärten, Caritas-Stellen sollen weiterhin die der Erzbischof dann umsetzt. Danach sollen im Projekt Kirchenentwicklung 2030 bestehen wie bisher und für Seelsorge und beginnt der Transformationsprozess, der geklärt werden. Glaubensvermittlung werden neue Kon- bis 2025 abgeschlossen sein soll. «Da zepte entwickelt.» Die Gottesdienstdichte stehen die nächsten Pfarrgemeinderats- Seelsorger*innen entlasten werde aufgrund der Personalsituation ab- wahlen an», sagt Michael Hertl, «mit den Dem Projekt liegt die strukturelle Vorgabe nehmen. Auch die Rolle des Pfarrers, der neuen Pfarrgemeinderät*innen soll das zugrunde, die Zahl der Pfarreien deutlich zu eine solche Grosspfarrei leitet, wird einen Leben in den Pfarreien neu starten können.» reduzieren. Bereits in den letzten 20 Jah- Wandel erfahren. «Er wird nicht mehr alle ren hatte die Erzdiözese damit begonnen, Pfarreimitglieder kennen, was aber heute Detlef Kissner die 1057 Pfarreien zu 224 Seelsorgeein- schon so ist», so Hertl. Seine Hauptauf- heiten (entspricht den Pastoralräumen im gabe ist es, zusammen mit seinem Team Weitere Infos: Bistum Basel) zum Zwecke der Kooperation die Seelsorge in der Pfarrei sicherzustellen. www.kirchenentwicklung2030.de forumKirche | 9-2021 7
Gedankenimpuls Bild: pixabay.com «Träume dir dein Leben schön und mach aus diesen Träumen eine Realität.» Marie Curie, Physikerin und Chemikerin · 1867–1934 8 forumKirche | 9-2021
Den Glauben feiern Bild: MorningbirdPhoto/pixabay.com Gottesdienste anderssprachige Missionen Albanische Mission So, 2. Mai 13.00 Uhr St. Nikolaus Wil So, 9. Mai 13.00 Uhr St. Nikolaus Frauenfeld Kroatische Mission Sa, 1. Mai 19.00 Uhr St. Martin Arbon So. 2. Mai 09.30 Uhr Klosterkirche Münsterlingen 11.45 Uhr St. Nikolaus Frauenfeld Sich auf den Weg machen 17.00 Uhr St. Peter Schaffhausen 18.15 Uhr St. Peter Schaffhausen Gedanken zum Evangelium Joh 15,9-17 So, 9. Mai 09.30 Uhr Klosterkirche Münsterlingen Gleich zu Beginn der Bibel ruft Gott Abraham dazu auf, sich auf den 11.45 Uhr St. Nikolaus Frauenfeld 17.00 Uhr St. Peter Schaffhausen Weg zu machen in ein neues Land. Der Mann ist alt und kinderlos 18.15 Uhr St. Peter Schaffhausen und soll sich auf den Weg machen – einfach so? Nur im Vertrauen auf Gottes Zusage? Abraham aber bricht auf und nimmt seine gan- Polnische Mission ze Familie samt Vieh mit. Ist das nun verrückt oder die Konsequenz Sa, 1. Mai 19.00 Uhr Klösterli Frauenfeld eines unerschütterlichen Glaubens – oder von beidem etwas? So, 9. Mai 09.00 Uhr St. Maria Sitterdorf 11.00 Uhr St. Stefan Kreuzlingen In meinem Leben gab es auch Momente, in denen das Alte aufge- Portugiesische Mission braucht war, ein Aufbruch ins Unbekannte anstand. Nicht immer zu Sa, 1. Mai 19.00 Uhr Klösterli Frauenfeld meiner Freude. Es wäre doch schön und bequem gewesen, einfach So, 9. Mai 09.00 Uhr St. Maria Sitterdorf mit dem Altvertrauten weiterzumachen. Doch warum soll es mir an- 11.00 Uhr St. Stefan Kreuzlingen ders gehen als all den Männern und Frauen in der Bibel, die Gott ruft? Spanische Mission Auch Jesus sagt zu seinen Jünger*innen: «Ich habe euch dazu be- Sa, 1. Mai 18.30 Uhr St. Maria Schaffhausen stimmt, dass ihr euch auf den Weg macht» (Joh 15, 16). Er hat ihnen So, 2. Mai 10.30 Uhr Klösterli Frauenfeld und uns nicht versprochen, dass wir uns einfach einrichten können. 12.00 Uhr St. Stefan Kreuzlingen Aufbrechen gehört zu denen, die seine Freund*innen sind. Manchmal Sa, 8. Mai 18.30 Uhr St. Maria Schaffhausen hat der Umbruch mit persönlicher Veränderung zu tun: Partnerschaft, So, 9. Mai 09.30 Uhr St. Martin Arbon 11.00 Uhr St. Stefan Amriswil der Geburt von Kindern oder Enkeln, Ausbildungen, Berufswechseln, erwachsenen Kindern, die ausziehen, mit Armut, Krankheit und Tod. Tamilische Mission Der nächste Gottesdienst findet am 22. Mai statt. Manchmal bricht etwas ein wie das Corona-Virus. Es zwingt uns alle, radikal umzudenken, unsere Pläne werden zu Makulatur. Die Ungarische Mission anscheinend so sicher geplante Zukunft zerbricht. Wir finden uns, So, 2. Mai 17.00 Uhr Bruder Klaus Tägerwilen So. 9. Mai 17.30 Uhr Münster Konstanz ob wir wollen oder nicht, auf dem Weg ins Unbekannte wieder. Unsicher, verzweifelt, oft müde. Doch Gott hat Abraham versprochen, dass Gutes aus diesen Wegen wächst. Und auch Jesus verspricht, dass der neue Weg Gottesdienste in Radio & Fernsehen «Frucht bringt – Frucht, die bleibt.» Ob wir der Zusage trauen, ist un- Sonntag, 2. Mai, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur sere Entscheidung. Vielleicht haben wir schon früher wie so viele Röm.-kath. Predigt – Mit Pfarrer Michael Pfiffner andere riskiert, uns auf den Weg zu machen. Und so wagen wir die Schritte nochmals im Vertrauen, wie damals. Die Dichterin Hilde Sonntag, 9. Mai, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur Röm.-kath. Predigt – Mit Pastoralassistentin Monika Poltera-von Arb Domin sagt es in einem Gedicht so: «Ich setzte meinen Fuss in die Luft, und sie trug.» Einen Versuch – mit Gottes Hilfe – ist es wert! Sonntag, 2. Mai, 9.30 Uhr, ZDF Evang. Gottesdienst – Lieder meines Lebens Ich fand übrigens immer, dass von Sarah mehr Glaube verlangt Aus der Heiliggeistkirche in Frankfurt am Main wurde als von Abraham. Zu ihm hatte immerhin Gott gesprochen, sie aber musste ihrem Mann glauben, dass er die Stimme des Sonntag, 9. Mai, 9.30 Uhr, SRF1 Ewigen gehört hatte. Kath. Gottesdienst – DU erneuerst das Angesicht der Erde Aus der Gemeinde Heilig Kreuz in Bensheim-Auerbach Christiane Faschon, Berg Regionale Sendungen Sonntagslesungen Radio TOP: TOP Kick und TOP Church: www.topchurch.ch 2. Mai – 5. Sonntag der Osterzeit Erste Lesung: Apg 9,26-31 Radio Munot: Gedanken zum Tag Zweite Lesung: 1 Joh 2,18-24 Montag bis Freitag 6.50 Uhr Evangelium: Joh 15,1-18 Unterwegs – ein kirchliches Magazin aus Schaffhausen Jeweils am letzten Sonntag im Monat, 10 Uhr, Wdh. 22 Uhr 9. Mai – 6. Sonntag der Osterzeit Erste Lesung: Apg 10,25-26.34-35.44-48 Schaffhauser Fernsehen SHf: Gedanke am Wuchenänd Zweite Lesung: 1 Joh 4,7-10 Samstag, 18.55 Uhr bis Sonntag, 18 Uhr, stündliche Wdh. Evangelium: Joh 15,9-17 forumKirche | 9-2021 9
Thurgau · Kirche ohne Grenzen – Italienisch Mut zeigen, anders zu sein Von der Waffe Weder Frau noch Mann Die Arbeit des Jugendmissions Soziale Einsätze geleistet Alessia Margherito (33) kommt aus Süd- Auch Shannons Freund geht ent- italien und ist im Jahr 2014 mit ihrem spannt und offen mit der Thematik Mann Paolo Russo (33) nach Schaffhau- um. «Wir haben ein tolles Verhält- sen gezogen. Im Mai 2019 nahm sie mit nis», so Shannon. Bald schon bezie- ihrer Familie in Bergamo am 6. Welttreffen hen die beiden im Kanton Bern eine der Jugend des Friedens teil, organisiert gemeinsame Wohnung. Doch erst vom ursprünglich italienischen und heute beendet Shannon das Praktikum bei weltweit agierenden Jugendmissions- der Fachstelle Kinder und Jugend der dienst SERMIG. Kirche ohne Grenzen hat katholischen Landeskirche Thurgau mit ihr über diese Erfahrung gesprochen. in Weinfelden. Zur JUSESO hatte Shannon schon vor dem Schulend- Warum habt ihr euch entschieden, mit kurs Kontakt, kannte diese von drei kleinen Kindern zum Welttreffen der Lagern her. Mit dem Wunsch, später Jugend des Friedens zu fahren? in einem sozialen Bereich tätig zu Eine alte Bekannte hat mich dazu einge- sein, startete Shannon vor knapp laden. Sie gehört der Bruderschaft von Bild: Claudia Koch einem Jahr ein Praktikum. Der er- SERMIG an, welche dieses Treffen jeweils lernte Beruf in der Drucktechnologie organisiert und hat uns sehr überzeugend scheint zu wenig zukunftsträchtig. klargemacht, dass es eine unvergessliche Ziel ist es, nach einem weiteren Jahr Erfahrung ist. So haben wir entschieden, Shannon Tobler war bereits dreimal im Einsatz Praktikum in einer bernischen Ta- mit unseren Kindern im Alter von 1 bis 5 für Swiss for Greece. gesschule die Ausbildung in Sozialpädago- Jahren hinzufahren und es hat sich ge- gik an einer höheren Fachhochschule zu lohnt! starten. Erfahrung mit sozialen Einsätzen Shannon Tobler aus Bussnang ist non- bringt Shannon schon einige mit. Bereits Was ist euch aufgefallen? binär, fühlt sich also weder als Frau noch dreimal war Shannon in Griechenland für Alles war durchdacht bis in kleinste Detail. als Mann und möchte einfach nur als das Projekt Swiss for Greece, verteilte Hilf- Später erfuhren wir, dass ein Prinzip der Shannon gesehen werden. Dass es für spakete, strich Wände, bot Hand, wo es ge- Bruderschaft «das Gute gut tun» lautet diese Gefühlswelt überhaupt eine Bezeich- braucht wurde. (wenn man Gutes tut, soll man es auch nung gibt, erfuhr Shannon an einem gut, d. h. heisst korrekt, durchführen, Anm. Schulendkurs der JUSESO Thurgau. Bewusstsein früh fördern d. Red.), was man bei diesem Treffen kon- Um andere Menschen in ähnlichen Situatio- kret sehen konnte. Wir haben berührende, Schon als Kind fühlte sich Shannon an- nen zu unterstützen und Mut zu machen, ist aber auch aufrüttelnde Zeugnisse von ders, nicht typisch als Mädchen, wollte et- Shannon für die Plattform «Du bist Du» in Menschen gehört, die Gewalt, Ungerechtig- wa keine Kleider tragen. Dann mit 16 Jah- beratender Funktion unterwegs. Shannon keit und Armut erlebt hatten und trotzdem ren besuchte Shannon den Schulendkurs sagt dazu: «Solche Aufklärungsbesuche in den friedlichen Weg wählten. Alle Erzählun- der JUSESO, wo Fachpersonen der Platt- Jugendtreffs sind wichtig und nötig.» Denn gen hatten eines gemeinsam: die Verge- form «Du bist Du» über die geschlechtliche noch immer sei es beispielsweise nicht bung als Wendepunkt. Es scheint unmög- und sexuelle Vielfalt aufklärten. «Darunter normal, nach dem Pronomen einer Person lich, Frieden zu schaffen, ohne zuerst zu sprach auch eine non-binäre Fachperson, zu fragen. Auch geht es darum, dass Men- vergeben. Es waren schwerwiegende bei der ich viele Vergleichsmöglichkeiten schen wie Shannon mehr «gesehen» werden Geschichten, die berührten und ein Feuer wahrnahm», sagt Shannon. Endlich war da und dass mehr Leute das Bewusstsein für in uns entfachten, das wir weitergeben eine Bezeichnung, ein Name für das Weder- die verschiedenen Geschlechtsidentitäten wollten. So lernten wir danach SERMIG Noch. Danach dauerte es rund ein Jahr bis entwickeln. Das sollte laut Shannon schon kennen. zum inneren Coming-out, bis Shannon sa- in der Schule beginnen. «Die Menschen, gen konnte: Jetzt stimmt es für mich. Noch- die dort gezeigt oder beschrieben werden, Was ist SERMIG? mal ein halbes Jahr später vertraute sich sind meist heterosexuell und cis, d. h., Eine von Ernesto Olivero im Jahre 1964 Shannon einem Kollegen an. Dieser nahm die Geschlechtsidentität stimmt mit dem in Turin gegründete Vereinigung. SERMIG das Outing schlecht auf und tat es als bei Geburt zugewiesenen Geschlecht über- steht für «Servizio Missionario Giovani» Spinnerei ab. Eine herbe Enttäuschung. ein», so Shannon. Auch beim Thema Uni- (auf Deutsch: Jugendmissionsdienst). Eine Freundin hingegen, die ebenfalls am sex-WCs gibt es grosse Lücken. Schliess- Der Sitz befindet sich im «Arsenal des Schulendkurs dabei war, war entsprechend lich habe man zu Hause ja auch keine Friedens», einer ehemaligen Waffenfabrik, sensibilisiert für das Thema und reagierte geschlechtergetrennten Toiletten. die im Jahr 1984 von Hunderten Freiwilli- positiv. Weitere Outings im Freundeskreis gen in ein Metropolitan-Kloster umgebaut wollte Shannon keine mehr machen. Von Claudia Koch wurde. Das Haus ist jederzeit bei Tag und der Familie gab es wenige Reaktionen. Sie Nacht geöffnet. Es gibt eine Mensa und hat die Situation angenommen, wie sie ist. Weitere Informationen: www.dubistdu.ch Schlafplätze für Bedürftige, Freiwillige 10 forumKirche | 9-2021
Kirche ohne Grenzen – Italienisch nfabrik zum Haus des Friedens dienstes SERMIG Bild: zVg Bild: Daria Serra Dall’arsenale di guerra all’arsenale della Pace Il sogno di un giovane, che trasformò la realtà di migliaia Alessia Margherito (33), una giovane mamma che nel 2014 si è trasferita con il marito dall’Italia in Svizzera, nel maggio 2019 partecipò insieme Alessia Margherito alla sua famiglia al 6. Appuntamento (33): «Ausschlag- Mondiale Giovani della Pace a Bergamo. gebend ist nicht nur Questo viaggio ha portato frutto. das Herz zu öffnen, Kirche ohne Grenzen ha parlato con lei Paolo Russo (rechts) und der ebenfalls in das Projekt involvierte Mario sondern auch die di questa esperienza. Abatriatico bei der Abgabe von Hilfsgütern im «Arsenal des Friedens». Hände.» Perché vi siete decisi di partire con tre bambini piccoli? sammeln und verteilen Kleider oder ar- ist in Turin als einziges Haus für die Armen Siamo stati invitati da una nostra amica, beiten als Ärzte in einer Praxis, in welcher offen geblieben. Während des Lockdowns Veronica, che del Sermig ha fatto la sua sie Bedürftige kostenlos behandeln. Zu- wurden 200 Personen aufgenommen und casa. Ci ha presentato il progetto, dicen- dem gibt es dort eine Konditorei, in der Kleider, Decken sowie Essen an Obdach- doci che sarebbe stata sicuramente una Menschen mit Behinderungen beschäftigt lose verteilt. Es war berührend, wie unsere bella esperienza Sicuramente perché werden. So viele Gaben kommen hier zum Verwandten und Bekannten mitgemacht Veronica è stata tanto convincente. Einsatz! Es ist aber auch ein Ort des Dia- haben. Wir fuhren mehrmals nach Turin mit Pensavo e ripensavo alla sua proposta e logs, der Bildung, des Gebets und des vollem Kofferraum oder Lieferwagen. Un- dentro di me cresceva sempre più il de- Spiels für Gross und Klein. Jesajas «Pro- sere Bekannte informierte uns immer, siderio di esserci, alla fine lo volevo con phetie» über die Zeit ohne Gewalt und wenn sie Dinge weitergeben konnten. Wir tutte le mie forze… tanto da non vedere Hunger ist der Motor dieses Einsatzes. wussten so, dass z. B. unsere verstaubte le «difficoltà» di fare questa esperienza Jegliches Handeln zielt auf diese grosse Winterjacke, jetzt einem Mann auf den con tre bambini piccoli (1, 3, 5). Hoffnung: Dem Menschen die Erfahrung Strassen Turins den Rücken warm hielt. von Liebe und Frieden zu ermöglichen. Es ist konkrete Hilfe, die ankommt und die Cosa vi ha colpito? Aktion und Kontemplation gehören zusam- Gemeinschaft schafft zwischen den Geben- Siamo stati subito colpiti dall’organizza- men, wobei mit den Gästen nie, ausser den und den Empfangenden – so viel, dass zione impeccabile. Era stato pensato auf dessen Wunsch, direkt über Jesus nicht mehr klar ist, wer gibt und wer emp- tutto nei minimi dettagli. Le belle testi- gesprochen wird. Ein Haus, das alle auf- fängt. Aber auch Freundschaften oder Aus- monianze, la gioia e l’amore che si nimmt, ohne Vorurteile oder etwas dafür tausch und Mitwirkung bei einigen Online- percepivano intorno a quella piazza ci zu verlangen. Es ist für mich immer wieder Treffen konnten realisiert werden. Ich hoffe, hanno fatto incuriosire, tanto da voler unglaublich davon zu sprechen, weil es un- dass immer mehr Menschen SERMIG conoscere da più vicino il Sermig. glaublich und eigentlich unmöglich ist, was kennenlernen und unterstützen. Und wer dort alles an Freiwilligenarbeit geleistet weiss, vielleicht können wir einmal Ernesto Cosa è il Sermig? wird. Niemand erhält einen Lohn. Alle Olivero doch noch bei uns begrüssen! La mia amica Veronica lo descrive così Spenden werden eins zu eins weiter- nel suo libro «Una vita tra le vite»: gegeben. Interview und Übersetzung: Daria Serra «È casa per chi non ce l’ha, è letto per chi dorme in strada, cibo per gli affama- Was ist daraus für euer Engagement in der ti, cure mediche per chi non può, scuola Mission entstanden? Daria Serra-Rambone (32), di formazione e di vita.» Sermig sta per Bild: zVg Eine wunderschöne Zusammenarbeit! Der stammt ursprünglich aus «Servizio Missionario Giovani» ed è una Pastoralrat der italienischen Mission hatte dem Süden Italiens. Sie fraternita fondata da Ernesto Olivero einen Kongress mit dem Gründer Olivero studiert in Luzern Theologie nel 1964 con sede nell’Arsenale della als Redner geplant – die Pandemie hat das und engagiert sich ehren- Pace a Torino. Si tratta di un monastero verhindert. Aber nicht die Möglichkeit, amtlich in der Missione Cattolica Italiana, metropolitano di cui porta è aperta 24 SERMIG in dieser schwierigen Situation zu Schaffhausen. ore su 24, 365 giorni all’anno. unterstützen. Das «Arsenal des Friedens» forumKirche | 9-2021 11
Aus dem Bistum Den Aufbruch wagen News Zehn Schritte zu einer geschwisterlichen Kirche Hilfswerke befürworten das CO2-Gesetz Nach Caritas Schweiz werben auch die kirchlichen Hilfswerke Fastenopfer, Brot für Bild: © Roberto Conciatori Ein Zeichen der alle und HEKS für ein Ja zum neuen CO 2- Verbundenheit: Gesetz. Es kommt am 13. Juni an die Urne. Die Gottesdienst- Zu den Unterstützern gehört auch der leitenden Herbert Gut Präsident der Schweizer Bischofskonfe- und Ingrid Bruderhofer renz, Felix Gmür. Das Gesetz stehe auf der nehmen bei den Linie von Papst Franziskus, der in «Laudato Mitfeierenden Platz. si» seine Sorge um die Schöpfung formu- liert, so Gmür. Der Bischof wirke aber nicht aktiv an einer politischen Kampagne mit, betonte sein Mediensprecher. Jesuiten gründen eine neue Provinz Am 27. April wurde aus den bisherigen Jesuitenprovinzen Deutschland, Österreich, Schweiz und Litauen-Lettland die neue Zentraleuropäische Provinz, die auch Eine geschwisterliche Kirche von Frauen glaubwürdigeren Kirche», sagt Iva Boutellier, Standorte in Schweden und Chicago/USA und Männern ist eine Frage der Haltung Mitglied der Synode und Co-Leiterin der umfasst. Geleitet wird sie von P. Bernhard und der Gerechtigkeit. Eine Arbeitsgruppe Gruppe. Herbert Gut, Pfarreileiter in Luzern, Bürgler SJ. Als Provinzial trägt er die Ver- des Synodalrats der katholischen Landes- sieht darin ein «Zukunftsbild mit Strategie- antwortung für 36 Standorte mit insge- kirche Luzern macht dazu Vorschläge. charakter, das einen gemeinsamen Auf- samt 419 Jesuiten. Der 60-Jährige war Ihre «Zehn Schritte» versteht sie als Weg bruch aller kirchlichen Ebenen» beschreibe. seit 2014 Provinzial der Österreichischen zu einer glaubwürdigeren Kirche. Darin seien die umfassende Gleichwertig- Provinz und ist Experte für Spiritualität keit und Gleichberechtigung von Männern und Psychoanalyse. Die neue Provinz wird «Zehn Schritte zu einer geschwisterlichen und Frauen, Macht und Machtteilung wichti- von München aus geleitet. Kirche» heisst das Papier, das die acht- ge Fragen, ergänzt Synodalratspräsidentin köpfige Gruppe zur Diskussion stellt. Die Renata Asal Steger. Gut und Asal-Steger Bootsunglück im Mittelmeer Gruppe wurde damit beauftragt, nachdem gehören ebenfalls der Arbeitsgruppe an. Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée Bischof Felix Gmür im Sommer 2016 in Die Kirche müsse «auf dem Weg bleiben», hatte am 22. April mitgeteilt, dass vor Rom im Gottesdienst mit der Pilgergruppe fasst Iva Boutellier zusammen. «Wir alle Libyen ein Schlauchboot mit rund 130 «Für eine Kirche mit* den Frauen» darum können Schritte in die Zukunft machen.» Migrant*innen an Bord verunglückt sei. gebeten hatte, ihm Vorschläge für eine Dies anerkannte auch Bischof Felix Gmür, Das eigene Rettungsschiff habe bei geschwisterliche Kirche zu machen. als ihm die «Zehn Schritte» Ende Januar schlechten Wetterverhältnissen «nur noch als erstem vorgestellt wurden: «Die Kirche Tote» gefunden. Den zuständigen Behörden Anstoss zum Gespräch befindet sich in einer Umbruchsituation.» warf SOS Méditerranée Versagen vor. Den Dialog zwischen geweihten und nicht Papst Franziskus sagte beim Mittagsgebet, geweihten Frauen und Männern fördern, auf Das Anliegen namentlich unterstützen dass er «sehr betrübt» sei angesichts der Priester ohne starken Bezug zur Pfarrei ver- Die «Zehn Schritte» sind auf einem Faltblatt erneuten «Tragödie». Die Betroffenen hät- zichten, alternative Formen finden, damit in zusammengefasst, das an viele Interessen- ten tagelang vergebens um Hilfe gefleht. Pfarreien ohne Priester Frauen und Männer gruppen verschickt wird. Auf der Webseite «Es ist eine Schande», so der Papst. das Mahl Jesu und sakramentale Zeichen www.geschwisterliche-kirche.ch kann es feiern können: Das sind drei Beispiele zu heruntergeladen werden, dort finden sich Religionsführer begrüssen Schuldspruch den «Zehn Schritten», die übertitelt sind auch Erläuterungen dazu. Zudem können In seltener Einmütigkeit haben Repräsen- etwa mit «Vertrauenskultur», «Pastoral der sich Interessierte auf dieser Webseite mit tanten der US-Religionsgemeinschaften Präsenz» oder «Raum für Innovation». Die ihrem Namen eintragen und damit bekräfti- den dreifachen Schuldspruch im Prozess Arbeitsgruppe versteht ihr Papier als «Weg- gen, dass sie das Anliegen mittragen. um den Tod von George Floyd begrüsst, der beschreibung» für die Diskussion vor Ort Die «Zehn Schritte» enden mit einem Wort am 25. Mai 2020 bei einem Polizeieinsatz und lädt die Empfänger*innen ein, «den der Bewegung Maria 2.0: «Wir alle sind die starb. Die Hoffnung ist, dass das Urteil die Aufbruch zu wagen, von der Basis bis zum Veränderung. Wir gehen weiter auf unserer Rassengerechtigkeit voranbringt. Die Bischof», wie es darin heisst. Die Schritte Pilgerreise hin zu einer Kirche gleicher katholischen Bischöfe erklärten, «die müssten mit Leben gefüllt werden, «in den Würde und Rechte aller. Schaffen wir uns Nation bleibe tief gespalten, wie dieses Pfarreien und Kirchgemeinden, in den Anders-Orte des Glaubens in unserer Unrecht wiedergutgemacht werden kann». Gottesdiensten, in den Kirchenleitungen», Kirche, an denen wir diese Vision einer Man fühle sich der Aufgabe verpflichtet, schreibt die Gruppe im Begleitbrief. geschwisterlichen und gerechten Kirche «Herzen und Einstellungen zu verändern». leben.» (Vgl. S. 13) Aufbruch aller kirchlichen Ebenen kath.ch/Red. Die «Zehn Schritte» seien «ein Weg zu einer Dominik Thali/Red. 12 forumKirche | 9-2021
Aus dem Bistum · Thurgau Geduld Einsamkeit in Zeiten von Corona Was mich bewegt: ein Beitrag von Felix Gmür Ein Gesprächsabend mit Inputs Bild: Sasha Freemind/Unsplash Geduld sei eine Tugend, sagt man. Dies ist allerdings leichter Was kann uns helfen gegen die Einsamkeit, gesagt als getan. Was tut denn, wer geduldig ist? Er erträgt, die sich in Zeiten von Corona noch verstärkt? erduldet, zeigt Langmut. Sie beugt sich ihrem Schicksal, fügt Dieser Frage geht eine Veranstaltung der sich. Geduldige halten aus. Geduld ist nicht ein passives Über- Fachgruppe Erwachsenenbildung des sich-ergehen-lassen, sondern vielmehr eine innere Verfassung, Pastoralraumes Thurgau Mitte nach. Einsamkeit belastet. eine Haltung, eine Fähigkeit. Geduld kann man trainieren. Das geht dann am besten, wenn Einsamkeit macht krank. Sie verkürzt das Leben. Wer sozial iso- man ein Ziel vor Augen hat. Die Geduld, die gemäss Paulus liert lebt, hat ein 30 Prozent erhöhtes Risiko, vorzeitig zu sterben, eine Frucht des Heiligen Geistes ist, bringt dann selbst neue unabhängig von Alter, Geschlecht und Lebensstil. Der Psychiater Früchte hervor. Eine kann die Gelassenheit sein. Es gibt Dinge, Manfred Spitzer nennt sie darum den «Killer Nummer eins». Umstände, Situationen (und Menschen!), die wir nicht ändern Corona hat diese Krankheit noch verschlimmert. Einsamkeit ist ein können. Aber wir können lernen, sie in Geduld zu ertragen. schrecklicher Schmerz für die Menschen, aber auch ein Problem «Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi aller westlichen Gesellschaften. In der Schweiz fühlte sich jede*r erfüllen», schreibt Paulus (Gal 6,2). Eine andere Frucht ist die Dritte vor Corona «manchmal» bis «sehr häufig» einsam. Die Standhaftigkeit. Dazu gehört, Unbill zu erkennen, soweit es geht Jungen unter 34 mehr als die Älteren, Frauen mehr als Männer. abzuwehren und nicht einzuknicken: «Steht fest im Glauben» Bei der Dargebotenen Hand melden sich seit Corona vermehrt (1Kor 16,13). Eine dritte Frucht ist die Hoffnung: «Seid fröhlich Menschen zwischen 19 und 40 Jahren, die mit psychischen Folgen in Hoffnung» (Röm 12,12). Geduldige hoffen beharrlich, dass es kämpfen. Zwei Fünftel der Anrufer waren Männer, drei Fünftel besser wird. Geduld zahlt sich aus, auch in Zeiten von Corona. Frauen. Viele sprachen über Einsamkeit (213 Prozent Zunahme) und Suizidgedanken (240 Prozent Zunahme). Neben Therapien sind Seelsorge und religiöse Traditionen ein wichtiges Heilmittel! Bild: zVg Der Anlass «Einsamkeit in Zeiten von Corona» wird Informationen zum Thema Einsamkeit geben und Möglichkeiten zum Austausch. Er wird begleitet von den beiden Theologen Christiane Faschon und +Felix Gmür, Jürgen Bucher. Die Veranstalter freuen sich auf eine gute Begegnung. Bischof von Basel Christiane Faschon/Red. Der Gesprächsabend findet am 25. Mai, um 19 Uhr im katholischen Pfarreiheim Sulgen statt. Kein Beitrag zur Einheit Bischof kritisiert Luzerner Kirche scharf Bischof Felix Gmür kritisiert das jüngst falsch. Der Beitrag trage nicht zur Einheit Priestermangels will die Arbeitsgruppe veröffentlichte Diskussionspapier der und Vielfalt der katholischen Kirche bei. eine «vielfältige Kultur von Seelsorge, Landeskirche Luzern im Zusammenhang «Ich suche das Anliegen hinter dem Text», Wortgottesfeiern und anderen liturgi- mit einer «geschwisterlichen Kirche von schreibt Felix Gmür. Es gehe ihm darum, schen Formen» anregen (Schritt 4). Männern und Frauen» (vgl. S. 12). Für ihn auf die «Fragen unserer Zeit Antworten zu Das alles geht für den Bischof zu weit. stimmen weder der skizzierte Weg noch suchen, die theologisch fundiert und in Eine «Pastoral der Präsenz» sei seit jeher das Resultat. der Überlieferung der Kirche verankert, gefragt. Eine zentrale Aussage des Zwei- die katholische Weite ausdrücken und ten Vatikanischen Konzils aber sei es, Bischof Gmür anerkennt zwar das En- weiter ausformulieren». Beim vorliegen- «dass die Eucharistie Quelle und Höhe- gagement und den guten Willen der den Papier aber müsse er festhalten, punkt des ganzen christlichen Lebens «Arbeitsgruppe für eine geschwisterliche dass vieles nicht in diese Richtung ziele. ist». Das sei die Mitte der Kirche, würde Kirche». Er bemängelt aber deren Zu- Bezüglich des Vorschlags, Gottesbilder zu diese aufgegeben, würde sich die Kirche sammensetzung. Es seien fast nur Profis erneuern und zu erweitern (Schritt 2), selbst zer stören. «Die Sakramente kön- auszumachen, auch würden Migrant*in- schreibt Bischof Felix auf Anfrage, Gottes- nen nicht durch alternative Formen er- nen fehlen. bilder könne man nicht befehlen. Man setzt werden, weil das sakramentale müsse sich mit ihnen auseinandersetzen. Handeln Jesu Christi nicht ersetzbar ist», Fehlende Katholizität Er warne vor einer «Bilderstürmerei, die so Gmür. Auch die Inhalte kritisiert der Bischof teil- alte Bilder verbieten möchte». weise scharf. Es würden Erwartungen Sylvia Stam und Andreas Krummenacher, formuliert, welche die «Überlieferung der Pastorale Präsenz und alternative Formen Pfarrblatt Bern /Red. Kirche in Frage stellen». Er finde das Als Antwort auf die pastorale Not infolge forumKirche | 9-2021 13
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